Teil 1 hier, Teil 2 hier.

Michael S. Neiberg – When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Hörbuch)

Dazu kam, dass die politischen Verhältnisse in Vichy sich ebenfalls änderten: die Deutschen erzwangen einen stärkeren Einfluss der Faschisten, die ihrerseits die Kollaboration deutlich verstärkten. Dabei ging es vorrangig um die Beschaffung von Arbeitskräften für die deutsche Rüstungsindustrie, wofür man sich im Gegenzug eine Freilassung von Gefangenen erhoffte – und natürlich Akzeptanz durch die Deutschen und einen vorteilhaften Stand bei späteren Friedensverhandlungen, an deren Zustandekommen man zu diesem Zeitpunkt noch glaubte, schon allein, weil die Alliierten ihr Ziel der bedingungslosen Kapitulation noch nicht formuliert hatten. Diesen Aspekt fand ich besonders spannend, weil von Revisionisten häufig vorgebracht wird, dass die Formulierung dieses Ziels ein Fehler gewesen sei, der den Krieg verlängert habe. Die amerikanischen Erfahrungen mit Vichy legen eher das Gegenteil nahe. [continue reading…]

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Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde. [continue reading…]

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Michael S. Neiberg – When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Hörbuch)

Die französische Flotte war ein Hauptaugenmerk sowohl von Briten als auch Amerikanern. Die Deutschen besaßen offensichtlich keine Hochseetaugliche Flotte, die die USA bedrohen konnte. Die Franzosen allerdings besaßen die drittgrößte weltweit. Fiele sie in deutsche Hände, würde dies das Machtgleichgewicht massiv verändern. Zwar machten die Deutschen keine Anstalten und versicherte Vichy, die Flotte nicht herauszugeben, doch das beruhigte niemanden. Die Briten entschlossen sich daher, nachdem der französische Flottenkommandant in Mers-al-Kabir ein Ultimatum zur Neutralisierung der Flotte ausgeschlagen hatte (aus Gründen eines idiotischen, anachronistischen Ehrenkodex‘), die französische Flotte in einer Art Überraschungsangriff zu zerstören. [continue reading…]

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Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde. [continue reading…]

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Michael S. Neiberg – When France fell. The Vichy Crisis and the Fate of the Anglo-American Alliance (Hörbuch)

Nur wenige Ereignisse des Zweiten Weltkriegs sind so mythenumwittert wie der Fall Frankreichs 1940. Innerhalb von nur 6 Wochen wurde die französische Armee, die von vielen Beobachtern als die stärkste des Kontinents eingeschätzt wurde, vollständig besiegt. Das Land, dass während des Ersten Weltkrieges unter ungeheuren Opfern für vier Jahre erbittert Widerstand gegen die Deutschen geleistet und am Ende siegreich aus dem Konflikt hervorgegangen war, hielt sich kaum länger als das kleine, bedrängte Polen. Die deutsche Propaganda stilisierte den Feldzug zu einem erfolgreichen „Blitzkrieg“, was zwar mit der Realität wenig zu tun hatte, sich aber gut verkaufen ließ. Ironischerweise galt dasselbe für die Alliierten, die durch die Betonung des Blitzkriegmythos ihre eigenen Fehler vergessen machen und eine bequeme Erklärung für das Debakel geben konnten. [continue reading…]

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Rezension: Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess

Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess (Hörbuch) (Fragen zu Corpus Delicti) (Lektüreschlüssel)

Im Jahr 2009 veröffentlichte die Schriftstellerin Juli Zeh einen dystopischen Roman über eine Gesundheitsdiktatur. Das Genre der Dystopie ist keines, dass in der deutschsprachigen Literatur große Beliebtheit hätte. Man verbindet es vielmehr mit Namen wie Orwell oder Huxley. Der dicht geschriebene, zuerst als Theaterstück entstandene Roman eignet sich natürlich hervorragend als Schullektüre. Als solche ist er mittlerweile auch im Abitur Baden-Württemberg – wie in dem zahlreicher anderer Bundesländer – sehr zum Wohle des Geldbeutels Zehs zur Pflichtlektüre avanciert. In der Corona-Pandemie erhielten sowohl Juli Zeh als auch Corpus Delicti einen unerwarteten Aufschwung an öffentlichem Interesse. Der Roman lässt sich mittlerweile kaum mehr lesen, ohne dass nicht sofort Bezüge zur Pandemie aufkommen würden. Das liegt natürlich nicht nur an der Thematik des Romans, sondern auch an der Autorin. [continue reading…]

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Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess (Hörbuch) (Fragen zu Corpus Delicti) (Lektüreschlüssel)

Mehrmals thematisiert sie auch die Rolle von 9/11 und der Terrorgesetzgebung auf ihr Wirken. Es mag mit dem großen zeitlichen Abstand zusammenhängen, aber dieser Einfluss ist in Corpus Delicti nur sehr abgedämpft zu spüren und gerät gegenüber den gesellschaftlichen Themen – vor allem ihrem Kampf gegen Gesundheitspolitik, die sie vehement ablehnt – deutlich ins Hintertreffen. Wenn Zeh erklärt, dass Gesundheit als Thema ihrer Dystopie letztlich ein willkürlich gewählter Gegenstand sei, ist das Kokettieren. Das Thema ist ihr allzu nahe und bestimmt ihre öffentlichen Auftritte seither auch stark, und die Ähnlichkeiten zwischen ihr und ihrer Hauptfigur Mia Holl sind auf diesem Gebiet zu augenscheinlich, um nicht direkt aufzufallen. [continue reading…]

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Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde. [continue reading…]

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Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess (Hörbuch) (Fragen zu Corpus Delicti) (Lektüreschlüssel)

Im Jahr 2009 veröffentlichte die Schriftstellerin Juli Zeh einen dystopischen Roman über eine Gesundheitsdiktatur. Das Genre der Dystopie ist keines, dass in der deutschsprachigen Literatur große Beliebtheit hätte. Man verbindet es vielmehr mit Namen wie Orwell oder Huxley. Der dicht geschriebene, zuerst als Theaterstück entstandene Roman eignet sich natürlich hervorragend als Schullektüre. Als solche ist er mittlerweile auch im Abitur Baden-Württemberg – wie in dem zahlreicher anderer Bundesländer – sehr zum Wohle des Geldbeutels Zehs zur Pflichtlektüre avanciert. In der Corona-Pandemie erhielten sowohl Juli Zeh als auch Corpus Delicti einen unerwarteten Aufschwung an öffentlichem Interesse. Der Roman lässt sich mittlerweile kaum mehr lesen, ohne dass nicht sofort Bezüge zur Pandemie aufkommen würden. Das liegt natürlich nicht nur an der Thematik des Romans, sondern auch an der Autorin. [continue reading…]

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In den USA hat der Wahlkampf begonnen. Das mag überraschen, angesichts dessen dass die Wahl noch 14 Monate entfernt ist. Aber wir können sogar einen Schritt weitergehen und die Frage stellen, ob nicht zumindest der offiziell bis Juni 2024 laufende Vorwahlkampf bereits vorbei ist und wir wieder auf ein Duell zwischen Joe Biden und Donald Trump zulaufen. Zusammen mit dem Politologie-Professor und US-Experten Christian Lammert bespreche ich diese Fragen – und noch viel mehr. Wir hatten während der Aufnahme mehrmals Verbindungsabbrüche; bitte eventuelle Asynchronitäten entschuldigen.

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Rezension: Adrian Daub – What Tech Calls Thinking

Adrian Daub – What Tech Calls Thinking (Hörbuch)

Festzustellen, dass die großen Techkonzerne von Silicon Valley eine unglaublich große Rolle in unserem Alltag haben, ist wahrhaftig keine überragende Erkenntnis. obwohl Mark Zuckerberg, Jeff Bezos, Bill Gates und wie sie alle heißen allseits bekannte Figuren sind, ist weitgehend unergründet, wie sie denken und wer ihre großen Einflüsse sind. Adrian Daub von der Stanford-Universität in Kalifornien ist schon allein wegen der räumlichen Nähe zum Silicon Valley ein einleuchtender Kandidat dafür, das etwas näher zu untersuchen. In „What Tech Calls Thinking“ geht er diese Ideengeschichte des Silicon Valley nach, ohne dass man ihn – der Titel verrät es schon ein wenig – allzu großer Sympathie beschuldigen dürfte. [continue reading…]

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Adrian Daub – What Tech Calls Thinking (Hörbuch)

Dies ist aus Daubs Sicht kompletter Unsinn. Nicht nur ist hier keinerlei Debatte intendiert, sondern alleine das sich verletzt fühlen aus der Ablehnung einer Reaktion seitens der Zielgruppe. Daub formuliert das ganze polemisierend zugespitzt, dass es um eine mitfühlende Erwähnung in einer Kolumne von David Brooks in der New York Times gehe. auch inhaltlich mache es wenig Sinn, da Google offensichtlich in höchstem Maße erfolgreich ist. Inwieweit also die Übernahme offen rassistischer Positionen den Unternehmenserfolg steigern sollte, bleibt völlig unklar; da eine ernsthafte Debatte über den Sachgegenstand allerdings auch nie intendiert war, sondern die Ablehnung und das „Gotcha“ der angeblich verweigerten Debatte danach, ist das auch irrelevant. [continue reading…]

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Der Tod eines Genres und der Aufstieg eines neuen

Im Sommerloch 2022 – lang, lang ist’s her – beschäftigte eine wichtige Debatte die Bundesrepublik: war es ein Abgrund an Zensur, wenn ein Verlag aus unternehmerischen Gründen ein Malbuch für Kinder doch nicht herausbringen wollte? Mit verkniffenem Ernst inszenierten sich diverse Politiker*innen in Deutschland beim Lesen von Karl May. Das war insofern bemerkenswert, als dass der Stein des Anstoßes – ein Kinderfilm, der den Stoff zeitgemäß aufzubereiten versuchte – außer dem Titel praktisch keine Verbindung zu Karl May besaß. In regelmäßigen Abständen fegen solche Debatten durch die Bundesrepublik – und natürlich auch durch andere europäische Länder und die USA, wo das alles ja überhaupt erst seinen Ursprung hat. [continue reading…]

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