Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Musk Is Going All In to Elect Trump
Der Artikel beschreibt, wie Elon Musk, der reichste Mann der Welt, sich in die US-Präsidentschaftswahl eingemischt hat, insbesondere zur Unterstützung von Donald Trump. Musk hat seine Bemühungen darauf konzentriert, Trumps Wiederwahl zu fördern, indem er unter anderem eine Super-PAC finanzierte und mit einer Vielzahl von Strategien versuchte, Wähler zu mobilisieren. Er nutzte seine Plattform X (früher Twitter) zur Verbreitung von Trumps Botschaften und sogar Verschwörungstheorien über die Demokratische Partei. Musk hat in den letzten Monaten mehrfach den engen Kontakt zu Trump gesucht, obwohl er ihn früher abgelehnt hatte. Jetzt unterstützt er ihn mit einer intensiven persönlichen und finanziellen Kampagne. Dies umfasst unter anderem Wahlkampfstrategien, wie das Rekrutieren von Freiwilligen und die Koordination von Tür-zu-Tür-Kampagnen. Der Artikel betont, dass Musks Handlungen in dieser Form ohne historisches Vorbild sind und dass er das politische System auf ähnliche Weise beeinflusst, wie er es bei seinen Unternehmen tat. Die enge Verbindung zwischen Musk und Trump wurde von vielen als problematisch wahrgenommen, da Musk auch Falschinformationen über die Wahl verbreitet und behauptet, dass das Überleben der Menschheit von Trumps Sieg abhänge. (Theodore Schleifer/Maggie HabermanRyan /Mac/Jonathan Swan, New York Times)
Habe ich heute schon einmal auf das Problem der Vereinbarkeit von Milliardär*innen und Demokratie aufmerksam gemacht? Hier haben wir wieder einmal ein großartiges Beispiel dafür. Inwiefern Musk dazu beitragen kann, dass Trump gewinnt, ist für mich dabei die unklarere Frage. Musk ist ein Unsympath, er ist zutiefst weird, sagt ständig merkwürdigen Kram und passt teilweise gar nicht ins typische MAGA-Bild. Angesichts der Probleme, in denen sich die Trump-Kampagne befindet, hat er aber tatsächlich eine stabilisierende Wirkung, vor allem, was Geld anbelangt: das ist bei Trump bekanntlich notorisch knapp. Wenn Musk wirklich seine Ankündigungen wahr macht (was ein großes „Wenn“ ist) und in großem Maßstab „on the ground“ Leute fürs canvassing bezahlt, wäre das ein game changer. Milliardär*innengeld ist oftmals weniger wirkungsvoll als man annehmen könnte, weil es dummes Geld ist: es wird gerne in teure Werbespots investiert. Am besten ist es aber gerade in den erwähnten Bereichen, in denen es aber nicht sexy ist. Es bleibt spannend, das zu beobachten – und beunruhigend.
2) We watched 20 Trump rallies. His racist, anti-immigrant messaging is getting darker.
Donald Trump hat seine fremdenfeindliche und rassistische Rhetorik im Endspurt des Präsidentschaftswahlkampfs weiter verschärft, insbesondere in Reden wie seiner jüngsten in Aurora, Colorado. Er stellt Migranten als „blutrünstige Verbrecher“ und „die gewalttätigsten Menschen auf der Erde“ dar, die das Land und seine Kultur zerstören würden. Dabei beschwört er die Vorstellung einer „Invasion“ von Migranten innerhalb der US-Grenzen, die seiner Ansicht nach die USA von innen heraus zersetzen. Trump schlägt massive Internierungslager und Massendeportationen als Lösung vor und verspricht, die Präsidialmacht zu nutzen, um Migranten zu verfolgen. Seine Rhetorik beinhaltet zunehmend Verschwörungstheorien und extreme, abwertende Aussagen über Migranten, die er als „Tiere“ oder „Mörder“ bezeichnet. Diese Eskalation seiner Botschaft erinnert viele Beobachter an faschistische und autoritäre Ideologien, insbesondere an die von Nazi-Deutschland. Historiker und Experten für politische Rhetorik warnen vor den potenziellen Folgen dieser extremen Sprache, die Menschen dazu bringt, grausame Maßnahmen gegen Minderheiten zu akzeptieren. Trumps Angriffe auf Immigranten und seine Nutzung rassistischer Stereotype scheinen auf breite Zustimmung bei seiner Anhängerschaft zu stoßen, obwohl zahlreiche Studien zeigen, dass Migranten weniger wahrscheinlich Straftaten begehen als in den USA geborene Bürger. (Myha Ward, Politico)
Siehe dazu auch „Donald Trump’s Fascist Romp„. Genauso wie die mentalen Ausfälle des Ex-Präsidenten, die mittlerweile schlimmer als alle sind, die Joe Biden je produziert hat (nur ein Beispiel) und die in den Medien kaum zu mehr als dem Äquivalent eines leichten Stirnrunzeln führen, ist die zunehmende Verschärfung sowohl der programmatischen Forderungen als auch der Rhetorik etwas, das einfach als gesetzte Größe betrachtet wird. Dabei ist es das nicht. Natürlich ist es möglich, dass Trump, der explizit faschistische Rhetorik nutzt und faschistische Politikforderungen erhebt, das „nur“ als Stilmittel benutzt. Aber vielleicht auch nicht. Sein Umfeld nimmt es jedenfalls nicht als Stilmittel, sondern als Versprechen und Ankündigung. Es kann doch nicht wahr sein, dass mit einer solchen Unbekümmertheit auf den qualitativen Wandel dieser Kandidatur reagiert wird…?
3) Immer sind die anderen schuld
Der Artikel kritisiert die unausgewogene deutsche Außenpolitik im Nahen Osten, insbesondere die Position von Außenministerin Annalena Baerbock, die stark pro-israelisch wahrgenommen wird. Während Baerbock auf ihre zahlreichen Besuche in Israel verweist, beklagt der Autor die mangelnde Aufmerksamkeit für das Leid der Menschen in anderen Teilen der Region, insbesondere im Libanon. Der Artikel beschreibt die Eskalation der Gewalt durch israelische Angriffe auf den Libanon und die hohen zivilen Opferzahlen, die im Westen weitgehend ignoriert würden. Es wird argumentiert, dass der Westen das Leid der Menschen im Nahen Osten durch eine verzerrte Darstellung der Konflikte rechtfertigt, in der Israel als Verteidiger westlicher Werte dargestellt wird, während arabische Länder und ihre Bewohner systematisch entmenschlicht würden. Besonders scharf wird kritisiert, dass diese Narrative genutzt würden, um das Vorgehen Israels zu rechtfertigen, während das eigentliche Ziel, eine friedliche Lösung, durch die politische Führung in Israel nicht verfolgt werde. (Hanna Voss, taz)
Ein Artikel mit ähnlichem Tenor findet sich auch in der FAZ, falls jemand denkt, das sei nur von Links. Ich lese in der letzten Zeit immer häufiger aus einem breiten Spektrum Verurteilungen der israelischen Kriegsführung, und ich muss ehrlich sagen, dass ich selbst bei dem Thema mehr und mehr schwimme. Auf der einen Seite habe ich nicht die geringste Lust, mich von den „From the River to the Sea“-Trotteln instrumentalisieren zu lassen, aber nützlicher Idiot für Netanyahu will ich auch nicht sein. Dass die Debatte mit einer irren Heftigkeit und gegenseitigen Maximalvorwürfen (Antisemitismus vs. Genozid) geführt wird, hilft da echt auch nicht. – Baerbock indessen kann da auch nichts richtig machen. Entweder wird sie kritisiert, weil sie nicht entschlossen und 120%ig genug hinter Israel steht, oder sie wird dafür kritisiert, dass sie zu sehr hinter Israel steht. Auch da lese ich ständig beides und völlig Widersprüchliches. Vermutlich ist das ein Zeichen eines halbwegs vernünftig beschrittenen Mittelwegs. Nur: ist der Mittelweg hier gut? Erneut, ich schwimme.
4) »In den Kitas verspielt man die Bildungspotenziale von Kindern« (Interview mit Veronika Verbeeck)
Veronika Verbeek, Psychologin und Bildungswissenschaftlerin, kritisiert in einem Interview die zunehmende Tendenz, Kinder immer früher in Kitas zu schicken. Sie argumentiert, dass der frühe Aufbau einer sicheren Bindung zu den Eltern entscheidender für die kindliche Entwicklung sei als die frühe Fremdbetreuung. Insbesondere lange Betreuungszeiten für sehr junge Kinder in Kitas würden zu erhöhtem Stress führen, was durch Studien belegt sei. Verbeek sieht die frühzeitige Kita-Betreuung weniger als Bildungsförderung, sondern eher als politisch und wirtschaftlich motivierte Maßnahme. Sie plädiert für eine längere Elternzeit und betont, dass es keine belastbaren Belege dafür gebe, dass früh betreute Kinder später Vorteile haben. Zudem kritisiert sie die sogenannte „Selbstbildung“ in Kitas, die den Kindern zu viel Eigenverantwortung überlasse, was sie überfordern könne. Verbeek fordert eine ausgewogenere Pädagogik, die strukturierte Lernprozesse mit freiem Spiel kombiniert und Kinder nicht durch übermäßige Partizipation verwöhnt. (Silke Fokken)
Ich teile Verbeecks zentrale These, dass vor allem arbeitsmarktpolitische Motive hinter dem Kita-Ausbau und dem Wandel stecken. Deswegen ist, glaube ich, die Situation auch nicht besonders gut: die ganzen pädagogischen Aspekte spielen vor der Logistik bestenfalls eine sekundäre Rolle. Aber ich kann viele ihrer Annahmen in dem Artikel nicht teilen. Sie tritt als Wissenschaftlerin auf, aber viele ihrer Aussagen stellen deutliche Wertungen dar. Das ist soweit ja nicht verwerflich; ich will von meinen Wissenschaftler*innen gerne Schlussfolgerungen. Aber: ein Gutteil ihrer Setzungen ist normativ, will heißen: es ist eine reine Meinungsfrage. Und das vermischt sie komplett mit dem Thema. Dazu kommt, dass sie zwar gerne darauf verweist, dass ihre Forschung bei manchen (!) Kindern negative Effekte gezeigt hat, aber wenig Alternativen bereithält, denn die wirtschaftlichen Zwänge sind, wie sie sind. Daher wird hier vor allem Moralisieren mit Studien betrieben.
Der Artikel befasst sich mit der Frage, warum das Sitzenbleiben in Schulen trotz überwältigender Belege für seine Ineffektivität immer noch existiert. John Hattie zeigt in seiner Studie von 2023 auf, dass das Sitzenbleiben mehr schadet als nützt, mit einer negativen Effektstärke von -0,24. Schüler, die eine Klasse wiederholen, profitieren langfristig nicht, selbst wenn sie im Vergleich zu ihren neuen Klassenkameraden ähnlich abschneiden. Zudem werden negative Auswirkungen auf die soziale und emotionale Entwicklung der Kinder dokumentiert. Es wird weiter argumentiert, dass das Sitzenbleiben insbesondere bei benachteiligten Kindern, Jungen und ethnischen Minderheiten häufiger vorkommt. Kritiker wie Klaus Klemm oder die Roland-Berger-Stiftung betonen, dass diese Praxis ineffektiv und teuer ist. Trotz dieser Erkenntnisse halten viele Schulen an der Tradition des Sitzenbleibens fest, was auf systemische Hindernisse, veraltete Lehrkonzepte und eine mangelnde Förderkultur zurückzuführen ist. Klemm schätzt die jährlichen Kosten dieser Maßnahme auf über eine Milliarde Euro, die sinnvoller in individuelle Fördermaßnahmen investiert werden könnten. (Roland Grüttner, News4Teachers)
Es ist genauso eine Endlosdebatte wie die über Kopfnoten: wir wissen längst, wie nutzlos der Kram ist, aber aus einem Strafbedürfnis heraus ist es politisch quasi unmöglich, auf Sitzenbleiben zu verzichten, wirtschaftliche Flurschäden und Nutzlosigkeit hin oder her. Es ist völlig irrelevant, wie die Faktenlage bei diesem Thema ist, weil es sich so anfühlt, als müsste Sitzenbleiben existieren, und das ist alles, was zählt. Was Grüttner im Übrigen nicht auflistet ist der soziale Faktor von Sitzenbleiben. In dem kann ich die einzig sinnvolle Konsequenz erkennen. Denn manchmal tut es einer Person gut, den Klassenverband zu verlassen und in einen anderen zu kommen. Besonders bei emotionaler Unreife (weniger bei kognitiver) kann das manchmal nützlich sein. Aber das hängt dann weniger an den Noten. Ich spreche da aus Erfahrung; ich bin in der 9. Klasse selbst sitzengeblieben. Für die Noten tat es gar nichts, ich hatte im Wiederholungsjahr dann eine 4 statt einer 5 und in der 10. Klasse bereits wieder in beiden Fächern 5en (nur halt jetzt auch die 2en zum Ausgleichen). Aber sozial war es für mich ein Unterschied wie Tag und Nacht, daher rückblickend ein Glücksfall. Aber das hat nichts mit dem Zeugnis zu tun. In die Stufe drunter zu rutschen wäre vermutlich in der sechsten oder siebten Klasse besser gewesen, aber woher hätte man das wissen sollen? Die Noten verraten es jedenfalls nicht.
Resterampe
a) Relevanter Beitrag zu Handelsbilanzen in der FT.
b) Nobody’s jobs were taken away by illegal immigrants. Aber das Gefühl!
c) Why is everyone so quiet about war with Iran?
d) It’s Trump, Trump, Trump all the time. Ich glaube das ist für Harris gar nicht so schlecht.
e) Republicans hate Republican presidents. Ich glaube, die Erklärung mit „bad luck“ könnte für Trump und Bush Senior zutreffen. Bei Bush Junior…?
f) Just how bad is Twitter, really? Oh Gott, ja. Ich kann es nicht mehr hören.
g) It’s time to raise taxes, not cut them. Die Zahlen sind echt krass. Weiß jemand, wie das im Verhältnis für Deutschland ist?
Fertiggestellt am 15.101.2024
Zu 3)
Yup. Unsicherheit angesichts der Flut von israelkritischen Beiträgen verstehe ich. Was diese Kritiker aber nicht beantworten können, weil sie es nicht wollen:
a) re Libanon:
Wie schliesst man Frieden mit einer bis an die Zähne bewaffneten Privatmiliz in einem Nachbarland, die teilweise aus dem Iran kontrolliert wird und die das letzte Friedensabkommen (2007) schon lange vollständig beiseite gewischt hat?
b) re Palästina:
Wie etabliert man die von den Kritikern meist gewünschte Zweistaatenlösung, wenn ein Teil des zukünftigen „Partners“ von einer islamistischen, genozidalen Gruppe geführt wird, die andere von einer autoritären Gerontokratie und beide Gruppen expressis verbis gar kein Interesse an einer Zweistaatenlösung haben?
Solange es auf diese beiden einfachen Grundlagenfragen keine überzeugenden Antworten gibt – ich habe niemals welche gesehen – ist die Kritik billig und läuft nur daraus hinaus, Israel möge sich für die Ewigkeit mit periodisch widerholten Terrorangriffen abfinden und immer brav „angemessen“ und „proportional“ reagieren. Es gab und gibt keine Gruppe von Menschen weltweit, die diese Forderung dauerhaft leisten kann.
Deshalb bin ich auf Israels Seite. Dessen „Kritiker“ sind im allerbesten Falle naiv, in vielen anderen Fällen schlicht bösartig.
Gruss,
Thorsten Haupts
Bei dem Punkt „wie schließt man Frieden“ bin ich völlig bei dir. Da verstehe ich Israel auch. Was halt nicht mehr wirklich zu verteidigen ist ist die Kriegsführung.
Klar, ich vergaß: Du würdest jahrzehntelange Raketenangriffe und permanente Terrorgefahr still erdulden. Umgeben von Feinden, die Deinen Staat vernichten wollen.
Junge, nimm dich zurück bevor du mir hier solche Sachen vorwirfst.
Das Argument höre ich auch immer wieder. Als ehemaliger Militär – bei bewaffneten Gegnern, die sich, ihre Waffen und ihre Kommandozentralen bewusst unter Zivilisten mischen und tarnen, gibt es für die betroffene Zivilbevölkerung weder verlustfreie noch verlustarme Arten der Kriegführung, case closed.
Und dabei bleibt völlig außen vor, wer diesen Krieg sofort beenden könnte bzw. ihn ganz bewusst provoziert hat.
Die Israel-Kritiker sehen offenbar das Ziel „Vernichtung des Staates Israel und die Ermordung der Juden“ als legitim und gleichwertig an. Jedenfalls gibt es unendlich mehr Forderungen nach „Mäßigung“ oder einen Waffenstillstand an Israel als an die Gegenseite. Trotz der „Kriegsführung“ wird Israel noch aus den letzten Winkeln täglich mit Raketen beschossen. Die Israel-Kritiker halten das offenbar für zumutbar.
Ich habe dasselbe jetzt ein Jahr lang auch gesagt. Aber in letzter Zeit krieg ich immer wieder Bilder mit, wo ich wirklich zweifle, ob ich die Position aufrechterhalten kann in der Absolutität.
Es gibt keinen einheitlichen Block „der Palästinenser“ oder „der Araber“ die Israel zerstören wollen. Die sollten unter den Palästinensern/Arabern Positionen stärken, die eine zwei Staaten Lösung mit dauerhaftem Frieden wollen. Insbesondere unter Netanyahu hat sich Israel aber in die entgegengesetzte Richtung entwickelt.
Das Sicherheitspolitische Trittbrettfahren Europas kommt irgendwann an ein Ende. Die USA wird sich irgendwann zurückziehen, vielleicht schon sehr bald. Wir brauchen zumindest Teile der arabischen/muslimischen Welt als Verbündete gegen Moskowien.
Israel gehört zum Nahen Osten. Der Nahe Osten gehört nicht zu Europa.
Israel möge sich für die Ewigkeit mit periodisch widerholten Terrorangriffen abfinden und immer brav „angemessen“ und „proportional“ reagieren.
In der Tat, das scheinen viele im Westen tatsächlich so zu meinen. Für sich selbst würden sie das allerdings nie akzeptieren.
Eben die ganz klassische Judenfeindlichkeit. Für Juden gelten andere Regeln.
@ Tim 29. Oktober 2024, 08:47
In der Tat, das scheinen viele im Westen tatsächlich so zu meinen. Für sich selbst würden sie das allerdings nie akzeptieren.
ja.
Eben die ganz klassische Judenfeindlichkeit.
Weiß nicht. Für die Ukraine sehe ich eine ähnliche Denke.
Dort sehe ich es genau umgekehrt sehen: Wagenknecht & Co. sind nicht spezifisch ukrainefeindlich, sondern russlandfreundlich. Bei Finnland, Baltikum, Polen usw. würden/werden sie ähnlich argumentieren.
Ok, und warum sind die Leute dann nicht Palästinenserfreundlich?
Viele Deutsche geringschätzen Polen und Ukrainer. Ich habe in polnischen Hotels auf Gängen und am Frühstückstisch unglaublich arrogantes Zeug in Gesprächen zwischen deutschen Touristen gehört. Ukrainer, Letten und Litauer werden oft als quasi-Russen wahrgenommen, obwohl sie es historisch nicht sind.
Finnen und Esten werden mehr respektiert, aber viele wären auch nicht bereit Opfer für die Existenz eines freien Finlands oder Estlands zu tragen.
Franzosen sind im Kontext einer längeren Identitätskrise noch schlimmer. Deshalb ist ja Rassemblement National mit seinen starken Wurzeln im Vichy-Frankreich so beliebt, aber die Deutschen bewegen sich leider auch in diese Richtung.
Eben.
Und Palästinenser haben sich damit abzufinden,
– dass israelische Siedler weiterhin Eigentumsrechte in der Westbank mißachten und ihr Land besetzen, weil das Land zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer laut göttlichem Plan israelisch ist.
– dass die Lebensgrundlage für eine größere Bevölkerung im Gaza Streifen für eine längere Zeit zerstört wurde.
Ich sehe da auch eine Geringschätzung von Europäern gegenüber Menschen aus Nahost.
(… (abzufinden) … – dass die Lebensgrundlage für eine größere Bevölkerung im Gaza Streifen für eine längere Zeit zerstört wurde.
Yup, haben sie. Ihre Regierung wollte den Krieg, genauso wie die deutsche Regierung den Krieg 1939 wollte. Bin nur froh, dass die Palästinenser nicht die Möglichkeiten Deutschlands hatten und haben.
Hat mit Geringschätzung überhaupt nichts zu tun. Frieden für die Bewohner Gazas hätte supereinfach erzielt werden können – einfach aufhören, Israel und Israelis anzugreifen. Wollten deren Regierung und nach den bruchstückhaften Informationen grosse Teile deren Bevölkerung nicht – jetzt tragen sie die Konsequenzen. Ich habe für sie dasselbe Mitleid, wie für die Deutschen von 1945, die Nordkoreaner von 1951 oder die Iraker von 1991. Nämlich keines.
Gruss,
Thorsten Haupts
Bei all seinem Grauen kann der Terror-Angriff der Hamas vom Oktober 2023 nicht mit Hitler-Stalinpakt, Unterjochung Mittelosteuropas, Belarus und der Ukraine, der Shoa, der Bombardierung Englands, der Eroberung Belgiens und der Niederlande etc. verglichen werden.
Hamas wußte schon, warum sie nach 2006 keine Wahlen mehr abgehalten haben. Die hatten im Gazastreifen trotz aller Schikanen der Israelis keine Mehrheit.
Zu dem Thema Siedlungspolitik im West-Jordan Land schweigst Du.
Irak 1991: Der zweite Irak-Krieg war noch so ein großer Fehler.
Israel kann machen, was es will. Aber wir sollten es nicht in diesem Krieg unterstützen. Die Kosten schwächen unsere ohnehin schon stark gefährdeten Sicherheitsinteressen.
Sehe ich ähnlich.
Israel hat meiner Meinung keine andere Wahl und auch die Verpflichtung seine Bürger vor solchen Terrorüberfällen zu schützen. Ohne Militär ist das in Gaza schlicht nicht anders möglich.
Das ist auch kein Genozid, wenn Istael den wirklich machen wollte, wären sie bei ihrer militärischen Überlegenheit damit schon durch.
Gerade aus Gaza hat sich Israel komplet zurück gezogen. Die Grenze zu Israel war auch im Gegensatz zur Grenze Gazas mit Ägypten offen.
Sehr viele Palästinenser aus Gaza gingen regemäßig nach Israel um zu arbeiten, einzukaufen oder zu Ärzten. Natürlich nur nach scharfer Kontrolle. Die Behauptung Gaza wäre ein israelisches Gefängnis ist einfach falsch.
Das Verhalten Israels in Westjordanland und Ostjerusalem ist hingegen viel kritischer zu sehen, da reagiert der Westen zu lasch und kritisiert Israel viel zu wenig, z.B. die Verweigerung der Wiedereinreise von Palästinensern aus Ostjerusalem, wenn die so und so lange außer Landes waren ist einfach kriminell und nicht vom Völkerrecht gedeckt.
Was bei dem Angriff Irsaels übrigens häufig untergeht, ist die kleine Tatsache, dass die Geiseln noch nicht alle frei sind oder wenigstens tot gefunden wurden. Warum sollte Israel jetzt aufhöhren?
zu 4:
„Sie argumentiert, dass der frühe Aufbau einer sicheren Bindung zu den Eltern entscheidender für die kindliche Entwicklung sei als die frühe Fremdbetreuung“
Fremdbetreuung, was für ein Wort. Im Kindergarten oder Hort haben die Kinder Kontakt zu anderen Kindern. Das ist heute bei der ein Kinder Familie viel wichtiger als eine „sichere Bindung“ zu Eltern (Welche auch nicht immer mehr als eine Person sind).
Jepp!
Jepp??
Fremdbetreuung ist doch eine ganz richtige (und wertfreie) Bezeichnung, dafür das die Betreuung außerhalb der Familie stattfindet.
Und das bei Kleinkindern (und um die geht es doch, nicht um drei oder sechsjährige) der Kontakt zu anderen Kindern wichtiger als eine sichere Bindung zu den Eltern sei, ist, vorsichtig ausgedrückt, eine sehr gewagte These.
(3 – Israel)
Ich lese in der letzten Zeit immer häufiger aus einem breiten Spektrum Verurteilungen der israelischen Kriegsführung,
Israel kann, sollte und muss das egal sein. Weder die westliche Öffentlichkeit noch westliche Zeitungen haben in den vergangenen Jahrzehnten dazu beigetragen, einer friedlichen Lösung des Konflikts näherzukommen.
Die lokalen Bevölkerungen im Gaza-Streifen und im Libanon übrigens auch nicht. Israel zeigt seinen Gegner gerade das entsprechende Preisschild. Sie könnten das zum Anlass nehmen, vernünftige Schlüsse aus der Situation zu ziehen. Wenn ihnen das nicht einmal jetzt gelingt, hält sich mein Mitleid sehr in Grenzen.
Der Nahostkonflikt kann einzig und allein von der arabischen Seite friedlich gelöst werden. Das sollten langsam auch mal westliche Journalisten begreifen.
Ja und Nein – sicherlich ist die arabische Seite entscheidend, aber es braucht auch auf der israelischen Seite ein Commitment sich auf eine Friedenslösung einzulassen. Und da hast auch Extremisten in der Regierung sitzen, die ein Israel in den Grenzen König Davids wiederherstellen wollen und alles tun, um den Friedensprozess zu unterminieren.
Der beste Weg für Deutschland ist es genau das Zivilgesellschaftliche Engagement auf jüdischer, arabisch-christlicher und arabisch-muslimischer Seite zu stärken, dass Ausgleiche sucht.
Mit einer ernst gemeinten friedlichen Lösung von arabischer Seite verlören die Extremisten in Israel ihre Legitimation.
Netanjahu wurde gewählt, weil sich die Wähler Sicherheit versprachen vor Terror und Vernichtung. (Leider ein Irrtum, aber das ist ein anderes Thema).
Ich stimme dir zu, was die Schuld angeht; allein, das rechtfertigt ggf. kein Kriegsverbrechen. Eine böse Tat erlaubt nicht eine andere.
Dann war die Bombardierung der deutschen Städte in WK II doch ein Kriegsverbrechen?
Würden die Allierten nach heutigen Maßstäben wohl nicht wieder so machen. Und mit heutigen Wissen und nach heutigen Maßstäben wären vergleichbare Angriffe so weit ich weiß als Kriegsverbrechen einzustufen.
Die britischen Nachtangriffe gegen die Bevölkerung sicher. Nach wie vor allerdings sind Angriffe z.B. gegen Kommunikationseinrichtungen, Produktions- oder Transportanlagen völkerrechtlich kein Problem, auch dann nicht, wenn dabei massenweise Nichtkombattanten getroffen werden, was bei laufenden Anlagen auch völlig unvermeidbar ist.
Völkerrechtlich verboten sind gezielte Angriffe auf die Zivilbevölkerung als solche. Mehr Schutz gibt das Völkerrecht nicht her, völlig abgesehen davon, dass es ohnehin nur die bindet, die entsprechende Abkommen unterzeichnet haben.
Gruss,
Thorsten Haupts
3) Vielleicht ist das Problem nicht der Weg sondern die Ansprüche. Gerade durch den Anspruch einer „wertegeleiteten“ Außenpolitik ist diese Ministerin verwundbarer gegenüber dem ‚moral bullying‘ (nichts anderes sind die von dir erwähnten Maximalvorwürfe in meinen Augen). Wenn die Werte (Recht auf Frieden für Israel, Gaza und Libanon) als Ziele statt als Mittel gedacht werden und die europäischen Interessen (auf keinen Fall ein offener Krieg zwischen Israel und Iran siehe FS c) als solche formuliert, würde sich Baerbock womöglich etwas leichter tun – auch wenn du im Grundsatz recht hast, in diesem Bereich kann man es nur falsch machen.
4) i) Natürlich kann (und soll) eine Sozialwissenschaftlerin auch genauso wie Klimaforscher oder Ökonomen eine persönlich wertende Meinung zu Politik bei ihrem Fachgegenstand haben und diese äußern. Damit begibt sie sich allerdings auf den „offenen Markt“ der Meinungen, wo jede(r) ihre Aussagen diskutieren kann – was ich hier auch tue.
ii) Sie trennt in ihrem Appell zu wenig zwischen den Unter-Dreijährigen (Betreuungsquote 90%).
iii) für die älteren gibt es Kindergärten, die ziemlich genau das machen, was sie fordert: pädagogisch begleitetes Lernen, klare Strukturen etc. und das in den verschiedensten Formen vom Waldkindergarten bis zum „early excellence“ Konzept.
iv) Und auch bei den Kitas ist der überwiegende Teil in privater Trägerschaft. Da sind die sehr allgemeinen Aussagen, die Verbeek trifft, womöglich reine Strohmannargumentation.
5) Wenn wir Sitzenbleiben als Versagen der Schule betrachten, dann ergibt dein Argument noch mehr Sinn: Wir konnten Schüly nicht das beibringen, was er laut Plan können sollte, also versuchen wir es unter leicht veränderten Bedingungen (Klasse, Lehrer) nochmal. Ob es da nicht allerdings klüger wäre, stattdessen gezielt die Bedingungen stark zu ändern (z.B. durch fokussierte Förderung), steht auf einem anderen Blatt.
e) Kevin Drum übersieht da die Midterm Wahlen, bei denen fast immer einem republikanischen Präsidenten ein demokratisch dominierter Kongress entgegengestellt wurde. Und weil im Wahrnehmungsfilter „Government“ negativ auffällt, wenn darum gestritten wird (z.B. bei Haushaltsblockaden), rauscht dadurch das Vertrauen in den Keller.
Gute Punkte allesamt.
z) (eigenes FS) Cancel-culture: Die Abmahnindustrie durch Politiker*innen hat derartige Ausmaße angenommen, dass Anwälte mit deren Abwehr Werbung machen.
https://www.anwalt.de/rechtstipps/abmahnung-von-strack-zimmermann-habeck-und-co-wie-betroffene-sich-gegen-so-done-wehren-sollten-233460.html
Um es unvorsichtig und ungerecht auszudrücken: Für Politiker*innen (Disclaimer: Nicht nur aus der Ampel, laut SoDone credentials sind auch CDUler dabei) und Jurist*innen, die mit diesem Geschäftsmodell Kasse machen, ist der Unrat des Internets unangemessen. Es bedürfte vielmehr eines Dante, der sie mit zornerfüllten Terzetten in Höllenkreise dichtet.
Markus Haintz war als Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht tätig, bevor er zum Querdenker mutierte.
Was versprichst du dir davon, diese dumme Scheiße zu verlinken?
Vielleicht, dass jemand mal die „dumme Scheiße“ inhaltlich versucht zu widerlegen, anstatt ad personam zu argumentieren (Dieses Argument lasse ich nicht gelten). Wenn sol1 das nämlich nicht tut, muss ich dem „Querdenker“ recht geben.
/// Vielleicht, dass jemand mal die „dumme Scheiße“ inhaltlich versucht zu widerlegen… ///
Wenn du daran ernsthaft interessiert wärst, dann würdest du Ausschau nach Juristen halten, die das tun.
https://x.com/Anwalt_Jun/status/1851566377087168574
/// …anstatt ad personam zu argumentieren… ///
Bei Leuten, die man gerichtsfest als „Verschwörungsidioten“ bezeichnen darf, ist das ein probates Mittel:
https://x.com/ToleranzNaklar/status/1756784956020294007
Mit einem „Pöbeleien sind erlaubt“ (wenn es die ‚richtigen‘ trifft) Urteil eine „Wir verfolgen Pöbeleien“ Kanzlei zu verteidigen, ist schon ein „Argumentum ad hypocitiam“
3) Der Nahost Konflikt ist komplex. Kein Mensch kann von einer deutschen Außenministerin erwarten, dass sie „es“ richtig macht.
„From the river to the sea“ Trottel gibt es auf israelischer Seite vielleicht sogar mehr als auf der palästinensischen Seite. Nur von da nehmen es viele Deutsche als Sieg des demokratischeren Systems wahr. Dabei erklären manche Netanyahus aggressive Politik damit, dass eine Phase der Reflexion in der israelischen Gesellschaft seine Unterstützerbasis verringern könnte. Israel war letztes Jahr fokussiert auf den Konflikt um die Verfassungsreform und deshalb zu wenig wachsam gegenüber den Anzeichen eines Terrorangriffs der Hamas. Solche Fragen treten aber im Kontext der vom Westen materiell unterstützten Dauereskalation in den Hintergrund.
Yuval Noah Harari kritisiert Netanyahu scharf. Dieses Interview kann helfen, palästinensische Befindlichkeiten besser zu verstehen: https://www.youtube.com/watch?v=s0-RSPwD4yI
Hamas und Hisbollah haben Unterstützung unter schiitischen Moslems. Die Angriffe Israels im Süden Libanons bombardieren aber v.a. Moslems und Christen. Angesichts der Brutalität der Israelis gibt es eine gewisse Annäherung zwischen Saudi Arabien und Iran. Das Ganze wird langsam zu gefährlich, als dass wir uns noch eine schöne Wünsch-dir-was-Welt auswählen könnten. Wir müssen uns überlegen, wie unsere Politik auf die realen Player in der Region wirkt. Ich halte die aktuell starke Unterstützung für d.i.e.s.e israelische Politik für unsäglich dumm.
Wir gebärden uns als Demokratie-Missionare, aber in vielen unserer eigenen Gesellschaften sind anti-demokratische Kräfte deutlich auf dem Vormarsch (USA, Frankreich, ex-DDR, Österreich, Slowakei, Ungarn). Wie wirkt dies wohl aus einer Außensicht aus Afrika oder Lateinamerika? Könnten wir vielleicht vor der Missionsarbeit erst einmal darüber reflektieren, warum das Ansehen von Demokratie, Rechtsstaatlichkeit und soziale Marktwirtschaft in den letzten Jahren global so stark gelitten hat?
Zu 4)
In das Minenfeld der Debatte „Fremd- versus Eigenbetreuung“ stecke ich nicht einmal einen kleinen Zeh. Stelle nur nüchtern fest, dass z.B. Frankreich das mit der Fremdbetreuung seit Jahrzehnten praktiziert, ich konnte bisher keine auffälligen Unterschiede zwischen französischen und deutschen jungen Leuten erkennen. Wenn beide Eltern berufstätig bleiben wollen, gibt es zur Fremdbetreuung irgendeiner Art schlicht keine Alternative, womit die Debatte für mich mangels Gegenstand beendet ist.
Gruss,
Thorsten Haupts
„irgendeiner Art“
Die Art der Fremdbetreuung kann und sollte man m.E. sehr wohl diskutieren.
Jederzeit. Solange man nicht aus den Augen verliert, dass für die betroffenen Eltern jede menschenwürdige Betreuung besser ist, als gar keine.
Als seit Jahrzehnten betroffener Elternteil kann ich sagen, dass mein Mindestkriterium durchaus über „menschenwürdig“ liegt. Und mein Anspruch an gute Betreuung, persönlich und gesellschaftlich, meilenweit darüber liegt.
Aber klar, Kompromisse muss man schon oft eingehen, keine Frage .
Geht mir auch so. Fakt ist halt auch, dass ich die Betreuung brauche.
Ich halte das auch vor allem für Moralisieren. Was den Begriff angeht – gebe Wächter den Punkt.
Zu c)
Gott sei Dank bin ich zu alt, um jedesmal die Krise zu kriegen, wenn sich ein offenkundig militärischer Laie zu militärischer Kriegführung äussert. In wenigen prägnanten Kernaussagen:
1) Die Traglast moderner Fighter/Bomber ist grösser, als die schwerer Bomber in WK II. Ihre Präzision ist um das Hundertfache besser.
2) Man kann keinen Krieg aus der Luft gewinnen, solange der Gegner zum Widerstand entschlossen bleibt. Man kann allerdings aus der Luft sehr wohl die Produktionsanlagen eines Gegners so empfindlich und dauerhaft treffen, dass er die Fähigkeit zur Produktion schwerer Waffen verliert, von zivilen Maschinen aller Art ganz zu schweigen. Gleiches gilt für die Transportanlagen, besonders Häfen und Flughäfen. Und der Iran kann gegen Israel KEINEN Partisanenkrieg führen, den man auch mit leichten Waffen gewinnen kann!
3) Der Iran nutzt russsiche Luftverteidigungsanlagen. Was die taugen, wissen wir inzwischen – nicht viel, soviel ist sicher. Das zum Thema „Plus it’s risky. Iran has legit air defenses and can shoot stuff down.“
4) Das Einzige, worin Drum Recht hat, ist, dass die Iran verbleibende Abschreckung im Öltankerverkehr des Persischen Golfes besteht. Das ist die letzte Abschreckungslinie, nachdem seine Proxy-Milizen in einem mutwillig und leichtfertig vom Zaun gebrochenen Krieg wirklich empfindlich geschwächt sind (Hamas und Hisbollah). Ob der Iran diese Abschreckung tatsächlich nutzen könnte, da dass gleichzeitig die arabischen Ölstaaten auf seiner Feindseite einreihen würde, überlasse ich der Phantasie jedes Mitdiskutanten. Ich persönlich glaube … eher nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
c 2.) Für den Partisanenkrieg hat der Iran ja seine Proxies. Lt. ToI wurden im Grenzgebiet im Libanon Vorbereitungen für einen zweiten 7. Oktober im Norden entdeckt (Tunnel und Waffen). Im Norden Gazas ist die Hamas wieder aktiv.
Diese Bedrohung besteht für alle Zukunft. Schon jetzt sind die Menschen in Israel zermürbt, nicht wenige besorgen sich eine zweite Staatsbürgerschaft. Die Wirtschaft leidet – die Beschäftigten sind im Krieg. Selbständige und Unternehmer verlieren ihre Existenzgrundlage – inzwischen wird schon zu Spenden für aufgerufen.
Diese Zermürbungstaktik zeigt bereits Wirkung. Wenn Hamas und Hisbollah bestehen bleiben, wird sie aufgehen.
Das entschuldigt nicht das Vorgehen der Siedler in der Westbank. Aber das ist ein eigenes Thema.
Mit seinen Proxies folgt Iran einer Politik mit einer langen Tradition auch im Westen. Panama war mal eine Provinz Kolumbien, bis man in den USA erkannte, dass sich dort prima ein Atlantik-Pazifik Kanal bauen könnte und man sehr schwache Separatisten aufrüstete, die sich dann von Kolumbien abspaltete und als erste Amtshandlung US-Unternehmen erlaubte, eine Eisenbahn von Atlantik nach Pazifik zu bauen und mit dem Bau des Kanals zu beginnen.
Im Kalten Krieg finden sich noch viel mehr Beispiele: Contras Rebellen in Nikaragua, Mujadehin in Afghanistan. Mobutu im Kongo. Übrigens auch die Vereinigung der Transportunternehmer in Chile unter Allende, die für mich übrigens auch Helden sind (aber das führt jetzt wirklich zu weit). Von Moskowien und Kuba ausgestattete Rebellen in Angola und Mozambique. Kuba unterstützte bis in die 70er gegen den Willen Moskaus massiv Guerrilleros in Südamerika.
Mächte mit zumindest regionalen Machtansprüchen agieren immer wieder mit Proxies. Das ist so ähnlich wie: Ich trinke morgens meistens 2 Tassen Kaffee.
Israels Aufgabe besteht darin in der Region soweit ein stabiles Sicherheitsgleichgewicht herzustellen, ohne dass es permanent auf westliche Unterstützung angewiesen ist. Dafür muss es halt versuchen Kompromisse zu schließen. Unsere Unterstützung führt die leider permanent in Versuchung, maximale Ansprüche ohne Kompromisse durchzusetzen.
„Ich glaube, es ist unmöglich, sich zu diesem Krieg eine Meinung zu bilden, ohne ein paar Details zu kennen, auch wenn sie schwer auszuhalten sind. In Israel kennt sie jeder. Man kann sehen, dass die Mörder Frauen vor den Augen ihrer Kinder wieder und wieder vergewaltigten, bevor alle erschossen wurden, man weiß, dass Opfern bei lebendigem Leib die Brüste abgeschnitten wurden. Sie zwangen Familien, dabei zuzusehen, wie dem gefesselten Vater die Augen ausgestochen wurden oder das Genital abgeschnitten wurde.
Es ging nicht darum, einfach nur zu töten. Es ging um das größtmögliche Leid, um den maximalen Schmerz, darum, dass niemand, der damit zu tun hatte, je in der Lage sein würde, zu vergessen oder zu vergeben. Das Kriegsziel hieß: unendlicher Hass. Es wurde erreicht.“ –
„Wer will, dass die Gewalt endet, …, sollte sich bewusst machen, wie unendlich schwierig die Hamas dieses Friedensprojekt gemacht hat, und zwar gezielt. Ihr größter Erfolg sei die „Vernichtung der Mäßigung“, schreibt Leshem. Es gibt nicht mehr viele Gemäßigte in Israel.“ (ZEIT Magazin vom 30.10.24)
Yup, das ist etwas, was z.B. hier auch Lemmy nicht sehen will: Den unbedingten Willen zu maximaler Grausamkeit auf Angreiferseite am 7.10. Damit ist er in Deutschland weiss Gott nicht alleine.
Deshalb sind meine Kriegsvergleiche mehr als berechtigt – die palästinensischen Angreifer wollten die Deutschen aus dem WK II an Grausamkeit noch übertreffen, ihnen fehlten „nur“ die Fähigkeiten dazu.
Ja, es gibt sicher auch Palästinenser, die das nicht gutheissen. Gab es auch bei Deutschen, Nordkoreanern, Irakern (um bei meinem Vergleich zu bleiben). Dafür gibt es ein altes deutsches Sprichwort: Mitgefangen, mitgehangen. Historisches Pech (und Kollektivversagen), wenn die eigene Regierung aus Monstern besteht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich fühle mich hier falsch verstanden.
Ich bin natürlich völlig gegen Hamas & Hisbolah.
Ich kann es aber nicht verstehen, dass alle Palästinenser sowie sunnitische und christliche Libanesen in den Hamas Sack gesteckt werden. Oder direkt der gesamte Nahe Osten + Nordafrika von Pakistan bis zu den Berbern im Hohen Atlas.
Wenn man in einer Region einen Erfolg haben will, sollte man sich die Mühe geben, die Menschen dort ein wenig verstehen. Das wußte schon Hernán Cortés, den ich nicht mag.
Es ging Hamas auch darum, eine maximal scharfe Reaktion von Israel zu erzwingen, damit die diplomatischen Annäherungen zwischen Israel auf der einen Seite und den Emiraten und Saudi Arabien auf der anderen Seite zu torpedieren.
Ihnen ist dann der typische Fehler unterlaufen, Israel zu unterschätzen und den muslimisch geprägten Staat im Rücken, also hier Iran, zu überschätzen.
Netanjahu ist dann mit Freude über das Stöckchen gesprungen, um eigene maximale Ziele zu erreichen, für die es unter normalen Umständen in Israel keine Mehrheit gegeben hätte.
Diese Eskalation ist nicht im Interesse Europas. Kreuzzüge im Mittleren Osten habe ich sowas von satt. WIR VERLIEREN DABEI NÄMLICH IMMER, seitdem Portugal zwischen 1580 bis 1640 zeitweise seine Eigenständigkeit an Spanien verlor nach einem mega-bescheuerten Einsatz im Norden Marokkos. (nur auf portugiesisch. Im Deutschen Wikipedia wird das nicht erwähnt: https://pt.wikipedia.org/wiki/Batalha_de_Alc%C3%A1cer_Quibir )
f) „Elon has reportedly lost upwards of $30 billion on his acquisition of Twitter. Given that he now uses it primarily as a forced firehose of support for Donald Trump, should this be considered the biggest campaign contribution in the history of the world?“
Das liest man auch anderswo:
https://www.motherjones.com/politics/2024/10/elon-musks-100-million-plus-gift-to-trump/
Zuvor hat es Blackrock, Vanguard und den Saudis gehört, die damit ebenfalls keinen Gewinn gemacht haben. Sich aber eine riesengroße Zensurabteilung leisteten ca. 80% der Angestellten, die dafür sorgten das impfkritische Stimmen wegzensiert wurden.
Was oh Wunder für ihre enormen Aktienpakte an Pfizer und Moderna ein richtiger Boost war.
Aber Musk ist der „Böse“.
… die dafür sorgten das impfkritische Stimmen wegzensiert wurden.
Was glatt gelogen ist. Impfkritische (!) Stimmen gab und gibt es genug. Ob man auch Leuten eine Stimme geben muss, die entgegen aller Evidenz Impfungen pauschal verteufeln oder Impfempfehlungen finstere Motive unterstellen, ist eine Urteilsfrage. Ich würde sie machen lassen, kriege aber keine Krise, wenn man das anders sieht bzw. handhabt.
Zuvor hat es Blackrock, Vanguard und den Saudis gehört, die damit ebenfalls keinen Gewinn gemacht haben.
Zwischen kein Gewinn und der heutigen Lage liegen 30 Milliarden.
Gruss,
Thorsten Haupts
Wie mit Streeck jetzt, völlig überzogene Vergleiche.
2) Hochinteressant zur Faschismus-Frage:
https://www.nytimes.com/2024/10/23/magazine/robert-paxton-facism.html
e) „Bei Bush Junior…?“
Die naheliegendste Erklärung ist die Finanzkrise.
In der Originalquelle gibt es eine Aufschlüsselung nach Ideologie:
https://www.pewresearch.org/politics/2024/06/24/public-trust-in-government-1958-2024/
Anfang 2007 vertraute noch ungefähr die Hälfte der konservativen Republikaner der Regierung. Danach schwankten die Werte zwischen 12 % und 28 % und brachen unter Obama weiter ein.
Interessanterweise wurden auch unter Trump nie die Werte der ersten sechs Jahre von G. W. Bush erreicht.
Das Traurige daran ist – dieser Vertrauensentzug ist nicht mal unberechtigt. Was gerne vergessen wird, ist, dass der Boden der Finanz(industrie)krise aus Subprime-Mortgages bestand, also grob verkürzt aus Immobilienkrediten an Leute, die sich diese gar nicht leisten konnten. Wurde von der damaligen US-Regierung ausfrücklich gewünscht und gefördert. Der zweite Teil des Bodens war dann das Versagen der Finanzaufsicht bei der Kreation von Finanzprodukten, die immer auch einen Anteil an Subprime-Mortgages enthielten (also essentiell Müll).
Yup, da hat die US-amerikanische Regierung auf der ganzen Linie versagt. Und die Folgen trug zu wesentlichen Teilen die amerikanische Mittelschicht.
Das war, als freundlicher Hinweis an Ralf, übrigens lange vor der Radikalisierung, Tribalisierung und Popularisierung der sozialen Medien. Wähler haben auf erkennbares Politikversagen extremen Ausmasses reagiert. Mit berechtigtem Vertrauensentzug.
Gruss,
Thorsten Haupts
Zu f) twitter:
Ich verstehe Dich gut. Mich amüsieren jetzt seit 10 Jahren die Klagen über ein Tool, das auf dem weltweit grössten Marktplatz für Informationen, Lügen und Meinungen alle Instrumente anbietet, um sich sein twitter-Angebot massgeschneidert zuechtzubasteln (Mute, Block und Follow). Die lautstärksten Klageweiber (m/w) ziehen in Wirklichkeit ja auch nie Konsequenzen – sie bleiben amüsanterweise trotzdem dabei.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich kann mich über die Linken nur noch lustig machen. Musk der ÖFFENTLICH Geld in eine PAC spendet, nicht an Trump direkt, ist die große Gefahr.
Harris hat in der kurzen Zeit etwas mehr als das doppelte Geld eingesammelt und zwar weit überwiegend „Dark“ money. Dass heißt die Öffentlichkeit weiß nicht wer es gegeben hat.
Mein Verdacht ist und war, das BigPharma dahinter steckt, den RFK ist zu Trump gestoßen und will den Drehtüreffekt bei FDA und CDC abstellen und wieder unabhängige nicht mit BigPahrma verfilzte Aufsichtsbehörden installieren. Das gefährdet natürlich die Gewinnaussichten von Big Pharma. So wurde z.B. die „Verschwörungstheorie“ aka Spoiler wahr, dass das extrem verkürzte Zulassungssystem für Impfungen nun Standard werden soll. So stehen nun mehrer mRna Impfungen für Grippe und RS-Virus vor der Zulassung oder sind bereits erteilt. Mehrere Jahre Phase 3 Prüfung oder toxikologische Prüfung, nöö. Das hat ja bei der Covid mRnA Impfung so gut geklappt. Die Haftung übernimmt in den USA schon seit Ronald Regan der Staat, da die Herstellung von Impfstoffen, wegen der vielen Klagen wegen Nebenwirkungen nicht mehr lukrativ genug war…
Nun wurde meine Vermutung wahr, ein Whistelblower hat durchgesteckt, dass Bill Gates, der Erfinder und Förder der totalitären grünen Impfausweise 50 Mio dark Money direkt an Harris gespendet hat. Natürlich uneigenützig zur Rettung der Demokratie.
Das ist natürlich nicht beunruhigend, aber Musk der Trump vor allem wegen Free Speech unterstüzt, ist eine. Linke Doppelstandards wohin man schaut. Schon mal überlegt, das gerade Musk mit den von Biden und Harris eingeführten Vorschriften zur defacto Abschaffung von Verbrenner Autos und LKWs in absehbarer Zeit viel mehr Geld mit seinen Teslas verdienen würde als mit Trump, der diesen Unsinn abschaffen will? Das hilft Trump übrigens gerade in Michigan (Swingstate) da werden doch noch eine paar Verbrenner gebaut und Ford und GM haben gerade Milliarden druch EV verloren.
Die Fake News von Musk, dass das Überleben der Menschheit davon abhängt hat er natürlich wort wörtlich so gemeint. Humor war noch nie die Stärke linker und woker Glaubenskrieger.
Die lange Latte an Fake News von Harris kann man übigens hier nachlesen.
https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/fake-nuss-spezial-kamala-harris/
Harris muss die US Wähler insbesondere die Wechselwähler für saudumm halten, wenn sie mit der Lüge „Fine People on both sides“ im November 2024 noch punkten will.
Die ganzen Hitlervergleiche der Dems sind natürlich keine Verharmlosung der Nazis sondern eine berechtigte Warnung, da Trump die Juden vergasen will. Komisch nur dass in Umfragen in Israel 80% der dortigen Bürger Trump vor Harris bevorzugen und eines seiner Kinder zum Judentum konvertiert ist und eine Schwiegertochter Jüdin ist. Die stehen übrigens alle hinter dem neuen Adolf Hitler.
Ich weiß auch nicht in welchen Problemen die Trump Kampagne gerade steckt. Mittlerweile führt Trump im Durchschnitt aller Umfragen in den Swing States, sogar die Popular Vote ist laut dem Durchschnitt der Umfragen eher wahrscheinlich. Gewiß alles im Bereich der Ungenauigkeit aber der Trend ist seit Wochen pro Trump.
Sieht man eigentlich ziemlich klar, wenn man nicht an TDS leidet.
Wann regst du dich eigentlich mal über die Zensur der Dems auf, die bei Corona auf die sozialen Medien Druck ausgeübt haben sogar wahre Nachrichten zu löschen und beim Hunter Biden Laptop das FBI instrumentalisiert haben und so das Wahlergebnis zu Ihren Gunsten beinflußt haben? Wer instrumentalisiert noch mal typischerweise Behörden? Ach richtig die Nazis haben das u.a. gemacht.
Biden und Harris haben free speech geschreddert, das treibt derzeit sogar uralte Dems in Trumps Arme, z.B. Joe Rogan, schon mal gehört?
Kurz, Harris und Biden wollen mit Zensur und einer Instrumnetalisierung von Behörden die Demokratie vor Hitler schützen.
Linke, sorry das ist geisteskrank!
Faszinierend, diese Fähigkeit zur Interpretation von Fakten.
Highlight: „Geld in eine PAC spendet, nicht an Trump direkt“.
So einen Kommentar kann man guten Gewissens nur schreiben, wenn man Trump für eine halbwegs saubere demokratische Alternative zu Harris hält.
Sie werden denken, was Sie für richtig halten, aber für mich ist er das eben nicht. 4 sehr einfache Gründe für diese Position:
1) Er hat die einzige in Demokratien unverzeihliche Sünde begangen: Vor Gericht mehr als 60 mal bestätigt grundlose Nicht-Anerkennung einer demokratischen Wahl. Das aber ist die einzig unverzichtbare Basis jeder Demokratie.
2) Er ist ein Hochverräter. Er hat aus welchen Gründen auch immer privaten Gästen hochgeheime Unterlagen zugänglich gemacht.
3) Er ist ausgerechnet gegenüber den Soldaten, die für die USA gestorben sind, nach mehreren Zeugenaussagen ein echtes Schwein – er hält sie für „Loser“ und damit einer Würdigung nicht für wert.
4) Er hat expressis verbis in einem öffentlichen Interview deutlich gemacht, dass er gegen rein politische Gegner als „Feinde im Inneren“ mit Staatsmitteln vorgehen will.
Mir als altem Reaktionär reicht das, um ihn für eine völlig unwählbare Alternative zu halten. Welche Entschuldigung Sie für sich gefunden haben, ihn trotzdem zu bewundern, ist Ihre Sache.
Gruss,
Thorsten Haupts
Danke!