Linke chinesische Grüne mischen die Polizeidienststelle mit Globuli aus dem Supreme Court auf – Vermischtes 30.07.2020


Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) „Weiblichkeit, die Gleichheitsansprüche stellt, steht unter ständiger Todesdrohung von rechter Männlichkeit“ (Interview mit Klaus Theweleit)

„Frauenfeindlichkeit“: Die betroffenen Damen mögen sich doch bitte nicht dumm oder naiv stellen, indem sie diese nichtssagende – und damit beschönigende – Bezeichnung benutzen für das, was rechtsradikale bzw. rechte Männlichkeit mit ihnen anstellt. Was sie doch alle genau wissen: Die politische rechte Männlichkeit kann sich eine „ordentliche Welt“ nur vorstellen als von Männern beherrschte. Die Welt hat hierarchisch organisiert zu sein; und Männer in diesen Hierarchien sind selbstverständlich oben. Wo Frauen – in welcher Weise immer – daran rütteln, kehren sie die Weltordnung (= Naturordnung) um. Frauen rütteln aber immer daran, einfach indem sie Gleichheit fordern. Die feministische Forderung nach Gleichheit bedroht rechte Männlichkeit im Kern; nicht nur, wenn sie von Frauen mit öffentlicher Bedeutung kommt, sondern von der Position „Frau“ überhaupt. Rechte Männer, angsterfüllt, sind körperliche Antidemokraten, weil sie den Gedanken der Gleichheit nicht ertragen. Das müsste doch inzwischen langsam klar sein; und muss nicht in jedem Einzelfall neu begründet werden; etwa wegen „sexistischer“ Anwürfe. Diese Männlichkeit ist sexistisch auch wenn sie sich nicht sexuell äußert. (Deutschlandfunk)

Dieser Artikel hat im feministischen Twitter einen kleinen Shitstorm ausgelöst, aber mir ist immer noch unklar, weshalb. Ich finde Theweleits Begründung für seine Ablehnung des Begriffs „Frauenfeindlichkeit“ äußerst nachvollziehbar und sehe hier auch nicht die Gefahr, die üblicherweise in eher aus linker Ecke kommender Ablehnung dieser Begriffe und Themen droht: Nämlich dass das Spezifisch Sexistische (oder Rassistische oder um was es konkret im Augenblick geht) gegenüber der großen Einheitstheorie untergebuttert wird.

Davon mal abgesehen meine Frage vor allem in Richtung Pietsch, R.A., Erwin Gabriel etc.: Findet ihr, dass „Rechte Männlichkeit“ ein besserer Begriff für das Phänomen ist als die, die wir bisher hier verwendet haben? Ich höre ihn hier bei Theweleit zum ersten Mal, und er hat den Vorteil, auf eine Geisteshaltung/selbst gegebene Identität abzuzielen und nicht auf demographische Faktoren wie „alte weiße Männer“. Wie seht ihr das? Nützlichere analytische Kategorie?

2) Warum der Corona-Lockdown in manchen Ländern strenger war

Autokratien haben strengere Lockdowns eingeführt und stärker auf Kontaktnachverfolgung gesetzt, war das Ergebnis von Untersuchungen von Wissenschaftlern aus Oxford. Demokratische Länder seien dafür erfolgreicher darin, die Mobilität der Menschen zu reduzieren, weil die Bevölkerung den Maßnahmen der Regierung eher Folge leiste. Zudem hätten Menschen in kollektivistischeren Ländern ihre Reisetätigkeit stärker eingeschränkt als Menschen, die in individualistischer geprägten Ländern leben. […] Für Deutschland könnte das heißen, dass Kanzlerin Merkel das Land auch dadurch vor Schlimmerem bewahrt hat, dass sie Ende 2018 angekündigt hat, bei der nächsten Bundestagswahl nicht wieder antreten zu wollen – und sich damit keine Sorgen um ihre Wiederwahl zu machen brauchte. Denn viele Politiker – und das hat weniger mit Pech zu tun – haben sich in ihren Reaktionen auf das Virus von Sorgen um die Wiederwahl leiten lassen, haben die Politikwissenschaftler in einer Studie, die als Arbeitspapier im angesehenen National Bureau of Economic Research (NBER) veröffentlicht wurde, herausgefunden. Demnach hat es die Strenge der Maßnahmen beeinflusst, ob der Amtsinhaber abermals zur Wahl antreten darf oder ob die Verfassung das untersagt, weil die Zahl der Amtszeiten limitiert ist. Ebenso spielt es eine wichtige Rolle, wann die nächste Wahl stattfindet. (Gustav Theile, FAZ)

Wie stark die dräuende Wiederwahl und die Reaktion auf Corona kausal zusammenhängen, ist echt krass. Das ist nicht nur eine statistische Auffälligkeit, da steckt definitiv was dahinter. Es wäre auch noch spannend herauszufinden, welche machttaktischen Motive mit den entsprechenden Fokussetzungen verbunden sind; so haben ja etwa Laschet und Söder jeweils ihre eigenen Kalküle, warum sie einerseits lasch (haha) beziehungsweise streng auf Corona reagieren. Mein Verdacht ist, dass Söders Kalkül darauf hinausläuft, maximalen Bewegungsspielraum Richtung Schwarz-Grün zu gewinnen, während Laschet eher versucht hat, „Wertkonservative“ vom Abwandern an die AfD oder FDP zu hindern. Jemand Ideen?

3) Around the world, more see the U.S. positively than China, but little confidence in Trump or Xi

More people around the world have a favorable view of the United States than China, according to a 2019 Pew Research Center survey of 33 countries. The U.S. receives significantly more positive marks than China in 21 of these countries – mostly clustered in Europe and the Asia-Pacific – while China fares better than the U.S. in seven countries. At the same time, the leaders of these two global powers do not inspire much confidence. People in many surveyed countries hold negative views of both Donald Trump and Xi Jinping. […] Despite these views, few people tend to see the U.S. and China locked in a zero-sum competition when it comes to who is their greatest threat or most dependable ally. […] For example, people were asked an open-ended question about which country will be their own nation’s closest ally in the future and which country or group represents the greatest threat to their nation. In most countries, there is little relationship between seeing China as a threat and the U.S. as an ally – or vice versa. But the Asia-Pacific region stands out. About a third or more in South Korea, the Philippines, Japan and Australia say the U.S. is their most reliable ally and that China is their greatest threat. Very few in the six Asia-Pacific countries surveyed hold the opposite view. (Laura Silver/Kat Delvin, Pew Research Center)

Bei allen miesen Nachrichten über Trump und die Situation in den USA sollte man sich klar machen, dass der Luxus, Russland, China und die USA über einen Kamm zu scheren nur von einem Land gepflegt werden kann, das gegen die Auswirkungen dieser kleinen intellektuellen Fingerübung immun ist. Länder, die deutlich näher an China liegen, wissen ziemlich genau, wer von den beiden der wohlmeinendere Akteur ist (wenngleich das ein sehr relativer Begriff auf einer reichlich schiefen Gerade ist). Und es ist auch kein Zufall, dass man umso positiver über die USA denkt, je näher man Luftlinie an Moskau rückt. Zwar hat die relative Friedenszeit des Ost-West-Konflikts sicherlich maßgeblich zur Entmilitarisierung der Deutschen beigetragen, aber die ohnehin nie sonderlich stark ausgeprägte geostrategische Denke hat sie nicht unbedingt verbessert.

4) Cancel culture is a class issue

And if class membership is earned, it can be taken away. That is why, as Douthat writes in his seventh thesis, the threat of cancel culture „is most effective against people who are still rising in their fields.“ It is also why, as he says in the sixth thesis, with a certain degree of wealth, professional establishment, and/or fame, „the bar for actual cancellation is quite high.“ Author J.K. Rowling is presently the subject of intense and sustained criticism because of her views on transgenderism. But Rowling will not be canceled for what she’s said so far. She’ll have no trouble getting her next book contract. She has, crudely put, „‚f–k you‘ money“ and fans to spare. For people in her elite sphere, such resilience isn’t infinite. Cancellation is possible, but it requires a graver offense, perhaps even criminal allegations. […] The threat of cancellation recedes at the other end of the wealth spectrum, too, among the working and lower classes. Again, cancellation is not impossible here, but you are comparatively unlikely to lose a working-class or minimum wage job via cancellation. I don’t expect many McDonald’s managers do social media deep dives on applicants to run the grill. Does anyone really care about their plumber’s politics? […] This is why cancel culture is so effective. This is why it frightens people in what is self-evidently not a „classless society.“ The threat of cancellation isn’t merely intense public shame, though that too is significant. The threat is class expulsion couched within and magnified by our national mythos of self-advancement — that is, the American dream. It is a threat of being stripped, for the choice of a day or moment, of the class status you’ve ordered so much of your life to attain. Cancellation is a white-collar phenomenon, and its threat is tearing away your white collar for good. (Bonnie Kristan, The Week)

Das ganze Geschwätz von Cancel-Culture ist genau die gleiche Chose wie vorher Identitätspolitik und wie davor Political Correctness. Es ist ein (sehr effektiver) Kampfbegriff von Rechts, mit dem so getan wird, als sei irgendetwas Neues, Bedrohliches entstanden, dass es so nur auf der Linken gibt – wo es sich in Wahrheit um uralte Dynamiken handelt, die keine politische Gesäßgeographie kennen. Ich habe darüber geschrieben.

Die Rufe von „Cancel-Culture“ kommen besonders lautstark aus dem Lager der Republicans, und das sagt in diesen Tagen traurigerweise alles, was man zu dem Thema wissen muss. Der republikanische Hoffnungsträger Tom Cotton etwa verlangte die Streichung von Bundesmitteln für alle Schulen, die das 1619-Projekt im Unterricht besprechen – was deutlich extremistischer und weitreichender als alle Forderungen irgendwelcher Linksradikalen ist, aber natürlich einfach unwidersprochen in den Nachrichten steht, auch wenn der gleiche Neo-Konföderalist Cotton dann über Cancel-Culture klagt, weil irgendjemand ihn auf Twitter beleidigt.

5) Der China-Komplex

Die Pragmatiker bemühen sich ohnehin derzeit nach Kräften, den Eindruck zu vermeiden, die Partei betreibe insgesamt außenpolitische Radikalpolitik. Als der parteiübergreifend geachtete Reformer Stefan Liebich kürzlich als außenpolitischer Sprecher der Bundestagsfraktion aufhörte, überredete man den schon mit einem Bein im Ruhestand befindlichen Gregor Gysi, den Job zu übernehmen – um gerade noch zu verhindern, dass ein Hardliner auf den Posten rückte. Sevim Dagdelen hingegen sieht keinen Grund zur Aufregung. Die Obfrau der Linken im Auswärtigen Ausschuss des Bundestags ist eine der bekanntesten und profiliertesten Politikerinnen der Partei und des linken Flügels. Dagdelen hat selbst in diesen Tagen einen Artikel in der linken Zeitung „Junge Welt“ veröffentlicht. Sie erinnerte darin ausführlich an die deutsche Kolonialgeschichte in der heutigen Volksrepublik, warnte vor einem Wirtschaftskrieg, beklagte „China-Bashing“. Kritische Töne für Peking fand auch sie kaum. Warum nicht? Man sei sich mit den Reformern in der Partei einig, sagt Dagdelen dem SPIEGEL, „dass sich erstens Deutschland nicht am US-Wirtschaftskrieg gegen China beteiligen soll“. Zweitens setze man sich für Dialog und Kooperation mit der Volksrepublik ein und spreche drittens „selbstverständlich auch das Thema Menschenrechte“ an. Viertens, sagt Dagdelen, verbiete sich „jede Lehrmeisterei im Umgang mit China“ – angesichts der „kolonialen, bis heute nicht aufgearbeiteten Verbrechen Deutschlands“. (Kevin Hagen, SpiegelOnline)

Zu sagen ich wäre kein Fan der außenpolitischen Positionierung der LINKEn ist eine nicht geringe Untertreibung (doppelte Litotes!). Die reflexhafte Übernahme von Feindbildern und Positionen aus dem Kalten Krieg einerseits und die ebenso reflexhafte Anti-Haltung gegen alles, was irgendwie aus den USA oder dem Transatlantischen Spektrum kommt andererseits sorgt dafür, dass die Partei sich immer wieder mit solch ehrenwerten Personen wie Jinping, Putin oder Maduro gemein macht. Und das, obwohl deren Regime nicht einmal ansatzweise als Genossen zu betrachten sind! Dieses Anwanzen ist nicht nur moralisch widerwärtig und politisch dumm, sondern auch noch ideologisch inkonsistent. Mir ist das völlig unbegreiflich.

6) Autos sind zu teuer

Doch selbst diese erstaunlich hohen Kosten sind nur ein Bruchteil der wahren Summe, die wir für das Autofahren bezahlen. Dass Verbrennungsmotoren das Klima schädigen, hat sich mittlerweile herumgesprochen, dieser Schaden lässt sich kaum beziffern. Auch für die Zahl der Verkehrstoten lässt sich keine Schadenssumme nennen. Dazu kommt noch ein wichtiger anderer Aspekt, der oft vergessen wird: Wir haben unsere Welt und unsere Gesellschaft dramatisch umgebaut, um dem Privatauto den nötigen Platz zu bieten. Das kostet Geld, Gesundheit und Lebensqualität. Wir haben für das Auto gewaltige Flächen asphaltiert. Wir haben Gassen, in denen früher Kinder gespielt haben, ohne große Diskussion dem Autoverkehr geopfert. Wir haben Umweltverschmutzung und Lungenkrankheiten in Kauf genommen. Wir haben Geschäftsstraßen in den Städten aussterben lassen und stattdessen Einkaufszentren am Stadtrand gebaut, weil dort mehr Platz zum Parken ist. Aber wer motorisierten Individualverkehr kritisiert, wird oft heftig beschimpft: „Ich kann doch gar nicht anders!“ heißt es dann. „Mit dem Bus brauche ich dreimal so lange zur Arbeit, das kann doch niemand verlangen!“ – Und dieses Argument ist völlig richtig. Wir haben unsere Straßen, unsere Städte und unser Sozialleben so auf das Auto ausgerichtet, dass viele von uns in dieser autooptimierten Welt tatsächlich nicht ohne Auto auskommen. Aber das müsste nicht so sein. Das unverzichtbar gewordene Auto löst nur Probleme, die wir uns ohne Auto niemals eingehandelt hätten. (Florian Aigner, Futurezone)

Ich stimme dem Artikel völlig zu und will noch einen Gedanken hinzufügen. Was hier angesprochen wird, ohne das Konzept zu nennen oder weiter darauf einzugehen, ist das Problem der Pfadabhängigkeit. Dieses in der Politikwissenschaft fast wie die Interdependenz verbreitete Konzept besagt, dass ein einmal eingeschlagener Entwicklungspfad auch dann kaum mehr zu verlassen ist, wenn sich der Weg als steinig erweist. Siehe etwa Rentenversicherung: Das System der Pflichtversicherung mit seinen Rentenpunkten ist durch Jahrzehnte entstandene Ansprüche nicht einfach zu verlassen; jede Reform muss sich damit zwangsläufig auseinandersetzen – es ist eine Pfadabhängigkeit.

Gleiches gilt für Autos: Seit den 1950er Jahren ist die komplette Stadtplanung auf den motorisierten Individualverkehr ausgerichtet. Das lässt sich nicht mal eben abschaffen, denn es betrifft (Interdependenz!) zahlreiche andere Gebiete mit. Wo und wie Menschen wohnen etwa, wann sie wo was einkaufen, und so weiter und so fort. Jeder Versuch der Reform wird zwangsläufig einen Rattenschwanz von mal einkalkulierten, mal überraschenden Folgen nach sich ziehen. Das heißt nicht, dass man es nicht tun sollte – nur, dass man sich klar machen muss, an was für eine Aufgabe man sich damit begibt, und dass man besser sicher sein sollte, dass die Leute den Weg mitgehen.

Nicht umsonst schließlich wurden so viele der Sozialstaatsreformen mittlerweile wieder zurückgedreht…

7) Grüner Generationenwechsel? 

Das geht nun nicht mehr zusammen – Wissenschaft, das müssen viele Altgrüne jetzt schmerzhaft lernen, ist kein Wunschkonzert und es gibt keine alternativen Fakten. Es passt nicht, in Sachen Klima eine Orientierung an der Wissenschaft einzufordern, eine solche Orientierung auf anderen Gebieten jedoch abzulehnen oder sich, wie die AfD in Sachen Klimaforschung, auf Außenseiter zu berufen und alle anderen als bezahlte Lobbyisten zu diffamieren. Beim Thema Homöopathie – es ging um die Frage, ob homöopathische Behandlungsmethoden weiter durch die gesetzlichen Krankenkassen erstattet werden und weiterhin Zulassungsbedingungen nach dem Binnenkonsens gelten sollen – hat die Parteiführung es im letzten Jahr noch geschafft, das heiße Eisen erkalten zu lassen – wie man das eben so macht: erst aussitzen, dann wortreich eine intensive Debatte ankündigen, das Ganze sodann in eine Kommission vertagen und die schließlich sang- und klanglos einstellen. […] Der nächste Konflikt: grüne Gentechnik. Das grüne Dogma steht seit Jahrzehnten fest. Gentechnik in der Landwirtschaft gilt in altgrünen Kreisen als gefährlich, überflüssig und der falsche Weg. Die Argumente sind die gleichen, die die Partei vor zwanzig Jahren auch gegen Gentechnik in der Medizin vorgebracht hat; sie sind hohl und vielfach widerlegt, aber jeder Einwand wurde bislang von den Altgrünen mit dem Lobbyismus-Vorwurf abgebügelt. […] Das nächste Feld ist die Energiewende, genauer gesagt, der Atomausstieg. Angesichts der ungelösten Speicher-Probleme der Energiewende, des schleppenden Kohleausstiegs und der noch immer ungebremst steigenden CO2-Emissionen besinnen sich immer mehr Klimaschützer auf die Kernenergie, in Großbritannien etwa die Umweltaktivistin Zion Lights, die bis vor kurzem Sprecherin und Gesicht der „Extinction Rebellion“-Bewegung war. Sie spricht sich für die Nutzung der Kernenergie aus, um den CO2-Ausstoß schneller begrenzen bzw. reduzieren zu können. (Ludger Vess, Salonkolumnisten)

Die oben genannten Punkte sind die entscheidenden Gründe, warum ich nach wie vor kein grüner Parteigänger (und schon gar kein Parteimitglied) bin. Ich finde die Bio-Esoterik grauenhaft, die Unterstützung der Globuli-Mafia zum Kotzen und die ideologische Ablehnung von genmanipulierter Landwirtschaft für einen politischen Irrtum. Zur Kernkraftfrage habe ich keine belastbare Meinung, da fehlt mir der Hintergrund.

8) As America tops 4 million COVID cases, the cult of Donald Trump has become a death cult

But the Americans who are now driving the pandemic are not sudden skeptics about masks or distancing or expert opinion because of street protests. Some of them reject expertise because of the previous “failures” of experts. This is always one of the reflexive explanations for the refusal to listen to the educated and experienced. Expert failures are real and happen every day, but the people who sullenly refuse to wear a mask during a pandemic are not doing so because the United States failed to find Iraq’s weapons of mass destruction, or because the housing market crashed in 2008. Rather, they are doing so because they see endangering others as empowerment, a way of telling people whom they believe look down on them that no one, no matter how smart or accomplished, can tell them what to do. For these people, our national motto is not “In God We Trust” or “E Pluribus Unum,” but rather: “You’re Not the Boss of Me.” […] So committed are these Americans to assuaging their sore egos over their imagined lack of status that they are literally willing to die for it. Unfortunately, they seem all too willing to take many of us with them. This is not Jonestown or Heaven’s Gate, whose cult members fled society to go and die together. This is worse. This is an attempt to create a Jonestown in every American city and town and then invite the rest of us over for a cool drink. The irony here is that the same people who reject expertise because they believe they are smart and clued in to the mistakes of experts will accept the word of Donald Trump — a man who has obliterated most of the projects he’s ever been involved with and who stands as the uncontested champion of American public liars — as the gospel truth. But that is how cults work, and woe to anyone who crosses them. (Tom Nichols, USA Today)

Die kultische Verehrung Trumps in Teilen der GOP (man sollte nicht den Fehler machen, die völlig durchgeknallte Parteibasis mit der Partei als Ganzem gleichzusetzen) ist tatsächlich absurd und hat mittlerweile so große Macht bekommen, dass die republikanischen PolitikerInnen es nicht mehr wagen, sich diesem Blödsinn entgegenzusetzen (so sie es je taten), aus Furcht davor, was dieser hochmotivierte Irrenhaufen in den Vorwahlen anrichten kann.

Der Vorteil für diese Truppe ist, dass sie zwar behaupten, willig zu sein für ihre Überzeugungen in den Tod zu gehen, dass es jedoch wesentlich wahrscheinlicher ist, dass andere für ihre Überzeugungen und Taten sterben. Die Menschen, die in den Südstaaten wegen der katastrophalen Lage des Gesundheitssystems und der atemberaubenden Inkompetenz der dortigen Gouverneure sterben sind schließlich nicht eben republikanische Stammwähler, sondern wie eh und je die Armen und Entrechteten am Bodensatz der amerikanischen Gesellschaftshierarchie – und die hatten noch nie eine Stimme in diesem System.

We spend too much time debating the procedural rights and powers of elected officials and not enough thinking through the wisdom or folly of them making specific choices with the rights and powers they clearly possess. Can Trump and McConnell push through a high court nomination in December, in blatant defiance of public opinion, if they wish? The answer is probably yes. But it’s far more important to understand why they shouldn’t do such a thing — and what is likely to follow if they do. When asked to explain their defiance of public opinion, conservatives typically revert to the cliché that our country is „a republic and not a democracy.“ This is supposed to justify Republican moves to manipulate (and add to) our system’s many counter-majoritarian rules and institutions to enhance GOP power despite the party’s waning ability to win elections outright. But our government’s republican character isn’t designed to systematically thwart the will of the party or faction of the electorate that wins the most votes and reward the party or faction that loses. It’s designed to break the electorate into multiple groupings or clusters, giving each the power to check and balance the others. That makes us a democratic republic, not an anti-democratic one — which means that the perceived legitimacy of the system ultimately rests on its responsiveness to public opinion. (Damon Linker, The Week)

Ich bin 100% sicher, dass Mitch McConnell das tun wird, wenn sich die Gelegenheit bietet. Dass er nicht selbst schon versucht hat, Ginsburg auf der Treppe ein Bein zu stellen, ist eigentlich alles. Aber es ist letztlich auch zu spät. Der Supreme Court ist ein zu 100% parteiisches Instrument geworden, dessen gesamte Legitimation sich zunehmend aus denselben parteiischen Loyalitäten speist wie im restlichen System auch. Die RichterInnen stimmen praktisch nur noch nach Parteilinie ab; die ohnehin immer etwas suspekte Idee einer objektiven, debattierenden Richterschaft ist völlig Makulatur.

Man sieht das auch in der Berichterstattung; zwar werden immer noch dieselben Worte wie früher verwendet – man spricht von Interpretationen und Auslegungen – aber am Ende ist jedem klar, dass die vier progressiven RichterInnen auf die eine und die fünf konservativen Richter auf die andere Art abstimmen werden. Stiehlt Mitch McConnell nun noch einen zweiten Sitz, ist die Restlegitimität des Gerichtshofs endgültig passé. Und eine so mächtige Institution ohne jede demokratische Legitimation kann nicht überleben. Court packing und ähnliche Reformen sind die zwangsläufige Folge, und mit ihr eine weitere Erosion der Demokratie.

10) Tweet


Nur mal wieder für Diejenigen, die glauben, nur weil etwas verboten ist und weil man es in feiner Gesellschaft nicht offen sagt käme es auch nicht vor. Was hier für Rassismus gilt, gilt im selben Maße auch für Sexismus oder Diskriminierung Schwangerer und Mütter. Es ist institutionell, es ist weit verbreitet, und es muss mit offenem Visier bekämpft werden. Und da es im Guten offensichtlich nicht ging, braucht es eben grobere Keile auf die noch viel groberen Klötze – und das heißt etwa die Quote.

11) Die Wut der Frauen

Werden Frauen wütend, wird das gern auf ihre Persönlichkeit geschoben – bei Männern dagegen eher mit äußeren Umständen gerechtfertigt. Im Falle wütender Migrantinnen wird noch eine vermeintlich kulturelle Prägung hineingelesen: unbändiges Temperament, milieuspezifische Sprache, ausfallende Gestik. Dahinter versteckt sich auch eine in der Gesamtgesellschaft fest verankerte Rollenerwartung an die Frau. Sie kann verängstigt und hilflos sein, aber nicht wütend oder gar zornig. Diese Form der Misogynie findet sich sowohl in Teilen der Mehrheitsgesellschaft als auch im rechten Spektrum wieder. […] Die Sensibilität Seehofers und vieler anderer, wenn es um den Schutz der Polizei geht, steht in direktem Kontrast zu deren Reaktion auf Gewaltdrohungen gegen Frauen unter mutmaßlicher Beteiligung von Sicherheitskräften. Das Feindbild Frau wird nicht ansatzweise so ernst genommen wie das Feindbild Polizei. Frauen bekommen von staatlicher Seite nicht denselben Rückhalt, den Polizisten erhalten.  […] Lang genug waren Opfer rechter Gewalt, etwa die Familien der NSU-Mordopfer, in Erklärungsnot gegenüber Behörden. Statt ständig reflexhaft die Polizei in Schutz zu nehmen, müsste die Politik vehement für den Schutz der Frauen eintreten, die in der Öffentlichkeit stehen. Denn rechte Ideologen eint weltweit ein Feindbild: die selbstbestimmte Frau. (Dunja Ramadan, SZ)

Die Ignoranz, mit der die Sicherheitsbehörden den Gewaltdrohungen vor allem, aber bei weitem nicht ausschließlich junger Frauen mit Migrationshintergrund entgegentreten, sind vor allem angesichts des irren Aktionismus bezüglich eingebildeter gestiegener Bedrohungslagen für PolizistInnen völlig absurd. Das Ganze bekommt noch ein zusätzliches G’schmäckle dadurch, dass die Betroffenen häufig als KritikerInnen dieser Sicherheitsbehörden aufgetreten sind, so dass diese Träger des staatlichen Gewaltmonopols in den Ruch geraten, sich politischer Gegner auf diese Weise entledigen zu wollen. Kein schönes Bild.

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  • derwaechter 30. Juli 2020, 19:03

    4) Nur weil Leute weit auf der rechten Seite cancel culture bzw. den Vorwurf der selben missbrauchen, heisst nicht, dass es sie nicht gäbe.

    Diese Liste hier zeigt viele Beispiele und betrifft längst nicht nur reiche, priveligierte Menschen. https://twitter.com/GlennLoury/status/1288069751730831365

    Cancel Culture ist real.

    Nicht nur von Links, siehe z.B. den berühmten Fall Kapernick.

    • Ariane 31. Juli 2020, 00:46

      Gleicher Fall wie 1) da gehts um Machtkonstellationen

      Das ist aber auch nichts Neues, das ist heute nur sichtbarer geworden bzw Imageverlust spielt in einigen Branchen heute ne größere Rolle. Ist ja auch kein Zufall, dass Kapernick seine sportliche Karriere seinen Werten opfern musste und immerhin als Werbeikone eine andere Karriere ermöglicht bekam. Disney würde ich da zb auch mit reinzählen.

      Und ich will doch stark hoffen, dass du Kapernick jetzt nicht als Beispiel für linke Cancel Culture gemeint hast? 😮

      Gegenbeispiel: Tönnies, oder die gesamte Fußballmafia (Tönnies ist da echt gerade DAS Paradebeispiel eines generellen Mafiosi), da kann man ja gar nicht mehr soviel essen wie man kotzen möchte. Ob SportBild den Preis für kA Menschenrechtsaktivismus oder so an Hoeness und Hopp verleiht oder Kalle Rummenigge bei Gianni Infantino (FIFA-Boss) intervenieren will, weil der Ballon D’Or dies Jahr nicht stattfindet (der von ner Zeitschrift vergeben wird du Dösbaddel! Und wo doch eh Ronaldo gewonnen hätte und Lewandowski chancenlos wäre!) oder Oh der Sportgerichtshof und ManCity auch einsame Spitze!

      Da kommt nicht mal das IOC ran, das Olympiawerbung mit Berlin 36 und München 72 macht. ^^

      • derwaechter 31. Juli 2020, 09:54

        Cancel culture gibt es rechts wie links.

        Es geht natürlich um Macht aber es trifft eben nicht nur die „Mächtigen“ (und selbst das finde ich falsch, die Hysterie um z.b. JK Rowling ist völlig überzogen, egal ob sie heute reich ist oder nicht) sondern auch „normale“ Menschen.

        Schau dir mal die Liste an. Das ist doch völlig absurd geworden.

        • Ariane 31. Juli 2020, 09:59

          Das hat aber mehr damit zu tun, dass sie in den USA bzw der englischsprachigen Welt gerade völlig eskaliert sind. Und Rowling ist doch nichts passiert. Sie hat doch mit zig anderen so einen Brief veröffentlicht, der keine Ahnung sich beklagt hat, dass man nix mehr sagen darf.

          ich finds albern, Leute rauszuwerfen, weil das echt kein Zeichen einer Fehlerkultur ist, aber es ist halt auch häufig ein sehr lautes „nix darf man mehr sagen“ Und das auf allen Kanälen. Und es ist auch kein neues Phänomen, da hat Sassestefan schon recht. Das wird auch nur besser, wenn nicht ständig der Weltuntergang beschworen wird.

          • sol1 31. Juli 2020, 12:19

            „Sie hat doch mit zig anderen so einen Brief veröffentlicht, der keine Ahnung sich beklagt hat, dass man nix mehr sagen darf.“

            Und kurz vor der Veröffentlichung dieses Briefs hat sie Stephen King für einen Satz auf Twitter geblockt, der eigentlich völlig unkontrovers sein sollte:

            https://www.rollingstone.de/j-k-rowling-stephen-king-trans-frauen-2000841/

            • derwaechter 31. Juli 2020, 12:49

              „Und Rowling ist doch nichts passiert.“
              Na ja.
              Ab wann ist denn „was passiert“? Körperlicher Angriff?

              Es ist kein neues Phänomen aber es wird mehr. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wie man das nicht sehen oder problematisch finden kann.

              • TBeermann 31. Juli 2020, 13:08

                Gegenfrage: Was soll ihr denn passiert sein?

                Ihr widersprechen viele Menschen, die genau so ein Recht haben, ihre Meinung frei zu formulieren, wie Rowling auch.

                • derwaechter 31. Juli 2020, 13:42

                  Ihr widersprechen nicht einfach Menschen. Stell dir mal kurz vor eine Frau die deine Meinungen überwiegend teilt würde so angegangen.

                  Und den vielen anderen aus der Liste und anderen Beispielen wird der Mund verboten bzw die wurden rausgeschmissen oder.mussten gehen. Wenn das deine Vorstellungen von guter Debattenkultur ist, bitte sehr.

                  • TBeermann 31. Juli 2020, 13:49

                    Wir wird sie denn angegangen? Ich hab mir seinerzeit die (wirklich unnötige und dämliche) Aussage im Original durchgelesen und auch eine Weile durch die Kommentare gescrollt und darin stand nichts schlimmes. Die meisten Leute waren einfach enttäuscht.

              • Ariane 31. Juli 2020, 16:18

                Na, ein „ich finde deine Meinung doof und transfeindlich“ ist jetzt normaler Widerspruch. Wie Beermann sagt, zur Meinungsfreiheit gehört, dass jeder die Meinung des anderen scheiße finden darf.

                Und wir haben halt gerade sehr deutlich den Versuch einer Einschüchterungstaktik, wo wir dann eben bei Morddrohungen, Waffenverstecken, Vorbereitungen für einen Bürgerkrieg sind.

                Und der Link von sol ist der ultimative Beweis! King ist sakrosankt. 🙂
                Die Trans-Debatte find ich ja noch schräger als anderen Krimskrams.

          • cimourdain 31. Juli 2020, 17:30

            „Und Rowling ist doch nichts passiert.“ ist ein perfides Argument. Stell dir vor, jemand würde das zu den ’nur‘ bedrohten Frauen aus Fundstück 1) , denen auch ’nichts passiert‘ ist sagen.

            Es geht darum, was mit einer offenen Debattenkultur passiert, wenn andersdenkende immer unter dem Damoklesschwert des Shitstorm ihre Äußerungen tätigen.

            Deshalb for good measure den offenen Brief, der die aktuelle Debatte ins Rollen gebracht hat.:
            https://harpers.org/a-letter-on-justice-and-open-debate/

            • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 17:40

              Dieser offene Brief ist ein so lächerliches Ding. Das fängt schon damit an, dass Glenn Greenwald mit unterschreiben wollte und sie ihn nicht ließen, weil sie seine Ansichten doof finden. Das zeigt dir, wie ernst das zu nehmen ist.

              • derwaechter 31. Juli 2020, 18:11

                Abgesehen davon (die Geschichte mit greenwald kannte ich nicht) finde ich den Inhalt völlig ok. Dass sich da so viele drüber aufgeregt haben verstehe ich nicht.

                Wurden nicht Mitunterzeichner als Transfeinde beschimpft weil u.a. JK Rowling unterschrieben hat?
                Eine Journalistin meinte sie würde sich in ihrer Redaktion nicht mehr safe fühlen weil einer ihrer Kollegen unterschrieben hat. Ich glaube Vox, finde das auf die schnelle nicht.
                Das ist völlig absurd.

                • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:28

                  Klar ist das absurd. Aber die ganze Debatte ist völlig durchgebrannt und wird von den Spinnern beider Seiten dominiert, die dann ständig in der Berichterstattung als typisch betrachtet werden. Anstatt dass man sie einfach an dem Rand lässt, an dem sie eigentlich sind…

                  • Ariane 1. August 2020, 01:03

                    Haha, die Greenwald Story kannte ich auch nicht. Hatte das nur auf Twitter bei dir gelesen und die Zeit hatte da was und ähm das war mir schon alles irgendwie zu doof, mich näher damit zu befassen.

                    Gab es überhaupt einen Anlass? Rowling? Oder wollten die 150 Leute halt mal einen Brief schreiben?

                    • Stefan Sasse 1. August 2020, 10:58

                      Nö, das hatte keinen spezifischen Anlass. Viele von denen haben dazu noch gesagt, dass sie die ursprüngliche Intention und die Mit-Unterschreiber nicht kannten, sonst hätten sie ja vielleicht gar nicht. So eine bescheuerte Farce.

                    • Ariane 1. August 2020, 13:02

                      Haha, bestätigt meine Vermutung, dass diese Unterschriftenlisten und teils Petitionen irgendwie nicht so ganz das Wahre sind^^

              • sol1 31. Juli 2020, 19:51

                Der Inhalt des Briefs in einem Satz:

                „Die Welt wäre besser, wenn die Menschen auf Twitter netter (zu uns) wären.“

                • Ariane 1. August 2020, 01:05

                  Tja gucke. Das sag ich dreimal am Tag (bzw meine Timeline ist sogar sehr nett), aber ich wurde noch nie gefragt, ob ich wo unterschreiben will, worüber sogar in der ehrwürdigen Zeit denn eine Analyse erscheint.

                  Nix darf man mehr sagen!

                • Stefan Sasse 1. August 2020, 10:56

                  Jepp. Und zwar zu ihnen spezifisch.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:08

      Sag ich doch. Bekanntes Phänomen. Die Babylonier haben schon die Israeliten gecancelt.

      • derwaechter 31. Juli 2020, 13:50

        Es ist kein neues Phänomen aber es wird mehr und ist auch etwas anders als früher. Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wie man das nicht sehen oder problematisch finden kann.

        Die gleichen Leute, die den Editor der NYT zum Rücktrtt gedrängt haben (oder wurde er gefeuert?) wegen der Veröffentlichung dieses Kommentares von Tom Cotton würden auch deinen Kopf fordern weil Du Stefan Pietsch eine Plattform gibst. Wahrscheinlich würden einige noch deinem Arbeitgeber schreiben und fragen, wie so jemand Lehrer sein darf.
        Sei froh, dass du so wenig woke Leser aus den USA erreichst 🙂

        • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 14:47

          Ich finde es ja problematisch. Ich sage nur es ist nichts Neues, und diese ständige Etikettenkleberei von rechts hilft echt nicht dabei, es zu verstehen oder gar zu lösen. Es ist halt ein effektives politisches Kampfmittel, aber letztlich auch nur die Neuauflage von „Alle Wege des Sozialismus führen nach Moskau“.

          • derwaechter 31. Juli 2020, 16:17

            Da sind wir uns einig.

        • sol1 31. Juli 2020, 19:55

          Der Chef vom NYT-Meinungsressort trat zurück, nachdem herauskam, daß er das Op-Ed von Tom Cotton vor der Veröffentlichung gar nicht gelesen hatte.

          Und das ist dann schon eine erstaunliche Vernachlässigung seiner Pflichten.

          • Stefan Sasse 1. August 2020, 10:56

            Es ist auch eine Frage der Qualitätskontrolle. Die NYT hat keine Verpflichtung, Faschisten ein Forum zu bieten.

            • Ariane 1. August 2020, 13:04

              Das war der, der dafür war, dass Trump die Armee auf Demonstranten loslässt? Ich meine, die Situation ist so abgefuckt in den USA. Das ist schlimmer als „Oder soll man es lassen“ und das fand ich schon echt schlimm.

  • derwaechter 30. Juli 2020, 19:40

    1) „rechte Männlichkeit“ ist besser, gefällt mir aber dennoch nicht, weil auch hier unterschlagen wird, wie viele Frauen auf der, aus meiner Sicht, falschen Seite stehen.
    Klar sind sie in der Minderheit. Aber sowohl in der Politik als auch im Alltag, vom leichten Sexismus bis zu den schlimmsten Verbrechen spielen Frauen immer wieder eine unrühmliche Rolle. Und zwar für mich immer wieder überraschend prominent oder zahlreich.
    Das entschuldigt die überwiegend männlichen Frauenfeinde natürlich in keinster Weise.

    Mir wäre ein Begriff am liebsten, der auf die Taten abzielt, nicht das Geschlecht des Täters.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:08

      Naja, die finden diese rechte Männlichkeit ja gut, unterstützen sie und fordern sie aktiv ein. Das passt durchaus auch auf Frauen.

      • derwaechter 31. Juli 2020, 16:20

        Mann denkt sicherlich eher an Frauen als bei „alte weisse Männer“. Aber so richtig passt das trotzdem noch nicht.

        • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 17:13

          Hey, wie du siehst bin ich offen für bessere Ideen.

          • derwaechter 31. Juli 2020, 18:12

            Sexistisch. Oder ist das zu spezifisch?

            • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:32

              Es beschreibt nicht, was ich beschreiben will. Die rechte Männlichkeit ist AUCH sexistisch, aber halt nicht nur. Wenn ich eine Frau frage ob ich ihr was tragen soll ist das sexistisch (und natürlich auch höflich), aber das hat mit dem beschriebenen Komplex nichts zu tun. Genauso wie ich wenn ich unwillkürlich aufmerke wenn eine dunkelhäutige Person in der Bahn neben mir steht oder so kurz rassistisch bin, aber das hat auch wenig mit dem beschriebenen Problem gemein. Sexismus, Rassismus etc. sind Beschreibungen der konkreten Emotionen/Vorstellungen/Gefühle, aber nicht der dahinter stehenden Identität. Darüber hatte ich geschrieben: http://www.deliberationdaily.de/2018/03/rassismus-ist-wie-brokkoli/

  • derwaechter 30. Juli 2020, 19:53

    7)
    Hömophatie ist doch ein Randthema. Du wirst nie eine Partei finden, mit.der du 100% übereinstimmst. Wenn das wirklich dein grösste Meinungsverschiedenheit ist, würde ich an deiner Stelle morgen Mitglied werden.

    Gentechnik ist durchaus nicht unproblematisch und auch wissenschaftlich nicht so unumstritten. Sie ist allerdings auch nicht der Untergang der Welt, wie immer noch viele Grüne meinen. Man sollte differenzieren.

    Auf die Renaissance der Atomkraft warten wir doch seit Jahrzehnten vergebens. Sie ist schlicht zu teuer und die Probleme wegen derer schon die Urgrünen gegen sie waren, Unglücke und v.a. Abfall, sind weiterhin nicht gelöst.

    • Kning4711 30. Juli 2020, 21:56

      Die gleichen Grünen schießen aber auch gegen den Testreaktor für die Kernfusion. Ideologischer Fanatismus ist kein Problem, den allein die Grünen haben, jedoch beanspruchen deren Anhänger zu häufig eine moralische Überlegenheit. Wenn dann die Parteispitze Zugeständnisse machen muss wider besseren Wissens, wird es zum Problem. Bio Mafia und Impfgegner haben einen realen Einfluss auf diese Partei, zum Glück findet dieser aber noch keine prominente Personifizierung.

      • sol1 30. Juli 2020, 23:05

        „Die gleichen Grünen schießen aber auch gegen den Testreaktor für die Kernfusion.“

        Aber zum Teil auch mit guten Gründen. In meiner Kindheit las ich fasziniert davon, wie die Kernfusion in 40 bis 50 Jahren alle unsere Energieprobleme lösen wird. Und getreu der Fusionskonstante hat sich an diesem Zeitrahmen seitdem nichts geändert.

        • TBeermann 31. Juli 2020, 09:40

          Ja, bei dem Thema gehen viele in Richtung Christian Lindner: „Die Technik wird’s schon richten.“

          Meinem (zugegebenermaßen laienhaften) Wissensstand nach, hat sich da aber tatsächlich trotz Forschung wenig auf dem Weg Richtung Marktreife getan.

          Wasserstoff ist ja ein ähnliches Thema, wo man lange verdrängt hat, wie viel Primärenergie benötigt wird, um reinen Wasserstoff in großer Menge verfügbar zu machen.

          Wenn wir irgendwann einen Durchbruch erleben und das Perpetuum-mobile finden…klasse. Aber das kann kein Argument sein, jetzt einfach so weiter zu machen, weil man darauf vertraut, dass die Weltformel schon rechtzeitig geknackt wird.

        • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 10:13

          „Gute Gründe“ hat meist auch die AfD, allein das macht bereits die moralische Voraburteilung. Fakt ist, dass aus heutiger Sicht eine CO2-freie Energieerzeugung allein auf Wind, Sonne und Biomasse nicht realistisch ist. Dies dennoch zu behaupten zeugt von der Weltfremdheit vieler Umweltbewegter, angefangen bei FfF und Extinction Rebellion.

          • TBeermann 31. Juli 2020, 13:01

            Die AfD hat bisher extrem selten für irgendetwas gute Gründe vorgebracht.

            Die Kritik der Grünen an der Kernfusion sind nicht moralischer Natur, sondern im Kern genau das, was Sol1 bereits angedeutet hat. Es ist im Moment nicht mal ansatzweise absehbar, wann diese Technologie Marktfähig ist. Was allerdings abzusehen ist, ist dass sie nicht rechtzeitig zur Verfügung stehen wird, um bestimmte Kipppunkte in der ökologischen Entwicklung noch zu stoppen.

            Aber dass gerade die von „Weltfremdheit“ faseln, die seit Jahren nach dem Motto „wenn ich den Kopf in den Sand stecke und es nicht sehe, passiert auch nichts“ agieren, ist ohnehin nur die Kirsche auf der Torte des Irrsinns.

            • Hias 31. Juli 2020, 17:08

              Das Problem bei solchen ideologischen Themen ist doch, dass auch die Ablehnung fundamental ist, sprich auch ein Ausstieg aus der Forschung gefordert wird, zB aus der Beteiligung bei ITER.

              • TBeermann 31. Juli 2020, 17:40

                Sie fordern die Ausrichtung der Forschung zu überprüfen, weil aktuell für Atom-Forschung (dabei vor allem Kernfusion) so viel Geld ausgegeben wird, wie für für die Forschung zu Netzausbau, Energiespeicher, Energieeffizienz, Energieeinsparung und Energiewende zusammen.

                Ein Grund für diese Haltung ist, dass die Zielvorgabe von ITER seit einiger Zeit so reduziert wurde, dass damit eine kommerzielle Nutzung der Technik kaum bis gar nicht erreicht werden kann. Ziemlich sicher aber nicht schnell genug.

                Bisher ist außer Spesen halt nicht viel gewesen. Kernfusion ist quasi die iranische Atombombe der Energiegewinnung. Seit vier Jahrzehnten erzählen die gleichen Leute: „Es muss jeden Moment so weit sein!“

      • derwaechter 31. Juli 2020, 00:28

        Das stimmt schon. Allerdings sind die Grünen, viel stärker als die anderen Parteien, aus „Moralthemen“ entstanden. Umweltschutz, Gleichberechtigung, Friedensbewegung usw.

        • TBeermann 31. Juli 2020, 09:29

          Zumindest Umweltschutz ist objektiv eigentlich kein Moralthema, aber es ist spannend, dass es gelungen ist, das so zu framen.

          Eigentlich sollte das eines der Herzensanliegen der Wirtschaft sein, wenn man nicht nur an die nächste Quartalsbilanz denken würde.

          • derwaechter 31. Juli 2020, 09:57

            Jein. Umwelt als ganzes ist natürlich Lebens- und damit letztendlich Wirtschaftsgrundlage. Das sind aber sehr lange Zeiträume und es gilt nicht für Einzelthemen.
            Kein Wirtschaftszweig ist z.B. von Störchen oder Kröten abhängig. Diese zu Schützen ist ein Moralthema.

            • TBeermann 31. Juli 2020, 10:03

              Das sind Symbole, ohne die man ein Thema nicht vermitteln kann.

              Wenn man der Öffentlichkeit eine Sammlung von Statistiken und Studien vor den Latz knallt, steigen 99% sofort aus. Da braucht man Karl den Käfer.

              • Ariane 31. Juli 2020, 10:07

                Das auch. Tierbabies ziehen auch immer!

            • Ariane 31. Juli 2020, 10:06

              *hust* Tourismus!!

              Es gibt hier ganze Störchendörfer. Und Tourismus ist hier NUR auf Natur pur ausgelegt. Das ist reines Framing, da immer einen Gegensatz aufzumachen. Als würde man mit Windkraft, Vegetarischem Essen oder eben Fahrradreisen durch die Natur kein Wirtschaftswachstum produzieren. Doch, damit lässt sich Kohle verdienen, das ist ein Abwehrkampf, weil Tönnies zb anders Geld verdient.

              • derwaechter 31. Juli 2020, 10:21

                Wenn Naturschutz ein knallhartes Wirtschsftsthema wäre, würde sich die Wirtschaft dafür ganz anders einsetzen.
                Das sind bestenfalls Nischen.

                Und die Grünen haben garantiert nicht damit angefangen Kröten über die Strasse zu tragen oder gegen Atomkraft zu demonstrieren, weil sie wirtschsfaftliches Interesse daran hatten. Das waren und sind überwiegend moralische Entscheidung. Wir haben die Erde nur von unseren Kindern geborgt, Geld kann man nicht essen, usw usf

                • Ariane 1. August 2020, 13:08

                  Ja, weil die Grünen in dem Punkt ein bisschen doof sind.

                  Insgesamt ist es aber ein Wirtschaftszweig, ein stark wachsender sogar. Das verbeißt sich oft aber mit diesem Hang zur Askese.

          • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:15

            Umweltschutz wurde witzigerweise von beiden Seiten moralisch geframed.

        • cimourdain 31. Juli 2020, 17:39

          Und heute stehen sie wie alle anderen für Wirtschaftswachstum, Klientelpolitik, Bellizismus, Datenschnüffelei, usw…

          [Das ist zwar etwas ungerecht, aber leider mit einem Kern Wahrheit.]

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:09

      Da hängt ja mehr dran als nur die Frage der Finanzierung von Globuli. Das ist ja, wie bei Gentechnik auch, ein ganzes Mindest, das da dran hängt und das mich zutiefst abstößt.

      • derwaechter 31. Juli 2020, 16:24

        Verstehe ich schon. Aber wir gesagt, ich könnte damit leben, bzw konnte bevor ich aus nicht politischen Gründen ausgetreten bin.

        • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 17:14

          Hält mich halt davon ab, mich als Grüner zu identifizieren, nicht, sie zu wählen.

          • derwaechter 31. Juli 2020, 18:21

            Wenn das ein für dich so zentrales Thema ist kann ich das verstehen.
            Mir gingen damals viele Fundis ziemlich auf den Senkel, aber als Grüner habe ich mich trotzdem identifiziert.

            • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:29

              Ich war halt nie Grüner, wahrscheinlich deswegen. Ich hab in meiner linken Zeit auch ne Menge Blödsinn aus der Ecke ertragen bevor ich da weg bin.

  • CitizenK 30. Juli 2020, 21:39

    8/9) Wie realistisch ist die Verschiebung der Präsidentschaftswahl?
    Gab es das schon mal?
    Ist das nach der Verfassung überhaupt möglich?

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:09

      Nicht ohne Putsch, weil nein und nein.

    • Ralf 1. August 2020, 08:45

      Nach der Verfassung ist das schon möglich, nur würde das die Zustimmung des Kongresses erfordern und diese Zustimmung ist nicht gegeben.

  • sol1 30. Juli 2020, 23:01

    1) „Rechte Männlichkeit“ würde jedenfalls verdeutlichen, daß dieses Phänomen eine ähnliche Hockeyschlägerkurve beschreibt wie der Antisemitismus – eine flache Kurve quer durch alle Milieus, die rechts außen steil ansteigt.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:10

      Guter Punkt.

      • sol1 1. August 2020, 18:20

        Eben bin ich auf ein anschauliches Beispiel dafür gestoßen, wie die Formen des Hasses ineinander übergehen:

        /// [Pia] Lamberty warnt immer wieder davor, sich auf die psychische Verfasstheit einzelner Personen wie Hildmann oder etwa des Attentäters von Halle zu fokussieren. Nicht nur seien solche Ferndiagnosen unethisch, zudem würden die Betreffenden dadurch entpolitisiert: »Für die Gesellschaft ist es gar nicht so relevant, wie stabil eine Person psychisch ist, sondern welche ideologischen Inhalte von ihr verbreitet werden.«

        Das erweist sich als umso plausibler, wenn man sich jene ins Gedächtnis ruft, gegen die sich die antisemitisch motivierten Hasstiraden richten. Dazu zählt auch Lamberty selbst. Attila Hildmann forderte seine Anhänger jüngst auf: »Könnt ihr ja mal schreiben.« Für die Expertin sind Todesdrohungen nichts Neues, doch seit sie durch zahlreiche Interviews medial präsenter ist, hat deren Zahl zugenommen. »Als Frau bekommt man anderen Hass und vermutlich auch mehr davon«, sagt sie. So erhält sie sexualisierte Drohungen und Herabsetzungen; als vermeintliche Jüdin und als Frau wird ihr die Kompetenz abgesprochen, sich überhaupt zu äußern. ///

        https://jungle.world/artikel/2020/30/alter-wahn-neues-gewand?page=all

  • sol1 30. Juli 2020, 23:11

    2) „Mein Verdacht ist, dass Söders Kalkül darauf hinausläuft, maximalen Bewegungsspielraum Richtung Schwarz-Grün zu gewinnen…“

    Eine einfachere Erklärung ist, daß er zu Beginn der Krise mit Österreich ein Modell für die Maßnahmen gleich vor der Haustür hatte.

    Und weil er sich als Macher profilieren konnte, sind seine Koalitionspartner von den Freien Wählern jetzt auf Normalmaß geschrumpft worden.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:10

      Auch guter Punkt, mir ist bayrische Landespolitik zu wenig geläufig.

  • Dennis 31. Juli 2020, 00:00

    1)
    Zitat:
    „Findet ihr, dass „Rechte Männlichkeit“ ein besserer Begriff für das Phänomen ist als die, die wir bisher hier verwendet haben? “

    Wie kommt es eigentlich, dass es ne Linke überhaupt gibt, wenn „Rechte Männlichkeit“ ein pleonastischer Begriff ist, so ähnlich wie gefrorenes Eis, i.e. „rechts sein“ und „Männlichkeit“ nicht zufällig aufeinander treffen, ähnlich wie Eis und Gefrieren nicht zufällig übereinstimmen ?

    Wenn es auch „Linke Männlichkeit“ gibt, gäbe es auch flüssiges Eis bzw. die Begriffskombinationen machen nix her, außer vielleicht als Politfolklore, die leicht zu Enttäuschungen führen kann, weil sich an der Politmaschine nicht viel ändern wird, auch wenn mal massenhaft (also sagen wir mal ca. 50 %, wogegen ja kein vernünftiges Argument spricht) Frauen an Bord sind.

    Okay, Faschismus, Hitlerei und dgl. Aber was für Leute waren denn deren Gegner in geschlechtlicher Hinsicht?

    Die berühmt-berüchtigten 68er (werden im Allgemeinen nicht unter „rechts“ abgebucht) waren übrigen auch typische Paschas. In dieser Liste (die ist etwas schräg, aber für statistische Zwecke mal hinzunehmen^) …..

    https://de.wikipedia.org/wiki/Kategorie:Person_der_68er-Bewegung

    …sind 12 % Frauen.

    2)
    Der laisser-faire Laschetismus wiederholt im Hinblick auf die Corona-Maßnahmen Merkels Fehler im Vorfeld der BU-Wahl 2005: Politik zuvorderst für das FDP-Publikum. Das zahlt sich für die Union nicht aus, was die CSU schon immer wußte, und Merkel nach 2005 auch kapiert hat.

    Zitat aus dem verlinkten Beitrag:
    „Für Deutschland könnte das heißen, dass Kanzlerin Merkel das Land auch dadurch vor Schlimmerem bewahrt hat, dass sie Ende 2018 angekündigt hat, bei der nächsten Bundestagswahl nicht wieder antreten zu wollen“

    Nach dieser Theorie empfiehlt es sich allerdings dringend, Wahlen unverzüglich abzuschaffen.

    btw:
    Bei 11) fehlt der Link und der unter 1) führt nicht zum Interview

    • Ariane 31. Juli 2020, 01:43

      zu 1) (bei mir geht der Link auch nur auf die Übersichts-Seite)

      Ich hatte neulich eine ähnliche Diskussion über diesen Taz-Artikel:
      https://taz.de/Debatte-ueber-Rassismus/!5699235/

      Gut, eher keine 68er Person, aber Sozialwissenschaft in Bremen (was geht da eigentlich an der Bremer Uni alles ab, der Heinsohn-Schwurbler hat da ja sogar Sozialpädagogik gelehrt)

      Ich meine, ich hatte schon bei der Hengameh-Sache gelesen irgendwo, dass innerhalb der taz ein Generationenkonflikt tobt und das schien mir in eine ähnliche Richtung zu gehen. Quasi Alt-68er gegen die neue Generation.
      Oder der Typ möchte morgen von Poschardt engagiert werden, könnte genausogut ein Kommentar in der Welt sein. Allein dieses Entsetzen, nein auch Linke und/oder Liberale können Rassisten sein (bzw oh dem Rassismusvorwurf ausgesetzt, was ja noch was anderes ist)

      Ein Wahnsinn, hochstudierte Männer und ich verliere beim Lesen des Kommentars kurzfristig die Hälfte meiner IQ-Punkte. Aber hauptsache man schleppt noch die Osmanen, Römer und vermutlich die Babylonier mit an und verlinkt auf ein Interview, für das man nicht die nötige Lesekompetenz hat und oh die Ursünde nicht zu vergessen, irgendwie spielt die da auch noch mit. Und natürlich soll wieder irgendwas ausgerottet werden und morgen ist das Abendland untergegangen.

      Jep 2020 – das Jahr in dem wir alle sterben, weil über Rassismus diskutiert wird!

      Ähm zum Begriffsthema: Boomer ist da schon nicht schlecht, oft nehme ich auch Machokultur, weil das instinktiv quasi alle verstehen (und in meinem Verständnis auch Frauen bei Machokultur mitmachen können)
      Hat aber den Nachteil, dass sich da niemand angesprochen fühlt, weil die äh alten weißen Männer gerne meinen, das wären nur junge muslimische Flüchtlinge aus Syrien oder so. (Nein!) Ist ja dann nicht so zielführend, wenn die alten weißen Männer über andere Machos mitlästern, ohne zu merken dass das auch auf sie zutrifft. Schrödingers alter weißer Mann, wenn sie es merken, fallen sie erstmal in Ohnmacht 😀

    • Ariane 31. Juli 2020, 01:53

      Oh im Übrigen wäre ich sehr dafür, laisser-faire Laschetismus als neuen feststehenden Begriff einzuführen.

      Oh weil ich ja gerade noch über Poschardt geschrieben habe: er arbeitet wohl gerade hart daran, eine neue Abkürzung für neue bourgoise Linke (NBL) einzuführen.

      Mal abgesehen davon, dass bourgois so ein Steinzeit-Begriff ist, dass ich trotz Französisch LK nie sicher bin, wie der geschrieben wird, hat er wohl nicht bedacht, dass NBL schon die Abkürzung für die National Baseball League (USA) ist.

      Die rechte Männlichkeit muss echt mal damit aufhören, Gunnar Lindemann arbeitet sich immer noch am Genderwahnsinn von Fahrspurende ab und ist bei Fahrspur gibts, aber Grillaben nicht angekommen:
      https://twitter.com/Gandoelf/status/1288758168135372803

      Das ist ja schon ne eigene Comedyveranstaltung. 😀

      • Dennis 31. Juli 2020, 20:37

        Zitat Ariane:
        „Oh weil ich ja gerade noch über Poschardt geschrieben habe…..“

        Ach Jottchen, der Poschardt; er will vermutlich provokativ sein, indes ist die politische Linke seit Menschengedenken, also sagen wir mal seit so 230 Jahren, schon immer eine Ausgeburt der Bourgeoisie („Bürgertum“ kann man natürlich auch sagen^) gewesen , „neu“ ist an diesem Sachverhalt rein gar nix.

        Was wir halt schmerzlich vermissen müssen sind linke und rechte Kongregationen für die jeweilige Glaubenslehre, so dass die Feststellung von Häresien Schwierigkeiten macht. Ferner kann man beides mischen und problemlos einen LinksRechtsKuchen backen. Wie der dann schmeckt is ne andere Frage.

        Zitat:
        „Allein dieses Entsetzen, nein auch Linke und/oder Liberale können Rassisten sein“

        Die Frage is halt, unter welchen Umständen genau man/frau den L-Status verliert. Wie Stefan Sasse im Blog u.a. beschrieben hat ist die Linkspartei ja der Auffassung, dass einen inneren Zusammenhang zwischen Xi Jinping und Marx gibt und bezüglich China von „Kommunismus“ gesprochen werden kann. Ähnlich geduldig ist das „liberale“ Schaufenster; da standen schon Kaiser, Könige und Nazis drin.

        Und Rassisten, Machos und all so was gibt’s ja eh nicht, nur sachlich begründete Ungleichbehandlungen – ggf. auch im Interesse der so Behandelten, weil die sich sonst „kulturell“ nicht wohl fühlen^.

        • Ariane 1. August 2020, 17:46

          indes ist die politische Linke seit Menschengedenken, also sagen wir mal seit so 230 Jahren, schon immer eine Ausgeburt der Bourgeoisie („Bürgertum“ kann man natürlich auch sagen^) gewesen , „neu“ ist an diesem Sachverhalt rein gar nix.

          Ja eben, ich meine ist ja eher dämlich, länger darüber zu sinnieren, aber mal abgesehen, dass er keinen Baseball meint, finde ich neue bourgeoise Linke schon als Begriff interessant. Gerade weil es a) nichts sonderlich neues ist und ich b) das Gefühl habe, dass wir uns zumindest in Teilen von diesem elitären bürgerlichen Diskurs auch ein Stück wegbewegen (kann aber auch an meinem Medienkonsum liegen, das ist immer schwer zu beurteilen)

          Die Frage is halt, unter welchen Umständen genau man/frau den L-Status verliert. Wie Stefan Sasse im Blog u.a. beschrieben hat ist die Linkspartei ja der Auffassung, dass einen inneren Zusammenhang zwischen Xi Jinping und Marx gibt.

          Ja, er hatte ja auch einen Beitrag, warum er kein Linker mehr ist (sich selbst so bezeichnet). Konnte ich gut nachvollziehen, obwohl ich mich schon selbst noch als links bezeichne (wenn mich jemand fragt). Das ist schon ein Problem, wenn man sich zu sehr mit einer Gruppe definiert glaube ich. Dann verschmilzt die Identität zu sehr und das individuelle geht verloren.

          Und es ist ein Trugschluss, dass irgendeine Gruppierung keine Probleme hat, selbst wenn der Gegner einen als hypermoralen Gutmenschen bezeichnet, macht einen das nicht zum Heiligen.

          Ich verfahre da eher nach dem Wahlspruch, „es kommt nicht drauf an, was jemand sagt, sondern was er tut/wie er sich verhält“. Und wenn ein linksgrünversiffter Gutmensch Blödsinn erzählt, hau ich da mit derselben Wucht drauf. 🙂

          Ich glaube, was man zwischendurch machen sollte, abends vor dem Einschlafen oder wann auch immer, ist die Dinge für sich selbst nochmal einordnen. Wenn ich hier tagsüber im Stress bin und schon wieder eine Kampagne pro Olaf Scholz entdecke, reg ich mich auch auf. Gut, die Rowling-Briefsache hat für mich nicht mal dafür gereicht. Aber im ganzen ist es halt ein Fliegenschiss gegen äh Neo-Nazis, Morddrohungen, den linken Antiamerikanismus (bzw mittlerweile ist das ja Anti-EU und Anti-Nato und alles) und so richtig krasse Sachen.

          Da muss man meiner Meinung nach schon nochmal gucken, dass man jetzt nicht irgendwie in einer Dauer-Empörungsspirale landet und morgen erzählt, Mund-Nasen-Schutz und Tempolimit wären die DDR 2.0 und Freiheit und Demokratie sind gefährdet oder sowas. (diese Untergangsrhetorik ist ja auch so ein Linksrechtskuchen, der mir nicht so schmeckt) Aber schöne Formulierung 🙂

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:14

      1) Theoretisch gesehen könnten wir darunter diesen „Modernen Mann“ subsumieren, wie ihn Progressive gerne hätten. Wenn dir das für die Balance wichtig ist.
      2) Guter Punkt.
      Der Artikel scheint nicht mehr online zu sein, Link bei 11 ist ergänzt.

  • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 10:40

    1) „Weiblichkeit, die Gleichheitsansprüche stellt, steht unter ständiger Todesdrohung von rechter Männlichkeit“ (Interview mit Klaus Theweleit)

    Ich halte das für ziemlichen Unsinn, weil von der falschen Seite aufgezogen. Dazu eine These ohne Beleg.

    Frauen leiden unter Diktaturen stärker als Männer. Es verwundert daher wenig, dass Frauen weniger Sehnsucht nach diktatorischen Ordnungen haben als ihr geschlechtlicher Counterpart. Wenn jedoch Frauen die Möglichkeit haben, diktatorisch nach Geschlecht zu agieren, dann tun sie es natürlich auch. „Männerfeindliche Zonen“ im AStA oder der generelle Zwang bei den Grünen, die erste Position grundsätzlich mit einer Frau zu besetzen, legen hier Zeugnis.

    Die politische rechte Männlichkeit kann sich eine „ordentliche Welt“ nur vorstellen als von Männern beherrschte.

    Jede Form von Ordnung hat eine Hierarchie. Das allein ist eine Tautologie. Richtig ist dabei allein, dass Rechtsextremismus restaurativ ist, eine Welt, die in der Öffentlichkeit von Männern dominiert wurde. Das ist jedoch kein Ausschlusskriterium für Frauen, denn es übersieht, dass starke rechtsextreme Organisationen wie Rassemblement National (früher Front National) oder auch die AfD dominante Frauen in der Führung haben.

    Diktaturen sind generell streng hierarchisch, das gilt jederzeit unter anderem auch für „linke“ Diktaturen wie dem organisierten Sozialismus. In Diktaturen gibt es keine Ausgleichsmechanismen, die Demokratien vergleichbar sind und sind auch deswegen auf (körperliche) Gewalt ausgelegt.

    • sol1 31. Juli 2020, 12:26

      „Dazu eine These ohne Beleg.“

      Du willst Belege für Todesdrohungen gegen Frauen von rechts?

      Schau dir mal an, was derzeit Natascha Strobl durchmacht:

      https://twitter.com/Natascha_Strobl/status/1288380630049476610

      • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 12:32

        Die politische rechte Männlichkeit kann sich eine „ordentliche Welt“ nur vorstellen als von Männern beherrschte.

        Das war die These. Darüber hinaus wird gerade der rechtsextremistisch motivierte Mord an einem CDU-Politiker verhandelt. Das Opfer war männlich.

        Die 9 Opfer des NSU waren alles Männer.

        Bis auf die Mutter des Attentäters waren sämtliche Opfer des Mordanschlages von Hanau männlich.

        Was wollten Sie mit der Erwähnung der Morddrohungen gegen Natascha Strobl noch einmal belegen?

        • derwaechter 31. Juli 2020, 12:40

          Stimmt. Rechte Gewalt ist wahrlich kein Frauenproblem

          Kleine Korrektur. Wenn ich mich recht erinnere war eines der NSU Opfer weiblich. Eine Polizistin.

          • Ariane 31. Juli 2020, 16:29

            München und Toronto waren m.W. am klarsten auf Frauen als Ziel ausgerichtet. NSU 2.0 hat auch bei den Drohungen einen Frauenüberschuss.

            Terroristen hassen ja auch andere Menschengruppen, das deckt sich nicht immer dann mit den wirklichen Todesopfern (siehe Halle). Der Typ aus Hanau hat doch auch einfach nur Leute in einer Shishabar ermordet und nicht vorher geguckt, wer da nun genau sitzt.

            • cimourdain 31. Juli 2020, 18:41

              Toronto war Frauenhass das Zentralmotiv. In München sieht es anders aus. Da hat der Täter seine Opfer nach Herkunft (Südosteuropa/Türkei) gewählt. Von 9 Getöteten waren 3 Frauen.

              • Ariane 1. August 2020, 01:46

                Ja, München war eh ein bisschen rätselhaft, es wurde ja auch gerade erst gerichtsfest festgestellt, dass es ein rassistisches (bzw rechtsterroristisches Motiv gab). Der Attentäter von Halle hatte den aus München mit als Vorbild genannt, ich muss die Analysen nochmal irgendwann nachlesen.

                Aber jep, das in Toronto war auch meine ich das erste Mal, dass etwas breiter und analytischer über Incels (bzw deren Foren) berichtet wurde. So „serielle Einzelfälle“ kommen da häufiger vor.

  • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 10:59

    6) Autos sind zu teuer

    Auch hier: Kopfschütteln. Was war eher, Henne oder Ei? Unser Leben ist auf Mobilität ausgerichtet, das war immer das Streben von Menschen. Je schneller und mit größerer Reichweite, um so besser. Linke und selbsternannte Umweltaktivisten geht genau dieser Mobilitätsdrang gegen den Strich, dort gilt das Motto: je langsamer und je immobiler, um so besser. Was selbstverständlich für die Protagonisten selbst nicht gilt. Selbst eine Greta Thunberg zog ein ultraschnelles Segelschiff dem traditionellen Segeln vor.

    Weder das Auto noch das Flugzeug haben in diesen Kreisen einen guten Ruf und selbst Expresszüge müssen kämpfen. Die Vorliebe für Schnelltrassen ist jedenfalls überschaubar. Die Argumente sind dabei immer gleich: zu teuer, zu gefährlich. Das liegt aber nicht an dem einzelnen Transportmittel, sondern weil schnelle Mobilität einfach teuer und gefährlich ist. Nur kommt man halt auch dieser Tage nicht mit einem Elektrobus zum Mars.

    Auf der anderen Seite wurden selbst in großen Metropolen wie Amsterdam die Innenstädte weiträumig für den motorisierten Individualverkehr gesperrt oder mit hohen Gebühren belegt. Aber: es muss möglich sein. Wer mal in Städten wie Miami oder Phoenix (USA) weiß, dass diese Städte großflächig ausgelegt sind, dass Mobilität mit Bussen und Bahnen nicht mal zu immensen finanziellen Kosten darstellbar sind.

    So betrachtet äußert der Autor nur die inzwischen weit verbreitete Arroganz von Großstädtern, die jedes Verständnis für die Nöte und Lebenswelten anderer fehlen, die nicht die ihre sind.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:18

      Es ist hinreichend belegt, dass Straßen Verkehr gebären und nicht anders herum. Das ist keine philosophische Henne-Ei-Frage.

      • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 14:35

        Da liegst Du eindeutig falsch. So hat weder die Reduzierung von Parkraum zu weniger Straßenverkehr in den Innenstädten noch der verhinderte Ausbau von Autobahnen die Zahl der Autos auf den Straßen geführt. Das Wachstum bleibt gleich, es sind andere Faktoren, die das Verkehrsvolumen beeinflussen.

        Da sind die Studien ziemlich eindeutig.

  • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 11:12

    10) Tweet

    Da empfiehlt die Sozialforschung seit vielen Jahren, zukünftige Mitarbeiter auch danach auszusuchen, dass sie „kulturell“ ins Unternehmen passen, und dann solche Vorwürfe. Ob eine Gewerkschaft einen „Schwarzen“ einstellen würde?

    Qualifikation ist nicht alles, jemand muss in das Umfeld passen, das vorhanden ist. Man tut einem jungen gläubigen Katholiken keinen Gefallen, wenn man ihn in eine Abteilung bei Pro Familia setzt, wo die übrigen Frauen sich Tag für Tag für das Recht von Frauen auf Abtreibung ohne „staatliche Gängelung“ einsetzen.

    Homogene Gruppen aufzubrechen, ist eine sehr schwierige Führungsaufgabe. Meist scheitert sie in mehreren Versuchen zu Lasten sehr qualifizierter Menschen, die eben die soften Faktoren nicht einschätzen konnten und von oben rücksichtslos in ein Umfeld geworfen wurden, wo sie nicht funktionieren konnten.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 13:18

      Du darfst natürlich gerne Rassismus als Unternehmensstrategie verkaufen, aber dann wundere dich bitte nicht, dass man dich einen Rassisten schimpft.

      • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 14:32

        Du verstehst den Punkt nicht, obwohl ich es Dir mit einigen Beispielen nicht so schwer gemacht habe. Ein Mensch muss sich in seinem Umfeld wohl fühlen, um zu funktionieren. Und das Umfeld besteht nicht nur aus dem Chef und es verlangt nicht nur Anpassungsfähigkeit von den Aufnehmenden.

        Vor anderthalb Jahren hatte ich eine junge Chinesin eingeladen. Im Gespräch bestätigte sie die Vermutung. Schnelldenkerin, analytisch, hoch qualifiziert. Im Grunde zu qualifiziert für die Position. Allerdings: sie präsentierte sich auch als das, was sie war: eine Asiatin. Zurückhaltend, beinahe schüchtern. Das sind ungefähr die Charakterzüge, die in einem hemdsärmeligen Umfeld, wo auch die Frauen – und sie hätte vor allem mit Frauen zu tun gehabt – jemanden verblühen lassen.

        Dennoch – ich bin ja vorurteilsfrei – wäre ich bereit gewesen, sie in die engere Wahl zu nehmen. Die mich begleitende Personalchefin riet jedoch klar ab. In ihrem früheren Leben hatte sie im pädagogischen Bereich mit Asiaten zu tun und ihrer Einschätzung nach hätte sie weder ins Team gepasst noch die notwendige Durchsetzungsfähigkeit für den Job.

        Ist das Rassismus? Mein damaliger Kollege Leiter Logistik war Österreicher mit schwarzer Einfärbung. Nicht absolut Typ David Alaba, aber in die Richtung mit Schlagfertigkeit und Härte. Nein, Stefan, es ist kein Rassismus, darauf zu achten, in welches Umfeld man einen Kandidaten bringt.

        Nach wiederkehrenden Studien haben hier lebende Türken und Menschen mit türkischem Migrationshintergrund so wenig wie sonst keine Migrantengruppe Kontakt mit Deutschen. Sie bleiben mit ihrem Freundeskreis unter sich.
        https://www.bundestag.de/resource/blob/421064/a2877b9e3f57f4d280d20b0b8194606b/wd-3-261-12-pdf-data.pdf

        Mehr als die Hälfte der hier lebenden Türken ist der Ansicht, Frauen sollten als Jungfrau in die Ehe gehen. Zwischen 80-90 Prozent wünschen sich für ihre Tochter einen Muslim als Ehemann.

        Wenn ich Deine Worte gewichte und anwende, so unterstellst Du Türken und Menschen türkischem Migrationshintergrund, in der großen Mehrheit Sexisten und Rassisten zu sein. So hätte ich das wahrlich nicht gesagt.

        • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 14:49

          Zu deiner Frage: Ja, es ist Rassismus. Quasi die Lexikonsdefinition.

          Davon einmal abgesehen: Deine Aufgabe als Führungskraft wäre es, ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem verschiedene Typen zur Geltung kommen können, in dem individuelle Talente gefördert werden und in denen sich eingefahrene Gruppen auf etwas Neues einlassen. Darin versagen allerdings die allermeisten Führungskräfte kläglich, von daher musst du dich nicht allzu sehr grämen.

          • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 15:14

            Wie gesagt, ich habe das mal erweitert um zu zeigen, wie leichthändig Du mit den Begriffen umgehst. Die meisten Türken und Migranten sind also Sexisten und Rassisten. Nicht so schön, das mal festgestellt zu haben.

            Ein Unternehmen besteht aus mehr als einer Person. Und es gibt eine Vielzahl von Normen, Regeln, Beziehungen, die zu beachten sind. Die Frage, ob ein Mensch in ein Umfeld passen könnte, macht sich nicht allein an seinem Geburtsort fest. Aber an seiner Mentalität. Seiner Kultur. Seiner familiären Prägung.

            All dies ist (auch) durch seine Herkunft stark beeinflusst. Das erleben bereits Erzieherinnen, wenn 4jährige Knirps sagen, Jungs wären besser.

            Es ist nicht die Aufgabe von Führungskräften, dass eine Person „reinpasst“. Es ist die Aufgabe von Führungskräften, dass das Gesamtkunstwerk namens Organisation funktioniert und die besten Ergebnisse erzielt. Aus dem Fußball – so schade, dass Du Dich dafür nicht interessierst – wissen wir, dass die Summe der besten Spieler nicht zum besten und erfolgreichsten Team führt.

            Im Gegenteil: Interessanterweise hat noch nie ein Team aus Afrika, diesem großen Kontinent mit unzähligen Talenten, das Halbfinale einer Fußballweltmeisterschaft erreicht. Das ist kein Rassismus, das ist nackte Erfolgszählung. Und dies, obwohl afrikanische Mannschaften meist bessere Spieler als asiatische oder auch südamerikanische besitzen. Nur zum Nachdenken: das winzige Uruguay mit einer Gesamtbevölkerung vergleichbar der Berlins zählt 2 WM-Titel in seiner Erfolgsstatistik.

            • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 15:20

              Wenn man in einem Loch sitzt sollte man aufhören zu graben.

              • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 15:42

                Sind wir jetzt schon bei den Kalendersprüchen angekommen?

              • Ariane 1. August 2020, 03:56

                Sassestefan, sooooo schade dass du dich nicht für Fußball interessierst. Sonst wüsstest du nämlich, dass es keine talentierten afrikanischen Fußballer gibt, die in Afrika spielen, sondern schon als Kinder nach Europa kommen.

                Und dass zb Frankreich oder Belgien so erfolgreiche Nationalmannschaften haben, weil sie breitgefächerte Jugendarbeit haben und gerade die Spieler aber ganz ganz früh in ihre Nationalmannschaft einladen, die auch für andere (womöglich) afrikanische Länder spielen könnten, weil sie dann nicht mehr wechseln dürfen.

                Vermutlich kennst du mind. einen Boateng, weil Gauland ihn nicht als Nachbarn haben will. Es gibt zwei, beide in West-Berlin geboren und einer spielt für die deutsche Nationalmannschaft und der andere für die ghanaische. (bzw jetzt beide nicht mehr)

                Eine interne Umfrage ergab übrigens (repräsentativ natürlich), dass wahre Sportfans am liebsten beide – im Zweifel aber Kevin-Prince – als Nachbarn wünschen 🙂

    • cimourdain 31. Juli 2020, 18:07

      Der Rahmen, was ‚kulturell‘ ins Unternehmen passen soll und was kein Ausschlussgrund ist, ist durch das AGG vorgegeben. Zu ‚dunkel‘ als Ausschlussgrund… da muss der Arbeitsrechtler schon viel Akrobatik vollführen, wenn er das erklären will.

      • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:27

        Das ist schlicht unmöglich. Vor Gericht ist das chancenlos. Aber mit dem Arbeitsrecht hatte es Stefan ja noch nie so.

      • Stefan Pietsch 31. Juli 2020, 19:27

        In Deutschland gibt es jährlich über 2000 Klagen wegen AGG. Nach einer Auswertung in Baden-Württemberg betreffen davon 11% Klagen wegen rassistischer Diskriminierung. Setzen wir dies ins Verhältnis zu den 4,5 bis 5,5 Millionen Jobwechsel im Jahr und berücksichtigen, dass pro Stelle zwischen 5 und 20 Gespräche geführt werden, so haben gerade mal in 0,00053% (0,053 Promille) der Gespräche eine Diskriminierung wegen der Ethnie vorliegen. Puh, wie kann angesichts solcher Zahlen jemand auf die Idee kommen, es gäbe in Deutschland rassistische Diskriminierung?

        So ist es natürlich nicht. Aber Sie werden kaum je ein Vorstellungsgespräch geführt haben, schon gar nicht von der Arbeitgeberseite. Ein typisches Bewerbungsgespräch dreht sich in weiten Teilen um die Frage, passt derjenige ins Team. Passt er kulturell, hat er die geforderten Soft Skills, kann man sich vorstellen, mit demjenigen zu arbeiten. So betrachtet geht es in solchen Interviews um nichts anderes als Diskriminierung. Ich habe es öfters erlebt, dass gerade bei einer reinen Frauenabteilung die Anforderung an die Entscheider gegeben wurde, auf jeden Fall einen Mann als Leitung einzustellen.

        Am Ende wird dann bei der Absage geschrieben, leider habe ein anderer noch etwas besseres die Anforderungen erfüllt. Welche das konkret waren, erfährt ein Bewerber nie. Das Gesetz ist ein Schmarrn, vor allem für Arbeitssuchende, denn sie haben seit 2006 keine Chance mehr, zu erfahren, was zur Absage geführt hat und damit die Möglichkeit, sich im eigenen Auftritt auch zu verbessern. Denn warum sollte ein Unternehmen noch solch ein Risiko eingehen? Jede Äußerung bietet einen Ansatz für eine Klage. Also macht es keiner. Aus diesem Grund haben sich juristische Praktiker auch vehement gegen das Gesetz gestellt, das von reinen Theoretikern entwickelt worden ist.

        Aber klar, wer so einen Eintrag in die Finger bekommt, hat einen Sechser im Lotto erzielt. Kommt vor, aber seine (Lebens-) Chancen sollte man darauf nicht aufbauen.

  • cimourdain 31. Juli 2020, 14:35

    2) Ich sehe die unterschiedlichen Anfangsbedingungen als wesentliche Ursache, für den unterschiedlichen Kurs: Söder hatte gleich am Anfang mehrere Infektionsherde, musste aber bis nach der Kommunalwahl warten. Deshalb ist er direkt danach sehr massiv bei den Lockdown-Maßnahmen eingestiegen, hat sie aber dann gleitend durch ‚Richtigstellungen‘ und ‚Lockerungen‘ zurückgestuft, und sich so gleichzeitig als streng und milde darstellen können. Laschet hingegen hat gleich im März sich mit dem Maskenvideo lächerlich gemacht und hat dann im Virologenstreit mit dem Lokalmatador auf das falsche Pferd gesetzt.

    3) Ein paar ‚intellektuelle Fingerübungen‘ zur Sicht der Länder auf die USA, die ein anderes Bild ergeben: Die unmittelbaren Nachbarn Mexiko und Russland sehen die USA sehr kritisch, selbst Kanada ist eher reserviert. Am beliebtesten sind sie bei rechtspopulistischen Staaten: Polen, Ukraine, Ungarn in Europa; Israel und Philippinen in Asien und Brasilien in Amerika. Die Regionen, die im 21. Jahrhundert deutlich unter der US-Außenpolitik gelitten haben [der gesamte mittlere Osten und große Teile Lateinamerikas (Kuba, Venezuela, Bolivien, etc…)] wurden nicht befragt.
    Sottise am Rande: Hier mahnst du Geostrategie an, aber die Deutschen, die in der Vergangenheit ‚geostrategisch‘ gehandelt haben, möchtest du von Straßenschildern verbannen.

    4) Die Frage ist doch nicht, ob ‚Cancel culture‘ links oder rechts betrieben wird, sondern dass sie real ist https://www.sueddeutsche.de/panorama/duesseldorf-farid-bang-corona-1.4982388 (beachte den im von dir verlinkten Text angesprochenen Klassenaspekt) und ob wirklcih der Whataboutism ‚Die Rechten machen es noch viel schlimmer‘ eine Antwort auf das Problem ist.

    9) Hier ein anderes gruseliges Szenario: https://www.freitag.de/autoren/the-guardian/verlieren-ist-keine-option

    Filmtip ohne Bezug: Ich habe die Woche „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ gesehen. Lohnt sich.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 14:51

      2) Also quasi eine Frage der Flexibilität?
      3) Als ob es Geostrategie nur als imperialistisch-mörderische Variante gäbe.
      4) Wie ich hier auch gebetsmühlenartig betone: Ja, verdammt!
      9) thx

      • cimourdain 1. August 2020, 19:59

        2) nein, am ehesten trifft der Begriff Pfadabhängigkeit im öffentlichen Image zu: Söder musste früher hart reagieren als andere, deshalb hat er jetzt den Ruf als Corona-Macher, auch wenn inzwischen Bayern die Dinge locker handhabt. Laschet hat am Anfang täppisch agiert, deshalb nimmt ihn die Presse nicht ernst, auch wenn er Dinge sinnvoll handhabt.
        3) Ja und nein. [Verzeih mir die folgenden Verallgemeinerungen,es geht um Begriffsordnung] Geostrategie befasst sich mit Einflussbereiche von Großmächten vulgo Imperien. Und da muss man zwischen stabilisierender und aktiver GS unterscheiden. Stabilisierung funktioniert entweder durch Unterdrückung (z.B. Kolonialregime) oder durch Prosperität der Vasallenregion ( bestes Beispiel Marshallplan). Aktives Verschieben der Einflussgrenzen kommt nur in Ausnahmefällen ( Zerfall von Imperien wie in Osteuropa nach dem Fall des eisernen Vorhangs) ohne Spannungen mit der anderen Seite aus und der Möglichkeit einer Eskalationsspirale ( siehe Ukraine 2014). Das kann sehr schnell mörderisch werden.

        • Stefan Sasse 2. August 2020, 12:55

          2) Spannender Punkt.
          3) Weiß nicht, ich sehe den Begriff nicht so. Und Vasallenregion…? Das klingt mir auch wesentlich zu hart.

          • cimourdain 2. August 2020, 23:17

            3) Es ist der GeoSTRATEGIE Teil, der in mir die Assoziation einer Weltkarte, auf der nach ‚Risiko‘ Art Armeen verschoben weckt. Hättest du von GeoPOLITIK gesprochen, wäre das Bild ganz anders gewesen. Und ‚Vasallen‘ habe ich diesmal wertungsfrei für den Tei eines Imperiums verwendet, der zwischen eingegliederten ‚Provinzen‘ einerseits und ‚Grenzgebiet‘ andrerseits zu unterscheiden ist.

            • Stefan Sasse 2. August 2020, 23:41

              Ah, verstehe.
              „Vasall“ kann ich nicht wertfrei sehen, außer in historischen Abhandlungen über den Feudalismus ist das eigentlich immer pejorativ.

              • cimourdain 3. August 2020, 23:05

                Hast du einen guten Begriff ? Klientelstaat würde ein Einsetzen der Regierung durch den Hegemon bedeuten. Suzeränität ist nur aus der Perspektive des beherrschenden Staates. Satellitenstaat war zu stark auf den Warschauer Pakt gemünzt.

                • Ralf 3. August 2020, 23:14

                  Worin liegt denn das Problem, dass der Begriff “Vasall” nicht wertfrei ist? Die Vasallensituation ist in der Realität doch auch nicht wertfrei, ganz egal ob wir den Begriff zu “Satellitenstaat”, “Klientelstaat” oder was auch immer aufhübschen …

                  • Stefan Sasse 4. August 2020, 17:23

                    Weil es so tut, als ob wir in einem Untertanenverhältnis zu den USA leben und ihnen Gefolgschaft schulden würden. Das aber ist das Narrativ der extremen Rechten und Linken, wo sich MLPD-nahe Kommunisten und Reichsbürger treffen.

                    • Ralf 4. August 2020, 18:14

                      Das ist nur in einer sehr extremen Interpretation das Narrativ der radikalen Rechten und der radikalen Linken. In einer moderaten Formulierung ist das Narrativ völlig zutreffend. Deutschland ist nicht unabhängig und Deutschland trifft nicht Entscheidungen auf Augenhöhe mit den USA. Und Deutschland fügt sich fast immer, wenn die USA es fordern. Wäre das nicht so, dann hätte Gerhard Schröder 2002 nicht den Wähler verraten und entgegen aller Versprechen hintenrum doch beim Irakkrieg mitgemacht. Wäre das nicht so, dann hätte Deutschland niemals so lange in Afghanistan gestanden und sehr wahrscheinlich wäre man dort erst garnicht hingegangen. Wäre das nicht so, dann hätte Edward Snowden seit langem Asyl in der BRD. Wäre das nicht so, dann stünden die USA heute auf der Liste der Steueroasen. Wäre das nicht so, dann wären Tech-Firmen wie Amazon, Google oder Apple ganz anders bei uns besteuert. Diese Liste lässt sich fast endlos fortsetzen.

                      Gerade deshalb brauchen wir eine starke EU. Damit wir das Untertanenverhältnis zu den USA endlich abwerfen können.

                    • Stefan Sasse 5. August 2020, 12:54

                      Niemand ist in seinen Entscheidungen unabhängig, auch die USA nicht. Dass Rücksicht auf andere Staaten und Interessen genommen werden muss ist völlig normal. Gilt ja in beide Richtungen. Aber Vasall enthält explizite Rangreihenfolge und Pflichten.

                    • Ralf 5. August 2020, 15:19

                      Das Bild, dass Du hier von den Deutschland-USA-Beziehungen zeichnest, ist völlig absurd. Klar, Rücksichten müssen alle bedingt nehmen. Sogar die antiken römischen Sklavenhalter haben meist bedingt Rücksicht genommen, um ihr “Eigentum” nicht zum eigenen wirtschaftlichen Schaden zu beschädigen. Aber die USA nehmen nicht gleich viel, auch nicht ähnlich viel, auch nicht annähernd ähnlich viel Rücksicht auf Deutschland wie andersrum. Das Verhältnis ist von einer sehr deutlichen Hierarchie gekennzeichnet. Wenn die Amerikaner etwas von den Deutschen fordern, dann springen die Deutschen. So gut wie immer. Dabei waren die Forderungen unter Clinton und Obama freundschaftlicher formuliert und man hat dem “Partner” die Gesichtswahrung gelassen so zu tun, als habe man selbst ohnehin springen wollen. Bush, und ganz besonders Trump, sind da offen roh und aggressiv. Aber im wesentlichen ändert das nichts an der Tatsache, dass Deutschland zur Erfüllung eilt, wenn die USA pfeifen. Andersrum kann davon keine Rede sein.

                      Die einzige Möglichkeit daran etwas zu ändern, ist mittels der EU auf Augenhöhe mit den USA zu kommen. Und gottseidank bewegt sich da je etwas in diese Richtung.

                    • Stefan Sasse 5. August 2020, 16:07

                      Ja klar. Wir haben ja im Irak und in Libyen gesehen wie die Deutschen springen. Oder mit der Erhöhung der Verteidigungsausgaben. Oder der Übernahme robusterer Mandate. Mann, sind wir überall gesprungen!

                    • Ralf 5. August 2020, 17:04

                      Also der Irak ist nun wirklich ein grob falsches Beispiel. Und wirkliche Kampfeinsätze haben die USA nie von uns erwartet. Ansonsten zitierst Du einige Ausnahmen, bei denen den Deutschen die Leine etwas lockerer gemacht worden ist. Ich habe Dir oben eine Liste Gegenbeispiele gepostet. Das Verhältnis USA-Deutschland ist schlicht kein Verhältnis unter Partnern auf Augenhöhe. Deutschland folgt den USA in 80-90% der Anfragen. Die USA folgen deutschen Interessen (prä-Trump und minus Bush) in vielleicht 10-20% der Fälle.

                    • Stefan Sasse 5. August 2020, 18:08

                      Ich habe auch nie behauptet, dass das auf Augenhöhe ist. Deutschland und Belgien ist auch nicht Augenhöhe. Die Belgier sind trotzdem nicht unsere Vasallen.

                    • Ralf 5. August 2020, 19:07

                      Du hattest den Begriff Vasall wegen der expliziten Rangreihenfolge abgelehnt. Es existiert aber eine explizite Rangreihenfolge zwischen den USA und Deutschland. Deutschland hat vielfach – und oft gegen den Willen seiner eigenen Bürger – seine Interessen hintan stellen müssen. Zum Vorteil der USA, damit die ihre Interessen durchsetzen konnten.

                      Darüber hinaus hinkt Dein Beispiel mit Belgien. Mir sind nicht viele Momente bewusst, in denen Belgien zugunsten von deutschen Interessen auf eigene Vorteile verzichtet und gegen den Willen der eigenen Bevölkerung gehandelt hätte. Zwischen Deutschland und Belgien besteht keine massive Asymmetrie in dieser Hinsicht. Das gesamte Machtgefüge in der EU ist mit dem Einstimmigkeitsprinzip und dem Existieren diverser Fraktionen und vielen etwa gleich starken Ländern wesentlich ausbalancierter. Von der NATO kann man das hingegen z.B. nicht behaupten. Da sind die USA in Wirtschaftsleistung, militärischer Stärke und Bevölkerungszahl dramatisch größer als alle anderen Länder und sogar vergleichbar allen anderen Ländern zusammengenommen. Deshalb sind die USA Hegemon und wir Vasall in der NATO. Erst wenn die EU vereinigt ist, werden wir auf Augenhöhe stehen und nicht mehr Vasall sein.

                    • Stefan Sasse 6. August 2020, 09:50

                      Sorry, aber das halte ich für kompletten Quark. Da kommen wir nicht zusammen.

                    • Ralf 6. August 2020, 10:24

                      Da fehlt mir Inhalt, um Deine Zweifel nachvollziehen zu können.

                • Stefan Sasse 4. August 2020, 17:22

                  Ich würde die USA umgekehrt als Hegemonialmacht beschreiben.

                  • cimourdain 5. August 2020, 00:06

                    Mir geht es um den Imperiumsbegriff. Nachdem wir die USA als hegemoniales Zentrum identifiziert haben, ist die Frage spannend, wie weit und auf welche Weise andere Staaten daran gebunden sind. Frühere Imperien hatten verschiedene Methoden und da suche ich nach Parallelen, nicht nur aus abstraktem Interesse, sondern weil manches auf die Erosion dieses Imperiums hindeutet.

                    • Stefan Sasse 5. August 2020, 12:55

                      Die USA sind kein Imperium. Sie sind eine Hegemonialmacht, aber das gab es vorher und nachher auch schon.

    • sol1 31. Juli 2020, 21:53

      „…musste aber bis nach der Kommunalwahl warten.“

      Die Einschränkungen gingen schon vor der Kommunalwahl los:

      https://www.sueddeutsche.de/bayern/coronavirus-bayern-rueckblick-maerz-1.4865723

      Ich habe mich tatsächlich richtig erinnert – die meisten Maßnahmen folgten denen in Österreich auf dem Fuß (mit Ausnahme der Maskenpflicht, bei der es wesentlich länger dauerte).

      /// Filmtip ohne Bezug: Ich habe die Woche „Three Billboards outside Ebbing, Missouri“ gesehen. Lohnt sich. ///

      Da schließe ich mich an.

      • cimourdain 1. August 2020, 10:20

        Da hast du recht, die ersten Maßnahmen waren davor, die Wahl fand regulär statt, aber am Tag danach wurde der Katastrophenfall ausgerufen.

        • Ariane 1. August 2020, 17:52

          Jep, obwohl man dazu auch sagen muss, dass Bayern insofern natürlich auch besonders ist, weil sie von Anfang an und bis jetzt auch am stärksten betroffen waren von Covid.

          Ich finde hier die Karte mit den Punkten von der Zeit immer ganz gut für einen schnellen Überblick: https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/coronavirus-echtzeit-karte-deutschland-landkreise-infektionen-ausbreitung#karte

          Das macht natürlich was aus und es hatte interessanterweise ja nicht immer Auswirkungen auf die Maßnahmen. SH hatte und hat immer noch mit die wenigsten Fälle in Deutschland. Das hat auch schon ne dynamische psychologische Wirkung irgendwie. Hier spielten die Wirtschaftssorgen eine größere Rolle, während in SH auch viele die Regierung oft eher zu mehr Strenge gedrängt haben.

          Denke einzelne Faktoren lassen sich da gar nicht so genau herausdestillieren, weil da so wahnsinnig viele Sachen eine Rolle spielen (und Menschen bei so plötzlichen Sachen sowieso immer noch unberechenbarer sind als sonst schon)

          • Ariane 1. August 2020, 17:55

            Aso, sind das eigentlich landesweite Kommunalwahlen, die jetzt anstehen? In Düsseldorf oder ganz NRW stehen ja jetzt auch welche bevor. ich meine hier nicht (oder es hat noch keiner gemerkt^^)

            Denke, es wird ganz interessant sein, wie sich das auswirkt und natürlich erstmal der Nachfolgewahlkampf in der CDU. Hab mich auch schon gefragt, ob es danach erstmal ruhiger oder noch wahlkämpferischer wird.

          • cimourdain 3. August 2020, 23:18

            Interessant ist, dass SH bei den Neuinfektionen ( 7-Tage Inzidenz auf 100.000 Einwohner) im Mittelfeld liegt:
            https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Fallzahlen.html

            Und mit Wahlen sprichst du ein mittelfristiges Problem an. 2021 sind mehrere Wahlen geplant: Bundestag, 5 Landtage, 2 Kommunalwahlen. Unter Coronabedingungen hätten die ein Riesenproblem.

            • Ariane 4. August 2020, 02:23

              Hier ist die Nordkarte, man sieht schon deutlich, dass sich jetzt gerade viele kleine Cluster gebildet haben:
              https://www.ndr.de/nachrichten/info/Corona-Karte-mit-Infektionen-der-vergangenen-7-Tage,corona2992.html

              Dithmarschen (oben in SH an der Nordsee) hatte einen ziemlichen Hotspot, in Heide und Büsum (quasi die einzigen „Städte“) hatten sie auch mehr Maßnahmen in der Innenstadt und auch draußen Maskenpflicht einzuführen, die waren „eigentlich“ über der so-called-Grenze.

              Wir haben auch grad wieder etwas mehr Fälle: https://www.weser-kurier.de/region/achimer-kurier_artikel,-16-neue-coronafaelle-im-landkreis-verden-_arid,1926579.html

              Lustigerweise meistens eher Reiserückkehrer als Touristen (die werden natürlich auch nicht getestet). NDS hat jetzt auch eine Verfügung, dass jegliche Sammelunterkünfte, betrieblich zb mit Erntehelfern dem Gesundheitsamt gemeldet werden müssen. Das ist von den absoluten Zahlen gar nicht so hoch, aber viel komplizierter einzufangen und weil ja im Frühling keiner Urlaub hatte, sind jetzt quasi alle im Urlaub. Hatte mir die Frau meines Dad auch erzählt, die haben im Amt zb Angst, dass die alle ihren Urlaub nicht aufbrauchen (ey dieser Geiz geht mir so auf den Keks, der Bund übernimmt nur Testkosten an Flughäfen, die Ämter wollen keine Zusatzkosten, neulich gelesen, die Gesundheitsämter schlagen Alarm, weil Leute fehlen)

              Und jep, ich meine Söder hat interessanterweise wohl vorgeschlagen, die CDU-Wahl in den März zu verlegen. In Düsseldorf wird jetzt demnächst BürgermeisterIn gewählt und die Rivalität und der Wahlkampf wirken sich jetzt schon extrem aus, ich fürchte das wird eher schlechter als besser.

              Außer Lauterbach (der tut mir echt leid, der stemmt mittlerweile ja alles, war heute schon wieder in der Tagesschau) scheinen auch ALLE im Urlaub. Also teilweise ist das verrückter als in der Chaosphase im April. Weiß ja nicht, ob das alles so soll. ^^

              • CitizenK 4. August 2020, 12:04

                Was geschieht eigentlich, wenn Rückkehrer (-innen, Rückkehrende) am Flughafen positiv getestet werden? Setzen die sich in die Zug und fahren nach Hause zur Quarantäne, die dann niemand überwacht?

                • Stefan Sasse 4. August 2020, 17:24

                  Darauf läuft es raus. Aber es ist ja schon viel gewonnen wenn die Leute WISSEN, dass die in Quarantäne sollen, und es gesagt kriegen und diese Info gespeichert wird (Infektionsketten nachverfolgen und so).

  • CitizenK 31. Juli 2020, 16:12

    Das hängt doch vom Ziel der Organisation ab. Übertrag das mal auf die Schule. Ein progressiver Schulleiter kann seine Ziele nicht mit verknöcherten Paukertypen umsetzen.

    • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 17:13

      Natürlich nicht. Aber wenn sie sagen würde, sie stellt keine bayrischen LehrerInnen ein, weil üblicherweise besonders verknöchert sind, wäre das ziemlich offensichtlich unzulässige Diskriminierung.

  • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 17:38

    Noch zwei Nachträge zum Thema Cancel Culture:

    Einmal ein Artikel von mir aus 2015 (!), in dem ich mich klar gegen das Phänomen positioniert habe: http://www.deliberationdaily.de/2015/05/arbeitsrecht-zur-politischen-hexenjagd/ Und zwar gegen Linke, wohl gemerkt. Nur mal für die, die mir reflexartig gerade immer vorwerfen, ich würde das irgendwie fordern oder so was. Habe nie, werde nie.

    Und zweitens hat Ariane als Beispiel für das Problem Natascha Strobl erwähnt, vielleicht interessiert wen dieses Interview mit ihr, in dem sie es ausführlich erläutert: https://www.fr.de/politik/als-wuerde-ich-permanent-in-den-abgrund-schauen-90016007.html

    • Ariane 31. Juli 2020, 18:27

      Sol hatte Natascha Strobl als Beispiel, Stochowski hatte ja mal so eine tolle Rede auf einer Preisverleihung dazu gehalten.
      Das ist doch eigentlich auch gar keine Frage mehr, Hasnain Kazim hat das auch mehrmals erwähnt, jetzt die NSU 2.0 Sache. Hier die Comedian hat einen Brief bekommen, die so einen grandiosen Auftritt bei Maischberger mal hatte, die bekommt seit Monaten oder Jahren Morddrohungen (das hatte auch mit einer Gedenkveranstaltung in Solingen irgendwie zu tun). Siehe Attila Hildmann, der Morddrohungen gegen Volker Beck auf einem Marktplatz und bei Telegram ausstößt und erzählt dass Merkel schlimmer ist als Hitler und der Spiegel läuft mit ihm im Wald rum.

      Oh und der Halle-Attentäter hatte zwischendurch ausgesagt, eigentlich steht die Leiterin der Antonio-Amadeo-Stiftung ganz oben auf seiner Feindesliste.
      Sorry, können ja gerne über die ach so schlechte Debattenkultur reden, weil die Linken oder Frauen ja so empfindlich sind. Aber dann will man nicht sehen, dass das eben nicht nur Tüddelkram ist.
      Ist doch alles kein Geheimnis, wird seit Jahren drauf hingewiesen. Aber wenn Rowling gesagt wird, dass sie spinnt, dann wollen wir plötzlich über Cancel-Culture reden? Bullshit.

      • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:29

        Noch so was: Achille Mbembe hat 2018 selbst noch Leute canceln wollen, jetzt regt er sich über Cancel Culture auf: https://t.co/jUjfbAjiCR

      • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:35

        Genau das.

        Und erneut, es ist nicht so, als wären die entsprechenden Forderungen und Attacken von Links kein Problem! Es ist nur einfach mit politischer Gesäßgeographie überhaupt nicht zu fassen. Leute haben schon immer versucht, Meinungen zu unterdrücken oder beiseite zu schieben, die ihnen nicht passen, und Leute haben auch schon immer versucht, die Dominanz ihrer eigenen Meinung sicherzustellen. Letzteres ist auch ein völlig erlaubtes Mittel im Meinungsstreit; selbstverständlich darf ich dafür werben, dass wir Attila Hildemann nicht pushen. Der Mann hat ja kein Grundrecht, im Spiegel veröffentlicht zu werden. Ich werde von denen ja auch nicht interviewt und deswegen nicht gecancelt.

        • Ariane 1. August 2020, 02:24

          Ja, mich nervt dieses Überdrehte von Links auch, alleine schon dass ich weiß, was Rowling von Transfrauen hält. Ist mir ja ziemlich egal, Potter mag ich trotzdem. Irgendwie gibts wohl zu Marion Zimmer-Bradley auch ne Skandalgeschichte. Das mir echt egal, wenn ich nicht sehr großer Fan bin wie bei King oder Haffner. Ich hab auch nicht meine Clancy-Bücher weggeworfen oder sowas. Bei den meisten Kulturschaffenden hab ich überhaupt keinen Plan von deren persönlichen Einstellungen.

          Aber a) kann jeder den Schwachsinn fordern, den er will und es ist ja eben keine Gewaltaufforderung, und b) ist niemand verpflichtet dem Folge zu leisten und c) gibt es zb auch keine Verpflichtung von Rowling, sich die Kritik auch durchzulesen, ist dann ja wiederum ihre Entscheidung, die Leute zu blockieren oder sich rumzustreiten oder eine Unterschriftensammlung zu machen.

          Und das ist für mich eben der Unterschied, die Morddrohungen, das Missbrachen der Kondolenzseite von Natascha Strobls Vater, die Briefe vom NSU 2.0, die ganz klar an nicht öffentlich einsehbare Adressen gehen etc. Das ist für mich Gewalt und Einschüchterung, die haben ja nicht mehr eine Entscheidung, sich damit auseinanderzusetzen oder eben nicht (mal abgesehen davon natürlich, dass das auch keine „Kritik“ mehr ist, wenn man Mord/Gewaltdrohungen erhält)

          „Ich finde dich doof und werde deine Bücher nicht mehr kaufen“ ist eben nicht das gleiche. Das ist ja wie meine verrückte Nachbarin mit ihrer Kehrwoche, nervt tierisch, aber lässt sich mehr oder weniger ignorieren (nachdem 1x im Monat alle sagen, dass es niemanden interessiert, wie man den Flur anständig wischt, aber immerhin)^^

          • Stefan Sasse 1. August 2020, 10:58

            Ich kann problemlos Harry Potter mögen und sagen, dass Rowlings Einstellungen zu Transmenschen ziemlich unterirdisch sind. Warum sollte das nicht beides gehen?

            • sol1 1. August 2020, 20:24

              Man kann sogar darauf verweisen, daß Rowlings Haltung so unsinnig ist wie die Behauptung, Hermine sei im zweiten Band tatsächlich ein Katze.

              • Stefan Sasse 2. August 2020, 12:55

                Hab Harry Potter nie gelesen. ^^

                • sol1 2. August 2020, 15:11

                  Alleine mit der Frage der Identität in „Harry Potter“ könnte man ganze Seminare füllen.

                  Deswegen ist es so verwunderlich, daß Rowling in der Transgender-Frage so einfältig argumentiert.

                  • Stefan Sasse 2. August 2020, 18:12

                    Death of the author and all that ^^

                  • Ariane 3. August 2020, 02:51

                    Obwohl interessanterweise aus heutiger Sicht Harry Potter schon sehr traditionell wirkt (ich mag es trotzdem), aber quasi jede männliche Figur ist ambivalent aufgebaut und hat einen Vater-Sohn (oder ähnlichen) Konflikt, wogegen die Frau doch recht eindeutig loyal sind. (sogar Bella Estrange).

                    Nur das kann man völlig losgelöst natürlich von Rowling sehen. Die Reihe ist ja auch abgeschlossen.

      • derwaechter 31. Juli 2020, 19:07

        Ich würde im Leben nicht bestreiten, dass das ein grosses Problem ist.
        Aber, Einschüchterung von rechts sind kein spezielles Frauenproblem, und schon gar nicht Morde von rechts. Das war glaube ich auch Pietschs Punkt weiter oben.

        • Ariane 1. August 2020, 02:03

          Die Art der Einschüchterung ist anders. Vergewaltigungsdrohungen und zb der Vorwurf der Frigidität oder Untervögelung werden an Frauen gerichtet. Ansonsten siehe Punkt 1: Das ist ein Subphänomen der rechten Männlichkeit, des Extremismus, was auch immer. Es betrifft also nicht nur Frauen.

          Und Einschüchterung und Morddrohungen UND v.a. echte Morde/gewaltsame Taten sind zu 99% Probleme von rechts, gegen jeden der ihnen nicht in den Kram passt. (btw Protofaschismus hatten wir das manchmal ja auch genannt, finde ich auch passend, gerade weil Faschismus auf dieses Hierarchien-Problem Bezug nimmt, denn darum geht es im Kern ja meistens)

        • Stefan Sasse 1. August 2020, 10:55

          Ich denke das behauptet auch niemand. Das Problem ist nur besonders prononciert für Frauen.

          • derwaechter 1. August 2020, 17:15

            Im Sinne von ausgeprägter? Ich würde eher sagen auf eine andere, nämlich sexualisierte, Art und Weise.

            • Stefan Sasse 1. August 2020, 18:56

              Die Bedrohungen sind durchschnittlich stärker, der Ton durchschnittlich aggressiver, etc. Das schließt Spitzen bei Männern nicht aus, aber im Schnitt leiden sie mehr darunter.

              • Ariane 1. August 2020, 22:22

                Im Gegensatz zu männlichen Linken ist es oft auch einfach ihre Existenz an sich (ähnlich wie im Video Männerwelten ja gesagt wurde, es gibt Dickpics wenn sie nur ein Bild von ihren Schuhen posten)

                Ist mir hier beidem Interview mit der Zeit aufgefallen, wo sie im Teaser schon zur „umstrittensten Politikerin Deutschlands“ gelabelt wird. Und direkt darunter „sie polarisiert“
                https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-07/saskia-esken-coronavirus-homeoffice-olaf-scholz-spd/komplettansicht

                Das ist Quatsch, sorry aber gerade angesichts der politischen Lage gerade ist sie weder umstritten noch polarisiert sie selbst. Das sind hauptsächlich die krassen Gegenreaktionen die sie hervorruft, nicht ihre Aussagen.

                Oder aus dem kleinen Erklärkasten zu Esken:
                Bis heute hat sie auch wegen ihrer direkten Art und kontroverser Äußerungen in der Partei viele Gegner.

                Oh ja natürlich. Das doch Bullshit, sorry. Ich hab sie auch schon hart kritisiert, aber a) kannte sie kein Schwein (was ja der andere Vorwurf war, jetzt kennen sie 10 Leute und schon ist sie total kontrovers) und b) war da – gerade für SPD-Verhältnisse – kaum was total Trotteliges bei. Sie ist nur kontrovers, weil die Krähen alle über sie herfallen, dafür gibt es überhaupt keinen sachlichen Grund. *hier rant vorstellen, dass Scholz ständig als K-Kandidat hochundrunter gejubelpersert wird*

                • Stefan Sasse 2. August 2020, 12:57

                  Dass sie in der Partei viele Gegner hat, bezweifle ich keine Sekunde. Dass das hauptsächlich wegen ihrer „direkten Art“ ist dagegen sehr wohl. Sicherlich gibt es einige, die den Stil nicht mögen, aber das ist sicher nicht ausschlaggebend. Sonst hätte Schröder echt ein Problem gehabt…

                  • Ariane 2. August 2020, 13:30

                    Na klar, aber das ist wie mit Nahles. Während das bei Leuten wie Steinbrück zb gefeiert wird, weil endlich mal einer „Klartext“ redet.
                    Das meinte ich, das sind Sachen die bei Männern positiv konnotiert sind und bei Frauen ist man dann gleich umstritten und hat zahlreiche Gegner.
                    Außerdem werden sie (und Nowabo) als „Gegner“ von Scholz wahrgenommen, aber immerhin muss man jetzt den Namen nicht mehr googlen 😀

                    • Stefan Sasse 2. August 2020, 18:10

                      Klar, mein Punkt ist nur, dass es sicher nicht ihr Hauptproblem ist (wie bei Nahles übrigens auch; die hatte einfach nur eine unmögliche Aufgabe).

              • derwaechter 2. August 2020, 17:37

                Ich meine Angriffe und Drohungen von Rechtsextremen, nicht die allgemeine Debattenkultur oder die von moderat Rechts.

                Wie Pietsch oben bereits geschrieben hat sind unter den Mordopfern (und wahrscheinlich auch bei körperlicher Gewalt) deutlich mehr Männer. Da fällt es mir schwer zuzustimmen, dass Frauen härter betroffen seien.

                • Ariane 2. August 2020, 19:37

                  Das ist aber nicht neu, Männer werden eher als physische Gefahr wahrgenommen, die man nicht unter Kontrolle halten kann. Siehe Srebrenica oder IS. Die Männer/Jungs werden getötet, die Frauen/Kinder verschleppt/verklavt/vergewaltigt. Gerade bei der soldatischen Männlichkeit, sieht man doch oft schon an den Drohungen, selten sollen die Frauen wirklich getötet werden, häufiger wird ihnen Vergewaltigung angedroht. Das ist Inbesitznahme, selten Vernichtungsfantasie.

                  Anders ist es zb bei linken (eher chauvinistischen) Männern die werden selten für kontroverse Äußerungen so angegangen, weil sie als gleichwertige politische Gegner angesehen werden. Kühnert wird von Pietsch auch sehr häufig unfair angegangen und zb Scholz gelobt. Was natürlich nicht heißt, dass das nicht reine faktenbasierte Vernunft ist.

                  Bohnert und Fonso sind hier auch plötzlich Opfer, während Natascha Strobl jede Kritik verdient (den toten Vater muss man natürlich nicht noch missbrauchen und das Kind auch nicht).
                  Das ist postfaktische Gefühlsduselei, hat aber nichts mit der Realität zu tun.

    • derwaechter 31. Juli 2020, 18:33

      Nicht fordern sondern Leugnen, dass es das Problem gibt.

      Z.B. Worte wie „Das ganze Geschwätz von Cancel-Culture“ kann der unaufmerksame Leser durchaus so verstehen. 🙂

      • Stefan Sasse 31. Juli 2020, 18:47

        Wie du siehst leugne ich es eben nicht, das wirfst du mir nur vor.

        WEIL DU MICH CANCELN WILLST SO SCHAUT’S NÄMLICH AUS!

        • derwaechter 31. Juli 2020, 19:00

          🙂

          Ich wollte ja nur vorsichtig erklären, wie das Missverständnis zustande gekommen sein könnte.

          • Stefan Sasse 1. August 2020, 10:55

            Hör auf mit dem Blödsinn, da endet ja jeder fruchtlose Streit.

            • derwaechter 1. August 2020, 17:16

              Sorry! Soll nicht wieder vorkommen

  • Ariane 1. August 2020, 02:56

    1) Du musst mal deine Feministen-Timeline überarbeiten, das ging völlig an mir vorbei, auch noch das ganze Interview sogar.
    Rechte Männer, angsterfüllt, sind körperliche Antidemokraten, weil sie den Gedanken der Gleichheit nicht ertragen

    Rechte Männer, angsterfüllt. Finde ich ja irgendwie auch schön, klingt so poetisch. In der Sache gebe ich Theweleit völlig recht (obwohl ich das mit der Körperlichkeit irgendwie nie ganz kapiert hab), Dass es dabei um Hierarchien, Deutungshoheit sprich Macht geht, scheint wirklich schwer verständlich, das geht verloren, wenn man sich nur auf einen Aspekt konzentriert, da passt Machismo, oder Protofaschismus oder Chauvinismus vielleicht wirklich besser, weil es mehr auf Abwertung vom erfundenen „Idealzustand“ abzielt.

    2) Nicht zu vergessen, dass Laschet auch bereits mit der FDP regiert und Söder mit den Grünen. (und die CSU sich stark an Kurz orientiert bzw die FDP ja auch). Scheint mir wirklich ein komisches Zusammenspiel vieler Faktoren zu sein und nicht zwingend was mit Wahlkampf zu tun zu haben (oder glaubt jemand, Merkel hätte anders reagiert, wenn sie noch ne Amtszeit drauf haben wollen würde?)
    Die CSU ist an sich schon autoritärer, während Laschet insgesamt intellektuell überfordert mit der Sache scheint, das ist mehr so eine Ablehnung eines Gemeinschafts-Interesses, das ist ja alles das persönliche Problem des Einzelnen, der dann halt zu Hause bleiben soll, wenn er Angst hat oder die Tönnies-Leute sollen halt nicht einreisen oder sowas.

    Die unterschiedliche Handhabung im Osten ist auch ganz interessant, selbst Ramelow war da ja schon halber Coronarebell und Sachsen ist ja noch mehr failed-State als eh schon.
    Falls es jemandem entgangen sein sollte, es gibt ja so einen merkwürdigen B96-Fahnen-Protest.
    Die Zeit hatte da auch einen Artikel zu, letzte Woche.
    Alles was recht ist, aber ich würd durchdrehen, wenn ich irgendwo langfahre und da stehen die Leute mit Reichskriegsflaggen.

    Aber MV hat mit die wenigsten Fälle in ganz Deutschland und selbst jetzt noch die strengsten Maßnahmen, einfach so tagestouristisch und ohne Anlass kommt da keiner rein. SH und auch Hamburg machen eher auf Improvisationskunst. Und was ich ganz spannend fand, bei Weil hat man ganz gut gemerkt, dass (er doof ist, aber ok) Weil sich am Anfang eher an SH und MV orientiert hat, da haben sich die Küstenländer ja häufig abgesprochen. Und irgendwann hat sich das gedreht mit den Lockerungsübungen und da war Weil eher Laschet 2.0 und hat ihn ja sogar überboten (und wir waren ja das einzige Bundesland, in das die Hamburger und NRWler ausweichen konnten) Bei der Maskenpflicht stolperte NDS auch hinterher, weil die Städte und Kreise die eigenhändig eingeführt haben und dann mal aufgefallen ist, dass das zuviel des Chaos sein könnte.

    Aber NDS hat ziemlich klar so eine krude Mischung aus Laschetismus und SH-Improvisationskunst, wir hatten zwar ne Weile lang im Norden die meisten Hotspots, die sind aber nie so außer Kontrolle geraten wie in NRW und wurden viel schneller wieder eingefangen und v.a. auch professioneller geregelt (was daran liegen könnte, dass NRW eh wenig Kohle hat und ein noch größerer Investitionsstau herrscht, aber Tönnies war ja echt bewusstes Weggucken, hier haben die nach dem ersten Schlachthofskandal nicht mehr lange rumgehühnert)
    SH und Dänemark zb haben nach Anfangsschwierigkeiten auch am engsten zusammengearbeitet für Schleswig-Holsteiner war die Grenze als erstes wieder auf und aktuell haben sie nur drei Übergänge offen und machen wohl Stichproben und arbeiten da auch mit SH zusammen, damit nicht totales Verkehrschaos ausbricht (und es passt insofern, weil SH immer noch sehr strenge Regeln für Leute aus Risikogebieten hat, die dürfen auch nicht einfach so ins Bundesland).

    Insofern würde ich eher sagen, dass der Wahlkampf unter den Machos eine Rolle spielt und ansonsten oft eher eine Art Führungsversagen und daraus resultierenden Kooperationen verantwortlich ist.

  • Ariane 1. August 2020, 03:36

    6) Ja das ist einer der Gründe, weswegen ich mit den Grünen und dem ganzen Umwelt/Klimathema immer nicht ganz glücklich bin, ich finde die Prioritäten sind einfach komisch. Im Zweifel ist es mir halt doch wichtiger, dass kein Kind überfahren wird als dass es dem Bäumchen gut geht (platt gesagt).

    Und ich finde Platz ist das größte Problem mit Autos in Städten und mir persönlich wäre ein generelles Tempo 30 in Städten (meinetwegen mit ausgewiesenen 50er Zonen an einigen Stellen) viel viel wichtiger als ein Tempolimit auf der Autobahn. Da parken immerhin keine Autos und da wuseln keine anderen Verkehrsteilnehmer rum! Finde Stadtentwicklung ist das viel drängendere Thema.
    Funfact: wir hatten letztes Jahr eine Straße hier gesperrt, währenddessen hatten wir auf den Ausweichstrecken striktes Parkverbot (hier stehen sie einfach am Straßenrand) und zwei Baustellenampeln. In der Zeit lief der Verkehr flüssiger als sonst! Hat mich echt geärgert, dass sie es nicht so gelassen haben, es war nämlich vor allem sehr viel entspannter und zwar egal ob man mit dem Auto oder dem Rad unterwegs war.
    Jetzt mit dem Teil-Shutdown drängt sich das Problem ja noch extremer auf, und wenn man hier doch mal woanders hin will als von Verden nach Bremen braucht man sowieso ein Auto, weil der ÖPNV quasi nonexistent ist außerhalb der Bimmelbahnstrecke.

    7) Jep ich hasse diese Eso-Schiene, auch der Grund, warum ich mich eher als Sozialdemokratin denn als Grüne bezeichne. linksgrünversifft meinetwegen noch aus Solidarität. Ist ja auch egal, wohin man guckt. Impfen, Globuli, diese alternativen Privatschulen etc pp, Die Achtsamkeits-Positiv-Denken-Schiene – überhaupt nicht mein Ding. Bin ich viel zu pragmatisch für und das ist alles magisches Denken für mich, das nicht mehr an der Realität ausgerichtet ist.

    Ich meine, zur Kernkraft hatte ich mal was gelesen, Frankreich und Schweden (?) waren/sind ja dabei, ein modernes AKW zu bauen oder zu planen und das scheint ein Ding der Unmöglichkeit, das war oder ist wohl schlimmer ausgeartet als S21 und allgemein scheint es ein bisschen in die Richtung zu gehen, dass es mit modernen Sicherheitsstandards eben nicht klappt, dann ist das nämlich nicht mehr billiger, umweltfreundlicher Strom, sondern ne teure Sache mit enormen Risiken. Dann kann man halt doch lieber alles mit Wind/Solarparks zupflastern, ist ja nicht als hätten wir hier große Platzprobleme, das steht ja alles auf Feldern herum.

    11) Ha! Kabarettistin İdil Baydar <- so war der Name genau! Saskia Esken gehört jetzt auch zum illustren Kreis der NSU 2.0-bedrohten. womit es jetzt mind. 28 Bedrohte und 70 Morddrohungen sind. Nicht nur Frauen, der Hannover Bürgermeister (Grüner mit ausländischem Hintergrund) und ein jüdischer Vertreter (von der Jüdischen Allgemeinen glaub ich) gehören auch dazu. Und Özdemir vermutlich. Roth und Künast auch wieder. Aber die drei stehen ja eh auf solchen Listen immer ganz oben.Ich bin übrigens auch wütend: Diese widerlichen, feigen Wichser, seit 2 Jahren läuft das und wird nur immer, immer schlimmer. Und jeder abgewichste Pressevertreter rennt los und interviewt die zwei Verdächtigen und raunt was von Trittbrettfahrer. Ach was, oh ich wars nicht, ich hab nur ne Morddrohung geschickt, kenn die Adresse aber nicht. Ja super! Und natürlich - ob sie jetzt Morddrohungen verschickt haben oder nicht - sind die Verdächtigen rechtsextrem in Erscheinung getreten, ohne dass es irgendwelche Konsequenzen hatte. Morgen Waldspaziergang und Portrait, damit wir die Leidensgeschichte dieses armen Menschen en Detail kennen!Aso und: was mich auch echt wütend gemacht hat, war die Häme als die taz (nicht Hengameh!) Polizeischutz brauchte. Das gleiche Problem mit Wissler und anderen, da kommt aus Polizeikreisen Post von NSU 2.0 und die sollen eventuell von den Tätern beschützt werden? Und dann wird sich gebrüstet Schaut her, wir schützen auch SOLCHE Leute
    Ja Fickt Euch ins Knie! Genau das macht eine Demokratie aus, dass man Autoritäten und die Polizei, die Bundeswehr, den Herrn Verfassungsminister, die Kanzlerin oder den Bundespräsidenten kritisieren kann (oder auch durch den Kakao ziehen) ohne dass man überhaupt in die Lage kommen sollte, Polizeischutz zu brauchen. Und wenn, dann erwarte ich verdammt nochmal dass die Polizei nicht sagt sogar!, sondern weil sie uns kritisiert haben
    Dass sich außerhalb Hessens und auch nicht von Seiten der CDU, CSU oder der FDP irgendeine öffentliche Art von Solidarisierung gab oder gar dass das mal jemand zur Bundesangelegenheit erklärt hat, ist an sich schon eine bodenlose Frechheit.

    Aber sowas: https://twitter.com/IamIllgner/status/1289329553668620289

    Oh ja, es ist echt ganz traurig, morgen geht die Welt unter und das mit der Debattenkultur sieht ja soooooooo traurig aus, weil Linke, Grüne und Frauen soooo gemein sind. Wir sollten echt mal ganz ganz dringend über die böse CancelCulture reden, ist ja mal echt ein Problem. Urgs.

    • TBeermann 1. August 2020, 10:06

      Wobei man da beim Thema Grüne halt auch sagen muss: Wenn man sich über die rund 40 Jahre Parteigeschichte anschaut, bei wie vielen Themen die Grünen Recht hatten und alle anderen Parteien (inklusive der SPD) erst mühevoll in die richtige Richtung geschubst werden mussten…das können so nicht viele andere Parteien von sich behaupten (zumindest nicht in diesem Zeitraum).

      Mein Problem ist eher, dass die Grünen in den letzten sieben Jahren (ziemlich genau seit der Bundestagswahl 2013) ihren Gestaltungsanspruch weitgehend aufgegeben haben und heute bloß niemandem mehr auf die Füße steigen wollen.

      • Stefan Sasse 1. August 2020, 11:01

        Bin bei der ersten Hälfte bei dir. Aber ich denke, die haben durchaus Gestaltungswillen – sie verstecken ihn gerade nur aus taktischen Gründen.

        • Stefan Pietsch 1. August 2020, 12:00

          Ich lach‘ mich tot. Das grüne Konzept für erneuerbare Energien – ein Desaster. Kurze Blüte von Solarfirmen, die alle in Insolvenzen endeten. Windenergie seit Jahren in der Stagnation, die Idee, damit die Energieversorgung zu sichern eine Schimäre. Konzept der Biomasse ohne hohe Subventionen nicht tragfähig und moralisch ein Bankrott. Die Ökosteuer erfüllte keines ihrer Ziele. Das Dosenpfand anders als behauptet kein Vorbild. Die Ablehnung des Zertifikatehandels hat sich als klimapolitischer Irrweg erwiesen. Die migrationspolitischen Vorstellungen haben kein Problem gelöst, das sie vorgaben zu lösen. Der Widerstand gegen Großprojekte wie S21 – vom Bürger als falsch gebrandmarkt.

          Im Wissen um die Grenzen des Wachstums im begrenzten System Erde treten wir für eine Gesellschaft ein, in der
          ökologische Grundsätze vor ökonomische Interessen gesetzt
          werden. Diese Umkehrung ist eine Frage des Überlebens. Die
          Anhebung des materiellen Wohlstands und die Ablösung der bisherigen DDR-Mangelwirtschaft führen nicht automatisch zur Verminderung des ökologischen Notstands

          Aus dem Wahlprogramm 1990

          Ziemlicher Humbug. Der Zusammenbruch des real existierenden Sozialismus war eine Erholungskur für Umwelt und Klima.

          Die eigentlichen Bedrohungen der Menschheit sind die ökologische Krise und die Zuspitzung des Nord-Süd-Konflikts dagegen helfen keine Armeen, sondern nur eine neue Politik. Wir machen daher die völlige Entmilitarisierung Deutschlands zu einem Schwerpunkt unserer Arbeit im gesamtdeutschen Parlament.

          Selten so geirrt.

          Die faktische Auflösung des Warschauer Vertrags macht die Auflösung der NATO zwingend notwendig. Stattdessen betreibt die Bundesregierung die Integration der DDR bzw. des vereinigten Deutschland in die NATO. Nicht nur der Warschauer Pakt, sondern auch die NATO ist ein Militärlblock aus der Zeit des Kalten Krieges und hat im ..gemeinsamen Haus Europa« keinen Platz mehr.
          https://www.boell.de/sites/default/files/assets/boell.de/images/download_de/publikationen/1990_Wahlplattform_Bundestagswahl.pdf?dimension1=division_agg

          Man könnte ewig so weiter machen mit den Irrtümern der Grünen. Sie haben halt das Glück, dass man ihnen jeden Blödsinn verziehen hat bis hin zum moralischen Bankrott, Sex mit Kindern zu erlauben. Aber sie sind halt so süß und werden nie wirklich erwachsen.

          Dass die Grünen meist Recht gehabt hätten, kann nur behaupten, wer diese putzigen grünen Weibchen (und Männchen) einfach goldig findet.

        • Ariane 1. August 2020, 13:41

          Aber ich denke, die haben durchaus Gestaltungswillen – sie verstecken ihn gerade nur aus taktischen Gründen.

          Wenn man sich die Unruhe in den anderen Parteien ansieht, ist es bei den Grünen echt wahnsinnig gut durchdacht, ich glaube sie haben auch eine ganz gute Arbeitsteilung. Und man darf auch nicht vergessen, dass sie im Bund jetzt sehr lange in der Opposition waren. (am Ende wähle ich sie vermutlich, weil sie die einzigen Nicht-Volltrottel sind taktisch^^)

          Und wer meint, die Grünen würden bei einer Regierungsbeteiligung eine Revolution durchführen, ist da schon auf dem Holzweg. Und sie sind absolut flexibel, was die Koalitionspartner angeht, es wäre ein riesiger Unterschied, ob sie mit der Union oder der SPD regieren.

    • Stefan Sasse 1. August 2020, 11:00

      6) Guter Punkt.

  • derwaechter 1. August 2020, 11:02

    Schöner thread der m.E. gut argumentiert, dass es cancel culture gäbe und das sie in dieser Form auch neu sei.

    https://twitter.com/wokal_distance/status/1288765465880231937

    • Stefan Sasse 1. August 2020, 13:09

      Stimme ich völlig überein. Das ist mein Punkt seit Jahren.

      • Ariane 1. August 2020, 13:50

        Jep, ich denke man muss auch USA (bzw die englischsprachige Welt) und Deutschland unterscheiden, in den USA zb ist die Debatte oft auf einem ganz anderen Punkt des ähm Irrsinns. In Deutschland halte ich das ganze Problem eigentlich für harmloser, wüsste spontan auch kein allzu krasses Beispiel (nein, Nuhr ist keins, Sarrazin auch nicht)

  • Ralf 1. August 2020, 13:29

    Das Problem mit der Cancel Culture ist schwierig und verschärft sich mit der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft. Eigentlich ist es rundweg abzulehnen, wenn Gegner politischer bzw. gesellschaftlicher Ansichten stummgeschaltet werden. Rationalen Widerspruch muss man aushalten. Wer Diskussionen zwischen politischen und gesellschaftlichen Lagern abbricht, der befördert eine Kultur von abgeschotteten Meinungsblasen.

    Leider setzt eine offene Debattenkultur, die viele kontroverse Standpunkte zulässt und in die Diskussion miteinbezieht, aber guten Willen voraus bei allen Gesprächsteilnehmern, sowie die Bereitschaft Argumente rational, fair und mit Anstand zu präsentieren. Darüber hinaus setzt eine solche offene Debattenkultur voraus, dass die Gesprächsteilnehmer weder Extremisten, noch Fundamentalisten, noch Verschwörungstheoretiker sind, Argumente am Stand der Wissenschaft und an Fakten und Realität orientieren und idealerweise bereit sind, ihre eigenen Standpunkte zu ändern, wenn die Gegenseite die besseren Argumente hat.

    Und genau da hapert es. Genau da hapert es sowohl bei den Mainstreammedien, als auch bei Einladungen zu Universitätsveranstaltungen, bis hin runter zu kleinen Blogs wie diesem. Was soll die New York Times beispielsweise machen? Es gibt in den USA nur zwei Parteien. Soll sie die GOP und republikanische Meinungen komplett von der Berichterstattung ausschließen? Es gibt in dieser Partei keine Nicht-Extremisten mehr. Aber kann das amerikanische Leitmedium 40% der Bevölkerung einfach total ignorieren? Das selbe Problem stellt sich in Deutschland. Sind Sommerinterviews mit Gestalten wie Jörg Meuthen rechtfertigbar? Darf man mit Repräsentanten des Flügels sprechen? Muss man vielleicht sogar? Oder kann man ein Viertel der Bürger Ostdeutschlands einfach ignorieren und in der Berichterstattung nicht vorkommen lassen? Darf eine Universität einen Kriegsverbrecher wie George W. Bush zu einem Vortrag einladen? Oder macht sie sich damit schuldig? Ähnliche Fragen stellen sich auch hier im Blog. Lässt man extremistische, rassistische, verschwörungsmythische Äußerungen stehen? Damit wertet man sie zu einem Beitrag zur Debatte auf und normalisiert sie. Genau dasselbe, wie wenn die New York Times einen Beitrag von Tom Cotton ohne ausführliche redaktionelle Kommentierung und Fact-Checking abdruckt.

    Ich beneide die Editoren, Redakteure und Blogadministratoren dieser Welt nicht, um die Entscheidungen, die sie treffen müssen.

    • Stefan Sasse 1. August 2020, 13:51

      Klar kannst du die Leute interviewen, musst du ja auch. Aber du musst keine Homestories schreiben (Spiegel) oder ihnen Op-Ed space geben. Im Interview kannst du ihnen widersprechen.

      • Stefan Pietsch 1. August 2020, 14:15

        … schreibst Du nach einer Woche, wo eine vom Steuerzahler bezahlte Journalistin einen 08/15-Bürger ob zweier Likes in den Sozialen Medien in seiner sozialen Existenz vernichtet hat. Echt, diese Selbstgerechtigkeit in nur noch abscheulich.
        https://www.youtube.com/watch?v=ijsKsjTh2KU

        Oder hier, heute:
        Wobei man da beim Thema Grüne halt auch sagen muss: Wenn man sich über die rund 40 Jahre Parteigeschichte anschaut, bei wie vielen Themen die Grünen Recht hatten und alle anderen Parteien (inklusive der SPD) erst mühevoll in die richtige Richtung geschubst werden mussten.

        Würde so etwas ein Parteigänger, Sympathisant, Wähler von Union, FDP oder SPD je nur schreiben? Nein, es ist Ausdruck von Menschen, die sich immer im Besitz der absoluten Wahrheit wähnen, Irrtum ausgeschlossen.

        Und an Ralf: einen ehemaligen US-Präsidenten, der stets und jederzeit einer parlamentarischen wie demokratischen Kontrolle durch den Wähler unterlag, der für jeden Waffengang den UN-Sicherheitsrat konsultiert hat, zum Kriegsverbrecher erklären, aber Dialog mit einem Präsidenten anempfehlen, ja, auf dessen Kerninteressen eingehen, der nach den eigenen, Ralf’schen Maßstäben nur als Kriegsverbrecher und Menschenschlächter bezeichnet werden kann, passt nicht zusammen und zeigt die Doppelmoral der Moralisten.

        • Ariane 1. August 2020, 17:27

          Natascha Strobl ist Österreicherin, die wird weder vom deutschen noch von irgendeinem Steuerzahler bezahlt! Und der Bohnert ist kein 08/15-Bürger, sondern gehört zum Marketing der Bundeswehr!
          Vielleicht konsumierst du mal andere Quellen, die nicht abscheulichen Mist verbreiten, sondern zumindest ansatzweise bei der Wahrheit bleiben?

          Und wie hier mehrmals erwähnt wurde, bekommt Natascha Strobl gerade Morddrohungen gegen sich, ihr Kind und die Gedenkseite ihres gerade verstorbenen Vaters wird mit dem widerlichsten Mist missbraucht. (Was hier verdammt nochmal mehrmals verlinkt wurde, was machst du eigentlich hier, wenn du andere Beiträge nicht liest? Predigen?)
          Das ist an Abscheulichkeit nicht mehr zu überbieten und das Wort Selbstgerechtigkeit solltest du in diesem Kontext aber mal ganz sicher nicht in den Mund nehmen!

          • Stefan Pietsch 1. August 2020, 17:34

            Vielleicht solltest Du ab und zu lesen? Eine Natascha Strobl wurde weder erwähnt noch darauf angespielt. Lies mal Deinen Kommentar, wenn Du vor dem Spiegel stehst.

            • Stefan Sasse 1. August 2020, 18:55

              Dann wäre es vermutlich zweckdienlich, einfach konkret zu sagen wovon du redest. Ich hatte auch angenommen dass du dich darauf beziehst. Der Vorwurf von Wächter gegen mich funktioniert hier auch. Klar ausdrücken muss man sich eben ^^

              • Stefan Pietsch 1. August 2020, 21:56

                … sagt derjenige, der in Repliken oft mit halben Sätzen auskommt. 🙂

                1. Der Bericht ist von Caroline Walter.
                2. Ariane hat auf folgende Bemerkung reagiert:
                … schreibst Du nach einer Woche, wo eine vom Steuerzahler bezahlte Journalistin

                Frau Walter ist die Journalistin. Natascha Strobl ist Politikwissenschaftlerin. Frau Walter arbeitet für die ARD und wird aus Gebührengeldern bezahlt. Frau Strobl nur bedingt. Wie man also auf die Idee kommen kann, ich hätte Frau Strobl gemeint, ist mir schleierhaft.

                3. Wer den Vorwurf erhebt, der andere habe nicht genau gelesen, muss dies erst recht gegen sich selbst gelten lassen. Der eigene Maßstab sollte gegen einen selbst immer härter wirken. Oder siehst Du das anders? Ich weiß, Ariane ist da gegen sich selbst großzügiger, ihre Maßstäbe gelten nur für andere.

                4. Niemand findet die Angriffe auf Natascha Strobl „in Ordnung“. Das muss reichen.

                5. Ein Offizier, der sich selbst nicht exponiert hat, wird von der geballten Medienmacht der mit 7 Milliarden Euro Gebührengelder finanzierten öffentlich-rechtlichen Sender in aller Öffentlichkeit zerlegt. Mieser lässt sich der heutige Gesinnungsjournalismus nicht darstellen. Aber: ist ja kein Thema.

                • Ariane 1. August 2020, 22:45

                  1. Ich bin einfach nur froh, dass ich andere Maßstäbe hab als Du!

                  2. Es macht keinen Unterschied, die ganzen Beteiligten von Panorama sind mittlerweile da mit reingezogen wurden. Oder ist es irgendwie legitimer, eine ÖR-Journalistin zu bedrohen?

                  3. Der Typ ist nicht vernichtet, er wurde auch nicht irgendwie aus der Bundeswehr abgezogen oder hat seinen Beamtenstatus oder irgendwas verloren, er ist aktuell nur nicht mehr für Social Media-Marketing zuständig.

                  Aber klar, das ist viel schlimmer als Morddrohungen und Belästigungen an zig Leute, die nur ihre Solidarität mit Natascha Strobl bekunden. Maßstäbe my ass!

                • sol1 1. August 2020, 22:51

                  „Ein Offizier, der sich selbst nicht exponiert hat…“

                  Der Typ ist entweder selbst ein Rechter, oder er ist so dumm, daß ihn die Schweine beißen.

                  In beiden Fällen ist er für seinen Job als Social-Media-Leiter bei der Bundeswehr nicht geeignet.

                • Stefan Sasse 2. August 2020, 12:56

                  Deswegen ja auch mein Mea Culpa.

          • sol1 1. August 2020, 20:41

            „Vielleicht konsumierst du mal andere Quellen, die nicht abscheulichen Mist verbreiten, sondern zumindest ansatzweise bei der Wahrheit bleiben?“

            Vermutlich hat er blind geglaubt, was Fleischhauer in seiner neuen Kolumne geschrieben hat:

            https://www.focus.de/politik/deutschland/schwarzer-kanal/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-ein-falscher-kontakt-und-man-ist-erledigt-ard-magazin-blaest-zur-gesinnungsjagd_id_12271430.html

            Nur ein Beispiel dafür, wie recherchefrei das Ding mal wieder ist:

            /// Jetzt hat man noch einen Vortrag bei einer Burschenschaft in München gefunden und eine Rede vor dem rechtskonservativen Studienzentrum Weikersheim. Die Redaktion zitiert dazu die Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl mit der Einschätzung, dass es sich bei Weikersheim um ein „Zentrum der neuen Rechten“ handele. Auch hier hätte eine weitergehende Recherche geholfen. In Weikersheim sind, außer Marcel Bohnert, bereits Gerhard Schröder, Joachim Gauck, Gesine Schwan und Wolfgang Schäuble aufgetreten. ///

            Wer Weikersheim auch aufgetreten ist, zeigt ein kurzer Blick in die Wikipedia:

            /// * Wolfgang Strauß (1931–2014), Redaktionsmitglied der Zeitschrift Nation und Europa
            * Hans-Dietrich Sander (1928–2017), Herausgeber der Staatsbriefe[21]
            * Theodor Schmidt-Kaler (1930–2017), Mitunterzeichner des Heidelberger Manifestes
            * Alfred Schickel (1933–2015), Mitarbeiter der geschichtsrevisionistischen Zeitgeschichtlichen Forschungsstelle Ingolstadt, zeitweise Redaktionsmitglied der Jungen Freiheit und der Zeitschrift Europa vorn
            * Bernard Willms (1931–1991), Politikwissenschaftler. Er forderte 1983 im SZW eine „Restauration des Staats- und Nationalbewusstseins in Deutschland“.[22]
            * Karlheinz Weißmann (* 1959) leitete beim 15. Jahreskongress vom 15. bis 18. Mai 1993 zum Thema „Von der Parteienverdrossenheit zur Staatskrise“ einen Arbeitskreis.[23]
            * Hans-Ulrich Kopp (* 1962), damals Redakteur der Jungen Freiheit, war vom 7. bis 8. Mai 1994 als Referent zu Gast.
            * Michael Walker, britischer Publizist, Mitglied der National Front, Autor der Jungen Freiheit und Redakteur der Zeitschrift The Scorpion, war ebenfalls 1994 Referent im „Jugendforum“ des Jahreskongresses. ///

            Die „Burschenschaft in München“ hat zwar keinen eigenen Artikel, aber auch hier findet man mit einer kurzen Recherche heraus, daß die Münchener Burschenschaft Cimbria zur rechtsextremen Burschenschaftlichen Gemeinschaft gehört.

            • Stefan Pietsch 1. August 2020, 21:59

              Und?

              Der skandalöse Panorama-Beitrag wurde schon vor Tagen in der WELT thematisiert. Okay, auch nicht Ihre Postille, es muss aber nicht immer die taz sein, oder?

              • sol1 1. August 2020, 22:44

                „Der skandalöse Panorama-Beitrag…“

                Der Beitrag ist nicht skandalös.

                Skandalös ist die faktenfreie Hetze von Don Alphonso in der WELT in auf Twitter und das ahnungslose Gefasel von Jan Fleischhauer im FOCUS.

                • Stefan Sasse 2. August 2020, 12:57

                  Ich kenne den Beitrag nicht, aber ich möchte grundsätzlich einwerfen, dass es möglich ist, dass beides skandalös ist.

                  • Ariane 2. August 2020, 13:26

                    Ich finde, das ist ne ähnliche Sache wie mit den „Stuttgartriots“ und Hengameh. Es ist etwas, wo man genauer hingucken muss, verdient aber eigentlich nicht so eine krasse Skandalgeschichte.
                    Dass sie gerade jeden zweiten Tag in Niedersachsen ein Waffenversteck ausheben, löst nicht so einen Wirbel aus. Das ist ja wohl auch erst so eskaliert, als Meyer sich „der Sache“ gewidmet hat.

                  • sol1 2. August 2020, 15:00

                    Pietsch hat dieses völlig unspektakulären Beitrag oben verlinkt:

                    https://www.youtube.com/watch?v=ijsKsjTh2KU

                    Natascho Strobl tritt darin übrigens gar nicht auf – dafür Benjamin Strasser von der FDP, der das Ministerium zum Handeln auffordert.

                    • Stefan Pietsch 2. August 2020, 15:09

                      Kommen Sie doch mal zum Kern meines Kommentars. Reicht das Verteilen von 2 Likes an zwei Instagram-Seiten, wo nicht einmal offensichtlich ist, dass es sich um „rechte“ Seiten handeln könnte („Defend Europe“) und der Auftritt in einem Forum, wo zuvor ein paar andere Gesellen wie Norbert Blüm geredet haben, um im öffentlichen Fernsehen mit Bild und Namensnennung als potentieller Rechtsextremist gebrandmarkt zu werden?

                      Und was ist dann mit jenen, die Likes auf eindeutig linksextremistischen, gewaltverherrlichenden Seiten verteilen und diesen folgen? Sollte man solche Personen im Falle des Falles öffentliche Aufträge entziehen?

                      Das sind die Fragen, um die es geht.

                    • sol1 2. August 2020, 15:16

                      /// …wo nicht einmal offensichtlich ist, dass es sich um „rechte“ Seiten handeln könnte („Defend Europe“) … ///

                      #DefendEurope sollte für einen Social-Media-Leiter der Bundeswehr als rechtsextreme Parole erkennbar sein.

                      Der Mann ist auf Kosten des Steuerzahlers im Netz aktiv, und deswegen wird an ihn eine erhebliche höhere Meßlatte angelegt als an den 08/15-Instagram-user.

                    • Stefan Pietsch 2. August 2020, 15:23

                      Schon wieder die Fragen nicht beantwortet. Schreibe ich so undeutlich?

                    • sol1 2. August 2020, 17:26

                      Auf Fragen, in denen Unwahrheiten suggeriert werden, muß ich nun wirklich nicht eingehen.

            • Ariane 1. August 2020, 23:05

              Danke für den Link! Gott, was sind denn das alles für Plaudertaschen und versuchen auch noch ständig, Weikersheim als nicht rechtsextrem zu verkaufen. Hab mir sogar beide Fonso-Artikel dazu durchgelesen (Ich kann nicht verstehen, dass das jemand ernst nimmt, das ist völlig verquerer Kram)
              Durch meinen Kurztrip hab ich irgendwie die ganze Eskalationsphase auch verschlafen. 😮

              Volksverpetzer hat da auch zwei ziemlich umfangreiche Recherchen zu dem Kram geliefert (sagt es nicht schon alles, dass das aktuell ein viel viel größerer Skandal mit Morddrohungen an alles und jeden ist, obwohl es mal nicht um Bürgerkrieg, versteckte Waffen, KSK naziverseucht etc. pp. geht?) Nöööööö die Skandale sind Hengameh und Panorama.

              https://www.volksverpetzer.de/schwer-verpetzt/panoramagate/

              und

              https://www.volksverpetzer.de/medien/panoramagate-hintergruende/

              Das erklärt der Betroffene auch anständigerweise. Es war nie etwas anderes. Zur rechten Strategie gehört auch, Intention und Folge der Recherche zu „Pranger“ und „Entwürdigung“ zu stilisieren. War es nie. Es ist ein berechtigter Verdacht. Der Rest muss geprüft werden.

              Das kam aus einem Tweet und ich glaube, die haben an ihre Impressumsadresse auch Drohungen oder so bekommen.
              Also diese völlig abgespacten Debatten machen mich irre.

            • Stefan Pietsch 1. August 2020, 23:22

              Johannes Paul II., Rita Süssmuth, Annette Schavan – alles Rechtsextreme.
              https://de.wikipedia.org/wiki/Studienzentrum_Weikersheim#Veranstaltungen_und_Referenten

              Sorry, mit Ihnen wird das Niveau wirklich nicht gehoben.

              • sol1 2. August 2020, 11:12

                Der Wikipedia-Artikel zeigt doch deutlich auf, daß das SZW schon immer eine Scharnierfunktion zwischen dem konservativen und dem rechtsextremen Milieu hatte.

                Mit Karl Albrecht Schachtschneider (der „Däniken der Staatsrechtslehre“, wie ihn ein Bekannter von mir nannte, der ihn an der Uni erlebte) im Präsidium ist es offensichtlich, daß es ins letztere abgedriftet ist.

                • Stefan Pietsch 2. August 2020, 11:37

                  Wie Sie das sehen, ist ehrlich gesagt völlig egal. Das ist eine Meinung und in diesem Fall unfundiert, weil Sie bereits Ihre Belege nicht einer Objektivierung unterziehen, sondern etikettieren.

                  Fakt ist, Weikersheim ist keine beobachtete noch im Verfassungsschutzbericht aufgeführte Organisation. Ganz anders die von der „Expertin“ Natascha Strobl besuchten Antifa-Organisationen, die regelmäßig offen zu Gewalt aufrufen. Oder die Interventionistische Linke oder die Antifaschistische Initiative Heidelberg.

                  Ist Natascha Strobl also eine Linksextremistin? Solche Belege reichen natürlich nicht, zu so einem Urteil zu kommen. Doch genau so hemdsärmelig und voreingenommen sind sowohl Strobl als auch die Panorama-Redaktion vorgegangen.

                  Der Oberstleutnant hat nichts Anrüchiges getan, was nicht jeder andere auch für sich in Anspruch nehmen würde. Mit Bild abgelichtet ohne Gelegenheit zur Stellungnahme. Das ist der heutige Gesinnungsjournalismus.

                  Wie gesagt, Sie können Ihre Meinung haben. Aber ich lasse mich nicht auf Basis so unfundiertem Krams beschimpfen.

                  • sol1 2. August 2020, 15:06

                    „…weil Sie bereits Ihre Belege nicht einer Objektivierung unterziehen, sondern etikettieren.“

                    Schau in den Spiegel!

                    Den Panorama-Beitrag hast du so etikettiert:

                    „… schreibst Du nach einer Woche, wo eine vom Steuerzahler bezahlte Journalistin einen 08/15-Bürger ob zweier Likes in den Sozialen Medien in seiner sozialen Existenz vernichtet hat.“

                    Wo bleibt eigentlich deine Kritik am „vom Steuerzahler bezahlten“ MdB Benjamin Strasser, der im Beitrag das Verhaltens des Oberstleutnant mißbilligt? Oder verschweigst du diesen Teil des Beitrags bewußt, weil der von der FDP ist und somit das dümmliche Links-Rechts-Schema, in den du den Fall preßt, auseinanderfällt?

                  • sol1 2. August 2020, 15:22

                    „Mit Bild abgelichtet ohne Gelegenheit zur Stellungnahme.“

                    Diese Lüge kann ich dir nicht durchgehen lassen:

                    /// Hat Panorama Marcel Bohnert angefragt?

                    Ja. Und zwar auf dem von der Bundeswehr vorgeschriebenen und bei allen Journalisten üblichen Weg: über die Pressestelle. Getrennt davon haben wir eine weitere Anfrage an das Verteidigungsministerium geschickt, ebenso über diese Pressestelle. Die Anfrage an Oberstleutnant Bohnert haben wir am Dienstag, 21.07.2020 geschickt. Nach einem Telefonat mit der Pressestelle des Ministeriums haben wir die Frist zur Beantwortung auf 22.07.2020, 17:00 Uhr gesetzt.

                    Diese Frist wurde nicht eingehalten. Im Telefonat mit der Pressestelle wurde uns gesagt: Wenn wir nichts mehr hören würden, dann gelte für die Fragen an Marcel Bohnert die Antwort des Ministeriums auf die Anfrage. Wir haben die aktuelle Antwort des Ministeriums zitiert. Ob und wann das Ministerium unsere Anfrage an Bohnert weitergeleitet hat, wissen wir nicht.

                    Wir haben also Oberstleutnant Marcel Bohnert getrennt vom Verteidigungsministerium angefragt und ihm die Möglichkeit zur Stellungnahme gegeben. Sowohl vor dem ersten Beitrag als auch im Zuge der neuen Erkenntnisse am Freitag. Beide Anfragen blieben unbeantwortet. Nur das Verteidigungsministerium hat zu den Vorwürfen Stellung genommen. ///

                    • Stefan Pietsch 2. August 2020, 15:41

                      Mich nerven zwei Dinge an Ihnen:

                      Sie verweigern sich dem, was für jede gute Debatte unerlässlich ist: auf die Argumentation des anderen eingehen. Und: jeder, ausschließlich jeder Kommentar an mich kommt nicht ohne übelste Beschimpfungen (hier: Lüge / Lügner) aus.

                      Beenden wir das also. Not my style.

                    • sol1 2. August 2020, 17:24

                      „Sie verweigern sich dem, was für jede gute Debatte unerlässlich ist: auf die Argumentation des anderen eingehen.“

                      Ich gehe auf die Argumente ein – und zwar mit Quellen.

                      Und deswegen reiche ich auch den Link zum Zitat nach:

                      https://daserste.ndr.de/panorama/aktuell/Bundeswehr-Bohnert-Schraege-Vorwuerfe-gegen-Panorama,bundeswehr2326.html

                    • Stefan Pietsch 2. August 2020, 17:39

                      Sie antworten immer nur aus einer Sicht. Die hat aber der Panorama-Beitrag sehr deutlich gemacht. Ich möchte allerdings auf meine Fragen Antworten:

                      Reicht das Verteilen von 2 Likes an zwei Instagram-Seiten, wo nicht einmal offensichtlich ist, dass es sich um „rechte“ Seiten handeln könnte („Defend Europe“) und der Auftritt in einem Forum, wo zuvor ein paar andere Gesellen wie Norbert Blüm geredet haben, um im öffentlichen Fernsehen mit Bild und Namensnennung als potentieller Rechtsextremist gebrandmarkt zu werden?

                      Und was ist dann mit jenen, die Likes auf eindeutig linksextremistischen, gewaltverherrlichenden Seiten verteilen und diesen folgen? Sollte man solche Personen im Falle des Falles öffentliche Aufträge entziehen?

                    • Stefan Pietsch 2. August 2020, 17:47

                      Es entspricht selbstverständlich auch absolut dem Gebot journalistischer Fairness, die Darstellungen des Betroffenen gleich mitzukommentieren:

                      „Zu all dem hat Marcel Bohnert am 25.7.2020 dem „Spiegel“ ein Interview gegeben und Erklärungen gefunden.“

                      Schon das ist Spott pur.

                      Weiter:
                      „Wie man diese bewertet – Irrtum oder Gesamtbild – bleibt dem Leser überlassen.“

                      Die Art würde kein Richter zulassen. Aber Journalisten nehmen sich die Freiheit zur eigenen Rechtfertigung das Beobachtende herabzuwürdigen.

                      Das hat all nichts mit den Grundsätzen gemein, die frühere Journalisten definiert haben: schreiben, was ist. Und nicht mehr.

                    • TBeermann 2. August 2020, 18:28

                      Können wir diese Legende aus der rechten Blase „es geht ja nur um zwei Likes“ jetzt langsam mal begraben? Da ist doch nun wirklich reichlich dazu gekommen, nur die „Argumente“ der Bild-Fans haben sich nicht weiter entwickelt.

                      Aber ja, selbst das würde reichen. Die Beiträge waren mehr als eindeutig und von einem Social Media Profi kann man erwarten, dass er so etwas erkennt.

                      Genau das ist ja auch der Knackpunkt: Es handelt sich nicht um irgendeinen Soldaten, sondern um jemanden, der die Außendarstellung der Bundeswehr mit prägt.

                      Was den Kommentar auf das Spiegel Interview angeht: Warum sollte man das nicht kommentieren dürfen, wenn sich in der Erklärung weitere Ungereimtheiten ergeben? (Etwa, dass die gelikten Beiträge nicht mit einem Bundeswehr-Hashtag versehen waren).

      • Ralf 1. August 2020, 14:35

        @ Stefan Sasse

        Dann bleiben Dir nur zwei Möglichkeiten. Entweder Du machst die Interviews so, dass Du den Interviewpartner praktisch permanent vorführst. Damit förderst Du das Narrativ der Extremisten, dass sie von den Medien nicht fair behandelt werden. Oder Du behandelst die Extremisten wie rohe Eier und gibst ihnen damit eine Bühne ihre gefährlichen Botschaften zu verbreiten. Mal ganz abgesehen davon, dass nicht jedes Format Widerspruch zulässt oder Widerspruch auf Augenhöhe erlaubt. Man denke an Vorträge an der Universität oder an publizierte Blogartikel, bei denen man höchstens in den vermutlich weit weniger gelesenen Kommentaren widersprechen kann.

        Früher gab es mal einen Konsens in Deutschland, dass man Extremisten nicht in die Debatte eingelädt. Als Thomas Gottschalk z.B. Franz Schönhuber zum Interview einlud, gab es einen Aufschrei. Denn ganz selbstverständlich nutzte der Faschist die geschenkte Öffentlichkeit und warb für seine menschenverachtenden Thesen. Aber die Extremisten komplett auszusperren, war früher in Deutschland möglich, weil etwa die Republikaner nie mehr als 10% der deutschen Bevölkerung repräsentiert haben. Selbst heute ist es noch partiell möglich die Extremisten auszuschließen, da AfD und NPD zusammen bundesweit höchstens um die 15% der Bevölkerung vertreten, obwohl es lokal in den ostdeutschen Bundesländern mit dieser Strategie schon schwierig wird. Aber in den USA hält eine extremistische Partei mehr als 40% der Wähler und es gibt mit den Demokraten nur eine einzige politische Alternative. Die GOP auszusperren, würde bedeuten, fast die Hälfte der Amerikaner hinauszubefördern. Es gäbe überhaupt keinen Diskurs mehr. Demokraten würden nur noch mit sich selbst sprechen. Dasselbe Problem hast Du hier im Blog. Wenn Du der extremen Rechten den Hahn abdrehst, bleiben nur noch moderate Linksliberale übrig. Denn mit Erwin Gabriel hat der letzte moderate Vertreter der Konservativen die Plattform verlassen. Jeder Diskurs würde todlangweilig. Und dieses Problem ist überall in der Medienlandschaft akut. Das Abrutschen der Konservativen und Liberalen in den Extremismus hat ein Vakuum hinterlassen. Und dort wo Mehrheitswahlrecht Zweiparteiensysteme erzwingt, ist die Lage besonders katastrophal. Dort haben die Medien nur noch die Alternative parteiisch an der Seite von Fakten und Realität zu stehen und damit links der Mitte oder sie können eine Scheinbalance wahren und damit ihre Leser misinformieren und mithelfen Extremisten zu stärken. Trump ist das beste Beispiel hierfür.

        • Stefan Sasse 1. August 2020, 18:52

          Ja, ich bin da völlig bei dir. Wir können auch schlecht die AfD komplett ausschließen. Gewählte Politiker sind sie, und die Öffentlich-Rechtlichen sind von Steuergeldern bezahlt. Solange der Verfassungsschutz die nicht offiziell als Verfassungsfeinde brandmarkt und das BVerfG ihre Partei verbietet, wird das allein rechtlich schwer. Aber es keinen Grund, mehr als das Notwendige zu tun, in Bothsiderismus zu verfallen oder gar die Narrative zu übernehmen.

          • Ariane 1. August 2020, 23:09

            Ja, das sehe ich ähnlich, Obwohl es da eventuell einen Spielraum gibt, weil die Sommerinterviews zb kein festes Format sind. (Und Kalbitz hätte man easy lassen können!)

            Da fände ich es vielleicht noch ok, während ich schon finde, dass sie das Recht haben zb in diesen Nach/Vorwahl-Dingern mitzumachen. Aber es gibt keinen Grund, dass zb sie hauptsächlich in der Tagesschau ihren Senf zum Regierungshandeln zugeben dürfen – wir haben ja noch mehr Oppositionsparteien und auch keinen Grund sie in Talkshows einzuladen.

            Und was immer und immer wieder geschrieben/gesagt wird, wir brauchen Empathie bei den Opfern nicht von den Radikalisierten. Wäre mir unbekannt, dass alle 28 Leute, die Post von der NSU 2.0 bekommen haben (und das sind ja nur die, von denen man weiß, wird ja nicht immer veröffentlicht) portraitiert worden sind.

    • Ariane 1. August 2020, 14:41

      Ähnliche Fragen stellen sich auch hier im Blog. Lässt man extremistische, rassistische, verschwörungsmythische Äußerungen stehen? Damit wertet man sie zu einem Beitrag zur Debatte auf und normalisiert sie.

      Jep ich denke, gerade in den Medien, die ja eben auch Geschäftsmodell sind, ist das Problem, dass die so dermaßen auf Provokation, Spinner, abseitiges Zeug stehen, dass echt wenig Platz für nachdenkliche, differenzierte Beiträge bleibt.

      Wer kannte denn bitte Hildmann, bevor er ein völlig durchgedrehter Irrer wurde? Ich zumindest nicht, genau wie den Homburg. Das ist ja immer noch der Koch, der Professor, der Moderator (Jebsen).
      Die wären sonst nie im Fernsehen oder beim Waldspaziergang aufgetaucht.
      Über die Talkshows haben wir ja häufig auch schon Ähnliches gesagt.

      Hier in dem Zeit-Artikel zur B96-Protesten-Problematik wurde das Problem auch ganz gut beschrieben, ich wüsste auch nicht, was ich machen sollte, wenn ich in Sachsen wohnen würde:
      Der hier war das: https://www.zeit.de/2020/31/b-96-demonstration-corona-massnahmen-weigsdorf-koeblitz-sachsen/komplettansicht

      Und das sorgt dann natürlich wieder für Gegenreaktionen, weil es im Fall Attila ja auch darum geht, dass Druck auf die Justiz/Polizei ausgeübt werden soll, da mal endlich genauer hinzuschauen.

      Das ist ja gerade für solche Leute dann auch ein Ritterschlag, wenn plötzlich die „Qualitätsmedien“ bei ihnen auftauchen. Das ist halt keine Debatte, das ist simpler Clickbait. Und dieses „Eine Debatte wird verhindert weil man nix mehr sagen darf“ ist ja genauso Clickbait (völlig schwachsinniger noch dazu)

      Und so schaukelt sich das ja immer mehr auf, da mag ich Twitter oder kleine Blogs oder die Sportkneipe von Sternburg ganz gerne, da findet man eben auch ganz normale Erfahrungsberichte über diesdas und Jenes, die oft auch politisch sind, die aber nicht darauf abzielen, nur Klicks abzugreifen. (oder Zuschauerzahlen etc)

  • CitizenK 2. August 2020, 13:41

    Zu 1) Woher die Frauenfeindlichkeit? Lydia Cacho bekam – undercover in einem Bordell diese Antwort: Die Frauen sind zu selbstbewusst geworden – vin einem Deutschen!. Machismo ist wohl nicht nur ein südamerikanisches Phänomen.

    Sehr sehenswertes Interview im Schweizer Fernsehen auch zu DD-Themen wie Wirtschaftsmacht und Politik, Geldwäsche, MeToo usw. Und der Aussicht, dass Trump als extremes Negativbeispiel eine Gegenbewegung auslöst?
    https://www.srf.ch/play/tv/sternstunde-philosophie/video/lydia-cacho—im-kampf-gegen-mexikos-kartelle-der-maennergewalt?id=31915587-a33d-4927-bfe9-bd37b5992622

    • Stefan Pietsch 2. August 2020, 14:30

      Die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen durch Prostituierte hat in den letzten 30 Jahren signifikant zugenommen? Echt? Haben Sie da Zahlen?

      Nicht jede herausposaunte Theorie ist auch stichhaltig. Das Argument, Frauen seien zu selbstbewusst geworden, kenne ich praktisch mein gesamtes Leben. Ich bin aber älter als 15.

      • CitizenK 2. August 2020, 16:23

        Dazu habe ich doch überhaupt nichts gesagt. Ich habe lediglich einen Satz aus einem langen Interview zitiert.

        Die „Journalistin und Kämpferin für Menschenrechte Lydia Cacho hat sich durch ihre langjährigen Enthüllungen mit der mexikanischen Mafia angelegt, mit einem Netzwerk aus Geschäftsleuten, Politikern und Polizisten. Mit ihren Büchern und mit ihrem Twitter-Account, der fast 1,4 Millionen Follower hat, bekämpft sie die Korruption in ihrem Land. Sie musste aus ihrer Heimat fliehen, Morddrohungen, Anschläge, sogar eine Entführung durch Geheimpolizisten hat sie erlebt.“ (Christoph Amend, in: ZEIT Magazin vom 28.07.2020)

        • Stefan Pietsch 2. August 2020, 16:37

          Ich habe auf das reagiert, was Sie geschrieben haben. Das Argument, Männer kämen mit angeblich immer selbstbewussteren Frauen nicht klar, ist uralt.

          Habe ich schon mal erwähnt, dass ich von Argumenten wenig halte, die in jeder Situation als zutreffend angesehen werden?

          • CitizenK 2. August 2020, 16:45

            Ja, Sie haben schon des öfteren erwähnt, dass Sie von Argumenten nichts halten, die nicht in Ihre Vorstellungswelt passen.

            • Stefan Pietsch 2. August 2020, 17:13

              Das ist eine Missinterpretation. Eine Begründung, die in jeder Situation passen soll egal wie die Dinge laufen, ist nur das Dokument, dass jemand immer recht haben will. So in Trump-Manier.

              Tatsächlich kann etwas mal richtig oder falsch sein. Ein Argument, das dieses Kriterium nicht erfüllt, ist keins.

              Sie scheinen sich aber lieber in die Vorstellungswelt der Linken zu schlagen, wo man immer recht hat, aber nie recht bekommt. Siehe vor einigen Tagen die Ausführungen zu den Grünen.

    • Ariane 2. August 2020, 14:35

      Ah danke, hab hier noch einen Link in meiner Tableiste, der dazu auch einiges drinnen hat, was wir hier besprochen haben:

      https://www.dw.com/de/der-rechte-hass-auf-frauen/a-54303776

      Interessant, hier wird von soldatischer Männlichkeit gesprochen, was ich als Begriff vielleicht noch passender finde.
      Während Frauen in extrem rechten Ideologien friedfertig, sozial, zurückhaltend sein sollen, zeichneten sich Männer durch eine „soldatische Männlichkeit“ aus, bereit „sowohl ihre Frauen und Kinder als auch die eigene Nation zu schützen“. „Das sind festgeschriebene Rollen, die sich auch im Antifeminismus zeigen. Wenn Frauen aus diesen Rollenbildern ausbrechen, dann werden sie auch häufig dafür angefeindet.“

      Außerdem wird der Attentäter von Halle folgendermaßen zitiert:
      „Feminismus ist Schuld an der sinkenden Geburtenrate im Westen, die die Ursache für die Massenimmigration ist.“ Die Wurzel dieser Probleme sei „der Jude“.

      Das ist ja auch so eine gängige Schwurbelei, die kommen ja alle nur her, um „unsere“ Frauen zu schänden. Was dann auch wieder gut zur soldatischen Männlichkeit passt. Typisches Besitzdenken, wenn einer unsere Frauen schändet, dann doch bitte wir! Urgs.

      Ich hatte ja früher mal diese Analyse von Natascha Strobl verlinkt:
      https://www.republik.ch/2020/05/16/der-tod-gehoert-wieder-den-rechten

      Und ich finde, das passt ganz gut. Es wird einfach alles, eine Pandemie, Atemmasken, Fahrrad vs Auto etc in so eine bekloppte Vorstellung in stark=männlich, schwach = weibisch eingeordnet.
      Egal wie bescheuert das ist (siehe Pandemie, bei der eigentlich die Männer mehr Schutz brauchen als Frauen), also haben Frauen gefälligst auch die Rolle als schwach anzunehmen und bekommen vor allem Männer genausoviel Hass ab, die bei dieser Rollenzuschreibung nicht mitmachen. Vornehmlich homo/transsexuelle oder auch welche, die zu ihrer Verletzlichkeit stehen wie Habeck, Obama, Özdemir oder Trudeau.

      Das ist kein Mann-Frau-Problem, es ist ein Ideologieproblem.

    • Stefan Sasse 2. August 2020, 18:11

      Sehen wir diese Gegenbewegung nicht seit 2017?

      • Ariane 2. August 2020, 19:39

        Bin ich die einzige die in Trump und der Tea Party bereits die Gegenbewegung sieht zu Obama und einer Werteverschiebung der Mehrheit?

        • TBeermann 2. August 2020, 19:48

          Die Tea Party kam schon unter Bush II auf, allerdings hat sich nach der Wahl Obamas der Fokus deutlich verschoben, vom Thema Steuern zur rassistisch motivierten Ablehnung jeglicher Politik des neuen Präsidenten. Ursprünglich war die Tea Party eher libertär.

          • Ralf 2. August 2020, 19:58

            Möglicherweise erinnere ich das falsch, aber ich glaube die Tea Party kam erst unter Obama auf, als Reaktion auf den Bailout und das Stimulus-Programm.

            • Stefan Sasse 2. August 2020, 21:07

              Genau, darum ging es denen.
              Die waren ein rassistischer Backlash gegen den ersten schwarzen Präsidenten.

              • Ariane 2. August 2020, 23:26

                Ich weiß gar nicht, ob es die Tea Party da schon gab, aber war Sarah Palin als Vize von McCain nicht so der Anfang, wo die Ultras so in den Vordergrund rückten? Ich meine, der Wahlkampf war schon ziemlich schräg (ich glaube McCain war dann selbst gezwungen, das zu beruhigen und zu betonen, dass Obama kein Muslim ist)

              • TBeermann 3. August 2020, 08:14

                Das ist nicht ganz unumstritten. Veranstaltungen dieses Typs, auch mit Bezug auf die Boston Tea Party, gab es bereits 2007, ausgehend von Ron Paul. Nach der Wahl von Obama und im Zuge der Fiskalpolitik im Nachgang der Weltwirtschaftskrise haben sie dann deutlich an Momentum gewonnen.

                • Stefan Sasse 3. August 2020, 10:19

                  Korrekt, aber die Tea Party als die von den Kochs finanzierte Bewegung ist 2010 folgende.

        • Stefan Sasse 2. August 2020, 21:06

          Nein, das ist doch hinreichend bekannt.

  • Ariane 4. August 2020, 13:20

    @Citizen
    Was geschieht eigentlich, wenn Rückkehrer (-innen, Rückkehrende) am Flughafen positiv getestet werden? Setzen die sich in die Zug und fahren nach Hause zur Quarantäne, die dann niemand überwacht?

    Jep, bzw sie sind dann schon zu Hause, weil die Laborbestätigung 24-48 Stunden dauert (naja vermutlich je nach Region), hier eine Übersicht dazu, wie das läuft (laufen soll):
    https://www.tagesschau.de/inland/coronatests-rueckkehrer-101.html

    Es gibt die Empfehlung, das man nach einer Reise lieber isoliert sein sollte, aber man hat auch schon festgestellt, dass man das nicht alles überwachen kann und das bei Leuten, die gerade aus dem Urlaub eingeflogen sind, eventuell etwas naiv gedacht ist.

    Bin echt begeistert, ich sitze hier isoliert vor mich rum, um meine Family nicht in Gefahr zu bringen, wenn ich da bin. Mich würde übrigens niemand testen, ich könnte aber fix nach Holland, da einen Kaffee trinken und mit der Quittung beweisen, dass ich eine Reise gemacht habe und werde (wenn es denn stimmt) unkompliziert, schnell und kostenlos getestet.

    Niedersachsen beweist mal wieder, dass sie Meister des Chaos sind. Es sind gerade alle Testzentren geschlossen wurden und jetzt werden hastig viele (bzw vermutlich bis Ende der Woche die meisten, immerhin Verden auch) wieder geöffnet, weil man festgestellt hat, dass das mit den Reiserückkehrern ja schnell gehen muss:
    https://www.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/Kehrtwende-Corona-Testzentren-oeffnen-wieder,testzentren106.html

    Das kann (natürlich) NRW nicht auf sich sitzen lassen und hat jetzt die strengsten Schulregeln Deutschlands beschlossen und Frau Gebauer (FDP) droht mit Schulverweis (Äh?):
    https://www.rnd.de/politik/maskenpflicht-an-nrw-schulen-bei-groben-verstossen-gegen-corona-regeln-droht-schulverweis-HPIRMKBNGHP2YL7ABRIR5AMGBI.html

    Niedersachsen ist noch bei ohne Maske und Abstand in einem Jahrgang, aber ist noch etwas hin bis Ferienende. Weiß gar nicht, was SH so treibt, zwischendurch hat Frau Prien allen mit angeordneter Quarantäne mit Strafen gedroht, aber das ist ja nicht sehr zielführend. Ist logischerweise auch noch total dämlich, den Infizierten oder auch nur Quarantänierten die Schuld zuzuweisen.

    Das muss man machen, bevor die Leute was haben. Nicht den Infizierten die Schuld geben und auf der anderen Seite erzählen, bei den Coronarebellen sind vielleicht auch nette Menschen dabei, für die man Sorge und Verständnis aufbringen muss.

    Immerhin: es gibt auch gute Nachrichten. AIDA fährt unter italienischer Flagge und Italien hat die Freigabe erstmal verweigert, weswegen die ersten Kreuzfahrten to nowhere ausfallen (Hurtigruten ist schon wieder am Nordkap unterwegs glaub ich)
    Übrigens krasser Anblick: Im Stau vorm Elbtunnel konnte man in der Ferne zwei von den Kreuzfahrtriesen sehen, das wirkte schon bizarr (der Hafenteil ist verdeckt, weswegen das aussieht, als stehen die mitten in der Stadt rum).

  • CitizenK 4. August 2020, 22:56

    Augenhöhe mit den USA ist aus historischen Gründen nicht realistisch und im Hinblick auf die Machtverhältnisse illusorisch. Respektvoller Umgang wie unter Freunden/Verbündeten üblich wäre schon viel. Eine starke, selbstbewusste EU wäre ein schönes Ziel.

    • TBeermann 5. August 2020, 07:40

      Dafür bräuchten wir erstmal eine geeinte EU und davon sind wir leider weit entfernt.

    • Stefan Sasse 5. August 2020, 12:54

      Jepp.

    • Ariane 5. August 2020, 13:59

      Jepp, dafür müsste die EU sich sozusagen erstmal reparieren, ist mit der NATO ein ähnliches Problem.

  • Ariane 5. August 2020, 03:56

    Zu Usa – Hegemon etc:
    Mir geht es um den Imperiumsbegriff. Nachdem wir die USA als hegemoniales Zentrum identifiziert haben, ist die Frage spannend, wie weit und auf welche Weise andere Staaten daran gebunden sind.

    Spannend, eigentlich finde ich Satellitenstaat da gar nicht so verkehrt (in meinem Alter ist der Begriff auch nicht mehr so stark vorbelastet)

    Man bräuchte meiner Meinung nach auch zwei unterschiedliche Begriffe, China und Russland sind für mich ganz klar protofaschistische, autoritäre Regime, die über Druck und Gewalt funktionieren. Das ist sozusagen alte Imperialpolitik.

    Bei den USA (normalerweise, mit psychopathischer GOP ist eh alles so unberechenbar) hat man häufiger ein gegenseitiges Abhängigkeitsverhältnis mit starker Schlagseite zu den USA hin. Oder Geheimoperationen (so wie Iran-Contra oder Barack Obama oder direkte Attacken auf zb Führer des IS), sie halten sich formal aber ans Völkerrecht, was ein Unterschied zu Russland und China ist, die wollen lieber das Gesetz des Stärkeren und machen da auch keine Hehl draus.

    Von daher würde ich begrifflich sagen, Russland und China sind eher Imperiale Mächte und die USA hat eher mächtige Interessen. Aber im Ganzen sind sie halt formal an das Völkerrecht und Selbstbestimmungsrecht der Völker gebunden oder an andere Verträge (siehe zb Türkei->NATO) oder den Truppenabzug aus Deutschland, der eben keine feste Stationierung östlich Deutschlands erlaubt. Die Kurden/Jesiden mit der YPG sind genau so ein Dilemma.

    Und wenn wir jetzt mal den antiamerikanischen Quatsch der LINKEn beiseite lassen. Da werden sie auch nicht rauskommen, gleiches Problem wie mit der EU. China und Russland üben ihre Macht per Einschüchterung aus, das ist einfacher. Die USA und die EU gehen einen anderen Weg, sie sind sozusagen die Gutmenschen, das funktioniert über die Erwartungshaltung und Vertrauen, deswegen nennt man sie ja häufiger Schutzmächte. Ist aber wie mit den Normen, die Sassestefan anführt. Das geht nur, wenn sich alle an die Regeln halten. Sonst hat man Massaker wie in Srebrenica, wie bei den Kurden/Jesiden, ein Clusterfuck in Afghanistan und eine Ukraine, dessen Volk der EU-Enthusiasmus zum Verhängnis wurde. Mal abgesehen davon, dass die Saudis, Israel, Russland und China sich mit Lobbyismus und Korruption gut genug auskennen, um sich groß überall einzukaufen.

    Das funktioniert auf Dauer auch nicht, entweder kriegen die USA sich nicht mehr ein und schwenken auch auf Einschüchterungspolitik um, was die EU nicht mitmachen kann, die ist dann endgültig weg oder sie finden wieder in ihre Schutzmacht-Rolle hinein und lösen zb das Problem mit unklaren Mitgliedern wie der Türkei. Aktuell (sind sie eh völlig von der Rolle) aber eben auch extrem erpressbar. Siehe die Nothilfe in Syrien. Tja schade auch, Russland und China haben ein Veto eingelegt, also Pech gehabt. China übernimmt die WHO? Tjoa doof auch. China bricht den Hongkong-Vertrag, hm doof. Russland knallt Dissidenten in Europa ab? Formeller Protest! Auf Dauer geht so etwas nicht gut, wüsste nicht wie.

    • Stefan Sasse 5. August 2020, 12:55

      Satellit ist besser als Vasall, aber mir auch zu vorbelastet und auch nicht wirklich zutreffend.

    • cimourdain 5. August 2020, 18:15

      Deine Grundargumentation lässt einen Rückschluss zu, welches womöglich die entscheidende Methodik der hegemonialen Einflussnahme darstellt: Neben Einbettung der Eliten (ein verschwörungstheoretisch dankbarer Acker) ist soft Power durch Tiefenpropaganda (Das ist schon wieder ein Reizwort, aber ich nenne die Dinge gern beim Namen.) ein Schlüssel. Gemeint ist, dass die schwarzen Flecken (die es reichlich gibt) in der eigenen Politik systematisch verdrängt und als Ausnahmeerscheinungen dekontextualisiert werden, während die schwarzen Flecken der jeweiligen Gegenseite in als systemisch dargestellt werden. Eine (sehr schwache) Parallele findet sich in den Imperien der frühen Neuzeit, der Majestäten sich gern ‚allerchristlichst‘ nannten und ihren Herrschaftsanspruch mit Missionsanspruch würzten – so dass Sie im Grunde trotz aller schwarzen Flecken im Grunde das richtige taten.

      • Ariane 6. August 2020, 01:24

        Klar, Propaganda spielt immer eine Rolle und es funktioniert ja auch. Es ist nur irgendwie noch mehr in Schieflage geraten. Früher hatte man halt den Westen und den Osten, jetzt ist zeitweise hauptsächlich Amerika übrig geblieben und alle arbeiten sich daran ab. Es funktioniert aber mit den USA anders als mit Russland und China.
        USA ist mehr ein Teile und herrsche. Sie hatten ja zb nie vor, Afghanistan dauerhaft zu besetzen. Genau wie sie niemanden zwingen, in die NATO einzutreten. Da gibt es Aufnahmekriterien und die Staaten wollen da rein, dabei hat die schon genug Probleme.

        Es ist ein falscher Dualismus, wenn wir so tun, als stritten da nur zwei Hegemonialmächte (oder drei). Dann übersehen wir, dass die kleinen Länder auch eigene Interessen verfolgen und die suchen sich logischerweise gerne eine größere Macht, bei der sie unterschlüpfen können.

  • Ariane 5. August 2020, 14:05

    Zu den Reiserückkehrern gibt es hier etliche Details mit den Fällen in Verden, wie sie das im Einzelnen versuchen zu organisieren:
    https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/16-infektionen-immer-mehr-tests-90017290.html

    https://www.kreiszeitung.de/lokales/verden/verden-ort47274/in-riesenschritten-zur-alarmstufe-90017874.html

    Klingt bisschen nach „desaster waiting to happen“ Das mit den Risikogebieten hab ich auch immer noch nicht verstanden, die Fälle, die wir da haben sind ja aus Kroatien und Bulgarien, das sind keine Risikogebiete, da ist das Testen ja freiwillig. Die Urlaubsgebiete in der Türkei haben sie da ja auch jetzt rausgenommen.

    Da kann man ja die Vorsichtigen gut einfangen, aber die Coronarebellen fallen so durch alle Raster durch, was ja irgendwie nicht so ganz sinnig ist.

  • CitizenK 5. August 2020, 16:23

    „Andersrum kann davon keine Rede sein.“

    Was erwartest du angesichts der offenkundigen Abhängigkeit wirtschaftlich, technologisch, militärisch und pop-kulturell? In einzelnen Punkten sogar ökologisch: Katalysator und Abgaswerte.

    Ein Gegengewicht durch die EU wäre inniglich zu wünschen, da sind sich hier doch alle einig. Dass die Europäer das nicht hinkriegen, können wir den Amis doch nicht anlasten.

    • Stefan Sasse 5. August 2020, 18:08

      Genau

    • Ariane 6. August 2020, 01:28

      Jep, ich denke wir sehen jetzt durch den Präsidentenclown auch, wie schnell alles in Schräglage gerät, wenn Amerika sich zurückzieht (und/oder unberechenbar agiert). Dann haben wir nur noch mehr Chaos in der Welt. Wir können die Lücke auch nicht stopfen.

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