Liz Cheney gründet mit Robert Habeck die Sowjetrepublik Lichtenhagen und wird von Leistungsträgern beim FBI in die Stadt geschickt – Vermischtes 29.08.2022

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Fundstücke

1) What Liz Cheney’s Lopsided Loss Says About the State of the G.O.P.

Ms. Cheney had hoped the Jan. 6 riot would be a turning point for Republicans. It did prove to be a dividing line. But it was those who crossed Mr. Trump who have suffered the electoral consequences. […] “Policy is not policy toward improving government,” Mr. Meijer explained. “It’s policy as a signifier of whether you’re part of the in group or the out group.” Refusing to repeat the lie that the 2020 election was stolen, he said, put Mr. Meijer squarely in the “out group.” “I can’t tell you the number of times somebody said, ‘You don’t have to believe the election is stolen, the important thing isn’t believing it, it’s saying it,’” Mr. Meijer recalled in an interview. “That is what a Republican is supposed to do right now.” […] The cleansing of Trump critics from the Republican Party is still in progress and so thorough that much of it now happens without Mr. Trump’s direct involvement. Allies at local and state parties, as well as at Republican-linked organizations, censure or oust those who break with the new orthodoxy. […] Some disagreement with Mr. Trump can be countenanced in the party but more open rebellion or disparagement is unforgivable. That presents a challenge for would-be Republican alternatives who are critical of Mr. Trump, like Gov. Larry Hogan of Maryland, who was seen flipping pork chops at the Iowa State Fair last week. (Shane Goldmacher, New York Times)

Auch wenn Thorsten Haupts das jetzt wieder in Bausch und Bogen abstreiten wird, aber die Liz-Cheney-Episode zeigt einmal mehr der Unterschied der GOP zu den Democrats: die ideologische Uniformität ist bei Letzteren wesentlich weniger stark ausgeprägt. Die meisten Versuche der progressiven Aktivist*innen, moderate Amtsinhaber*innen in den Primaries durch linientreue Kandidat*innen zu ersetzen sind gescheitert, und not for lack of trying. Das „Squad“ aus immerhin vier (!) radikaleren Abgeordneten (etwa Omar und Ocasio-Cortez) ist in der Partei die Ausnahme, während das ideologische Spiegelbild bei den Republicans die Regel ist. Die aktuellen Vorwahlen belegen es erneut: neun von zehn Abgeordneten, die für das impeachtment gegen Trump stimmten, verloren ihre Vorwahl. Das Thema ist DER ideologische Lackmustest für alle Republicans.

2) Why was the Soviet Union created?

Consequently, it is not the political stability of what then constituted the USSR that was of paramount importance to its Bolshevik founding fathers but its openness. This is a point on which Lenin, Trotsky, Stalin and the entire leadership were in full agreement. The new federated Soviet Union was not the end- formation, but the beginning-formation. The Bolsheviks expected the success of the revolution in Germany, Austria and Hungary any time. Thus they expected that these new Soviet republics (as they indeed called themselves) would ultimately join them in a federated state even if they were defeated for now. It is notable that the USSR has no geographical denomination in its name. When the United States of America were created (in a somewhat similar fashion like the USSR) the founding fathers did include a geographical limit in its name. Not so the Union of Soviet Socialist Republics. […] Perhaps for today’s generations that know very little about the communist ideology and the forces that led to the creation of the USSR, this may be difficult to grasp, but it would help to think by analogy: if instead of the USSR they think of the European Union. The EU is a similar supra-national and ideological creation, and it is at present thought “natural” in many parts of Europe to believe that countries will ultimately “accede” to that Union. It was likewise thought “natural” among the communists that, as individual countries became free, they would “accede” to the Soviet Union. (Branko Milanovic, Global Inequality)

Das ist eine super spannende Erklärung und war mir bisher so nicht geläufig. Klar, Lenin glaubte an die Weltrevolution, aber mir war nicht bewusst, dass die verbreitete Vorstellung war, dass alle Länder früher oder später Teil der UdSSR würden und diese dann quasi ein Weltstaat würde – der sich dann mit dem Sieg des Sozialismus selbst abschafft. Generell scheint mir, dass der übliche nationalstaatliche Blick auf die Geschichte, der glücklicherweise (ganz, ganz) langsam aus der Mode kommt, solche Zusammenhänge gerne verdeckt. Schaut man etwa die Geschichte der Revolution von 1918/19 oder der frühen Weimarer Republik an, erschließen sich völlig neue Zusammenhänge, wenn man die Geschehnisse im Ausland mitdenkt – ob jetzt in der Sowjetunion oder in der Türkei.

3) Notwendig oder übergriffig? Aufregung über Habecks geplante Energie­spar­pflichten

Die Mittelstands- und Wirtschafts­union der CDU schimpfte dagegen in der „Bild“-Zeitung über Vorgaben wie das Verbot für Einzelhändler, ihre Türen dauerhaft geöffnet zu halten, damit keine Heizwärme „unkontrolliert entweichen“ kann: „Die Betriebe sparen schon Energie, wo sie können. Sie brauchen keine Diktate, sondern eine Regierung mit gesundem Menschenverstand.“ Auch der CDU-Wirtschaftsrat kritisierte die Pläne als „kleinteilige und völlig überzogene Regelungsflut“: „Der Verordnungs­entwurf verdeutlicht, dass die Bundesregierung keinem geordneten Plan folgt, der Bürger und Wirtschaft für die nächsten Jahre zuverlässig mit Energie versorgt und Energie wieder bezahlbar macht“, sagte der Generalsekretär des Vereins, Wolfgang Steiger, dem Redaktions­Netzwerk Deutschland (RND). Anstatt das Problem mit längeren Atomlaufzeiten und langfristigen Gasverträgen zu lösen, „ergeht sich der Bundes­wirtschafts­minister in exzessivem Mikromanagement und will dezidiert vorgeben, wann Türen im Einzelhandel geschlossen, Handwaschbecken nur mit kaltem Wasser betrieben und Poolheizungen ganz verboten werden“. […] Doch Einsparungen sind kein reines Ampelprojekt: In der EU besteht ein – allerdings freiwilliges – Energiesparziel von 15 Prozent für die Zeit von August bis April, gegenüber dem Schnitt der letzten fünf Jahre. Habeck will das mit seinen Paketen allerdings sogar übertreffen. Kein Wunder: Sein Ministerium hat errechnet, dass Deutschland etwa 20 Prozent Gas einsparen muss, um einen Mangel abzuwenden. Bislang liege die Einsparung erst bei 5 bis 8 Prozent. (Steven Geyer, RND)

Ich höre gar keine Begeisterung über Habecks klare Kommunikation mehr. Aber Spaß beiseite, es ist exakt das, was ich seinerzeit schon bemerkte und nun auch für Lindner analysierte: ob ein Kommunikationsstil ankommt oder nicht liegt nicht an dem Stil selbst, sondern an den Umständen. Wenn die halbe Republik begeistert blau-gelbe Fahnen ins Fenster hängt, braucht es keine brillante Kommunikation, um mit klaren Worten gegen Russland anzukommen. Und wenn man eine vermurkste Gasumlage in Zeiten gigantischer Energiepreisinflation verteidigen muss, kann auch ein Cicero einpacken.

Inhaltlich stimme ich zur Abwechslung der CDU mal zu. Es ist eine kleinteilige Regulierungsflut, und es ist einfach nur noch Mist. Damit setzt die Ampel nahtlos die Politik Merkels fort: kleinteiliges Rumregieren ohne jeden Plan, Symptombekämpfung und einfach auf jedes Problem Geld drauf werfen in der Hoffnung, dass es dann weggehen möge. Nur ist nicht eben zu erwarten, dass das mit der CDU anders wäre, das ist schon ziemlich eindeutig ein gesamtdeutsches Problem.

4) Deutschland-Lichtenhagen

Lange schon hatte die Union unter Helmut Kohl gefordert, das Grundrecht auf Asyl einzuschränken. Ähnlich wie die AfD unserer Tage hatten die rechtsradikalen Republikaner schon im Westen der Achtzigerjahre starke Ergebnisse geholt, Anfang der Neunziger war der Groll auf „Ausländer“ und „Asylanten“ in Ost wie West weit verbreitet. Das bedrohte die Union, aber auch die SPD, die einer Grundgesetzänderung zu Beschneidung des Grundrechts auf Asyl zustimmen musste, sich aber sträubte. Ausgerechnet während des Pogroms von Lichtenhagen gab sie schließlich nach. Am Sonntag, als die Neonazis erstmals in das Sonnenblumenhaus eindrangen, beschloss der Parteivorstand in Bonn-Petersberg, einer Verfassungsänderung „unter bestimmten Konditionen“ zuzustimmen. Vielleicht ist das das Bitterste am Lichtenhagener Pogrom: Die rassistische Gewalt kann aus Sicht der Täter als Erfolg gedeutet werden. Und das wird sie auch. […] Vielleicht ist „So sind wir nicht“ ja tatsächlich das Beste, was ein Rostocker Stadtoberhaupt zum Gedenken an Lichtenhagen sagen kann. In diesem Satz steckt schließlich beides, das in der Stadt spürbar ist: Die Scham über das Geschehene und genauso der Wille, nicht länger damit identifiziert zu werden. Dass auch dieses „So sind wir nicht“ leider nicht ganz der Wahrheit entspricht – das ist ein Problem, das nicht nur Rostock lösen muss. (Christian Bangel, ZEIT)

Dieses Schema sehen wir immer wieder. Wenn rechte Gewalt ausbricht, wird das gerne als „Volkes Stimme“ angenommen und als Anlass für eine politische Kurskorrektur gesehen. Eine ähnliche Entwicklung habe ich beim Schwarzen Block und Antifa-Protesten (gottlob) bisher nicht wahrnehmen können. Das ist auch unabhängig von der Frage, ob die GG-Änderung generell und in ihrer dann spezifischen Ausgestaltung angebracht war oder nicht – diese Debatte führen wir letztendlich ja immer noch, weil auch die damalige GG-Änderung das Problem ja nicht gelöst hat. Noch immer hat Deutschland kein vernünftiges Einwanderungsrecht, aber periodische rassistische Debatten, die dann natürlich auch keine Lösung bringen, aber immerhin neue Gewaltwellen und Erfolge von Rechtspopulisten. Daran ist die Linke sicherlich auch nicht unschuldig, die jetzt nicht eben damit aufgefallen wäre, bessere Lösungen als die Rechte zu haben (ich glaube, niemand bei den Grünen lässt sich gerne an den Visa-Skandal erinnern).

Die Aufarbeitung von Lichtenhagen 30 Jahre später zeigt dagegen einmal mehr, welche blinden Flecken in der deutschen Gesellschaft weiterhin existieren. Wir hatten dasselbe Thema ja beim NSU-Untersuchungsausschuss: es herrscht eine fast reine Täter*innenperspektive vor; die Perspektiven der Opfer werden praktisch nicht wahrgenommen. Letztlich ist es eine selbstreferenzielle Debatte, in dem ein Teil der weißen Mehrheitsbevölkerung dem anderen entweder Rassismus vorwirft oder aber den Untergang des Abendlandes herbeizuführen, je nach Standpunkt. Sonderlich hilfreich ist das nicht.

5) Wasted Funds, Destroyed Property: How Sheriffs Undermined Their Successors After Losing Reelection

In Alabama, sheriffs are the law beyond city limits, ruling over small towns, unincorporated farmlands and suburbs. Unlike police chiefs appointed by mayors and beholden to city councils, sheriffs answer to no one but the voters who elect them. State legislators and other county officials are typically unwilling to cross them. Every day, the state’s 67 sheriffs make decisions about what laws to enforce, what their deputies should focus on and who they should arrest. They run county jails, partner with the federal government and other agencies, and campaign to stay in office. Many of them oversee multimillion-dollar budgets, and every sheriff is largely responsible for deciding what county law enforcement activities taxpayers should pay for. […] In most of the counties that saw sheriffs voted out of office last year, their replacements said they believed the former sheriffs took detrimental steps that were motivated by pettiness or anger. […] As they settle into their jobs, newly elected sheriffs say moves by their predecessors near the ends of their terms have made it more difficult for them to keep the public and their deputies safe, enforce laws and execute the essential duties of their offices. […] Though counties foot the bill for most sheriff’s office salaries, building upgrades and other major and recurring expenses, discretionary funds are a lifeblood for sheriffs, who use them for everything from uniforms and ammunition to vehicles and office software. The money is generated by assessing fees for pistol permits, auctioning off confiscated items, selling items in jail commissaries and other efforts. It is then divided into separate accounts. (Connor Sheets, ProPublica)

Ich empfehle den ganzen Artikel zur Lektüre, was da abgeht ist wirklich atemberaubend. Ich sehe die hier geschilderten Fälle als Belege für meine langgehegte These, dass in den USA die größten Übel lokalen Ursprungs sind. Die im Vergleich zu Deutschland große Autonomie lokaler Behörden und Institutionen und ihre starke Demokratisierung führt paradoxerweise dazu, dass sie praktisch niemandem verantwortlich sind und weitgehend ohne Aufsicht handeln. Sie sind zutiefst korrumpiert.

Das ist einerseits sichtbar, wenn man schaut, wie die Sheriffämter effektiv als kriminelle Organisationen agieren, die Schutzgeld erpressen, um sich zu finanzieren (eine völlige Perversität). Das sieht man daran, dass die allermeisten dieser Wahlen ohne Gegenkandidat*innen stattfinden und damit jede Verantwortlichkeit fehlt. Das sieht man daran, dass die Garantie für diesen Zustand die Wahrung des Status Quo und der besitzenden, privilegierten (wählenden) Schichten ist. Und so weiter und so fort. Dieses System ist völlig verrottet, und die restultierende Gesetzeslosigkeit im US-Polizeisystem – laws that protect, but do not bind, the in-group and bind, but do not protect the out-group – hat hier ihren Ursprung. Es ist wieder einmal ein Beleg, dass nur weil ein Posten gewählt wird das nicht automatisch mehr Demokratie, Partizipation und Rechte produziert. Die Tyrannei der Mehrheit ist eine sehr reale Gefahr, gegen die wir aus guten Gründen verbeamtete Polizei und Justiz eingerichtet haben.

Ich empfehle zur Lektüre auch dieses brillante Op-Ed über School Boards in Alabama. Gleiches Problem, gleicher Staat.

6) Die Mär von den Leistungsträgern

Aber wie lassen sich Einkommen und Leistung ins Verhältnis setzen? Wie kann man Arbeitsleistung messen? Daran, wie lange jemand arbeitet? Kaum. Neue Studien zeigen, dass Wohlhabende im Durchschnitt nicht länger arbeiten. Daran, wie hart und anstrengend die Arbeit ist? Oder wie gesellschaftlich bedeutsam? Beides ist nicht zu beziffern. Zudem zeigt die Realität, dass gerade körperlich anstrengende Tätigkeiten eher schlecht entlohnt werden – ebenso wie jene, die seit der Coronapandemie als „systemrelevant“ gelten. […] Das lässt eigentlich nur den Schluss zu: Die „Leistungsgesellschaft“ huldigt gar nicht der Leistung. Sondern dem Erfolg. Denn die individuell erbrachte Arbeitsleistung lässt sich gar nicht messen. Deswegen erübrigt sich jede Frage nach der Leistungsgerechtigkeit des Einkommens. Diese Leistungsgerechtigkeit ist ein Konstrukt von Menschen wie Finanzminister Lindner, die Einkommensunterschiede rechtfertigen nach dem Muster: Jemand, der viel verdient, muss produktiver gewesen sein – andernfalls hätte er ja weniger verdient. Auch so kann man sich die Gerechtigkeit des Marktes herbeifantasieren. (Stephan Kaufmann, Deutschlandfunk)

Wir hatten es in der Diskussion um die Gratismentalität und das Dienstwagenprivilegs viel von Framing, das scheinbar eine Sache ist, die nur Linke machen. Aber natürlich sind Framings essenzielles Handwerkszeug des politischen Prozesses. Sie dienen dazu, ein Thema in ein genehmes Licht zu rücken und es aus bestimmten Blickwinkeln zu betrachten. Idealerweise – aus Sicht der politischen Akteure – schaltet man alle konkurrierenden Sichtweisen aus. Der Streit der Framings von „Leistungsträgern“ auf der einen Seite und den „Ausbeutern“ auf der anderen Seite etwa geht mindestens bis ins 19. Jahrhundert zurück. Da ist nichts Neues unter der Sonne, und wie bei allen solchen Konflikten findet sich in jeder Sichtweise ein Korn Wahrheit.

So legt Kaufmann hier überzeugend dar, dass es nicht um Leistung, sondern eher wirtschaftlichen Erfolg geht – weil sich alles andere ohnehin nicht messen lässt. Mir kommt da spontan das TV-Duell von 2005 in den Sinn, als Merkel von den Leistungsträgern sprach und Gerhard Schröder mit dem Lächeln eines Hais, der Blut riecht, ihr genüsslich „Aber Frau Merkel, die Leistungsträger, das sind doch die Krankenschwestern und Polizisten…“ vor den Latz knallte. Umgekehrt gilt, dass viele Superreiche das Geld schon irgendwo her haben (auch wenn die Hälfte es nur ererbt hat lässt das immer noch die andere Hälfte) und dabei auf die eine oder andere Art Werte geschaffen hat. Elon Musk ist ein Arschloch, aber der Mann hat Dinge geschaffen.

Mein Punkt ist: alle framen, und jedes Framing ist korrekt – von einem gewissen Standpunkt aus, wie Obi-Wan Kenobi sagen würde. Und jedes Framing ist von einem anderen Standpunkt aus nur perfide Propaganda. Alle sind Held*innen der eigenen Geschichte. Die Person, die von sich sagen würde „ja, ich will Schlechtes für mein Land und tue, was ich tue, aus niederträchtig-eigennützigen Motiven“ muss erst noch erfunden werden.

7) Why Every New Trump Crime Just Makes Republicans Angrier at the FBI

Obviously, the weirdest thing about this trust heuristic is that it assumes the more credible party to this dispute is serial lawbreaker and pathological liar Donald Trump rather than the lifelong Republican he appointed to lead the agency. But the deeper and more twisted belief system being expressed by Trump’s allies is the premise that the FBI has engaged in a pattern of political bias against their party since the Clinton saga. The truth is just the opposite: The FBI has often bent over backward to placate Republicans only to be met with distrust when its results fail to conform to their most paranoid fantasies. […] In 2016, the FBI made its investigation into Clinton public while keeping its investigation of Trump secret, a choice that very likely swung the razor-tight outcome. The mistreatment of Clinton was so blatant that Trump even used it as a pretext to fire Comey the next year. Yet Republicans have created an upside-down history in which Clinton was coddled and Trump smeared. […] One lesson here is that Mueller’s understandable belief that he needed to maintain legitimacy with Republicans by bending over backward to demonstrate his fairness ultimately backfired. It allowed Trump and his allies to frame Mueller’s findings as proving “no collusion” — which Mueller did not say — and from there to paint the entire probe as a “witch hunt.” (Jonathan Chait, New York Magazine)

Im Umgang mit dem FBI drängt sich der Vergleich zu Hillary Clinton 2016 geradezu auf. Natürlich haben die Democrats allgemein und Clinton speziell sich auch über das FBI beschwert (nicht zu Unrecht). Aber das FBI, schon immer eine Republican-nahe Behörde, hat sich 2016 aktiv in den Wahlkampf eingemischt, auf eine Art, wie es das hier nicht tut. Stattdessen sehen wir bei Trmp genau die Zurückhaltung, die auch bei Clinton angemessen gewesen wäre. Die Lektion ist leider auch diese: Wut und Angriffe zahlen sich aus. Die Aggressivität der Republicans sorgt dafür, dass man ihnen in vorauseilender Gehorsam entgegenzukommen versucht, einmal ganz abgesehen davon, dass es die eigenen Anhänger*innen gegen mögliche Ergebnisse immunisiert. Inwiefern diese Strategie im Fall Mueller tatsächlich viel geändert hat, sei dahingestellt. Sieht man sich an, wie die Partei sich generell geriert, habe ich nicht das Gefühl, dass selbst die offenste Kommunikation irgendwelcher Befunde etwas geändert hätte.

8) Nachhaltige Städte müssen höher und dichter sein

Doch Städte sind ein Umwelterfolg. Der Grund dafür ist ihre hohe Bevölkerungskonzentration. Je mehr Menschen auf einem Quadratkilometer zusammenleben, desto nachhaltiger wird die Stadt. Denn Menschen auf dem Land und in Vorstädten sind meist auf das Auto angewiesen und müssen jeden Tag viele Kilometer fahren. Außerdem leben sie häufig allein, nur mit ihrer Familie oder einigen wenigen Parteien in großen Einfamilienhäusern. So verbraucht das Leben im ländlichen Idyll viele natürliche Flächen, nimmt Tier- und Pflanzenarten den Raum und ist extrem CO2-intensiv. Städter hingegen leben meist in energieeffizienten Mehrfamilienhäusern, die in die Höhe schießen statt in die Breite. Und sie legen deutlich weniger Kilometer mit dem Auto zurück, weil sie Vieles zu Fuß, mit dem Rad oder der Straßenbahn erreichen können. Der konzentriert-urbane Lebensstil spart so Naturflächen und befördert Biodiversität. Während dicht bebaute Städte vielen Ökos auf den ersten Blick als grau erscheinen, macht ihr geringer CO2-Ausstoß die Welt doch grüner. Trotz des wissenschaftlichen Konsenses über die grünen Vorteile dicht besiedelter Städte findet man leider nur wenige Ökos, die hohe Bevölkerungskonzentrationen feiern. Stattdessen findet man viele Thoreausche Romantiker, die die Farbe Grün im Stadtbild mit der „grünen“ Stadt zu verwechseln scheinen. (Justus Enniga, Welt)

Ich muss sagen, ich bin etwas lost. Ich habe den Artikel gelesen und gedacht: jawohl, klingt soweit sinnvoll. Und dann bin ich über den Thread von Claas Gefroi gestoßen, der es für kompletten Blödsinn erklärt. Und jetzt hab ich keine Ahnung. Ich hoffe, dass jemand sich besser auskennt und in den Kommentaren etwas Licht ins Dunkel bringen kann, aber ich versuche derweil eine eigene Synthese: Hochhäuser sind nicht so CO2-effizient, wie Enniga es hier darstellt, aber das Einfamilienhaus im Grünen bleibt die schlimmere Klimasünde. Generell scheint mir an Verdichtung der Besiedlung kaum ein Weg vorbeizuführen, langfristig gesehen (bei gleichzeitiger Aufgabe bisheriger Flächennutzung).

Was mich an dem Artikel etwas stört ist der typische anti-Grüne Sound der Welt. Klar feiern „Ökos“ die Städte nicht als ästhetische Traumwelt (wer macht das schon?), aber gleichzeitig sind es, wie ja bis zur Ermüdung immer wieder herausgestellt wird, gerade die Anhänger*innen von Grünen, die überdurchschnittlich häufig in den Städten wohnen, was gerne zu ihrer Delegitimierung herangezogen wird – im gleichen Organ. Also was ist es nun? Sind die Ökos schlecht, weil sie in Städten leben, oder sind sie schlecht, weil sie die Farbe grün mögen…? Der Artikel wäre stärker ohne die Invektiven.

9) Die Katastrophe ist doch so lukrativ!

Klar ist aber: Die Vorräte, über die die diese börsennotierten und staatseigenen Unternehmen noch verfügen, übersteigen das Restbudget, das wir noch an CO₂ in die Atmosphäre pusten können, um die Durchschnittstemperatur bei 1,5 oder auch nur 2 Grad über vorindustriellen Zeiten zu halten, um ein Vielfaches. Sowohl die Staaten, denen diese Vorräte gehören, als auch die Investoren, die in diese Konzerne investiert haben, müssen dringend dazu gebracht werden, das CO₂ im Boden zu lassen. Es gilt, gewaltige Mengen fiktiven Geldes zu vernichten, um nicht die menschlichen Lebensgrundlagen zu zerstören. Die globale Wirtschaft ist ein Junkie, verzweifelt auf der Suche nach der tödlichen Überdosis. Und die privaten und staatlichen Öl-, Gas- und Kohlekonzerne sind gern bereit, alles zu unternehmen, damit diese Überdosis auch fristgerecht bei der Kundschaft ankommt. Sowohl für die Organisatoren von Klimaprotesten als auch für Regulierer sollte längst klar sein: Es geht jetzt darum, den Leuten, die am Weltuntergang verdienen, das Geschäft zu verderben. Vermutlich werden wir aber auch eine Art CO₂-Rettungsschirm brauchen. Manche der Finanzdienstleister, die ihren Kunden weiterhin Öl-, Gas- und Kohleaktien andrehen, haben es nicht besser verdient – sollen sie ruhig pleitegehen. Aber den Staaten, die nahezu vollständig von ihren Einnahmen mit dem tödlichen Gift für die Erdatmosphäre abhängen, muss ein Ausweg geboten werden. Gerade da sind reiche, rohstoffarme Länder wie die Europas in der Pflicht. (Christian Stöcker, SpiegelOnline)

Stöcker hat auf Twitter auch noch einen ergänzenden Thread geschrieben. Zum Thema: Ich habe ein bisschen das Gefühl, dass Stöcker in der Analyse selbst offene Türen einrennt. Dass das Geschäft mit der Katastrophe unrentabel werden muss, ist glaube ich Konsens. Die ganze Idee der CO2-Besteuerung, bei all ihren Schwächen, geht ja genau von dieser Idee aus. Der Streitpunkt ist weniger beim Ziel als bei den Methoden zur Erreichung dieses Ziels. Und da gibt es halt alles, aber keine Einigkeit.

Ich denke auch, dass Stöcker richtig liegt, was den Ausweg aus dem Dilemma angeht. Branko Milanovic hat da am Beispiel Norwegens gute Gedanken formuliert: wenn ein reiches Land wie Norwegen, das so offen 100% CO2-Neutralität anstrebt, es nicht schafft vom Export fossiler Energieträger wegzukommen und nun sogar neue Vorkommen in der Arktis erschließt, wie soll man das von Mexiko oder Nigeria erwarten? Einen Ausweg aus diesem Dilemma habe ich auch nicht, aber auch hier gilt: ich wäre gespannt auf eure Ideen.

10) Wenn wir zwei Dinge ändern, wird die Schule ein besserer Ort (Interview mit Gerald Hüther)

Hüther: Lernen ist etwas, das immer stattfindet und die wichtigsten Lernerfahrungen macht man dann, wenn es unter die Haut geht und wenn man wirklich mit dem Herzen dabei ist. Diese Lernerfahrungen werden dann im Gehirn auf eine andere Weise verankert, nämlich nicht nur in den kognitiven Bereichen des Cortex. Jede Erfahrung, die ich mache und die mir unter die Haut geht, führt auch zu einer emotionalen Aktivierung. Da werden also auch emotionale Bereiche mit aktiviert. 

Was bedeutet das genau?

Hüther: Die eher kognitiven Leistungen werden im linken Cortex verankert, die bei eigenen Erfahrungen gemachten, werden in den für emotionale und ganzheitliche Verarbeitungsprozesse zuständigen Bereichen des rechten Cortex abgespeichert. 

Anschaulich wird das, wenn man ein Kind fragt, das aus der Schule kommt, nachdem es vom Lehrer erfahren hat, dass es in Mathe nichts zustande gebracht hat – dann kann das Kind sehr genau beschreiben, was der Lehrer gesagt hat und es kann aber auch sagen, wie es ihm dabei gegangen ist. Und dieses “wie es mir dabei geht” – das ist der emotionale Anteil.

Als Erfahrung wird beides miteinander verkoppelt und deshalb sind Erfahrungen immer kognitiv-emotionale Kopplungen, die im Hirn verankert werden. Häufiger gemachte Erfahrungen werden dann gewissermaßen im Hirn zu einer Meta-Erfahrung, einem Bündel von Erfahrungen, zusammengebunden. Und daraus entsteht etwas, das wir im Deutschen als innere Einstellung und Haltung, als feste Überzeugung, bezeichnen.

Das heißt, wenn man schlechte Erfahrungen mit dem Lernen macht… 

Hüther: Dann entsteht eine Haltung und die heißt: Null Bock auf Schule. 

Was wir unseren Kindern aber eigentlich wünschen sollten, ist, dass sie positive Erfahrungen bei ihren Versuchen machen, sich in der Welt zurechtzufinden. Dabei geht es nicht so sehr darum, Wissen abzurufen, sondern es geht um Kompetenzen, die man erwirbt, und da spielen die so genannten exekutiven Frontalhirnfunktionen die entscheidende Rolle. (Gina Louisa Metzler, Focus)

Ich finde hier zwei Dinge hervorhebenswert. Erstens, dass Lernen von Kindern eine gesamtheitliche Sache ist, während es in der Diskussion in diesem Land (besonders während der unsäglichen Corona-Debatte) ständig auf Unterricht im Klassenzimmer und Prüfungen verengt wird. Und zum anderen, dass schlechte Erfahrungen mit Lernen riesige Flurschäden hinterlassen. Letzteres ist in meinen Augen viel zu unterbewertet. Ich hatte das ja in meinem Artikel zum Strafen auch angesprochen, aber schlechte Noten sind ein mieses Erziehungsmittel. Sie regen nicht zum Lernen an und demotivieren nur.

Resterampe

a) Sehr gute Gesamtschau des Ukrainekrieges von Jeremy Cliffe.

b) Oh hey, Elon Musk schreibt mal wieder was das direkt das Problem ist. Man beachte das Gendern im Post.

c) Dieser Thread von Nicole Diekmann ist sehr, sehr treffend.

d) Guter Thread zu Liz Cheney.

e) Sehr lohnenswerter Artikel über einen bayrischen Gelehrten, der zu Unrecht vergessen ist.

f) Guter, differenzierter Artikel zum Thema cultural appropriation im westeuropäischen Kontext.

g) Quidquid id est, timeo Danaos et dona ferentes.

h)

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  • Stefan Pietsch 29. August 2022, 10:04

    3) Notwendig oder übergriffig? Aufregung über Habecks geplante Energie­spar­pflichten

    Es ist eine kleinteilige Regulierungsflut (..). (..) Einfach auf jedes Problem Geld drauf werfen in der Hoffnung, dass es dann weggehen möge.

    Ich protestiere! Das sind meine Worte, aber nicht meine Kommentierung!

    4) Deutschland-Lichtenhagen

    Da liest sich viel Unkenntnis über die damalige Situation heraus. In den Jahrzehnten nach dem Krieg lagen die Asylanträge auf einem moderaten Niveau von 10.000 – 30.000. Ab 1988 schnellten die Zahlen rasant nach oben mit in der Spitze rund 450.000. Dazu kamen die Spätaussiedler aus dem ehemaligen Ostblock und die wachsenden Flüchtlingsströme aus dem Baltikum (mit denen es Überschneidungen bei den Asylbewerberzahlen gab). Insgesamt kamen im Jahr 1992 über 1,2 Millionen Zuwanderer. Es traf dazu auf ein Land im Umbruch. In den neuen Bundesländern gab es praktisch keine Erfahrung mit Flüchtlingen, die veränderte Fakten- und Rechtslage war den Menschen ohne jede Anpassungsmöglichkeit übergezogen worden.

    Kein Land verkraftet eine solch erruptive Veränderung ohne gesellschaftspolitische Verwerfungen. Den meisten Rechtswissenschaftlern ist bewusst, dass der individuelle Anspruch auf Asyl nicht für große Flüchtlingsströme gemacht ist. Über 560 Anträge auf 100.000 Einwohner ist einfach untragbar. Die Gesetzeslage zwang Behörden und Rechtssprechung, jeden Antrag mit dem ganzen Sammelsurium des Rechtsstaates zu bearbeiten und zu prüfen, obwohl auch damals nur ein Bruchteil Asyl erhielt. Auch hier: jedes System säuft ab, wenn es mit einem Großteil unberechtigter Anträge überlaufen wird.
    https://www.bpb.de/themen/migration-integration/zahlen-zu-asyl/265708/asylantraege-in-deutschland/
    https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Wanderungen/Tabellen/wanderungen-alle.html

    Die Politik reagierte entsprechend. Der Individualanspruch auf Asyl wurde dabei nicht eingeschränkt. Nur: Wer in der EU lebt, kann keinen Anspruch auf Asyl in Deutschland haben. Deutschland kann sich nur an Organisationen wie der EU beteiligen, wenn in der gesamten EU die Grundrechte des Grundgesetzes im Prinzip so Gültigkeit besitzen wie in Deutschland selbst.

    Das ist übrigens der Kern der Zweitanträge von Flüchlingen, die bereits in Griechenland und Italien Aufnahme erhalten haben. Und es ist der Kern des Streits zwischen Bundesverfassungsgericht und EuGH über die Geldpolitik der EZB.

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:17

      3) Wie meinen?

      4) Das Missverständnis ist deinerseits. Ich spreche mich ja nicht gegen eine Überarbeitung von Asyl- und Einwanderungsrecht aus (auch wenn du das trotz meines wiederholten Widerspruchs seit mittlerweile drei oder vier Jahren standhaft behauptest). Ich spreche mich gegen rechtsextreme Gewalt gegen Asylbewerbende aus. Und dagegen, diese Gewalt explizit als Anlass zu einer Verschärfung von Regeln ohne eine Reform der Prämissen und Lösung der Probleme zu machen.

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 14:25

        3) War ironisch gemeint.

        5) Du kritisierst regelmäßig, dass extreme Ereignisse zu Reformen der Rechtslage führen. Also, bei bestimmten Themen. Die Arbeitsmarktreformen waren so ein Fall, als Deutschland wegen der stetig gewachsenen Langzeitarbeitslosigkeit regelrecht gelähmt war. Ein anderes ist die Zuwanderung. Das Grundrecht auf Asyl wurde 1992 nicht angetastet, anders als Deine Wahrnehmung. Weil es nicht antastbar ist. Sei dann ehrlich: Befürwortest Du ernsthaft, dass ein Asylsuchender sich wirklich das Land aussuchen kann, wo er sich sicher fühlt? Und befürwortest Du, dass jemand, der bereits in Spanien Schutz genießt, nochmals in Deutschland Schutz beantragen kann? Das sind die Fragen.

        Ich spreche mich gegen rechtsextreme Gewalt gegen Asylbewerbende aus.

        Jetzt sei nicht albern. Siehst Du bei mir oder sonst irgendeinem im Blog oder Deinem Umfeld, dass er sich für rechtsextreme Gewalt gegen Asylbewerber ausspricht? Was soll das?

      • Erwin Gabriel 30. August 2022, 07:15

        3)

        Unter Deinen Worten hätte „Stefan Pietsch“ stehen können 🙂

        • Stefan Sasse 30. August 2022, 10:00

          Ach so. 😀 Ja, sicher. Ich bin eben ein kompliziertes Kerlchen 😉

      • Thorsten Haupts 30. August 2022, 15:21

        Ich spreche mich ja nicht gegen eine Überarbeitung von Asyl- und Einwanderungsrecht aus …

        Nach einigen Diskussionen zu dem Thema: Stimmt. Nur liefe Deine Reform (im Ergebnis) nur auf eine Erhöhung der Einwanderung hinaus. Wir hatten das schon – auch Du lehnst jede Massnahme ab, die das Kernproblem beseitigt, dass viele Menschen zu uns kommen, obwohl sie auch nach EU-Recht dazu nicht berechtigt sind.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

  • Stefan Pietsch 29. August 2022, 10:12

    6) Die Mär von den Leistungsträgern

    Ob ein Journalist eines aus Steuermitteln bezahlten Senders geeignet ist, sachkompetent über Leistungsträger zu schreiben, daran gibt es erhebliche Zweifel. Offensichtlich sind sie berechtigt.

    Einkommen ist sehr wohl ein deutliches Indiz für Leistungsträger. Das gilt aber nicht einfach nur in vertikaler Richtung. Viele Führungskräfte sind sehr wohl in der Lage, die Aufgaben ihrer Mitarbeiter zu übernehmen. Das Verständnis vieler Arbeitnehmer in Deutschland ist ohnehin, dass der Chef den eigenen Job besser können müsse als man selbst.

    Mehr noch gilt Einkommen als Leistungskriterium in der horizontalen Betrachtung. Extrem zeigt sich das im Spitzensport, wie die besten und wichtigsten Spieler meist auch am meisten verdienen. Es gilt aber auch in Belegschaften, angefangen bei den Vertrieblern, die extrem leistungsorientiert bezahlt werden. Und es ist immer eine Torheit, Sachbearbeiter auf der gleichen Ebene gleich zu bezahlen und keine Gehaltsdifferenzierung vorzunehmen.

    Umgekehrt gilt, dass viele Superreiche das Geld schon irgendwo her haben (auch wenn die Hälfte es nur ererbt hat lässt das immer noch die andere Hälfte)

    Bitte Quelle, denn das ist so Quatsch.

    • Thorsten Haupts 29. August 2022, 11:50

      Das Verständnis vieler Arbeitnehmer in Deutschland ist ohnehin, dass der Chef den eigenen Job besser können müsse als man selbst.

      Also meines ist das nicht – die meisten (praktisch immer unternehmensinternen) Projektleiter konnten ihren Job nicht besser, als ich, meine Abteilungs-/Hauptabteilungsleiter noch weniger.

      Und ja, summa summarum ist Einkommen ein Indiz für Leistungsfähigkeit. Allerdings a) ausschliesslich branchenintern (wir reden hier nicht von den paar tausend Vorständen grösserer Unternehmen) und b) gemessen an Kriterien, deren reale Bedeutung sehr viele Menschen unzureichend verstehen (z.B. Netzwerkfähigkeit).

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 13:10

        Sie sind überdurchschnittlich intelligent und gebildet.

        Tatsächlich zeigt sich das nicht nur in Erhebungen bei der Frage: Was erwarte ich von meinem Chef? Ich bin auch gelegentlich damit konfrontiert worden. Einmal motzte ein Sachbearbeiter, weil ich im Sommer – wo ich den meisten ihren Urlaub mit ihrer Familie genehmigt hatte (auch ihm) – eine Rechnung fehlerhaft im System administriert hatte. Ich nordete ihn ein, wichtiger sei die Rechnungstellung gewesen, er könne das ja korrigieren.

        Komplizierte Buchungen landen des öfteren noch bei mir, die mehr als Nebenbuchhaltungskenntnisse erfordern. Der beste Analytiker bin ich auch noch, aber da ist das Talent. 😉

        Einkommen ist ein klares Indiz für Leistungsträger. Nicht mehr und nicht weniger behaupte ich seit Jahren.

      • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:24

        Meine Vorgesetzten können meinen Job wesentlich schlechter als ich – bis gar nicht. Aber deren Job ist ja auch ein anderer.

      • Erwin Gabriel 30. August 2022, 07:13

        @ Thorsten Haupts

        … und b) gemessen an Kriterien, deren reale Bedeutung sehr viele Menschen unzureichend verstehen (z.B. Netzwerkfähigkeit).

        Zustimmung. Ein ganz entscheidender Punkt, in der Tat.

    • sol1 29. August 2022, 11:54

      „Ob ein Journalist eines aus Steuermitteln bezahlten Senders geeignet ist…“

      Tomaten auf den Augen?

      „Stephan Kaufmann hat Ökonomie studiert und arbeitet als Wirtschaftsjournalist in Berlin. Er arbeitet für die „Frankfurter Rundschau“, den „Freitag“, das „Neue Deutschland“ und andere Zeitungen.“

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 13:16

        Jauw. Jemand studiert VWL und meint, von den Details der Betriebswirtschaftslehre Ahnung zu haben. Es bleibt dabei: Woher soll so jemand einen Insiderblick auf Entlohnungsformen haben?

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 13:23

        Wer einen Sumpf trocken legen will, sollte Expertenwissen über seine Konsistenz haben.

        Und überhaupt: Um welchen Sumpf geht es eigentlich? Findest Du es nicht richtig, dass Menschen leistungsgerecht bezahlt werden, Minderleister weniger, Leistungsträger mehr?

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:18

      Ob ein Journalist eines aus Steuermitteln bezahlten Senders geeignet ist, sachkompetent über Leistungsträger zu schreiben, daran gibt es erhebliche Zweifel. Offensichtlich sind sie berechtigt.

      Wer den Sumpf trockenlegen will, darf nicht die Frösche fragen.

      • Thorsten Haupts 29. August 2022, 15:57

        „Frösche“ sind in diesem Fall die 25% Einkommensbezieher deutlich oberhalb des Medianeinkommen, „Sumpf also ihr Lebensgebiet. Und da die grosse Mehrheit von denen in einer prinzipiellen Meritokratie ihr Einkommen tatsächlich ihrer Leistung verdanken – viel Spass beim „Trockenlegen“.

        • Stefan Sasse 29. August 2022, 17:50

          Ich will doch gar nichts trockenlegen. Das war nur eine Spiegelung der Argumentation.

      • Kning4711 29. August 2022, 16:38

        Ich finde das Wort Leistungsträger unzureichend, da es für meinen Begriff keinen Rückschluss auf die gehaltliche Eingruppierung auf einer gesamtgesellschaftlichen Ebene erlaubt, sondern für mich ein Sammelbegriff für Menschen darstellt, die mit Ihrer Leistung innerhalb einer Organisation den Laden am Laufen halten und für das langfristige Bestehen des Unternehmens / Organisation wichtig sind.
        Insofern kann ich Leistungsträger sowohl bei niedrig, wie auch sehr hoch entlohnten Jobs, finden.

        In der Regel richtet sich die gehaltliche Eingruppierung nach vielen Faktoren – wesentlich sind Parameter wie der Verantwortungsspielraum (Menschen und Budget), die für die Berufsausübung notwendige Qualifikation, der Wertbeitrag der Stelle für das Gesamtunternehmen und die Belastung, die der Job mitbringt.

        Für meinen Begriff ist das eigentliche Problem das Leistungen in Jobs gar nicht richtig gemessen werden können, da die Rahmenbedingungen nicht passen. Personalschlüssel im Erziehungs- und Pflegebereich sind derart unzureichend, dass man eigentlich häufig nur noch vom Schmerzensgeld sprechen kann. Die Leute versuchen irgendwie den Arbeitsalttag zu bewältigen, da ist gar keine Zeit für Gut- und Schlechtleistung.

        Viel problematischer in meinen Augen für den gesellschaftlichen Kitt ist die Spreizung der Einkommen innerhalb von Organisationen. Wenn zwischen dem best- und schlechtbezahltesten Mitarbeiter Faktoren von 250 bis 300 vorliegen, dann werden Erwartungen geschürt, die nicht erfüllt werden können. Diese Gehälter werden damit begründet, dass man ansonsten nicht das richtige Personal für diese Jobs finden würde und man im internationalen Wettbewerb bestehen müsse. Es gibt genügend schwarze Schafe unter den Top-Managern, die diese These hinterfragen lassen. Aber die Marktparameter sind aktuell nun einmal so und ohne disruptive Brüche, wird sich das auch nicht umkehren lassen.

        Da hat mir das Bild vom „hartarbeitenden“ Menschen deutlich besser gefallen – zumindest trifft es besser, als das ständige Gerede vom Leistungsträger. Das es um die Lohngerechtigkeit (insb. in der Arbeit an und mit Menschen) schlecht bestellt ist, steht auf einem anderen Blatt…

        • Stefan Pietsch 29. August 2022, 17:15

          Jeder Bereichsleiter kann seine Top-Leute, seine Leistungsträger benennen. Wenn nicht, wäre er nicht qualifiziert. Und diese Leistungsträger verdienen meist besser als ihre Kollegen, die die gleiche oder ähnliche Arbeit machen. Bei den anderen habe ich ein geringeres Problem, wenn sie gehen als bei meinen Top-Leuten.

          Wenn zwischen dem best- und schlechtbezahltesten Mitarbeiter Faktoren von 250 bis 300 vorliegen, dann werden Erwartungen geschürt, die nicht erfüllt werden können.

          Wo ist das Problem? Der Geschäftsführer eines mittelständischen Konzerns mit 200 – 5000 Mitarbeitern und einer Umsatzgröße von 100 – 5000 Millionen Euro bekommt i.d.R. 200.000 – 600.000 Euro Jahresgehalt. Ein einfacher Lagerarbeiter bekommt seine 1.800 – 3.000 Euro. Wieso sollte das Unzufriedenheit schüren? Verstehe ich nicht.

          500.000 Euro ist nicht so viel wie es klingt. Schon gar nicht, wenn man den Job nur 1-3 Jahre hat, weil man dann wegen Unzufriedenheit der Eigentümer häufig gefeuert wird. Der Lagerist jedoch hat eine weit längere Betriebszugehörigkeit. Auch dadurch nivellieren sich solche Relationen.

          Nicht jeder arbeitet hart. Auch nicht bei denen, deren Job von der Papierform „hart“ ist. Die Verdienste in den Erzieherberufen wurden in den letzten 10 Jahren deutlich nach oben gezogen. Gleichzeitig wurde das Arbeitsplatzrisiko durch deutliche Ausweitung der Nachfrage per Gesetz praktisch auf Null reduziert. Das hat zur Folge, dass heute auch schlechte Erzieherinnen mit regelmäßigen Ausfallzeiten von 30-50 Prozent ein gutes bis sehr gutes Auskommen haben.

          Was hat das mit Leistungsgerechtigkeit zu tun?

          • Kning4711 29. August 2022, 18:59

            Die von ihnen angesprochenen 500 TEUR lägen ja auch wie von mir angesprochen im Rahmen: das wäre ja ein Faktor unter 30 – aber es gibt deutlich größere Verwerfungen vergleichen Sie einen Bandarbeiter bei VW mit einem Vorstandsmitglied – dann sind wir tatsächlich bei Faktoren von 400 – bei aller liebe, das hat jedes Maß verloren.

            Ja, es gibt Jobs, die kein Nachfrageproblem haben und bei den Erzieherinnen ist das Gehalt als Attraktivitäsposten sicherlich das kleinere Problem – Arbeitsbedingungen sind weitaus problematischer,

            • Stefan Pietsch 29. August 2022, 21:59

              In Wolfsburg werden sie kaum jemanden finden, der 2.000 Euro verdient. In den weiten des VW-Konzerns jedoch wird es viele Arbeiter geben, die nur ein Viertel oder die Hälfte dieser nicht sonderlich hohen Summe bekommen. Nur: viele Werke außerhalb von Wolfsburg sind profitabler, die meisten Länder erwirtschaften ein höheres EBIT als die deutschen Kollegen und bekommen dennoch weniger. Auch das müsste Ihre Gerechtigkeitsvorstellungen unangenehm berühren.

              Will sagen: der Vergleich großer globaler Konzerne ist unfair. Wir können nicht ernsthaft den Lohn einer Näherin in Bangladesh mit dem Vorstandsgehalt in den USA vergleichen. Das wird immer abstrus. Die Wolfsburger jedenfalls haben am wenigsten Probleme mit den Millionengehältern ihrer Vorstände. So viel hat die Vergangenheit gezeigt.

              Die meisten Erzieher arbeiten Teilzeit von morgens bis mittags. Und sie sind weitgehend unter 40 Jahre. Da sind die Beschwerlichkeiten des Arbeitsalltags überschaubar. Ich bin in den nächsten Tagen in Hamburg, von morgens bis abends und noch um 20 Uhr ansprechbar. Auch das hat etwas von Beschwerlichkeit, schließlich bin ich von meiner Frau getrennt.

        • Stefan Sasse 29. August 2022, 17:51

          So sehe ich das auch.

  • Stefan Pietsch 29. August 2022, 10:23

    8) Nachhaltige Städte müssen höher und dichter sein

    Es ist ein Artikel, wo einem einfällt: Reisen bildet. Und wer alle Probleme dieser Welt nur noch durch die Brille des Klimaschutzes betrachtet, schädigt die Krönung der Natur: den Menschen.

    Eigentlich sollte bekannt sein, dass Großstädte und erst recht Megacities irrwitzige Probleme der Verrohung von Gesellschaften mit sich bringen. Nirgends ist die Kriminalität höher als in Sao Paulo, L.A., Berlin, Moskau. Und zwar nicht einfach Taschendiebstähle, sondern Morde, Vergewaltigungen, schwere körperliche Misshandlungen. Hochhäuser sind eine Brutstätte der Verwahrlosung.

    Produktion ist in den Großstädten ohnehin kaum noch möglich. Sie hat sich in die Outskirts verlagert. Viele Menschen müssen heute aus den Städten raus aufs Land pendeln, um zu arbeiten.

    Für das Aufwachsen von Menschen ist ohnehin das Land die weit bessere Alternative. Muss in der Stadt der Bus und die U-Bahn genommen werden, um sich mit Freunden zu treffen (und erste Drogen zu konsumieren), reicht auf dem Land das Fahrrad. Entsprechend ist die Landbevölkerung weniger verfettet als die Städter.

    Und wie bei vielem anderen: es gibt gute Gründe, warum auf dem Land das Einfamilienhaus sehr verbreitet ist.

    Wie übrigens ein Land aussieht, in dem die Menschen fast ausschließlich in Großstädten leben, kann dies in Australien besichtigen: Eingesperrt wie in einem großen Freiluftgefängnis, müssen Flugzeuge herhalten, um mal etwas anderes zu sehen außer die immer gleichen Straßen.

    • sol1 29. August 2022, 12:03

      „Nirgends ist die Kriminalität höher als in Sao Paulo, L.A., Berlin, Moskau.“

      Dafür ist sie in Tokio bemerkenswert niedrig.

      „Entsprechend ist die Landbevölkerung weniger verfettet als die Städter.“

      /// 59,9 Prozent der Menschen sind in MV übergewichtig oder stark übergewichtig. Die leichtesten Menschen wohnen in Berlin und Hamburg. ///

      https://katapult-mv.de/artikel/mv-spitzenreiter-das-liegt-am-aal

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 13:14

        Das Problem ist, wenn man einen Sachverhalt an einem einzigen Beispiel festmachen will. Das ist dann eher die Ausnahme, die die Regel bestätigt. Außerdem glaube ich nicht, dass in Tokyo die Kriminalität niedriger ist als auf dem Land. Nur ist Japan generell ein weniger kriminelles Land, was kulturelle sowie demographische Gründe hat.

        Vielleicht. Aber auch hier: der Blick auf Einzelerscheinungen hilft nicht für das Gesamtbild. In San Francisco leben auch schlankere Menschen als in dem 800 km entfernten Los Angeles.

      • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:25

        Ich sag’s ja, einfach nur veraltete Ressentiments.

      • Thorsten Haupts 29. August 2022, 15:51

        Sie argumentieren mit der Ausnahme, Stefan P. mit dem Regelfall.

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:20

      Ich hab im nächsten Vermischten was dazu, aber dein Bild von Großstädten als Pfuhlen überbordender Kriminalität ist ein Artefakt aus den 1980er und 1990er Jahren. Ich wüsste auch nicht, wo genau da Reisen bildet. Wenn du den Times Square besuchst, was lernst du da genau über Mordraten in der Bronx?

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 14:30

        Ich habe es pointiert. Ich kann es auch anders formulieren: Die Bereitschaft zu Gewalt steigt in dem Maße wie die den Menschen zur Verfügung stehende Fläche abnimmt.

        Du würdest das in bestimmten Fällen auch absolut annehmen. Wenn ich Dir nämlich mit der Gewalt in Flüchtlingsunterkünften komme.

        Als ich nach Sao Paulo bin, habe ich mich im Vorfeld genauer mit der Sicherheitslage beschäftigt und den notwendigen Vorkehrungen. Und ich konnte beobachten. Informierst Du Dich gerade über die Sicherheitslage in Sao Paulo und notwendige Vorsichtsmaßnahmen? Nicht? Nein? Na so was! 🙂

        • Stefan Sasse 29. August 2022, 17:48

          Brasilien =/ USA.
          Ansonsten muss ich leider zugeben, dass ich weder das Geld habe noch einen Arbeitgeber, der mich CO2-intensiv durch die Weltgeschichte reisen lässt. Ich habe Europa effektiv noch nie verlassen (solange du die Kanaren und die türkische Touristenküste nicht mitzählst, beides noch tief in den 1990ern).

          • Stefan Pietsch 29. August 2022, 19:02

            Ich darf Dich korrigieren. Im Kriminalitätsindex liegt Detroit vor Sao Paulo und sogar Porto Alegre. Und vor Kapstadt.
            https://de.numbeo.com/kriminalit%C3%A4t/rankings

            In der Kriminalität liegen die USA hinter Chile.
            https://de.efuc.org/1558-crime-rate-in-the-world-ranking-2019.html

            Daneben lässt es sich auch günstig als Backpacker um die Welt reisen. Alles eine Frage des Komforts, nicht des Gehalts. Aber darum ging es mir nicht, sondern den Respekt davor, dass es bei anderen Ländern einen Unterschied macht, ob man die Dinge gesehen oder nur davon gelesen hat. Denn dann war ein anderer für einen da.

            Und der moralische Zeigefinger darf bei Dir natürlich nicht fehlen…

            • Lemmy Caution 30. August 2022, 07:51

              In Chile leben 40% der Einwohner in der Región Metropolitana de Santiago. 7 Mio Einwohner. Im Grunde ist das EINE Großstadt.
              Gemäss deiner Theorie müsste es in dem Land mehr Kriminalität als in den USA geben.
              Die Sicherheitslage in der mir wohlbekannten 190.000 Einwohner Stadt Chillán hat sich in den letzten Jahren verschlechtert, u.a. Einbrüche in Häusern während die Bewohner dort schlafen und – was neu ist – nächtlicher Straßenraub. Historisch gabs im ländlichen Chile bis weit in die 50er sehr aktive Räuberbanden auf Landstraßen (Bandolerismo).

              • Stefan Pietsch 30. August 2022, 11:01

                Aus dem Stehgreif ist die Kriminalität in Santiago (Straftaten pro 100.000 Einwohner) mit Sicherheit höher als in Taltal (ich habe den Tag dort genossen 🙂 ) oder sogar in Antofagasta. Das ist das Argument.

    • Kning4711 29. August 2022, 16:57

      Die Australier leben zwar in großen Städten, aber da es viel Platz gibt, gibt es große Vororte mit entsprechenden Einfamilienhäusern. Außerdem sind öffentliche Anlagen wie Schulen, Sportanlagen oder Parks so dimensioniert, dass trotz Großstadt das Gefühl von Weitläufigkeit entsteht.
      Genau diese Fixierung auf das eigene zu hause ist ein ökologisches Problem, weil der Flächenverbrauch je Einwohner sehr groß ist.

      Ich würde aber der Beobachtung widersprechen wollen, dass australische Städte Freiluftgefängnisse sein. Die Großstadt Melbourne hat DEUTLICH mehr Lebensqualität wie die Stadt Berlin,

      Zusätzlich haben insb. während COrona die Australier ihre Heimat neu entdeckt und ähnlich wie bei uns, bommt das Camping.

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 17:54

        Die Vororte sind nicht so wie in Europa oder Nordamerika. Ja, an der Ostküste ist etwas, aber wer mit westeuropäischen Vorstellungen von „gemütlich aufs Land fahren“ hinfliegt, wird enttäuscht. So etwas wie von Hamburg an den Timmendorfer Strand gibt es in Australien nicht. Oder von Boston nach Cape Cod. Fahren Sie aus der Millionenmetropole Adelaide raus, ist da wenig bis nichts. Im Norden liegt noch das Barossa Valley, aber zu große Ansprüche daran, Menschen wie hier auf dem Land zu treffen, sollte man nicht haben. Und nach dem Barossa Valley kommt sprichwörtlich nichts.

        Auch Sidney hat eine außerordentlich hohe Lebensqualität. Oder Darwin. Das ist nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass es daneben praktisch nichts gibt. Und das hat mich ein Stück deprimiert.

        • Kning4711 29. August 2022, 19:10

          Wenn Sie nochmal in Melbourne sind, fahren Sie mal nach Süden Richtung Sorrento – da ist es richtig nett und hat die Vibes eines Timmerndorfer Strand.

          Ansonsten ist die Leere des Landes ja quasi Markenzeichen – wobei das ländliche Australien durchaus seinen Charme hat – es gibt ja auch diese schmale Zone zwischen den Großstädten und dem Outback – die hat ein paar nette Orte anzubieten mit freundlichen Menschen, die es super finden Touristen zu finden, die dieses andere Australien entdecken wollen…

          • Stefan Pietsch 29. August 2022, 20:25

            Ich war einmal in Australien. Da jeder Interkontinentalflug nach Australien über Sydney führt, waren wir für eine knappe Woche in der Metropole und anschließend weiter nach Adelaide. Von dort ging es quer durch den Kontinent bis nach Darwin am Indischen Ozean – eine schöne und elegante Stadt mit Financial District. 🙂

            Die Ostküste ist auf dem Stück Sydney, Brisbane, Melbourne dichter besiedelt. Auf der anderen Seite steht Perth allein. Wie gesagt, wir waren ein ganzes Stück ernüchtert über dieses Gefälle zwischen Stadt und dem Outback. Zwischen den Nationalparks im Mittleren Westen der USA und Las Vegas habe ich das Schockerlebnis zwischen der Ruhe und der grellen Glitzerstadt erlebt. Aber selbst da war der Unterschied zwischen Stadtleben und der ländlichen Einsamkeit nicht so groß.

            Es ging ja darum, was eine stärkere Konzentration auf die Großstädte bedeuten würde. Und das, finde ich, kann man durchaus an Australien studieren. Wer den fließenden Übergang zwischen Stadt und Land in Europa und Nordamerika liebt, der wird in Australien Entzug erleiden.

    • cimourdain 31. August 2022, 14:08

      Ich habe zu Kriminalität und Großstädten einfach mal die Deutschlandkarten (Vergleichbarkeit der anderen Parameter) nebeneinander gelegt:
      https://www.deutschlandatlas.bund.de/DE/Karten/Unsere-Sicherheit/190-Straftaten.html
      https://www.deutschlandatlas.bund.de/DE/Karten/Wo-wir-leben/006-Bevoelkerungsdichte.html
      Die Korrelation ist etwas vorhanden, springt aber nicht wirklich ins Auge. Andere Effekte wie ein deutliches Nord-Süd Gefälle sind da maßgeblicher.

  • Stefan Pietsch 29. August 2022, 10:26

    9) Die Katastrophe ist doch so lukrativ!

    Der Verkauf von Rohstoffen verheißt Wohlstand. Norwegen bezahlt mit den Erlösen aus dem Ölgeschäft Sozialleistungen und spart für die (fossilfreie) Zukunft. Hört sich irgendwie vernünftig an.

    • CitizenK 29. August 2022, 12:24

      Norwegen hat ja auch seit Jahrzehnten fast nur sozialdemokratisch geführte Regierungen!

    • Lemmy Caution 29. August 2022, 12:55

      Hier muss ich Stefan einmal zustimmen. Lieber Norwegen streicht die windfall profits ein als die Maduro Bande, die iranischen Mullahs, Moskowien, korrupte nigerianische Regierungen, etc.
      Elektro-Mobilität wird sich zumindest in Europa, China und Teilen Lateinamerikas schneller durchsetzen, als viele heute denken. Dies wird sich mittelfristig auf die ökonomisch rentable Ölförderung auswirken.

      • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:29

        Hier muss ich Stefan einmal zustimmen. Lieber Norwegen streicht die windfall profits ein als die Maduro Bande, die iranischen Mullahs, Moskowien, korrupte nigerianische Regierungen, etc.

        Da bin ich völlig bei dir! Aber der Hinweis darauf, dass sie im Endeffekt einen Entzug machen und mit der anderen Hand Drogen verticken ist berechtigt. Was daraus konkret folgt wäre die eigentlich spannende Debatte, nicht, dass das passiert.

        • Lemmy Caution 29. August 2022, 14:16

          Bleiben wir bei Drogen.
          Die USA hat Hunderte von Millionen in den Krieg gegen Kokain gesteckt. Dieser Krieg ist auf der Angebotsseite nicht zu gewinnen. Die einzige Chance besteht darin, dass die Europäer, US-Amerikaner und reicheren Südamerikaner mit dem Koksen aufhören.
          So sehe ich das beim Öl auch so. Wir müssen an der Nachfrage-Seite ansetzen.

          • Stefan Sasse 29. August 2022, 17:46

            Ja, da bin ich bei dir. Aber das war jetzt noch nie ein Grund für irgendjemanden zu sagen „und deswegen finden wir es total dufte wenn jemand Kokain verkauft“.

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:21

      Würde Norwegen die fossilen Brennstoffe an den Mars verkaufen, dann ja.

  • CitizenK 29. August 2022, 10:39

    10) Ein Erziehungsmittel sollen sie ja auch nicht sein. Zu Hüther: Er hat natürlich recht, aber: Nicht jede Stunde ist ein emotionales Erlebnis, das die beiden Hirnhälften zusammenbringt.

    Besonders wichtig scheint mir die Grundstimmung, die Atmosphäre einer Schule. Unterstützend-vertrauensvoll oder misstrauisch-kontrollierend.
    Bei unserem Jüngsten hat ein Schulwechsel ein mittleres Wunder bewirkt.

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:21

      True.

    • Thorsten Haupts 29. August 2022, 16:00

      Völlig anekdotisch: Das Wunder gab es am zweiten Gymnasium meines Heimatortes auch – jede/r Wechsler verbesserte sich automatisch von 4 auf 2 im nächsten Jahr. Immer. Es wurde nur bezweifelt, dass diese Verbesserung eine Frage der „Grundstimmung“ war :-).

      • CitizenK 29. August 2022, 17:51

        Gemeint waren doch nicht die Zensuren, ihr Notenfetischisten. Sondern die Freude am Lernen. Und darum ging es doch in dem Beitrag.

  • Stefan Pietsch 29. August 2022, 10:56

    c) Dieser Thread von Nicole Diekmann ist sehr, sehr treffend.

    Es lohnt, sich ein paar Minuten Gedanken über das Gendern zu machen. Ich beginne mit der Frage, warum ein Blogger in seinem Blog gendert, obwohl ein einziger regelmäßiger Kommentator weiblichen Geschlechts ist und die Zahl weiblicher Leser überschaubar ist, von nicht-binären Personen ganz zu schweigen.

    Ich stelle die Frage einen Moment zurück. Als Eltern noch nicht Best Friends ihrer Kids sein wollten, hatten diese ihre eigene Sprache. Die Jugendsprache ist eine, wo es dem zivilisierten Erwachsenen die Schuhe auszieht. In den Achtzigerjahren war alles „geil“, bis der Begriff so verbreitet war, dass er heute als altmodisch gilt. Auch in Szenen wird eine Sprache gesprochen, die außerhalb nur bedingt verstanden wird. Wie bei den Kids halten sich die Nutzer der „Expertensprache“ für elitär und überlegen. Stellen wir uns vor, die Öffentlich-Rechtlichen und linke Medien würden die Sprache bestimmter Milieus sprechen. Da wäre der Aufstand und die Ablehnung ganz genauso wie beim Gendern.

    Sprache ist Allgemeingut. Sie ist dafür da, dass Menschen sich verständlich machen können. Manchmal wird sie aber auch als Abgrenzung genommen. Sie soll gar nicht an alle adressiert werden, sondern nur an Eingeweihte. Die drinnen sind die Elitären, die Auswählten, die Erleuchteten. Die Draußen sind die Unwissenden, die Ahnungslosen, die Dummen, die Niederen. So ist es gemeint und so wird es wahrgenommen.

    In einem mir bekannten Unternehmen stellte die Geschäftsführung vor einigen Jahren die interne Berichtssprache auf Englisch um. Das Unternehmen ist an der Börse notiert, aber nur im deutschsprachigen Raum unterwegs. Auch die Mitarbeiter sind fast ausschließlich deutschsprechend (wenn auch kulturell vielfältig). Der Vorstand drang nicht durch, die englische Sprache wurde nicht akzeptiert und inzwischen wieder auf Deutsch umgestellt.

    Warum gendert ein Blogger in einem geschlechtlich sehr homogen sortierten Blog?

    • Thorsten Haupts 29. August 2022, 12:40

      Geht am eigentlichen Punkt des threads leider völlig vorbei. Da erhält jemand explizite Gewaltdrohungen (wenn man ihr glaubt), weil sie … gendert. Und das ist so gaga und völlig neben der Spur, dass ich dafür keine Möglichkeit der Erklärung oder Rechtfertigung sehe.

      Bestimmten Sprachgebrauch abzulehnen ist das eine, deshalb Drohungen und Schmerzfantasien auszusprechen ist schlicht krank, Thema durch.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 13:19

        Gibt es da wirklich zwei Meinungen? Wenn nicht – warum stellt Stefan es dann ein?

        Etwas zu analysieren heißt nicht, es zu rechtfertigen oder zu akzeptieren. Ich habe analysiert, woher die Aggressivität in dem Bereich kommt. So wie ich hier an anderer Stelle analysiert habe, wie es zu Lichtenhagen kommen konnte. Heißt das, ich würde es rechtfertigen? Wie dumm kann man dann eigentlich sein?

        • Thorsten Haupts 29. August 2022, 15:50

          Alles gut, hätte ich Ihnen nie unterstellt. Sie haben nur eine Erklärung abgeliefert, die mit dem verlinkten thread einfach nichts zu tun hatte.

      • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:28

        Es gibt tonnenweise Belege für solche Gewaltandrohungen, es gibt keinen Grund, ihr nicht zu glauben. Aber in jedem Fall Danke für deinen Beitrag!

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:22

      Weil er möchte, dass sich das ändert.

      • Stefan Pietsch 29. August 2022, 14:34

        Äh, warum? Wen hast Du dazu befragt? Du weißt, dass die überwältigende Zahl von Frauen Gendern ablehnt. Du weißt, dass fast jeder hier im Blog Gendern ablehnt. Es ist also schon genauer zu fragen, für wen Du genderst und wo Du willst, dass sich was ändert.

        So ist das einfach nur Deine persönliche Einstellung. Wohlgemerkt, ohne Rücksicht auf andere, auch wenn Du das so siehst. Und das bestätigt wieder einmal: wir tun Dinge nicht für andere, wir tun sie für uns selbst. Damit wir uns (moralisch) besser und überlegen fühlen. Damit andere einen guten Eindruck von uns haben. Und so weiter.

        Sprache ist ein Commitment. Du benutzt sie zur Abgrenzung.

        • CitizenK 29. August 2022, 15:01

          „Sprache ist ein Commitment“

          Das ist mir zu streng, Sprache ändert sich. Viele Begriffe ändern ihre Bedeutung, teilweise ins Gegenteil. Für Englisch nachzulesen beim (von Stefan Sasse empfohlenen) Bill Bryson.

          Vom Gendern halte ich trotzdem nichts. Die englischsprachige Welt lebt ganz gut ohne.

          • Stefan Pietsch 29. August 2022, 16:27

            Sprache ändert sich, weil sich Begriffe und Formulierungen durchsetzen. Das ist beim Gendern eben nicht der Fall. Es ist eine Sprache ausschließlich von bestimmten Eliten. Es ist eine Akademikersprache, die nur in bestimmten Milieus gesprochen wird.

            Es ist ja nicht so, dass Stefan das nicht weiß. Er weiß auch, wenn beim steuerfinanzierten ÖR und an den Bildungseinrichtungen nicht mehr gegendert würde, wäre das Projekt tot, weil niemand außerhalb dieser Milieus diese Kunstform übernimmt noch übernehmen will. Und weil Stefan das weiß, kämpft er (gegen den festgefügten Mehrheitswillen) für vermeintliche Toleranz und insbesondere dafür, dass im ÖR und in den Bildungseinrichtungen weiter wie wild gegendert werden darf. Also da, wo ein Verbot berechtigt angeordnet werden kann.

            Gerichte haben festgestellt, dass die Gendern in der Verantwortung der Leitung einer Organisation liegt. Bekanntlich ist vor kurzem ein AUDI-Mitarbeiter mit dem Verlangen gescheitert, dass er ungegendert angesprochen werden will, wenn der Unternehmensleitfaden Gegenteiliges vorsieht. Was allerdings die Gender-Freunde vergessen haben: Ebenfalls relativ aktuell ist die Kundin einer Bank mit dem Verlangen gescheitert, gegendert angesprochen zu werden.

            Es ist Organisationen überlassen, wie sie es handhaben. Und das ist in Ordnung. ARD und ZDF sind steuerfinanzierte Medien. Sie unterliegen in der Führung als staatseigene Sender den jeweiligen Mehrheitsentscheiden und auf jeden Fall der allgemeinen Sprache. Sonst wäre zukünftig auch Ghettosprache zulässig. Auf keinen Fall kann es ins Belieben einzelner Journalisten gestellt sein, wie die Zuschauer anzusprechen sind.

            • Dobkeratops 29. August 2022, 19:26

              Der ÖRR ist weder steuerfinanziert noch staatseigen. Wissen Sie aber natürlich auch.

              • Stefan Pietsch 29. August 2022, 20:14

                Die Gebühr ist eine steuergleiche Abgabe, die von den Parlamenten festgelegt wird. Das ist bei der Neugestaltung ausdrücklich so gewollt gewesen. Die Haushalte müssen die Gebühr auch dann zahlen, wenn sie gar nicht in der Lage sind, die Angebote der ÖR zu nutzen. Das ist eine wesentliche Neufassung, die den Steuercharakter ausmacht.

                ARD und ZDF sind Anstalten Öffentlichen Rechts – und das Öffentliche Recht regelt die Beziehungen des Staates.

                • Dobkeratops 29. August 2022, 21:30

                  Ich kann alles Mögliche als steuerähnlich empfinden, es wird dadurch nicht zur Steuer. In diesem Fall verhindert das schon allein die Zweckgebundenheit des Rundfunkbeitrags.

                  Anstalten Öffentlichen Rechts erhalten ihren Auftrag zur Bereitstellung öffentlicher Daseinsvorsorge vom Staat. Sie deshalb als „staatseigen“ zu bezeichnen ist deshalb zwar nicht grundfalsch, aber bestenfalls grob verkürzt.

                  • Stefan Pietsch 29. August 2022, 22:48

                    Nicht empfinden. Die Abgaben des Staates gliedern sich in Steuern, Beiträge und Gebühren. Preise entstehen an freien Märkten.

                    Für Beiträge gilt das Äquivalenzprinzip. Zahlung und Leistung müssen in einem Zusammenhang stehen. Wer z.B. in die Rentenkasse einzahlt, hat einen Zahlungsanspruch. Und Menschen, die nicht sozialversicherungspflichtig beschäftigt sind, brauchen nicht zu zahlen.

                    Gebühren werden von Behörden festgelegt und stehen auch mit einer Leistung in Zusammenhang. Wer z.B. keine Mülltonne anmeldet, braucht auch keine Mülltonne zu zahlen. Genauso bei der Hundesteuer etc.

                    Die Zweckbindung ist für Steuern kein generelles Ausschlusskriterium. Der Kohlepfennig war z.B. eine zweckgebundene Steuer.

                    Der Rundfunkbeitrag wird – anders als die Sozialversicherungsbeiträge – auch dann erhoben, wenn der Haushalt weder Fernsehen will, noch ein Empfangsgerät besitzt. Die Abgabe knüpft an der Besteuerungseinheit „Haushalt“ an, was eben den Zusammenhang zwischen Leistung und Gegenleistung vollständig auflöst.

                    Die Abgabe wird ausschließlich an Landesrundfunkanstalten und das ZDF weitergeleitet. Alle privaten Anbieter sind von den Geldern ausgeschlossen. Als Anstalten Öffentlichen Rechts unterliegen sind sie Rechtspersonen des öffentlichen Rechts. Dieses gilt eben für den Staat. Für private Personen findet das öffentliche Recht nur in Rechtsbeziehungen zu staatlichen Einrichtungen Anwendung.

                    Es ist also klar: der ÖR wird nicht durch Preise, sondern vom Gesetzgeber festgelegte Zwangsgelder finanziert. Er arbeitet in den Rechtsformen des öffentlichen (staatlichen) Rechts. So wie die KfW Staat ist (oder Behörde oder öffentlich-rechtliche Anstalt), so sind ARD und ZDF Staat (…).

                    • Dobkeratops 30. August 2022, 10:10

                      Sie können hier so viele Nebenschauplätze aufmachen, wie Sie wollen. Das ändert aber nichts daran, dass die Behauptung, die ÖRR seien steuerfinanziert, faktisch falsch ist.

                      Zu „staatseigen“ hat CitizenK unten bereits kommentiert.

                    • Stefan Pietsch 30. August 2022, 11:22

                      Dann umgekehrt gefragt: Welchen Charakter hat die Rundfunkabgabe für Sie? Warum beschließen darüber Parlamente und nicht Nutzer? Warum muss sie auch von jenen bezahlt werden, die das Angebot gar nicht nutzen können? Warum legt die Regierung den Kreis der Zahler fest und nicht die Rundfunkanstalten?

                      Ich habe bisher keine Antworten auf diese gestellten Fragen gelesen, nur die Abwehr: keine Steuer, keine staatlichen Medien. Ein bisschen mehr sollte es schon sein.

                    • Thorsten Haupts 30. August 2022, 13:47

                      Ich kann alles Mögliche als steuerähnlich empfinden, es wird dadurch nicht zur Steuer.

                      Sie haben natürlich vollständig Recht. Es handelt sich „nur“ um eine mandatorische, nutzungsunabhängige Abgabe (wie Steuer), die von Parlamenten beschlossen wird (wie Steuer), deren Zahlung sich kein in Deutschland Ansässiger entziehen kann (wie Steuer) und deren Nichtzahlung wie Steuerhinterziehung sanktioniert wird.

                      Nein, die „Demokratieabgabe“ (ÖRR-Propagandasprech) als „Steuer“ zu bezeichnen ist völlig verfehlt!

                      Gruss,
                      Thorsten Haupts

                    • Stefan Sasse 30. August 2022, 18:22

                      Ihr kackt auch Korinthen, wo es euch betrifft. Also akzeptiert das in dem Fall bitte auch.

                    • Dobkeratops 30. August 2022, 13:55

                      Welchen Charakter der Rundfunkbeitrag für mich hat ist ebenso irrelevant wie Ihre eigenen gefühlten Wahrheiten.

                      keine Steuer, keine staatlichen Medien

                      Das sind die Fakten. Wenn Sie die hartnäckig ignorieren möchten, bitte.

                    • Thorsten Haupts 30. August 2022, 14:30

                      Das erste ist tatsächlich ein Fakt (den ich auch nicht bestritten habe :-)), es ist nur eine nutzungsunabhängige Zwangsabgabe. Das zweite ist Ihre wohlwollende Interpretation, Fakten sehen anders aus.

                    • Stefan Pietsch 30. August 2022, 15:17

                      @Dobkeratops

                      Sie interessiert nicht, welchen Charakter der Rundfunkbeitrag hat, wissen aber genau, dass es keinesfalls ein hoheitlichen Befugnissen obliegender Charakter sein kann. Sie wissen auch, dass der Staat nicht Rechteinhaber von ARD und ZDF ist, wer es aber dann ist, interessiert Sie auch nicht.

                      Tja, das sieht mir sehr nach Scholz’scher Verteidigungsstrategie aus.

                    • Dobkeratops 30. August 2022, 18:45

                      @Stefan Pietsch

                      Ihre Provokationen waren auch schon mal geistreicher.

              • Thorsten Haupts 29. August 2022, 22:00

                Natürlich ist der ÖRR staatseigen. Wer zahlt, schafft an.

                • CitizenK 30. August 2022, 07:27

                  „Staatseigen“ würde bedeuten, dass der Staat auch das Programm bestimmt: „… nach Belieben zu verfahren“ (§ 903 BGB). Das ist definitiv nicht der Fall. ÖR-Räte sind keine Staatsorgane, die in ihnen vertretenen Parteien und „gesellschaftlichen Gruppen“ auch nicht.

                  Also allenfalls „gesellschaftseigen“. Das ist ein wesentlicher Unterschied. Die Briten wussten das anno 45.

                  • Thorsten Haupts 30. August 2022, 10:31

                    Das ist Wortklauberei. Der Staat zahlt über die staatlich festgelegte Rundfunkabgabe den ÖRR, ich habe auf dessen ideologische Ausrichtung oder das Programm überhaupt keinen Einfluss, das gilt ebenso für 99% der deutschen „Gesellschaft“. Ich halte das für eine absolute Nebelkerze!

                    Gruss,
                    Thorsten Haupts

                  • Stefan Pietsch 30. August 2022, 10:51

                    Auch Friede Springer mischt sich nicht in die Berichterstattung von WELT und BILD ein. Es gilt nämlich die journalistische Unabhängigkeit. Das Gleiche gilt für Rechtsanwaltskanzleien, Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaften sowie Ärzte. Die Eigentümer bekommen weder Einblick in die Mandantenunterlagen noch in Prozessstrategien.

                    Trotzdem bleiben die Eigentumsverhältnisse unberührt. Eigentum an der Sache bedeutet nicht, dass der Eigentümer sich über gesetzlich geschützte Rechte hinwegsetzen darf.

                    Es gibt als Eigentümer per se nur private Unternehmer oder Staat. Was sind ARD und ZDF nun? Nichts spricht dafür, dass sie private Gesellschaften sind. Sie bemühen sich nur permanent zurückzuweisen, dass die öffentlich-rechtlichen Anstalten Staat seien. Nur eins müssen sie halt sein. Sie können nicht Nichts sein.

                    • CitizenK 30. August 2022, 11:43

                      Springer hat bekanntlich eine Pro-Israel-Klausel in den Arbeitsverträgen. Friede könnte den Laden verkaufen. Der Staat kann das nicht.

                      Was die ÖR sind, lässt sich mit dem Eigentums begriff nicht fassen.

                    • Stefan Pietsch 30. August 2022, 15:14

                      Natürlich kann der Staat das ZDF verkaufen. Das einzige, was er dazu tun müsste, wäre die Rechtsform zu ändern. Passiert ab und zu, z.B. bei der Deutschen Bundespost oder der Deutschen Bundesbahn.

                      In den Verträgen des ZDF stehen mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch allgemein bindende Klauseln für die Journalisten.

                    • sol1 30. August 2022, 19:21

                      „Es gilt nämlich die journalistische Unabhängigkeit.“

                      Bis der Eigentümer anders entscheidet.

                      Schon vergessen, daß Dirk Ippen die Enthüllungsgeschichte über Julian Reichelt aus seinen Blättern kippte?

                • CitizenK 30. August 2022, 10:53

                  Nebelkerze? Eher ein Spotlight!

                  Wieviel Einfluss haben denn die 99 Prozent auf politische Entscheidungen ohne die intermediären Gruppen – Parteien und Verbände? Nach dieser Denkschraube hätten wir auch keine Demokratie.

                  In Sachen Demokratie/Machtkontrolle/Medien waren uns die Briten weit voraus – damals.

                  • Thorsten Haupts 30. August 2022, 11:57

                    Wieviel Einfluss haben denn die 99 Prozent auf politische Entscheidungen …

                    Wenn sie das wirklich wollen, deutlich mehr, als auf den ÖRR!

              • Stefan Sasse 30. August 2022, 09:53

                Ja, aber es hetzt sich doch so schön.

                • Erwin Gabriel 30. August 2022, 23:28

                  @ Stefan Sasse

                  Einmal mehr: Pass auf Deine Sprache auf.

                  • Stefan Sasse 31. August 2022, 12:13

                    Yes sir. Aber in dem Fall trifft es zu. Die Hetze gegen „Staatsmedien“ ist auch sachlich falsch. Und der Begriff ist ein Kampfbegriff der Rechtsradikalen. Genauso wie ich aufpassen muss, muss da eben auch aufgepasst werden. Das gilt schon für beide Seiten.

                    • Thorsten Haupts 31. August 2022, 14:12

                      Wann genau wurde aus überzogener Kritik eigentlich „Hetze“? Ach richtig – als das aus dem linken Spektrum ins rechte wanderte :-).

  • Thorsten Haupts 29. August 2022, 11:54

    Zu 4)
    Dieses Schema sehen wir immer wieder. Wenn rechte Gewalt ausbricht, wird das gerne als „Volkes Stimme“ angenommen und als Anlass für eine politische Kurskorrektur gesehen.

    Das ist im aktuellen Kontext einfach Quatsch. Deutschland wurde zu dem Zeitpunkt von einer Missbrauchswelle des aktuellen, politischen, Asylrechts einfach überrannt (Zahlen ähnlich 2015) – und eigentlich war allen politischen Parteien (bis auf die GRÜNEN) klar, dass Deutschland diese Migrationswelle mitten in den Vereinigungswehen nicht auch noch stemmen kann.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:25

      Das war 2016ff. genau die Dynamik.

      • Thorsten Haupts 29. August 2022, 21:59

        Nein, war sie nicht. Die Dynamik war das rapide Anwachsen der AfD, das präzise und nahezu ausschliesslich der unkontrollierten Massenmigration nach Deutschland geschuldet war.

        • Erwin Gabriel 30. August 2022, 07:32

          @ Thorsten Haupts

          Nein, war sie nicht. Die Dynamik war das rapide Anwachsen der AfD, das präzise und nahezu ausschliesslich der unkontrollierten Massenmigration nach Deutschland geschuldet war.

          Volle Zustimmung!

        • Stefan Sasse 30. August 2022, 09:57

          Ja, aber das meine ich doch? Du hast stark anschwellende Ströme, in den 90ern Asyl, 2015ff. Flucht. Und die Reaktion ist ein rechter backlash.

          • Thorsten Haupts 30. August 2022, 11:55

            Dein Argument war: Wenn rechte Gewalt ausbricht ….

            Und nicht: Wenn rechtspopulistische Parteien massiv wachsen …

            • Stefan Sasse 30. August 2022, 18:22

              Das war ja aber 1992 so. Die rechtsextreme Gewalt wurde explizit als Begründung für die Verschärfung hergenommen. Auch die BILD argumentierte exakt so.

              • sol1 30. August 2022, 19:25

                „Auch die BILD argumentierte exakt so.“

                Der Beweis:

                https://bildblog.de/56629/zum-schaemen/

                /// Stellvertretender Chefredakteur und verantwortlich für die Politik-Berichterstattung der “Bild”-Zeitung im August 1992 war übrigens: Kai Diekmann. ///

                Der dann ja 2015 eine ganz andere Linie einschlug.

  • Thorsten Haupts 29. August 2022, 12:01

    Zu 1)
    Jau. Die Auswahl von wählbaren Kandidaten – die Wokies sind nicht wählbar, weil sie nur eine kleine Minderheit mit einem weit überproportionalen Einfluss über Medien und Bildungseinrichtungen repräsentieren – als „Beweis“ für die Moderation der Demokratischen Partei. Ist klar. Yes Sir, bei der Wahl zwischen (möglichem) Sieg und (sicherer) Niederlage setzen die Demokraten noch immer auf Sieg.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • sol1 29. August 2022, 12:08

    2) Das erklärt das in Rechtsaußen-Kreisen wirkmächtige Schreckgespenst der „EUdSSR“. Diese Leute haben ja auch mehr Angst vor Brüssel als vor Moskau – weil sie in Putin nicht den Erben des Sowjetunion, sondern des Zarenreiches sehen.

    • Stefan Sasse 29. August 2022, 13:25

      Das ist bei Linksaußen nicht anders…

      • sol1 30. August 2022, 19:28

        Linksaußen unterliegt man genau der umgekehrten Täuschung. Rußland ist dort als Erbe der Sowjetunion ein Bollwerk gegen den Imperialismus. Daß dort die Staatsideologie längst selbst eine imperialistische ist, wird ausgeblendet.

  • Thorsten Haupts 29. August 2022, 12:11

    Zu f) In der Perspektive von Public Enemy und Greg Tate zielt die Kritik der kulturellen Aneignung also zunächst darauf, eine verfälschende Umschreibung der Geschichte zu korrigieren und die wahren Urheber zu ihrem Recht kommen zu lassen.

    Mag sein, ist für die saudämliche Debatte über kulturelle Aneignung genauso bedeutungslos, wie der wissenschaftliche Ursprung der Critical Race Theorie.

    Denn die heutigen Wokies beiderseits des Atlantiks machen ein Verbrechen daraus, wenn einzelne Mitglieder einer von ihnen definierten „Rasse“ sich einzelner Elemente der kulturellen Ausdrucksweise einer anderen „Rasse“ bedienen. Und das hat mit dem ursprünglichen Anliegen soviel zu tun, wie die Kuh mit dem Klavierspielen, ist seinerseits zutiefst rassistisch und die Durchsetzuing dieses Verbotes wäre das Ende von Kultur, weil ein vereinfachter und idealisierter Zustand des Jahres 1900 (1850? 1950? 1980?) für die Ewigkeit eingefroren würde. Genau dagegen wenden sich die Kritiker, nicht gegen das, was oben als „ursprüngliche Absicht“ des Konzeptes ausgegeben wurde.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Tim 29. August 2022, 12:58

    8) Nachhaltige Städte müssen höher und dichter sein

    Unglaublich. Das stand so in der Welt?!? Zeichen und Wunder … Allerdings ist ja auch die taz erwachsen geworden und gibt seit Jahren Positionen eine Plattform, die sie noch vor 20 Jahren als reaktionär abgelehnt hätte. 🙂 Vielleicht ist nun sogar auch bei der Welt Vernunft im Umweltdenken eingekehrt.

    Ob Städte nun unbedingt auch höher sein müssen, weiß ich nicht. Dichter und damit ökologischer sind sie auch jeden Fall, wohl um einen Faktor von 4-5 (sehr schwer zu berechnen). Das Paradoxe ist, dass Leute, die von der Stadt aufs Land ziehen, genau den umgekehrten Effekt erleben: Plötzlich haben sie bessere Luft, schönere Umgebung, mehr Natur – alles wunderbar! Doch leider haben sie durch ihren Umzug ein kleines bisschen Natur zerstört, was natürlich im Einzelfall kaum auffällt. Darum fällt es fast allen Menschen so schwer, hier ein ökologisches Desaster zu sehen.

    Wir müssen ja auch nicht gleich Megastädte anstreben. In Deutschland hätten wir wohl schon einen ganz enormen ökologischen Vorteil, wenn eine Siedlung min. 50.000 Einwohner hätte. Dadurch würde viel Siedlungsfläche frei werden und gleichzeitig jede Menge Straßennetz wegfallen.

    Es gibt ja die Idee, den Anteil des Waldes in Deutschland von aktuell 30 auf 45 % zu erhöhen (Wald hier nicht als Forst verstanden, sondern wirklich als Wald – sonst bringt es ökologisch wenig). Aus heutiger Sicht wahnsinnig ambitioniert, aber ich glaube, in einer großen Anstrengung wäre das möglich. Neben konsequenter Siedlungsaufgabe wäre dafür eine regional konzentrierte Hochleistungslandwirtschaft sowie erheblicher Fleischverzicht nötig.

    Wir müssen allerdings sofort loslegen. In 30 Jahren wird Deutschland ökologisch weitgehend tot sein. Das heißt natürlich nicht, dass es hier dann keine Pflanzen und Tiere mehr gibt. Aber: Es wird nur noch wenige Arten geben, mit entsprechender Anfälligkeit für Seuchen und Krankheiten. Eine sehr gefährliche Situation.

  • Thorsten Haupts 29. August 2022, 14:39

    Neben konsequenter Siedlungsaufgabe …

    In einer parlamentarischen Mediendemokratie? ROFLMAO.

    • Tim 29. August 2022, 14:47

      In der Tat. Jüngere Leute werden sehr, sehr düstere Zeiten erleben.

      • Thorsten Haupts 29. August 2022, 16:02

        1910 hätte man in Europa Jüngeren sehr, sehr rosige Zeiten vorhersagen können. Wir wissen ja, was daraus wurde …

  • cimourdain 30. August 2022, 14:26

    2) Interessanter Gedanke, aber er vernachlässigt in meinen Augen, wie sehr die Entscheider von den äußeren Umständen getrieben waren. Nach der Revolution und dem Frieden von Brest-Litowsk hatten die damals 4 post-russisch-imperialen Sowjetrepubliken fünf Jahre Bürgerkrieg, äußere Invasionen durch Finnland, Polen und Japan sowie feindliche Interventionen der Westentente und der USA. Die äußere Absicherung durch die Verträge von Riga, Kars und Rapallo war erst 1921 bzw 1922. Da ist man froh, irgendeine gemeinsame Struktur zu haben und kann sich den Luxus nicht leisten, auf Revolutionen in Deutschland oder der Türkei zu warten – namentlich, da sich die Oberhand nationalistischer Kräfte in beiden Staaten bereits abzeichnete.

    8) Das ist eine dieser Fragen, die man nicht generell beantworten kann – genauer mehrere Fragen:
    i) ‚Höher‘ Energieaufwand ist im Allgemeinen pro Quadratmeter Wohnaufwand bei großen Gebäuden wegen des Verhältnis Oberfläche zu Volumen deutlich besser. Materialaufwand beim Bau in der Regel auch, das Verhältnis kann wegen Statik kippen.
    ii) ‚dichter‘ Flächenverbrauch ist ein Problem, weniger bebaute und versiegelte Fläche ist lebensnotwendig. Tim hat dazu alles gesagt.
    iii) ‚verdichteter‘ Wie Herr Pietsch hingewiesen hat, häufen sich soziale Probleme bei Verdichtung. Hinzu kommen die Probleme mit Mikroklima und Wassermanagement. Für mich ist die sinnvollste Methode dagegen Auflockerung mit ‚grünen Bändern‘ etc…

    e) kleiner Hinweis: Bei dem Artikel handelt es sich nebenbei um die Besprechung einer 800-Seiten Biographie Süßheims.

    f) Als Angehöriger einer Ethnie, die jedes Jahr im Herbst von kultureller Aneignung durch Außenstehende betroffen ist, mein Rat an andere Kulturen: Nehmt Sie aus! Verkauft ihnen das überteuertste Bier, die albernsten Kostüme und die hirnschmelzendste Musik als ultimative Party.

    • Thorsten Haupts 30. August 2022, 14:33

      Als Angehöriger einer Ethnie, die jedes Jahr im Herbst von kultureller Aneignung durch Außenstehende betroffen ist …

      Würden Sie das auf twitter posten, hätten Sie innerhalb von Minuten empörte Interventionen der Wokie-Rassisten (wie kann man WEISSE Bayern als eigenständige Ethnie beschreiben etc pp) :-). Ansonsten: Ja.

    • Stefan Sasse 30. August 2022, 18:24

      2) Das übersieht er nicht, das ist ja quasi die direkte Konsequenz und so auch unumstritten. Ich wusste nur diesen Part der ideologischen Unterfütterung der UdSSR nicht.

      8)iii) Die sozialen Probleme mit der Verdichtung halte ich für eine Verwechslung von Kausalität und Korrelation.

      e) True.

      f) lol

  • Lemmy Caution 30. August 2022, 15:38

    zu f) Kultur entsteht halt aus Aneignung. Deshalb funktioniert auch bei aller Sympathie die Argumentation von Public Enemy nicht, auch wenn ich Ende der 80er 2 LPs von denen hatte.
    Die Melodie unserer Nationalhymne entstand aus der leichten Abwandlung eines kroatischen Volkslieds wie ich letztens vom Podcast bala bala Balkan gelernt habe.

    • Stefan Sasse 30. August 2022, 18:26

      Ja, das lernte ich auch letzthin in einem Podcast, von irgendeiner dieser schrecklichen staatlichen Propagandaanstalten.

  • cimourdain 31. August 2022, 17:07

    2) Ein interessanter Beleg ist die Tatsache, dass für die frühe Sowjetunion als Hymne kein nationales Liedgut genommen wurde, sondern die „Inter-nationale“, von der damals bereits Versionen in den verschiedensten Sprachen existierten.
    Auf einer gewissen Ebene wäre diese damit das Gegenstück zur englischen Königshymne geworden, die auch von den verschiedensten europäischen Monarchien adaptiert wurde, u.a. Preußen („Heil dir im Siegerkranz“) und Liechtenstein (bis heute).

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