Warum ich Angst vor der Corona-Epidemie habe


Seit etwa zwei bis drei Wochen beherrscht das Thema Corona die Schlagzeilen. Es begann als eine exotische Nachricht, etwas, das im fernen China passierte. Mit einem gewissen Gruseln konnte man, sofern man sich überhaupt für Nachrichten aus dieser Region interessierte, mitverfolgen, wie Millionen von Menschen in Quarantäne gesteckt wurden. Seither hat sich die Krankheit über große Teile der Welt ausgebreitet. Von Washington State, dem Epizentrum des Ausbruchs in den USA, zu einigen Regionen in Norditalien, der Champagne in Frankreich, Südkorea und anderen – ein Land, eine Region nach der anderen kommt als neuer Krisenherd in die Nachrichten. Bis vorgestern war ich noch selbst recht oberflächlich clever, machte Witze über das Virus und schaute mit der Gelassenheit und Distanz desjenigen auf die Quarantäneversuche, der das alles für Ereignisse in einem fernen Land hält. Gestern hatte sich meine Meinung zum Thema binnen weniger Stunden komplett geändert, soweit, dass ich meinen Arbeitgeber ersuchte, den Betrieb zu schließen. Heute gehe ich davon aus, dass das Land sich spätestens Montag in einem ähnliche lockdown befinden wird wie seine europäischen Nachbarn.

Ich weiß, dass ich nichts weiß

Bevor ich meine Gründe für diesen Meinungswandel aufzeige, will ich zuerst deutlich machen, wie unbefriedigend ich die aktuelle Informationssituation finde. Bis gestern konnte ich noch mit einer gewissen Ironie feststellen, dass das Thema zwar seit drei Wochen permanent in den Schlagzeilen ist, ich aber nicht die geringste Ahnung habe, ob das Virus gefährlich ist. An dieser Unsicherheit hat sich nichts Grundlegendes geändert. Und das ist ein erster Grund ernsthafter Beunruhigung.

Unser Mediensystem ist nicht in der Lage, trotz einer dauerhaften Berichterstattung die Kerninformationen verlässlich herüberzubringen. Die Neigung, grundsätzlich mehrere Seiten zu Wort kommen zu lassen und nicht abschließend zu werten, sondern dies den Zuschauern zu überlassen, ist in einer Demokratie sicherlich bei normalen politischen Streitthemen ein guter Instinkt. In diesem Fall aber ist der „He said she said“-Bothsidermismus ein echtes Problem, weil keinerlei verlässliche Informationen zu haben sind. Stattdessen breiten sich permanent neue Gerüchtewellen aus, entstehen überall lokale Cluster von Halbwissen, Hausrezepten und Best-Practice-Varianten, die alle richtig oder falsch oder (wahrscheinlich) ein bisschen was von beidem sein können. Die Neigung des Internets, nichts ernst zu nehmen und Witze über alles und jeden zu reißen trägt mit der zentralen Rolle der Sozialen Netzwerke nicht gerade dazu bei, dieses Problem kleiner zu machen.

Aber diese Unsicherheit hatte mich mehr amüsiert als beunruhigt. Schließlich hörte man ja, dass nur alte Menschen wirklich gefährdet sind, dass es sich um eine Grippe handle (je nach Quelle weniger schlimm oder schlimmer als die normale oder saisonale Grippe, auch hier wiederum: völlige Unklarheit und willkürliche Informationslage je nach sozialem Umfeld). Wie schlimm soll es schon werden? Schweinegrippe und Co waren schließlich auch harmlos, obwohl so viel Aufhebens gemacht wurde, nicht wahr?

Letzte Woche wurde die Lage absurder. Plötzlich waren in vielen Supermärkten Handreinigungsmittel, Konserven, Nudeln und Toilettenpapier ausverkauft – zumindest hier im schwäbischen Raum. Mich ließ die Entwicklung recht kalt; ich bin eh ein Vorratskäufer. Warum eine Dose Kidney-Bohnen kaufen wenn man auch eine Palette von 24 Stück in den Keller stellen kann? Die Dinger halten sich ja. Ich war von daher eh gerüstet, kein Grund zur Panik, eher zu Kopfschütteln (vor allem in den Sozialen Netzwerken und im direkten sozialen Umfeld, selbstverständlich). Höhö, Corona, die Leute drehen völlig durch, pffffft.

Dann las ich vor vier Tagen zum ersten Mal, dass die Todesrate von Corona (wo auch immer) um 4% betrage. Das ließ mich aufhorchen. Ich hatte ja erst jüngst ein Buch über die Spanische Grippe gelesen, der schlimmsten Pandemie seit der Großen Pest. Die Todesrate der Spanischen Grippe betrug 2%. Wenn es wahr sein sollte, dass Corona 4% beträgt – 100 Jahre nach der Spanischen Grippe – dann hätten wir ein ernstes Problem an der Hand. Da ich aber außer der vereinzelten Meldung (vermutlich über Twitter aufgeschnappt) nichts darüber las, ging das wieder zurück ins Unterbewusstsein.

In den letzten Tagen häuften sich dann die Meldungen, dass nicht nur Nudeln, Klopapier (und, aus welchen Gründen auch immer, Eier) ausverkauft waren, sondern Desinfektionsmittel, Atemschutzmasken und andere eher dem medizinischen Bereich zuzuordnende Mittel. Die Konsequenzen waren für manche Betroffene, die auf diese Teile angewiesen waren, dramatisch. In diesem Fall waren die Sozialen Medien sehr nützliche Verstärker, weil Leute direkt berichten konnten, wie diese dämlichen Hamsterkäufe sie beeinträchtigten. Auch Berichte von ArbeiterInnen aus Notaufnahmen, die wegen Corona-Infizierten, die sich nicht an die Aufforderungen hielten diese keinesfalls zu betreten komplett abgeschottet werden mussten, trugen nicht gerade dazu bei, meine Stimmung aufzuhellen.

Die grundsätzliche Unsicherheit, die ich von Beginn an verspürt hatte – dieses „Ich weiß nicht, ob Corona tatsächlich gefährlich ist“ – war immer noch da. Sie ist so groß wie vorher. Ich weiß es immer noch nicht. Aber sie wurde deutlich intensiver, zunehmend unterfüttert von einem sehr flauen Gefühl in der Magengrube, das nichts mit dem Virus selbst zu tun hatte.

Das heißt, bis heute. Manchmal, wenngleich auch selten, kann man seinen Meinungswandel auf einen bestimmten Punkt hin verfolgen. Bei mir war das gestern, mit der Lektüre dieses ausführlichen Artikels in Medium. Ich habe keine Ahnung, wie korrekt dieser Artikel ist. Es klingt alles sehr glaubhaft, sehr informiert, aber das muss nichts heißen. Bei einem Thema, bei dem praktisch niemand Bescheid weiß, informierter zu klingen als 95% der Bevölkerung (und schlimmer, der Journalisten und Politiker) braucht nur ein YouTube-Video. Diese Dynamik befeuert Verschwörungstheorien und Fake News seit zwei Dekaden.

Die Aussagen des Artikels allerdings sind dazu angetan, das bestehende Unbehagen in ein extrem flaues Gefühl umschlagen zu lassen. Denn es klingt wesentlich überzeugender und kohärenter als alles, was ich bisher gelesen habe. Das muss, erneut, nichts heißen. Diese Unsicherheit wird sich auch durch entsprechende Kommentare und ergänzende Quellen nicht fundamental ändern. Denn wenn ich die Berichterstattung der letzten Wochen nicht einzuordnen in der Lage war…Weitere Testimonials aus den Sozialen Netzwerken, wie der viral gegangene Zusammenbruch einer iranischen Krankenschwester, der die Patienten unter den Händen wegsterben, tragen da wenig zur Beruhigung bei, egal, wie anekdotisch sie sind.

Keine der vielen Nachrichten, die gestern rund um den Virus bekannt wurden, konnte weiter beruhigend wirken. Ein europäisches Land nach dem anderen riegelt sich komplett ab. Italien. Frankreich. Irland. Belgien. Die Liste geht weiter. Und dennoch. Mir fehlt jedes Wissen darüber, wie bedrohlich das Virus ist. Mir bleibt persönlich nur, mich an dem zu orientieren, was man sieht und hört. Und das ist mehr als chaotisch und sorgt zunehmend für ein aufsteigendes Gefühl von…nicht Panik, aber etwas, das sich wie die Vorstufe anfühlt. Eine tiefe Beunruhigung. Und die hat nicht nur mit dem Virus selbst zu tun, das für meine Demographie nach allem, was man hört, keine allzu große Bedrohung darstellt (vielleicht?).

Die systemische Krise

Aber die innere Unruhe, die ich seit etwa einer Woche verspürte, hatte relativ wenig mit dem Virus selbst zu tun. Viel problematischer ist die systemische Krise, die hier offenbar wird. Konkret: Wir lebten bisher in einem Schönwettersystem. Und jetzt geraten wir zum ersten Mal in eine Schlechtwetterzone.

Die Bedrohung von Corona liegt nicht einmal zwingend in der direkten gesundheitlichen Gefahr (wobei dies dazu kommen könnte; erneut, ich sehe mich außerstande, das richtig einzuschätzen). Was wir gerade erleben ist nicht nur eine Pandemie für die Menschen; es ist auch die erste Pandemie der Globalisierung.

Die Globalisierung hat in den letzten vier Dekaden für eine nie dagewesene Vernetzung und Verschränkung der Gesellschaften und Volkswirtschaften eines Großteils der Welt geführt. Zunehmende Spezialisierung und komparative Kostenvorteile ermöglichten einen Konsum und eine Freiheit, die in der Geschichte der Menschheit beispiellos sind. Doch neben den allseits bekannten Schattenseiten durch Ungleichheit, Ausbeutung und Umweltverschmutzung gesellt sich nun auch noch ein neues Problem hinzu.

Eine Pandemie in einer chinesischen Provinz ist, ungeachtet unserer immer noch zu selbstbezogenen Wahrnehmung, kein lokales Problem. Die Interdependenzen einer globalen Welt garantieren, dass wir die Auswirkungen zu spüren bekommen. Selbst wenn es der KPCH gelungen wäre, die Region Wubei komplett zu isolieren (und sie waren nah dran) hätten die Auswirkungen uns erreicht.

90% aller Wirkstoffe für Generika – jene billigen Medikamente, die deutlich Preisdruck aus dem Gesundheutssektor nehmen – werden in China hergestellt, ein großer Teil davon ausgerechnet in den Wirtschaftsclustern in Wubei, der Region, in der die Stadt Wuhan liegt, das Epizentrum der Pandemie. Die Abriegelung der Region, bei der die chinesische Regierung effektiv mehrere zehn Millionen Menschen unter wochenlangen Hausarrest stellte (eine Maßnahme, die im demokratischen Westen völlig unvorstellbar ist), brahcte auch ihre Wirtschaftstätigkeit zum Erliegen.

Das ist in einer in höchstem Grade arbeitsteiligen, globalisierten Wirtschaft ein gigantisches Problem. Denn die Herstellung teilweise zentraler Güter – etwa Medikamente oder medizinische Gerätschaften – ist ohne globale Lieferketten überhaupt nicht mehr vorstellbar. Die Idee, eine Epidemie könnte auch bei einer lokalen Begrenzung ohne Folgen für uns bleiben, wird als reine Illusion entlarvt.

Da soziale Isolation die einzig wirksame Schutzmaßnahme gegen eine Pandemie darstellt – eine Schutzmaßnahme übrigens, wie sie nur von Regierungen in all ihrer Machtfülle bereitgestellt werden kann – bedeutet dies zwangsläufig auch ein Einbrechen der Wirtschaft. Bereits jetzt können wir in den Supermärkten sehen, welche Auswirkungen auch nur geringe Unsicherheit in der Bevölkerung haben kann. Zu dem Zeitpunkt, als sich die Regale leerten, gab es in Deutschland noch nicht einen bestätigten Corona-Fall.

Was wird hier los sein, wenn die Pandemie tatsächlich ankommt? Ist es überhaupt vorstellbar, dass die freie Marktwirtschaft, in der ich im Supermarkt kaufen kann, was vorhanden ist und ich mir leisten kann, erhalten bleibt? Oder werden Rationierungen eingeführt werden? Corona mag insgesamt eine eher harmlose Pandemie bleiben; ich hoffe wirklich, dass es so kommt. Aber sie legt systemische Verwundbarkeiten offen, über die in Deutschland seit den 1950er Jahren nicht mehr nachgedacht wurde und für die kein institutionelles Gedächtnis besteht.

Sollte eine Krise wie eine gefährliche Pandemie wirklich auf uns durchschlagen, ob dieses Jahr mit Corona oder irgendwann zu einem späteren Zeitpunkt, so werden wir uns spätestens dann mit Gedanken wie Ausgangssperren, Checkpoints, der Rationierung von Lebensmitteln und Sanitärgütern und ähnlichen Themen beschäftigen müssen, die uns allenfalls aus Guido Knopps sanft-gruseliger Zweiter-Weltkriegs-Nostalgie im ZDF bekannt sind. Unser Selbstverständnis als Bürger einer Demokratie würde auf eine mehr als harte Probe gestellt. Es schlüge die Stunde der Exekutive.

Stunde der Entscheidung

In einer Krise wie einer Pandemie bleibt den Bürgern eines Landes überhaupt keine andere Wahl mehr, als sich auf die Regierung zu verlassen. Eine Pandemie ist so allumfassend, dass die Reaktionen des Einzelnen wenig bedeutsam sind. Ob ich als Individuum soziale Distanz halte, ist praktisch irrelevant, wenn der Rest es nicht auch tut. Die Verbreitung des Virus‘ muss überall gestoppt werden, sonst bleibt mir nur, mich monatelang einzuschließen. Und das hat wenig Erfolgsaussichten. Peter Nicholas fasste es für den Atlantic in einer knackigen Überschrift zusammen: There Are No Libertarians in an Epidemic. Maßnahmen müssen zwingend von oben kommen. Entscheidungen müssen getroffen werden.

An dieser Stelle ist es elementar, dass die Regierung kompetent und vertrauenswürdig ist. Beide Faktoren sind auf ihre eigene Art problematisch. Wir haben bereits im Rahmen der Serie über das politische System Deutschlands die Bedeutung angesprochen, die Vertrauen in die Regierungsarbeit hat. Wenn die BürgerInnen überzeugt sind, dass ihre Regierung nicht vertrauenswürdig ist, sind Notmaßnahmen praktisch unmöglich. Sie würden unterlaufen, ignoriert, vielleicht sogar aktiv opponiert.

Deutschland steht hier besser da als manch andere Nation. Mit Angela Merkel haben wir jemanden an der Spitze, der zwar nicht gerade dadurch auffällt, Maßnahmen zu treffen bevor sie unbedingt notwendig sind. Aber Merkel ist auch jemand, die sich ohne falsche Eitelkeit von Experten beraten lassen wird. Die informierte Entscheidungen treffen wird. Die vergleichsweise unabhängig agiert. Die ehrlich ist – schon vor Tagen hat Merkel erklärt, dass 60-70% der Bevölkerung das Virus bis zum Ende des Jahres bekommen werden, eine mehr als sinnvolle Krisenkommunikation. Und die ein Gefühl für die Verantwortung hat, die gerade in ihren Händen liegt. Das ist mehr, als einige andere Länder von sich behaupten können.

Das heißt nicht, dass das deutsche Krisenmanagment hervorragend oder gar perfekt wäre. Weit davon entfernt. Der Föderalismus beißt uns in den Hintern und verlangsamt entscheidende Prozesse oder reibt sie – Thema Schulschließungen – zwischen eifersüchtig gehüteten Besitzständen der Bundesländer auf. Es wird so getan, als kümmere sich das Virus um die Grenzen der Bundesländer. Und so weiter. Aber ich fühle ein Grundvertrauen in eine CDU-SPD-Regierung, das alle meine Meinungsverschiedenheiten über konkrete Policy mit dieser Regierung überlagert.

Denn das ist das Entscheidende für die Exekutive. In Krisenzeiten zeigt sich, wer Verantwortungsgefühl und Entscheidungsfähigkeit besitzt. Und wir könnten es sicherlich sehr viel schlechter getroffen haben als mit Angela Merkel und ihren Ministern auf der einen und einer ohnehin bis zur Selbstaufgabe verantwortungsvollen SPD und ihren Ministern auf der anderen Seite. Mein Vertrauen in Christian Lindner jedenfalls wäre geringer als das in Olaf Scholz, so viel steht fest. Ich kann Scholz nicht ab, aber ich bin froh, dass er in der Regierung sitzt. Das ist auch so eine Perspektive, die man durch eine Krise bekommen kann.

Im Clownwagen

Um den maximalen Kontrast aufzumachen, müssen wir einen Blick in die USA werfen. Hier sehen wir ein Kaleidoskop von Inkompetenz, mutwilliger Sabotage und Ignoranz. Allein das Drama um die praktisch nicht vorhandenen Tests in den USA ist eine eigene Betrachtung wert; wer da mehr dazu lesen möchte, sei auf diesen Artikel verwiesen.

In vielen Bundesstaaten sind Tests nicht verfügbar, wurden Notfallmaßnahmen weder vorbereitet noch diskutiert. Stattdessen werden nun, nachdem der Handlungsdruck unerträglich wurde, widersprüchliche Reisebegrenzungen verordnet. So verbot Trump die Einreise aus EU-Ländern, aber nicht aus dem Vereinigten Königreich, ungeachtet dessen, dass Letzteres mehr bestätigte Fälle hatte und von der EU problemlos erreichbar ist.

Versehentlich sorgte Trump auch für eine Mini-Rezession, als er in einer Rede einen Satz falsch vom Teleprompter ablas und einen Importstopp aller europäischen Güter verkündete. Anstatt den Fehler zu korrigieren, versteifte er sich, fügte einige unsinnige Sätze hinzu und weigerte sich zuzugeben, ihn gemacht zu haben.

Aber diese Inkompetenzen in der Umsetzung sind etwas, an das man sich in der Trump-Administration ja mittlerweile gewöhnt hat. Viel schlimmer ist die mutwillige Sabotage von Maßnahmen. Von Beginn an gab Trump die Losung aus, dass es sich bei dem Virus um Fake News handle. Wie üblich nahmen alle anderen Mitglieder der rechtsextremen Blase den Faden sofort auf:

  • FOX News sendete Segment um Segment, das wahlweise den Experten, den ausländischen Regierungen und der demokratischen Opposition vorwarf, zu übertreiben und den USA schaden zu wollen. Gleichzeitig inszenierte der Sender die übliche Identitätspolitik und konstruierte neue soziale Normen. So geben sich Republicans bewusst die Hand, umarmen sich und treffen sich, um zu zeigen, wie wenig sie von den Fake News halten. Die Unverantwortlichkeit allein dieses Akteurs ist atemberaubend.
  • Der republikanische Kongressabgeodnete Matt Gaetz machte sich, als die Democrats in üblichem Verantwortungsbewusstsein am 4. März (!) ein Gesetz für Sofortmaßnahmen gegen die Verbreitung des Virus ins Repräsentantenhaus einbrachten, durch das Tragen einer Gasmaske über die Vorstellung lustig, es bestehe ein Problem. In einem seltenen Fall von kosmischer Gerechtigkeit war es Matt Gaetz, der am 10. März als erster bestätigter Corona-Fall unter den Abgeordneten in Quarantäne musste.
  • Rush Limbaugh erklärte, der Präsident und das Land seien das Opfer von „Virus-Terrorismus“. In einer gewaltigen Verschwörung hätten ausländische Mächte – namentlich Chinesen und Italiener – sich zusammengetan und die Viren in die USA infiltriert.
  • Trump selbst sprach von einem „hoax„, spielte die Bedeutung herunter, erklärte vor laufenden Kameras, dass man innerhalb von zwei Wochen einen Impfstoff gefunden haben werde – nachdem der neben ihm sitzende, von ihm eingesetzte Chef des CDC eine Minute vorher erklärt habe, dies werde ein bis anderthalb Jahre dauern – und tat auch sonst alles, um die Bedeutung der Krise herunterzuspielen.

Ebenfalls bereits am 10. März fand sich die Regierung dagegen bereit, der Kohle- und Ölindustrie Milliardenhilfen gegen Einnahmeausfälle durch Corona zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig strich man 700.000 Menschen die Essensmarken, auf die diese dringend angewiesen sind, und lehnte Vorschläge der Democrats zu Nothilfen für Menschen, die ihren Unterhalt wegen Corona verlieren werden (etwa Selbstständige oder auf Stundenbasis Beschäftigte) ab. Das Ausmaß der bewussten Grausamkeit und Bösartigkeit dieser Regierung ist atemberaubend.

David Frum fasst es gut zusammen:

More people will get sick because of his presidency than if somebody else were in charge. More people will suffer the financial hardship of sickness because of his presidency than if somebody else were in charge. The medical crisis will arrive faster and last longer than if somebody else were in charge. So, too, the economic crisis. More people will lose their jobs than if somebody else were in charge. More businesses will be pushed into bankruptcy than if somebody else were in charge. More savers will lose more savings than if somebody else were in charge. The damage to America’s global leadership will be greater than if somebody else were in charge. There is always something malign in Trump’s incompetence. He has no care or concern for others; he cannot absorb the trouble and suffering of others as real. He monotones his way through words of love and compassion, but those words plainly have no content or meaning for him. The only thing that is real is his squalid vanity. This virus threatens to pierce that vanity, so he denied it as long as he could. What he refuses to acknowledge cannot be real, can it? And even now that he has acknowledged the crisis, he still cannot act, because he does not know what to do. His only goal now is to shove blame onto others. Americans have to face the fact that in the grip of this pandemic, the Oval Office is for all practical purposes as empty as the glazed eyes of the man who spoke from that office tonight.

Globaler Föderalismus

Meine eingänglich geäußerte Kritik am deutschen Föderalismus, dessen Zerfaserung der Kompetenzen jegliche Entscheidung erschwert, lässt sich problemlos auf die ganze Welt skalieren. Wir sehen von Staat zu Staat völlig unterschiedliche Herangehensweisen an die Bewältigung der Pandemie, als ob das Virus sich von Ländergrenzen abhalten ließe. Südkorea etwa hat eine große Zahl von Infizierten, weil es sich (wie Deutschland) lange weigerte, die Politik der sozialen Isolation seiner Nachbarn mitzumachen. Inzwischen hat es das nachgeholt und ein beispielhaftes Testregime etabliert; nirgendwo wird so schnell und effizient getestet wie in Südkorea.

Japan und Taiwan, zwei andere Nachbarn Chinas, haben von Beginn an rigoros auf Quarantäne und Isolation gesetzt. Die Zahl der Fälle blieb extrem niedrig, die Länder sind (bisher) sehr gut durch die Krise gekommen. Ihre Regierungen reagierten schnell, besonnen und kompetent. Es ist ein gutes Zeichen, dass demokratische Staaten auch dazu fähig sind; wer glaubt, nur brutale Autokratien wie China könnten effektiv reagieren, wird eines besseren belehrt.

Ein Beispiel für katastrophales Krisenmanagment, das an die USA erinnert, ist ausgerechnet der Iran. Durch Zufall wurde das Land besonders heftig von Corona getroffen, und wie in den USA weigerte sich die Regierung, das Problem anzuerkennen und leugnete es auf allen Kanälen der Regierungspropaganda. Die Pandemie breitete sich rasend aus, überwältigte das Gesundheitssystem und sorgt dafür, dass die Todeszahlen im Iran jedes andere Land überschatten und ein menschengemachtes Desaster von epischen Proportionen bilden.

In Europa entschieden sich in den vergangenen Tagen von Italien über Frankreich nach Belgien und über die ganze EU immer mehr Länder zu einer Abriegelung. Ich nehme an, dass wir ihnen über das Wochenende folgen und bis Montag das Land ebenfalls weitgehend herunterfahren werden. Einen anderen Ansatz fährt die britische Regierung; sie vertraut den Verhaltenswissenschaftlern und auf ihre Fähigkeit, den richtigen Moment zum Eingreifen exakt vorherbestimmen zu können. Wenn die Regierung diese Kompetenz beweist, wäre das eine herausragende Leistung. Die Tatsache, dass Boris Johnson dafür verantwortlich ist, lässt einen nicht unbedingt zuversichtlich auf die Insel blicken.

Fazit

Meine Hoffnung (und aktuell auch meine Erwartung) ist, dass Corona sich letztlich als ein großer Übungslauf erwarten wird. Wir alle – individuell, als Gesellschaft und vor allem unsere Institutionen – müssen Erfahrungen sammeln für das nächste Mal. Denn es wird ein nächstes Mal geben. Deswegen ist es entscheidend, dass jetzt beobachtet wird, welche Maßnahmen sich als effektiv erweisen und welche nicht. Denn das wird uns beim nächsten Mal helfen, Probleme zu vermeiden und den Schaden gering zu halten.

Und wer weiß, vielleicht schaffen wir es dann ja sogar, als Menschheit etwas koordinierter vorzugehen. Vielleicht wird Corona ein Anstoß, globale Maßnahmen zu koordinieren und näher zusammenzurücken – wenn auch nur, um ein Regime der sozialen Distanz zu etablieren.

Man wird ja noch hoffen dürfen.

Post Skriptum: Die Ereignisse bewegen sich gerade so schnell, dass als ich diesen Artikel vor zwei Tagen zu schreiben begonnen habe, meine Zielsetzung war, den Teil über die systemische Krise als theoretischen Problemgegenstand zu beschreiben. Es fiel in eine Zeit, als Corona noch als Scherz gehandelt wurde. Man sieht es noch im Titel: Warum ich Angst vor einer Corona-Epidemie habe, als ob es ein hypothetisches Szenario sei. Das ist jetzt vorbei – und ein krasses Beispiel dafür, wie einen die Ereignisse in Echtzeit überholen.

 

{ 291 comments… add one }
  • sol1 13. März 2020, 09:46

    „… und für die kein institutionelles Gedächtnis besteht.“

    Ein solches kann sich bilden, wie das Beispiel Taiwan zeigt.

    Das Land reagierte deshalb so vorbildlich, weil es 2003 schwer von der Sars-Epiedemie betroffen war:

    https://www.tagesspiegel.de/wissen/coronavirus-erfolgreich-bekaempft-wie-taiwan-den-covid-19-ausbruch-verhinderte-und-die-who-davon-nichts-wissen-will/25613942.html

    • Stefan Sasse 13. März 2020, 10:00

      Exakt, darauf wollte ich raus. Aber der Artikel war schon lange genug ohne weitere historische Exkurse 😀

  • Marc 13. März 2020, 10:33

    Ich bin froh, dass es kein einheitliches Vorgehen gibt. Da bei einem unbekannten Virus noch nicht klar ist, welche die effektivste Vorgehensweise ist, werden einige Länder das Glück haben, die richtigen Entscheidungen getroffen zu haben. Eine reaktive Monokultur hätte bei falschen Maßnahmen zu einem globalen Kollaps führen können.

    Das ist im übrigen der Vorteil der freiem Marktwirtschaft. Einige werden richtig reagieren, während andere Fehler machen. Das Problem ist, dass die derzeit herrschenden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen aufgrund der vorherrschende Ökonomie-Ideologie sämtliche Marktteilehmer dazu zwingt, sich in kritische Abhängigkeiten zu begeben und „verschwenderische“ Vorsorge anzubauen. Bei Sonnenschein kein Problem, jetzt leider sehr wohl. Es ist bereits eine systemische Krise, es werden viele Menschen sterben, Strukturen sind zusammen gebrochen, einige werden noch und eine weltweite Rezession wird kommen. Das ist das Ende der Globalisierung.

    • Stefan Sasse 13. März 2020, 10:40

      Das einzig relevante Experiment das ich gerade sehe ist Großbritannien. Alle anderen haben halt gewartet, ob sie wirklich die Maßnahmen ergreifen werden müssen, die jetzt zu spät kommen, um dann von Panikmache zu reden und weise und besonnen auszusehen.

    • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:21

      @ Marc 13. März 2020, 10:33

      Eine reaktive Monokultur hätte bei falschen Maßnahmen zu einem globalen Kollaps führen können.

      Guter Punkt.

      Wenn man den Spezialisten glaubend darf, gibt es zwei weniger schlechte Wege, mit der Krise fertig zu werden:
      • Alle Menschen auf einen Haufen, und jeder schnieft und hustet, so gut er kann. Dann sind wir in 4 bis 6 Wochen komplett mit Corona durch.
      • Kontakte so weit wie möglich einschränken, um die Welle so zu verlangsamen, dass man die Chance hat, sie vernünftig zu bekämpfen.

      • Stefan Pietsch 13. März 2020, 14:30

        1. halte ich für einen ziemlich bescheuerten Punkt, denn er bedeutet das Maximum an Sterbefällen in Kauf zu nehmen.

        • Ariane 13. März 2020, 14:40

          Absolute Zustimmung. Am wichtigsten ist doch, die Zahl der Sterbefälle so gering wie möglich zu halten. Alles andere ist doch dann zweitrangig, auch wenn die Wirtschaft total zusammenknallt.

          Es heißt ja auch, eine Ansteckung ist so schwer zu vermeiden, es geht eh nur noch darum, dass nicht zuviele Leute gleichzeitig betroffen sind, damit genug Intensivbetten und Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen. Und die Zeit wird ja auch gebraucht, um Impfstoff und/oder Medikamente zu finden.

      • Jens Happel 14. März 2020, 10:15

        Punkt 1 ist mit 100% Sicherheit der maximal dümmste Weg mit der Krise umzugehen.

        Es gäbe so viele schwer Kranke, dass die meisten davon nicht behandelt werden könnten und daran sterben, da nicht genug Beatmungsgeräte, Intensivstationen, Ärzte, Pfleger, Krankenhausbetten etc. vorhanden wären.

        Die Letalitätsrate würde sich mit ziemlicher Sicherheit von 2 % eher auf die 20% hinauslaufen.

        Zur Zeit benötigen ca. 30 bis 40% der in den Krankenhäusern behandelten Corona Patienten eine Beatmungshilfe oder komplett künstliche Beatmung. Die meisten Patienten die beatmet werden überleben.

        Gruß Jens

  • Stefan Pietsch 13. März 2020, 10:40

    Deine regelmäßige Lobhudelei auf Angela Merkel irritiert mich. Fakt ist, Deutschland hatte in seiner Nachkriegsgeschichte immer besonnen handelnde Regierungen, was nicht zuletzt mit der Auswahl des politischen Personals zu tun hat. Hier können die (ehemals) großen Parteien auf einen weit umfangreicheren Pool mit Regierungserfahrung zurückgreifen als dies FDP, LINKE und, ja, auch Grünen möglich ist. Zudem waren die genannten Parteien bis auf kurze Intermezzi seit einer Generation nicht mehr in höchster Verantwortung, was zufälligerweise auch etwas mit Angela Merkel zu tun hat. Ein Genscher, ein Fischer, ein Lambsdorff können sich unter solchen Bedingungen nicht herausbilden.

    Zudem bestimmt derzeit nicht die Kanzlerin, sondern der weder von ihr noch von Dir zuvor geschätzte junge Gesundheitsminister Jens Spahn die bundespolitische Agenda. Er zeigt sich als verantwortungsbewusst handelnder Politiker, wo die Kanzlerin in einer existenziellen Krise tagelang abgetaucht war und nun auch nicht mehr weiß als Placebo-Plättchen zu verteilen. Es ist wie während der Flüchtlingskrise 2015: Merkel ist für ein paar tätschelnde Worte zuständig („Wir schaffen das!“), die anderen für die Arbeit und Organisation. Genau das, was jetzt gefordert ist, Organisationstalent, ist eben nicht die Domäne der Regierungschefin.

    Hast Du in den letzten Wochen europäische Initiativen von Merkel in Erinnerung? Nicht? Warum wohl? Sie allein hätte die Macht, das Ansehen und das Gewicht, auch den Profifußball dahin zu bringen, wo er leider hin muss: Abbruch aller Veranstaltungen statt individuelle Regelungen und Dahinlavieren. Stattdessen sind Vereinsvertreter und ehrenamtliche Verbandsvertreter Entscheidungen von globaler Reichweite zu treffen.

    Wo ist die Kanzlerin, wenn man sie denn mal braucht?

    • Ariane 13. März 2020, 10:57

      Also ich muss sagen, dass ich Herrn Spahn normalerweise auch nicht schätze. Aber ich hab die Pressekonferen gesehen und war auch wirklich von seinem Auftritt sehr beeindruckt. Er war sehr klar und deutlich, hat zb beim Thema Schulschließungen gesagt, dass sie verhindern wollen, dass Kinder bei den Großeltern landen, weil das gerade am gefährlichsten wäre. Und es war sehr klar, dass er versucht, sich an den wissenschaftlichen Empfehlungen entlang zu hangeln. Also auch großes Lob an ihn.

      Und man muss auch sagen, dass der Föderalismus da aktuell Deutschland echt im Weg steht, Gesundheit und Schulen sind nun mal Ländersache. Fußballspiele auch. Die können da wirklich erst bestimmen statt empfehlen, wenn sie im ganzen Land den Notstand ausrufen und damit irgendwelche Notstandsregeln in Kraft treten. Hab da neulich was zu gelesen und das ist echt mehr für den Kriegsfall oder so eingerichtet, da kann ich auch verstehen, wenn sie die Karte ganz zuletzt ziehen wollen.

      • Stefan Pietsch 13. März 2020, 11:11

        Der Punkt ist, ich sehe bei Merkel Versagen, wo Stefan Besonnenheit lobt. Ich glaube halt, dass eine sichtlich erschöpfte Politikerin in einer solchen Krise wie jetzt nicht die Idealbesetzung ist. Ich würde die meisten Interessenten für den Job – von Laschet über Söder und Spahn bis hin zu Merz (okay, dann vielleicht doch nicht) – vorziehen. Alle diese Personen besitzen nachgewiesen Organisationstalent. Merkel nicht.

        Im Fußball geht es um weit mehr als in allen anderen Sportarten. Die Eishockey-Liga konnte die Saison beenden, weil sie ein belastbares Zwischenresultat hatte und Auf- und Abstieg ohnehin abgeschafft sind. Aber im Fußball geht es um existenzielle Fragen, die nicht einfach durch eine Finanzspritze ausgeglichen werden können. Der Profifußball konnte sich schon 2001 nicht auf eine angemessene Reaktion zu den Terroranschlägen in den USA durchringen und reagierte mit großer Verzögerung. Wenn nun Ligen und internationale Wettbewerbe bis hin zur Europameisterschaft ausgesetzt werden, geht es um weit mehr. Japans Regierungschef hat schon gesagt, dass der Verzicht auf Olympia wahrscheinlich nicht so einfach möglich ist.

        Das sind die Zeiten, wo die oberste Politik sich tatsächlich einschalten muss, weil sie allein über die Autorität verfügt. Diese besitzt kein DFB-Präsident, kein UEFA- und auch kein Vertreter der FIFA.

        Aber Merkel ist erschöpft.

        • Ariane 13. März 2020, 11:20

          Ach ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass gerade die richtige Zeit für Merkelhass und Fußballüberlegungen sind.

          Ich rechne auch damit, dass die Bundesliga, die internationalen Wettbewerbe und auch die EM in der nächsten Woche alle storniert werden. Ob aus Eigenantrieb oder externer Bestimmung oder Notwendigkeit. Die 2. Liga kann eh nicht mehr normal abgehalten werden, wenn eine ganze Mannschaft weg ist.
          Die können dann ja gerne die freie Zeit nutzen und überlegen, wie sie das regeln. Interessiert doch sowieso niemanden, wenn alle zu Hause wegen Pandemie sitzen und die Wirtschaft auch abschmiert.

          • Stefan Pietsch 13. März 2020, 11:36

            Seht doch nicht jede Kritik als Hass an. Das nervt. Ich hasse Menschen nicht und ich hasse Politiker im Speziellen nicht. Ich habe sehr viel Respekt vor diesem Job.

            Doch zum einen muss man das Können eines Politikers in seinen Stärken wie Schwächen realistisch bewerten können, gerade wenn es gilt, Vertrauen zu haben. Zum anderen gilt es zu konstatieren, dass ein(e) Politiker(in), welche 15 Jahre im obersten Job ist, irgendwann auch verbrannt ist. Ich habe, anders als Ihr, Helmut Kohl in all seinen Phasen erlebt. 1997 hatte der Mann auch keine politische Kraft mehr, hielt sich aber für unverzichtbar. So wie seine langjährige Fangemeinde. Führende Repräsentanten wie Willy Brandt oder Gerhard Schröder haben sich wesentlich schneller verbrannt.

            Merkel selbst weiß das. Nahestehende Beobachter wie Journalisten wussten, dass ihr langes Zögern 2016 keine Koketterie war, sondern sie ernsthaft überlegt hat, auf eine vierte Amtszeit zu verzichten. Was wir seitdem erleben, bestätigt: sie hätte es tun sollen.

            Das ist menschlich, Ariane. Vor allem, wenn man Menschen liebt und sie nicht, wie Du unterstellst, hasst. Sie als Mensch sehen und nicht als übermenschliches Wesen, was halt Fans tun, aber keine seriösen Beobachter.

            Im Gegenteil: die 2. Liga könnte leichter als die Bundesliga zu Ende spielen. Hannover würde halt zwei Spiele aussetzen, die im Mai nachgeholt werden könnten. Theoretisch.

            Aber wie regelt man das in der Bundesliga? Die Teilnahme am nächsten internationalen Wettbewerb sichert nicht nur garantierte Startgelder. Die könnte man den Zukurzgekommenen ausgleichen. Aber sie sorgt auch für weit mehr Attraktivität. Die besten Spieler wechseln oft kurzfristig zu solchen Clubs, die internationales Renommee versprechen. Ob Borussia Mönchengladbach für die Champions League oder die Europa League meldet, macht einen großen Unterschied. Beim kleineren Wettbewerb wäre der beste Spieler Zakaria wahrscheinlich nicht zu halten, bei einem Startrecht in der Königsklasse dagegen sehr wohl. Solche Einflüsse setzen sich fort für die halbe Liga. Da ist das Problem des Abstiegs viel leichter zu lösen.

            Natürlich werden DFB und DFL dafür Lösungen erarbeiten. Sie werden sie auch durchsetzen, was jedoch weit schwerer ohne zentrale Autorität ist, hinter der immerhin ein breites demokratisches Mandat steht. Nur ein Regierungschef besitzt diese Autorität.

            • Ariane 13. März 2020, 11:49

              Sorry, aber jedes globale Problem an Merkel aufzuhängen, nervt auch ein bisschen 😉
              Und weder sie noch Spahn haben Befugnisse wie sie Macron und Conte in Frankreich und Italien haben. Auch in Krisenzeiten sollten Normen eingehalten und keine Verfassungsbrüche passen. Da sind dann halt mal die Bundesländer und -präsidenten gefragt. Wie Merkel sagte: Der Föderalismus ist dafür da, Verantwortung wahrzunehmen und nicht wegzuschieben. Hat sie halt recht.

              Stichwort Dynamik: Ab nächster Woche pausieren Liga und internationale Wettbewerbe. Am besten sie sagen die EM ab und dann können sie entweder im Sommer zu Ende spielen, wenns da besser ist. Oder sie resetten halt alles.
              Und echt mal: Wie die dann Gelder und Spielpläne und so weiter regeln, müssen DFL und UEFA dann auch selbst hinkriegen. Warum sollten sie denn bitte für solche Fragen die Regierung anrufen? Die hat ja nun wirklich Besseres zu tun^^

              • Stefan Pietsch 13. März 2020, 12:09

                Moment! Ich reagiere fast immer nur auf die Lobhudeleien auf Merkel. Alles toll zu finden, was die langjährige Kanzlerin macht, ist halt distanzlos. Ohne Not und Anlass hat Stefan die Leistung Merkels hervorgekehrt, obwohl sie nun gerade nicht zu loben war. Spahn dagegen fand keine Erwähnung.

                Du irrst: Helmut Schmidt (1977) wie Angela Merkel (2015) haben gezeigt, wie weit die Exekutivrechte des Amtes reichen. Wie in anderen Demokratien auch ordnen sich die tragenden Parteien in Krisenzeiten der Regierung unter und verschaffen die notwendige parlamentarische Legitimation. Es ist die Zeit der Exekutive.

                Die Detailregelungen machen natürlich Betroffene – in diesem Fall Clubs und Verbände. Aber wenn es wie auch in Österreich eine Autorität gäbe, wären Einigungen leichter. DFB und DFL reagieren nun auf die Macht des Faktischen. Tatsächlich wollte man sich mit Geisterspielen durchhangeln. Politik ist dafür da, Richtlinien vorzugeben. Dafür sind die Volksvertreter gewählt! Sie sind nicht dafür da, Details zu regeln. Wann wird das mal begriffen?

                • Stefan Sasse 13. März 2020, 12:36

                  Funny. Ich sehe meine positiven Bemerkungen als Gegenreaktion auf die völlig irrationale Hasswelle, die ihr seit 2015 entgegenschlägt.

                  Aber ich würde Merkel hier auch eher raushalten wollen; mir ging es mehr um die Besonnenheit deutscher Regierungen generell.

                  • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:39

                    @ Stefan Sasse 13. März 2020, 12:36

                    … die völlig irrationale Hasswelle, die ihr seit 2015 entgegenschlägt.

                    Eine völlig irrationale Wahrnehmung. Angela Merkel wurde nur um 2015 herum hart angegangen (aus gutem Grund; und die seit 2011 erwartbaren und 2015 akut auftretenden Probleme werden bis heute bestenfalls mit viel Geld, aber nicht mit guten Lösungen behandelt).

                    Im Vergleich dazu lagen andere Kanzler wie Willy Brandt oder Helmut Kohl wirklich unter Feuer.

              • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:28

                @ Ariane 13. März 2020, 11:49

                Sorry, aber jedes globale Problem an Merkel aufzuhängen, nervt auch ein bisschen

                Nein. Für die Probleme kann sie nichts, aber für fehlende oder schlechte Lösungen muss sie gerade stehen.

                Wie gesagt: Gut dass da Jens Spahn sitzt, und nicht Eduard Altmaier oder Heiko Maas.

                • Ariane 13. März 2020, 14:43

                  Ich seh das nicht so dramatisch. Die ganze Bundesregierung ist gerade wegen Föderalismus stark ausgebremst. Sie ist ja mittlerweile mehr dabei, aber ich sehe da auch auf ihrer Seite wenig Handlungsbedarf, weil die Minister alle wirklich einen guten Job machen. Das gilt für Spahn, Altmeier und Scholz.
                  Also von daher darf man mal gratulieren, dass die wichtigen Ministerämter gerade recht kompetent besetzt aussehen.

                  • Stefan Pietsch 13. März 2020, 14:55

                    Ich sehe nur, dass Spahn einen Top-Job macht. Entsprechend folgen ihm die Innenminister der Länder.

                    Altmaier laviert wie gehabt, er ist ein Klon seiner Förderin und im Wirtschaftsministerium fehlbesetzt. Das wird nicht besser wenn jetzt eine existenzielle Krise herrscht.

                    Doch geht man vor die Hauptstadtpresse und verkündet etwas. Doch was eigentlich? Olaf Scholz hätte sich längst über Steuerstundungen – wurde hier vor einer Woche (!) thematisiert – mit den Landesfinanzministern ins Benehmen setzen können. Bis jetzt weiß man nicht, was eigentlich gestundet wird. Wahrscheinlich auf Antrag, schön zu wissen. Und Kredite will man auch bereitstellen, wovon allerdings unsere Hausbank noch nicht informiert ist.

                    Olaf Scholz hat schon einmal in einer Krise keine gute Figur abgegeben. Das scheint sich zu wiederholen. Und wo bleibt eigentlich das koordinierte Vorgehen mit den anderen EU-Ländern, macht das Virus doch an einem Grenzbaum halt?

                    • Ariane 13. März 2020, 15:05

                      Ich seh das wirklich nicht so dramatisch, die müssen sich ja selbst erstmal einigen und absprechen. Kein Mensch hat damit Erfahrungen.
                      Ich fand den Auftritt von Scholz und Altmaier heute wirklich ganz gut. Klar gesagt, dass sie alles tun ohne Grenzen. Fertig. Mehr geht gerade eh nicht.

                    • Stefan Pietsch 13. März 2020, 15:31

                      Nach 3 Wochen öffentlicher Debatte? In Krisensituationen haben Regierungen einen enormen Informationsvorsprung, alle Kanäle laufen bei ihnen zusammen. Wenn die Bundeskanzlerin vor die Kameras tritt und verkündet, in ein paar Monaten seien 60-70 Prozent infiziert, dann zweifle ich erstens nicht daran, dass sie es verantwortungsbewusst tut und zweitens, dass ihre Mitteilung auf soliden Erkenntnissen beruht.

                      Immer wieder Kohl: seine Handhabung der Wiedervereinigung 1989 / 1990 war wesentlich koordinierter, strukturierter und engagierter als das, was Merkels Regierungen in Krisen vorführen.

                    • Ariane 13. März 2020, 15:43

                      Eine Wiedervereinigung ist keine globale Pandemie.

                      Das ist für alle eine komplett neue, ungewisse Situation. Selbst für die besten Virologen. Der Drosten führt die Virologie in Berlin, der hat gestern seine Meinung geändert und gesagt, dass Schulschließungen doch gut sind.
                      Kein Mensch hat damit Erfahrungen, die besten Vergleiche sind vermutlich wirklich die Spanische Grippe oder gleich die Pest und die sind so lange her, dass sie als Vergleich wieder nicht taugen.

                      Und: Man muss ja auch bedenken, dass der richtige Zeitpunkt enorm schwer zu finden ist. Es gibt doch heute noch enorm viele (popper), die das alles für Panikmache halten. Wäre vor zwei Wochen alles plattgemacht wurden, hätte das doch niemand akzeptiert.
                      Also ich finde wirklich, nach zwei Tagen Hin und Her, reagieren sie aktuell ziemlich einheitlich und schnell. Ob das zu wenig oder zuviel ist, weiß doch ganz ehrlich sowieso niemand. Weder die Kanzlerin noch der beste Virologe Deutschlands noch wir.

                    • Stefan Pietsch 13. März 2020, 15:57

                      Eine Wiedervereinigung ist keine globale Pandemie.

                      Eine Wiedervereinigung ist z.B. beispielslos, eine Pandemie nicht.

                    • Stefan Sasse 14. März 2020, 09:36

                      Darf ich an „blühende Landschaften“ erinnern? Das stand „Wir schaffen das“ in nichts nach. Kohl managte die Einheit außenpolitisch sehr geil. Innenpolitisch war das Ergebnis eher durchwachsen, um es milde auszudrücken. Tolle Krisenmanager gibt es immer erst in der nostalgischen Rückschau.

                    • Ariane 13. März 2020, 23:13

                      In dem Ausmaß meiner Meinung nach schon, was willste denn mit Vergleichen zu Pest oder Spanischer Grippe anfangen? Die kannst du grad nicht gebrauchen.

                      Und Elsass-Lothringen hat sich früher alle paar Jahre mit Frankreich oder Deutschland wiedervereinigt, also so beispiellos würde ich das nicht sehen. Oder denk mal an Polen.^^

                    • Stefan Pietsch 14. März 2020, 00:31

                      Jau, die regelmäßige Wiedervereinigung – nee, lassen wir das, es wäre mir als Witz misslungen.

                      Anfang der Neunzigerjahre gab es Leute, die behaupteten, die Südkoreaner würden in Deutschland studieren, wie (und wie teuer) man sich mit dem Norden vereinigen könnte. Angeblich hat man in Seoul dann gesagt: „Nee, lass‘ mal.“

                    • Ariane 14. März 2020, 00:47

                      Ab Sonntag können wir gerne ausführlichst diskutieren, ob eine globale Pandemie oder die Wiedervereinigung beispielloser ist. Mit Stefan als studiertem Historiker als Schiedsrichter 😉

                    • Ariane 14. März 2020, 21:58

                      Ich hab gar keine Zeit, auf Merkel oder Spahn sauer zu sein. Während die meisten Bundesländer wie SH heute alles verboten und geschlossen haben, was auch nur geht, hat der nette Herr Weil aus Niedersachsen gestern dann mal angefangen einen Krisenstab auf Länderebene (gestern! unglaublich!) einzurichten und hatte heute den guten Rat, lieber Fahrrad zu fahren statt Bus und Bahn. Ich muss jedes Mal lachen, wenn alle auf Berlin einschlagen.

                    • Stefan Sasse 14. März 2020, 23:53

                      Ich bin echt stinkig auf unsere Landesregierung. Und das ist ein Grüner! Dagegen ist Berlin ein Ausbund an schneller Reaktion. Ich halte dieses Merkel-Bashing auch für abgelutscht. Der Bund reagiert besser als die meisten Länder. So viel ist mal sicher. Dem Föderalismus kannst du grad echt das Etikett von „gewogen und für zu leicht befunden“ umhängen, die werden ihrer Verantwortung nicht gerecht.

                    • Ralf 14. März 2020, 22:07

                      Ja, echt unglaublich, dass da manche immer noch den Schuss nicht gehört haben …

                      Da scheint die Bevölkerung vielerorts weiter. Mir machen die Bilder aus Italien Hoffnung, wo die Menschen auf den Balkonen musizieren und sich gegenseitig Mut machen. Die Menschen akzeptieren weit überwiegend die immer schärfer werdenden Maßnahmen und man versucht das Beste draus zu machen. Vielleicht gelingt es uns ja mit Vernunft das Schlimmste doch noch zu verhindern.

                    • Ariane 14. März 2020, 23:29

                      Da scheint die Bevölkerung vielerorts weiter.
                      *verzweifeltes Lachen* Hier leider nicht, hier denken 90% oder mehr, dass der Virus Niedersachsen einfach umgeht.

                    • Erwin Gabriel 16. März 2020, 08:50

                      @ Stefan Pietsch 13. März 2020, 15:31

                      Immer wieder Kohl: seine Handhabung der Wiedervereinigung 1989 / 1990 war wesentlich koordinierter, strukturierter und engagierter als das, was Merkels Regierungen in Krisen vorführen.

                      Unbedingt!

                    • Erwin Gabriel 16. März 2020, 08:55

                      @ Stefan Sasse 14. März 2020, 09:36

                      Darf ich an „blühende Landschaften“ erinnern? Das stand „Wir schaffen das“ in nichts nach.

                      Passender Vergleich

                      Kohl managte die Einheit außenpolitisch sehr geil. Innenpolitisch war das Ergebnis eher durchwachsen, um es milde auszudrücken.

                      Ja. Ist aber mehr, als Merkel je erreicht hat.

                      Tolle Krisenmanager gibt es immer erst in der nostalgischen Rückschau.

                      🙂
                      Helmut Schmidts Agieren in der Sturmflut wurde damals direkt gewürdigt, Kohls Agieren zur Vereinigung auch.

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:45

                      Ich denke, die Wiedervereinigung ist die absolute Lebensleistung Kohls. Ich denke auch nicht, dass jemand anderes es besser gemacht hätte. Das ist ja mehr oder weniger mein Punkt. Dinge passieren in dynamischen Situationen. Hinterher meckern ist immer einfach.

                    • Stefan Pietsch 16. März 2020, 09:54

                      @Stefan

                      Die Handhabung der Wiedervereinigung war nicht nur außenpolitisch top. Innerhalb weniger als eines Jahres wurde die Übernahme einer langjährigen Diktatur und Planwirtschaft in demokratische und rechtsstaatliche Strukturen übernommen und die Überführung der „volkseigenen Betriebe“ in ein marktwirtschaftliches System überführt. Dafür gab es keine Blaupause, dennoch strahlte die regierungsamtliche Politik vor Tatkraft.

                      Eine solche geht Merkel total ab. Sie kann nur ankündigen. Die Umsetzung der Folgen der Flüchtlingskrise blieb weitgehend auf private Initiativen beschränkt, die manche erst an die Privatinsolvenz führte bevor die Politik korrigierend eingriff. Wahnsinn!

                      Natürlich wurden bei der Durchführung der Wiedervereinigung Fehler gemacht, teilweise auch gravierende ökonomische. Nur wer nichts tut, macht keine Fehler – so wie Angela Merkel, die Du nicht müde wirst ob ihrer ruhigen Hand zu loben. Die Wiedervereinigung wurde aus dem Bundeskanzleramt generalstabsmäßig organisiert. Außenpolitisch, geldpolitisch, finanzpolitisch, wirtschaftspolitisch. Jede Woche konferierten Regierungsvertreter mit Wirtschaftsfachleuten, Währungsexperten, Umweltfachleuten. Und jede Woche wurden Maßnahmen erarbeitet, verkündet – und vor allem umgesetzt.

                      Wie gesagt: im Gegensatz zu Euch Linken zeihe ich nicht handelnde Personen und Entscheider, dass sie Fehler machen und manchmal falsche Entscheidungen treffen. Ich zeihe die Nichtstuer. Ihr handhabt das umgekehrt.

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 10:16

                      Merkel hat nach dieser Logik innerhalb weniger Jahre über eine Million Flüchtlinge in das Land integriert. Lief da alles reibungsfrei? Nein. Lief bei der Wiedervereinigung alles reibungsfrei? Nein. Aber es waren ungeheuer große, beispiellose Aufgaben. Niemand hätte die perfekt gemacht.

                    • Stefan Pietsch 16. März 2020, 11:10

                      Nein, hat sie eben nicht. Der Staat war und ist relativ tatenlos. Was fiel den höchsten Regierungsvertretern als Maßnahmen der Politik ein? Sprachkurse. Sprachkurse. Sprachkurse. War da noch was?

                      Ein Bauförderprogramm? Iwo, wir haben doch die Mietpreisbremse, weswegen beispielsweise in Berlin weniger gebaut werden muss. Wie sieht es mit Integrationförderungsprogrammen in Unternehmen aus? Ach, das machen Unternehmen schon! Oder Schul- und Kindergartenprogrammen speziell auf Zuwanderer zugeschnitten? Das macht jede Schule für sich in Abstimmung mit dem Land.

                      Der Bund? Der hat mit all dem nichts zu tun. Und Bund heißt eben Bundeskanzleramt, heißt Angela Merkel.

                    • Erwin Gabriel 16. März 2020, 19:22

                      @ Ariane 14. März 2020, 21:58

                      … hat der nette Herr Weil aus Niedersachsen gestern dann mal angefangen einen Krisenstab auf Länderebene (gestern! unglaublich!) einzurichten und hatte heute den guten Rat, lieber Fahrrad zu fahren statt Bus und Bahn.

                      Tja, der gute, alte Förderalismus.

                      So sind halt die Niedersachsen – sturmerprobt und erdverwachsen. Die drehen nur am Rad, wenn der Virus ihre Schweine oder Kühe angreift. Den Rest stecken die weg.

                  • Erwin Gabriel 16. März 2020, 08:48

                    @ Ariane 13. März 2020, 14:43

                    … weil die Minister alle wirklich einen guten Job machen. Das gilt für Spahn, Altmeier und Scholz.

                    Bei Spahn stimme ich zu. Zu Scholz habe ich meine Meinung noch nicht abschließend gebildet (von Finanzen verstehe ich auch nicht so viel). Altmaier? Never. Der hat noch in keinem Ministerium reüssiert, sondern immer nur endlos geredet, ohne was zu schaffen.

                    • CitizenK 16. März 2020, 11:19

                      Beim strammen Kurz in Österreich ist es auch nicht besser, eher schlechter.

                      Die ganze Gesellschaft hat die Gefahr unterschätzt. Wir alle. Auch hier im Blog. Deshalb sollten wir aufhören, einzelnen Politikern Versagen vorzuwerfen.

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 17:05

                      Exakt. Und genau die, die jetzt am lautesten gegen Merkel wettern, hätten Zeter und Mordio geschrieen, wenn sie krassere Maßnahmen ergriffen hätte.

                    • Ariane 16. März 2020, 12:47

                      Dennis sagte das weiter unten so schön: Auch in Panikzeiten sollte die Erwartungshaltung nicht die Grenzen des Irrsinns überschreiten.

                      Scholz und Altmeier haben momentan erstmal nix anderes zu tun, als in jedes Mikro zu rufen, dass es für finanz- und wirtschaftliche Maßnahmen absolut keine Grenzen gibt. Und sich im Geheimen schon mal überlegen, wie sie das machen wollen.
                      Dänemark überlegt schon, einfach für 75% Arbeitnehmer des ganzen Landes den Lohn zu übernehmen.
                      Aber die sind aktuell halt auch nicht systemrelevant, können zu Hause sitzen und überlegen.

                    • Erwin Gabriel 17. März 2020, 09:17

                      @ Ariane 16. März 2020, 12:47

                      Dennis sagte das weiter unten so schön: Auch in Panikzeiten sollte die Erwartungshaltung nicht die Grenzen des Irrsinns überschreiten.

                      Zustimmung. Mein Urteil über Altmaier leitet sich auch nicht aus der aktuellen Krise ab, sondern aus vielfältigem Nicht-Schaffen früherer Tage. Kein Wirtschaftsminister zuvor hat es je geschafft, es sich mit den Familienunternehmen derart zu vergeigen.

                      Scholz und Altmeier haben momentan erstmal nix anderes zu tun, als in jedes Mikro zu rufen, dass es für finanz- und wirtschaftliche Maßnahmen absolut keine Grenzen gibt.

                      Das macht Scholz mit seiner Buchhalter-Besonenheit auch gut (Altmaier hat an der Stelle nichts zu sagen; bezeichnend, dass er es trotzdem tut 🙂 ). Mein subjektives Urteil fälle ich dann, wenn ich die Umsetzung beurteilen kann.

                • Erwin Gabriel 16. März 2020, 11:38

                  Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:28

                  Korrektur:
                  Wie gesagt: Gut dass da Jens Spahn sitzt, und nicht Eduard Peter Altmaier oder Heiko Maas.

              • Jens Happel 14. März 2020, 10:47

                Für Merkel Hass gibt es keinen Anlass. Sie regiert ja nicht erst seit gestern so. Sie wurde x-mal wieder gewählt, das ist eben Demokratie. Die Mehrzahl der Deutschen scheint sie zu bevorzugen, sofern sie die Mühe auf sich genommen haben und zur Wahl gegangen sind.

                Aber das feit sie nicht vor Kritik. Was mich wirklich wütend macht, ist das die Presse als 4. Gewalt hier zu einem Herold der Regierung verkommt.

                Aktuelles Beispiel, an dem man sieht mit welcher „Weit“sicht und Geschwindigkeit diese Regierung arbeitet und den Umgang der Medien damit.

                Aus den Lüberckernachrichten vom heutigen Tage:
                „Die Bundesregierung erteile erteilte der Lübecker Drägerwerk AG GESTERN den Auftrag zur Lieferung von 10.000 Beatmungsgeräten und Atemschutzmasken. Es handelt sich um den größten Auftrag der Firmengeschichte. Dräger stellt seine Beatmungsgeräte am Stammsitz in Lübeck her und baut nun mit Hochdruck die Fertigungskapzitäten aus. Schon zuvor hatte das Unternehmen eine sprunghafte Nachfrage aus aller Welt .. verzeichnet“

                Gestern! Darf das wahr sein? Wie lange ist der Virus in Deutschland, wie lange weiß man, dass er hochinfektiös ist und wie lange weiß man, dass man zur Behandlung Beatmungsgeräte braucht? Die Regierung weiß es offenbar seit GESTERN! Wahrscheinlich kennt die Physikerin Merkel auch erst seit gestern die Exponentialrechnung.

                Sorry, dafür fällt für mich die ganze Regierung in die Kategorie komplett unfähig. Übrigens auch Herr Spahn, in dessen Resort das fällt.

                Der LN fällt außer leicht dümmlichen Lokalpatriotismus zu „dem größten Aufrag der Firmengeschichte“ kein weiterer Kommentar ein. Die Frage, wieso die Regierung erst jetzt bestellt, stellt sie nicht. An dieser Art Journalismus ist nur noch sein Geisteszustand kritisch. Frei nach Volker Pispers.

                Aus diesem kurzen Artikel der LN kann man auch erkennen, dass diverse andere Länder deutlich schneller reagiert haben als Herr Spahn und Frau Merkel.

                Der ganze Umgang der Regierung und der Presse mit der Regierung ist symptomatisch für all die Krisen und Probleme durch die wir in der Merkel Ära geschlittert sind.

                Besonne Führung geht anders!

                Ach ja, und die Konsequenz dieser Art der Führung wird im Artikel ebenfalls deutlich, aber natürlich nicht thematisiert, so was tun Herolde nicht selbstständig. Mit der Lieferung wird es noch etwas dauern, da andere schneller waren und jetzt noch erst Fertigungskapazitäten aufgebaut werden müssen.

                Danke Frau Merkel und danke Herr Spahn*!

                *Von dem ich bis heute ebenfalls dachte er macht eine gute Figur.

                • Rauschi 15. März 2020, 08:25

                  Mit der Lieferung wird es noch etwas dauern, da andere schneller waren und jetzt noch erst Fertigungskapazitäten aufgebaut werden müssen.
                  Eine kurze Nachfrage:
                  Wie sollen die verteilt werden?
                  Insgesamt gibt es 1942 Krankenhäuser mit 28000 Intensivbetten, kriegen dann alle gleich viele, egal, wieviele Betten die haben?

                • Erwin Gabriel 16. März 2020, 09:00

                  @ Jens Happel 14. März 2020, 10:47

                  Gestern! Darf das wahr sein? Wie lange ist der Virus in Deutschland, wie lange weiß man, dass er hochinfektiös ist und wie lange weiß man, dass man zur Behandlung Beatmungsgeräte braucht?

                  Ist das die erste und einzige Bestellung der Bundesregierung?

                  • Jens Happel 16. März 2020, 18:08

                    Die LN hat zuvor wenigstens nicht darüber berichtet. Explizit wurden im Artikel andere Länder erwähnt die vorher bestellt hatten.

                    Deswegen vermute ich es ist die erste bei Dräger. Ob sie zuvor woanders bestellt haben weiß ich nicht.

        • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:25

          @ Stefan Pietsch 13. März 2020, 11:11

          Der Punkt ist, ich sehe bei Merkel Versagen, wo Stefan Besonnenheit lobt.

          Ich auch. Sie war zu lange abgetaucht; mit „Besonnenheit“ hatte das nichts zu tun.

          @ Ariane 13. März 2020, 11:20

          Ach ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass gerade die richtige Zeit für Merkelhass … [ist].

          Was hat das mit Hass zu tun? Sie agiert nicht in der Krise – darf man das nicht mehr konstatieren, ohne als „Hater“ zu gelten?

          • Ariane 13. März 2020, 15:08

            Was hat das mit Hass zu tun?

            Sorry, war vielleicht etwas harsch. Aber wenn Pietsch und du sich nicht ständig über Merkel beschweren würden, würden Stefan S. und ich vielleicht auch weniger lobhudeln.
            Ich denke, aktuell macht sie einen guten Job, aber ihre Hauptaufgabe ist eben die Gesamtkoordination und zumindest bei ihren Ministern gibts nicht ganz soviel Grund, sich da einzumischen.
            Und bei den Bundesländern darf sie laut Verfassung nicht. Also ich denke, sie spielt aktuell nicht so die größte Rolle. Ich rechne aber ehrlich gesagt heute Abend mit einer großen Regierungserklärung von ihr.
            Die Reihenfolge ist ja irgendwie absurd. Jeden Tag werden Maßnahmen verkündet, die Panik auslösen und jeden Abend brauchts ne beruhigende PK. Andersrum wär vielleicht besser.

            • Stefan Pietsch 13. März 2020, 15:36

              Stefan fühlte sich bemüßigt, ohne triftigen Grund einen Oppositionspolitiker herauszugreifen und ihm das Etikett „unseriös“ anzuheften. Wo ist hier die Aktion und wo die Reaktion, Ariane?

              Ich denke, aktuell macht sie einen guten Job

              Hm, woran machst Du das fest? Siehst Du, liest Du, dass Merkel gerade wahnsinnig koordiniert? Mir erscheinen die Auftritte von Spahn, Altmaier und Scholz doch eher unabgesprochen, von der Koordination mit den Landesministerien ganz zu schweigen.

              Und bei den Bundesländern darf sie laut Verfassung nicht.

              Die Bundeskanzlerin durfte bei den Kernkraftwerken auch kein Moratorium verhängen, das fällt nämlich in die Zuständigkeit der Landesumweltminister. Trotzdem hat sie es getan.

              • Ariane 13. März 2020, 15:48

                Hm, woran machst Du das fest? Siehst Du, liest Du, dass Merkel gerade wahnsinnig koordiniert? Mir erscheinen die Auftritte von Spahn, Altmaier und Scholz doch eher unabgesprochen, von der Koordination mit den Landesministerien ganz zu schweigen.

                Na klar, Scholz und Altmeier gehen unabgesprochen vor die Kameras und erklären, sie schmeißen unbegrenzt in Menge und Zeit Geld raus. Glaubst doch selber nicht, dass das nicht abgesprochen ist. 😉
                Sie hat gute Leute an den entscheidenden Stellen und das heißt, sie hat dadurch auch die Zeit, eine Ebene höher mit den Eu-Leuten herumzuhampeln. Da läuft ja gar nix einheitlich und das muss ja auch jemand tun.

                Ich hab ja gar nichts gegen Kritik, ich erwarte auch wirklich eine Regierungserklärung heute abend von ihr. Aber eure Merkelfixiertheit ist wirklich ein bisschen lästig. Und ja, solange ihr an ihr rummeckert, bin ich im Verteidigungsmodus und antworte mit einer Lobhudelei, ich kann da auch geduldig sein 😉

                • Stefan Pietsch 13. März 2020, 16:00

                  Nachdem so jeder Regierungschef auf der Welt schon vor den Kameras war und seine Krisenpolitik erläutert hat und alle Minister ihres Kabinetts, gibt die Berliner Regentin auch mal eine Erklärung ab. Hey. Da war sie im fernen Südafrika schneller, da ist sie binnen Stunden vor die Kameras, um zu erklären, dass eine demokratische Wahl unbedingt rückgängig gemacht werden müsse.

                  Das hat die Leute wahrlich mehr interessiert als die Frage, ob sie nun Schnürsenkel und Toilettenpapier horten sollten.

                  • CitizenK 13. März 2020, 20:50

                    Man kann das auch positiver sehen, wie etwa der Direktor des Instituts für Krisenforschung (ein Spin-Off der Uni Kiel):

                    „Was gerade geschieht, ist nichts weiter, als dass die Politik ein Drehbuch abarbeitet. Dieses Drehbuch sieht vor, dass sich die Bundeskanzlerin am Anfang zurückhält und den Fachminister, also Jens Spahn, sprechen lässt. Phase eins: Aufklären. Phase zwei: der Appell. Jetzt sind wir in der Phase drei: das Anordnen. Da ist es wichtig, dass sich auch Angela Merkel zu Wort meldet. Das macht die Bundesregierung gerade alles richtig. Da kann man wenig dran kritisieren.“

                    https://www.tagesschau.de/inland/interview-krisenforscher-corona-101.html?fbclid=IwAR2uRXupnsAWxlx_b5wzSv1dyjkhBMXjSGP7L2trylQOJZyUv2CDdakl2ZY

                    • Stefan Pietsch 14. März 2020, 00:37

                      Klar, Viren haben sicher auch etwas Positives…

                      Stellen Sie sich vor, ein Unternehmen steht hart vor der Insolvenz, eine existenzielle Krise. In der Lage erzählt den Finanzchef vor ausgewähltem Publikum – alle, die sich in der Cafeteria zuschalten – dass die Lage wirklich brenzlig sei, was sich in den folgenden 40 Charts ablesen ließe. Ende der Woche tritt dann der Vertriebschef auf, trommelt die Logistiker dazu und führt aus, wie der Umsatz zusammengebrochen wäre.

                      Das alles dient natürlich nur der Vorbereitung für den großen Auftritt des CEOs, der kurz vor Wochenende und Heiligabend die traurige Mitteilung überbringt, dass es zahlreiche Arbeitsplätze (und deren Inhaber) in nächster Zeit nicht geben wird.

                      Wenigstens kenne ich nun einen, der dies für ein perfektes Krisenmanagement halten würde…

            • Erwin Gabriel 16. März 2020, 09:06

              @ Ariane 13. März 2020, 15:08

              Sorry, war vielleicht etwas harsch. Aber wenn Pietsch und du sich nicht ständig über Merkel beschweren würden, würden Stefan S. und ich vielleicht auch weniger lobhudeln.

              Nun ja, weder Stefan P. noch ich schließen jeden unserer Beiträge mit einem „Ceterum censeo Merkel esse delendam“ ab.

              Also ich denke, sie spielt aktuell nicht so die größte Rolle.

              Ja. Wäre unter Helmut Schmidt anders gelaufen.

    • Stefan Sasse 13. März 2020, 12:31

      Ich habe zu Spahn vor allem deswegen nichts gesagt, weil ich nicht beurteilen kann, was er tut. Anders als Trump steht Merkel ihm zumindest nicht im Weg. Und ja, wir hatten immer besonnene Regierungen. Darauf will ich im Endeffekt ja raus. Das ist ein Riesenvorteil unseres Systems und unserer Normen.

      • Ariane 13. März 2020, 12:46

        Jep, Altmeier und Scholz halten auch gerade eine PK, in der sie sagen, dass Parteipolitik und Ideologien gerade keine Rolle spielen und sie werden alles Notwendige tun, was gerade hilft ohne vorab Grenzen festzulegen.

      • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:32

        @ Stefan Sasse 13. März 2020, 12:31

        Ich habe zu Spahn vor allem deswegen nichts gesagt, weil ich nicht beurteilen kann, was er tut.

        Müsste das dann nicht in noch stärkerem Maße für Frau Merkel gelten?

        Anders als Trump steht Merkel ihm zumindest nicht im Weg.

        Zugegeben – das ist eine ganz große Stärke von Merkel: Aus dem Weg zu gehen, wenn es was zu tun gibt. 🙂

        • Stefan Sasse 14. März 2020, 09:32

          Es ist tatsächlich eine Fähigkeit. Viele von denen verfallen gerne in Aktionismus und machen die Lage schlimmer, damit es aussieht, als täten sie was.

  • Ariane 13. März 2020, 10:45

    Erstmal vielen vielen Dank für den Artikel!

    Mir gehts sehr ähnlich. Und ich kann es auch auf eine Einzelnachricht zurückverfolgen: Bei mir war es die Kriegstriage in der Lombardei (also dass nur noch die mit guten Überlebenschancen behandelt werden).
    Da bin ich von distanzierter Beunruhigung auf kurz vor Panikattacke umgesprungen, gerade da ich mit meiner Oma und meinem herzkranken Schwiegervater zwei Personen im engsten Umfeld habe, die zur Hochrisikogruppe gehören.

    Und da ich Pechvogel in dieser wahnwitzigen Situation auch noch ein Richtfest ausrichten muss, hab ich übrigens auch gemerkt, wie sehr verantwortungsvolle Bürger auf Regierungshandeln und deren Autorität angewiesen sind. Wenn ich als Privatperson auf Sicherheitsvorkehrungen bestehe, hab ich nämlich null Autorität. Damit die Gäste mitmachen, brauch ich am besten so eine Krisen-SMS, die an jeden verschickt wird oder irgendwas in der Art.
    Das hat ja null Effekt, wenn Einzelne eigenverantwortlich handeln, wenn die ganze Gesellschaft gebraucht wird. Und Niedersachsen ist übrigens dreimal bummeliger als Berlin und hat die stoischsten Einwohner Deutschlands fürchte ich. Da ist der Föderalismus echt wahnwitzig, bin heilfroh, dass Bremen schon früher reagiert hat und auch die Uni geschlossen hat.

    Und ja ich glaube auch, so eine globale Pandemie legt brutal alle strukturellen Probleme offen, die wir generell haben und sonst nicht so ins Gewicht fallen. Man könnte auch ganze Genderstudiengänge darauf aufbauen. Seit ein paar Tagen bemerke ich da auch wieder einen krassen Unterschied zwischen den Geschlechtern. Unter Frauen ist gerade das Hauptthema, wie man selbst am besten vorgeht und ob man für die Alten einkauft und welches Putzmittel für Türklinken etc. am sichersten ist. Die sind alle im „Was können wir tun?“-Modus, während die Männer noch bei „Alles nicht schlimm“-Mantra sind und keine Veranlassung sehen, auch nur etwas vorsichtiger zu sein.

    Achso und ich gebe dir auch Recht, es ist absolut beruhigend gerade, in Deutschland zu sein finde ich. Die oberste Regierung gibt ein ganz gutes Bild ab. Die sind deutlich und besonnen und hören auf die Wissenschaftler. Welche Maßnahmen nun wirklich die richtigen sind, weiß sowieso niemand, aber man hat schon das Gefühl, die versuchen das Bestmögliche.

    • CitizenK 13. März 2020, 13:16

      Mit geht es auch wie Stefan. Genau so.

      Aber das Verhalten der Behörden sehe ich nicht so positiv. Überrascht und schockiert hat mich das kopflose Handeln der Gesundheitsämter. Arzt – Gesundheitsamt – wieder Arzt – Krisenstab – für das Bundesland sind wir aber nicht zuständig. Mehrfach in den Medien, einmal im Bekanntenkreis.
      Da werden einzelne Kontaktpersonen komplett in Quarantäne genommen, andere ignoriert. Die Kinder? Ja, die können weiter in die Schule. In den Schulen sind Schüler, die in Südtirol waren. Einzelne Klassen werden beurlaubt, der Betrieb geht weiter. Als ob das Virus sich an Schulstufen halten würde. Hätte ich in Deutschland echt nicht erwartet.

      • Stefan Sasse 13. März 2020, 13:31

        Vielleicht steckt da ja, ähnlich wie in GB, sogar ein Plan dahinter. Aber wenn, wird er mies kommuniziert.
        Ich halte es allerdings für das Versagen des Bildungsförderalismus‘.

      • Ariane 13. März 2020, 13:40

        Ich bin da auch hin- und hergerissen. Sie haben irgendwie ja auch Recht, wenn sie sich Sorgen machen, dass die Kinder dann bei den Großeltern landen. Ist vielleicht wirklich besser, dann quasi alles zusammen runterfahren, damit zumindest die Angestellten, die gerade nicht so wichtig sind, auch zu Hause sind.
        Und für sowas braucht man wieder Zeit, um das zu organisieren. Ist mit der Quarantäne vielleicht ähnlich. Wenn zuviele gleichzeitig in angeordneter Quarantäne (die ist übrigens ziemlich heftig) sitzen, hat man woanders wieder Probleme.

        Aber ja, da ist Föderalismus teilweise echt verrückt. Bringt ja nix, wenn Bremen alles dicht macht und 5 km weiter Schützenfeste abgehalten werden. Allerdings hab ich das Gefühl, dass das jetzt etwas gleichmäßiger läuft als gestern noch.

        • Stefan Sasse 13. März 2020, 13:56

          In Deutschland und USA gerade umgekehrt. In den USA ist es die Bundesregierung, die kolossal versagt, und die Staaten, die über sich hinauswachsen. Hier ist es umgekehrt.

    • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:42

      @ Ariane 13. März 2020, 10:45

      … Frauen … sind alle im „Was können wir tun?“-Modus, während die Männer noch bei „Alles nicht schlimm“-Mantra sind …

      Da ist was dran …

      • Ariane 13. März 2020, 15:15

        Jep, sind natürlich nicht alle Männer und alle Frauen, aber die Kluft scheint mir schon recht groß. Ich bin heute in Paralleluniversen unterwegs. Ein Telefonat mit absurdesten Krisenüberlegungen und dann erzählt mein Mann mir, dass sie sich noch alle schön mit Handschlag begrüßen. Seufz.
        Also Männer: Wenns schlimm kommt, haltet euch an die Frauen, die sind in den Überlegungen meist paar Tage voraus.

        • Erwin Gabriel 16. März 2020, 09:09

          @ Ariane 13. März 2020, 15:15

          Also Männer: Wenns schlimm kommt, haltet euch an die Frauen, die sind in den Überlegungen meist paar Tage voraus.

          Sagt meine frau auch immer. Und sie hat (fast!) immer Recht damit. 🙂

  • popper 13. März 2020, 11:06

    Herr Sasse, Ihre Bemühungen, Information zu liefern, sind höchst ehrenwert, lassen mich aber genauso ratlos zurück wie zuvor. Eine Krankheit richtet sich nicht nach Wahrscheinlichkeiten und ein sich permanent verändernder Virus gleich gar nicht. Die ganzen Prognosen halten sich an ist-Zustände und schreiben diese in die Zukunft fort. Sie können gar nicht einbeziehen auf welche Organismen Viren treffen. Ein Virus, der einen Organismus befällt, wird von dessen Immunsystem angegriffen und muss sich darauf „strategisch“ einstellen und damit auseinandersetzen. Entweder entwickelt er Strukturen, die ihn immunisieren, aber auf jeden Fall verändern sich Viren permanent während ihrer Ausbreitung in ihrer Konfrontation mit anderen Organismen. Ob das dazu führt, dass die Immunisierung des Virus sich derart verstärkt, dass Organismen die Erkrankung daran nicht mehr bewältigen können und in der Mortalität enden oder die Abwehrkräfte den Virus sosehr schädigen, dass er bei seiner Weiterverbreitung geschwächt ist, kann nie abschließend beantwortet werden. Da dies so ist, lässt sich diese Frage anhand linearer oder exponentieller Fortschreibungen eines im Zeitpunkt X sich präsentierenden Virus überhaupt nicht voraussagen. Jeder Organismus, der einen Erreger in sich trägt, entwickelt individuelle Verlaufsformen und verändert in der endogenen Phase sein eigenes Potential und das des Virus. Dieser Bereich der Anamnese liegt völlig im Dunkeln, was eine Beurteilung über den Verlauf einer Epidemie besonders schwierig macht und leicht Überreaktionen hervorruft, natürlich auch zu Verharmlosungen führt. Ärzte wissen das und sind deshalb äußerst vorsichtig mit Prognosen. Virologen urteilen aus vergleichbaren Vorkommnissen in der Vergangenheit, sind aber im Verbreiten von Horrorszenarien nicht ganz unbeteiligt und unschuldig. Insofern bin ich allen Prognosen gegenüber sehr vorsichtig. Sie helfen nicht wirklich weiter. Jeder kann in seinem persönlichen Bereich Verantwortung übernehmen, indem er bestimmte Standards beachtet, die die Übertragungswege beeinflussen, verhindern werden wir sie letztlich nicht. Wie das Ganze sich tatsächlich weiterentwickeln wird, müssen wir erleben und erleiden, erst hinterher lässt sich darüber sinnvoll urteilen.

    • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:52

      @ popper 13. März 2020, 11:06

      Ein Virus, der einen Organismus befällt, wird von dessen Immunsystem angegriffen und muss sich darauf „strategisch“ einstellen und damit auseinandersetzen. Entweder entwickelt er Strukturen, die ihn immunisieren, aber auf jeden Fall verändern sich Viren permanent während ihrer Ausbreitung in ihrer Konfrontation mit anderen Organismen.

      Denke ich auch.

      Mir hat ein Fachmann erzählt, dass – grundsätzlich – der Corona-Virus bei weitem nicht so „brutal“ sei wie die üblichen Grippeviren, und somit grundsätzlich harmloser. Aber Grippeviren habe der Körper „gelernt“, dessen Angriffsschema sei unserem Abwehrsystem bekannt, Grippevirus-Modifikationen werden mit einer Anpassung unserer Abwehr bekämpft. Corona sei neu, dessen Schema nicht bekannt, und unser Immunsystem wisse nicht so recht, was zu tun sei, oder probiere die falschen Maßnahmen aus.

      Weil Corona schwächer als Grippe sei, könnten gesunde Menschen das locker Wegstecken; weil es gegen dieses Corona-Virus noch kein gelerntes Abwehrverhalten gäbe, wären ältere und gesundheitlich vorbelastete Menschen gefährdet.

      Wie das Ganze sich tatsächlich weiterentwickeln wird, müssen wir erleben und erleiden, erst hinterher lässt sich darüber sinnvoll urteilen.

      So wird es sein …

      • Ariane 13. März 2020, 15:19

        Ja, Grippe gibts schon seit Tausend Jahren oder so. Wir haben eine Impfung und Medikamente und jeder ab einem gewissen Alter hat eine gewisse Teilimmunität.
        Das haben wir hier nicht, ist schon ein riesiges Problem, dass alle im Gesundheitssystem sich zuerst anstecken.
        Um mich mach ich mir eigentlich auch keine Sorgen, ich kann vermutlich selbst ohne Behandlung eine Lungenentzündung sogar überstehen. Aber meine Oma und mein Schwiegervater eben nicht. Für die sind normale Lungenentzündungen in normalen Zeiten schon ein Fall von Leben oder Tod. :/

  • Ariane 13. März 2020, 11:15

    Ach, noch eine Ergänzung.
    Ich finde, man merkt an der aktuellen Situation auch, wieviel Glück wir die letzten 70 Jahre gehabt haben. Das hat nur dummerweise dazu geführt, dass niemand die Krisenpläne mal auf heutige Verhältnisse angepasst hat. In allen Bereichen. Die meisten wurden in den 50ern und 60ern geschrieben und sind eher für den 3. Weltkrieg gedacht oder auf eine Situation, wie sie in den 40ern da war. Das ist heutzutage so gar nicht mehr passend.

    Stichwort Hamsterkäufe: Eier kann ich ja noch verstehen. Aber was zum Teufel wollen die Leute denn bitte mit Mehl in Zeiten von Nudeln und Reis? Haltbare Brotfladen backen? Zwei Wochen Kuchen und Pfannkuchen essen? Da habe ich auch den Verdacht, dass irgendwelche Notfallpläne aus den 50ern kursieren.

    • Stefan Sasse 13. März 2020, 12:33

      Gibt ja auch null Erfahrungen. Die Singles in meinem Bekanntenkreis haben oft praktisch keinerlei Vorräte zuhause.

      • Ariane 13. März 2020, 12:54

        Jep, ich hab wegen den Katzen auch noch eine Singlewohnung, während alle Vorräte in der Hauptwohnung bei meinem Mann versammelt sind. Bin auch schon am Überlegen, das besser zu verteilen, falls man per Zufall irgendwie in echter Quarantäne landet. :/

        Hätte mir die letzten Tage auch sowas wie regelmäßige Krisenübungen oder so gewünscht. Auch auf Privatebene muss ja alles improvisiert werden. Da in Niedersachsen ab Montag auch Schulen, Kitas und alles Mögliche geschlossen wird, bin ich mittlerweile sogar ganz froh über das Richtfest. Das wird zumindest unter den Frauen sowieso zum Krisengipfel umfunktioniert, um zu überlegen, wie man die nächsten Wochen am besten organisiert. Ich finds auch echt schwierig, dass „die Bevölkerung“ bzw mein Umfeld alle noch auf ganz anderen Standpunkten sind. Die einen machen sich null Sorgen und die anderen machen sich vielleicht zuviel Sorgen. Ich bin jetzt schon irgendwie private Corona-Hotline. Und hab natürlich auch null Ahnung.

    • derwaechter 14. März 2020, 19:28

      „Aber was zum Teufel wollen die Leute denn bitte mit Mehl in Zeiten von Nudeln und Reis? Haltbare Brotfladen backen? Zwei Wochen Kuchen und Pfannkuchen essen“

      Mehl hält sehr lange, ist günstig und man kann daraus sehr einfach Brot backen.
      Selber backen ist doch schon länger wieder in.

      • Stefan Sasse 14. März 2020, 21:16

        Ich habe in meinem Bekanntenkreis, selbst im erweiterten Bekanntenkreis, niemand, der selbst Brot backt. So in kann das nicht sein.

        • Ariane 14. März 2020, 22:06

          Mein Mann würde, findet es aber nicht so lustig, das Mehl dann selbst wieder aufzuräumen, nachdem er die ganze Küche vermehlt hat und Kuchen ist doch eh leckerer als Brot. Und selbstgebackenes Brot hält doch auch nur kurz, da finde ich Nudeln und Reis ja praktischer.
          Also bei Mehl denke ich wirklich an Kriegsrationierung, wo man 1 Sack Zucker und 1 Sack Mehl bekommen hat.

          • Ralf 14. März 2020, 22:10

            Bin eher unerfahren in der Küche. Was kann man denn mit einem Sack Mehl und einem Sack Zucker backen?

            • CitizenK 14. März 2020, 23:14

              Pfannkuchen. Hab ich grad noch rechtzeitig gelernt.

              • Ariane 14. März 2020, 23:32

                Da braucht man aber auch Eier und Mehl! Mit zwei Wochen Pfannkuchen würde selbst ich allerdings aufgehen wie ein Pfannkuchen 😉

                Also in den 50ern konnte man damit auf einem Holzofen bestimmt haltbare Brotfladen backen, aber das ist ja nun ähm nicht so up to date^^
                Ich meine, wir backen manchmal zum Zeitvertreib komplizierte Kuchen, aber da braucht man halt wesentlich mehr Zeug für^^

                • Ariane 14. März 2020, 23:33

                  Sorry, Eier und Milch für Pfannkuchen und Zeugs drauf braucht man auch, die schmecken nicht so^^

                  • Ralf 14. März 2020, 23:35

                    Zu spät. Jetzt esse ich bereits Pfannkuchen aus Zucker, Eiern, Mehl und Mehl.

              • Stefan Sasse 14. März 2020, 23:56

                Ohne Eier? Na lecker.

            • Stefan Sasse 14. März 2020, 23:55

              Wenig, da ging es eher um die Deckung des täglichen Kalorienbedarfs (Kohlenhydrate in möglichst purer Form).

          • Stefan Sasse 14. März 2020, 23:54

            Es ist schlichtweg Quatsch. Kaufen die auch Hefe? Oder backen die Brot mit Wasser und Mehl?

            • Ariane 15. März 2020, 00:05

              Nee, Zucker ist auch sehr gefragt. Und Wasser in Flaschen. Hab gestern länger mit dem Kassierer gesprochen, als Schulschließung im Radio kam, gabs drei Stunden kurz mal Panikkäufe.
              Aber ich glaub echt, die Leute drehen durch und denken, Strom und Wasser fallen aus. (dann kann übrigens eh keiner mehr backen heutzutage) oder haben Listen aus den 50ern hervorgekramt. Logisch ist das alles nicht.

        • derwaechter 15. März 2020, 18:57

          Echt? Ich kenn viele die Backen.
          Und Brotbackbücher verkaufen sich seit einigen Jahren wie (pardon the pun) geschnitten Brot 🙂

          Hefe nimmt nun wirklich keinen Platz weg und hält lange. Es gibt auch Sauerteig.

          Ausserdem ersetzt das ja keine Nudeln, sondern ist eher komplementer. Oder isst du gerne Spaghetti zum Frühstück? 🙂

          Oder man backt Kuchen in Zeiten der Not. Frei nach Marie Antoinette.

          • Ariane 15. März 2020, 20:08

            Aber wirklich, was sollen sie Brot backen, wenn sie auch Kuchen backen können 😉
            Dummerweise muss man dann auch Hefe, Schoki oder Mandeln hamsterkaufen.

            Da meine Wohnung mittlerweile mehr Katzenheim und Büro ist, sitze ich hier eh hauptsächlich auf Katzenfutter und kleinen Snacks und sollte morgen Brot, Nudeln und Kuchen einkaufen.^^

          • Stefan Sasse 15. März 2020, 22:52

            Ich ess low carb 😀

            • Ariane 15. März 2020, 23:09

              Du isst deine drei Paletten Kidney-Bohnen statt Kuchen? 😀

              • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:41

                Jepp.

                • derwaechter 16. März 2020, 12:17

                  Ich überlege gerade, was ich der Familie heute Abend auf den Tisch setzen soll. Da fällt mir ein: Mehl ist auch relativ nützlich wenn man Pizza macht (oder auch Quiche) 🙂

                  • Stefan Sasse 16. März 2020, 17:06

                    Ich würde ja sagen, low carb, aber angesichts der leeren Gemüseregale…

                    • derwaechter 16. März 2020, 17:50

                      Mit Vollkornmehl natürlich. Dann sind die Carbs kein Problem.
                      Ich bin Bas Kast Jünger 🙂

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 19:49

                      Sehr gut.
                      Schreibe ich Weißbrot kauend. ^^

        • Jens Happel 16. März 2020, 18:11

          Das hypt schon einige Zeit.

          https://www.ploetzblog.de/

          https://www.youtube.com/user/Ploetzblog

          140.000 Aufrufe bei Youtube für Roggenbrot sind gar nicht so wenige.

          • derwaechter 16. März 2020, 19:55

            Wir backen seit einiger Zeit nach seinem Blog und Büchern.

            Die Ergebnisse sind wahnsinnig gut.

            • Stefan Sasse 17. März 2020, 09:44

              Ich hab bisher nur den Ernährungskompass gelesen, was sollte ich noch lesen?

              • derwaechter 18. März 2020, 10:46

                Das sind zwei verschiedene Sachen.

                Bei Lutz Geisslers Blog und Büchern geht es um richtig gutes backen. Das ist nicht unbedingt gesund. Aber dennoch sehr empfehlenswert. Die Ergebnisse sind spitze! Und man kann natürlich auch sehr viel gesundes und leckeres backen.

                Bei Bas Kasts Ernährungskompass (und Kochbuch) geht es um gesundes Essen.

                Er schreibt auch über Brot. Es ist an sich weder gesund noch ungesund, sondern es kommt auf den Inhalt an.

                Ein wirklicher Augenöffner war für mich diese Erkenntnis:

                „Weißbrot ist, wie es der belgische Arzt Kris Verburgh in seinem exzellenten Buch „Die Ernährungs-Sanduhr“ formuliert, „an sich eigentlich kein Nahrungsmittel, sondern das, was übrig bleibt, wenn man aus Brot alle Mineralien, Ballast- und Nährstoffe herausholt“. Im Grunde ist Weißbrot eine Art Süßigkeit.“

                https://baskast.de/blog/brot/

          • Ariane 17. März 2020, 17:46

            Brotback- und andere Mehtips sind für Nichthamsterer aber gerade schlecht, das kriegt man jetzt doch nirgendwo^^
            *käsekuchenmampfendgesendet* 😉

  • Jens Happel 13. März 2020, 12:56

    Meine Hoffnung (und aktuell auch meine Erwartung) ist, dass Corona sich letztlich als ein großer Übungslauf erwarten wird. Wir alle – individuell, als Gesellschaft und vor allem unsere Institutionen – müssen Erfahrungen sammeln für das nächste Mal. …

    Ehrlich gesagt hier widerspreche ich, vor allem im Hinblick auf deine Lobhuddelei von Merkel. Institutionen sollten genügend Leute haben, die auch Erfahrungen aus der Geschichte und von anderen Ländern sammeln können. Man muss sich als Institution nicht selbst den Hammer auf den Fuss fallen lassen, um zu merken, dass ist eher nicht so gut.

    Die Experten in den Institutionen hätten schon aus der spanischen Grippe und der Sars Grippe Erfahrungen sammeln müssen und die Politik diese umsetzen müssen.

    Dann hätten wir nämlich jetzt wie Südkorea schon Gesetze gehabt, die diese Hamsterkäufe von Atemschutzmasken und Desinfektionmittel verhindert hätten. Wir hätten ausreichend Vorräte an Antibiotika Atemschutzmasken Desinfektionsmittel, mobilen Krankenhäuser in Containern, Gesetze die Quarantäne auch schnell durchsetzen können (und nicht studenlang hinter verschlossen Türen mit den DFB Bossen verhandeln). Medizinisches Personal wäre geschult für solche Vorkommnisse, es gäbe Notfallpläne an die sich die Institutionen halten können etc. etc.

    Was davon hat den die tolle Merkelregierung auf die Beine gestellt??? Richtig. GAR NICHTS! Kompletter Totalausfall! Merkel ist ja auch erst seit gestern Kanzlerin…

    Und Anläße gab es wahrlich genug, SARS und H5N1 fallen mir da ad hoc ein.

    Merkel hat genau das gemacht, was sie immer macht: Wenn das Chaos offensichtlich ist ein paar warme Worte losgelassen. Im Vorfeld aber totales Versagen.

    Bei Merkel verwechselst du Apathie mit Besonnenheit. Merkel macht grundsätzlich erst etwas, wenn sie vorher drei Meinungsumfragen gemacht hat.

    https://blog.campact.de/2014/09/merkels-geheimumfragen-die-regierung-fragt-der-steuerzahler-zahlt/

    Dein Vergleich mit dem amerikanischen Vollpfosten legt die Latte so tief, da kann so gar Merkel drüber stolpern und noch eine gute Figur machen.

    Verfolge doch einmal was aus den Multiresisten Keimen geworden ist die Merkel zur Chefsache erklärt hatte, als diese in den Medien mal gerade die Welle machten.

    https://www.welt.de/wirtschaft/article172758772/Antibiotika-Resistenzen-Der-ernuechternde-Kampf-gegen-die-Killerkeime.html

    Man kann die Keime nicht ausrotten, aber man kann Krankenhäuser so umbauen, dass man die Folgen deutlich mindern kann. Die Niederlande haben das vorgemacht. Das kostet Geld, richtig Geld. Wo hat den die Chefin mal klar gestellt, dass da jetzt aber auch die Mittel bereitgestellt werden müssen? Scheinbar war ihr Plan, dass sich die Keime bei ihrer Ankündigung totlachen . Klima war ist, immer noch, wer weiß dass schon, auch Chefsache. Braunkohle läuft jetzt bis 2038. etc. etc.

    Das ist überhaupt nix besonnen, Merkel ist die Schlafwagenkanzlerin. Und wohlgemerkt ich messe sie nur an den Zielen, die sie selber den völlig sedierten Herolden der Leitmedien in ihre Tablets und Kameras diktiert hat.

    Auch die EU macht das was sie immer macht. Immer dann wenn die EU mal ihre Größe ausspielen könnte und etwas tun könnte was einzelne Staaten nicht tun können, merkt man die EU kann es noch schlechter.

    Die Institutionen der EU sind bei der Corona Epedimie schlicht nicht existent. Klar, eine Pandemie ist natürlich Ländersache. Die Webseite (siehe Link) zeigt, dass die EU eher Chronist und Moderator ist als aktiver Gestalter.

    https://ec.europa.eu/info/live-work-travel-eu/health/coronavirus-response_de

    Und wieso in der EU niemand strategisch denkt ist mir schleierhaft. Wie kann man den die EU so abhängig von China machen, dass 90% der Medikamente von dort kommen?

    Freiheit und Unabhängigkeit sind eng miteinander verknüpft. Wenn ich mich von Erdogan bei den Flüchtlingen abhängig mache, bei der Verteidigung von den USA, und bei den Medikamenten von China ist der Bewegungsspielraum sehr klein, da gibt es noch andere Beispiele, z.B. seltene Erden, Elektronikteile, exorbitante Handelsüberschüsse etc.

    Deswegen muss man nicht die Globalisierung komplett aufgeben, aber wer ständig um das goldene Kalb Freihandelsabkommen tanzt, kann eben nicht gleichzeitig strategisch planen. Am Ende zählt offenbarnur Haupstache billig. Die EU als Krämerladen. China führt in der Disziplin „strategische Planung“ den Westen mächtig vor. Die haben mittlerweile die wichtigen Wertschöpfungsketten alle in China, haben Rohstoffe und diversifizieren ihre Nachfrage nach Rohstoffen, die sie nicht selber haben. Klar schauen die auch auf den Preis aber eben nicht ausschließlich.

    Die EU könnte so viel sein, zur Zeit ist sie aber nur eine Institution die Probleme anegeht, die wir ohne EU nicht hätten. Der Bewegungsspielraum der EU ist mittlerweile offenbar so klein geworden, dass sie sich nur noch um sich selber drehen kann.

    Hoffen wir das beste für die Zukunft und das der Virus nicht noch ein paar mal mutiert, wie dies bei der spanischen Grippe der Fall war. Die waberte 2 Jahre um den Globus. Zwei Jahre wäre wahrscheinlich der Exitus für die Gobalisierung wie wir sie bisher kannten. Und ob das was nach der Gobalisierung kommt besser wird, wage ich zu bezweifeln. Nationalismus hat bisher immer im Krieg geendet.

    Viele Grüße

    Jens

    • Stefan Sasse 13. März 2020, 13:29

      Ich teile die Kritik an dem fehlenden strategischen Weitblick der EU völlig.

    • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:55

      @ Jens Happel 13. März 2020, 12:56

      Ich schließe mich Stefan an, aber ich teile auch Deine anderen Kritikpunkte 🙂

  • derwaechter 13. März 2020, 13:13

    Ich kann dieses Gefühl schlecht informiert zu sein nicht nachvollziehen. Ich lese und höre seriöse, klassische Medien aus meinen Sprachräumen (DLF, NPR, NYT, NRK, SZ oder FAZ z.B.) und finde die Berichterstattung gut. Da wird weder verharmlost noch Panik gemacht, sauber eingeordnet und die bestehende Unsicherheit auch offen kommuniziert. Was will man mehr?
    Ausserdem kann man sich ja auch Informationen aus erster Hand, wie z.B. WHO oder hier in Norwegen von den entsprechenden Gesundheitsbehörden besorgen.

    Hobby-Virologen bei Twitter, YouTube oder FB würde ich natürlich nicht ohne weiteres ernstnehmen. Aber das ist ja nun wirklich keine bahnbrechende Erkenntnis.

    • Ariane 13. März 2020, 13:23

      Ich glaube, es gibt eine große Kluft zwischen theoretischem Wissen und konkretem Handeln. Ich folge privat auch auf Twitter zb einigen Virologen und höre den NDR-Podcast mit Herrn Drosten, hab auf der Ebene also eigentlich die besten Informationen, die es gerade gibt.

      Und jeder sagt: Der Einzelne ist gefordert.
      Schön. Aber was heißt das konkret? Weiß kein Mensch.
      Ich führe den ganzen Tag total absurde Telefonate. Kunden rufen an und fragen, ob nächste Woche der Handelsvertreter kommt oder Paketboten. – Weiß ich doch nicht. Momentan machen alle weiter wie bisher, aber das kann sich in 10 Minuten total geändert haben.
      Dann ruft meine Mama an und macht sich Sorgen, ob wir uns noch umarmen können oder sie vielleicht bis Montag das Bundesland nicht mehr so einfach wechseln kann. – Weiß ich doch auch nicht, vermutlich wird es nicht so dramatisch. Oder sie kann eh hier bleiben, weil sie Montag vielleicht nicht mehr arbeiten muss.

      Also wie Stefan schon sagt, Theorie ist das Eine. Aber konkrete Handlung wird auf allen Ebenen improvisiert und alle sind irgendwie gezwungen, einen Weg durch den Nebel des Unbekannten zu suchen.

      • Stefan Sasse 13. März 2020, 13:31

        Genau.

      • Jens Happel 13. März 2020, 14:11

        Genau Wissen ist das eine, tun das andere.

        Aber genau was zu tun ist, hätte Frau Merkel (aka Bundesregierung) schon vor Jahren in Notfallplänen erstellen lassen und beschließen lassen können.

        Nein, müssen!

        Der Virus kam zwar plötzlich aber nicht unerwartet, SARS, H5N1 und die Grippe 2017 hätten eigentlich ein Hammerschlag auf den Gong im Schlafzimmer im Kanzleramt sein müssen.

        https://www.tagesschau.de/inland/grippe-129.html

      • derwaechter 13. März 2020, 15:49

        „Und jeder sagt: Der Einzelne ist gefordert.
        Schön. Aber was heißt das konkret? Weiß kein Mensch.“

        Steht doch überall. Hände waschen, Abstand halten, nicht Hände schütteln, bei Symptomen nicht mehr unter Leute gehen usw.

        • Ariane 13. März 2020, 16:03

          Ja, schon klar. Wäre schon froh, wenn sich daran alle halten.

          Aber es gibt im Alltag ja noch viel viel mehr Fragen.
          Sollen Geschenkeläden vorsichtshalber dichtmachen oder werden sie vielleicht dazu gezwungen? Sollen wir ab Montag den Außendienst komplett einstellen oder nicht?
          Soll man Kontakte zu Risikogruppen total einstellen? Also bei meiner Oma geht das gar nicht, die braucht ein bisschen Hilfe im Alltag von uns oder Pflegedienste. Und niemand will sie gerade jetzt ganz alleine lassen. Und so weiter und so weiter…
          Und das kann auch niemand beantworten, weil niemand damit Erfahrungen hat. Ich schwanke selbst die ganze Zeit, ob ich jetzt gerade untertreibe und das Richtfest absagen soll oder total übertreibe, wenn ich auf Sicherheitsvorkehrungen bestehe, wie kein Umarmen, kein Händeschütteln, Essensausgabe mit Handschuhen etc.
          Und das kann keiner beantworten, ich kann mich nur mit anderen Besorgten abstimmen und gucken, wie ich klarkomme.

    • Stefan Sasse 13. März 2020, 13:30

      Mein Ding ist weniger, dass ich mich nicht informiert fühle, sondern dass ich nicht einschätzen kann, welche Information relevant bzw. verlässlich sind.

      • Ariane 13. März 2020, 14:28

        Ja. Mittlerweile ist es ja schwer, auf dem Neuesten Stand zu bleiben. Da ist das Internet mittlerweile auch am Schnellsten, weil soviel passiert.
        Muss ich auch mal den öffentlichen Rundfunk loben, also der NDR macht da einen hervorragenden Job. Die haben nicht nur den Drosten-Podcast, sondern auch einen Liveticker und sogar eine Karte, wo man sich über die Fallzahlen pro Landkreis informieren kann. Vor allem wichtig, da die offizielle Seite von Niedersachsen gestern down war.

      • derwaechter 13. März 2020, 15:38

        Relevanz hängt ja auch von der eigenen Situation ab.

        Meinst du mit nicht verlässlich, schlechten Journalismus oder schlicht die sich schnell ändernde Lage?

  • Erwin Gabriel 13. März 2020, 14:17

    @ by Stefan Sasse on 13. März 2020

    Hallo Stefan,

    ich stimme Dir fast vollständig zu. Auch unser Laden geht auf Tauchstation (bzw. werde ich den nächsten Monat von daheim aus arbeiten – eine Vorsichtsmaßnahme unseres Geschäftsführers).

    Wo ich nicht ganz dabei bin:
    Aber ich fühle ein Grundvertrauen in eine CDU-SPD-Regierung, das alle meine Meinungsverschiedenheiten über konkrete Policy mit dieser Regierung überlagert.
    Das gilt für mich nur für Jens Spahn. Ich bin dankbar, dass er diesen Job macht, und nicht eine Ursula von der Leyen, ein Peter Altmaier, ein Heiko Maas, ein Olaf Scholz, oder gar die entscheidungsschwache Kanzlerin selbst, die wie so oft weder zu hören noch zu sehen war und im Nachgang voller Bescheidenheit so tut, als hätte sie alles im Griff.

    Egal, wie das ausgeht – besser als Spahn hätte das wohl kein anderer hinbekommen; ein Zauderer oder Feigling ist der junge Mann nun wirklich nicht.

    • Stefan Sasse 14. März 2020, 09:31

      Würde ich ihm auch nicht unterstellen. Woher die Ablehnung der anderen?

      • Erwin Gabriel 16. März 2020, 09:23

        @ Stefan Sasse 14. März 2020, 09:31

        Woher die Ablehnung der anderen?

        Danke, dass Du fragst 🙂

        Eduard Altmaier ist König der Talkshows: Viel reden, wenig sagen, nix machen. Wenn er das Corona-Virus totsabbeln könnte, wären wir alle schon gesund und immun.

        Heiko Maas hat sich, ob als Justiz- oder als Außenminister, stets durch mangelndes Durchsetzungsvermögen und „politische Korrektheit“ (was er darunter versteht) ausgezeichnet. Schwach und überfordert in jeder Situation, mit der er bislang konfrontiert worden war.

        Ursula von der Leyen scheint stets nur die Aussenwirkung im Auge zu haben.

        Olaf Scholz scheint extrem pragmatisch teamorientiert zu sein (was mehr ist, als die anderen drei z bieten haben), aber auch etwas technokratisch. Niemand, der mal sagt „genug diskutiert, wir machen jetzt das“.

        Auch ein Jens Spahn weiß nicht alles, und ist auf Teams, Wissenschaftler etc angewiesen, um eine kompetente Meinung zu entwickeln. Aber er hat genug Drehmoment, um die Entscheidung dann anzuschieben und durchzusetzen.

        • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:47

          Danke!

          • Erwin Gabriel 16. März 2020, 11:43

            @ Stefan Sasse 16. März 2020, 09:47

            Ist nur meine subjektive Wahrnehmung.

            • Stefan Sasse 16. März 2020, 17:29

              Klar, was auch sonst? Aber ist ja immer gut die Begründungen zu hören.

        • Erwin Gabriel 16. März 2020, 11:42

          Erwin Gabriel 16. März 2020, 09:23

          Korrektur

          Eduard Peter< Altmaier ist König der Talkshows.

  • CitizenK 13. März 2020, 16:52

    Diese Spahn-Lobhudeleien sind auch übertrieben. Noch vor einer Woche hielt er Deutschland für gut vorbereitet. Da gab es schon keine Schutzkleidung mehr und keine Desinfektionsmittel. Auch die Koordination der Länder war nicht vorbereitet. Mich irritiert die Bewertung der Politiker entlang eurer Parteipräferenz.

    • Stefan Pietsch 14. März 2020, 00:44

      Ich kann mich nicht erinnern, in den Jahrzehnten einem Politiker den Vorwurf gemacht zu haben, zu Beginn eine veränderte Situation nicht richtig eingeschätzt oder die später erkennbaren Schäden nicht frühzeitig erkannt zu haben. Ich denke, es gilt nach wie vor, wer von 10 Entscheidungen 6 richtig trifft, war gut.

      So kritisiere ich an Merkel nie, dass sie Entscheidungen getroffen hat, die sich hinterher als fragwürdig oder falsch herausstellten. Ich kritisiere mangelnde Tatkraft, Entscheidungswillen und Organisationstalent. Es ist all das, was ich an Politikern von Schmidt über Schröder bis Spahn schätze und weshalb Kohl bei mir – trotz aller sonstigen Geringschätzung – im Management der Wiedervereinigung so gut wegkommt.

      Sie waren sicher nie Entscheider, sondern nur Theoretiker. Denn nur Theoretiker meinen, gute Manager müssten eine Glaskugel besitzen.

    • Stefan Sasse 14. März 2020, 09:36

      Ich lob hier permanent die CDU-Regierung, das ist nicht eben meine Parteipräferenz.

      • Ariane 14. März 2020, 22:08

        Immerhin halten CDUler und FDPler plötzlich ständig Lobreden auf Solidarität und Gemeinwohl, das ist schon alles etwas merkwürdig zu hören ^^

        • Ralf 14. März 2020, 22:12

          Keine Sorge, das wird alles wieder vergessen sein, wenn die Krise vorüber ist …

        • Stefan Sasse 14. März 2020, 23:55

          Lieber spät als nie ^^

  • R.A. 13. März 2020, 17:30

    Derzeit sitze ich in Spanien und verfolge deswegen sehr intensiv die hiesige Lage. Dazu noch stark die in Italien und etwas die in GB. Und natürlich Deutschland.

    Nach meinem Eindruck ist die Medienberichterstattung eigentlich in allen diesen Ländern recht ordentlich. Es gibt halt noch einige Lücken, die Ärzte sind noch am Erforschen, die Zahlen können nur ungefähr sein. Dafür können aber die Reporter nichts.

    In Italien scheint die Regierung sehr gut zu agieren. Über den Sinn oder Unsinn einer einzelnen Maßnahme kann man immer unterschiedlicher Privatmeinung sein, aber es wird ein nachvollziehbarer Kurs gefahren und vor allem gut kommuniziert, und deswegen folgen die Leute auch den Empfehlungen. Ähnlich läuft das in Spanien. England scheint deutlich konfuser zu agieren.

    Deutschland hat die Sache m. E. zu spät ernst genommen, auch einige Fehler gemacht – aber inzwischen läuft es. Und Spahn spielt dabei wohl eine entscheidende und positive Rolle. Die übrigen Minister bleiben eher im Hintergrund oder untätig.
    Und Merkel versagt wieder einmal ganz blamabel – insbesondere eben durch ihre Nicht-Kommunikation. Da ist Null Führung oder Orientierung, ihr substanzloses Geschwafel nach langem Schweigen verunsichert die Leute mehr. In einer Krise ist so etwas schlimm.

  • Ralf 13. März 2020, 19:39

    Also ich finde die Berichterstattung über die Coronavirus-Krise eigentlich nicht so schlecht. Wofür ich mich weniger begeistern kann, ist das Krisenmanagement der Bundesregierung. Da hat man viel zu spät reagiert. Noch vor wenigen Tagen haben wir ernsthaft darüber diskutiert, dass Fussballspiele in vollbesetzten Stadien weiter stattfinden sollten. Die Entscheidung Großveranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern abzusagen, kam später als in den Ländern um uns herum. In einer Situation, in der es auf jeden Tag ankommt. Und überhaupt, wieso wird eigentlich nicht flächendeckender getestet? Wieso haben wir keine Test-Drive Ins wie in Südkorea? Wieso gibt es kein klares Signal, wer in Quarantäne muss und wer nicht? Eine Bekannte von mir war z.B. im Skiurlaub in Südtirol. Die Kinder wurden daheim erst nach einer Woche aus der Schule isoliert. Die Bekannte ist Kindergärtnerin und arbeitet weiter. Wo ist da ein Plan oder Konzept? Wieso gibt es nicht ausgearbeitete Szenarien in einer Schublade, die dann generalstabsmäßig durchgezogen werden?

    Und um Deine Frage zu beantworten: Ja, das Coronavirus ist gefährlich. Es hat, gerade bei Älteren und bei Menschen mit Vorerkrankungen, wahrscheinlich eine höhere Mortalität als die Grippe. Und selbst, wenn die Krankheit nur so tödlich wie die Grippe wäre, wäre das ein Riesenproblem. Die die von „nur einer Grippe“ fabulieren, meinen stattdessen vermutlich grippale Infekte und sollten besser den Mund halten. Nun beträgt die Mortalität sicher nicht vier Prozent, auch in Italien nicht. Mortalität berechnet sich aus der Zahl der Gestorbenen geteilt durch die Zahl der Infizierten. Die Coronavirus-Infektion verläuft bei vielen aber symptomlos und getestet werden in der Regel nur die, die krank sind und sich deshalb bei ihrem Arzt oder im Krankenhaus gemeldet haben. Die Zahl der Infizierten wird also deutlich unterschätzt und als Folge wird die Mortalität überschätzt (als Zahlenbeispiel ohne Bezug zum Coronavirus: Wenn 1 von 10 Infizierten stirbt, liegt die Mortalität bei 10%, wenn aber tatsächlich nicht 10 sondern 100 infiziert waren, liegt die tatsächliche Mortalität bei 1%). Aber auch eine Mortalität von 0,5% ist katastrophal, wenn man davon ausgeht, dass bis zu 70% der Menschen infiziert werden. Auf die Bevölkerung der Bundesrepublik gerechnet sind 70% von 80 Millionen dann 56 Millionen, die die Krankheit bekommen werden. 0,5% (ein Wert basierend auf den Zahlen von Südkorea, ein Land, das so aggressiv testet wie kein anderes. Dieser Wert stellt vermutlich so etwas wie ein Best-Case-Szenario dar) bedeutet dann 280.000 Tote. 1% wären 560.000 Tote.

    Aber das Problem ist noch größer. Denn vielen Erkrankten könnte theoretisch geholfen werden. Auf der Intensivstation. Mit Beatmungsmaschinen. Aber bei der Geschwindigkeit, mit der die Infektionen um sich greifen, entstehen in kurzem Zeitraum so viele Patienten, dass die Krankenhäuser völlig überlastet werden. Die größte Zahl der Opfer dieser Pandemie wird wahrscheinlich deshalb sterben, weil nicht genug Platz auf Intensivstationen vorhanden ist. Dass das Gesundheitswesen in den vergangenen Jahrzehnten zunehmend kaputtgespart worden ist (auch hier sollten wir über die Verantwortung der Bundesregierung reden), trägt sein übriges zur Situation bei.

    Wie man jetzt helfen kann das Problem zu verringern? Zuhause bleiben. Definitiv Menschenansammlungen vermeiden. Keine Richtfeste mehr ausrichten. Ältere und Individuen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem so gut es geht isolieren. Hände mit Seife waschen. Keinen Körperkontakt. Kein Händeschütteln. Kein Umarmen. Wenn möglich von zuhause arbeiten. Wozu haben wir Telefone, Laptops und Skype? Wenn bei Besprechungen persönliche Anwesenheit erforderlich ist, zwei Meter Abstand halten. Besser zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren als mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Nicht im Restaurant essen, sondern sich lieber selbst was mitbringen. Mit anderen Worten: Gesunden Menschenverstand walten lassen. Wir können wahrscheinlich nicht mehr verhindern, dass sich die Mehrheit der Bevölkerung anstecken wird. Aber es ist noch in unserer Hand zu verhindern, dass Krankenhäuser dermaßen überlastet werden, dass Zehntausende sterben, nur weil es nicht ausreichend Betten oder Beatmungsmaschinen auf den Intensivstationen gibt. Wir können die Ansteckungen herauszögern und auf einen Zeitraum strecken, in dem die Krise zumindest einigermaßen kontrollierbar ist.

    Wer mehr Informationen zur Coronavirus-Epidemie haben will, dem empfehle ich das Video einer Freundin von mir. Ist auf Englisch und am Anfang gibt es ein paar Schwierigkeiten mit den Slides, aber die Informationen sind aktuell und gut präsentiert:

    https://www.youtube.com/watch?v=dOjcWrJERSE

    • Ariane 13. März 2020, 21:43

      Wie man jetzt helfen kann das Problem zu verringern? Zuhause bleiben. Definitiv Menschenansammlungen vermeiden. Keine Richtfeste mehr ausrichten. Ältere und Individuen mit Vorerkrankungen oder geschwächtem Immunsystem so gut es geht isolieren

      Ich stimme dir ja absolut und in allem zu. Nur Können vor Lachen. Dummerweise richte ich ja nichts alleine aus und ich bin da schon die Vorsichtigste und musste sehr drum kämpfen, dass nicht jeder jeden umarmt.
      Also meine Umgebung ist da noch hauptsächlich im „Alles Panikmache“-Modus. Und das ist ja bekloppt, genau wegen solchen Leuten wird die Regierung irgendwann stärkere Maßnahmen machen müssen, in einigen Bundesländern schließen sie ja jetzt auch per Anordnung Restaurants und Bars etc. Mittlerweile würde ich mich nicht mal mehr wundern, wenn wir eine ähnliche Ausgangssperre light bekommen wie in Italien.
      Hab mich schon drauf eingerichtet, dass ab Montag die Schotten dicht gemacht werden.

    • Stefan Sasse 14. März 2020, 09:37

      Danke!

    • Jens Happel 14. März 2020, 10:56

      Volle Zustimmung!

  • Ariane 13. März 2020, 22:32

    Ich fand diesen Kommentar hier übrigens sehr passend. Es wird sogar Christian Lindner gelobt! 😉
    https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-03/angela-merkel-markus-soeder-corona-krise-politik/komplettansicht

  • Ralf 13. März 2020, 22:34

    Hab mich schon drauf eingerichtet, dass ab Montag die Schotten dicht gemacht werden.

    Das wäre das einzig Richtige … ^^

    Klar gibt es auch wirtschaftliche Aspekte, die zu berücksichtigen sind. Manche Unternehmen kämpfen mit dem Überleben. Viele Arbeitsplätze sind bedroht. Da werden wir als Gesellschaft viel Solidarität zeigen müssen. Auch mit Ländern wie Italien, die am härtesten getroffen worden sind. Aber ein Richtfest ist sicher nicht das essentielle Herzstück der deutschen Wirtschaft, von dessen Stattfinden unser Überleben abhängt. Sowas in einer Situation wie dieser nicht abzusagen, ist völlig unverantwortlich. Dass die Zahlen der Infizierten lokal noch gering ist, ist kein Argument angesichts der Tatsache, dass sich das Virus exponentiell ausbreitet und die Inkubationszeit 14 Tage beträgt – wir also erst in 14 Tagen wissen werden, wie viele Menschen heute schon irreversibel auf Kurs sind krank zu werden.

    • Ariane 13. März 2020, 23:09

      Aber ein Richtfest ist sicher nicht das essentielle Herzstück der deutschen Wirtschaft, von dessen Stattfinden unser Überleben abhängt. Sowas in einer Situation wie dieser nicht abzusagen, ist völlig unverantwortlich.

      Ähm. Es ist kein wirtschaftlicher Hintergrund, sondern ein privater. Es ist das Richtfest für das Haus meines Partners und mir. Und ich kann es nicht alleine absagen, nur wenn ich direkt sowohl Beziehung als auch Haus in den Wind schieße. Ich kann auch nicht einfach zu Hause bleiben, weil es eben unser Fest ist und dann findet das Fest statt, ohne dass nur minimale Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Ich kann nicht mal meinen Schwiegervater ausladen, weil dann alle über mich herfallen. Ist schon ein Rechtfertigungskampf, dafür zu sorgen, dass ihn bitte niemand noch umarmt, auch bei ihm selbst übrigens. Ist ja auch nicht so, dass alle Risikogruppen selber eigenverantwortlich handeln.
      Also ist ja schön für dich und andere, wenn das Umfeld gleichfalls besorgt sind, aber ich stehe hier in Niedersachsen allein auf breiter Front und bin gerade über jeden Besuch aus SH froh, der mir bei Aufklärung hilft 🙁

      Die wirtschaftliche Situation ist mir halbwegs schnurz, das passiert eh außerhalb meines Zuständigkeitsbereichs und es hat eh keinen Sinn mehr Handelsvertreter in Läden zu schicken, in denen niemand einkauft, auch wenn sie noch offen sind. Ich mach mir auch Sorgen, weil das keiner lange überleben kann, aber das Risiko bin ich persönlich bereit einzugehen.

  • cimourdain 13. März 2020, 23:43

    Mal ganz von Rhetorik und ‚In dieser schweren Stunde müssen wir hinter der Regierung stehen‘-Gefühlen abgesehen, ist doch die Frage, wie gut wird man als Bevölkerung wirklich informiert. Probe aufs Exempel? Wer kann dieTestfrage beantworten (ohne Google bitte): ‚Wo und wie muss man sich melden, wenn man vor kurzem Kontakt mit einem Coronafall hatte ?‘
    Da die Medien nicht die beste Figur abgeben, hier zwei gute ‚offizielle‘ Informationskanäle:
    https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/nCoV.html
    https://www.infektionsschutz.de/coronavirus-sars-cov-2.html

    • Ariane 13. März 2020, 23:49

      Gesundheitsamt oder Hausarzt oder 116117?^^
      Auf jeden Fall nicht mehr rumlaufen irgendwohin.

      Und mir gehts da ähnlich wie nach Hanau. Mir egal, ob ich hinter der Regierung stehen soll oder nicht, aber ich brauche in solchen unruhigen Zeiten auch beruhigende Worte, bin ich ganz ehrlich. Gut, die wissen auch noch wenig, aber ich hab das Gefühl, die halten sich an wissenschaftliche Empfehlungen, das ja schon mal gut. Und Scholz und Altmaier haben mir heute etwas die Sorge vor wirtschaftlichem Ruin genommen.
      Ich glaub, das ist aktuell so ziemlich das Einzige, was wir kriegen können. Ja, klarer und schneller wäre vielleicht gut, aber ich erkenne auch an, dass sie selbst zugeben, wenig bis keine Ahnung zu haben und da ein bisschen qualifiziert raten müssten.

    • Jens Happel 14. März 2020, 11:21

      Das ist aber wirklich eine unangebrachte ketzerische Frage die nur von einem Vaterlandsverräter kommen kann, der in den Zeiten der Not nicht hinter der Regierung steht. **Ironie wieder off**

      Das ist sogar noch schlimmer. Auch Ärzte wissen das oftmals nicht. Es gibt keinen Notfallplan für Epedimien, es gibt keine Anweisungen, es gibt keine Notrationen es gibt offenbar nicht genügend Kapazitäten auf Corona zu testen (Italien und Südkorea können es aber und letztere hatten sogar wesentlich weniger Vorrbereitungszeit). Da hat sogar die kommunistische Mangelwirtschaft besser funktioniert. Dafür gibt es:

      Hände mit Herzchenhaltung vor den Bauch und die Bitte sich nicht mehr die Hände zu schütteln und dafür in die Augen zu schauen.

      Und für diese Äußerung wird die Kanzlerin von den Medien gelobt. Zuvor wurde noch eine Desinformationkampagne gefahren und die Wirksamkeit der Atemschutzmasken kleingeredet, nur um zu kaschieren, dass die Regierung genau NULL Stück bevorratet hatte. Um den ganzen die Krone aufzusetzen wurde dann betont wie wichtig es ist die Hände zu waschen.

      Dabei nützt Händewaschen gegen Tröpfcheninfektion gar nicht nur gegen die Schmierinfektion. Nichts gegen das Händewaschen, es ist sinnvoll, aber gleichzeitig die Atemschutzmasken zu verdammen ist eine staatlich verordnete Fake News die von den Medien kritiklos verbreitet wurde.

      Es geht bei Hädewaschen und Atemschutzmasken nicht um einen 100%igen Schutz, sondern darum die Wahrscheinlichkeit der Ansteckung zu reduzieren. Es macht für das Handling einer Krise einen Riesenunterschied ob jeder Infizierte wieder einen, 1.1, 2 oder 3 weitere Menschen infiziert. Mit eine bisschen Exponentialrechnung ist das schnell ersichtlich.

      Sorry, was die Leitmedien da treiben ist nur noch als Missbrauch der Pressefreiheit zu bezeichnen! Die Leitmedien haben sich zur größten Filterblase ever entwickelt.

  • Anonym 14. März 2020, 01:27

    Ich ziehe das Fazit aus diesem Artikel: Du hast keine Ahnung, aber du hast Angst. Dem kann ich mich anschließen.

    Die Bemerkungen über Merkel, sorry, über die kann ich nun wirklich nur lachen. Merkel tut genau das, was sie in jeder Krise tut: Aussitzen.
    Auch eine defekte Uhr zeigt zwei Mal am Tag die richtige Uhrzeit, heißt es. Genau das erleben wir hier. Einen Schritt zurücktreten und die Experten machen lassen mag diesmal richtig sein, aber das bedeutet nicht, dass das Ergebnis von Weisheit ist.

    Ich habe eigentlich wahnsinnige Angst. Angst davor, sinnlos an einen Virus zu versterben. Angst davor, dass nach der globalen Epidemie ein autoritärer bis totalitärer Vorsorgestaat entstanden sein wird, der den Anspruch erhebt, jeden Lebensbereich zu kontrollieren.
    Die Tendenz geht schon in diese Richtung:
    – Public Health ist nichts anderes als eine Leitideologie dafür.
    – Föderalismus hat versagt, daher werden die Rufe nach Totalitarismus/Zentralismus größer
    – Lebesmittelampel, Dieselverbote und „Bundesbeauftragte für Einsamkeit“ lassen grüßen. Bald bekommen wir Staatlich vorgeschrieben, mit den wir uns wann treffen, damit niemand einsam ist…
    – Die entsprechenden Maßnahmen, von Wirtschaftslenkung bis hin zur Kontrolle der Öffentlichkeit werden schon ergriffen.

    Ich glaube leider daran, dass die Gesellschaft nach Corona sehr viel Autoritärer ausfallen wird als bisher…

    • Stefan Sasse 14. März 2020, 09:39

      Ich glaube, der totalitäre Versorgungsstaat steht uns nicht ins Haus…

      • cimourdain 14. März 2020, 11:53

        Dass Interessengruppen eine Krise nutzen, um eine Gesellschaft zu verändern, ist häufiger vorgekommen. Wird gern den Neoliberalen vorgeworfen ( z.B. Naomi Klein ‚The Shock-doctrine“ ). Fakt ist jedenfalls, dass Mecklenburg-Vorpommern die Woche ein neues Polizeigesetz bekommen hat, das deutlich autoritären Hautgout verströmt.

        • TBeermann 14. März 2020, 13:45

          Was hat das mit dem Coronavirus zu tun?

          Das Gesetz wurde im Juni von Innenminister Lorenz Caffier (CDU) im Landtag vorgestellt und es gab im Sommer Proteste dagegen. Gleichzeitig war klar, dass die SPD die „große“ Koalition in MeckPom daran nicht scheitern lassen würde.

          Außerdem reiht sich dieses Gesetz in eine ganze Litanei übergriffiger Polizeigesetze der letzten Jahre ein. Diesen Trend sollte man dringend kritisieren, aber er hat nichts mit Corona zu tun.

          • cimourdain 15. März 2020, 08:13

            Das ist schon wahr. Im Gegensatz zu den anderen Ländern stiess jetzt dieser Gesetzesbeschluss auf nur wenig Kritik – weil alle mit dem Krankheitsthema abgelenkt sind. Das könnte man als Fußball-WM-Gesetzgebung sehen.

        • Stefan Sasse 14. März 2020, 15:28

          Unschön 🙁

  • GerdHeiner 14. März 2020, 08:24

    Für alle, die Jens Spahns Handeln so „toll“ finden, hier die Chronologie seinen Agierens:

    2.01.20, SZ: Die Gefahr für Deutschland durch das Coronavirus werde von Fachleuten momentan als „sehr gering“ eingeschätzt, sagte ein Sprecher von Gesundheitsminister Jens Spahn

    24.01.20, Tagesschau: Bislang gibt es keinen Corona-Verdachtsfall in Europa. Für Deutschland mahnt Gesundheitsminister Spahn umsichtige Reaktionen an – und lobt die Informationspolitik der chinesischen Regierung.

    27.01.20, RP Online: Spahn: Deutschland ist gut vorbereitet

    28.01.20, ZDF: Spahn ruft zu Gelassenheit auf

    28.01.20, MDR: Spahn weitet Meldepflicht aus

    29.01.20, RTL: Gesundheitsminister Jens Spahn zu Coronavirus: „Kein Anlass zu Unruhe oder unnötigem Alarmismus

    29.01.20, Tagesspiegel: Laut Jens Spahn geht vom Virus nur eine „geringe“ Gefahr aus, bei der Eindämmung vertraut er auf das Robert-Koch-Institut. Die letzte „Krisensimulation“ liegt drei Jahre zurück, eine Software zur zentralen Erfassung von Verdachtsfällen gibt es nicht. Unterdessen gibt es neue Fälle in Bayern.

    29.01.20, Berliner Morgenpost: Für Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) erreichen die Fake News rund um Corona derartige Ausmaße, dass er nun davor warnt: „Gerade in sozialen Medien sind viele mit ganz eigenen Interessen unterwegs, die Bürgerinnen und Bürger verunsichern wollen“, sagte Spahn den Fernsehsendern RTL und n-tv.

    31.01.20, Abendblatt: Gesundheitsminister Jens Spahn warnt wegen des Corona Virus vor Panikmache

    2.02.20, Zeit: Jens Spahn will Falschmeldungen zum Corona Virus entgegenwirken (Artikel mittlerweile gelöscht)

    5.02.20, Welt: Bundesminister Spahn macht sich in Germersheim ein Bild von der Quarantäne-Station für das Corona Virus. Er sieht eine „dynamische Lage“ und will sich mit den europäischen Partnern abstimmen. In Germersheim gab es erst einmal Entwarnung.

    12.02.20, BGzA: Spahn sieht Zahlen aus China zum Coronavirus-Verlauf kritisch: „Das ist alles auf sehr, sehr dünnem Eis“

    12.02.20, Stern: Spahn sieht Coronavirus-Situation in Deutschland “unter Kontrolle”

    12.02.20, ZDF: Spahn zum Virus in Deutschland – Corona-Lage ist „unter Kontrolle“

    13.02.20, Manager Magazin: Wegen des Coronavirus werden in der EU Engpässe bei Arzneimitteln und Schutzkleidung befürchtet. In China würden wichtige Wirkstoffe produziert, die für viele Medikamente nötig seien, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Donnerstag bei einem Sondertreffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel.

    24.02.20, SZ: Spahn sieht Ansteckungsgefahr in Deutschland. (…) In der Bundesrepublik sei es jedoch noch möglich, Betroffene zu isolieren, zu behandeln und ihre Kontaktpersonen zu ermitteln, sagte Spahn.

    25.02.20, Welt: Spahn unterschätzt das Coronavirus, glaubt ein Virologe

    26.02.20, Bild: GESUNDHEITSMINISTER SPAHN SCHLÄGT ALARM
    Deutschland „am Beginn einer Coronavirus-Epidemie“

    26.02.20, SZ: Gesundheitsminister Jens Spahn erwartet eine deutlich stärkere Verbreitung des Virus. „Wir befinden uns am Beginn einer Corona-Epidemie in Deutschland“, sagte Spahn am Mittwoch in Berlin

    27.02.20, Tagesschau: Spahn und Seehofer zum Corona-Virus: Krisenstab nimmt Arbeit auf

    27.02.20, Spiegel: Auch Spahn spricht von einer neuen Lage angesichts der wachsenden Zahl von Infektionen. Es müsse damit gerechnet werden, dass sich die Epidemie auch in Deutschland ausbreite, sagt der Gesundheitsminister.

    2.03.20, FAZ: SPAHN ÜBER DAS CORONAVIRUS Grenzschließung und Event-Absagen nicht verhältnismäßig

    4.03.20, Focus Online: Spahn räumt Nachholbedarf bei Corona-Tests ein

    4.03.20, Bundesgesundheitsminister: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat sich am 6. März 2020 mit den EU-Gesundheitsministern beim EPSCO-Sonderrat über die Eindämmung des Corona Virus und die Arzneimittelversorgung während der Pandemie ausgetauscht. „In dieser Situation können wir alle voneinander lernen“, so Spahn in Brüssel.

    9.03.20, Stern: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat alle Bürger dazu aufgerufen, daran mitzuwirken, die Ausbreitung des Coronavirus zu bremsen. Ziel müsse es sein, „die Dynamik zu verlangsamen“, sagte der CDU-Politiker am Montag in Berlin. „Wir müssen den Ausbruch verlangsamen, damit unser Gesundheitssystem weiter funktionieren kann“, betonte er. „Dazu brauchen wir die gesamte Gesellschaft. Wir brauchen jeden einzelnen Bürger und jede einzelne Bürgerin.“

    Am 11.3. tritt erstmal die Bundeskanzlerin vor die Presse. Die Kollegen und Kolleginnen dort fühlen sich sichtbar geschmeichelt, die Kanzlerin schäkert darüber, die Journalisten sollten sich nicht ins Gesicht fassen um die Verbreitung des Virus zu vermeiden. Zu dem Zeitpunkt beginnt Italien, das gesamte öffentliche Leben einzuschränken. Deutschland debattiert darüber, ob einzelne Bundesligaspiele ausfällen könnten. Die Ministerpräsidenten der Länder können sich nicht über eine gemeinsame Entscheidung zum Schließen der Schule einigen, allerdings beschließen sie eine Erhöhung der Rundfunkgebühren.

    Am 12.3. treten Kanzlerin und die Vertreter der Bundesländer vor die Journalisten; erst jetzt wird der Ernst der Krise thematisiert. Heftige kritisiert Bundesfinanzminister Olaf Scholz US-Präsident Donald Trump, der einseitig die Einreise aus Europa unterbunden hat. Grenzen seien nicht geeignet, das Virus fernzuhalten. Statt sich um die Probleme seines Landes zu kümmern, denke Trump wohl, dass er ein Virus so bekämpfen könne, „wie irgendwelche Leute, die eine andere als die US-Staatsbürgerschaft haben“. Längst hat Österreich den Bahnverkehr aus Italien blockiert, Tschechien riegelt die Grenze nach Deutschland ab. Viele Medien konzentrieren sich in ihren Berichten darauf, dass die Bundeskanzlerin sich so sympathisch mit „Tschö“ vom bayerischen Ministerpräsidenten verabschiedet habe.

    Am 13.3. erklärt die WHO Europa zum neuen Epizentrum der Krise, die in China abflaue. Erst jetzt scheint der wahre Umfang der Krise im politischen Bewusstsein angekommen. Ein umfangreiches Programm an Wirtschaftshilfen wird verabschiedet; eine Lösung für fehlende Desinfektionsmittel fehlt weiter. Die ZDF-Nachrichten dokumentieren die aufziehende Wirtschaftskrise am Beispiel eines schwul-lesbische Clubs in Berlin, der unter Besucherschwund leidet

    • Dennis 14. März 2020, 10:24

      @ GerdHeiner
      Das könnte alles damit zu tun haben, dass Politik etwas anderes ist als Hellseherei. Zu kritisieren ist aber durchaus die epidemische Politikerkrankheit, hellseherische Fähigkeiten zu behaupten und vorzugaukeln. Das wiederum könne allerdings mit der Krankheit beim „Volk“ in Verbindung stehen, genau das von der politischen Klasse zu erwarten. Geschwätzigkeit wird ja auch erwartet. Ich guck ja auch zuweilen Talkschau 🙁 Hinzu kommen Journalisten, die alle fünf Minuten „breaking news“ raushauen müssen, weil man mit den Klicks Geld verdient, wenngleich wenig, gaaaanz wenig.

      Übrigens ist Medizin eine ERFAHRUNGSWISSENSCHAFT. Über einen neuen, bisher nicht bekannten Virus alles zu wissen bevor man Erfahrungen gesammelt hat, dürfte auch eine eher falsche Erwartungshaltung sein, ebenso wie die Frage, wieso es eigentlich nicht gefälligst unverzüglich Impfstoffe und Heilmittel gibt. Dass es auch in der Wissenschaft Schwätzer und Wichtigtuer geben mag und die Eitelkeit eine nicht geringe Rolle spielt verkompliziert die Lage zusätzlich.

      Von denen da oben beschützt zu werden, damit man die persönlichen Schutzmaßnahmen schleifen lassen kann, funzt auch nur begrenzt. Man könnte ja auch zu Veranstaltungen einfach nicht mehr hingehen, statt darauf zu warten, dass das von oben verboten wird. So is halt der Mensch. Wenn die Lage existenziell wird, kommt das ganze Elend zum Vorschein.

      Was sich zum Beispiel auch darin zeigt, dass Trump offenbar eine ähnliche Propagandalinie verfolgt wie seine Kollegen im Iran. „Ausländisch“ ist das große Zauberwort.

      https://www.faz.net/2.1677/trumps-umgang-mit-corona-die-flucht-aus-der-realitaet-16676453.html

      Kennt man auch schon lange, namentlich von den venerischen Krankheiten. Die sind überall „ausländisch“.

      • Jens Happel 14. März 2020, 11:27

        „Hellseherei° ? Willst du mich auf den Arm nehmen.

        Hast du nicht gesehen, was zuvor in China, Südkorea und Italien passiert ist. Was muss man da noch HELL sehen, man hätte nur hinsehen müssen und dann eine Entscheidung treffen.

        Wenn man aber erst noch drei Umfragen abwarten muss dauert es eben ein bisschen mit dem agieren,

        • Dennis 14. März 2020, 12:39

          Zitat Jens Happel:
          „man hätte nur hinsehen müssen und dann eine Entscheidung treffen.“

          Wann genau welche ?

          • Ralf 14. März 2020, 12:58

            Spätestens als sich das Virus rapide in Italien, im Iran und in Südkorea ausbreitete, hätten Großveranstaltungen abgesagt werden müssen. Dass man zum Beispiel die Karnevalsfeierlichkeiten weiterlaufen ließ war völlig unverantwortlich. Nur durch unglaubliches Glück hat das in Köln oder Mainz nicht zu einer unmittelbaren Katastrophe geführt, während der Hauptherd der Epidemie in Deutschland, ausgehend von einer Karnevalsveranstaltung in Heinsberg, hätte vermieden werden können. Notfallpläne, wie etwa ein Exportstopp für medizinische Güter, die in Krisenzeiten knapp werden könnten, hätten sofort an den EU-Grenzen aktiviert werden müssen. Testkapazitäten hätten dramatisch ausgeweitet werden müssen. Viele akademische und Industrieforschungslabore haben sowohl das Knowhow als auch die Infrastruktur Tests durchzuführen. Warum wird das nicht genutzt? Rückkehrer aus Problemgebieten hätten unter sofortige verpflichtende Selbstquarantäne gestellt werden müssen. Universitäten hätten sofort geschlossen werden müssen, die Mittel- und Oberstufe an den Schulen hätte man nach Hause schicken sollen.

            Und das sind nur die kurzfristigen Maßnahmen. Langfristig hätte man das Gesundheitssystem eben nicht kaputtsparen sollen. Man hätte sich um die personelle Ausstattung der Krankenhäuser z.B. vorzeitig Sorgen machen sollen und nicht einen Schönwetterbetrieb fahren sollen, der in einer ernsten Krise nur kollabieren kann. Man hätte die Sicherheit und die Gesundheit der deutschen Bürger über die Profitinteressen von Investoren stellen sollen. Und man hätte Pläne in der Schublade haben sollen, die man generalstabsmäßig umsetzt, wenn die Zeit gekommen ist. Eine Epidemie ist nicht etwas „Unerwartetes“. Epidemien hat es immer schon gegeben und alle paar Jahrzehnte kommt etwas sehr, sehr Schwerwiegendes. Auf so etwas muss man vorbereitet sein. Wer da überrascht wird, hat seine Hausaufgaben nicht gemacht.

            • Dennis 14. März 2020, 20:04

              Zitat Ralf:
              „Spätestens als sich das Virus rapide in Italien, im Iran und in Südkorea ausbreitete, hätten Großveranstaltungen abgesagt werden müssen.“

              Die Kappensitzung in Langbroich (650 Einwohner), Ortsteil der weltbekannten Metropole Gangelt ( 12 T Einwohner), war also eine Großveranstaltung (krass weniger als 1.000 Teilnehmer, vermutlich etwa so viele wie auf dem hier diskutierten Richtfest vom Ariane). Das war am 15.2., am Samstag vor der eigentlichen Fastnachtswoche. Vermutlich gab es in jenen Tagen in den einschlägigen Regionen zehntausend oder mehr weitere Veranstaltungen dieser Art.

              Da keine Sau (z.B. auch ich nicht) in jenen Tagen ein nennenswertes Problembewusstsein hatte, wäre das Verbot von solchen Miniveranstaltungen (die auch heute erlaubt sind, jedenfalls bis gestern) ohne Anhaltspunkte über „Gefährder“ für jeden Politiker ein Selbstmordkommando gewesen. Er/sie wäre für verrückt erklärt worden.

              Die Erwartungshaltung gegenüber der politischen Klasse sollte die Grenze des Irrsinns nicht überschreiten. Politiker, die in – vermeintlich – guten Zeiten alle möglichen kleinlichen Vorsorgemaßnahmen predigen oder gar anordnen, können ihre Karriere beenden.

              Bei der Grippesaison 2019/20 gab’s übrigens bis dato in D ca. 250 Tote.

              Es hätte keine geringere Plausibilität, deswegen Kappensitzungen zu unterbinden, da Impfempfehlungen konsequent ignoriert werden. Falls es mal eine Corona-Impfung geben sollte, werden Impfempfehlungen natürlich auch weitgehend ignoriert werden.

              Zitat Stefan Sasse im Blog:
              „Bis vorgestern war ich noch selbst recht oberflächlich clever, machte Witze über das Virus und schaute mit der Gelassenheit und Distanz desjenigen auf die Quarantäneversuche, der das alles für Ereignisse in einem fernen Land hält.“

              So isses halt. Bei mir ja auch so ähnlich. Warum hat Merkel nicht dennoch höchstpersönlich die Bazooka aktiviert, als Otto Normalo noch geschlafen hat? Es war schon zu spät. Zur Jahreswende hätten alle Grenzen effektiv geschlossen werden müssen, insbesondere sämtliche Flughäfen stillgelegt werden müssen. Gaaaanz wenige (womöglich nur einer) Einschlepper reichen und die Lage ist da. Ab da wird’s schwierig, zumal bei allen Maßnahmen die Leut, also 80 Millionen, konsequent und lückenlos mitwirken müssen. Wie das so läuft sieht man z.B. bei Impfempfehlungen. Den Diktator, der das auf Knopfdruck dirigiert, gibt’s ja womöglich alsbald. Schaun mer mal.

              • Ariane 15. März 2020, 12:54

                Jep, so ist es. Absolute Zustimmung.

                (krass weniger als 1.000 Teilnehmer, vermutlich etwa so viele wie auf dem hier diskutierten Richtfest vom Ariane)

                Hihi. Aber wir waren in der Spitze vielleicht 25-30 Leute. Und es reicht eben ein Infizierter und dann sitzen auf Schlag 100 Leute in Quarantäne. Ich auch. Und darf dann vielleicht gemeinsam mit dem Gesundheitsamt die Kontaktdaten des Handwerkers von drei Baustellen weiter herausfinden, der sich nur fix ein Bier abgeholt hat und dessen Namen ich nicht mal kenne.
                Also selbst wenn ich nicht infiziert bin, aber die Unsicherheit und den Stress möchte ich auch nicht haben.

          • Jens Happel 16. März 2020, 18:32

            Na, früher die Schotten dicht machen. Wir haben sogar noch kurz zuvor alle möglichen Leute zum Skifahren nach Italien gelassen, als sich da schon das Virus extrem vermehrte.

            Als in Südkorea und in anderen Ländern die Seuche ausbrach. Hätten Pläne erstellt werden müssen, und spätestens dann Atemmasken und Desinfektionsmittel von Regierungsseite bestellt werden müssen.

            Wie in Südkorea hätte die Abgabe der Masken und Desinfektionsmittel limitiert werden müssen. Es hätten wesentlich mehr Testmöglichlkeiten geschaffen werden müssen. Die Bevölkerung hätte für das Thema sensibilisiert werden müssen.

            Maske müßte draußen Pflicht sein.

            Die Warnungen hätten wesentlich eindringlicher sein müssen. Anstelle eines mäßig ansteckend hätte das Robert Koch Institut die Einschätzung wesentlich früher von mäßig auf wahrscheinlich hochstufen müssen.

            Im folgenden Artikel der Faz ist recht klar aufgeschlüsselt was zu tun ist und was man hätte tun müssen.

            https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/kollaps-der-kliniken-der-shutdown-ist-unausweichlich-16681824.html

            Deutschland hat wahrscheinlich mindestens 2 Wochen zu spät abgeriegelt. Von der mangelnden Vorratsbeschaffung mal ganz abgesehen.

            Better panic early then panic late

            https://www.heise.de/tp/features/Coronavirus-Europa-planlos-4678285.html

    • Jens Happel 14. März 2020, 11:25

      Stimme dir mittlerweile zu. Spahn, Merkel aka Regierung ist ein komplett Ausfall.

    • Marc 14. März 2020, 14:26

      Danke für die Auflistung des Versagens.

      Ich will noch eines Herausstreichen: Spahns Alarmismus kam direkt nach Karneval. Diese ich denke bewusste Verzögerung ist ursächlich für den jetzigen Epidemie Ausbruch. Eine Absage vergleichbar mit dem chinesischen Neujahrsfest hätte viele Leben gerettet.

      Wer Spahn als fähig bezeichnet, kann wirklich nicht mit Fakten umgehen. Aber auch Merkel war in der Verantwortung, sie hätte intervenieren müssen. Ihre bekannte Passivität hat wieder einmal zugeschlagen.

  • CitizenK 14. März 2020, 09:55

    Die Analogie mit dem Unternehmen trägt nicht.

    Immerhin handelt es sich um den massivsten Eingriff in Bürgerrechte und unternehmerische Freiheit in der Geschichte der Bundesrepublik. Dies erst zu tun, wenn die Gefahrenlage gesichert ist, sollte man der Regierung nicht vorwerfen. Bei einer Zeitrechnung in Tagen und Stunden, nicht in Wochen oder Monaten.

    Vorhalten kann man ihr, bei medizinischen Material nicht rechtzeitig vorgesorgt zu haben. Noch vor Kurzem haben Sie das als „Verschwendung“ bezeichnet.

    • Stefan Pietsch 14. März 2020, 10:22

      Ich sehe solche Kommentare als hilflosen Versuch, eine aus politischen Gründen geschätzte Politikerin in Schutz zu nehmen. Fakt ist, Merkel ist, obwohl Deutschland hauptbetroffen ist, als letzte vor die Presse gegangen. Sind also alle anderen Geisterfahrer? Kaum.

      Unternehmen können für einen Fall, der bestenfalls alle 20 Jahre eintritt, keine gesonderte Vorratshaltung betreiben. Der Staat hat dies im Kalten Krieg getan. Nur heute wäre die Frage: was soll vorgehalten werden? Ich kann Wetten darauf abschließen, dass Sie beim nächsten selbst kleinen Anlass etwas völlig anderes beklagen werden. Sie lamentieren stets über die fehlende Glaskugel.

      • TBeermann 14. März 2020, 10:56

        Der Fairness halber: Für Sie ist alles ein Versuch, Merkel in Schutz zu nehmen (oder eben gleich „Lobhudelei“), was sie nicht als zutiefst unfähige oder besser gleich korrupte und selbstverliebte Sonnenkönigin darstellt, die auf dem Rücken des Volkes, des Landes und ihrer Partei ihre eigene düstere Agenda verfolgt (was auch immer das sein mag).

    • TBeermann 14. März 2020, 10:51

      Was man sich an der Stelle klar machen muss, ist dass diese Krise so mit das Voraussehbarste ist, was man sich denken kann. Natürlich konnte niemand wissen, dass dieser Virus zum Jahreswechsel 2019/2020 durchstarten würde, aber dass IRGENDEIN neuer Virus früher oder später um die Welt gehen würde, war unvermeidlich. Es passier alle paar Jahre und in etwas größeren Abständen ist es ein schwererer Fall.

      Vielleicht ist das ja mal ein Anlass zum Umdenken. In den letzten zwei bis drei Jahrzehnten wurde der Katastrophenschutz in vielen Ländern (nicht nur in Deutschland) deutlich zurückgefahren. Infrastruktur und Vorrät wurden abgebaut, es gibt sehr viel weniger Übungen, Routinen werden nicht überarbeitet.

      Aber ich würde sogar noch weiter gehen. Muss das Gesundheitssystem profitabel sein? Sollten Krankenhäuser kostenoptimiert arbeiten oder wäre es nicht sinnvoller, andere Aspekte in den Vordergrund zu stellen? (Nicht zuletzt auch im Interesse des Personals, das schon vor dieser Krise auf dem Zahnfleisch ging).

      Es spielt sicher auch eine Rolle, dass Europa bei N1H1 und SARS relativ glimpflich davongekommen ist. Auch dieses Mal scheinen wir zumindest so weit Glück zu haben, dass der Erreger weder extrem infektiös, noch extrem gefährlich ist, sondern jeweils im moderaten Bereich.
      Vielleicht nehmen wir das ja mal als Probelauf und richten unser System so aus, dass wir den Ernstfall bewältigen können.

  • CitizenK 14. März 2020, 13:26

    Eben gerade der Hilferuf eines HautArztes per Leserbrief in der Zeitung : Die Vorräte an Handschuhen und Desinfektion werden in einer Woche aufgebraucht sein, auch bei anderen Praxen. Nachschub gibt es nicht.

    • Ralf 14. März 2020, 13:31

      Warum werden die Vorräte in den Laboren der Universitäten und Fachhochschulen, die gegenwärtig nicht an Lebensnotwendigem arbeiten, nicht beschlagnahmt und an Ärzte ausgegeben?

      • CitizenK 14. März 2020, 18:41

        Hab Deinen Vorschlag an den Arzt weitergeleitet. Mal sehen.

  • GerdHeiner 14. März 2020, 13:49

    @Ralf

    Volle Zustimmung, Spahn, Merkel et al. laufen der Entwicklung hinterher!

    Mal hier reinschauen:

    https://medium.com/@joschabach/flattening-the-curve-is-a-deadly-delusion-eea324fe9727

    • Jens Happel 16. März 2020, 18:35

      Danke für den Link.

  • CitizenK 14. März 2020, 22:26

    Nochmal zurück zum Ausgangspunkt des Artikels. Ich verstehe nicht mehr, wie wir innerhalb von wenigen Tagen von der Vernachlässigung zur größten Katastrophe in der Geschichte der Bundesrepublik kommen konnten. Trotz Internet, trotz höheren Studierten-Anteils, trotz Wissenschaft.

    Vor zwei Wochen haben wir hier noch diskutiert – wegen Klima- und Flüchtlingskrise – was alles nicht geht: Flüge reduzieren, Kreuzfahrten, Grenzen schließen, Verhalten ändern, Eingriffe in Unternehmen und Eigentum usw.

    Warum haben wir das nicht kommen sehen?

    • Ralf 14. März 2020, 22:33

      Weil man Augen und Ohren verschlossen hat und auf Profite nicht verzichten wollte. Den Karneval abzusagen hätte enorm viel Geld gekostet. Bundesligaspiele nicht stattfinden zu lassen, hätte die Veranstalter enorm viel Geld gekostet. “Lieber jetzt noch schnell einen Gewinn mitnehmen” war die Devise. Das Ergebnis ist die gegenwärtige Katastrophe.

    • TBeermann 14. März 2020, 22:55

      Ich würde sagen auf der einen Seite Überheblichkeit, dass man davon ausgegangen ist, dass es bei uns und mit unserem Gesundheitssystem automatisch besser laufen würde, gepaart mit der Tatsache, dass wie die letzten Mal recht glimpflich davon gekommen sind.

    • Ariane 14. März 2020, 23:40

      Ich glaube nicht, dass es ein Politikproblem ist. Es ist halt etwas, das irgendwo in China passiert und ganz ehrlich: das hat doch niemand vor zwei Wochen kommen sehen. Auch nicht die besten Virologen, denen wir gerade alle zuhören, die haben vor zwei Wochen keine Ausgangssperre angeregt.

      Ich glaube, sowohl ich als auch die Politik sind wirklich erst von Italien total aufgeschreckt worden. Das ist halt nah dran und auf unserem Entwicklungsstand. Und da war es halt schon überall. Also mir gehts wie Stefan im Artikel, ich hab das vorher auch nicht ernst genommen und Klopapierwitze gerissen (ok, mach ich zur Ablenkung manchmal immer noch^^). Die Bevölkerung hätte es doch vor einer oder zwei Wochen niemals akzeptiert, dass Karneval abgesagt und sämtliches Zeugs verboten wird. Die muss ja auch erstmal selbst in den Panikmodus kommen.
      Und es gibt jetzt noch unheimlich viele Menschen, die das für Panikmache halten wie popper. Zumindest hier nimmt das keiner ernst.
      Also irgendwie zu sagen, dass das irgendjemand hätte vor zwei Wochen kommen sehen sollen und Karneval verbieten, erscheint mir da sehr vermessen ehrlich gesagt. Überlegt vielleicht selbst, wann ihr in den Panikmodus gekommen seid und wie ihr drei Tage vorher reagiert hättet, wenn die Regierung zu solch harten Maßnahmen greift.

      • Ralf 14. März 2020, 23:56

        Ich glaube, sowohl ich als auch die Politik sind wirklich erst von Italien total aufgeschreckt worden.

        Nicht wirklich. Ich gebe zu, bevor das Virus außerhalb von China eskalierte, hab ich die Gefahr auch nicht begriffen. Und ich war in Kontakt mit Epidemiologen und Lungenspezialisten, die das auch nicht anders sahen. Aber als das Virus in Italien auftauchte und die Fallzahlen im Norden des Landes explodierten, hätten alle Alarmglocken angehen müssen. Trotzdem war die Politik in Deutschland im Tiefschlaf. Die Krise wurde beschwichtigt und klein geredet. Erst als der Dachstuhl lichterloh brannte und nachdem viel wertvolle Zeit (bedauerlicherweise ist Zeit = Menschenleben) vergeudet worden war, kam überhaupt irgendeine Art von Response. Und die hinkte dann auch noch den Nachbarländern hinterher. Zugegeben, jetzt mittlerweile haben die meisten Politiker verstanden, dass die Lage ernst ist und jetzt werden auch wichtige Maßnahmen eingeleitet. Aber eine schlagkräftige Antwort auf die Krise hätte anders aussehen müssen und das Versagen, als noch Zeit zum Reagieren war, wird vermutlich viele Opfer fordern. Darüber wird zu diskutieren sein, wenn die Krise ausgestanden ist.

        • Ariane 15. März 2020, 01:10

          Tja, wie unten geschrieben ich bin ja im Paralleluniversum, ich wäre froh, wenn hier mal jemand merkt, dass es eine Krise gibt :/

          Aber immerhin, man denkt dann erstmal gründlicher nach, wen man für Versagen verantwortlich macht (außer seine bescheuerten Mitmenschen, die irgendwie nix mitkriegen) und ich glaube, wir haben hier das Versagen auf mittlerer Ebene.
          Oben ist ja ok, ich hab ja zugehört und war mit den Ansagen von Merkel, Spahn, Scholz, Altmeier und sogar Lindner zufrieden, also ich finde bundespolitisch läuft es wirklich.
          Und ganz unten auch. Mein Vater hat aus dem Finanzamt berichtet, dass sie natürlich keinen Plan haben, welche Maßnahmen steuerlich kommen, aber die haben schon mit der Vorbereitung begonnen, diese noch unbekannten Maßnahmen umzusetzen.
          Und Gesundheitsämter, die stehen an vorderster Front. Was machen die sonst eigentlich, weiß das jemand? Sitzen da sonst nicht zwei strafversetzte Leute, die wenige Fälle von Malaria oder Ebola managen oder Schulimpfungen oder so? Ich hab keine Ahnung, wo die die Leute finden, um plötzlich 4000 Infizierte und noch viel mehr Kontaktpersonen und Gefährdete anzurufen und das zu managen. Also dass die das überhaupt irgendwie hinkriegen, finde ich schon beeindruckend. Kliniken und ähnliche an vorderster Front ebenso.

          Und dann diese abgedrehte chaotische Bundeslandebene. Ich sags Euch, diese ganzen Maßnahmen sind imo eher psychologisch wichtig. Jeder in SH weiß zumindest, dass das eine ernste Situation ist. Mein Vater ist auch Kommunalpolitiker in Damp, das ist ein kleines Dorf, das nur von Tourismus und riesigen Rehakliniken lebt. Die gehen also komplett pleite und sind total exponiert, ganz miese Kombi, eine Krisensitzung nach der anderen. Und neben Gesundheitswünschen höre ich aus SH nur, dass alles egal ist, wir retten damit Leben, passt auf euch auf und Überlegungen, ob Supermärkte regelmäßig beliefert werden.

          Während hier nix passiert und alle sich knuddeln und händeschütteln bis zum Umfallen. Und die Regierung ist ja genau so pomadig. Wir haben hier Veranstaltungen über 1000 Leuten verboten, nachdem alle Berlin fertig gemacht haben und Bremen bereits die Uni geschlossen hat. Die Schulen und KiTas sind dicht, aber sonst gibt es gar keine Maßnahmen bisher oder so gut versteckt, dass ich sie bisher nicht gefunden habe. Herr Weil richtet erstmal in Gemütlichkeit nen Krisenstab ein und rät zum Radfahren. Wie gesagt, das ist ja auch ein dynamischer Prozess, Weil macht nix, die Umgebung nimmt es nicht ernst usw.

          Also ganz ehrlich, ich wünsch mir mittlerweile wirklich patrouillierende Soldaten mit Panzer und Maschinengewehr, einfach nur damit mein Umfeld mal mitbekommt, dass überhaupt eine Krise existiert. Und wären die nicht so pomadig, wären die harten Maßnahmen vielleicht auch gar nicht nötig.

          Wie gesagt, ist etwas anekdotisch, ich kenne ja nicht alle Menschen aus Niedersachsen, aber was ich so aus anderen Gebieten rundrum höre, ist das nicht viel anders. Hier ärgert man sich auch wirklich über die Unannehmlichkeit der geschlossenen Schulen. Und wir sind 5km von Bremen weg, das nützt denen nix, wenn sie alles dichtmachen und hier passiert nix. Also ich wünsch mir jetzt doch die Notstandsgesetze für den dritten Weltkrieg bitte!

          • Ralf 15. März 2020, 01:13

            Hier mal ein schöner Text als Eye-Opener für das schöne Niedersachsen …

            https://medium.com/@tomaspueyo/coronavirus-act-today-or-people-will-die-f4d3d9cd99ca

            • Ariane 15. März 2020, 01:32

              Höhö, alles schon versucht. Die blicken das hier wirklich nicht, die wollen das nicht hören. Vielleicht hab ich auch nur Pech und bin unter Verrückten, keine Ahnung. Dieses Hin- und Her zwischen den Realitäten macht mich nervlich schon fertig. Mein Vater hat mich auch schon gefragt, ob die hier kein Fernsehen gucken, schade dass er vor lauter Krisensitzungen nicht kommen konnte, er hatte schon den offiziellen Aufklärungsauftrag von mir.

              Und wie Stefan auch schon sagte: man guckt automatisch auf die Regierungsebenen, ob ich alleine hier vorsichtig bin oder nicht macht null Unterschied. Ich bin mittlerweile auf Merkel angewiesen, weil hier alle schlafen. Und meine Schwiegermutter ist Altenpflegerin!, die knuddelt auch noch jeden.
              Gott sei Dank brauchen die gerade alle Babysitter, wenn ich nicht in Qurantäne sitze, guck ich grad lieber den ganzen Tag fünfmal die Eiskönigin.

          • Dennis 15. März 2020, 10:31

            Interessanter Bericht, das.
            Danke dafür.

            Ungesellig und distanziert wie die so sind, haben die Nordlichter in dieser Sache immerhin einen genetischen Vorteil^. Kappensitzungen mit Schunkeln, Küsschen und ähnlichen Sauereien gab’s bei Bremen vermutlich nitt so.

            Zitat
            „Die gehen also komplett pleite und sind total exponiert, ganz miese Kombi, eine Krisensitzung nach der anderen. Und neben Gesundheitswünschen höre ich aus SH nur, dass alles egal ist, wir retten damit Leben, passt auf euch auf und Überlegungen, ob Supermärkte regelmäßig beliefert werden.“

            Also, keine schlechte Idee, sich an denen da oben ein Beispiel zu nehmen. Die innere Ruhe is allemal besser als durchknallen:

            https://www.youtube.com/watch?v=l8Jbh_Q2QZE&list=PLD4303CD40A7A68D5&index=4

            Zitat
            „und alle sich knuddeln und händeschütteln bis zum Umfallen. “

            Knuddeln ist eh zutiefst unnorddeutsch. Diese komische mediterrane Begrüßungsart passt hinter den Deichen nicht. Abschaffen, sofort abschaffen für immer. Lieber so wie auf der ersten Seite des „Zauberberg“ berichtet, als Castorp mit dem Zug in Davos ankommt:

            „Dann lief er über den engen Korridor und sprang auf den Bahnsteig zur eigentlichen und sozusagen nun erst persönlichen Begrüßung mit seinem Vetter, die sich ohne Überschwang, wie zwischen Leuen von kühlen und spröden Sitten vollzog. Es ist sonderbar zu sagen, aber von jeher hatten sie es vermieden, einander beim Vornamen zu nennen, einig und allein aus Scheu vor zu großer Herzenswärme.

            So muss man’s machen.

            • Ariane 15. März 2020, 13:06

              Ungesellig und distanziert wie die so sind, haben die Nordlichter in dieser Sache immerhin einen genetischen Vorteil^. Kappensitzungen mit Schunkeln, Küsschen und ähnlichen Sauereien gab’s bei Bremen vermutlich nitt so.

              Jep, ist mittlerweile aber vielleicht auch ein Problem. Süddeutsche Karnevalitsten wirken hier fast noch weiter weg als Italien. Aber daher haben wir (noch) nicht soviele Fälle, in SH sind die fast alle auf Skiurlauber oder ähnliches zurückzuführen, der Zeitvorsprung könnte uns hier oben schon einen Vorteil schaffen, wenn die Leute halt auch vorsichtiger werden und sich nicht auf „hier hat das doch keiner“ ausruhen.

              Knuddeln ist eh zutiefst unnorddeutsch. Diese komische mediterrane Begrüßungsart passt hinter den Deichen nicht

              Ich hab auch noch besonderes Pech, weil da Ostverwandtschaft mit rumwuselt. Die sind Knuddler und haben teils wirklich noch diesen Trotz, dass man lieber das Gegenteil von dem macht, was die Regierung rät.
              Und wir sind halt alle Globalisierungsopfer. Ur-Norddeutsche fahren auch nicht Ski, sondern gehen lieber Angeln und Segeln und ein „Winkemoin“ muss reichen.
              Also die Traditionalisten sind recht sicher, zur Not werden die am Ende an die Hotlines gesetzt^^

          • CitizenK 15. März 2020, 12:25

            Die Südlichter hier sind auch nicht klüger. Die meisten, die hier (BW) positiv getestet wurden, hatten Kontakt zu Personen, die in Südtirol (Skiurlaub, Faschingsferien) oder waren selber dort. Viele Lehrer darunter.

            • Stefan Sasse 15. März 2020, 13:57

              Erzähl mir mehr…

            • Ariane 15. März 2020, 14:02

              Ja bitte, ich würde mich auch über persönliche Frontberichte aus südlichen Bundesländern freuen, wie ist das bei euch? Panik oder Ignoranz?

              • CitizenK 15. März 2020, 15:46

                Im Laufe der Woche wurden zwei Gymnasien in Heidelberg teilweise, eins 20 km östlich, eine Realschule 20 km westlich ganz geschlossen. Ab Dienstag alle in BW. Stimmung angespannt, aber nicht panisch. Hamsterkäufe auch, aber nicht total. Unsicherheit natürlich.

                Südtirol ist beliebt in der Ferienwoche um Fasching. Dass man die Gefahr nicht gesehen hat, ist im Rückblick unverständlich.

                • Ariane 16. März 2020, 00:30

                  Gott sei Dank gibts im Norden weder Fasching noch Faschingsferien.
                  https://www.t-online.de/nachrichten/panorama/id_87525436/coronavirus-ischgl-war-virus-drehscheibe-in-europa.html

                  Dieser Bericht hat mir heute die Schuhe ausgezogen, zeitgleich gab es nämlich vereinzelt Meldungen, dass (sorry!) grenzdebile Deppen aus NRW oder anderen südlichen Bundesländern das Wetter und Coronaferien nutzen, um mit der ganzen Familie in die Küstenorte zu strömen. Womöglich kurz nach ihrem Skiurlaub (die Leute haben definitiv zuviel Kohle). Und ins Ausland darf man ja grad nicht!
                  SH ist heute ziemlich all in gegangen, was wirtschaftlichen Selbstmord angeht, Inseln abgeriegelt, Dänemark-Grenze dicht und offizieller Aufruf an Touristen, wegzubleiben und abzufahren.
                  In meinem Heimat-Landkreis sind jetzt sämtliche Reiserückkehrer aus Österreich, Italien und Schweiz pauschal unter Quarantäne gestellt worden. Und morgen sollen wohl noch mehr Maßnahmen folgen.

                  Komme mir vor, als wenn ich dem Mauerbau oder so zugucke und hab langsam wirklich Sorge, dass sie niemanden ohne Wohnsitz in SH mehr reinlassen wollen. Vor allem nicht aus Niedersachsen, weil bisher hier nix auf Bundesland-Ebene ist. Bei den Inseln sind sie mitgegangen und sonst soll man bitte nicht mehr einfach so ins Katasteramt oder Finanzamt latschen. Aha. Und ohne Anweisung von oben macht hier jedes Dorf und Landkreis seine eigenen Regeln, totales Chaos.
                  Fürchte, das gibt morgen ne harte Landung. Hier arbeitet keiner mehr, weil alle mit Kindern Sonderurlaub nehmen müssen und hier sind keine Grenzen dicht und Niedersachsen wird vermutlich von Hamburgern, Bremern, Belgiern und Holländern überschwemmt, weil bei denen alles verboten ist. So ein Irrsinn.
                  Also so gehts doch echt nicht weiter, wir können keinen föderalistischen Lockdown machen.

                  • Ariane 16. März 2020, 01:01

                    https://twitter.com/Sylterin1/status/1238856024121118720

                    Hier übrigens ein Hilferuf von Sylt vor der Abriegelung, das war wohl echt eine Notfallmaßnahme. Scheinbar blicken Menschen Solidarität nicht. Und das sind Inseln! Da wohnt außerhalb der Saison kaum jemand! Die sind eh schwer zu versorgen, v.a. wenn alle zwei Tage Sturmwarnungen herrschen, da können nicht mal eben LKWs und Patienten schnell von links nach rechts rollern.
                    Und irgendwelche reichen Fatzkes meinen, sie könnten – womöglich sonnengebräunt vom letzten Skiurlaub – nun ins Exil und die Coronaferien auf Sylt oder Föhr verbringen und dort in Massen herumsitzen und vielleicht noch ne Party mit Meerblick veranstalten.

                    Also sorry, aber dieses Ausmaß an Ignoranz und Egoismus macht mich fast mehr fertig als die ganze Coronakrise. Unfassbar. Vor der Abreise bitte noch alle Kontaktdaten aufschreiben, da kann sich der Staat gerne das Geld für nach Corona zuerst zurückholen.

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:43

                      Abgründe.

                    • Dennis 16. März 2020, 11:02

                      @ Ariane

                      Sehr interessant mit Ischgl und so.

                      Früher waren’s die Soldaten, die Seuchen durch die Gegend geschleppt haben – von den Römischen Legionären (Pocken) bis zu den Truppen anno 1918 („spanische“ Grippe) Heute übernehmen das die vergnügungssüchtigen Urlauber – gemeinsam mit globalistischen Geschäftsleuten, den berühmten Anywheres.

                      Alles hat Preise, insbesondere die externen, die niemand direkt bezahlt. Über die Globalisierung mit den fragilen „Lieferketten“ und all so Sachen wird man post festum voraussichtlich auch neu nachdenken.

                      Die hier im Thread vielfach geäußerte Meinung, man hätte doch, man hätte doch, mag technisch ja stimmen. Aber Politiker sind auch nur Menschen und spielen nicht gerne mit Selbstmord indem sie den Massen das Ferienvergnügen oder sonstige Bespaßungen vermiesen oder sich die in Ö wichtige Tourismusbranche zum Feind machen. Da muss der Karren erst mal richtig tief im Dreck stecken, „vorsorglich“ läuft das nicht,

                      jedenfalls hier nicht, in stärker konsens-orientierten Gesellschaften in Ostasien oder auch hier weiter oben im Norden Europas vielleicht eher (SH inkludiert^).

                      Im Sonderurlaub wegen Corona mal nett zu verreisen is natürlich ne herausragend tolle Idee. Aber gut, wir Konsumbürger müssen halt noch üben.

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 17:04

                      Ich bezweifle, dass das neu gedacht werden wird. Das nächste Mal wird das politische Kapital zur Verfügung stehen, rechtzeitig zu handeln.

                    • Ralf 16. März 2020, 11:06

                      Aber Politiker sind auch nur Menschen und spielen nicht gerne mit Selbstmord indem sie den Massen das Ferienvergnügen oder sonstige Bespaßungen vermiesen oder sich die in Ö wichtige Tourismusbranche zum Feind machen.

                      Spielen nicht mit Selbstmord?

                      Hier wird mit den Leben von Zehntausenden gespielt. Nicht metaphorisch. Wortwörtlich.

                    • Ariane 16. März 2020, 12:19

                      Ja, kann ich auch verstehen, vor einer Woche war das noch nicht so leicht absehbar. Vermutlich müssen wir froh sein, dass sie Tirol und Ischgl schnell als Drehscheibe identifiziert haben. Normal dauern solche Berechnungen nämlich solange, dass man das erst so zurückverfolgen kann, wenn die Todesraten wirklich groß genug sind.

                      Ich glaube wirklich, das Problem ist, dass auch auf politischer Ebene Solidarität und Gleichklang wichtig sind. Daniel Günther aus SH und Söder aus Bayern machen das meiner Meinung nach sehr gut! Wenn alle so wären, bräuchten wir Merkel nicht. Aber die stehen auch auf verlorenem Posten, wenn drumherum nicht mitgezogen wird.

                      Das darf dann nicht mehr zu kleinteilig den Einzelnen überlassen werden. Eine Bekannte aus Rendsburg-Eckernförde hat auch gestern wirtschaftlich Harakiri begangen und ihr Eiscafé dicht gemacht. Nur nützt das nix, wenn dann alle nach nebenan laufen, weil der andere lieber den Umsatz mitnimmt.
                      Und dass ein Covidausbruch auf einer Insel gefährlich ist, dafür braucht man nun wirklich nicht viele Gehirnzellen. Seufz.

                    • Stefan Sasse 16. März 2020, 17:07

                      Ich darf nur an Flachpiepen wie Dieter Nuhr und Richard David Precht erinnern. Die nutzen ihr Millionenpublikum für ein paar billige Populismuspunkte auf Kosten selbiger Millionen. Mein Vertrauen in die Menschheit ist dieser Tage nicht eben gewachsen.

                  • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:42

                    Die verantwortungslose Dummheit der Leute ist atemberaubend.

              • Stefan Sasse 15. März 2020, 22:51

                Völlige Ignoranz.

              • Rauschi 16. März 2020, 06:44

                Frontbericht
                Die Grezen nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz wurden geschlossen, nur noch Waren und Pendler mit wichtigen Berufen kommen hier rein.
                Ich las Pendler in die Schwiez bin nicht betroffen, ich darf jederzeitg wieder einreisen. Da es hier (am Hochrhein) extrem viele Grenzgänger gibt, finde ich das schonein wenig schizophren.
                Aber in der Schweiz selbst wurden nun das Zusammensein von mehr als 50 Personen verboten, auch in Restaurant und Supermärkten. Da steht Wachpersonal vor den Lokalen, total bizarr.
                Viel Kunden machen wo irgendwie möglich home office und ich werde das wahrscheinlich mindestens diese Woche auch müssen. Das erfahre ich nachher in einer Videokonferenz mit meinem Chef.
                Die Frau eines Kollegen ist auch schon krank, ob es das Virus ist, weiss er noch nicht, eben kam die Mail von ihm. Am Freitag hatte ich noch Kontakt zu ihm.

                • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:43

                  Danke!

                • Ariane 16. März 2020, 12:30

                  Danke und Toi Toi Toi!

                  Da es hier (am Hochrhein) extrem viele Grenzgänger gibt, finde ich das schonein wenig schizophren.

                  Hab ich auch erst nicht verstanden, aber sie wollen wohl hauptsächlich wirklich die Freizeit-Grenzgänger wie Touristen oder Shoppingmenschen erstmal abhalten.

    • Stefan Sasse 14. März 2020, 23:56

      Wer will über so was nachdenken? Noch letzten Donnerstag (!) standest du als Panikmacher da, wenn du so was vorgeschlagen hast!

  • Ariane 15. März 2020, 00:00

    Da ich ja eh schon von diesem Richtfest berichtet hatte, möchte ich mal offiziell mitteilen, dass ich umgeschwenkt bin.

    Ich fordere von Angela Merkel sofortiges Handeln, bitte sofort sämtliche Notstandsgesetze für den Kriegszustand in Kraft zu setzen und mit diesem Föderalismushickhack aufzuhören und die Kontrolle über alle Bundesländer zu übernehmen. Und danach eine strikte Ausgangssperre, meinetwegen auch kontrolliert von Militär mit Panzern!

    Ehrlich, ich berichte hier aus dem Paralleluniversum Niedersachsen. Kein Mensch nimmt das ernst. Ich vielleicht ein bisschen. Sonst niemand, obwohl ich mein Umfeld seit einer Woche versuche aufzuklären und zumindest auf Händeschütteln und Knuddeln zu verzichten. Aber echt, so schnell kann ich nicht winken und rufen, in der Zeit haben sich alle schon zehnmal geknuddelt. Und natürlich auch den herzkranken Schwiegervater, der gerade von einer kleinen Deutschlandtour mit der noch viel älteren Großtante kam und sich null Sorgen macht. Hey, wir haben in Norddeutschland innerhalb von ein paar Tagen 600 Corona-Fälle aber nö, ist alles egal. Solidarität fürn Arsch, wenn ich das alleine mache, bringt das aber mal so null. Größtes Problem: Kinderbetreuung. Denn es geht auch niemand ins Home-Office oder sonstwohin. Nur wer für im öffentlichen Dienst ist und gerade nicht gebraucht wird. Immerhin bin ich dann als Babysitterin gefragt.
    Das ist alles so verrückt, währenddessen haben außer meiner Mutter sämtliche Gäste aus SH abgesagt, weil alle ausnahmslos in Krisensitzungen herumhängen, während sich hier alle auf einer einsamen Insel wähnen.
    Ich bin echt etwas verzweifelt und fühle mich schwer alleingelassen und total surreal, wenn man aus SH und der ganzen Welt die Krisennachrichten liest und hier passiert nix. Vom Herrn Weil ist keine Hilfe zu erwarten, wie gesagt der hat gestern mal einen Krisenstab auf Länderebene vorbereitet und rät nun lieber Rad zu fahren statt Eisenbahn.
    Frau Merkel, bitte übernehmen sie und schicken die Panzer, hier klappt das mit Solidarität und dem Quark mal so gar nicht!

    • Ralf 15. März 2020, 00:08

      Frau Merkel, bitte übernehmen sie und schicken die Panzer

      Die Bundeswehr hat keine fahrenden Panzer. Aber vielleicht kann sie Herrn Weil einen McKinsey-Berater schicken.

      Wie kommt das denn, dass Niedersachsen so abgekoppelt ist von der Realität? Ihr habt doch dort sicher auch Farbfernsehen und Internet. Und Wikipedia. Und was exponentielles Wachstum ist, muss sich doch auch irgendwann mal rumgesprochen haben. Bei so vielen Infektionsherden in Europa dürfte es mittlerweile auch kaum noch jemanden geben, der nicht zumindest jemanden kennt, der in einem Krisengebiet wohnt …

      • Ariane 15. März 2020, 00:21

        Egal, ich nehm mittlerweile auch Infanterie mit Maschinengewehren.

        Ich verstehe das auch nicht. Selbst wenn die keine Infos hätten, hören die das seit drei bis vier Tagen ständig von mir. Ich bin schon verhasst, weil ich die Leute nerve. Seufz. Es blickt auch keiner, dass es nicht darum geht, dass man nicht selbst krank wird, sondern dass man die ältesten schützt. Ist natürlich witzlos, wenn der herzkranke! über 70jährige! mit seiner 89!jährigen Großtante durch die Gegend turnt, mit den Enkeln knuddelt und jeden anderen auch.
        Nicht mal so auf Händeschütteln im Autohaus oder so wird verzichtet. Die einzigen, die Leute ins Homeoffice schicken ist der öffentliche Dienst und wirkliche Großfirmen. Ehrlich, es ist insgesamt zum Verzweifeln, würd mich nicht wundern, wenn ich demnächst echt in angeordneter Qurantäne sitze oder so.

        Und es ist total surreal und daran merke ich auch, wieviel diese Maßnahmen ausmachen, weil SH greift ja echt stark durch. Und jede Absage aus SH endet mit: „Bleibt gesund und passt gut auf Euch auf!“
        Während sich hinter mir alle noch dreimal umarmen. Echt, am liebsten würd ich mit meiner Mutter für die nächsten Wochen umziehen und auch nach SH gehen. Immerhin: meine Oma wohnt auch da oben, die sitzt brav in selbstverordneter Quarantäne und schickt jeden Besuch erstmal ins Bad.
        Aber es ist echt zum Verzweifeln, also her mit Soldaten und fiesester Ausgangssperre ever.

        • Stefan Sasse 15. März 2020, 08:47

          Ich verstehe dich.

        • CitizenK 15. März 2020, 10:56

          Es gibt also trotz Globalisierung noch regionale Mentalitäten. In anderen Zeiten wär das schön, jetzt eher nicht.

          Eine Alarm-Mail an Deine Abgeordneten?

          • Ariane 15. März 2020, 13:47

            Tjoa mal gucken. Mein Plan war, meinen Vater als Frontberichterstatter rumzuschicken, nur war die Krise schneller als mein erster Plan. Der sitzt auch noch an beiden Fronten, als Kommunalpolitiker in seinem Dörflein und als Finanzbeamter. Da bricht Montag die Hölle los, weil sie Steuerstundungen oder sonstwas organisieren müssen und die wirtschaftlichen Maßnahmen sind ja noch gar nicht ausgearbeitet und nach unten durchgereicht. Aber die haben ab Montag alle Urlaubssperren und jedem wurde Freitag schon eingetrichtert, dass die bitte weder krank noch in Quarantäne landen sollen. Die sind halt auch systemrelevant gerade.

            Und das dauert ja auch, Maßnahmen durchzusetzen und alles herunterzufahren. Bei uns im Büro auch, außer mir arbeiten alle auf selbständiger Basis, da kann man nix anordnen. Nur alle Handelsvertreter anrufen und sagen, dass sie lieber zu Hause bleiben sollen und bestimmt keinen Ärger bekommen, wenn sie keine Aufträge schreiben. Da kommt mir der Geschlechtergraben etwas zu Hilfe, auf Büro- und Ladenebene gibts ja viele Frauen, die haben am Freitag schon selbst angefangen zu überlegen. Den Männern muss man erstmal mitteilen, dass gerade eine Krise da ist. Und wenn die munter rumlaufen und verkaufen wollen, können wir das eh nicht verbieten.
            Und die wirtschaftliche Existenzangst kommt ja noch dazu. Die Geschenkebranche ist so wie aktuell in zwei Monaten komplett pleite, die Ladenbesitzer sind halt gerade die ersten, die das merken. Meine Mutter als Immobilienmaklerin in einer Bank und mein Freund als Autoverkäufer sind noch total entspannt, die merken das erst in 6 Monaten, dass die Großausgaben als erstes gekappt werden.

            Dieses Hin und Her macht mich allein schon wahnsinnig, ich weiß nie, ob ich die Geisterfahrerin bin oder mein niedersächsisches Umfeld. Wenn die Quarantäne aufgehoben ist, brauch ich erstmal nen Psychodoc oder so. ^^

      • Stefan Sasse 15. März 2020, 08:47

        Selbstverständlich hat die Bundeswehr fahrende Panzer. Nur halt bei weitem nicht Sollstärke.

        • Ariane 15. März 2020, 13:53

          Ja, ist ja auch Quatsch, wenn Söder meint, die Bundeswehr soll Supermärkte beliefern. Das kriegen die Leute schon noch selber hin.
          Aber mit Soldaten auf der Straße und Panzern kriegt dann auch der letzte mit, dass wir hier eine ganz besondere Situation haben, also meinetwegen können die einfach nur bisschen rumlaufen und die Leute freundlich anweisen, vorsichtiger zu sein.^^

    • Stefan Sasse 15. März 2020, 08:46

      Ja, der Föderalismus blamiert sich gerade total.

  • GerdHeiner 16. März 2020, 08:38

    Deutschland und Taiwan hatten am selben Tag den ersten Corona-Fall!

    Und hier die weitere Entwicklung ab diesem Tag:

    http://www.intaiwan.de/2020/03/13/coronavirus-was-taiwan-besser-und-schneller-gemacht-hat-als-deutschland/

  • CitizenK 16. März 2020, 09:12

    Ein Puzzleteil zur Lagebeschreibung. Vielleicht sogar zur Beruhigung?

    Ich Sonntagabend als Begleitperson in der Notfallambulanz (hatte nichts mit Corona zu tun) einer renommierten Klinik. Nach all den Alarmmeldungen hatte ich erwartet: Andrang, Nervosität, Schutzmaskenpflicht, vielleicht sogar Wachpersonal.

    Stattdessen: Nur wenige Patienten, ruhige Atmosphäre, gelassen-freundliche Ärzte und Pfleger/innen (natürlich mit Schutzmaske), das nach Aufenthalten in Risikogebieten und Kontaktpersonen fragte. Beschränkungen für Besucher auf den Stationen. Sonst Normalbetrieb.

    Meine Hoffnung: Wenn das Fachpersonal sich nicht so viel Sorgen macht, wird es vielleicht doch nicht so schlimm – und die Maßnahmen kamen noch rechtzeitig?

    • Stefan Sasse 16. März 2020, 09:46

      Toi toi toi.
      Aber wir sind auch noch am Anfang.

    • Ariane 16. März 2020, 12:32

      Ihr müsst auch das Bundesland dazu sagen, vllt wars auch nur so ruhig, weil alle im Exil im Norden sitzen^^

      Ich drück die Daumen, dass es so bleibt und die Maßnahmen was bewirken!

    • Ariane 16. März 2020, 13:05

      Ach BaWü hattest du ja oben geschrieben. Wundert mich aber, dass es bei euch noch so ruhig ist. Ihr habt ja mit die höchsten Fallzahlen und um euch herum ja auch.
      Ich fürchte, trotz der bisher harten Maßnahmen wird das noch nicht ernst genug genommen.

  • cimourdain 16. März 2020, 14:51

    Bericht aus Bayern:
    Die Kommunalwahlen gestern fanden noch regulär statt (Und Ariane: da war die Stimmabgabe harte Arbeit und kein heiliges Ritual).
    Jetzt hat Söder den Katastrophenfall ausgerufen. Morgen werden Kinos Schwimmbäder etc.. geschlossen. Läden, die Grundversorgung (Lebensmittel, Drogerien etc..) verkaufen, haben bis 22 Uhr geöffnet, andere müssen übermorgen schließen. Restaurants sind dann auch nur noch mittags und unter Auflagen offen. Massive Wirtschaftshilfen sind angekündigt (10 Mrd.) Kurzarbeitergeld, Steuerstundungen (aus Staatswillkür zinslos(!), Grüße an Herrn Pietsch), Direktkredite und Bürgschaften.

    • Ariane 17. März 2020, 18:09

      Und Ariane: da war die Stimmabgabe harte Arbeit und kein heiliges Ritual

      Hach ja, warum sollte es Pietsch und mir besser gehen als den Politikern? Auch uns fallen die Aussagen von letzter Woche jetzt vor die Füße.
      Danke für den Bericht!

      • cimourdain 18. März 2020, 14:26

        Das war eigentlich eher ein Kommentar zum ziemlich anspruchsvollen Wahlsystem: Ich hatte in meiner Stadt drei Wahlzettel ( zwei davon landkartengroß) auf denen insgesamt 116 Stimmen vergeben wurden, mit kumulieren und panaschieren…

  • Frank Frei 16. März 2020, 21:14

    Ein Vergleich von Tuberculose (laut RKI) und Corona in diesem Land
    „Bei einer bestätigten Todesrate von 1,9 Prozent gibt es in Deutschland im Jahr 2018 etwa 120 Todesfälle wegen Tuberkulose. Weltweit sterben jährlich 1,6 Millionen Mensch an Tuberkulose. Detailliertere Informationen hier: https://www.aerzteblatt.de/archiv/210458/Diagnostik-und-Therapie-der-Tuberkulose

    Nach Schätzungen der WHO sind rund 1,8 Milliarden Menschen – etwa ein Viertel der Weltbevölkerung – mit Mycobacterium tuberculosis infiziert.
    Vergleicht man diese Zahlen mit dem jeweils weltweiten Zirkus um Rinderwahnsinn, SARS, Vogel- oder Schweinegrippe, MERS und jetzt eben Corona, muss man sich fragen, wer hier offensichtlich nicht nachvollziehbare Prioritäten setzt und warum.
    Und wie das Ärzteblatt berichtet, steigt die Zahl der Neuerkrankungen an Tuberkulose stetig von 5,6/100.000 im Jahr 2014 auf 7,3/100.000 im Jahr 2015.

    • Ralf 16. März 2020, 21:18

      Bei einer bestätigten Todesrate von 1,9 Prozent gibt es in Deutschland im Jahr 2018 etwa 120 Todesfälle wegen Tuberkulose.

      In Italien alleine sterben gegenwärtig um die 350 Menschen am Coronavirus. Jeden Tag. Tendenz stark steigend.

    • Ariane 18. März 2020, 00:29

      Tuberkulose ist übrigens nicht so leicht übertragbar und hat auch nicht solche Peaks, das es selbst in hochentwickelten Ländern die Gesundheitssysteme überfordert. Wo die medizinische Infrastruktur gut ist, sind die Todesraten bei Tuberkulose extrem niedrig. Ich weiß nicht mal aus dem Kopf, ob Tuberkulose ein Virus ist? Meistens hängt der Ausbruch mit mangelnder Ernährung oder ähnlichem zusammen, deswegen sind die Fälle in Europa in den letzten 100 Jahren fast auf Null zurückgegangen.

      Vergleicht man diese Zahlen mit dem jeweils weltweiten Zirkus um Rinderwahnsinn, SARS, Vogel- oder Schweinegrippe, MERS und jetzt eben Corona, muss man sich fragen, wer hier offensichtlich nicht nachvollziehbare Prioritäten setzt und warum.

      Weil eine Pandemie zudem mit einem neuartigen Virus, über den fast keine Erkenntnisse vorliegen, etwas ganz anderes sind. Und wir sollten am besten jeden Tag ein Dankgebet sprechen, dass Covid bisher so harmlos ist und vermutlich eine sehr geringe Todesrate hat. Hab nämlich in der letzten Woche gelernt, dass zb SARS eine von 9% hat, MERS eine noch höhere und die Vogelgrippe eine dramatisch hohe Todesrate, glaub fast 50%. Man lernt ja gerade soviele Dinge, die man nie wissen wollte. Also wenn solch ein netter, harmloser Virus die Gesundheitssysteme so überlastet, dass Kriegstriagen eingeführt werden müssen, kann ich gut verstehen, warum so ein Heckmeck getrieben wird.

    • Ariane 18. März 2020, 00:30

      Übrigens doch noch schnell aus Neugier gegooglet, Tuberkulose ist kein Virus, sondern bakteriell! Da helfen Antibiotika gegen also. Gegen Viren gibt es keine direkten Medikamente, höchstens Impfungen. Nur mal kurz, um den Unterschied klarzustellen.
      https://de.wikipedia.org/wiki/Tuberkulose

  • Marc 16. März 2020, 23:23

    Der Ökonom Straubhaar hat neoliberale Win-Win Situation gefunden: Junge Leute machen Party und retten damit die Alten.
    https://www.welt.de/wirtschaft/article206586337/Coronavirus-Kontrollierte-Infizierung-ist-die-beste-Strategie.html

  • Ariane 17. März 2020, 19:30

    So, nochmal ein kleiner Frontbericht aus dem Norden (Niedersachsen und Schleswig-Holstein)

    Ich selbst bin ganz froh, dass die Läden geschlossen worden und ich nicht mehr irgendwie selbst die Geschenkebranche stilllegen muss. Herrscht natürlich nackte Existenzangst. Wenn die Regierung sie nicht alle raushaut, gibts Ende April oder sonstwann die Läden nicht mehr. Ist allerdings wirklich ein Glück, dass es in eine Zeit fällt, wo der Umsatz relativ gering ist. Weihnachten oder Schulanfang wäre echt supermies gewesen, so schon schlimm genug.
    Stattdessen bin ich halbtags Tagesmutter, um das Kind meiner Polizistenfreundin zu betreuen, solange der Vadder (Dienstleister iwas mit Kaffeeautomaten) noch arbeiten geht. Nervlich auch ein schönes Kontrastprogramm, mal Eiskönigin zu gucken und mit der Kinderküche zu spielen und keine Katastrophenaussagen zu hören.^^ Aber schon freakig, wir waren ne Stunde auf dem Minispielplatz allein und ich hab keine Ahnung, ob ich damit gegen ein Gesetz verstoßen habe.
    Ist auch schwierig, man kann die Kinder ja nicht wochenlang isolieren und von anderen Kindern fernhalten. Wechseln uns künftig vermutlich mit den Müttern/Vätern der „Nachbarschaftsgang“ ab.

    Ja, ansonsten hier in der niedersächsischen Umgebung fällt nun doch mal auf, dass etwas anders ist. Allerdings stehen die wirtschaftlichen Sorgen viel mehr im Vordergrund als so „Gesundheitszeugs“.
    Währenddessen herrscht in Schleswig-Holstein nackte Panik, weil sie die Touristen nicht loswerden! Alles gesperrt, Restaurants und ähnliches komplett dicht ab morgen, Inseln abgeriegelt und sie versuchen noch! die Urlauber mit freundlichen Bitten zu vertreiben. Einige auf Sylt (das btw normalerweise 5 Intensivbetten hat) weigern sich wohl zu gehen.
    https://www.spiegel.de/reise/deutschland/corona-krise-auf-sylt-es-gibt-leider-gaeste-die-sich-weigern-zu-gehen-a-2220f925-2abe-4888-b222-0565c454f553

    Vor allem viele Hamburger (höchste Infiziertenrate pro Kopf) nutzen die Freizeit wohl für Tagesausflüge an Nord- und Ostsee. Ich kann gar nicht sagen, wie wütend mich das macht. Mit dem Mauerbau lag ich auch gar nicht so falsch, sitze jeden Abend hier und überlege, „noch schnell rüberzumachen“. Wie Stefan sagte: man verliert in der Krise echt das Vertrauen in die Menschheit“
    Mein Heimat Landkreis liegt direkt an der Ostsee, mit Touristenmassen an schönen Tagen kommt da schnell mal das Zehnfache oder mehr an Bevölkerung zusammen. Esst bloß eure Teller nicht mehr auf, Sturm, Regen und Unwetterwarnungen sind vermutlich besser, die Leute nach Hause zu holen als Solidaritäts-Appelle.
    Meine Mutter arbeitet als Maklerin in einer Bank, wurde komischerweise noch nicht nach Hause geschickt. Die mussten mittags ganz dichtmachen, weil alle Maßnahmen zum Abstand halten vergeblich waren und sich die Leute dann im Vorraum dicht an dicht gedrängt haben. Totaler Irrsinn.

    Tjoa, und bei euch so?

    • Ralf 17. März 2020, 19:57

      Also bei uns ist alles ruhig. Die Straßen sind ziemlich leer, definitiv leerer als gestern Morgen noch. Ich war sowohl gestern als auch heute zum Einkaufen im Supermarkt. Es war nach den Paniktagen letzte Woche erstaunlich still. Keinerlei Gedränge. Vielleicht auch weil ja keiner mehr arbeitet und die Leute den ganzen Tag Zeit haben für’s Lebensmittelshoppen. Regale sind gefüllt. Man bekommt sogar Nudeln und Klopapier. An der Kasse steht neben dem Kassierer der Sicherheitsdienst. Keine Ahnung, ob es Schwierigkeiten mit Kunden gegeben hat. Manche (oder die meisten?) Supermärkte haben ja die Waren rationiert. Man darf einfach nicht mehr 50 Pakete Nudeln und 200 Rollen Klopapier kaufen. Gut so! Ich nehme an, deshalb steht der Sicherheitsdienst da. Was mir auffällt ist, dass überall gespenstische Stille herrscht. Keiner spricht mehr. Obwohl unser Komplex viele Balkone hat, musiziert hier auch niemand öffentlich, wie das ja scheinbar in Italien zur Regel geworden ist (super schöne Bilder, by the way!). Obwohl es bei uns im Gebäude sehr anonym zugeht (viele Etagen, viele Parteien pro Etage) hat es nicht lange gedauert, bis jemand seine Telefonnummer in den Aufzug gehängt hat mit dem Angebot für andere einzukaufen. Das soll denen helfen, die entweder krankheitsbedingt in Quarantäne sind oder die zu einer Risikogruppe gehören, die jetzt besser nicht mehr auf die Straße gehen sollte. Ich hab meine Telefonnummer darunter geschrieben. Nach mir folgten noch ein paar andere Freiwillige. Auch darüber sollte mehr berichtet werden. Über Nachbarn, die sich helfen. Nicht nur über die Egoisten, die allen anderen die letzte Klopapierrolle vor der Nase wegkaufen, damit sie sich zuhause einen Vorrat für die nächsten 150 Jahre anlegen können. Alles in allem ist es aber wie gesagt ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm. Jeder weiß, dass die Zahlen der Kranken und Toten in den nächsten Tagen dramatisch ansteigen werden. Dann in einer Woche wird sich zeigen, ob die Isolierungsmaßnahmen gewirkt haben. Wir beten, dass die Kapazitäten auf den Intensivstationen ausreichen. Zivildienstleistende sind eingezogen worden, vermutlich um im Fall der Fälle das überforderte Krankenhauspersonal zu entlasten. Hoffentlich ist das Glück auf unserer Seite …

      • Ariane 17. März 2020, 23:58

        Also bei uns ist alles ruhig. Die Straßen sind ziemlich leer, definitiv leerer als gestern Morgen noch.

        Sag mal, in welcher vernünftigen Gegend wohnstn du bitte?^^
        Ich finde es so surreal gerade. Die einen haben „endlich mal Zeit“, um Eiscafés zu bevölkern, oder bei Immobilienmaklern aufzuschlagen, um ihr Traumhäuschen zu suchen und schnell noch ihr Geld vor dem Totalcrash anzulegen, während die „Systemrelevanten“ und andere völlig im Chaos versinken, weil kein Mensch mehr weiß/wissen kann, wie solche Extremsituationen zu organisieren sind und andere sich zu Hause einigeln. Oder wie ich überlegen, ob sie noch in SH einreisen dürfen oder sich von dort abholen lassen müssen, denn wie will man denn beweisen, dass man kein Tourist ist?

        Ich hab meine Telefonnummer darunter geschrieben. Nach mir folgten noch ein paar andere Freiwillige.
        Sehr löblich! Ich hab allerdings bewusst auf sowas verzichtet, weil ich ja schon in Kinderhilfe eingebunden bin. Auch irre, was man plötzlich zu beachten versucht. Ich hab btw ja eher Angst vor Quarantäne oder Ausgangssperre, meine verrückte Hausgemeinschaft nützt das, um endlich mal mit jedem in Ruhe die Kehrwoche oder Müllprobleme zu diskutieren. Und dabei sind wir nicht mal Schwaben 😉

        Jeder weiß, dass die Zahlen der Kranken und Toten in den nächsten Tagen dramatisch ansteigen werden. Dann in einer Woche wird sich zeigen, ob die Isolierungsmaßnahmen gewirkt haben. Wir beten, dass die Kapazitäten auf den Intensivstationen ausreichen.
        Ph, hier weiß das leider nicht jeder. Hab auch wirklich die Befürchtung, dass in der nächsten Woche oder zwei die Zahlen erst nochmal drastisch hochgehen. Ich beobachte über NDR so ein bisschen die Zahlen im Norden und die meisten Kurven sind relativ flach, aber HH wird von Tag zu Tag steiler. Und die scheinen ja gerade besonders urlaubsfreudig. Seufz.
        Durch die ganzen Rückholaktionen aus dem Ausland erwarte ich auch eher noch kurzfristige Sprünge von oben. Nur mal so als Beispiel: Sämtliche Kreuzfahrtschiffe streben gerade in ihre Heimathäfen, das sind in Deutschland oft HH und Kiel. Am Wochenende haben sie zwei Kreuzfahrtschiffe in Hamburg auf Schlag geleert, alle nochmal schön in Busse gepfercht und zu ihren Weiterreisemöglichkeiten gekarrt. Ungetestet und vermutlich ohne vorsorgliche Quarantäne.

        Also ich bin mittlerweile wirklich politisch umgeschwenkt und wünsch mir eigentlich, dass die Kanzlerin den Katastrophenfall ausruft, um auch den Bundesländern strikte Anweisungen zu erteilen und am besten sehr viel härtere Maßnahmen anordnet oder gleich eine Ausgangssperre, wenn zuviele weiter draußen rumlaufen, gehen die Steigerungsraten kaum weiter nach unten. Und ich rechne eigentlich auch damit, dass wir bis Ende der Woche an so einem Punkt landen.

        • Ariane 18. März 2020, 00:18

          Grad gefunden: https://www.zeit.de/campus/2020-03/coronavirus-junge-menschen-ausbreitung-verhaltensaenderung/komplettansicht

          Hier werden auf deutsch die Ergebnisse der Südkoreaner besprochen. Die testen wohl am flächendeckendsten und da waren viel mehr Junge infiziert und die haben dann die milden Symptome und verbreiten das Virus am stärksten weiter. Während hier in Europa eher wenig und nur die Kranken getestet werden und die Statistiken genau umgekehrt aussehen.
          Ich hab natürlich auch keine große Ahnung, aber schon die Befürchtung, dass das noch ein böses Erwachen geben könnte.

          • CitizenK 18. März 2020, 10:35

            „draußen rumlaufen“

            Kinderspielplätze zu sperren kann ich noch nachvollziehen – aber Parks und Uferpromenaden? Frische Luft und Sonne stärken das Immunsystem.

            Die 1,5 Meter Abstand machen sich in Pressekonferenzen gut – aber im Supermarkt? Eigentlich müsste jeder am Eingang eine Maske bekommen und das Personal dort sowieso. Ist aber nicht. Es gab und gibt keinen Plan. Söder ist wohl auf dem richtigen Weg (ZDF-Interview).

            • Ariane 18. März 2020, 15:36

              Ja, draußen rumlaufen ist ja gut. Ich war auch den halben Vormittag draußen, aber halt allein mit meinem Betreuungskind.
              Wenn man dann in der Bäckerei die Seniorengang dicht gedrängt vor Sahnekuchen sitzen sieht und hört, dass der Heimatlandkreis mit Touristen überschwemmt wird, fragt man sich allerdings schon, warum denn ganze Branchen pleite gehen und die Kinder nicht mehr auf Spielplätze und vielen anderen zusammen sein dürfen.

              Das dauert ja auch alles, aber die Unterschiede sind aktuell gerade extrem krass. Und wir brauchen teils auch einheitliche Regeln, hier fangen sie jetzt an auf Landkreisebene Zugangsbeschränkungen für Supermärkte zu machen. Landkreis! Kein Mensch weiß doch genau, wo Landkreisgrenzen verlaufen. Also Föderalismus schön und gut, aber die Situation ist meiner Meinung nach unübersichtlich genug, da möchte ich keinen Schnellkurs in Landkreis-Grenzen draufsatteln.

        • Stefan Sasse 18. März 2020, 12:42

          Ich wohne in einem vorstädtischen 4000-Seelen-Kaff, ich glaube das ist nochmal komplett anders als in der Stadt…

          • Ariane 18. März 2020, 15:38

            Jep, ist in Großstädten noch schwieriger, auch wegen den Verkehrsmitteln. Hier ist es zb viel verbreiteter, dass jeder Haushalt 1 oder gleich 2 Autos hat.
            Die Hamburger Tagestouristen haben mich dann echt an Pestzeiten erinnert, wo die Reichen alle schnell aufs Land geflohen sind. Arme Hamburger können sich den Urlaub an der Ostsee nämlich auch nicht mal eben so leisten.

  • cimourdain 18. März 2020, 14:36

    Auch ohne die große Verschwörung herbeizufantasieren, sollte man auch mal die Frage stellen, warum die kontinentaleuropäischen Regierungen anstelle die laut WHO wichtigste Containment-Maßnahme zu forcieren – Testen, testen, testen
    https://www.who.int/dg/speeches/detail/who-director-general-s-opening-remarks-at-the-media-briefing-on-covid-19—16-march-2020
    vor allem Maßnahmen nutzen, die alle in Richtung autoritärer Staat gehen. So ist allgemeine Standortortung in Verbindung mit Ausgangssperre ziemlich weit oben auf der Orwell-Skala
    https://netzpolitik.org/2020/zeig-mir-deinen-standort-und-ich-sage-dir-ob-du-vielleicht-krank-bist/

    • Ralf 18. März 2020, 14:44

      Eine berechtigte Frage.

      Ich hab irgendwo gelesen, dass “testen, testen, testen” nicht so einfach ist, da Reagenzien für den Test (RT-PCR) fehlen. Außerdem hindert uns die westliche Bürokratie. So haben z.B. Unternehmen, die sowohl über ausgebildetes Expertenpersonal als auch über die notwenige Infrastruktur an Geräten etc. verfügen, Hilfe beim Testen angeboten, was die verantwortlichen staatlichen Stellen aus rechtlichen Gründen abgelehnt haben. Da sollte man vielleicht in Zukunft mal schauen, ob man das nicht flexibler regeln kann …

    • Stefan Sasse 18. März 2020, 15:42

      Weil sie keine Tests zur Verfügung haben und zeigen müssen, dass sie was tun. Da brauche ich keine Verschwörungstheorie.

    • Ariane 18. März 2020, 15:47

      Ich hab zwischendurch auch gelesen, dass die Testkapazitäten einfach nicht so schnell hochgefahren werden können, wie es gebraucht wird. Südkorea hat wohl den Vorteil, dass sie im Land eine Fabrik für Testkits haben und die Asiaten mit SARS und MERS auch etwas mehr Erfahrung mit Epidemien haben. Aber zumindest bei Reiserückkehrern würde ja vielleicht erstmal Fiebermessen bisschen helfen, damit man zumindest die erstmal in Quarantäne schicken kann.
      Aber es dauert ja auch alles. Was ich so aus einigen Ämtern höre, erst gibts Urlaubssperre, dann wird die Hälfte nach Hause geschickt, weil sich nicht alle gleichzeitig anstecken sollen, eine Stunde später wieder umgekehrt, also das ist ja auf allen Ebenen noch durcheinander.

      Mit den Standortdaten weiß ich nicht. Die Skandinavier sind mit einfachen Befragungen von Infizierten auf Ischgl als Drehkreuz gekommen und je mehr sich anstecken, desto nutzloser wird das vermutlich. Da fände ich ja Ausgangssperren oder Verbot von Versammlungen über 10-20 Personen nützlicher, das hilft zumindest rabiat schnell. Detektivarbeit egal ob bei Befragung oder mit Handydaten hilft meist erst, wenn alles schon passiert ist.

  • Jens Happel 18. März 2020, 16:02

    Ich fange mich an zu fragen ob die niedrigen Fallzahlen in manchen Bundesländern mit einer stark reduzierten Testtätigkeit erklärt werden können.

    Mein Bruder wohnt in Mecklenburg Vorpommern und wollte sich testen lassen. Er wurde wieder ohne Test nach Hause geschickt, da er aus keinem Risikogebiet käme und keinen nachweislichen Kontakt zu einem Infizierten hatte. Die Zahlen im MacPom sind sehr niedrig.

    Meine Verwandten in Hamburg berichten „jetzt“ könne sich jeder in HH testen lassen. Dort sind die Zahlen mittlerweile recht hoch.

    Sowohl MacPom als HH hatten Winter/Fasnachtferien…???

    Heute wurde der erste Tote Corona Patient aus Lübeck gemeldet. Er war Krebspatient im UKSH. Die Infektion mit Corona wurde erst post mortem festgestellt. Ein Corona Infizierte lag also tagelang im UKSH zwischen anderen Krebspatienten…

    Wir müssen viel mehr testen! Wie Südkorea!

    https://www.spiegel.de/politik/ausland/coronakrise-was-die-welt-von-suedkorea-lernen-kann-a-7253c248-e3dd-40e9-93fd-351a1d50db1f

    MacPoms Strategie erscheint mir mehr als zweifelhaft. Ich vermute eine sehr hohe Dunkelziffer. Um die Zahlen mit Südkorea zu vergleichen, wäre es sehr sinning zu erfahren wieviele Tests überhaupt in Deutschland durchgeführt werden. Ich musste feststellen, dass Deutschlands eines der wenigen Länder ist die diese Zahl NICHT veröffentlichen, ich vermute die Zahl ging im Föderalismus irgendwie verloren.

    https://www.zeit.de/campus/2020-03/coronavirus-junge-menschen-ausbreitung-verhaltensaenderung

    Die Kanzlerin und Spahn müssen jetzt ganz klar machen, dass der Bullshit mit „Flatten the curve“ und „70% der Bevölkerung kiegen es sowieso“aufhört.

    Das Ziel muss es sein den Erreger komplett zu stoppen. Mit allem was dazu gehört. Ausgangssperren, notfalls mit saftigen Geldstrafen. Die Regierung soll verdammt noch mal endlich ausreichend Masken ranschaffen und die verteilen und es zur Pflicht erklären die zu tragen. Es geht bei den masken nicht um 100%igen Schutz. es geht um eine reduzierte Ansteckungswahrscheinlichkeit. Von mir aus soll die Bundeswehr mit der Polizei die Maßnahmen überwachen.

    Die Strategie „Flatten the curve“ mit halbgaren Massnahmen wird nicht funktionieren und sollte sie erfolgreich sein, dauert es viel zu lange bis wir wieder auf Normal umstellen können. (siehe den Link von Heiner)

    https://medium.com/@joschabach/flattening-the-curve-is-a-deadly-delusion-eea324fe9727

    Sollte sie wieder erwarten doch „funktionieren“ sterben trotzdem ca. 1% der Infizierten unsere Wirtschaft überlebt mit Sicherheit keinen mehrjährigen Shutdown.

    Die Strategie muss jetzt lauten den Virus mit drakonischen Massnahmen zu stoppen und so in 3 Monaten wieder auf halbwegs normal umschalten zu können.

    Die jetzigen Massnahmen zur Rettung der Wirtschaft funktionieren nicht. So hat zum Beispiel Stena Line 950 Leute bereits gefeuert, Messbaufirmen teilweise über 90% der Leute etc etc.

    Kurzarbeitergeld nützt nur wenig, wenn der Umsatz komplett Null ist. Steuerstundung ist ein total bekloppter Vorschlag. Erstens sind die Steuern aus 2019 größtenteils bezahlt und dieses Jahr werden die meisten Firmen keine Steuern zahlen, da sie tief im minus sind. Senkung der Mehrwersteuer, wie von Paul Steinhardt gefordert bringt auch nix, wenn die Geschäfte zu sind. Die Firmen bräuchten das Geld einfach „geschenkt“ im Gegenzug dürfen sie keine Leute entlassen.

    https://makroskop.eu/2020/03/die-wirtschaftspolitischen-herausforderungen/

    Die EU und EZB sollte mal in die USA schauen und ebenfalls Helikoptegeld einführen.

    https://finanzmarktwelt.de/helikoptergeld-us-finanzamt-soll-schecks-an-die-buerger-verschicken-161003/

    Für drei Monate Shutdown sollte die EZB einfach jedem Geld in die Hand drücken, damit danach niemand überschuldet ist oder mit Helikopter Lohnkürzungen kompensieren. Wenn man den Unternehmen jetzt Geld nur leiht haben sie in der Bilanz trotzdem die Schulden am Bein. Diese Rettungsmaßnahmen wären auch gerechtfertigt, da die meisten Firmen gesund und wettbewerbsfähig sind. Wenn die den Schirm zu machen, wird es ewig dauern, dass alles wieder aufzubauen. Es geht bei solchen Massenentlassungen einfach zu viel KnowHow verloren.

    Helikoptergeld ist zwar Murks, aber was besseres sehe ich im Moment nicht. Die Verträge von Lissabon kann sich die EU meintwegen in die Haare schmieren.

    Die EU muss eh um ihren Ruf kämpfen.
    https://www.heise.de/tp/features/Liebe-EU-es-ist-zu-spaet-4684958.html

    Mein Fazit zur Zeit haben wir ein halbgares Krisenmanagment ohne fundierten Plan zu Rettung möglichst vieler Menschen und zur Rettung der Wirtschaft.

    Gruß Jens

    P.S. Alle „Experten“ die den Nutzen der Masken bestreiten sollte man vom Hof jagen. Krebspatienten nach Chemotherapien bekommen regelmäßig die empfehlung in der Zeit in der ihr Immunsystem schwach ist solche Masken zu tragen. Das RISIKO ist dann geringer zu erkranken. Das Tröpfchen durch so eine Maske nicht so weit fliegen können, sollte eigentlich selbsterklärend sein. Das wir diese Dinger nicht haben und keine Gesetze dass deren Abgabe rationiert ist der „Verdienst“ unser nichtsnutzigen Regierung.

    • Stefan Sasse 18. März 2020, 16:35

      Ich bin absolut überzeugt, dass wir keine Ahnung haben, was die realen Fallzahlen sind. Weil es wird ja praktisch nicht getestet. Woher will man das wissen?!

      • Ariane 18. März 2020, 17:21

        Und echte oder falsche Zahlen muss man dann ja wieder vergleichen und das macht auch jeder anders. Also ich glaube, irgendwie sind alle Zahlen gerade mit Vorsicht zu betrachten. :/

    • Ralf 18. März 2020, 16:38

      Mein Bruder wohnt in Mecklenburg Vorpommern und wollte sich testen lassen. Er wurde wieder ohne Test nach Hause geschickt, da er aus keinem Risikogebiet käme und keinen nachweislichen Kontakt zu einem Infizierten hatte.

      Das ist noch garnichts. Ein Freund von mir wohnt mit seiner Familie in Heinsberg(!!!), dem Epizentrum der Epidemie in Deutschland. Er selbst, seine Frau, seine Kinder hatten alle hohes Fieber und starken trockenen Husten, exakt die Merkmale von COVID-19. Sie haben tagelang um Tests gebettelt, sind aber bis zum Schluss abgewiesen worden, weil kein nachweislicher Kontakt mit einem Erkrankten bewiesen werden konnte. Mittlerweile sind alle Nachbarn um sie rum krank …

      • Ariane 18. März 2020, 17:22

        Jep, das ist echt ein Problem. Man muss entweder wirklich fast alle nach Hause beordern oder zumindest per Fiebermessen Leute schnell aussondern. Finde aktuell haben wir irgendwie eine ungute Mischung :/

    • Ariane 18. März 2020, 17:20

      Ich glaube, Stefan hatte mit seiner Aussage im Ursprungsartikel total recht: Hier in Europa haben wir überhaupt keine Erfahrungen mehr mit Krisen solcher Art, die sehr plötzlich und überall auftreten. Man kann im Nachhinein bedauern, dass es keine regelmäßigen Übungen gab, nur hilft das aktuell ja auch nichts. Auf großer und kleiner Ebene ist das jetzt zwangsweise irgendwie learning by doing und jede Maßnahme wie Schulschließung kann wieder zu anderen Problemen führen (wie zb dass plötzlich deswegen weniger Züge fahren) und so weiter.
      Die Testkapazitäten (dafür braucht man übrigens auch Leute) kann man nicht so schnell hochfahren, wenn irgendwo zuviele gleichzeitig ausfallen, hat man da wieder Engpässe usw.

      Ich meine, ich bin ein kleiner Privatmensch und mir platzt schon fast das Gehirn. Die Kinderbetreuung müssen wir spontan machen, weil die Polizei erst alle zum Dienst beordert, dann die Hälfte wieder nach Hause schickt, dann doch wieder mehr Leute braucht. Die andere Hälfte des Tages informiere ich mich über Staatshilfen, die noch gar nicht ausgearbeitet sind (pauschaler Tip erstmal: sämtliches Steuerzeugs stunden/verlängern lassen), zwischendurch rennen alle ständig zum Supermarkt, um Milch und Klopapier zu finden. Dazu allgemeine Sorge um alte Angehörige und von allen Seiten Existenzangst. Also ich bin heilfroh, dass ich nebenbei nicht irgendwelche Großentscheidungen treffen muss, fühl mich jetzt schon zwischendurch überfordert.

      Und die Zahlen im Norden behalte ich auch etwas im Auge, aber ich glaub, die sind sehr wenig aussagekräftig und überhaupt nicht vergleichbar. Jedes Land oder sogar Bundesland testet anders, alle sind an verschiedenen Zeitpunkten, was die Epidemie angeht. Ob die Maßnahmen zuviel oder zuwenig sind, weiß man sowieso nur im Nachhinein, also selbst die besten Virologen können das momentan nicht richtig einordnen.
      Wirkliche Aussagen haben wir da vielleicht in ein oder zwei Jahren, die wir für nächstes Mal nehmen können, aber aktuell muss jeder sich da irgendwie durchwursteln.

      Die EU und EZB sollte mal in die USA schauen und ebenfalls Helikoptegeld einführen.
      Die kommen glaub ich erst später dran, wenns darum geht, die Staaten und Banken zu stützen. Das Problem haben wir gerade auf kleiner Ebene, da sind erstmal Bund und Länder gefordert. Und wenn ich mir Schleswig-Holstein anschaue, die zumindest an den Küsten gerade komplett kollektiven, wirtschaftlichen Selbstmord begehen, bin ich ziemlich überzeugt, dass es irgendwie eine Art Helikoptergeld (was das eigentlich für ein Begriff? Ist der irgendwie definiert?) geben wird.
      Das betrifft einfach zuviele Leute, das kann nicht mehr einzeln geprüft werden, das dauert zu lange und es gibt auch gar nicht genug Verwalter, um da soviel zu prüfen.

      • Stefan Sasse 18. März 2020, 20:27

        Ja. Die unzureichende Reaktion zu kritisieren ist wohlfeil; ich hätte die Artikel lesen wollen, wenn die Regierung jedes Jahr Milliarden ausgibt, um für hypothetische Krisen gerüstet zu sein.

        • Ralf 18. März 2020, 20:35

          Krankenhäuser ordentlich auszustatten statt zu privatisieren und kaputtzusparen, wäre nicht unpopulär gewesen. Einen Vorrat an Gesichtsmasken und Desinfektionsmittel anzulegen, hätte nicht Milliarden gekostet. Und als das Virus sich in Europa festsetzte, zunächst in Italien, wären harte Maßnahmen zwar vorübergehend unpopulär gewesen, aber bereits einen Monat später hätten die Menschen den mutigen Entscheidern auf Knien gedankt. Massiv in Beatmungsgeräte zu investieren, wäre übrigens auch zu diesem späten Zeitpunkt nicht unpopulär gewesen.

        • Ariane 18. März 2020, 21:51

          Ja. Nur jetzt rummeckern hilft halt auch nicht soviel weiter. Ich hab hier vor ein paar Tagen gegenüber Stefan P. mit sozialdemokratischem Pathos aufgeschrieben, dass der Staat am Ende immer in der Verantwortung für die notwendige Infrastruktur steht.
          Und zwei Tage später bestätigt sich das irgendwie und ähm also das hätte ich mir nun nicht gewünscht.

          Ich glaub, wir können wirklich nur hoffen, dass wir da jetzt mit guter Improvisation irgendwie halbwegs durchkommen und für die nächste Großkrise Lehren daraus ziehen, damit dann wieder improvisiert wird.

          Und als das Virus sich in Europa festsetzte, zunächst in Italien, wären harte Maßnahmen zwar vorübergehend unpopulär gewesen, aber bereits einen Monat später hätten die Menschen den mutigen Entscheidern auf Knien gedankt.

          Ganz ehrlich, ich glaube das nicht. Die Leute sind nun mal so. Wenn die Kacke am Dampfen ist, schreien alle nach den härtesten Maßnahmen und davor wollen sie davon nichts wissen. Ist doch hier auch so, den einen sind die jetzigen Maßnahmen zu hart, andere (u.a. ich) wären noch für härtere. Und wenn du mit extrem harten Maßnahmen die Totalkatastrophe verhinderst, sagen dir danach bestimmt alle, dass das ja gar nicht nötig gewesen wäre. Es kann halt niemand in die Zukunft gucken. Wir wissen jetzt ja auch nicht, ob wir mit den jetzigen Maßnahmen ausreichen oder nächste Woche alles den Bach runtergeht. Und jeder, der sagt, er weiß es heute schon, lügt. Simple as that.

          • Ralf 18. März 2020, 21:56

            Um uns rum ist überall Totalkatastrophe. In Italien sind alleine heute fast 500 Menschen gestorben. Der Monat in “einen Monat später” (mein obiges Zitat) ist noch nicht vorbei. Stell Dir vor, dank visionären und damals unpopulären Handelns hätten wir in drei Wochen nicht jeden Tag hunderte Tote, während das überall um uns rum passiert. Da wäre man gefeiert worden als Politiker.

            • Ariane 19. März 2020, 00:16

              Da wäre man gefeiert worden als Politiker.
              Nee, ich glaube wirklich, dann hätten wir eine riesige Diskussion, dass alle überreagiert hätten. Ist doch heute mit Vogel- und Schweinegrippe auch so. Das gilt heute als übertriebene Panikreaktion, aber wir wissen schlicht nicht, ob man damit nicht was Schlimmeres verhindert hat. Und keiner dankt da irgendwem auf Knien. So ungerecht das ist. :/

              Um uns rum ist überall Totalkatastrophe. In Italien sind alleine heute fast 500 Menschen gestorben.
              Ja, ich weiß das. Leider. Und muss ehrlich zugeben, dass ich seit zwei Tagen versuche, die „italienische Situation“ (toller Euphemismus) sehr weit zu verdrängen, um hier die Kleinkatastrophen zu bewältigen und nicht durchzudrehen. Und ich hab davor jedem erzählt, was in Italien los ist. Aber ich glaube, das ist soweit weg von dem, was man sich vorstellen kann, das verfängt bei vielen nicht, die haben noch bessere Verdrängungsmechanismen.

              • Ralf 19. März 2020, 06:41

                Nee, ich glaube wirklich, dann hätten wir eine riesige Diskussion, dass alle überreagiert hätten.

                Mir ist schleierhaft, auf welcher Basis Du glauben kannst, dass wir in Deutschland eine “Überreaktionsdebatte” hätten, wenn wir durch kluges, rechtzeitiges Handeln eine Eskalation der Krise vermieden hätten, während – wie das in ein zwei Wochen sein wird – um uns herum die Menschen zu Hunderten sterben, in Italien, in Frankreich, in Spanien, in Österreich, in Belgien, in den Niederlanden, in Dänemark, in Schweden, in Polen, in Tschechien, in Großbritannien. Glaubst Du die Medien werden noch irgendein anderes Thema kennen, wenn das große Sterben auf die anderen europäischen Länder übergreift und nicht mehr nur Italien betrifft?

                • Ariane 19. März 2020, 10:35

                  Also ich weiß es natürlich auch nicht. Ich merke nur, dass mein Bummelumfeld in Niedersachsen so ewig langsam in den Krisenmodus kommt und viele der Maßnahmen viel zu hart findet und sich eher Sorgen um die Wirtschaft macht. Obwohl zumindest die mir Bekannten zum Glück wirklich endlich zur Vernunft gekommen sind.
                  Während ich Italien total verdrängen muss, um nicht loszudüsen und eigenhändig Touristen und Menschenansammlungen aus meiner Heimatstadt zu werfen oder sowas.

                  Diese Ungleichzeitigkeit des Ankommens im panischen Krisenmodus ist schon schwer auszuhalten. Gilt ja umgekehrt auch, für die Bummler wirke ich leicht hysterisch und werde argwöhnisch gefragt, ob ich auf Bergen von Klopapier sitze (leider nicht).

                • Stefan Sasse 19. März 2020, 12:17

                  Leben wir in derselben Republik?

                • Ralf 19. März 2020, 14:04

                  @ Stefan Sasse

                  Noch hat das große Sterben in Deutschland und den umliegenden Ländern nicht begonnen. Noch werden nur in Italien Menschen nach Alter selektioniert und Tote liegen tagelang in der Wohnung, weil überforderte Bestatter mit dem Begraben nicht mehr nachkommen. Jegliche Debatten zum Thema Überreaktion bei uns speisen sich aus dieser Tatsache. Die Krise ist eben noch nicht wirklich spürbar und nahe. Sollten ALLE Länder um uns rum – im Norden, im Süden, im Westen, im Osten – katastrophales Sterben zeigen und nur alleine in Deutschland wären die Raten gering, wohlgemerkt in einem Szenario, dass die Politiker hier früh und mutig reagiert hätten, dann würde niemand mehr von Überreaktion sprechen. Also dann, wenn die Krise überall um uns rum offensichtlich ist. Das muss doch einleuchten.

                  • Ariane 19. März 2020, 14:44

                    Ähm ja danke. Mich musst du nicht überzeugen, wie gesagt ich muss das gerade mit aller Macht verdrängen, um besonnen und pragmatisch zu bleiben.
                    Und ja, wo lebst du und bietet ihr Asyl an?

                    Ich bin heute den ersten Tag zu Hause und da meine Branche eh tot ist, nutze ich den Tag mal zur Kontaktpflege. Wenn die Kanzlerin Appelle schickt, nehme ich das ja ernst. Und einige sind ja wirklich sensibilisiert und alles. Und dann fragt man bei Verwandten aus der Riskogruppe nach und die kommen gerade vom Kaffeetrinken. Da wünscht man sich gleich Existenzängste, Homeoffice und Kinderbetreuungsstress herbei.

                  • Stefan Sasse 19. März 2020, 16:09

                    Wo hast du deinen Optimismus her? Ich will auch welchen.

          • Stefan Sasse 18. März 2020, 22:40

            Ja.

  • Jens Happel 18. März 2020, 16:33

    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/coronavirus/coronavirus-forscher-bringen-licht-in-chinesische-dunkelziffern-16684617.html

    …und deshalb plädieren die Forscher dafür, die Diagnosen radikal auszuweiten: Testen, testen, testen lautet ihre Botschaft.

  • CitizenK 18. März 2020, 22:03

    Die Kanzlerin hält eine Krisenrede und fordert Kontakte zu reduzieren, aber in Hessen ist morgen Abitur. Das ist doch verrückt.

    • Ariane 18. März 2020, 22:10

      Was? Ganz normal als wäre nix? Mit 30-60 Schülern in einem Raum zusammengepfercht? 😮
      Und ich wünschte, das wäre noch das Verrückteste, was ich heute gehört hätte, aber teils denkt man wirklich, der Irrsinn regiert gerade das Land.
      Ich fand ihre Rede wirklich exzellent, aber so ein bisschen hätte ich mir gewünscht, sie hätte den Katastrophenfall ausgerufen. Dieses Hin und Her und jeder wurstelt sich auf andere Weise durch, finde ich gerade sehr verwirrend. Obwohl ich auch durchaus anerkenne, dass einige Länder wie Bayern und Schleswig-Holstein das wirklich gut machen.

    • Stefan Sasse 18. März 2020, 22:40

      Föderalismus.

      • Ariane 18. März 2020, 23:11

        Das macht mich momentan echt wahnsinnig. An allen Ecken und Enden brennt es und ich verbringe (gefühlt) den halben Tag mit Albernheiten wie Klopapier oder Milch finden oder zu googlen, welche Regeln in welchem Bundesland ab wann gelten. Wär ja schön, wenn wir so einen Quark gerade nicht noch hätten.

    • Ariane 18. März 2020, 23:58

      Abitur findet in Hamburg wohl wie geplant statt
      Trotz der Corona-Pandemie werden die Abiturprüfungen in Hamburg nicht verschoben. Das sagte der Sprecher der Schulbehörde, Peter Albrecht, am Mittwochabend auf dpa-Anfrage zu entsprechenden Medienberichten. „Die Terminplanung ab dem 16. April wird beibehalten.“ Ergänzt werde aber eine „dritte Terminschiene“ für den Fall, dass Schüler in Quarantäne oder erkrankt sind und weder an den regulären Terminen noch an den Nachschreibterminen teilnehmen können. „Klar ist natürlich, dass wir Hygienebedingungen – wie Abstandsregeln – einhalten werden“, sagte Albrecht weiter. „Wir müssen jetzt gucken, wie dieses Setting konkret gestaltet wird.“

      Seufz

  • Ariane 20. März 2020, 10:14

    Also ich muss auch mal loben! War saugruselig, aber mein Edekaladen ist über Nacht zur Apokalypse gewechselt. Zwei Sicherheitsmänner vor der Tür, vor’m Eingang Hütchenaufsteller (schätze, die wollen die Gesamtzahl im Markt kontrollieren), Wagenzwang. Desinfektionsspender vor der Tür. Überall Schilder mit Sicherheitshinweisen und alle zwei Minuten Durchsagen zu Abstand, Vorratshaltung etc. aufgrund der „aktuellen Situation“ (auch ein toller Euphemismus). Kassenbereich komplett umgebaut mit Bändern und Tatortklebeband auf dem Bodem zum Abstand halten. Aufruf, am besten mit Karte zu bezahlen. Kassierer mit Handschuhen. Hat auch gewirkt, war eh wenig los, aber alle extrem vorsichtig.

    War wirklich beängstigend ohne Ende, aber es wirkt und man merkt auch, dass sie versuchen, ihre Angestellten bestmöglich zu schützen.

    • Stefan Sasse 20. März 2020, 13:48

      Ja. In manchen Supermärkten machen sie hier solche Sachen auch, in anderen gar nicht….

      • Ariane 21. März 2020, 00:48

        Ja, hier macht auch jeder, wie er will. Ist für kleine Einzelläden natürlich auch ne Herausforderung. Allerdings bin ich schon auch beeindruckt, kenne einige noch offene Einzelhändler, die haben zB eigenhändig Plexiglasscheiben wie in der Bank fix mit Zeugs aus dem Baumarkt zusammengeschraubt.

        Ein großer Edeka hat natürlich andere Möglichkeiten, aber was die alles so schnell aufgefahren haben: Respekt! Die haben ja auch grad noch andere Sachen zu erledigen, haben aber wirklich über Nacht Klebeband, Absperrbänder, zig Hinweisschilder und zwei Sicherheitsmänner aufgetrieben.

        Also praktische Problemlösung auf Kleinstebene scheint ganz gut zu laufen und macht mir gerade ein bisschen Hoffnung.

  • Jens Happel 20. März 2020, 10:54

    Zu Europa fällt mir im Moment nur ein Inkompetent und Selbstgefällig. Hiermit meine ich in erster Linie nicht die EU-Kommission oder ihre Institutionen.

    Jedes Land in Asien, China, Südkorea, Taiwan, Vietnam hat die Krise bis jetzt besser gemeistert als Frankreich, Italien, Deutschland und UK. Die Corona Krise wird der Wendepunkt sein, an dem die Asiaten auf uns herabschauen werden, und völlig zurecht. Mein asiatischen Geschäftspartner sind fassungslos.

    Asien hat in allen Punkten besser abgeschnitten, das gilt sowohl bei der Vorsorge, das heißt mit der Bereitstellung von ausreichend Material für die Krankenhäuser als auch Masken für die Bevölkerung, als auch der Klärung der organisatrischen Abläufe sowie der verabschiedung nötiger Gesetze z.B. gegen Hamsterkäufe wie in Südkorea gab es auch nicht. Unsere Epidemiologen geben auch ein schwaches Bild ab, ihre Theorien sind teilweise druch die Erfahrungen in Asien nicht gedeckt. (z.B. der Bullshit mit der Herdenimmunität und flatten the curve)

    Das RKI überzeugt mich immer weniger. Erst der Quatsch mit der Herdenimmunität, dann die Kehrtwende aber irgendwie auch nur halbherzig. Die Zahlen die das RKI präsentiert hatten passten auch nicht zu den Zahlen von John Hopkins zusammen, nicht mal im Trend. Beim RKI sah es so aus als ob die Maßnahmen der Regierung greifen. Die täglichen neuen Fällen gingen leicht zurück bei John Hopkins stiegen sie. Das RKI sagte in einer Pressekonferenz, dass sei ihnen bewusst, aber sie sammeln die Daten so für Ihre Analyse. Basierend auf falschen Zahlen??? Jetzt haben sie auf elektronisch umgestellt jetzt scheint wenigstens der Trend wieder mit John Hopkins übereinzustimmen.

    Spahn bestellt jetzt doch 10 Millionen Masken, die angeblich nichts nützen, warum tragen sie dann den die Mediziner ständig??. 10 Millionen für ein Volk von 80 Millionen? Sinn? Logik?

    Deutschland verweigerte Italien lange Hilfe, dafür sprangen die Chinesen ein, zwar nicht kostenlos aber immerhin. Im Elsass platzen die Intensivstationen aus allen Nähten. Über den Rhein in BaWü stehen 2.300 Betten bislang leer. Frankreich fliegt jetzt Patienten vom Elsaß nach Touluse. Das vereinte Europa 2020.

    Europa mir graut vor dir, dass ist ja wie vor 100 Jahren. Die Ursache für die teils schlechte Versorgung in Italien liegt im übrigen auch bei der EU, bzw. den Regeln die wir uns gegeben haben

    https://norberthaering.de/eurokrise/draghi-italien-corona/

    So lahmarschig und mit solch bürokratischen Mitteln wie Kurzarbeitergeld wird die Regierung auch noch der Wirstchaft den Exitus verpassen. Wir haben gar nicht genug Beamte um so viel Kurzarbeitergeldanträge zu bewältigen. Kleine Unternehmen, z.B. Physiotherapiepraxen, verlangen jetzt von jedem Angestellten einen täglich auszufüllenden Stundenzettel, die Stunden variere ständig, da ja Leute absagen oder die Praxis nicht voll ist. Diese Zettel werden alle gesammelt und eingeschickt. Wieviel Beamte brauchen wir um das zu bearbeiten. Wieviele der Beamten werden demnächst in Quarantäne stecken. Das wird nicht funktionieren!

    Auch auf die Gefahr hin, dass ich mich wiederhole. Jetzt die Firmen, Arbeitslosen etc. mit Kredit retten zu wollen, wird gigantische Probleme spätestens nach der Krise verursachen. Diese Schulden stehen bei irgend jemanden in den Büchern und die werden ihn drücken. Da ist es am allerbesten sie stehen bei der EZB in den Büchern. Die hat das Geld von niemanden geliehen also wird ihr auch niemand Druck machen.

    Und nein, ich bin nicht naiv. Geld drucken löst kein Problem. Es schafft neue, Inflation oder Assetinflation, verzerrte Preise etc. Aber verglichen mit der Alternative einer komplett überschuldeten Wirtschaft oder überschuldeten Staatshaushalten (insbesondere im EU-RegularienKatalog siehe Link oben) sind diese Probleme ein Klacks. Helikoptergeld ist verhältnismäßig einfach zu organisieren. Man benötigt nur die Bankverbindungen, die sind aber den Finanzämtern bekannt.

    Und ich muss sagen, dass liebe ich an den Amerikanern. Wenn es drauf ankommt sind sie herzerfrischend undogmatisch. Gestern wurde Helikoptergeld als Teufelszeug angesehen heute „Who cares“. Wenn bei den Amerikaneren „Houton we have a problem“ passiert finden sie Lösungen, die EU und Deutschland gründen einen Ausschuss!

    Verzeiht mir den positiven Rassismus gegenüber den Amerikanern 😉 Ich weiß, dass die bei der Vorsorge zu dieser Krise auch verkackt haben.

    • Stefan Sasse 20. März 2020, 13:49

      Es ist natürlich leicht vorbereitet zu sein wenn man in den letzten 20 Jahren schon zwei Pandemien hatte. Das ist auch etwas selbstgefällig.

      • Lemmy Caution 20. März 2020, 14:17

        Die nehmen uns bestimmt bei bestimmten Themen auch als selbstgefällig wahr. Wichtiger ist, dass sie in dem Pandemien-Themen einfach eine natürliche Autorität auf Grund von Erfahrung besitzen.

        • Stefan Sasse 20. März 2020, 16:53

          Sicher, und das ist ja auch okay. Ich sag nur, das fällt nicht vom Himmel. Die sind durch den gleichen Zyklus durch wie wir, nur früher.

    • Ariane 21. März 2020, 01:08

      Ja, ich glaub auch, die Asiaten und vielleicht sogar die Afrikaner (Ebola) haben gerade Vorteile. Hab in einem Interview aufgeschnappt, dass es damals bei SARS wohl mächtig Ärger zwischen WHO und China gab, weil das fast außer Kontrolle geraten wäre und diesmal lief es wohl deutlich besser, zumindest in der Kommunikation.

      Ich weiß gar nicht, ob man je auf Großkatastrophen wirklich vorbereitet sein kann. Aber wir in Europa waren schon wirklich eine Insel der Glückseligkeit, was so etwas angeht. Die letzte globale Massenkatastrophe war der 2. Weltkrieg und auf Krankheiten bezogen müssen wir bis zur Spanischen Grippe oder gleich zur Pest zurückgehen.
      Das ist großes Glück, aber fällt uns natürlich ein bisschen auf die Füße, die ganzen Notfallpläne, die wir haben, stammen eher aus den 60ern und gehen vom dritten Weltkrieg aus, weil die Russen kommen. Das ist für die aktuelle Krise nicht so ganz passend – gelinde gesagt.
      Und so ein 3. Weltkrieg ist vermutlich einfacher zu verstehen und zu erfassen als eine globale Pandemie. Da gehts gar nicht anders, als dass die größten Experten und die höchsten Politiker dasitzen und sagen, so genau wissen sie es übrigens auch nicht.

      Jetzt die Firmen, Arbeitslosen etc. mit Kredit retten zu wollen, wird gigantische Probleme spätestens nach der Krise verursachen.

      Tjoa, ich sehe nicht so wirklich eine Alternative. Whatever it takes auf allen Ebenen ist das einzige, was halbwegs Sinn ergibt, wenn alles noch da sein soll, wenn die Krise nicht mehr akut ist. Und ja, das wird weitergeleitet, bis es bei der EZB ankommt, aktuell ist sie noch gar nicht so nötig.
      Ich rechne auch damit, dass es noch krasser wird. Die winken alles durch, was ankommt und selbst das überlastet gerade alle Kapazitäten. Könnte mir vorstellen, dass es iwann sogar auf einen generellen temporären Steuererlass hinausläuft.
      Und mehr geht gerade nicht. Helikoptergeld wie 1000€ Überweisungen decken vielleicht eine Miete. Und Geld zum Ausgeben statt reines Überleben reinpumpen bringt auch nichts, weil ja alle zu Hause sitzen.

      • Ariane 21. März 2020, 01:19

        Muss noch kurz einen Link dalassen, der mir heute ein lautes Lachen entlockt hat.
        https://t.co/IGM4Yflcur?amp=1

        Hans Werner Sinn hat aus seinem Elfenbeinturm heraus mal wieder grandios absurde Fehlschlüsse gezogen.
        Am schönsten: denn die Weltwirtschaft leidet nicht unter einem Nachfrage-, sondern unter einem Angebotsmangel. Es fehlt an Menschen auf den Arbeitsplätzen, weil sie krank sind oder sich richtigerweise in Quarantäne befinden.

        Klar, die Nachfrage ist super. Alle sollen zu Hause sitzen, alle Möglichkeiten des Konsums gerade hinweggefegt. Aber kein Problem! Hauptsache es wird genug Zeug produziert, dann wird das schon.

        Der komplette Artikel ist nicht ganz so absurd, aber sind schon einige irre Stilblüten drin, dass man sich fragen muss, wie lange er sich schon mit Zahlen und Tabellen in seinem Büro eingeschlossen hat.

        • TBeermann 21. März 2020, 09:13

          Sinn war aber eigentlich auch nie mehr, als ein Sprechblasenlieferant für die Neoliberalen.

          Der (und „sein“ Institut“) lagen in keiner relevanten Frage richtig, haben nie irgendetwas vor anderen Akteuren erkannt, thematisiert oder wäre sonst irgendwie durch bemerkenswerte Arbeit aufgefallen.

          Er hat Schwarz-Gelb einfach nur die gewollten Stichworte gegeben und war kamerageil genug, um bekannt zu werden.

          • Stefan Sasse 21. März 2020, 10:54

            Mein Wissensstand ist, dass Sinn durchaus auch als Ökonom einige relevante Sachen gemacht hat. Das schließt es ja nicht aus, als Lobbyist zu arbeiten.

          • Ariane 21. März 2020, 14:39

            Ich mochte den sonst auch nie und Stefan P. hatte in seinem Artikel dazu ja auch was.
            Es ist ja von beiden ideologischen Punkten aus gerade total weltfremd und wahnwitzig, einfach weiter an Angebot- oder Nachfragepolitik hängenzubleiben. Steht beides quasi auf null und soll ja auch erstmal so bleiben.

            Aber ist ja total lächerlich und sollte sowohl ihm als auch dem Handelsblatt peinlich zu sein, zu schreiben, dass die Weltwirtschaft kein Nachfrageproblem hat. Während überall panisch sämtliche Konsummöglichkeiten dichtgemacht werden. Nachfrage nach systemrelevantem Zeugs hat doch bestimmt weltwirtschaftlich 0,00005% Anteil oder so. Selbst Öl will grad keiner mehr.

  • Lemmy Caution 20. März 2020, 14:05

    Langsam bewegt es sich in die richtige Richtung. Nach Söders Ankündigung.
    Ich hoffe, dass auch Länder wie Nordrhein Westfalen, Berlin und Hamburg rasch nachziehen. Ich hoffe, es ist noch halbwegs einzugrenzen. In Kreis Heinsberg steigt die Infiziertenzahl „nur“ um 10% in der letzten Woche.
    Kapiere manche Details nicht. In Spanien sind beispielsweise auch Friseure geschlossen, hier offenbar nicht.
    Chinesische Experten in der Lombardei bezeichneten die dortigen Maßnahmen als noch zu lasch, z.B. sollte dort außer für absolut lebensnotwendige Bereiche nicht mehr gearbeitet werden.
    Dienstag wurde das Büro, wo ich aktuell als Freelancer arbeite, zugesperrt. Vorher machte ich mich unbeliebt, weil ich meine lieben Kollegen anblaffte, Sie sollten bitte 2 Meter Sicherheitsabstand halten. Nächste Woche bekomme ich wohl ein Laptop für Home Office. Sobald ich das habe, bekommen die Leute im Supermarkt Trinkgeld in Helikopter-Dimensionen. Muss mir noch überlegen, wie ich eine möglichst virensichere Logistik für die Geldscheine organisiere.

    • Ariane 21. März 2020, 01:47

      Ich hoffe auch, langsam wird es. Rechne zum Wochenende auch mit einer bundesweiten Lösung, vllt ähnlich wie jetzt viele machen. Ausgangsbeschränkungen, dafür Verbot von Gruppen über Haushaltsgröße.

      Bin übrigens seit den Schul/Kitaschließungen dafür, erstmal die irrelevanten Arbeiten großflächiger zu verbieten. Das hat das Chaos erstmal nur vergrößert. Und (sorry für’s Nerven) da fehlt uns noch ein beträchtliches Maß an Gendergerechtigkeit. Und zumindest in meinem Umfeld ist jeder (ich hochmoderne, emanzipierte Frau auch) sofort in die traditionelle Rolle gesprungen. Die Frauen rennen herum und organisieren Kinderpflege, Altenversorgung (darf nicht vermischt werden!), putzen jede Türklinke, sprechen sich untereinander dauernd ab, um nicht irgendwo eine liebe alte, einsame Dame zu vergessen, stemmen die notwendige „Kontaktpflege“. Auch dumm, dass viele systemrelevante Berufe von Frauen ausgeübt werden, möcht gar nicht wissen, wieviele da unnötig erstmal wegen Sonderurlaub rausgefallen sind.
      Während die Mehrheit der Männer in gerade nicht so relevanten Jobs festhängt und sich mit (verständlichen!) Existenzsorgen quält.
      Alles verständlich und erklärbar, aber total ineffizient beim Umschalten in Krisenmodus.

      Um auch mal wohlfeil klugzuscheißen: Im Nachhinein denke ich, man hätte alles gleichzeitig machen müssen, damit schnell genug Kapazitäten für Umstellungen wie Kinderbetreuung, Alltag neu organisieren usw. frei sind.

      Kapiere manche Details nicht. In Spanien sind beispielsweise auch Friseure geschlossen, hier offenbar nicht.
      Ja, das Friseurrätsel ist spannend. Meine Vermutung ist, dass das in einem Katastrophenplan von 1946 stand, als Friseure vielleicht noch für die Grundversorgung an Hygiene (die haben ja auch rasiert) nötig waren.

      Muss mir noch überlegen, wie ich eine möglichst virensichere Logistik für die Geldscheine organisiere
      Könnte sein, dass sie es im Supermarkt nicht annehmen dürfen, vielleicht lieber eine allgemeine Trinkgeld-Dose anregen. Ansonsten immer hinlegen und nicht in die Hand drücken 😉

      • Lemmy Caution 21. März 2020, 08:13

        Mit dem genderrollen-Thema nervst Du überhaupt nicht.
        Seit Jahren hab ich im Freundes- und Bekanntenthema ein Thema mit gebrechlichen Eltern. In den wirklich schwierigen Fällen sind es immer die Töchter. Meine eigenen Eltern nähern sich der 80 und sind als Team gottseidank als Team noch autark. Bisher ist das Kümmern noch ausgeglichen. Wenn es ernster wird, würde ich das wohl übernehmen. Es wäre für mich als freelancer mit Homeoffice Optionen viel einfacher als für meine Schwester, die in einem Konzern eingebunden ist. Ich wär aber echt der erste den ich kenne und ich kenn in Deutschland und Chile aus den letzten 15 Jahren 8 Frauen, die das übernahmen.
        In Bayern sind auch Friseure zugesperrt. In 2 Monaten schauts dann im Freistaat aus wie in den frühen 70ern.

        • Rauschi 21. März 2020, 10:26

          Zur Altenpflege der Eltern:
          Das machen bei uns die Jungs, meine Brüder kümmern sich sehr libebvoll um unsere Mutter und als mein Vater noch lebte, auch um den. Ich falle aus, weil ich 600 km weit weg wohne.
          Allerdimgs ist meine Mutter auch noch kein Pflegefall, ich habe schon gesagt, wenn es so weit sein sollte, würde ich das machen, weil sie auf keinen Fall in ein Heim möchte. Mal sehen, hoffentlich geht es ihr noch lange gut. Aber aktuell wird sie echt süss betüdelt von meinen Brüdern, die machen noch mehr als sonst. Aber immer mit dem nötigen Abstand.
          Ist aber sicher auch eine Ausnahme.

          • Ralf 21. März 2020, 10:31

            Schön mal etwas Ermutigendes zu hören in diesen Zeiten … ^^

          • Ariane 21. März 2020, 11:52

            Sehr schön und löblich das von Euch beiden zu lesen. Mir und meiner Mama (die jetzt Omaversorgungsdienst macht) ist der Stress auch lieber, als wenn sie irgendwo ist, wo gar kein Angehöriger mehr rein dürfte und nur noch wie auf Knastcomics unten vorm Fenster winken müsste. Da brechen mir schon Berichte von anderen Leuten gerade das Herz.

            Und: es gibt auch sehr viele hilfsbereite Menschen auf der Welt, meine Oma war erfreut und schon leicht genervt, weil das Telefon vor Hilfsangeboten und Nachfragen kaum noch stillstand. Auch die kommt noch nicht dazu, in Ruhe zu Hause zu sitzen und Fernsehen zu gucken *lol*

  • Lemmy Caution 21. März 2020, 09:05

    In El País gabs noch einen interessanten Artikel zur niedrigen Letalitätsrate in Deutschland.
    In Deutschland werden wöchentlich 0,4% der Gesamtbevölkerung getestet. In Spanien 0,06%. Durchschnittsalter für Infizierte in Deutschland ist 47, in Italien 66. Viele junge Infizierte werden in Südeuropa überhaupt nicht erfasst. In Südeuropa leben 20% der 30 bis 49 mit ihren Eltern, in Deutschland sind das 10%.
    Die vergleichsweise vielen Tests geben uns vielleicht eine Chance.
    Schockiert haben mich letztes Wochenende die vielen Fälle in Dänemark, Norwegen und Schweden. Heute wissen wir, dass dies dem Ischgl Effekt geschuldet ist. Dort scheint sich der Virus aber nicht so stark auszubreiten. Auch dort wird vermutlich sehr viel getestet.
    Auf einer Go-Plattform erzählte mir ein Angestellter im rumänischen Gesundheitsdienst, dass die Angst vor dem Osterfest haben. Dann besuchen nämlich traditionell 3 Mio rumänische Gastarbeiter ihre Heimat.
    Solche Länder haben es wohl viel schwerer mit der Pandemie umzugehen.

    (auch wenn es nervt)
    In Chile ist das noch sehr stark ein Phänomen der Oberschicht/ oberen Mittelschicht. Es kam über Europa-Reisende ins Land. Das sind mehr als manche denken werden. Jeden Tag landen da ca 10 große Passagierjets aus Europa und nach meiner Schätzung sind da im Schnitt so 60 bis 80% chilenische Passagiere. Die publizierten Verbreitungskarten mit ungefähren Wohnort. Konzentriert sich in Santiago sehr auffällig auf die 4 Viertel, in denen die obere Mittelschicht/Oberschicht so lebt.
    Das Agieren der Regierung wirkt auf den ersten Blick relativ vernünftig: Massiver Aufkauf von Beatmungsgeräten, man will in den Privatkliniken auch Covid 19 Fälle ohne privater Krankenversicherung aufnehmen, Aufbau von Nothospitälern, Zusammenarbeit mit China.
    Allerdings gibt es unbestätigte Meldungen, dass die Regierung Zahlen zurückhält und das Personen des Gesundheitsamtes selbst dank Europareisen betroffen sind. Es gibt da viele Gerüchte, aber diese Meldung stammt von einer Journalistin, die sich in den letzten 20 Jahren eine fast schon journalistisch unfehlbare Reputation aufgebaut hat (Alejandra Matús).
    In Krankenhäusern fehlen jetzt schon Masken, während auf der Straße viele damit rumlaufen.
    In den Reichenvierteln scheint das Verhalten noch schlimmer als in Deutschland letzte Woche zu sein. Es wurden volle Restaurants gepostet. Es gab in der letzten Woche positiv getestete, die einfach mal an den Strand fuhren oder zu einer Hochzeit in den Süden flogen. Bewohner santiago-nahen Strandorte errichteten letzte Nacht Barrikaden an den Einfahrtsstraßen, um ihre Kommune zu schützen.
    In Chile sind Ärzte und Pflegekräfte in einer Berufskammer organisiert. Deren im Fernsehen und auf twitter sehr aktive Vorsitzende gehört der Kommunistischen Partei an. Nun gibt es unter den chilenischen Kommunisten solche, bei denen die Agitation überwiegt ist, und andere, die nachvollziehbarere Beiträge liefern. Izkia Siches gehört für mich zur zweiten Gruppe, die ich über die Jahre oft sehr zu schätzen gelernt habe, obwohl ich definitiv kein Kommunist bin. Sie nimmt als Verbandschefin auch an wichtigen Krisensitzungen teil.

    • Ralf 21. März 2020, 10:11

      In Deutschland werden wöchentlich 0,4% der Gesamtbevölkerung getestet. In Spanien 0,06%.

      Hmmm … Also in dieser Krise hört man ja laufend irgendwelche Zahlen, oft mit enormen Widersprüchen. 0.4% der Gesamtbevölkerung Deutschlands wären 328.000 Menschen, die laut Deinem Bericht also dann täglich getestet würden. Dieser andere Bericht von gestern …

      https://www.google.at/amp/s/www.fr.de/wissen/coronavirus-sars-cov-2-test-schnelltest-deutschland-covid-19-13582178.amp.html

      … behauptet aber, dass die Testkapazität für Deutschland nur 12.000 Tests pro Tag sind (, ohne zu sagen, dass diese Testkapazität auch voll ausgeschöpft wird). Das bedeutet, dass selbst dann, wenn die Labore das komplette Wochenende jeweils durchpowern, also eine 7-Tage-Vollzeitwoche fahren, und das bei voller Kapazitätsauslastung, was ich persönlich bezweifle, trotzdem nur 84.000 Menschen pro Woche getestet werden könnten. Wegen der vielen positiven Annahmen bei diesem “Optimalwert” würde ich die tatsächliche Zahl an Tests nochmal deutlich geringer einschätzen.

      Aber ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen. Hat irgendwer eine Quelle mit belastbaren Zahlen zum Thema?

      • Ariane 21. März 2020, 11:31

        https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-03/christian-drosten-coronavirus-pandemie-deutschland-virologe-charite/komplettansicht

        Hier ist ein langes Interview mit dem Drosten, aber selbst die besten Wissenschaftler rätseln noch an den Zahlen herum, also richtige Sicherheit gibts gerade nirgends. Ganz ermutigend: Deutschland hat wohl den Vorteil, dass man die leichten Fälle schnell gefunden und isoliert hat, während Italien meist erst bei Krankenhauseinlieferungen getestet hat, daher wohl bisher auch die hohe Todesrate jetzt.
        Jetzt erreicht man aber das Limit und testet künftig eher weniger statt mehr und dann nur noch Risikogruppen und systemrelevante Berufsgruppen. Insofern sinnig, weil der Eindämmungszug eh schon abgefahren ist. Zumindest bis sie einen einfachen Schnelltest finden, der ähnlich wie ein Schwangerschaftstest funktioniert.
        Ansonsten tl,dr: Man weiß immer noch wenig bis nichts und vielleicht braucht man ein Jahr lang eine Art Lockdown. Puh.

        Ansonsten so als Laie, der schon nur noch die Zahlen in Norddeutschland anguckt, wünschte ich mir ja, dass die sich auf verständliche, allgemeine Zählweise einigen. ntv oder so kam gestern mit „kumulative Inzidenz“ oder so um die Ecke. Das nutzen wohl Epidemologen, aber also ich zumindest hab die Erklärung nach dreimal Lesen nicht so ganz verstanden. Das ist ja fast wieder zum Lachen, wenn Normalmedien plötzlich mit sowas rumfuhrwerken.^^

        • Ralf 21. März 2020, 12:11

          Zumindest bis sie einen einfachen Schnelltest finden, der ähnlich wie ein Schwangerschaftstest funktioniert.

          Einen solchen Schnelltest wird es meiner Meinung nach nicht geben. Einen solchen Schnelltest könnte man höchstens dahingehend entwickeln, dass er Antikörper gegen das Virus im Blut des Getesteten nachweist. Relativ frisch Infizierte produzieren aber am Anfang noch gar keine Antikörper (bin kein Experte dafür, aber ich glaube der erste Antikörpertyp IgM erscheint im Blut etwa 5-10 Tage nach einer Infektion), weshalb ein solcher Test viele Neuinfektionen vermutlich garnicht detektieren würde. Darüber hinaus würde ein solcher Antikörpertest viele „falsch positive“ Signale geben, da jeder, der die Infektion mal (möglicherweise unbewusst) hatte und überstanden hat, trotzdem immer noch Antikörper im Blut haben kann (anfangs sicher noch IgM und sehr langfristig bestimmt IgG). Antikörpertests sind also nur sinnvoll entweder bei Infektionen, die sich sehr langfristig für viele Jahre oder sogar lebenslang einnisten und die eine sehr niedrige Neuinfektionsrate haben (z.B. HIV). Oder sie sind sinnvoll für die Untersuchung in der Retrospektive, wenn man wissen will, wieviele Menschen tatsächlich in der Population in den vergangenen sechs Monaten infiziert waren. Das kann bedeutend sein, um Modelle für die Ausbreitung der Krankheit zu entwickeln.

          Um tatsächlich Infizierte zu identifizieren, die potentiell eine Gefahr finden die Gesellschaft darstellen könnten, bleibt nur der RT-PCR-Test als einzige Möglichkeit. Und der wird nie so einfach wie ein Schwangerschaftstest funktionieren. Für den RT-PCR-Test muss zunächst das Genom des Virus unter hochreinen Bedingungen aus Abstrichen isoliert werden, die außerhalb eines Labors kaum möglich sind. Und dann muss das Genom von RNA in DNA umgeschrieben werden (das „RT“ in „RT-PCR“ steht fertig „Reverse Transcriptase“; das Enzym, das diese Arbeit erledigt) und anschließend muss diese DNA exponentiell vermehrt werden (das „PCR“ in „RT-PCR“ steht für „polymerase chain reaction“). Da die Vermehrung exponentiell geschieht, führt auch die geringste Kontamination des Probenmaterials zur Detektion eines (dann falschen) Signals. Es braucht also wiederum hochreine Bedingungen, die so nur in Labors verstellbar sind. Außerdem braucht man zur Vermehrung der DNA Geräte, sogenannte PCR-Cycler, die zwar mobil sind und ungefähr die Größe einer Kaffeemaschine haben. Aber die Dinger kosten billigstenfalls schätzungsweise um die 10.000 Euro und der Ottonormalverbraucher wird sowas nicht bei sich zuhause stehen haben.

          Also von der Idee, dass ein Coronavirustest so einfach werden könnte wie ein Schwangerschaftstest, sollten wir uns verabschieden.

          Was mich ärgert, ist dass nicht die akademischen und Industrieforschungslabore stärker in die Tests mit eingebunden werden. Die haben die Infrastruktur. Die haben das Knowhow. Die haben das Material. Die haben die Geräte. Die haben es meinen Informationen nach sogar angeboten. Und die staatlichen Stellen haben dankend abgelehnt. Nun ist mir auch klar, dass es da rechtliche Grauzonen gibt. Aber wenn diese nicht-offiziellen Stellen wenigstens pauschal in der Breite die „symptomlose gesunde Bevölkerung“ testen würden, könnte man vielleicht zumindest einige unbewusste Virusträger identifizieren und diese isolieren. Ich würde in dieser Situation einfach mehr Flexibilität bei den staatlichen Stellen erwarten. Wenn man am Anfang einer Katastrophe steht, muss man eben auch das Undenkbare tun. Man denke an Helmut Schmidt und die Sturmflut 1962 …

    • Ariane 21. März 2020, 11:41

      (auch wenn es nervt)

      Nee gar nicht, ganz spannend zu lesen, wie es in anderen Ländern läuft. Allein durch das Rumgereise ist es sowieso kein Phänomen der Ärmsten natürlich. Hier oben bestätigt sich ja gerade das Vorurteil der Hamburger „Bonzen“, die erst Skiurlaub machen und sich dann auf Inseln oder Küstenorten herumtreiben. In klein oder groß hat man das vermutlich weltweit, hab zwischendurch auch aus Spanien und Iran gehört, dass ein großes Problem war, dass die Mittel/Oberschicht aus den Großstädten in Mengen in Ferienhäuser auf dem Land geflüchtet ist und nach zwei Wochen brennt dann überall der Baum.

      Und um mal positive Vorurteile pflegen, denke die, die parteimäßig nicht so weit von Solidarität weg sind, haben auch politisch erstmal Vorteile, sich auf die Situation einzustellen, gehört halt irgendwie zur Identität.
      Ist hier auch merkwürdig, ständig die CDU Loblieder auf Solidarität singen zu hören und selbst Lindner stimmte ja schließlich ein (hat aber halt auch ein-zwei Tage zur Umstellung gebraucht).
      Wie lautet noch der Fluch? Mögest du in interessanten Zeiten leben. Tun wir gerade wahrlich.

  • Lemmy Caution 21. März 2020, 10:47

    Hier ist der El País Artikel auf spanisch.
    https://elpais.com/sociedad/2020/03/20/actualidad/1584729408_422864.html
    Ich hab das aber etwas falsch wiedergegeben. Die zitieren einen Spiegel Artikel, gemäß dem Roland Koch Institut eine Testkapazität von 160.000 pro Woche angibt. https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-testet-deutschland-zu-wenig-im-vergleich-zu-suedkorea-a-4fb86f9e-1a5f-4434-b05f-7fad3dda34f4
    Bei den im El País Artikel genannten 0,4% der Gesamtbevölkerung handelt es sich um die Zahl der bisher durchgeführten Tests.
    In jedem Fall haben wir deutlich mehr Testkapazität als Spanien und Italien.

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