Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.
1) Schluss mit der Einbinderitis
Hier soll von einem politischen Leiden die Rede sein, das sich derzeit immer weiter ausbreitet: der Einbinderitis. Die deutsche Variante der Einbinderitis war nach dem CDU-Parteitag zu beobachten: Friedrich Merz hatte gerade die Wahl zum Parteivorsitzenden verloren, da hieß es schon, der Wahlsieger Armin Laschet müsse das Merz-Lager „einbinden“, weil sonst eine Spaltung der Partei drohe. So wie es zuvor schon in den USA geheißen hatte, Joe Biden müsse jetzt die Wähler von Donald Trump „einbinden“, nachdem er das Weiße Haus erobert hatte. Bei genauerem Hinsehen erweist sich diese Form der Interpretation politischer Machtverschiebungen jedoch als entweder trivial – oder gefährlich. Sie ist trivial, weil natürlich niemand, der bei Verstand ist, auf die Idee käme, die Anhänger von Donald Trump oder Friedrich Merz ins Gefängnis zu werfen oder in die Verbannung zu schicken. Sie bleiben im Fall der USA Staatsbürger mit allen Rechten und im Fall der CDU sogar Parteimitglieder. Insofern sind sie natürlich weiter eingebunden. Aber es geht den von dieser Krankheit Befallenen um mehr: Sie zweifeln im Kern am Mehrheitsprinzip als Instrument der politischen Willensbildung. […] Keine Frage: Wenn Demokratie nicht nur zum formalen Abstimmungsritual verkommen soll, dann muss die siegreiche Mehrheit natürlich zu einem angemessenen Umgang mit der unterlegenen Minderheit in der Lage sein, allein schon weil sonst bei der nächsten Wahl sich die Verhältnisse möglicherweise umkehren. Aber man sollte schon einmal in aller Deutlichkeit festhalten, wer Mehrheit ist (Biden, Laschet) und wer Minderheit (Trump, Merz). Alles andere käme einer Ausschaltung des Wettbewerbsprinzips gleich und das bedeutet: Stillstand. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Anhänger freier Märkte nach ihrer Niederlage eine Art politischer Schutzzone für sich beanspruchen. (Mark Schieritz, ZEIT)
Ich teile Schieritz‘ Argumentation völlig. Die ganze Idee hinter „Einbinden“ ist, eine gerade erzielte Entscheidung wieder zu verwässern. Es ist das politische Äquivalent eines institutionellen Veto-Punkts. Damit bedient es die Interessen derjenigen, die Veränderungen zu vermeiden suchen. Es ist daher kein Zufall, dass es zwar massenhaft Forderungen gibt, Pegida, die Werteunion, Trump-Anhänger, Brexiteers und so weiter einzubinden, aber praktisch keine, die eine Einbindung von Democrats 2016, der LINKEn nach irgendeiner Bundestagswahl, Jeremy Corbyn oder #BlackLivesMatter fordern.
Natürlich kann man in einer Demokratie Konflikte nicht total austragen. Aber das „Einbinden“ der Unterlegenen kann nicht bedeuten, dass man den eigenen Sieg zunichte macht. Ansonsten braucht man ja nicht mehr zu wählen, sondern kann das Ganze gleich sein lassen. Und erneut, mich beschleicht der durchaus begründete Verdacht, dass von Merz nicht verlangt worden wäre, die Laschet-Unterstützer*innen einzubinden. Das hat eine ganz merkwürdige Schlagseite, die viel über die Legitimitätskonzepte im öffentlichen Diskurs verrät.
Die Grünen haben das sofort begriffen. Kritische Töne darf man von dieser „Regierungspartei im Wartestand“ nicht mehr erhoffen. Die Grünen wissen, dass sie nur mit kräftigem Applaus für den Mitte-Kurs Angela Merkels ein gutes Ergebnis einfahren werden. Das wiegt im Zweifel schwerer als jedes Schaulaufen als Oppositionspartei. Claudia Roth brachte die Lage für ihre Partei auf den Punkt: „Mit Laschet und Spahn hat die CDU die Verwalter des Status quo gewählt … Damit wird überdeutlich, dass es auf die Grünen entscheidend ankommen wird.“ Als Partner der Verwalter, nicht als Gegner. […] Mit Ausnahme der FDP sind ja sowieso alle Oppositionsparteien bloße Korrektivparteien: Die Linke wurde 2007 als Korrektiv der Mitte-SPD gegründet, die AfD entstand 2013 als Korrektiv der Mitte-Union und derzeit entstehen vielerorts „Klimaparteien“ als Korrektiv der Mitte-Grünen. […] Es ist übrigens kein Zufall, dass AfD und Linke in den Planspielen für das Superwahljahr kaum vorkommen. Als Korrektiv-Parteien sind sie zwar vorhanden, können aber wenig Nutzen daraus ziehen, weil der Corona-Konsens der Mitte-Parteien jede Kritik als unangebracht und destruktiv abbürsten kann. […] Selbst die SPD-Linke, vor Kurzem noch bereit, aus dem Mitte-Konsens auszuscheren, übt sich heute brav in „konstruktiver Zusammenarbeit“. Kein böses Wort kommt Saskia Esken oder Norbert Walter-Borjans über die Lippen. Nach dem missglückten Ausreißversuch Anfang Januar hat die SPD die „Klugheit“ der Grünen übernommen und setzt nun auf Zusammenhalt und Barmherzigkeit. Insgeheim hofft sie vielleicht auf ein „Weiter so“ mit der Union. Auch Olaf Scholz fremdelt mit allem, was Wahlkampf heißt. Er glaubt, dass die Deutschen seine ruhige hanseatische Wesensart zu schätzen wissen, die gebürtige Hanseatin Merkel hat es ja erfolgreich vorgemacht. (Wolfgang Michal, Freitag)
Man mag sich aus guten Gründen über obige Entwicklungen beklagen, aber Fakt ist nun mal, dass die Deutschen ein ziemlich klares Signal gesendet haben, was sie haben wollen – und die Politik hat sehr feine Sensoren dafür, was die Wählenden wollen. Auch ohne Merkel an der Spitze bleibt der Schmusekurs mit der CDU populär. Ich wage die Prognose, dass er das auch bleiben wird, solange keine andere Partei eine Alternative formulieren kann. Und das tut aktuell keine.
Der Grund dafür wird von Michal mit „Korrektivparteien“ gut umschrieben. Sicher, die LINKE und die AfD haben eine teils fundamentale Kritik am Konsens der Mitte-Parteien, aber weder haben sie eine Machtperspektive noch wollen sie eine. Die LINKE hat erst kürzlich angefangen, ernsthaft Regierungsbereitschaft zu signalisieren – und das ging wenig überraschend mit einer Verwässerung ihres Korrektiv-Profils einher.
Die AfD dagegen ist fundamental eine Oppositionspartei; die Vorstellung, sie käme in Regierungsverantwortung, kann nur naiven Rechtsaußen-CDU-PolitikerInnen gefallen, die sich der immer gleichen Illusion hingeben, Rechtsextremist*innen als Mehrheitsbeschaffer nutzen und in der Koalition zähmen zu können. Davon gibt es glücklicherweise aber nur wenige.
Mittelfristig führt daher am Bündnis der Mitte-Parteien kein Weg vorbei. Ob Schwarz-Grün, ob Jamaika, ob Ampel, ob R2G – so oder so wird sich in der Republik wenig einschneidend ändern, weil in jeder möglichen Koalition mindestens zwei Partner kein Interesse an einschneidenden Änderungen haben. Das ist Fluch und Segen der deutschen Politik zugleich.
Je länger die Pandemie andauert, desto stärker sehnen sich viele Menschen nach harten Maßnahmen. Mich eingeschlossen. Die autoritäre Versuchung ist groß. Ich entdecke den Diktator in mir. […] Der Diktator in mir sagt: Wir opfern unsere Freiheit für den Sieg über das Virus. Das ist nötig und richtig. Einerseits. Andererseits gruselt es mich zu sehen, wie Maß und Mitte zunehmend verloren gehen. Man merkt es daran, wie die Begriffe verrutschen. […] Mir fällt auf, dass viele Menschen China bewundern: Toll, wie die Chinesen das Virus unter Kontrolle gebracht haben. Mit welchen Methoden, spielt offenbar keine Rolle: Totalüberwachung aller Handydaten, Drohnen, Gesichtserkennung, Polizeigewalt, soll das ein Vorbild für uns sein? Von Bundeskanzlerin Angela Merkel ist der Satz, das Virus sei eine demokratische Zumutung. Ich weiß nicht, was mir inzwischen mehr Sorgen macht: das Virus – oder der Diktator in uns. (Alexander Neubacher, SpiegelOnline)
Ich hasse diese Art von Artikeln. Dieses moralingetränkte Überlegenheitsgetue, ein „fishing for compliments„, ohne irgendetwas Neues zu sagen, mit unglaublichem Geschwätz und faktenfreien Annahmen. „Viele Menschen“ bewundern China, „fällt mir auf“. Aha. Das wäre mir neu. Aber es erlaubt natürlich, sich maximal in Szene zu setzen. Es ist ein Aufbauen einer Popanz, gegen die man dann argumentiert. Die hat wenig mit der Realität zu tun, aber erlaubt es, den Mantel des Freiheitskämpfenden umzulegen. Fruchtbar, dieses Genre. Das kann echt weg.
4) The ‚awesome‘ power of America’s CEOs
America’s CEOs have suddenly become „a new political force,“ wielding „awesome power,“ said Felix Salmon at Axios. „They have money, they have power, and they have more of the public’s trust than politicians do.“ We saw that on full display last week from a „broad coalition of CEOs who are silencing Trump and punishing his acolytes in Congress.“ […] „When I suggested a week ago that companies should stop making campaign contributions to House and Senate Republicans who perpetuated the fiction that Joe Biden had stolen the presidential election, I didn’t really think it would happen.“ It has — in fact, at least 48 major corporations have now taken this stance. This is „more than public relations and more than a purely business calculation.“ In a country in which trust in almost every other institution has cratered, corporations are trying to project „confidence in the rule of law and the stability of democratic institutions.“ […] „Corporate America is running so far to the left of the GOP because both corporations and parties try to win the future.“ Corporations do that by appealing to consumers, parties do it by appealing to voters. The Republican Party, though, has followed its „older, whiter, less-educated“ base to the right while „younger Americans and college-educated Americans have moved sharply left.“ Companies are acting just as cowardly or brave „as their consumer demographic allows them to be.“ For many decades, „college-educated Americans voted far to the right of those without diplomas,“ said Eric Levitz at New York magazine. Now that’s turned upside down, and companies are siding with their most valuable employees and customers in a time of „historic generational polarization.“ (The Week)
Gleich mehrere Dinge sind hier bemerkenswert.
Einerseits sehen wir einmal mehr, dass in den USA einfach zu viel privates Geld in der Politik ist. Die Entscheidung von Superreichen einerseits und CEOs andererseits, welche Kandidat*innen sie unterstützen, ist zwar nicht die alles entscheidende Kategorie, aber ihr Einfluss ist gigantisch.
Andererseits haben wir es durch die wechselnde Stimmung in den Unternehmen schwarz auf weiß: die Republicans sind keine Mehrheitspartei. Und da die meisten Unternehmen ein Interesse zu haben, die Mehrheit als Kundenstamm zu haben, wechseln sie die Seiten. Das macht deutlich, dass die Möglichkeit besteht, durch öffentlichen Druck Beeinflussung aufzubauen und den Extremismus von Geldquellen abzuschneiden.
Relativierend sei aber hinzugefügt: Es ist ein Mythos, dass Arme Leute Trump wählen. Im Schnitt sind die GOP-Wähler*innen weiterhin deutlich reicher als die der Democrats, ganz egal, wie viele Stories über Arbeiter (bewusst maskulin) geschrieben werden, die Trump wählen. Da sollte man sich nicht von Narrativen leiten lassen.
5) Die absurdeste Definition von Fairness, die ich je gehört habe
Erst gestern habe ich wieder von einer Bekannten gehört, dass der Chef kein Homeoffice erlaubt, weil er die Mitarbeitenden dann nicht kontrollieren könne. Solche Führungskräfte sind einfach nur inkompetent. Wer sich der Illusion hingibt, er könne seine Mitarbeitenden im Büro durch einen reinen Willensakt zur Produktivität zwingen, lügt sich in die Tasche. Und wer das tut, hat den falschen Job, zumindest was die Komponente der Personalführung anbelangt.
Ich erlebe das an der Schule genauso, wo diverse Kolleg*innen der Überzeugung sind, Fernunterricht sei vor allem deswegen ein Problem, weil sie die geistige Anwesenheit der Schüler*innen nicht kontrollieren könnten. Als ob das im Präsenzunterricht möglich wäre! Ich weiß, wie deren Unterricht aussieht, ich höre die Schüler*innen darüber sprechen. Da beklagen die gleichen Leute, dass man ja nicht kontrollieren könne, was die Schüler*innen am Rechner tatsächlich machen und erspinnen sich allerlei Kontrollmechanismen (die natürlich gegen die Datenschutzverordnungen verstoßen, aber das nur nebenbei), bei denen im Präsenzunterricht Leute in den hinteren Reihen mit Kopfhörern Netflix geschaut haben! Den gleichen Blödsinn haben wir hier.
Ein guter Artikel zum Thema auch hier.
6) Republicans Have Decided Not to Rethink Anything
The heady predictions that the party would break free of the Trumpist grip already seem fanciful. If anybody is suffering repercussions for their response to Trump’s autogolpe, it is the Republicans who criticized it. Conservative Republicans are threatening to strip Liz Cheney of her leadership post after she voted to impeach Trump. […] The clearest sign of the counter-revolutionary momentum is the flagging prospects for impeaching Trump. […] A terrifying seventy percent of Republican voters agree with Trump’s lie that he received more votes than Biden. Trump’s loyalists are threatening revenge if he is convicted. […] You can already see the internal Republican tension abating as they pull together in opposition. Did Trump make mistakes? Perhaps so, they will concede, but they are behind us, and now they face new dangers and outrages from Biden. No rethinking of the Republican platform — indeed, no thinking of any kind — will be needed. Republicans can simply repurpose Trump’s attacks on Biden as a corrupt, doddering crypto-socialist tool of AOC. The Republican civil war is over before it even began. (Jonathan Chait, New York Magazine)
Ich sehe meine Diskussion mit Stefan Pietsch im Artikel zum Putschversuch Trumps bestätigt: Die Republicans wenden sich eben nicht von ihm ab, sie bleiben ihm treu und wenden sich damit gegen die Demokratie. Im Atlantic findet sich der passende Vergleich zum Dreyfus-Skandal. Wer weitere Belege braucht (ich habe gerade keine Kraft und Lust für einen eigenen Artikel) findet hier, hier, hier, hier, hier und hier, nur aus den letzten zwei Tagen. Währenddessen säubert die FOX-News-Führungsriege den Sender von Journalist*innen, die nach der Wahl das Wahlergebnis in Arizona bestätigt haben, nur falls jemand glaubt, dass dieser Hetzsender sich irgendwie bessern würde.
Im Übrigen kommen gerade immer mehr Beweise für Trumps Verbrechen ans Tageslicht – und wie unglaublich knapp der Putsch wirklich war. Die New York Times etwa hat etwas dazu. Sie werden es wieder versuchen.
7) Tweets
Somehow I’m glad we’re back to this bullshit. https://t.co/NYsTeWuHje
— Stefan Sasse 🇪🇺 (@StefanSasse) January 22, 2021
folks, i regret to inform you that the reviews are in pic.twitter.com/GNxw6Dt0bq
— Aaron Rupar (@atrupar) January 22, 2021
.@nytimes : “Biden has a Rolex” pic.twitter.com/PDTJezoQeY
— Vic 💛 (@vicsepulveda) January 23, 2021
Ich hatte nie die Illusion, dass die Medien aus den letzten vier Jahren gelernt haben könnten, weswegen das alles wenig überraschend kommt. Es hat keine zwei Tage gedauert, bevor das Bullshitkarussell sich wieder mit voller Kraft dreht. Es ist zum Haare raufen. Auf der anderen Seite deutet es eine gewisse Rückkehr zur Normalität an, in der mit völlig verschobenen Maßstäben auf demokratische Politiker*innen eingehauen wird, nur um das Skandallevel hoch zu halten. Und 2024 wundern sich dann wieder alle, wie der nächste Faschist so weit kommen kann.
8) Democrats, Here’s How to Lose in 2022. And Deserve It.
But now Democrats have another chance. To avoid the mistakes of the past, three principles should guide their efforts. First, they need to help people fast and visibly. Second, they need to take politics seriously, recognizing that defeat in 2022 will result in catastrophe. The Trumpist Republican Party needs to be politically discredited through repeated losses; it cannot simply be allowed to ride back to primacy on the coattails of Democratic failure. And, finally, they need to do more than talk about the importance of democracy. They need to deepen American democracy. […] But none of these bills will pass a Senate in which the filibuster forces 60-vote supermajorities on routine legislation. And that clarifies the real question Democrats face. They have plenty of ideas that could improve people’s lives and strengthen democracy. But they have, repeatedly, proved themselves more committed to preserving the status quo of the political system than fulfilling their promises to voters. They have preferred the false peace of decorum to the true progress of democracy. If they choose that path again, they will lose their majority in 2022, and they will deserve it. […] The last time Democrats won the White House, the Senate and the House was in 2008, and they didn’t squander the moment. They passed the stimulus and Obamacare and Dodd-Frank. They saved the auto industry and prevented a second Great Depression and, for good measure, drove the largest investment in clean energy infrastructure in American history. But too little of their work was evident in 2010, when Democrats were running for re-election. (Ezra Klein, New York Times)
Ich teile Kleins Meinung hier vollständig. Die Democrats sind sehr gut, was Policy anbelangt, aber ziemlich lausig, wenn es zu Politics kommt. Dazu kommt eine fast manische Obsession mit dem Bewahren institutioneller Normen. Wo ihre Gegner, die Republicans, völlig ohne Probleme noch jede institutionelle Norm gebrochen haben. Die Erwartung der Democrats, dafür an der Wahlurne bestraft zu werden, ist aus der Luft gegriffen. Die Wähler*innen kümmern sich nicht um den filibuster. Sie kümmern Ergebnisse. Die Republicans haben das längst verstanden.
Die Furcht scheint sich aber auch auf die Medien zu beziehen, von denen die Democrats wesentlich mehr zu befürchten glauben als die GOP. Nicht zu Unrecht, werden an sie doch wesentlich höhere Maßstäbe angelegt. Aber letztlich sollte die Partei auch hier von ihren Gegner*innen lernen.
9) Der schlimmste, ärgste, längste Fehler
Es lag längst kein Erkenntnisproblem mehr vor, sondern ein Beschaffungsproblem. Es war völlig klar, dass einfache Masken zumindest andere, FFP2-Masken auch einen selbst vor Ansteckung schützen können. Ersteres erkannte auch Christian Drosten im NDR-Podcast am 23. März erstmals an. Spätestens nach dem Erscheinen der »Lancet«-Studie hätte die Bundesregierung alles daransetzen müssen, hochwertige Masken in ausreichender Menge produzieren zu lassen, um die gesamte Bevölkerung damit versorgen zu können, und zwar möglichst schnell. Das wäre eine »Strategie« gewesen. Und das ist 10 Monate her. Stattdessen wurden weiterhin diverse, heute grotesk anmutende Ausreden angeboten. Masken verliehen denen, die sie tragen ein »falsches Gefühl der Sicherheit« zum Beispiel. Das kam sogar von der Weltgesundheitsorganisation. […] Das führt uns zur entscheidenden Frage: Wie kann es sein, dass die Hochtechnologie-Nation Deutschland es nicht geschafft hat, in mehr als einem halben Jahr die Bevölkerung flächendeckend mit dem billigsten, nachweislich wirksamen Mittel zur Eindämmung der Pandemie zu versorgen? […] Wie kann es sein, dass Bayern nun, ein volles Jahr nach Beginn der Pandemie, eine FFP2-Maskenpflicht ausruft, aber selbst von Obdachlosen und Hartz-IV-Empfängern erst einmal erwartet wird, dass sie dieses elementare Schutzgut selbst finanzieren? Wie kann es sein, dass diese Masken nicht überall kostenlos verfügbar sind, für alle die nicht bezahlen können? Es wurden schneller Impfstoffe entwickelt und zugelassen als dieses einfache, erwiesenermaßen wirksame vergleichsweise spottbillige Mittel gegen das Virus flächendeckend und unbürokratisch zur Verfügung zu stellen. Und selbst heute, ein Jahr nach Beginn der Pandemie, gibt es weder eine einheitliche Versorgung noch eine bundesweit einheitliche Regelung zum Thema. Das hat, um es klar zu sagen, Menschenleben gekostet, wer weiß wie viele. (Christian Stöcker, SpiegelOnline)
Das Thema Masken ist in der ganzen westlichen Welt völlig absurd. Die Zögerlichkeit ließ sich anfangs vielleicht noch mit Lieferengpässen begründen, aber nach 10 Monaten kann man nur noch von breitflächigem Versagen sprechen. Das erschöpft sich nicht auf der logistischen Ebene, also rein in der Beschaffung, sondern auch im ganzen umgebenden politischen Prozess.
Die Beliebigkeit, die das Tragen von Masken – und ihren Typus – umgibt ist eine direkte Folge der Signale aus der Politik. Noch immer sind die Botschaften gedämpft und verhalten, wird erst nach 10 Monaten die FFP2-Pflicht eingeführt, und auch die nur teilweise statt flächendeckend. Als wäre mittlerweile nicht gut genug deutlich geworden, dass dieser Maßnahmenflickenteppich verheerende Auswirkungen auf die Kommunikation hat.
Die absolute Barbarei, solch teure Mittel wie die Masken zwar vorzuschreiben, aber keinerlei Angebote für die Schwächsten in der Gesellschaft zu machen, fällt da schon fast nicht mehr auf. Die völlige Ignoranz und Rücksichtslosigkeit, die da deutlich kommuniziert wird, passt leider nur allzu sehr ins Bild.
10) We Mock the Rioters as Ignorant Buffoons at Our Peril
It would, of course, amount to an overcorrection if we attempted to characterize the riot as a middle-class insurgency. But many of the protesters who filled Washington’s 17 Hilton hotels to capacity and made the Grand Hyatt’s lobby their after-action lounge did not come from Dogpatch. Many hail from the Republican professional and political classes, and they fueled the rampage with their organizational skills and reputations just as much as the face-paint guy did with his horns, fur, a U.S. flag mounted on a spear, and tattoos. […] Yes, there was plenty of class resentment at play at the Capitol and lots of overt racism, but we can’t assume that this was just a revolution by the powerless, the pathetic and the rural. The most shocking thing about the attack on the Capitol was that so many of the rioters were people who better resemble our kin and neighbors than they do the so-called barbarians from the boondocks. […] The point here isn’t to sympathize with the rioters, or even seek to “understand” them, but to see them as they are and to prepare ourselves for future confrontations. […] There are no easy ways to quell this national rebellion, a rebellion that appears to be gaining velocity, but the first step has got to be organizing a political taxonomy that doesn’t marginalize them as aliens. Instead of thinking of the rioters as “them,” try thinking of them as “us.” It’s bound to make you uncomfortable, but at least it’s a start. (Jack Shafer, Politico)
Ich frage mich bei solchen Artikeln immer: „Who the fuck is „we“?“ Ich habe von Anfang an betont, wie gefährlich diese Leute sind und wozu das noch führen wird. Die Überraschung Shafers ist entlarvend. Er hat die Bedrohung bisher nicht ernst genommen, weil er sich selbst als nicht bedroht ansah. Die Bedrohung durch Trumps faschistische Schlägerbanden betraf andere Menschen, aber nicht „uns“, nicht „wir“. Dieses „wir“ definiert Shafer implizit als die weiße Mittelschichtengesellschaft, der er angehört. Und klar, die war von den Faschisten bisher nicht bedroht. Das ist immer so.
Erst jetzt, wo deutlich wird, dass diese Täter eben auch aus der Gruppe des „wir“ kommen, werden sie real. Vorher las man „Hillbilly Elegy“ und wohlwollende Portraits von TrumpWähler*innen in der New York Times (bezeichnend, dass wir immer noch keine für Biden-Wähler*innen lesen) und konnte sich (siehe auch Fundstück 3) in moralischer Überlegenheit wähnen und vor Überreaktionen und Übertreibungen warnen. Ich glaube, Niemöller hat dazu die definitive Antwort gegeben.
Ad 2) Natürlich gibt es auch kleine Parteien, die sehr wohl Ziele und Programme nicht nur formulieren können. Sie sind in einem Stammwählerland (wie Deutschland) nur herzlich egal.
Allein die Werbespots der Parteitage sollten einem Aufschluss geben können, wohin die Reise geht. Die Union hat ganz klar Grün im Visier.
Das haben die Sozen auch gemerkt und wollen natürlich nicht in die Opposition und plädieren daher für ein weiter so.
Schwarz-grün nach der Wahl mit SPD und AFD in der Opposition. Die Linke wird es gerade so schaffen (6 %) und unter den Sonstigen werden nur rechte Parteien dabei sein. Auf jeden Fall kann man eines für die Zukunft nicht von Deutschland erwarten: Innovation. Dafür glotzt man lieber über den großen Teich und findet da nix mehr.
Ad 3) Spätestens nach der Bentoisierung dieses ehermaligen Nachrichtenmagazins, stell sich doch nur die Frage: „Warum tut man sich das an?“
Ad 4) Der Inhaber macht die richtigen Dinge, der CEO macht die Dinge richtig.
Ad 5) „Man gibt sich der süßen Illusion hin, man könne den Mitarbeiter hinterm Computer durch schiere körperliche Anwesenheit im Büro irgendwie zur Produktivität zwingen. […]“ Das ist nur das geringste Teil.
Die Praktikanten und Lehrlinge durchorgeln klappt im Homeoffice nicht.
Nur treibt die Deutschen Dominanz, Sex und Luxus an. Gerne wird dabei Sex auch zu Zwecken der Dominanz bemüht. Da ist die katholische Kirche beileibe kein Einzeltäter. Das ist der große Unterschied zur amerikanischen Unternehmensantikultur. „Never fuck in your job!“ ist dort keine hohle Phrase. Für die deutsche Unternehmensantikultur gilt: „Always fuck in your job, when in position!“
Ad 11) Im Ländle sind sie halt alle verwandt. Da sind Farben nur Karneval.
Die Wirtschaftskompetenzvermutung kommt daher, dass sich viele Leute nicht vorstellen können, dass auch Ärzte, CEOs und Anwälte gescheiterte Existenzen sein können.
2) Die Lösung wird sicherlich nicht durch eine weitere Zersplitterung des Parteisystems und einige Kleinstparteien kommen.
5) Äh….was?
11) Häh?
2) Textbezug?
Grundsätzlich stimme ich zu: Der Umgang mit der Maskenpflicht ist peinlich und beschämend. Über die Zusendung von „Berechtigungsscheinen“ an 60+ (fälschungssicher gedruckt) in zwei Tranchen (kein Witz) über die Krankenkassen kann man nur den Kopf schütteln. Wenigstens gibt es keinen Bedürftigkeitsnachweis.
Hinsichtlich der „sozial Schwachen“ allerdings ist es nicht ganz so schlimm: Die sog. OP-Masken sind „erlaubt“ und nicht teuer.
In Bayern sind ausdrücklich nur FFP2 Masken zugelassen. Dafür sollen 2,5 Mio Masken an Bedürftige verteilt werden. Angekommen sind noch nicht viele, das sollte eigentlich über Sozialbehörden und Jobcenter laufen. Senioren bekamen Bezugscheine verschickt, um sich ein paar Masken umsonst zu holen.
Selbstgewähltes Schicksal. Umzug wäre eine Lösung oder man eskaliert die Situation so lange, bis es dem Freistaat zu teuer wird.
2) Eine Demokratie braucht eine funktionierende, starke Opposition – also eine mit Perspektiven. Wird alles auf eine regierungsfähige Mitte-Mitte-Mitte Koalition reduziert, dann passieren zwei Dinge: Zum einen fühlen sich immer größere Teile der Bevölkerung nicht berücksichtigt. Sie radikalisieren sich, und werden womöglich gewalttätig, von Riots bis Terrorismus (denke an die APO). Zum anderen neigen die ‚alternativlosen‘ Regierungsparteien zu saturierter Trägheit, Verwaltungsdenken und womöglich Korruption.
Beides in der Kombination vergiftet derzeit viele westliche Demokratien.
3) Neubacher ist halt ein Kolumnist, wird bezahlt, dass er mit schönen Worten seine subjektive Meinung verallgemeinert. Bei den letzten Fundstücken hatten wir die gleiche Diskussion um Subjektivität bei Stokowski. Und da schaut man erst mal hin, ob man grundsätzlich mit den entwickelten Ideen einverstanden ist oder nicht.
5) Was bei der Diskussion um Homeoffice etwas nach hinten gerückt wird, ist, dass es einiges an Mehraufwand und Risiken für Arbeitgeber bedeutet. Er ist (wenn nicht vertraglich ander festgelegt) nach ArbStättV für die Ausstattung des Arbeitsplatzes verantwortlich. Er muss wie bei einer festen Arbeitsstätte Arbeitssicherheit, Gesundheitsschutz und Datensicherheit gewährleisten. Und er muss dafür sorgen, dass Arbeitszeiten und -fenster eingehalten und dokumentiert werden. Wenn man diese Haftungsrisiken betrachtet, ist ein gewisser Kontrollwunsch nachvolllziehbar.
2) Ist sicherlich was dran.
3) Kein Problem mit Subjektivität. Ich habe ein Problem mit diesem Stil, spezifisch.
5) Ja, aber darum geht es nicht.
3)
«Viele Menschen» gepaart mit faktenfreien Annahmen?
Vielleicht hat der Mann einfach zuviel Stokowski gelesen 🙂
«So viele Menschen haben noch nicht verstanden, was die Frauenquote bedeutet: Sie denken, Frauenquote bedeutet, dass man Frauen einfach irgendwelche Jobs gib,»
Vermutlich. Wie gesagt, ich kann das ganze Genre nicht leiden.
Zustimmung.
@ cimourdain 28. Januar 2021, 21:19
3) Neubacher ist halt ein Kolumnist, wird bezahlt, dass er mit schönen Worten seine subjektive Meinung verallgemeinert.
Da war ja nichts ausser Worthülsen.
Bei den letzten Fundstücken hatten wir die gleiche Diskussion um Subjektivität bei Stokowski. Und da schaut man erst mal hin, ob man grundsätzlich mit den entwickelten Ideen einverstanden ist oder nicht.
Da war wenigsten eine Meinung,wenn auch etwas verschroben.
„Da war ja nichts ausser Worthülsen.“
Besser: Worthülsen über Worthülsen. Und ween man das Wort ‚Worthülse‘ (begründet) als eine ebensolche betrachtet, ist meine Replik jetzt eine Worthülse (soviel Selbstkritik darf sein) uber Ihre Worthülse über meine Worthülsen über kolumnistische Worthülsen.
Bei genauerer Betrachtung erinnert der von Stefan S. kritisierte Stil an Sonntagspredigten: ‚Sind wir nicht alle so wie dieser Mann auf der Straße nach Jerusalem?…‘ Die gleichen Strohmänner, die gleiche moralische Überlegenheit …
zu 1)
Die SPD ist deinem Rat ja gefolgt. Die Wahlergebnisse sind entsprechend. Auf das Einbinden der traditionellen Wählerschaft (früher: Arbeiterklasse) wird offenbar gerne verzichtet. Wenn man indes mehr als eine tribalistische Klientelpartei sein will, wird an um das, was sich mit „Einbinden“ umschreiben lässt, wohl nicht herumkommen. „Volkspartei“ kann man auch mit „catch-all“ übersetzen, das ist schon sehr nah an „einbinden“. Es könnte natürlich auch nur noch Klientelparteien geben, die sich maximal im 20 %-Turm bewegen; hatten wir in Weimar. Was passiert bei jeder gesetzgeberischen/parlamentarischen Mehrheitsbildung unter diesen Umständen ? Richtig; einbinden. Falls das möglich ist und die Zerstrittenheit nicht obsiegt, was häufig der Fall sein dürfte. Klar, der Tribalismus liegt schwer im Trend. Ob man damit politisch glücklich wird, muss noch geklärt werden^.
Zitat Stefan Sasse:
„Pegida, die Werteunion, Trump-Anhänger, Brexiteers und so weiter einzubinden“
Kohärent ist dieser Katalog grad nitt^. Die Brexiteers sind immerhin mehrheitsfähig, wie die Volksabstimmung gezeigt hat, wenngleich die Mehrheit knapp ist und von unterschiedlichen Motiven geleitet wird, die im Übrigen nicht durchwegs dumm sein müssen. Was Trump-Anhänger betrifft stellt sich auch die Frage, ob man gut beraten ist, annähernd die Hälfte der Bevölkerung zu ignorieren, weil die vermeintlich mindestens irgendwie doof sind.
AfD-Wähler haben früher mal andere Parteien gewählt, u.a. auch SPD. Die waren somit mal anderweitig „eingebunden“. Das muss also ganz falsch gewesen sein. Wie gut, dass das jetzt nicht mehr so ist.
Du missverstehst die Kritik. Der Punkt ist, dass „einbinden“ nicht bedeuten kann, der Minorität Sperrrechte zuzugestehen. Die SPD etwa bot in den 1960er und 1970er Jahren weiterhin Einbundungspotenzial und Heimat für eher sozialistisch orientierte Zeitgenoss*innen, aber diese hatten keine Veto-Macht über die Politik.
Das Einbinden klappt doch ganz gut? Man sieht bloß rechts keine Probleme.
Wenn die ein paar Ausländer meucheln, fällt das gar nicht auf. Zudem kann man sich dann via Law & Order profilieren indem man ein Polizeigesetz verabschiedet und Polizeipanzer kauft.
Das Problem sieht man halt bei den Linksgrünversifften. Da zieht man sich die Fotogensten von FFF und wie sie alle heißen raus, bindet die in Positionen ein, wo andere 10 Jahre Parteiarbeit für leisten müssten, wertet intern die Stelle ab, so dass man sie überall hinschicken kann, wo es nicht wichtig erscheint, z. B. in die Videokonferenzen von Politinfluencern oder Philosophen, wäscht denen nebenbei den Kopf mit Parteipropaganda auf Dauerschleife und wenn es zur späteren Karriere kommt, sind die mindestens so zahm, wie Joschka Fischer.
„Angriffskriege? Klar, wenn sie nicht vor der Haustür stattfinden. Raketen? Logo, aber nur, wenn sie auch solar betrieben werden können.“
Nebenbei zerstört man so scheibchenweise die Ursprungsbewegung und hat ein Problem weniger.
Anschlussverwendung der Kandidaten: Lehrstuhl in Amerika, da das da so gut mit dem Klima & so klappt.
Also Einbindung funktioniert!
Hmmm…….grundsätzlich ist es ein Unterschied, ob man lediglich Funktionäre bzw. political animals glücklich oder unglücklich machen will oder ob man auch an die da draußen im Lande denkt, insoweit die ihre Kreuzchen machen. Die bringen die „Prozente“ – oder auch nicht. Wieviel man davon haben will oder kann, ist letztlich die Frage.
5) Zum Thema Homeoffice und Kontrolle sehe ich eine Parallele zum Fern-Unterricht den Schulen. Hab meine Söhne gefragt, warum es bei einem super funktioniert und beim anderen nicht: Die haben kein Vertrauen in die Schüler (war früher selber an der Schule, die es nicht kann).
Definitiv!
Dann verfügen die ja offensichtlich über die Erfahrung, den Schülern nicht zu vertrauen.
Übrigens, hier noch ein Interview mit Volker Wissing, dem FDP-Generalsekretär, der für die Ampel plädiert und die Grünen explizit aus der Schuld für das Jamaika-Aus 2017 herausnimmt:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2021-01/volker-wissing-fdp-cdu-angela-merkel-bundestagswahl-landtagswahl-rheinland-pfalz
Interessant.
Die FDP macht das Übliche: Fähnchen im Winde. Wie es halt gerade der Zeitgeist erfordert. Sie muss auch sehen, wo sie bleibt.
Nach dem Fiasko in Thüringen, dürfte sie nicht sonderlich stark in die Parlamente einziehen, es sei denn, sie gewinnen Drosten oder Streek als Werbepartner.
Aber gesetzt den Fall (das doch), könnten das lustige Quatschrunden werden, mit Baerbock & Habeck auf der einen und Lindner und Kubicki auf der anderen Seite. Wenn das dann noch Serdar Somuncu moderiert, anstelle von Will oder Lanz, kann man sich den Wein dazu auch sparen. Da tanzt das Zwergfell automatisch im Quadrat.
zu 2)
Man mag sich aus guten Gründen über obige Entwicklungen beklagen, aber Fakt ist nun mal, dass die Deutschen ein ziemlich klares Signal gesendet haben, was sie haben wollen – und die Politik hat sehr feine Sensoren dafür, was die Wählenden wollen.
Wer schon so anfängt, hat die Kritk offenabr gründlich missverstanden. Selbst wenn es so wäre, das „die Deuschen“ eine klares Signal gesendet haben (worüber und in welcher Form?), hätten die sich ja lediglich für die Regierung ausgeproch und damit keineesfalls eine Opposition überflüssig gemacht.
Waren Sie nicht immer erklärter Gegener jeder Volksabstimmung? Weil das Volk ja angeblich eh nicht weiss, was es wirklich will?
Ich finde es auch absurd, das in Krisen Dinge einfach eingeschränkt werden, die sonst nie angetastet wurden. Und es stört kaum jemanden, das die Verhältnissmässigkeit mitterweil bei ganz vielen Verordnungen nciht mla in Ansatz erkennbart ist.
Deswegen werden die auch zunehmend von den Gerichten kassiert.
Aber, wenn unser Demokratieform die beste aller Denkbaren ist, dann geht das in keinem Fall ohne eine echte Oposition, denn auch im Volk ist es ganz sicher noch nie so gewesen, dass alle alles immer total knorke fanden. Die müssen repräsentiert und nicht als Idioten abgestempelt werden .
Du missverstehst ziemlich deutlich, was ich schreibe. Ich argumentiere nicht, dass wir keine Opposition brauchen, sondern dass aktuell die Mehrheit der Deutschen offensichtlich nicht in Wechselstimmung ist. Jede Umfrage, jedes Wahlergebnis zeigt dir das deutlich.
Du darfst das natürlich doof finden – ich finde das auch nicht pralle. Du darfst auch deine verzerrte Weltsicht darauf anwenden, auch wenn du mir den Hinweis gestatten musst, dass es dem Erkenntnispotenzial nicht eben dient.
Jede Umfrage, jedes Wahlergebnis zeigt dir das deutlich.
Nein, das zeigt sie nicht, denn die Zustimmung zu einzelnen Fragen sinkt deutlich.
Ausserdem ist eine Mehrheit immer noch nicht die Gesamtheit und folglich benötigt die Minderheit auch ein Repräsentanz.
Bislang hat das die Politik noch nie interessiert, wie einzelne Fragen von Volk beantwortet wurden, warum denn jetzt auf einmal?
Welche verzerrte Weltsicht habe ich denn?
Wessen Erkenntnispotenzial ist denn gemeint, Ihres, meines, das der Leser? Glaskugel, ich lausche. 😛
11) „Einbinden“ – spannedes Thema. Aber wie hätte es ausgesehen
– bei Adenauers Entscheidung zur Westintegration?
– bei Brandts Entscheidung zur Anerkennung der polnischen Westgrenze?
In beiden Fällen hat die Opposition die Entscheidung später als richtig anerkannt.
Ja, aber Brandt hat nicht der CDU eine Veto-Position über die Ostpolitik gegeben, um sie „einzubinden“. Er hat die Wahl gewonnen, und die Opposition erkannte das an. Das ist ja ein fundamentaler Unterschied!
Das wollte ich damit sagen: Bei Richtungsentscheidungen gibt es kein Einbinden.
zu 9)
Die absolute Barbarei, solch teure Mittel wie die Masken zwar vorzuschreiben, aber keinerlei Angebote für die Schwächsten in der Gesellschaft zu machen, fällt da schon fast nicht mehr auf. Die völlige Ignoranz und Rücksichtslosigkeit, die da deutlich kommuniziert wird, passt leider nur allzu sehr ins Bild.
OK, Sie haben den Durchblcik, wei ich sehe, aber offenbar noch nie eine solche Maske getragen.
Es gibt dafür Vorschriften, weil die den Atemwiderstand extrem erhäht und deswegen weder überall noch von allen getragen werden kann und soll.
Aber wozu gibt es einen Arbeitsschutz, das darf eine Herr Söer einfach aqus dem Handgelennk schütteln, das ist nicht zu fassen.
Die Typen, die bislang ein Stück Stoff auf unbekannter Herkunft und in unbekannter Machart über den grünen Klee gelobt habem, die werden aber dafür nicht mal krtisiert, wie kann das denn sein?
Hier mal die offizielle Aussage von ROCHE dazu:
[Den Einsatz von FFP2-Masken empfehlen wir derzeit nicht. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Masken ein Ventil haben oder nicht.
Gründe hierfür sind die Erforderlichkeit einer genauen Anpassung an die Gesichtsform, einer guten Rasur und das es tatsächlich schwerer ist, durch diese Masken zu atmen. Daraus resultiert auch die maximale Tragedauer von 3h.
Den Einsatz von FFP2 Masken empfehlen wir derzeit nur für die besonders exponierten Aufzugsführer bei Baumeister und Post, wenn alle anderen Bedingungen ebenfalls eingehalten werden. ]
Nur mal zur Info, in Deutschland sind die Vorgaben sogar noch strikter:
[Welche Tragezeiten sind für FFP2-Masken zu beachten?
Informationen zur Tragedauer, Erholungsdauer und notwendigen Pausen für FFP2/FFP3-Masken finden sich in der Tabelle in Anhang 2 (Tragezeitbegrenzung) der DGUV Regel 112–190 „Benutzung von Atemschutzgeräten“ und bei der BAuA. Weiterhin finden sich Informationen in der Betriebsanleitung des Herstellers. Die maximale Tragezeit beträgt grundsätzlich längstens 2 Stunden mit anschließender Mindesterholungsdauer von 30 Minuten . Bei einer FFP-Maske ohne Ausatemventil beträgt die maximale Tragezeit längstens 75 Minuten mit anschließender Mindesterholungsdauer von 30 Minuten.]
https://www.bgw-online.de/SharedDocs/FAQs/DE/News/Logo-Physio-Ergo/Corona-Tragedauer-FFP2.html
Wende das auf Krankenhaus-Ärzte und -pfleger an und das Gesundheitssystem ist am Ende.
Haben Sie Info´s, das dem nicht so ist, das heisst, das die Regel dort nicht gilt? Wäre mir neu.
Sie meinen also, die scheren sich nicht um Ihre eigene Gesundheit?
Ehrlich?
Ja, ich habe Infos: Die müssen die Masken die ganze Schicht über tragen, oft 10 Stunden und mehr. Ohne Absetzen. Und das seit einem Jahr. Sehr belastend, aber wenn die Dinger so schädlich wären wie du behauptest, hätten wir längst kein Krankenhaus-Personal mehr.
Eh sorry, nicht ich schreibe das, sondern der Arbeitsschutz. Einfach mal zur Kentniss nehmen, auch wenn das nicht in Ihr Narrativ passen sollte.
Es heisst auch nicht, das man das nicht den ganzen Tag tragen kann, sondern, das man nach 75 oder 90 Minuten je nach Maske eine Pause von 30 Minuten von der Maske machen muss. Ich kann mir nicht vorstellen, das sowas einfach ausser Kraft gesetzt wurde, haben Sie da Belege?
Ohne Absetzen.
Selbst diese Menschen können nicht durch eine Maske essen oder trinken und müssen Pause machen. Einfach mal die Bilder aus dem Fernsehen ausblenden, die zeigen das zwar nicht, aber Sie können sicher sein, auch Ärzte und Schwestern müssen essen und trinken.
Wir gehen aber wirklich gut mit diesen Menschen um, wir bezahlen die mies, lassen sie auch lange arbeit und gönnen den nicht mal einen Urlaubsflug, super Sache, da sieht man doch, wie wichtig uns deren Leben ist.
Wunderbar was wir für gute Menschen sind, vorbildlich.
Zum 1. Absatz: Missverständnis
Zum 2. Absatz: Zustimmung. Würde das aber nicht sarkastisch formulieren, weil dann zielführender.
Würde das aber nicht sarkastisch formulieren, weil dann zielführender.
Zielführender, seit wann zählt das denn? Nein, das ist nicht der Fall, wie sanft auch immer ich auf Fakten hinweise, ich habe eine verquere Weltsicht oder erkenne die Realität nicht.
Da bin ich lieber weiter so, wie ich bin.
Sie haben mir vorgeworfen, ich würde mir wünschen, die Masken wären gefährlich, wie soll ich das denn nennen?
Zielführende Massnahmen zum Schutz der alten Menschen lehnen Sie ja auch ab, obwohl dort Test und Masken und Hygiene die einfachste Sache sein sollten, nur hätte sich die beste aller Regierungen im Sommer drum kümmern müssen-.
Lieber sinnlose Zerstörung von Existenzen, Blossstellung von rodelden Familien, Ausgangssperre und ähnlihcer Quatsch.
Bitte sehr, aber dann von mir zu erwarten, ausgerechnet bei diesem Spuk meine Sarkasmus auszuschalten, das ist echt gut.
Ein Virologe zu FFP2 Maske, bevor Herr Sasse wieder von diesen Dingern schwärmt:
[FFP2-Masken gelten als neuer Standard in der Corona-Bekämpfung. Virologe Hendrik Streeck erklärt, warum er von einer generellen Pflicht wenig hält und warum Deutschland insgesamt einen Plan B braucht.
Der Virologe Hendrik Streeck sieht in der breiten Nutzung von FFP2-Masken keinen entscheidenden Faktor im Kampf gegen die Corona-Pandemie. „Generell rate ich davon ab, dass jeder die FFP2-Maske nutzt“, sagte der Leiter der Virologie am Uniklinikum Bonn im Interview mit ntv. Demnach würden viele Menschen die Maske nicht korrekt tragen. Zudem ließe der Arbeitsschutz nicht zu, dass Arbeitnehmer die Maske länger als 75 Minuten am Stück nutzen, danach müsste mindestens eine 30-minütige Pause erfolgen, da das Atmen unter der Maske deutlich schwererfalle, sagte er weiter.]
https://www.n-tv.de/panorama/Streeck-Rate-davon-ab-dass-jeder-FFP2-Masken-traegt-article22321257.html
@Rauschi 30. Januar 2021, 08:21
[Würde das aber nicht sarkastisch formulieren, weil dann zielführender.]
Zielführender, seit wann zählt das denn?
Bei einigen hier: Immer!
Ich fürmeinen Teil bin hier, um mich weiterzubilden, bzw.meinen Horizont zu erweitern.
… wie sanft auch immer ich auf Fakten hinweise, … [ 🙂 ] … ich habe eine verquere Weltsicht oder erkenne die Realität nicht.
Darunter leidet jeder von uns;gelegentlich zumindest.
Aber Dir ist schon eine gewisse stilistische „Griffigkeit“ zu eigen, die gelgentlich Diskussion und Meinungsaustausch erschwert. Und sich durch Argumente nicht von der eigenen Sicht abbringen zu lassen, ist auch ein Kreuz, dass wir alle zu tragen haben.
Aber wenn dann mal Akzeptanz, Einsicht, Korrektur durch einen Gesprächspartner kommt, dann darf man den Ball halt auch gerne mal etwas flacher halten.
Ansonsten klingst Du so, als ob es Dir gut (bzw. durch Corona nicht schlechter) geht. Bleib gesund!
Ansonsten klingst Du so, als ob es Dir gut (bzw. durch Corona nicht schlechter) geht. Bleib gesund!
Das glatte Gegenteil ist der Fall, mich macht der ganze Müll echt krank und ich muss mich mittlerweile von wildfremden Menschen als Arsch.. beschimpfen lassen, weil ich an einer Demo für die Grundrecht teil nehme.
Oder auch hier als Idiot beschimpfen, was auch immer die Lockdownfan so gerade genehm ist.
Nein, ich habe nur meine Art zu schreiben nicht geändert, das sagt über meine Befindlichekeiten eigentlich nichts aus.
Aber wenn dann mal Akzeptanz, Einsicht, Korrektur durch einen Gesprächspartner kommt, dann darf man den Ball halt auch gerne mal etwas flacher halten.
Das ist zunehmend seltener bis gar nicht mehr der Fall, ist Ihnen das nicht aufgefallen?
Aber danke, bleiben Sie auch gesund, nur ist das unter den vorgeschriebenen Bedingungen zunehmend schwerer, wir dürfen nach 20 Uhr das Haus nicht verlassen, ich fühle mich wie ein Schwerverbreche und finde das zu kotz…
Nichts von dem, was das gemacht wird, ist gesund und es verhindert nicht mal die Infektion der Risikogruppen.
Aber mehr, härter und strenger, nicht zielführender, das wird gefordert, dsa frustet einfach.
Gruss Rauschi
@ Rauschi 31. Januar 2021, 18:09
… und ich muss mich mittlerweile von wildfremden Menschen als Arsch.. beschimpfen lassen, weil ich an einer Demo für die Grundrechte teilnehme.
Oder auch hier als Idiot beschimpfen, was auch immer die Lockdownfan so gerade genehm ist.
Da bin ich kein Freund von, anderen die Intelligenz abzusprechen; ist kein Argument, jedenfalls nicht gegen den Anderen. Von denen, die hier schreiben, ist keiner dumm, selbst wenn ich bei einigen nicht nachvollziehen kann, wie sie auf ihre Gedanken kommen.
Nein, ich habe nur meine Art zu schreiben nicht geändert, das sagt über meine Befindlichkeiten eigentlich nichts aus.
Fast schade 🙂 , aber Sie wissen ja, dass ich eher den zurückhaltenden Stil bevorzuge.
[Aber wenn dann mal Akzeptanz, Einsicht, Korrektur durch einen Gesprächspartner kommt, dann darf man den Ball halt auch gerne mal etwas flacher halten.]
Das ist zunehmend seltener bis gar nicht mehr der Fall, ist Ihnen das nicht aufgefallen?
Jein. Ich sehe gewisse grundsätzliche Verhärtungen im Ton bei den beiden Stefans, und ansonsten ruppigere Antworten nicht unbedingt allgemein, sondern speziell zum Thema Corona.
Ich bin zu diesem Thema wirklich nicht in der Lage, eine klare Meinung zu bilden, weil ich gleichzeitig beide Seiten argumentativ ziemlich überzeugend finde. Was Jens z.B. für einen Aufwand betreibt, seine Argumente zu belegen, schlägt aus meiner Wahrnehmung nach alles, was „die Gegenseite“ bislang aufgefahren hat. Dann wiederum höre ich Ärzte, die am Limit sind, und dann wiederum Ärzte, deren Krankenhäuser fast leer stehen.
Ich sehe die schweren wirtschaftlichen Schäden, die gerade angerichtet werden; viel von dem ist strukturell und kann durch Geld nicht aufgefangen werden (Einkaufsverhalten, z.B.). Ich sehe, wie schlecht das in Europa mit dem Impfen läuft; ich habe von „Flinten-Uschi“ ehrlich gesagt nicht mehr erwartet; auch ihre Gedankengänge, von Großbritannien bestellte Impfmengen für Europa einbehalten zu wollen, zeugt von absoluter Überforderung.
Wiederum wird mir regelrecht schlecht bei der Vorstellung, dass das reiche Deutschland den Markt leerkauft, während (nur das aktuellste Beispiel) in Portugal so viele erkranken und sterben.
Es gibt wohl immer noch zu wenig absolutes Wissen, um die unterschiedlichen Entwicklungen einwandfrei einordnen zu können. Immerhin lief die Entwicklung des Impfstoffes extrem schnell und gut. Bei anderen Krankheiten hat man Jahrzehnte gebraucht, um funktionierende Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
… wir dürfen nach 20 Uhr das Haus nicht verlassen, ich fühle mich wie ein Schwerverbreche und finde das zu kotz…
Hmm …
Ich verstehe den Punkt, aber ich habe es zu einem guten Teil selbst in der Hand, wie ich mich fühle(n will). Da ich auch sonst abends selten unterwegs bin, stört mich das nicht. Als Brillenträger habe ich zwar auch gewaltige Probleme, wenn ich mit Maske unterwegs bin. Aber ich weiß, dass sich andere Leute unwohl oder bedroht fühlen, wenn ich sie weglasse, also behalte ich sie auf.
Nichts von dem, was das gemacht wird, ist gesund und es verhindert nicht mal die Infektion der Risikogruppen.
Nichts halte ich für deutlich zu stark formuliert – „kein Kontakt“ verhindert Ansteckung, „wenig Kontakt“ behindert sie. Und was die Infektion der Risikogruppen angeht, die liegt in der Natur der Sache: Wo man eng aufeinander hockt, steckt man sich leichter an; Ältere sind physisch schwächer als Jüngere etc.
Aber mehr, härter und strenger, nicht zielführender, das wird gefordert, das frustet einfach.
Das kann ich nachvollziehen, das ist bei mir genauso. Ich schalte inzwischen weg, wenn in Talkshows über Corona geredet wird, weil 90% nur aufgeplusterte Statements sind, die sich widersprechen. Damit ist keinem geholfen. Klare Ansagen zu Verhalten, Grenzwerten, Maßnahmen etc. würden ansatzweise das Gefühl vermitteln, dass man „da oben“ einen Plan hat, und dann folgt es sich einfacherer, als wenn jeder etwas Anderes behauptet, und jeder irgendwie „Recht“ hat.
Ganz schwierige Situation.
Viele Grüße
E.G.
Da bin ich kein Freund von, anderen die Intelligenz abzusprechen; ist kein Argument, jedenfalls nicht gegen den Anderen. Von denen, die hier schreiben, ist keiner dumm, selbst wenn ich bei einigen nicht nachvollziehen kann, wie sie auf ihre Gedanken kommen.
Ich habe das ja auch nicht Ihnen vorgeworfen, sondern allgemein gemeint. Das mit dem Ar.. kam von einer Dame, die an mir und meiner Freundin und deren Tochter vorbei gingen, und wir alle haben keine Maske in der Fussgängerzone getragen, bei kaum Menschenaufkommen. Das erschreckt mich, Sie nicht? Wildfremde Menschen urteilen über mich aufgrund eines Stoff Stückes oder sonstiges vor dem Mund?
Fast schade, aber Sie wissen ja, dass ich eher den zurückhaltenden Stil bevorzuge.
Und Sie wissen, das mich die Einschätzung anderer eher am Rande tangiert? Ich mache das, womit ich mich wohl fühle, so wie Sie auch. Es steht Ihnen frei, meine Kommentare zu ignorieren.
[Aber wenn dann mal Akzeptanz, Einsicht, Korrektur durch einen Gesprächspartner kommt, dann darf man den Ball halt auch gerne mal etwas flacher halten.]
Das kurze Eingeständiss, nachdem mir vorworfen wurde, ich würde mir wünschen, das die Masken schädlich sind? Nöö, dazu sehe ich keine Veranlassung.
Jein. Ich sehe gewisse grundsätzliche Verhärtungen im Ton bei den beiden Stefans, und ansonsten ruppigere Antworten nicht unbedingt allgemein, sondern speziell zum Thema Corona.
Nicht nur dort, auch bei allen anderen sehe ich das mehr als deutlich.
Ich bin zu diesem Thema wirklich nicht in der Lage, eine klare Meinung zu bilden, weil ich gleichzeitig beide Seiten argumentativ ziemlich überzeugend finde.
Das schliesst sich eigentlich aus, denn es kann ja schlicht nicht beides stimmen.
Was Jens z.B. für einen Aufwand betreibt, seine Argumente zu belegen, schlägt aus meiner Wahrnehmung nach alles, was „die Gegenseite“ bislang aufgefahren hat. Dann wiederum höre ich Ärzte, die am Limit sind, und dann wiederum Ärzte, deren Krankenhäuser fast leer stehen.
Letzeres sind immer Einzelfälle, die niemand bestreitet, die Frage wäre, wie sieht es in der Gesamtheit aus.
Ich sehe die schweren wirtschaftlichen Schäden, die gerade angerichtet werden; viel von dem ist strukturell und kann durch Geld nicht aufgefangen werden (Einkaufsverhalten, z.B.). Ich sehe, wie schlecht das in Europa mit dem Impfen läuft; ich habe von „Flinten-Uschi“ ehrlich gesagt nicht mehr erwartet; auch ihre Gedankengänge, von Großbritannien bestellte Impfmengen für Europa einbehalten zu wollen, zeugt von absoluter Überforderung.
Richtig, alles zeugt nicht davon, das da jemand einen echt durchdachten Plan zur Überwindung der Krise zu bieten hat.
Aber das genau ist doch das Urteil, warum der Weg der Richtige ist, ich sehe keinerlei Abwägung.
Wiederum wird mir regelrecht schlecht bei der Vorstellung, dass das reiche Deutschland den Markt leerkauft, während (nur das aktuellste Beispiel) in Portugal so viele erkranken und sterben.
Die können wählen, ob verhungern oder an der Pandemie sterben angesagt ist, jedenfalls die ganz armen Länder. Soviel zu „Jedes Leben zählt“.
Es gibt wohl immer noch zu wenig absolutes Wissen, um die unterschiedlichen Entwicklungen einwandfrei einordnen zu können.
Sowas gibt es überhaupt nicht, was ich vermisse ist die Auseinandersetzung der Politik mit beiden Seiten.
Immerhin lief die Entwicklung des Impfstoffes extrem schnell und gut. Bei anderen Krankheiten hat man Jahrzehnte gebraucht, um funktionierende Gegenmaßnahmen zu entwickeln.
Schnell ja, aber auch gut? Wenn man jetzt erst merkt, das die eine Firma gar niemanden in der Risikogruppe getestet hat, dann wird mir schlecht. Entweder waren die immer unfähig, weil es so lange mit der Zulassung dauerte, oder die haben jetzt wichtige Schritte unterlassen.
Ich tippe auf letzteres, denn noch nicht mal, ob man danach immun ist, im Sinne von, das Virus nicht mehr weiter geben können, weiss man nicht, wie lange es wirkt, nicht, ob es auch gegen die Mutationen wirkt, man weiss fast nichts, das finde ich absolut nicht positiv.
Ich verstehe den Punkt, aber ich habe es zu einem guten Teil selbst in der Hand, wie ich mich fühle(n will).
Warum ärgern Sie Sich über die Politik?
Als Brillenträger habe ich zwar auch gewaltige Probleme, wenn ich mit Maske unterwegs bin. Aber ich weiß, dass sich andere Leute unwohl oder bedroht fühlen, wenn ich sie weglasse, also behalte ich sie auf.
Wer sich bedroht fühlt, dem kann ich auch nicht helfen, ich halte mich an Vorgaben, ausser an der frischen Luft, weil ich mir ganz sicher bin, das Virus kann nicht lesen und weder weiss, wo ein Bahnhof noch wo ein Parkplatz ist und Abstand kann ich überall halten.
Nichts halte ich für deutlich zu stark formuliert – „kein Kontakt“ verhindert Ansteckung, „wenig Kontakt“ behindert sie.
Kein Kontakt verhindert Leben, nicht Tod. So ist es in 95% der Fälle, denn die meisten sind nicht infiziert oder infektiös. Neue Studien belegen, das Menschen ohne Symptome das Virus nicht weiter geben, eine Riesenstudie aus Wuhan hat genau das fest gestellt. Nur prä-symptomatsiche Fälle geben es in ganz geringem Ausmass weiter und die meisten Menschen spüren, das da was im Anflug ist und sollten dann Zuhause bleiben.
Deswegen fordere ich doch von Anfang an, endlich, endlich den Übertragungswege fest zu stellen und nicht permanent herum zu orakeln und dann auf rodelnde Familien gezeigt wird, was an Absurdität kaum zu überbieten ist.
Und was die Infektion der Risikogruppen angeht, die liegt in der Natur der Sache: Wo man eng aufeinander hockt, steckt man sich leichter an; Ältere sind physisch schwächer als Jüngere etc.
Man kann sich vor fast jeder Ansteckung schützen, das zeigen andere Krankheiten, deswegen haben wir hier noch kein Ebola, das ist nicht so mega ansteckend, das niemand was dagegen tun kann, das ist ein Ammenmärchen.
Man muss nur wollen, und da sehe ich erhebliche Defiziete
Das kann ich nachvollziehen, das ist bei mir genauso. Ich schalte inzwischen weg, wenn in Talkshows über Corona geredet wird, weil 90% nur aufgeplusterte Statements sind, die sich widersprechen. Damit ist keinem geholfen. Klare Ansagen zu Verhalten, Grenzwerten, Maßnahmen etc. würden ansatzweise das Gefühl vermitteln, dass man „da oben“ einen Plan hat, und dann folgt es sich einfacherer, als wenn jeder etwas Anderes behauptet, und jeder irgendwie „Recht“ hat.
Das ist mein Reden, wenn die Menschen die Massnahmen verstehen können, dann machen die das auch. Wenn aber jede Woche eine neue Sau durch Dorf getrieben wird, kann das nichts werden.
Wenn ein Söder meint, man müsse halt das wirksame machen, aber das erst im Januar meint, dann fragt sich hoffentlich jeder, warum machen die das dann nicht von Anfang an?
Wie kann der Masken verpflichtend anordnen, von denen das RKI explizit abrät?
Nur noch kirre, was da raus kommt.
Ich muss mir echt Mühe geben, meinen Humor bei dem schädlichen Verhalten nicht zu verlieren.
Gruss Rauschi
Ich habe jetzt mehrere Arbeitschutzverordnungen gelesen, von einer Aussetzung dieser Vorgabe steht da nichts, gar nichts.
https://www.bmas.de/SharedDocs/Downloads/DE/PDF-Schwerpunkte/sars-cov-2-arbeitsschutzstandard.pdf?__blob=publicationFile&v=1
https://www.bmas.de/DE/Schwerpunkte/Informationen-Corona/Fragen-und-Antworten/Fragen-und-Antworten-ASVO/faq-corona-asvo.html
https://www.arbeitsrechte.de/arbeitsschutz-krankenhaus/
Aber Sie haben sicher eine besser Quelle für Ihre Aussagen.
7)
Fox und NYT so in eine Reihe zu stellen halte ich für Blödsinn.
Die NYT hat so kritisch über Trump berichtet und soviel über ihn ausgegraben wie man es sich nur wünschen kann und behandelt Biden so, wie man einen normalen Politiker halt behandeln sollte. Das hat mit Fox Coverage von Trump oder Biden rein gar nichts gemein.
Ob Bidens Rolex ein vernünftiges Thema ist, weiss ich nicht. Ich habe mich mit dem Thema nicht beschäftigt.
Aber was ist denn die Botschaft hinter dem Tweet? Weil Trump einen Privatjet hat soll die NYT Biden nicht kritisieren?
1) Du hast Recht, Äquivalenz will ich da auch keinesfalls herstellen.
2) Im Geiste von Fundstück 3 ist das ein Genre, das einfach weg kann. Dieses verkackte „Oh schau mal, Politiker*in X hat ein teures Luxusgut“, was soll das? Die Leute sind Spitzenverdiener. Die verdienen ihr Gehalt sogar. Sollen sie es doch für eine Rolex ausgeben! Was soll denn der Blödsinn? Vor allem, weil solche Berichterstattung über Trump eben nicht kam. Also dieser Versuch, Neid zu wecken. Oder denk mal an Wagenknechts Hummer damals! Oder Cheblis Rolex, Handtasche, Schuhe. Warum dürfen die das nicht, aber bei Merz und Lindner ist es völlig ok?
2) klares Jein. Ich sehe schon dass Problem wenn jemand Wasser predigt und Wein trinkt. Und das ist bei Linken, gerade wenn es weit nach links geht, und Luxusgütern schon der Fall.
Die Diskrepanz gibt es bei Wirtschaftsliberalen wie Merz oder Lindner halt nicht.
Und bei Trump würde der Vorwurf völlig ins Leere laufen. Zur schau gestellter Reichtum ist bei ihm ja Programm.
Persönlich finde ich teure Luxusgüter, besonders ohne qualitativen Mehrwehrt, bescheuert und ziehe schon wenig vorteilhafte Rückschlüsse auf den Charakter des Besitzers.
Ich finde dazu übrigens diesen Kommentar hier ganz gut.
https://www.wz.de/politik/uhrengate-um-ein-rolex-foto_aid-34073365
Natürlich wissen Lindner und Strack-Zimmermann, dass diese Sorte „Beistand“ die Qualität einer Umarmung hat, die den Umarmten in Atemnot bringt: Das Postulat, den persönlichen Lebensstil als Privatsache zu behandeln, hat in der Politik nie funktioniert;
bei Sozialdemokraten erweist er sich als politisches Gift – vor allem, wenn er willentlich inszeniert wird. Gerhard Schröder sind seine Auftritte im Brioni-Maßanzug und mit Cohiba-Zigarre keineswegs gut bekommen.
Einer der zahlreichen früheren Vorsitzenden der SPD beschrieb es in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten als ein zentrales Problem seiner Partei, dass kaum noch einer ihrer relevanten Amts- und Mandatsträger tatsächlich im gleichen Viertel wohne, wie die Wählerinnen und Wähler, die man daher auch verloren habe.
Bei dem Unbehagen, das Cheblis Rolex-Bild jenseits aller rechten Hetze gegen sie (inzwischen hat sie ihren Facebook-Account deaktiviert) auslöst, geht es weder um eine Uhr noch um Integration noch um Rassismus noch um ungehörigen Neid. Es geht um Angemessenheit. Es geht um das, was der bergische Unternehmer mit der Garage in der Nachbarstadt intuitiv weiß, und „Welt“-Chefredakteur Ulf Poschardt eben nicht, wenn er kühl twittert: „Sozialneid ist arm.“
Die Rolex an Cheblis Arm ist nicht bloß eine Uhr. Sie ist das Symbol einer Repräsentationskrise. Es ist unklug, alle mundtot machen zu wollen, die das so empfinden.
Da ticke ich glaube ich anders. Das hat mich noch nie gekratzt.
Warum dürfen die das nicht, aber bei Merz und Lindner ist es völlig ok?
Wegen der seltsamen Vorstellung, dass politisch linke Menschen selber nicht wohlhabend sein duerfen. Wohl zurueckzufuehren darauf, dass viele sich einfach nicht vorstellen koennen, dass einem auch als Wohlhabender die Belange der weniger Betuchten wichtig sein koennen.
Ich meine, meine Frage war mehr rhetorisch ^^ Aber darauf wollte ich raus, ja.
@ schejtan 29. Januar 2021, 16:13
Wegen der seltsamen Vorstellung, dass politisch linke Menschen selber nicht wohlhabend sein duerfen. Wohl zurueckzufuehren darauf, dass viele sich einfach nicht vorstellen koennen, dass einem auch als Wohlhabender die Belange der weniger Betuchten wichtig sein koennen.
Nun ja, wenn es das Bestreben linkerMenschen ist (zumindest kenne ich keine anderen), denen, die überdurchschnittlich viel haben, etwas wegzunehmen, scheint es mir durchaus nachvollziehbar, „reiche Linke“ für etwas scheinheilig zu halten.
Zumal auch (beispielsweise) mir als Nicht-Linkem die Belange der weniger Betuchten durchaus wichtig sind. Ich setze das aber nicht damit gleich, den Betuchten zu Leibe zu rücken.
Ja, Salonkommunisten sind scheinheilig. Es hindert sie ja niemand, von ihrem Reichtum was abzugeben.
Wenn nicht den Betuchten,wem willst Du dann „zu Leibe rücken“? Deshalb die gleiche Frage an dich wie an Jens: Woher nehmen?
Ihr seid ja mit S. Pietsch auf einer Linie: Auf keinen Fall mehr Steuern. Also im Haushalt umschichten – bei den Sozialausgaben. Investitionen sind ja zu Recht tabu. Das heißt aber nichts anderes als: den weniger Betuchten wrqa wegnehmen.
@ CitizenK 29. Januar 2021, 20:20
Ja, Salonkommunisten sind scheinheilig. Es hindert sie ja niemand, von ihrem Reichtum was abzugeben.
sic!
Wenn nicht den Betuchten,wem willst Du dann „zu Leibe rücken“?
Ahhh, was für eine „linke“ Frage.
Zum einen impliziert die, dass wir nicht genug Geld für „Soziales“ ausgeben. Es wird nicht gefragt, ob die Summe, die wir ausgeben, eigentlich hoch genug ist, aber nur falsch verteilt wird. Aber wenn ich auf die Höhe der Summen schaue, die wir ausgeben – ich meine den theoretischen Wert: Höhe der Ausgaben, umgelegt auf die Anzahl der Bedürtigen; nicht,was bei denen in der Realität ankommt – dann brauchen wir uns vor dem rest der Welt nicht zu schämen.
Zum anderen wird der ALLERGRÖSSTE Teil der Steuern bereits von den Betuchten bezahlt; man rückt ihnen schon ganz ordentlich zu Leibe. Auch hier nehme ich als Maßstab nicht irgendwelche abgehobenen Vollversorgungs-Phantasien (Du bist hiermit nicht gemeint – oder wenn, dann nur ein ganz kleines bisschen 🙂 ), sondern das, was in anderen Ländern so üblich ist. (Wiederum eine Ergänzung:die sogenannten Superreichen werden meiner Meinung nach nicht in einem vernüftigen Verhältnis an den Kosten für die Ärmenren beteiligt).
Deshalb die gleiche Frage an dich wie an Jens: Woher nehmen?
Dass aus dieser Frage ableitbare Denkmuster ist mir etwas zu naiv. Je mehr Du verteilst, je mehr Du nach unten gibst, umso höher rutscht der Durchschnitt, der wieder als Basis für „arm“ gilt – ein totes Rennen.
Von mir unbestritten bleibt, dass GANZ unten praktisch nichts ankommt. Von Dir sollte unbestritten sein, dass oben ganz schön viel hineingeht.
Nun die Frage: Was ist das Problem, wenn die wirklich Reichen halbwegs sauber auskommen, und die unteren Schichten nichts oder zu wenig kriegen? Kann das vielleicht der Schlüssel sein?
Ihr seid ja mit S. Pietsch auf einer Linie: Auf keinen Fall mehr Steuern.
Steuern sind ein Eingriff in das private Eigentum. Bevor man an der Schraube dreht, sollte man die anderen Möglichkeiten ausgeschöpft haben.
Also im Haushalt umschichten – bei den Sozialausgaben. Investitionen sind ja zu Recht tabu.
🙂
Weder ein Stefan P. noch ich wollen irgendwen verhungern lassen. Weder er noch ich wollen, dass Menschen auf der Strasse leben müssen. Er wie ich sind der Meinung, dass die Bildung für die da unten nicht funktioniert, oder dass der Staat die Menschen durch seine Methoden in die Passivität drängt.
Vielleicht sind die angewandten Methoden falsch. Das löst man nicht, indem man für die falschen Methoden mehr Geld ausgibt. Du wirst mich nie von dem Prinzip überzeugen können, dass man „nur“ mehr Geld braucht, und alles wird gut. Mehr geld geben wir schon aus, aber die Konzepte taugen nicht.
Nicht für den Ausgleich von Wohlstand, nicht für die Ökologie, nicht für den Verkehr, nicht für die Bildung, nicht für die Gesundheit etc. Aber weder CDU/CSU noch SPD, weder FDP oder Grüne, weder AfD oder Linke haben irgendwelche Konzepte, die über Geld hinausdenken.
Das ist das Problem.
„Du wirst mich nie von dem Prinzip überzeugen können…“
NIE. Ist das nicht ein Absage an die Idee dieses Blogs? Aber abgesehen davon, will ich niemand von dem Prinzip überzeugen, dass man alles mit Geld lösen kann. Aber in den relevanten Bereichen fehlt es halt auch an Geld:
Schulen: Server, WLAN in jedem Klassenzimmer, ausreichend Bandbreit – kann man nicht allein mit engagierten Lehrern erreichen
Pflege: Mehr Pflegekräfte sind dringend nötig – barmherzige Schwestern gibt es kaum noch
Unternehmen/Selbständige in der Corona-Krise: Singen und Beifall auf dem Balkon wird auch ihnen nicht helfen.
Von irgendwoher muss das Geld also kommen. Es sei denn, Du machst Dir diese geniale Idee unseres Mit-Diskutanten zu eigen:
„Das Geld, das der Staat ausgibt für seine Hilfsprogramme, muss niemand verdienen, das kommt von der Bundesbank“
Aber das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.
Sind Sie der Ansicht, dass
der Staat 90 Prozent der Altersgelder finanzieren sollte plus das Dreifache für Pensionäre? Die meisten OECD-Staaten sind der Ansicht, es würden auch 40-80 Prozent reichen und der Rest privat vorgesorgt. Altern gehört zwar zu den großen Risiken des Lebens, wozu eine Solidargemeinschaft da ist, aber der Ruhestand ist nicht unvorhersehbar.
der Staat jedem Pflegebedürftigen ein Pflegeangebot machen sollte, egal wie seine Vermögensverhältnisse (und damit Erbvermögen) aussehen?
jede kleinste Brücke und jedes piefige Autobahnstück von Staatsbedienstesten als Generalunternehmer durchgeführt werden muss, damit auf keinen Fall Maut und andere Wegefinanzierungen zum Einsatz kommen? In praktisch allen OECD-Ländern ist dies anders und besteht eine Mischfinanzierung.
der Staat Wirtschaftsförderung in Milliardenhöhe betreiben sollte, obwohl er damit historisch mega erfolglos war?
der Staat Langzeitarbeitslose mit einer großen Bürokratie (Beamten) fördern sollte, die meist keine Ahnung haben, wo der Arbeitsmarkt Bedarfe hat? Im Ergebnis ist Deutschland jedenfalls mega erfolglos bei der Vermittlung dauerhaft Erwerbsloser.
der Staat Flughäfen und Philharmonien, Filmstudios und Theater als Teil der öffentlichen Kultur betreiben sollte, die größtenteils Kultur produzieren, die kein Mensch sehen will?
ein öffentlich-rechtlicher Rundfunk betrieben werden sollte, der international spitzenmäßig über 8 Milliarden Euro im Jahr verschlingt statt 2,3 Milliarden Euro (Umsatz der RTL Mediengruppe, der größten privaten „Sendeanstalt“).
der Staat sich insgesamt zu wenige Behörden leistet, deren Leistungen dann auch noch überschaubar sind?
Wenn Sie all diese Fragen bejahen, dann beklagen Sie sich bitte nicht weiter, dass einfach nicht genug Geld für die Dinge verfügbar ist, die Sie noch gerne alle machen würden. Wenn Sie aber die Kritik an all diesen Punkten im Kern teilen – dann herzlich willkommen bei der FDP! Denn die Liberalen sind die einzige Partei, die an diesen Parametern ein Stück rütteln will.
@Stefan Pietsch
Wer oder was ist der Staat?
Ein autarkes Wesen?
Jedenfalls ist der Staat nicht „wir“ und schon gar nicht „ich“. Und wenn ich Beamten begegne, die schon Kraft Verordnung mir weder helfen noch einen Rat geben dürfen, dann würde ich sagen: eine Krake, die wir alle vier Jahre durch Wahlen bestätigen und die ziemlich grün und altmodisch-feministisch fraulich aussieht. Mit Doppelnamen und anderen Wortungetümen, die mit Sternchen versehen sind.
Frage nicht beantwortet.
Dieser Staat, der das oben genannte alles bezahlt, wer oder was ist das?
Das ist der Staat, den wir haben. „Der Staat“, das sind formal die Summe der Institutionen, Behörden und Beamte, die in öffentlicher Rechtsform fimieren.
Mehr als Antwort kann ich Ihnen nicht geben.
Und wir als Bürger haben gar keinem Anteil an diesem Staat?
Dann vertritt also die Kanzlerin nur die Summe der Institutionen, Behörden und Beamte, die in öffentlicher Rechtsform fimieren.
Kommt mir ein wenig seltsam vor, vor allem wie dieser denn
[der Staat Wirtschaftsförderung in Milliardenhöhe betreiben sollte, obwohl er damit historisch mega erfolglos war?]
sowas vollbringen kann.
Da erscheint mir Ihre Antwort doch oberflächlich, mal sehr vorsichtig formuliert.
Sie haben zwei Antworten bekommen auf die gleiche Frage. Was meinen Sie, wie viele Antworten man normalerweise bekommt? Irgendetwas zwischen Null und Eins?
Ja, so ist das juristisch richtig ausgedrückt. Alles andere ist Interpretationssache. Und dazu gehört, dass Angela Merkel meine Angestellte ist. Darauf leistet sie übrigens auch ihren Amtseid – dem deutschen Volk (das bin unter anderem ich) zu dienen. Die Bundeskanzlerin scheint dies öfters misszuverstehen und der Ansicht zu sein, ich (also als Teil des Volkes) habe ihren Vorstellungen zu dienen.
Also ist das Volk doch eine Teil des Sattes, was Sie aber doch bestritten haben.
Sie haben doch gefragt, ob Citizen der Meinung ist, das der Staat diese oder jene Aufgaben bezahlen bzw übernehmen sollte.
Dann habe Sie den Staat einzig als die Institutione definiert, jetzt wieder kommt doch das Volk ins Spiel. Ich bin einfach verwirrt.
???
Die Logik müssen Sie mir mal erklären. Ich (das Volk) beauftrage Frau Merkel (sozusagen Chefin des Staates) mit der Leitung des Staates. Inwiefern macht mich das (das Volk) dann zum Teil des Staates? Werden Sie zu einem Teil von VW, wenn Sie sich einen Golf kaufen?
Sie können aber dem CEO von VW Ansagen oder Vorgaben machen, ganz ohne einen Golf zu kaufen?
Sinnvoller werden die Erklärungen durch Ihre Beispiele aber auch nicht.
@ Rauschi 1. Februar 2021, 08:58
Wer oder was ist der Staat? Ein autarkes Wesen?
Im weitesten Sinn bezeichnet „der Staat“ eine politische Ordnung, in der einer bestimmten Gruppe, Organisation oder Institution eine privilegierte Stellung zukommt – nach Ansicht einiger bei der Ausübung von (politischer) Macht; nach Ansicht anderer hinsichtlich sowohl der Entfaltung des Einzelnen als auch der Gesellschaft.
Diese Klugscheißerei (sorry, ich habe das Zitat bei Wikipedia abgekupfert) hilft auch nicht wirklich weiter, ich weiß.
Für mich ist „der Staat“ eine Institution, die den Bürgern dieses Staates dient, indem sie Recht, Ordnung, Versorgung, Bildung und Infrastruktur bereitzustellen hat. Nach meinen Erfahrungen und Ansichten ist das (aus Sicht des Staates) aber nur die zweitwichtigste Aufgabe; die wichtigste ist der Selbsterhalt.
Das könnte man indirekt auch aus der Versorgungsaufgabe des Staates für seine Bevölkerung ableiten, aber die Vorstellung der Institution Staat zum Thema Selbsterhalt geht da deutlich drüber hinaus; zumindest erfolgt bei dieser primären Aufgabe keine Optimierung im Sinne der sekundären Aufgabe, die Staatsbürger zu versorgen (was u.a. Stefan P. oder ich immer wieder fordern).
Dann vertritt also die Kanzlerin nur die Summe der Institutionen, Behörden und Beamte, die in öffentlicher Rechtsform firmieren.
Auf Bundesebene – ja, genau. Sie ist von der Aufgabe hervergleichbar mit einem Vorstand oder Geschäftsführer, die die Angestellten leitet und die Richtung der Geschäftspolitk bestimmt.
Aber Vorstand bzw. Geschäftsführer sind dem Eigentümer (hier: den Staatsbürgern) Rechenschaft schuldig. Oft wird der bzw. werden die Eigentümer durch einen Aufsichtsrat (hier: Bundestag) vertreten. Und so wie ein Vorstand durch den Aufsichtsrat abgelöst werden kann, wenn sich die Mehrheit der Eigner bzw. ihrer Vertreter einig sind, kann ein(e) Bundeskanzler(in) durch den Bundestag abgelöst werden.
Sie können aber dem CEO von VW Ansagen oder Vorgaben machen, ganz ohne einen Golf zu kaufen?
Aber natürlich. Entscheidend dafür ist nicht, dass ich Kunde bin (im Beispiel: vom Staat Leistungen beziehe oder Steuern zahle), sondern dass ich Anteilseigner (Staatsbürger) bin und Vorgaben äußere (wählen gehe).
Bei Ihren Antworten denke ich oft: Schopenhauer muss einen Menschen wie Sie gekannt haben, als er seine Eristische Dialektik schrieb: Einfach auf etwas anderes antworten.
Nun gut, ich nehme Ihre Antwort mal als Katalog für Einsparmöglichkeiten für die Freisetzung der Mittel, die ich gefordert habe für Bildung und Gesundheit.
Altersgelder: Der Staat gibt einen Zuschuss, keine 90 Prozent.
Wer die Mittel hat, soll privat vorsorgen. Beamtenpensionen sind ein Problem, aber: Rechtsstaat und Verfassung, die Sie ja immer hoch halten, lassen eine kurzfristige Änderung nicht zu.
Pflegeangebot: Macht er ja nicht. Vermögen und Einkommen wird strikt angerechnet. Kann von mir aus auch beim Kindergeld so sein. Herr Merz braucht auch kein Kindergeld bzw. Freibetrag. Sie wahrscheinlich auch nicht. Mir hilft es sehr, vielen anderen noch mehr.
Wirtschaftsförderung: Mega erfolglos ist Ihre Einschätzung. Es gibt ernst zu nehmende andere Sichtweisen. Thema für sich, nicht in einem Satz zu beantworten.
Vermittlung dauerhaft Erwerbsloser: Viele sind einfach nicht zu vermitteln, weil sie krank und nicht mehr weiter qualifizierbar sind. Daran kann auch die Verwaltung nichts ändern. Die allerdings in nicht wenigen Fällen durchaus effektiver sein könnte.
Flughäfen: Regionale Flughäfen, fast alle defizitär, werden oft auf Druck der regionalen Wirtschaft betrieben und erhalten. Dies kann man nicht“dem Staat“ anlasten. Wobei allerdings auch das Prestigebefürfnis von Politikern eine Rolle spielt.
Hochkultur: Ob man jeden Opernsitz mit 70 Euro (letzte mir gekannte Zahl) pro Aufführung öffentlich subventionieren sollte, stelle auch ich in Frage. Langfristig rechnet sich das vielleicht über Anziehungskraft einer Stadt für qualifizierte Arbeitskräfte und Tourismus. Beispiel Elphi.
ÖR: Hohes Gut, das Geld kosten darf. Hatten wir schon. Information als das Lebenselement der Demokratie darf nicht renditeorientierten Anbietern allein überlassen werden. Wenn Sie scripted-Reality-Gerichtsshows mögen – bitte sehr. Ich nicht.
Eine liberale Partei, die dem Staat auf die Finger schaut, ist so notwendig wie eine Opposition in der Demokratie. Deshalb sehe ich mir die Vorschläge der FDP auch immer genau an. Dass mich nicht alle überzeugen, wird Sie nicht überraschen.
Ihre Kernposition ist stets: an dem Angebot des Staates kann nicht grundsätzlich gerüttelt werden. Meine Position ist: Selbstbescheidung. Der Staat soll in einigen Bereichen aktiv sein, dafür aber umso besser und mit mehr Finanz. Der Blick über die Landesgrenze zeigt, dass dies für die Bürger meist das sinnvollere Angebot ist: die Leistungen sind besser, der Bürger behält mehr von seinem Einkommen für sich. So lange wir also kein bisschen den von mir gezeichneten Weg beschreiten, wird es so sein wie es ist. Daneben: solche Änderungen sind von generationenübergreifender Bedeutung. Nichts davon lässt sich binnen weniger Jahre ändern. Übrigens auch nicht die Beschaffung von Pflegekräften.
Sie werden also auch für Ihre politische Positionierung eine Grundsatzentscheidung treffen müssen. Im Leben heißt es immer: Entweder oder. Wollen Sie das nicht, bekommen Sie von allem zu wenig, aber schon. Ich erwarte (und erhoffe) nicht, dass jeder ein Liberaler wird. Was ich erwarte, ist der Respekt vor dem unbändigen Freiheitsgedanken, der – das verstehe ich – vielen zu weit geht. Diesen zeigen Sie, von daher danke.
Die Alterssicherung in Deutschland ist so umfangreich, dass der wir dafür rund 27% des Einkommens der Beschäftigten benötigen. Warum 27%? Über den Lohnabzug werden 20% einbehalten inklusive Arbeitgeberbeitrag. Da der Zuschuss des Bundes zur Rentenkasse rund ein Drittel der Beitragseinnahmen beträgt und diese ja letztendlich über Steuerabzüge erfolgen, sind wir bei besagten 27%. Ob Sie das Kind nun Umsatzsteuer, Erbschaftsteuer oder sonstwie nennen, es muss alles durch Einkommen erwirtschaftet werden.
Wenn die Menschen weniger von ihrem Einkommen zur eigenen Disposition verfügbar haben, sind ihre Möglichkeiten der Vorsorge und Vermögensbildung kleiner. In fast jedem OECD-Land behalten die Bürger (weit) mehr übrig. Dann braucht man sich auch nicht beklagen, dass im Alter wenig übrig ist und die wenigsten im eigenen Heim wohnen.
Die Pflegeversicherung schont das Vermögen aller. Das ist natürlich nicht kostenlos, sondern geht zu Lasten der Einkommen. Die meisten Länder haben keine solche Pflegeversicherung (Österreich übrigens auch nicht), das immerhin weitere gut 3% vom Einkommen abknapst.
Ich mache immer eine Ausnahme: Kinder und Ehe. Das Kindergeld (bzw. Kinderfreibetrag) stellt das Notwenige für Kinder steuerfrei. Nicht mehr, nicht weniger. Daher ist das Kindergeld keine disponible Größe.
Ich kenne keinen Wirtschaftsforscher, der die Wirtschaftsförderung durch den Staat als erfolgreich ansieht. Es liegt in der Natur der Sache: entweder zu viel oder zu wenig. Der Staat kann nicht passgenau. Ersteres führt zur Verschwendung volkswirtschaftlicher Mittel, letzteres zum Misserfolg. Gut ist beides nicht.
Sie meinen ernsthaft, Deutschland habe prozentual weit mehr Nicht-Vermittelbare als Schweden, Spanien oder die USA? Da hätte ich gerne die Begründung.
Regionalflughäfen sind Prestigeobjekte der Landespolitik. Nichts anderes. Diesbezügliche Forderungen aus der Wirtschaft wären mir absolut neu. Ich wüsste jedenfalls nicht, welcher Wirtschaftsvertreter die Flughälfen in Kassel, Paderborn oder Nürnberg gefordert hätte. Oder Frankfurt-Hahn.
In den USA und in Großbritannien sind diese Einrichtungen nicht nennenswert gefördert. Ergebnis: die Filmindustrie liefert wesentlich mehr sehenswerte Filme, das Theaterticket in New York und London ist günstiger als in Frankfurt oder Berlin. Das erklären Sie mal.
Selbst der Vergleich mit der britischen BBC ist nicht schmeichelhaft für ARD und ZDF. Und das Programm von den beiden Sendern ist ebenfalls stark mit billigen Daily Soaps gefüllt. Das ist keine Erklärung. Das Dschungelcamp andererseits ist eine ziemlich teure Veranstaltung. Das ist selbst dann wahr, wenn man das Format nicht mag.
@ CitizenK 30. Januar 2021, 12:49
Nun gut, ich nehme Ihre Antwort mal als Katalog für Einsparmöglichkeiten für die Freisetzung der Mittel, die ich gefordert habe für Bildung und Gesundheit.
…
Es gibt ja zwei unterschiedliche Ansätze, die man hier verfolgen kann. Der Ansatz von Stefan P. ist der, die staatlichen Leistungen einzuschränken (hinterfragen, nicht „aufzulösen“) und weniger Steuern zu erheben, so dass sich jeder mündige Bürger aussuchen kann, wie er sein Geld ausgibt – ob für Altersvorsorge, Krankenversicherung, Bildung, oder für Konsum; Arme sind hier durch eine Grundversorgung abgesichert.
Dein Ansatz ist eher, eine einheitliche Altersversorgung, einheitliche Krankenversorgung, einheitliche Bildung, und ordentlichen Konsum FÜR ALLE zu garantieren, und dafür „die Reichen“ verstärkt zur Kasse zu bitten.
Das sind zwei Ansätze, die erst einmal gleichberechtigt nebeneinanderstehen, und die beide viel für sich haben; mit beiden kann man gute Sozialsysteme aufbauen, – wenn Regeln eingehalten werden.
Der erste Weg funktioniert nicht, wenn die Grundversorgung zu schwach, die Steuerbelastung zu klein ist. Der zweite Weg funktioniert nicht, wenn die Grundversorgung zu anspruchsvoll, die Steuerbelastung zu hoch ist. Zu schwach, zu klein, zu anspruchsvoll, zu hoch sind natürlich sehr subjektive Begriffe. Könnte man das objektivieren, hätte man eine Lösung.
Keine Lösung wird sein, zu jedem Wahlkampf die Versorgung hochzuschrauben, und dann anschließend nach mehr Steuern zu schreien.
Vom Landtagskandidaten der FDP für meinen Wahlkreis habe ich ein Statement zu den Themen Gesundheit und Bildung gefunden, das von mir hätte sein können.
Auf meine Frage, wie die FDP das finanzieren würde, . diese Antwort: „Keine höheren Steuern … Schuldenaufnahme unausweichlich aber in Maßen… schnellstmöglich aus dieser Wirtschaftskrise kommen.
Nach einer Lösung klingt das für mich nicht.
War bei uns an der Schule auch so. Als die Infrastruktur nicht da war, ging vieles einfach nicht. Die Geschäftsführung wollte eins ums andere Mal von uns hören, was wir bei digitalem Unterricht so cooles machen können. Wir haben gebetsmühlenartig wiederholt, dass das alles irrelevant ist solange die Infrastruktur nicht steht. Aber die hat halt Geld gekostet. Es dauerte Jahre, bis die Bleistiftdrücker das eingesehen haben. Und seit wir die Infrastruktur haben, kann man halt auch coole Sachen machen.
Die krass unterschiedliche Performance der Schulen meiner beiden Jungs habe ich schon erwähnt. Gleiche Gemeinde – gleicher Träger.
Geld ersetzt nicht Arbeitsethos, aber Engagement ersetzt halt auch nicht notwendige Mittel.
Völlig richtig!
Ich sehe jetzt nichts Scheinheiliges daran, sich zum Beispiel fuer hoehere Steuer, von denen man auch selbst betroffen waere, einzusetzen und sich von dem Geld, das uebrigbleibt dann auch was zu leisten. Das es nicht unbedingt einen positiven Symbolcharakter hat, sehe ich schon. Aber ich sehe da keine moralische Verfehlung. Was dann halt die Vorstellungskraft der Poschardts usw. uebersteigt, ist das man sich fuer eine Politik, von der man selber nicht profitiert einsetzt.
Abgesehen davon, ist das „Wegnehmen“ ja nicht das primaere Ziel linker Politik. Sondern (zumindest in meinem Verstaendnis) moeglichst vielen Menschen ein Leben ohne materielle Sorgen zu ermoeglichen. Dazu gehoeren dann halt auch direkte Transfers und indirekte ueber zum Beispiel oeffentliche Schulen. Das primaere Ziel ist daher das „Geben“, nicht das „Nehmen“; das ist mas Mittel zur Finanzierung. Eine Ausnahme davon ist sicherlich das Verhindern von allzu grosser Vermoegenskonzentration. Aber das propagieren ja nur Hardcore-Kommunisten wie Stefan Sasse.
@ schejtan 29. Januar 2021, 21:55
Ich sehe jetzt nichts Scheinheiliges daran, sich zum Beispiel fuer hoehere Steuer, von denen man auch selbst betroffen waere, einzusetzen und sich von dem Geld, das uebrigbleibt dann auch was zu leisten.
Klingt fast nach einem Widerspruch; bei höheren Steuern würde ich statt „sich etwas leisten“ den Begriff „sich begnügen“ passender finden
Dass es nicht unbedingt einen positiven Symbolcharakter hat, sehe ich schon. Aber ich sehe da keine moralische Verfehlung.
Da könnte ich sogar zustimmen, wenn nicht diese ganze Diskussion so neidgetrieben wäre.
Abgesehen davon, ist das „Wegnehmen“ ja nicht das primaere Ziel linker Politik.
Ich mag Dich bei dem, was Du schreibst, in die folgende Aussage nicht einbeziehen, aber meine Wahrnehmung bei vielen Linken ist, dass das „Wegnehmen“ wichtiger ist als das Verteilen, oft Selbstzweck genug. Nicht bei allen, aber bei sehr, sehr vielen.
Eine Ausnahme davon ist sicherlich das Verhindern von allzu grosser Vermoegenskonzentration.
Mit dem Vermögen ist das immer so eine Sache. Wenn jemand zehn Milliarden „besitzt“, indem er je 10 Aktien der 10.000 wichtigsten Konzerne besitze, hat er nur gebundenes vermögen, aber keine damit verbundene Macht. Warum soll man ihm dann das Vermögen wegnehmen? Wenn nun der Vorstand (nicht der Besitzer) eines gewaltigen Großkonzerns die Politik zu beeinflussen versucht, wäre das nicht schlimmer?
Aber das propagieren ja nur Hardcore-Kommunisten wie Stefan Sasse.
🙂
SasseStefan blickt mit einem Auge immer in die USA, und dort spielt Geld in der Politik eine deutlich größere Rolle als hier. Vermutlich will der Hardcore-Kommunist in ihm nur verhindern, dass hier ähnliche Entwicklungen stattfinden. Da hat er mein Verständnis und meine (zumindest eingeschränkte) Unterstützung.
1) Einbinden heisst doch realpolitisch: Bei einer innerparteilichen Richtungsentscheidung wird auch der unterlegene Parteiflügel mit Posten versorgt, damit er die Entscheidungen der Mehrheit mitträgt und nicht bei kritischen Abstimmungen ausschert. Und diese Praxis würde sich in einem Kabinett Merz genauso zeigen wie in einem Kabinett Laschet oder (sehr hypothetisch) in einem Kabinett Habeck [gerade die Grünen haben über Jahrzehnte hinweg ihre Parteiflügel ausbalanciert wie einen Jengaturm]
Ja, das ist schon korrekt. Es ist ein bisschen eine Frage der Konnotation. Manche Entscheidungen sind halt auch Richtungsentscheidungen, die einfach mitgetragen werden müssen. Die Beispiele Westbindung und Ostpolitik waren da ja ganz passend. Oder auch Hartz-IV.
Manche Entscheidungen sind halt auch Richtungsentscheidungen, die einfach mitgetragen werden müssen.
Wieso denn müssen? Seit wann muss man irgendwas einfach mittragen?
Seit wann sind Entscheidung nicht mehr rückgängig zu machen?
Hartz IV ist ein ganz schlechtes Beispiel. Diejenigen, die gezwungen waren (und sind), die daraus resultierenden Regelungen mit- oder besser gesagt er-tragen zu müssen, haben sich von der ‚richtungsweisenden‘ Partei SPD in Massen abgewandt – ein Problem, von dem sich die Partei bis heute nicht erholt hat.
Und doch ist das System von allen Parteien akzeptiert. In den 2000ern war die Forderung der LINKEn noch: „Hartz-IV abschaffen“. Davon ist inzwischen keine Rede mehr.
Wie sieht denn die Bevölkerung das?
Wenn sich keiner wehrt, wird es schon richtig sein, keine Frage.
Wie schön, das sogar die Linke jetzt die Antikriegsposition abgeben will.
Damit wäre bewiesen, die Bevölkerung will Kriege, hurra.
Das schmutzige Geheimnis ist, dass Opposition gegen H4 nicht mehrheitsfähig ist. Plain and simple.
Was hat das mit Richtungsentscheidung zu tun, die mitgetragen werden müssen?
Die Mehrheit im Volk oder Parlament?
Sowohl als auch.
Deswegen muss man das mittragen, weil man das ja vorher wusste?
Gibt es auch eine Mehrheit für Kriege? Ausser im Parlament, meine ich.
Die Linke hat sich mit H. IV nicht wirklic arrangiert:
https://www.linksfraktion.de/themen/a-z/detailansicht/hartz-iv/
Sie reden davon, den Beitraggsatz zu erhöhen. Das ist Akzeptanz des Systems. Alles andere ist Wortklimbim.
@ Stefan Sasse on 28. Januar 2021
1) Schluss mit der Einbinderitis
Aber man sollte schon einmal in aller Deutlichkeit festhalten, wer Mehrheit ist (Biden, Laschet) und wer Minderheit (Trump, Merz).
Diese „Gleichstellung“ ist unverschämt.
Alles andere käme einer Ausschaltung des Wettbewerbsprinzips gleich und das bedeutet: Stillstand.
Natürlich nicht.
Die ganze Idee hinter „Einbinden“ ist, eine gerade erzielte Entscheidung wieder zu verwässern. Es ist das politische Äquivalent eines institutionellen Veto-Punkts.
Natürlich nicht. Die meisten Entscheidungen werden nach dem Schema „schwarz oder weiß“ getroffen. „Schwarz oder weiß“ ist aber kein Abbild der Realität; bei einem Blick auf die Wähler sieht man viele Graustufen.
Die Idee hinter dem Einbinden ist, möglichst viele politische Gegner mitzunehmen, um eine möglichst breite Basis zur Umsetzung zu bekommen. Politik ist Kompromiss – schon vergessen?
Aber das „Einbinden“ der Unterlegenen kann nicht bedeuten, dass man den eigenen Sieg zunichte macht.
Den eigenen „Sieg“ durch Kompromisse und Einbindung der „Unterlegenen“ „zunichte zu machen“ – erstaunlich, in welchen Kategorien Du manchmal denkst. Du veränderst Dich …
3) Der Diktator in uns
Ich hasse diese Art von Artikeln.
… ohne irgendetwas Neues zu sagen, mit unglaublichem Geschwätz und faktenfreien Annahmen.
Zustimmung; „hasse“ ich zwar nicht, nervt mich auch.
5) Die absurdeste Definition von Fairness, die ich je gehört habe
Wer sich der Illusion hingibt, er könne seine Mitarbeitenden im Büro durch einen reinen Willensakt zur Produktivität zwingen, lügt sich in die Tasche. Und wer das tut, hat den falschen Job, zumindest was die Komponente der Personalführung anbelangt.
Eingeschränkte Zustimmung. Ich kenne genug Kollegen und Mitarbeiter, die unter dem (gefühlten) Blick ihrer Vorgesetzten produktiver sind und sich mehr anstrengen. Du hast immer welche, die alleine laufen, und andere, die Du ziehen oder schieben musst.
Aber das „gemeinte“ Problem ist durchaus relevant. Wobei ich dem Aspekt „zu glauben, dass die Leute unter Kontrolle produktiver arbeiten“, nur eine vergleichsweise kleine Bedeutung zumessen möchte. Die meisten Vorgesetzten, die sich so verhalten, haben in der Regel mehrere (persönliche) Probleme:
Oft sind sie mit ihrem Job überfordert und wissen eigentlich nicht, was sie tun müssen. Sie zeigen ein hohes Maß an Entscheidungsunfähigkeit, bzw. delegieren, „ihre“ Entscheidungen gerne an den eigenen Chef hoch. Um all das zu kaschieren, „micro-managen“ sie ihre Mitarbeiter, reden in alles rein, wollen heute „Hüh“ und morgen „Hott“, selten ist was richtig etc. So ist man immer beschäftigt, kann sich einreden, dass ohne einen selbst nichts läuft, und von außen (=aus Sicht des Vorgesetzten) sieht es halbwegs nach Arbeit aus.
Dann gibt es die Kategorie „Was ich selber denk‘ und tu‘, trau’ ich jedem anderen zu“. Weil diese Leute selber oft schummeln, betrügen und stehlen (die eigene Partnerin auf Firmenkosten zum Essen einladen, Büromaterial für daheim benutzen), vermuten sie das gleiche Verhalten bei ihren Mitarbeitern auch.
Und ja, diejenigen, die für ihr Ego, für Ihr Wohlbefinden das Gefühl von Macht brauchen (ist nicht da Gleiche wie das Streben nach Verantwortung oder Entscheidungsbefugnissen), die gibt es auch.
Letztendlich müssen Chefs dann funktionieren, wenn es um die grobe Zielausrichtung geht, wenn Kollegen Streit miteinander haben, oder wenn mal ein paar Stricke reißen. Eine Abteilung ist dann gut geführt, wenn alles genauso weiterläuft, wenn der Chef mal nicht da ist. Läuft es schlechter oder besser, ist/hat der Chef ein Problem (das gilt zumindest in meinem beruflichen Umfeld so).
Speziell bei Home Office ist meine Erfahrung, dass die Arbeitsleistung steigt, weil die meisten ihre größere Flexibilität nicht aufs Spiel setzen wollen. Probleme gibt es meist bei der Kommunikation; ob Brainstorming oder Flurfunk – vieles bleibt auf der Strecke, was Zusammenhalt und Kreativität fördert. Wenn,muss man hier als Vorgesetzte(r) aufpassen.
1)
1) Ich wollte Trump und Merz nicht gleichstellen, was Inhalte oder so betrifft. Aber die Attitüde einer Minderheit, die sich als „wahre“ Mehrheit betrachtet teilen ihre Anhänger*innen.
Ne, ich bin absolut ein Freund von Kompromissen. Nur musst du eben an manchen Stellen eine Entscheidung einmal etablieren. Das war ja etwa beim Brexit so. Da hat man die Remainer danach auch nicht eingebunden. Wie auch? Die mussten sich mit dem Mehrheitsentscheid abfinden. Den können sie dann gerne mitgestalten, und das kann dann verwässert werden und durch Kompromisse gestaltet, alles super. Aber es kann nicht angehen, dass Entscheidungen demokratisch gefällt werden, und dann kommt die Minderheit und blockiert die Umsetzung, und man stimmt wieder drüber ab, und wieder, und wieder.
5) Das meine ich. Dieses Argument ist eher ein Zeichen für Inkompetenz (du nennst es freundlich „Überforderung“, aber letztlich zeigt es dasselbe). Das sollte entsprechend erkannt sein. Wir haben im Lehrer*innenberuf da die Erkenntnis, dass das Problem bei einer eskalierenden Klasse vor der Klasse steht. Wenn die SuS nicht vernünftig arbeiten, wenn sie sich verweigern, dann hängt das üblicherweise an der Lehrkraft.
Stefan Sasse 31. Januar 2021, 17:03
1) Ich wollte Trump und Merz nicht gleichstellen, was Inhalte oder so betrifft. Aber die Attitüde einer Minderheit, die sich als „wahre“ Mehrheit betrachtet teilen ihre Anhänger*innen.
Ich denke schon, dass die „wahre Mehrheit“ der CDU-Mitglieder bei Friedrich März lag. Aber die haben nicht entschieden, sondern die Parteitags-Delegierten. Und die folgen dem Merkel-Kurs.
Aber es kann nicht angehen, dass Entscheidungen demokratisch gefällt werden, und dann kommt die Minderheit und blockiert die Umsetzung, und man stimmt wieder drüber ab, und wieder, und wieder.
Da hast Du auch wieder Recht; lass uns einen Kompromiss finden 🙂
1) We’ll never know. Aber sie haben ihre Dolchstoßlegende. Und an der basteln sie jetzt ja lang genug.
Let’s. 🙂
@ Stefan Sasse 1. Februar 2021, 22:01
1) We’ll never know. Aber sie haben ihre Dolchstoßlegende. Und an der basteln sie jetzt ja lang genug.
trump bastelt an einer Dolchstoß-Legende. Merz hätte (zumindest nach meinen Informationen) bei einer Wahl durch die CDU-Parteibasis deutlich gewonnen. Die Führungskräfte in der Partei interessierten sich naturgemäß eher für ihre eigene Karriere – Laschet ist aus ihrer Sicht „weiter so“ bzw. Job-Garantie, Merz mit seiner durchaus vorhandenen Gestaltungsfreude eher nicht.
Ich gehe nicht so weit zu sagen, dass man die Bundestags-Wahlchancen der Union durch diese Nichtwahl von Merz gemindert hat. Aber es wäre zumindest eine ehrlichere, weniger egoistische Entscheidung gewesen, und hätte der SPD und den Grünen Möglichkeiten gegeben, Kante zu zeigen und sich stärker profilieren.
Wie es auch ausgeht, wäre ein Wahlkampf Merz gegen Habeck demokratiefördender gewesen als etwa ein Wahl“kampf“ zwischen Laschet und Scholz.
Nur zur Erinnerung: Ich hätte mich über Jens Spahn gefreut 🙂