Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) The Terrible Optics of ICE Enforcement Are Fueling a Trump Immigration Backlash
Donald Trumps zweite Amtszeit ist geprägt von einer aggressiven Abschiebepolitik, die zunehmend auf Widerstand stößt. Anders als die heroische Ästhetik von TV-Sendungen wie Cops wirken die Maßnahmen der ICE (Immigration and Customs Enforcement) in verwackelten Videos bedrohlich und chaotisch – Menschen werden ohne erkennbaren Anlass auf offener Straße verhaftet. Obwohl diese Aktionen oft dem Regelwerk entsprechen, sorgen sie für öffentliche Empörung, da sie nicht kriminell erscheinende Menschen treffen. Die Unterstützung für Trumps Einwanderungspolitik, einst ein Umfragehoch, ist deutlich gesunken. Während Grenzschutzmaßnahmen Zustimmung erfahren, stößt die harte Innenpolitik – etwa die Festnahme langjähriger, straffreier Migranten – auf Ablehnung. Politikwissenschaftler sehen darin eine „thermostatische“ Reaktion der Öffentlichkeit auf übermäßiges Regierungshandeln. Trotz Bemühungen, den Fokus auf „kriminelle Ausländer“ zu lenken, bleibt das Vorgehen umstritten. ICE verhaftet auch viele Menschen mit Bagatelldelikten oder allein wegen Einwanderungsverstößen. Die angekündigte Aufrüstung von Abschiebezentren wird als Versuch gewertet, durch Härte politische Schwäche zu kompensieren. Experten betonen, dass die Öffentlichkeit rechtstaatliches Vorgehen erwarte. Würden Grundrechte wie Habeas Corpus weiter ausgehöhlt, drohe nicht nur politischer Schaden – es könnten auch juristische und gesellschaftliche Gegenbewegungen erstarken. (Nick Miroff, The Atlantic)
Ich habe immer wieder darauf hingewiesen, dass diese Verschärfungen vor allem performative Grausamkeit sind und die Probleme (wie etwa Kriminalität), die man angehen will, nicht lindern. Warum schließlich entstehen die Bilder, bei denen ICE-Agenten wie Gestapo-Sturmtrupps Familien auseinanderreißen oder Omas auf ihrer Veranda verhaften? Warum werden Leute in Lager verschleppt, die seit Jahrzehnten in den USA leben, arbeiten und Steuern zahlen? Warum werden Menschen bei ihrer Einbürgerungszeremonie (!) verhaftet und abgeschoben? Ganz einfach: weil man weiß, wo diese Leute sind. Sie sind integriert und leben im Großen und Ganzen um Rahmen der gesetzlichen Regelungen. Das trifft aus MS5-Gangster eher nicht zu. Aber anstatt die harte Polizeiarbeit zu machen, die eben Zeit, Ressourcen und Kompetenz braucht, schickt man Schlägertrupps los. Das gibt schnell erhöhte Abschiebezahlen. Es ist auch kontraproduktiv und, wie erwähnt, einfach grausam. Gleichzeitig sollte man die Unbeliebtheit dieser Maßnahmen nicht überbewerten: dasselbe passierte in der ersten Trump-Amtszeit ebenfalls und hinterließ keinen bleibenden Eindruck.
2) What Germany’s Economy Really Needs // Warum Menschen die AfD wählen
Deutschland befindet sich laut dem Artikel in einer tiefgreifenden wirtschaftlichen und politischen Krise. Seit dem Energiepreisschock infolge des russischen Angriffs auf die Ukraine stagniert die Wirtschaft. Das reale BIP liegt fast zehn Prozent unter dem vor der Pandemie erwarteten Niveau, die Reallöhne sind deutlich gesunken. Diese Entwicklung hat der rechtsextremen AfD massiven Auftrieb gegeben: Bei der Bundestagswahl im Februar 2025 erreichte sie den zweiten Platz – ein Alarmzeichen für die deutsche Demokratie. Die neue CDU-SPD-Regierung unter Kanzler Merz reagierte mit einer Aufweichung der Schuldenbremse, um Militärausgaben zu ermöglichen. Doch die übrige Wirtschaftspolitik bleibt marktliberal und auf Kürzungen im Sozialbereich fokussiert. Das, so wird gewarnt, werde die Lebensverhältnisse nicht verbessern, sondern die gesellschaftliche Spaltung vertiefen. Vor allem die geplanten Einschnitte bei Sozialausgaben würden das Vertrauen in die Demokratie weiter schwächen. Die Autoren fordern stattdessen eine umfassende Reform der Schuldenregeln zugunsten öffentlicher Investitionen – nicht nur ins Militär, sondern auch in Infrastruktur, Klima, Soziales und Industriepolitik. Eine stärkere Binnennachfrage, gute Arbeitsplätze, höhere Mindestlöhne und die Senkung der Lebenshaltungskosten seien zentral. Nur so ließe sich dem Aufstieg der AfD wirksam begegnen. Andernfalls drohe ein weiterer Vertrauensverlust in demokratische Institutionen – mit „verheerenden Konsequenzen“. (Isabella M. Weber/Tom Krebs, Foreign Affairs)
Der Gastbeitrag von Klaus Bachmann analysiert differenziert die Gründe für den Erfolg der AfD und kritisiert die bisherige Debatte über Gegenstrategien als oberflächlich und fehlgeleitet. Zentrale These ist, dass Politiker oft Begründungen mit Ursachen verwechseln. Migration und Kriminalität seien zwar Hauptthemen der AfD, jedoch mehr als rhetorische Begründung denn als tatsächlicher Grund für ihre Popularität. Studien zeigten, dass Angst – nicht tatsächliche Bedrohung – zentral sei. So steige die Zustimmung zur AfD dort, wo Kriminalität und Zuwanderung gering sind, aber diffuse Ängste überwiegen. Auch strukturelle Faktoren wie Entvölkerung, fehlende Infrastruktur und das Gefühl politischer Vernachlässigung in ländlichen Regionen würden die Partei stärken. Besonders wirkmächtig sei das Gefühl sozialer Deklassierung, unabhängig von objektiven Lebensbedingungen. Der Autor verweist zudem auf langfristig gewachsene, regionalspezifische Wertemuster, die sich in historischen Wahlmustern spiegeln. Diese seien schwer veränderbar. Das populistische Paradox bestehe darin, dass die AfD nur dann schwächer werde, wenn der Staat selbst autoritärer werde – und damit ihre Vision erfülle. Daher sei kurzfristige Eindämmung kaum möglich; strukturelle Investitionen und soziale Stärkung seien wirksamer, aber politisch schwierig. (Klaus Bachmann, Tagesspiegel)
Ich bin Bachmann echt dankbar für seinen Beitrag, weil er sehr konzise aufführt, was ich in meinem eigenen Artikel zum Thema mit der Metapher des Spiegels beschrieben habe, das er mit seinem Konzept der Verwechslung von Begründung und Grund aber auch sehr schön auf den Punkt bringt: das Dauergeschwätz von „XYZ stärkt die AfD“ ist einfach nur noch unerträglich. Stattdessen muss mehr nach den Ökosystemen gefragt werden, innerhalb derer das passiert, und eben auch mal konkret was getan werden. Straftäter*innen abschieben ist ja gut und schön, aber selbst wenn wir das konsequent machten, würde es ja nicht reichen. Es braucht nachhaltige Maßnahmen, um Sicherheitsgefühl zu schaffen, nicht immer nur diese populistischen ad-hoc-Reaktionen. Dann stellt mehr Polizei ein. Dann baut Straßenlaternen aus. Dann tut Dinge. Aber ständig nur drüber reden, den Kopf schütteln und sagen „das stärkt die AfD“ taugt nicht. Man muss konkrete Änderungen sehen können, und das ist ein hartes Bohren von Brettern und so weiter.
3) Der Feind meines Feindes ist mein Freund
In seiner Kolumne argumentiert Nikolaus Blome, dass die konservativen Parteien in Deutschland ihre Strategie im Kampf gegen die AfD überdenken müssten. Zwar betont er, dass die Linkspartei ebenfalls systemkritisch agiere und radikale Positionen vertrete – etwa durch Ablehnung des Kapitalismus und Forderungen nach weitgehender Umverteilung –, doch unterscheide sie sich von der AfD durch ihre demokratische Grundhaltung. Die Linke wolle ein anderes System, aber nicht die Demokratie abschaffen. Blome schlägt vor, den sogenannten „Unvereinbarkeitsbeschluss“ der CDU gegenüber der Linkspartei zu überdenken, nicht um gemeinsame Inhalte zu verfolgen, sondern um im Kampf gegen die AfD pragmatischer vorzugehen. Er schreibt: „Der Feind meines Feindes ist mein Freund.“ Die CDU solle sich nicht zwischen zwei radikalen Kräften aufreiben, sondern gezielt Allianzen suchen, um die AfD effektiv zu schwächen. Laut Blome gehe es nicht um ideologische Annäherung, sondern um die Erkenntnis, dass die AfD die größere Gefahr für die demokratische Ordnung darstelle. Er lobt zudem die Strategie der Linken, im direkten Kontakt mit Wählern der AfD entgegenzutreten, etwa durch Haustürwahlkampf. Nur durch praktische Arbeit könne die AfD demaskiert und zurückgedrängt werden. (Nikolaus Blome, Spiegel)
Blome hat völlig Recht. Es gibt keinerlei Notwendigkeit für die CDU, politisch mit der LINKEn zusammenzuarbeiten (bei welchen Themen auch bitte?), wenngleich er natürlich die Debatte um Grundgesetzänderungen, für die es die Partei braucht, außen vor lässt (die ich aber, wie im Podcast gesagt, ohnehin für Theaterdonner halte). Aber im Kampf gegen die Rechtsextremisten aus Stolz und Prinzip auf Verbündete zu verzichten, wäre hanebüchen. Die Gleichsetzung der LINKEn mit der AfD ist auch ein echtes Problem. Die LINKE hat massenhaft Probleme; der Antisemitismusdefinitionsstreit auf dem jüngsten Parteitag zeigt das deutlich. Von der Haltung zu Russland wollen wir erst gar nicht anfangen. Mit denen ist aktuell kein Staat zu machen. Aber vielleicht ist mit ihnen ein Staat zu erhalten. Und das sollte man schon ernst nehmen.
4) Did Joe Biden Hand Donald Trump The 2024 Election?
Der Text kritisiert die These von Jake Tapper und Alex Thompson, wonach Joe Biden durch seine späte Aufgabe der Kandidatur garantiert Donald Trump den Wahlsieg beschert habe. Zwar wird die journalistische Untersuchung über eine mögliche Vertuschung von Bidens gesundheitlicher Verfassung grundsätzlich begrüßt, jedoch wird der zentrale Vorwurf der Autoren als überzogen und nicht belegbar eingeschätzt. Zentrale Kritikpunkte sind: Die Schlagzeile „Wie Joe Biden Trump das Präsidentenamt überließ“ sei spekulativ und reduziere komplexe Wahldynamiken auf eine einzelne Personalentscheidung. Aussagen von Beteiligten wie David Plouffe oder George Clooney würden unkritisch zitiert, obwohl sie entweder parteiisch oder fachlich wenig qualifiziert seien. Zudem sei es keineswegs sicher, dass ein früherer Rückzug Bidens Kamala Harris einen strategischen Vorteil verschafft hätte. Die Argumentation läuft darauf hinaus, dass Wahlausgänge nicht monokausal erklärbar seien. Der Text erinnert daran, dass globale Trends – etwa die generelle Schwächung amtierender Parteien 2024 – ebenso ausschlaggebend gewesen seien. Darüber hinaus werde durch die Fixierung auf Biden die Verantwortung der Wähler:innen ausgeblendet: „Voters have agency, and we’d be wise to remember that.“ Abschließend wird davor gewarnt, Wahlniederlagen aus einer verzerrten historischen Rückschau zu deuten. Solche Narrative könnten langfristig die politische Strategie fehlleiten – so wie in früheren Beispielen der US-Geschichte. (Michael Cohen, Truth and Consequences)
Cohen beschreibt hier ein leicht zu vergessendes, aber sehr wichtiges Faktum: die Aufstellung von Gründen für die Wahlniederlage Harris‘ ist grundsätzlich erst einmal spekulativ. Ich glaube jedenfalls nicht, dass ein früherer Rücktritt von Biden großartig etwas am Ergebnis geändert hätte, schon allein, weil sie es geschafft hat, einen ziemlich guten Wahlkampf zu fahren. Auch kann ich nur seine erneute Betonung des globalen Trends wiederholen: 2024 war ein furchtbares Jahr für Regierungsparteien, egal in welchem Land, egal welcher Färbung. Zuletzt möchte ich auch einen weiteren Punkt Cohens betonen, auf dem ich auch ständig herumreite: die Wählenden haben Verantwortung. Schön, Harris war nicht die ideale Kandidatin, Joe Biden auch nicht, aber beide waren eben auch keine inkompetenten Autokraten. Wer letzteren dann trotzdem wählt, ist für das Ergebnis auch mit verantwortlich.
5) Der unaufhaltsame Abstieg der Currywurst
Die Kolumne von Maximilian Heimerzheim widmet sich dem symbolträchtigen Bedeutungsverlust der Currywurst in deutschen Kantinen. Zum ersten Mal seit Beginn des Rankings durch den Anbieter Apetito im Jahr 1992 ist die Currywurst nicht mehr unter den drei beliebtesten Kantinenessen. Stattdessen führen internationale Gerichte wie Spaghetti Bolognese, Chicken Korma und Bami Goreng die Liste an. Der Autor interpretiert diesen Wandel als Ausdruck einer größeren kulturellen Verschiebung: weg vom traditionellen, fleischlastigen Kantinenessen hin zu mehr Vielfalt und pflanzenbasierter Ernährung – besonders in Kitas und Schulen. Dabei gehe es nicht primär um den Verzicht auf Fleisch, sondern um eine neue Ernährungsmoral, in der Fleischkonsum zunehmend rechtfertigungsbedürftig erscheine. Der Autor kritisiert diesen Trend als mögliche stillschweigende Normierung und plädiert für eine offene Debatte über Herkunft, Haltung und Wert von Fleisch. Die Currywurst wird als identitätsstiftendes Alltagsgericht porträtiert – bodenständig, verständlich, tröstend. Ihr Bedeutungsverlust markiere mehr als eine bloße Veränderung des Speiseplans: „Es ist ein Stück Identität, das da weichgekocht wird.“ Trotz ihres Abstiegs bleibt sie laut Heimerzheim ein Symbol für eine Esskultur ohne Dogma – „ehrlich, fettig, deutsch“. (Maximilian Heimerzheim, Welt)
Diese dummen Kulturkampfartikel werden ja reihenweise produziert, ich fand diesen hier nur besonders zitierwürdig, weil er von einem Volontär geschrieben wurde. Bei der Welt lernt man den Kulturkampf von der Pike auf 🙂 Aber ernsthaft, solche Artikel lassen mich immer ratlos zurück. Was genau ist da jetzt eigentlich die Aussage? Irgendwas mit Vegetarismus, aber das ist ja offensichtlich nicht der Fall; die Leute essen weiter Fleisch. Irgendwas mit Leitkultur und Tradition, schön, aber gleichzeitig geht es um das marktwirtschaftliche Angebot von Cateringfirmen, in das man als überzeugter Liberaler ja nicht einzugreifen hat. Und Moralisieren – was der Artikel auch tut – ist ja eigentlich auch böse. Also was ist die Folge? Ein moralisierender Aufruf an Arbeitnehmende, mehr Currywurst zu essen? Ein moralisierender Aufruf an die Unternehmen, Kundenwünsche zu ignorieren? Ein moralisierender Aufruf an die Politik, Chicken-Korma-Verbote einzuführen oder einen Bratwurst-Day gesetzlich zu verankern? Man steht ein wenig mit Fragezeichen über dem Kopf vor einem Artikel, in dem ein Mittzwanziger sich in die Rolle eines Malochers aus den 1980er Jahren imaginiert. Sehr merkwürdig.
Resterampe
a) Interview mit Konstantin von Notz zum AfD-Verbot. (taz)
b) Diese Leute sind so unendlich dämlich. (Twitter)
c) Invektive gegen Musk (New Republic).
d) Es ist unendlich faszinierend, wie flexibel Trump agieren kann. (Semafor)
e) Habeck, Wirtschaftsminister der Herzen (Twitter). Oder auch hier. Aber das ist eben Politik. Es ist die Aufgabe der gegnerischen Parteien, das herauszuarbeiten, und der Presse, kritisch zu fragen.
f) Für den AfD-Verteidiger. (Twitter)
g) Ich hab’s von Anfang an gesagt. (Spiegel)
h) Starmer klingt wie Farage. (Spiegel) Ich behaupte mal, dass das ein Testfall für die Dänemark-Hypothese ist. Wenn Starmer Erfolg mit seinem harten Anti-Migrations-Kurs hat, wäre das ein Beleg für diejenigen, die vor allem eine solche Strategie in dem Erfolg der dänischen Sozialdemokraten sehen. Wir werden sehen.
i) SPD: Saskia Esken beklagt »Jagd« auf ihre Person (Spiegel). Hat sie unzweifelhaft Recht damit.
j) Maybe Star Wars Is Better Without Lightsabers (The Atlantic). Nein, ist es nicht. Star Wars ist besser, wenn Leute kompetent Geschichten erzählen. Wie alles. Mit Lichtschwertern hat das nichts zu tun.
k) Kolumne zu Merz‘ Regierungserklärung (NTV). Mein Lieblingszitat: „[Merz] garniert sein Plädoyer für selbstbestimmte Alterszusatzarbeit in bewährter Arbeitskampfprosa mit einem Bonmot aus dem Zauberkasten für populäre Anbiederungs-Truismen: „Wer freiwillig mehr arbeitet, soll auch mehr Netto haben!“ Potzblitz, denken da unisono alle Edelfedern der Politik-Ressorts vermutlich: Was für ein arbeitsrechtlich betrachtet progressiver Erdrutsch! Wo doch parteiübergreifend bislang stets Konsens war: Wer freiwillig mehr arbeitet, soll weniger Netto haben.“ Bringt schön die Ideenlosigkeit auf den Punkt.
l) Ich bin ja echt kein Freund von Martenstein, aber… (Twitter)
m) Zum Arbeitskräftemangel. (Twitter)
n) Habemus Kanzler (beimwort)
o) Forderung nach Wehrpflicht für alle Altersklassen (FAZ).
p) Brandenburg: SPD-Innenministerin Katrin Lange tritt zurück (Spiegel). Wird immer wilder.
r) Ok, der ist gut. (Bluesky)
s) Zum Liberalismus Dahrendorfs. (Twitter)
t) Aus diesen nach jeder Wahl wiederholten hohlen SPD-Phrasen könnte man auch ein Trinkspiel machen. (Tagesspiegel)
Fertiggestellt am 19.05.2025
2) What Germany’s Economy Really Needs // Warum Menschen die AfD wählen
Es ist eine angenehme Legende, dass die wirtschaftliche Stagnation ihre Ursache im Ukraine-Krieg hätte. Tatsächlich schwächelte die deutsche Wirtschaft schon in den letzten 18 Monaten vor der Pandemie. Die vielen Maßnahmenpakete der Bundesregierung taten dann ihr Übriges, Mehltau über die Wirtschaft zu legen. Die ausgedehnte Kurzarbeit hielt Arbeitnehmer in Jobs, in denen sie keine Zukunft hatten und behinderten andere Unternehmen, die deswegen schwer neue Mitarbeiter fanden und zusätzliche Prämien zahlen mussten.
Wenn eine Wirtschaft auch nach drei Jahren nicht in Fahrt kommt, stimmt etwas strukturell nicht. Nur gilt das bereits nach einem Jahr. Doch die Politik schaut lieber weg.
Neue Sozialprogramme sind nur eine Strategie, die wirtschaftliche Dynamik noch mehr abzuwürgen. Erfahrung darin hat Deutschland ja. Und könnte man zur Abwechslung den Bürgern nicht mal glauben, wenn sie sich gegen mehr Migration und Bürokratie wehren? Statt einfach die eigene Meinung zu Volkes Meinung zu erklären?
3) Der Feind meines Feindes ist mein Freund
Welche Form von demokratischem Sozialismus Heidi Reichinnek & Co. wirklich vorschwebt, sieht man in Venezuela. Die vielen Grußadressen der LINKEN an den Diktator Chavez und seinen Nachfolger geben Zeugnis, wie wenig die LINKE bereit wäre, die Demokratie zu verteidigen, wenn es nicht nach ihrem Gusto liefe.
Die LINKE hat reale, aktuelle Vorbilder für ihre Politik und die sind nicht mit dem Grundgesetz vereinbar. Die AfD eher nicht.
Die Linke ist also gefährlicher als die Nazis? Hast du dafür auch mehr als Geraune? Die Kriminalstatistik sagt da ganz anderes. Oder die deutsche Geschichte.
Die Wahl zwischen LINKE und AFD ist eine zwischen Empathie und Soziopathie.
Wohl eher die Wahl zwischen Nationalen Sozialismus und Sozialistischem Nationalismus.
Das sage nicht.
Die DDR war also ein Streichelzoo, den die Ostdeutschen nicht zu würdigen wussten? Undankbares Volk?
Die historische Beleglage ist bisher eineindeutig: Immer und überall, wo radikale Linke an die Macht kamen, endete das ganze in mehr oder weniger totalitären Diktaturen – ein völlig ungebrochener Strang der Historie seit 1917. Mit Unterdrückung, willkürlichen Verhaftungen, Morden bis hin zu Massenmorden. Die historische Bilanz des Kommunismus ist um kein Jota besser als die des Faschismus oder Nationalsozialismus.
Wenn sich die deutsche LINKE also wieder eher marxistisch ausrichten will, muss sie völlig zu Recht mit dem Verdacht leben, dass ihr Bekenntnis zur Demokratie nur ein rhetorischer Trick ist.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich glaube, es gibt kein Land, wo Radikale irgendeiner Coleur an die Macht kamen und es nicht zu mehr oder weniger totalitären Diktaturen führte, oder?
Gehe ich gerne mit. Erklärt das Misstrauen gegenüber der AfD, erklärt eben auch das Misstrauen gegenüber der LINKEN.
Kein Zweifel. Ich bin ja auch kein LINKE-Fan. Ich habe nur vor denen wesentlich weniger Angst als vor der AfD.
@ Regina
Die Linke ist also gefährlicher als die Nazis?
Die AfD sind Rechtsextreme (schlimm und widerlich genug), aber keine Nazis. Egal, wie bequem das Narrativ bei unserer Geschichte ist, es ist falsch.
Die Gefährlichkeit der LINKEn ergibt sich meiner Wahrnehmung aus ihrem Wahlergebnis. Hätte die LINKE 25 – 30%, wäre sie (gemessen an den Aussagen von Parteichef und Fraktionsvorsitzenden) eine brandgefährliche Partei.
Die Wahl zwischen LINKE und AFD ist eine zwischen Empathie und Soziopathie.
🙂 Nein, eher nicht. Beide verachten ihre politischen Gegner.
Nicht mehr wirklich aktuell, wobei es 2010 bis 2019 echt schlimm war.
War mal vor 18 Monaten auf einer Veranstaltung der Rosa Luxemburg Stiftung und der ranghöchste Vertreter von denen sah das Regime ummißverständlich kritisch.
Das 2019 erschienene Buch von Stefan Peters (https://de.wikipedia.org/wiki/Stefan_Peters_(Politikwissenschaftler) markierte in der Venezuela-Rezeption von linken interessierten Deutschen einen echten Wendepunkt, wobei z.B. Neues Deutschland auch selbst in der Hochphase des Ölpreisbooms kritischen Stimmen Raum gab.
5) Kulturkampf geht halt am besten ohne Kenntnis der Kulturgeschichte, sonst wüsste der Autor, dass die Currywurst vor allem eins ist: Produkt von 500 Jahren Globalisierung.
Nimm den Namen: Curry ist ein tamilisches Wort für Kessel, das für eine nordindische Gewürzmischung, die auf englischen Geschmack runtergedimmt ist, verwendet wurde.
Genauso die Beilagenkomposition des Horst-Schimanski-Gedächtnismenüs: Pommes – Kartoffeln (Peru), die auf französisch-belgische Art frittiert wurden. Ketjap – indonesisches Wort für sämige Würzsaucen, diese ist aus Tomaten (Mittelamerika) und Zucker (Weg von Neuguinea bis in die Karibik). Mayo – Sauce Mahonnaise ist eine Variante der Aioli (Spanien), die von französischen Köchen anlässlich der Eroberung von Mahon (Balearen) im Siebenjährigen Krieg kreiert wurde.
Aber von der VW-Kantine (eigenes Kapitel) abgesehen ist die Currywurst vor allem eines gewesen: Streetfood. Und als solches wurde es nicht von Spaghetti Bolognese verdrängt sondern vom (ähnlich globalen) Döner Kebap.
f) nicht nur Cicero hat bei dem Thema Meinungspluralismus, die Süddeutsche schafft das sogar in Gestalt des selben Kommentators:
https://www.sueddeutsche.de/autoren/detlef-esslinger-1.1143087
j) Das steht auch so im Artikel. Die Überschrift ist milder Clickbait – der überdies über eine weitaus interessantere Frage hinwegtäuscht: Wie stark kann man „Lichtschwerter“ (Symbolbegriff) herausnehmen, so das das Ergebnis noch „Star Wars“ ist.
o) Wow, Putin muss tatsächlich schon kurz vor Hamburg stehen, wenn der (Alt-)Historiker darauf zurückgreifen muss:
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/1/1e/Deutsches_Reichsgesetzblatt_44T1_053_0253.jpg
5) Ja, total bekloppt.
j) Sehr stark.
j) Bleibt dann vielleicht nur noch „Eine Geschichte aus dem Star-Wars Universum“ ?
Wo genau liegt der Unterschied…? Ich möchte aber auch darauf verweisen, wie wenig Lichtschwerter in der Originaltrilogie, vor allem in „A New Hope“, vorkommen.
@ cimourdain
5) Der unaufhaltsame Abstieg der Currywurst
Globalisierung – herrlich. Aber Du hast die Eurst vergessen 🙂
?
Es geht um alles, nur nicht um die Wurst.
Nicht vergessen – verschwiegen. Bei Wurst will man garnicht genau wissen woher sie kommt und was drin ist. Der Vollständigkeit halber: Wurst – Griechenland (ältestes Zeugnis ist m.W. die Odyssee)
Hier die Stelle (18. Gesang)
Aber Eupeithes‘ Sohn Antinoos sprach zur Versammlung:
Höret, was ich euch sage, ihr edelmütigen Freier!
Hier sind Ziegenmagen, mit Fett und Blute gefüllet
Die wir zum Abendschmaus auf glühende Kohlen geleget.
Wer nun am tapfersten kämpft, und seinen Gegner besieget;
Dieser wähle sich selbst die beste der bratenden Würste.
Künftig find‘ er auch immer an unserem Mahle sein Anteil,
Und kein anderer Bettler soll diese Schwelle betreten.
@ cimourdain
🙂
Zitat cimo :
„Nimm den Namen: Curry ist ein tamilisches Wort für Kessel, das für eine nordindische Gewürzmischung, die auf englischen Geschmack runtergedimmt ist, verwendet wurde.“
Eintopf also, okay; also ein komplettes Gericht bzw. die komplexe Zubereitungsart unterschiedlicher Gerichte. Heißt tamilisch allerdings ursprünglich nicht „Curry“ ^^.
Dass die zuammengepanschte Mischung aus Gewürzen, die den dann anglisierten Namen geerbt hat, auf den Geschmack der Engländer runtergedimmt wurde, sagt schon einiges über die kulinarische Qualität der dann englisch gewordenen Pampe. Aus woker Sicht typischer Fall von illegitimer kultureller Aneignung^, die allerdings in Anbetracht der englischen und im Nachgang auch der deutschen Kochkünste als hinreichend bestraft gelten kann.
Und so isses halt mit der Globalisierung: Durch schlichten Zeitablauf, also durch Vergessen der Provenienz, wird alles angeblich heimisch.
zu 1) “Backlash Abschiebepolitik”
Ich kann in den Umfragen nicht viel von einem Backlash entdecken.
Siehe:
https://www.natesilver.net/p/trump-approval-ratings-nate-silver-bulletin
Scroll runter bis zum Punkt “Trump’s net approval on the issues” (grüne Kurve).
q) Tooze beschreibt, wie man ChatGpt und dem chinesischen DeepSeek zum Studium der chinesischen Sprache nutzen kann.
Ich habs 3 mal gelesen. ChatGpt eignet sich fuer den Sprachenlerner auf viele nicht unbedingt offensichtliche Arten. Ich selbst bin selbst drauf gekommen, dass ChatGpt super Saetze analysieren kann.
Zum selbst ausprobieren: Beispiel-prompt mit kleinen Teil des Rap-Songs „Demain c’est loin“ aus den 90ern.
Analyse ce texte et écris le résultat en allemand: L’encre coule, le sang se répand ; la feuille buvard
Absorbe l’émotion, sac d’images dans ma mémoire
Je parle de ce que mes proches vivent et de ce que je vois :
Des mecs coulés par le désespoir qui partent à la dérive
Des mecs qui pour 20 000 de shit se déchirent
zu 2) “AfD”
Es braucht nachhaltige Maßnahmen, um Sicherheitsgefühl zu schaffen, nicht immer nur diese populistischen ad-hoc-Reaktionen. Dann stellt mehr Polizei ein. Dann baut Straßenlaternen aus.
Der Grund, dass das nicht gemacht wird ist, dass es erstens die Menschen nicht gibt, die man bei der Polizei einstellen könnte (siehe demographischer Wandel; siehe Fachkräftemangel). Zweitens gibt es das Geld nicht dafür. Eine massive Einstellungsinitiative beim Staat wäre extrem teuer und würde mit anderen Vorhaben wie der Verteidigung, Infrastruktur, Digitalisierung konkurrieren. Du müsstest eines oder mehrere dieser anderen Ziele streichen, um die Mittel für mehr Polizei verfügbar zu machen. Drittens wird sich das Sicherheitsgefühl der Menschen kaum verändern, selbst wenn Du signifikant mehr Polizisten einstellst. Denn das Gefühl von Bedrohung und die Angst Opfer einer Gewalttat zu werden, entsteht eher nicht am proppenvollen Hauptbahnhof oder auf dem gut besuchten zentralen Platz der Stadt mit viel Verkehr. Sondern das Unsicherheitsgefühl entsteht abends im einsamen Park; an der peripheren Bahnhaltestelle, wo man alleine steht; in Problemvierteln der Stadt etc.. Dort überall flächendeckend ständig Polizei auffahren zu lassen, ist aber – im Gegensatz zur Verstärkung der Überwachung hoch fokussiert an wenigen neuralgischen Punkten der Stadt – völlig utopisch, selbst wenn man signifikant mehr Polizisten einstellen würde.
Mehr Laternen helfen im übrigen auch nicht. Dann sieht man die Trauben halbstarker junger Männer, von denen man sich im Park bedroht fühlt, nur besser.
Es sind vor allem mittelfristige Maßnahmen. Polizist*innen auszubilden dauert drei Jahre. Auch andere nachhaltige Sachen brauchen. Populistischen Kram raushauen geht sofort.
Mein Punkt ist, dass Du zurecht beklagst, dass populistische Maßnahmen, die letztlich am Problem nichts ändern, keinen hilfreichen Beitrag leisten. Dein Vorschlag (mehr Polizisten und/oder Laternen) ist aber ebenso populistisch und hat ebenfalls keine aussichtsreiche Chance, etwas am Problem zu ändern. Weder gibt es dafür die Bewerber, noch gibt es dafür das Budget, noch würde ein maßvolles mehr an Polizei und/oder Laternen das Sicherheitsgefühl der Bürger verbessern.
Warum genau ist der populistisch…? Mir wäre bisher keine sonderlich breite Unterstützung dafür aufgefallen. Ich hab das außerdem nur aus dem Artikel aufgegriffen. Das ist quasi pars pro toto für vernünftige Maßnahmen.
“Mehr Polizisten auf den Straßen” hört man in den Debatten dauernd. Populistisch ist es, weil es weder die Bewerber noch das Budget dafür gibt. Der Vorschlag stellt somit eine einfache “Lösung” für ein komplexes Problem dar, ohne realistische Chance auf Umsetzung. Und der Vorschlag löst – selbst in der Theorie – auch das Problem nicht. Das Unsicherheitsgefühl an den Orten, wo es am größten ist, wird bleiben – es sei denn, Du willst die Polizeistärke verzehnfachen. Aber das ist dann noch utopischer. Gegenwärtig fehlen bereits massiv Polizisten an Bahnhöfen und Flughäfen, weil die abgezogen wurden, um die Grenzen stärker zu überwachen. Letzteres klappt auch nicht – trotz Verstärkung – weil die Grenze mit unseren Nachbarn viel zu lang ist.
@ Ralf
“Mehr Polizisten auf den Straßen” … Populistisch
Ich bin da eher bei Stefan Sasse. Eine sichtbarere Polizei, sichtbarere bzw. wirksamere Rechtssprechung würden helfen.
Ich bin nicht gegen mehr Polizei. Aber woher sollen die neuen Polizisten kommen? Und wer soll sie bezahlen?
Abgesehen davon, dass ich Zweifel habe, dass Unsicherheit und Angst vor Gewalt signifikante Gründe für das Erstarken der AfD sind. Gewaltbrennpunkte gibt es in erster Linie in den großen Städten. Dort ist aber die AfD traditionell eher schwach.
Man müsste halt entsprechend werben und die Posten überhaupt erstmal schaffen. Also einstellen wollen. Ist ja bei Lehrkräften durchaus auch so. Da wird der Lehrkräftemangel bejammert, aber nicht eingestellt, um Geld zu sparen. Da kannst dann echt auch nicht helfen.
Der staatliche Sektor ist der einzige Bereich, der in den letzten zehn Jahren Beschäftigung aufgebaut hat. Damit tritt der Staat nicht nur in verschärfte Konkurrenz zu den Unternehmen und Bürgern, von denen er seine Einnahmen bezieht. Er nimmt ihnen wichtige Fachkräfte weg, um die Bürger besser und umfangreicher kontrollieren zu können.
Wenn Du nun sagst, der Staat habe aber viel zu wenig Polizisten (Sicherheit) sowie Lehrer und Erzieher (Bildungswesen), dann konstatierst Du, dass der Staat eine zielverfehlende Einstellungspolitik betreibt.
Manchmal liefern die Gegner die beste Bestätigung der eigenen Position. Q.e.d. Ralf hat völlig Recht: Dieser Glaube, irgendwo im Land stände eine große Backstation, wo man per ChatGPT eingibt, welche Arbeitskräfte man braucht und unten wird das passende Personal ausgegeben, hat etwas hemmungslos Naives.
Der Staat nimmt 60 Prozent der erwirtschafteten Löhne, Gehälter und Gewinne als eigene Einnahmen und kann trotzdem seine Ausgaben damit nicht bestreiten. Ausgaben, die zu einem wesentlichen Teil aus Personalkosten bestehen. Und dann stellt er sich hin und behauptet, er bräuchte einfach noch mehr Personal. Dieses will man dann über Schulden bezahlen, was so wirkt, als würde man seinen Urlaub mit einem Bankkredit bezahlen. Völlig unseriös.
In den letzten Jahren war ich in einigen Städten, die sich durch eine extrem hohe Kriminalität und Armutsquote auszeichnen. Darunter waren Sao Paulo, Kapstadt und Buenos Aires. Keiner dieser Städte waren im City-Bereich so heruntergekommen wie Berlin, Köln oder Frankfurt. Im Gegenteil: Sie sind auf Hochglanz poliert, Drogensüchtige und Bettler sieht man entweder kaum oder gar nicht. Touristen werden nicht belästigt.
Tatsächlich schafft man das oft mit einer hohen Polizeipräsenz. In Sao Paulo wäre ein Dieb schneller erschossen als er nach einer Handtasche greifen könnte. Wer in solche Länder reist, zweifelt längst, ob sich Deutschland überhaupt noch auf dem Niveau der zweiten Welt bewegt oder weiter absteigt.
Der Oberliberale wirbt für den Polizeistaat. Hauptsache, reiche Touristen werden nicht belästigt. Auch ein christliches Weltbild.
@CitizenK
Wie kommen Sie auf den Quatsch?
Ihnen mal ein paar Dinge ins Stammbuch, da Sie zu gerne diskriminieren: Reiche haben das gleiche Anrecht auf Sicherheit wie Arme. Wer hat denn dieses Gesocks hier reingelassen? Seit zehn Jahren schreibe ich, dass es eine schlechte Idee ist, in millionenfacher Zahl junge Migranten ohne familiäre Verankerung und ohne Legal Bleibeperspektive ins Land zu holen.
Heute müssen selbst in kleinen Städten wie Speyer (!) die Fußgängerzonen wie Hochsicherheitstrakte gesichert werden. Jahrmärkte wie in Berlin werden wie zu Staatsbesuchen abgesperrt. Und Sie (!!!} meinen ernsthaft, ich fände das toll?? Ich fliege jetzt nach Athen und dann weiter zu unserer kleinen Privatinsel, wo die Schönen und Reichen mit ihren teuren Yachten Halt machen und das Zimmer mehr kostet als im Monat an Bürgergeld gezahlt wird. Da kann man sich von Idealisten wie Ihnen erholen, die vor allem das Land gefährlicher und ärmer gemacht haben. Die Neoliberalen wurden bekanntlich leider aus der Volksvertretung gewählt.
Zu Sao Paulo: Das ist die wichtigste Wirtschaftsmetropole auf dem südamerikanischen Kontinent und keine Touristenhochburg für Reiche. Aber aus deutscher Perspektive ist alles elitär, was der Deutsche nicht kennt.
Da bin ich total bei Dir. Aber ist mangelnder Wille Polizisten einzustellen wirklich der limitierende Faktor hier? Oder sind es die fehlenden Bewerber? Oder ist es das fehlende Budget?
Mein Eindruck ist, dass uns mittlerweile überall die Bewerber fehlen. Wir haben nicht genug Krankenhauspersonal. Was ich da z.B. in den vergangenen Jahren – in mehreren Krankenhäusern – mit meinem kranken Vater erleben musste, ist einfach nur noch krass. Uns fehlt das Personal in Alten- und Pflegeheimen. Handwerker klagen über fehlenden Nachwuchs. Restaurants können nur noch bedingt öffnen, weil keine Bedienungen da sind. Die Bundeswehr findet keine Soldaten. Ich kann an kaum einer Bäckerei vorbeigehen, wo nicht ein Zettel im Schaufenster hängt, dass dringend ein Verkäufer gesucht wird. Und auf dem beschriebenen Arbeitsmarkt wollen wir jetzt eine Einstellungsoffensive bei der Polizei?
Ähnlich sieht es beim Budget aus. Da gibt es nun ein großes Investitionspaket, für das die Schuldenbremse gelockert wurde. Dieses Investitionspaket ist aber meines Wissens nach gebunden für Verteidigung und Infrastruktur bzw. Technologie. Ich sehe nicht, wie man damit Polizisten einstellen kann. Und dieses riesige Investitionspaket bringt bereits Inflationsrisiken und eine enorme Verschuldung. Ich finde das in Ordnung und unterstütze die Maßnahme. Aber jetzt noch weitere Schulden oben drauf? Für neue Ideen?
Weiß ich ehrlich gesagt nicht!
Mein Eindruck ist, dass uns mittlerweile überall die Bewerber fehlen.
Der mag auch partiell korrekt sein – in meinem Berufsbereich (Anlagen- und Infrastrukturbau) entspannt sich die Situation schon klar erkennbar.
Aber Engpässe sind vorhersehbar nur vorübergehend. Mit den neuen Entwicklungen in der Robotik und bei den LLMs (fälschlich als KI bezeichnet) ist meine Prognose, dass in den nächsten 10 Jahren haufenweise Jobs entfallen werden, weil sie durch Roboter und LLMs ersetzt werden können und werden.
Gruss,
Thorsten Haupts
Aber Engpässe sind vorhersehbar nur vorübergehend. Mit den neuen Entwicklungen in der Robotik und bei den LLMs […] ist meine Prognose, dass in den nächsten 10 Jahren haufenweise Jobs entfallen werden
Naja – Stefan argumentierte für mehr Polizei ja im Kontext den weiteren Aufstieg der Nationalsozialisten verhindern zu wollen. Wenn aber hunderttausende oder sogar mehrere Millionen deutsche Arbeitsplätze wegfallen und es die Mittelklasse – gut ausgebildete, privilegierte Bürger – in Massen auf den Arbeitsmarkt spült, dann ist das ein Mega-Konjunkturprogramm für die AfD, das in keinem Falle signifikant dadurch gegenkompensiert werden wird, dass sich durch die Vielzahl an Arbeitslosen nun die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass die Polizei einen potentiellen Rekruten findet.
Außerdem unterliegst Du dem beliebten Denkfehler, dass Bürger, die den Job X verlieren, dann halt den Job Y annehmen können – also austauschbar sind. Es ist aber extrem unwahrscheinlich, dass die zahllosen Marketing-Experten, Bankangestellten, Programmierer, Webdesigner, Kraftfahrer, Buchhalter etc., die vorhersehbar durch KI ihre Jobs verlieren werden, gerne Polizist, Altenpfleger, Soldat, Kindergärtner, Kellner oder was sonst so in der Gesellschaft gebraucht wird, werden möchten. Viele werden dafür auch körperlich und mental garnicht ausreichend fit sein. Das war ja schon in den 2000er Jahren so, als die Betriebe ihre Angestellten in Massen wegrationalisierten, aber trotz der dramatisch wachsenden Arbeitslosigkeit wichtige Stellen – z.B. für Informatiker – nicht besetzen konnten. Ich erwarte in den kommenden Jahren einen ähnlichen Effekt.
Das Argument wäre nachvollziehbar, wenn es NUR LLM-Modelle wären, die im wesentlichen Büroangestellte ersetzen. Ich sprach schon ganz bewusst auch von Robotik – die modernen Roboter-Prototypen sind heute bereits in der Lage, einfache Dienstleistungen auszuführen (Haushaltsarbeiten, Kaffee zubereiten und austeilen, Lieferdienste, Saubermachen, Convenience Food zubereiten etc.). Im Moment noch eine Frage der Massenproduktion dieser Roboter, also der Anschaffungspreise, was erfahrungsgemäss nicht lange dauern wird.
Es werden bei der sich jetzt anbahnenden Welle sowohl Angestellten- als auch Arbeiter- und Dienstleisterjobs wegfallen, was das Argument „keine Leute für Jobs“ wahrscheinlich obsolet machen wird.
Gruss,
Thorsten Haupts
Die die zuerst von AI verdrängt werden, sind gut bezahlte Mittelklasse-Jobs – z.B. Programmierer, Designer, Büroangestellte. Die Klofrau am Bahnhof durch einen Roboter zu ersetzen, ist zwar technisch auch möglich, wird sich aber zumindest mittelfristig nicht rentieren. Dafür müsste die entsprechende Technik schon sehr, sehr viel billiger werden.
Aber ja – im Grunde hast Du Recht, dass wir absehbar von einer Arbeitskräftemangelsituation in eine Situation von Massenarbeitslosigkeit gleiten werden. Aber nochmal – im Kontext, dass Stefan ja der AfD entgegenwirken wollte, indem er mehr Polizisten einstellt, die dann in der Bevölkerung ein Sicherheitsgefühl bewirken, macht Dein Argument nicht viel Sinn. Die Massenarbeitslosigkeit, die Du ankündigst, wird der AfD stattdessen einen Raketenantrieb geben. Im übrigen stellt in Deiner Zukunftsvision die Polizei auch keine neuen Leute ein. Sicherheitsüberwachung geht viel besser mit modernen Drohnen statt Beamten. Und – Deinen Technik-Quantensprung vorausgesetzt – sind Roboter bei der Verhaftung von Verdächtigen weniger Gefahren ausgesetzt. Roboter werden ja auch heute schon etwa zum Entschärfen von Weltkriegsbomben eingesetzt.
Am Ende demonstrieren Sie beide einen enormen Zukunftspessimismus, der weder historisch noch ökonomisch gerechtfertigt ist. Wann haben neue Technologien je zu weniger Arbeitsplätzen geführt? Dafür gibt es keine wirtschaftsgeschichtliche Entsprechung, wohl aber für die permanente Angst davor.
Tatsächlich bietet die Revolution der AI-Technologie der Menschheit die Chance, sich auf das zu konzentrieren, was den Menschen ausmacht. Seine Individualität. Jene, die nur gelernt haben, in Reih und Glied zu marschieren, bekommen Probleme. Wir stehen auch hier erst am Anfang einer Revolution, oder besser Rückkehr zum Individuellen. Menschen beginnen, ihre Massenprodukte individualisieren zu lassen, mit Namen, Icons, Logos.
So brauchen wir im Finanzbereich keine Halbidioten mehr, die am Tag hundert Mal das Gleiche buchen und binnen Wochen angelernt werden können ohne verstehen zu müssen, was sie eigentlich tun.
Thorsten Haupts übersieht in seiner Erzählung den wesentlichen Aspekt: Im Maschinenbau entspannt sich die Lage, weil immer mehr Stellen ins Ausland verlagert werden. Seit drei Jahren findet in Deutschland ein Rattenrennen statt. Was nimmt schneller ab, die Zahl der Erwerbstätigen oder die Zahl der Stellen? Zu Beginn lag der Rückgang der Fachkräfte vorn, aber inzwischen haben die Unternehmen mit Stellenabbau und Werksverlagerungen rasant aufgeholt. Meine Chips liegen nun auf deren Seite. So sieht das auch der Sachverständigenrat: Ob Deutschland überhaupt noch mal aus der wirtschaftlichen Stagnation herausfindet, sei eine offene Frage, so die Wirtschaftsweisen in ihrem letzten Gutachten. Hat nur keiner gelesen.
@ Stefan Pietsch
Wann haben neue Technologien je zu weniger Arbeitsplätzen geführt?
Bei den Webern, den Bergleuten – gibt einige Beispiele.
Ich glaube Herr Pietsch bestreitet nicht, dass in der Vergangenheit Arbeitsplätze bei Webern und Bergleuten weggefallen sind, sondern dass diese wegfallenden Arbeitsplätze stets durch andere, neue Arbeitsplätze gegenkompensiert worden sind. Historisch ist das auch richtig, aber ich sage voraus, dass KI diesen Trend brechen wird. Da KI den Menschen in jeder denkenden, kreativen, kommunizierenden, planenden oder verwaltenden Tätigkeit übertreffen wird und auch anspruchsvolle physische Tätigkeiten wie etwa Autofahren übernehmen wird, werden schlagartig in schnellen Wellen hunderttausende, dann Millionen Menschen ihre Arbeit verlieren. Es ist überhaupt nicht ersichtlich,
wo der Mensch da noch konkurrenzfähig sein soll. Sollte sich dann auch noch die Robotik so entwickeln, wie Thorsten Haupts das ankündigt – ein Thema, von dem ich weniger verstehe – verschlimmern sich die Aussichten für die Menschen nochmal dramatisch. Wir sind dann eben alle überflüssig. In einer Welt, in der wir nicht mehr gebraucht werden. In einer Welt, in der wir zu nichts mehr gut sind.
@Erwin Gabriel @Ralf
Sektoral ja, das ist ja gerade der Sinn industrieller Revolutionen. Sonst kann man es gleich sein lassen. Als in Großbritannien die Elektroloks die Dampfmaschinen verdrängten, zwang ein Gesetz die Eisenbahnunternehmen, immer noch Heizer mitfahren zu lassen. Die hatten zwar nichts zu tun, hatten aber einen Job.
Solche Maßnahmen trieben im England der Nachkriegszeit die Arbeitslosigkeit hoch. Erst als Magret Thatcher kam, wurde das Land in die Moderne gebracht.
Arbeit im 21. Jahrhundert wird viel individueller sein als im letzten. Genau das ist der Sinn. Wir stehen erst am Anfang die Möglichkeiten von AI zu erkunden.
Ich halte das aktuell für völlig unabsehbar. Die historische Erfahrung gibt Stefan Recht, dass Änderungen entstehen, was für die Betroffenen natürlich ein schmaler Trost ist. Diese Prozesse laufen über Generationen, und die Verluste werden üblicherweise halt nicht kompensiert, sondern sind Möglichkeiten für andere. Aber es kann auch sein dass Ralf Recht hat und „dieses Mal wirklich alles anders“ ist. Wir werden sehen. Ändern können wir es eh nicht, diese Fantasien eines weltweiten Moratoriums für KI-Forschung sind so albern, dass ich sie keine Sekunde ernstnehmen kann.
In Deutschland werden wir bis 2045 14-16 Millionen Erwerbstätige (von 42 Millionen) verlieren. Wir brauchen neue, personalsparende Technologien, um überhaupt eine Chance zu haben, unseren Wohlstand halbwegs halten zu können. Leider sind wir dafür denkbar schlecht aufgestellt. Neue Studien zeigen, dass in Deutschland weniger KI eingesetzt wird als in anderen OECD-Ländern und Unternehmen wie Arbeitnehmer eine geringe Aufgeschlossenheit zeigen.
Wahrscheinlich wird es auch da so sein wie immer: Deutschland zu spät, zu wenig, zu ablehnend, während andere sich die Märkte aufteilen.
@ beide Stefans:
Bin kein Pessimist in dieser Frage. Halte es nur nüchtern für unbestreitbar, dass LLMs und Roboter jede Menge Jobs übernehmen werden. Ob das zu – dauerhafter – Massenarbeitslosigkeit führen wird, werden wir sehen, bisher ist das historisch niemals eingetreten. Ralfs Vorstellung von dem, was LLMs können (werden), halte ich für abwegig.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich denke auch, dass da riesige Jobverluste entstehen. Das sehen wir gerade ja schon. Ich finde die Bedrohung von Qualitätsverlust im Kunst- und Bildungssektor aktuell die schlimmste.
Ich finde die Bedrohung von Qualitätsverlust im Kunst- und Bildungssektor aktuell die schlimmste.
Welcher Qualitätsverlust? Die Leistung von AI und von Menschen lässt sich in vielen Bereichen – Literatur, Malerei, Musik – garnicht mehr voneinander unterscheiden. Hab vor einem Jahr z.B. einen Podcast gehört. Da ging es darum eine Sommerliebesgeschichte zu schreiben. Beauftragt wurde jeweils eine Starautorin und ein AI-Programm. Dann wurden Passagen von beiden Romanen präsentiert und die Zuschauer sollten herausfinden, welcher der beiden vom Computer verfasst wurde. Ich habe mit abgestimmt. Und lag daneben.
In der Bildung könnten – und werden – AI-Programme konventionelle Lehrer ersetzen. Dafür brauchst Du lediglich eine 3D-Brille für virtuelle Realität. Und dann kann der persönliche “Lehrer” ein voll auf das jeweilige Kind – mit all seinen Schwächen und Stärken – abgestimmtes Lehrprogramm liefern – ein “Lehrer”, der 24 Stunden am Tag für Fragen und Hilfen verfügbar ist und alles Wissen der Welt hat.
Bislang zumindest kann KI das nicht.
Wir reden ja auch nicht über heute, sondern über die kommenden Jahre. Thorsten sagte ja den KI-getriebenen Schwund von Arbeitsplätzen nicht für 2025 voraus.
True. Es ist eine neue Technologie, und es wird sicher Arbeitsplätze kosten. Der größte Unterschied zu früher ist glaube ich die Sorte Arbeitsplätze, weil es Leute wie uns treffen wird statt Leute im Blaumann.
Auch die Größenordnung ist ein Unterschied. Eine denkende, kreative, empathische AI, die uns Menschen in jeder Hinsicht, in jedem Bereich übertrifft, lässt kaum noch Jobs zur Flucht übrig. Und es wird auch das Wirtschaftssystem umwerfen. Wenn jeder sein Einkommen verliert, konsumiert ja auch keiner mehr. Für wen also dann noch Produkte herstellen? Keine Ahnung, wie sich diese Widersprüche in der Praxis dann auflösen lassen sollen.
Ich würde mal davon ausgehen, wir finden neue Dinge zu tun. Und erneut, ein Sprachmodell kann nicht alle Jobs gefährden. Eventuell lagern wir Tätigkeiten um oder verbessern. Wenn eine KI etwa genauso gut wie ich dumme Prüfungsfragen stellen oder Texte korrigieren kann, kann meine Arbeitszeit vielleicht auch einfach sinnvoller für Dinge genutzt werden, die eine KI nicht kann?
Wie gesagt, bei näherer Betrachtung ein pessimistisches Menschenbild: Von Menschen geschaffene Maschinen sind irgendwann Menschen in allen Belangen völlig überlegen. Tatsächlich gab es diesen Glauben schon sehr lange. Nur stimmt das bis heute nicht.
Egal ob ich Unternehmen manage, Finanzbereiche leite, Derivate handele – kein Computer, keine KI kann bisher und auf Perspektive so individuell, so situativ, so schnell angepasst agieren wie ein Mensch.
Wir sind zu einer Zeit aufgewachsen, als man an die Überlegenheit der „Robotics“ im Fußball glaubte. Doch tatsächlich schaffte es der Ostblock-Sport nur dort erfolgreich zu sein, wo Menschen selbst wie Maschinen gezüchtet werden konnten. So in der Leichtathletik, in den winterlichen Ausdauersportarten. Nach dem Mauerfall verschwanden diese Stärken und nur in den wenigen Volkssportarten wie Eishockey blieben osteuropäische Mannschaften gut.
Wenn eine KI etwa genauso gut wie ich dumme Prüfungsfragen stellen oder Texte korrigieren kann, kann meine Arbeitszeit vielleicht auch einfach sinnvoller für Dinge genutzt werden, die eine KI nicht kann?
Was kann die KI denn nicht, wo Du ein neues Tätigkeitsfeld für Dich erschließen könntest? Stefan Pietsch legt zum Beispiel nahe, dass strategische Planung etwas sei, in dem Menschen ihren Maschinen immer überlegen sein werden. Ich hoffe, er hat recht. Da hängt schließlich mein eigener Arbeitsplatz dran. Und selbstverständlich gilt das auch im Augenblick noch. Aber dass das auch in zehn Jahren noch gilt, darauf würde ich keinen Pfifferling wetten. Konkrete entsprechende Planungssysteme werden gegenwärtig entwickelt. Die Technologie verändert und verbessert sich rasend schnell.
Menschlicher Kontakt. Wenn ich den Unterricht durch ne KI laufen lasse, was genau macht die, wenn die Schüler*innen nicht arbeiten? Wenn sie sich streiten? Wenn bei einem Fünftklässler letzte Nacht der Hamster gestorben ist?
Mitte der 2010er Jahre – lange vor ChatGPT – las ich einen Artikel, dass Japan, aufgrund des in der Zukunft projizierten Mangels an Altenpflegern, KI entwickeln wollte, die mit Senioren interagiert, kommuniziert und spielt. Ich hab mich damals totgelacht. Was für ein Science Fiction-Quatsch. Heute lache ich nicht mehr.
Im ersten Schritt werden wir natürlich nicht von einer Horde androider 3CPOs umgeben sein. Eine 3D-Brille wird aber ausreichen eine künstliche Realität um uns herumzubauen. Genauso wird es meiner Prognose nach auch in der Schule sein. Das Kind wird nicht in der Klasse mit anderen Schülern sitzen, sondern zuhause mit der 3D-Brille auf. Deshalb wird es auch keinen Streit mit anderen Kindern geben. Denn die anderen “Kinder” werden – wenn überhaupt notwendig – deeskalieren. Genauso wie der “Lehrer”.
Wie man am besten mit Kindern spricht deren Hamster gestorben ist, kannst Du im übrigen heute bereits ChatGPT fragen.
Oh klar, und du kriegst auch eine tolle Antwort. Und klar, irgendwann können die das. Und vielleicht wird es wahr, dass man uns dann nicht mehr braucht. Maybe. Wir werden sehen. So schnell allerdings wird’s dann doch nicht gehen.
@ Ralf
Aber ist mangelnder Wille Polizisten einzustellen wirklich der limitierende Faktor hier? Oder sind es die fehlenden Bewerber? Oder ist es das fehlende Budget?
Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass solche Probleme nie nur einen Auslöser / Grund haben.
Ebenfalls eine Wahrnehmung: Immer, wenn die Politik glaubt, nur mit der Freigabe eines Budgets ein Problem gelöst zu haben, war das Geld anschließend weg, das Problem aber nicht.
@ Stefan Pietsch
Egal ob ich Unternehmen manage, Finanzbereiche leite, Derivate handele – kein Computer, keine KI kann bisher und auf Perspektive so individuell, so situativ, so schnell angepasst agieren wie ein Mensch.
Wie welcher Mensch? Die allermeisten Menschen, die ich kenne (sichere Ausnahme bislang: 1), sind recht durchschnittlich und werden in überschaubarer Zeit von KIs leistungsmäßig regelrecht überrollt werden.
Die wirklichen Top-Leute, die an entscheidenden Stellen mit KIs mithalten können, sind dünn gesät.
@Erwin Gabriel
Meine Lebenserfahrung sagt mir, dass solche Probleme nie nur einen Auslöser / Grund haben.
Da bin ich bei Dir.
Der Hauptgrund, dass nicht mehr Polizisten eingestellt werden – abgesehen davon, dass es die Bewerber garnicht gibt – ist, dass hier keine Priorität gesetzt wird. Würden wir im Geld schwimmen, würde vermutlich mehr Budget für die innere Sicherheit aufgewendet werden. Es kann ja niemand etwas gegen mehr Polizisten haben. Aber wir schwimmen nicht im Geld. Der Haushalt ist zwar enorm, aber weitestgehend gebunden. Das was verfügt werden kann, ist wertvoll. Und die Polizei ist im Augenblick keine Priorität. Ich denke, das macht auch Sinn, denn ich würde auf die Theorie, dass wenn der Staat moderat Sicherheitskräfte einstellt, die AfD-Umfragewerte signifikant sinken werden, keinen Pfifferling wetten. Die regierenden Parteien scheinen das auch nicht zu glauben. Im Augenblick machen wir ja auch das Gegenteil. Wir ziehen dramatisch Polizisten von Bahnhöfen und Flughäfen ab und lassen sie stattdessen an der deutschen Grenze Überstunden schieben. Dort haben sie jetzt Medienberichten zufolge 32 (!) Migranten abgewiesen – während im gleichen Zeitraum 1500 Migranten die Grenze überwunden und im Inland einen Asylantrag gestellt haben. Neueinstellungen bei der Polizei müssten also erstmal die Lücken in der Heimat füllen, die unser hocheffektives Grenzregime in die Planung reißt …
Soweit ich weiß ist das auch durch Studien ziemlich klar abgedeckt. Sichtbare Polizei tut Wunder für das Sicherheitsgefühl.
Drohnen – an der Stelle hat Ralf völlig Recht – täten es auch. Aber ja, sichtbare Sicherheit ist für das Sicherheitsgefühl wesentlich, das ist mehrfach klar belegt worden.
Zu 4)
Nein, ein früherer Biden-Rücktritt hätte nicht automatisch zu einer Verhinderung von Trump geführt, nur die Chancen dafür verbessert (bspw. durch das Finden eines populäreren Kandidaten als Harris). Trotzdem ist der angerichtete Schaden wirklich enorm – der Verdacht, man sei über Jahre hinweg unbekannterweise von einem Kreis Nichtautorisierter regiert worden, während der Autorisierte nicht mehr regierungsfähig war, wurde jetzt bestätigt. Und auch wenn das Stefan nicht gefällt – das IST Bananenrepublikniveau. Einer „demokratischen“ Partei, die das durchzieht, traue ich auf viele Jahre nicht mehr!
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich glaube ehrlich gesagt nicht, dass eine andere Kandidatin als Harris rausgekommen wäre. Aber who knows.
Ist „Bananenrepublikniveau“ steigerbar?
Der Schaden durch den gegenwärtig „Autorisierten“ ist weitaus größer. Bei Trump I waren wir froh, dass es die „Erwachsenen“ gab – waren die „autorisiert“?
Trump II ignoriert Gerichtsurteile. Der Präsident steht praktisch über dem Gesetz. Gerade wurde, versteckt in der „Big Beautiful Bill“, den Gerichten die Mittel genommen, Beamte vorzuladen. Also „autorisiert“.
Der Schaden durch den gegenwärtig „Autorisierten“ ist weitaus größer.
Wer bestreitet das? Ich stelle nur nüchtern fest, dass ich auch nicht von jemandem regiert werden will, den ich nicht kenne und der das Gesicht eines Regierungsunfähigen als Deckung benutzt.
Zu 5)
Heiliges Blechle. Leute, die mit Essvorlieben Kulturkämpfe führen, haben alle einen Dachschaden – und zwar einen gewaltigen. Egal von welcher Seite. Notiz an alle autoritären A*löcher: Haltet Euch aus meinem legalen Privatleben raus!
Gruss,
Thorsten Haupts
Zu g)
Was hast Du von Anfang an gesagt? Dass unsere rechtsbrüchigen EU-Nachbarn Widerstand dagegen leisten würden, dass Deutschland ihre bequeme Routine des Durchwinkens Ungeliebter nach Deutschland unterbricht? Das war ebenso vorhersagbar wie der tägliche Sonnenaufgang. Es macht die überfällige deutsche Kehrtwende deshalb aber nicht falsch – das aber, lieber Stefan, war/ist Deine und die zentrale These vieler migrationsfreundlicher Journalisten und Politiker.
Gruss,
Thorsten Haupts
Was ich von Anfang an gesagt habe ist, dass markige Sprüche alleine das Problem nicht lösen und dass die praktische Umsetzung wesentlich schwieriger ist.
Markige Sprüche sind, wenn ihnen Aktionen folgen, eben manchmal der Anfang eines langwierigen Prozesses. Die meisten Kritiker sind in meinen Augen einfach dadurch diskreditiert, dass sie … nie anfangen wollten.
Wenn sie der Anfang eines solchen Prozesses sind, fein.
zu 4) “Biden und Harris”
Ich glaube jedenfalls nicht, dass ein früherer Rücktritt von Biden großartig etwas am Ergebnis geändert hätte, schon allein, weil sie es geschafft hat, einen ziemlich guten Wahlkampf zu fahren.
Biden hätte in seinem Zustand garnicht mehr für eine zweite Amtszeit antreten dürfen. Mit der Entscheidung den Weg nicht freizumachen, hat er die Wahrscheinlichkeit für einen Trump-Wahlsieg dramatisch erhöht.
Dazu kommt, dass Harris, anders als Du oben schreibst, keinen ziemlich guten, sondern einen objektiv furchtbaren Wahlkampf gemacht hat. Harris hätte sich schnell und merklich von Biden, der katastrophale Umfragewerte hatte, lösen müssen. Stattdessen verirrte sie sich in Interviews zu Aussagen, dass zwischen sie und Biden kein Stück Papier passe. “Nichts” fiel ihr ein, auf die Frage, was sie in den vergangenen vier Jahren anders gemacht hätte als er. Harris hätte auch auf die Bekämpfung der Inflation viel stärker eingehen müssen – immerhin das Hauptwahlkampfthema. Stattdessen erzählte sie den Bürgern, dass die hohen Preise eine Illusion seien. Auch die Entscheidung sich kein eigenes Wahlkampfteam aufzustellen, sondern ihre Kampagne voll und ganz von Bidens Mannschaft, deren Loyalität ganz beim alten Boss war, managen zu lassen, war ein unprofessionelles Desaster. Und in den letzten Wochen vor der Wahl – entgegen den Empfehlungen zahlreicher Experten und angesichts der Erfahrung, dass das Thema zuvor schon bei Biden nicht gezogen hatte – auf Trump als Gefahr für die Demokratie statt auf die Wirtschaft als Hauptwahlkampfthema zu setzen, war ebenfalls ein mächtiges Eigentor mit Ansage.
Harris war auch die falsche Kandidatin – selbst wenn sie nicht diese Serie an Fehlern gemacht hätte. Als Vizepräsidenten wählt sich ein Staatsführer normalerweise jemanden, der den Chef nicht überschattet – also jemanden, der schwach, uncharismatisch oder zu alt ist um Ambitionen zu haben. Dass Harris für die Position geeignet schien, sollte bereits aufhorchen lassen. In den Primaries 2020 ging ihre Kampagne sang und klanglos unter. Ihre wichtigste Zielgruppe – schwarze Amerikaner – wendete sich dem Weißen Biden zu. Sogar von einem Bürgermeister einer Kleinstadt in Indiana wurde sie überholt. Vier Jahre später in 2024 führte der offensichtlichste Weg der Demokraten ins Weiße Haus durch den Rust-Belt: Michigan, Pennsylvania und Wisconsin. Dort geht es in erster Linie um die Stimmen einer weißen Arbeiterschaft. Dass Harris als schwarze Frau und ehemalige Senatorin aus dem progressiven Kalifornien da Schwierigkeiten hätte, war nicht schwer vorherzusagen. Dazu kam, dass es Harris schwer gefallen wäre sich effektiv von Biden zu lösen – auch wenn das Gelingen dieser Operation absolut entscheidend für ihre Wahlchancen gewesen wäre. Als Vizepräsidentin konnte sie nämlich schlecht erklären, dass sie mit der Politik der vergangenen vier Jahre nichts zu tun hatte. Noch schlimmer war, dass sie auch noch ganz offiziell für die Situation an der mexikanischen Grenze zuständig war. Das war ja die Funktion, die Biden ihr zugewiesen hatte. Und das Chaos an der Grenze und der dortige Kontrollverlust war laut Umfragen das zweitwichtigste Wahlkampfthema.
Nein – Harris hätte niemals antreten dürfen. Hätte Biden den Weg rechtzeitig frei gemacht, hätten frische Talente wie Whittmer, Shapiro und Buttigieg gegeneinander antreten können – ohne den Ballast verantwortlich gewesen zu sein für die Wirtschafts- und Einwanderungspolitik der mittlerweile toxischen Biden-Regierung. Selbst nach dem späten Rücktritt Bidens wäre da noch ein kleines Hoffungsfenster gewesen. Aber Bidens viel zu langes Zögern – selbst nach der desolaten TV-Debatte – und die dann folgende Nominierung von Harris besiegelten den Untergang.
„Objektiv“ ist daran überhaupt nichts feststellbar. Das ist offensichtlich ziemlich umstritten. Harris hat einen katastrophalen Wahlkampf, der auf eine Art umgedrehtes Clinton vs. Dole hinauslief, in einen Contest verwandelt. Das alleine ist eine Leistung. Ich behaupte auch, dass du die Möglichkeit, die sie für eine Lösung von Biden hatte, völlig überschätzt. Sie war Vizepräsidentin. Was genau soll sie denn sagen, warum sie als Kandidatin plötzlich Biden furchtbar findet, aber als Vize nicht?
Dafür gibt es durchaus Beispiele. Al Gore tat genau das. Er setzte sich sogar von einem sehr erfolgreichen Präsidenten ab, um nicht mit dessen Affären assoziiert zu werden. Und wäre Gore nicht so ein miserabler Wahlkämpfer gewesen, hätte die Methode durchaus Erfolg gehabt.
Ich habe schon genug Leute gelesen, die genau das für einen Fehler hielten, weil Clintons Beliebtheitswerte stark zunahmen. Und „miserable Wahlkämpfer“ sind angeblich immer die Verlierer.
Klar hätte Harris Schwierigkeiten gehabt sich von Biden zu distanzieren. Und noch größere Schwierigkeiten hätte sie gehabt sich von ihrer eigenen Leistung in der Einwanderungspolitik zu distanzieren. Das hatte ich ja oben geschrieben. Das war einer der vielen Gründe warum sie von vornherein die falsche Kandidatin war und garnicht erst hätte antreten dürfen. Man darf mit einiger Sicherheit davon ausgehen, dass sie unter anderem auch deshalb in einem regulären Primary-Prozess nicht nominiert worden wäre – wenn Biden nicht für eine zweite Amtszeit angetreten wäre. Selbst bei einer “Mini-Primary”, die nach Bidens Rücktritt leider nur kurz diskutiert wurde, hätte sich Harris sehr wahrscheinlich nicht durchgesetzt. Ich bin garnicht sicher, ob sie überhaupt angetreten wäre. Aber Biden hat diese Tür mit seinem klaren Endorsement zugemacht, möglicherweise aus Rache dafür, dass er von Pelosi um seine zweite Nominierung gebracht worden war.
In jedem Fall hätte Harris zumindest versuchen müssen sich soweit wie möglich von Biden abzusetzen – wenn sie denn unbedingt Präsidentin werden wollte. Das wäre dann auf ein Argument wie folgt hinausgelaufen: “Ich bin stolz darauf, dass die Regierung A, B und C gemacht hat, aber bei der Bekämpfung der Inflation haben wir viel zu wenig getan. Hier ist mein Plan die Inflation effektiv zu bekämpfen”.
In ähnlicher Position finden sich Politiker halt manchmal. In Deutschland fällt mir z.B. Armin Laschet ein, der Angela Merkel beerben wollte.
Du siehst das zu verengt, in meinen Augen.
1) Dieses Absetzen ist auch nicht zwingend hilfreich, siehe Republicans 2008 und ihr Absetzen von Bush. Oder eben Gore 2000.
2) Davon abgesehen hast du auch die innerparteiliche Dynamik zu bedenken: die Primary zu gewinnen wäre MIT Absetzen unmöglich gewesen.
Die post-Bush-Republikaner hatten mit dem furchtbar verlaufenen Irakkrieg, den damit verbundenen Menschenrechtsverletzungen und dem Kollaps von Lehman Brothers und der eskalierenden Bankenkrise riesige strukturelle Hypotheken, die kein Kandidat hätte “wegreden” können.
Die USA unter der Biden-Regierung hingegen waren wirtschaftlich in einer exzellenten Position, auf die die gesamte restliche Welt neidisch blickte. Bidens miserable Reputation war weitestgehend ein Medienprodukt, getrieben von seinem Alter, seiner Abwesenheit in der Öffentlichkeit und seiner Gebrechlichkeit. “Starke Worte” einer charismatischen Führungsfigur, dass man sich mit aller Kraft der Sicherung der Grenze im Süden und der Bekämpfung der Inflation widmen werde, hätten für einen Durchschnittsbewerber für die Nominierung der Demokraten genügt. Die Inflation sank ja ohnehin bereits. Schon 2025 hätte man den Sieg gegen die steigenden Preise verkünden können. Und selbstverständlich kann man sich in Primaries vom amtierenden Präsidenten absetzen. Siehe z.B. Bernie Sanders im Wahlkampf 2016 – der sich ganz deutlich von Obama abgrenzte. Nur für Harris als Vizepräsidentin und offiziell Verantwortliche für die Einwanderungspolitik war es schwierig sich von der eigenen Geschichte zu lösen. Whittmer, Newsom, Shapiro und selbst Buttigieg wären da deutlich weniger limitiert gewesen.
Bernie Sanders war ja auch nie mit der Regierung Obama verbandelt. Wenn du eine insurgency-campaign startest bist du immer vom Kandidat abgegrenzt, aber die Dinger hatten bis Trump NIE Erfolg!
Whittmer, Shapiro oder Newsom sind aber auch nicht mit der Biden-Regierung verbandelt gewesen. Und eine frontal den amtierenden Präsidenten angreifende “Insurgency”-Kampagne wäre überhaupt nicht notwendig gewesen. Man hätte sich lediglich glaubwürdig von dem Chaos an der mexikanischen Grenze und von den steigenden Preisen distanzieren müssen.
Armin Laschet hat seine Wahlkampagne 2021 schließlich auch nicht mit dem Kampfspruch “Alles was Merkel jemals gemacht hat, war schlecht” geführt.
zu 5) “Currywurst”
Die Currywurst wird als identitätsstiftendes Alltagsgericht porträtiert – bodenständig, verständlich, tröstend.
Eine Currywurst ist bodenständig, verständlich und … äh … tröstend? Alles klar.
t) Aaron Bastani Meets Rutger Bregman
https://www.youtube.com/watch?v=tckDiBoskK
Ich finde das super interessant.
f)
Matthias Brodkorb hat auf diesen Vorwurf auf X geantwortet:
https://x.com/MathiasBrodkorb/status/1926883918780805561
Zumal es für den „progressiven“ Sasse natürlich am allerwichtigsten ist, eine kleine Spitze gegen die rechtskonservativen Medien zu setzen. Genau. DAS ist das größte Problem mit dem Gutachten.
Nicht die Tatsache, dass dieses Gutachten bereits polemische Memes, Kritik am Verfassungsschutz selbst oder einfach die Feststellung, dass ich mich in vielen Fußgängerzonen nicht mehr wohl fühle (und das nicht an Joachim und Michael liegt) bereits in die Nähe der Verfassungsfeindlichkeit rückt. Und damit „progressive“ Einschätzungen zur Migrationspolitik über die Hintertür verpflichtend macht. Nein, nein. Es ist der Cicero. Alles klar.
Ich hab seine antwort schon in ein kommendes Vermischtes verlinkt 🙂 Ich finde sie auch überzeugend.
Ich bin ja gegen das AfD Verbot. Das gibt nur Gelegenheiten für Konter, also das was genau nicht passieren sollte, wenn wir hier nicht irgendwann für die geschmacklose Inneneinrichtung der Paläste irgendwelche russischen Oligarchen schaffen wollen. Oder für den Koks gewisser AfD-Granden.
In dem Kontext hochinteressant der dunkle Parabelritter zu einem sehr mißlungenen Beitrag von Bömmermann (oder wie der heißt).
https://www.youtube.com/watch?v=pZUCE3Wz0r8
Der umtriebige Brotkorb ist schon interessant. Schreibt direkt mal Bücher zu Postkolonialismus ohne – wie er selbst zugibt – wirklich Ahnung zu haben.
https://www.youtube.com/watch?v=atBQ4G6GArw
Er bezeichnet hier Frantz Fannon als „Algerier“ da (9:05). Der Mann enstammte einer farbigen, französisch akkulturierten Mittelstands-Familie in Martinique (Karibik). Er war engagiert im algerischen Unabhängigkeitskampf, hat aber nie in seinem Leben Arabisch gelernt.
Brodkorbs Kolonialismus-Buch spielt nur für den Sachverhalt hier keine Rolle. Ich kann dir sein Buch über den Verfassungsschutz und die diesbezüglichen Artikel wie gesagt empfehlen. Sein Kolonialismus-Buch ist gerade erst erschienen und ich weiß nicht, ob ich es kaufen werde.
Das Thema interessiert mich halt.
Fuer mich ist dieses Interview eine wilde Mischung von interessant und wenig bekannt auf der einen Seite aber auch sehr krass einseitig, was er da in dem laengeren Interview ausfuehrt.
Was mich an der neuen Rechten – zu der ich ihn zaehle – oft aufstoesst, ist das andocken an verbreiteten Vorurteilen, wie etwa ein besonderer Schuldkomplex der Deutschen. Das gleiche hoere ich fuer ihr Land auch in dem Diskurs der englischen und franzoesischen Rechten fuer ihre Nationen.
Natuerlich war Sklaverei im muslimischen Raum und v.a. in Afrika endemisch. Genauso haben sich die Deutschen als Kolonialherren z.T. auch echt schrecklich aufgefuehrt. Bekannt ist der Massenmord an den Herero, aber auch die Einwohner des heutigen Kameruns und Tansania wurden brutalst unterdrueckt. Das bleibt in dem Interview unerwaehnt. Das ist so aehnlich, als wuerde man bei der Schilderung der Nazi-Besetzung Osteuropas die Greueltaten unerwaehnt lassen.
Das Narrativ, die Voelkerkundlichen Museen wollten sich mit der Beutekunst Diskussion interessant machen, halte ich auch fuer klar over the top.
Ich bin absolut dafuer, unsere kolonialen Aktivitaeten nicht mit einem generellen Schuldkomplex betrachten, aber dann eben die schrecklichen Dinge auch nicht unter den Tisch fallen lassen.
Sonst ist das naemlich „wokeness von rechts“.