Serap Gühler entlässt chinesische Jugendoffizier*innen aus den Seminaren, um den Autobahnausbau zu finanzieren – Vermischtes 25.06.2024

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.

Fundstücke

1) Rassisten raus?

Die Entscheidung der Hochschule für Angewandte Wissenschaften Hamburg (HAW), eine Studentin nicht dauerhaft zu exmatrikulieren, obwohl sie in ihrer Freizeit rassistische Parolen skandierte, ist korrekt. Obwohl der öffentliche Druck groß war und viele forderten, dass die Beteiligten ihre Studienplätze verlieren sollten, entschied die HAW, dass Hochschulen Studierende auch bei Fehlverhalten nicht ausschließen sollten. Dies gilt sowohl für rassistische Gesänge als auch für antisemitische Parolen. Die rechtlichen Hürden für eine Exmatrikulation sind in den meisten Bundesländern hoch. In Hamburg ist ein »schweres, schuldhaftes Fehlverhalten«, das der Hochschule schadet, erforderlich. Da das Verhalten der Studentin außerhalb des Campus stattfand, ist der direkte Schaden für die Hochschule fraglich. Hochschulen tragen eine besondere Verantwortung und haben strengere Regeln als Unternehmen, die sich leichter von Mitarbeitenden trennen können. Bildung kann Rassismus nicht vollständig heilen, aber Universitäten bieten eine Plattform für politische Diskussionen und Meinungsbildung. Junge Erwachsene haben oft noch keine gefestigten politischen Ansichten und können durch den universitären Austausch zum Umdenken bewegt werden. Es ist wichtig, junge Menschen nicht aufzugeben, um sie nicht weiter in die Arme der rechten Szene zu treiben. Die Rückkehr der Studentin im Wintersemester bietet die Chance, durch den Kontakt mit Professor*innen und Kommiliton*innen positive Veränderungen zu bewirken. (Tanya Falenczyk, Spiegel)

Ich finde die Entscheidung absolut korrekt und finde es schon albern, dass da überhaupt eine Suspendierung und Überprüfung war. Ich habe an dieser Stelle schon oft argumentiert, dass dieser Drang bei solchen Ereignissen, den Leuten die Lebensgrundlage wegzunehmen, mich absolut abstößt. Das gilt auch für die Kündigung des Arbeitsplatzes. Das steht in meinen Augen in überhaupt keinem Verhältnis. Daher begrüße ich diese Entscheidung auch sehr. Auf der anderen Seite heißt das aber nicht, dass so etwas konsequenzenfrei bleiben kann. Ich würde nur davon ausgehen, dass die Leute diese Konsequenzen eh schon spüren – durch sozialen Druck, durch die unangenehme Öffentlichkeit, etc. Das wird sicher nicht in Fällen so sein; manchmal dürften die dadurch erst Prestige und Status gewinnen. Bei Gruppen, bei denen es bereits so weit ist und der moralische Kompass schon so kaputt ist, schafft man aber mit Kündigungen gegebenenfalls auch nur Märtyrer.

2) Die deutsche Lehrerbildung ist nicht mehr zeitgemäß

Das deutsche Bildungssystem steckt in einer schweren Krise, wobei insbesondere die Lehrerbildung kritisiert wird. Es fehlen Studien, die den Einfluss der Lehrerbildung auf die Schülerleistungen analysieren. Internationale Forschungen, wie John Hatties „Visible Learning“, zeigen, dass Lehrerbildung weltweit kaum Auswirkungen auf die Schülerleistungen hat. Auch in Deutschland gibt es Hinweise, dass viele Lehramtsstudierende ihr Studium abbrechen und die Ausbildung als zu praxisfern empfinden. Die Lehrerbildung legt zu viel Wert auf Fachkompetenzen und vernachlässigt pädagogische und didaktische Fähigkeiten. Hinzu kommt eine problematische zweite Phase der Ausbildung, die von alten Lehrmethoden geprägt ist und junge Lehrer oft demotiviert. Dies trägt zu sinkenden Schülerleistungen bei, wie die Pisa-Studien zeigen. Reformen sind dringend nötig, um Theorie und Praxis besser zu verbinden und die Lehrerbildung an den aktuellen Bedürfnissen der Schulen auszurichten. Zentral ist, dass Lehrer nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch eine reflektierte Haltung einnehmen. Eine stärkere Zusammenarbeit im Kollegium könnte ebenfalls zur Verbesserung beitragen. (Klaus Zierer, Welt)

Das Referat hat eine ganze Latte von Problemen, und weitgehend unterschreibe ich Zierers Kritik auch. Allerdings finde ich, dass er in einigen Punkten über das Ziel hinausschießt. So ist etwa die universitäre wissenschaftliche Fachbildung wesentlich besser als ihr Ruf. Für das Gymnasium bin ich absolut der Überzeugung, dass ein Fachstudium weiterhin Voraussetzung sein sollte, und zwar eines auf Master-Niveau. Ich habe meine eigenen Fächer erst im Hauptstudium wirklich zu durchdringen begonnen; das Grundstudium (Bachelor) leistete das einfach noch nicht. Dass die Uni bei der Praxisorientierung furchtbar ist – geschenkt. Ich würde, wenn ich das entscheiden könnte, das auch komplett aus der Uni auslagern und das Studium eher dual aufbauen. Das wäre in einen Augen wesentlich sinnvoller. Dass allerdings die Seminare dafür gerade nicht wirklich ausgestattet sind, unter anderem wegen der Wissenschaftsfeindlichkeit, ist ein ganz anderes Problem. Darüber spricht etwa auch Benedikt Wisniewski immer wieder, mit dem ich erst letzthin in den Bohrleuten zum Thema sprach.

3) Whither China? Part 6: Between now and early 2025 Beijing faces a world-changing climate decision (also carbon note 15)

Chinas Klimapolitik ist entscheidend für die globale Umweltzukunft. Obwohl der historische CO2-Ausstoß des Westens höher ist, hat China seit den 2000er Jahren die größte Bedeutung für das globale Klima. Mit einem Anteil von über 30 Prozent an den globalen Emissionen und einer dominanten Kohleindustrie sind Chinas politische Entscheidungen von weltweiter Bedeutung. Trotz eines großen Investitionsschubs in erneuerbare Energien bleibt der Anteil der neuen erneuerbaren Energien an der chinesischen Stromproduktion bescheiden. Die nächsten 12 Monate sind entscheidend: China muss seinen Weg zur Dekarbonisierung bis 2060 festlegen. Ein schnelles Handeln könnte den globalen Temperaturanstieg auf 2 Grad begrenzen. Verzögerungen könnten katastrophale Folgen haben. Während Chinas grüne Energiebranche dynamisch wächst, herrscht Unsicherheit in der Energiepolitik. Ein langsamer Übergang gefährdet die Glaubwürdigkeit der grünen Wende. Chinas Entscheidungen werden die globale Klimastabilisierung maßgeblich beeinflussen. (Adam Tooze, Chartbook)

Dass Chinas Rolle für die Klimapolitik entscheidend ist, ist glaube ich mittlerweile völliger Konsens. Das kann angesichts der Größe des Landes und seiner Volkswirtschaft auch gar nicht anders sein. Wir erleben hier ein ähnliches Phänomen wie viele Länder mit amerikanischen Präsidentschaftswahlen: man hat keinerlei Einfluss auf die Richtungsentscheidungen im Land, aber das Ergebnis bestimmt das eigene Leben mehr als die eigenen nationalen Wahlen.

4) Schickt die Bundeswehr in die Schulen!

Jugendoffiziere der Bundeswehr, oft missverstanden als Rekrutierer, sind in Wahrheit pädagogisch ausgebildete Fachkräfte, die Schüler objektiv in sicherheitspolitischen Themen bilden. Sie informieren, erklären und ordnen sicherheitspolitische Sachverhalte ein, ohne eine bestimmte Meinung zu vertreten, gemäß dem Beutelsbacher Konsens. Trotz des Aussetzens der Wehrpflicht 2011 und dem damit verbundenen geringeren Kontakt zur Bundeswehr, ist die sicherheitspolitische Bildung durch Jugendoffiziere wichtiger denn je, insbesondere angesichts aktueller geopolitischer Krisen wie dem Ukrainekrieg. Bundestagsabgeordnete und Bildungsministerin betonen die Bedeutung von Jugendoffizieren in Schulen. Sie fordern mehr Unterstützung und Kooperationen, um sicherzustellen, dass Schüler regelmäßig sicherheitspolitisch gebildet werden. Dies erfordert eine Ausweitung der Kapazitäten und eine frühzeitige Information der Lehrkräfte über die Angebote der Jugendoffiziere. Ziel ist es, die sicherheitspolitische Bildung zu stärken und die Bundeswehr in der Mitte der Gesellschaft zu verankern. (Serap Güler/Thomas Jarzombek, Welt)

Ich habe ja schon öfter gesagt – und das im Podcast auch mit David Matei besprochen – dass ich kein grundlegendes Problem mit Jugendoffizieren an Schulen habe. Ich bin allerdings sehr skeptisch, ob Güler und Jarzombek hier nicht die Funktionsstelle mit Erwartungen überladen. Jugendoffiziere kommen für 60 bis 90 Minuten an eine Schule. Da sprechen sie vor zwei, vielleicht drei Klassen. Selbst unter der optimistischsten Annahme, dass man das so skalieren kann, dass ein Großteil der Schüler*innen die Leute mal hört, und unter der viel optimistischeren Annahme, dass sie von allen verstanden und reflektiert werden, ist das ein Mini-Ausschnitt aus dem Schulalltag. Die haben teilweise über 40 Wochenstunden. Welchen Eindruck soll da eine Doppelstunde hinterlassen? Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Wenn Güler und Jarzombek wirklich die sicherheitspolitische Bildung stärker in den Schulen verankern wollen, erfordert das hartes Bohren von Brettern: ran an die Bildungspläne, an die Lehrmaterialien und noch viel weitergehend die Universitäten und Fortbildungen (weil die meisten Lehrkräfte da ja auch keine Ahnung von haben!). Aber das dauert viele Jahre, mal angenommen die politischen Hindernisse existierten nicht. Und lässt sich nicht eben mit Schmackes in einem Leitartikel raushauen.

5) Mehr Plan für weniger Autos

Der geplante Ausbau der Autobahn A5 in Hessen auf zehn Spuren wird als unsinnig kritisiert. Diese Erweiterung steht symbolisch für eine veraltete Verkehrspolitik, die den Autoverkehr bevorzugt und Städte weiter verstopft. Trotz der Klimakrise setzen die Regierungen weiterhin auf den Ausbau des Straßennetzes, ohne ein klares Konzept für eine nachhaltige Mobilität. Ein Tempolimit wurde von der Ampelkoalition ausgeschlossen, und viele Autobahnprojekte werden als von „überragendem öffentlichen Interesse“ deklariert. Verkehrsminister Wissing sollte sich auf die Instandhaltung der bestehenden Infrastruktur konzentrieren, da viele Brücken baufällig sind. Der Fahrgastverband warnt vor überfüllten Zügen, sollte der Ausbau des Schienenverkehrs nicht vorangetrieben werden. Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich ein menschenfreundlicheres Verkehrssystem, doch politische Maßnahmen zur Reduzierung des Autoverkehrs stoßen auf Widerstand. Ein Umdenken in der Verkehrspolitik ist dringend notwendig, um nachhaltige Mobilität zu fördern und die Abhängigkeit vom Auto zu reduzieren. (Arvid Haitsch, Spiegel)

Einmal mehr die Frage des Autobahnausbaus. Es ist tatsächlich ein Zeichen veralteter Verkehrspolitik. Würde man wenigstens parallel dazu andere Ausbauten machen – vor allem die Bahn – wäre das ja eine Sache, aber die Tatsache, dass man die Mittel der Bahn kürzt (die ja in einem Stück Realsatire ihren „Deutschlandtakt“ auf das Jahr 2070 plant) macht das einfach nur ärgerlich. Wie wir schon öfter diskutiert haben bräuchte es Anreize für weniger Auto, nicht für mehr. Aber das wird in diesem autoverrückten Land noch lange nicht umsetzbar sein.

Resterampe

a) Es zeitenwendet.

b) Großartiger Essay, der The Shield und The Wire miteinander vergleicht.

c) Noch mehr zum Thema Skandal im Bildungsministerium.

d) The lazy authoritarian.

e) Ich habe prophezeit, dass das passieren wird, auch wenn meine Prognose zeitlich um ein Jahr zu „optimistisch“ war.

f) Ich bin kein Experte, aber diese Kritik an Baerbock scheint mir schon stichhaltig.

g) Manche Leute sind echt komplett irre.

h) Ich lass das einfach mal da.


Fertiggestellt am 24.06.2024

{ 136 comments… add one }
  • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 08:15

    1) Rassisten raus?

    Als auf Sylt ein paar betrunkene junge Leute zu Diskorythmen ausländerfeindliche Sprüche gröllten, da war das ganze korrekte Deutschland auf der Zinne. Die gesamte Staatsspitze – Bundespräsident, Bundestagspräsidentin, Bundeskanzler, SPD-Parteivorsitzender, Grüne Parteiführung – äußerten sich beschämt und forderten härteste Konsequenzen für die „Täter“. Die kam auch: Medien hoben angesichts der Bedeutung und Abscheulichkeit der „Verbrechen“ die Anonymität der Beteiligten auf, einige verloren ihren Job, sind geächtet.

    Gleiches Recht für alle, ist ein wichtiger Grundsatz jeden Rechtsstaates. Demgemäß sollten wir anfangen, die Antisemiten an den Hochschulen mit aller Härte zu verfolgen, die Anonymität aufzuheben, sie zu exmatrikulieren und ggf. auszuweisen. Andernfalls empfiehlt es sich, dass sich die gesamte Staatsspitze bei den jungen Urlaubern von Sylt öffentlich entschuldigt.

    • VD 25. Juni 2024, 09:29

      Vor vielen, vielen Jahren wurde ein gewisser Guido Westerwelle Außenminister (schwul) und ein gewisser Phillip Roesler Gesundheitsminister (Stammte aus Vietnam).
      Bis dahin hatte ich mir Satiresendungen gerne angeschaut, das hat sich dann radikal geändert und seitdem sehe ich die „Linken“ und die „Woken“ vor allem als verlogen an, denn kurz danach waren auf einmal Schwulenwitze en vogue und was gegen „Fipsi“ also Roesler gebracht wurde war ebenfalls unter aller S..
      Die „Woken“ haben dieses Verhalten geerbt und werden so behandelt wie damals zweitklassige Satiriker: Sie können machen was sie wollen, sofern es gegen die „Richtigen“ geht.

    • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 09:56

      ICh habe nicht das Gefühl, dass es gerade an Härte fehlen würde. Mein Plädoyer ist, allgemein einen Gang zurückzuschalten. Aber klar, man kann den Kulturkampf natürlich auch eskalieren.

      • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 10:00

        Den Eindruck hast Du nicht? Das ist aber arg subjektiv, die objektiven Fakten sprechen eindeutig dagegen:

        – Kostenexplosion (irgendjemand bekommt das zusätzliche Geld)
        – Studien der BfA und IAB
        – Studien von Wirtschaftsforschungsinstituten
        – Erfahrungsberichte von Unternehmen

        Eindruck: Die Politik hat mit dem Bürgergeld eine der größten Böcke der Sozialgeschichte geschossen.

  • Thorsten Haupts 25. Juni 2024, 08:35

    Zu 5) Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich ein menschenfreundlicheres Verkehrssystem …

    Äh – nein? Ich wüsste an dieser Stelle zu gerne, worauf der Autor des SPIEGEL-Artikels diese Annahme stützt. Ich halte sie, ausweislich der sichtbaren Verkehrspolitik in Bund und Ländern, schlicht für Wunschdenken.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Thorsten Haupts 25. Juni 2024, 08:42

    Zu 1)
    Das erinnert mich daran, wann und wie ich anfing, wokie-feindlich zu werden. Dazu beigetragen haben vor vielen Jahren einige twitter-threads in den USA und Deutschland, in denen Wokies begründeten, relativierten und rechtfertigten, warum sie lahme sexistische Witze oder verunglückte tweets bei den Arbeitgebern der Urheber (!) gezielt zur Anzeige brachten. Ohne Widerspruch aus den eigenen Reihen selbstverständlich. Totalitärer Misthaufen.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Tim 25. Juni 2024, 09:06

    (5 – Autoland Deutschland)

    Die Mehrheit der Deutschen wünscht sich ein menschenfreundlicheres Verkehrssystem

    Umfragen und Realität … Das meinten die Befragten sicher nur im typischen Gaga-Modus der Deutschen: Verkehrswende ja, aber bitte nicht auf Kosten meiner Bequemlichkeit.

    Die Leute stellen einfach keine Verbindung her zwischen Verkehrsopfern, Artensterben, Straßenlärm – und ihrem eigenen Auto. Frei nach Sartre: Die Verkehrsprobleme, das sind die anderen.

    • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 09:57

      Ein Geisterfahrer? Hunderte!

    • Dobkeratops 25. Juni 2024, 10:29

      Die Verkehrsprobleme, das sind die anderen.

      Exakt. Ich laufe jeden Tag zweimal einen guten Kilometer zwischen meiner Arbeitsstelle und der nächsten U-Bahn-Station an einer völlig verstopften Pendlerstrecke entlang. In jedem Fahrzeug sitzt genau eine Person, aber jede davon denkt „Jetzt stehe ich schon wieder im Stau“ statt „Jetzt bin ich schon wieder der Stau“.

      • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 11:46

        Der Vorteil am Autofahren gegenüber der Bahn ist, dass die Fahrtzeit wesentlich besser zu kalkulieren ist. Und das beschreibt das eigentliche Desaster dieses monopolistischen Verkehrsmittels auf Schienen.

        Egal ob ich nach Frankfurt, Wiesbaden, Hamburg (500 km), Berlin (540 km) oder München (400 km) fahre. Meine tatsächliche Ankunftszeit weicht gegenüber der Kalkulation nur um Bruchteile ab – im Unterschied zu einer Bahnfahrt.

    • Erwin Gabriel 25. Juni 2024, 17:09

      @ Tim

      Schon oft gefragt, aber nie zufriedenstellend beantworted: Was ist die Alternative zum Auto oder zur aktuellen Situation?

      Bitte nicht „öffentliche BVerkehrsmittel“ schreiben; die sind schon jetzt überfordert und werden mit zusätzlichen Belastungen nicht fertig.

  • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 09:07

    5) Mehr Plan für weniger Autos

    Ich war am Sonntag Abend beim Spiel Schweiz – Deutschland im Frankfurter Waldstadion. Das Stadion war packe voll, 48.000 so die offizielle Zuschauerzahl, darunter 7.000 Kinder und Jugendliche. Da das Spiel bis in die Nachspielzeit auf Kippe stand und Niclas Füllkrug in der 90.+2 Minute den Ausgleich zum 1:1 markierte, strömten mit dem Schlusspfiff die Massen zur nahegelegenen S-Bahn-Station.

    Die Parkplätze um das Stadion sind limitiert. Vielleicht 8.000 der 48.000 Besucher war mit dem eigenen PKW direkt angefahren. Ich hatte meinen Wagen am nahegelegenen Flughafen abgestellt. Das ist eine Station. Die Bahn musste also mit einem Ansturm rechnen und sollte erprobt sein, schließlich fanden bereits mehrere Gruppenspiele in der Bankenmetropole statt, im Rythmus von drei Tagen. Auch das zeitliche Spielende sollte der Bahn bekannt gewesen sein.

    Als die erste Welle an der S-Bahn-Station ankam, stand da genau ein Zug Richtung Stadtmitte. Der war binnen Minuten rappevoll, fuhr aber nicht ab. Auf der anderen Seite mussten die von der Bahn feindlich behandelten Gäste 10 Minuten warten, bis der erste Zug einfuhr. Habe ich Zug geschrieben? Sorry, Zügchen. Weniger als die halbe Länge einer normalen S-Bahn. Nachdem er bis voll unters Schiebedach war, erfuhren die Beteiligten, dass der Zug vorerst nicht abfahren könne, ein Defekt.

    Währenddessen schoben sich weitere Massen von feiernden Fußballfans auf die Bahnsteige und die Unterführungsschächte, ohne dass die Bahn für Abfuhr sorgte. Es kamen keine Züge, in keine Richtung. Nach weiteren 15 Minuten erfuhr man als interessierter, dicht im Gedränge Stehender per Flurfunk von den Ordnern, dass auf dem Gleis voraus ein brennender Zug stände.

    Wir beschlossen, unser Glück anders zu versuchen, nur ging das nicht. Andere teilten unser Schicksal. Die Polizei brauchte nichts zu tun, die Leute konnten sich ohnehin nicht bewegen. Eine Massenpanik zu dem Zeitpunkt hätte zu vielen Verletzten, schlimmstenfalls Toten geführt, so überfüllt war die gesamte Station. Die Polizei erklärte uns, das sei der Normalzustand, jeden dritten Tag. Deutsche Bahn eben, völlig überrascht von der Situation.

    Nach einer Stunde hatte irgendjemand in der Frankfurter Zentrale die zündende Idee, den Bahnverkehr doch einfach auf die Fernstrecke zum Flughafen umzuleiten. Diese Genialität der Angestellten überrascht dann doch immer wieder. Auf den digitalen Hinweisschildern stand übrigens der zielführende Hinweis, auf Durchsagen zu achten. Leider schliefen offensichtlich die Zugdurchsager. Den Zug zum Flughafen erwischten wir dann nur, weil die Station unter fernerliefen am Fenster angezeigt wurde.

    Die Investitionen der Bahn unterscheiden sich seit vielen Jahren nicht nennenswert von denen ihrer Konkurrenten im Ausland, eher erhält sie mehr Bundesmittel. Das Problem sind die Führung und die Mitarbeiter. Das Management zeigt sich seit Jahrzehnten schlicht unfähig, unternehmerische Probleme anzugehen. Das Manager Magazin hat das vor einigen Monaten detailliert aufgelistet. Die Mitarbeiter haben in weiten Teilen eine Beamten- und Staatsdienerhaltung, die weltweit Ihresgleichen sucht. Auffällig war das während der Pandemie, mit welchem Eifer das Personal ihre Kunden bei falsch sitzenden Masken aus dem Zug beförderte und sich dafür feiern ließ. Von Fluggesellschaften war selbiges nicht überliefert.

    Die Bahn braucht nicht ein neues Milliardenpaket, sondern den Austausch ihres gesamten Personals. Das würde helfen. Das Beispiel ist kein Ausnahmefall, sondern die Regel, jeden Morgen auf meinem Handy in den WhatsApp-Nachrichten meiner Frau nachzulesen. Wer da sagt, öffentliche Mittel sollten noch mehr auf dieses Verkehrsmittel konzentriert und der Autoverkehr zurückgedrängt werden, will vorsätzlich das Land sabortieren.

    Wie kaputt dieses Land inzwischen ist, zeigte sich ausgerechnet im modernsten Teil des internationalen Flughafens. Im Squaire, dort wo moderne Geschäfte, Büros und Restaurants untergebracht sind, nächtigen auf allen lederbezogenen Bankflächen Obdachlose. In keinem Land der Welt, auf keinem Flughafen außerhalb Deutschlands wäre es möglich, dass Obdachlose die komfortabelsten Hallen der Airports kapern könnten.

    Eine Nacht in einem ziemlich kaputten Land.

    • Tim 25. Juni 2024, 09:24

      Das Management zeigt sich seit Jahrzehnten schlicht unfähig, unternehmerische Probleme anzugehen.

      Ich möchte das DB-Management ganz bestimmt nicht loben, als Top-Fernverkehrskunde habe ich mich schon oft über Entscheidungen geärgert, die sich ein wirklich privates Unternehmen sicher nicht erlauben könnte. Darum fahre ich nur dann Bahn, wenn es sich nicht vermeiden lässt, und das ist leider immer noch zu oft.

      Bei größeren unternehmerischen Entscheidungen sind dem Management aber oft die Hände gebunden. Jede Streckenänderung, jede Bahnhofsschließung, jede Fahrpreisanpassung und erst recht jede unternehmerische Umstrukturierung ist ein Politikum. Was nicht viele wissen: Auch nach der Reform gehört die Infrastrukturgesellschaft noch immer direkt der Deutschen Bahn. Der schwere Geburtsfehler wurde nur halb behoben.

      Kein anderes Management in Deutschland hat einen solchen Einfluss der Politik zu ertragen. Dass die Bahn überhaupt Manager findet, ist ein kleines Wunder.

      • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 09:37

        Kein Widerspruch. Allerdings hatte auch die Geschäftsführung des BER mit dem politischen Einfluss zu kämpfen. So ist eben unsere deutsche Mentalität. Wir vertrauen dem Markt nicht, sondern brauchen die politische Kontrolle. So was kommt von so was.

        Dass Zug- und Gleisänderungen nicht angezeigt werden, dass bei einem Großereignis keine Züge abfahrbereit stehen, hat aber nicht das Geringste mit dem CEO eines Großkonzerns zu tun. Das sind schon die Leute vor Ort.

        07:40
        Zug hat ca. 20 Minuten Verspätung. Wegen „Reparatur an der Strecke“.
        Ja, ja……
        Die ICEs rauschen durch.

        07:43
        Jetzt 25 bis 30 Minuten später….

        08:38
        Mein Zug fährt aufgrund der HOHEN VERSPÄTUNG nur bis Hanau!!!
        Dann muss ich sehen.

        08:59
        Jetzt gab es nochmal Verspätung, weil EIN LKW SICH AN EINER BAHNSCHRANKE EINGEKLEMMT HATTE?!

        08.59
        Ich werde eine Stunde Verspätung haben!!

        Würden Sie so mit Ihrer Lebenszeit umgehen?!

        Heute Abend hole ich meine Frau ab, da hat sie zumindest ein sicheres und zuverlässiges Verkehrsmittel.

        • Tim 25. Juni 2024, 10:11

          Da sind wir einer Meinung, die Streckenkommunikation der DB ist haarsträubend. Sie nehmen ganz offensichtlich ihre Kunden nicht ernst. Schlimm sind auch die andauernden Durchsagen, die für >95 % aller Fahrgäste völlig irrelevant sind. Konzentriertes Arbeiten, Schlafen, Lesen, Musikhören ist in einem ICE unmöglich. Zudem sind die neuen Displays an den Bahnsteigen völlig überfrachtet und für viele schlecht zu lesen. Das sind alles Dinge, die mit mangelnder Kundenorientierung (vielleicht verursacht durch zu wenig Konkurrenz) zu tun haben und durchaus dem Management angelastet werden können.

          • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 10:43

            Wenn wenigstens kommuniziert würde! Am Frankfurter Bahnhof, der wichtigste Drehpunkt in Deutschland, werden die Kunden höchst selten über Gleiswechsel und Zeitenänderungen informiert – und wenn, dann fast immer falsch und verspätet. Es ist, als hätten die Angestellten der Bahn eine diebische Freude daran, ihre Kunden in die Irre zu führen.

            Neulich, wieder im Chaos, sprach meine Frau stellvertretend für weitere eine Bahnmitarbeiterin an, ob der Zug auf dem Gleis dorthin fahren würde, wo sie hinwolle. Die „Mitarbeiterin“ daraufhin: Das wisse sie nicht, außerdem solle sie sie jetzt in Ruhe lassen, sie habe Pause.

            Ich glaube, es wäre klar, was Sie und ich mit einer solchen „Mitarbeiterin“ an dem Tag getan hätten: Kurze, schnelle Entlassung.

            • Tim 25. Juni 2024, 12:31

              Kurze, schnelle Entlassung.

              Die Bahn-Mitarbeiter an der Kundenfront stehen unter sehr großem Stress, sie müssen gegenüber dem Fahrgast für das systemische Versagen ihres Arbeitgebers einstehen. Manche Fahrgäste sind auch wirklich unverschämt, das bleibt nicht ohne Folgen für die Mitarbeiter. Ich gebe zu, dass ich mich auch schon sehr unwirsch gegenüber Bahn-Mitarbeitern verhalten habe, aber stolz bin ich nicht darauf. Jeder kennt die Situation: Man hat einen wichtigen Termin und kommt wegen der Bahn zu spät. Nicht schön. Aber es ist nicht die Schuld des Schaffners.

              • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:47

                Richtig. Aber Stefan will lieber…strafen. 🙂

                • Erwin Gabriel 25. Juni 2024, 17:12

                  @ Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:47

                  Richtig. Aber Stefan will lieber…strafen.

                  Du machst Dich langsam lächerlich damit.

                  • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 20:00

                    Er hat literally gefordert, eine Mitarbeiterin zu entlassen und ihr den Lebensunterhalt wegzunehmen, weil sie unfreundlich zu ihm war.

                    • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 20:35

                      … und nicht vergessen: Kopf abschlagen. Damit er nicht mehr geschüttelt werden kann.

                      Stefan, Stefan: Jemanden entlassen heißt nur, dass jemand nicht mehr im gleichen Unternehmen den gleichen Job ausübern soll. Angesichts des enormen Fachkräftebedarfs sollte es nicht schwer sein, eine andere Stelle zu finden, die einfach besser zu so einer Person passt, die mit dem Kundendienst überfordert ist.

                      Gut, so gut wie bei der DB wird es nicht jeder treffen, aber „Lebensunterhalt wegnehmen“ ist totaler Quatsch.

                      Von allen über 100 Menschen, die ich in meinem Berufsleben entlassen habe, hat es nur einer nicht überlebt. Das ist doch eine gute Quote. Der, der es tatsächlich physisch nicht überlebt hat, hättest Du sicher im Job gehalten, weil: Nicht den Lebensunterhalt wegnehmen.

                      Derjeniger welcher hat die Mitarbeiter der ihm anvertrauten Niederlassung schikaniert und gequält und einige dazu veranlasst zu kündigen. Seine Frau hat ihn nach der Kündigung verlassen, weil sie auf Status stand. Danach nahm er sich das Leben.

                      Weißt Du, manchmal wünsche ich mir, wenn man keine Ahnung hat – einfach nix sagen.

                    • Stefan Sasse 26. Juni 2024, 11:53

                      Und doch merkwürdig, welches Problem das war beim Canceln.

                    • Stefan Pietsch 26. Juni 2024, 18:19

                      ??

              • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 12:58

                Erzählen Sie das noch mal Call Center-Mitarbeitern oder Paketzulieferern. Das ist doch kein Spezialproblem der Bahn. Das ist ihr Job, Kundenfrust abzufangen. Genau dafür bekommen sie ihr Gehalt. Ansonsten ändern Sie die Menschen. Zumindest einer war dabei sogar erfolgreich. 😉

                Das Problem ist, die Bahn ist nicht proaktiv. Deswegen habe ich das Beispiel vom Sonntag beschrieben. Wer das erlebt hat, fährt nicht mehr Bahn. Und wer schon mal sadistische Bahnangestellte erlebt hat, die gerne die eigenen Kunden rausschmeißen, auch nicht.

                • Tim 26. Juni 2024, 10:30

                  Man kann nicht unfreundlich zu Bahn-Mitarbeitern sein, nur weil andere auch unfreundlich zu Call-Center-Mitarbeitern sind.

                  • Stefan Pietsch 26. Juni 2024, 18:17

                    Wie gesagt, Weltverbesserung ist nicht so mein Ding. Zuletzt war ich zu Call Center-Mitarbeitern unfreundlich, als ich in Südafrika war. Der gebuchte Welt-Tarif funktioniert nicht, ich hatte kein Netz. Leider sind viele behäbig und weitgehend inkompent, sie können nur Protokolle abarbeiten, Eigeninitiative ist ihnen fremd. Also habe ich diktiert, was sie zu tun hat, nämlich den technischen Support einschalten. Ja, wenn Sie mehrmals an der gleichen Stelle scheitern, wird man als Kunde ungehalten.

            • CitizenK 26. Juni 2024, 08:56

              Abmahnung? Klage? Arbeitsgericht?

              • Stefan Pietsch 26. Juni 2024, 18:07

                Wenn jemand nicht geeignet ist, nützt eine Abmahnung wenig.

                Joshua Kimmichs Lieblingsposition ist die Sechs. Allerdings halten ihn seine beiden Trainer Julian Nagelsmann und Thomas Tuchel für nicht geeignet. Die Konsequenz: Sie zwingen ihn, eine Position zu spielen, die er weniger mag, aber besser kann. Mittelfristig wird Bayern sich von ihm trennen – und der sich von Bayern. Im Arbeitsrechtlichen entspricht das einer Kündigung.

                Sie dagegen würden Kimmich auf der Sechs spielen lassen, ihn aber öffentlich im Fernsehen abmahnen, er möge seine Aufgabe erfüllen.

                Den Mitarbeiter, der die Niederlassung zerschlagen, die Mitarbeiter gequält und schikaniert hat, würden Sie abmahnen. Wahrscheinlich genauso wie den sexuellen Belästiger.

                Ich würde niemals so handeln. Eine Führungskraft zeigt sich darin, dass sie das Ganze und nicht vornehmlich den Einzelnen im Blick hat.

          • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:22

            Ja, gehe ich sofort mit.

        • Detlef Schulze 25. Juni 2024, 10:39

          Wir vertrauen dem Markt nicht, sondern brauchen die politische Kontrolle. So was kommt von so was.

          Interessant, dass Sie das so sehen, aber nicht verwunderlich. Ich schiebe immer die Probleme der Bahn auf die Privatisierungspläne der 90er. Ich habe eher den Eindruck, dass bei der Bahn über Jahre Kosmetik wichtiger war, als das Kerngeschäft und der Profitgedanke zu stark im Vordergrund stand. Da wurden dann unrentable Strecken stillgelegt, genauso wie der Fahrkartenverkauf auf kleinen Bahnhöfen. In Grossstaedten hat man dafür die Bahnhöfe zu Shoppingmalls umgebaut. Instandhaltung von Zügen und Infrastruktur wurden zurückgefahren um die Bahn fit für die Börse zu machen.

          Dafür wurde dann Gewicht gelegt auf Parameter, die nichts kosten, wie z.b. die Freundlichkeit der Zugbegleiter. Die wurde bei Fahrgastbefragung immer abgefragt. Ich für meinen Teil kann muffelige verbeamtete Zugbegleiter gerne tolerieren, wenn dafür nur der verdammte Zug pünktlich ist.

          • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:24

            Die verbockte Privatisierung ist sicher der mit Abstand größte Grund, ja. Dass man da das schlechteste aus beiden Welten genommen hat – eine Aktiengesellschaft, aber 100% in Staatsbesitz – war eine Eselei sondersgleichen.

            • Tim 25. Juni 2024, 11:39

              Und besonders folgenreich: kaum Konkurrenz dank Netzbesitz der Bahn.

              Man macht Privatisierung ja nicht aus Spaß an der Freud, sondern um Konkurrenz zu ermöglichen. Ein staatlich garantiertes privates Monopol ist keine allzu gute Idee.

              Überhaupt hätte man bei echter Konkurrenz vor allem auch Ausweichgleise gebraucht. Honi soit.

              • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:44

                Ja. Entweder Staatskonzern oder Privatkonzern (mit staatlich betriebenem Netz). Aber dieser Mix war katastrophal.

                • Tim 25. Juni 2024, 12:49

                  Ich reagiere grundsätzlich allergisch auf Staatsleistungen, die nicht unmittelbar den Kern des Staatlichen betreffen, aber hier würde ich Dir sogar zustimmen.

                  • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 13:17

                    Ja, die Bahn ist so zumindest im Graubereich zwischen Kern des Staatlichen und wie auch immer man das Feld drumrum nennt.

          • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 11:39

            Das ist die Argumentation, die ins Bild passt.

            Tatsächlich hat die Bahn in einem Zeitraum von 2, 3 Jahren den Cash Flow damit verbessert, in dem Investitionen aufgeschoben wurden. Die Ausgaben für Investitionen sind kein Bestandteil der Gewinn- und Verlustrechnung (später in den Abschreibungen), wohl aber der Kapitalflussrechnung (besteht aus drei Teilen). Diese gibt Auskunft, inwieweit ein Unternehmen in der Lage ist, Liquiditätsüberschüsse zu erwirtschaften, um Dividenden wie Investitionen zu finanzieren. Es ist eine zentrale Kenngröße.

            Wenn jedes Unternehmen, das derartiges Window Dressing betreibt, dauerhaft seine Marktposition und Leistungsfähigkeit gefährden würde, würde es keiner machen. Der Punkt ist doch: Die eingesparten Investitionsmittel waren nur 36 Monate nicht verauslagt worden, aber da. Sie konnten vor 20 Jahren wieder leicht investiert werden.

            Die Bahn hat eine dreißigjährige Geschichte, aber die langfristigen Probleme des Unternehmens sollen aus einer kurzen Phase von 2-3 Jahren herrühren, die vor 20-25 Jahren war? Wo gibt’s denn so etwas?

            Wenn ein Unternehmen über eine Phase von 10-15 Jahren in seinen Leistungen und Wettbewerbsfähigkeit immer schlechter wird und die Misserfolge größer werden, dann hat das mit eine Fülle von falschen Entscheidungen, schlechter Unternehmensführung und nicht besonders kompetenten Mitarbeitern zu tun. Meistens alles zusammen, das sage ich aus 25 Jahren Erfahrung im Change Management.

            Am Ende sind es immer Menschen, die Entscheidungen treffen und Menschen, die Aufgaben ausführen. Jahrelanger Misserfolg sagt, sie waren nicht gut. Nicht zeitweise unterlassene Investitionen.

            • Detlef Schulze 25. Juni 2024, 12:05

              Es geht nicht nur um die fehlenden Investitionen, sondern um das Selbstverständnis. Ein privates Unternehmen versucht Profit zu machen und erschliesst sich daher neue Geschaeftsfelder. Aus diesem Gesichtspunkt macht es total Sinn eine „DB Immobilien“ zu gründen, um die Bahnhöfe zu vermieten oder eine „DB Schenker“, um den Güterverkehr auf der Strasse zu befördern. Beides sind aber keine Arbeitsaufgaben für eine staatliche Institution, die den Schienentransport sicherstellen soll.

              • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 12:22

                Die Bahn steht in 100%igem Besitz des Bundes, zur Erinnerung.

                Der Eigentümer bestimmt den Geschäftszweck. Einzige Bedingung für privat geführte Unternehmen: Sie müssen ihr Geld selbst erwirtschaften. Und selbst diese Bedingung war für die Bahn immer aufgehoben.

                Es gibt weder eine betriebswirtschaftliche Regel, wie viel Gewinn ein Unternehmen erwirtschaften muss noch dass die Profitabilität über Expansion hergestellt werden muss. Ich habe z.B. auch in Branchen gearbeitet, die permanent schrumpfen. Da ist die betriebswirtschaftliche Aufgabenstellung eine völlig andere.

                Wenn ein Unternehmen nicht fähig ist, die Mittel für seine Investitionen oder gar laufenden Ausgaben selbst zu bestreiten, dann muss das jemand anders übernehmen. Doch allein politisch stellt sich die Frage: Warum?

                Die Bahn hat alles, wirklich alles, um ohne Unterstützung auszukommen: Ein Monopol, viele Jahre ein exzellentes Image, treue Kunden, ein dauerhafter Bedarf, eine flächendeckende Vertretung. Es gibt Unternehmen, die mit weit, weit weniger profitabel arbeiten können.

                Wieso braucht die Deutsche Bahn eine eigene Immobiliengesellschaft? Was ist denn das Kerngeschäft der DB? Doch nicht Immobilienverwaltung. Wieso muss die DB Güterverkehr auf der Straße befördern? Das kann sie doch gar nicht!

                Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Je weiter ein Geschäft von ihren eigentlichen Aufgabenfeldern entfernt ist, desto unerfolgreicher sind sie.

                • Detlef Schulze 26. Juni 2024, 09:49

                  Wieso braucht die Deutsche Bahn eine eigene Immobiliengesellschaft? Was ist denn das Kerngeschäft der DB? Doch nicht Immobilienverwaltung. Wieso muss die DB Güterverkehr auf der Straße befördern? Das kann sie doch gar nicht!

                  Sag ich doch.

                  Unternehmen sind dann erfolgreich, wenn sie sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren. Je weiter ein Geschäft von ihren eigentlichen Aufgabenfeldern entfernt ist, desto unerfolgreicher sind sie.

                  Es ist aber auch voellig normal, das unrentable Geschaeftsfelder abgestossen und neue eroeffnet werden. Nokia stellt ja auch kein Toilettenpapier mehr her, Lamborghini keine Traktoren und Autos sind auch nicht das Kerngeschaeft von BYD.

                  • Stefan Pietsch 26. Juni 2024, 18:13

                    Haben Sie mal nach dem Börsenwert von Nokia geschaut? Und haben Sie noch Ihr Blackberry?

                    Gehen Sie mal in Ihrer Freizeit durch: Neue Technologien gingen immer auch mit neuen Unternehmen einher. Neckermann hat längst das Zeitliche gesegnet, dafür haben wir booking.com und hrs.de

                    Zalando ist der Nachfolger von Karstadt. Futji, Kodak wurden ebenfalls abgelöst. Intel, einstmals ein Star, hinkt längst hinter ASML her. Die meisten Modefirmen gehen pleite, wenn eine neue Modewelle kommt.

                    Aus meiner Sicht hängen diese Auffälligkeiten sehr damit zusammen, dass wir Neues auch mit neuen Marken verbinden (wollen). Das Alte gilt dann als abgestanden.

          • Tim 25. Juni 2024, 12:40

            @ Detlef Schulze

            Ich schiebe immer die Probleme der Bahn auf die Privatisierungspläne der 90er.

            Privatisierung muss man richtig machen, dann funktioniert es auch. Unternehmen sind immer besser darin, sich an den Anforderungen der Kunden auszurichten. Bei der Bahn wurde aber auch die Infrastruktur privatisiert – und zwar so, dass das Netz der DB gehörte. Ein schwerer und schon damals erkennbarer Fehler. Zudem war die Bahn immer im Staatsbesitz – ein noch größerer Fehler.

            Im Grunde hat man genau so privatisiert, dass die Vorteile einer Privatisierung nicht zum Tragen kommen können. Ich nehme an, das lag damals auch am verkorksten deutschen Föderalismus, aber ich kann mich an die Diskussionen der 90er nicht mehr genau erinnern.

            • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:48

              Kein Zweifel. Allerdings kenne ich kein Beispiel einer gelungenen Bahnprivatisierung. GB und Australien etwa sind Desaster auf dem Feld. Ich denke, Bahn macht einfach als Staatskonzern Sinn. Aber vielleicht hätte man es gut machen können. Hat man nur nicht.

              • Tim 25. Juni 2024, 13:00

                Fast alle Bahnen in der Schweiz sind privat:
                https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Schweizer_Eisenbahngesellschaften

                Und von den Passagierzahlen her lief und läuft es auch in Großbritannien gut, ein „Desaster“ war die Privatisierung dort ganz sicher nicht.

                • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 13:18

                  Danke!

                • Detlef Schulze 25. Juni 2024, 13:31

                  Auf der Liste stehen aber auch viele kleine Bergbahnen.
                  Die SBB hingegen ist genauso wenig privat, wie die DB oder die ÖBB.

                • Thorsten Haupts 25. Juni 2024, 13:53

                  Oh, GB war in den Anfangsjahren (90er) ein echtes Desaster. Nur als ein Beispiel: Kein Schalter der Bahnlinie X verkaufte Fahrkarten der Bahnlinie Y oder konnte Auskunft zu Anschlussverbindungen anderer Bahnlinien geben. Die Fahrpläne der Linien – Monopolisten auf ihrer jeweiligen Strecke – waren nicht aufeinander abgestimmt, was zu zum Teil langen Bahnhofs-Wartezeiten (alternativ echter Hektik) führte. Und die Preise waren – bei geringerem Komfort – deutlich höher, als die für die damaligen deutschen Intercity-Züge.

                  Einiges hat sich seitdem klar verbessert, aber die ersten mindestens etwa 10 Jahre waren aus Kundensicht ein massiver Rückschritt.

                  Gruss,
                  Thorsten Haupts

            • CitizenK 28. Juni 2024, 10:35

              Es lag schon auch daran, dass die DB nicht mehr an jeder „Milchkanne“ halten wollte. Zum Beispiel an ICE Knoten Mannheim.

              • Stefan Pietsch 28. Juni 2024, 10:58

                Die DB erhält jährlich so 4-5 Millarden Euro Zuschüsse der Länder, damit sie an jeder Milchkanne hält. 2023 erhielt die DB 9,3 Milliarden Euro als „Investitionszuschuss“.

              • Stefan Sasse 28. Juni 2024, 13:57

                Für den ICE finde ich das auch völlig richtig, nur…ich brauch halt dann die Ebene drunter.

                • CitizenK 29. Juni 2024, 08:20

                  Die wird aber aktuell wieder mal in Frage gestellt. Lindner: Geld für das 49-Euro-Ticket ODER Streckenausbau. Es geht um 1,5 Mrd. Euro.

                  Bei Stuttgart 21 wurde ein Mehrfaches verbrannt:
                  Deckel bei 4,5 Mrd – jetzt sind wir bei über 10 Mrd. Unklar, wer die bezahlen wird. LinksGrün (die ja angeblich nicht mit Geld umgehen können) Wahrscheinlich die Bahn – was den geplanten Ausbau zum Erliegen bringen wird.

                  • Stefan Pietsch 29. Juni 2024, 09:04

                    Das Deutschland-Ticket hat das vorgebene Ziel (mehr Autofahrer zum Wechsel animieren) völlig verfehlt, weswegen die Milliarden-Ausgaben schlichte Verschwendung sind. Jetzt wird nämlich deutlich: Eigentlich war das Ticket immer als Subvention für betuchte Großstädter gedacht gewesen.

                    Die Investitionen des Bundes in den Straßenverkehr liegen bei 8-9 Milliarden Euro pro Jahr und damit leicht unter denen der Bahn mit 9,3 Milliarden Euro. Allerdings werden auf den Autobahnen wesentlich mehr Menschen und Güter befördert. Es ist also ein deutliches Ungleichgewicht der Ausgaben in Bezug auf das Passagieraufkommen (das war für Sie ja eine wichtige Kenngröße).

                    Worauf Ökonomen immer hinweisen: Es sorgt für große Verteilungsprobleme, wenn ein Bereich seine Ausgaben nicht selbst erwirtschaftet und deswegen Zuschüsse erforderlich sind. Andere müssen zahlen und die wehren sich natürlich. Warum soll ich, der im ländlichen Raum lebt und fast nie Bahn fährt, für die Subventionierung von Großstädtern bezahlen, damit die nicht so hohe Ticketpreise aufgelegt bekommen?

                    Wer regiert seit 2011 in Stuttgart? Wer hat die politische Verantwortung? Dass öffentliche Projekte immer teurer kommen als kalkuliert, ist ein zentrales Problem der Politik und des Staates, nicht der Parteifarbe. Das haben wir wirklich ausgiebig diskutiert und ich hatte dazu mal einen Artikel verfasst.

                    Private Unternehmen planen genauer und arbeiten weit zeitgerechter als der Staat. Während bei traditionell finanzierten Maßnahmen die Kosten um 45% den ursprünglichen Planungsansatz überschreiten, sind es bei PPPs lediglich 14%. Über die gesamte Projektphase sind die Kostenansätze von Unternehmen um Welten zuverlässiger, während sich die staatlichen Kalkulationen erst in der letzten Projektphase den Realitäten annähern.
                    https://www.deliberationdaily.de/2015/12/public-private-partnerships-wenn-der-staat-seine-kernaufgaben-auslagert/

                    Sie befürworten die Federführung des Staates bei Infrastrukturprojekten. Dann leben Sie auch mit den Fehlern und Problemen.

                  • Stefan Sasse 30. Juni 2024, 18:35

                    So ein Desaster mit Ansage.

      • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 09:58

        Jepp, das finde ich auch den relevanteren Faktor als das Personal.

    • Detlef Schulze 25. Juni 2024, 10:03

      Ich habe am WE selber sehr frustrierende Erfahrung mit der DB gemacht. Ich hatte 2 Zugfahrten im Regionalverkehr geplant. Die eine 2:10h (einmal umsteigen) hatte insgesamt 50min Verspätung. Die andere (1:40h geplant ohne Umstieg) hatte 1:20h Verspätung. Die Bahn ist offensichtlich voellig unfaehig ihren Zeitplan einzuhalten. Was früher hauptsächlich ein Problem des Fernverkehrs war, breitet sich jetzt auch auf den Regionalverkehr aus. Im Mai waren nur 63% der Zuege im Fernverkehr puenktlich. Wie kann das sein? Kann man dann nicht wenigstens erstmal die Fahrpläne anpassen? Ich habe ja kein Problem zum Flughafen 20 min laenger einzuplanen. Wenn ich aber nicht weiss, ob der Zug rechtzeitig ankommt muss ich 2 Stunden früher losfahren, bzw. einen Tag vorher.

      Und hier ist mal ein Problem, wo die Grünen wirklich zu kritisieren sind. Die Verkehrswende ist essentiell für den Klimaschutz. Warum habe sie sich nicht das Verkehrsministerium geholt? Die FDP hätte wahrscheinlich auch gerne den Aussenminister gestellt und der hätten es wahrscheinlich auch nicht schlechter gemacht. Ich sehe gar keine Konzepte, wie der jetzige Verkehrsminister das Problem angehen will. Der ist viel zu sehr mit E-Fuels beschäftigt, bzw. damit den Verbrenner-Aus rückgängig zu machen.

      • Tim 25. Juni 2024, 10:19

        Im Mai waren nur 63% der Zuege im Fernverkehr puenktlich. Wie kann das sein?

        Die ICEs haben keine Ausweichmöglichkeit, da in den letzten 20 Jahren aus Kostengründen viele Weichen abgebaut wurden. Wenn es auf einer Strecke ein Problem gibt, kann der Zug also nicht ausweichen. Folge: Es gibt einen Stau. Da ein derart komplexes System einem gewissen Takt folgt, können sich die Probleme wie eine Welle ausweiten, sogar in den Regionalverkehr hinein. Inzwischen kommen zunehmend technische Probleme bei den Zügen selbst hinzu.

        Und in dieser Situation führt die Politik ein Deutschlandticket ein. Irrsinn, den sich kein anderes entwickeltes Land leisten kann.

        • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 10:36

          Aber das ist doch wieder so eine Scheindebatte. Die Diskussion, ob wir die Züge auf gemeinsamen oder getrennten Gleisen fahren lassen, ist so alt wie ich erwachsen bin – also schon eine ganze Weile. Nach der Wiedervereinigung, der Überführung der Bundesbahn in eine Aktiengesellschaft, der Einrichtung eines Vorstandes und einem großen Investitionsprogramm unter Heinz Dürr (der schon die AEG in den Untergang begleitet hatte) entschied man sich so, wie es heute noch ist.

          Nur weil irgendein paar Schweizer vor einigen Jahren festgestellt haben, dass das den Verkehr abbremst (Deutsche kommen nicht auf solche Ideen), möchte man jetzt den unzählige milliardenschweren Fehler korrigieren und trötet: Die Bahn hat zu wenig Geld für Investitionen!

          Welches Unternehmen kann sich das leisten?

          • Tim 25. Juni 2024, 12:46

            Ja, die Ursachen für die (heute) fehlenden Ausweichgleise liegen weit zurück, aber sie sind das Hauptproblem der Bahn. Aus heutiger deutscher Perspektive klingt es fast absurd, aber der Hauptvorteil des Verkehrsträgers Bahn ist die Verlässlichkeit: Das Auto ist individuell, das Flugzeug schnell, die Bahn verlässlich. Die deutsche Bahn-Politik hat diesen einfachen Grundsatz nicht beachtet. In der Schweiz wurde er hingegen zum nationalen Mantra erhoben.

            • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 13:10

              Soweit die Theorie. Die kenne ich auch.

              In meiner jahrelangen Praxis war es leider so, dass es in den letzten 10 Jahren kein unzuverlässigeres Transportmittel wie die Deutsche Bahn gibt. Am Sonntag brauchten wir 1 Stunde länger als geplant auf einer Strecke von gerade 55 km. Meine Frau hat heute morgen mehr als eine Stunde Lebenszeit auf einer Bahnstrecke von gerade 45 km verloren. Und das sind die einfachen Verbindungen. Wer umsteigen muss, sollte ein zusätzliches Zeitplus von mindestens 1-2 Stunden einplanen.

              Da kann kein Baustellenstau mithalten. Ein Unfallstau kostet mich im Schnitt 10-25 Minuten, eine Baustellenstauung 5-10 Minuten. Teile davon werden auf einer langen Strecke durch Geschwindigkeit ausgeglichen. Der Rest ist einfach. Auf Kurzstrecken müsste ich schon ein paar Mal zwischendurch gegen einen Pfosten fahren, um die Zeitverzögerungen hinzubekommen, wie sie die Bahn täglich abliefert.

              • Thorsten Haupts 25. Juni 2024, 13:57

                In meiner jahrelangen Praxis war es leider so, dass es in den letzten 10 Jahren kein unzuverlässigeres Transportmittel wie die Deutsche Bahn gibt.

                Halte ich für die letzten 3 Jahre für korrekt, aber als beruflich bedingter Bahn-Vielfahrer (6 bis 10 Fernverbindungen pro Monat) ist das für Zeit davor einfach Unsinn. Bis 2021 war die Bahn im wesentlichen pünktlich und zuverlässig, seitdem herrscht das Chaos, verstärkt durch unterirdische Kommunikation (nicht nur mit den Kunden, die eigenen Bahnbegleiter stehen exakt genauso im Regen keiner, unzureichender oder falscher Information).

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 14:49

                  Zuletzt bin ich 2008 mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit, im Norden Frankfurts. Regionalbahn, S-Bahn, dann noch etwas Joggen. Als Zahlenfreak habe ich in dem halben Jahr Statistik geführt, die Abweichung zwischen Plan und IST machte ein Drittel (!) der Zeit aus. Bei Umstiegen ist eben das Problem, dass es nicht reicht, wenn einer der Züge pünktlich ist, es müssen alle Züge planmäßig fahren, sonst potenzieren sich Verspätungen. Aus dem Erleben meiner Frau weiß ich, es ist kontinuierlich schlechter geworden.

                  Vor 10 Jahren bin ich regelmäßig nach Berlin. Richtig, die ICEs waren da meist pünklich. Aber auch damals galt schon: Nur ein Verbindungszug mit Verspätung, und alle Planung ist Makelatur.

                • Tim 25. Juni 2024, 17:23

                  Mir fielen die ersten Qualitätsprobleme schon vor min. 15 Jahren auf. Aber mein Anspruch an einen Quasi-Monopolisten in einem führenden Industrieland ist auch: Jeder Zug muss pünktlich sein, Klimaanlage / Toiletten / Bordbistro / Sitze müssen immer funktionieren, Ansagen und Anzeigen müssen immer stimmen. Vom WLAN will ich gar nicht sprechen, das ist schließlich Neuland.

                • schejtan 25. Juni 2024, 22:58

                  Scheint aus meiner ansicht ein generelles problem zu sein. Fuer meine regelmaessigen heimatbesuche aus england: vor 2021: ein flug is ausgefallen, zwei oder drei kamen mit mehr als 30 min verspaetung an, viele sogar frueher. Wenn notwendig war die bahmfahrt vom/zum elternhaus kein problem. Seit 2021: fast jeder flug ist mindestens 20 min verspaetet, jeder zweite zug vom/zum flughafen ist verspaetet oder faellt aus

        • Detlef Schulze 25. Juni 2024, 10:50

          Und in dieser Situation führt die Politik ein Deutschlandticket ein. Irrsinn, den sich kein anderes entwickeltes Land leisten kann.

          Was das Deutschlandticket betrifft, bin ich ganz bei Ihnen. Wer aber glaubt, dass nur hier alles gaga ist und es woanders rationaler abläuft, war noch nicht woanders.

          • Tim 25. Juni 2024, 17:26

            Von Downward-Comparison halte ich nicht besonders viel. Ein Land mit dem Wohlstandsanspruch Deutschlands muss sich in den relevanten Sportarten mit den Weltbesten messen.

            Klar, im Vergleich mit Ägypten sind wir top.

        • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:23

          Das Deutschlandticket gilt nicht im ICE.

      • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:22

        Warum haben die Grünen nicht das Finanzministerium geholt? Weil es eine conditia sine qua non war. Die FDP hätte das niemals aus der Hand gegeben. Genau WEIL die Grünen dann effektiv die Verkehrswende hätten machen können.

        Und ich glaube, es gibt niemanden, der zufrieden mit der Bahn ist. Ich bin auch permanent frustriert mit dem Laden.

        • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 11:51

          Warum plädierst Du dann für mehr Verkehr auf die Schiene? Die Logik wäre doch, ein starkes Plädoyer für die Verbesserung der Leistung statt „wir brauchen weniger Autoverkehr“. Das würde daraus folgen, wenn das Produkt Bahn entsprechend gut wäre.

          Ich habe Dir gerade ein Beispiel genannt, wie miserabel die Leistung für Außenstehende erscheinen muss und wie ich sie erfahren habe. Mitten in der Nacht werde ich von dem Anbieter im Stich gelassen. Warum um Herrgotts Willen soll ich nochmal mit der Bahn fahren?! In diesem Leben nicht mehr!

          • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:45

            Ich sehe nicht, wo sich das ausschließt?

            • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 13:03

              Glaubst Du daran, dass Bahnreisen deutlich attraktiver ist als Autofahren? Ist die Frage an einen Investor.

              Dann frag‘ nicht als erstes, wie Du die Konkurrenz madig machen kannst, sondern wie Du die Vorteile Deines Produkts zum Tragen bringst. Es gibt Situationen, da ist die Bahn (potentiell) besser und andere, da können wir auf den Individualverkehr nicht verzichten. Schlecht ist, wenn das Eine das andere ersetzen muss, weil die Performance einfach unterirdisch ist.

              Bis zur Pandemie war ich der Bahn durchaus aufgeschlossen und habe sie für Fernreisen in Ballungsräume nach München und Berlin hauptsächlich genutzt. Ich war ein zuverlässiger Kunde. Leider ist mein ehemaliger Geschäftspartner immer unzuverlässiger geworden und hat mich dann noch verhöhnt. Das brauch‘ ich nicht.

              • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 13:18

                Sofern ich nichts transportieren muss, ist Bahn fahren grundsätzlich attraktiver – vorausgesetzt die Zeiten passen (also ordentliche Frequenz und Pünktlichkeit) und ich hab nen Sitzplatz.

                • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 14:43

                  Du beschreibst den Idealzustand. Den erfüllt die Bahn aber fast nie. In den Stoßzeiten sind die Regionalbahnen und der ÖPNV hoffnungslos überfüllt. Das ist allerdings keine Besonderheit Deutschlands, von daher akzeptiert. Nur, mein Auto hat immer einen Sitzplatz, sogar fünf!

                  Warum lässt sich meine Frau lieber von mir abholen, wenn es abends spät wird? Also, da ist zum einen der Weg zum Hauptbahnhof (!) in Frankfurt. Banker, die nicht mit dem eigenen Wagen fahren, müssen durchs Bahnhofsviertel mit Drogensüchtigen, Händler, Uringestank, Obdachlosen. Also unfähr der Weg, den Du auch Deine Tochter alleine gehen lassen würdest.

                  Das passende Bahngleis und die Abfahrtszeit muss man häufig erraten, einfach tippen und vielleicht gewinnt man ja! Pünktlich sind sie nie, also es vergehen schon mal 2-3 Wochen, in denen sie nicht planmäßig ankommt. Aber da sind ja noch die Probleme mit den Türen, der Wärme oder Klimaanlage, den muffelnden Nachbarn (die Dich nicht stören, Glückwunsch!), den Dicken, die zwei Plätze brauchen, die herumtollenden Kinder und die laut Musikhörenden. Gibt’s alles im Auto nicht und zuverlässig wie in Urzeiten die Eisenbahn sind wir innerhalb von 43 Minuten zuhause.

                  Noch ein Beispiel: Für einen schönen Samstag Nachmittag in Wiesbaden stellt sich die Frage nicht. Wiesbaden, nur erwähnt, ist die Landeshauptstadt von Hessen. So etwas wie Stuttgart bei Dir, nur in schön. Wiesbaden liegt exakt 81 Kilometer entfernt, mit dem Auto ist das in exakt 48 Minuten zurückgelegt, am Wochenende. Dann ist man in der wunderschönen Innenstadt gegenüber dem Spielkasino / Kurhaus (wir Hessen wissen, wie man den Staat ordentlich finanziert!).

                  Wiesbaden, weitere notwendige Erklärung, liegt 30 Kilometer westlich von Frankfurt, in Richtung USA. Vom Norden, Süden und Osten ist die Hauptstadt nicht direkt mit dem Zug zu erreichen. Wer vom Westen über den Rhein kommt, macht erstmal Stopp in Mainz und dann mit der S-Bahn weiter. Wenn ich mit dem Zug vom ländlichen Raum östlich von Frankfurt nach Wiesbaden will, brauche ich knapp 2 Stunden – und bin dann immer noch 3 Kilometer vom Einkaufsbereich entfernt. Außerdem ist das unter der Annahme planmäßiger Fahrt. Regionalbahn nach Frankfurt, Umstieg, S-Bahn nach Wiesbaden.

                  Und Du willst mir erzählen, das sei einfach bequemer?

        • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 12:02

          Wir sehen heute: Die Grünen hätten alle Wahlversprechen gebrochen, wenn sie die Gelegenheit dazu gehabt hätten.

          Würde die FDP nicht den Finanzminister stellen, wäre die Schuldenbremse im Grundgesetz nur eine nette Empfehlung. Und hätten die Grünen das Verkehrsministerium, gäbe es heute ein bundesweites Tempolimit. Gute Politik beginnt mit Vertragstreue und Vertrauenswürdigkeit der handelnden Personen.

        • Erwin Gabriel 25. Juni 2024, 17:18

          @ Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:22

          Genau WEIL die Grünen dann effektiv die Verkehrswende hätten machen können.

          Nein, hätten sie nicht. Sie hätten „kaputtgemacht“, was ihnen nicht passt, ohne in der Lage zu sein, Alternativen bereitzustellen.

          • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 20:00

            q.e.d.

            • Erwin Gabriel 26. Juni 2024, 12:22

              @ Stefan Sasse 25. Juni 2024, 20:00

              q.e.d.

              Ohne weitere verständliche Erläuterung keinesfalls.

              • Stefan Sasse 26. Juni 2024, 12:34

                Mein Argument ist, dass aus Sicht der FDP die Grünen katastrophale Verkehrspolitik machen. Ergo ist es aus Sicht der FDP absolut notwendig, zu verhindern, dass das Verkehrsministerium in deren Hände fällt. Dieses Argument hast du im Endeffekt auch bestätigt. Ist man deiner Überzeugung, MUSS man das Ministerium von denen weghalten. Eine „effektive“ grüne Verkehrspolitik wäre für diese Sicht ja ein Albtraum.

                • Stefan Pietsch 26. Juni 2024, 18:22

                  Das ist richtig. Aber aus begründetem Misstrauen. Eine grüne Verkehrsministerin hätte versucht, ein flächendeckendes Tempolimit einzuführen und damit den Koalitionsvertrag zu brechen. So wie das Paus mit der Kindergrundsicherung versucht, wie es Hubertus Heil mit dem Bürgergeld getan hat, so wie es die Spitzen von Grünen und SPD seit Jahren mit Forderungen nach Ausnahmen bei der Schuldenbremse und nach Steuererhöhungen tun.

                  Das ist kein Umgang zwischen Vertragspartnern. Man kann Wissing manches vorwerfen, dass er mit seiner Politik auf Konfrontation zum Koalitionsvertrag wäre, ganz sicher nicht.

                • Erwin Gabriel 27. Juni 2024, 00:17

                  @ Stefan Sasse 26. Juni 2024, 12:34

                  Mein Argument ist, dass aus Sicht der FDP die Grünen katastrophale Verkehrspolitik machen. Ergo ist es aus Sicht der FDP absolut notwendig, zu verhindern, dass das Verkehrsministerium in deren Hände fällt.

                  Lies nach: Du schriebst:

                  Genau WEIL die Grünen dann effektiv die Verkehrswende hätten machen können.

                  Mein Punkt war, dass – selbst WENN die Grünen das Verkehrsministerium hätten – sie nie im Leben die Verkehrswende hätten durchziehen können (erst recht nicht „effektiv“), weil in unserem Land weder die Bevölkerung noch die Strukturen noch die Gesetzeslage noch die Parteidisziplin der Grünen derart ist, dass man eine Verkehehrswende „durchziehen“ kann; vom erforderlichen Geld (im Vergleich zu den vier vorgenannten Punkten das kleinste Problem) mal ganz zu schweigen.

                  • Stefan Sasse 27. Juni 2024, 07:37

                    Ja, da hab ich unzulässig zugespitzt. Was ich im Kommentar klarifiziert habe war, was ich meinte.

    • Sören Schmitz 25. Juni 2024, 11:19

      Die Bahn braucht nicht ein neues Milliardenpaket, sondern den Austausch ihres gesamten Personals.

      Ein weiteres Beispiel für eine Struktur, in die ich Geld werfen, aber aufgrund struktureller Ineffizienzen, keinen Mehrwert erzielen werde. Ich fürchte aber auch, dass das Konstrukt Bahn inzwischen zu groß, zu verkrustet ist, um es aus sich heraus zu reformieren. Du müsstet das ganze Konstrukt zerschlagen und mit komplett neuen Strukturen neu aufbauen.
      Ich sehe aber keinen Politiker, der das Thema zur Chefsache macht und die notwendige Veränderung anschieben würde. Denn es bräuchte hier auch den politischen Rahmen gerade weil die Bahn so politisch verflochten ist.
      Fairerweise kannst Du hier auch viel verlieren und zu wenige Wähler goutieren solides Regierungshandwerk, sondern die meissten feieren die Lautsprecher und Draufhauer.

      Auf jeden Fall bleibt die Bahn Dauerbaustelle. Dennoch sind Kommunen nicht machtlos. Eine Variante wäre das P&R System mit Bussen auszubauen und durch Freiräumen von Spuren für den Busverkehr die Frequenz und Taktung derart zu erhöhen, dass hier Alternativen für Menschen entstehen auf das Auto zu verzichten. Andere Kommunen in Europa sind auch diesen Weg gegangen, ohne dass die Innenstädte verödet, Einzelhandel und Gastronomie zusammengebrochen wären. Hier braucht es mutige Bürgermeister positive Beispiele zu setzen und zu zeigen, dass auch in Deutschland Verkehrswende geht.

      • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:25

        Das ist mein Hauptpunkt: es passiert halt gar nichts.

      • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 11:59

        Wir haben doch kein Problem in Städten für Innenstädter.

        Wenn ich aber von Außen in eine Großstadt fahre, dann habe ich meist Gründe, die mit dem Transport von Dingen und Sachen zu tun haben:

        – Fahre ich zum Flughafen, befördere ich schweres Gepäck mit mir oder hole Leute dort ab.
        – Beim Kauf in der Innenstadt werden zahlreiche Tüten mit Inhalt produziert, die irgendwie transportiert werden müssen.
        – Wer bis spät abends feiern möchte, möchte bei der Heimfahrt nicht auf potentielle Vergewaltiger, Belästiger und Messerstecher treffen.

        Die Erkenntnis, dass die Bahn eigentlich zerschlagen werden müsste und nicht als Moloch weiterwuchern sollte, hatten wir schon vor 20 Jahren. Währenddessen ist die Bahn nicht zerschlagen worden und die Gesellschaften wucherten weiter. Dass das ohne Mittun aller Parteien erfolgt sein soll, ist eine Legende.

        • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:46

          Ich wäre ja froh, wenn abends/nachts/am WE überhaupt mal was fahren würde. Vor Messerstechern hab ich jetzt nicht so Angst. So eine apokalyptische Höllenlandschaft ist Deutschland dann doch nicht.

          • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 13:12

            Die Aufgabe war monatelang bekannt: Transportiere ab 23 Uhr rund 38.000 Fußballfans in zwei Richtungen vom Stadion weg. Das bekommen Bahnunternehmen in allen Teilen dieser Welt hin. Die DB nicht.

            • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 13:19

              Ich verteidige sicher nicht die DB.

            • Kning4711 25. Juni 2024, 16:22

              Würde auch mit Bussen gehen, aber die Kommunen haben gar nichts gemacht.

              • Thorsten Haupts 26. Juni 2024, 08:42

                Die Kommunen haben – auch als Folge der Massenimmigration, auf deren Kosten sie sitzen bleiben – tatsächlich kein Geld.

                • Stefan Sasse 26. Juni 2024, 11:55

                  Sorry, aber die hatten schon vorher keins. Soweit ich weiß war da die Föderalismusreform II der eigentliche Scheidepunkt.

  • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 09:19

    e) Ich habe prophezeit, dass das passieren wird, auch wenn meine Prognose zeitlich um ein Jahr zu „optimistisch“ war.

    Der Staat hat völlig die Kontrolle über diese Sozialleistung verloren. Von Anfang an war das Bürgergeld gerade bei den Wählergruppen der Sozialdemokraten unpopulär. Einfache Leute haben ein feines Gespür für Fairness. Knapp die Hälfte der Empfänger sind Ausländer, zählt man diejenigen mit Migrationsanteil hinzu, wird das Bürgergeld zu Zweidrittel bis 75 Prozent an Menschen verteilt, die gar keine Bürger sind oder es bis vor kurzem nicht waren.

    Die Kosten sind total explodiert: Belief sich der ursprüngliche Haushaltsansatz für das laufende Jahr auf 27 Milliarden Euro, so werden derzeit 46 Milliarden Euro veranschlagt. Und das alles, ohne dass die Arbeitslosigkeit nennenswert gestiegen wäre.

    • Detlef Schulze 25. Juni 2024, 10:46

      Knapp die Hälfte der Empfänger sind Ausländer, zählt man diejenigen mit Migrationsanteil hinzu, wird das Bürgergeld zu Zweidrittel bis 75 Prozent an Menschen verteilt, die gar keine Bürger sind oder es bis vor kurzem nicht waren.

      Ich weiss nicht was „Migrationsanteil“ bedeutet. Hat jemand einen Migrationsanteil, dessen Grosseltern nach Deutschland gereist sind? Und wenn ja, glauben Sie, dass diese Menschen zu Unrecht Bürgergeld beziehen?

      • Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 11:43

        Stimmt, das war der falsche Ausdruck. Tatsächlich heißt es „Menschen mit Migrationshintergrund“. Mit Migrationshintergrund heißt, dass mindestens ein Elternteil nicht in Deutschland geboren ist.

        Die Unterscheidung ist nicht unwichtig, gerade wenn Migranten sehr schnell die Staatsbürgerschaft annehmen können und damit eine Indentifikation von Problemgruppen statistisch erschwert wird.

    • Erwin Gabriel 25. Juni 2024, 17:28

      @ Stefan Pietsch 25. Juni 2024, 09:19

      e) Ich habe prophezeit, dass das passieren wird, auch wenn meine Prognose zeitlich um ein Jahr zu „optimistisch“ war.

      Der Staat hat völlig die Kontrolle über diese Sozialleistung verloren.

      Volle Zustimmung.

      Von Anfang an war das Bürgergeld gerade bei den Wählergruppen der Sozialdemokraten unpopulär.

      Nachvollziehbar: Wer für kleines Geld hart arbeiten muss, versteht nicht, dass man es Nicht-Arbeitenden derart hinterherwirft.

      Die Kosten sind total explodiert: Belief sich der ursprüngliche Haushaltsansatz für das laufende Jahr auf 27 Milliarden Euro, so werden derzeit 46 Milliarden Euro veranschlagt. Und das alles, ohne dass die Arbeitslosigkeit nennenswert gestiegen wäre.

      Mich hat fast der Schlag getroffen, als ich die Zahlen gesehen habe. Wenn man mal wieder im Ausland ist (bist Du ja auch gelegentlich), wird man inzwischen schon darauf angesprochen, ob man in Deutshland jetzt irre geworden sei.

  • Lemmy Caution 25. Juni 2024, 09:51

    zu 2) Bin kein Lehrer, aber kommt es nicht vielleicht auch aufs Fach an? Vermutlich wären etwa in Mathematik, Informatik und Fremdsprachen ein deutliches Plus an Didaktik hilfreicher als in Politik und Deutsch.

    • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 10:00

      Ich würd es andersherum ausdrücken: in Mathe ist die Didaktik das Riesenproblem. Unsere Fremdsprachen sind gut, da sind wir weltweit im Spitzenfeld. Da kann unser Schulsystem zu recht stolz drauf sein. Gesellschaftswissenschaften sind auch ziemlich ordentlich. Es ist vor allem der NWT-Bereich, in dem es hakt.

      • Tim 25. Juni 2024, 10:22

        Unsere Fremdsprachen sind gut, da sind wir weltweit im Spitzenfeld.

        Bitte? In Skandinavien und der Schweiz spricht jeder Mitarbeiter im Supermarkt gutes Englisch, in Deutschland oft nicht mal Mitarbeiter in der öffentlichen Verwaltung.

        Wir sind vielleicht besser als Frankreich oder Italien, aber diese Länder können wir doch bitte unmöglich als Maßstab nehmen.

        • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 11:24

          Skandinavien ist ein Sonderfall. Die sind zusammen mit den Niederlanden eigentlich die einzigen, die da besser sind als wir. So viel wir zu kritisieren haben, Fremdsprachendidaktik in Deutschland ist echt gut und Fremdsprachenkenntnisse auch.

          • Dobkeratops 25. Juni 2024, 11:56

            Skandinavien und die Niederlande sind außerdem weitgehend nur in Englisch überlegen. Bei sonstigen Fremdsprachen sieht es ähnlich aus wie hier bei uns.

            Ein Grund dafür ist, dass dort ausländische Filme und Serien nicht synchronisiert sondern nur untertitelt werden und diese zum überwiegenden Teil auf englisch sind, so dass man das quasi nebenbei lernt.

            Den Effekt kann ich auch aus anekdotischer Evidenz heraus bestätigen. Ich hatte als Jugendlicher verglichen mit meinen Klassenkameraden immer einen wesentlichen größeren englischen Wortschatz, weil ich viele auch textliche Computerspiele gespielt habe, die damals noch nicht übersetzt wurden.

            • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:45

              Die Sprachen sind auch nah am Englischen dran, das hilft auch massiv.

            • CitizenK 25. Juni 2024, 18:18

              Ist immer noch so. Unsere Kinder haben durch Filme & Videos schneller und besser Englisch gelernt als ich seinerzeit in der Schule. Stimmt zwar nur für die Sprache als Kommunkationsmitteln (nicht für Kultur und Institutionen), aber mehr wollen (und brauchen) die meisten eh nicht.

            • Lemmy Caution 26. Juni 2024, 07:38

              Viele Niederlande und Dänemark sind auch gut im Deutschen. Die lernen das hauptsächlich über Deutsches Fernsehen. Oft sind die mündlich viel besser als schriftlich. Habe ich mit 2 niederländischen Kollegen erlebt.

          • cimourdain 25. Juni 2024, 12:00

            Ihr redet vor allem von Englisch. Muttersprachler Deutsch, Niederländisch und skandinavische Sprachen sind da nun mal wegen der Ähnlichkeit klar im Vorteil. Interessanter wäre, wie es mit Den Kenntnissen in Spanisch oder Französisch aussieht (von Chinesisch oder Arabisch rede ich besser gar nicht)

            • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 12:46

              Ich glaube, die sind überall mies. Aber letztlich ist das auch reichlich egal. Englisch ist das relevante Ding.

            • Lemmy Caution 26. Juni 2024, 08:35

              Der magische Prozentsatz für Sprachenkompetenz über die romanische Sprachgrenze hinweg scheint zwischen 15% und 25% zu liegen.
              So viel Deutsche und Holländer geben an, sich in Französisch verständigen zu können und Franzosen in Deutsch.
              Ich habe mir ja in diesem Jahr mit meinem Verständnis von Französisch und Portugiesisch wirklich Mühe gegeben und konsumiere inzwischen Polit- und Kultur-Podcasts, Zeitungen, Bücher und Geschichtsvorlesungen von denen. Verstehe zwar noch nicht alles, aber jede Woche mehr. Es ist ein kreativer Prozess der Aneignung, eine Reise die nie enden wird. Ich werde voraussichtlich sterben tieferes Verständnis von verbreiteten Redewendungen im Französisch, das in Marseille gesprochen wird.
              Empfinde das als bereichernd. Beherrscht man eine romanische Sprache, erobert man die anderen mit deutlich weniger Mühe. Allerdings kann man sich da nicht auf eine app wie Duolingo verlassen.
              Im B1/B2 Sektor profitiere ich besonders von youtube Kanälen, kaufe bei „French Mornings with Elisa“ und „Portuguese with Leo“ Kurse, nutze mein LingQ Abo und auch Lehrbücher (für Französisch Assimil-Verlag, für Portugiesisch Schmetterling Verlag) Außerdem überfordere ich mich halt auch mit Content. So habe ich in den 90ern auch Spanisch gelernt, nur gabs damals nur 40 Minuten Programm für Spanier in Deutschland und El País am Bahnhofskiosk. Heute existiert die youtube Galaxis.
              Literatur in Französisch bleibt zähes Brot, selbst Maigret-Romane.
              Nächstes Jahr versuche ich mich dann an Niederländisch und Italienisch.

  • cimourdain 25. Juni 2024, 16:37

    1) Bitte vergiss nicht, was die „Ursünde“ war, die das Strafbedürfnis überhaupt erst geweckt hat: Die unverpixelte Wiedergabe der Beteiligten unter der Begründung „zeitgeschichtliche Relevanz“. Dabei hat die Bildzeitung mitgemacht wie auch der WDR. Dass dann die Aufregungskultur, die danach trachtet, jede Devianz mit allen Mitteln zu bestrafen (siehe auch Fundstück c), den Rest erledigt, war da von Anfang an klar und eingepreist.

    3) Kohlenstoffreduzierung ist eine Aufgabe, die alle Länder betrifft. Es hilft nichts, da auf ein anderes Land zu sehen und dort Erwartungen an radikales Umsteuern zu stellen, wenn man vom eigenen Staat her weiß, wie schwer selbst kleine Änderungen durchzusetzen sind. Dazu kommt, dass die Tragik der Allmende an Schärfe gewinnt, wenn die Mitspieler als (System)Konkurrenten gesehen werden.

    4) Du hast es selbst mehrfach beschrieben: Im Prinzip kann sich jede Organisation von Schulen für Vorträge einladen lassen – von der Arbeitsagentur bis zum Hundesportverein. Warum kriegen also bei einem Uniformierten (hier zeitgemäß reduziert auf Brustlogo und Epaulette), der vor Schülern spricht, Konservativen glänzende Augen? Natürlich ist es die Hoffnung auf „Indoktrination“ und (An)Werbewirkung, da hat es etwas unfreiwillig Komisches, mit welcher „Ich sage, dass es nicht so ist, also ist es nicht so“ Absolutheit der Artikel genau das leugnet.

    5) Auch wenn die Kritik am DB Management durchaus berechtigt ist, und da viel „Stamokap“-Mentalität ist ( ich möchte da auch auf das Versagen des Aufsichtsrats als Kontrollorgan hinweisen), es gibt da einen nicht zu unterschätzenden Kostenfaktor bei der „politischen“ Bahn: Dass es sehr leicht auf eine „Wünsch dir was“ Situation rausläuft: Wir wollen dichtes Netz mit vielen gut gewarteten Bahnhöfen. Wir wollen eng getaktete Verbindungen. Wir wollen gleichzeitig Priorität für Schnellzüge, für den Pendlerverkehr, für Güter auf die Schiene. Alles pünktlich und zuverlässig, darf aber nicht zu viel kosten (weder Bahnkunden noch Steuerzahler). Gutes Management und gute Politik wäre, zu priorisieren und das System darauf auszurichten.

    a) Die relevanteste Information ist in den letzten beiden Absätzen versteckt: Der Verteidigungsminister hat noch keine Ahnung, wie er all die tollen Einkäufe bezahlen soll. Wo wir bei dem Thema sind: Ist eigentlich im Jahr 2 nach Zeitenwende schon der oft beklagte Mangel an Grundausstattung (nicht mal Stiefel) bei der BW behoben?

    f) Mal unabhängig vom Artikel: Sieh dir nur Überschrift und Teaser an (der Rest ist eigentlich hinter Paywall). Das ist exakt der Sound, den Rechtspopulisten liefern.

    • Stefan Sasse 25. Juni 2024, 16:58

      1) Ja, wobei das Ding ja auch viel über Social Media verbreitet wurde. Die Medien haben da viel weniger Gatekeeper-Funktion als früher. Bin aber inhaltlich völlig bei dir.

      3) Richtig, deswegen argumentiere ich ja auch immer, dass Deutschland mehr tun muss und kann mit diesem „nur 2%“-Argument nichts anfangen.

      4) Klar verfolgen die damit eine identitätspolitische Hoffnung. Nur denke ich nicht, dass die sich erfüllt.

      a) Kann ich mir nicht vorstellen.

      • cimourdain 26. Juni 2024, 08:44

        3) Da schau ich nicht nur auf Deutschland. Es geht um eine echte Kooperation aller Staaten (auch USA, Saudi-Arabien, Russland oder welches dein Lieblingsfeind gerade ist), und ich sehe echt nicht, wie die bei einer Blockkonfrontation funktionieren soll.

        4) Natürlich nicht. Das siehst du daran, wie erfolgreich die „jugendorientierte“ Bundeswehr-Werbung als Rekrutierungsinstrument läuft.

        • Stefan Sasse 26. Juni 2024, 11:56

          3) Ich auch nicht, aber brauchen wir wirklich dringend Kooperation? Wettbewerb wäre ja auch gut.

  • CitizenK 26. Juni 2024, 17:03
    • Stefan Pietsch 26. Juni 2024, 17:58

      Sie verlinken die von einem Lobbyverband erstellte Statistik völlig kritiklos und fragen nicht einmal nach Auffälligkeiten.

      1. Ganz vorne stehen kleine Länder mit wenig Bevölkerung, Luxemburg vorne weg – müssten schon die Lampen angehen.
      2. Ganz unten finden sich die Flächenländer der EU, neben Deutschland auch Italien, Spanien und Frankreich. Wer sich mit den Verhältnissen auskennt, bekommt Fragezeichen. Alle diese Länder haben ein ziemlich breites Bahnnetz mit teilweise sehr guter Qualität.

      Und Sie finden echt keinen Fehler?

      40 Stunden? Das kann hinkommen. Meine Frau steht allerdings ein Vielfaches dieser Zeit im Regionalverkehr. Gestern allein 2 Stunden. Da nehme ich doch lieber das Auto.

      • CitizenK 27. Juni 2024, 07:54

        Sind diese Zahlen. Statista (hatte gestern keinen Zugriff darauf) ist kein Lobbyverband.
        https://de.statista.com/statistik/daten/studie/70006/umfrage/investitionen-in-schieneninfrastruktur-pro-kopf/

        • Stefan Pietsch 27. Juni 2024, 08:08

          Sie hatten „Allianz pro Schiene“ verlinkt.

          Das war jedoch nicht der Punkt. Was sagt Ihnen das, dass beim Maßstab „Investitionen pro Bahnfahrer“ die Reihung nach Größe des der Landesfläche und Bevölkerungszahl erfolgt (Ausreißer Großbritannien), obwohl sich die Qualität der Verkehrsverbünde in den Segmenten deutlich unterscheidet? Wirklich nichts? Sagen Sie da, oh was für ein netter Zufall?

      • Detlef Schulze 27. Juni 2024, 09:38

        1. Ganz vorne stehen kleine Länder mit wenig Bevölkerung, Luxemburg vorne weg – müssten schon die Lampen angehen.

        Ganz vorne stehen vor allem Länder mit dem höchsten pro Kopf BSP. Also, die haben das meiste Geld und stecken somit auch das meiste in die China.

        Relevant für das Schienennetz ist ja auch die Bevölkerungsdichte und deren Verteilung. Frankreich und Spanien sind ja eher leer und es gibt nur ein paar wenige Grossstaedte. Deutschland hingegen besteht aus unzaehligen mittelgrossen Staedten, die alle verbunden werden wollen.

        • Stefan Sasse 27. Juni 2024, 09:57

          Ich sehe das auch ein wenig als zweistufigen Prozess. Die niedrighängenden Früchte sind die Städte, die lassen sich vergleichsweise leicht autofrei machen. Aber notwendig ist auch eine viel bessere Infrastruktur auf dem Land. Und vermutlich eine Variante von „half-earth“.

          • Stefan Pietsch 27. Juni 2024, 11:58

            Das ändert nichts an dem nicht änderbaren Problem, dass sich Massentransportmittel in dünn besiedelten Gebieten nicht sinnvoll und nicht wirtschaftlich organisieren lassen. Der Individualverkehr wird da immer größere Vorteile haben.

            • Thorsten Haupts 27. Juni 2024, 14:44

              Der Individualverkehr hat für das Individuum überhaupt nur dort (und genau einen) Nachteil, wo er längere Zeiten steht. Selbst das Staurisiko bringt aber sehr viele nicht zum Umstieg auf öffentliche Verkehrsmittel – und wer regelmässig z.B. in Paris U-Bahn zu Stosszeiten (Berufsverkehr) fährt, weiss auch genau, warum.

              Der öffentliche Transport ist in punkto Sauberkeit, Komfort, Stauraum, Sicherheit und Belästigungsfreiheit dem Individualverkehr immer unterlegen. Systemisch bedingt, intrinsisch, unvermeidbar.

              Weshalb das einzige Argument, das für ÖPNV und gegen Individualverkehr jemals wirksam sein kann, überragendes öffentliches (Gemeinwohl-)Interesse ist. Alle anderen Argumente sind Murks und werden auch als solcher wahrgenommen.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Stefan Pietsch 27. Juni 2024, 15:36

                Erstaunlicherweise ist das Auto für mich ein sehr berechenbares Verkehrsmittel. Dazu kommen unschlagbare Vorteile, wenn man nach einem Meeting in Hamburg nur noch reinspringen und aus der Tiefgarage fahren muss.

                Und mit was will die Bahn potentielle Kunden eigentlich überzeugen, wenn sie, wie im Frühjahr 2023 geschehen, versucht ganz Deutschland lahmzulegen.

                Trotz aller Nachteile fahre ich in Berlin bevorzugt mit der BEV. Das ist aber eine Ausnahme.

              • Detlef Schulze 27. Juni 2024, 17:07

                Der ÖPNV hat auch Vorteile für den Einzelnen. In der Bahn kann man im Idealfall arbeiten, schlafen oder sich entspannen. Im ICE gibt es ja haufenweise Entertainment heutzutage. Ich arbeite zuweilen im Zug produktiver, als auf Arbeit, da es einfach weniger Ablenkung gibt.

                Für mich ist es auch immer etwas stressig in einer mir unbekannten Großstadt zu navigieren oder einen Parkplatz zu suchen ohne dabei mit anderen PKW, Fussgängern oder Radfahrern zu kollidieren.

                • Thorsten Haupts 27. Juni 2024, 17:34

                  In der Bahn kann man im Idealfall arbeiten, schlafen oder sich entspannen.

                  Sie haben Recht – das hatte ich vergessen. Ist allerdings noch immer an zwei Grundbedingungen gebunden – Bahn halbwegs pünktlich und nicht überfüllt.

                  • Stefan Pietsch 27. Juni 2024, 18:30

                    Man kann da so gut arbeiten wie im Flugzeug. Es sei denn man fährt 1. Klasse. Ein Grund, warum ich seit den Nullerjahren nicht mehr die Holzklasse genommen habe.

                  • Stefan Sasse 28. Juni 2024, 13:56

                    Richtig, aber das muss ja für die Debatte angenommen werden.

                    • Thorsten Haupts 30. Juni 2024, 23:14

                      Es entspricht nur, insbesondere im Regionalverkehr in Ballungsregionen, nicht mal annähernd der Realität. Und um das abzustellen, müsste man die Anzahl der Züge wie die der Schienenstränge (!) verdreifachen, wenn man wenigstens eine signifikante Zahl von Menschen statt mit dem Auto mit ÖPNV transportieren will. Das wäre nicht nur eine Generationenaufgabe, sondern würde bspw. auf U-Bahn-Strecken auch noch geradezu irrsinnig teuer (und würde das Problem während des Baus sogar noch vergrössern).

                      Ich habe mehr als manchmal den Eindruck, Leute, die den massenhaften Umstieg auf ÖPNV befürworten, wissen einfach nicht, wovon sie reden.

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 1. Juli 2024, 16:56

                      Egal, welches Problem man angeht: irgendwo muss man halt mal anfangen.

                    • Stefan Pietsch 1. Juli 2024, 17:17

                      Wo ist das Konzept?

                      Gleichzeitig akzeptierst Du, dass die Deutsche Bahn auf Jahrzehnte (!) nicht in der Lage sein wird, den Auto- und LKW-Verkehr so zu ersetzen, wie Grüne und Klimaaktivisten das für 2025 vorsehen.

                      Was folgerst Du daraus bezüglich Deiner Positionierung für den Erhalt und Anpassung der Autobahn- und Straßeninfrastruktur? Eigentlich müsste diese Einsicht Konsequenzen haben.

                    • Stefan Sasse 2. Juli 2024, 12:25

                      Auf Jahrzehnte mit der aktuellen Bahn. Ich meine, mal ernsthaft, das ist doch lächerlich. Die haben es im 19. Jahrhundert geschafft, in drei Jahrzehnten das Bahnnetz zu vervielfachen, und wir kriegen eine Taktung in vier Jahrzehnten nicht hin? Das kann einfach nicht sein.

                    • Stefan Pietsch 2. Juli 2024, 12:50

                      Das sind die eigenen Planungen der Bahn. Normalerweise zeigen Unternehmen mehr Ehrgeiz als es die Realität hergibt. Gerade dann, wenn man nicht so gut dasteht.

                      Wir haben ja beide den Nachteil, nicht im 19. Jahrhundert gelebt zu haben. Aber aus Märchenerzählungen weiß ich, dass dort viel weniger Menschen lebten und es mehr Platz gab. Und das Regelungsbedürfnis des Staates nicht in alle Ecken kam. Ach ja, und der Rechtstaat war auch noch nicht so verbreitet.

                    • Stefan Sasse 2. Juli 2024, 19:42

                      Ja, das ist ja meine Kritik. They’re not even trying.

                      Alles sicher richtig, aber wir haben heute weniger Gleiskilometer als damals. Das kann doch nicht der Anspruch sein.

              • Stefan Sasse 28. Juni 2024, 13:55

                Und ich denke, damit sollt auch argumentiert werden.

        • Stefan Pietsch 27. Juni 2024, 12:10

          Das stimmt eben so nicht, denn sowohl Frankreich als auch die nördlich Roms gelegenen italienischen Regionen sind außerordentlich wohlhabend. Offensichtlich ist es doch eher so, dass in größeren Flächen der Pro-Kopf-Aufwand sinkt, weil sich hier der öffentliche Verkehr leichter organisieren lässt.

          Deutschland und Italien sind ähnlich dicht besiedelt, Spanien hat ein sehr modernes Schienennetz. Übrigens hat Spanien verhältnismäßig viele Ballungsräume, die sehr breit über die Landfläche an den Küsten verteilt sind: Madrid, Barcelona, Valencia, Sevilla, Malaga, Saragoza, Alicante, Gijon. Das sieht dort nicht wie in Australien aus, zumal Spanien viele Gebirge hat.

    • Thorsten Haupts 27. Juni 2024, 08:56

      Ich kann als Bahn-Vielfahrer über das Stauargument nicht mehr lachen. Das bekommen Berufspendler z.B. im Raum zwischen Mainz, Koblenz, Bonn und Köln in 3 Wochen zusammen, wenn sie in den letzten 2 Jahren auf die Bahn angewiesen waren. Ich hatte die 40 Stunden in max. einem halben Jahr Fernverkehr, bei – durchschnittlich (!) – 1,5 Stunden Verspätung pro Fahrt.

      Wenn ich nicht a) zu alt wäre und b) nicht wüsste, dass ich nicht autofahren kann, wäre ich längst aufs Auto umgestiegen (ich bin der einzige Mann meiner Altersklasse ohne Führerschein). Einige Berufskollegen haben genau das bereits getan.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Sasse 27. Juni 2024, 09:01

        Oh spannend, darf man fragen warum du keinen gemacht hast?

        • Thorsten Haupts 27. Juni 2024, 14:01

          Ich habe ihn gemacht (war als Offizier Pflichtprogramm) und ihn nach zwei Unfällen an einem Wochenende (nur Blechschaden Gott sei Dank) mit 27 abgegeben 🙂 .

          • Stefan Sasse 28. Juni 2024, 13:54

            Ich wusste gar nicht, dass das eine Option ist 😀 Danke für die Info.

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