Bücherliste 2018/19

Bücher sind der Schlüssel zur Welt, und es gibt praktisch unendlich viele davon auf der Welt, und jedes Jahr kommen neue hinzu. Da das Leben kurz ist, möchte man nicht unbedingt mehrere Bücher anfangen und irgendwann feststellen, dass sie Mist sind und man bisher seine Zeit verschwendet hat. Andererseits ist es oft schwer, an gute Ideen für neue Bücher heranzukommen, wenn man sie nicht gerade durch Zufall findet. Ich stelle daher hier meine Bücherliste 2018/19 vor, die zwar nicht alle Bücher enthält, die ich in diesem Zeitraum gelesen habe, aber alle, die ich guten Gewissens weiterempfehlen kann oder doch wenigstens kommentieren will. Vielleicht findet ja jemand etwas Interessantes darin. Die meisten Bücher habe ich auf Englisch gelesen; wo vorhanden, habe ich Links auf die deutschen Versionen beigefügt. Alle Links führen direkt zu Amazon, und wer die Bücher über diese Links bestellt sorgt dafür, dass ein kleiner Teil des Preises von Amazon an mich geht. Kapitalismus! Artikel daher bookmarken und als ständige Referenz nutzen. 🙂

Angesichts der fast absurden Länge dieses Artikels und der unbefriedigend kurzen Besprechungen der Bücher plane ich derzeit, das in eine monatliche Serie umzuwandeln. Bitte gebt mir dazu auch Feedback in den Kommentaren.

Howard Zinn – A people’s history of the United States 1492-present // Howard Zinn – Eine Geschichte des amerikanischen Volks 1492 bis heute

Ich habe mich entschieden, diesen Klassiker der Geschichtsliteratur einmal anzugehen, aber ich kann nicht behaupten, dass ich es als sonderlich sinnvolle Beschäftigung empfand. Zinns spezifisch sozialistischer Blickwinkel zerrt sämtliche Ereignisse in eine Folie, die nicht immer besonders sinnvoll ist und vor allem kulturelle Gründe deutlich zu sehr in den Hintergrund drängt. So weist Zinn durchaus zurecht auf die Gewalt an Ureinwohnern und importierten Sklaven hin, betrachtet das aber nur durch die Brille ökonomischer Ausbeutung und findet eine nahtlose Verbindung zu den Gewerkschaftsfunktionären des 19. und 20. Jahrhunderts, die einen völlig albernen Anteil des Buchs einnehmen. Vor allem ab dem Ende des 19. Jahrhunderts foltert Zinn die Fakten solange, bis eine reale sozialistische Massenbewegung in den USA entsteht, die durch massive Regierungsoppression niedergehalten wurde. Wer mehr Informationen braucht, lese diese Kritik am Buch.

Thomas Ebert – Die Zukunft des Generationenvertrags

Dieses Buch ist praktisch geschenkt bei der BpB zu haben (Link oben), und ich kann es nur empfehlen, wenn man kein Problem mit etwas trockenen und theoretischen Themen hat. Ebert führt über einen historischen Abriss der Entwicklung des deutschen Rentensystems zu den Reformen während der Bonner Republik zu der großen Reformdebatte der 1990er und dann zu den Rot-Grünen Reformen. Er erklärt ausführlich, wie das Rentensystem funktioniert und debattiert dann, inwieweit die rot-grünen Reformen (auf Basis ihrer eigenen Prämissen) als Erfolg gelten können. Zuletzt debattiert er verschiedene Reformvorschläge und klopft sie auf ihre Vor- und Nachteile ab. Das Buch ist unbedingt als Grundlage für eine Rentendebatte zu empfehlen.

Markus Feldenkirchen – Die Schulzstory

Dieses Buch ist bemerkenswert, weniger für seinen Stil, sondern für das, was darin steht. Martin Schulz hat Feldenkirchen praktisch unzensierten Zugang für über ein Jahr gewährt, und was da herauskommt ist ein schonungslos ehrliches Porträt des Wahlkampfs. Es zeigt sowohl die persönliche Größe und Fähigkeiten Schulz‘ als auch, und das ist wesentlich bedeutender, das Totaldesaster des Wahlkampfs 2017. Und das ist mehr als bemerkenswert. Das Ausmaß an Dilettanterie und Unfähigkeit seitens der SPD ist atemberaubend, wirklich. Schulz wirkt da keine Sekunde besser, aber die Leute, die ihn umgeben, sind wahre Vollpfeifen, und die hat er nicht selbst mitgebracht, sondern die sind quasi die Partei. Kein Wunder wollte die Agentur BUTTER mit diesem dumpster fire nichts zu tun haben.

Frank Dikötter – Mao’s Famine // Frank Dikötter – Maos Großer Hunger

Ein schwer verdauliches Buch liegt hier vor, aber weniger wegen mangelnder literarischer Qualität sondern wegen des Gegenstands. Der Große Sprung nach Vorn gehört ganz an die Spitze der großen Massenmorde, zusammen mit dem Holocaust und Stalins Massenmorden und Pol Pot. Die sozialistische Ideologie, deren verheerende Auswirkungen auf die Wirtschaft Chinas und dann direkt das Massensterben der Bevölkerung hat, ist so ungeheuer absurd, dass man lachen müsste, hätte sie nicht millionenfachen Tod zur Folge. Dikötter zeigt auch schön, wie das autokratische System Maos Kurskorrekturen unmöglich machte und eine schlimme Situation erst in den mehrjährigen Katastrophenhunger verwandelte, und wenn man dann immer wieder lesen muss, wie westliche Linke auf dem Höhepunkt dieses Mordens das Mao-Regime verteidigten, wird einem auch anders. Die Lektüre ist unbedingt empfohlen.

P. W. Singer/Emmerson Brooking – LikeWar: The Weaponization of Social Media

Dieses Buch ist spritzig geschrieben, so viel ist sicher. Singer und Brooking haben einen großartigen Stil beieinander und präsentieren ihre Thesen sehr ansprechend. So pointiert sind sie vermutlich nicht haltbar, aber das Buch ist auch mehr als Denkanstoß und Debattenbeitrag gedacht. Spannend ist in jedem Fall, in welchem Ausmaß mittlerweile in den Sozialen Medien um die Deutungshoheit gekämpft wird und welche schwerwiegenden Folgen dies haben kann, von Brasilien und Indien über die Wahlen in den USA zum Kampf um die Ukraine. Unbedingte Leseempfehlung über einen neuen Aspekt unserer Zeit.

Peter H. Wilson – Heart of Europe

Dieses Werk unternimmt es, eine kohärente Geschichte des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation zu erzählen. Angesichts der tausendjährigen Geschichte unternimmt Wilson sinnvollerweise erst gar nicht den Versuch einer streng chronologischen Erzählung, sondern bewegt sich in konzentrischen Kreisen vertikal durch die Geschichte. In verschiedenen Längsschnittbetrachtungen von der Rechtsgeschichte über Souveränitätsfragen zu Krieg und Frieden zur Rolle der Kaiser betrachtet er die Entwicklung jedes einzelnen Komplexes über die Zeitspanne und schafft Querverknüpfungen. Die große Stärke dieses Ansatzes ist das ganzheitliche Bild, das sich vereinfachenden Epochisierungen („im 15. Jahrhunder waren die Kaiser schwach“) entzieht und stattdessen ein komplexes Bild zeichnet, bei dem es Wilson immer und immer wieder gelingt, bestehende Klischees und Stereotype über das Reich erfolgreich zu dekonstruieren. Nachteilig ist, dass ein echtes Narrativ sich nicht entwickeln will und die Lektüre so reichlich anstrengend ist; im Hörbuch ist zudem die Neigung des Vorlesers, alle deutschen Namen und Begriffe (und derer gibt es viele) betont und hart auszusprechen (ReichskammerGERICHT!!!) irritierend. Was mir als echtes Manko in Erinnerung bleibt ist die Konzentration praktisch ausschließlich auf die adeligen und klerikalen Akteure; das einfache Volk, selbst das Bürgertum, kommen nur am Ende und schon fast schamhaft versteckt vor. Über den sich wandelnden Lebensalltag im Reich erfährt man fast gar nichts, was ich als tragische Leerstelle empfinde.

Michael Bohne – Presidents in Crisis: Tough decisions in the White House from Truman to Obama

Der frühere Sicherheitsberater Präsident Bushs, Michael Bohne, analysiert mit seinem Insiderwissen aus dem „Situation Room“ verschiedene Krisensituationen der Präsidenten seit Truman und deren Entscheidungen. Er nimmt dabei nicht zwingend die bekanntesten Krisenpunkte, sondern solche, in denen die Entscheidungsmodi der jeweiligen Präsidenten am deutlichsten zutage treten und am besten analysiert werden können. Dabei achtet er vor allem darauf, wie Entscheidungen getroffen werden und auf welcher Basis (kollegial, faktenbasiert etc.) und bezieht stark mögliche Alternativen mit ein. Gerade letztere Sicht ist besonders spannend, da zwar bei praktisch jeder Entscheidung Alternativen bestanden, diese aber nicht häufig ersichtlich besser als die gewählten Pfade sind. Sollte man das Buch auf eine Botschaft bringen, dann wohl diese: Außenpolitik ist ungeheuer komplex, Krisen passieren in jeder Präsidentschaft, und die Qualität eines Präsidenten ergibt sich aus seiner Reaktion darauf. Das stimmt angesichts des aktuellen orangenen Desasters im Weißen Haus nicht unbedingt optimistisch.

Lewis Sorley – A Better War: The Unexamined Victories and Final Tragedy of America’s last years in Vietnam

Ein merkwürdiges Buch liegt hier vor. Lewis Sorleys These ist, dass General Abrams, der 1968 den Oberbefehl in Vietnam bis 1973 von General Westmoreland übernahm, den Krieg in Vietnam effektiv gewann und dass dieser Sieg letztlich durch mangelndes commitment der Heimatfornt weggeworfen wurde – eine Dolchstoßlegende, wie sie auch Ronald Reagan in den 1980ern mit Leidenschaft verbreitete. Sorley versucht dabei in einer profunden Analyse der militärischen Strategie Abrams‘ und den Operationen nachzuweisen, wie erfolgreich die USA in den letzten Jahren in Vietnam waren. Tatsächlich gelingt ihm das ziemlich gut. Die militärische Schlagkraft der nordvietnamischen Armee konnte immer und immer wieder zerstört werden, Offensiven wurden alle abgewehrt und eigene Offensiven erreichten ihre Ziele. Südvietnam wurde sicherer und stabiler, und der Rückzug der USA gerade aus Kambodscha und Laos, der innenpolitisch von prominenten Kriegsgegnern wie Ted Kennedy erzwungen wurde, schadete diesen Bestrebungen. Es ist alles richtig. Sorley verweist auch darauf, dass längerfristiges Engagement auf dem Level der frühen 1970er Jahre Südvietnam mit Sicherheit erhalten und Nordvietnam an den Verhandlungstisch gezwungen hätte. All das ist korrekt. Gleichzeitig ist das Buch aber auch seine eigene Tragik, denn Sorley verkennt in dieser Analyse durch seinen Tunnelblick völlig die Dimensionen: Er verlangt letztlich ein dreißigjähriges, viele Milliarden Dollar teures Nation-Building-Projekt mit mehreren hundert Toten Amerikanern pro Jahr, von den vietnamesischen Verlusten ganz zu schweigen. Unzweifelhaft waren die Amerikaner unter diesen Bedingungen erfolgreich, aber Sorley denkt nicht darüber nach, wie realistisch ein solches commitment ist, oder welche Konsequenzen sich daraus ergeben – gerade für unsere eigenen diesbezüglichen Projekte in Afghanistan oder das der USA im Irak. Wenn DAS die Erfolgsschwelle ist, dann sollten wir besser gleich aufhören. Denn keine Demokratie wird dieses Level jemals über Jahrzehnte aufrechterhalten, das ist völlig illusorisch.

Archie Brown – The Myth of the Strong Leader // Archie Brown – Der Mythos vom starken Führer

Ein ungeheur wichtiges Buch ist dieses Werk von Archie Brown. Er nimmt auf mehreren Ebenen den Mythos des „starken Führers“ auseinander. Seine Hauptaufmerksamkeit liegt, ständig an historischen Beispielen vor allem aus Großbritannien und den USA belegt, auf demokratischen Staaten, in denen gerade die Präsidenten und Premierminister, die einen Kult aus ihrer eigenen Stärke machten, eher wenig erfolgreich waren (Thatcher und Blair oder Reagan etwa) während kollegialer arbeitende Führer deutlich erfolgreicher waren (Attlee und Truman etwa). Brown beschäftigt sich aber auch mit „transformationellen“ Führern, die komplette Umbrüche in ihrer Gesellschaft erfolgreich managen (Mandela, Gorbatschow) und auch mit Revolutionären (Lenin, Castro) und autoritären Führern (Hitler, Stalin, Mao). Abgesehen von den groben Linien, dass Kollegialität und eine Fähigkeit, sich selbst hintenanzustellen sehr positive Eigenschaften sind, entwirft er dabei keine große Theorie, sondern eher eine Reihe von Fallstudien. Diese allerdings sind instruktiv und mehr als empfehlenswert. Gerade sein Blick auf die britische Politik, die er als Akteur auch selbst gut kennt, ist mehr als erhellend.

Ulrich Herbert – Geschichte der Ausländerpolitik in Deutschland

Ulrich Herbert widmet sich der Geschichte der Ausländerpolitik von Beginn des Kaiserreichs bis zum Asylkompromiss von 1993. Letzteres habe ich sehr bedauert; gerne hätte ich mehr über die Doppelpass-Debatte und die rot-grüne Ausländerpolitik erfahren. Doch auch so war die Lektüre des Buchs ein echter Gewinn. Herbert stellt etwa die Anwerbung von polnischen Wanderarbeitern für die kaiserliche Landwirtschaft in einen größeren Kontext mit der Ausländerpolitik Weimars und der Zwangsarbeit im Ersten und Zweiten Weltkrieg und schlägt von dort den Bogen zu der Anwerbung der Gastarbeiter. Dieser Zugang verschafft der deutschen Ausländerpolitik eine wesentlich längere Traditionslinie, als die Stunde-Null-Theoriker häufig behaupten, wenn sie die Geschichte der Ausländer in Deutschland mit den Gastarbeitern beginnen lassen. Ebenfalls spannend ist die Herausarbeitung der Asyl-Debatten in den 1980er und 1990er Jahre, wo wir die CDU dabei beobachten können, wie sie den gesamten Diskurs nachhaltig nach rechts verschiebt und Gewalt gegen Ausländer salonfähig macht. Jetzt bräuchte ich ein Folgebuch, das sich der Ära nach 1993 widmet. Vorschläge sind gerne willkommen.

Michael Butter – Nichts ist, wie es scheint: Über Verschwörungstheorien

Verschwörungstheorien sind spätestens seit der Wahl Trumps und dem Brexit ein ständiges Thema in politischen Diskussionen. Grund genug, sich auf einem etwas theoretischeren Level damit zu befassen und sich Grundlagenwissen anzulesen. Dazu ist Michael Butters Buch hervorragend geeignet. Nicht nur ist es ziemlich kurz und leicht zugänglich geschrieben; es balanciert Ausflüge in die Theorie auch immer gut mit Beispielen aus der Vergangenheit und zeigt verschwörungstheoretisches Denken als intellektuelles und nicht politisches Phänomen auf. Butter macht auch gute Abgrenzungen zwischen Skepsis/Kritik auf der einen und Verschwörungstheorie auf der anderen Seite.

Andreas Rostek – Polska First: Über die polnische Krise

Dieser Band ist eine Sammlung von Texten über Polen unter der PiS-Regierung und den dortigen Rechtsruck. Von neu abgedruckten Zeitungsartikeln über kleine wissenschaftliche Paper und sogar ein Foto-Essay ist alles dabei. Ich war vor der Lektüre nicht gerade ein Polen-Kenner, weswegen einige einordnende Texte gleich zu Beginn mehr als hilfreich sind. Was ich besonders interessant fand waren die starken Parallelelen der Rechtspopulisten und der Parameter ihres Erfolgs auf der einen Seite (etwa die Kluft zwischen Stadt und Land und die unerfüllten Versprechen der neoliberalen Reformpolitik) und die spezifisch polnischen Aspekte (der Opfermythos, das Verhältnis zu Deutschland und Russland) auf der anderen Seite. Auch dem mehr als ambivalenten Verhältnis der Polen zur EU wird viel Raum gegeben.

Angela Saini – Inferior: How science got women wrong

Dieses Buch habe ich mir vor allem als Reaktion auf diverse Diskussionen hier im Blog geholt. Die Lektüre hat mich mit deutlich mehr Fragezeichen über dem Kopf als vorher zurückgelassen. Der Stil alleine tut viel dazu: Saini stellt in nüchtern-neutraler, objektiver Weise diverse wissenschaftliche Studien vor, die sich mit der Gender-Frage beschäftigen, so dass man schon glaubt, dass diese eine objektive Wahrheit verkünden, die Forscher herausgefunden haben. Sie zieht einem dann aber den Boden unter den Füßen weg und zeigt die Probleme dieser Studien auf. Am Ende bleibt damit für mich als biologischen Laien vor allem ein Eindruck – nichts Genaues weiß man nicht. Sainis Ziel mit dem Buch ist es, biologistische Rechtfertigungen für Sexismus zu widerlegen, und das gelingt ihr auch problemlos (ist aber ohnehin kein echtes Diskursproblem). Was völlig ungekärt bleibt ist die Rolle, die sex und gender für die Ausbildung der täglichen Identität spielen. Hier drängt sich der ungute Eindruck auf, dass die Wissenschaft überhaupt keine klaren Antworten bietet, bieten kann. Das ist glaube ich nicht in Sainis Sinne, aber ein Ergebnis dieser Lektüre. Ich empfinde das als verstörend, denn gefühlten Wahrheiten wird damit eigentlich nur weiterer Boden bereitet – auch von meiner Seite aus. Auf was kann ich mich verlassen? Das geht auch über die konkrete Fragestellung hinaus und berührt andere Felder, auf denen wir uns von wissenschaftlichen Erkenntnissen leiten lassen. Genauso wie manche Kommentatoren hier die Gender Studies sehen, betrachte ich ja weite Teile der Wirtschaftswissenschaften. Und so weiter. Eine sehr schwierige Fragestellung.

Tony Judt – Reappraisals: Reflections on the Forgotten 20th Century // Tony Judt – Das Vergessene 20. Jahrhundert

Dieses Werk druckt diverse Rezensionen und Essays ab, die Tony Judt in den 1990er und frühen 2000er Jahren geschrieben hat. Überragend aktuell sind diese daher nicht, aber das ist in den meisten Fällen auch nicht schlimm. Das liegt an dem thematischen Fokus der Sammlung. Judts zentrale These ist, dass wir die Geschichte des 20. Jahrhunderts vergessen und stattdessen zu einigen wenigen Narrativen versteinern lassen, besonders die intellektuelle Geschichte. Seine Essays beschäftigen sich daher schwerpunktmäßig auch mit den großen Intellektuellen des 20. Jahrhunderts und deren Verschwinden, und diese Essays sind heute noch so aktuell wie damals. Weniger gut gealtert sind seine Essays über den Irakkrieg, was aber auch in der Natur der Sache liegt und einmal mehr zeigt, dass eigentlich niemand mit besonderer Präzision die Zukunft vorherzusagen vermag.

Steven Lewitsky/Daniel Ziblatt – How Democracies die // Steven Lewitsky/Daniel Ziblatt – Wie Demokratien sterben

Dieses Buch ist eines der vielen, die unter dem Eindruck des Trump-Sieges verfasst wurden, aber es zielt auf mehr ab: die Autoren versuchen aufzuzeigen, in was für generellen Grundmustern der Zusammenbruch von Demokratien erfolgt. Sie tun dies anhand einiger klarer Fälle wie Russland und Venezuela, und sie tun es überwiegend ohne auf linke oder rechte Ideologien einzugehen. Stattdessen entheben sie Autoritarianismus korrekterweise diesem ideologischen Unterbau und schauen auf Gemeinsamkeiten in der Demontage demokratischer Institutionen und Normen. Unterfüttert wird das auch mit historischen Beispielen, und Weimar kommt dankenswerterweise deutlich seltener vor als man hätte annehmen können. Wegen des eingangs erwähnten zeitgenössischen Kontexts befasst sich sicherlich ein Drittel des Buchs mit Trump und der Frage, wie weit die USA auf diesem Weg schon sind und wie gefährdet sie gegenüber diesen Entwicklungen sind. Die beiden Teile des Buchs stehen dabei eher nebeneinander als miteinander; ist die Betrachtung der Gesetzmäßigkeiten eine typisch politikwissenschaftliche und an Gesetzmäßigkeiten interessierte Untersuchung, so ist die Betrachtung Trumps dies nicht – das macht diesen Teil nicht weniger gewinnbringend, sorgt aber dafür, dass die beiden Teile sich in Tonfall und Stimmung sehr unterschiedlich lesen.

George R. R. Martin – Fire and Blood // George R. R. Martin – Feuer und Blut

Anders als die Ausschnitte aus diesem Buch, die Martin in Novellenform bereits in vorangegangenen Anthologien veröffentlicht hat, finden sich in diesem Geschichtswerk die Regierungszeiten von Aegon dem Eroberer bis zur Herrschaft Aegon III. wieder. Manche dieser Texte sind dem interessierten Leser daher bereits bekannt (etwa Aegon und Maegor aus „Sons of the Dragon“, Daemon aus „The Rogue Prince“ und natürlich der Tanz der Drachen aus „The Princess and the Queen“). Ich bin gegenüber diesen Novellen nie wirklich warm geworden und fand die historischen Abhandlungen eher langatmig und uninteressant. „Fire and Blood“ ist demgegenüber eine deutliche Verbesserung. Nicht nur hat es das komplett neue Kapitel zu Aenys unnd Jahaerys/Alysanne, dieses ist auch noch deutlich besser geschrieben als die anderen Kapitel. Es fällt auf, dass Martin die Kritik an den Novellen dazu genutzt hat, die anderen Kapitel besser zu strukturieren und die Rollen und Charaktere etwas auszudifferenzieren. Aber auch das alte Material gewinnt in der chronologischen Erzählung und durch die Kontextualisierung mit den anderen Herrschern deutlich, so dass ich „Fire and Blood“, anders als die erwähnten Novellen, uneingeschränkt empfehlen kann.

Robert H. Wilson et al. (Hrsg.) – LBJ’s neglected legacy

Dieses Buch ist für den etwas speziellen Geschmack. Es handelt sich um eine Sammlung von Essays verschiedener Experten für öffentliche Verwaltung. Wer also schon immer die Wasserkonservierungspolitik Lyndon B. Johnsons und ihre Wirkmacht über spätere Präsidentschaften analysiert haben wollte, findet hier ein Essay darüber. Ich bin ja ein Geek für Policy, aber wen das nicht so interessiert, der wird mit diesem reichlich trockenen Band wohl wenig Freude haben. Diese mangelnde Lesespannung wird nicht dadurch verbessert, dass die Lektoren offensichtlich nicht bereit waren, die allgemeinen Gedanken zu LBJ zu kondensieren, so dass zu Beginn praktisch jeden Essays erklärt wird, was für eine außergewöhnlich aktive Phase progressiver Gesetzgebung die Jahre 1963 bis 1966 waren.

Dieter Gerten – Wasser. Knappheit, Klimawandel, Welternährung

Wasser und der Zugang zu Wasser sind entscheidende Themen in einer zunehmend vom Klimawandel geprägten Zeit. Dieter Gerten legt mit seinem Buch hier einen guten Einstieg in die Materie vor. Die Unterschiede zwischen blauem Wasser und grünem Wasser (Grundwasservorräte vs. Wasserkreislauf durch Regen etc) und ihr komplexes Wechselspiel, Berechnungen zur verfügbaren Wassermenge und die Interaktion zwischen Verdunstung und Niederschlag spielen alle eine Rolle. So findet sich eine Kritik des unter Umweltschützern beliebten Wasserfußabdrucks (ein Steak braucht 15.000 Liter Wasser), weil ein großer Teil dieses Wassers „grün“ ist (Regen, der das Gras bewässert). Nicht, dass das Steak ökologisch akzeptabel machte, aber die Perspektive ist sehr willkommen. Gerten geht auch auf die Dynamik zwischen Bewässerung und Ernährung, die wachsende Weltbevölkerung und die damit einhergehenden Zukunftsperspektiven sowie technische Lösungsansätze ein. Sehr gute Einführung ins Thema.

Markus Franz – Lehrer, ihr müsst schreiben lernen!

Dass viele Lehrer nicht schreiben können, ist eine ziemlich korrekte Analyse, ebenso dass gutes Schreiben in der Schule praktisch nicht gelehrt wird und es damit auch nicht zum Erforderniskatalog der Lehrer gehört. Markus Franz verwendet in seinem Buch viel Zeit auf diese Erkenntnis. So wichtig diese auch ist tut er sich mit seinen ausufernden Erzählungen über seinen eigenen heroischen Kampf gegen Windmühlen strukturell keinen Gefallen. Problematisch ist auch, dass er nicht besonders kohärent darauf eingeht, wie diesem Problem beizukommen ist. Am schlimmsten aber schlägt sich nieder, dass er die föderalistisch abweichenden Systeme generalisiert. Was etwa Berlin in der Mittleren-Reife-Prüfung verlangt lässt sich nicht zwingend Schlüsse auf den Deutsch-Unterricht deutschlandweit zu. Dadurch bleibt das Buch ein wichtiger Debattenanstoß, aber eine äußerst frustrierende Erfahrung, die durch den überheblichen Stil des Autors nicht verbessert wird.

Laura Spinney – 1918: Die Welt im Fieber. Wie die Spanische Grippe die Welt veränderte

Die Spanische Grippe gehört zu dieser Kategorie von Ereignissen, von denen man als historisch gebildeter Mensch zwar weiß, dass sie existierten, aber nicht sonderlich viel darüber, was genau passiert ist. Das liegt wohl nicht zuletzt daran, dass die Geschichtsschreibung Themen wie Pandemien eher vernachlässigt hat, wohl auch, weil sie gewisse biologische Grundkenntnisse erfordern. Dabei waren die Folgen der Grippe verheerend und durchschlagend und verbanden sich auf komplexe Weise mit dem Ende des Ersten Weltkriegs. Spinney zeigt in ihrem Buch nicht nur den Verlauf und geht der Frage nach, woher die Grippe eigentlich kam (bis heute umstritten, aber sicher nicht Spanien), sondern erklärt auch ihre Wirkungsweise und spürt faszinierend spannend dem Krimi um die damaligen Analysen nach, waren die Ärzte zur damaligen Zeit sich doch über die Natur der Pandemie sehr im Unklaren. Äußerst empfehlenswertes Buch zu einem viel zu unterbelichteten Thema.

Dossier Iran

Die Bundeszentrale für politische Bildung hat diese schönen Dossierbände, in denen lauter verschiedene Autoren kurze Essays zu den verschiedensten Bereichen schreiben, die das Oberthema berühren. Ich habe den Band zu Iran durchgelesen, und von einer Analyse des politischen Systems bis hin zur Performance iranischer Athletinnen bei Olympia findet sich wirklich alles in dem Band. Für mich die überraschendste Erkenntnis ist, wie wichtig der Tourismus für die iranische Volkswirtschaft ist. Daneben ebenfalls etwas überraschend ist der Moloch Teheran, ein wahrer Großstadtdschungel. Grundsätzlich empfehlenswert für alle, die in Interesse am Thema haben und einen kurzen Überblick (mit vielen wunderschönen Fotos, by the way) haben wollen.

Alan Sepinwall, Matt Stoller Seitz – The Sopranos Sessions

„The Sopranos“ ist so etwas wie das Gründungsdokument der „Golden Age of Television“. Die Serie, die in sieben Staffeln von 1999 bis 2006 lief, war die erste, die von einem großen Publikum ernst genommen, analysiert und rezipiert wurde und Fernsehen als Medium für anspruchsvolle, ja künsterische, Unterhaltung etablierte. In diesem Buch kollaborieren die beiden Koriphäen Sepinwall und Seitz und schreiben für jede Episode eine kleine Interpretation zusammen. Diese konzentriert sich immer nur auf einige Aspekte; es sind also nicht die weit verbreiteten (und von den Experten geschmähten) Recaps, sondern echte Reviews. Weniger spannend fand ich die Sammlung von Interviews mit Serienerfinder David Chase und die alten Artikel, die ich eher als Füllmaterial empfand. Die Essays zu den einzelnen Folgen aber alleine rechtfertigen den Kauf.

Bob Blume – ABC für wissensdustigen Mediennutzer

Klaus Jungfer – Die Stadt in der Krise: Ein Manifest für starke Kommunen

Jungfer ist als ehemaliger Kämmerer der Stadt München sicherlich in einer hervorgehobenen Position, um über die Rolle der Kommunalpolitik schreiben zu können. Das ist normalerweise nicht gerade eines meiner Schwerpunktthemen, weswegen sein Pamphlet unglücklicherweise in vielen Fällen für mich der Anker (siehe Ankerheuristik) meiner zukünftigen Beschäftigung sein dürfte. Unglücklich, weil Jungfer sehr streitbar ist und eine klare Agenda hat, aber glücklich, weil er mit großem Sachverstand spricht und unabhängig von seinen politischen Forderungen ausführlich in die kommunale Verwaltung einzuführen weiß.

Jochen Buchsteiner – Die Flucht der Briten aus der europäischen Utopie

Buchsteiner ist FAZ-Autor und als solcher eher auf der liberalkonservativen Seite des Spektrums zu finden. Entsprechend kritisch sieht er auch die EU und bringt viel Sympathie für den Brexit auf. Das hindert ihn allerdings nicht daran, mit analytischem Scharfsinn die spezifischen Mentalitäten, die zum Brexit führten, zu analysieren. Sein Ausblick auf den Brexit ist demzufolge auch gelassen: er sieht die Briten eher in eine klassische Position zurückkehren, die man nicht mit einer kompletten Abwendung von Europa sehen sollte.

Jonathan Alter – The Center holds: Obama and his enemies

Ich hab dieses Buch bereits 2013 gelesen, aber ich wollte es vor allem im Kontext meiner Serie zur Nachanalyse der 2016-Wahl noch einmal lesen und vergleichen. Tatsächlich hat diese Wahl wichtige Implikationen für 2020, die ich sicherlich künftig noch aufgreifen werde. Alter zeigt in seinem Buch, wie die allgemeine politische Situation sich zwischen 2008 und 2012 entwickelt hatte (sehr ausführlich, und aus heutiger Sicht nicht so spannend, weil recht unkontrovers) und verfolgt von dort ausgehend den eigentlichen Wahlkampf. Auf Romneys Wahlkampf wird, anders als etwa im berühmten „Game Change“ über den Wahlkampf von 2008, kaum eingegangen. Die Lektüre ist mittlerweile sicherlich nur noch für absolute US-Wahlkampf-Nerds wie mich interessant.

Aladin El-Mafaalani – Das Integrationsparadox

El-Mafaalanis Buch wurde bei Erscheinen heiß diskutiert, und ich konnte es nun endlich selbst lesen. Wie die Angelsachsen sagen: it overstays its welcome. Die zentrale These, dass gelingende Integration zu mehr Streit über Integration führt, ist absolut wertvoll und diskutierenswert und wird ordentlich durchgearbeitet. In dem Buch werden daneben aber noch diverse Nebenthemen und Anekdoten verbraten, die zwar zu seiner Länge beitragen (die immer noch nicht besonders erheblich ist), aber wenig zum Erkenntnisgewinn.

Scott Rehm – Game Angry: How to RPG the Angry Way

Zugegeben eher ein Nischenthema dieses Blogs ist dieses Buch. Es besteht nicht gerade ein Überfluss an guten, analytischen und strukturell vorgehenden Ratgebern zum Spielleitern von Pen&Paper-Rollenspielen, und wer das effektiv einzige Buch zum Thema will, dem sei die Lektüre nur wärmstens empfohlen. Seit ich Angrys Blog lese, hat sich mein eigenes Spielleiten deutlich verbessert, ebenso mein theoretisches P&P-Verständnis.

Holger Ehling – Pocket Großbritannien

Dieses Buch aus der „Pocket“-Reihe der Bundeszentrale für politische Bildung (kleine, sehr günstige Bücher zur Einführung in ein Thema) bringt dem Leser Großbritannien Post-Brexit näher; von einer politischen Übersicht über die Geschichte des Inselreichs zu Kultur, Bildung, Gesellschaft und Sport ist alles dabei. Der Stil ist unterhaltsam und forsch, so dass keine dröge Langeweile aufkommt, und vermag es trotzdem, auf tiefe Komplexitäten hinzudeuten und Hinweise für eigene Lektüre zu geben.

Joanna B. Freeman – The Field of Blood

Dieses Buch ist ostentativ zu einem Nischenthema, aber in Wirklichkeit für den ganzen Komplex des Antebellum-Amerika zentral. Freeman beschäftigt sich mit Gewalt im amerikanischen Kongress zwischen ungefähr 1830 und 1861. Es ist der blanke Irrsinn, mit welcher Regelmäßigkeit die Abgeordneten körperliche Gewalt gegeneinander ausübten, die in einigen Fällen zu Verkrüppelung und sogar zum Tod führte. Besonders spannend ist, wie die Democrats damals körperliche Gewalt nutzten, um jede Debatte über die Sklaverei zu ersticken. Wer das Thema auch nur ansprach, konnte sich sicher sein, zusammengeschlagen zu werden. Erst die Wahlerfolge der Republicans, die bereit waren, mit Gegengewalt zu antworten und sich auf den Kampf einzulassen, brachen diese Struktur und brachten das Thema aufs Tablett. Da die USA sich bereits wenige Jahre später im offenen Bürgerkrieg befanden, ist hier das ganze Dilemma distilliert, dass ich in meinen Artikeln immer wieder thematisiere: wenn eine Seite die Normen offen verletzt, was passiert, wenn die andere Seite aufhört, ständig die andere Wange hinzuhalten?

Antony Beevor – The Battle for Spain // Der Spanische Bürgerkrieg

Ich betrachtete den Spanischen Bürgerkrieg als eine gewisse Wissenslücke, und so suchte ich nach einem Buch, das eine gute und strukturierte Geschichte des Ereignisses bietet. Diese bietet Beevors Werk. Nicht nur verzichtet er darauf, den Bürgerkrieg einfach nur als Erweiterung des Vorkriegskonflikts zwischen Alliierten, Achsenmächten und Komintern zu sehen. Er schafft es auch, das Ganze in sinnvolle Kategorien zu gliedern und den Krieg in mehreren Phasen begreifbar zu machen. Nicht zuletzt schafft er es, die komplexen politischen, ideologischen, religiösen und lokalen Bruchlinien miteinander zu verweben. Der Krieg bleibt eine gewaltige Tragödie, mit der sich zu beschäftigen nicht nur deswegen aus heutiger Warte sinnvoll ist, weil hier aktuelle Themen bereits vorexerziert wurden: Der Zusammenbruch parlamentarischer Normen; die Weigerung der Konservativen, eine Mitte-Links-Regierung zu akzeptieren und lieber mit Faschisten zu paktieren; die Effekte ausländischer Intervention, sowohl direkter militärischer als auch der wirtschaftlicher Sanktionen.

Peter W. Singer, Emerson T. Brooking – LikeWar

Singer und Brooking sind zwei sehr in den sozialen Medien aktive und nahbare Wissenschaftler; das Thema ihres Buches kann daher nicht sonderlich überraschen. Sie befassen sich mit der Frage, inwiefern die Sozialen Medien in Waffen verwandelt wurden. Dabei werden sowohl staatliche Akteure untersucht – etwa Russlands Hacking der Wahl von 2016, Chinas Versuche die Wirklichkeit über eigene soziale Netzwerke zu formen oder Amerikas Versuche, in den Sozialen Medien ihre eigene Lesart der Ereignisse zu verbreiten. Das Buch beschäftigt sich auch mit den wirtschaftlichen Akteuren, vor allem Facebook, Twitter, Apple und Google, und deren komplexem Wirkungsgeflecht mit Staat und Kunden. Zuletzt verwenden sie auch viel Aufmerksamkeit auf die Psychologie und die Auswirkungen, die der LikeWar auf die Gesellschaft selbst hat. Unbedingt zu empfehlen, wenn man sich auf diesem Feld informiert halten will. Dazu ist es spritzig und zugänglich geschrieben.

Frank Dikötter – Mao’s Great Famine // Maos Großer Hunger

Ebenso wie der oben beschriebene Spanische Bürgerkrieg ist auch chinesische Geschichte eine Lücke, die ich zu füllen getrachte. Frank Dikötters Schmöker über die durch den „Großen Sprung nach vorn“ hervorgerufene Hungersnot, die Millionen Menschen in China hinwegraffte, ist dafür nur zu empfehlen. Dikötter wechselt gut zwischen systemischen Betrachtungen und Analysen auf der einen Seite und den Erzählungen menschlicher Schicksale auf der anderen Seite und teilt den Großen Hunger in mehrere deutlich voneinander getrennte Phasen ein, die jeweils ihre eigenen komplexen Ursachen haben. Was bleibt ist ein schockierender Blick auf einen der grauenhaftesten Massenmorde aller Zeiten. Angesichts dessen, dass China versucht, die Geschichte der kommunistischen Massenmorde mit massiver Propaganda vergessen zu machen (ähnlich wie auch Russland es tut), tun solche Betrachtungen mehr denn je Not.

Andreas Petrik/Stefan Rappenglück -Das Planspiel in der politischen Bildung

Dieser Sammelband vereint didaktische Aufsätze verschiedenster Pädagogen und Politikwissenschaftler zum Thema „politisches Planspiel“ in sich. Ich bin ein großer Fan der Planspielmethode, aber vor diesem Wälzer musste ich am Ende kapitulieren. Ich fand ihn einerseits überladen mit Plastikphrasen und leerem Jargon und andererseits ungeheuer repititiv. Nach der vierten Vorstellung einer Planspielmethode ist der Hinweis, dass eine Sicherungsphase schon irgendwie wichtig ist, nur noch nervig. Ein entschlossenes Lektorat hätte hier Wunder wirken können – und müssen. So bleiben die eigentlichen Planspielvorstellungen merkwürdig unterkomplex und oberflächlich, während viel Platz in heiße Luft investiert wird.

Kersten Lahl/Johannes Varwick – Sicherheitspolitik verstehen

Seit ich mein Interesse in Richtung Außen- und Sicherheitspolitik verlagert habe, ist mein Bedürfnis gewachsen, mir hier solide Grundkenntnisse zu verschaffen, ohne sofort wieder meine Traumata aus den Studien der Internationalen Beziehungen aus dem Politikwissenschaftsstudium zu reaktivieren. Das Feld ist wahrlich voller schwer verständlichem und trockenem Jargon. Daher kommt ein verständlich geschriebener Überblicksband, der verschiedene Herausforderungen, Lösungsansätze und Strukturbeschreibungen auf stark 200 Seiten vereint gerade recht. Und ein solcher liegt hier vor. Für jeden Interessierten daher mehr als lesenswert.

Marte Breen/ Jenny Jordahl – Rebellische Frauen – Women in battle

Dieser kleine graphic novel bereitet die Geschichte der Frauenbewegung grafisch auf. Die Gattungsbezeichnung ist großzügig verwendet: letztlich handelt es sich um eine mit Illustrationen versehene Sammlung von kleinen Enzyklopädieartikeln und Zitaten. Die Liebe zum Detail und der sympathische Stil sowie der sehr geringe Bezugspreis bei der BpB lassen einen aber leicht darüber hinwegsehen.

Claudia Baumann – Pocket Recht

Ein Produkt der „Pocket“-Reihe der Bundeszentrale für Politische Bildung hat dieses Bändlein den Anspruch, einen Überblick über Grundbegriffe des Rechts zu geben und so als Wegweiser in diesen ebenso unübersichtlichen wie wichtigen Bereich des Rechts geben. An diesem Anspruch gemessen scheitert das Büchlein (das man bei der BpB für einen Euro beziehen kann) jedoch. Da sich Baumann nicht der juristischen Fachsprache zu entledigen vermag, erklärt sie den einen juristischen Begriff mit einem anderen. Wenn man nicht bereits ordentliche Grundkenntnisse und eine gewisse Zuneigung zum Thema mitbringt, wird dieses Buch wenig helfen. Warum ein Drittel seiner Seiten mit unkommentierten Auszügen aus GG und BGB verschwendet wird, weiß auch die Redaktion allein. Leider kein empfehlenswerter Einstieg.

Gisela Dachs – israel kurzgefasst

Ein weiterer BpB-Pocket-Band, dieses Mal zu Israel. Obwohl das Land in den Nachrichten ja immer prominent auftaucht, muss ich zugeben, ziemlich wenig darüber zu wissen. Die Grundzüge seiner Geschichte, klar, aber über die Gesellschaft, seine Kultur, seine Identität und Mentalität nur wenig. Gisela Dachs rückt dieses Manko in ihrem Band klasse gerade, schon alleine deshalb, weil sie so wenig Zeit wie möglich auf die kontroversen Themen des Nahostkonflikts verwendet (dafür gibt es andere, besser geeignete Orte) und ihn eher unter seinen Auswirkungen auf die israelische Gesellschaft betrachtet, die hierzulande auch eher zu kurz kommt. Ein sehr eingängiges und informatives Porträt, das man schnell und flüssig lesen kann und das die Haushaltskasse mit 1,50€ auch nicht übermäßig belastet.

Laura Engelstein – Russia in Flames

Russische Geschichte ist eines der vielen Gebiete, auf denen ich mich nicht sonderlich gut auskenne, weswegen mir ein Überblickswerk zum Ersten Weltkrieg, der russischen Revolution und dem folgenden Bürgerkrieg gerade recht kam. Leider hat das Werk meine Erwartungen nicht wirklich erfüllen können. Es ist wahnsinnig deskriptiv, eine endlose Liste von Ereignissen, Namen, noch mehr Namen, noch mehr Ereignissen, ohne sinnvolle analytische Kategorien. Diese Art von reiner Nacherzählung ist genau das, was Geschichte eigentlich nicht sein sollte. Einordnungen und Analysen, Bewertungen und Vergleiche sind gefragt, aber stattdessen liest man zig Mini-Biographien und minutiöse Ablaufprotokolle von Ereignissen.

John Toland – No Man’s Land: The Last Year of the Great War

Ich kenne John Toland bisher nur von seinen Geschichten über die Antike. In diesen war sein Stil, die Geschichte aus den antiken Quellen heraus zu erzählen, um das dann immer wieder mit überraschenden Bewertungen zu brechen, interessant. Cäsars Propagandaversion von einem versierten Erzähler wie Toland zu hören ist alleine Erlebnis genug, und unser Abstand zu den Ereignissen erlaubt auch eine recht distanzierte Sicht auf die Dinge. Leider kann man nicht behaupten, dass dieser Ansatz für den Ersten Weltkrieg ähnlich gute Ergebnisse bringt. Stattdessen werden alle Probleme britischer Geschichtsschreibung wie unters Brennglas gepackt. Kriegsverherrlichung, imperialistisches Selbstverständnis und ein Betrachten des Kriegs als großes Sportereignis gehören nur zu den offensichtlich nervigsten Punkten des Buches. Zudem fehlt jede Beurteilung oder Brechung dieser nachträglich verfassten Heldengeschichten, die dem Ganzen einen einordnenden Rahmen geben könnte.

Paul Thomas Chamberlain – The Cold War’s Killing Fields: Rethinking the Long Peace

Lewis Gaddis‘ These vom „Long Peace“, der durch die Abwesenheit von Krieg unter Großmächten und Nationalstaaten in den meisten Teilen der Erde seit 1945 gekennzeichnet ist, wurde in letzter Zeit unter anderem durch das Aufgreifen durch Steven Pinker sehr populär. Ich bin selbst ein großer Anhänger dieser These. Umso interessanter fand ich Chamberlains Buch, das spezifisch ansetzt, diese These kritisch zu hinterfragen. Anstatt Europa und Nordamerika ins Zentrum zu nehmen, schaut Chamberlain auf die Schlachtfelder des Krieges, von Südostasien über den indischen Subkontinent in den Mittleren Osten nach Mittelamerika und zeichnet die blutigen Stellvertreterkriege, Revolutionen, diplomatischen Verwerfungen, Bürgerkriege und Massaker nach. Das wirft tatsächlich mehr als nur Schatten auf Gaddis‘ These und gibt viel Anregung für Gedanken. Noch viel wertvoller empfand ich aber seine Geschichte der Dritten Welt im Kalten Krieg (denn darum handelt es sich ja eigentlich), in der er sehr schön systematisiert, wie und warum bestimmte Länder in diese Konflikte hineingezogen wurden und in welcher Relation sie zum Gesamtsystem des Kalten Krieges stehen. Dabei überrascht Chamberlain ein ums andere Mal, wenn er aufzeigt, wie wenig sich die jeweiligen lokalen Konflikte eigentlich um den amerikanisch-sowjetischen Konflikt scherten. Absolut empfehlenswertes Buch, das von jedem auch nur mäßig an der Epoche Interessierten gelesen werden sollte.

Liane Bednarz – Die Angstprediger: Wie rechte Christen die Gesellschaft unterwandern

Dieses Buch ist gerade in diesen Wochen stark in den Diskurs geraten, weil Liane Bednarz, sagen wir es höflich, umstritten ist. Die Dame bewegt sich selbst hart im rechtskonservativen Spektrum und war eine der führenden Proponentinnen der „mit Rechten reden“-Bewegung, bis diese sich gegen sie wandte. Seither startete sie einen riesigen Feldzug gegen alles und jeden, der viel verbrannte Erde hinterließ. Diese Hintergründe kannte ich allerdings nicht, als ich das Buch las; ich habe es erst im Nachhinein mitbekommen. Das als Vorrede. Das Buch selbst fand ich interessant. Das christliche Milieu, dem Bednarz unzweifelhaft angehört, ist keines, in dem ich mich sonderlich auskenne oder zuhause bin, weswegen ihre Innenansicht interessant ist. Hier spricht jemand, der seine konservative Heimat durch Rechte bedroht sieht, nicht irgendeine Liberale, die von außen mit scharfem Urteil draufschaut. Bednarz zeichnet vor allem den Einflussgewinn von Radikalen vom Rand nach, die von immer größeren Kreisen der christlichen Community positiv aufgenommen werden, je mehr diese sich durch gesellschaftliche Entwicklungen bedroht fühlen. Ich fand die Lektüre ungeachtet der Kontroverse sehr aufschlussreich und gewinnbringend.

Stephen King – On Writing: A Memoir of the Craft

Hier haben wir einen klassischen Fall von enttäuschten Erwartungen. Ich hatte eigentlich gedacht, dass das Buch eine Art Anleitung zum Schreiben sei, mit Tipps und so weiter, aber stattdessen schreibt King hier eher darüber, wie er selbst zum Schreiben kam und wirft mit zahlreichen Anekdoten um sich. Für den King-Fan mag das ja interessant sein, aber ich bin keiner, weswegen das Buch nichts für mich war.

Michael Hartmann – Die Abgehobenen: Wie die Eliten die Demokratie gefährden

Michael Hartmanns neuestes Buch zu den Eliten in der Welt ist eine frustrierende Erfahrung. Einerseits hat er diverse interessante Erkenntnisse darin untergebracht, fundiert durch Zahlen und Statistiken. Und auf der anderen Seite fehlt dem Ding jegliche Struktur, die einen Erkenntnisgewinn auf einer Ebene jenseits eines Grundzorns liefern könnte. Das Buch liest sich eher wie ein überlanger Artikel der NachDenkSeiten, voller Abschweifungen, Seitenbemerkungen, plötzlichen Unterbrechungen der Empirie durch irgendwelche weitreichenden Beurteilungen, die mit dem Gegenstand nur peripher zu tun haben und was der strukturellen Sünden nicht noch mehr sind. Das fängt schon bei der generellen Unschärfe des Elitenbegriffs an, und es kann durchaus als Grundfehler des Buchs gelten, dass ein profilierter Elitenforscher wie Hartmann nicht in der Lage ist, hier eine eindeutige Terminologie zu schaffen. So bleibt leider nur ein Grundrauschen.

Josep H. Carens – Fremde und Bürger: Warum Grenzen offen sein sollten

Dieses kurze Essay versucht politphilosophisch zu begründen, warum – wie der Titel bereits sagt – Grenzen offen sein sollten. Der Autor stützt sich dabei vor allem auf Rawls Höhlengleichnis, mit der zentralen These, dass Menschen im Urzustand offene Grenzen befürworten würden. Dieses Urteil fußt auf seiner zentralen Prämisse, dass Staatsbürgerschaftsrechte effektiv feudale Privilegien seien; wir können uns ja nicht aussuchen, wo wir gebohren werden, und manche Länder sind offensichtlich begehrenswerter als andere. Carens stellt dem auch Gegenargumente gegenüber, etwa dass Staaten ein Recht darauf haben darüber zu entscheiden wer einreist und wer nicht. Dazu geht er auf die Problematik des Unterschieds von Aufenthalt und Staatsbürgerschaft ein. Letztlich, wie er auch selbst frei zugibt, handelt es sich um ein Gedankenexperiment, ein Ziel, auf das man langfristig hinarbeiten kann, aber keine policy-Empfehlung. Es ist allerdings für alle Seiten der Migrationsdebatte Gedankenfutter. Ich bin bisher kein sonderlicher Fan offener Grenzen, aber es ist zumindest interessant, die philosophische Fundierung dafür zu lesen.

Chris Hayes – A Colony in a Nation

Ich bin immer noch ein großer Fan von Hayes‘ Buch „Twilight of the Elites„, das er 2012 geschrieben hat und das nichts von seiner Aktualität verloren hat – und die ganze Entwicklung seither auch noch korrekt prognostiziert. Daher war ich entsprechend gespannt auf „A Colony in a Nation“. Hayes geht hier das amerikanische Polizei- und Justizsystem im Nachgang von #BlackLivesMatter an. Gleich vorneweg: Hayes ist ein brillanter Schreiber, und man rutscht nur so durch die Lektüre. Er verbindet Fakten auf wunderbare Weise mit narrativen Elementen zu einem stimmigen Ganzen. Aber auch so ist das Buch voller spannender Thesen. Eine kurze Auswahl. Die USA haben eine gesellschaftliche Lust auf Strafen, woraus sich sowohl Todesstrafe als auch Polizeieinsätze als auch mandatory minimums erklären lassen. Anders als die europäischen Staaten baut das US-Rechtssystem nicht auf liberalem Universalismus auf, sondern hat zwei unterschiedliche Rechtssysteme (für Colony und Nation). Eine Konstante durch die gesamte Kriminalitäts- und Polizeigeschichte hindurch ist die Furcht der weißen Mehrheit vor der schwarzen Minderheit. Alle diese Thesen werden großartig durchdekliniert und narrativ unterfüttert, zusammen mit vielen weiteren Denkanstößen, und das auf gerade mal 200 Seiten. Unbedingt empfehlenswerte Lektüre.

{ 46 comments… add one }
  • Ralf 8. September 2019, 19:29

    Man­no­mann (ich hab’s im Duden nachgeschaut: Das Wort wird tatsächlich zusammengeschrieben), ich glaube Dir ist gerade gelungen zu beweisen, dass Lehrer nichts zu tun und einen Haufen Freizeit haben … 😀

    Dabei freut es mich umso mehr, dass ich mit „Fire and Blood“ zumindest eines der gelisteten Werke gelesen habe. Mir hat das Buch auch gefallen, allerdings glaube ich, dass es falsch ist eine uneingeschränkte Empfehlung auszusprechen. Tatsächlich wird das Material die übergroße Mehrheit der Game of Thrones-Fans enttäuschen. Es hat nichts von der packenden Spannung, die die ASOIAF-Serie auszeichnet. Es ist auch nicht wirklich wie der Silmarillion, mit dem das Buch immer wieder verglichen worden ist. Während der Silmarillion kurze, aber sehr erzählungsreiche und zunächst nur „angedeutete“ Monumentalepen enthält, die dann an anderer Stelle in detaillierterer Fassung ausgearbeitet wurden (Von Beren und Lúthien, Die Kinder Húrins, Von den Ringen der Macht und dem Dritten Zeitalter), ist George R. R. Martins „Fire and Blood“ ein trockenes Geschichtsbuch. Interessant für Hardcore-Fans wie mich, aber nicht sonderlich unterhaltsam für die Masse. Beim amerikanischen Amazon sind 24% der Bewertungen für das Buch „1 Stern“- oder „2-Sterne“-Bewertungen.

    Und die Geschichten halten auch von ihrer Qualität her dem Vorbild der ASOIAF-Serie nicht stand. Gerade diese völlig überraschenden Ereignisse und Wendungen, die das Werk von George R. R. Martin gewöhnlicherweise auszeichnen, sind praktisch vollständig abwesend. Und was noch schlimmer ist: Die Figuren und Charaktere sind fast alle schwarz-weiß. Entweder zutiefst guter Held (Jaehaerys). Oder dunkelst-böser Supervillain (Maegor). Zwischendrin gibt es praktisch nichts. Dabei ist es gerade das, was mich bei ASOIAF immer so beeindruckt hat. Da gibt es kaum Figuren, die objektiv gut oder objektiv böse sind. Viele sind brutal oder nehmen Gewalt in Kauf, aber immer um Ziele zu erreichen, nicht um einfach nur böse zu sein. Und oft entwickelt man Verständnis für Charaktere, die man – aus der Perspektive anderer – zunächst als böse beschrieben bekommen hat und die man plötzlich aus der eigenen Perspektive dieser Charaktere gesehen völlig neu kennenlernt und ganz anders bewertet. Jaime Lannister ist ein gutes Beispiel. Das war genau das, was meiner Meinung nach George R. R. Martin so positiv vom Vorbild J. R. R. Tolkien abhob. Und „Fire and Blood“ ist in dieser Hinsicht ein Riesenrückschritt.

    • Stefan Sasse 8. September 2019, 22:17

      Ohne Audible würde das nicht gehen. Ich höre permanent Hörbücher. Auf der Fahrt zur Arbeit. Beim Putzen. Beim Waschen. Beim Aufräumen. Bei der Gartenarbeit. Beim Sport. Zum Einschlafen. Immer Hörbuch. Da komm ich sicherlich auf drei Stunden am Tag. Und da ich Hörbücher immer mit 1,3facher Abspielgeschwindigkeit höre, kommt da einiges zusammen. Gedruckte Bücher lese ich übrigens auf der Toilette, aber das läuft eventuell unter „too much information“ 😉

      Fire and Blood:
      Ich empfehle dir unsere Podcasts zum Thema 🙂
      Ich bin auch kein Riesenfan der „Fake Histories“, aber sie geben sehr viel Kontext zur eigentlichen, wesentlich besseren Hauptstory und bereichern diese, daher kommt die uneingeschränkte Empfehlung. Sie sind bei weitem nicht so gut, aber sie sind besser als nichts 🙂

  • DDD 8. September 2019, 21:21

    „Hier drängt sich der ungute Eindruck auf, dass die Wissenschaft überhaupt keine klaren Antworten bietet, bieten kann. Das ist glaube ich nicht in Sainis Sinne, aber ein Ergebnis dieser Lektüre. Ich empfinde das als verstörend, denn gefühlten Wahrheiten wird damit eigentlich nur weiterer Boden bereitet – auch von meiner Seite aus.“

    Je mehr ich über Dinge wie die Replikationskrise in der Psychologie lese, desto enttäuschter werde ich. Dazu gehört z.b. auch die oft schwache Empirie in der Ernährungswissenschaft. Aber ich bin optimistisch, dass nach und nach auch da Fortschritte gemacht werden. Ein großartiger Artikel hierzu von Slatestarcodex:

    https://slatestarcodex.com/2019/05/07/5-httlpr-a-pointed-review/

    „Genauso wie manche Kommentatoren hier die Gender Studies sehen, betrachte ich ja weite Teile der Wirtschaftswissenschaften.“

    Wie meinst du das? 🙂

    • Stefan Sasse 8. September 2019, 22:17

      Diverse Kommentatoren hier sprechen den Gender Studies die Wissenschaftlichkeit ab, weil sie „ideologisch“ seien. Das gilt in fast noch stärkerem Maße für die Wirtschaftswissenschaften.

      • DDD 9. September 2019, 23:25

        Ich glaube du überschätzt die ideologische Prägung der Wirtschaftswissenschaften und unterschätzt die ideologische Prägung anderer Wissenschaften. Die VWL ist mMn deutlich pluralistischer und dynamischer als oft angenommen. Das Bild der VWL, was man in deutschen Blogs findet wirkt oft etwas veraltet und verzerrt. Aber naja, man bekommt aus den Medien ja leider überwiegend nur etwas von den „Starökonomen“ und deren Makro-Diskussionen mit. Für die ist das Zerrbild vermutlich nicht ganz falsch.

  • mikefromffm 9. September 2019, 13:35

    Rawls „Höhlengleichnis“? Ist das nicht eher der mit dem „Schleier des Nichtwissens“? Und der mit dem Höhlengleichnis hiess Platon?

  • Kirkd 9. September 2019, 17:06

    Immer interessant, auch wenn mich gefühlt diesmal weniger interessiert.

    Und jetzt die Detailfragen:
    1. Ist Peter Wilson’s Buch lesenswert, wenn man schon Holy Roman Empire von demselben gelesen hat?
    2. Welches P&P RPG spielst Du und warum?
    3. Kommst Du neben dem audible hören auch zum Podcast hören und wenn ja, machst Du mal eine hörenswert Liste?

    • Stefan Sasse 9. September 2019, 18:00

      1) Ich kenne das andere Buch leider nicht, deswegen kann ich es dir nicht sagen. Wenn du auf Querschnitte stehst ist es gut.
      2) DSA, weil es das beste Fantasy-RPG ist ^^
      3) Oh Gott ich höre tonnenweise Podcasts. Ich mach gerne mal ne Liste, ja. 🙂

      • cimourdain 9. September 2019, 20:23

        2) Endlich ein Thema über das man streiten kann, ohne dass es in links-rechts Glaubensfragen ausartet. Also spiele Pathfinder oder 7te See, weil du sonst ein schlechterer Mensch und/oder naiv und weltfremd bist ;-).

        • Stefan Sasse 10. September 2019, 09:46

          D&D ist des Teufels, und ich hab keine Zeit für mehr als ein Rollenspiel. 🙂 Habe aber viel Gutes über 7te See gehört.

        • schejtan 13. September 2019, 17:28

          Dafuer kann man da in ganz andere Glaubensfragen geraten. Ich find zum Beispiel D&D super und DSA fuerchterlich 😉

          • Stefan Sasse 13. September 2019, 17:50

            Ich hab D&D nie gespielt 😀 Das ist blanke RPG-identity politics. Ich hab mit DSA angefangen und es durchgehend gespielt. Ich hab ansonsten noch Shadowrun probiert, das ASOIAF RPG und Call of Cthulhu. Aber mittlerweile wieder zurück zu den Wurzeln. Ich mag DSA sehr, gerade Hintergrund und Spielgefühl, und die 5. Edition ist ein deutlich besseres Regelwerk als ehedem.

      • Ralf 9. September 2019, 20:48

        DSA, weil es das beste Fantasy-RPG ist ^^

        Falsch. Das beste Fantasy-RPG ist der ewige Klassiker Gothic 2. Mit Extension. Das zweitbeste Fantasy-RPG ist Gothic 1. Dann kommt lange nichts. Dann nochmal nichts. Dann nochmal gaaaanz lange nichts. Dann kommt die Risen-Serie. Und Gothic 3.

        • Stefan Sasse 10. September 2019, 09:47

          Wir reden von P&P.

          • Ralf 10. September 2019, 19:05

            Oh, Pardon. Ich dachte, ihr meint Computerspiele. Denn dann wäre die richtige Antwort gewesen: „Das beste Fantasy-RPG ist der ewige Klassiker Gothic 2. Mit Extension. Das zweitbeste Fantasy-RPG ist Gothic 1. Dann kommt lange nichts. Dann nochmal nichts. Dann nochmal gaaaanz lange nichts. Dann kommt die Risen-Serie. Und Gothic 3″. 😀

            • Stefan Sasse 10. September 2019, 19:47

              Ich mochte Gothic 1 mehr als Gothic 2.
              „Steck die Magie weg!“

              • Ralf 10. September 2019, 23:49

                Wie komme ich jetzt an einen Schock-Emoji?

                • Stefan Sasse 11. September 2019, 07:24

                  Ich hab immer noch nicht rausgefunden wie ich in meinem eigenen Blog Emojis unterbringe. 😀

            • schejtan 13. September 2019, 17:32

              Und ich sag dazu mal dass die Gothic Serie in Deutschland heillos ueberschaetzt wird und vor allem unglaublich schlecht gealtert ist. Wenn man von Gothic 3 absieht, dass schon bei Erscheinen Muell war.

              Und dann gibt es dann ja noch so ein kleines RPG namens The Witcher 3, dass fast alles was RPGs ausmacht richtig macht.

              Und dass ist natuerlich die vollkommen objektive Wahrheit.

              • Stefan Sasse 13. September 2019, 17:51

                Mag gut sein, mein letztes Mal Gothic ist mehr als 15 Jahre her. Ich spiele inzwischen keine PC-RPGs mehr; genauso wie der ganze Open-World-Kram packt mich das nicht mehr. Ich spiele generell nur noch wenig am PC, ich bin völlig zum Brettspiel und Tabletop migriert und natürlich weiter P&P.

        • DDD 10. September 2019, 21:11

          Zustimmung! Aber die sind nicht P&P 🙂

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