Die Modern Monetary Theory ist eine Wirtschaftstheorie, die spätestens seit Bernie Sanders‘ Wahlkämpfen auch einem breiteren Publikum bekannt geworden ist. Ihre Kernthese lautet, dass die bisherige Wirtschaftstheorie den Geldkreislauf völlig falsch versteht: der Staat schafft durch seine Ausgaben das Geld selbst, er muss sich nicht durch Steuern finanzieren. Steuern sind vielmehr ein Mittel zur Kontrolle der Inflation.
Das klingt ziemlich wild, und weil Wirtschaftstheorie nicht eben ein leicht zu verstehendes Feld ist, haben die Bohrleute sich Verstärkung geholt. Dirk Ehnts, Ökonom bei der Pufendorf-Gesellschaft, erklärt MMT, beantwortet Fragen und zeigt auf, wo das Potenzial eines neuen Verständnisses des Geldkreislaufs liegt.
Links zu den Themen:
- Dirks Buch
- Besprechung von Dirks Buch
- Die Pufendorf-Gesellschaft
- Modern Monetary Theory – Die Homepage für Deutschland
- Chartbook #91: What if Putin’s war regime turns to MMT?
- Marcel: auf Twitter, neunetz.com
- Stefan: auf Twitter, Deliberation Daily
- Dirk: auf Twitter
Interessantes Gespräch, danke dafür. Allerdings verstehe ich einige Dinge nicht. Ich habe von Volkswirtschaft keine Ahnung, daher sind meine Fragen vielleicht peinlich naiv. Trotzdem:
Herr Ehnts sagt, dass Banken sich von der Zentralbank Geld leihen, dieses aber nicht an Privatleute weiter verleihen können. Wozu soll sich dann eine Bank Geld von der Zentralbank leihen?
Herr Ehnts meint, dass sich der Staat jederzeit Geld von der Zentralbank leihen kann. Ich denke mit Zentralbank ist die Bundesbank gemeint, und nicht die EZB. Gilt dass grundsätzlich für alle Euro-Laender? Ist also die Kreditaufnahme der Euro-Länder lediglich durch die Euro-Verträge gedeckelt? Und wenn sich der Staat grundsätzlich bei der Zentralbank bedienen kann, wozu muss er dann Staatsanleihen ausgeben?
Aus dem Gespräch verstehe ich, dass die Vertreter der MMT eine andere Vorstellung davon haben, wie Geld entsteht, als Vertreter klassischer Theorien (durch Kredite der Zentralbank and die Privatbanken). Ich bin überrascht, dass sowas noch nicht geklärt ist. Aber davon abgesehen, der Finanzkreislauf und die Wirtschaft sollte unabhängig davon funktionieren, wie man Wortschöpfung beschreibt. Die Auswirkung z.B., einer hohen Staatsverschuldung auf die Arbeitslosigkeit oder die Inflation sollte unabhängig vom Modell der Wortschöpfung sein. In der Physik gibt es auch gelegentlich alternative Versuche, klassische Größen zu beschreiben. So wird manchmal anstelle der Kraft ein Impulsstrom gesetzt. Das kann man natürlich machen, aber der Ball fällt immer noch genauso schnell nach unten.
Ich hab das mal an Dirk weitergegeben, hier seine Antwort:
https://twitter.com/DEhnts/status/1504387024333139969
Super. Vielen Dank!
Die Unabhängigkeit der Zentralbank, wenigstens theoretisch als regulative Idee, ist nicht mal mehr eine Erwähnung wert?
In welchem Kontext?