Bohrleute 98 – Der feine Unterschied zwischen Zusammenarbeit und gemeinsamer Abstimmung, mit Ariane Sophie

Es ist eine Zäsur in Deutschland: zum ersten Mal hat die CDU mit einer rechtsradikalen Partei gemeinsame Sache gemacht, um eine Gesetzesinitiative durch den Bundestag zu bringen. Wir sprechen über die Einordnung dieses Schritts.

Shownotes:

Nach Aschaffenburg: Union verliert in aktueller Umfrage, AfD legt zu

Die Umfrageergebnisse deuten darauf hin, dass Friedrich Merz’ verschärfte Migrationsrhetorik nach der Tat von Aschaffenburg kurzfristig nicht die gewünschte Wirkung entfaltet hat. Während CDU/CSU im Wochenverlauf insgesamt einen Punkt auf 30 Prozent verloren, war besonders in den Tagen nach dem Angriff ein Rückgang auf 28 Prozent zu verzeichnen. Zwar konnte Merz seine Kanzlerpräferenz im Wochendurchschnitt um zwei Punkte auf 25 Prozent steigern, doch nach einem anfänglichen Anstieg gingen die Werte wieder zurück.

Die AfD profitierte dagegen von der Debatte und gewann im Wochenverlauf an Zustimmung – nach einem leichten Rückgang zu Wochenbeginn konnte die Partei insbesondere ab Donnerstag zulegen. Alice Weidel blieb in der Kanzlerpräferenz stabil bei 16 Prozent. Auch die SPD verzeichnete nach Aschaffenburg eine leichte Erholung und blieb im Wochendurchschnitt stabil, während Olaf Scholz bei 16 Prozent verharrte.

Langfristig könnte sich die Strategie dennoch auszahlen: 60 Prozent der Befragten erwarten, dass ein härterer Kurs in der Migrationspolitik der CDU bei der Bundestagswahl helfen wird, während 31 Prozent glauben, dass dies Wähler zur AfD treibt. Dennoch hält nur eine Minderheit (20 Prozent) Migration für das wichtigste Thema des Wahlkampfs – 79 Prozent sehen gleichwertige oder bedeutendere Herausforderungen. (Patrick Rößing, Stern)

Die fiebrigen Machtfantasien des Friedrich Merz.

Der Kommentar macht deutlich, dass Friedrich Merz sich in Ton und Strategie immer stärker an Donald Trump orientiert. Seine Rhetorik setzt auf Erpressung, populistische Zuspitzung und die Verbreitung erfundener Narrative, die vermeintliche Verbote oder gesellschaftliche Zwänge anprangern. Dabei geht es längst nicht mehr nur um die Migrationspolitik – CDU/CSU und AfD nähern sich auch in anderen politischen Feldern an, von Arbeitnehmerrechten über Umwelt- und Artenschutz bis hin zu Frauen- und Minderheitenrechten.

Besonders brisant ist die strategische Dimension: Merz benötigt keine offizielle Koalition mit der AfD, um eine rechte Mehrheit zu nutzen. Seine derzeitige Eskalation könnte die Weichen für eine Situation stellen, in der nach gescheiterten Koalitionsverhandlungen nur noch eine „Alternative“ bleibt – eine Zusammenarbeit mit der AfD. Die schleichende Normalisierung einer solchen Option wird durch scheinbare Distanzierungsversuche in AfD-gestützten Anträgen kaschiert, auf die viele politische Beobachter bereits hereinzufallen scheinen.

Die entscheidende Frage ist nun, ob die demokratische Mitte diesen Angriff auf die politische Ordnung rechtzeitig erkennt und angemessen reagiert. Es geht nicht nur um den Wahlausgang, sondern um die grundsätzliche Verteidigung demokratischer Prinzipien gegen eine Radikalisierung, die sich immer deutlicher abzeichnet. (Frank Stauss)

Der womöglich schwerste Wahlkampffehler des Friedrich Merz

Friedrich Merz hat mit seiner Kehrtwende zur Brandmauer gegen die AfD nicht nur seine Glaubwürdigkeit, sondern auch sein strategisches Geschick aufs Spiel gesetzt. Seine anfängliche Maxime war klar: Keine Mehrheiten mit der AfD. Doch mit der Ankündigung, migrationspolitische Anträge in den Bundestag einzubringen – und mögliche AfD-Stimmen dabei in Kauf zu nehmen –, hat er eine gefährliche Dynamik in Gang gesetzt.

Die politische Logik hinter Merz‘ Vorgehen ist nachvollziehbar: Er will sich als harter, entschlossener Migrationspolitiker positionieren. Doch der taktische Schaden überwiegt. Er hat ungewollt die Debatte über eine Zusammenarbeit mit der AfD losgetreten und ihr dadurch eine neue Legitimität verschafft. Gerade die AfD profitiert davon, sich als bürgerliche Mehrheitsbeschafferin zu inszenieren – ein Geschenk für Alice Weidel, die genau diesen Status anstrebt.

Die versuchte Schadensbegrenzung – etwa der Anti-AfD-Absatz im CDU-Antrag – wirkt hilflos. Sie kann nicht mehr kaschieren, dass Merz die Brandmauer zur Disposition gestellt hat. In der Konsequenz riskiert er nicht nur, Wähler in der Mitte zu verprellen, sondern auch, den rechten Rand nicht wirklich zurückzugewinnen. In dem Versuch, sich als entschlossener Führer zu präsentieren, hat Merz vor allem eins verloren: Klarheit. (Maria Fiedler, Spiegel)

Probleme benennen, ohne der radikalen Rechten das Wort zu reden

Friedrich Merz hat mit seiner migrationspolitischen Offensive die Bundestagswahl entscheidend geprägt, doch sein Vorgehen birgt erhebliche Risiken – sowohl für die Glaubwürdigkeit der CDU als auch für die Stabilität einer künftigen Regierungsbildung. Die Union argumentiert, dass sie ihre Positionen unabhängig von der AfD-Zustimmung durchsetzen müsse, doch genau diese Haltung macht die Brandmauer zur AfD porös und verschafft den Rechtspopulisten eine neue Legitimität als Mehrheitsbeschaffer.

Zwar ist eine Reform der Migrationspolitik dringend notwendig, doch Merz’ Strategie könnte nach hinten losgehen. Einerseits ist ungewiss, ob seine härtere Gangart wirklich AfD-Wähler zurückholt oder eher den Rechtspopulisten zusätzlichen Auftrieb verleiht. Andererseits gefährdet die CDU mit dieser Polarisierung potenzielle Koalitionen mit anderen demokratischen Parteien, insbesondere mit der SPD und den Grünen.

Die von den SPD-Ministerpräsidenten betonte Notwendigkeit einer klaren Abgrenzung zur AfD ist ein wichtiges Signal. Denn trotz ihrer demokratischen Legitimation duldet die AfD offen rechtsextreme und antidemokratische Positionen. Sollte Merz weiterhin kompromisslose Bedingungen an eine zukünftige Regierungsbildung knüpfen, könnte er die CDU in eine Sackgasse manövrieren. Der notwendige Konsens für eine realistische Migrationspolitik muss innerhalb der demokratischen Kräfte gefunden werden – ohne die AfD indirekt zu stärken oder ihre Positionen gesellschaftsfähig zu machen. (Hannah Bethke, Welt)

Merzens Machtspruch

Friedrich Merz setzt mit seiner Ankündigung, direkt nach Amtsantritt Grenzkontrollen per Richtlinienkompetenz anzuordnen, ein starkes Zeichen. Damit zeigt er Führungswillen und grenzt sich klar von der eher verwaltenden Regierungsführung eines Olaf Scholz oder Angela Merkel ab. Doch diese Strategie birgt Risiken – sowohl verfassungsrechtlich als auch politisch.

Die juristische Dimension: Richtlinienkompetenz als selten genutztes Machtinstrument

Das Grundgesetz gibt dem Bundeskanzler in Artikel 65 Satz 1 das Recht, die Richtlinien der Politik zu bestimmen. Diese Kompetenz ist juristisch verankert und demokratisch legitimiert. Allerdings wird sie in der politischen Praxis äußerst selten in dieser Form genutzt. Üblicherweise regiert ein Bundeskanzler über Koordination und Konsens innerhalb der Regierung und nicht über direkte Weisungen an Minister. Die Anordnung von Grenzkontrollen per Richtlinienkompetenz wäre ein außergewöhnlicher Schritt, der die Kanzlerrolle aktiv auf eine Weise interpretiert, die in Deutschland unüblich ist.

Historisch gesehen kam dieses Instrument nur in Krisensituationen oder bei zentralen Weichenstellungen zum Einsatz, etwa bei Gerhard Schröders Entscheidungen zu Kosovo und Afghanistan oder Scholz’ umstrittener Weisung zur Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken. Merz’ Ankündigung signalisiert, dass er seine Kanzlerschaft mit einem autoritären, exekutiven Führungsstil beginnen würde, ähnlich den Executive Orders eines Donald Trump.

Die politische Dimension: Führungsstärke oder autoritärer Stil?

Merz’ Strategie ist zweischneidig. Einerseits präsentiert er sich als entschlossener Macher, der direkt handelt, statt lange zu debattieren. Das könnte in einer Zeit des politischen Vertrauensverlusts bei vielen Wählern gut ankommen. Die verbreitete Wahrnehmung, dass der Staat nicht mehr handlungsfähig sei, verleiht solchen klaren Ansagen zusätzliche Attraktivität. In einer Umfrage des Beamtenbundes sahen nur noch 25 Prozent der Bürger den Staat als fähig an, seine Aufgaben zu erfüllen. Eine direkte Anweisung zur Sicherung der Grenzen könnte als Zeichen von Effizienz und Durchsetzungskraft interpretiert werden.

Andererseits besteht das Risiko, dass sich diese Ankündigung als überhastete Machtdemonstration erweist, die später schwer durchzusetzen ist. Sollte das Vorhaben juristisch ins Wanken geraten oder in der Umsetzung scheitern, könnte Merz’ Autorität Schaden nehmen. Zudem erschwert seine Festlegung auf diese Maßnahme mögliche Koalitionsverhandlungen, da potenzielle Partner wie die FDP oder die Grünen sich gegen solche unilateral angekündigten Maßnahmen sträuben könnten.

Der systemische Kontext: Ein Trend zu direkterem Regieren

Merz’ Vorstoß reiht sich in eine allgemeine Entwicklung ein, in der Politiker zunehmend direkte Eingriffe in Verwaltungs- und Gesetzgebungsprozesse fordern. Wirtschaftsminister Robert Habeck etwa nutzt das „überragende öffentliche Interesse“ im EEG-Gesetz, um Infrastrukturausbau zu beschleunigen. LNG-Terminals wurden in „Deutschland-Tempo“ genehmigt, indem bürokratische Hürden gezielt umgangen wurden. Diese Beispiele zeigen, dass Politiker – unabhängig von ihrer ideologischen Ausrichtung – auf direktere Steuerungsmethoden zurückgreifen, um Handlungsfähigkeit zu demonstrieren.

Fazit: Eine riskante Wette auf Führungsstärke

Friedrich Merz positioniert sich mit seiner Ankündigung als „Macher“ und nutzt ein selten eingesetztes Machtinstrument, um bereits vor seiner möglichen Kanzlerschaft Führungsstärke zu signalisieren. Dies könnte ihm helfen, sich von Scholz’ als schwach empfundener Regierungsführung abzugrenzen. Doch das Vorgehen ist riskant: Politisch könnte es ihn als autoritär erscheinen lassen und Koalitionsoptionen verbauen. Juristisch besteht die Gefahr, dass sich die Maßnahme als nicht umsetzbar erweist und seine Glaubwürdigkeit leidet.

Ob diese Strategie langfristig Erfolg hat, hängt davon ab, wie die Bevölkerung auf diese demonstrative Machtausübung reagiert – und ob Merz seine Ankündigung tatsächlich durchsetzen kann. (Jannis Lennartz,  Verfassungsblog)

Sind die Pläne von Merz rechtlich zulässig?

Die von Friedrich Merz vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verschärfung der Migrationspolitik stehen größtenteils im Widerspruch zu geltendem EU-Recht. Dauerhafte Grenzkontrollen wären mit dem Schengener Grenzkodex unvereinbar, da dieser nur temporäre Ausnahmen in Gefahrensituationen erlaubt. Auch die geforderten Zurückweisungen an der Grenze widersprechen der Dublin-III-Verordnung, die eine koordinierte Rückführung innerhalb der EU vorsieht. Eine nationale Gesetzesänderung könnte europäische Regeln nicht außer Kraft setzen. Zwar könnte sich Deutschland auf die Notlagen-Klausel des EU-Vertrags berufen, doch der Europäische Gerichtshof hat vergleichbare Argumentationen bislang stets abgelehnt. Auch die geplante generelle Abschiebehaft für ausreisepflichtige Personen verstößt gegen das Grundgesetz, das den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vorschreibt. Sollten diese Maßnahmen umgesetzt werden, könnten Klagen von Betroffenen sowie rechtliche Schritte anderer EU-Staaten oder der Europäischen Kommission folgen. Damit birgt die Strategie der CDU erhebliche juristische Risiken und würde Deutschland in einen Konflikt mit der EU bringen. (Kolja Schwartz/Frank Bräutigam, Tagesschau)

Zack!

Die von Friedrich Merz vorgeschlagenen Maßnahmen zur Verschärfung der Migrationspolitik stehen größtenteils im Widerspruch zu geltendem EU-Recht. Dauerhafte Grenzkontrollen wären mit dem Schengener Grenzkodex unvereinbar, da dieser nur temporäre Ausnahmen in Gefahrensituationen erlaubt. Auch die geforderten Zurückweisungen an der Grenze widersprechen der Dublin-III-Verordnung, die eine koordinierte Rückführung innerhalb der EU vorsieht. Eine nationale Gesetzesänderung könnte europäische Regeln nicht außer Kraft setzen. Zwar könnte sich Deutschland auf die Notlagen-Klausel des EU-Vertrags berufen, doch der Europäische Gerichtshof hat vergleichbare Argumentationen bislang stets abgelehnt. Auch die geplante generelle Abschiebehaft für ausreisepflichtige Personen verstößt gegen das Grundgesetz, das den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit vorschreibt. Sollten diese Maßnahmen umgesetzt werden, könnten Klagen von Betroffenen sowie rechtliche Schritte anderer EU-Staaten oder der Europäischen Kommission folgen. Damit birgt die Strategie der CDU erhebliche juristische Risiken und würde Deutschland in einen Konflikt mit der EU bringen. (Mariam Lau, ZEIT)

So darf Merz nicht weitermachen

Die Abstimmung im Bundestag markiert eine politische Zäsur: Erstmals hat die AfD einem Antrag der CDU/CSU zur Mehrheit verholfen. Während die AfD jubelte, wirkte Merz sichtlich zerknirscht und bedauerte öffentlich die entstandene Mehrheit mit der extremen Rechten. Dennoch hatte er bewusst auf Konfrontation gesetzt, indem er seinen Fünfpunkteplan zur Migrationspolitik ohne Absprache mit SPD oder Grünen eingebracht hatte. Diese Kompromisslosigkeit sollte Stärke demonstrieren, hat aber den Preis einer aufgeweichten Brandmauer zur AfD. Besonders im Osten könnten CDU-geführte Landesregierungen künftig häufiger auf AfD-Stimmen angewiesen sein. Die Union droht damit, die politische Mitte zu verlassen. Am Freitag steht eine weitere Abstimmung über das „Zustrombegrenzungsgesetz“ an, das mit Unterstützung von FDP, BSW und erneut der AfD verabschiedet werden könnte. Langfristig wird Merz jedoch Koalitionen mit SPD oder Grünen schmieden müssen – ein schwieriger Prozess, der neue Zugeständnisse in der Migrationspolitik erfordert. (Maria Fiedler, Spiegel)

Fünf Lehren aus dem Tabubruch im Bundestag

Die Abstimmung im Bundestag markiert einen historischen Wendepunkt: Zum ersten Mal wurde ein Antrag durch die Stimmen der AfD ermöglicht, ein Tabubruch, der Friedrich Merz’ Kampf gegen die Partei nachhaltig beschädigen könnte. In CDU und CSU wird es nun schwieriger, jene zurückzuhalten, die in Ländern und Kommunen Mehrheiten mit der AfD nutzen wollen. Gleichzeitig bestimmt nun die Migrationspolitik den Wahlkampf, ein Thema, das vor allem der AfD nützt. Ob Merz von seiner Strategie profitiert, ist unklar – Umfragen zeigen ein gemischtes Bild. Kanzler Scholz und SPD-Chef Klingbeil nutzen die Gelegenheit, um Merz als Umfaller darzustellen und seine Regierungsfähigkeit infrage zu stellen. Die SPD setzt auf die Warnung vor einer möglichen schwarz-blauen Koalition, ein Szenario, das Merz vehement zurückweist. Dennoch könnte die Union strategisch verlieren: Die Grünen sind als Koalitionspartner vergrault, und nun droht dasselbe mit der SPD. Es könnte österreichische Verhältnisse geben, in denen eine Regierungsbildung unmöglich wird. (Sebastian Fischer, Spiegel)

Dieser Tag verändert die Politik in Deutschland

Die Abstimmung im Bundestag markiert einen historischen Wendepunkt: Zum ersten Mal wurde ein Antrag durch die Stimmen der AfD ermöglicht, ein Tabubruch, der Friedrich Merz’ Kampf gegen die Partei nachhaltig beschädigen könnte. In CDU und CSU wird es nun schwieriger, jene zurückzuhalten, die in Ländern und Kommunen Mehrheiten mit der AfD nutzen wollen. Gleichzeitig bestimmt nun die Migrationspolitik den Wahlkampf, ein Thema, das vor allem der AfD nützt. Ob Merz von seiner Strategie profitiert, ist unklar – Umfragen zeigen ein gemischtes Bild. Kanzler Scholz und SPD-Chef Klingbeil nutzen die Gelegenheit, um Merz als Umfaller darzustellen und seine Regierungsfähigkeit infrage zu stellen. Die SPD setzt auf die Warnung vor einer möglichen schwarz-blauen Koalition, ein Szenario, das Merz vehement zurückweist. Dennoch könnte die Union strategisch verlieren: Die Grünen sind als Koalitionspartner vergrault, und nun droht dasselbe mit der SPD. Es könnte österreichische Verhältnisse geben, in denen eine Regierungsbildung unmöglich wird. (Jonas Schaible und Christian Teevs, Spiegel)

Mehrheit für Zurückweisungen an deutschen Grenzen

Die neuesten Umfragen zur Bundestagswahl zeigen, dass die Migrationspolitik das zentrale Thema für viele Wähler ist. Laut ARD-Deutschlandtrend halten 67 Prozent der Befragten verschärfte Grenzkontrollen für richtig, 68 Prozent wünschen sich eine reduzierte Aufnahme von Geflüchteten. Gleichzeitig sorgt die Abstimmung im Bundestag, bei der CDU und CSU mit Stimmen der AfD einen Antrag durchsetzten, für breite Diskussionen. Während 46 Prozent das Vorgehen der Union befürworten, lehnen es 50 Prozent ab.

Besonders brisant: Die Mehrheit der Deutschen (54 Prozent) zweifelt an Friedrich Merz’ Zusicherung, keine Koalition mit der AfD einzugehen. Zudem erwarten 40 Prozent negative Folgen für die Union bei der Wahl, während 31 Prozent glauben, dass sie profitieren könnte. Die öffentliche Reaktion war heftig: Zehntausende demonstrierten bundesweit gegen die Zusammenarbeit mit der AfD. Die Frage bleibt, ob Merz mit seinem Kurs die Union stärken oder spalten wird – und welche Folgen dies für mögliche Koalitionen nach der Wahl hat. (Spiegel)

Jenseits geltenden Rechts

Der Bundestag hat den Antrag der CDU/CSU zur Verschärfung der Migrationspolitik verabschiedet – mit Stimmen der AfD. Während dies einen politischen Tabubruch darstellt, wirft der Antrag auch erhebliche rechtliche Fragen auf. Besonders problematisch ist der Versuch, nationales Recht über EU-Vorgaben zu stellen. Die geforderten Grenzschließungen widersprechen dem Schengener Grenzkodex und EU-Primärrecht, während dauerhafte Inhaftnahmen von Ausreisepflichtigen gegen Grundrechte verstoßen könnten.

Die Argumentation stützt sich auf die angebliche Dysfunktionalität des bestehenden Systems, doch sie blendet strukturelle Ursachen und Lösungsmechanismen aus. Zudem fehlt eine Abschätzung der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Folgen, etwa für den Warenverkehr oder die Fachkräftezuwanderung.

Kritiker sehen den Plan als Symbolpolitik mit hohen rechtlichen Risiken. Besonders brisant ist, dass die Mehrheit nur durch die AfD zustande kam. Dies könnte nicht nur die Glaubwürdigkeit der CDU in der Abgrenzung zur extremen Rechten beschädigen, sondern auch die politische Kultur Deutschlands nachhaltig verändern. (Winfried Kluth, Verfassungsblog)

Merkels Kritik an Merz ist eine Unverschämtheit – und bitter nötig

Angela Merkel hat mit ihrer offenen Kritik an Friedrich Merz eine politische Bombe gezündet. Dass eine frühere Kanzlerin wenige Wochen vor der Wahl öffentlich gegen den Kandidaten der eigenen Partei Stellung bezieht, ist beispiellos. Doch ihre Intervention zeigt, dass es um mehr als persönliche Rivalität geht. Sie wirft Merz staatspolitische Verantwortungslosigkeit vor, weil er seinen Antrag zur Migrationspolitik mit Stimmen der AfD durchgesetzt hat.

Für Merz ist das ein schwerer Schlag. Er wollte mit seinem entschlossenen Kurs das Thema Migration besetzen und verhindern, dass die AfD davon profitiert. Doch er überschätzte sich – und lieferte der extremen Rechten ihren größten parlamentarischen Erfolg. Merkel sieht darin eine Gefahr für die politische Mitte und die Stabilität der Demokratie. Ihre Kritik verschärft die Zweifel an Merz’ Kurs und an seiner Kanzlertauglichkeit.

Während Unionsanhänger Merkel Illoyalität vorwerfen, könnte ihr Eingriff das politische Gleichgewicht beeinflussen. Denn wenn die AfD von dieser Krise profitiert, ist es Merz’ Fehleinschätzung – nicht Merkels Warnung. (Ralf Neukirch, Spiegel)

Reaktionen aus der Politik

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hat angekündigt, dass der Berliner Senat keinem Gesetz im Bundesrat zustimmen wird, das nur mit Unterstützung der AfD im Bundestag eine Mehrheit gefunden hat. Er betonte: „Mit mir, darauf können Sie sich verlassen, wird es niemals eine Zusammenarbeit, Kooperation oder gar eine Koalition mit den Rechtsextremisten von der AfD geben.“

Wegner appellierte an die Parteien der demokratischen Mitte, gemeinsam Lösungen zu finden und die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen. Er warnte davor, dass das aktuelle Vorgehen dazu führen könnte, dass „rechte Hetzer“ profitieren, und forderte eine gemeinsame Lösung bis Freitag, um Gesetze aus der demokratischen Mitte heraus zu beschließen.

Diese Äußerungen folgen auf die jüngste Abstimmung im Bundestag, bei der ein von Unionskanzlerkandidat Friedrich Merz vorgelegter Fünf-Punkte-Plan für eine schärfere Migrationspolitik mit den Stimmen von CDU/CSU, AfD, FDP und Fraktionslosen knapp beschlossen wurde. Erstmals ermöglichte die AfD dabei eine Mehrheit im Plenum. Am Freitag soll das Parlament über einen Gesetzentwurf der Union abstimmen, der konkrete Regelungen zur Eindämmung der Migration enthält.

Wegners Positionierung reiht sich in eine Reihe von Kritiken aus der CDU ein. So hat auch Altbundeskanzlerin Angela Merkel die Entscheidung der Unionsfraktion kritisiert und betont, dass sie es für „falsch“ halte, „sehenden Auges erstmalig bei einer Abstimmung im Deutschen Bundestag eine Mehrheit mit den Stimmen der AfD“ ermöglicht zu haben.

Innerhalb der CDU gibt es unterschiedliche Meinungen zu diesem Vorgehen. Während einige Mitglieder wie der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Sepp Müller den Kurs von Friedrich Merz unterstützen, äußern andere wie der frühere hessische Ministerpräsident Roland Koch, dass sie keine Spaltung in der Partei sehen.

Die Diskussion über die Zusammenarbeit mit der AfD und die zukünftige Ausrichtung der Migrationspolitik bleibt somit ein zentrales Thema innerhalb der CDU und der deutschen Politik insgesamt. (Spiegel)

Merkel hat nichts geschafft. Merz muss es jetzt schaffen

Der Bundestag hat mit den Stimmen von CDU/CSU, AfD, FDP und Fraktionslosen einen Antrag zur Migrationspolitik beschlossen, was eine Welle an Kritik und politischen Spannungen ausgelöst hat. Besonders brisant ist die Reaktion von Altkanzlerin Angela Merkel, die Friedrich Merz scharf für die Zusammenarbeit mit der AfD kritisierte. Merz und seine Unterstützer kontern, dass Merkel selbst mit ihrer Flüchtlingspolitik die AfD erst groß gemacht habe.

Die Entscheidung des Bundestags wird als historischer Tabubruch gewertet, da erstmals eine Mehrheit durch die Stimmen einer als rechtsextrem eingestuften Partei zustande kam. Während SPD und Grüne den Bruch der „Brandmauer“ betonen, verteidigt die Union ihr Vorgehen als notwendige Maßnahme gegen eine aus ihrer Sicht verfehlte Migrationspolitik. Die AfD feiert den Vorgang als politischen Erfolg, was die Debatte weiter verschärft. Die Union steht nun vor der Herausforderung, ihre Position zwischen konservativer Migrationspolitik und Abgrenzung zur AfD glaubwürdig zu halten. (Ulf Poschart, Welt)

Wie Friedrich Merz die Tür zur Zusammenarbeit mit der AfD öffnete

Der Artikel analysiert die jüngsten politischen Entwicklungen in Deutschland, insbesondere die Entscheidung von CDU-Chef Friedrich Merz, im Bundestag einen Antrag zur Verschärfung der Migrationspolitik mit Unterstützung der AfD zu verabschieden. Dies markiert einen historischen Tabubruch, da es die erste Abstimmung auf Bundesebene war, bei der eine Mehrheit durch die Stimmen der AfD zustande kam. Die Entscheidung sorgte für massive politische Debatten und könnte langfristige Folgen für den Wahlkampf und die politische Kultur in Deutschland haben.

Merz‘ Entscheidung war von der Tat in Aschaffenburg beeinflusst, bei der ein afghanischer Angreifer ein Kind und einen Mann erstach. Diese emotionale Reaktion führte zu seinem harten Kurswechsel, der darauf abzielt, die AfD inhaltlich zu entkräften. Kritiker sehen darin jedoch eine Öffnung zur Normalisierung der extremen Rechten.

Besonders brisant ist die scharfe Kritik von Altkanzlerin Angela Merkel, die Merz öffentlich vorwarf, ein politisches Grundprinzip der Union gebrochen zu haben. Auch innerhalb der CDU gibt es Widerstand gegen seine Strategie, während die AfD diesen Moment als historischen Erfolg feiert. Die kommenden Wochen bis zur Bundestagswahl werden zeigen, ob Merz mit seinem Kurs die Wähler überzeugen kann oder ob er sich in eine strategische Sackgasse manövriert hat. (Von Sophie Garbe, Konstantin von Hammerstein, Paul-Anton Krüger, Ann-Katrin Müller, Jonas Schaible, Christoph Schult, Christian Teevs und Severin Weiland, Spiegel)

Merz und die Brandmauer – eine Geschichte in Zitaten

Der Artikel zeichnet die Entwicklung der Haltung von Friedrich Merz (CDU) zur AfD anhand seiner eigenen Aussagen nach. Während er sich zunächst klar gegen jegliche Zusammenarbeit mit der Partei positionierte – mit Aussagen wie „Vergessen Sie’s“ (2019) und „Solange ich Parteivorsitzender bin, wird es keinerlei Zusammenarbeit geben“ (2023) –, begann er später, seine Rhetorik und seine politische Linie schrittweise zu verschieben.

Die entscheidende Wende kam im Januar 2025, als Merz ankündigte, unabhängig davon, „wer zustimmt“, Anträge in den Bundestag einzubringen. Dies führte dazu, dass ein CDU-Antrag zur Migrationspolitik mit Stimmen der AfD eine Mehrheit erhielt – ein historischer Tabubruch. Merz verteidigte diesen Schritt mit der Aussage: „Eine richtige Entscheidung wird nicht dadurch falsch, dass die Falschen zustimmen.“ Dennoch erklärte er hinterher, dass er diese Mehrheitskonstellation „bedauere“.

Der Artikel zeigt somit die schrittweise Aufweichung der Brandmauer zur AfD und macht deutlich, dass Merz’ Positionierung nicht immer konsistent war. Dies könnte langfristige Auswirkungen auf die Glaubwürdigkeit der CDU und das politische Klima in Deutschland haben. (Evelin Ruhnow, Spiegel)

Resterampe

Transkript

00:00:00.01
Stefan Sasse
Hallo und herzlich willkommen zu einer neuen Folge von den Bohrleuten. Eine populistische Partei feiert große elektorale Erfolge. Die etablierten Parteien schließen die Zusammenarbeit aus, aber die Opposition kann nur dann einen Politikwechsel durchführen, wenn sie mit den Populisten zusammenarbeitet und das ist ein absolutes No-Go. Und angesichts der existierenden Mehrheiten entschließt man sich dann den Volkswillen zum Politikwechsel nicht mehr länger zu ignorieren

00:00:25.54
Stefan Sasse
und die Stimmen der Populisten anzunehmen. Die Empörung ist riesig, der Wortbruch und die Gefährdung der Bundesrepublikanischen Ordnung stehen im Raum und wir reden natürlich von Hessen 2008 und Andrea Ypsilanti und ihrem Versuch mit den Stimmen der Linken aber ohne eine formelle Zusammenarbeit zur Ministerpräsidentin gewählt zu werden.

00:00:43.46
Stefan Sasse
Und ich glaube allen ist klar, woher kommt jetzt die Parallele, die ich hier aufmache und ist die überhaupt tragfähig. All dies und noch viel mehr wollen wir im Zusammenhang mit dem Fall der Brandmauer oder vielleicht doch ihrem Weiterbestehen durch das Annehmen eines gemeinsamen Antrags von CDU und AfD im Bundestag in dieser Woche diskutieren. Und dazu begrüße ich wie so häufig meine vertraute Co-Pilotin. Hallo Ariane.

00:01:10.66
Ariane
Hallo Stefan, hallo liebe HörerInnen!

00:01:13.95
Stefan Sasse
Für alle diejenigen, die das nicht mitbekommen haben, und da gibt es bestimmt zwei oder drei, die dann aus irgendwelchen Gründen auch unseren Podcast hören, diese Woche hat Friedrich Merz mit seiner CDU-Fraktion

00:01:24.73
Stefan Sasse
einen Antrag in den Bundestag eingebracht. Das ist erstmal noch kein Gesetz oder sowas, sondern das ist mehr so eine Aufforderung, an den Bundestag doch gefälligst zu handeln. Handeln sollte der, das war so ein Fünf-Punkte-Plan, indem er gefälligst die Migrationsregeln weiter verschärfen soll. Sowas gab es ja schon mal vor, mittlerweile, was ist das, ein oder zwei Monaten,

00:01:44.00
Stefan Sasse
wo März es schon geschafft hat, sozusagen die Regierung dann Stück vor sich her zu treiben und da Verschärfungen durchzubringen. Jetzt nach dem Attentat oder Amoklauf oder wie auch immer man es nennen will von Aschaffenburg, war quasi der Anlass da, das Ganze noch weiter zu treiben. Und es war von Anfang an klar, das kann nur klappen, wenn CDU, AfD und FDP zusammen stimmen. Und der relevante Punkt ist ja natürlich weniger die Zusammenarbeit von CDU und FDP.

00:02:09.28
Stefan Sasse
sondern die von CDU und AfD. Und tatsächlich wurde der Antrag dann auch angenommen. Und das war eben das erste Mal, dass im Bundestag mit den Stimmen von CDU und AfD auf die Art und Weise Politik gemacht worden ist. Es ist nicht das erste Mal, dass da zusammen eine Mehrheit irgendwo rauskam. Das gab es immer mal wieder. Aber quasi das erste Mal, dass es eben so

00:02:31.51
Stefan Sasse
von Anfang an kommuniziert und eingepreist und im Endeffekt high stakes war und ein wirklich bewusst quasi da dazu benutzt. Und darum hat sich natürlich eine gigantische Diskussion entspannt. Steht die Brandmauer noch? Hat sie hier gestanden? Ist die CDU jetzt auf dem Weg zu einer Koalition mit der AfD? Ist es quasi der totale Tabubruch, den wir hier erleben? Kommt jetzt quasi als nächstes Machtergreifung und Gleichschaltung.

00:02:57.65
Stefan Sasse
Oder ist es, und ich zitiere hier mal den Ulf Poschach, der war es glaube ich von der Welt, oder ist es ein Fest der Demokratie? Beide Deutungen stehen quasi im Raum und wir wollen uns heute ein bisschen darüber unterhalten, welche von diesen Deutungen es nun ist und natürlich auch ein bisschen in haltlose Spekulationen übergehen, was es jetzt eigentlich für den Wahlkampf bedeutet.

00:03:18.18
Stefan Sasse
Und gerade, dass das mitten im Wahlkampf ist, kurz vor dem Wahltermin, hier der Hinweis, es ist alles brutal im Fluss. Wir nehmen das auf Freitag, 31.01., es ist 18.53 Uhr. Zu dem Zeitpunkt, wo ich das Ding fertig geschnitten und veröffentlicht habe, mag es bereits sein, dass es neue Entwicklungen gibt.

00:03:36.44
Stefan Sasse
Also das sei an dieser Stelle quasi schon mal warnend gesagt, die Halbwertszeit von dieser Art von Podcast ist nun mal nicht besonders hoch. Aber ich glaube, das ist euch allen klar. Von daher nun genug der Vorrede. Ariane, möchtest du deine ersten Reaktionen bekannt geben? Was denkst du zu dieser neuen Situation?

00:04:00.34
Ariane
Ich fühle mich noch ein bisschen überfahren, muss ich sagen, weil das so schnell ging irgendwie. Also es hat sich ja irgendwie, war das, hat sich das ja innerhalb einer Woche, hat sich das, glaube ich, alles so… Ich habe das Gefühl, dass es hat so eine Eigendynamik entwickelt, weil dieser Fünf-Punkte-Plan, der kam ja schon und März hat ja, glaube ich, vor einer Woche

00:04:27.11
Ariane
Irgendwie gesagt, ja, ich habe hier den Fünf-Punkte-Plan, das will ich direkt nach der Wahl machen und hatte das irgendwie, ja, und ich will das in die Koalitionsverhandlung einbringen und irgendwann, und ich arbeite jetzt wieder Vollzeit, also man ist nicht mehr so nonstop informiert, plötzlich war ja dieses, nee, wir machen jetzt einen Antrag und es ist ganz egal, wer da zustimmt und ich habe das Gefühl, das hat sich so

00:04:52.53
Ariane
Ja, das hat eine Eigendynamik entwickelt. Also ich weiß, ich musste dann abends teilweise erst mal eine Stunde nachlesen, was eigentlich passiert ist, weil man morgens war noch nichts davon zu sehen. Und das ist tatsächlich auch das, was ich so das Gefühl habe, was erst mal mein erstes Gefühl ist, was da bleibt, dass Merz da irgendwie ein bisschen ohne Not ein Molotow-Cocktail reingeworfen hat in den ganzen Wahlkampf.

00:05:21.77
Ariane
ohne dass man, wie du schon sagst, dass man sagen kann, wie sich das ausspielt. Also ich glaube, das wissen wir tatsächlich erst am 23.2. Es ist nicht so, dass es da, glaube ich, schon ganz feste Regeln für gibt. Also ich glaube, es war kein Fest der Demokratie. Es war auch kein 1933. Es wirkt eher ein bisschen… Upsi. Was haben wir da denn angerichtet?

00:05:52.50
Ariane
Und das ist, das ist ja fast noch schlimmer, weil ich muss, ich geh mal einen Schritt zurück. Ich finde, es ist auf jeden Fall ein Tabubruch und auch eine Zäsur. Und wie du schon sagst, es ist, sie haben sich nicht abgestimmt, aber es ist tatsächlich das erste Mal, dass die CDU die AfD als Mehrheitsbeschafferin genutzt hat.

00:06:15.30
Ariane
Das wussten sie vorher, das war schon klar. Das war auch etwas, was März im November noch ausgeschlossen hatte nach dem Bruch der Ampel. Und das ist natürlich etwas anderes wie eine Koalition, aber es ist etwas,

00:06:31.25
Ariane
natürlich arbeiten sie zusammen. Wäre einer von den beiden nicht mitgegangen, hätten sie keine Mehrheit gemacht. Also das wussten auch alle. Also keiner kann sagen, ach ja, wir haben hier was abgestimmt. Niemand wusste, was passiert. Am Ende waren wir alle überrascht. Das war ja schon sehr bewusst auch in Kauf genommen. Also es gab ja mehrmals das Statement von Merz, dass es ihm vollkommen egal ist, wer dazu stimmt und wer nicht. Es gab auch tatsächlich

00:07:00.26
Ariane
dieses Statement, dass er ganz kompromisslos ist. Also normalerweise CDU, SPD, Grüne, FDP haben ja auch gemeinsame Anträge. Gestern sogar noch reingebracht. Es wurde das Mutterschutzgesetz geändert, nach Wehgeburten zum Beispiel. Das funktioniert ja normalerweise so, dass die sich zusammensetzen. Jeder mit einem Vorschlag. Man macht einen Kompromiss und am Ende sagt man, ja, finden wir jetzt alle gut, wir stimmen dafür. Das ist hier eben überhaupt nicht passiert. Man hat

00:07:28.51
Ariane
den Fünf-Punkte-Plan vorgelegt. Man hat gesagt, den bringen wir ein und gucken mal, was passiert. Ich glaube, der SPD hat man das irgendwie vorher zugeschickt, aber schon gesagt, wir reden aber nicht darüber. Das ist ein bisschen merkwürdig gewesen. Also es war schon bewusst kalkuliert, ohne glaube ich, dass man sich wirklich mit den Folgen auseinandergesetzt hat. Also was tatsächlich für mich, das habe ich auch an die Shownotes gebracht hat,

00:07:59.02
Ariane
ganz typisch war, waren die Sekunden danach, als das Abstimmungsergebnis verkündet wurde und dass es mit 10 Springen im Vorsprung angenommen wurde. Und die AfD ist aufgesprungen und hat gejubelt, Selfies gemacht. Alle haben sich umarmt und die CDU saß da wie drei Tage Regenwetter, obwohl es ja ihr Eintrag war, der angenommen wurde. Und das erste Statement von März war, dass er das bedauert.

00:08:28.01
Ariane
das ist die totale Paradoxie. Er hat eine Woche erzählt, das ist ihm egal, die Sache ist so wichtig, das muss jetzt durch und das erste, genau, eine Gewissensentscheidung und das erste Setment ist, tut uns leid,

00:08:35.59
Stefan Sasse
Eine Gewissensentscheidung, hat er gesagt, war es.

00:08:45.91
Ariane
Wir bedauern das. Die AfD ist übrigens doof. Also ich glaube, das ist tatsächlich, muss ich sagen, der Worst Case. Also, dass sie es machen, ich bin eine Linke, ich finde das sowieso blöd. Aber okay, dann zieht man das durch. Aber sich dann hinzustellen und zu sagen, übrigens finden wir die AfD total doof, wir bedauern jetzt, dass unser eigener Antrag durchgegangen ist und müssten uns jetzt drei Tage lang, wir sind jetzt am dritten Tag,

00:09:11.80
Ariane
Dauerhaft von der AfD distanzieren, das ist ja der totale Worst Case. Also ich glaube, das ist auch wirklich, man hat da jetzt eine Unklarheit reingebracht. Das am Ende eigentlich gar keiner mehr jubelt. Selbst die, die das gut finden, außer Herr Poscha, der hat ja ein Fest der Demokratie gefeiert, sind glaube ich alle hauptsächlich verwirrt. Ich auch.

00:09:29.89
Stefan Sasse
Ne, ne, ne. Es gibt schon diverse Leute, die es gut finden. Ich hab da auch in den Shownotes ein Sammelsurium quasi verlinkt dazu. Also das ist tatsächlich nicht nur Porsche-Art. Aber ich denke, ich würde mal quasi diese Wahlkampffrage sozusagen, also dieses War das schlau? Aus Sicht der CDU. Bringt das denen was? Das würde ich an der Stelle erstmal noch ausklammern. Da würde ich dann nachher nochmal draufkommen. Sondern stattdessen erstmal bei dem Bleiben, was passiert ist, die Fakten sozusagen.

00:09:58.11
Stefan Sasse
Und das ist was, das hast du gerade schon angesprochen, das stört mich an der ganzen Geschichte auch, ist diese Verlogenheit, die da teilweise drin ist. Und jetzt vor allem fällt es mir natürlich auf, als einem eher progressiv gesinnten Menschen von der CDU, aber es ist nicht so, als ob die Gegenseite da nicht auch… Ich meine, diese Idee von der SPD ist natürlich wahlkampftechnisch clever, da jetzt zu sagen, oh, nächste Station Schwarz-Blau, aber besonders aufrichtig ist das auch nicht, um es mal so zu sagen, ja, weil ich

00:10:27.47
Stefan Sasse
glaubt im März schon, dass der da jetzt keine Koalition machen möchte und das auch nicht tun wird. Aber quasi zu sagen, es war eine Gewissensentscheidung, wenn du sagst, es ist so ein Gewissensding, dann musst du das, solche Abstimmungen gibt es im Bundestag, dann wird der Fraktionszwang aufgehoben für sowas. Das haben sie aber auch nicht gemacht.

00:10:48.62
Stefan Sasse
Weil das hätten sie ja grundsätzlich tun können, wenn es tatsächlich ein Gewissensding gewesen wäre. Das war es aber nicht, weil sie ja diesen Fünf-Punkte-Plan eingebracht haben, der das ganz konkrete Ziel hatte, die Regierung zu brüskieren. Und erneut, im Wahlkampf fair kannst du machen. Nur kannst du halt dann nicht so tun und dann so sagen, ja wir wollten ja einen Kompromiss. Also dieses Geblubber, was ja diese Woche lief seitens der CDU-Parteissoldaten und Parteisoldatinnen.

00:11:12.31
Stefan Sasse
Ich folge ja zum Beispiel auf Twitter dem Manuel Schwalm, der ja auch schon zweimal hier im Podcast war und der qualifiziert aktuell als Parteisoldat. Ist ja auch klar, der arbeitet ja für den Laden. Aber das ist schon echt krass. Also du kannst doch nicht ernsthaft hinstellen und sagen, hier, März reicht den Leuten die Hand. Scheiß tut der. Du kannst doch nicht sagen, hier, das ist unser Plan. Wir werden nicht über den reden. Es gibt keinerlei Kompromisse. Ihr könnt ihn annehmen, wenn ihr wollt.

00:11:38.79
Stefan Sasse
Das ist doch Quatsch. Ich meine, Olaf Scholz reicht ja auch niemandem die Hand, wenn er sagt, Bürgergeld 1000 Euro. Wir diskutieren nicht. Aber natürlich darf die FDP zustimmen. Oder Habeck sagt, wir verbieten jetzt morgen alle Verbrenner. Ab morgen fährt Christian Lindner nur noch in E-Branche. Aber er kann natürlich zustimmen. Das ist kein Problem. Das ist ja Quatsch. Das finde ich einfach…

00:12:00.21
Stefan Sasse
so dummes Geschwätz, dann uns. Dann seid so ehrlich, offen zu sagen, was ihr hier tut. Und es wurde ja auch gesagt, in diesem ganzen wirren Botschaften-Mix war das ja mit drin, dass man gesagt hat, uns ist es egal, wenn die AfD da mit stimmt.

00:12:15.83
Stefan Sasse
mit teilweise sich widersprüchlichen Argumentationen und allem. Und da kommen wir dann bei der Wahlkampfgeschichte wieder drauf. Das ist halt auch diese Genese von dem Ding, weil da steckt ja kein strategischer Plan dahinter oder sowas. Das war ja eine ziemlich wilde Improvisation jetzt, über ungefähr anderthalb Wochen letzten Endes.

00:12:32.17
Stefan Sasse
Aber es hat sich angebahnt. Ich habe vor ein paar Tagen schon getwittert, spätestens 2029 ist dieses Ausschließen einer Koalition passé. Ich sehe nicht, dass die CDU noch in irgendeinen weiteren Wahlkampf eintreten wird, indem sie eine Zusammenarbeit oder sogar eine Koalition mit der AfD ausschließt. Ich lasse mich gerne positiv überraschen, aber ich sehe es nicht. Also ich habe das Gefühl, das war jetzt der Probelauf dafür. Egal, was März sonst noch da rauskriegt.

00:12:59.07
Stefan Sasse
Diese Bewegungsfreiheit hat die CDU jetzt gewonnen und es ist natürlich für die CDU erstmal ein Netto-Gewinn.

00:13:05.100
Stefan Sasse
Weil sie dadurch aus dieser babilonischen Gefangenschaft mit Grün oder SPD koalieren zu müssen, rauskommt. Weil, ich meine, der Lindner kann jetzt sagen, was er will, aber Schwarz-Gelb? Nein. Das ist einfach nein. Und das heißt, das zumindest haben sie erreicht. Ob sie damit glücklich werden, ist eine völlig andere Frage, die wir mit Sicherheit noch diskutieren. Aber zumindest hier muss man sagen, check, dass es passiert. Die haben jetzt die Bundesrepublik sensibilisiert oder desensibilisiert, je nachdem, wie du sehen möchtest.

00:13:15.08
Ariane
Nein, wird’s nicht.

00:13:34.22
Stefan Sasse
für die Möglichkeit einer CDU-AfD-Koalition. Das steht jetzt definitiv im Raum. Das österreichische Modell sozusagen ist hier, glaube ich, passend. Und aus Hoffnung der CDU ist es nicht das aktuelle österreichische Modell, sondern das von früher. Also mit der CDU als Kanzlerpartei und nicht mit der CDU als Mehrheitsbeschafferin für Kanzlerin Alice Weidel. Was auch keine ganz so unrealistische Perspektive ist tatsächlich.

00:13:58.15
Stefan Sasse
Who knows, kommen wir noch drauf. Aber es ist zumindest nicht ausgeschlossen. Es ist aktuell in demselben Raum, wie Robert Habeck wird Kanzler, aber ausgeschlossen ist es halt nicht mehr.

00:14:07.76
Stefan Sasse
Und vor zwei Wochen war es noch ausgeschlossen. Das ist eine ganz, ganz wichtige Sache, die hier quasi passiert sozusagen. Und das führt mich wieder zu meinem Vergleich von Beginn der Folge zurück. Es ist ja nicht so, als hätten wir für diese Situation nicht Beispiele. Weil, wenn man sich erinnert an diese Zeit vor allem der ersten Kroko von Merkel, da hatte ja rot-rot-grün eine theoretische Mehrheit.

00:14:34.38
Stefan Sasse
die Oskar Lafontaine damals ständig verwendet hat, um sie der SPD um die Ohren zu schlagen. Ja, wir erinnern uns, Kurt Beck könnte Morgenkanzler sein, war ja quasi dieser Satz, den er da permanent verwendet hat. Und die Linke hat sich ja damals auch einen Spaß draus gemacht, SPD-Anträge wortgleich in den Bundestag einzubringen. Zum Beispiel, ich erinnere mich an einen Abstimmungsversuch zum Mindestlohn.

00:14:53.85
Stefan Sasse
wo die quasi den SPD-Gesetzesvorschlag zum Mindestlohn eins zu eins in den Bundestag eingebracht haben und dann einen liebischen Spaß dabei hatten, der SPD zuzugucken, wie sie ihren eigenen Vorschlag ablehnt und im Endeffekt nicht wirklich erklären kann, warum, außer wenn die Linke das macht, ist es schlecht und wenn wir machen, ist es gut. Und damit hätte die CDU theoretisch gesehen auch ein Modell gehabt, um auf diese AfD-Stimmen zu verzichten, weil du halt einfach sagst, ja, wir stehen da inhaltlich dahinter,

00:15:21.90
Stefan Sasse
Aber nicht mit den Stimmen von denen. Das ist nicht so, als gäbe es da keinen Präzedenzfall dafür. Also wenn die jetzt so, was hätten wir tun sollen? Oder wie das dann die Weltjournalisten und Journalistinnen da jetzt ausbreiten. Das ist halt einfach nicht wahr. Und du kannst gerne sagen, das ist besser für die Demokratie so. Aber zu tun, als gäbe es quasi keine andere Möglichkeit und als würde Merz jetzt hier quasi keine Möglichkeit haben, etwas anderes zu tun, das stimmt einfach nicht.

00:15:51.20
Stefan Sasse
Das wäre quasi der Teil zu dieser Lage sozusagen. Und wie gesagt, dass SPD und Grüne dem Ding nicht zustimmen, also sorry, das ist auch der Gipfel der Heuchelei, wenn da in der Weltkommentarspalte so getan wird, als ob das in irgendeiner Art und Weise ist. Oh mein Gott, ich habe nicht mal drüber nachgedacht, das Ding anzunehmen. Nein, natürlich nicht.

00:16:12.72
Stefan Sasse
Also das würde umgekehrt auch nicht passieren. Also bitte, so ein Blödsinn, dieses bewusste Vergessen, wie parlamentarische Demokratie funktioniert. Ich hasse das so sehr. Also das wären jetzt erstmal meine Gedanken an der Stelle zum reinen Prozedere. Und vielleicht das noch als abschließendes Ding.

00:16:31.78
Stefan Sasse
Das heißt auch, wir haben hier tatsächlich definitiv noch eine Grenzlinie, die nicht überschritten worden ist, nämlich die aktive Zusammenarbeit zwischen AfD und CDU. Es ist ein bisschen unklar, warum es da noch nicht dazugekommen ist, weil dieser Gesetzesvorschlag, der da jetzt heute nicht durchgegangen ist, wir haben es in der Präproduktion ganz kurz angesprochen gehabt zu zweit, es ist ja noch gar nicht so wirklich klar, warum der gescheitert ist zur Stunde. Also war das jetzt die FDP, waren es Abweichler aus der CDU,

00:17:02.33
Stefan Sasse
oder was weiß ich, der heilige Geist oder was auch immer. Das ist aktuell völlig unklar, weswegen sich das schwer analysieren lässt. Aber Fakt ist, dass die CDU-Leute soweit Recht haben, dass den Antrag da einbringen und dann stimmen halt Leute zu, ist tatsächlich noch keine formelle Zusammenarbeit. Aber es ist auch nicht keine Zusammenarbeit, wenn das Sinn macht. Also quasi dieses komplett unschuldige Demokratiefestival ist es halt auch nicht.

00:17:28.47
Stefan Sasse
Weil eben dadurch, dass Merz diese Kompromisslosigkeit vorher gemacht hat, dass er ganz klar gesagt hat, wir machen den für die CDU rechtestmöglichen Vorschlag. Dadurch war völlig klar, was passieren würde. Hätte da jetzt tatsächlich ein offener Prozess stattgefunden, also mit dieser Gewissensfrage und was weiß ich, wären da einfach verschiedene Sachen zur Abstimmung gestellt worden. So keine Ahnung, drei, vier, fünf Vorschläge in der Kampfabstimmung oder so.

00:17:55.56
Stefan Sasse
dann hätte dann natürlich auch keiner die Mehrheit bekommen. Aber darum ging es ja eh nicht. Aber dann wäre das eine andere Geschichte gewesen. Also die Optionen hätten ja grundsätzlich bestanden. Und ich verstehe schon, warum sie gemacht haben, was sie gemacht haben. Aber dann muss man eben auch ehrlich genug sein und sagen, was sie gemacht haben.

00:18:11.63
Ariane
Ja, also ich würde da auch sogar noch mal einen Unterschied zwachen zwischen Demokratie und eben die Demokratie, die wir haben, eine repräsentative Demokratie im Parlamentarismus und das, was hier passiert ist, das war eben keine Politik.

00:18:28.69
Ariane
Es funktioniert ja nicht so in unserem hohen Haus, dem Parlament, dass einfach irgendjemand, ohne mit irgendwem zu sprechen, einfach irgendwelche Anträge und Gesetzesvorschläge einbringt und es wird dann innerhalb von fünf Minuten oder einer Woche irgendwie abgestimmt und am Ende sind alle ganz überrascht, was passiert. Also so funktioniert Parlamentarismus nicht. Das wird ja normalerweise, und das ist hier eben nicht passiert, herzlichen Glückwunsch,

00:18:53.32
Ariane
gemeinsam abgestimmt. Es gibt Ausschüsse dafür und am Ende meistens weiß man im Vorfeld, wie eine Abstimmung ausgeht. Das ist Politik, Kompromisse machen. Es werden, jeder darf Anträge einbringen, aber am Ende einigt man sich meistens so, dass ein Vorschlag, den man haben möchte, eine Mehrheit hat. In diesem Fall ist es ja sowieso so, dass wir gerade keine Regierungsmehrheit mehr haben.

00:19:21.22
Ariane
Und trotzdem, wie gesagt, sie können es ja auch. Also CDU, FDP, Grüne und SPD haben viele gemeinsame Vorschläge noch eingebracht. Es ist ja nicht so, dass sie nicht wissen, was da passiert. So professionell ist man dann doch noch. Und

00:19:39.82
Ariane
Das ist hier eben gar nicht, man kann nicht sich hinstellen und sagen, das wollen wir unbedingt, wir sind total kompromisslos, ist uns egal, das kann man tun. Ist übrigens, man muss das vielleicht auch noch sagen, das ist ja völlig ohne Not. Also das ist jetzt einfach explodiert und die Sachebene können wir gleich ad acta legen. Es hat nur den Charakter was zu sagen, man müsse mal was tun.

00:20:05.81
Ariane
Es hätte auch nichts an Aschaffenburg geändert. Die Sachebene spielt ja auch überhaupt keine Rolle. Es ging auch niemanden darum. Keiner möchte darüber reden. Also dieses Oh, wir müssen jetzt einmal dringend was tun. Das ist auch so verlogen, weil nein, es geht auch niemanden darum. Weder SPD, Grüne noch CDU, AfD. Es geht hier rein um Symbolpolitik. Und ich würde das schon, ich glaube auch Merz für diese

00:20:32.55
Ariane
für diese Legislaturperiode, dass es keine Koalition gibt. Es wird wahrscheinlich oder höchstwahrscheinlich auch keine weiteren Anträge geben, die ja irgendwie gemeinsam mit der AfD durchbringen, dass sie gemeinsam darüber reden, wahrscheinlich auch nicht mal, dass da noch mal so eine Mehrheit kommt. Genau.

00:20:47.58
Stefan Sasse
Nicht sobald es eine Koalition gibt. Das passiert ja jetzt nur, weil er in der Opposition ist. Wenn er selber in Regierungsverantwortung ist, dann gilt dasselbe, warum die SPD damals dem Vorschlag der Linken nicht zugestimmt hat.

00:20:58.06
Ariane
Genau. Ich bin gar nicht sicher, ob das noch so ein großer Trost ist. Es kommt, glaube ich, ein bisschen auf die Wahlergebnisse an, weil das haben wir damals auch gesehen und die Linke hat das auch sehr klug gemacht. Und die SPD hat sich da auch ganz klug entzogen, muss man auch sagen, weil es ist natürlich ein Drohpotenzial. Wir haben das vor allem in den Ostverbänden gesehen. In Thüringen hatten wir das auch einmal, als es noch

00:21:27.12
Ariane
linksrot-grün von der CDU toleriert ist, war, glaube ich, die frühere Regierungskoalition. Und die haben ja einmal, hat die CDU gemeinsam mit der AfD ein Gesetz durchgebracht. Übrigens wieder, ich glaube, das ging eher mehr um Grundstein. Es war nichts, wo man sagen könnte, das Thema war so krass wichtig. Das ist ja super. Aber es ist, glaube ich, ein dauerhaftes Drohpotenzial. Wenn uns was nicht passt, könnten wir auch anders.

00:21:55.56
Ariane
Und das ist, glaube ich, schon schwierig. Also Linnemann hat sich da ja auch so weit aus dem Fenster gelehnt und gesagt, ach, nun machen wir das einfach alles alleine ohne Koalitionspart. Wo Deutschland, glaube ich, überhaupt nicht das Land dafür ist, einfach ohne stabile Koalitionen rumzuregieren. Aber das wären Sachen, und das haben wir jetzt in den Ostgeräten teilweise auch, wo dieses Drohpotenzial immer im Hintergrund ist. Und wer das gut findet, ich glaube, der

00:22:25.71
Ariane
für eine weitere Zusammenarbeit mit Schwarz-Blau ist. Für den ist das, glaube ich, tatsächlich ein Fest, weil so kann man natürlich ohne, dass es, weil es gibt, das muss man auch immer sagen, es gibt diesen Aufschrei einmal, vielleicht zweimal. Aber es wird, diese Brandmauer wird Stück für Stück eingerissen. Dieser Aufschrei, den werden wir nicht jede Woche haben. Wenn das mehr als zweimal passiert, dann ist das normal.

00:22:51.48
Stefan Sasse
Das ist genau das, was ich meinte, auch in meinem Tweet, den ich da abgesetzt hatte. Das Thema ist jetzt durch. Wenn die CDU möchte, dann kann sie es jetzt tun. Ob sie das möchte, werden die nächsten zwei Wochen zeigen.

00:23:07.35
Stefan Sasse
Und das ist aktuell völlig unabsehbar. Und ich glaube, das ist auch der Punkt, wo wir mal in die Folgen, einfach in die parteitaktischen Folgen von dem ganzen Ding gucken können, nämlich was hat es für den Wahlkampf zu tun. Da muss ich mal wieder ein bisschen mit meiner progressiven Blase schimpfen, weil natürlich bereits am Mittwoch, als die erste Abstimmung war, sofort irgendwelche Umfragen getweetet wurden, in denen die CDU irgendwie wieder einen Prozentpunkt runter und die AfD einen hoch ist. Leute,

00:23:34.17
Stefan Sasse
Umfragen brauchen Zeit. Das heißt, keine der Umfragen, die diese Woche erscheinen oder die im Verlauf des Großteils der nächsten Woche erscheinen, sind vor diesen Abstimmungen gemacht worden. Das heißt, die können diese Ereignisse noch gar nicht widerspiegeln. Wir wissen frühestens nächsten Mittwoch eher nach dem nächsten Wochenende.

00:23:37.91
Ariane
Vielen Dank für’s Zuschauen.

00:23:55.98
Stefan Sasse
Was ist das dann? Das muss ich mal hier schön checken in meinem Galender. Das wäre dann quasi der 10. Februar oder sowas. Da würde ich mal damit rechnen, dass wir in Umfragen sehen können, welche Konsequenzen das hatte oder nicht. Alles bis dahin ist Krach. Das bedeutet auch, niemand weiß das aktuell, in welche Richtung das geht, weil es ist präzedenzlos.

00:24:17.81
Stefan Sasse
Es ist noch nie passiert. Das heißt, wir können es nicht wissen. Und auch die CDU weiß das nicht. Und da muss man sagen, da hat Merz jetzt tatsächlich durchaus Eier bewiesen sozusagen. Da ist ja die Rede vom All-in. Das ist zwar nicht die beste Metapher dafür, aber inhaltlich passt das so weit. Die haben ein ganz, ganz großes Risiko in die jetzt eingegangen. Das ist quasi so ein Paul Kirchhoff Move.

00:24:44.44
Stefan Sasse
Das ist ein radikaler Wechsel des Wahlkampfes und des Wahlkampfthemas. Da komme ich auch gleich nochmal drauf. Und das ist ein High-Risk-High-Reward-Gamble. Das kann richtig hart in die Hose gehen. Das kann aber auch gut funktionieren. Und aktuell wissen wir schlichtweg nicht, in welche Richtung der Wind sich drehen wird.

00:25:06.75
Stefan Sasse
Und die Reaktionen unserer eigenen Bubbles sind mit Sicherheit der schlechteste Marker dafür. Das sehe ich aber übrigens in beiden Bubbles. Also ich sehe 10.000 Leute, die in aller Ernsthaftigkeit tweeten oder skeeten und sagen immer noch, ich höre gerade ständig voll die negativen Reaktionen zur CDU. Das bedeutet diesen Toast.

00:25:22.43
Stefan Sasse
Nee, das bedeutet, du hast in deinem Umkreis wenig Leute, die CDU-Fans sind. Und umgekehrt habe ich aber auch schon Leute gesehen, ich habe es nicht überragen viele von denen in meiner Blase, aber ich kultiviere es mir ja ein bisschen, dass in der Timeline zumindest ein paar solche Stimmen sind. Und die sind alle total überzeugt, dass sich jetzt Vox Populi durchsetzt und dass quasi jetzt nur diese winzige grüne diktatorische Minderheit von zwei oder drei Prozent in Deutschland noch irgendwie da dagegen sein kann. Was auch nicht der Fall ist. Von daher

00:25:22.45
Ariane
Ja.

00:25:51.17
Stefan Sasse
Das spielt keine Rolle. Und wo wir gerade bei Umfragen sind, die habe ich übrigens auch verlinkt in den Show Notes, wenn es jemand interessiert, ziemlich bedeutungslos ist diese Umfrage, die gerade im progressiven Kreisen viel rumgereicht wird, von welchen Themen finden die Deutschen am wichtigsten, wo Migration erstaunlich gering rangiert. Der Sicherheit ist da tatsächlich ganz oben. Dann natürlich der Dauerbrenner mit der Wirtschaft. Die sind so jeweils bei 40 Prozent rum. Und Migration ist im mittleren 20er-Prozent-Bereich.

00:26:17.98
Stefan Sasse
Das heißt nur jeder Fünfte rangiert das als ein super wichtiges Thema. Nur das heißt nichts. Weil was die Leute als wichtig empfinden, da hat jemand gesagt, so einen ganz sarkastischen Tweet habe ich da letztendlich gesehen, ja Leute, was wichtig ist, entscheiden ja immer noch Markus Lanz und die SpitzenpolitikerInnen. Und ja.

00:26:37.18
Ariane
So ist das.

00:26:38.62
Stefan Sasse
Die Frage, was in dieser Republik wichtig ist, das ist die Frage, was druckt die Bild auf ihre Schlagzeile, die beim Bäcker ausliegt vorne. Das ist, was wird in der Tagesschau verhandelt.

00:26:51.88
Stefan Sasse
Was rennt durch die sozialen Netzwerke? Was wird über Telegram oder WhatsApp-Gruppen geteilt? Das ist das, was wichtig ist. Und wenn sich das jetzt ändert und alle über dieses März-Thema reden, und da werden wir jetzt alle drüber reden, weil das ist das Thema der Stunde, dann wird sich auch ändern, was das wichtigste Thema ist. Das ist ja nicht in Stein gemeißelt.

00:27:11.08
Stefan Sasse
Und selbst wenn es nicht das wichtigste Thema ist, es ist egal, weil über das Thema, das den Leuten tatsächlich wichtig ist, redet keiner. Das heißt, bam, wir sprechen jetzt alle zwangsläufig über die Brandmauer, über die AfD. Worüber wir, by the way, nicht sprechen, ist Migration oder irgendwelche Folgen aus der Schaffenburg. Das hast du ja schon gesagt. Da wollen die Leute auch gar nicht drüber reden. Aber auch dazu kommen wir bestimmt gleich noch, macht alle mal einen schönen Pin dran, weil allein die Rechtmäßigkeit dieser Märzvorschläge ist ja ein Thema für sich.

00:27:38.75
Stefan Sasse
das ebenfalls sehr unstritten ist. Und deswegen, wir wissen schlichtweg nicht, was aus diesem Manöver herauskommt. Es kann sein, dass sich das für die CDU bewährt. Wir haben jetzt eine Zuspitzung.

00:27:54.86
Stefan Sasse
Zuspitzungen sind grundsätzlich etwas Praktisches, also da gebe ich den Weltleuten völlig recht. Das ist, man sieht jetzt auf jeden Fall, wer wo steht. Das ist zweifelsfrei geklärt. Und jetzt werden wir sehen, ob die Leute A, ob denen das gefällt und B, ob sie, was wir nicht sehen, aber was natürlich sein kann, ist natürlich noch, dass sie mit zugehaltener Nase gegebenenfalls wählen. Aber so oder so werden wir jetzt sehen, ob das ein ausschlaggebender Faktor ist oder nicht.

00:28:22.28
Stefan Sasse
Und von den Reaktionen der SPD und den Grünen her zu sehen, haben die vor, diese Zuspitzung mitzumachen. Weil der Habeck hat sich ja schon in die Talkshows reingehockt und hat gesagt, so hier ganz ganz schrecklich und hat den Zeigefinger gehoben und Scholz macht ja dasselbe. Das heißt, die Zuspitzung läuft quasi mit dieser Frage, war das okay oder war das nicht okay? Das wird jetzt für den absehbaren Rest des Wahlkampfes wohl das beherrschende Thema sein. Und vermutlich

00:28:46.63
Ariane
Vermutlich. Es könnte auch sein, in zwei Wochen platzt irgendeine andere Bombe und am Ende spielt das gar nicht mehr so die Rolle, wie wir heute denken.

00:28:54.44
Stefan Sasse
Das ist natürlich möglich. Ich meinte jetzt auch eher im Sinne von dem, was die aktiv tun. Wenn natürlich ein äußerer Einfluss kommt, also keine Ahnung, wenn jetzt Putin uns den Krieg erklärt, dann haben wir natürlich ein neues Thema. Aber ich denke, von den Parteien selbst wird da jetzt nicht mehr groß was Neues kommen.

00:29:09.28
Stefan Sasse
Und das ist der andere Punkt, den ich ja schon angeteasert habe, den ich da machen will, weil das ist eigentlich ein echt weirder Move, der hier passiert ist. Weil Friedrich Merz ist in diesen Wahlkampf gegangen letztes Jahr und darauf hat die CDU den ja auch ausgerichtet, eine Richtungsentscheidung über Wirtschaft

00:29:31.58
Stefan Sasse
Man muss ja nur mal auf die Wahlplakate gucken. Ich fahre ja auch an den Dinger ständig vorbei. Da steht drauf, Fleiß muss sich wieder lohnen, wir brauchen mehr im Geldbeutel und so weiter und so fort. März wurde quasi als der Wirtschaftsexperte ständig vorgestellt und jetzt ist er plötzlich der Migrationsscharfmacher. Das passt ja aber überhaupt nicht zu der bisherigen Botschaft der CDU. Also die haben im Endeffekt ihren eigenen Wahlkampf torpediert.

00:29:54.20
Stefan Sasse
Auch das kann unter Umständen noch funktionieren, aber es ist schon ein krasser Move. Also wenn ich eben der CDU-Zentrale Wahlkämpfer wäre, ich glaube, ich würde ein Herz in Fahrt kriegen darüber, weil alle Pläne jetzt nichtig sind und die Pläne sind ja eh schon mit der heißen Nadel gestrickt worden. Das heißt, die müssen jetzt versuchen, auf diesen letzten Metern noch ihre kompletten Plakatmotivien, alles umzudrehen.

00:30:15.98
Stefan Sasse
Witzigerweise kann sich da die FDP freuen, weil die aus irgendwelchen Gründen einen Migrationswahlkampf gemacht haben statt einen Wirtschaftswahlkampf, was auch völlig weird ist. Aber bei denen passt das jetzt plötzlich. Ich glaube, davon werden sie trotzdem nicht profitieren, weil Migration kein FDP-Thema ist. Aber das ist einfach eine Merkwürdigkeit in diesem an Merkwürdigkeiten echt nicht armen Wahlkampf.

00:30:36.12
Ariane
und vor allem eben auch ohne Not. Also die Zahlen waren ja gut. Der Staat bei 30 Prozent, locker stärkste Kraft. Gut, sie schließen jede Koalition aus, aber es war schon klar, es wird keine Koalition geben ohne die CDU und wenn alles gut für sie läuft, haben sie sogar Auswahl und können alle gegeneinander ausspielen und sagen, ach hier, guck mal, die Grünen bieten uns dieses an und das mit jenes und also völlig ohne Not. Also es war ja kein Hail Mary Pass irgendwie, oh wir stehen, das hätte die

00:31:04.92
Ariane
SPD gebrauchen können. Unsere Zahlen sind echt scheiße, wir müssen jetzt einen Verzweiflungsmove machen, um da irgendwie Bewegung reinzubringen. Aber für Merz macht es überhaupt keinen Sinn. Also es war ja für die Medien ist super, war ja auch ein bisschen langweilig. Aber für ihn finde ich auch, es macht keinen Sinn und ich glaube auch tatsächlich,

00:31:26.37
Ariane
Das Risiko ist eben sehr hoch, weil ich glaube, es bringt extrem viel Unruhe in die eigenen Reihen. Für SPD und Grüne ist das total geil. Die wären total, hätte wer März wie vor einer Woche, der hätte die wochenlang vorsichertreiben können mit den Migrationsthemen, weil die da selber keine klare Haltung haben, weil die auch immer dieses Jahr aber

00:31:49.55
Ariane
Wir wollen viele Abschiebungen, aber auch ans Gesetz halten. Und die hätten sich da total vor sich her treiben lassen können. Und um März hat denen das geschenkt. Das ist ja mal das einzige Thema, glaube ich, wo die SPD weiß, was sie will. Das ist total ungewöhnlich. Normal wissen die nicht, wer sie sind und was sie eigentlich wollen. Und hier wissen sie es. Da können sie nochmal ihre ganze Historie reinholen. Schon damals mit Otto Wels, 33.

00:32:18.30
Ariane
da stehen wir heute noch, da können die mal richtig gute Reden halten, das kennt man gar nicht. Und also für die ist das ein Fest, für die ist das total gut. Also vom Wahlkampf jetzt einfach. Sie haben ein Thema, sie können noch sagen, ob sich das auszahlt, weiß sowieso keiner. Es ist auch gut, glaube ich, weil es ist sowohl für die SPD, für die am meisten, als auch für die CDU, es ist ein Thema, das sehr klar zwischen diesen Parteien verhandelt wird.

00:32:46.27
Ariane
Die Grünen sind da ein bisschen, ja klar finden sie scheiße, aber das weiß jeder. Die Grünen sind der Hauptfeind, da hört man gar nicht hin, was denken die eigentlich dazu. Die FDP hat jetzt wenig Stimmen, wahrscheinlich kommen sie gar nicht erst rein, sind auch ein bisschen egal. Also es ist ein Zuspitzungswahlkampf, der tatsächlich einfach vom Thema her erstmal der SPD hilft. Die sind ja auch total geschlossen vor allem. Die CDU hat jetzt das Problem, dass die innerparteilich haben die halt das größte Problem.

00:33:13.93
Ariane
Es hat sich keiner so getraut, aus der Deckung zu kommen, aber dann ging es ja schon los. Angela Merkel macht ein offizielles Statement, wusste man gar nicht, dass das geht sozusagen. Peter Altmaier meldet sich, Friedmann tritt aus der CDU aus, der Holocaust überlebende Weinberg gibt sein Verdienstkreuz zurück.

00:33:35.81
Ariane
Es gibt auch kein Wording, das, was ich eben schon gesagt habe. Irgendwie weiß keiner, sind wir jetzt wirklich dafür oder erzählen wir jetzt oder müssen wir uns jetzt lieber wieder distanzieren? Also, die haben da eine eigene Unklarheit auch ein bisschen reingebracht nach dem Motto, was erzählen wir denn jetzt? Das ist, glaube ich, wie gesagt, und das ist, das kommt halt noch dazu, abhängig, unabhängig davon, ob man das gut oder schlecht findet. Aber innerparteiliche Unklarheit und Stress findet Deutschland schon mal immer blöd.

00:34:05.84
Ariane
Und ich glaube, das ist tatsächlich, also das kann man machen. Und es wird übrigens so laufen, wenn die SPD, wenn die CDU am Ende über 30 Prozent hat, war das total geil. MERS ist ein Mastermind. Und wenn sie unter, wenn sie 25 bis 28 kriegen, was halt von den Umfragen jetzt eher ein schlechtes Ergebnis wäre, dann ist MERS halt ein impulsiver Trottel ohne Instinkt.

00:34:34.24
Ariane
Merkel hatte schon immer recht. Das wissen wir heute schon. Und ich glaube aber, wie gesagt, das ist

00:34:44.00
Ariane
Schwierig. Ich habe auch, wie gesagt, ich habe auch das, was du auch sagtest, da steckt ja keine Strategie dahinter. Das wurde, wie gesagt, das hat so eine Eigendynamik angenommen. Ach ja, die ersten fünf Punkte, das machen wir nach der Wahl. Ach nee, jetzt lassen wir doch abstimmen. Ich habe auch das Gefühl, wie gesagt, es gibt kein Wording. Keiner hat sich hingesetzt und kleine Kärtchen verteilt. So stellen wir das nach außen da, sondern jeder sitzt da und sagt, ja,

00:35:08.73
Ariane
Wie gesagt, es gibt ja auch die einen sagen, es war eine Zusammenarbeit, wir stehen dazu. Die anderen sagen, nein, das war alles ein Zufall. Und das ist schon gefährlich. Und wie du schon sagst, es gibt keinen Präzedenzfall. Eigentlich wartet man jetzt, was die Presse sagt in einer Woche. Was tut sich da? Und dann hat sich das zurechtgerüttelt. Und dann ist es halt auch schon wieder vielleicht ein bisschen langweilig. Also man muss gucken.

00:35:36.95
Ariane
ob Sie das Thema weiterspielen wollen, weil ich wäre vielleicht für die CDU gar nicht so schlecht, dass jetzt ein bisschen, vielleicht wollen Sie gar nicht weiter drüber reden, wenn Sie denken, oh nee, sieht doch nicht so gut aus, dann müssen Sie das Thema ein bisschen abräumen.

00:35:52.09
Stefan Sasse
Ja, das ist natürlich auch durchaus möglich. Wir fischen alle im Trüben so ein bisschen. Aber was du ansprichst mit der Eigendynamik, das war ziemlich offensichtlich. Die sind getriebene und witzigerweise hauptsächlich von sich selbst. Also das war wirklich ohne Not. Sie hätten das nicht machen müssen. Aber, und jetzt ist die Frage, warum machen die das sozusagen? Und die beste Erklärung dafür, fürchte ich, ist,

00:36:18.35
Stefan Sasse
letztlich ideologisch motivierte Inkompetenz. Und was meine ich da damit? Der ganze CDU-Wahlkampf bisher ist nicht besonders gut. Der ist jetzt auch kein Desaster oder sowas, aber er ist nicht besonders professionell. Und man hat aus der Partei viel gehört, gegrummelt quasi darüber, wie das läuft. Und das hängt mit der Person Friedrich Merz zusammen und dem, wie der diese Partei führt. Weil der eben im Endeffekt so ein Trio um sich herum hat,

00:36:48.03
Stefan Sasse
von Leuten, die alle auf seiner Linie liegen. Und das heißt halt am rechten Rand der CDU, genauso wie Friedrich Merz auch. Das war ja der ganze Appeal. Deswegen ist er zweimal gescheitert. Und das ist gleich. Ich komm gleich drauf. Merz, Linnemann, Spahn und Glöckner. Aber der Punkt ist einfach, dass es

00:36:59.87
Ariane
Wer ist der Dritte? Wer ist der Dritte? Meert? Ach so, okay. Ja.

00:37:11.46
Stefan Sasse
sein größtes Pfund mit dem er wuchen kann und gleichzeitig seine größte Schwäche. Er ist nicht Merkel. Er ist die Antithese zu Merkel. Er ist kantig. Er hat ganz klare Positionen. Er glaubt an Positionen. Das ist das, was ich mit Ideologie meine. Und ich meine, das ist wertfrei letzten Endes, weil alle haben in irgendeiner Art und Weise Ideologie. Selbst Merkel hatte ein bisschen, was aber halt sehr, sehr tief versteckt.

00:37:35.05
Stefan Sasse
Aber der Mann hat Überzeugungen und für diese Überzeugungen steht er ein. Ob das jetzt das Gesetz für Schwangerschaftsabbrüche ist, ob das seine Haltung zur Schuldenbremse ist, ob das seine Haltung zum Bürgergeld ist oder eben zur Migration. Da ist eine ganze Latte von Dingen da. Und das kommt mit Vorteilen und mit Nachteilen. Die Vorteile sind, du weißt ganz genau wofür der Mann steht. Das ist relativ eindeutig und du kannst einen zugespitzten Themenwahlkampf führen.

00:38:00.13
Stefan Sasse
Das negative an der Geschichte ist halt, dass nicht alle Leute mögen diese Themen. Nicht mal innerhalb der Partei. Und der umgibt sich jetzt eben mit Leuten, die auf seiner Linie liegen, die ebenfalls Scharfmacher sind. Und dann entsteht eine Blase. Und dass Merz in einer Blase steckt, das kann man glaube ich ziemlich fair sagen. Dass der niemanden um sich herum hat, der nein sagt.

00:38:20.66
Stefan Sasse
Oder ihn kritisiert oder sowas. Und wie gesagt, der Linnemann ist ein Scharfmacher. Spahn tritt, seit er nicht mehr Gesundheitsminister ist, nur noch als Scharfmacher auf und die kloppt nur sowieso. Und alle sind gesetzt auf hohe Posten in der potenziellen neuen Regierung. Und diese Leute machen im Endeffekt den Wahlkampf der CDU.

00:38:39.87
Stefan Sasse
Und das ist schon mal ein schlechtes Zeichen. Also wenn solche Sachen passieren, egal in welcher Partei, das ist normalerweise kein Zeichen einer gesunden Struktur. Vor allem eben einer gesunden Wahlkampfstruktur. Und die CDU hat in diesem Wahlkampf auch wahnsinnig viele eingebaute Vorteile, deswegen fällt das nicht so auf. Deswegen können die sich das leisten. Das ist ungefähr so ein bisschen wie Trump, der auch einen scheiß Wahlkampf macht, aber es ist relativ egal.

00:39:04.14
Stefan Sasse
Weil diese klassischen Regeln da an der Stelle nicht so wirklich greifen. Die sind ja nur relevant, wenn du ein ebenes Spielfeld hast sozusagen, auf dem beide um die gleichen Prozente kämpfen sozusagen. Aber wenn das nicht der Fall ist, dann kannst du Dinge machen, die normalerweise nicht gehen. Und ich denke, dass diese ganze Radikalisierungsgeschichte, dieses Treiben sozusagen, dass die sich selber in diese Ecke manövriert haben, weil sie sich halt teilweise auch gegenseitig angefeuert haben. Und ich denke, dass das eine ganz, ganz große Rolle spielt an der Stelle.

00:39:33.71
Stefan Sasse
Und dann.

00:39:33.68
Ariane
Ja, also das ist mir einmal kurz, das ist mir aufgefallen. Wie gesagt, ich muss das ja immer ein bisschen tagesversetzt nachlesen. Und Linneman hatte ein Interview dazwischen,

00:39:47.98
Ariane
Kurz bevor man sagte, man stimmt jetzt ab und das war wirklich, also da war mir jetzt nichts gegen, das war wirklich sinngemäß. Ja, wir wissen, das sind Rechtsextreme und Nazis, aber wir wollen unbedingt dieses Gesetz. Also da hatte ich das im Nachhinein so ein bisschen als Wendepunkt gesehen. Das war wirklich dieser

00:40:05.55
Ariane
dieses Gesetz ist uns so egal, das ist uns alles wurscht, ob das nach sich sind, wirklich, wir lassen das jetzt mit dieser Distanzierung, wir gehen da jetzt all in. Da hatte ich das Gefühl, das war für mich im Nachhinein nachgelesen so ein bisschen der Wendepunkt davon. Ja, du bist wieder dran.

00:40:23.64
Stefan Sasse
Wo du gerade dieses Interview erwähnst letzten Endes und den Linneman, da ist jetzt ein genauso guter Moment wie jeder andere, um drüber zu sprechen, was eigentlich in diesen Maßnahmen der CDU drinsteht. Weil auch die sind ja natürlich umstritten und zwar nicht nur politisch, weil ich glaube, es ist sonnenklar, dass wir das ablehnen. Ich bin kein Fan von diesen Vorstellungen. Ich habe kein Problem damit, dass man sagt, wir müssen diese Migrationsthematik anpacken und offensichtlich funktioniert das so gerade nicht.

00:40:40.38
Ariane
Ja.

00:40:50.38
Stefan Sasse
Ich glaube, da gibt es mittlerweile vergleichsweise wenig prinzipiellen Widerstand dagegen. Das reduziert sich wirklich auf so zehn Prozent oder so was. Aber wie das hier angegangen wird, mit welcher nonchalance da sozusagen bestehendes Recht und bestehende Rechtsprechung

00:41:07.78
Stefan Sasse
ignoriert bis gedehnt wird, ist schon beeindruckend. Und das von der Fraktion, und ich rede jetzt hier gar nicht so sehr von der CDU, sondern mehr so von denen, die da von der Seitenlinie klatschen. Das geht an meine bürgerlichen Freunde genauso raus, bei uns im Blog, wie an die Journalisten und Journalistinnen der Welt. Wenn dann ein Linnemann sich hinstellt und sagt, wir müssen, und ich zitiere, die Scheißgerichte ignorieren,

00:41:33.06
Stefan Sasse
Das klang irgendwie noch anders als Linke die Schuldenbremse und die Bundesverfassungsgericht Rechtsprechung zur EU kritisiert haben bei den Eurobonds. Da war das heilig. Da war das der Grundsatz bürgerlicher Politik, dass man auf gar keinen Fall irgendwelche Rechtsprechung kritisieren darf. Das war sowas von undemokratisch, das auch nur zu denken.

00:41:54.82
Stefan Sasse
Und jetzt? Scheiß auf die Gerichte! Und ich mein, auch hier völlig normal. Das ist in der Politik immer so. Das machen alle. Nur wenn du eben vorher, und hier wendet sich auch mal dieser moralisierenden Vorwurf wieder gegen die eigene Fraktion, weil genau so

00:41:56.39
Ariane
Das war’s für heute.

00:42:10.42
Stefan Sasse
Wie es die Grünen halt doppelt und dreifach trifft im Fall Gelbhaar mit diesen Ansprüchen von glaub immer den Frauen und hier keine sexuelle Belästigung und ihr Partei interne Aufarbeitung und Ehrlichkeit und tralala. Der ganze Scheiß fällt ihnen jetzt auf die Füße, weil sie normalerweise eben da auf einem hohen moralischen Osten sitzen.

00:42:31.97
Stefan Sasse
Und das Gleiche passiert jetzt eben CDU und FDP. Weil die sitzen normalerweise auf einem sehr moralisierenden hohen Ross, was diese Geschichten angeht. Und erneut, wir haben die Leute auch bei uns im Blog, ich kenn die. Das ist eine bekannte Argumentationslinie. Ich hab es mir schon öfter anhören müssen, dass es mit meiner Demokratiefestigkeit nicht so weit her ist, weil ich es wage, Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts zu kritisieren. Und jetzt sind die in der gleichen Situation. Und plötzlich ist es natürlich okay. Das ist immer so.

00:42:59.74
Ariane
Das ist ja genau mit der Bevölkerungsmehrheit. Man darf da nicht gegen sein, weil die Mehrheit der Bevölkerung befürwortet das, dass 80 Prozent der Leute höhere Steuern für reiche Leute gut finden. Das spielt keine Rolle. Auf keinen Fall. Genau.

00:43:02.26
Stefan Sasse
Ja, genau. Das ist völlig irrelevant. Da steht das Grundgesetz ganz klar dagegen mit dem Eigentumsanspruch. Also von daher, diese Argumentation ist heuchlerisch. Einmal mehr. Entweder du hast die politischen Mehrheiten oder du hast sie nicht. Und die CDU? Riecht sie gerade. Weil Schwarz-Blau hat die Mehrheiten, um das zu tun, was sie gerne tun würden,

00:43:30.42
Stefan Sasse
Auch wenn es vielleicht rechtlich nicht einwandfrei ist und ohne Rücksicht zu nehmen müssen auf eine SPD, die man quasi da Zeton und Mordio schreint, aber zustimmend zu ihrem Stichwort Asylkompromiss, ja, da dazu… Ja, mit Bauchschmerzen, ganz schlimm, ganz schlimm. Und ich meine, zweifeln wir ernsthaft daran, dass die Friedrich-Merz-SPD-Koalition dieses Zeug beschließen würde in irgendeiner Form? Mit Bauchschmerzen? Nö. Es wäre nur eine etwas etwas verwässerte Version und es wäre ganz viel Bauchschmerz dabei.

00:43:41.97
Ariane
mit Bauchschmerzen.

00:44:00.63
Stefan Sasse
während du mit der AFD dich in die andere Richtung treiben lassen könntest. Und das ist für viele Leute attraktiv. Ich meine, man kann diese gerade so sabbernde Begeisterung bei einem Ulf Poschardt oder so was, also wirklich, das sabbert aus den Sweets raus. Und da kann der noch so oft sagen, ja, aber die AfD mag ich eigentlich gar nicht und so weiter. Das ist ja aber egal, weil darum geht’s ja auch gar nicht. Worum es ihm geht, ist diese inhaltliche Geschichte. Die sehen die Chance, die AfD als Knüppel, als Werkzeug zu benutzen, um

00:44:30.02
Stefan Sasse
ihre politischen Ziele zu erreichen. Und es ist natürlich möglich, dass das aufgeht, erneut. Das kann sein, dass das klappt. Und dann ist es wahrscheinlich auch demokratisch ganz gut gelaufen und vielleicht funktioniert es dann ganz toll. Das kann aber auch sein, dass das ein von Papen-Move wird und das am Ende nichts tut, als die Rechtsextremen in eine Machtposition zu spülen.

00:44:53.15
Stefan Sasse
Und dann haben wir richtig verkackt. Erneut, who knows, was da passiert. Also ich will mich echt nicht hinstellen und sagen, ich weiß es. Aber die Gefahr besteht und so zu tun, als würde sie nicht bestehen, das ist auch wieder sehr unredlich. Also die müssen sich diese Kritik an der Stelle gefallen lassen und dann müssen sie halt gegebenenfalls argumentieren, warum sie der Überzeugung sind, dass sie diesen spezifischen Tiger reiten können.

00:45:17.48
Stefan Sasse
erneut. Vielleicht können sie es. Aber sie müssen zumindest einen Plan dafür haben und den sehe ich gerade nicht.

00:45:25.98
Ariane
Ich würde gerade sagen, ich bin nicht überzeugt davon, dass sie diesen Tiger reiten können, weil es tatsächlich, wie schon gesagt, das ist ein bisschen berauscht. Ich hatte auch das Gefühl, wie gesagt, das war so ein bisschen selbstbesoffen. Einer haut ein bisschen auf den Tisch und der nächste sagt, nee, wir hauen jetzt noch mal richtig auf den Tisch und dann ist man drin. Und ich glaube, das ist eben auch das Problem, weil natürlich findet die CDU das gut und sie kann mit keinem anderen kann sie diese Anträge durchbringen.

00:45:55.96
Ariane
Wie gesagt, diese nicht verbindlichen Anträge, weil auch die CDU muss sich irgendwann an das Gesetz und Scheißgerichte halten. Wir sind hier ja noch nicht komplett in der Anarchie gelandet. Und natürlich ist das

00:46:12.00
Ariane
ist das erstmal ein Auftrumpfen. Geil, wir müssen uns darum nicht mehr kümmern. Wir können hier einen Antrag schreiben und jeden Scheiß, weil man muss sagen, er ist rechtlich schwierig. Es steht auch einfach viel Quatsch drin. Also das muss man halt auch noch sagen. Es steht auch viel

00:46:27.46
Ariane
Ich muss da mal kurz SPD und Grüne kritisieren, weil ich finde, sie machen es auch falsch, weil ja, das wird nicht durchs Europarecht kommen. Es ist aber eigentlich von Argumentation das schwächste Glied, finde ich. Es gibt da genügend Sachen, das inhaltlich zu kritisieren. Es steht Quatsch drin. Es steht Demokratie theoretischer.

00:46:48.66
Ariane
Problematik drin, zum Beispiel mit der Polizei, die selber Haftbefehle prüft, beantragt und vollstreckt. Das hat schon nur bei Ausländern und Leuten, die komisch aussehen. Das ist ja auch die Grenzkontrollen, dürfen ja auch nur so weit gehen für Leute, die komischen.

00:46:57.18
Stefan Sasse
Aber natürlich nur an Ausländern. Vorsicht!

00:47:07.50
Ariane
Er ist mit Grausamkeiten gespickt. Man kann das aus menschenrechtlicher Sicht kritisieren und das tun die nicht. Die stellen sich hin und sagen, geil, wir wollen auch viele Ausländer abschieben. Aber das mit dem EU-Recht ist schon alles schwierig. Also das ist, finde ich, auch kein glücklicher Move. Und das ist, das zeigt sich auf der anderen Seite, das ist, glaube ich, dieses Auftrumpfen gerade bei der CDU.

00:47:33.17
Ariane
Die AfD hat das nicht. Die können immer reinschreiben, wir wollen alle deportieren. Denen kann das ja scheißegal sein. Und ich glaube, die CDU wittert das jetzt, dass sie das eben auch machen können. In dieser Phase noch. Das ist übrigens vorbei, wenn sie dann später die Regierung stellen. Das ist auch das, was ich gesagt habe, wenn man wirklich was ändern will. Dann macht man jetzt mal drei Wochen Ferien.

00:47:55.90
Ariane
Und in den Koalitionsverhandlungen setzt man sich hin, hat sein Kram dabei und dann werden wahrscheinlich SPD und die CDU ein Gesetz durchbringen, das irgendwo dazwischen ist.

00:48:08.78
Ariane
ob das was hilft, mal gucken. Aber so funktioniert das halt normalerweise. Und das wollten sie, glaube ich, nicht. Sie wollten dieses Auftrumpfende, dieses, wir müssen uns nicht mehr drum kümmern um irgendwelche scheiß Gerichte, um irgendwelche scheiß Gesetze von der EU. Die da hinten kennen wir eh nicht so gut, als hätten wir damit nichts zu tun. Die sind nur dazu da, uns zu behindern. Das verfängt natürlich. Das kommt auch an in der Bevölkerung.

00:48:32.99
Ariane
Ich glaube, da ist tatsächlich eher das Problem, ja, mit den Nazis finden wir denn doch doof. Und ich glaube, das ist eben auch diese Unklarheit. Ich hatte gestern, es gibt ja manchmal so Blitzumfragen, und da hatte ich gestern so eine Zusammenfassung gesehen und jeder kann sich da raussuchen, was er gut findet. Genau, 50 Prozent fanden es gut und die anderen schlecht, da ging es um die Zusammenarbeit mit der AfD. Dann waren 60 Prozent für Grenzkontrollen, die sind symbolisch ja sowieso immer super,

00:49:00.88
Ariane
gibt schöne Bilder und die anderen 60 Prozent oder sogar dieselben 60 Prozent waren aber auch für eine europäische Lösung. Also das ist ja, wie gesagt, jeder findet alles irgendwie gut, jeder kann sich was raussuchen. Ich glaube, wie gesagt, und dieses Auftrumpfen, das ist ein bisschen wie bei Lindner mit Maske und Melee, das verfängt, das findet man gut.

00:49:20.57
Stefan Sasse
Total. Das ist ja auch was, ich will die Episode eigentlich wirklich nicht über die anderen machen, aber vielleicht als ganz kurze Seitenbemerkung. Ja, die machen das dumm. Die haben es immer noch nicht kapiert. Ich verstehe das nicht. Das ist in den USA gerade übrigens das Gleiche. Da sagen die Democrats, was Trump da tut, ist unrechtmäßig. Who gives a shit? Das interessiert keine Sau. Die Tatsache, dass das nicht rechtmäßig ist, das interessiert keinen. Das sehen wir doch gerade an der CDU.

00:49:46.49
Stefan Sasse
Die Partei von Law & Order, da draußen hängen noch Plakate, ich sag’s ja nochmal, wenn wir stellen Recht und Ordnung wieder her. Und dem Ihr Generalsekretär steht hin und sagt, die scheiß Gerichte, die ignorieren wir. Was hat denn das noch mit Recht und Ordnung zu tun? Das interessiert keinen. Wenn, dann ist es die inhaltliche Dimension. Aber der natürlich nicht

00:50:05.11
Ariane
Das ist, als wenn ich sage, ich ermorde niemanden, weil das gegen das Gesetz ist.

00:50:10.75
Stefan Sasse
Nein, das ist nicht der relevante Punkt. Sehr guter Vergleich, vielen Dank. Das ist egal. Wenn, dann musst du es auf der inhaltlichen Ebene diskutieren. Diese ganzen Stildebatten sind eine Katastrophe und das machen die Linken auch falsch. Auch die ganze Zeit dazu kommen, das ist nur Brandmauer und oh, das ist ja so ein Tabubo und so weiter.

00:50:28.64
Stefan Sasse
Das interessiert nicht. Das ist durch dieses Thema. Das hat die CDU jetzt erfolgreich abgeräumt, weil März, glaube ich, hier wirklich richtig erkannt hat oder einfach weil auch eine kaputte Uhr zweimal am Tag richtig geht. Das kann auch beides sein, dass quasi das nicht der entscheidende Faktor ist. Darauf basieren die Leute ihre Wahlentscheidungen nicht. Punkt.

00:50:48.06
Stefan Sasse
Und deswegen ist es dumm, da damit anzufangen. Und ja, die Leute, ob das jetzt die Weltjournalisten und Journalistinnen sind oder die CDU-SpitzenpolitikerInnen oder whatever, die haben Recht damit, wenn sie sagen, dass es keine Bevölkerungsmehrheit da dafür gibt, nicht an den Grenzen Kontrollen durchzuführen, nicht abzuschieben. Es gibt keine Chance mit der Position, wir schieben nicht ab, Wahlen zu gewinnen. Punkt.

00:51:11.21
Stefan Sasse
Du kannst natürlich als SPD und Grüne die Wahl auch nicht gewinnen, wenn du sagst, wir schieben aber noch härter, aber das glaubt dir ja keiner. Aber es ist nicht so, als könntest du dich da jetzt dagegen stellen und hoffen, irgendwie eine bevölkerungstechnische Mehrheit zu mobilisieren. Das ist ja auch der Grund, warum die CDU aktuell glaubt, dass das ein Gewinnerthema ist, weil sie damit auch die Opposition vor sich hertreiben.

00:51:15.83
Ariane
Ja.

00:51:31.75
Stefan Sasse
Und erneut, die könnten damit durchaus Recht haben. Die Frage ist halt nur, ob es ihnen hilft oder gegebenenfalls ihren angeblichen Gegnern, who knows. Das ist aktuell unklar. Und ich glaube auch nicht, by the way, weil du das vorher schon mal aufgebracht hast, dass diese öffentlichkeitswirksamen Protestmovements gerade

00:51:48.66
Stefan Sasse
Angela Merkel, der Typ, der es im Bundesverdienstkreuz zurückgeben will, der eine oder andere Partei austritt. Ich habe heute auf Twitter wieder jemand ganz triumphierend geprostet, dass der Bürgermeister der Gemeinde Ahlen, und zwar nicht das Ahlen mit zwei A, sondern das Ahlen mit AHA, der ehemalige Bürgermeister dieser Gemeinde aus der CDU ausgetreten. Wir sehen hier also quasi ganz klar, Merz hat einen Fehler gemacht. Ich so, what? Das ist der Wahnsinn.

00:52:10.62
Ariane
Zehn Schauspieler haben auch dagegen gestimmt und einen offenen Brief veröffentlicht. Ich hatte ja die offene Briefsache. Weinberg.

00:52:15.28
Stefan Sasse
Am Ende haben sogar noch Studenten demonstriert, wer weiß. Also richtig hart in die Schütze. Von daher, das alles ist irrelevant. Wir sehen aktuell innerhalb der CDU ein Grummel. Und ja, Michael Friedmann und dieser Mensch mit dem Bundesverdienstkreuz, ich habe seinen Namen vergessen und so weiter.

00:52:35.32
Stefan Sasse
Dankeschön. Das ist natürlich, das sieht nicht gut aus. Aber das hat in der Woche jeder vergessen. Und was ich gerade nicht sehe, ist eine Welle von Parteiaustritten. Ist eine Welle von CDU-Spitzenpersonal, das sich öffentlich dagegen stellt. Ist eine Welle von Ministerpräsidenten und Ministerpräsidentinnen, die März die Gefolgschaft aufkündigen oder sonst irgendwas. Das passiert alles nicht.

00:52:58.23
Stefan Sasse
Von daher, was hier passiert, das ist, was Angela Merkel sagt, das ist wie wenn Gerhard Schröder was sagt. Das ist News. Aber das interessiert in der CDU keine Sau mehr. Richtig. Weil die haben Merkel gewählt als Anti-Merkel. Und wenn Merkel jetzt sagt, Merkel ist doof, dann sag ich, yes, dann macht er alles richtig.

00:53:08.06
Ariane
Das hilft, glaube ich, eher. Also, ich unterstütze das Statement, aber das hilft. Genau. Ja.

00:53:21.87
Stefan Sasse
Ich bin nicht das Publikum für März. Deswegen, ich bin die falsche Person, um mich da davon angesprochen zu fühlen. Aber ich erkenne, dass es Leute gibt, die da davon angesprochen sind. Und ich höre die tagtäglich. Davon gibt es viele. Die Frage ist halt, ob es eine Mehrheit ist. Das ist unklar. Aber man darf nicht so tun, als ob es wenig Leute wären oder sowas.

00:53:46.19
Ariane
Ja, also da fand ich da die eine Umfrage, die war genau 50 Prozent und ich glaube so

00:53:52.04
Ariane
würde sich das eben so machen und dann der Rest entscheidet sich eher danach, was ist jetzt wichtiger, weil das ist ja auch, weil wenn man nur fragt, ist die Bevölkerung dafür, viele Leute abzuschieben, dann hat man eine große Mehrheit dafür, ist die Bevölkerung aber dafür, dass die CDU mit der AfD zusammenarbeitet, hat man auch eine Mehrheit dagegen und das ist sogar ziemlich auf demselben Niveau und dann ist halt die Frage, was gibt den Ausschlag?

00:54:18.35
Ariane
Und wie entwickelt sich das weiter? Weil ich glaube eben auch diese öffentlichen Bekundungen, die sind ziemlich egal. Was glaube ich wirklich ein bisschen schwieriger ist, dass das die Partei innerparteilich eher verunsichert hat. Dass, wie gesagt, dieses Wording auch ein bisschen unklar war. Das kann sich aber innerhalb einer Woche, wenn drei Ilner-Malschberger Landsendungen gelaufen ist, kann sich das ja zurecht gerüttelt haben. Irgendwer hat da eine gute Idee und die nehmen alle auf.

00:54:46.46
Ariane
Und ich glaube eben auch davon, wie sich die nächsten zwei Wochen weiterentwickeln, weil das ist, das haben wir jetzt die letzte Woche gesehen und ich glaube, das ist eben die Gefahr, ob man das auf einem Niveau halten kann. Weil die AfD hat als radikale Partei immer den Vorteil, die müssen auf nichts Rücksicht liegen. Und die können es immer weiter treiben. Die können morgen sagen, hey,

00:55:16.05
Ariane
Hartz IV Bezieher finden wir auch scheiße. Lass mal den nächsten Antrag machen. Und dann sitzt Merz da und muss sagen, ja, finden wir ja auch die ganze Zeit. Haben wir auch schon gesagt, das ist uns nicht wichtig. Machen wir das noch mal. Oder müssen sie jetzt sagen, nee, da ist jetzt aber komischerweise eine Grenze, weil dann werden die wieder vor sich hergetrieben. Dann sind die wieder in so einer Argumentationsfalle.

00:55:38.34
Ariane
das begründen zu müssen. Und ich glaube, das ist eben auch, was du gesagt hast, mit dem Tigerreiten. Ich glaube, das funktioniert nicht. Da hat März aktuell sogar noch die Freiheit, dass er noch nicht die Regierung ist und noch ein bisschen machen kann, was er will. Die hat er am 24. Februar nicht mehr.

00:55:55.84
Ariane
Und das ist, glaube ich, eine Fallhöhe, die er da aufbaut. Die kann auch, wie gesagt, gerade bei den Leuten, die das jetzt feiern, kann das ein bisschen nach hinten losgehen. Weil dann doch nicht so viel. Er wird kein Gesetz durchbringen, das diesen fünf Punkten entspricht, glaube ich, wenn er Kanzler ist.

00:56:13.85
Stefan Sasse
Nee, wird er auch nicht, weil er dafür Grüne oder SPD braucht. Ja, aber dann ist er Kanzler. Dann hat er die Wahl ja gewonnen. Und ich meine ganz ehrlich, 2029 erinnert sich niemand mehr an die gebrochenen Versprechen des Wahlkampfs 2025.

00:56:17.07
Ariane
Genau, aber er kann auch nicht, als Kanzler kann er eben nicht sagen, auch hier Gesetze, EU, alles scheißegal. Da muss er halt bisschen staatstragender sein. Er wird auch morgen Taurus verschicken an die Ukraine. Nein, das interessiert keinen mehr.

00:56:41.94
Stefan Sasse
Das ist ja der Punkt, also von daher, da kalkuliert er glaube ich schon richtig, was den Aspekt angeht. Ich habe noch einen letzten Punkt und das bringt uns quasi wieder zurück zu dem, was du bereits relativ früh erwähnt hast, nämlich nichts von dem, über das wir gerade sprechen, hat was mit dem aktuellen Anlass zu tun oder mit dem Problem an sich. Weil nichts von diesen Geschichten behandelt ja die Leute, die im Land sind.

00:57:05.88
Stefan Sasse
Da hat die Kritik, die von links kommt, natürlich ihre Berechtigung. Die schaffen deshalb bloß nicht damit durchzudringen und die zu verkaufen. Aber nichts von dem aktuell kann irgendetwas tun, damit sich Dinge nicht wiederholen wie in Aschaffenburg. Weil, was haben wir in Aschaffenburg? Wir haben einen offensichtlich geistesgestörten Täter, der durchdreht.

00:57:30.08
Stefan Sasse
Und ganz ehrlich, wenn die Politik ehrlich wäre an der Stelle, dagegen können wir überhaupt nichts tun. Was Fakt ist, wir haben aktuell eine ganze Latte von denen mehr im Land als wir vorher hatten, weil das halt schwer traumatisierte Menschen sind aus effektiv Bürgerkriegsregionen. Auch da haben die Linken grundsätzlich recht. Und dass wir zu wenig Kapazitäten haben, um denen zu helfen oder auch nur Frühwarnsysteme zu haben, auch das ist korrekt. Nur auch das hilft natürlich, alles Nächstes festzustellen.

00:57:54.72
Stefan Sasse
Und da kann ich jetzt auch fordern, dass wir wegen Aschaffenburg die Schuldenbremse aussetzen müssen. Das hätte genauso viel interne Logik wie Grenzkontrollen, weil angenommen wir würden das tun, wir hätten ja trotzdem nicht mehr Psychiater und Psychiaterinnen. Also die Kapazitäten wären ja trotzdem nicht da. Aber diese ganze Debatte findet ja nicht statt. Genauso ist mir unklar, wie verstärkte Kontrollen an den Grenzen in irgendeiner Art und Weise helfen sollen, die aktuell im Land befindlichen Leute, mit denen klarzukommen.

00:58:18.76
Stefan Sasse
Und ich meine, wie oft müssen wir noch durchdeklinieren, dass diese Fantasie von Massenabschiebungen einfach Blödsinn ist? Das kann ich noch so oft fordern, das wird nicht passieren. Weder hier noch in den USA, by the way. Wo Trump ja ganz groß verkündet hat, dass er in den ersten drei Tagen seine Amtszeit irgendwie 550 Leute abgeschoben hat. Der Durchschnitt unter beiden war 700 pro Tag.

00:58:40.13
Ariane
Ja.

00:58:40.88
Stefan Sasse
Aber auch hier, das ist egal, weil der Wipe ist das, was zählt. Und im Endeffekt muss Merz darauf vertrauen, dass die Leute nicht genau nachfragen werden und dass sie einfach nachher das Gefühl haben werden, dass mehr Leute abgeschoben werden. Und ich meine, die werden ein bisschen mehr abschieben, aber ganz ehrlich, ob ich jetzt pro Tag 100 oder 120 Leute abschiebe, das ist irrelevant. Fakt ist, dass Abschiebungen kein probates Mittel sind.

00:59:06.39
Stefan Sasse
Klar sollten wir das machen. Klar sollten wir mehr Straftäter abschieben, wenn das geht. Ich glaube da ist auch niemand wirklich ernsthaft dagegen, sofern es nicht darum geht, die direkt in ein Taliban-Gefängnis zu stecken. Das ist halt nochmal so ein Sonderfall. Weil du kannst eben ein Arschloch und Straftäter sein und gleichzeitig Opfer einer Diktatur. Das schließt sich nicht aus. Aber…

00:59:25.13
Stefan Sasse
Das ist ja nicht der Punkt. Der Punkt ist quasi, dass diese ganzen Sachen nicht tun. Das ist Symbolpolitik. Und es ist halt Symbolpolitik, wie du schon gesagt hast, die darauf basiert, dass man Leuten weh tut.

00:59:36.70
Stefan Sasse
Und kann man machen. Nur auch hier muss man sich eben klar sein, dass es das Problem des zu Grunde liegenden nicht wirklich löst. Der Rudi Bachmann hat es in einem kurzen Thread, den ich auch in den Show Notes verlinkt habe, auf der Reste Rampe, ganz kurz thematisiert. Weil der hat auch gesagt, da werden ständig Fragen durcheinander geschmissen. Im Endeffekt verschiedene Dimensionen dieser Geschichte. Und er sagt zum einen, haben wir Sachfragen.

00:59:59.96
Stefan Sasse
Nämlich führen die Maßnahmen in diesem Begrenz überhaupt zum Erreichen der deklarierten Ziele, wie die Reduktion von irregulärer Migration und der Reduktion von Gewalttaten. Das ist Frage Nummer eins. Frage Nummer zwei sind rechtliche Fragen. Ist das mit dem Grundgesetz und mit dem Europarecht vereinbar? Frage Nummer drei, politisch normativ, ist diese Reduktion von Migration überhaupt ein Ziel des Parteien? Und da würde ich sagen, ja. Also die können wir ganz klar beantworten, da ist eine Bevölkerungsmehrheit dafür. Das ist keine ernsthafte Frage. Und dann viertens, die strategische Frage kriegen wir damit die AfD klein.

01:00:28.11
Stefan Sasse
Und ist es den Preis wert, den wir dafür zahlen? Who knows? Also von daher, die Frage 4 würde ich sagen, keiner weiß es. Deswegen kann man sagen, es ist ein Versuch wert. Frage 3, ja, die Mehrheit dafür gibt es. Rechtliche Fragen? Völlig unklar. Es gibt Rechtsexperten, ich habe welche verlinkt, die sagen, nee, ist nicht mit dem Recht vereinbar. Es gibt genauso Leute, die sagen, jawohl, das geht. Who knows? Kommt auf den Bundesverfassungsgerichtsurteil an, ist aber eher irrelevant, weil das Gesetz ja nicht verabschiedet wird. Und die Sachfragen?

01:00:28.42
Ariane
M-m.

01:00:55.81
Stefan Sasse
Ich würde sagen, auch hier extrem umstritten. Aber umstritten heißt halt, man kann drüber streiten. Und man sollte vielleicht auch drüber streiten. Und da muss man jetzt wieder die Kritik an die Linken ranhauen. Von denen höre ich da auch nicht viel. Der höre ich immer, was alles nicht geht.

01:01:11.24
Stefan Sasse
Und dann wohl klingende Rhetorik da dazu, dass man jetzt schon kapiert hat, dass man ein bisschen härter sein muss und so weiter und so fort, aber viel mehr ist da nicht. Also was ist da sozusagen das Konzept? Und das kann ja durchaus daraus bestehen, dass du eben sagst, wir brauchen jetzt die große Integrationsoffensive mit, da wirst du halt keine Mehrheit dafür kriegen, weil das ist aktuell beliebt wie Fußpilz sowas. Die Vorstellung Geld auszugeben für Migrantinnen oder Geflüchtete, die ist nicht populär. Aber

01:01:40.25
Stefan Sasse
Irgendwas musst du halt machen. Aber ich habe auch kein Rezept. Aber es ist halt offenkundig, dass wir darüber ja auch gar nicht sprechen.

01:01:41.99
Ariane
Ja, genau, ich habe das Gefühl, man führt einfach die Diskussion, auch unabhängig, ob es jetzt gerade Magdeburg oder Aschaffenburg ist, die man kennt, die einfach ist. Irgendwer sagt mehr Abschiebung und der andere sagt, nee, hier vielleicht gesetzt oder vielleicht doch nicht oder noch mehr Abschiebung und der andere sagt vielleicht drei weniger und

01:02:07.21
Ariane
Mehr nicht. Der Rest dreht sich ja nur darum. Der Rest geht ja auch, denn ob wir zwei oder einen Polizisten irgendwo an der Grenze stellen. Und ich glaube, das ist tatsächlich, was wir jetzt in den letzten Fällen gesehen haben, ist ja, wie gesagt, Täter, die sind schon im Land. Vollkommen egal, teilweise seit Jahren. Vollkommen egal, wie viele Polizisten gerade an der Grenze stehen. Was wir dazwischen haben, sind natürlich eklatantes Behördenversagen. Das war zum Beispiel in Aschaffenburg.

01:02:36.54
Ariane
Gab’s ja ein verkürztes Asylverfahren, wo das geprüft wird, da kam raus, oh, eigentlich muss der nach Rumänien und es gibt da aber einen Countdown, Deutschland hat sechs Monate Zeit, die Menschen nach Rumänien abzuschieben und danach, und diese Frist ist eben verstrichen, danach ist Deutschland wieder zuständig. Dann gilt das nicht mehr, die können wir nicht mehr nach Rumänien schieben, weil wir es in sechs Monaten nicht geschafft haben, den da hinzubringen. Einfach weil in den Behörden

01:03:04.34
Ariane
wurden Fristen versäumt, die einen haben zu spät gescheit gesagt und die Polizei schafft das dann nicht innerhalb eines Monats und das sind Sachen, die sind kompliziert, die sind schwierig zu klären, die tun auch mehr weh, wenn man da wirklich ran gehen will, weil man vielleicht Kompetenzen neu regeln muss, wenn man Gott bewahre, mehr Beamte braucht, das ist nicht erlaubt, die wollen wir ja alle kündigen, Trump-mäßig und

01:03:33.85
Ariane
Ja, also es ist traurig, weil ich glaube, es ist traurig, weil es wurde jetzt viel Porzellan zerschlagen. Ich glaube, wenn man nun wirklich in der Sachfrage mal einen Fortschritt erzielen will, würde sich tatsächlich, glaube ich, eine große Koalition

01:03:51.03
Ariane
Lohnen mit einer Föderalismusreform an bei. Jetzt spielt sich ja alles auf Bundesebene ab. Die haben da gar nicht so viel zu sagen. Das meiste spielt sich ja in den Ländern, in den Kommunen ab, die mit diesen Problemen zu kämpfen haben. Und ich glaube nicht, dass das passiert. Wir werden einfach weiter darüber reden, ob wir 10 oder 20 Leute abschieben. Und ich glaube tatsächlich, es wäre vermutlich sogar

01:04:15.11
Ariane
Besser, wenn wir nur die Hälfte der Zahlen erreichen würden, weil sonst schieben wir einfach die Leute ab, die keiner loswerden will und sind dann ganz erstaunt, dass die komischen kriminellen Leute, die wir eigentlich loswerden wollen, immer noch hier rumrennen, weil leider hat keiner Zeit sich darum zu kümmern. Aber das ist so und diese Diskussion will auch keiner führen. Die will die CDU nicht führen, die will die SPD nicht führen, die will einfach keiner führen. Das ist eine reine Symbolpolitik, ich glaube tatsächlich für die nächsten solange, die der Diskurs so bleibt, ist die Debatte auch kaputt.

01:04:45.04
Ariane
muss man so sagen, keiner wird sich da hinsetzen und sagen, oh, vielleicht können wir wirklich mal irgendwie was ändern. Das haben wir einfach nicht.

01:04:51.83
Stefan Sasse
Ja, das ist immer so dieses, wo auch derjenige Teil in mir, der ja ursprünglich mal die Ampel begrüßt hat, dann so traurig ist, weil gerade Endbürokratisierung, das alles effizienter machen, so ein FDP-Thema. Dann gegebenenfalls der ganze innere Sicherheitsteil, damit der Polizei da die Kompetenzen neu ordnet, ist ein CDU-Ding.

01:05:12.01
Stefan Sasse
gegebenenfalls da den öffentlichen Dienst vielleicht ein bisschen mehr in die Verantwortung nehmen, da werden die Grünen vielleicht gefragt und so weiter. Das ist ja nicht so, als gäbe es da nicht Ansätze, wie man das machen könnte. Aber ja, da gibt es halt schon eine Kompromisslosigkeit und auch nicht nur von Friedrich Merz, das muss man ja schon ganz klar sagen. Also diese Chancen wurden ja durchaus auf allen Seiten nicht ergriffen oder aktiv sogar sabotiert teilweise. Und

01:05:38.46
Stefan Sasse
Solange, wie du schon sagst, solange der Diskurs so kaputt ist, wie er das ist und der ist aktuell ziemlich kaputt, der ist super vergiftet, da ist wahnsinnig viel Porzellan zerschlagen, da sehe ich gerade nicht wirklich einen Ausweg.

01:05:50.74
Ariane
Nee, man bräuchte eine Fußball-WM und dann könnte man das vielleicht abseits der Öffentlichkeit verhandeln. Das hatten wir im Blog gerade, da ging es auch um die Corona-Aufarbeitung, da sehe ich das Problem genauso. Das geht nur, wenn da nicht sämtliche Politmedien mit all ihren Knallchargen, wenn da ein Ulf Posch hat und eine Sarah Wagenknecht,

01:06:13.20
Ariane
Die ganze Zeit dahinter sitzen und bei jedem Halbsatz schon ihre Meinung rausblöken und morgen hat das die Bildzeitung auf dem Tableau und dann sitzen alle bei Lanz. Da kann kein Mensch, egal worum es geht, kein Mensch kann in der Situation irgendwie über Lösungen nachdenken und diskutieren.

01:06:30.50
Ariane
Und das haben wir jetzt leider und da wird sich auch nichts dran ändern. Insofern können wir ja vielleicht fast glücklich sein, dass wir jetzt lieber diskutieren, ob wir die AfD doof finden oder nicht. Das ist viel einfacher für mich. Find ich doof übrigens.

01:06:45.48
Stefan Sasse
Ja, letzten Endes werden wir darauf hoffen müssen, dass quasi unter dem Kanzler Friedrich Merz das Thema sich auf einen kalten Weg erledigt. Dass die Leute einfach aufhören, sich dafür zu interessieren. Das ist ja nicht so, als wäre das nicht schon mal vorgekommen. Ich darf daran erinnern, dass 2019 das große Thema Klimaschutz war. Und es ist nicht so, als hätten wir die Probleme gelöst.

01:07:05.64
Stefan Sasse
Oder als wären da große Maßnahmen oder Gesetze oder irgendwas gekommen. Es waren einfach nur plötzlich andere Themen auf der Agenda. Und das ist natürlich durchaus möglich, dass das wieder passiert. Und dann wird man sich daran zurückerinnern, etwas peinlich berührt, vermutlich. Und wird dann sagen, das waren aber damals einige ganz wenige. Ich war da eigentlich gar nicht dabei und fand es schon damals ein bisschen weird.

01:07:27.11
Stefan Sasse
Und dann geht es weiter. Und vielleicht hilft es dann auch, dass irgendwelche vereinzelten Radikalinsky’s Extrempositionen vertreten. Ich meine, wer hat am wenigsten für den Klimaschutz getan? Ich glaube, das war nicht die Klimakleber. Und wenn sich jetzt Leute für Grenzkontrollen auf die Straße kleben würden, dann mag das einen ähnlichen Effekt haben. Also von daher, der Möglichkeit Spielraum ist aktuell weit offen. Und er ist vielleicht als Fazit auch deswegen so weit offen, weil März diese Tür aufgestoßen hat.

01:07:53.44
Stefan Sasse
Und wir werden sehen, wohin es führt. Und wir werden alle mit den Konsequenzen davon leben müssen. Auf die eine oder andere Art und Weise. Aber die Republik ist jetzt ein bisschen eine andere. Die Politik hat sich gewandelt. Das war eine Zäsur. Keine riesig große, aber eine merkliche. Da bin ich ziemlich zuversichtlich. Kann aber auch sein, dass ich falsch bin natürlich.

01:08:14.41
Ariane
Ja, eher 1930 als 1933. Ja.

01:08:18.39
Stefan Sasse
Ja, selbst so weit würde ich im Endeffekt nicht gehen. Also eher sowas wie, was war das, 26 war die Hindenburg-Wahl. Sogar das führt mir eigentlich schon so weit. Weil diese ganzen Vergleiche, CDU und Faschismus und Blau und Blut, das ist so überbordende Rhetorik.

01:08:35.64
Stefan Sasse
Ich lehne ab, was die tun, aber die CDU ist und bleibt zumindest aktuell eine demokratische Partei und ich glaube, Merz, dass der nicht mit den Nazis zusammenarbeiten will, sorry. Da muss man schon mal die Kirche noch im Dorf lassen. Ich bin ja jetzt nicht hier ein bekannter Kommentator bei uns im Blog und rede über die Grünen. Ich möchte nicht den gleichen Fehler machen, sag ich mal so.

01:08:57.09
Stefan Sasse
Aber mit diesen Gedanken, Ariane, vielen Dank für das Gespräch und wir werden uns vermutlich bald wieder sehen. Mein Aufnahmestudio ist jetzt nach Renovierung wieder einsatzbereit, deswegen hatten wir eine kleine Pause. Und jetzt kann ich wieder podcasten.

01:09:11.70
Ariane
Vielen Dank fürs Zuhören. Schickt uns gerne eure Kommentare im Blog. Für mich nur Lob. Kritik könnt ihr an Stefan richten. Aber eure Meinungen interessieren uns natürlich auch. Vielen Dank und tschüss.

 

{ 136 comments… add one }
  • Erwin Gabriel 1. Februar 2025, 01:59

    Ich habe nur die ersten Zwischenüberschriften gelesen und war durch. An solcher Art von Diskussion habe ich kein Interesse.

    • Stefan Sasse 1. Februar 2025, 08:39

      Was stört dich denn und was ist „diese“ Art von Diskussion?

      • Erwin Gabriel 1. Februar 2025, 19:31

        @ Stefan Sasse 1. Februar 2025, 08:39

        Die fiebrigen Machtphantasien des Friedrich März

        Dein Kommentar zu diesem unfassbaren Artikel:
        Der Kommentar macht deutlich, …

        nicht: behauptet, unterstellt o.ä.

        …dass Friedrich Merz sich in Ton und Strategie immer stärker an Donald Trump orientiert. Seine Rhetorik setzt auf Erpressung, populistische Zuspitzung und die Verbreitung erfundener Narrative, die vermeintliche Verbote oder gesellschaftliche Zwänge anprangern.

        Das ist eine derart realitätsfremde Wahrnehmung, dass ich meine Zeit nicht ansatzweise damit verschwenden möchte, noch mehr von diesem Zeug zu lesen.

        Warum sich Grün/Rot nach drei Jahren Nichtstun, nach drei Jahren Verschleppen, nach drei Jahren ergebnislosen Geplappers und einigen wenigen wirkungslosen Regelungen (die im Wissen um ihre Unwirksamkeit getroffen wurden) „erpresst“ fühlen kann, weil Friedrich Merz noch vor der Wahl demonstrieren will, dass nicht nur die AfD sich dieses Themas annimmt, sondern auch die demokratische Mitte, bleibt mir ein Rätsel.

        Erpressung ist, wenn der Kanzler (der den Finanzminister schon zum Anfang der Legislaturperiode mit illegalen Finanztricksereien ins Messer hat laufen lassen) von eben diesem Finanzminister fordert, ein weiteres Mal mit der gleichen ungesetzlichen Methode die Schuldenbremse zu umgehen und für ihn zu lügen; falls nicht, schmeiße er ihn raus.

        Eine Trump’sche Strategie und Verbreitung falscher Narrative ist, wenn sich der Kanzler schon im Sommer darüber Gedanken macht, die FDP aus der Regierung zu schmeißen, sie immer weiter unter Druck setzt, und als sie dann im Herbst ein Papier zu einem Ausstiegsszenario verfasst, den Liberalen gleichzeitig vorzuwerfen, sie hätten die Regierung gestürzt und er habe sie FDP gefeuert; beides gleichzeitig kann ja schlecht gehen.

        Trump’scher Stil ist auch, wenn Olaf Scholz seinen Finanzminister zum Rausschmiss derart infam beleidigt (Reaktion Lindners: „Das kommentiere ich nicht, da kann sich jeder eine eigene Meinung zu bilden“), und nun ansatzlos ähnlich persönlich über Friedrich Merz hetzt. Ich habe weder von Friedrich Merz, noch von Christian Lindner, noch von Robert Habeck noch von irgendeinem anderen Politiker seit den 80er Jahren solche Töne gehört, aber von Olaf Scholz, Rolf Mützenich, Karl Lauterbach oder Lars Klingbeil.

        Hätte Friedrich Merz, wie im Nachhinein gefordert, nicht mehr als eine Ankündigung für seine geplante Maßnahmen zum Regierungsantritt zum Besten gegeben, hätte jeder,der sich um das Thema sorgt, gewusst: So heiß wie gekocht wird,wird nicht gegessen. Merz muss in eine Koalition mit rot oder grün, die werden das wie gehabt wieder aufweichen.

        SPD und Grüne haben die einmalige Gelegenheit versäumt, direkt vor der Wahl gemeinsame Kante zu zeigen; dass diese Initiative nur von der CDU ausgehen konnte, sollte nach dem langjährigen Herumlavieren von SPD und Grünen jeder nachvollziehen können.

        Aber es ist Wahlkampf; Grüne und besonders die FDP nehmen lieber in Kauf, Friedrich Merz als rechtsextrem und Nazi(freund) darzustellen und einmal mehr die Unfähigkeit der demokratischen Mitte zu wirksamen Maßnahmen zu beweisen in der Hoffnung, ein paar Prozentpünktchen mehr zu Lasten der Union zu bekommen, als sich zusammenzuraufen und VOR DER WAHL gemeinsam etwas hinzukriegen.

        Wenn ich jetzt das Gewinsel höre über das „Friß oder Stirb“-Vorgehen von Merz, wird mir nur noch übel ob der Heuchelei. Schon seit Magdeburg wurde seitens der Union heftig (aber bei SPD und Grünen erfolglos) um Unterstützung und Kooperation gerungen; seit Aschaffenburg tickte die Uhr.

        Wenn Du einem Politiker wahltaktisches Verhalten vorwerfen kannst, dann Scholz. Er kann und will nicht damit leben, als Kanzler unter Zugzwang zu geraten, und ist deswegen für Ideen von der union grundsätzlich nicht offen (nicht gemessen am Reden, sondern am Handeln). Lieber ist ihm eine geschwächte Union und eine gestärkte AfD, um sich besser als demokratisches Gegengewicht präsentieren zu können.

        Scholz behandelt die union inzwischen auch so, als gehörte sie hinter die Brandmauer. Damit stärkt er die AfD, und bereitet ihr effektiver und besser den Weg, als es die Union je könnte.

        In meinen Augen ist ein Tabubruch erfolgt, aber nicht durch das gemeinsame Wahlverhalten von Union und SPD, sondern durch die infamen, überaus persönlichen Angriffe zahlreicher SPD-Führungskräfte auf einen politischen Wettbewerber, die sich von den vielen unflätigen Ausfällen der AfD nicht unterscheiden.

        • Stefan Sasse 1. Februar 2025, 20:34

          Ah du beziehst dich auf die Shownotes. Da hab ich eine Menge Kram gesammelt, übrigens auch genug von der anderen Seite. Und sage im Podcast ausdrücklich, dass ich diese Sicht NICHT teile.

          • Erwin Gabriel 1. Februar 2025, 21:16

            @ Stefan Sasse 1. Februar 2025, 20:34

            Und sage im Podcast ausdrücklich, dass ich diese Sicht NICHT teile.

            Dein Text zur Verlinkung hinterlässt, höflich formuliert, einen anderen Eindruck. Aber nun gut, dann ist das eben mißverständlich.

            • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 08:29

              Welchen Text meinst du?

              • Erwin Gabriel 2. Februar 2025, 11:28

                @ Stefan Sasse 2. Februar 2025, 08:29

                Welchen Text meinst du?

                Hatte ich doch zitiert:
                „Der Kommentar macht deutlich …“

                • Dobkeratops 2. Februar 2025, 13:35

                  Wenn ich mich nicht irre, sind die Zusammenfassungen KI-generiert. Wenn dir eine Formulierung missfällt, musst du dich also bei ChatGPT beschweren, nicht bei Stefan.

                  • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 13:56

                    Jepp.

                  • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 11:24

                    @ Dobkeratops 2. Februar 2025, 13:35

                    Wenn dir eine Formulierung missfällt, musst du dich also bei ChatGPT beschweren, nicht bei Stefan.

                    Nein.

                    Wenn ein Artikel beispielsweise behauptet, dass Robert Habeck wissentlich 500 Millionen in den Sand gesetzt und die Wähler darüber belogen hat, steht da auch nicht „der Kommentar macht deutlich, …“, sondern „der Kommentator behauptet…“ (wobei Stefan solche Artikel vermutlich nicht auswählen würde). Aber wer schon mit ChatGPT gearbeitet hat, sollte wissen, dass man da nochmal rüberschauen muss.

                    Wenn also ChatGPT solche Aussagen trifft und Stefan die unkorrigiert abdruckt, darf er sich nicht wundern, wenn der Eindruck entsteht, dass er die Aussagen teilt.

                • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 13:54

                  Ah. Die Zusammenfassungen sind von Gisela. 😉

                  • Ariane 2. Februar 2025, 19:43

                    Und wie Stefan schon sagte, die Shownotes sind oft nützlicher Zusatzinhalt, für die, die es interessiert. Die müssen auch nicht zwangsläufig die Themen widerspigeln, die wir dann im Podcast behandeln.

                    Rechtliche Fragen war zb bei uns dann nur ein Halbsatz.

    • Lemmy Caution 1. Februar 2025, 11:20

      Ich werds mir auf jeden Fall anhören, zumal ich vom politischen Chaos der letzten Woche sehr wenig mitbekommen habe, weil ich zu beschäftigt mit a) Arbeit, b) Vorbereiten meiner vielen Französisch-Stunden auf Lingoda und c) Ärgern über linke Aktivisten in der Lateinamerika-Woche in Nürnberg, zu der man sich per Video-Konferenz zuschalten konnte.
      In den Lingoda Stunden sind die Migranten btw in der Mehrheit. Letzte Stunde eben ausser mir: Lehrer aus Elfenbeinküste in Frankreich, ein US-Latino in Frankreich und ein Venezolaner in Madrid. Alle waren gut vorbereitet und für B1.1 war das Niveau von allen hoch.
      Die Fragesteller aus Publikum in so linken politischen Latino-Veranstaltungen in Deutschland haben eine Riesenklappe, verstehen aber in aller Regel kein Spanisch oder Portugiesisch.

  • cimourdain 1. Februar 2025, 16:32

    Kannst du die Tonspur noch reinverlinken ?

  • Stefan Pietsch 1. Februar 2025, 18:27

    Was Erwin wahrscheinlich meint und was ich nach dem ersten Teil bestätigt sehe ist ein Selbstgespräch unter Überzeugten. Aber, wie das seit Jahren ist, merkt man in dieser Blase nicht, wie einsam es um einen wird.

    Ich kann an dieser Stelle nur den Podcast „Machtwechsel“ von Robin Alexander und Dagmar Rosenfeld empfehlen. Der WELT-Journalisten ist einer der am besten vernetzten Medienschaffenden in Berlin, seine Einlassungen immer sehr informativ. Eben das Gegenteil von Selbstgesprächen.

    Oskar Lafontaine hat die LINKE gegründet, um die SPD zu vernichten. Sahra Wagenknecht schuf das BSW, um die LINKE zu vernichten. Die AfD zielt seit Jahren darauf, die CDU zu vernichten. Zu glauben, ein Wertepolitiker wie Friedrich Merz würde mit der AfD gemeinsame Sache machen, sich im Falle der Fälle sogar zum Kanzler wählen lassen, ist nur eins: Infam.

    Wer sich mit den Vorgängen mehr beschäftigt, dem hätte auffallen müssen, dass die CDU alles getan hat, um der AfD eine Zustimmung so schwer bis unmöglich wie möglich zu machen. Und der Gesetzesentwurf, der am Freitag letztendlich scheiterte, lag seit Monaten zur Beratung in den Ausschüssen. Die darin aufgelisteten Maßnahmen stimmen weitgehend mit einer Einigung auf Ebene der Ministerpräsidenten überein. Deswegen hatten SPD und Grüne auch keinen sachlichen Grund, gegen den Gesetzesentwurf zu stimmen.

    Umso mehr ging es um Wahltaktik mit übelsten persönlichen Anwürfen gegen den CDU-Vorsitzenden und von den Vorfeldorganisationen der Linken gegen Einrichtungen von CDU und FDP. Die Ehrabschneidungen sind unsäglich, der negative Feminismus einer Baerbock macht nur sprachlos dieser selbsternannten „Die Guten“. Inzwischen ist tatsächlich schwer vorstellbar, wie nach dem 23. Februar eine Regierungsbildung gelingen sollte. Die Grünen jedenfalls sind nach der erzwungenen Themenverschiebung raus aus dem Spiel. Daran ändert auch nichts ihre Liebandienerei.

    Die Bürger signalisieren seit Jahren in immer heftiger Vehemenz an die Politik: Wir wollen eine andere, eine deutlich begrenzende Migrationspolitik. Menschen, die keinen Rechtsanspruch haben, haben keinen Bleibeanspruch. Erst Merkel, die erste grüne Kanzlerin, und in den letzten drei Jahren Sozialdemokraten wie Grüne verweigerten sich diesem breiten Bevölkerungswillen. Saturierte, völlig abgehobene zwanzig Prozent nehmen mit ihrem Brandmauergedöns die große Mehrheit in Geißelhaft. Je stärker die AfD in den vergangenen Jahren wurde, desto mehr stieg das Gewicht der Grünen. Die SPD, dauerhaft in einem 15-Prozent-Zelt gefangen und 2021 nur aufgrund glücklicher Fügungen für einen Moment auf 27 Prozent gehievt, besetzt die Verfassungsinstitutionen Bundespräsident, Bundestagspräsident, Bundeskanzler – was völlig die Mehrheitsverhältnisse in der Gesellschaft verzerrt.

    Was das mit Demokratie zu tun hat? Eigentlich nichts. Die Grünen wissen genau, dass jede Stimme für die AfD ihr eigenes Gewicht mehrt, womit sie fähig sind, ihre abgehobene und von der großen Mehrheit abgelehnte Politik zur ein 20-Prozent-Milieu weiter durchzusetzen.

    Die Bürger wollen allerdings auch, und hier zeigt sich die Schwäche des Vorgehens von Merz, dass das Problem der illegalen Migration aus der Mitte heraus gelöst wird. Einer solchen Lösung verweigern sich die Linken Parteien seit Jahren. Sie stehen nicht in der Mitte der Gesellschaft, sie stehen am Rand.

    Konservative, Sozialdemokraten, Grüne und Liberale haben noch eine Chance, das zentrale Problem dieses Landes zu lösen. Sie scheinen sie nicht nutzen zu wollen.

  • Sören Schmitz 1. Februar 2025, 19:17

    Ich finde es krass, dass ihr der Union unterstellt, dass sie eine Koalition mit der AfD bilden würde. Ja, es gibt ein paar durchgeknallte opportunistische Knalltüten in der Union, denen ich solche Absichten zutraue. Auch wenn zwei dieser Personen recht prominente Parteiämter bekleiden, fehlt es ihnen dann aber doch am Einfluss und politischen Instinkt, soetwas wahr werden zu lassen. Aber diese Leute nicht repräsentativ für die CDU, für die klar ist, dass die AfD von den Machttöpfen von Ländern und insb. im Bund ferngehalten werden muss. Ein gemeinsamer Antrag, ja sogar ein Gesetz könnte passieren, sofern die AfD meint einem CDU zustimmen zu müssen. Aber die CDU wird sich im Bund weder von der AfD tolerieren, geschweige denn eine Regierung bilden? Warum ich da so sicher bin? Weil es die Partei komplett zerreissen würde und es abgesehen von Migration keine Schnittmengen mit der AfD gibt.

    Zum Antrag und dem Zustrombegrenzungsgesetz:
    Stefan Pietsch hat bereits auf den Machtwechsel Podcast hingewiesen. Ergänzend möchte die letzten beiden Folgen von Ronzheimer empfehlen.
    Ich fand auch viele Punkte an dem Vorgehen der Union unglücklich, ja auch populistisch. So war diese Botschaft mit der Richtlinienkompetenz ein plumper Versuch die Exekutive Oders ala Trump zu kopieren. Es sollte transportiert werden: „seht her, ich Merz mache was“. Er hätte es in meinen Augen beim Gesetz belassen sollen. Denn, da bin ich bei Merz; es muss Schluss sein mit Betroffenheitsgesten und Ankündigungen, die Menschen haben ein Recht auf eine Regierung die handelt. Wir sind das nach Merkel und Merkel 2.0 Scholz nicht mehr gewohnt – schlimm genug. Überhaupt Merkel – diese Presseerklärung – von mir aus soll sie sagen, dass sie das nicht gut findet. Aber als ehemalige CDU Parteivorsitzende nicht eine Silbe zu sagen zu den Besetzungen der CDU Zentralen, der Einschüchterung und Bedrohung von CDU Mitarbeitenden, bis hin zu Morddrohungen. Da hat sie mich echt enttäuscht – vielleicht hat Jan Fleischauer ja recht der das zusammenfasste mit „Merkel ist eine böse alte Frau“.
    Rot-Grün wollte nicht handeln. Die Rot-Grünen Wortbeiträge in der Debatte am Freitsg waren nicht inhaltlich, es galt lediglich zu inszenieren: wir aufrechten Demokraten gegen einen Franz von Papen 2.0 mit Namen Merz. Merz hätte die Abstimmung gewinnen können: er hat bewusst darauf verzichtet den Fraktionszwang zu ziehen. Die Abweichler wurden nicht unter Druck gesetzt. Merz wollte überzeugen. Auch wenn er die Abstimmung verloren hat, wird es ihm nützen. Denn er hat gezeigt, dass für ihn das Land vor der Partei, der eigenen Machtambition kommt. Er hat riskiert und verloren – so what? Er hat einen Wurf gewagt, während alle anderen nur zaudern. Ein Konzept mit dem die Zyniker in Berlin nichts mehr anfangen können, aber Merz ist eben so.
    Wir sollten ihm dankbar sein, denn endlich wird wieder die inhaltliche Debatte entfacht. Ich bin jetzt sehr gespannt auf die Umfragen Ende kommender Woche.

    • Stefan Sasse 1. Februar 2025, 20:33

      Ich unterstelle ihr, dass sie es beim nächsten Mal tun will. Ich sage im Podcast ausdrücklich, dass ich keinen Grund sehe, an Merz‘ commitment für 2025 zu zweifeln.

    • CitizenK 2. Februar 2025, 06:44

      „Denn er hat gezeigt, dass für ihn das Land vor der Partei, der eigenen Machtambition kommt“

      Erstaunlich, wie unterschiedlich man das sehen kann.

      Ich sehe einen künftigen Kanzler, auf dessen Wort man sich nicht verlassen kann. Der sich jederzeit unter einem Vorwand an sein Geschwätz von gestern nicht mehr gebunden fühlt. Dem es (ggf. in einer Minderheitsregierung) egal ist, wer zustimmt.

      • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 08:30

        Ganz ehrlich: diese Einschätzungen basieren doch zu 99% auf der Frage, wie man zu Merz und zur CDU politisch steht.

        • CitizenK 2. Februar 2025, 11:16

          Nicht ganz. Die Lage ist doch derzeit so, dass man auch als Sozi darauf hoffen musste, dass die CDU gut abschneidet und die AfD nicht.
          Eine andere Mehrheit ist nicht in Sicht und auch nicht unbedingt verlockend. Dafür wäre mir ein Kanzler mit einem klaren Kompass wichtig. Dazu passt dieses Manöver von Merz nicht.

          Die furchtbare Tat von Aschaffenburg kann nicht, wie er behauptet, eine Rechtfertigung sein. In Deutschland wurden mehr Kinder von ihren eigenen Eltern umgebracht als von Migranten.
          https://ifh.forschungsverbund.tu-dortmund.de/gewalt-gegen-kinder/kindstoetungen

          Ich bleibe dabei: Wer solche Taten wirklich und möglichst zeitnah verhindern will, muss beim Versagen der Behörden ansetzen: Urteile vollstrecken, Datenschutz zurückschneiden , Informationsweitergabe usw. Es wird ja zu Recht immer wieder die Frage gestellt, warum diese Täter noch im Land und auf freiem Fuß waren. Beim Täter von Aschaffenburg ist von 18 Strafverfahren die Rede.

          Um Merz’sche Maßnahmen auf breiterer Basis mit den anderen Parteien und rechtssicher umzusetzen, wäre es auf ein paar Wochen nicht angekommen.

          • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 11:45

            Wie wollen Sie darauf hoffen, dass die CDU möglichst stark werden soll, wenn sie nur links-grün-genehme Ansätze verfolgen darf? Die Parteispitze ist vor Wochen von den Demoskopen von Allensbach umfangreich über die Stimmungslage gebrieft worden. Nach den Erhebungen kann die CDU noch 8 Prozent von der AfD holen, aber nur 5 Prozent von den Grünen.

            Wer wirklich behauptet, die Union solle AfD-Sympathisanten holen, wird zugestehen müssen, dass sich die Akzente verschieben. Einen Tod wird man immer sterben müssen. Die SPD-Fraktion hat Vorschläge abgelehnt, die in der Breite der Partei, der Bevölkerung ohnehin und bei den Ministerpräsidenten mehrheitsfähig sind.

            Wir haben das Vollzugsdefizit, weil die Behörden durch die politisch entfaltende Wucht der letzten zehn Jahre überfordert sind. Und die linke Seite denkt nicht daran, die Überforderung zurückzunehmen.

            • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 13:54

              Ok. Ich warte immer noch darauf, dass Merz aus der Logik heraus höhere Steuern für Reiche und Bürgerversicherung fordert.

              • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 15:22

                Ich verstehe den Punkt nicht, außer Deine Bereitschaft, dass Absurdeste zu fordern und die kleinste, verbohrteste Minderheit zu verteidigen. Da sollte man aber nicht mit Prinzipien wie Demokratie hantieren.

                Deutschland besteuert weder die Einkommen niedrig – im internationalen Vergleich liegt unser Land an der Spitze, ein Ehrenplatz – noch kommen Wohlhabende gut weg. Sie ziehen höchst weg und die Lust auf eine Luftveränderung des Geldes ist unter Rot-Grün extrem gestiegen. Die Idee, die Steuerschraube noch eine Umdrehung anzuziehen, ist da nur in linksextremistischen Blasen populär. Wie plakatiert gerade die LINKE (laut Ralf eine Partei der Mitte)? Wenn dein Einkauf teuer ist, machen die Konzerne Kasse. Wegen dem vielen Kassemachen brechen ja im Monatstakt Einzelhändler zusammen. Oder, wie Habeck sagen würde: Sie hören auf zu verkaufen.

                Die Ausgaben der Bürgerversicherung sind seit ihrer Einführung regelrecht explodiert. Der Aufschlag liegt höher als der jährliche Anstieg der Steuereinnahmen. Unternehmen würden bei einer solcher Performance insolvent gehen, Pardon aufhören zu produzieren. Deine an Genialität nicht zu überbietende Idee: Erhöht doch die Preise für die am besten zahlende Kunden. Nur noch total Verbohrte halten die maßlos unpopuläre Bürgerversicherung für eine gute Idee. Aber ich gestehe zu: so Verbohrte gibt es. Bürgerliche Wähler sind aber selten verbohrt.

                • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 15:44

                  Es geht überhaupt nicht darum. Wenn das Argument gilt, dass Merz richtig handelt, WEIL DIE MEHRHEIT DER DEUTSCHEN DAS WILL, warum gilt das dann hier nicht? Einfach: weil du für die Verschärfung der Migrationsregeln und gegen die Besteuerung von Reichen bist. Das sind Positionen, die man haben kann. Aber dann sollte man nicht versuchen, sie moralisierend mit einem Einsatz für die Demokratie als solche zu rechtfertigen. Denn das ist erkennbar Kokolores.

                  • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 16:21

                    Ich vermisse an Dir jeden Funken an Fairness. Die Frage, wie eine Gesellschaft aussehen soll, wer dazugehören soll und wer nicht, geht an den Kern. Dies geht noch über die Grundsatzfrage hinaus, ob ein Land nach einem furchtbaren Krieg wieder militärisch aufrüsten will und ob Haushaltsbefugnisse auf staatliche Einheiten außerhalb des Staatsgebiets übertragen werden sollen. Dies sind Prinzipien, die keine Regierung gegen die Bevölkerungsmehrheit durchsetzen kann.

                    Leider haben wir schon an solch prinzipiellen Fragen einen Konflikt, dass diese die Kompetenz der repräsentativen Demokratie überfordern und nur vom Souverän selbst entstehen werden können. Du vergleichst solche Grundsätze mit politischen Sachfragen und spielst noch dazu Foul mit den Mehrheitsverhältnissen.

                    In der Pandemie zählte ich immer zu der kleinen Minderheit, die die Maßnahmen ablehnte. Doch in gefühlt jedem Artikel von mir und in vielen Kommentaren habe ich auf die Mehrheitsverhältnisse in der Bevölkerung hingewiesen. Ich habe explizit den demokratischen Aspekt betont.

                    Nun ist es umgekehrt. Wie die überwältigende Mehrheit im Land seit Jahren denkt, ist Dir kein Wort wert. Es interessiert Dich offensichtlich nicht. Stattdessen instrumentalisierst Du sie noch gegen mich. Und das empfinde ich so unfair wie es nur sein kann.

                    • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 17:04

                      Ich weiß gar nicht, was ich darauf sagen soll…

                    • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 17:43

                      Nun, Du bist der Linke von uns beiden und solltest Dich damit auskennen, wenn die Gefühle des anderen verletzt sind. 😉 Nach woker Lesart hat der Verletzte dann recht, oder?

                      Du könntest es aber auch mit Sachlichkeit versuchen und damit auf Standardpharsen verzichten darauf gerichtet, mich mundtot zu machen.

                      Es würde z.B. damit beginnen, klarzustellen, dass es für Dich sehr wohl einen Unterschied macht, ob wir über Grundsatzfragen und lange Linien oder über sachpolitische Einzelfragen diskutieren.

                      Ich kenne keine Grundsatzfrage, die, wenn schon nicht mit einer Zweidrittelmehrheit, so doch befriedend (oder auch nicht) vom Bundesverfassungsgericht entschieden wurde. Doch eine, eine einzige, gibt es, die Grenzöffnung der Regierung Merkel und die Migration vieler und besonders vieler illegaler Flüchtlinge nach Deutschland. Und das seit zehn Jahren.

                      Mit einem technischen Kniff verhinderte Merkel überhaupt, dass die Frage es nur ins Parlament schaffte. Das Ganze war ein Verwaltungsakt, eine Anweisung des Innenministeriums an die Bundespolizei. Maßgebliche ehemalige Richter in Karlsruhe wie Papier oder Klein meinten, die de facto Aufhebung des Grenzschutzes sei verfassungswidrig. Die bayrische Staatsregierung ließ ein Gutachten diesbezüglich erstellen, auf dessen Basis sie klagen wollte. Doch dazu kam es bekanntlich nicht, weil Dealmakerin Merkel die CSU ausmanövrierte.

                      Nancy Faeser geht nun wirklich nicht als besonders kluge Innenministerin in die Geschichte ein, doch sie gab den Bayern nicht die Möglichkeit einer Verfassungsklage. Mit der aus der Merkel-Ära fortgeführten Sonderregelung darf Bayern seine Grenzen kontrollieren und Migranten abweisen.

                      Statt die Frage der Migration dem Souverän oder nur dem Bundesverfassungsgericht zur Entscheidung vorzulegen, dem sonst üblichen Verfahren in einer Demokratie, vermeidet die Politik seit einem Jahrzehnt alles, das Thema der Masseneinwanderung auf eine höhere Ebene zu ziehen. Lieber versuchen „Volksvertreter“, die Partei in Karlsruhe verbieten zu lassen, die in diesen Jahren des aktiven Blockierens des Volkswillens genau diesen durch Wahlergebnisse repräsentiert.

                    • CitizenK 2. Februar 2025, 17:53

                      Fundamentale Entscheidungen in der Geschichte der Bundesrepublik sind gegen die Vox Populi getroffen worden:
                      Abschaffung der Todesstrafe
                      Gleichberechtigung von Mann und Frau
                      Westbindung und Wiederbewaffnung
                      Ostpolitik

                    • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 18:32

                      Es gibt in Deutschland solange ich politisch denken kann keine erkennbare Mehrheit für die Todesstrafe. Außerdem würde ich dies nicht zur zentralen Grundsatzfrage der Gesellschaft erheben.

                      Die Westbindung der jungen Bundesrepublik wurde schon vor ihrer Gründung von den westlichen Alliierten de facto festgelegt. Der Bundeskanzler Adenauer tat dann sein Übriges.

                      Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass die Gleichberechtigung von Mann und Frau gegen den Mehrheitswillen erfolgte. Haben Sie dazu etwas Fundiertes?

                      Es fällt bei Ihrer Aufzählung auf, dass Sie nur Entscheidungen aufführen konnten, die zu Zeiten der eingeschränkten Souveränität Deutschlands getroffen wurden. Erst 1990 erhielt die Bundesrepublik ihre volle Souveränität zurück – und damit das deutsche Volk.

                      Bekanntlich kennt das Grundgesetz keine plebiszitären Elemente. Bis auf eine Ausnahme. Sollte die Politik die grundsätzliche Statik des Rechtsrahmens verändern wollen – so z.B. die Verlagerung von umfangreichen Souveränitätsrechten auf die EU – so besteht unter Verfassungsrechtlern Konsens, dass dies allein durch eine direkte Volksbefragung entschieden werden könnte – Stefan wird sich an unsere Debatten hierzu erinnern.

                      Da wir eine repräsentative Demokratie haben, hätte die Politik 2017 die Migrationsfrage zur Abstimmung stellen. Das wurde verweigert, die Bürger nutzten es dennoch und schossen die AfD mit 16 Prozent ins Parlament. Doch die Parteien nahmen das Votum nicht an, weshalb sich die AfD nährte und nährte.

                      Auch die andere Möglichkeit, die des Urteils in Karlsruhe, wurde nicht nur nicht genutzt, sondern blockiert. Das ehrwürdige Gericht hat die Wiederbewaffnung verhandelt und die Ostverträge, es hat eine salomonische Entscheidung zum Abtreibungsrecht getroffen und Out-of-Area-Einsätze legitimiert. Die Frage der Grenzen von Sozialhilfekürzungen wurde verhandelt und die Beschränkung der Bürgerrechte während einer Pandemie. Aber die Zuwanderung von 4,4 Millionen Menschen weitgehend ohne gesicherten Status und sehr oft ohne geklärte Identität – dazu wurde der Gang nach Karlsruhe vermieden oder von den Regierungen bewusst blockiert.

                      Und damit fühlen Sie sich als Demokrat und rechtstaatlich denkender Mensch wohl?

                    • Lemmy Caution 3. Februar 2025, 17:32

                      Die West-Bindung war eine Herzensentscheidung der in der Diktatur verzweifelten Politiker, die die Anfangsjahre der Bundesrepublik auf eine gute Weise geprägt haben. So eine erfolgreiche Integration kann nicht einfach von außen aufoktroyiert werden.

                      Geißbock-Fan und dabei noch das Lebenswerk Konrad Adenauer kleinreden. Das ist echt ganz tiefes Abseits.

                    • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 18:18

                      @ CitizenK

                      Vorab: Mich nervt das immer wieder gewaltig, wenn man mit abstrusen Beispielen aus Rechthaberei vom eigentlichen Thema ablenken will.

                      Fundamentale Entscheidungen in der Geschichte der Bundesrepublik sind gegen die Vox Populi getroffen worden:

                      „Gleichberechtigung von Mann und Frau“

                      Zwei Fragen dazu:
                      – Kennst Du ein beliebiges demokratisches Land, wo Frauen gesetzlich nicht den Männern gleichgestellt sind?
                      – Kennst Du ein beliebiges demokratisches Land, das derart unkontrolliert Menschen aus allen Gegenden und Kulturen der Welt hereinlässt (und versorgt), wie wir das tun?

          • Erwin Gabriel 2. Februar 2025, 11:54

            @ CitizenK 2. Februar 2025, 11:16

            Die Lage ist doch derzeit so, dass man auch als Sozi darauf hoffen musste, dass die CDU gut abschneidet und die AfD nicht.

            Ist sie das?

            Welche Konfiguration wäre der SPD wohl lieber:

            1) CDU 30%, SPD 25%, AfD 20%
            2) AfD 30%, SPD 25%, CDU 20%?

            1) bedeutet, dass Merz Kanzler werden wird, bei 2) wird es Scholz. Die SPD hat ein großes Interesse, die Union kleinzuhalten, und agiert entsprechend.

            Dafür wäre mir ein Kanzler mit einem klaren Kompass wichtig. Dazu passt dieses Manöver von Merz nicht.

            Ich erkenne den klaren Kompass sehr deutlich. Seit Monaten, seit jedem weiteren gewalttätigen Vorfall fordert die Union drängender und drängender eine Verschärfung der Einreise von Flüchtlingen. Seit Monaten wird sie vertröstet, wird auf angeblich erlassene Regelungen erwisen, die offenbar wirkungslos bleiben, wird von linker und grüner Seite nicht inhaltlich konstruktiv, sondern nur darüber geredet, dass und wie man gemeinsam reden müsse.

            In Aschaffenburg war mit dem Angriffsziel Kita eine rote Linie derart deutlich überschritten, dass gehandelt werden musste. Scholz & Co. haben die üblichen Textbausteine für Betroffenheitsreden von sich gegeben und ihren „Kampf gegen rechts“ forciert, der sich nur mit leeren Worthülsen gegen die AfD, praktisch dagegen sehr gezielt gegen die Union wendet.

            Man kann ja zum Abstimmungsablauf besagter Anträge (die genau so abliefen wie von SPD und Grünen erhofft und überhaupt nicht so liefen, wie die Union das wollte) halten, was man will: Es ist bei weitem nicht der größte Sündenfall der Nachkriegszeit, zu dem man ihn seitens der SPD nun aufbauscht; erst recht nicht angesichts der vorher bekannten Wirkungslosigkeit des Antrags.

            In diesem Wahlkampf kämpft die SPD mit äußerster Kraft gegen die Union, nicht gegen die AfD, und ihr einziges für mich (aus allen Ausssagen von Scholz, Klingbeil, Lauterbach & Co.) erkennbares Ziel ist die Wiederwahl von Olaf Scholz.

            Um Merz’sche Maßnahmen auf breiterer Basis mit den anderen Parteien und rechtssicher umzusetzen, wäre es auf ein paar Wochen nicht angekommen.

            Da bin ich komplett anderer Meinung. Es wäre ein starkes Signal an alle wg. „zugewanderter Gewalt besorgten“ Bürger gewesen, dass man NICHT die AfD wählen muss, damit etwas passiert. Aber selbst wenn man nur 3% der potentiellen AfD-Wähler zurück zur CDU hätte holen können, wäre das – wie gut auch immer für Deutschland – ein schlechtes Resultat für die SPD gewesen.

            • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 12:06

              Vor allem hat der Wähler in Klarheit vorgeführt bekommen, wer wofür steht. Wer für den Erhalt des Status quo und wer für Beschränkungen. Ist das nicht, was Demokratie ausmacht?

              Diese Vergleiche sind zynisch. Wenn jemand im Straßenverkehr ums Leben kommt, dann gehört das zu den Risiken des Lebens genauso wenn ein Kind von den eigenen Eltern umgebracht wird. Es läßt sich nicht wirklich ändern. Wenn jedoch ein Bürger von einem Migranten getötet wird, der ihm gar nicht hätte begegnen dürfen (außer in Kabul), dann ist das kann Schicksal, sondern politisches Versagen.

              Wer am Straßenverkehr teilnimmt, hat Respekt vor den Gefahren. Wer in eine Gruppe Migranten läuft, hat berechtigte Angst. Und das sind nur wenige bereit hinzunehmen.

              • CitizenK 2. Februar 2025, 18:13

                „der ihm gar nicht hätte begegnen dürfen“

                Das ist doch mein Punkt. Sonst treten Sie als Behördenha…kritiker auf. Warum nicht hier? Und als Verteidiger des Individuums gegen den Staat. Wenn polizeibekannte Gewalttäter wegen Zuständigkeitstreitigkeiten zwischen Bundesländern frei herumlaufen, ist Ihnen das keine Zeile wert.
                Und grundsätzlich, wegen der Gewichtung im Wahlkampf: Welchen Anteil haben die Flüchtlinge an der Multikrise, in der wir stecken?
                An der Wirtschaftskrise – keinen
                An der Krise des Gesundheitswesens – zum Teil, migrantische Ärzte und Pfleger werden aber gebraucht
                Bildungskrise – zum Teil, der größte Teil ist hausgemacht
                Haushaltskrise – ja, die Flüchtlinge kosten Geld. Aber ohne die aus der Ukraine und aus Syrien wäre das Problem wesentlich kleiner. Und auch hier zeichnet sich eine Änderung ab.
                Vertrauenskrise in den Staat. Ja, aber statt hier Öl ins Feuer zu gießen, sollten wir einen kühlen Kopf bewahren.
                Es stimmt ja, dass Linke und Grüne die Probleme zu wenige benannt haben (wohl auch aus einer Hemmung heraus wegen der deutschen Geschichte) und den Rechtsextremen überlassen haben. Das ändert sich gerade.

                • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 18:53

                  Ich bin Manager spezialisiert auf Change Management. Ich verstehe seit über 30 Jahren meinen Job als gestaltend. Gestalten kann man nur, wenn man auch um die Begrenzungen weiß.

                  Jeder Mensch und damit jede Organisation ist begrenzt in ihren Möglichkeiten. Wer dauerhaft über diese Grenzen hinausgeht, überfordert und provoziert im schlechtesten Fall den Zusammenbruch. Und wie jeder Mensch und jedes Unternehmen hat auch der Staat nur begrenzte Ressourcen. Ich habe lange und oft darüber geschrieben, warum gerade die staatlichen Fähigkeiten besonders beschränkt sind.

                  Soweit Sie mich aufmerksam lesen (woran ich nach Ihrem Kommentar Zweifel habe), so kritisiere ich typischerweise die Überdehnung des Staates. Der Staat übernimmt zu viele Aufgaben, will immer mehr regeln und überfordert sich damit. Wer sich übernimmt, kann seine eigentlichen Aufgaben nicht erfüllen.

                  Als einziger Bereich der Volkswirtschaft hat der Staat zuletzt sein Personal aufgestockt trotz aufziehender Demographiekrise. Aber seine Produktivität ist gering. Alles was sich bei diesen schlimmen Fällen zeigte, war, dass die Beamten schlicht mit Arbeit überfordert waren. Der Bereich der Migration macht dabei keine Ausnahme: Sie kritisieren z.B. Vollzugsdefizite im Steuerrecht und spontan fällt mir das Vollzugsdefizit bei säumigen Unterhaltszahlern ein. Wie wollen Sie das Vollzugsdefizit beseitigen ohne Reduzierung des Aufgabenvolumens?

                  Konkret werfen die linken Parteien Friedrich Merz vor, sich von der Demokratie zu entfernen. Doch es sind doch SPD und Grüne, die seit vielen Jahren (!) eine Politik blockieren, dem Mehrheitswillen zur Geltung zu verschaffen. Die Migrationskrise gibt es seit 2015, für die Bürger mehr als ausreichend Zeit, sich ein Bild zu machen und eine Meinung zu bilden.

                  Sie argumentieren seit Jahren in einer Blase: Die Erwerbsbevölkerung schrumpft allein in den nächsten 5 Jahren dramatisch um 3 Millionen Menschen. D.h. in der Konsequenz, es gibt nicht nur weniger Menschen als Anwälte und Maschinenschlosser, sondern auch als Steuerfahnder, Pfleger und Erzieher. Wenn Sie argumentieren wir bräuchten einfach mehr Personal in den sozialen Einrichtungen, dann ist das ignorant gegenüber der demographischen Entwicklung.

                  Das Dümmste, was ein Land tun kann, dessen Erwerbsbevölkerung schnell schrumpft und die Zahl von Rentnern (Transferempfänger) auf Rekordhöhen schrauben wird, ist, zusätzliche Menschen aufzunehmen, die auf Unterstützung angewiesen sind und am Wohlstand des Landes zapfen. Die meisten Menschen verstehen das: Sie sind für das Bleiberecht gut integrierter und sich selbst unterhaltender Migranten und für die massenweise Abschiebung und Blockade des Zuzugs nicht Integrationsfähiger.

                  Ich hatte es bereits geschrieben: Der Gesetzesvorschlag der Union (!) war nach erster Lesung im Innenausschuss beraten worden. Er deckt sich im Grunde mit einer Vereinbarung der Ministerpräsidenten und enthält eigentlich nur Punkte, der Sozialdemokraten zustimmen könnten.

                  Die SPD argumentierte deswegen im Bundestag auch nicht gegen das Gesetz, sondern die „Haltung“ der CDU. Der Wähler hat nun Klarheit, wer für was steht. Und das ist in einer Demokratie doch wünschenswert, oder?

                  • CitizenK 3. Februar 2025, 11:36

                    Die Aussage „ich habe noch keinen einzigen fähigen Beamten getroffen“ (aus dem Gedächtnis) kann sich nicht auf die Überdehnung staatlicher Befugnisse beziehen. Warum Sie in diesen Fällen die Behörden verteidigen, erschließt sich mir nicht. In Magdeburg sollte ein Streifenwagen die Zufahrt blockieren. Bei 18 anhängigen Strafverfahren in Aschaffenburg hätte man aktiv werden müssen. Beides hätte nicht mal Geld gekostet.

                    • Stefan Pietsch 3. Februar 2025, 14:25

                      Ich sage seit vielen Jahren „keinen fleißigen Beamten“, weil Fleiß sich beim Staat nicht lohnt.

                      Das BAMF hat nur Kapazitäten in Personal und Sachressourcen, um X Fälle im Jahr zu bearbeiten. Wenn jährlich X * Faktor 2 kommen, ist das eine Überforderung.

                      Und bitte, ich komme seit 35 Jahren regelmäßig nach Berlin. Die Weihnachtsmärkte, insbesondere am Breitscheidplatz, waren immer schön und offen. Bis 2015. Seit dem ist der Breitscheidplatz in den Weihnachtsmonaten ein Hochsicherheitstrakt, weite Abriegelungen, hohe Polizeipräsens, Betonblöcke, Fahrbahnsperrung und Umleitungen.

                      Das kostet kein Geld? Das kostet keine Personalressourcen? Das ist nicht störend? Nun ja. Jedenfalls, den Polizisten, den Sie am Breitscheidplatz abstellen, kann dann nicht zum Alex. Das ist die Überdehnung im Kleinen.

                    • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 16:21

                      Ich kenne massenhaft sehr fleißige Beamte.

                    • Stefan Pietsch 3. Februar 2025, 16:36

                      Tatsächlich? Dann können sie nicht rechnen.

                      Es gibt fleißige Menschen, die (zufällig) Beamte sind. Aber sie entfalten – zumindest nach einiger Zeit – ihren fleißigen Charakter nicht auf der Arbeit, sondern außerhalb. Ich wäre mit Sicherheit als Beamter auch nicht fleißig, weil ich nicht altruistisch veranlagt bin. Es zahlt sich nicht aus, nicht auf der Karriereleiter und nicht im Portemonnaie.

                      Und die wenigsten Menschen sind dumm. Beamte rechne ich auch nicht dazu.

                    • Stefan Sasse 6. Februar 2025, 16:40

                      Dein Menschenbild ist halt völlig kaputt.

                    • Thorsten Haupts 6. Februar 2025, 22:40

                      Das Lustige ist: Selbst wenn alle Menschen ökonomische Vorteilsmaximierer wären, hätte Stefan P. immer noch nicht Recht. Beamter zu sein hat auch ökonomisch messbare Vorteile, das reine Nettogehalt alleine ist nur ein Ausschnitt der Wahrheit.

                • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 22:33

                  @ CitizenK 2. Februar 2025, 18:13

                  Ich schicke das sicherheitshalber nochmal vorweg: Wenn es nach mir geht, würden wir alle freiwillig hier behalten und so nachdrücklich wie möglich aus den Sozialkassen in Jobs bringen. Kriegt unser Staat derzeit leider nicht hin. Meine Beiträge zielen auf die politischen Aspekte.

                  Es stimmt ja, dass Linke und Grüne die Probleme zu wenige benannt haben …

                  Das ist eine überaus verfälschende und verharmlosende Wahrnehmung: Jeder Diskussionsansatz seitens der CDU zu härterem gesetzeskonformen Umgang wurde von der SPD und den Grünen zu einer Diskussion über die AfD gemacht.

                  Dass so keine der gerade von Olaf Scholz vielbeschworenen „gemeinsamen“ bzw.“konstruktiven“ Lösungen entstehen können, liegt da wohl auf der Hand; entweder man nimmt die Politik der SPD und der Grünen, oder man ist ein Nazi. Dass die Union versuchte, diesem Kreislauf zu entrinnen, ist für mich hochverständlich. Des Kanzlers Aufregung über die angebliche Basta-Politik von Friedrich Merz ist daher entweder Wähler- oder Eigentäuschung (soll heißen, dass ich es durchaus für möglich halte, dass Scholz es in seinem „gerechten Zorn“ gar nicht mehr mitkriegt, wie sehr er neben der Spur läuft).

          • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 13:54

            Jupp.

            • Erwin Gabriel 2. Februar 2025, 17:06

              @ Stefan Sasse

              Jupp.

              Davon auszugehen, dass im Wahlkampf stehende Parteiführer vorrangig „an Deutschland“ denken, ist naiv.

              • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 07:40

                Ich denke, das schließt sich nicht aus. Ich nehme den Leuten ab, dass sie der Überzeugung sind, dass ihre Forderungen das beste für Deutschland sind. Und das Beste für Deutschland kann man nur erreichen, wenn man Wahlen gewinnt.

                • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 11:29

                  @ Stefan Sasse 3. Februar 2025, 07:40

                  Ich denke, das schließt sich nicht aus.

                  Ich nehme keiner Partei ab, dass sie zugunsten des Gemeinwohls auf Stimmen verzichtet.

                  Die CDU kämpft gegen die AfD, die SPD gegen die Union. Kannst ja selbst darüber nachdenken, was besser ist für unser Land.

                  • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 16:20

                    Die CDU kämpft massiv gegen die Grünen. Was ist besser für unser Land? Letztlich sieht das jede*r auch durch die eigene parteiideologische Brille. Und ich nehme denen tatsächlich ab, dass sie auf mögliche Stimmen verzichten. So beliebig sind Parteien nicht.

                    • Stefan Pietsch 3. Februar 2025, 16:39

                      Die CDU kämpft gegen die Grünen, weil deren Lösungskonzepte konträr zu den eigenen Überzeugungen und der der Stammwählerschaft stehen. Sie kämpfen gegen die Grünen, weil den meisten ihrer Wähler eine Koalition nicht mehr vermittelt werden kann. Übrigens lehnen die grünen Anhänger ebenso die CDU und insbesondere Merz ab, nur ist die Union die einzige Koalitionsoption, um noch Gestaltungsmacht zu bekommen.

                      Aber dafür sind Wahlen doch da, dass sie den Streit zwischen konträren Konzepten entscheiden. Sonst könnte man es ja gleich sein lassen.

                    • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 18:48

                      @ Stefan Sasse

                      Die CDU kämpft massiv gegen die Grünen.

                      Ich habe mich wohl unklar ausgedrückt. Dass sich die Parteien im Wahlkampf dort untereinander beharken, wo sie unterschiedliche Sichtweisen und Konzepte haben, sollte klar sein.

                      Aber wenn Du auf das Thema „Kampf den Rechtsextremen“ schaust, versucht die aktiv bedrohte Union, Boden gutzumachen. SPD und Grüne haben das in dieser Form nicht nötig, da sie nicht in derart direkter Konkurrenz zur AfD stehen.

                      Die Union kämpft beinhart gegen rechtsaußen, indem sie versucht, bei wählerrelevanten Themen, die die AfD besetzt hat (und die von der SPD und den Grünen sowie von der Merkel-CDU jahrelang ignoriert wurden), wieder Fuß zu fassen. SPD und Grüne „kämpfen“ gegen rechtsaußen, indem sie versuchen, die Union und die AfD gleichzusetzen; dass es die SPD ist, die sich dabei sprachlich auf das Gossen-Niveau der AfD herunterbegibt, macht es nicht besser.

                      Wie gesagt, meine Einstellung zum Thema Migration ist eher integrativ, und ich bin kein Union-Wähler. Aber was speziell die SPD da abzieht, ist seit vielen Jahren das demokratiefeindlichste und übelste, was mir untergekommen ist.

                    • Stefan Sasse 6. Februar 2025, 16:43

                      Ah, verstehe. Die Grünen haben also auch beinhart gegen die Klimakleber gekämpft, indem sie mehr Klimaschutz gefordert haben? Oder Habeck hat mit dem Heizungsgesetz in Wirklichkeit gegen Radikale gekämpft, beinhart sogar?

                      Und ich akzeptiere die Argumentationsrichtung gerne, aber dann muss sie in alle Richtungen gelten.

                    • Erwin Gabriel 9. Februar 2025, 01:16

                      @ Stefan Sasse 6. Februar 2025, 16:43

                      Ah, verstehe.

                      Nein, tust Du offenbar nicht.

                      Und ich akzeptiere die Argumentationsrichtung gerne, aber dann muss sie in alle Richtungen gelten.

                      Deine Vergleiche sind konstruiert und kindisch, und Du bist klug genug, dass selbst zu verstehen.

      • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 08:47

        Nun, das überrascht ja kein bisschen. Sie standen Merz mit Sicherheit immer skeptisch bis ablehnend gegenüber, ob dies zu seinen politischen Zielen wie Steuerreform, Leitkulturdebatte, Opposition zu Merkel, Übernahme des Parteivorsitzes usw. war. Sie haben, wie auch von mir, jede negative Einschätzung über ihn aufgesogen, aber – da bin ich mir sicher – keinen positiven Aspekt einwirken lassen. Trösten Sie sich, so geht es den meisten bei der Auswahl von Menschen.

        Da eine Mehrheit eine tendenziell negative Einstellung zu Merz hat und eine große Mehrheit negativ über eine Zusammenarbeit mit der AfD denkt, werden sich seine Popularitätswerte jetzt nach unten verschieben. Nicht gravierend, das denke ich nicht, aber in der Tendenz. Allerdings wäre es vermutlich anders gewesen, wäre das Gesetz durchgekommen. Denn erstens wünscht sich das eine übergroße Mehrheit und zweitens lieben Menschen die Sieger.

        Das Scheitern wird auf das Konto der AfD einzahlen, nicht bei der SPD. Und deswegen urteilt die ausländische Presse völlig korrekt: der SPD zumindest ging es um die Partei, nicht das Land.

      • Ariane 2. Februar 2025, 20:11

        Zitat Citizen:
        Erstaunlich, wie unterschiedlich man das sehen kann.

        Ich sehe einen künftigen Kanzler, auf dessen Wort man sich nicht verlassen kann. Der sich jederzeit unter einem Vorwand an sein Geschwätz von gestern nicht mehr gebunden fühlt. Dem es (ggf. in einer Minderheitsregierung) egal ist, wer zustimmt.

        Würde ich erstmal wie Stefan sehen, dass man es danach bewertet, wie man allgemein zur CDU steht. Aber auch, weil es meiner Meinung nach das Timing drei Wochen vor der Wahl insgesamt schwer macht, die Sachen einzuschätzen.

        Im Ernst kann ja kein Mensch einschätzen, was jetzt große Überzeugung ist und was Wahlkampfgetöse, dazu noch die Konstellation, dass Merz gleichzeitig wahlkämpfender Oppositionsführer ist und so eine Art Reservekanzler, der am 24.2. irgendeine Art von Regierung zusammenschneidern muss.

        • CitizenK 3. Februar 2025, 09:57

          Ich kann Dir da nicht folgen. Obwohl ich in der Tat auf vielen Politikfeldern die CDU nicht mag, in einem zentralen Punkt hatte ich mich auf die Zusage von Merz verlassen: „Nicht mit diesen Leuten“. Der hat für mich jetzt Priorität, und da fühle ich mich massiv getäuscht, Wahlkampf hin oder her.

          • Ariane 3. Februar 2025, 18:50

            Ich kanns abschließend noch nicht beurteilen, ich glaub ihm schon, dass er in drei Wochen keine Koalition will – oder irgendeine wilde Minderheitskombi.

            Und: meine persönliche Meinung kann der CDU und Merz auch ziemlich egal sein. Ich bin links, ich muss nicht zweimal nachdenken, wie ich das alles finde. Es beeinflusst meine Wahlentscheidung aber nicht.
            Und im Gegensatz zu linken Parteien weiß die CDU das auch ziemlich genau.

          • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 22:56

            @ CitizenK 3. Februar 2025, 09:57

            … in einem zentralen Punkt hatte ich mich auf die Zusage von Merz verlassen: „Nicht mit diesen Leuten“.

            Er macht nichts „mit diesen Leuten“. Das könntest Du sagen, wenn sie miteinander koalieren oder mindestens gemeinsame Absprachen treffen würden. Die gemeinsame Abstimmung zu einem Thema, dem sich SPD und Grüne seit Monaten verweigern, indem sie ständig die AfD- bzw. Nazi-Keule schwingen, gehört nicht dazu.

            Die AfD sitzt in mehreren Landesparlamenten und stimmt dort mit ab. Immer wieder passiert es, dass eine Partei sich als „Partner“ bzw.Mitabstimmer mit der AfD sieht; im Düsseldorfer Landtag passiert das immer wieder auch der SPD, da sie wie die AfD in der Opposition sitzt. Würde man grundsätzlich jeden Gesetzesentwurf, dem die AfD zustimmt, nicht einbringen, wäre Regieren nicht mehr möglich.

            Wir hatten das Thema an anderer Stelle schon mal: Ich (bzw. auch Du) wirst in ALLEN Wahlprogrammen Themen finden, die Dir zusagen. Du wirst in ALLEN Wahlprogrammen Themen finden, die Dir gegen den Strich gehen.

            Wenn nun die Union auf Themen oder Vorschläge kommt, soll sie die grundsätzlich nicht zur Abstimmung bringen dürfen, nur weil die AfD auch zustimmen würde? Das ist jedenfalls die Meinung von Robert Habeck und Lars Klingbeil. Und es würde bedeuten, dass diese Parteien darüber entscheiden, was die CDU zur Abstimmung bringen darf und was nicht. Und die SPD und die Grünen halten sich auch noch für clever deswegen …

            Wie kann man nur eine Partei, die man um praktisch jeden Preis an der Machtteilhabe hindern will, so mächtig machen?

            Der hat für mich jetzt Priorität, und da fühle ich mich massiv getäuscht, Wahlkampf hin oder her.

            Da verstehe ich Dich nicht. Mal davon ab, dass Du die CDU eh nicht wählen würdest – was ist passiert? NICHTS. Bedeutet diese gemeinsame Abstimmung denn, das die Union eine Koaltion mit den Rechtsextremen anstrebt? Wirklich?

            Falls Du das glaubst, macht eine Diskussion mit Dir keinen Sinn. Falls Du das nicht glaubst, worüber regst Du Dich auf?

          • Erwin Gabriel 4. Februar 2025, 11:39

            @ CitizenK 3. Februar 2025, 09:57

            Nachtrag:

            Die Union hatte einst ein Gesetz eingebracht, dass von der Ampel sbgelehnt wurde. Die FDP sperrte sich zwar mit Bauchschmerzen, aber sie trug die Regierungsentscheidung mit.

            Nach Aschaffenburg wollte Merz eine rasche Reaktion. aufgrund unserer Gesetzgebungsverfahren (1. Lesung, Beratung; 2.Lesung, Beratung; 3. Lesung, Abstimmung) hätte es ein neues Gesetz nicht mehr durchs Parlament geschafft.

            Politik geht gelegentlich eigenartige Wege: Die AfD hatte angedroht, den bereits beratenen Gesetzesentwurf selbst einzubringen. Das hätte die Union vor die Wahl gestellt, entweder einem AfD-Antrag zuzustimmen oder gegen den eigenen Gesetzesentwurf stimmen zu müssen. In dieser Situation hat Merz sich entschlossen, selbst den Antrag zu stellen.

            Der Rest-Ampel war diese Situation bewusst. Wären Grüne und SPD ein ausreichend großes Stück weit auf die Union zugegangen, hätten die demokratischen Parteien der Mitte gemeinsam Stärke gezeigt. Aber Scholz entschied sich, diese Klemme von Friedrich Merz auszunutzen, um ihn in die rechtsextreme Ecke zu rücken und sich (und der AfD) einen Vorteil zu verschaffen. Nicht die erste linke Nummer von Scholz.

            Aber bei Dir ist die gewünschte Botschaft wohlangekommen.

            • Stefan Pietsch 4. Februar 2025, 12:19

              Exakt.

              Übrigens hatte Merz Rot-Grün im November 2024 vorgeschlagen, nur Anträge einzubringen, die vorher mit den Regierungsparteien abgestimmt sind. Dies bezog sich auch explizit (ich empfehle dazu die Originalaufnahme zu hören) auch auf die Tagesordnung. Rot-Grün hat als erstes gegen diese Vereinbarung verstoßen. Wir hatten vor wenigen Wochen die Debatte hier. SPD und Grüne dürfen mit der AfD stimmen, die Union soll gegen ihren eigenen Gesetzesvorschlag stimmen.

              Robin Alexander wies in seinem Podcast darauf hin, dass es eine ähnliche Situation vor Jahren in Sachsen-Anhalt gab. Die CDU war immer gegen Gebührenerhöhungen des ÖRR und verhielt sich bei Abstimmungen entsprechend. Auch die LINKE und die AfD lehnten Gebührenerhöhungen ab. 2020/2021 überlegte es sich die LINKE anders und stimmte für die Gebührenerhöhung. Damit blieben als Gegner die CDU und die AfD. Nun wurde öffentlich gefordert, auch die CDU müsse ihre Position ändern (also der LINKEN folgen!), weil sie sonst allein mit den Verfemten ständen.

              Politik aus dem Tollhaus. Und der Bürger wendet sich mit Grausen.

            • CitizenK 4. Februar 2025, 14:14

              Das bedeutet doch, dass sich die CDU in der Migrationspolitik überhaupt nicht von der AfD unterscheidet. Trotz aller Bedenken wegen Verfassung und Europarecht.

              Und Merz wusste sich gegen diese AfD-Finte nicht anders zu helfen? Die Linke hat diesen Trick ja früher auch mal versucht, die SPD hat sich aber klar abgegrenzt: Nicht mit diesen Leuten.

              • Erwin Gabriel 4. Februar 2025, 22:08

                @ CitizenK 4. Februar 2025, 14:14

                Das bedeutet doch, dass sich die CDU in der Migrationspolitik überhaupt nicht von der AfD unterscheidet.

                Ja, und? Ich verstehe hier Deinen Denkansatz nicht.

                Man kann (übertrieben formuliert) der Meinung sein, dass angesichts der 7stelligen Zahl an braven Zugereisten alle paar Wochen ein Attentat wie Magdeburg oder Aschaffenburg keine große Rolle spielt. Man kann (übertrieben formuliert) der Meinung sein, dass die bisherigen Vorfälle und Attentate bei weitem ausreichen, um unsere Asyl- und Einwanderungspoliootik zu kippen. Es gibt für beide Sichtweisen gute Argumente, ich habe für beide Sichtweisen Verständnis.

                Was man dagegen nicht, keinesfalls, unter keinen Umständen machen sollte, ist, zu schauen, was die AFD macht, um dann dagegen zu sein. Denn dann bestimmt die AfD Deine Politik, nicht mehr Du selbst.

                Ich bin hier ganz klar für eine sachliche, Argument-basierte Diskussion, und die wird gerade von Rot-Grün verhindert. Es kann nicht sein, dass diese beiden Parteien jede Diskussion über eine Reglementierung des Flüchtlingszuzugs bzw. zur Begrenzung illegaler Einwanderung zu einer Diskussion über die AfD machen.

                Trotz aller Bedenken wegen Verfassung und Europarecht.

                Auch das ist eine Sicht, dass ich nicht verstehe.

                Zur Verfassung:
                In unserem Grundgesetz gibt es den Artikel 16, der das Thema Asyl regelt:
                (1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.
                (2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemeinschaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten sichergestellt ist.

                Wenn es also Menschen gibt, die aufgrund ihrer Einreise aus einem sicheren Drittland keinen Anspruch auf Asyl und Aufenthalt bei uns haben, muss ich sie doch auch nicht einreisen lassen.

                Zum Schengen-Abkommen:
                • Das Passieren der Binnengrenzen ohne Passkontrolle als Prinzip der Schengener Abkommen wurde seit der Flüchtlingskrise in Europa 2015/2016 von mehreren europäischen Ländern außer Kraft gesetzt, nachdem einzelne Mitgliedstaaten die Sicherung der Außengrenzen der Europäischen Union gefährdet sahen.
                • Von März bis Juni 2020 waren wegen der COVID-19-Pandemie zahlreiche Grenzen zwischen Mitgliedstaaten geschlossen. Im Februar 2021 kam es wegen der Pandemie erneut zu Grenzschließungen.
                [Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Schengener_Abkommen#Personenkontrollen%5D.

                Zur Richtlinie 2013/33/EU (Aufnahmerichtlinie):
                • Staaten sollen anhand relevanter Bezugsgrößen den Umfang der Unterstützung für Flüchtlinge bestimmen. Sie können dabei Asylsuchenden jedoch eine weniger günstige Behandlung als Staatsangehörigen zukommen lassen.

                Zur Verordnung (EU) Nr. 604/2013 (Dublin III):
                • Demnach ist derjenige Staat verpflichtet, das Asylverfahren durchzuführen, in dem die asylsuchende Person zum ersten Mal die EU-Grenzen irregulär überschreitet.

                Nun frage ich mich, an welcher Stelle Deiner Meinung nach die Forderungen der Union Grundgesetz oder EU-Vereinbarungen verletzen.

                Die Linke hat diesen Trick ja früher auch mal versucht, die SPD hat sich aber klar abgegrenzt: Nicht mit diesen Leuten.

                Wenn Du eine Auflistung machst, an welchen Stellen und wie oft die SPD mit den Linken oder der AfD zusammen abstimmte, wirst Du deutlich mehr Fälle finden als zu CDU und AfD. Was ein Stück weit dadurch erklärbar ist, dass in der Regel in den Bundesländern die CDU in der Regierung ist, SPD und AfD gemeinsam in der Opposition (so wie jetzt Union und AfD). Aber wenn Du soooo konsequent argumentierst, dürfte auch bei der SPD keine Zusammenarbeit kein zufälliges gemeinsames Abstimmverhalten erfolgen; gibt es aber.

                Und im aktuellen Fall hat die Union laut und deutlich nicht nur in den vergangenen Monaten, sondern auch speziell bei diesem Antrag SPD und Grüne um Unterstützung gebeten, weil man eben nicht mit der AfD zusammengehen wolle. Hat die Restampel abgelehnt und die Entscheidung scheitern lassen, nur um zwei Tage später mit ähnlichen Vorschlägen herauszurücken.

                Und nun tut die SPD (und Du als braver Follower auch) so, als wäre es nicht nur das erklärte Ziel der Union gewesen, mit der AfD eine gemeinsame Basis zu finden, sondern unterstellt auch, dass Merz mit der AfD nach der Wahl in die Regierung wolle.

                Unter uns – das ist nur noch schäbig. Ich war 29 Jahre lang – von 1976 bis 2005 – SPD-Stammwähler, und bin regelrecht entsetzt über „meine Ex-Partei. Ich habe ein derart unseriöses und gesellschaftsschädigendes Verhalten noch nicht erlebt.

                Das Ergebnis ist nicht nur, dass die CDU geschwächt wurde, was selbstverständlich in der Absicht der SPD (und der Grünen) lag, sondern auch, dass man offenbar die AfD durchaus wählen kann, wenn sogar die Union über eine gemeinsame Regierung nachdenkt; denn dass die CDU in den drei Jahren nach Merkel zu einer rechtsextremistischen Partei verkommen ist, wird wohl niemand mit gesundem Menschenverstand annehmen.

                • CitizenK 5. Februar 2025, 06:46

                  Danke für die ausführliche Antwort. Wo anfangen?
                  Wer wen aus Wahltaktik vor führen wollte, liegt wohl wirklich im Auge des Betrachters.Vertreter von SPD und Grünen waren direkt vor der Abstimmung noch im Büro bei Merz. Danach auf einer Wahlveranstaltung hat er darüber gespottet.
                  Für mich hat die Verhinderung von Gewalttaten durch Flüchtlinge absoluten Vorrang. Wenn Grenzkontrollen helfen, bin ich dafür. Wirken aber nicht kurzfristig. Allein in Nachbarkreis gibt es lt. dem Landrat mehr als ein Dutzend solcher „Zeitbomben“. Die Behörden seien machtlos. Rechtsstaat wie bei inländischen Bedrohern auch. Erst möglich, wenn etwas passiert ist.
                  Migrantische Gefährder wollen auch SPD und Grüne abschieben. Wenn möglich. Wenn nicht: Sollen wir Internierungslager einrichten? Verfassungsrechtlich kaum möglich.
                  Ich schaue nach Dänemark, oft meine Referenz in Sachen guter Politik. Beobachter vergleichen die Zustände in den Abschiebeknästen mit Gefängnissen in Russland. Das ist keine Referenz mehr für mich. Das Land hat auch nur eine kurze Landgrenze. Um seine ethnische Reinheit zu erhalten, wird zwangsweise umgesiedelt. Angeblich werden deshalb sogar Siedlungen abgerissen. Auch kein Vorbild.

                  Deshalb finde ich die Kompromisslose Haltung von Merz fatal: Wir und die AfD gegen die anderen. Das führt zu keiner guten Lösung. Ohne Kompromisse bleibt Merz nur die von der AfD tolerierte Minderheitsregierung. Deshalb rege ich mich auf.

                  • CitizenK 5. Februar 2025, 08:09

                    Nachtrag (auch im Hinblick auf den Kommentar von Ralf)

                    Früher waren wir uns mal einig, dass Gesetze eingehalten werden müssen, solange sie gelten. Wenn sie falsch sind, müssen sie geändert werden. Das gilt auch für Europarecht.
                    Im Rückblick ist es unverständlich, dass all die Jahre Politik gemacht wurde, als gäbe es „Dublin“ nicht oder es wäre mangels Ressurcen nicht umsetzbar.
                    Das fällt uns jetzt auf die Füße, nicht nur den „Progressiven“. Konservative und Liberale waren voll mit dabei. Deshalb sollten sie jetzt nicht so tun, als wären nur die anderen schuld. Und Lösungen suchen, nicht mit dem Kopf durch die Wand.

                    • Erwin Gabriel 5. Februar 2025, 10:07

                      @ CitizenK 5. Februar 2025, 08:09

                      Das fällt uns jetzt auf die Füße, nicht nur den „Progressiven“. Konservative und Liberale waren voll mit dabei. Deshalb sollten sie jetzt nicht so tun, als wären nur die anderen schuld.

                      „Schuld an der Situation“:
                      Da stimme ich Dir zu, da waren alle, die was zu sagen hatten, dabei (selbst wenn es im Fußvolk der Parteien deutliche Unterschiede gab; das hat schon ordentlich geknirscht im Gebälk, als der damalige Union-Fraktionschef Ralph Brinkhaus Merkels Politik in den Ortsvereinen durchsetzen musste).

                      Schuld daran, dass sich nichts ändert:
                      Da sehe ich deutliche Unterschiede. Das Grummeln in der CDU war schon in den letzten Jahren deutlich hörbar, und die Ampel-Regierung hat sich gegen jede
                      Lockerung gesperrt. Am Schluss gab es ein paar Maßnahmen, die aber bei weitem nicht ausreichten, die Situation in den Griff zu kriegen.

                      Und Lösungen suchen, nicht mit dem Kopf durch die Wand.

                      Hat die Union seit Monaten; nach jedem Anschlag konntest Du Merz lauter hören.

                      Hab Olaf Scholz bei Maischberger gesehen. Der sagte klar, dass es nicht angehen kann, dass Merz dem Kanzler sage, wo es langgeht.

                  • Stefan Pietsch 5. Februar 2025, 10:00

                    Ich greife Erwin mal vor, weil die Struktur wieder interessant ist.

                    Zuerst zum Prinzipiellen. Eine Zweidrittel-Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet den Gesetzesentwurf der CDU. Jede Partei, die diese satte Mehrheit nicht ansprechen würde, sollte aufhören Politik zu machen. Demokratie, auf die sich die Linken in diesen Tagen berufen, bedeutet Herrschaft des Volkes, nicht der Parteien. Bei einer derart satten Mehrheit braucht man auch in der parlamentarischen Demokratie keine Kompromisse mehr.

                    Nun sehen die Mehrheiten im Bundestag anders aus. Aber es gibt zwei Dinge zu beachten: Erstens ist dieser Bundestag in wenigen Tagen Geschichte. Zweitens befindet sich die Union in der Opposition. Dort werden keine Koalitionsbündnisse geschlossen, weil sie sinnlos sind. Aber: Das Parlament diktiert der Regierung die Gesetze, nicht umgekehrt. Eine Regierung ist gezwungen, jedes Gesetz umzusetzen, welches das Parlament beschließt. Diese Regeln haben die linken Parteien SPD, Grüne und Linkspartei seinerzeit in Hessen genüsslich ausgeweidet, als Ypsilanti mit der Regierungsbildung gescheitert war und Ministerpräsident Koch ein Jahr lang keine Mehrheit hatte. Niemand hat sich darüber aufgeregt und kein Linker hat nach Kompromissen mit der Regierung geschrien.

                    Sie denken in Parteien. Doch die Wähler sortieren sich nicht nach Parteien, sondern nach Milieus. Eine kleine Minderheit von 20% steht in der Opposition. Nur führt sich diese so auf, als wäre sie die große Mehrheit („Wirsindmehr!“). Allein die AfD bekommt in den Umfragen mehr Zustimmung als dieses kleine Gruppe zahlenmäßig ausmacht. Das ist eine völlig Verkehrung der Verhältnisse.

                    Als in der Pandemie eine satte Mehrheit gegen mich stand, zeigten sich Mitbürger wie Sie auch kompromisslos. Ihr einziges Angebot für die Gegner der Grundrechtseinschränkungen: Warten, bis es einen Impfstoff gibt. Als es den gab, weiter warten (Aufkündigung des eigenen Kompromissangebots).

                    Bekanntlich gab es auf Initiative der FDP vor der Sitzung des Bundestages am vergangenen Freitag stundenlange Gespräche. SPD und Grüne ließen keine Bereitschaft erkennen, in irgendeiner Form dem Gesetzesvorschlag, der monatelang im Ausschuss lag, zuzustimmen. Abgelehnt wurde, was selbst SPD-Ministerpräsidenten und Landräte fordern. Also, mit wem sollte eigentlich ein Kompromiss geschlossen werden? Mit der ziemlich linken SPD-Fraktion, in der jeder Fünfte von den Jusos kommt und die bald halbiert werden, weil der Wähler es so will?

                    SPD und Grüne zeichneten sich mehr als drei Jahre durch Untätigkeit aus. Bis heute blockieren die Grünen den Ausweis sicherer Herkunftsländer, die die Prozesse vereinfachen und Abschiebungen erleichtern würden. Der Wähler hat vor Augen geführt bekommen, dass es sich bei den linken Parteien lediglich um Semantik handelt.

                    Interessant ist, was Sie alles als „verfassungsrechtlich nicht möglich“ abbügeln. Woher haben Sie diese Einschätzungen? Von den Regierungsparteien SPD und Grüne? Eigene rechtliche Kenntnisse? Stellungnahmen von ehemaligen Verfassungsrichtern? Vor einigen Wochen vertrat Stefan die Ansicht, die Regierung wäre im November 2023 mit ihren Haushaltstricks nur gescheitert, weil der Finanzminister Lindner diese nicht richtig genug begründet hätte.

                    Karlsruhe hat in den letzten Jahren, nicht zuletzt während der Pandemie, aufgezeigt, dass das letzte Wort bei grundsätzlichen Fragen – und die Migration ist eine grundsätzliche Frage, welche die Prinzipien der Gesellschaft berühren – der Bundestag bzw. der Souverän selbst haben muss und nicht das Gericht.

                    Sie erklären, dass Sie keine Verhältnisse wie im Rest Europas haben möchten: Dänemark gefällt Ihnen nicht, Schweden dann mit Sicherheit auch nicht, die Niederlande nicht, Frankreich, Spanien und Italien schon gar nicht. Polen und die übrigen osteuropäischen Staaten lassen wir ganz unerwähnt. Trotzdem wollen Sie sich an Europa orientieren. Wie geht das zusammen?

                    Die Linken verweigern sich einer auf der Hand liegenden Erkenntnis: Die Begrenzung von Zuwanderung funktioniert nur mit Abschreckung. Wer kein Bleiberecht hat, muss abgeschreckt werden und ihm das Bleiben so unangenehm wie möglich gemacht werden – weil, sonst bleibt er. Wer nicht dazu bereit ist, sollte nicht davon reden, dass er für die Abschiebung von abgelehnten Asylbewerbern sei.

                    Ich habe es schon vor 10 Jahren geschrieben: Wenn Sie den Sozialstaat erhalten wollen (was Ihre Position ist), dann werden Sie wie die Skandinavier und die Niederländer die Zuwanderung eng begrenzen müssen. Wenn Sie großzügige Flüchtlingsregeln wollen, werden Sie den Sozialstaat auf Basics zurückführen müssen. Großzügiger Sozialstaat und offene Grenzen für Drittstaatler geht nicht zusammen. Das versteht man, als auch die politische Linke, in jedem Land. Nur nicht in Deutschland.

                    • Stefan Sasse 6. Februar 2025, 17:50

                      Zuerst zum Prinzipiellen. Eine Zweidrittel-Mehrheit in der Bevölkerung befürwortet den Gesetzesentwurf der CDU. Jede Partei, die diese satte Mehrheit nicht ansprechen würde, sollte aufhören Politik zu machen.

                      Reichensteuer. Mindestlohn. Rückzug aus Afghanistan. Alles Zwei-Drittel-Mehrheiten. Hat dich nie interessiert.

                    • Stefan Pietsch 6. Februar 2025, 20:40

                      Der Witz ist: 2020 befürwortete eine Mehrheit die Abschaffung des Solis, die Reichensteuer, für alle. Ja, der Mindestlohn ist populär, und ich habe mich selbst 2007 nicht prinzipiell dagegen gewehrt. Übrigens habe ich hier dazu einen Artikel verfasst. Dein Vorwurf ist also daneben und von Vorurteilen geprägt. Dazu: beides sind politische Maßnahmen, aber nichts, was die Grundfesten des Landes berührt.

                      Zum Afghanistan-Einsatz: Ich habe ja schon 2001 Politik verfolgt. Im November 2001, noch unter dem Eindruck von 9/11, stand eine Zweidrittel-Mehrheit hinter Schröders Politik. Abweichler wie Ströbele waren wie meistens in ihrer Vita in der Minderheit. Erst im Verlauf, ich kann das zeitlich nicht eingrenzen, drehte sich die Stimmung und änderte sich zu den von Dir beschriebenen Relationen.

                    • Stefan Sasse 7. Februar 2025, 06:26

                      Worauf willst du raus? Dass der Mehrheitswille inkohärent ist? Gratulation, exactly my point. Ich sage seit Jahren, dass das keine Rolle spielt. Relevant sind politische Mehrheiten. Wenn den Leuten etwas so wichtig ist, dann müssen sie entsprechend wählen.

                    • Stefan Pietsch 7. Februar 2025, 09:13

                      Nein. Du solltest meine Linien kennen so wie ich Deine Linien kenne.

                      Du kannst nicht behaupten, dass bei einer so entscheidenden Frage wie einem längeren Militäreinsatz out of area kein gesellschaftliches Commitment bestand. Das war aber Deine Behauptung. Die Meinung in der Gesellschaft hat sich dann über Jahre gedreht und die Politik hat darauf reagiert. Ich bin da Opposition, aber ich respektiere die Meinungsänderung. Was ich übrigens nicht respektiere, ist, wenn man die Konsequenzen seiner Entscheidung von sich weist. Man kann nicht die militärische Unterstützung aufgeben und im nächsten Atemzug darüber klagen, dass die Taliban alles überrannt und die Frauen wieder in die Sklaverei gezwungen hätten. Beides gehört zusammen.

                      Aber das ist ein anderes Thema. Die Bürger wählen ja eindeutig. Im Bundestag sitzt entweder eine Mehrheit oder wird es in wenigen Tagen, die ganz klar bereit ist, eine andere Migrationspolitik durchzusetzen. Damit dies nicht passiert, versucht eine kleine Minderheit mit extremen Verunglimpfungen gemeinsame Abstimmungen zu verhindern. Obwohl die Wähler der AfD genauso ein Recht haben, in der Demokratie gehört zu werden, sollen sie prinzipiell aus den Rechnungen herausgenommen werden.

                      Akzeptierst Du, dass eine deutliche Mehrheit eine andere Migrationspolitik will und auch wählt?

    • Ariane 2. Februar 2025, 19:57

      Ich finde es krass, dass ihr der Union unterstellt, dass sie eine Koalition mit der AfD bilden würde.

      Tun wir nicht, wir halten es vielleicht 29 für möglich. Und ich glaub ich hatte auch erwähnt, dass man da eben immer das Problem hat, den ganzen Verein an der Backe zu haben und nicht auswählen kann. Das ist ein gewaltiger Unterschied. Schnittmengen in irgendwelchen Punkten findet man auch bei Union und Grünen, das was anderes als ne Koalition.

      Und ja Ronzheimer höre ich zwischendurch auch gerne. Ist jetzt nicht unser Anspruch, dass ihr alles wisst nur weil ihr alle paar Wochen Bohrleute hört 😉

      Es sollte transportiert werden: „seht her, ich Merz mache was“. Er hätte es in meinen Augen beim Gesetz belassen sollen.

      Ist damit das Gesetz vom Freitag gemeint? War ja alles etwas undurchsichtig^^
      Ich bleib dabei, der erste Aufschlag „diese 5 Punkte will ich nach der Wahl umsetzen“ war clever und das, was danach kam, mehr Chaos-Stiftung

      • Sören Schmitz 3. Februar 2025, 10:57

        Ja, ich meinte das Gesetz vom Freitag – die drei Punkte: Begrenzung als Ziel wieder in das Gesetz schreiben, Befugnisse der BuPol für Anzeigen, Aussetzung des Familiennachzugs.

        Was du Chaos nennst, könnte man auch Wachrütteln nennen – das Land ist wieder etwas mehr politisiert, zwar etwas schrill, aber endlich interessieren sich die Menschen wieder mehr für Politik.

        • Ariane 3. Februar 2025, 19:12

          „hat das Land polarisiert“ ist für mich ein bisschen wie „die Debatten werden spannender, wenn die AfD im Parlament dabei ist“
          Nur die Gesamtsituation verbessert sich nicht dadurch, dass Weidel zwischendurch was von Schuldkult im Sklavenstaat Deutschland erzählt.

          Und mein aktuelles Gefühl ist schon, dass der Flurschaden auch groß sein könnte, gerade weil man sich jetzt total verkantet hat. Jetzt sind alle enttäuscht, die sich da mittige parteiübergreifende Zusammenarbeit wünschen.
          Und in drei Wochen sind dann alle enttäuscht, die sich klare Kante und Aufn Tisch hauen mit Sofortaktion wünschen. Dann muss Merz nämlich irgendwo eine tragfähige Koalition schmieden.

          • Erwin Gabriel 9. Februar 2025, 10:58

            @ Ariane

            „hat das Land polarisiert“ ist für mich ein bisschen wie „die Debatten werden spannender, wenn die AfD im Parlament dabei ist“

            Das Migrationsthema ist aus meiner Sicht zwar nicht das größte Problem, dass wir haben, aber doch ein großes. Es wird mit jedem neuen Flüchtling, der aufstockt, nicht größer, aber auffälliger.

            Die Menschen im Land erwarten seit Jahren vergeblich, dass dieses Thema von der Regierung gelöst wird. Je länger es dauert, um so härter werden die von der Bevölkerung geforderten Maßnahmen.

            Wenn die Regierung das über Jahre nicht hinkriegt bzw. nicht hinkriegen will, kommt eine neue Regierung, die das hinkriegt. Je länger das dauert, um so heftiger erfolgt die Korrektur.

            Rot-grün hat viele vergleichsweise moderate Forderungen der Union abgelehnt, zuletzt die drei von Sören genannten Punkte. Die nächste Regierung wird mit ihren Maßnahmen weit über die jetzigen Forderungen hinausgehen müssen, um vielleicht noch zu verhindern, dass die AfD in weiteren vier Jahren stärkste Kraft wird. Mir hätten ein paar maßvollere Gesetze wie vom besagten Freitag besser gefallen, was aber an der Borniertheit von Scholz und Habeck gescheitert ist. Wie dumm, dumm, dumm.

            PS: Das aus meiner Wahrnehmung größte Problem unseres Landes ist seine mangelnde Zukunftsfähigkeit, ob wir hier von Fachkräftemangel, von der Stimmung in der Gesellschaft, schwächelnden Sozialsystemen mangelnde Verteidigungsbereitschaft oder sonst etwas reden. Die Zugewanderten hätten hier bei entsprechender Akzeptanz der Bevölkerung eine große, positive Rolle spielen können, aber diese Tür fällt gerade u.a. durch die mangelnde Integrationsfähigkeit des Staates, durch die jahrelange permanente Hetze der AfD und die Verweigerungshaltung besonders von SPD und Grünen zu. Das durch Eitelkeit und Stolz geprägte Abstimmverhalten der Rest-Ampel wird uns Jahre kosten.

            • Erwin Gabriel 9. Februar 2025, 11:07

              … mit jedem neuen Flüchtling, der austickt

            • Stefan Pietsch 9. Februar 2025, 11:30

              Hier kommt wieder die grenzenlose deutsche Naivität ins Spiel. In jedem Einwandungsland – also dort, wo Politik und Gesellschaft wirklich über jahrzehntelange Erfahrung verfügen – weiß man: Die erste Generation von Einwanderern ist ein Zuschussgeschäft für die aufnehmende Gesellschaft. Bei der zweiten Generation können sich Kosten und Erträge die Waage halten. Erst die dritte Generation ist ein Gewinn – wenn man’s richtig macht.

              Deutschland hatte es zuvor nicht einmal geschafft, die dritte Generation der türkischen Migranten zu Gewinnern für die Gesellschaft zu machen, traute sich dann aber zu, in gr0ßem Stil wie kein anderes Land Migranten in millionenfacher Zahl aus Drittweltstaaten aufzunehmen, um diese in Rekordtempo zu Gewinnern zu machen mit positivem Deckungsbeitrag für die Gesellschaft („Wir schaffen das!“).

              Bei solcher Hybris ist jemanden nicht mehr zu helfen. Inzwischen rechnen sich zumindest Linke die Bilanz ja schön: Jeder, der arbeitet, ist ja bereits ein Gewinn. Wenn seine erhaltenen Transfers aus der Steuerkasse, der Krankenkasse und der Arbeitslosenversicherung höher sind als seine Steuer- und Beitragszahlungen – who cares?

  • Ralf 1. Februar 2025, 19:36

    Unsere möglicherweise im Endstadium befindliche Demokratie zerfällt gerade in erschreckendem Tempo:

    (1) Eine Oppositionspartei sollte normalerweise keine Rücksicht darauf nehmen müssen, wer ihren Anträgen zustimmt. Der einzige Grund, weshalb das im vorliegenden Fall überhaupt ein Problem ist, ist, dass die AfD eine ideologisch verhärtete Nazi-Partei ist. Aber eine ideologisch verhärtete Nazi-Partei hätte niemals in den Bundestag – oder in irgendein anderes Parlament – gewählt werden dürfen. Die Lehre aus Weimar war, dass sich die Demokratie aktiv gegen solche Parteien verteidigen muss. Diese Weisheit haben wir einem völlig verzerrten Freiheitsgedanken geopfert, nach dem auch diejenigen, die unsere Freiheit, unsere Demokratie und unser System abschaffen wollen, ein Recht auf politische Betätigung haben. Dieser Irrtum und unser Versagen die AfD verboten zu haben, als es noch ging, ist wesentlich folgenreicher und wesentlich trauriger als das tollpatschige politische Eigentor von Merz.

    (2) In eine Situation, in der die Opposition eine Mehrheit hat und Gesetze verabschieden kann, hätten wir niemals kommen dürfen. Politische Stabilität ist extrem wichtig für das Vertrauen der Wähler und auch für die Wirtschaft. Eine Koalition ist keine Ehe. Sie muss per Definition nicht ein Leben lang, sondern nur für eine Legislaturperiode halten. Dass die Ampelparteien das Land geopfert haben, um einen kurzfristigen Vorteil gegenüber dem politischen Gegner zu erhaschen, spricht für eine beispiellose Verachtung unserer Demokratie. Die politische Kultur ist nicht nur an den Rändern, sondern zunehmend auch in der Mitte verrottet. Das Endstadium dieser Entwicklungen kann man in Österreich beobachten, wo die gegenseitige Abneigung der Parteien der Mitte so groß war, dass niemand mehr mit irgendwem reden konnte – und jetzt dafür eine Nazi-Partei an die Macht kommt.

    (3) Ein Parlament ist kein Puppenhaus. Wer dort wirkt und spricht, sollte die Würde des Hauses respektieren und die Verantwortung als Abgeordneter ernst nehmen. Unser Land ist zu wichtig, als dass man das Parlament zu einem Schmierentheater missbraucht, um dem politischen Gegner eins auszuwischen. Und um nichts anderes ging es in Merz’ rücksichtslosem Vabanquespiel. Unsere politische Kultur und die Zukunft des Landes einem politisch sinnlosen, nicht-bindenden Antrag geopfert zu haben, wird auf ewig mit seinem Namen verbunden bleiben.

    (4) Wegweisende Gesetze, die massive Folgen haben und die jahre- und jahrzehntelange Präzedenz beenden, sind nichts für “Lame Duck”-Perioden im Parlament. Für so etwas braucht man ein solides Mandat des Wählers und – idealerweise – breite, das politische Spektrum überspannende Mehrheiten. Dass man versucht die letzten Tage einer zerfallenen Regierung zu nutzen, um – nur Tage vor der nächsten Wahl – radikale Veränderungen durchzusetzen, ist extrem schlechter Stil.

    (5) Wenn man nicht nur Wahlkampf betreiben will, sondern wirklich politisch etwas bewirken will, dann muss man sich politisch abstimmen. Und man muss Konsequenzen bedenken. Wenn wir künftig Migranten an der Grenze abweisen, dann müssen unsere europäischen Nachbarländer Zeit haben darauf reagieren zu können. Wir müssen auch die Folgen bedenken. Eine viele hundert Kilometer lange Grenze z.B. zu Österreich kann man nicht schließen mit ein paar verstärkten Grenzkontrollen. Wie man Grenzen schließt – wirklich effektiv schließt – sehen wir z.B. in der Geschichte in der DDR. Dann braucht man 800 Kilometer lang einen breiten Gürtel mit Minenfeldern, Selbstschussanlagen und Schießbefehl. Will die CDU einen breiten Gürtel mit Minenfeldern, Selbstschussanlagen und Schießbefehl? Dann sollte sie das dem Wähler sagen. An der Grenze zur DDR stand man bei der “normalen”, legalen Einreise zudem viele, viele Wartestunden, während jedes einzelne Fahrzeug intensiv durchsucht wurde. So kommt dann natürlich der Handel mit den Nachbarländern zum Erliegen. Will die CDU das? Dann sollte sie das dem Wähler sagen. Wenn die Antwort auf die beiden Fragen oben “ja” ist, dann muss die CDU einen realistischen Zeitplan vorlegen. Grenzbefestigungen im benötigen Format zu bauen, würde z.B. viele Jahre – vermutlich mehrere Jahrzehnte – dauern und enorme Ressourcen verschlingen. Hat die CDU diese Ressourcen? Und so bleiben Fragen über Fragen. Dass sich bei den Konservativen keine Sau für diese Probleme interessiert, zeigt, dass der ganze Prozess der letzten Tage ein rein symbolischer – und taktisch wahrscheinlich auch noch außer Kontrolle geratener – Wahlkampfstunt war. Unprofessionell und schäbig.

    • Thorsten Haupts 1. Februar 2025, 23:13

      Zu 1)
      Im Ergebnis völlig korrekt. Entweder die AfD ist eine Nazi-Partei, dann hätte sie vorgestern bereits verboten gehört. Oder sie ist es nicht, dann sind die Nazi-Vorwürfe ebenso wohlfeile wie gefährliche Rhetorik. Also, wo finde ich die Verbotsanträge von Rot-Grün aus den letzten 5 Jahren? Wenn ich sie nicht finde, ist das mit den Nazis wohl nicht so weit her. Nein, eine dritte Option existiert nicht.

      Zu 5)
      Die DDR-Mauer-Phantasie ist so albern, dass mir dazu nichts mehr einfällt. Nö, man muss keine minenbewehrte Mauer bauen, um unerwünschte Migranten fernzuhalten. Nur dafür sorgen, dass kein Einwanderer, der sich an einer Grenzkontrolle vorbeimogelt, mehr als das Recht auf ein Dach über dem Kopf und physisches Überleben hat. Mann, Ihre Phantasien werden wirklich unterirdisch.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Ralf 2. Februar 2025, 00:01

        Hab die Antwort versehentlich in den Haupt-Thread gepostet. Siehe also unten.

      • Lemmy Caution 2. Februar 2025, 10:43

        Die AfD ist sicher keine Nazi-Partei. Hitler hatte ja in „Mein Kampf“ seine Ideologie sehr deutlich dargestellt. So ein Blödsinn wird sich nicht wiederholen. Aber für meinen Geschmack sind die deutlich übertrieben nationalistisch. Versuchs jetzt mal mit Phillip Ruch, „Es ist 5 vor 1933“, um mir eine Meinung zu bilden. Und natürlich mißtraue ich Aktivisten von Links ebenso.

        • Ralf 2. Februar 2025, 10:54

          Dass die AfD lediglich eine rechtspopulistische Partei ist, verschließt die Augen davor, wer dort das Sagen hat. “Die werden schon nicht so schlimm sein”, ist 1933 übrigens auch über die NSDAP gemunkelt worden. Aber die Zeitzeugen, die davon noch berichten können, sterben langsam weg.

          • Stefan Pietsch 2. Februar 2025, 11:57

            Ihre Positionen halte ich für schwer nachvollziehbar ohne sich zu verknoten. Ich lasse mal Ihre jahrelangen Positionen zu Putin und dem Landraub Krim und Ostukraine außen vor.

            Sie warnen vor einem 4. Reich, dem kein seriöser Wissenschaftler und kein ausländischer Beobachter folgt. Diese Meinung ist selbst extrem, um nicht zu sagen extremistisch. Sie selbst befürworten in jedem relevanten Gebiet der bürgerlichen Freiheitsrechte gravierende Einschränkungen, lehnten sie in der Pandemie an extremistischen Ansätzen an, loben bis heute die jahrelangen Freiheitsberaubungen als notwendig ohne dass Sie sich auf wissenschaftliche Bewertungen einließen, wollen einen kleinen Bereich wie das Fliegen extrem beschränken und Erlaubnisscheine verteilen und reiten nicht zuletzt beim Internet eine Position, die von Diktatoren der übelsten Sorte geliebt wird.

            Wie geht das zusammen: Vor einer fiktiven Diktatur warnen und gleichzeitig den Methoden von Diktaturen anhängen?

          • Erwin Gabriel 2. Februar 2025, 12:04

            @ Ralf 2. Februar 2025, 10:54

            “Die werden schon nicht so schlimm sein”, ist 1933 übrigens auch über die NSDAP gemunkelt worden. Aber die Zeitzeugen, die davon noch berichten können, sterben langsam weg.

            In dem Versuch, dasvorgegebene Niveau einzuhalten:

            Vieles, was an Ideen von links kam und kommt, war auch bei den Kommunisten in der Sowjetunion unter Lenin und Stalin populär, aber da wurden die Zeitzeugen gleich damals vor Ort umgebracht.

            (Sorry dafür, Du hast angefangen)

            • Ralf 2. Februar 2025, 15:12

              Keine Ahnung, was Du damit sagen willst. Die Nationalsozialisten haben zu viele Zeitzeugen am Leben gelassen?

              • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 15:41

                Es leben keine relevanten Zeitzeugen mehr, das ist zu lange her. Die „Machtergreifung“ war vor 92 Jahren!

                • CitizenK 2. Februar 2025, 18:25

                  Es gibt doch genug andere Quellen.
                  Und die erklärte Absicht der AfD zur geschichtspolitischen Wende um 180 Grad und die Abschaffung der Landes- und Bundeszentralen für politische Bildung wird Wissen beseitigen, das bisher eine Wiederholung als ausgeschlossen erscheinen ließ. Wenn erst die „Fliegenschiss“-Haltung die Lehrpläne bestimmt, haben sie freie Bahn.

                  • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 07:42

                    Richtig. Das ist auch eine der größten Gefahren einer Machtbeteiligung der AfD. Wir beide wären glaube ich ziemlich direkte Leidtragende.

          • Lemmy Caution 2. Februar 2025, 13:52

            Deshalb zwinge ich mich ja nun dieses Buch von Phillip Ruch zu lesen, Ralf. Da gehts genau darum. Vertrauensvorschuß hat der bei mir auch nicht.
            Bezüglich der AfD fiehl aber schon auf, dass denen selbst das Rassemblement National nicht vertraut.
            Wir erinnern uns: https://www.tagesschau.de/europawahl/parteien_und_programme/rassemblement-national-strategie-100.html
            Und mich überzeugen schon Marine Le Pen und Jordan Bardella überhaupt nicht.

            • Ralf 2. Februar 2025, 15:14

              Genau. Erschreckend wenn selbst den französischen Rechtsextremen die AfD zu extrem ist.

              • Lemmy Caution 2. Februar 2025, 15:21

                Vielleicht ist das aber nur temporäre Taktik, weil sich ja die Marine Le Pen seit Jahrzehnten von ihrem wesentlich krasser auftretenden Vater absetzen will.

                • Ralf 2. Februar 2025, 17:15

                  Das ist ganz sicher nur temporäre Taktik. Das macht aber nicht die AfD weniger radikal, sondern die französischen Rechtsextremisten gefährlicher als sie unter ihrer bürgerlichen Fassade vorgeben zu sein.

                  • Lemmy Caution 3. Februar 2025, 14:40

                    Phillip Ruchs Buch beginnt mir zu Aktivistisch, aber aus ostdeutscher Perspektive sieht das vermutlich anders auf.
                    Dauer-Mobilisierung gegen die AfD halte ich für eine sehr schlechte Idee. Das nutzt sich irgendwann ab. Eher „Tanzen wie ein Schmetterling und zustechen wie eine Biene“ sobald aus der AfD Fehler gemacht werden.

                    Lese außerdem eine vielgelesene aktuelle französische Gesellschaftsgroteske. „Shit“ von Jacky Schwartzmann. Da treten albanische Drogendealer auf, die dem Protagonisten häufiger Ohrfeigen verabreichen . Der steht da aber drüber. Sowas kenne ich aus Deutschland nicht.

                    Wir werden ziemlich tief graben müssen, um festen Boden zu finden. Viele Institutionen inklusive EU gehören reformiert. Ein daueraufgeregtes Meinungsklima fördert das nicht.

                    Deutschland hat als Attraktivität durchaus diesen Sicherheitsaspekt für Immigranten. Zumindest ist dies der Grundtenor auf den Kanälen von den Latino-Immigranten (viele Krankenschwestern und auch IT, btw). Diejenigen, die sich in 9 to 5 Schichten in Wert setzen lassen, leisten ihren Beitrag. Aber was ist mit recht bildungsfernen Teilen der Leute aus Nordafrika/Nahost, die auch weltanschaulich nicht im selben Boot sitzen. Man kann auch durchaus kritisch sein, dass die uns mehr Schwierigkeiten machen als Nutzen stiften. Wir als Arche Noah der Erniedrigten der Welt überfordert diese Gesellschaft.

          • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 13:53

            Nicht langsam, die sind de facto alle tot.

            • Ralf 2. Februar 2025, 15:18

              Es leben noch einige. Aber ja – es sind nicht mehr viele. Und Du hast recht, dass ihre Zahl nicht langsam sondern schnell abnimmt. Und damit schwindet auch die Erinnerung, wie die NSDAP in den 30er Jahren verharmlost worden ist. Wie sich niemand vorstellen konnte, zu was diese Typen fähig sein würden. Wie beschwichtigt und beruhigt wurde. Mit bekanntem Ergebnis.

              • Stefan Sasse 2. Februar 2025, 15:43

                Ist nur Korinthenkackerei, weil dein Punkt natürlich davon unberührt ist, aber wie bei Erwin gesagt lebt überhaupt niemand mehr, der das mitbekommen hat. Diese Person müsste mittlerweile 120 sein! Minimum.

                • Ralf 2. Februar 2025, 17:12

                  Ich versuche zu verstehen, was Dein Punkt ist. Die Vergangenheit zählt nicht, weil kein Zeitzeuge mehr lebt? Lebensgeschichten sind auch aufgeschrieben und gefilmt worden. Kinder berichten von den Erlebnissen ihrer Eltern. Meine Generation hat noch Opfer persönlich gekannt. Es ist nur die jüngste Generation, die keinen eigenen persönlichen Kontakt mi Betroffenen mehr gehabt hat. Und selbst letzteres gilt nur für die 30er Jahre. Manche Befreite aus Auschwitz leben auch heute noch.

                  • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 07:41

                    Nein, mein Punkt ist, dass niemand mehr lebt, der den Aufstieg der NSDAP erlebt hat. Nicht mehr. Reine Korinthenkackerei 🙂

                    • Ralf 3. Februar 2025, 08:25

                      Dass die Menschen, die den Aufstieg der NSDAP in den späten 20er und frühen 30er Jahren noch selbst erlebt haben, nicht mehr unter uns sind, bestreitet niemand. Was ich nicht verstehe ist, was Dein Punkt mit der wiederholten “Korinthenkackerei” soll. Du nennst mich damit “kleinlich” und “pedantisch” und machst Dich über mich lustig. Und ich verstehe nicht, was daran komisch ist. Bis auf die allerjüngste Generation haben die meisten Deutschen noch Kontakt mit Menschen aus der damaligen Zeit gehabt. Wir konnten mit denen sprechen. Wir kennen deren Erfahrungen. Es ist auch unheimlich viel Material dokumentiert worden: per Buch, per Film, per Interview. Wir haben keine Ausrede nicht zu wissen, was damals passiert ist. Und es leben sogar noch Opfer, die aus den Konzentrationslagern befreit wurden. Erst vor wenigen Wochen waren z.B. mehrere zu Gast im Fernsehen bei Markus Lanz und haben über ihr Leid damals gesprochen. Im Jahr 2024. Was also ist der Grund für Deinen Humor?

                    • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 09:22

                      ICH kacke Korinthen 😀 Nicht du.

                    • Ralf 3. Februar 2025, 09:43

                      Oh … sorry.

                      Da hab ich Dich total falsch verstanden. Mein Fehler.

                    • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 16:19

                      Kein Ding, ich war mal wieder sehr knapp formuliert unterwegs 🙂

                • cimourdain 3. Februar 2025, 17:29

                  Ist Korinthenkackerei zweiter Ordnung, aber 2024 ist in D die älteste Frau mit 114 gestorben. Als 1910 Jahrgang war sie 1933 auch nach Weimarer Recht wahlberechtigt.

          • Erwin Gabriel 3. Februar 2025, 11:34

            @ Ralf 2. Februar 2025, 10:54

            Dass die AfD lediglich eine rechtspopulistische Partei ist, …

            Hat Lemmy nicht behauptet. So wie jeder Pudel ein Hund ist, aber nicht jeder Hund ein Pudel, sind alle Nazis rechtsextremistisch, aber nicht alle Rechtsextremisten automatisch Nazis. Ist nicht das Gleiche.

            Die AfD ist eine rechtsextremistische Partei, aber Nazis sind das nicht; wenn sich einige von denen so bezeichnen, zeigt das nur ihre mangelnde Bildung.

            • Ralf 3. Februar 2025, 14:28

              Die AfD setzt sich selbst immer wieder direkt in den Kontext der NSDAP und ihrer verbrecherischen Organisationen. Dazu muss man garnicht auf zahllose bekannt gewordene Chats der einfachen Mitglieder zurückgreifen. Bis in die höchste Führungsebene finden sich Schlüsselfiguren immer wieder vor Gericht – kürzlich zum Beispiel erneut wegen der wiederholten Verwendung von SA-Parolen. Auch die Störungen und Provokationen in ehemaligen Konzentrationslagern und Gedenkstätten ist ein klares Signal, wo diese Partei hinwill. Dazu passen auch die engen Kontakte in die Neonazi-Szene. Zwischen den bürgerlich auftretenden AfD-Anzugträger und den Skinhead in Bomberjacke und Springerstiefeln passt kein Blatt Papier. Gegenwärtig sitzt eine ehemalige Bundestagsabgeordnete der AfD im Gefängnis, wegen eines aufgeflogenen gewaltsamen Umsturzplanes, bei dem ihr die Aufgabe zugekommen wäre den bewaffneten Mördern die Tür zum Parlament zu öffnen. Wie berichtet wurde, wird diese Person regelmäßig und häufig von Vertretern der AfD-Bundestagsfraktion besucht. Von Distanzierung keine Spur. Im Gegenteil.

              Also lass uns diese Mischpoke doch einfach mal ernst nehmen. Lass uns doch mal annehmen, dass die das meinen, was sie sagen. Dass sie voll und ganz hinter dem stehen, was sie da ständig signalisieren. Und wenn wir das tun, wird glasklar: Die AfD ist die NSDAP in neuem Gewand. Und sie gibt sich zunehmend weniger Mühe das zu verschleiern.

              • Erwin Gabriel 4. Februar 2025, 14:11

                @Ralf 3. Februar 2025, 14:28

                Die AfD setzt sich selbst immer wieder direkt in den Kontext der NSDAP und ihrer verbrecherischen Organisationen.

                WIe gesagt: Zeigt ihre mangelnde Bildung (und ihren schlechten Geschmack).

                Also lass uns diese Mischpoke doch einfach mal ernst nehmen.

                Nur weil ein Terrier, der behauptet, ein Schäferhund zu sein, ein Terrier bleibt, kann er trotzdem übel beißen. Ich nehme diese „Mischpoke“ ernst.Deswegen nervt mich auch das Gehampel der SPD, die CDU und Friedrich Merz als rechtsaußen darzustellen. Damit stärkt man nur die AfD, und das braucht wirklich kein Mensch.

                • Ralf 4. Februar 2025, 17:43

                  Ich glaube nicht, dass das Narrativ ist, dass Merz ein Rechtsextremer ist. Wer sowas erzählt, wäre in der Tat ein Idiot. Aber was Merz zurecht vorgeworfen wird, ist, dass Merz die AfD normalisiert hat – völlig ohne Not, für einen politisch bedeutungslosen Antrag ohne jede reale Konsequenz und als reine Wahlkampfaktion. Das wird absehbar nicht ohne Folgen bleiben. In Österreich kannst Du derzeit sehen, wo sowas langfristig hinführt. Dort werden wir in ein paar Wochen zum ersten Mal seit den 40er Jahren einen Nazi an der Spitze des Staates sehen. Mit den Konservativen – die noch vor der Wahl hoch und heilig versprochen haben, so etwas nie, nie, nie zu tun – als Steigbügelhalter.

                  • Erwin Gabriel 4. Februar 2025, 22:35

                    @ Ralf 4. Februar 2025, 17:43

                    Ich glaube nicht, dass das Narrativ ist, dass Merz ein Rechtsextremer ist. Wer sowas erzählt, wäre in der Tat ein Idiot.

                    Zustimmung, da bin ich bei Dir. Und dann höre Dir an, was die „Idioten“ von der SPDso von sich gegeben haben.

                    Aber was Merz zurecht vorgeworfen wird, ist, dass Merz die AfD normalisiert hat – …

                    Merz hat die ganze Zeit verkündet, dass er mit der AfD nicht zusammengehen will. Er hat die Rest-Ampel inständig gebeten, ihn hier zu unterstützen, um seinen Antrag ohne die Stimmen der rechtsextremen AfD durchzubekommen. Nennst Du das „normalisieren“?

                    Die SPD und die Grünen haben allerdings dafür gesorgt, dass die Union gemeinsam mit der AfD im gleichen Bett landete. Das nenne ich „normalisieren“.

                    … völlig ohne Not, für einen politisch bedeutungslosen Antrag ohne jede reale Konsequenz und als reine Wahlkampfaktion.

                    Ich glaube, dass das im Auge des Betrachters liegt. Kann ja sein, dass Du nach Solingen, Magdeburg, Aschaffenburg sagst, dass kein Handlungsdruck besteht. Aber ich sehe wirklich viele Menschen, die von den gefühlten Zuständen genug haben und sich eine Reaktion wünschen.

                    Eine gemeinsame Reaktion VOR DER WAHL hätte natürlich den Vorteil gehabt, den Wählern klarzumachen, dass die demokratische Mitte in der Not zusammensteht und zu gemeinsamen Handeln fähig ist. Wenn man kein Handeln für erforderlich hält, kann man das natürlich „politisch bedeutungslos“ nennen.

                    Nicht nur das Abstimmverhalten der Rest-Ampel, sondern besonders die unentschuldbaren üblen Diffamierungen von Scholz, Lauterbach, Klingbeil und anderen SPD-Oberen gegen Friedrich Merz (wie schon vorher gegen Christian Lindner) stoßen viele Menschen ab; solch üble Ad-Hominem-Beleidigungen kannte ich sonst nur von der AfD gegen politische Gegner Feinde. Auch damit wird das unsägliche Verhalten der AfD normalisiert.

                    In Österreich kannst Du derzeit sehen, wo sowas langfristig hinführt.

                    Ja, und ganz ehrlich: Das ist aus meiner Wahrnehmung nach auch für hier nicht mehr auszuschließen.

                    Friedrich Merz hat, wenn auch nicht alles,so doch viel getan, um eine gemeinsame Basis mit SPD und Grünen zu finden. Die SPD hat dagegen seit Monaten alles getan, um hier eine gemeinsame Basis zu verhindern.

                    An einer ablehnenden Haltung zum Thema kann es nicht gelegen haben, denn dann wären Scholz und Habeck nicht bereits zwei Tage nach der missratenen Abstimmung mit eigenen Lösungsvorschlägen zur Migrationsthematik vor die Tür getreten.

                    • Ralf 5. Februar 2025, 00:48

                      Da kann ich Dir leider nicht folgen. Mein Eindruck ist, dass auch bei SPD und Grünen völlig klar ist, dass sich etwas in der Migrationspolitik ändern muss. Unter großen Schmerzen ist z.B. der neue Ansatz der EU mit wesentlichen Verschärfungen mitgetragen worden. Bei den Grünen ist anschließend die gesamte Führung der Nachwuchsorganisation aus der Partei ausgetreten. Ist also alles nicht einfach. Aber der Wille etwas zu tun, ist ganz klar da. Deshalb verstehe ich Dein Argument, irgendwer würde keinen Handlungsdruck sehen, nicht wirklich.

                      Aber das Problem ist, dass Merz’ Plan eben nichts bewirkt. Also die Abstimmung, die er “gewonnen” hat, ist schon mal komplett folgenlos. Ein Symbolakt ohne jede reale Konsequenz. Reine Show. Und das war vor der Abstimmung bekannt.

                      Ansonsten kannst Du eine Grenze – z.B. 800 km alleine zu Österreich – nicht durch ein paar mehr Grenzkontrollen abschotten. Das ist völlig unrealistisch. Alldieweil die abgewiesenen Migranten es immer weiter versuchen werden. Vielleicht klappt es dann erst beim dritten oder vierten Versuch. Rein kommen sie trotzdem.

                      Abschieben kann Merz sie auch nicht, weil er denselben Restriktionen unterliegt wie alle vorherigen Regierungen, inklusive konservative Regierungen. Meloni, deren Deal mit Albanien gerade auseinanderfällt, sowie England und Dänemark, deren Ruanda-Pläne geplatzt sind, zeigen weiterhin, dass auch die Asylzentren jenseits der EU nicht machbar sind. In EU-Länder kannst Du auch nicht rückführen, sobald die Migranten mal in Deutschland sind. Österreich hat z.B. bereits angekündigt keinen einzigen Migranten aus Deutschland zurückzunehmen. Und Abschiebehaft für Ausreisepflichtige klingt super, bis die Frage aufkommt, für wie viele Menschen Du eigentlich Gefängnisse bauen willst. Zehntausende? Hunderttausende? Wer soll all diese Gefängnisse bauen? Wer soll sie bewachen?

                      Tatsächlich werden wir die Migration nur eindämmen, wenn wir in der EU zusammenarbeiten. Wenn wir Außengrenzen notfalls mit dem Militär schützen. Wenn wir Pushbacks legalisieren. Wenn wir Deals mit Tyrannen, wie denen in der Türkei, Libyen und Tunesien, machen. Und machen wir uns mal ehrlich. Wir wissen mit welchen mörderischen Mitteln Tunesien etwa Migranten abschreckt. Und zeitgleich müssen wir eine fairere Verteilung von Flüchtlingen in der EU und Abschiebemöglichkeiten mit Drittweltländern verhandeln, damit die wenigstens einen Teil ihrer Bürger wieder zurücknehmen. Parallel zu all diesen Maßnahmen müssen wir die Integration derer, die bereits bei uns sind, verbessern. Auf sehr viele dieser Menschen können wir garnicht mehr verzichten. Unser Gesundheits- und Pflegesystem würde kollabieren. Dem Handel und dem Handwerk würden in unserer alternden Gesellschaft Ersatzkräfte fehlen.

                      Aber nichts davon steht in Merz’ Erklärung. Sein 5-Punkteplan ist ein Affront gegen die Europäische Union. Ein unabgestimmter Alleingang ohne tragfähiges Konzept. Eine populistische Wahlkampfluftnummer. Dass er dafür in der Mitte der politischen Landschaft keine Unterstützung findet, war und ist erwartbar.

    • Ariane 2. Februar 2025, 20:25

      Ich glaube, abschließende Meinungen und Auswirkungen sind eh erst nach der Wahl möglich, möchte aber ausdrücklich Punkt 4 zustimmen:
      Wegweisende Gesetze, die massive Folgen haben und die jahre- und jahrzehntelange Präzedenz beenden, sind nichts für “Lame Duck”-Perioden im Parlament.

      Ja absolut! Selbst wenn das Gesetz am Freitag durch den Bundestag gegangen wäre, wäre das ja einfach im Rat hängengeblieben und die Umsetzung hätte bei irgendner Regierung gehangen, die man ja noch gar nicht kennt. Mal abgesehen davon, dass das Erwartungshaltungen nährt, die keine Regierung der Welt erfüllen könnte.

  • Ralf 2. Februar 2025, 00:00

    (1) Dass der Versuch die AfD zu verbieten nicht unternommen wurde, hat mit Signalen des Bundesverfassungsgerichts zu tun, das ja noch nicht einmal die NPD verbieten wollte. Und man hat sich halt eingeredet, dass es ein wichtiger demokratischer Wert sei, auch den Gegnern der Demokratie die politische Betätigung zu erlauben. Und diese Gegner haben “danke” gesagt und sich dann eben betätigt. Genau wie in der Weimarer Republik. Goebbels hat dazu zwei Jahre nach der Machtergreifung geschrieben “Das wird immer einer der besten Witze der Demokratie bleiben, dass sie ihren Todfeinden die Mittel selber stellte, durch die sie vernichtet wurde”.

    (5) Dass Deine Aussage “Nur dafür sorgen, dass kein Einwanderer, der sich an einer Grenzkontrolle vorbeimogelt, mehr als das Recht auf ein Dach über dem Kopf und physisches Überleben hat” falsch ist, zeigt sich unter anderem an der Masseneinwanderung von Armutsmigranten in die USA. In Amerika gibt es kaum einen Sozialstaat und für illegale Einwanderer gibt es null Zuwendungen. Die Menschen sind komplett auf sich alleine oder – falls vorhanden – auf ihre Netzwerke angewiesen. Trotzdem fluten Millionen über die Grenze. In kleinerem Maßstab sehen wir in Europa jedes Jahr um die 40.000 Migranten, die in Booten die lebensgefährliche Überfahrt von Frankreich nach England wagen. Von allen großen europäischen Ländern hat England aber den minimalsten Sozialstaat – und der kollabiert derzeit auch noch, mit dramatisch zunehmender Obdachlosigkeit und einem völlig dysfunktionalen Gesundheitssystem. Trotzdem reißen sich die Migranten um einen Platz im Boot. Was das zeigt, ist, dass die Migranten familiäre und kulturelle Anknüpfungspunkte und die Möglichkeit in einer starken Wirtschaft Arbeit – auch Schwarzarbeit – und damit ein Umfeld, das ihnen einen Neuanfang ermöglicht, suchen. Die Idee, dass man mit einer Verschärfung von Grenzkontrollen, die ohnehin wegen Personalmangel kaum durchführbar sind, und einer Bezahlkarte Menschen abschreckt, die zuvor Kontinente durchquert, die Wüste besiegt und die lebensgefährliche Überfahrt in die EU überlebt haben, ist geradezu absurd lächerlich. Glaubst Du wirklich, dass die sich dann wieder zurück auf den Weg heim nach Eritrea, Bangladesch oder Afghanistan machen, nur weil man ihnen an irgendeinem Grenzübergang an einer 800 km langen Grenze (Beispiel Österreich) mitgeteilt hat, dass sie aufgrund irgendeines Gesetzes nicht reindürfen,.?

    • Lemmy Caution 5. Februar 2025, 06:38

      Du führst da eine Ausweglosigkeit in die Debatte ein, die so einfach nicht existiert.
      Wir sollen also hier letztlich jeden hinreichend Verzweifelten reinlassen, weil das halt so ist?
      Aus Eritrea oder Bangladesch kommt sowieso praktisch keiner, weil die sich das überhaupt nicht leisten können. Für die Syrer haben wir sowieso schon Verträge mit der Türkei, dass die dort in Lagern vermutlich mehr schlecht als recht versorgt werden.
      Natürlich kann so ein Industriestaat die Kosten für die Einwanderungswilligen erhöhen und damit den Zustrom versiegen lassen. Im von mir nicht befürworteten Extrem hat ja der aktuell beliebteste Präsident Südamerikas, Nayib Bukele (El Salvador), den USA angeboten, Straftäter selbst aus Drittstaaten nach El Salvador abzuschieben, weil er in dem neuen menschenunwürdigen Riesengefängnis noch Platz hätte. So weit müssen wir nicht gehen. Aber eine mögliche Überflutung unserer Sozialsysteme mit Flüchtlinge ist keine Naturkatastrophe wie ein Erdbeben, gegen das man echt nichts machen kann.
      Die Welt funktioniert einfach nicht wie ein politikwissenschaftliches Proseminar oder ein Meeting von Leuten, die sowieso weit weg von den Belastungen durch Flüchtlinge leben. Staatsräson kann theoretisch sehr grausam umgesetzt werden. Wir können sicher noch darüber diskutieren, wie hoch der notwendige Grad dieser Grausamkeit ist. Da ist aus meiner Sicht die Debatte in den letzten Monaten hysterisiert.

  • Lemmy Caution 2. Februar 2025, 10:31

    Vielen Dank für die Zusammenfassung.
    Ich persönlich steige aus solchen Debatten der großen Politik zunehmen aus. Ihr schaut das, damit ich es nicht schauen muss. Da blamiere ich mich lieber in meinen Französisch durch temporäre Unfähigkeit des Nasalierens der „en“ und „in“ sounds. Oder ich amüsiere mich mit „Just use posgres“ (IT-Zeugs).
    Mich erinnern diese großen Debatten immer mehr an Lemminge, die alle in eine Richtung laufen und über eine bestimmte Politik die Lösung vieler Probleme erwarten. Angesichts der Angst der Bevölkerung vor Überfremdung kann so ein Staat durchaus mit mehr Härte gegen die Einwanderung vorgehen. Nur wird das dann halt andere Probleme schaffen. Ohne Leute aus Nahost würde es in unserer IT noch düsterer zugehen. Da bin ich mir ziemlich sicher. Und wir alle werden in mehr oder weniger Jahren als Greise dankbar über jede nette afrokolumbianische oder phillipinische Pflegekraft sein.
    Ich schaue mir interessiert die Berichte von Immigranten an, die hier tatsächlich arbeiten. Gibts in Spanisch eine ganze Menge und wird sich in Lateinamerika und Spanien auch oft geschaut. Hier z.B. https://www.youtube.com/@Totonch/videos . Man kann sich ja Untertitel einschalten.

    • Ariane 2. Februar 2025, 20:48

      Ich persönlich steige aus solchen Debatten der großen Politik zunehmen aus. Ihr schaut das, damit ich es nicht schauen muss.

      Haha, das versuch ich eigentlich auch immer, bis Stefan kommt und meint, wir sollten podcasten und ich mich verpflichtet fühle, das ganze mit etwas mehr Professionalität zu verfolgen 😀

      Ich schaue mir interessiert die Berichte von Immigranten an, die hier tatsächlich arbeiten. Gibts in Spanisch eine ganze Menge und wird sich in Lateinamerika und Spanien auch oft geschaut. Hier z.B.

      Ah danke für den Tip, ich denke sowas ist auch immer gut, um nicht genau wie leider häufig die öffentliche Debatte in den Extremen hängenzubleiben, wo es nur noch darum geht, alle raus, alle rein, alles Verbrecher oder Goldstücke, blablubb. Die Realität ist ja immer grauer und komplizierter.

      • Lemmy Caution 3. Februar 2025, 17:25

        Politikfokussiertheit führt leicht in Polarisierung. Das will ich für mich nicht mehr. Stefan und Du wolltet in dem Podcast ja nicht die Welt retten. Das höre ich mir dann gerne an.
        Wenn ich eine neue Sprache lerne, stosse ich auf kulturelles Zeug wie Krimi-Grotesken über das moderne Frankreich, Comics über seltsame Kriminelle oder Historiker über das Spätmittelalter. Der Blick ist weiter.

  • cimourdain 3. Februar 2025, 15:38

    Ihr überseht vor lauter parteitaktischen Überlegungen einen wichtigen Aspekt bei der Aktion:

    Sie hat alle Parteien dazu gezwungen, per Abstimmung zu diesen Vorschlägen Stellung zu beziehen. Damit ist klar, welche Politik Merz vertritt und wer diese Politik teilt.

    Deshalb ist es ein echtes Versäumnis der meisten Medien (Bohrleute eingeschlossen), zentral das „mit wem“ zu diskutieren und nur am Rande das „was“. Auch wenn dafür jetzt keine Durchsetzbarkeit besteht, so ist klar, dass ein potentieller Kanzler Merz darauf hinarbeiten wird – womöglich auch per Verordnung.

    Und das „was“ hat es ja auch in sich. Ihr erwähnt ja, dass die Frage nicht ob ist, sondern von welchen Gerichten und in welchem Ausmaß entsprechende Gesetze kassiert würden. Berührt werden jedenfalls sehr grundlegende Völker-, EU- und Menschenrechtsfragen.

    Dass es nichts mit dem konkreten Fall „Aschaffenburg“ zu tun hat, sondern purer Aktionismus ist, kommt noch dazu.

    Und schon die Prämisse, dass sich etwas ändern „müsse“, ist angesichts dessen, dass das Deutschland der letzten 10 Jahre sicherer ist als jemals zuvor, nur Populismus. Dieser Populismus fußt allerdings auf dem systematischen(!) Agenda-Setting der politisch-medialen Bubble.

    • Stefan Sasse 3. Februar 2025, 16:21

      Das ist korrekt. Aber das haben wir im Podcast, wenngleich kurz, thematisiert.

    • Lemmy Caution 3. Februar 2025, 18:19

      Es ist eine legitime Frage, ob wir noch neues Jerusalem für die Mühsamen und Beladenen der Welt spielen können. In Zeiten, in denen
      – in denen die Moskowier an ihre übelste imperialistische Traditionen anknüpfen
      – die USA ihren NAFTA-Partnern 25% Strafzölle aufbrummen
      – China in vielen Wirtschaftssektoren eine Monopolstellung anstrebt.

      Irgendwas sollte sich ändern. Es fragt sich nur was und wie.

      • cimourdain 4. Februar 2025, 10:33

        Sorry, das ist ein komplettes „falsche Dichotomie“ Strohmannargument. Zwischen „Wir sind ein neues Jerusalem“ und „Wir machen alles dicht“ gibt es viel Raum – der insbesondere die bestehenden Regelungen beinhaltet, die auf eine Umsetzung durch effizientere Verwaltung warten.

        • Lemmy Caution 4. Februar 2025, 10:58

          Das Strohmann-Argument sehe ich bei dir. Ich will ja nicht, dass „alles dicht“ gemacht wird. Wir müssen die Einwanderung nur von dem idealistischen auf den realistischen Ansatz anderer Regionen und Staaten wie Skandinavien, Kanada und Australien anpassen.
          Die meisten Immigranten aus Nahost kommen eher aus wirtschaftlichen Gründen und nicht aus einer tiefen Überzeugung für die Werte der Aufklärung. Ich finde das auch völlig in Ordnung. Das gilt auch für viele Kollegen, mit denen ich über die Jahre zusammenarbeiten durfte.
          Inwertsetzbarkeit für unsere Wirtschaft und damit letztlich die Finanzierung des Sozialsystems spielt für mich durchaus eine Rolle, wobei wir hier nicht nur Rosinen picken dürfen wg brain-drain Problematik. Da bin auch nach links wenig kompromissbereit, weil diese Leute nie aufhören werden, den „Kapitalismus überwinden“ zu wollen.

    • Ariane 3. Februar 2025, 19:19

      Jap, wir gehen da nur kurz am Schluss drauf ein. Es ist aktuell ja auch sehr müßig, weil die gesamte polit-mediale Bubble selbst gerade nicht mehr an dieser Frage interessiert ist.

      Ich glaube, das macht mehr Sinn, wenn man den Abschluss der Koalitionsverhandlungen oder ein irgendwie abstimmungsreifes Gesetz (für dann irgendeine Koalition) vorliegen hat und wirklich weiß, was auf dem Tisch liegt.
      Und ich würde mich freuen, wenn Stefan und ich dann nochmal dazu auf inhaltlicher Ebene podcasten.

    • Thorsten Haupts 3. Februar 2025, 19:20

      … dass das Deutschland der letzten 10 Jahre sicherer ist als jemals zuvor …

      Ach, wir hatten schon vor 10 Jahren flächendeckend Weihnachtsmärkte, die Hochsicherheitstrakten ähnelten? Und rein verbale Kritiker des Katholizismus mussten um ihr Leben fürchten und bekamen Personenschutz, geschweige denn, Satiriker? Und an Berufs- und Realschulen wurden Lehrer wie Schüler von jugendlichen Islamisten bedroht? Und es gab ausserhalb von Rotlichtbezirken ganze frauenfreie Strassenzüge?

      Und viele kulturelle, öffentliche Einrichtungen Westeuropas konnten nur über Sicherheitsschleusen betreten werden?

      Danke, dass Sie mir die Augen geöffnet haben. Jetzt fühle ich mich völlig sicher.

      • cimourdain 4. Februar 2025, 08:10

        Ich kenne Sie als jemanden, der Wert auf Vernunfturteile legt. Betrachten Sie die Entwicklung der Verbrechenszahlen (z.B. für Morde) in den letzten Jahrzehnten statt auf ein „gesellschaftliches Bauchgefühl“ zu hören.

        • Thorsten Haupts 4. Februar 2025, 10:36

          Ich verlasse mich da eher auf meine Beobachtungen. Und ganz nebenbei fühle ich mich durch den importierten Islamismus tatsächlich persönlich bedroht – ich muss damit rechnen, dass irgendein Irrer eine halböffentliche Äusserung von mir (z.B. hier im Blog) als Anlass für einen Mord nimmt.

          • Ralf 4. Februar 2025, 14:25

            Sich auf Beobachtungen zu verlassen, ist grundsätzlich ein Fehler: Entweder man bekommt einen verzerrten Eindruck durch anekdotische Ereignisse, die man zufällig erlebt hat oder man bekommt einen verzerrten Eindruck, weil die Berichterstattung in den Medien gewissen Biases unterliegt. So wird z.B. über manche Gewalttaten mehr berichtet als über andere und Ereignissen, die ins Narrativ der Medien passen, wird gewöhnlich mehr Raum eingeräumt als Ereignissen, die diesem Narrativ widersprechen. Besser als Beobachtungen sind: Nach wissenschaftlichen Maßstäben erhobene Statistiken.

            • Thorsten Haupts 4. Februar 2025, 17:01

              Strohmann-Argument für die von mir genannten Argumente dafür, warum ich eine zunehmende Bedrohung wahrnehme. Dafür gibt es keine Statistiken. Die, die es gibt, messen polizeilich erfasste (!) Straftaten. Ausschliesslich.

              • Ralf 4. Februar 2025, 17:19

                Wenn Dich jemand wegen einer halböffentlichen Äußerung hier im Blog ermorden würde (-> Dein Beispiel), dann würde das vermutlich polizeilich erfasst.

  • cimourdain 3. Februar 2025, 18:02

    Zur Frage wie rechtsextrem die AfD ist, Netzpolitik veröffentlicht das Verfassungsschutz-Gutachten von 2021.
    https://netzpolitik.org/2025/verdachtsfall-rechtsextremismus-wir-veroeffentlichen-das-1-000-seitige-verfassungsschutz-gutachten-zur-afd/

    • Dennis 4. Februar 2025, 07:28

      Sehr praktisch. In einer Welt expertokratischer Gutachteritis brauchen wir keine Demokratie mehr.

      • cimourdain 4. Februar 2025, 10:26

        Das ist genau das Gegenteil von „Expertokratie“ (blindem Übernehmen der Beurteilung einer „offiziellen“ Stelle). Hier geht es darum, dass die Argumente und Quellen dieser „offiziellen“ Stelle transparent und nachvollziehbar sind. Man kann zu einer anderen Bewertung kommen, aber hier ist ersichtlich, wie diese Einschätzung (die ja schon lange als Argument kursiert nur ohne diese Transparenz ) zustande kommt.

        • Dennis 4. Februar 2025, 17:54

          Okay, die Bewertung findet an den Wahlurnen statt. Dagegen sind alle anderen Bewertungen Spielzeug.

  • CitizenK 3. Februar 2025, 19:14

    @ Erwin Gabriel

    „Vorab…“ – Thema verfehlt. Es ging ausschließlich um die Frage, ob eine Regierung immer der per Demoskopie ermittelten Mehrheit folgen soll.

    • Erwin Gabriel 5. Februar 2025, 10:13

      CitizenK 3. Februar 2025, 19:14

      Thema verfehlt. Es ging ausschließlich um die Frage, ob eine Regierung immer der per Demoskopie ermittelten Mehrheit folgen soll.

      Wenn Du meinst. Das war ein Rechthab-Strohmann von Stefan Sasse.

      Wollen alle Bürger Sicherheit im Land? Ja. Wäre das ein Grund zu politischem Handeln? Ich denke schon.
      Würde jeder Bürger gerne eine Million Euro geschenkt bekommen? Ja. Wäre das ein Grund zu politischem Handeln? Ich denke nicht.

      Aber bei einer solchen Reaktion brauchen wir an dieser Stelle nicht weiterreden.

  • CitizenK 4. Februar 2025, 15:04

    „Aber was speziell die SPD da abzieht, ist seit vielen Jahren das demokratiefeindlichste und übelste, was mir untergekommen ist.“

    Was genau hat die SPD da „abgezogen“?

  • Erwin Gabriel 5. Februar 2025, 10:14

    @ CitizenK 4. Februar 2025, 15:04

    Was genau hat die SPD da „abgezogen“?

    Wie oft denn noch? Sie hat Merz zum Nazi-Freund erklärt und die Union in die rechtsextreme Ecke gerückt.

Leave a Comment

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..