Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Sehnsucht nach dem großen Knall
Der Text reflektiert gesellschaftliche und politische Dynamiken im Kontext des Anschlags in Magdeburg und globaler Entwicklungen. Der Autor stellt fest, dass das Vertrauen in die Fähigkeit der Gesellschaft, Schocks zu bewältigen, schwinde. Terroranschläge riefen früher Routinen der Beruhigung hervor, heute scheine Ohnmacht die Regel zu werden. Die Politik werde von Unsicherheit geprägt, die aktuelle Unzufriedenheit mit Spitzenpolitikern spiegele dies wider. Zudem wachse die Bereitschaft, etablierte Systeme und Normen zu durchbrechen, sichtbar in Migrations- und Klimapolitik. Der Wunsch nach radikaler Veränderung werde durch Gefühle von Kontrollverlust und Instabilität genährt. Parteien wie CDU und FDP versuchten, diesen Sehnsüchten gerecht zu werden, indem sie disruptive Programme ankündigten. Doch diese seien oft unrealistisch und riskant. Der Text warnt, dass echte Veränderung Zeit und Präzision erfordere, während destruktive Maßnahmen oft langfristige Schäden anrichteten. Abschließend wird betont, dass die Sehnsucht nach dem „großen Knall“ gefährlich sei und populistische Bewegungen diese Emotionen geschickt ausnutzen. (Jonas Schaible, beimwort)
Jonas Schaible hat hier wie so häufig sehr profunde Überlegungen angestellt. Die Sehnsucht nach dem „großen Knall“ gehört definitiv in diese Kreise; es gab sie ja auch immer wieder. Die Extremisten beider Seiten in Weimar hofften ja auch, aus der Asche des Vergangenen etwas Neues zu bekommen. In der radikalen Linken ist die Idee des „Schärfens der Widersprüche“ nicht totzukriegen, nachdem wenn die Lage nur schlimm genug wird die Leute nur noch den Ausweg der sozialistischen Revolution sehen würden. Und auch die radikale Rechte liebt das Spiel mit dem Untergang. Es ist an der demokratischen Mitte, dagegen einen Punkt zu setzen, weswegen das Untergangsgejammer nach allen Richtungen auch ein solches Problem ist, ob man nun die Klima-Apokalypse befürchtet, den Niedergang Deutschlands in kultureller und wirtschaftlicher Dekadenz oder die Neofeudal-Neoliberale Wirtschaftsordnung.
Es gibt auch nur wenige Beispiele, in denen der „große Knall“ zu einer direkten Verbesserung geführt hätte. Manchmal mag es sein, dass aus der Asche langfristig etwas Besseres kommt (etwa Deutschlands Niederlage im Zweiten Weltkrieg), aber sowohl der Knall als auch die Zeit danach sind nicht eben gute Zeiten. Ich denke, Jonas hat auch einen Punkt mit der Betonung, dass es vor allem um gefühltes Vertrauen gehe. Da gehört das Messaging der demokratischen Mitte, die weder Alternativen noch Hoffnungen anzubieten bereit scheint, direkt mit hinein.
Der Artikel thematisiert die zunehmende Unsicherheit und den Pessimismus in Deutschland, die mittlerweile eine Mehrheit der Bevölkerung prägen. Eine Verschiebung von Optimismus zu Pessimismus wurde seit 2022 deutlich, beeinflusst durch ständige schlechte Nachrichten, politische Extreme und eine multipolare Weltordnung. Dies verstärkt Ängste und führt zu einer „Gesellschaft der Angst“, wie Heinz Bude es beschreibt, in der kollektive Negativität das Handeln und Denken dominiert. Besonders rechtspopulistische Parteien profitieren von dieser Dynamik, ihre Anhänger jedoch bleiben unzufrieden und unglücklich. Der Artikel beleuchtet auch die wirtschaftlichen Folgen, wie das „Angstsparen“, das die Konjunktur hemmt. Alternde Gesellschaften tragen ebenfalls zu diesem Pessimismus bei. Trotz der düsteren Lage gibt es eine Sehnsucht nach Hoffnung und positiven Nachrichten. Der Text schlägt vor, sich auf Fortschritte und gute Entwicklungen zu konzentrieren, um dem Negativtrend entgegenzuwirken. (Robert Misik, taz)
Ich halte diesen Mangel an Optimismus und Vertrauen sowie die Beliebtheit für apokalyptische Szenarien für zentrale Probleme unserer Zeit. Das wirkt wie ein zersetzendes Gift, das überall hineinfließt und alle Lebensbereiche betrifft. Ich möchte die Betonung vor allem auf das Vertrauen legen, denn das scheint mir im Vergleich zu früher der größte Unterschied zu sein. Es fehlt das Vertrauen in die Institutionen, aber auch in unsere Mitmenschen. Ich fand das besonders während der Corona-Pandemie für sehr auffällig, und meine Arbeitshypothese bleibt, dass dies eine unvermeidliche Begleiterscheinung, quasi die Kehrseite, unseres allgemeinen Trends zur Individualisierung und Liberalisierung ist. Mehr Freiheit als je zuvor sorgt eben auch dafür.
Ich bin nicht sonderlich optimistisch, was Misiks Vorschlag angeht, sich auf positive Entwicklungen zu konzentrieren. Diese Idee geistert ja schon seit Langem herum, aber ich habe noch nie jemanden gesehen, der sie erfolgreich umsetzt, auch von Menschen wie Misik, die ja sie ja eigentlich propagieren. Ich sammle hier im Vermischten ja auch weniger positive Nachrichten, auch wenn sich mal gelegentlich was findet. Und ich bin auch unsicher, ob das psychologisch überhaupt machbar ist.
Der Artikel der „Neuen Zürcher Zeitung“ thematisiert die zunehmende Konsumhaltung der Schweizer Bevölkerung gegenüber dem Staat. Es wird kritisiert, dass viele Bürger weniger arbeiten, früher in Rente gehen und Studienfächer wie Kunstgeschichte wählen, die als weniger arbeitsmarktrelevant gelten. Diese Entwicklungen könnten langfristig die wirtschaftliche Stabilität und den Wohlstand der Schweiz gefährden. Die Autorin plädiert für ein Umdenken hin zu mehr Eigenverantwortung und einem stärkeren Beitrag des Einzelnen zur Gesellschaft, um die Nachhaltigkeit des Schweizer Wohlstands zu sichern. (Christina Neuhaus, NZZ)
Passend zu Fundstück 2) fand ich diesen Artikel der NZZ, weil hier in Deutschland die Schweiz im Allgemeinen und ihr Rentensystem im Besonderen ja gerne als Positivbeispiel herangezogen werden: die Schweizer haben, so das oft wiederholte Narrativ, niedrigere Sozialquoten, weniger Sozialleistungen, sind weniger abhängig vom Staat und haben vor allem ein stärker die Eigenverantwortung betonendes Rentensystem. Die harsche Kritik, die die NZZ hier am eigenen Land übt, scheint mir zum einen die generelle Lust an negativen Nachrichten zu betonen, andererseits aber auch ein gutes Beispiel für den Effekt zu sein, dass das Gras auf der anderen Seite immer grüner ist. Man schaut gerne auf andere Länder und stellt fest, wie viel besser es dort ist – bis man dort ist und dann doch wieder die Heimat zu schätzen lernt. Es ist eine Brille. Das war schon bei Tacitus so, als er seinen Zeitgenossen eine Fantasieversion der Germanen als moralische Folie präsentierte und hat sich fundamental nie geändert. – Marko Kovic hat einen wunderbaren Thread und Substack dazu.
4) How the Democrats Lost the Working Class
Der Artikel analysiert die langfristige Entfremdung der Demokratischen Partei von der amerikanischen Arbeiterklasse, die in den 1990er Jahren unter Präsident Bill Clinton begann. Arbeitsminister Robert Reich warnte damals vor einer „ängstlichen Klasse“, die sich abgehängt fühlte. Doch diese Warnung blieb weitgehend unbeachtet. Nachfolgende Regierungen, sowohl demokratische als auch republikanische, setzten auf Globalisierung und Deregulierung der Märkte, was häufig zulasten von Industriearbeitsplätzen ging. Handelsabkommen wie NAFTA und die Öffnung Chinas für den Weltmarkt trugen dazu bei, die wirtschaftliche Unsicherheit vieler Arbeiter zu verstärken. Diese Entwicklungen ebneten den Weg für Politiker wie Donald Trump, der die wirtschaftlichen Ängste der Arbeiterklasse geschickt für sich nutzte – auch unter Minderheiten. Bemühungen von Demokraten wie Barack Obama, wirtschaftliche Erholung und globale Ziele in Einklang zu bringen, und Joe Bidens stärker auf Arbeiter fokussierte Politik konnten das Vertrauen dieser Wähler bisher nicht zurückgewinnen. Bidens Industriepolitik und die Unterstützung von Gewerkschaften markieren zwar eine Kehrtwende, doch Inflation und wirtschaftliche Unsicherheit überlagern diese Fortschritte und verstärken die Abwanderung von Arbeitern ohne College-Abschluss zu den Republikanern. (Jonathan Weisman, New York Times)
Ich bin skeptisch gegenüber jeder Theorie, die die Langfristigkeit dieser Entwicklung nicht in den Blick nimmt. Zu sehen, warum „die Arbeiterklasse“ (ohnehin eine unglaublich aufgeladene Kategorie voller unausgesprochener Prämissen) zu Trump und den Republicans übergelaufen ist, macht nur wenig Sinn, wenn man nicht in Betracht zieht, dass diese Schicht seit den 1960er Jahren langsam, aber stetig von den Democrats zur GOP wandert. Dasselbe gilt übrigens auch für Deutschland; dass die SPD die Unterstützung der „Arbeiterklasse“ verliert, muss ebenfalls als langfristiger Trend gesehen werden (siehe Resterampe x)).
Das hat auf der einen Seite identitäre Ursachen. In dem Maß, in dem sich die Linke liberalen und emanzipatorischen Themen öffnete, verlor sie Zustimmung in diesen Gruppen. So ist die Wanderung zu Nixon in den 1960er Jahren direkt mit den Bürgerrechten im Zusammenhang, oder die in den 2010er Jahren mit #BlackLivesMatter. (Siehe dazu auch Kevin Drum: The working class story is about culture, not economic anxiety.) Auch in Deutschland lässt sich das, abgeschwächter, beobachten. Auf der anderen Seite hat es Ursachen in der Hinwendung der Sozialdemokratie zum „neoliberalen Konsens“, was im Artikel Weismans ja auch angerissen wird.
Dieser Aspekt wird in den Analysen in meinen Augen völlig unterschätzt; die „Arbeiterklasse“ wurde durch diesen Konsens politisch heimatlos, und das aktuelle Realignment, bei dem die Rechten für geschlossene Märkte und Abschottung eintreten, was ehedem eine klassisch linke Position war, ist deutlich unterschätzt. Zuletzt ist die „Arbeiterschicht“ eben auch untrennbar mit Industriearbeit verknüpft, und der Strukturwandel hat diese Basis deutlich verringert – und die Dienstleister sind eben keine klassische „Arbeiterklasse“ in dem Sinne, in dem das Wort ständig verwendet wird. Die historische Forschung nimmt, wie etwa Lutz Raphael, diesen Strukturwandel ja gerade aus gutem Grund vermehrt in den Blick.
Der Artikel zieht Parallelen zwischen der historischen Weißen Terrorphase nach der Französischen Revolution und den aktuellen Entwicklungen in sozialen Medien, insbesondere auf Twitter (jetzt X). Es wird argumentiert, dass die „progressive Herrschaft“ der letzten Jahre, vergleichbar mit einer Reign of Terror, von einer rechten Gegenbewegung abgelöst werde, die zunehmend wütende und polemische Züge annehme. Ein zentrales Thema ist die jüngst in den USA entdeckte Problematik britischer Grooming-Gangs, die für Entrüstung und politische Spannungen sorgt. Der Autor reflektiert kritisch über die Rolle der Mittelschicht und deren moralische Selbstzufriedenheit, die es jahrelang versäumte, auf die Missstände aufmerksam zu machen. Klassen- und Bildungsunterschiede werden als zentrale Hindernisse für eine offene Debatte identifiziert. Die gesellschaftlichen Spannungen werden mit historischen Beispielen von Populismus und Revolten verglichen. Abschließend wird die moralische Ambivalenz hervorgehoben: Während Antirassismus als nobel dargestellt wird, habe er in der Praxis oft die Schwächsten im Stich gelassen, was nun zu einem wütenden Gegenschlag führe. (Ed West, Wrong Side of History)
Ich finde Wests Perspektive an der Stelle wahnsinnig spannend, weil er beide Seiten sieht: einmal die Normveränderungen und einmal die Reaktionen darauf – und beide haben ihre Berechtigung. Denn die Perspektive der tatsächlich am unteren Ende der Skala Stehenden anstatt immer das rechtsbürgerliche Empörungskarussell ist wesentlich spannender. Damit entzieht sich West auch den üblichen moralisierenden Zuschreibungen, wie sie etwa die Welt aufstellt (Die wehrlosen Opfer der politischen Korrektheit).
Etwas merkwürdig ist allerdings, wie Kevin Drum das beschreibt (Elon’s puppets are at it again), der Zeitpunkt der Debatte. Denn der Skandal wurde weder verheimlicht noch ist er sonderlich neu. Die Geschichte eignet sich daher nicht nur für die beschriebenen Dynamiken zwischen den verschiedenen Moralismen und Empörungen, sondern auch dafür, wie Milliardäre mit riesigem Einfluss die Agenda setzen können – und wie alle traditionellen Medien darauf anspringen. Die Reflexe funktionieren.
Resterampe
a) Ziemlich relevanter Punkt zur Klimakrise in Deutschland (Twitter).
c) Ich forderte das schon im April 2020! (Twitter)
d) Backlash durch falsche Narrative (Twitter).
e) Zum Dauerthema Böllerverbot (Spiegel). Und das hier kommentarlos. Und dieser Erklärartikel.
f) Die Atomdiskussion bleibt eine Phantomdiskussion (Spiegel).
g) Schulamt verweigert Lehrerin Verbeamtung – wegen leicht erhöhtem BMI: Verwaltungsgericht gibt ihr Recht (News4Teachers). Ist auch eine völlig bekloppte Regelung. Genauso dass die niemand verbeamten, der je psychologische Hilfe hatte. Weil das wollen wir, dass die Leute vermeiden, zum Arzt zu gehen…Mann Mann Mann.
h) Auch Milliardäre dürfen eine Meinung haben (Welt). Gott ist das bekloppt. Ist meine Meinungsfreiheit gefährdet? Nein. Und trotzdem krieg ich keinen Leitartikel in der Welt. Go figure.
i) Dieses Interview mit Hans-Werner Sinn ist vor allem sprachlich interessant (Welt). Der Mann mag mal Wissenschaftler gewesen sein, aber hier spricht er einfach nur als Aktivist, unglaublich moralisierend und zuspitzend.
j) CDU wirkt. (RBB24)
k) Wen die Hintergründe des Elon-Musk-Artikels interessieren (Spiegel).
l) Warum es wenig bringen wird, Kindern soziale Medien zu verbieten (News4Teachers). Generell hab ich mal gehört, dass reflexhafte Rufe nach Verboten nicht so gut sind. Aber das gilt eben immer nur, solange es Sachen betrifft, die man gut findet. Und umgekehrt. Wie ich freimütig bekenne.
m) Offener Brief an den „Guller“ – Meinungsbeitrag im Stile des „Stürmers“ (Bob Blume). Diese Verrohung von Teilen des Bürgertums, die Selbstradikalisierung, ist ein gewaltiges Problem.
n) Was darf Satire? (Welt)
o) Guter Punkt zu Debatten über Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (Bluesky).
p) Auch ein richtiger Punkt (Twitter).
q) Super spannender Artikel zur Industriellen Revolution mit großartigem Schlusssatz (Global Developments).
r) How Hitler Dismantled a Democracy in 53 Days (The Atlantic). Häufiger Fehler. Die Demokratie wurde in drei Jahren zerstört. Das begann 1930 mit Brünings Regierungsantritt. Hitler zerstörte Rechtsstaat und formale Strukturen in 53 Tagen, aber das gelang, weil die Substanz bereits vorher zerstört worden war.
s) Correctiv hat sich ziemlich ins Abseits geschossen, wie es aussieht (Twitter).
t) Ganz guter Übersichtsartikel über Musk (Spiegel).
u) Christian Lindner: Linksjugend versucht, Schaumtorten-Angriff zu rechtfertigen (Spiegel). Vollidioten.
v) Just give it up. There’s no one to blame for the LA fires. (Kevin Drum)
w) Elon Musk is the new emperor of misinformation (Kevin Drum).
x) SPD – eine Partei macht sich überflüssig, weil sie die Arbeiter vergisst (Welt). Mein Lieblingsgrenre: die SPD muss machen, was ich für richtig halte, damit sie „die Arbeiter“ zurückgewinnt.
y) Die Empörung über Trumps Grönland-Strategie ist verlogen (Welt). Ich halte „verlogen“ für die falsche Kategorie, aber die Argumentation macht halbwegs Sinn.
Fertiggestellt am 13.01.2025
1) Sehnsucht nach dem großen Knall
Der Wunsch nach radikaler Veränderung werde durch Gefühle von Kontrollverlust und Instabilität genährt.
Warum fehlen eigentlich die Grünen in der Aufzählung? Die Grünen sind und waren es, die seit Jahren um die Häuser ziehen und erzählen, was wir alles ganz schnell machen müssten – und dabei eine halsbrecherische Aktion nach der anderen aufziehen: Heizungsgesetz (völlig undurchdacht), Staatsbürgerschaftsreform (ein Magnet für die Falschen), Unfähigkeit, das EU ETS umzusetzen, Industriepolitik mit „Leuchttürmen“.
Die Leute wollen diese Veränderung nicht. Das ist ein Unterschied.
Parteien wie CDU und FDP versuchten, diesen Sehnsüchten gerecht zu werden, indem sie disruptive Programme ankündigten. Doch diese seien oft unrealistisch und riskant.
Und dann:
Und auch die radikale Rechte liebt das Spiel mit dem Untergang.
Das ist haarscharf Union und FDP und die Nähe radikaler Kräfte gestellt.
In den Elfenbeintürmen der Staatsdiener und Salonlinken hat man immer noch nicht verstanden, was in diesem Land längst los ist. Man weigert sich, Vergleiche heranzuziehen und redet davon, den Kontrollverlust zu thematisieren. Alles gut. Mehr Geld und „the kids are allright“.
2) Immerhin, wir leben noch
Ich halte diesen Mangel an Optimismus und Vertrauen sowie die Beliebtheit für apokalyptische Szenarien für zentrale Probleme unserer Zeit.
Das liegt möglicherweise daran, dass Du nicht unter die Motorhaube schaust. So ist die Ertragslage von Unternehmen, die hauptsächlich in Deutschland arbeiten, worst. Und mitten in einer Phase, wo immer mehr Fachpersonal sich in den Ruhestand verabschiedet, steigen die Arbeitslosenzahlen. Die Restkoalition hat gerade die Sozialbeiträge auf neue Höchststände (=weniger Einkommen für die Beschäftigten) angehoben und insbesondere Gutverdiener geschröpft. Die Migrationspolitik ist ein Torso mit stark steigender Kriminalität, insbesondere der spektakulären. Energie wird knapp, sichtbar an den stark steigenden Importen und hohen Preisen. Die schulischen Leistungen sind eine Katastrophe, die Kompetenzen der Schüler weit hinter dem Durchschnitt.
Aber Tanzen auf der Titanic sollte noch drin sein.
3) Kunstgeschichte studieren, weniger arbeiten, früher in Rente: Die Schweizer sind zu Konsumenten des Staats geworden
Auch hier: Vergleiche helfen.
1) Die Grünen haben keine Sehnsucht nach dem Großen Knall, sie fürchten ihn. Man kann gerne den apokalyptischen Zug kritisieren, aber das ist halt was anderes.
Du solltest dich bei Urteilen auf den Artikel statt auf die Zusammenfassung berufen, so eine Gleichsetzung besteht nirgends.
3) Klar.
3) Falsches Kulturkampfgenre. Der Artikel ist nicht „Gras ist auf der anderen Seite grüner“, da Deutschland nicht als Vergleich herangezogen wird. Vielmehr ist es aus der „Die Jugend verwahrlost immer mehr“- Kategorie.
4) „und die Dienstleister sind eben keine klassische „Arbeiterklasse“[…]: Wenn du von einer „-klasse“ oder „-schicht“ sprichst, kannst du sie nicht auf einen Wirtschaftszweig beschränken, es geht um den sozialen Status. Arbeiter im Transportwesen und Dienstboten (Beides Dienstleistung) waren von Anfang an Teil der Arbeiterbewegung.
c) Du hast an dem Drama um die RKI-Protokolle (Sommer 2024) gesehen, wie sehr immer noch die Fronten da verhärtet sind. Populisten skandalisieren und Behörden mauern. Ich fürchte, vernünftige Aufarbeitung würde da zerrieben.
e) Trollantwort: „Sollte man nicht diese illegalen Feuerwerkskörper verbieten“. Reale Lösung: Da könnte die EU tatsächlich sinnvoll einheitlich regulieren, welche Sprengmittel an Privatpersonen abgegeben werden dürfen.
m) Hier argumentiert Blume am Textkontext vorbei. Es geht (erstmal) tatsächlich um Ameisen:
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/suedbaden/kehl-kaempft-gegen-invasive-ameisen-100.html
Aber es ist richtig, dass sich eine solche Assoziation Einwanderer mit „Ungeziefer“ so etabliert ist, dass dieser „Assoziationswitz“ nicht mal mehr verstanden wird.
y) Ersetze USA durch Russland und Grönland durch Spitzbergen. 100% die gleiche Berechtigung. Aber bei der Welt ist Imperialismus exakt dann akzeptiert, wenn er von den USA ausgeübt wird (Die wie im Artikel beschrieben, eine 200-jährige Kontinuität darin haben).
y2) Kleine heraldische Beobachtung zum Thema Grönland: Frederik X hat ja das dänische Staatswappen geändert, um Grönland als vollen Landesteil darzustellen
https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Royal_coat_of_arms_of_Denmark_(2024).svg
Was er nicht geändert hat, ist, dass er mit den zwei blauen Löwen im unteren rechten Feld immer noch symbolischen Anspruch auf Süderjylland (= Schleswig) erhebt.
c) Du hast an dem Drama um die RKI-Protokolle (Sommer 2024) gesehen, wie sehr immer noch die Fronten da verhärtet sind. Populisten skandalisieren und Behörden mauern. Ich fürchte, vernünftige Aufarbeitung würde da zerrieben.
Und der Rest möchte sich damit eigentlich nicht mehr befassen^^ Ich sehe das auch äußerst skeptisch. Eine verwaltungstechnische Aufarbeitung wäre sicherlich gut, aber so etwas funktioniert nicht unter der Prämisse, erstmal herauszufinden, ob Corona durch Gates und die Pharmabranche erfunden wurde, um alle mit Impfschäden zu infizieren (oder so). Vielleicht würde eine kleinteilige Aufarbeitung innerhalb der Kommunen mehr Sinn machen. Imo ist eine bundesweite, öffentliche Aktion von vornherein zum Scheitern verurteilt.
y2) know your royalism: Es hat auch damit zu tun, dass er aus der Linie Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg stammt 😉
Wir müssen erst besorgt sein, wenn die Republiken untergehen, aber dann sehr: die haben in der Gegend auch noch einiges an Grundbesitz und äh herrschaftlichen Landgütern^^
y2) Ich habe verstanden, es handelt sich um eine Disney-Monarchie. Ein König aus dem Haus Glücksburg, der aussieht wie ein Kreuzfahrtschiff-Kapitän und rote Herzchen im Wappen führt. Jetzt müssen sie nur noch 20 Millionen Amerikanerinnen im Alter von 4 bis 12 vermitteln, dass Prinzessin Elsa traurig ist, wenn Donald der Böse ihr die Eisinsel wegnimmt, dann hat Trump ein ernsthaftes Problem. [Alternativ kann Dänemark auch zu Herrschernamen wie Blauzahn oder Gabelbart – mit entsprechender Persönlichkeit – zurückkehren, dann würde sich auch Donald der Böse zweimal überlegen, ob er „Gib mir deine Insel“ Bullying betreibt.]
Ich würde nicht ausschließen, dass das heutzutage der einfachste Weg ist, besser als hier mit irgendwelchen Fakten zu kommen von wegen Autonomie und Selbstbestimmung und so. Eh viel zu woke natürlich.
Nicht zu vergessen: der deutsche Anspruch wird natürlich auch bekräftigt, weil dieses geniale Herrschaftshaus einen irrsinnig langen Namen hat, der aus vier Einzelwörtern zusammengesetzt wurde!
Ersetze USA durch Russland und Grönland durch Spitzbergen. 100% die gleiche Berechtigung.
Klar doch. Wenn man einem Schwerverbrecher und einem Politzisten die gleichen Rechte einräumt, geht das Argument auf. Aber nur dann.
Das ist mir jetzt zu viel des plumpen Antiamerikanismus. Nur weil die USA jedes denkbare Verbrechen als machtpolitisches Mittel verwendet haben und verwenden (manche davon exklusiv) und ihre Außenpolitik wie ein Erpresserring betreiben, muss man schon sehr blind sein, wenn man leugnet, dass Russland genauso schlimm agiert.
Netter Spin 🙂 , inhaltlich allerdings höherer Blödsinn. Die USA waren bisher immer in jeder Hinsicht besser, als ihre Gegner, für die Sie gleiches Recht einfordern.
3) Bei der NZZ ja; Der Vergleich war bezogen auf die deutsche Debatte, nicht den Artikel.
4) Damals ja, aber heute nicht.
e) Wäre sinnvoll.
3) Ja, aber dann kannst du einen „Kulturkritik“ Artikel nicht als Gegenposition zu den deutschen „Systemkritik“-Artikeln anführen.
4) Wer hat den letzte Streik, den du wahrgenommen hast, veranstaltet? Ver.di, GDL, Cockpit – alles Dienstleistungsgewerkschaften.
Die historische Parallele zum modernen Dienstleistungspräkariat wären am ehesten die Tagelöhner und Heimarbeiter die auch für die Arbeiterbewegung schwer zu erreichen waren.
3) Mir ging es ja darum zu zeigen, dass die Debatte vielleicht eine Nabelschau ist.
4) Klar, aber die werden meist nicht als „Arbeiterklasse“ gesehen, das ist ja mein Punkt.
4) How the Democrats Lost the Working Class
Wie man in der Wirtschaft sagt: Alles okay, so lange die Ergebnisse stimmen. Nur, das tun sie eben nicht. Die SPD ist im Parteienranking in manchen Umfragen auf Platz 4 gefallen, Kamala Harris konnte gegenüber den Werten ihres ohnehin schwachen Vorgängers Biden in keinem einzigen Wahlbezirk ein Plus erzielen. Wer sich die eigene Politik derart schönredet, verschläft auch den eigenen Konkurs.
y) Die Empörung über Trumps Grönland-Strategie ist verlogen (Welt). Ich halte „verlogen“ für die falsche Kategorie, aber die Argumentation macht halbwegs Sinn.
Fand ich auch einen sehr guten Artikel.
b) Ich finde es immer so geil, wenn sie den Grünen vorwerfen total unrealistisch zu sein und dann kommen sie mit Krypto und Flugtaxis. (Twitter)
Zum Glück verlangt niemand von Lehrern unternehmerische Phantasie. Investoren sehen in Kryptowährungen einiges Zukunftspotential.
e) Zum Dauerthema Böllerverbot (Spiegel). Und das hier kommentarlos. Und dieser Erklärartikel.
Es geht um Regeln. Es gibt Länder, da darf das ganze Jahr geböllert werden. Das funktioniert, wenn die Einhaltung der Regeln durchgesetzt wird. Das ist das Problem in Deutschland, weshalb wir es halt lieber mit Komplettverboten probieren.
f) Die Atomdiskussion bleibt eine Phantomdiskussion (Spiegel).
Leider nie den Punkt treffend: Deutschland bietet keine Investitionsbedingungen, die für Unternehmer annehmbar wären.
h) Auch Milliardäre dürfen eine Meinung haben (Welt). Gott ist das bekloppt. Ist meine Meinungsfreiheit gefährdet? Nein. Und trotzdem krieg ich keinen Leitartikel in der Welt. Go figure.
Liegt vielleicht daran, dass Du im Gegensatz zu Musk in der Weltöffentlichkeit eine völlig irrelevante Person bist. 😉 Take it easy.
o) Guter Punkt zu Debatten über Lohnfortzahlung im Krankheitsfall (Bluesky).
Auch hier: Verweigerung, die Realität nur zur Kenntnis zu nehmen. Während in allen wichtigen OECD-Ländern die Krankheitsquoten sich wieder auf Vorpandemie-Niveau eingependelt haben, verharren sie in Deutschland auf dem doppelten Ausfalllevel. Wer soll das bezahlen? Die Ausfallzeiten pro Mitarbeiter liegen im Schnitt bei 2 bis 4 Wochen. Das addiert sich zu 6 Wochen Urlaub und im Saldo zwei Wochen Feiertagen. In Summe fehlt die Produktivität von 12 Wochen bezogen auf 52 Wochen gesamt. Das ist verdammt viel Holz, wo Mitarbeiter keine Arbeitsleistung erbringen. Dazu kommt noch, dass Krankmacher unberechenbar sind. Außer dem Mitarbeiter weiß das Unternehmen nicht, wann er wieder seine Ausfälle plant.
Und natürlich gibt es einen nicht geringen Prozentsatz von Mitarbeitern, die krankmachen. Darüber ist zu reden und hier brauchen Unternehmen Werkzeuge, diese Personen zu treffen. Und am zielgenauesten ist der Geldbeutel.
zu 0)
Fair Point – ich bin immer ein Gegner von Pauschalverurteilungen – eine Firma die ständig hohe Krankheitsquoten hat, sollte ggf. stärker mal auf ihre Führungskräfte schauen. Aber schon heute gibt es ja Möglichkeiten – wenn ein Mitarbeiter alle Wochen im Jahr zuverlässig, produktiv und Leistungsträger ist, dann würde ich ihm auch bei zwei Wochen Krankheit das Geld nicht kürzen, weil er die übrigen Wochen die Leistung locker bringt bzw. sogar übertrifft – dann wäre in meinen Augen die Lohnkürzung sogar demotivierend.
Das Problem tritt insb. in Konzernstrukturen auf, wo es dank Mitbestimmung so ist, dass die Faulen nicht richtig sanktioniert werden können, weil die Betriebsräte schützende Hand über diese Leute halten. Hier würde ich mir mehr Handhabe und Möglichkeiten als Arbeitgeber wünschen.
Was wir uns in Deutschland aber klar machen müssen – Arbeitnehmer in Deutschland haben eine Menge Privilegien, die es in anderen OECD Ländern so nicht gibt. Solange man diese sich leisten kann, gut – aber jetzt in meinen Augen ein Zustand erreicht, bei dem klug wäre kleine Opfer zu bringen, statt irgendwann echte Schleifungen von Arbeitnehmerechten akzeptieren zu müssen. Auf der anderen Seite sollten Arbeitgeber aber auch einen guten Ausgleichmechnismus für Überstunden haben. Nur von den Mitarbeitenden zu nehmen ist auch kein Zustand – eine verantwortungsvolle Arbeitenehmer Vertretung kann soetwas im Betrieb moderieren. Aber leider sind die BEtriebsräte, wie bereits ausgeführt, Teil des Problems.
Die Frage muss immer vorweg gestellt werden: Denken Sie, dass die Führungskräfte in anderen Ländern besser sind? Die Vergleichsstudien, die ich kenne – sowohl auf der Metaebene als auch konzernweite – sagen, dass deutsche Führungskräfte relativ gut von den eigenen Mitarbeitern beurteilt werden.
Nächste Frage: Warum ist es nur in Deutschland seit Corona anders? Und warum hat niemand darauf eine Antwort?
Dritter Punkt: Warum bieten sich nicht diejenigen, die politisch pauschal auf „die“ Führungskräfte schimpfen, selbst als Führungskräfte an? Wir haben in Deutschland so 4 Millionen, die andere Menschen führen. Das heißt, die meisten Deutschen sind unfähig und haben einen schlechten Charakter. Ihr Nachbar z.B.
Neulich sagte eine Mitarbeiter in einer Jour Fixe-Runde, sie wolle auf keinen Fall meinen Job. Bisher habe ich keinen gefunden, der mit mir tauschen wollte. So begehrt scheint das nicht zu sein.
Gibt es konkrete Hinweise, dass Betriebsräte ihre schützende Hand über Blaumacher halten?
Bei zwei sehr verschiedenen Konzernen selbst erlebt. Reicht das?
Habe ich in meiner Praxis als Führungskraft auch erlebt. Natürlich kannst du das blau machen nicht beweisen – aber es gab Auffälligkeiten betreffend Fehltagehäufung an bestimmten Wochentagen.
Kenn ich von den Schüler*innen auch 😀
h) Klar! Aber das hat weder im einen noch im anderen Fall was mit Meinungsfreiheit zu tun. Die Argumentation ist einfach bekloppt.
1&2)
Ja, sehe ich ähnlich. Meine Arbeitshypothese ist, dass das eine Art Nach-Depression ist. Man hat die Schocks (wie Corona, Ausbruch des Ukraine-Kriegs) soweit eigentlich gut abgefedert, dass sie nicht in eine Katastrophe in Deutschland geführt haben, dafür kommen Untergangsszenarien und Depression hinterher.
Und wenn man einmal in diesem Untergangsszenario drinhängt, helfen auch keine „normalen“, konstruktiven Lösungen mehr, dann verfällt man automatisch in „nur die Kettensäge/AfD/Remigration/whatever kann uns retten“ – ohne dass mittlerweile überhaupt gesagt wird, wovor wir gerettet werden (halt irgendein Untergang!).
Ich bin nicht sonderlich optimistisch, was Misiks Vorschlag angeht, sich auf positive Entwicklungen zu konzentrieren.
Ph, das ist tatsächlich so, wie einem Depressiven zu sagen, er soll mal rausgehen und gefälligst positiv denken! Hint: Das ist ne ganz tolle Idee, funktioniert aber nicht, wenn das Gefühl dazu nicht passt.
Und zum politischen Themenfeld passt das eh wenig, weil aus „alles supi“ keine Politik folgt. Ich glaube auch nicht dran, dass es schlecht ist, sich mit Problematiken zu befassen. Die Kunst ist: nicht jedes Problem ist ein Weltuntergang und normale Probleme sind mit normalen Lösungen händelbar und wenn die demokratische Mitte diese Schiene verlässt, haben wir ein Problem, denn es ist die Mitte, andere Lösungen haben die gar nicht.
Das ist imo vor allem ein Problem der Union als Oppositionspartei, die FDP ist gerade mit auf den Zug gesprungen, wenn sie Deutschland als zu unrettbar kaputt hinstellen, wirken ihre Lösungen völlig unbrauchbar.
4)
und die Dienstleister sind eben keine klassische „Arbeiterklasse“ in dem Sinne, in dem das Wort ständig verwendet wird
Ja eben. Ich komme absolut nicht aus einer reichen Familie und Bürgertum sind wir schon ganz gewiss nicht. Aber eben auch keine Arbeiterklasse. Das sind Leute mit Kohle und nem sicheren Job, bis ne ganze Branche den Bach runtergeht oder so. Es ist ja auch nie gelungen, einen griffigeren Begriff zu finden für das „Dienstleistungs-Prekariat“
Und außer Identitätspolitik und dem Selbstbetrug, dass sowas wie Spitzensteuern, Abgaben auf Kapitalerträge oder Erbschaftssteuern irgendwie relevant wären, gibts da ja auch relativ wenige Angebote.
g) Ist auch eine völlig bekloppte Regelung. Genauso dass die niemand verbeamten, der je psychologische Hilfe hatte. Weil das wollen wir, dass die Leute vermeiden, zum Arzt zu gehen…Mann Mann Mann.
So extrem ist das wohl nicht mehr, aber das ist komplett bescheuert, ich halte das auch im Ganzen für äußerst fragwürdig. Finde das irgendwie total mittelalterlich und versteh auch nicht, wieso sich das bis heute gehalten hat. Muss da auch immer an einen Freund denken, den haben sie nach zwei Tagen aus der Bundeswehr wegen falscher Zahnstellung (könnt ja teuer werden!) rausgekickt und heulen jetzt, dass sie keine Leute haben.
o) Guter Punkt zu Debatten über Lohnfortzahlung im Krankheitsfall
Es wäre übrigens für die Arbeitgeber ein krasser bürokratischer Aufwand, wenn man da ständig am monatlichen Lohn rumschrauben müsste^^ Aber wenns auf Kosten von anderen geht, will man die Kettensäge dann doch nicht mehr.
„Es wäre übrigens für die Arbeitgeber ein krasser bürokratischer Aufwand, wenn man da ständig am monatlichen Lohn rumschrauben müsste“
Nö. Das wäre nur ein Knopfdruck.
Die entsprechenden Funktionen sind in den üblichen Lohnbuchhaltungs-Programmen schon lange eingebaut.
Es ist noch nicht einmal dieser Knopfdruck. Eine Krankmeldung kann von der Krankenkasse direkt an die lohnabrechnende Stelle weitergegeben werden.
Jein, das ist imo (also im Kleinstunternehmen) was anderes als die monatliche Überweisung zu ändern.
Vergiss nicht, das mit der Gehaltsreduzierung wäre eine Kann-Regelung. Dein Kleinstunternehmen kann natürlich eine klärende Ergänzungsklausel in den Arbeitsvertrag schreiben „Es handelt sich um ein Festgehalt, das keiner Minderung durch Fehlzeiten unterliegt.“
zu 1/2:
Vielfach wurde das Land schlecht geredet. Ich bin alt genug, mich an die Wirtschaftskrise Anfang der 2000er erinnern zu können. Damals war viel Schwarzmalerei dabei, aber die Substanz war immerhin so stark, dass sich bei wirtschaftlicher Erholung auch eine echte Verbesserung ergab.
Nur wurden dann eben nicht die die grundlegenden Reformen angegangen und jetzt haben wir wieder Krise, aber die tragende Substanz ist vielfach einfach nicht mehr da. Und im Gegensatz zu Anfang der 2000er Jahre sehen das die Menschen viel deutlicher:
Der Nahverkehr der ständig ausfällt, die Unterrichtsausfälle in Schulen die deutlich zugenommen haben, die Wartezeiten bei Behörden die immer länger werden, Straßen und Brücken die ständig kaputt sind, Mieten die immer mehr explodieren, etc. Hinzu kommen die Krisen: Urkraine, Migration, Engergie. Schon echt viel was auf den Menschen lastet.
Was ich der Politik ankreide ist, dass sie nur um sich selbst kreist – die politische Kommunikation versagt beständig darin die Erfolge die erzielt wurden transparent zu machen. Merkel hat schon viel verwaltet – die Ampel war im Dauerstreit und trotz einiger Gesetzesinitiativen fühlen sich die letzten drei Jahre an, als hätte man alle Zeit verschenkt. Die nächste Regierung ist ohne Floskel, wirklich zum Erfolg verdammt. Es müssen sichtbar sich Dinge verändern, sonst bekommen wir wirklich eine Systemkrise, weil die Leute das Zutrauen an die positive Gestaltungmacht von Politik vollends verlieren werden.
Wenn man sieht wie sehr schon wieder Union in internen Streits gefangen ist, obgleich man gar nicht regiert, macht das wenig Hoffnung…
Innerhalb weniger Jahre vom „Leben um zu arbeiten“ zu einem Volk von Faulenzern und Blaumachern? Von „Why the Germans Do it Better“ und „Make Me a German“ (BBC) zum kaputten Land?
Wesentliche Ursachen der deutschen Probleme sind falsche Entscheidungen, getroffen von der Politik und Wirtschaftsführern, aber getragen von der Gesellschaft. Abhängigkeit von russischem Gas und vom chinesischen Automarkt zum Beispiel. Entscheidungen haben Folgen.
Jetzt das ganze Land schlechtreden, ist nicht konstruktiv. Meldungen wie diese werden offenbar gar nicht mehr wahrgenommen:
https://www.handelsblatt.com/dpa/aussenhandel-deutsche-exporte-steigen-kraeftig-geschaeft-mit-usa-waechst/30159800.html
Jep an so einen turnaround von hero to zero glaube ich eben auch nicht, das geht an der Wirklichkeit vorbei. Und wir haben die Krisen gut abgefedert. Platt gesagt „recht schnell auf Fernseh-Niveau gedrückt“
Darf man btw auch mal anerkennen, das ist gar keine geringe Leistung, da mehrmals mittlerweile richtige Katastrophen verhindert zu haben. Aber das geht auch an die Substanz, die Akuthilfe wurde ja nicht genutzt um irgendwie ne neue strategische Ausrichtung zu fahren oder zumindest durch Geld reinschütten eine Art künstliches Wachstum zu erhalten. Sondern die Akutkrise wurde verwaltet, das Geld wird wieder eingespart und trifft auf ne hauptsächlich ausländische Nachfragekrise.
Und das ist nun mal sowohl psychologisch schwieriger aushaltbar und Deutschland kann sowas auch nicht gut, weil man das nicht mal fix wegverwalten kann.
Ja!
Zu 1) und 2)
Ich teile die Meinungen ausdrücklich nicht! „Die werden schon wissen, was sie tun“ ist da angebracht, wo es vorrangig auf echte Expertise (Wissen PLUS Erfahrung) ankommt. Für demokratische Politiker existiert keine echte Expertise, allerhöchstens (und selbst das nur bei einigen) die für Wahlerfolge und Funktionsbedingungen der Medien.
Und dann hat Vertrauen etwas Kindliches. Wir haben in Deutschland häufig längere Perioden gehabt, in denen radikale gesetzliche Reformen lange auf sich warten liessen, obwohl die Gesellschaft diese Reformen lange vorweggenommen hatte. Mit einer zunehmend besser gebildeten wie informierten Gesellschaft hat die Geduld dafür abgenommen, wie lange Politik braucht, drängende Probleme wirksam zu adressieren. Aktuelle Beispiele dafür sind Migration, Wohnungsbau, Rente, Energie, Verteidigung. Das ist kein Zeichen einer zunehmend gereizten, sondern Zeichen einer zunehmend berechtigt ungeduldigen Gesellschaft, die erwartet, dass mit vielen grossen Worten beschriebene Probleme auch wirklich gelöst und nicht verwaltet werden. Die Politik macht seit und mit Merkel das exakte Gegenteil. Und das führt heute schneller zu Rückschlägen, als vor 30 Jahren – was absolut erwartbar war.
Gruss,
Thorsten Haupts
Zu 5)
Ein zusätzlicher Gedanke: Der britische „Grooming“ Skandal (die Versklavung junger Frauen und minderjähriger Mädchen zur Ausbeutung in der Prostitution) hat, wenn die Opferzahlen auch nur annähernd korrekt geschätzt wurden, derart ungeheuerliche Ausmasse, dass die Reaktion der britischen Politik darauf in jeder Beziehung unzureichend war und ist.
Ich fand die Geschichte, als ich sie das erste Mal hörte, im Wortsinn unglaublich. Als ich sie glauben musste, fand ich kein Ventil für Empörung und Wut, weil britische Politik im Verein mit britischen „Qualitäts“medien versuchte, den Skandal klein zu halten, statt entschlossen und eisenhart darauf zu reagieren. Gemessen an anderen Ereignissen im europäischen Ausland war auch die Berichterstattung in Deutschland erstaunlich spärlich, es waren einfach die „falschen“ Täter.
Aus dieser Quelle speist sich das Neuaufgreifen dieses Skandals und nicht aus der Medienmacht von Elon Musk.
Gruss,
Thorsten Haupts
„weil britische Politik im Verein mit britischen „Qualitäts“medien versuchte, den Skandal klein zu halten“
Es ist v.a. der Times (Journalist Andrew Norfolk), aber auch anderen klassischen Medien, zu verdanken, dass der Skandal aufgedeckt und nicht weiter kleingehalten werden konnte.
Wenn Sie meinen. Nach dem englischsprachigen Wikipedia Artikel gab es die ersten seriösen und offiziellen, halböffentlichen, Reports über den Missbrauch spätestens 2003. Und im Jahre 2011, also 8 Jahre später, klemmt sich der erste Medienvertreter dahinter.
Ich bleibe also bei meiner Ansicht.
Und als kleiner Schmankerl obendrauf: Zu dem Zeitpunkt, als der massenhafte Missbrauch öffentlich wurde, wussten lokale Behörden, lokale Politik und die lokale Polizei seit 20 Jahren davon. Sie unternahmen – nichts! Gegen eines der widerwärtigsten Verbrechen, das Menschen überhaupt begehen können. Habe volles Verständnis für Leute, die sich in Grossbritannien danach und deswegen radikalisierten!
Gruss,
Thorsten Haupts
Und was hat das ganze mit der jetzigen regierung zu tun?
Ohne das auf Personenebene nachzuverfolgen: Selbst wenn die Antwort „nichts“ lautet, wäre mein Vertrauen in die Institutionen jetzt zerstört, Pech für die jetzige Regierung.
Da helfe ich dir mal: Keir Starmer war damals Chef des CPS. Der als Reaktion darauf zum Beispiel die Richtlinien, wegen denen die Falle (unter anderem) nicht verfolgt wurden, geaendert hat. Also in die Richtung, dass solche Faelle auch tatsaechlich verfolgt werden.
Jetzt gerade geht es darum, ob es eine Untersuchung auf nationaler Ebene (grobe Uebersetzung von National Enquiry) zu diesem Thema geben soll. Was halt von den Tories gefordert wird und von Elon Musk angestossen wurde. Nur dass es schon eine gab, als die Tories noch die Regierung gestellt haben. Die war 2022 abgeschlossen und wurde von den der Tory Regierung komplett ignoriert. Und jetzt ist es auf einmal fuerchterlich schlimm, dass die neue Regierung nicht noch eine solche Untersuchung machen will. Was uebrigens tatsaechliche Gesetzes-/Richtlinienaenderungen noch weiter verzoegern wuerde.
Ja klar. Ein mehr als zwanzigjähriges bewusstes Versagen von Polizei, lokaler Politik und lokalen Behörden wird geheilt, indem jemand, der heute PM ist, Regeln anpasst. Bei Ihnen vielleicht, bei mir nicht.
Lest doch wenigstens mal die eigenen Quellen! Von anderen Quellen oder einfach mal googeln ganz zu schweigen. Es gab erste vereinzelte Medienberichte auch schon früher, aber das die Missbrauchsfälle viel weiter verbreitet waren, als zuvor bekannt wurde und von Polizei und anderen in so großem Ausmaß vertuscht oder nicht ernst genug verfolgt wurden, wurde durch die (preisgekrönte) gegen enorme Widerstände durchgeführte.Arbeit der Times aufgedeckt.
Blöd, dass die Juries da nicht erst Thorsten H. aus D gefragt haben.
Es ist natürlich leicht, sich im Nachhinein kritisch hinzustellen. Und es kann gut sein, das die Medien da früher dran hätten sein können. Aber die Arbeit der Presse scheint alles andere als einfach gewesen zu sein, und selbst der Reporter war am Ende vom tatsächlich Ausmaß überrascht.
https://www.bbc.com/news/articles/c3w69p2vz0lo
Für die Aussage, die „britische Politik im Verein mit britischen „Qualitäts“medien versuchte, den Skandal klein zu halten“ sehe ich allerdings überhaupt keine Belege.
Aha. Den Teil über die Politik haben Sie selbst bestätigt (im ersten Absatz, so lese ich ihn zumindest) und was die Medien angeht – we agree to disagree? Bei Misshandlung diesen Ausmasses und bei vorliegenden Reports soll es den Medien binnen 8 Jahren (2003 bis 2011) nicht möglich gewesen sein, das ganze in die Öffentlichkeit zu zerren? Inkompetenz ist natürlich auch ne Entschuldigung …
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich habe den Teil über die Politik doch überhaupt nicht thematisiert. Natürlich liegt dort und bei den Behörden der Skandal. Was denn sonst?
Ansonsten einfach noch mal den englischen Wikipedia Eintrag lesen. Insbesondere zu den „Reports“, dessen Natur sie glaube ich missverstehen.
Und wie gesagt wird die Rolle der Times so weit ich das sehen kann durchweg positiv gesehen, die Medienkritik scheinen sie da sehr exclusive zu haben.
Und zu guter letzt noch mal: Für die Aussage, die „britische Politik im Verein mit britischen „Qualitäts“medien versuchte, den Skandal klein zu halten“ finde ich weiter überhaupt keine Belege. Nicht mal ansatzweise.
Und zu guter letzt noch mal: Für die Aussage, die „britische Politik im Verein mit britischen „Qualitäts“medien versuchte, den Skandal klein zu halten“ finde ich weiter überhaupt keine Belege.
Da interpretieren wir dann die vorliegenden Fakten höchst unterschiedlich, kommt vor.
Im besten Fall könnte man der Interpretation folgen, dass die Medien zu spät darauf aufmerksam wurden. Das beschreibt ja sogar der Reporter selbst, dass er sich im Nachhinein Vorwürfe macht nicht früher näher auf die immer wieder in den Medien auftauchenden „Einzelfälle“ eingegangen zu sein und früher ein sytemisches Problem und das wahre Ausmaß erkannt zu haben.
https://www.thetimes.com/article/rotherham-child-sex-abuse-how-the-truth-finally-came-out-c2d9wgmwtd6
Denn wie sie selbst ja schreiben war die Geschichte „im Wortsinn unglaublich“.
Nachdem die Medien aber auf der Fährte waren und Hinweise von innen bekamen (nicht vergessen dass die von Ihnen immer wieder erwähnten lokalen Reporte ja auch unterdrückt wurden), haben sie eben nicht locker gelassen , bis dann wirklich das wahre Ausmass ans Licht kam. Und viele Täter dann auch hart verurteilt wurden. Das Medienecho zu diesen öffentlichen Untersuchungen und den Verfahren war dann ja auch enorm.
Also 4. Gewalt im besten Sinne.
Sie hingegen behaupten jedoch ein bewusstes klein halten durch „die“ Medien, abgesprochen oder anders gemeinsam mit der Politik („Im Verein“).
Dafür finde ich weiterhin keine Belege und keine Argumente. Und genau deshalb habe ich ihre Medienschelte kritisiert.
Dass die (lokale) Politik versucht hat, die Fälle nicht zu verfolgen (Skandal klein halten), haben Sie jetzt bereits mehrfach bestätigt?
Und die Erzählung von den (spät) eifrig recherchierenden Medien glaube ich schlicht nicht. Das ist nämlich eine reine Glaubensfrage – Ihre Darstellung beruht auf Selbstauskünften Beteiligter.
„Dass die (lokale) Politik versucht hat, die Fälle nicht zu verfolgen (Skandal klein halten), haben Sie jetzt bereits mehrfach bestätigt? “
Alter Schwede! Warum fragst Du wiederholt so einen Blödsinn? Kannst oder willst Du nicht lesen??
„Und die Erzählung von den (spät) eifrig recherchierenden Medien glaube ich schlicht nicht. Das ist nämlich eine reine Glaubensfrage – Ihre Darstellung beruht auf Selbstauskünften Beteiligter.“
Ich habe die Selbstauskuft verlinkt, um zu zeigen, dass sogar er selber einräumt zu lange gebraucht zu haben, mit anderen Worten ihren Vorwurf z.T. zu bestätigen. Aber wie gesagt, lesen können und wollen.
„Meine“ Darstellung beruht u.a. auf der von Ihnen genannten Quelle und vielem mehr.
Die Recherchearbeit wurde mehrfach ausgezeichnet (siehe Begründungen unten)
Ohne (jemanden wie) Andrew Norfolk wüssten weder wir noch die britische Öffentlichkeit von den Fällen.
Ein Opfer des Skandals sieht das auch so,
„Andrew Norfolk printed my story and thank God he did. That triggered off the Jay report, that triggered off everything – everything that has happened was due to Andrew printing the story.”
Aber klar, Thorsten Haupts „glaubt“ etwas anderes…
So viel Dummheit und Verachtung kann man sich echt nicht ausdenken.
„The Paul Foot Award 2012 – Winner
Andrew Norfolk
The Times
Child sexual exploitation
Andrew Norfolk’s two-year investigation into the targeting, grooming and sexual exploitation of teenage girls by organised groups of men has prompted two government-ordered inquiries, a parliamentary inquiry and a new national action plan on child sexual exploitation.
The investigation revealed a crime model that police and care agencies refused to recognise – that most of the victims were white and a majority of those in identified abuse networks were men of Pakistani origin.
Andrew Norfolk’s powerful articles revealed how the reluctance of agencies to acknowledge and confront a widespread form of abuse in deprived northern communities had broken families and shattered the lives of some of society’s most vulnerable children.
Andrew Norfolk’s reports consistently ran throughout last year, exposing past failures to protect children and prosecute offenders – when detailed intelligence was held about victims and perpetrators. The campaign has been instrumental in forcing all concerned with the protection of children to give a higher priority to cases of sexual exploitation.“
British Journalism Awards Hall of Fame
2014
Journalist of the Year (sponsored by TSB) – Andrew Norfolk, The Times
Norfolk was named journalist of the year for his long-running investigation into child abuse. Judges said he “stood out as a magnificent example of what can be achieved by an ordinary reporter”.
A judges’ statement said: “It was a local story which exposed an appalling, unpalatable and almost unbelieveable scandal. Norfolk and The Times refused to give up until the child grooming gangs were exposed and the problem was addressed at a national level.
“It was an investigation which began with a front page story in January 2011 and culminated in the Jay report published in August this year which revealed council and law enforcement failures which contributed to 1,400 children being abused in Rotherham alone.
“It has been journalism which has made a difference, which gave a voice to people who no-one was listening to and which proved that sometimes journalists can step in when police, local and central government have all failed.”
Ohne Beleidigungen kommen Sie nicht mehr aus, nein?
Ich widerhole hier, weil das verlorenzugehen droht, noch einmal meine Kernthese:
Britische Politik und britische Qualitätsmedien versuchten, den Skandal klein zu halten.
Evidenz dafür ist schlicht:
– Die gesamte lokale Politik wusste über mehr als 20 Jahre (Teile) davon und hat weder etwas gesagt noch etwas getan. Damit war das erkennbar ein systemisches Problem und kein Einzelfall. Sprich, die Handlungsverweigerung trotz Schwerstverbrechen lag in der Funktionslogik der damaligen Politik
– Trotz mindestens halböffentlicher Reports brauchten die Qualitätsmedien 8 Jahre, bis der Skandal wirklich öffentlich wurde
Mache sich jeder sein eigenes Bild. Ich muss meine politischen Kontrahenten übrigens nicht beleidigen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Sorry, aber ich verstehe Wächters Ärger. Du könntest einfach sagen, dass dir die Aufklärung zu langsam ging. Fair enough. Aber „versuchten klein zu halten“, noch dazu so undifferenziert, ist einfach weit übers Ziel hinausgeschossen, und wenn dazu alle deine Belege dein Bauchgefühl sind – für solche vorwürfe muss die Latte einfach höher hängen, und du reißt sie mit Genuss.
Wer mehrfach die gleichen bescheuerten Fragen stellt, den gleichen Blödsinn wiederholt und Dinge behauptet ohne auf Antworten einzugehen oder auch nur in irgendeinerweise Argumente, Belege oder sonst was zu bringen, muss sich nicht wundern, wenn das Gegenüber ausfällig wird. Sich dann über die Ausfälligkeit zu beschweren ist billig.
Grußlos raus
derwaechter
Hach, wie schön. „Ich wurde getriggert, ich konnte nicht anders.“ Wusste gar nicht, dass Sie das als Argument gelten lassen, jetzt weiss ich´s.
@Stefan S.:
Hast Du schon mal erlebt, dass ich ausfällig werde, wenn ich mich über jemanden oder etwas ärgere?
Nein.
Über die Motive von Musk muss man nicht lange rätseln.
„Es ist v.a. der Times (Journalist Andrew Norfolk), aber auch anderen klassischen Medien, zu verdanken, dass der Skandal aufgedeckt und nicht weiter kleingehalten werden konnte.“
Wie Thorsten Haupts schon gesagt hat: Erst 8 Jahre später.
Vor allem: Niemand behauptet, alle Journalisten wären komplett schlecht und einseitig. Es gibt immer noch einige, die ihren Beruf seriös machen und auch recherchieren.
Auch die Correctiv-Lügen sind ja von klassischen Journalisten aufgedeckt worden.
Aber das sind dann halt die Einzelfälle, in denen jemand mal genauer nachschaut, während der Rest der Meute nachheult, was die Leitmedien vorgeben.
Und die Korrekturen kommen dann als einzelne Artikel in wenigen Zeitungen – während die Falschmeldungen vorher über Tage in allen Medien verlautbart wurden. Während die Correctiv-Sache zu einer riesigen Berichterstattung vor einem Jahr führte, haben die meisten Zeitungen die Korrekturen immer noch nicht gebracht. Die Sender m. W. auch nicht.
Absatz 1 und 2 mögen richtig sein (fehlt mir noch der Überblick für ein Urteil), aber Absatz 3 ist Quatsch.
Zu g)
Ganz so „bekloppt“ finde ich die Regel, niemanden mit Adipositas zu verbeamten, nun wirklich nicht. Extrem fette Leute sind schlicht weniger leistungsfähig und – wesentlich – krankheitsanfälliger.
Ich als Nichtlehrer habe auch das Gefühl, zu wenig Hintergrund zu wissen. Wenn dasteht „700 g zu viel“, stellt sich mir sofort die Frage, über welchem Grenzwert das ist. Ist das Teil eines amtsärztliches Eignungszeugnisses, das die gesamte Gesundheit begutachtet ? Wie sieht das Prozedere aus ? (Frage an die Lehrer hier)
Im konkreten Fall hat ein Gericht geurteilt. Ich stelle das nicht in Frage, bin nur mit der Pauschalverurteilung der prinzipiellen Regel nicht einverstanden.
Da haben wir schon ein weiteres PRoblem: das ist Willkür der Amtsärzt*innen und intransparent ohne Ende.
Das ist doch das Gute, gegen falsche Willkürentscheidungen gibt es einen Rechtsweg. Aber dass das Anliegen (der Staat möchte langfristig einsatzfähige „Staatsdiener“) und das Verfahren (Gesundheitsprüfung) legitim ist, kann ich unterstützen.
Grundsätzlich, klar. Es geht auch nur um die Frage des BMI als Kriterium. Das ist höchst fragwürdig.
Sorry Stefan, aber ein BMI von 30 ist immer und ausnahmslos ungesund. Selbst dann, wenn der/die Betreffende zum Teitpunkt einer Untersuchung noch gute Gesundheitswerte hat.
30 heisst, jemand wiegt bei einer Grösse von 1, 75 Meter 92 Kilogramm.
Leider eben nicht. Ich dachte früher das gleiche und wurde im Zusammenhang mit den Abnehmdebatten (ich bin da ja selbst durch) mehrfach zurechtgewiesen worden, dass dieser kausale Zusammenhang so nicht besteht. Die Risiken steigen deutlich, und ja, das ist ungesund und sollte nicht. Aber es ist nicht belastbar genug für die Folge, die die draus machen, und schon gar nicht, wenn viel krassere Risikofaktoren ignoriert werden.
Und es völlig egal ist, was nach Tag X passiert.
Nur: Kettenrauchen zählt nicht als Hinderungsgrund. Und spätestens da wird das System unglaubwürdig.
Yup, DAS ist ein Argument. Ein gutes.
Zu s)
Trotzdem muss man der Correctiv-Redaktion herzlich gratulieren. Sie hat es mit einer erfundenen Unterstellung in alle deutschen Qualitätsmedien geschafft und Millionen auf die Strasse gebracht. Das ist schon eine reife Leistung!
Jepp. Vollidioten.
„Ich halte diesen Mangel an Optimismus und Vertrauen sowie die Beliebtheit für apokalyptische Szenarien für zentrale Probleme unserer Zeit. “
Da stimme ich zu.
Nur sollte man auch erkennen, daß es Gründe für diese Entwicklung gibt. Die Lage ist insgesamt sehr schwierig, die Probleme wachsen – und es werden keine Maßnahmen entschieden, die zur Lösung beitragen könnten. Wieso sollte man da optimistisch sein?
Und wieso sollte man Vertrauen in Politiker haben, die diese Probleme größenteils ableugnen bzw. nur mit Sprechblasen darauf reagieren.
Die letzten 20 Jahre sind zentrale Themen wie demographischer Wandel, Migration, Bildung, Digitalisierung, Überbürokratisierung im wesentlichen ignoriert worden, teilweise wurden sie sogar durch politische Maßnahmen noch verschlimmert. Immerhin, wir leben noch. Aber das haben wir nicht der deutschen Politik zu verdanken.
Sehr allgemeine Probleme wie demographischer Wandel, Migration, Bildung, Digitalisierung, Überbürokratisierung bilden keine Basis, um daraus Lösungswege zu operationalisieren, d.h. Maßnahmen entwickeln, um die Defizite abzubauen.
Man muss ernsthaft analysieren,
– was genau dazu führt, dass etwa die französische Verwaltung viel schneller digitalisiert als die deutsche.
– Oder warum hier so viele Ukrainerinnen mit Ausbildung nicht arbeiten.
Mit einem gewissen Einblick kann man die Stolpersteine erkennen. Ich habe den Verdacht, dass es oft an überforderten Führungskräften liegt.
Wir entwickeln hier eine große behördliche Software im Verbund und manche Teams kooperieren nicht, weil sie mit bestimmten modernen Anforderungen nicht klarkommen. Ich bin bei den Meetings nicht anwesend, aber die sollen echt sagen „Aber wir machen das schon seit 20 Jahren so und das war immer ok“.
Anderes Problem: Ich wettere hier immer routinierter Verschlimmbesserungs Change Requests ab, nur weil jemand ständig Visionen mit offensichtlich negativer Nutzen-Kosten Relationen entwickelt.
Diese 8 Minuten ZDF hier sind Gold wert.
https://www.youtube.com/watch?v=WJcdRnfy11E
Die ziehen offenbar mit Ukrainerinnen bezahlte Deutschkurse durch, an deren Ende über 50% durch die B2 Prüfung rasseln, die wiederum für viele Beschäftigungen mandatorisch ist. B2 läßt sich unterschiedlich interpretieren. Hochtheoretisch-abstrakt oder pragmatisch. In einem abstrakt-akademischen Rahmen können vielleicht promovierte Linguisten eine Sprache lernen, aber Mediziner, Softwareingenieure, Psychologen und Ingenieure vermutlich eher nicht. Ihre Sprachfähigkeit erwerben die ohnehin tatsächlich erst auf der Arbeit. Mir haben über die Jahre einige Kollegen erzählt, dass die am Anfang fast nix verstanden haben. Ich habe das auch schon bei Frischlingen beobachtet. Das geht wirklich schnell.
Man könnte vielleicht mal den Ball ein bisschen flach halten.
Da ist selbst in Frankreich die Stimmung besser und denen geht es sozioökonomisch viel schlechter. Von Chile oder Argentinien kann ich da gar nicht reden.
Ich find vieles einfach zu stur. Bürokratie wird als Problem angesehen, aber das bleibt ein lösbares Problem, wenn gewisse Leute mal von ihrem hohen Roß absteigen könnten.
Natürlich liesse sich gegen Immigranten vorgehen, die zu sehr bestimmten in Deutschland unbeliebten Features ihrer Ursprungskultur verhaftet bleiben oder die Konflikte ihrer Kultur den Deutschen zu nahe bringen wollen. Gleichzeitig könnte man ausländische Berufsabschlüsse anerkennen und in Deutsch-Kursen nicht vogelwild Grammatikregeln in die Köpfe klopfen, statt die Lernenden zu ermutigen. Hier wäre ein konkreter Ansatzpunkt für den Bürokratie-Wandel.
https://www.youtube.com/watch?v=WJcdRnfy11E
Für den Erwerb meiner Spanischkenntnisse gab es einen entscheidenden Wendepunkt.
Ein Kubaner sagte mir „El cubano comprende el mundo hablando.“ Übers: „Der Kubaner versteht die Welt, indem er redet.“ Checkmate liebe Sprachwissenschaftlichespracherwerbexpertengremien de BAMF.
Das Problem in diesem Land sind nicht irgendwelche schlechtbezahlte Leute, die mal krankfeiern. Das Problem sind traurige Gestalten wie Jens Reimann (Minute 5:16). Ich mache in Französisch viele Grammatikfehler, aber ich kann mich in Frankreich inzwischen verständigen, auch wenn die mein Französisch meist, aber nicht unbedingt immer direkt verstehen, komplexe historische Bücher, yt & Fernsehen schauen und mit Genuß femministische Comics lesen (Bobigny 1972). Die Verbesserungen kommen mit der Zeit eh automatisch. Da muss man natürlich von gewissen Perfektionsansprüchen zwischenzeitlich Abstand nehmen.
Ich berücksichtige Konzepte wie Konnektoren … wenn ich einen kurzen Text schreibe und beim Erlernen meiner vierten Fremdsprache. Für Leute, die vielleicht die erste oder zweite nicht-slawische Sprache lernen dürfte das zu abstrakt sein.
Ich wäre auch für die Neubewertung der Atomkraft offen. Natürlich hat das auch finanziell Risiken, nur gibts die mit einer rein regenerativen Strategie vielleicht noch viel stärker. Warum also nicht diversifizieren?
l) Warum es wenig bringen wird, Kindern soziale Medien zu verbieten
Findest Du wirklich, dass man Kinder nicht erziehen muss? Erziehung funktioniert typischerweise, in dem Kindern gesagt wird, was sie alles nicht dürfen, wie man sich zu verhalten (und zu benehmen) hat. Ja, Erziehung, also die gute, funktioniert zu einem ganz wesentlichen Teil über Verbote. Aber es ist schräg, Erwachsene mit Kindern zu vergleichen. Gut, Linke tun das gerne, denn in ihrem Sinne und ihren Ideologien müssen auch Erwachsene erzogen werden – zumindest dann, wenn sie sich nicht so verhalten, wie Linke das wollen.
x) SPD – eine Partei macht sich überflüssig, weil sie die Arbeiter vergisst (Welt). Mein Lieblingsgenre: die SPD muss machen, was ich für richtig halte, damit sie „die Arbeiter“ zurückgewinnt.
Wenn ich länger darüber nachdenke, empfinde ich diese Sicht und Kommentierung außerordentlich zynisch. Und es entspricht linker politischen Hässlichkeit, wie ich 2013 erfahren habe.
Ich bin der SPD emotional zugeneigt, das ist kein Geheimnis. Ich glaube auch, dass selbst eine Sozialdemokratie mit einem 50jährigen Gerhard Schröder an der Spitze mich kaum dazu bringen würde, mein Kreuz bei der Partei zu machen. Jemand mit meiner Vita, mit meinen inneren Überzeugungen, Einkommen und Freiheitsgeist kann nicht Zielgruppe einer mittig-linken Partei sein. Zu keiner Zeit.
Wünsche ich der Partei deswegen den parlamentarischen Exitus oder nur desaströse Wahlergebnisse unter 20 Prozent? Auf gar keinen Fall, warum sollte ich?! Im Gegensatz zu solchen Ansichten ohne intellektuelle Weitsicht verstehe ich, dass ein parlamentarisches demokratisches System nur dann gut funktioniert, wenn es ausgewogen ist und alle wesentlichen gesellschaftlichen Gruppen sich repräsentiert fühlen. Ich wünsche nicht den Ausschluss bestimmter politischer Ansichten, weil sie mir nicht gefallen. Das ist eine woke Sicht, die genug Schaden in den Demokratien angerichtet hat.
Seit der letzten Bundestagswahl hat die AfD in den Umfragen 11 Prozentpunkte zugelegt und die SPD 11 Prozentpunkte verloren. Das linke Lager insgesamt ist geschrumpft. Es ist nicht weit hergeholt und durch Wählerbefragungen bestätigt, dass ein hoher Prozentsatz ehemaliger Parteigänger der SPD bei den Rechtspopulisten gelandet ist. Es ist richtiggehend bösartig, wenn sich Linke hinstellen und meinen, das wäre ja nicht schlimm, man will ja nichts mit den „Falschen“ zu tun haben.
Vielen fehlt heute einfach der Respekt vor gegenteiligen Ansichten, die genauso viel wert sind wie die eigenen. Wenn die SPD eine Politik macht, die 30 Prozent der Bürger für sie einnimmt, ist mir das Recht. Nicht recht ist mir, wenn die SPD eine Politik betreibt, die immer mehr potentielle Wähler verzweifeln lässt und sie in die Arme von politischen Außenseitern treibt. Die angeblichen Sympathisanten der SPD sehen das anders, wie solche Kommentare zeigen.
Zu r)
Jede/r, der eine Mehrheit in einem beliebigen Parlament dieser Welt plus eine Schlägertruppe auf der Strasse hat, kann jede beliebige Demokratie innerhalb von Tagen ausser Kraft setzen. Die Demokratie – jede Demokratie – lebt von einer Voraussetzung, die sie nicht selbst erzeugen kann: Dem Willen einer (grossen) Bevölkerungsmehrheit zur Demokratie und ihren Grundregeln. Dafür ist es am Ende des Tages völlig wurscht, ob und welche Schutzmechanismen in einer Verfassung niedergeschrieben sind.