Superreiche Chinesen essen Currywurst und wählen in europäischen Rüstungskonzernen eine dritte Partei – Vermischtes 23.06.2023

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde. 

Fundstücke

1) Kulturkampf um ein angebliches „Currywurst-Verbot“

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) arbeitet derzeit an neuen Empfehlungen zur gesunden und umweltbewussten Ernährung. Einige Politiker und Vertreter der Fleisch- und Milchindustrie stellen dies jedoch als eine „grüne Öko-Diktatur“ dar. Es wird behauptet, dass die DGE vorschlagen will, den Fleischkonsum auf nur zehn Gramm pro Tag zu beschränken. Tatsächlich existiert eine solche Empfehlung jedoch nicht. Die Diskussion basiert auf falschen Informationen und Desinformation. Der CDU-Politiker Oliver Vogt verbreitete irrtümlicherweise diese falsche Behauptung auf Instagram. Die bayerische Regierung und Vertreter der Fleischindustrie protestieren gegen angebliche Verbote und behaupten, dass mehr Fleischkonsum gut für das Klima sei. Die DGE plant jedoch, neben der Gesundheit auch Umweltaspekte in ihre Empfehlungen einzubeziehen, da die Tierhaltung einen erheblichen Anteil an den menschengemachten Treibhausgasen ausmacht. Ein Lobbyist der Milchindustrie hat die Kontroverse angeheizt und behauptet, dass man nur eine Currywurst im Monat essen dürfte. Die Diskussion zeigt den Einfluss von Lobbyarbeit und die Verzerrung von Informationen. (Andrea Becker/Silvio Duwe/Chris Humbs/Markus Pohl, Kontraste)

Diese ständigen konstruierten Kulturkämpfe sind nur noch ermüdend. Das Muster ist immer dasselbe und gleicht auch der Cancel-Culture-Debatte: ständig wird irgendein Ereignis aus dem Kontext gerissen, bewusst missverstanden, verzerrt wiedergegeben und dann pauschalisiert. Was die DGE herausgibt, sind Empfehlungen. Dass diese in rechtsbürgerlichen Kreisen mittlerweile sofort und ohne jede Reflexion als Verbot gelesen und hyperventilierend für Protest genutzt werden, zeigt, wie diese Debatte mittlerweile freidreht. Davon einmal abgesehen ist völlig klar, dass jede Empfehlung einer Ernährungsberatung zum Thema Currywurst auf das Ergebnis rauslaufen wird, so wenig wie möglich davon zu essen. Das Ding ist Fastfood, und Fastfood ist nicht gesund. Newsflash! Dass sie auch noch schlecht fürs Klima ist, ist ebenso keine Überraschung. Wo also Empfehlungen ausgesprochen werden, kann auf Basis der Faktenlage selbst bei Erzliberalen nichts anderes rauskommen als eine Empfehlung, weniger davon zu essen. Die Freiheit, es trotzdem zu tun, ist wie bei allem völlig unbenommen. Im Übrigen: Salat und Gemüse sind gesund, Zucker ist ungesund, Sport ist gut für dich und die Sonne geht im Osten auf. Gern geschehen.

2) Superreiche könnten den Staat retten

Marcel Fratzscher, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), vertritt die Position, dass eine stärkere Besteuerung von Vermögen in Deutschland gerechtfertigt ist. Er argumentiert, dass die derzeitige Verteilung der Vermögen in Deutschland zu Ungleichheit führt, da ein Großteil der Milliardenvermögen durch Erbschaften und Schenkungen entstanden ist. Fratzscher weist darauf hin, dass die Vermögensbildung nicht primär auf wirtschaftlicher Leistung basiert, sondern auf Erbschaften. Zudem betont Fratzscher, dass Deutschland im internationalen Vergleich eine vergleichsweise niedrige Besteuerung von Vermögen aufweist. Er führt an, dass eine stärkere Besteuerung, vergleichbar mit anderen Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den USA, zusätzliche Einnahmen in Höhe von 120 Milliarden Euro jährlich generieren könnte. Fratzscher argumentiert weiter, dass eine solche Reform wirtschaftlich nicht schädlich sein müsste und den Staatshaushalt auf nachhaltige Füße stellen könnte. Für Fratzscher besteht der Hauptgrund gegen eine solche Reform in der Sorge um Einschränkungen des Eigentumsrechts und der wirtschaftlichen Freiheit. Er erkennt jedoch an, dass eine effiziente Verwendung der staatlichen Mittel und eine bessere Haushaltsführung ebenfalls entscheidend sind, um öffentliche Investitionen zu finanzieren. Dennoch ist er der Meinung, dass eine stärkere Besteuerung von Vermögen ein wirksames Instrument zur Bekämpfung der Ungleichheit und zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft sein kann. (Marcel Fratzscher, ZEIT)

Fratzscher hat auch einen Thread mit Zahlen und Grafiken nachgeschoben. Mir scheint, in der Debatte gibt es drei große Stränge, die immer wieder durcheinandergeraten – und zwar mehr oder weniger bewusst, weil ideologische Prämissen die eigene Haltung maßgeblich bestimmen und diese Stränge entsprechend verzerren. Da wäre zum einen die Frage nach der Unantastbarkeit von Eigentum, also ob der Staat überhaupt das Recht hat, diese Vermögen anzugreifen (ob er das Geld nun brauchen könnte oder nicht). Da wäre zum anderen die Frage nach eben jenem Bedarf: braucht der Staat mehr Geld oder hätte er bei effizienterer Ressourcennutzung und anderer Prioritätensetzung genug? Und zuletzt ist die Frage nach der Ungleichheit: ist diese ein grundlegendes Problem oder nur Ausdruck verschiedenen Leistungsvermögens und seiner gerechtfertigten Belohnung in einer marktwirtschaftlichen Welt?

Diese drei Stränge können auf verschiedene Art miteinander verwoben sein. Zwar ist es häufig – und wir haben das in den entsprechenden Debatten hier im Blog häufig gesehen – dass die drei Stränge ideologisch „sauber“ aufgereiht werden (Nein, Nein, Letzteres beziehungsweise ja, ja, ersteres). Aber grundsätzlich ist das nicht zwingend erforderlich. Ich kann ja zum Beispiel der Überzeugung sein, dass der Staat grundsätzlich über genügend Mittel verfügt, dass aber die Ungleichheit ein volkswirtschaftlicher Problemfaktor ist, während ich gleichzeitig die Verfassungsmäßigkeit des ganzen Unternehmens skeptisch betrachte. Da wäre manchmal etwas Differenzierung gut.

3) The Rise of Independent Voters Is a Myth

Man hört oft, die größte und am schnellsten wachsende politische Partei in Amerika werde nicht von Joe Biden oder Donald Trump geführt, sondern von der Unabhängigen Partei. Laut einer Gallup-Umfrage im Frühjahr betrachten sich 49 Prozent der Amerikaner als „Unabhängige“, was etwa der Anzahl der Wähler entspricht, die sich als Demokraten und Republikaner zusammen identifizieren. Vor 20 Jahren waren es weniger als ein Drittel. Viele interpretieren dies als Zeichen für die negativen Auswirkungen der Parteienzugehörigkeit. Es zeigt sich jedoch, dass viele Unabhängige tatsächlich parteiliche Vorlieben haben, wenn auch möglicherweise weniger stark ausgeprägt. Etwa drei Viertel der unabhängigen Wähler neigen dazu, für eine der beiden Parteien zu stimmen. Viele Amerikaner haben eine negative Sicht auf das Parteiensystem und die politische Landschaft, weshalb sie sich nicht offen als Parteimitglieder bekennen. Es könnte auch sein, dass einige Menschen gerne behaupten, unabhängig zu sein, unabhängig davon, ob sie es wirklich sind oder nicht. Sowohl unabhängige Wähler als auch „Leaner“ (die eine Parteineigung haben) teilen die Abneigung gegen die andere Partei. Negative Parteilichkeit ist zu einem wichtigen Aspekt der amerikanischen Politik geworden, da Wähler oft für eine Partei stimmen, um zu verhindern, dass die andere Partei an die Macht gelangt. (Alex Shepard, The New Republic)

Es ist mir völlig unbegreiflich, wie sich ein so hartnäckiger Irrtum jahrzehntelang halten kann, entgegen jeder Evidenz. Die Idee von den „Moderates“ oder „Independents“ wurde von der Politikwissenschaft über die Jahre zigmal widlerlegt, aber das hält weder Politiker*innen noch reiche Seiteneinsteiger*innen noch Journalist*innen davon ab, den Unfug immer wieder aufs Neue hervorzuholen. Kurzversion: Es gibt keine moderate Mitte aus Unabhängigen, die in Äquidistanz zwischen den Parteien verharrt. Diese Leute haben oft radikalere Positionen als diejenigen, die sich mit einer Partei identifizieren, nur dass diese überhaupt nicht zu den Parteien passen (etwa die Forderung nach Medicare für alle, eine radikale linke Position, und dem Ausschluss aller Migrant*innen, eine radikale rechte Position). Bildet man ein Aggregat, sind die dann in der Mitte, aber das spiegelt die Realität ungefähr so gut wieder wie der Durchschnittslohn.

4) Europe’s military buildup: More talk than action

Die europäische Verteidigungsindustrie hat bisher noch keinen Nutzen aus dem Krieg in der Ukraine gezogen. Die Verträge sind langsam in Kraft getreten, die industrielle Basis des Kontinents ist aufgrund jahrzehntelanger Unterinvestition immer noch in Trümmern und es droht starke Konkurrenz von außerhalb Europas. Politiker drängen Verteidigungsunternehmen dazu, mehr, schneller und kostengünstiger zu produzieren, um Ukraine gegen die russische Aggression zu unterstützen und die eigenen Streitkräfte zu stärken. Die Unternehmen geben jedoch an, dass sie erst handeln können, wenn sie verbindliche Absprachen von den Regierungen erhalten. Nach Jahrzehnten schrumpfender Verteidigungsbudgets und Militärpläne, die sich hauptsächlich auf Auslandseinsätze wie Afghanistan und die Sahelzone in Afrika konzentrierten, kehren die Regierungen zu einer Haltung des Kalten Krieges zurück, die auf größere Mengen traditioneller Waffen wie Panzer und Artillerie setzt. Nun müssen die Verteidigungsministerien herausfinden, wie sie die Ukraine weiterhin unterstützen und gleichzeitig ihre eigenen Vorräte wieder aufstocken und modernisieren können. Die Unternehmen benötigen dazu eine schnelle Umkehrung der finanziellen und personellen Ressourcenkürzungen der letzten Jahrzehnte. Während die Politiker in Europa viel darüber sprechen, noch mehr Geld in die Verteidigung zu investieren, haben sich die langfristigen Bestellungen für Waffen und Munition noch nicht in unterschriebenen Verträgen niedergeschlagen. Die Verhandlungen über neue EU-Instrumente zur gemeinsamen Beschaffung und Finanzierung sind noch im Gange. Die Verzögerungen werden auf bürokratische Hürden und Langsamkeit zurückgeführt. (Laura Kayali/Lili Bayer/Joshua Posaner, Politico)

Nichts an den beschriebenen Vorgängen ist sonderlich verwunderlich. Die Mühlen der Bürokratie mahlen extrem langsam, und radikale Umstürze wie die Zeitenwende sind ihn ihnen kaum möglich. Was Beobachter*innen leider immer wieder übersehen ist, dass das kein Bug, sondern ein Feature ist. Die Institutionen des Staates sind so designt, weil man radikale Umbrüche ja gerade verhindern will. Die Institutionen parlamentarischer Regierungsformen sind auf Kontinuität und Stabilität ausgelegt, weil sie ja unter wechselnden Mehrheiten funktionieren müssen. Sie garantieren ausgiebige Einspruchs-, Minderheiten- und Kontrollrechte. Darüber kann man natürlich meckern, aber man muss sich klarmachen, dass sie zu einem demokratischen Staatswesen gehören wie der Topf auf den Deckel. Natürlich nicht in dem dysfunktionalen Ausmaß, das wir hier erleben, aber wegwünschen lassen sie sich in einer Demokratie nicht.

Ich sehe hier außerdem deutliche Parallelen zur Klimakrise. Auch hier ist der Investitionsbedarf gigantisch, passiert viel zu wenig. Die Notwendigkeit ist eigentlich klar ersichtlich, aber es geschieht sehr wenig, viel zu wenig. Auch das ist in der Langsamkeit der Institutionen und den vielen Veto-Spielern begründet. Und da diese Blockademöglichkeiten allen Akteuren offenstehen, kommt es oft zu einer Totalblockade (man denke etwa an die deutsche Situation: die CDU und FDP blockieren die Erneuerbaren, die Grünen blockieren die Atomkraft; da bleibt nicht viel Spielraum).

5) Scholz muss mit Chinas Premier Klartext reden

Die deutsche Regierung hat ihre erste nationale Sicherheitsstrategie vorgestellt, in der sie China als zunehmend offensiv und im Widerspruch zu deutschen Interessen und Werten handelnd beschreibt. Die Beziehung zu China wird als von systemischer Rivalität und Wettbewerb geprägt dargestellt. Die Regierungskonsultationen mit China sollen unter dem Motto „Gemeinsam nachhaltig handeln“ stattfinden, wobei es entscheidend ist, wie dieser Slogan mit Leben gefüllt wird. Obwohl China als wichtiger Partner bei globalen Herausforderungen anerkannt wird, bestehen Zweifel, ob China wirklich zu einer echten Partnerschaft bereit ist, aufgrund mangelnder Transparenz und Rechtsstaatlichkeit. Die deutsche Regierung sollte deutlich machen, dass sie das Konzept des „De-Risking“ versteht und ein einheitliches Verständnis davon kommunizieren. „De-Risking“ bezieht sich auf Risikominimierung und -verminderung in Bezug auf kritische Rohstoffe, Lieferketten, Technologiekooperationen und kritische Infrastruktur. Deutschland sollte darauf achten, China nicht mit Technologien zu versorgen, die seine militärischen Fähigkeiten stärken könnten. Während Deutschland chinesische Investitionen in Bereichen wie Solarenergie und Batterieproduktion ermutigen kann, sollte es sich gegenüber dem Comprehensive Agreement on Investment (CAI) von China distanzieren, da dieses dazu dienen könnte, Europa und die USA auseinanderzutreiben. (Thorsten Brenner, Spiegel)

Ich habe an dieser Stelle schon öfter dem De-Coupling das Wort geredet; De-Risking ist natürlich ein netter Begriff. Die Antwort auf diese Herausforderung kann nur in der Diversifizierung von Lieferketten und der Abminderungen zu großer Abhängigkeiten bestehen, weil Nationalisierung wegen der Wohlstands- und Effizienzverluste kein gangbarer Weg zu sein scheint. Es geht also um mehr, nicht um weniger Globalisierung. Die einseitige Abhängigkeit von China ist auch so ein Erbe der Merkel-Ära, genauso wie die von Russland. Dieses Mal kann man es auch nicht so schön auf die SPD schieben; genauso wie bei Russland ist es aber etwas, das von allen Regierungen und Regierungsparteien der Epoche vorangetrieben wurde.

Die Solarindustrie ist übrigens auch zu riesigen Teilen von China abhängig. Wenn China tatsächlich Taiwan angreifen sollte, haben wir ein ernsthaftes Problem. Die Vorstellung, dass etwas so Entscheidendes wie die Bekämpfung der Klimakrise den Launen eines de-facto-Diktators und seinen nationalistischen Ambitionen unterworfen ist, ist alles andere als beruhigend.

Resterampe

a) Zur Debatte um Kompromisse aus den letzten beiden Vermischten dieser Beitrag.

b) Wichtige Ergänzung zur Debatte um die Potenziale der AfD.

c) Weitere wichtige Ergänzung zum Thema: die Brandmauer steht bei der CDU auch bei den Wählenden. Die größte Affinität zur AfD haben die Wählenden der FDP, mit Abstand. Aber auch das ist ja seit Jahren konstant.

d) Die LINKE ist moralisch echt völlig verkommen.

e) Und noch eine Ergänzung zum AfD-Diskurs!

f) Lesenswerter Artikel zu dem Thema (ja, es kommt ne Menge dieses Mal) aus der FAZ. Danke an CitizenK für den Link.

g) Ebenfalls lesenswert ist dieser Gastbeitrag von Hendrik Wüst in der FAZ; nicht, weil er inhaltlich besonders spannend wäre, sondern weil er Friedrich Merz den Fehdehandschuh hinwirft und die Grundsatzdebatte innerhalb der CDU wieder aufmacht. Ich glaube, dass er Recht hat, aber das wisst ihr ja. Daniel Günther haut übrigens in dieselbe Kerbe.

h) Ein super Beispiel für die von Ariane und mir angesprochene Überhöhung des Rechts in der Politik.

i) Sehr guter Punkt zur Anwendbarkeit von Militärgeschichte.

j) Und noch eine Ergänzung zur AfD-Debatte.

k) Zum 17. Juni hat Ilko-Sascha Kowalczuk auch was Schönes.

l) Let’s not forget the history behind the Mueller investigation.

m) Es wäre schön, wenn es für solche Sachen empirische Forschung gäbe anstatt kulturpessimistisches Geraune, ganz egal, wie plausibel selbiges klingt.

n) Da ja gerne die Debatte um angeblich unzulässige politische Haltungen oder gar Indoktrination seitens von Lehrkräften geführt wird, hier mal das Gegenstück. Rechtliche Infos hier.

o) Beeindruckender Thread zu Covid.

p) Alex Clarkson hat einen interessanten Gedanken zum möglichen Überlapp des türkischen Milieus und der AfD.

q) Marie-Agnes Strack-Zimmermann hat’s schon drauf.

r) Die Regierung verfehlt die Ziele beim Wohnungsbau nicht nur um Längen; der Wohnungsbau ist sogar rückläufig.

{ 102 comments… add one }
  • Tim 23. Juni 2023, 10:00

    (4 – langsame Bürokratie)

    Die Notwendigkeit [der Energiewende] ist eigentlich klar ersichtlich, aber es geschieht sehr wenig, viel zu wenig. Auch das ist in der Langsamkeit der Institutionen und den vielen Veto-Spielern begründet.

    Du sitzt hier hartnäckig einem Irrtum auf, glaube ich. Es gibt in Deutschland einfach bei weitem keine gesellschaftliche Mehrheit für die nötige Energiewende. Darum passiert wenig. Deine „Veto-Spieler“ sind nicht einige Bürokraten, sondern schätzungsweise 60-70 Mio. Bürger.

  • Tim 23. Juni 2023, 10:10

    (5 – De-Risking)

    Die Antwort auf diese Herausforderung kann nur in der Diversifizierung von Lieferketten und der Abminderungen zu großer Abhängigkeiten bestehen, weil Nationalisierung wegen der Wohlstands- und Effizienzverluste kein gangbarer Weg zu sein scheint.

    Leider ist die EU Mitte der 90er Jahre falsch abgebogen. Statt sich weit über Kerneuropa hinaus zu öffnen und zu einer Union der Rechtsstaaten und sich entwickelnder Rechtsstaaten zu werden, kam der Rückzug in Form des Vertrages von Lissabon. Die großen Chancen Europas waren damals die Türkei und Afrika. Institutionell wäre das eine riesige Herausforderung gewesen, keine Frage – aber eben auch eine welthistorische Chance, aus heutiger Sicht auch ganz prosaisch hinsichtlich zuverlässiger Lieferketten.

    Die Chance ist nun vertan. Europa hat nun eigentlich nur noch zwei Möglichkeiten: Vasall der USA oder Spielball der Großmächte zu werden.

  • Tim 23. Juni 2023, 10:12

    (f – rückläufiger Wohnungsbau)

    Was für eine unglaubliche Überraschung! Wer hätte bloß damit rechnen können, dass höhere Kosten, immer mehr Regulierung und zunehmender Mieterschutz solche Folgen haben!!1!

  • Ariane 23. Juni 2023, 11:05

    zu g) Gab da jetzt einen Artikel (und Berichte), dass Merz nicht so ganz souverän auf den Artikel von Wüst reagiert hat. (er meinte wohl, das wäre eine Kriegserklärung und ein Fehdehandschuh)

    https://twitter.com/Georg_Heil/status/1671761701065093121

    • sol1 23. Juni 2023, 12:54

      Paywallumgehung des Zeit-Artikels:

      https://archive.is/6DNHa

      Interessant auch diese Analyse, die die CDU mit der Vor-Scholz-SPD vergleicht:

      https://www.tagesspiegel.de/politik/k-frage-bei-den-unionsparteien-die-note-des-friedrich-merz-10020022.html

    • Stefan Sasse 23. Juni 2023, 13:12

      Und das bei jemand so legendär Dickhäutigem wie Merz 😀

      • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 13:39

        Merz ein Dickhäuter?! Und ich dachte, Du beobachtest Politik schon länger…

        Manche Sachen werden in Deinem Blog schon seit Jahren geschrieben. Rate mal, warum ich kein Fan von Merz bin. Tipp: Nicht wegen seines ökonomischen Wissens.

        • Thorsten Haupts 23. Juni 2023, 17:33

          Ironiedetektor kaputt 🙂 ?

          • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 17:57

            Ich bin kein Fan von Friedrich Merz und war es nie. Merz liegt in seinen ökonomischen wie gesellschaftspolitischen Ansichten auf meiner Linie. Ich halte ihn aber als Person für ungeeignet zur Führung einer Organisation oder gar eines ganzen Landes.

            Ich würde mir wünschen, wenn mancher Debattierer auch unter solchen Aspekten Politiker gewichten würde und nicht hauptsächlich: Gefällt mir, was der sagt. Anlässe gäbe es ja genügend: Robert Habeck, Annalena Baerbock, Ricarda Lang…

            • Stefan Sasse 23. Juni 2023, 18:36

              Ich gewichte permanent Politiker*innen. Und jemand, der eine Obsession mit Baerbock-Dooffinden hat, wirft mit Steinen im Glashaus.

              • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 20:17

                In den letzten 12 Monaten habe ich vor allem über und gegen Habeck geschrieben. Ich schreibe wenig bis gar nicht über Politiker meiner Couleur. Du ordnest schon sehr in Dein Farbschema ein. Zugegeben, nicht völlig einseitig, aber immer doch sehr stark – siehe gerade heute in Deiner Kurz-Suada über CDU und FDP, die angeblich nichts für die Erneuerbaren tun. Das sind Bereiche, da machst Du es Dir unheimlich einfach.

                Ich sehe bei Baerbock keine herausragende Leistung, schon gar nicht eine, die zu den Anforderungen ihres Amtes passt. Sie ist mehr Selbstdarstellerin als kompetente Diplomatin. Aber, Stefan, warum sollte das verwundern? Warum hältst Du Baerbock eigentlich für ein Naturtalent (Naturwunder?)? Sie hat das erste Mal mit Diplomatie zu tun. Aufgrund ihrer Vita hat sie naheliegender Weise große Wissenslücken, das ist alles absolut normal. Ich halte von solchen Politikern halt generell nichts, der Name ist dafür unwichtig. Übrigens auch das Geschlecht.

        • Stefan Sasse 23. Juni 2023, 18:26

          Das war ironisch…

  • sol1 23. Juni 2023, 12:19

    3) Zugrunde liegt dem die Verwirrung über die Begriffe „independents“, „moderates“ und „undecided voters“. Nicht nur, daß sich diese Gruppen nur teilweise überlappen, sie sind auch alle inhomogen:

    https://fivethirtyeight.com/features/the-moderate-middle-is-a-myth/

    Und ohne Wahlrechtsreform (der einzig gangbare Weg scheint mir STV zu sein) wird sich an diesen Zuständen im politischen System der USA kaum etwas ändern.

  • sol1 23. Juni 2023, 12:22

    b) Noch relevanter finde ich die Diskussion, auf die der Tweet verweist:

    /// Schon vor Jahren konnte man in Studien zur #AfD ein Potenzial von 20 Prozent Wählern berechnet finden. Ganz ohne Ampel, „Heizungshammer“ etc. Es hat mehr mit den Wählern selbst zu tun als die meisten wahrhaben wollen. Gibt halt ein faschistoides Potenzial autoritärer Charaktere. ///

    https://twitter.com/Puettmann_Bonn/status/1665039462500298756

    /// Natürlich gibt es diese Charaktere. Aber warum sind die Konservativen nicht mehr in der Lage, sie zu sammeln und zu zähmen? ///

    https://twitter.com/wimmchri/status/1665054442897526787

    /// U.a. weil sie sich entchristlicht haben. Dann bleiben Eigentum und Nation als höchste Werte. ///

    https://twitter.com/Puettmann_Bonn/status/1665117985520996352

    /// Interessante These. ///

    https://twitter.com/wimmchri/status/1665242985460629504

    /// Dafür spricht u.a. der klar unterdurchschnittliche Anteil von AfDler bei kirchennahen Christen. ///

    https://twitter.com/Puettmann_Bonn/status/1665246258317893633

    • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 16:05

      @ sol1 23. Juni 2023, 12:22
      Schon vor Jahren konnte man in Studien zur #AfD ein Potenzial von 20 Prozent Wählern berechnet finden. Ganz ohne Ampel, „Heizungshammer“ etc. Es hat mehr mit den Wählern selbst zu tun als die meisten wahrhaben wollen.

      Schau Dir an, was mit der SPD passiert ist, nachdem die Agenda 2010 durch war. Wie viele sind raus aus der Partei, und haben sich dort nicht mehr wohlgefühlt. Nicht so wenige sind in die LINKE abgewandert, einer Partei, die sich weder mit ihrer Geschichte und ihren Wurzeln auseinandergesetzt hat, sondern die auch immer wieder deutlich erkennbare Nachweise von Judenfeindlichkeit oder Russlandhörigkeit zeigt. Nicht genug vielleicht, um jedem LINKEn radikales extremistisches Gedankengut zuzusprechen, aber häufig genug, um es als Problem der Partei erkennbar zu machen. Für wie viele ist das Grund, die Partei zu verlassen, und wo sollen die hin?

      Das Gegenstück ist die AfD. Hier sammelten sich diejenigen, die von der CDU enttäuscht waren, die mit einer absurden Einwanderungspolitik nichts am Hut hatten, denen das verzetteln in Minderheiten-Themen (Ehe für alle) auf den Sack ging. Nun rutscht die AfD nach rechts außen. Sollen nun alle „Anständigen“ austreten, und wer das nicht tut, ist unmoralisch? Wo sollen die denn hin, wenn (wie bei der LINKEn) keine Partei ein Alternativangebot stellt?

      Gibt halt ein faschistoides Potenzial autoritärer Charaktere.

      Natürlich gibt es diese Charaktere. Aber warum sind die Konservativen nicht mehr in der Lage, sie zu sammeln und zu zähmen?

      Abgesehen davon, dass Du es Dir da viel zu einfach machst – es gibt derzeit nur noch eine Partei mit konservativen Wurzeln; das ist halt die AfD. Die CDU steuert nach Kielwasser, orientiert sich zu sehr an anderen, hat zu weiten Teilen ihre Eigenständigkeit verloren, reagiert nur noch.

      U.a. weil sie sich entchristlicht haben. Dann bleiben Eigentum und Nation als höchste Werte.

      Wie bei der LINKEn; nur das nicht das eigene Eigentum der höchste Wert ist, sondern das der anderen, das man abziehen will.

      • CitizenK 25. Juni 2023, 16:30

        „Sollen nun alle „Anständigen“ austreten, und wer das nicht tut, ist unmoralisch?“

        Ja. Wer in einer Organisation bleibt, diese durch Beiträge und Mitarbeit unterstützt, ist mit verantwortlich. Die AfD ist nicht die etwas konservativere CDU:

        „Das, was wir jetzt noch nicht durchsetzen können, weil wir nicht die Macht haben – aber wir werden die Macht bekommen – und dann werden wir das durchsetzen, was notwendig ist, damit wir unser freies Leben leben können. Dann werden wir die Direktive ausgeben, dass am Bosporus mit den drei großen M, Mohammed, Muezzin und Minarett, Schluss ist, liebe Freunde!”
        — Björn Höcke
        Fraktionsvorsitzender im Thüringer Landtag,
        in einer Rede beim AfD Kreisverband Mansfeld-Südharz in Eisleben am 20. Januar 2018

        „Brennende Flüchtlingsheime sind kein Akt der Aggression, sondern eine Akt der Verzweiflung gegen Beschlüsse von oben.”
        — Sandro Hersel
        Steuerfachangestellter aus Greifswald und Abgeordneter im Landtag Mecklenburg-Vorpommerns,
        im April 2015; Quelle: interne Chatprotokolle

        • Thorsten Haupts 25. Juni 2023, 17:21

          Ich meine mich dunkel zu erinnern, dass während der Finanzkrise 2008 die Beschädigung von Sachen (Steine gegen die Glasfronten von Banken z.B.) mit exakt derselben Begründung medial gerechtfertigt wurde. Nicht erinnern kann ich mich daran, dass man damals alle gesellschaftlich geächtet hat, die so etwas taten, propagierten oder rechtfertigten?

          Wer „Gewalt gegen Sachen“ jemals entschuldigt oder gerechtfertigt hat, verlor damit jedes Recht, sich über irgendeine Beschädigung von Material zu beschweren. Politische Gründe zur Sachbeschädigung lassen sich immer finden und sind im Dutzend billiger.

          Ich habe da eine altmodisch völlig konsistente Haltung – wer so was tut, egal aus welchen Gründen, ist ein Krimineller, gehört entsprechend behandelt und fertig.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 09:38

            Du kannst dich nicht daran erinnern, dass gewalttätige Demos 2008 geächtet worden wären?!

            • Thorsten Haupts 26. Juni 2023, 14:51

              In deutschen Leitmedien erschienen damals eine Reihe von verständnisvollen Artikeln … Ächtung sieht anders aus.

              • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 19:04

                Pegida wurde durch die Leitmedien hoch unter verständisvolliert. Dito für diverse andere Phänomene.

        • Erwin Gabriel 27. Juni 2023, 19:01

          @ CitizenK 25. Juni 2023, 16:30

          Ja. Wer in einer Organisation bleibt, diese durch Beiträge und Mitarbeit unterstützt, ist mit verantwortlich.

          Mitverantwortlich wofür?

          Was Du sagst, ist dass bestimmte Leute, deren Standpunkte zu Themen wie Einwanderung / EU / Militärpolitik / Corona etc. nur von dieser Partei getragen werden, keine Teilhabe an der Politik haben sollen.

          Und nun komm bitte nicht mit einem Quatsch wie „es gibt so ein breites Politik-Angebot“ oder „selbst eine Partei gründen“. Du willst, dass die einfach die Klappe halten und verschwinden.

          • CitizenK 28. Juni 2023, 06:26

            Warum diese Unterstellung? Es gab zahlreiche Austritte von Leuten, die den Höcke-Kurs nicht mehr mittragen wollen. Die nicht länger das bürgerliche Gesicht einer Partei sein wollen, deren Jugendorganisation vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“eingestuft wird.
            Und mit dem „Quatsch“ kommt sogar Christian Lindner.

            P.S. Ich will auch nicht, dass die Menschen, die aus der kath. Kirche austreten, „die Klappe halten und verschwinden“. Im Gegenteil.

            • Erwin gabriel 28. Juni 2023, 13:19

              @ CitizenK 28. Juni 2023, 06:26

              Es gab zahlreiche Austritte von Leuten, die den Höcke-Kurs nicht mehr mittragen wollen. Die nicht länger das bürgerliche Gesicht einer Partei sein wollen, deren Jugendorganisation vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextremistisch“eingestuft wird.

              Ja. Und die sind alle weg. Es gibt keine Partei, die sie wählen können.

      • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 09:36

        Wenn ich mir die LINKE gerade so anschaue, sind da nicht mehr viele Leute übrig 😀 ich fürchte nur, ein guter Teil von denen ist zur AfD.

  • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 12:52

    1) Kulturkampf um ein angebliches „Currywurst-Verbot“

    Wer gibt der DGE die „Berechtigung“, Empfehlungen auszusprechen? Niemand. Das ist der Punkt. Wenn niemand eine Berechtigung hat, dann ist es übergriffig, sie ungefragt zu erteilen. Der Sinn solcher Empfehlungen ist ja nicht, die Menschen auf einen Pfad der Tugend zu führen. Zwischen 80 und 90 Prozent der Bevölkerung wissen, dass eine ausgewogene Ernährung gesundheitlich förderlich ist. Die übrigen 10 bis 20 Prozent nehmen von den Empfehlungen ohnehin keine Notiz.

    Es geht darum, die übrigen 80 bis 90 Prozent zu dominieren. Hier will jemand – wie früher die Kirche – seine moralische Überlegenheit zeigen. „Wir wissen, dass die Schäfchen fallen. Dann sollen sie wenigstens Buße tun“. Die DGE bekommt von mir den Finger neben dem Ringfinger gezeigt und das Thema ist erledigt. Und damit sollten eigentlich solche überflüssigen Artikel erledigt sein, zeigen sie eben doch nur den Kulturkampf, den die Linken angezettelt haben.

    • Stefan Sasse 23. Juni 2023, 13:13

      Das ist die Deutsche Gesellschaft für Ernährung! Die gibt seit Jahrzehnten Ratschläge! Das ist einer ihrer Hauptjobs!

      • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 13:37

        Ich schreibe es noch einmal auf Deutsch: Mir hat niemand – n.i.e.m.a.n.d. – „Empfehlungen zu geben.

        Und leider hast Du nichts, nada, zu der Argumentation gesagt. Denn glaub‘ mir, ich weiß wer die Deutsche Gesellschaft für Ernährung ist. Bitte unterschätze nicht derart mein Wissen.

        • Thorsten Haupts 23. Juni 2023, 17:41

          Bin da – zumindest im Kern – ganz Ihrer Auffassung. Der Staat soll Gesetze machen und staatliche bzw. staatsfinanzierte Institutionen meinetwegen forschen und beraten. Die Empfehlungsflut wohlmeinender Nannys (verkappter Autoritärer) nervt mich schon seit vielen Jahren. Ich brauch die nicht – und auch niemand sonst. Entweder man setzt das meist vorhandene Wissen (um gesund oder was auch immer) freiwillig um oder man lässt es, daran wird keine Institution mit Empfehlungen jemals etwas ändern. Verhaltenssteuerung erfolgt über Verbote in Gesetzen oder/und den Preis, alles andere ist unwirksam und vermutlich gesellschaftlich schädlich.

          Absolut niemand mochte Besserwisser schon in der Schule. Gegenüber Erwachsenen ist das schlicht Anmassung. Einer der Gründe, warum manche sich in wütende Ablehnung hineinsteigern.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • Stefan Sasse 23. Juni 2023, 18:35

            Dann ignorier es doch einfach. Eine Empfehlung der DEG würdest du nicht mal bemerken, wenn nicht die Welt eine verdrehte Schlagzeile draus machen würde. So Kram verstaubt in Behördenauslagen oder hängt in Kitas und Schulen an der Wand. Ihr WOLLT euch darüber empören.

            • Tim 25. Juni 2023, 09:50

              Ich bin da auch bei Stefan Pietsch & Thorsten Haupts. Der Staat hat schon längst den Kernbereich seiner Aufgaben weit überschritten. Heute hat der Staat eine Quasi-Monopol auf gehobene Abendunterhaltung, schenkt amerikanischen Chipproduzenten Milliarden und gibt seinen Bürgern Ernährungstipps. Das ist nur noch absurd.

              Ignorieren würde ich all die Anmaßungen ja nur zu gern, aber finanzieren muss ich den Quatsch eben doch.

              • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:37

                Wie Ariane schon festgestellt hat ist das Ding gar nicht staatlich.

                • Tim 27. Juni 2023, 13:48

                  Du findest ja auch ARD & ZDF nicht staatlich. Follow the money.

                  • Stefan Sasse 27. Juni 2023, 14:55

                    Die sind öffentlich-rechtlich. Die Kirchen sind ja auch nicht staatlich, und doch werden sie über Steuern finanziert.

          • CitizenK 23. Juni 2023, 21:03

            Nutzlos – möglicherweise, aber „vermutlich gesellschaftlich schädlich.“? Worin könnte der Schaden bestehen?

            Ärzte geben auch Empfehlungen – sogar zur Ernährung. Sie aus einer Trotzhaltung heraus abzulehnen, ist …. nicht empfehlenswert.

            • Tim 25. Juni 2023, 09:52

              Worin könnte der Schaden bestehen?

              Kosten. Unnötige Belastung des Steuerzahlers.

          • Ariane 23. Juni 2023, 21:54

            Die DGE ist keine staatliche Stelle und hat überhaupt nichts mit dem Staat zu tun:
            „Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V. ist eine unabhängige wissenschaftliche deutsche Fachgesellschaft in der Rechtsform eines gemeinnützigen eingetragenen Vereins“

            • Ariane 23. Juni 2023, 21:55

              Und logischerweise brauchen die auch keine Genehmigung oder Berechtigungen, um irgendwelche Ergebnisse oder Empfehlungen auszusprechen. Was ist das schon wieder für eine wilde Diskussion?

            • Dennis 24. Juni 2023, 10:34

              Okay, stimmt schon. Der mit Abstand größte Brocken bei der Finanzierung kommt aber aus der Staatskasse (Bund und Länder). Und wo das Geld herkommt ist ja IMMER der zentrale Frage. Alles andere ist weniger interessant.

              Noch häßlicher: Das Ding aus den 50ern ist faktisch eine Nachfolgeorganisation einer entsprechenden Nazi-Gesellschaft. „Volksgesundheit“ war da bekanntlich außerordentlich wichtig. „Die Jugend muss schlank und rank sein“ und all so was.

              Einer der einschlägigen Päpste war dieser Herr:

              https://de.wikipedia.org/wiki/Werner_Kollath

              Genießt noch heute in Reformhaus-Kreisen hohe Anerkennung.

              Über die hergebrachte Konnektivität zwischen „gesund“ (was ja viele Facetten annehmen kann) und politisch rechts könnte man noch gesondert mal nachdenken. Jedenfalls scheint das Gesund-Thema heutzutage eher nach links gerückt, aber wiederum nicht generell. Man kennt sich in diesem Linksrechtsdurcheinander heutzutage ja eh nicht mehr aus 🙁 Die Fresserei als politisches Distinktionsmerkmal, wenn einem nichts anderes mehr einfällt:

              https://cdn.prod.www.spiegel.de/images/e8137711-0001-0004-0000-000000340827_w724_r0.70703125_fpx50_fpy63.58.jpg

              Damit (okay, vielleicht nicht nur damit) haben die in NRW mal den Wahl gewonnen. Ist schon etwas länger her^

              Damit allerdings nicht:

              https://previews.agefotostock.com/previewimage/medibigoff/c78057d8ce54b977a550430e3f9964e6/pah-89291612.jpg

              • Ariane 24. Juni 2023, 10:48

                Was kann der Schulz eigentlich? Aber ja, ich war ein bisschen beleidigt, dass die Rechten der SPD jetzt einfach die Currywurst als Identifikationsmerkmal klauen!^^
                Wenn das rechtslinksdurcheinander dazu führt, dass PolitikerInnen nicht mehr öffentlich ne Wurst essen müssen, um ihre Volksnähe zu beweisen, wäre ich allerdings nicht traurig.

                Aber bitte jetzt nicht alle auf die Bühnen springen und Layla mitgröhlen!

                Der mit Abstand größte Brocken bei der Finanzierung kommt aber aus der Staatskasse (Bund und Länder). Und wo das Geld herkommt ist ja IMMER der zentrale Frage. Alles andere ist weniger interessant.
                Ok, ich gebe mich geschlagen. Wissenschaft ist fast immer vom Staat finanziert, also automatisch diktatorisches Kulturkampfzentrum.

                och häßlicher: Das Ding aus den 50ern ist faktisch eine Nachfolgeorganisation einer entsprechenden Nazi-Gesellschaft. „Volksgesundheit“ war da bekanntlich außerordentlich wichtig. „Die Jugend muss schlank und rank sein“ und all so was.
                Natürlich, ich glaube es gibt keine Institution oder Behörde, die in den 50ern nicht neugegründet wurde und einfach die Naziideologie mit paar Altnazis weitergeführt hat. Hab da mal im Bereich Erziehungswesen/wissenschaft recherchiert und es stehen einem einfach nur die Haare zu Berge. Andererseits kann man froh und dankbar sein, dass da in gar nicht so langer Zeit ein Turnaround stattgefunden hat.

        • Stefan Sasse 23. Juni 2023, 18:26

          Ich unterschätze nicht dein Wissen, ich schätze deine Fähigkeit, aus ideologischen Motiven Dinge strategisch misszuverstehen.

          • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 20:18

            Ich bin jemand mit unbändiger Freiheitsliebe. Dazu gehören Selbstverantwortung, Verantwortung für andere und die Zurückweisung jeder Einmischung, erst recht die staatlicher Stellen.

            • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 16:11

              @ Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 20:18

              Ich bin jemand mit unbändiger Freiheitsliebe. Dazu gehören Selbstverantwortung, Verantwortung für andere und die Zurückweisung jeder Einmischung, erst recht die staatlicher Stellen.

              So schätze ich Dich ein, sehe ansonsten keinen Widerspruch zur Charakterisierung von Stefan Sasse 🙂
              (Duck und wech…)

  • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 13:16

    2) Superreiche könnten den Staat retten

    Schöne Überschrift. Es zeigt, welchen Status Fratzscher erreicht hat. Boulevardjournalist. Die Argumentation ist so dumpf, wie sie nur sein kann.

    Wie könnten Superreiche den Staat retten? Und die viel wichtigere Frage: Warum sind in Deutschland viel mehr Vermögen geerbt als in den USA? Widmen wir uns dem ersten Teil:

    Fratzscher listet auf, wie viel die Superreichen „besitzen“. Im Kleingedruckten findet sich dann der Fakt, dass sie durch den Boom an den Aktienmärkten und Immobilienmärkten reicher geworden seien.

    Erstens: „Superreich“ wird man nicht als Angestellter, Forscher oder Transferempfänger. „Superreich“ wird mal als Innovator, jemand, der etwas sieht, was andere nicht sehen. Windkraftanlagen sind es schon mal nicht. Wie die Börse heute zeigt, scheint es eher eine Verarmungsstrategie zu sein. Aber ich weiche ab. Leute wie Jeff Bezos, Steve Jobs, Elon Musk werden superreich und halten die Stellung, in dem sie nicht über 2, 3 Jahre, sondern Jahrzehnte an der Spitze marschieren. Sie sind irgendwie immer 2, 3 Schritte schneller. Und kaum ist Jeff Bezos nicht mehr in der operativen Führung, bekommt Amazon Probleme. Anscheinend haben die Musks dieser Welt etwas, was niemand sonst hat.

    Inzwischen kommen wir wohl zu der Ansicht, dass die Superreichen entweder den Staat oder die Welt retten könnten. Aber nicht beides gleichzeitig. Jeff Bezos hat, wie übrigens andere Superreiche auch, sich vor einiger Zeit scheiden lassen. In der Folge musste er große Teile seines Vermögens an seine Ex abtreten. Das hat der liebe Jeff nicht aus der Portokasse getan. Die Vermutung liegt nahe, weil der nicht 66 Milliarden Euro in der Schatulle am Bett liegen hat. Er hat Teile seines Unternehmens an seine Ex-Frau übertragen. Diese hat dann diese veräußert und das Geld charitativen Zwecken gespendet.

    Wurde damit die Ungleichheit in den USA verringert? Nope. Geht es heute den Ärmeren besser? Nope. Wir haben eine weitere Superreiche, die durch Nichtstun zu Vermögen gekommen ist und ein Unternehmen, dass ins Straucheln geraten ist. Unter Erfolg stellt man sich etwas anderes vor.

    Sollen die Superreichen den Staat retten, werden sie Teile ihrer Unternehmensanteile veräußern müssen. In den USA und bei geringem Volumen mag das noch gehen. In Deutschland nicht. Erstens würden die Kurse drastisch fallen, das Gesetz des Marktes, schließlich steigt das Angebot rapide. Zweitens würden mehr deutsche Unternehmen an Investoren aus autokratischen Ländern und an Fonds wie BlackRock (man erinnere sich, vor einigen Jahren galt das Unternehmen als Krake).

    Wer in Deutschland ohne eigene Idee Unternehmer werden will, hat es leicht. Er kann problemlos eine dieser ausgelutschten Klitschen für ein paar Euro (oder sogar weniger) kaufen und zeigen, was für ein toller Superreicher in ihm steckt. Nur ist das Interesse gering. Und Umfragen zeigen, das Interesse daran, Unternehmer zu werden, ist in Deutschland überschaubar. Nur: Ohne Unternehmer kein Superreicher, selten sogar überhaupt nur Millionär.

    Fratzscher hat also eine Verarmungsstrategie entworfen. Mehr ist Linken ja auch nicht zuzutrauen.

    Die zweite Frage beantwortet sich leicht, sie steht ja in Fratzschers Analysen. Der Staat macht es den Menschen in Deutschland reich zu werden und sei es nur Millionärstatus. Daran will außer der FDP auch keine Partei etwas ändern. Denn, bei aller Liebe, wer Menschen mit Einkommen von 20.000 Euro p.a. entlastet, züchtet damit nicht die kommenden Millionäre. Wer dem jungen IT-Absolventen aber von seinem ersten Gehalt 50.000 Euro wegnimmt, will verhindern, dass er überhaupt etwas Überragendes mit seinem Wissen anfängt. Deswegen wandern die Menschen mit Unternehmergen ab und es kommen Menschen mit Transferempfängergen.

    Letzte Frage: Was hindert Superreiche eigentlich, ihre Aktienpakete in Länder zu verlagern, die nicht so unternehmensfeindlich sind wie Deutschland?

  • Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 13:32

    4) Europe’s military buildup: More talk than action

    Wo bitte blockieren CDU und FDP die Erneuerbaren? In den vergangenen zwanzig Jahren holte Deutschland im EU-Vergleich deutlich auf und setzte sich ins obere Drittel. Besonders hervorgetan haben sich Schleswig-Holstein, wo seit langem die CDU und teilweise die FDP regiert. Und Niedersachsen, wo die CDU ebenfalls lange mit an der Regierung war. Abhängen tun unter anderem Hessen, wo seit einem Jahrzehnt die Grünen Teil der Regierung sind, und Baden-Württemberg, wo sie im gleichen Zeitraum ebenfalls keine großen Erfolge verzeichnen konnten.

    Anscheinend ist das kein Parteien-Dings, sondern hat etwas mit Geographie, Topographie, sonstigen physikalischen Gegebenheiten und Profitabilität zu tun. Aber das wäre nun wirklich zu komplex.

    Weitere wichtige Ergänzung zum Thema: die Brandmauer steht bei der CDU auch bei den Wählenden. Die größte Affinität zur AfD haben die Wählenden der FDP, mit Abstand. Aber auch das ist ja seit Jahren konstant.

    Ich bekenne: Ich zeige eine gewisse Sympathie für Koalitionen mit der AfD. Wahrscheinlich wäre ich in den 32 Prozent drin. Interessiert nicht, warum ich dafür Sympathie hätte, unter welchen Bedingungen und welche grundsätzlichen Einstellungen mich treiben. Das ist einfach überkomplex.

    h) Ein super Beispiel für die von Ariane und mir angesprochene Überhöhung des Rechts in der Politik.

    Da scheint etwas nicht zusammenzupassen. In dem Tweet geht es darum, dass der Staat dem Bürger immer mehr Rechte einräumt, die dieser gar nicht zuverlässig erfüllen kann. Das hat dann etwas von Free Riding. Der Podcast hatte davon doch ein abweichendes Thema.

    o) Beeindruckender Thread zu Covid.

    Warum befragt man mich nicht dazu? Wäre wahrscheinlich auch ein beeindruckender Thread.

    r) Die Regierung verfehlt die Ziele beim Wohnungsbau nicht nur um Längen; der Wohnungsbau ist sogar rückläufig.

    Die Regierung versagt!!!

    • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 12:56

      @ Stefan Pietsch 23. Juni 2023, 13:32

      r) Die Regierung verfehlt die Ziele beim Wohnungsbau nicht nur um Längen; der Wohnungsbau ist sogar rückläufig.

      Die Regierung versagt!!!

      Nein. Du hast 20 Jahre lang Vorgänger-Regierungen gehabt, die jedem Problem auswichen:

      • Steigender Bedarf durch Flüchtlingskrise: Krise von Merkel mit verursacht, keine Lösungsansätze
      • Bürokratie: Ging, glaube ich, unter der Regierung Brandt los. Kriegst Du nicht in ein, zwei Jahren auf den Kopf gestellt, erst recht nicht, wenn noch etwas geschafft und entschieden werden soll.
      • Lieferketten-Probleme: COVID
      • Materialknappheit: Russland-Krieg
      • Alternde Gesellschaft, Fachkräftemangel: Deutlich absehbar seit Regierung Kohl; Schröder war der erste und der letzte Kanzler, der daran arbeitete.
      • Klimawandel: Echt jetzt?
      • Vorschriften: Maßgeblich durch die EU, die scharfen nationalen Umsetzungen erfolgten unter Merkel, bzw. begannen dort.

      Ich bin ja gerne dabei, die Regierung zu beschimpfen, haben wir ja auch schon des Öfteren im Duett gemacht. Aber beim Bauen sehe ich einfach mehr (geerbte) Scheiße am Schuh, als man mit einer Packung Tempo wegkriegt.

      REPLY LINK

      • Stefan Pietsch 25. Juni 2023, 15:02

        Die Regierung versagt!!!

        Nein. Du hast 20 Jahre lang Vorgänger-Regierungen gehabt, die jedem Problem auswichen:

        Das war Ironie. Deswegen die drei Ausrufezeichen. Es ist doch das typische Argument, welche Erwartungen wir an den Staat haben. Ansonsten habe ich ja regelmäßig deutlich gemacht, dass wir in Deutschland den Erwerb von Wohneigentum traditionell erschweren, von allen Playern.

        • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 16:13

          @ Stefan Pietsch 25. Juni 2023, 15:02

          Das war Ironie.

          Entging mir – sorry

      • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 09:35

        Volle Zustimmung.

  • Thorsten Haupts 23. Juni 2023, 18:12

    Zu i)
    Ja und nein. Auf taktischer Ebene sicher richtig – wird dieser oder jener Angriff hier oder da erfolgreich sein? Aber meine sehr früh gebildete Meinung zum Ukrainekrieg und zu den Chancen der ukrainischen Armee wurde eben doch informiert von meinem Wissen über wiederkehrende russische militärische Unzulänglichkeiten in ihren Kriegen seit 1900.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Ariane 23. Juni 2023, 18:46

    1) Currywurst
    Egal offenbar, dass keinerlei Verbot angedacht ist. Es gibt noch nicht einmal eine neue Empfehlung. Eine drohende „Mangelernährung“ erkennt der bayerische Wirtschaftsminister Aiwanger. „Esst mehr Fleisch fürs Klima“ fordert der Präsident des Bayerischen Bauernverbandes und stützt seine Empfehlung auf eine „alternative“ Wissenschaft, die die Fleischindustrie nicht als Problem fürs Klima erkennen mag

    Meine Güte. Dagegen war Schröders Currywurst=Kraftriegel ja das beste Argument ever (war ja genauso eine Nichtmeldung, VW wollte nicht mehr täglich Currywurst anbieten oder so)

    Ich weiß auch gar nicht, wo die das immer auftreiben, das schafft es ja oft nicht mal in die Medien. Ich musste die DGE erstmal googlen (ist übrigens keine linksgrüne Kulturkampfbehörde, sondern ein unabhängiges wissenschaftliches Institut) und gibts vermutlich schon seit 1950 oder sowas – unbemerkt von der Öffentlichkeit.

    r) Wohnungsbauten
    Ist bisschen schade, dass nur die absolute Zahl von Baugenehmigungen genannt wird, nicht prozentualer Anteil. Gut möglich, dass sich bei den Genehmigungen gar nicht soviel getan hat, nur weniger Anträge, weil sich die Finanzierungslage geändert hat.

    Es gab übrigens mal Berechnungen – damals am Beispiel Autobahnbau und ppp – die zu dem Schluss kamen, dass es insgesamt viel günstiger wäre, wenn der Staat das selbst macht und zwar wegen der Kreditaufnahme. Selbst bei den damaligen Niedrigzinsen hat der Staat noch viel bessere Konditionen gehabt. Sollte man heutzutage vermutlich nochmal drüber nachdenken, weil das ja immer noch oder sogar vermehrt gilt.

    Und O-Ton meiner Ma live aus der Immobilienabteilung^^
    Das Außergewöhnliche waren ja eigentlich eher die krass niedrigen Zinsen in den letzten Jahren, mittlerweile befinden wir uns da eher auf so einem normalen Durchschnittsniveau. Vor den ganzen Finanzkrisen (ich glaub da fing das an mit den krass niedrigen Zinsen) waren Kauf/Bauzinsen schon eher doppelt so hoch wie heute.

  • CitizenK 23. Juni 2023, 20:50

    Hier herrscht vielfach Gewisseheit, dass die deutsche(n) Regierung(en) seit Merkel Totalversager waren/sind. Diese Meldung scheint mir nicht dazu zu passen:
    https://news.gallup.com/poll/506528/germany-remains-atop-global-leadership-ratings-scholz.aspx?utm_source=substack&utm_medium=email

    • Stefan Sasse 24. Juni 2023, 16:45

      Also ich hab diese Gewissheit nicht, falls du mich meinst. Ich habe schon immer gesagt dass wir ziemlich Glück mit unseren Regierungen haben (ja, auch Merkel. Die war zwar schlecht, aber im internationalen Vergleich dürften viele sich da immer noch glücklich schätzen).

      • Erwin Gabriel 27. Juni 2023, 19:23

        @ Stefan Sasse 24. Juni 2023, 16:45

        Ich habe schon immer gesagt dass wir ziemlich Glück mit unseren Regierungen haben (ja, auch Merkel. …

        Fanboy (alte buddhistische Weisheit: alles vor dem „aber“ ist gelogen.)

        • Stefan Sasse 28. Juni 2023, 12:35

          Naja, schau dich mal um. Keine Extremisten an der Regierung, keine Vollversager, keine totalen Blender, eine halbwegs kompetente Verwaltung. Das können nicht viele Länder von sich behaupten. Ist viel Luft nach oben, gewiss. Aber ist auch nicht so scheiße.

  • Ariane 23. Juni 2023, 22:37

    Weiß nicht mehr, in welchem Posting das war mit Überhöhung von Genies, aber finde die zwei Links hier gerade sehr passend:
    https://archive.ph/FVk2k
    https://www.bbc.com/news/world-us-canada-65998914.amp

    Es tut mir leid, dass die Menschen tot sind und finds gut, dass so ein Aufwand für die Suche betrieben wird, ich würde nur lieber in einer Welt wohnen, in der das für jegliche Seenotfälle der Fall ist.

    • Thorsten Haupts 23. Juni 2023, 23:27

      Schliesse mich ausdrücklich nicht an! Die Insassen dieses Bootes wussten (oder hätten wissen können), dass es intrinsisch unsicher war. Sich mit sowas in ein Tiefseeabenteuer zu stürzen ist ein Fall für den Darwin Award 2023.

      Sich just for fun in akute Lebensgefahr zu begeben ist extreme Dummheit und kein Fall für die Seenotrettung. Ich persönlich würde so manche vorsätzlich Unverantwortliche schlicht ihrem Schicksal überlassen.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Ariane 24. Juni 2023, 08:57

        Ich persönlich vielleicht auch nicht, aber der Staat und/oder Seehelfer dürfen nicht nach Kriterien auswählen, wann sie jemanden retten. Und das finde ich richtig so (ich persönlich habs eher mit so einzelnen Bergrettungen, das ist ja im Kleinen ne ähnliche Situation). Geht IMO nicht anders, auch lebensmüde Arschlöcher haben ein Recht auf Rettung.

        Und dieser CEO saß ja nicht alleine in seinem Bauhaus-Uboot, sondern mit vier anderen Leuten, die vielleicht/vermutlich nicht wussten, dass der CEO Sicherheitsbedenken als persönlichen Affront zur Verhinderung von Innovationen sieht und dazu noch ein 19jähriger, der seinem Vater einen Gefallen tun wollte.
        Und weil ich auch lebensmüde Arschlöcher retten will/muss und links bin, wäre ich dann eher dafür, dass da nicht jeder in einem selbstgebauten U-Boot runterfahren kann (oder einfach das Wrack zu demolieren, hält doch eh nicht mehr lang).^^

    • schejtan 24. Juni 2023, 08:58

      Der Zeit Artikel ist schon ein wenig seltsam; nicht dass die Frau grundsaetzlich komplett falsch liegt, aber es passt irgendwie wirklich nicht zu diesem konkreten Ereignis. Es sei denn, ich sehe jeden Menschen, der sich „nicht an Regeln haelt“ und „sich nichts vorschreiben laesst“ automatisch als wagemutigen Innovator an. Unabhaengig davon, ob das, was sie tun, Sinn ergibt oder einen gesellschaftlichen/technologischen Mehrwert hat.

      • Ariane 24. Juni 2023, 09:26

        Jep, deswegen hatte mich das so an die Diskussion um Überhöhung von Genie erinnert. Thorsten hat ja recht, die tun das Dümmste, was man sich nur ausdenken kann, bewerben sich für den Darwin-Award..
        … und es gibt einen Artikel, der sie zu anpackenden Pionieren erklärt und mit zwei Wissenschaftlern vergleicht, die 1960 das erste Mal zum Marianengraben getaucht sind. So ein Quatsch, nirgends in der Tiefsee waren mehr Menschen als am Wrack der Titanic in vernünftigen Booten, die in jahrelanger Forschung und Ingenieurswissen konstruiert wurden.

    • Stefan Sasse 24. Juni 2023, 16:46

      Wir haben es in den Shownotes verlinkt gehabt.

  • Erwin Gabriel 24. Juni 2023, 19:38

    2) Superreiche könnten den Staat retten

    Marcel Fratzscher … argumentiert, dass die derzeitige Verteilung der Vermögen in Deutschland zu Ungleichheit führt, …

    Das ist teilweise eine Binsenweisheit, teilweise irreführend. Fängt schon mit dem Begriff „derzeitige“ an. War nie anders, wird nie anders sein, nirgendwo auf der Welt.

    … da ein Großteil der Milliardenvermögen durch Erbschaften und Schenkungen entstanden ist.

    Was ihn nicht daran hindert, immer wieder den anderen großen Teil in seine Vorschläge einzubeziehen, die nie darauf abzielen, das System grundlegend zu ändern, sondern stets nur darauf, oben abzuschöpfen.

    Fratzscher … betont .., dass Deutschland im internationalen Vergleich eine vergleichsweise niedrige Besteuerung von Vermögen aufweist. Er führt an, dass eine stärkere Besteuerung, vergleichbar mit anderen Ländern wie Frankreich, Großbritannien oder den USA, zusätzliche Einnahmen in Höhe von 120 Milliarden Euro jährlich generieren könnte.

    Vieles, was Fratscher dagegen nicht betont:
    • Wenn er die Großvermögen über Erbschaftssteuer in dieser Größenordnung angeht, werden sie schrumpfen bzw. auswandern.
    • Der Staat wäre nicht in der Lage, mit solch einer Masse von Geld zusätzlich umzugehen. Man würde neue „Wummse“ konzipieren, die (wie fast alles derzeit) am Fachkräftemangel scheitern; Probleme würden verteuert, nicht gelöst.
    • Sehr, sehr viel ererbtes Geld ist in Wirtschaftsunternehmungen gebunden. Wenn dann der Erbe von BMW Anteile verkaufen muss, um Steuern zu zahlen, kriegt er a) weniger, weil er verkaufen muss, und b) sind vielleicht nur die Chinesen oder US_Banken in der Lage zu kaufen.
    • Wenn er die Vermögenssteuern von England, Frankreich und den USA als Beispiel heranzieht, sollten wir auch deren Sozialabgaben als Beispiel heranziehen. Bringt auch finanziellen Spielraum für den Staat …
    etc. etc. etc.

    Er ist und bleibt ein linker Rosinenpicker, der mit Teilwahrheiten arbeitet und immer wieder relevante Aspekte verschweigt.

    Fratzscher argumentiert weiter, dass eine solche Reform wirtschaftlich nicht schädlich sein müsste und den Staatshaushalt auf nachhaltige Füße stellen könnte. Für Fratzscher besteht der Hauptgrund gegen eine solche Reform in der Sorge um Einschränkungen des Eigentumsrechts und der wirtschaftlichen Freiheit. Er erkennt jedoch an, dass eine effiziente Verwendung der staatlichen Mittel und eine bessere Haushaltsführung ebenfalls entscheidend sind, um öffentliche Investitionen zu finanzieren. Dennoch ist er der Meinung, dass eine stärkere Besteuerung von Vermögen ein wirksames Instrument zur Bekämpfung der Ungleichheit und zur Schaffung einer gerechteren Gesellschaft sein kann. (Marcel Fratzscher, ZEIT)

    Fratzscher hat auch einen Thread mit Zahlen und Grafiken nachgeschoben. Mir scheint, in der Debatte gibt es drei große Stränge, die immer wieder durcheinandergeraten – und zwar mehr oder weniger bewusst, weil ideologische Prämissen die eigene Haltung maßgeblich bestimmen und diese Stränge entsprechend verzerren. Da wäre zum einen die Frage nach der Unantastbarkeit von Eigentum, also ob der Staat überhaupt das Recht hat, diese Vermögen anzugreifen (ob er das Geld nun brauchen könnte oder nicht). Da wäre zum anderen die Frage nach eben jenem Bedarf: braucht der Staat mehr Geld oder hätte er bei effizienterer Ressourcennutzung und anderer Prioritätensetzung genug? Und zuletzt ist die Frage nach der Ungleichheit: ist diese ein grundlegendes Problem oder nur Ausdruck verschiedenen Leistungsvermögens und seiner gerechtfertigten Belohnung in einer marktwirtschaftlichen Welt?

    Diese drei Stränge können auf verschiedene Art miteinander verwoben sein. Zwar ist es häufig – und wir haben das in den entsprechenden Debatten hier im Blog häufig gesehen – dass die drei Stränge ideologisch „sauber“ aufgereiht werden (Nein, Nein, Letzteres beziehungsweise ja, ja, ersteres). Aber grundsätzlich ist das nicht zwingend erforderlich. Ich kann ja zum Beispiel der Überzeugung sein, dass der Staat grundsätzlich über genügend Mittel verfügt, dass aber die Ungleichheit ein volkswirtschaftlicher Problemfaktor ist, während ich gleichzeitig die Verfassungsmäßigkeit des ganzen Unternehmens skeptisch betrachte. Da wäre manchmal etwas Differenzierung gut.

    … braucht der Staat mehr Geld oder hätte er bei effizienterer Ressourcennutzung und anderer Prioritätensetzung genug?

    Er hatte lange Jahre genug, inzwischen (meiner Einschätzung nach) jedoch nicht mehr. Aber wie gesagt sind wir in einer Situation, wo nicht unbedingt Geld das Problem ist, sondern Fachkräftemangel, Liefer(ketten)schwierigkeiten, politische Abhängigkeiten usw. Dazu wäre der Staat immer noch auf der einen Seite ineffizient, auf der anderen Seite werden die Ausgaben seit Jahrzehnten nicht nur durch Notwendigkeit, sondern ein Stück weit durch Ideologie (z.B. Kohle statt Atom) und auch durch den Wunsch nach guten Wahlergebnissen (ständig steigende Sozialausgaben) bestimmt. Hoffnungslose Situation.

    Und zuletzt ist die Frage nach der Ungleichheit: ist diese ein grundlegendes Problem oder nur Ausdruck verschiedenen Leistungsvermögens und seiner gerechtfertigten Belohnung in einer marktwirtschaftlichen Welt?

    Beides, natürlich. Die Chancengleichheit zum Start des Berufslebens stimmt nicht, und nicht jeder hat den gleichen Ehrgeiz, die gleiche Intelligenz, den gleichen Willen.

    Und jeder argumentiert nach seiner Façon: Der Erfolglose wird auf seine mangelnden Startchancen verweisen und seine schlechten Entscheidungen, seine Trägheit oder Bequemlichkeit auszuklammern wissen, und die Erfolgreichen werden ausklammern, welch positiven Einfluss etwa genetisch frei Haus gelieferte Intelligenz, Willensstärke, ein sorgendes Elternhaus, Bildung und Förderung ausgemacht haben.

    • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:36

      Derzeitige: Stimmt so nicht. Fratzscher sagt ja nicht, dass Ungleichheit per se schlecht ist oder dass Vermögen besonders schlimm wären, sondern dass derzeit ein zu starkes Ungleichgewicht herrscht. Und die Zunahme an Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten ist ja kaum zu verleugnen.

      System: Korrekt, ich würde da auch viel weiter gehen, aber Fratzscher ist halt ein sehr moderater Typ.

      Nicht betont: – Großvermögen sollen ja auch schrumpfen. Das wäre ja die Idee. Auswanderung halte ich für eine übertriebene Furcht.
      – Mir geht es auch nicht um Geldgewinn. Von mir aus kann man das komplett aufkommensneutral durch Steuersenkungen machen.
      – Das ist ein ernsthaftes Problem, das bei der Gestaltung dieser Steuern beachtet werden muss.
      – Ich sehe da keinen kausalen Zusammenhang. Erneut, mir geht’s nicht um die Finanzmittel.

      Ich sehe auch keinen Widerspruch zwischen mehr Effizienz und Erbschafts-/Vermögenssteuern.

      Durcheinandergeratene Stränge: Ja, hab ich ja auch geschrieben.

      • Erwin Gabriel 27. Juni 2023, 19:20

        @ Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:36

        Fratzscher sagt …

        … im Großen und Ganzen mit unterschiedlichen Begründungen das Gleiche: Die Reichen haben zuviel Geld, das muss da weg.

        … ja nicht, dass Ungleichheit per se schlecht ist oder dass Vermögen besonders schlimm wären, …

        Nein, schlecht ist Vermögen nicht. Wenn es das nich gäbe, hätte man ncihts zum Abgreifen.

        … sondern dass derzeit ein zu starkes Ungleichgewicht herrscht. Und die Zunahme an Ungleichheit in den letzten Jahrzehnten ist ja kaum zu verleugnen.

        Da sind wir uns ja jedes Mal, wenn das Thema zur Sprache kommt, einig. Aber wie stets bleiben auch diesmal Fragen offen:
        – Welche Einflüsse hat es auf unsere Wirtschaft, wenn Erben, um deren Vermögen zu deckeln, zum Verkauf gezwungen werden? Was passiert mit der Belegschaft? Es gibt schon heftige kulturelle Unterschiede, Führungsstile und Unternehmensziele bei chinesischen und amerikanischen Investoren vs. deutschen Familienunternehmen.
        – Was macht man Sinnvolles; mit dem Geld? Im Moment kann man es nur konsumieren; es gibt zu wenig Kapazitäten, um es zu investieren.
        – Warum redet man nur über das Wegnehmen, nie aber davon, das System so zu verändern, dass die da unten mehr Chancen bekommen?

        Linke Politik erkenne ich inzwischen daran, dass viel über Geld von Reichen oder über Umverteilung gesprochen wird, aber nie über Lösungen, die das Problem grundsätzlich angehen.

        • Stefan Sasse 28. Juni 2023, 12:34

          Offene Fragen:
          1) Ist Verkauf die einzige Möglichkeit? Oder bestünde nicht gerade bei Familienunternehmen die Möglichkeit, das Ganze in andere Formen zu übertragen, etwa Genossenschaften oder so was?
          2) Das wird sich sehr bald ändern. Wenn ich denke, wie lange es braucht, bis die entsprechende Reform durch wäre – in der Zeit stehen wir vor den massiven Investitionsbedarfen. Und da gerade eh die Inflationsbekämpfungspolitik drauf und dran ist, eine Rezession zu produzieren, haben wir bald wieder Kapazitäten. Und die Klimakrise erfordert eh massive Investitionen.
          3) Weiß ich nicht, ich rede gerne über mehr Chancen.

          Die Kritik teile ich.

          • Erwin Gabriel 28. Juni 2023, 13:33

            @ Stefan Sasse 28. Juni 2023, 12:34

            1) Ist Verkauf die einzige Möglichkeit? Oder bestünde nicht gerade bei Familienunternehmen die Möglichkeit, das Ganze in andere Formen zu übertragen, etwa Genossenschaften oder so was?

            Als Erbe würde ich dem Staat Geld schulden …

            2) Das wird sich sehr bald ändern. Wenn ich denke, wie lange es braucht, bis die entsprechende Reform durch wäre – in der Zeit stehen wir vor den massiven Investitionsbedarfen.

            Wir haben zu wenig Arbeitskräfte, um zu leisten, was geleistet werden muss. Was glaubst Du, warum ich seit 15 Jahren über Merkels Nichtstun schimpfe? Alterspyramide, Fachkräftemangel etc. war alles bekannt, und wir sind (in den Bereichen, wo ich halbwegs mitreden kann) inzwischen unten durch. Jahrzehnte, um die Bundeswehr zu modernisieren, Jahrzehnte, um die Infrastruktur zu sanieren, die nebenbei auch noch geändert werden soll (Verkehrswende). Energiewende, Barrierefreiheit, Wohnraum – war alles bekannt.

            3) Weiß ich nicht, ich rede gerne über mehr Chancen.

            Bleiben wir höflich: Die Gedanken hier im Forum, von Reichen mehr Geld zu bekommen, sind deutlich konkreter und detaillierter als die Gedanken dazu, wie man denen da unten helfen kann.

            z.B. „Gebt den Obdachlosen Wohnraum“ – wir haben keinen Wohnraum, können keinen bauen, haben keine Kapazitäten in den Behörden etc.; klingt immer ein bisschen wie der Ruf nach Weltfrieden.

            • Stefan Sasse 28. Juni 2023, 16:32

              1) Wie meinen?

              2) Bin ich völlig bei dir. Effektiv wird es ein Umschichten brauchen.

              3) Ich erinnere an meinen Grundsatzartikel zur Ungleichheit, da hab ich sehr ausführlich drüber geschrieben. Ich gebe dir aber völlig Recht, was die Debatte angeht: die kapriziert sich sehr stark darauf. Ich finde das auch falsch.

          • Stefan Pietsch 28. Juni 2023, 15:00

            1) Natürlich gibt es die Möglichkeit. Nur: was gewinnst Du damit? Jemand, der sich engagiert und persönliche Risiken eingeht, will dann auch eine Sache / Unternehmen besitzen und sich nicht reinreden lassen.

            Wir haben das Beispiel SPIEGEL-Verlag. Niemand wird behaupten, dass das Konstrukt gut läuft. Dort haben die Mitarbeiter die Mehrheit, wobei es Mitarbeiter erster und zweiter Klasse gibt. Im Vergleich zu Konkurrenten wie dem SPRINGER-Verlag sinkt die wirtschaftliche, aber auch publizistische Kraft. Der SPIEGEL wechselt schneller seine Chefredakteure als andere ihre Unterwäsche.

            Auch sonst sind Genossenschaftsprojekte nicht der Quell von Innovation und wirtschaftlicher Stärke. Eben weil die Hierarchie und der unternehmerische Treiber fehlen.

            • Stefan Sasse 28. Juni 2023, 16:32

              Mir wäre nicht bekannt, dass die Springerpresse so viel besser läuft als der Spiegel, ehrlich gesagt. Und das Desaster um Reichelt spricht jetzt auch nicht eben für eine großartige Unternehmenskultur.

              • Stefan Pietsch 28. Juni 2023, 16:47

                Du vermischt einiges, weil Dir Personen nicht liegen.

                Dir ging es im Aufhänger um wirtschaftliche Aspekte, kurz Erfolg in Zahlen. Sonst brauchen wir auch gar nicht zu reden. Ein Unternehmen, dass in Umsatz, DB und Profitabilität nicht mit den Benchmarks der Branche mithalten kann, ist nicht überlebensfähig.

                SPRINGER weitet seinen Konzern. Das geht nur mit ausreichend Cash. Der BILD-Konzern hat dafür über 600 Millionen Euro hingelegt, das ist gerade im Medienmarkt eine stolze Summe.

                Über die Unternehmenskultur können Du und ich sicher wenig sagen. Im oberen Sinne ist das ja nur relevant, soweit es messbar die Produktivität beeinflusst.

                • Stefan Sasse 28. Juni 2023, 18:37

                  Look who’s talking 😀

                  Wobei natürlich das ein Vergleich von Äpfeln und Birnen ist. Springer ist ein riesiger Konzern, Spiegel ist ein Magazin. Da müsstest schon irgendwie die Welt oder die BILD als Einzelmarken vergleichen, und wegen der Finanzkraft des Konzerns dahinter ist auch das eher ein Fool’s Task. Das ist ja wie feststellen, dass Thalia weniger Umsatz macht als Amazon.

                  • Stefan Pietsch 28. Juni 2023, 19:25

                    Der Spiegel-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG ist ein Konzern, der sich allerdings in den vergangenen drei Jahrzehnten schlechter entwickelt hat als der SPRINGER-Konzern. Dabei versuchten es beide durchaus mit ähnlichen Strategien. In den Neunzigerjahren setzte man auf Diversifizierung und suchte neue Kunden im analogen Fernsehen. Später baute man das Onlinegeschäft kräftig aus.

                    Der Punkt ist eben, dass SPRINGER in Summe erfolgreicher war. Die Orientierungslosigkeit des SPIEGEL-Verlages ist dabei maßgeblich durch die verschachtelten Eigentumsverhältnisse und die Behäbigkeit der Belegschaft verursacht. So wurde auch die Zusammenlegung von Online- und Printbereichen über Jahre von den alteingesessenen Journalisten aufgehalten.

                    Das sind genau die Aspekte, um die sich unsere Debatte dreht. Unklare, verschachtelte Eigentumsverhältnisse und die Dominanz von Mitarbeiterbeteiligungen hemmen unternehmerische Initiative und fördern sie nicht. Der SPIEGEL ist ein Beispiel par excellence für schlechte Unternehmensführung.

                    • Stefan Sasse 29. Juni 2023, 08:44

                      Dieselbe Organisationsform hat den Spiegel jahrzehntelang eine Dominaz gesichert. Warum ist ein so offensichtlich schlechtes Mittel urplötzlich scheiße? Und den digitalen Wandel haben alle verschlafen. Springer war am schnellsten, absolut. Und ihre Marktentwicklung ist gut. Aber deine einseitige Schuldzuweisung auf die Organisationsform ist ideologisch motiviert; sie würde nur Sinn machen, wenn der Spiegel gegenüber ALLEN Medien abkacken würde. Was er offensichtlich nicht tut. Du zeichnest ein Zerrbild.

                    • Stefan Pietsch 29. Juni 2023, 10:54

                      Nein, so ist es nicht. Der SPIEGEL war stark, so lange er eine dominierende Figur hatte. Das war bis zu seinem Tod der Gründer Rudolf Augstein und danach Stefan Aust. Ich habe seit meinem 16. Lebensjahr Jahrzehnte lang den SPIEGEL gelesen, selbst in den USA, noch ohne Internet-Ausgabe, habe ich alles unternommen, um an die aktuelle Ausgabe zu kommen.

                      Was mich dem SPIEGEL abspenstig gemacht hat, ist nicht die politische Ausrichtung. Ich erwarte von Medien, dass sie mir relevante, interessante Themen präsentieren – nicht eine Meinung (manchmal nett). Auch konservative Medien wie der Cicero oder Focus konnten mich nicht binden.

                      Heute finde ich in den SPIEGEL-Ausgaben meist nicht einmal 3 Artikel, die interessant erscheinen. Das ist natürlich eine subjektive Bewertung, aber mir scheint – Stefan Aust hat das übrigens gesagt – die meisten Journalisten scheinen nur noch darüber zu schreiben, was sie selbst interessiert, aber nicht potentielle Leser.

                      Ich finde nicht, dass der SPIEGEL den digitalen Wandel verschlafen hätte. Was offensichtlich ist, dass der Verlag ganz offensichtlich große Probleme hatte, die organisatorischen Konsequenzen aus der geschäftlichen Entwicklung zu ziehen. Und die Ursache hierfür ist die rechtliche Verfasstheit und die Eigentumsverhältnisse.

                      Was mich wirklich ärgert: Du bist zwar durchaus im Lesen offen für andere Ansichten. Aber Du setzt Dich nicht damit auseinander, warum andere Menschen andere Ansichten haben.

                      In Deiner Welt kannst Du Deinen Adressaten sagen, die Welt ist eine Scheibe. Notfalls kannst Du mit der Notengebung Einfluss auf die Sichtweise nehmen. Alles ist relativ und der (eigenen) Bewertung unterworfen. So hast Du in der Pandemie den Bewertungsmaßstab für Lernergebnisse einfach heruntergesetzt, obwohl sich der objektive Tatbestand (schlechteres Wissen) nicht geändert hatte.

                      Meine Welt ist eine ganz andere. In dieser Welt kommen Wörter wie „Glück“, „Pech“, „widrige Umstände“ und so weiter nicht vor. In meiner Welt wird die Beurteilung danach ausgerichtet, ob gesetzte Ziele erreicht werden oder nicht. Die Bewertung über die Erreichbarkeit obliegt nicht mir, sondern meinen Adressaten: Vorstand, Aufsichtsrat, Aktionäre. Ich habe keine Chance, denen eine Story zu erzählen, denn die checken nur ab, was es für sie bedeutet.

                      In dieser Welt, Stefan, habe ich keine Chance zu überleben, wenn ich mir selbst etwas vormache. Egal ob die Ergebnisse mir gefallen oder nicht, mir hilft nur, mich mit den Fakten auseinanderzusetzen. In dieser Welt nützt es mir nichts, auf die Information, „Inflation steigt auf 30%“, damit zu reagieren, dass eine solche Entwicklung leider unglücklich sei. Das einzig Relevante ist, wie reagiere ich darauf.

                      Deswegen sehe ich echt rot, wenn Du mir ständig ideologische Motive unterstellst. Ich versuche gerade, diese auszublenden, weil es mir nichts bringt, aus einem X ein U machen zu wollen. Die Reaktion auf faktenbasierte Artikel zeigt mir, dass das Interesse an einer gewissen Nüchternheit überschaubar ist.

  • Erwin Gabriel 24. Juni 2023, 19:55

    r) Die Regierung verfehlt die Ziele beim Wohnungsbau nicht nur um Längen; der Wohnungsbau ist sogar rückläufig.

    Nicht verwunderlich. Das utopische Ziel dieser Bundesregierung richtet sich nach dem Bedarf aus, nicht an den Möglichkeiten; wie bei den Bundesregierungen zuvor.

    Denn seit vielen Jahren fallen mehr Sozialwohnungen aus der sozialen Bindung, als nachgebaut werden. Seit Jahren steigen die Vorgaben an Schall-, Wärme- und Brandschutz. Seit Jahren haben wir zunehmenden Facharbeitermangel.

    Und seit kurzer Zeit haben wir Kostenexplosion, Lieferkettenprobleme, Zinssteigerungen, und jetzt erst wird man aufmerksam?

    Blindes Volk.

    • CitizenK 24. Juni 2023, 21:49

      Könnte man beim Bau durch industrielle Methoden (Vorfertigung, Baukastenprinzip) nicht erhebliche Kostensenkungen erreichen – auch ohne die Einförmigkeit von Plattenbauten oder der Uni-Bauten der 70er?

      • Lemmy Caution 25. Juni 2023, 10:30

        Gute Frage.
        Höre dazu auch keine Konzepte.
        Ich selbst habe vom Ende 2 bis Anfang 7 selbst in einer solchen Ende der 60er hochgezogenen Trabantenstadt gelebt und war dort eigentlich sehr glücklich: Köln Bocklemünd-Mengenich. Allerdings war das sozial auch durchmischt. Es gab eine Menge sozial geförderte Eigentums- und Betriebswohnungen. Daneben halt auch schon damals Wohnungen für Benachteiligte. Meine Mutter nervte meine Bewunderungen für einen Jungen aus dem Sozialblock, aber ich hatte halt immer ein Herz für schräge Vögel. Mein enger Freundeskreis waren 2 Jungs aus Aufsteigerfamilien.
        Fast alle Austeigerfamilien zogen weg. Von Freunden der Familie blieb nur ein Post-Ingeniör mit Frau und Kindern in einer Betriebswohnung, die sie irgendwann kauften. Sie hatten Anfang spätestens Ende der 90er fast nur noch türkisch-stämmige Nachbarn. Die haben irgendwie Zeit ihres Lebens den Vorstellungen der Willy-Brandt-Ära die Treue gehalten, waren aber in ihrer Andersartigkeit auch respektiert.
        In den 90ern war ich noch ein paar mal da. Hätte ich damals noch Interesse an Drogen gehabt, wäre dort meine Bezugsquelle gewesen. Es war offensichtlich, was dort lief.
        Ich wundere mich, dass es so wenig Diskussion um die städtebauliche Zukunft gibt. War gestern mit dem Fahrrad in Brandenburg an der Havel von Magdeburg kommend. Da gibts in guten Wohnlagen ganze Blocks aus unbewohnten verroteten Wohnungen. Mit der Zunahme des Home Offices gibt es da vielleicht Bedarf.
        38 Minuten mit Regionalzug bis Berlin Charlottenburg, vermutlich hübsche Altstadt, top of the notch Seen in unmittelbarer Nähe, super Radwege.

        • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 12:39

          @ Lemmy Caution 25. Juni 2023, 10:30

          Höre dazu auch keine Konzepte.

          Sinnvolle Konzepte brauchen Zeit, die gerade angesichts der Situation keiner hat. Frau Geywitz sitzt vor einer Wand mit 15 Löchern, aus denen Wasser rinnt. Sie hat aber nur 10 Finger. Schreit sie um Hilfe, kommt der Mann mit der Bohrmaschine, und es sind 16 Löcher.

          Es ist unter Merkel so viel liegengeblieben, es gibt so viele neue Herausforderungen, so viele Baustellen, so viele Wissenslücken, dass konzeptionelles Arbeiten gerade sehr, sehr schwer ist.

          Wie viele Flüchtlinge sind aus der Ukraine da? Wie viele werden kommen? Wo werden die hingehen? Wo gibt es Grundstücke, die nutzbar sind? Welche Bauunternehmen haben noch Kapazitäten?

          Und alles mit dem Problem von Kompetenz-Zuordnungen zwischen Bund und Ländern, mit Unwägbarkeiten bei den Kosten.

          Ist nicht so beschaulich wie vor 10 Jahren, ist gerade ein Höllenjob.

          • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:42

            Frau Geywitz sitzt vor einer Wand mit 15 Löchern, aus denen Wasser rinnt. Sie hat aber nur 10 Finger. Schreit sie um Hilfe, kommt der Mann mit der Bohrmaschine, und es sind 16 Löcher.

            LOL

      • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 11:51

        Hallo Citizen,

        geht unten weiter …

    • Stefan Pietsch 24. Juni 2023, 22:25

      Erwin, erklär‘ CitizenK, wie teuer selbst einfache Bauten heute sind. Leute wie er glauben ja, es läge an der Gier aller anderen und der Staat würde wie ein Drache für die Armen kämpfen.

      • Erwin Gabriel 25. Juni 2023, 12:29

        Hallo Citizen,

        Könnte man beim Bau durch industrielle Methoden (Vorfertigung, Baukastenprinzip) nicht erhebliche Kostensenkungen erreichen – auch ohne die Einförmigkeit von Plattenbauten oder der Uni-Bauten der 70er?

        Ja, aber …
        Eine einfache Frage, auf die es mehr als ein Buch braucht, um zu antworten.

        Das Thema „Serielles bauen“ kann in bestimmten Situationen helfen, in den meisten nicht. Es hilft, wenn ein neues Wohngebiet erschlossen wird, und der Architekt keine Einwände hat (Architekten werden nicht unbedingt als Fachplaner, sondern eher als Künstler ausgebildet). Parkhäuser etc. lassen sich super mit Beton-Fertigteilen aufbauen (Fa. Goldbeck). Viel geht auch über Containerbau (Fa. Alho), etwa bei Schulen oder Kindergärten.
        Serielles Bauen hilft nicht, wenn es um Bauen im Bestand, um Aufstockung vorhandener Bauwerke, um Umbau geht. Bundesbauministerin Klara Geywitz ist da aber am Ball; Ende der Woche eröffnet sie beispielsweise einen entsprechenden Produktionsstandort eines deutschen Unternehmens (Brüninghoff) in Polen.
        Aber zwischen Wollen und Können liegen in der Regel einige Jahre.
        Und serielles Bauen unterliegt eben auch vielen Beschränkungen, die fürs „normale“ Bauen auch gelten.

        Zu den Kostentreibern – wo anfangen? Machen wir’s alphabetisch …

        • Bauvorschriften: In den letzten fünf Jahre haben sich die Baukosten nur aufgrund der sich verändernden (hauptsächlich ökologisch getriebenen) Vorgaben um 30 Prozent erhöht – ohne großartige Qualitätssprünge beim Wohnen.
        Ein großer Treiber hier ist die EU, bei der die zuständigen Entscheider auf der einen Seite „die Welt besser machen“, sich auf der anderen Seite vom Vorgänger abheben wollen. Dann will der eine mehr Wärmeschutz (= mehr Luft in den Stein), der Nachfolger will mehr Schallschutz (= mehr Material in den Stein); beides zusammen bedeutet entweder eine Veränderung der Abmessungen (Architekten können nicht mehr mit Standardwerten planen; da Zeug passt nicht mehr auf die in ihren Abmessungen genormten EU-Paletten) oder eine neue Materialzusammensetzung, was ein neues langwieriges EU-Genehmigungsverfahren nach sich ziehen kann.
        Die fürs Bauen gültigen Vorschriften schließen übrigens auch Vorgaben für das Abgasverhalten von Baumaschinen ein, was eine Zeit lang dazu führte, dass ein Bauunternehmer einen Bagger in Potsdam, aber nicht 5 km weiter in Berlin einsetzen konnte).
        Anschließend kommt die Umsetzung auf nationaler Ebene; hier ist Deutschland oft strenger als der Rest der EU. Das führt beispielsweise dazu, dass z.B. Fluchtwege für den Brandfall in Deutschland nur 100 m lang sein dürfen, in den Niederlanden aber 400 m.
        Fun-Fact am Rande: Deutschland hatte früher viele eigene rechtlich bindende Qualitätsvorgaben, die über die damals noch anspruchsloseren EU-Anforderungen (maßgeblich bestimmt durch EU-Südländer, die auf unseren Markt wollten) hinausgingen. Dagegen wurde erfolgreich geklagt. Ergebnis war, dass auf einmal viele in Deutschland erhältliche Bauprodukte keine offizielle Zulassung hatten. Man konnte sie zwar noch verbauen, aber der Bauunternehmer konnte sich nicht mehr darauf berufen, dass das Produkt eine Zulassung hatte. Als Folge hätten Bauunternehmer im Garantie- bzw. Streitfall vor Gericht nachweisen müssen, dass das Produkt technisch in Ordnung gewesen sei – als müsste ein kleiner Autohändler nachweisen, dass der Regen-Unfall eines von ihm verkauften Autos nicht auf eine falsche Gummi-Mischung des Hinterreifens zurückzuführen ist.
        Lösungsansatz: Vorschriften entschlacken und finanziellen Korrekturfaktor einbauen

        • Bürokratie: In Deutschland sind Baugenehmigungen Ländersache. Das bedeutet, dass es 16 voneinander abweichende Bauordnungen gibt.
        Da ein Bauantrag dort eingereicht werden muss, wo gebaut werden soll (bzw. beim dort zuständigen Amt), gibt es über 830 Stellen, wo Bauanträge eingereicht werden können; keine davon arbeitet digital.
        Nicht jedem Sachbearbeiter sind die gerade geltenden Vorschriften klar; dann zielt die Beamtenschaft eher auf Gründlichkeit als auf Effizienz. All das sind Faktoren, die den Bauablauf verzögern (Genehmigungsverfahren für ein großes Windrad: aktuell etwa 6 Jahre).
        Dann entscheiden die Kommunen, teilweise mit unterschiedlichen Vorgaben für unterschiedliche Baugebiete, teilweise mit Vorgaben der einzelnen Sachbearbeiter, die etwa bestimmte Farben von Dachziegeln nicht mögen etc.
        Das verzögert nicht nur die Genehmigungsverfahren, sondern sorgt auch für ein paar Spezielle Besonderheiten: Wir hätten beispielsweise gerne (fast) quadratisch mit zwei Vollgeschossen und Flachdach gebaut, Außenhülle in weiß, Dach in anthrazit, wurde mit dem Argument „einheitliches Straßenbild“ verworfen. Nun haben wir eine Außenhülle aus rotem Klinker, ein Satteldach mit dunklen Ziegeln. Fünf Jahre später wurde „unser“ Haus in unserer Straße dann doch gebaut; direkt vorne, nicht wie bei uns in der zweiten Reihe. Ob sich Bauherr und Beamter kannten, oder ob der damalige Beamte einen Nachfolger bekam … keine Ahnung.
        Lösungsansatz: Zentrale Eingabestelle für digitale Bauanträge einrichten, in der jede Kommune ihre individuellen Vorgaben einträgt; Prüfung der Bauanträge erfolgt dann durch KI.

        • Energie-Kosten: Verteuert die Herstellung von Beton und Mauersteinen, verteuert den Transport von holz aus Skandinavien.
        Lösungsansatz: Bei den mineralischen Baustoffen sind erhebliche Fortschritte in Richtung CO2-neutrale Produktion zu sehen. Aber solche Werkstoffe sind etwas komplizierter und (noch) nicht automatisch billiger als konventionelle Lösungen. Holz ist dagegen eher eine Frage der Philosophie: Unserer Wälder liefern nicht genug Holz für den Bedarf. Wir bräuchten stärkere Monokultur (schlecht bei Schädlingsbefall), haben Klimawandel (mehr Trockenheit), oder müssen aus Schweden und Polen importieren (CO2-Fußabdruck, besonders in Polen ist außerdem die Einhaltung von Vorschriften, etwa in Richtung Umweltschutz oder Nachforstung, nicht garantiert). Viel Holz wird auch aus Russland bezogen, die das allerdings über andere Länder umleiten; will keiner wirklich wissen.

        • Facharbeiter-Mangel: Inzwischen die maßgebliche Bremse für alles – für die Planung (zu wenig Ingenieure), für die Genehmigungsverfahren (zu wenig fachkundige Beamte), für die Bauausführung (zu wenig Bauleiter, zu wenig Handwerker, zu wenig Hilfskräfte, zu wenig Fahrer).
        Lösungseinsatz: Weniger Einwanderung in die Sozialsysteme, mehr in die Erwerbstätigkeit; entsprechende Hürden endlich einreißen. „Spurwechsel“ von Asyl in Einwanderung ermöglichen. Ausbildung von Eingewanderten forcieren. Ist zeitintensiv und teuer, aber was anderes sehe ich nicht.

        • Grundstückspreise: Die sind durch die jahrelange Null-Zins-Politik der EZB durch die Decke getrieben worden; war im großen und Ganzen das Einzige, was da noch Rendite versprach (ist auch so ziemlich das einzige Produkt, was nicht mehr hergestellt werden kann).

        • Klimawandel: Durch die zunehmende Hitze, durch die zunehmende Trockenheit steigen die sommerlichen Temperaturen in den Städten so stark an, dass besonders ältere immer häufiger durch die Belastungen vorzeitig sterben. Hier muss man anders bauen, Städte anders ausrichten, um die Temperaturen zu senken. Das geht durch höhere Verdunstungsleistung – wenn Wasser für Dach- und Fassadenbegrünungen oder Bäume vorhanden wäre (was wiederum Vorschriften unterliegt, die es teilweise noch nicht gibt).
        Wenn Regen kommt, ist er seltener und stärker, und man ist noch nicht in der Lage, dieses Wasser zu halten und zu nutzen. Dazu muss die unterirdische Infrastruktur komplett umgestaltet werden, mit dem ganzen Plumpaquatsch hinten dran (Kosten für die Kommunen, Fachkräftemangel, CO2-Fußabdruck für Beton- oder Kunststoffprodukte etc). Wird sehr lange dauern und sehr teuer, bindet viele Kräfte.
        Lösungsansatz: Trotzdem machen, so schnell es geht. Die Situation in den Städten wird sich in den kommenden Jahren spürbar verschlechtern.

        • Lieferkettenprobleme: Es gab in den letzten Jahren einige Auslöser dafür, von der „Ever Given“, die sich 2021 im Suez-Kanal festfuhr, über die Corona-bedingten Sperrungen etwa in Los Angeles oder in vielen chinesischen Häfen, mit teilweise monatelangen Verzögerungen (und, durch die Blockaden bedingt) Containermangel, der immer noch nicht komplett aufgelöst ist.
        Lösungsansatz: Abwarten …

        • Materialknappheit: Durch den Ukraine-Krieg fallen Lieferanten aus; Russland darf, die Ukraine kann nicht liefern. da wir nicht die einzigen Käufer sind, wird es halt eng.
        Lösungsansatz: Schwierig

        • Mentalität der Bevölkerung: Wasch mich, aber mach mich nicht nass. Jeder will eine moderne energiesparende Wohnung, will kühle Städte, weniger CO2 in der Baustoff-Produktion etc., aber keiner will dafür Zahlen, keiner will Baulärm oder welche Unannehmlichkeit auch immer in Kauf nehmen. Daher gibt es gegen alles, was gebaut wird, Einsprüche, die Kosten und Baudauer nach oben treiben.
        Lösung: Sag ich lieber nicht, was mir hier vorschwebt …

        • Überalterung der Gesellschaft: Aufgrund der Überalterung unserer Gesellschaft kommen fürs Bauen viele neue Herausforderungen hinzu: Städtischer Wohnraum muss altersgerecht umgestaltet werden (z.B. Fahrstuhl statt Treppen), auch Ämter, öffentliche WCs oder staatliche Einrichtungen müssen barrierefrei umgebaut werden. Das bindet Geld, das bindet Fachkräfte. Aber dies ist einer der wenigen Punkte, wo man schon unter Merkel mit begonnen hat (ist letztendlich eine kommunale Aufgabe, aber hier stand der Gesetzgeber mal nicht im Weg).

        • Zinssteigerungen: Ob man für einen 2 Mio. Euro teuren Wohnblock mit 12 Wohnungen wie früher monatlich 1.500 oder wie heute 7.000 Euro Zinsen zahlst, hat, da die Miete nach oben begrenzt ist, drastische Auswirkungen auf die Rentabilität; na gut, einen modernen Wohnblock mit 12 Wohnungen kriegst Du inzwischen nicht mehr für 2 Mio.Euro …
        Fun-Fact: Der ehemalige regierende Bürgermeister von Berlin, Eberhard Diepgen, hatte solche Situationen durch Bauherren-Modelle bekämpft. Wer in den Wohnungsbau der Stadt investierte, bekam entsprechende steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten. Sein Nachfolger Wowereit fühlte sich nicht an diese Regelung gebunden und hob sie auf. Das führte dazu, dass die Kosten explodierten, hin bis zur Privatinsolvenz einiger privaten Investoren.
        Lösungsansatz: Zinsen runter. So unsinnig es war, über ein Jahrzehnt praktisch keine Zinsen zu nehmen, so unsinnig ist es, sie derart hochzuziehen, da die Kostensteigerungen nicht durch eine überhitzte Wirtschaft oder eine Lohn-Preis-Spirale ausgelöst wurden. Die kann man mit Zinsen dämpfen. Die aktuelle Krise wird durch steigende Zinsen dagegen verstärkt.

        Diese Liste ist natürlich nicht vollständig, aber es sind die Hauptthemen, die praktisch alle größeren Bauprojekte betreffen. Und von Straßen- und Verkehrswegebau oder Energiewende fange ich lieber mal nicht an.

        Grundsätzlich lässt sich sagen, dass die aktuelle Bundesregierung bislang mehr tat als die letzten drei Vorgängerregierungen zusammen. Was man berücksichtigen muss, ist, dass bestimmte Problemfelder nicht vermeidbar sind:
        – Fachkräftemangel, Lieferkettenprobleme, Materialknappheit, Zinssteigerungen etc. sind weder von der aktuellen Bundesregierung verursacht, noch können sie von dieser behoben werden. Am Einwanderungsgesetz ist die Regierung dran; Merkel stand hier viele Jahre mit beiden Füßen auf der Bremse. Die strengeren Vorgaben aufgrund des Klimawandels, hauptsächlich von der EU festgelegt, sind drastisch, aber hier hat man lange Jahre geschlafen, hier ist unendlich viel aufzuholen. Hier verhält sich das Wirtschaftsministerium etwas holzig, aber nicht dramatisch rücksichtslos.
        – Wo man noch am ehesten der aktuellen Regierung so etwas wie eine direkte Schuld zuweisen kann, ist die Energiepolitik (Kohle- statt Atomstrom). Aber auch die stammt noch von Merkel, und wurde weitgehend beibehalten. Der Atomausstieg stammt von Merkel, der Ausbau erneuerbarer Energien wurde von ihr verzögert, die Bevölkerung will nicht – wenig Spielraum, um in ein, zwei Jahren die Welt oder dieses Land zu retten.
        – Die bedeutendsten Bremsen, die sich auf absehbare Zeit nicht lösen lassen, sind meiner Wahrnehmung nach (neben dem Fachkräftemangel) Bürokratieabbau und Einstellung der Bevölkerung. Immerhin versucht das Wirtschaftsministerium, Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu verkürzen.

        Was in Relation zu diesen Problemfeldern eine nachrangige Rolle spielt, ist Geld. Man kann es ausgeben, kriegt die PS aber aufgrund der genannten Faktoren nicht sauber auf die Straße.

        • CitizenK 25. Juni 2023, 16:06

          Eindrucksvolle Liste, vielen Dank! Ist ja doch fast ein Buch geworden.

          Hintergrund meiner Frage war, ganz un-ideologisch: In Konversionsgebiet hier in HD entstand ein Parkhaus aus Fertigteilen in wenigen Wochen, aufgebaut von 3 Mann: 2 Hubsteiger und ein Kran. Gleichzeitig entstehen (konventionell gebaut) viele neue Wohnungen, die aussehen als wären sie mit Minecraft entworfen – und trotzdem sauteuer. Daneben baut HD Materials ein Laborgebäude im 3D-Druck, dessen Rohbau angeblich in 140 Stunden fertig sein soll.

          Ein Kostenfaktor wird das Problem nicht lösen, klar. Du hast einige Stellschrauben genannt, an denen die Politik drehen kann/könnte.

          Aber auch neue Ideen sind gefragt. Eine wäre, die Passung von Familien- und Wohnungsgrößen zu verbessern. Wenn eine kleinere Wohnung teuerer ist als die alte (und zudem jwd), funktioniert ein Tausch nicht.

          Wien ist vom Econimist gerade mal wieder zur lebenswertesten Stadt
          gekürt worden. Wesentlicher Faktor: Die Wohnungspolitik. Auch daraus könnten wir lernen.

          • Erwin Gabriel 27. Juni 2023, 19:51

            @ CitizenK 25. Juni 2023, 16:06

            Im Konversionsgebiet hier in HD entstand ein Parkhaus aus Fertigteilen in wenigen Wochen, aufgebaut von 3 Mann: 2 Hubsteiger und ein Kran. Gleichzeitig entstehen (konventionell gebaut) viele neue Wohnungen, die aussehen als wären sie mit Minecraft entworfen – und trotzdem sauteuer.

            Ich sag’s mal vorsichtig: In dem Parkhaus möchtest Du vermutlich nicht wohnen. Die Wohnungen, selbst wenn Dir die äußere Optik nicht gefällt, entsprechen garantiert allen Wärmeschutz-, Schallschutz- und Brandschutzverordnungen, sind von innen hell und freundlich, Du kriegst sie für vergleichsweise kleines Geld warm.

            Daneben baut HD Materials ein Laborgebäude im 3D-Druck, dessen Rohbau angeblich in 140 Stunden fertig sein soll.

            Ja. Das sieht supercool aus, wenn man sieht, wie der Roboter Schicht um Schicht legt. Problematisch hier ist, dass die Hausgröße durch den Roboter begrenzt wird, geht also noch nicht für Wohnkomplexe.
            Dazu brauchst Du (noch) spezielle, nicht ganz billige Betone, damit etwa Kiesel die Düsen nicht verstopfen und trotzdem Halt in der Hütte ist (Zement ist nur der Kleber; die Last tragen normalerweise die eingelegten Baustahl- oder (neuerdings) Glasfaser- bzw. Kohlefasermatten, oder eben die Kiesel.

            Aber auch neue Ideen sind gefragt.

            Wer hätte das gedacht … 🙂
            Mit CO2-reduzierten Betonen, Betondruck, Glasfaser- oder Carbonbewehrung, vorgefertigten Holzmodulen, oder für den Straßenbau) temperaturreduziertem Asphalt hast Du ja schon viele „neue“ Ideen in der Mache. Dazu kommt viel auf Software-Seite.

            Eine wäre, die Passung von Familien- und Wohnungsgrößen zu verbessern.

            Wir haben für 6 Personen gebaut, und wohnen inzwischen zu zweit auf knapp 200 qm Wohnfläche. Ja, hier wäre Platz für eine weitere kleine Familie, oder – statt uns – etwas Vielköpfiges. Doch wenn wir nach 20 Jahren hier wohnen aus unserem Haus gehen, liegen alle Nachteile und Unbequemlichkeiten bei uns. Wir wollen nicht in die Stadt, lieben die Lage und die Ruhe.
            Ist nur anekdotische Evidenz, aber viele Ältere wollen nicht umziehen, weil sie sich an ihr Zuhause gewöhnt haben.

        • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:42

          Vielen Dank für die ausführlichen Infos! Wenn du Lust hast, wäre ein Artikel zum Thema Bauen und Baurecht auch eine nette Idee 🙂

          • Erwin Gabriel 27. Juni 2023, 19:27

            @ Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:42

            Vielen Dank für die ausführlichen Infos! Wenn du Lust hast, wäre ein Artikel zum Thema Bauen und Baurecht auch eine nette Idee

            Zu spät, steht schon alles in der Antwort 🙂

        • Thorsten Haupts 26. Juni 2023, 16:35

          Guter Überblick.

          Dazu passend die Meldungen über drastische Preissteigerungen bei Fertigbauten – das sind Citizens industriell vorgefertigte Häuser, die auf Baustellen nur zusammengeschraubt werden. Einer der vielen Artikel zum Thema:

          https://www.saarbruecker-zeitung.de/sz-spezial/immobilien/fertighaus-beachtliches-wachstum-trotz-enormer-preissteigerung_aid-92166987

          Ich kenne die Preissteigerungen für industriellen Leichtbau bereits aus einem Projekt 2019, bei dem auf einer Bodenplatte ein Gerüst errichtet wird und später Wände und Decken nur eingehängt werden (Fabrik- und Lagerhallen).

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • CitizenK 26. Juni 2023, 16:52

            Wenn die Materialien (und der Baugrund) teuer werden – klar.
            Aber heißt das: Vorfertigung bringt keinerlei Kostenvorteile gegenüber Stein-auf-Stein?

            • Thorsten Haupts 26. Juni 2023, 20:17

              Vor den Kostensteigerungen waren Fertighäuser deutlich (AFAIR ca. 25%) günstiger, als selbst in Serie (als Kopien) gebaute Einfamilienhäuser nach einem Einheits-Architektenentwurf. Ich vermute, das gilt immer noch, weiss es aber nicht.

              Bin mir allerdings gar nicht sicher, ob sich dieser Kostenvorteil auf mehrstöckige Wohnbauten übertragen lässt. Die sind in Städten fast immer eine Anpassung an die vorhandene Bausituation, echte Serien kämen also nur für komplette Neubausiedlungen in Frage.

              Vermutlich werden ohnehin in naher Zukunft 3D-Drucker diese Diskussion obsolet machen.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Erwin Gabriel 27. Juni 2023, 19:55

                @ Thorsten Haupts 26. Juni 2023, 20:17

                Bin mir allerdings gar nicht sicher, ob sich dieser Kostenvorteil auf mehrstöckige Wohnbauten übertragen lässt.

                Korrekter Einwand; noch nicht. Der Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern ist etwas vollkommen anderes als die Errichtung von innerstädtischen Wohnkomplexen.

                Die sind in Städten fast immer eine Anpassung an die vorhandene Bausituation, echte Serien kämen also nur für komplette Neubausiedlungen in Frage.

                Auch richtig. In den Städten liegt der Anteil vom „Bauen im Bestand“ an der gesamten Wohnungsbauleistung bei etwa 70 Prozent.

    • Stefan Sasse 26. Juni 2023, 08:36

      Ist halt auch kein Thema, das irgendjemand interessiert, also gibt es wenig politischen Druck. 🙁

  • Lemmy Caution 25. Juni 2023, 09:55

    zu 5) Abhängigkeit von China.
    Die Abhängigkeit besteht mittel- bis langfristig v.a. in der strategischen Einschätzung einiger unserer schon irgendwie systemrelevanten Großkonzerne, auf den chinesischen Markt als Endkunden nicht verzichten zu können. Die Sales Organisationen der Autokonzerne und vermutlich auch von Siemens teilen die Welt in Zonen ein: Deutschland, EU, NAFTA, China und Rest der Welt. Fun fact: Zum Rest der Welt gehören Uganda und Groß Britannien. Das führt in dem letztgenannten Land zu Unmut in der Landesgesellschaft, aber aufgrund der verkauften Stückzahlen qualifizieren die einfach nicht für eine eigene Zone.
    Die Mittelständler verlassen eher China, weil der Druck einfach zu stark wird.
    In den Lieferketten wird bereits jetzt versucht zu diversifizieren. Während den Corona Lockdowns in China stellte man fest, dass man auch in den nicht-chinesischen Zonen Probleme mit der Produktion bekam, weil es zu viel inter-zonen Handel in der Wertschöpfung des Konzerns gibt.
    Nun sind die chinesischen Unternehmen natürlich auch stark abhängig von Europa als Absatzmarkt.
    Der von mir sehr geschätzte Nassim Taleb äußerte sich dahingehend, dass für Konzerne strategisch Versorgungssicherheit an relativen Wert gewinnen und Effizienz verlieren wird. Ich interpretiere das so: Wenn man in China einen Sack Schrauben für in Nafta verkaufte Autos 2 cent billiger als in Guatemala herstellen kann, würde man sich für Guatemala entscheiden.
    Seltene Erden gibt es sehr viel in Nordamerika. Auch einiges in Schweden und sogar im Erzgebirge. Ich erwarte, dass mit dem Abbau aus Gründen der Versorgungssicherheit mittelfristig begonnen wird.

  • CitizenK 29. Juni 2023, 11:37

    Den SPIEGEL hab ich auch lange gelesen. Nach meiner Erinnerung wurde er unpolitischer (seichter) durch die Konkurrenz des FOCUS.

    • Stefan Sasse 29. Juni 2023, 15:08

      Ich hab ihn Anfang der 2000er gelesen, dann aufgehört, weil ich linksradikal wurde und der „neoliberale Konsens“ mir unerträglich war. Inzwischen lese ich ihn wieder, weil ich wieder mehr in die Mitte bin. Ich bin unsicher, ob die Qualität sich wesentlich geändert hat. Ich habe für meine Examensarbeit seinerzeit unter anderem den kompletten Jahrgang 1972 ausgewertet. Super tendenziös und qualitativ auch nicht besser als später. War ein ziemlicher Augenöffner für mich.

      • Thorsten Haupts 30. Juni 2023, 22:02

        Ich habe ihn in den achtzigern jahrelang regelmässig gelesen. Doch, ihn unterschied damals etwas von allen anderen: Er hatte den langen Atem für extrem aufwendige und langlaufende Recherchen, weshalb er bei gesetzten Schwerpunktthemen deutlich besser war, als die gesamte Konkurrenz. Beispiel: Ich traf damals einen SPIEGEL-Reporter, der in NRW zu rechtsextremen Netzwerken in Deutschland recherchierte. 6 Wochen am Stück. Am Ende wurde sein Beitrag zu 18 Zeilen in einem sechsseitigen Artikel …

        Und der SPIEGEL deckte regelmässig echte Skandale auf. Beides ging bis heute verloren, warum, weiss ich nicht. Damit ist bei mir der Grund für´s Lesen entfallen.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 1. Juli 2023, 10:35

          Ich hab das Gefühl, dass
          a) Skandalaufdeckung generell zurückgegangen ist und
          b) große Skandale auch so weniger passieren als früher.

          • Thorsten Haupts 3. Juli 2023, 16:05

            Bei b) bin ich mir nicht sicher. Unsere Skandaltoleranz hat sich IMHO erhöht, am besten sichtbar darin, weswegen Politiker vor 30 Jahren zurücktraten und weswegen es Politiker heute nicht tun.

            • Stefan Sasse 3. Juli 2023, 17:28

              Ich halte das Gegenteil für richtig. Die Skandaltoleranz ist wesentlich geringer, und wir kriegen Rücktritte wegen kompletten Banalitäten. Die richtig krassen Dinger gibt es nicht mehr. Wann war die letzte Spiegel-Affäre? Wann schleppte das letzte Mal jemand 100.000 DM in bar im Koffer durch die Gegend? Wann hat das letzte Mal jemand seinen Konkurrenten im Wahlkampf ausspioniert?

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