Harris zerstört das deutsche Wirtschaftsmodell, indem sie die internationale Arbeiterschaft betrunken macht – Vermischtes 21.11.2024

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.

Fundstücke

1) Is Germany’s business model broken?

Andreas Rüter, ein Experte im Bereich der Unternehmenssanierung, beschreibt die aktuelle wirtschaftliche Krise in Deutschland als „beispiellos“. Die größten Industrien des Landes – Automobil, Chemie und Maschinenbau – befinden sich gleichzeitig in einer tiefen Krise, und Rüters Firma muss bereits Kunden abweisen, da die Nachfrage nach Restrukturierungen so hoch ist. Die deutsche Wirtschaft ist seit 2021 praktisch nicht mehr gewachsen, und die industrielle Produktion ist um 16 % zurückgegangen. Unternehmen investieren weniger, die Konsumfreude sinkt, und die ausländischen Direktinvestitionen nehmen ab. Ökonomen führen die Probleme auf hohe Energiepreise, Steuern, Arbeitskosten und Bürokratie zurück. Durch den steigenden Einfluss von Populisten wird die politische Lage zunehmend instabil. Trotzdem sieht Bundesbankpräsident Joachim Nagel auch positive Aspekte wie die niedrige Arbeitslosigkeit und solide Unternehmensbilanzen. Viele Wirtschaftsführer und Politiker, wie Friedrich Merz, plädieren für Reformen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, darunter Steuererleichterungen und der Ausbau erneuerbarer Energien. Ob die nötigen Maßnahmen vor Neuwahlen 2025 umgesetzt werden, bleibt jedoch fraglich. (Olaf Storbeck, Financial Times)

Ich bin mir nicht sicher, wie tiefgreifend die deutsche Krise tatsächlich ist. Wir waren ja Ende der 1990er, Anfang der 2000er in einer ähnlichen Lage, und Storbeck schreibt selbst, dass die heutige Situation weniger dramatisch ist als damals. Ob aber die riesigen Agenda20210-Reformen überhaupt nennenswerten Effekt auf die wirtschaftliche Erholung hatten, ist bis heute umstritten. Es ist also auch vorstellbar, dass Deutschland wieder einen Konjunkturschub erleben wird, eventuell auch erneut asynchron mit dem Rest Europas, und dann wieder aus allen Ecken Rufe kommen, die Welt am deutschen Wesen genesen zu lassen. Wohlgemerkt, ich sage nicht, dass das so kommt; ich halte die Krise vor allem wegen der strukturellen Schwächen der Autoindustrie ja schon lange für extrem gefährlich. Ich möchte nur darauf hinweisen, dass es nicht garantiert oder Automatismus ist. Vielleicht kommt eine Agenda2050. Vielleicht ist alles halb so schlimm.

2) How Good or Bad a Campaign Did Harris Run?

Der Artikel analysiert die Gründe für Kamala Harris’ Niederlage bei der Präsidentschaftswahl und hinterfragt die gängige Annahme, dass die kurze Dauer ihrer Kampagne und angebliche Unerfahrenheit entscheidende Faktoren für ihre Niederlage waren. Der Autor widerspricht diesen Aussagen und argumentiert, dass Harris’ Wahlkampfstrategie, vor allem in den Swing States, durchaus erfolgreich war. Dies wird durch Daten belegt, die zeigen, dass der Stimmenzuwachs für Trump in diesen Staaten geringer ausfiel als im nationalen Durchschnitt. Während Kritiker behaupten, eine längere Kampagne hätte Harris mehr Erfahrung verschafft oder Fehler verhindert, argumentiert der Artikel, dass die kürzere Kampagne die mediale Aufmerksamkeit auf negative Aspekte begrenzt und das Trump-Team gezwungen habe, kurzfristig von Biden auf Harris umzustellen. Der Autor verweist auf statistische Belege, die darauf hindeuten, dass Harris’ Kampagne in entscheidenden Staaten besser abschnitt, was subjektiven Meinungen über ihre Eignung als Kandidatin entgegensteht. Der Artikel betont zudem, dass die „Ground Game“-Bemühungen – also der persönliche Wählerkontakt – in einem nicht knappen Rennen nur begrenzt Einfluss haben. Harris’ Team und Freiwillige leisteten zwar solide Arbeit, konnten jedoch den starken nationalen Trend zugunsten Trumps nicht überwinden. Der Autor schließt daraus, dass Harris trotz einer starken Kampagne mit erheblichen Gegenwinden konfrontiert war, was letztlich entscheidend für das Wahlergebnis war. (Josh Marshall, TPM)

Das sehe ich genauso. Die Gegenwinde waren die Kulturkampfthemen – bei denen die Democrats solide in der Minderheit sind – und die Inflation. Jeder für sich ist ein extrem starker Gegenwind; zusammengenommen sind sie Knockout-Blows. Ich halte auch die laufende Debatte, ob es nun die Wirtschaft oder der Kulturkampf waren, für letztlich bedeutungslos. Es war beides. Die Anteile, zu denen es jeweils verantwortlich zu machen ist, sind eigentlich beinahe egal. Wie wir in Fundstück 4 aber tiefer betrachten, hilft diese Klärung ohnehin nicht. Eine zukünftige Strategie ergibt sich daraus ja nicht. Die Democrats müssen mit der Partei in der Umgebung Wahlkampf führen, die sie haben, genauso wie die Republicans auch. Und MAGA-Republicans, die sich gerade einbilden, eine solide Mehrheit für ihre radikale Politik zu haben, sollten sich besser schon einmal auf den Backlash vorbereiten. Seit 2008 entscheiden die Wahlen in den USA gar nichts. Das Pendel schwingt nur hin und her.

3) Das Geschäft mit der Sucht

Der Autor beschreibt seine jahrelange Suche nach einer entscheidenden Zahl zum Alkoholkonsum, die er nun auf dem Deutschen Suchtkongress vorstellen wird. Die Zahl zeigt, dass in Deutschland 50,4% des Alkoholumsatzes, also etwa 5,82 Milliarden Euro, auf riskanten oder hochriskanten Konsum zurückzuführen sind. Dieses Ergebnis, so der Autor, verdeutlicht, dass die Vorstellung des „verantwortungsvollen Konsums“ eine Konstruktion ist, die die gesundheitsschädlichen Effekte von Alkohol verharmlost und primär den Umsatz der Alkoholindustrie schützt. Der Autor kritisiert die „Drink responsibly“-Kampagnen der Alkoholindustrie als irreführend, da sie weniger auf den Schutz der Konsumenten abzielen, sondern vielmehr politische Regulierungen verhindern sollen. Zudem wurde ihm bewusst, dass seine eigene Sucht als Teil eines profitablen Geschäftsmodells fungierte. Die Berechnungen basieren auf konservativen Schätzungen und Umfragedaten, die möglicherweise die tatsächliche Menge an riskantem Konsum unterschätzen, da Menschen mit Alkoholproblemen oft schwer erreichbar und zurückhaltend bei der Angabe ihres Konsums sind. Der Autor appelliert an Betroffene, sich nicht selbst die Schuld zu geben, sondern das System, das Alkoholprobleme aus Profitinteresse begünstigt, kritisch zu hinterfragen. (Nathalie Stüben)

Alkohol ist eine dieser logischen Bruchstellen unseres Systems, das hat man ja auch bei der Cannabis-Legalisierung immer wieder gesehen. Gebetsmühlenartig haben die Befürwortenden einer solchen stets die größere Schädlichkeit und den größeren Suchteffekt von Alkohol betont. Was ja objektiv richtig ist. Und irrelevant. Würde Alkohol heute erfunden, niemals wäre er legal. Keine Chance. Aber dasselbe gilt auch für das Auto. Alkohol ist legal, weil er immer legal war, und Cannabis war verboten, weil es verboten war. Diese Tautologie der damaligen Drogenbeauftragten wurde zwar viel verspottet, war aber völlig zutreffend. Alkohol hat Tradition, und deswegen wird er konsumiert. Sich dem Ganzen rational zu nähern ist aussichtslos, weil es kein rationales Thema ist. Das ändert allerdings nichts an den dramatischen Zahlen, die im Artikel genannt werden. Denn an der Stelle lässt sich definitiv etwas machen. Es gibt ja einen Unterschied zwischen Alkohol als Genussmittel und Alkoholsucht und Zerstörung durch die Droge. Und in diesem weiten Feld ist auch die Politik gefragt.

4) Kamala Harris’ campaign didn’t ignore working class voters

Nach den Wahlergebnissen vom Dienstag gibt es einen wiederkehrenden Vorwurf: Die Demokraten hätten die Arbeiterklasse, unabhängig von Hautfarbe, ignoriert. Bernie Sanders bezeichnete Kamala Harris’ Wahlkampagne als „katastrophal“ und meinte, dass eine Partei, die die Arbeiterklasse im Stich lasse, von ihr ebenso verlassen werde. Dieser Vorwurf stimmt jedoch nicht vollständig. Präsident Joe Biden war einer der arbeiterfreundlichsten Präsidenten seit Franklin D. Roosevelt. Er unterstützte Gewerkschaften aktiv und brachte Gesetze wie den Inflation Reduction Act, das Infrastrukturgesetz und den CHIPS Act auf den Weg, die zu vielen neuen Arbeitsplätzen führten. Auch erhöhte er die Gehälter von Bauarbeitern auf staatlichen Projekten und verbesserte die Lohnungleichheit. Kritiker behaupten, Harris’ Kampagne habe diese Erfolge nicht ausreichend kommuniziert, doch mit 200 Millionen Dollar an Wirtschaftskampagnen, die die Sorgen der Arbeiterklasse ansprachen, investierte sie mehr als Trump in diesem Bereich. Dennoch konnte sie die Arbeiterklasse kaum für sich gewinnen: Weiße Arbeiter stimmten ähnlich wie bei Biden 2020, jedoch verlor sie massiv Unterstützung bei nicht-weißen Arbeitern. Trumps Kampagne sprach die kulturellen Ängste und den Groll der Arbeiter an, während sie faktisch wenig für deren wirtschaftliches Wohl tat. Das GOP-Wirtschaftsprogramm unter Trump konzentrierte sich auf Steuersenkungen für Reiche, aber seine symbolischen Ansprachen an die weiße Arbeiterklasse verfehlten nicht ihre Wirkung. Ein grundsätzlicher Wandel zugunsten der Arbeiterklasse scheint für die Demokraten kaum erreichbar. Die Partei wird durch ihre kulturellen Positionen und ihre Wählerbasis stark begrenzt. Eine Rückkehr zu nationaler Macht könnte für sie eher durch die Mobilisierung der gebildeten, städtischen Wählerschaft möglich sein. (Michael A. Cohen, MSNBC)

Ich halte Cohens Analyse an einer Stelle für fehlgehend: Eine gewerkschaftsfreundliche Politik ist nicht automatisch eine für die Arbeiter*innen. Im Aggregat sicherlich, aber eben nicht automatisch und schon gar nicht in den USA. Das aber nur am Rande. Viel relevanter ist, dass Cohen den wesentlichen Aspekt bemerkt: It’s the Culture War, stupid! Das war bereits 2016 sichtbar und ist nun wahrlich kein Geheimnis. Dass „deliverism“ gescheitert ist –  wie diese Perspektive von Anne Lowrie, die das Thema wesentlich kritischer sieht, nahelegt – schließt sich ja damit gar nicht aus. Die Democrats haben geliefert UND es wurde nicht goutiert, und die Republicans versprechen massive Härten UND es wurde goutiert. Das liegt eben daran, dass das Wirtschafts-Menü jedes Mal eine kulturkämpferische Beilage hat. Im Fall der Democrats ist das aus Sicht dieser Wählendengruppe eine Schüssel dampfendes Exkrement, im Fall der Republicans ist das der Hauptgang, der aber noch unter einer Servierglocke abgedeckt und unbekannt ist, während eine köstliche Vorspeise schon dasteht (man verzeihe die gastronomischen Analogien). Das kann man nicht ignorieren. Und genauso wenig können, da bin ich ganz bei Cohen, die Democrats irgendetwas daran ändern.

5) The third framing

Das internationale Wirtschaftssystem von Bretton Woods, geschaffen 1944, zielte darauf ab, globale Stabilität durch feste Wechselkurse, moderate Zölle und entpolitisierte Entscheidungen zu gewährleisten. Institutionen wie der IWF und die Weltbank sollten wirtschaftliche Kooperation fördern und protektionistische Fehler der Vorkriegszeit verhindern. Doch in den 1970er und 1980er Jahren wandelte sich das System: Der Fokus lag zunehmend auf neoliberalen Prinzipien wie Privatisierung und Deregulierung, insbesondere unter Reagan und Thatcher. Heute entfernen sich die führenden Länder vom Neoliberalismus und setzen auf politisch motivierte Handelsblöcke, Sanktionen und „technologische Souveränität“. Diese Abkehr, besonders seitens der USA und EU, stellt die Universalität der einstigen Regeln infrage und führt zu Spannungen, da diese Prinzipien anderen Ländern weiterhin nahegelegt werden. Ohne ein neues Regelwerk könnte das System auseinanderbrechen. Der Autor argumentiert, dass ein veraltetes, widersprüchliches System nicht funktionieren kann und plädiert für eine Reform, um eine Rückkehr zu isolierten, wettbewerbsgetriebenen Wirtschaftsstrukturen zu verhindern. (Branko Milanovic, Global Inequality)

Ich finde den Punkt Milanovics, dass das internationale Ordnungssystem derzeit vor allem daran scheitert, dass seine Konstrukteure – der Westen – sich selbst nicht daran halten, aber erwarten, dass es alle anderen tut, für zentral. Das ist ja meine Argumentation für die „wertebasierte Außenpolitik“ stets gewesen: du kannst nicht ein System durchsetzen, das du selbst für deine „nationalen Interessen“ allzu offenkundig ignorierst. Das geht nur mit Macht, und die haben wir einerseits nicht und würde auch nicht einem regelbasierten, sondern anarchischen System entsprechen, und genau das wollten wir eigentlich ja nicht mehr. Mir scheint der Best Case gerade eine Rückkehr zu Machtblöcken zu sein, innerhalb derer jeweils ein eigenes System gilt, aber auch das scheint gerade zunehmend fraglich.

Resterampe

a) Mansour ist so ein Idiot. Den Blödmann hätte ich hören wollen wenn eine Behörde einfach mal wegen „Warnsignalen“ anfängt, Mitarbeitende einzustellen. Vor allem eine solche! „Klar, aktuell stehen keine Wahlen an, aber ich, Bürokrat 3748, denke, es könnten welche kommen, also stellen wir ein!“

b) Echt so krass, diese Frauenfeindlichkeit im Fußball.

c) Wichtiger Punkt.

d) Es sind nicht (nur) die sozialen Netzwerke.

e) Please stärke FDP.

f) Stimmenzahlen und Mobilisierung in den USA.

g) Own your result.

h) Woran es definitiv nicht lag.

i) Immer wieder krass wie falsch Leute die Migrant*innenanteile einschätzen.

j) Democrats‘ election losses show how much people hate inflation.

k) Was für Ralf.

l) Zurück zum Einparteienstaat. Populisten. Ob links, ob rechts, immer weg mit der Demokratie.

m) What do tax cuts on the rich accomplish? Can you guess?

n) The Democrats’ Senate Nightmare Is Only Beginning.

o) Here’s what’s changed politically over the past few years.

p) Super-Artikel zu AfD und Israel.


Fertiggestellt am 12.11.2024

{ 108 comments… add one }
  • Erwin Gabriel 21. November 2024, 09:42

    i) Immer wieder krass wie falsch Leute die Migrant*innenanteile einschätzen.

    Krass ist bestenfalls Dein Umgang mit solchen Clickbait-Postings 🙂

    Wer hat in Deutschland die Befragung vorgenommen? Wie viele „Leute“ wurden befragt, oder haben welche Zahlen geschätzt, damit in Deutschland ein Durchschnitt von 27% herauskommt? Hat man die Migranten auch befragt? Unterschiede zwischen Stadt und Land?

    Übrigens: Der reale Anteil liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei etwa 25%. Guckst Du hier.

    Für mich ist das allerdings kein Zeichen, dass die Schätzungen genau waren, sondern, dass sich die Über- und Unterschätzer (falls überhaupt seriös gefragt wurde) sich halbwegs die Waage halten. 27 % dürften wir aber in zwei Jahren haben.

    • Lemmy Caution 21. November 2024, 10:49

      Ich bin ja auch für eine ernsthafte Steuerung der Einwanderung aus Nahost, u.a. weil ja über die Libyen Route der russische Feind-Geheimdienst FSB gutes Geld als Fluchthelfer macht. Man hört ja auch immer wieder Worte aus Ägypten oder Syrien, dass sie die speziellen Leute, die da kommen, auch nicht wollen. Ein uneingeschränktes „refugees welcome“ hört man sowieso immer weniger.
      Viele der Immigranten stammen aus europäischen Ländern wie Ukraine, Polen, Rumänien oder Italien.
      https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Migration-Integration/_inhalt.html#sprg475904
      In der IT laufen auch nicht wenige Syrer, Iraner und Nordafrikaner rum. Aus dem Iran kommen sowie viele Ärzte und gut ausgebildete Leute.
      Französisch bekomme ich auf Babbel online Kursen oft von Tunesierinnnen, Algerierinnen, Algeriern, Libanesinnen und Togolesen beigebracht. Manche von denen machen einen überdurchschnittlich guten Job.
      Wenn ich an einer Baustelle vorbeikomme sehe ich da wenige Deutsche. Schaun wir mal, wie sich Trumps Mega-Rauswurf der bohnen-verzehrenden Bevölkerung auf die USA auswirkt.

    • cimourdain 21. November 2024, 10:58

      „Übrigens: Der reale Anteil liegt nach Angaben des Statistischen Bundesamts bei etwa 25%.“ erklärt sich aus den unterschiedlichen Bemessungsmaßstab: Das Fundstück fragt nur nach Personen, die nicht im Land geboren wurden, statista nimmt noch diejenigen dazu, deren Eltern nicht im Land geboren wurden. Dazu kommt noch der (noch weiter gefasste) Begriff „Migrationshintergrund“, da ist es kein Wunder, dass die Zahlen nicht korrekt geschätzt werden.

      • Dennis 21. November 2024, 12:15

        „Einwanderungsgeschichte“ ist prima, weil das hohe Zahlen produziert. Die Definition wurde für den Mikrozensus 2023 neu gebastelt und weicht wohl etwas ab vom früheren „Migrationshintergrund“. Der Oberbegriff wird allerdings in diverse Unterbegriffe unterteilt. Staatsangehörigkeit spielt bei der „Einwanderungsgeschichte“ im Übrigen keine Rolle. Auch die Kinder von Deutschen, deren beide Eltern seit 1950 in das heutige deutsche Staatsgebiet eingewandert sind, haben eine „Einwanderungsgeschichte“, die Enkel allerdings nicht mehr^. Trifft mich nicht ganz, weil meine Eltern schon vor 1950 aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten, die nicht Teil des heutigen Staatsgebietes sind, rübergemacht haben. Schade eigentlich^, sonst wäre ich auch einer von den 25 %.

        • cimourdain 21. November 2024, 13:24

          Das ist nicht ganz konsequent… Die BRD hat die Oder-Neisse-Grenze erst 1970 anerkannt (und so mancher Konservativer erst 1990), also sind diese „Einwanderer“ aus den ehemaligen Ostgebieten doch eigentlich Binnenmigranten.

        • Ariane 22. November 2024, 13:45

          Auch die Kinder von Deutschen, deren beide Eltern seit 1950 in das heutige deutsche Staatsgebiet eingewandert sind, haben eine „Einwanderungsgeschichte“, die Enkel allerdings nicht mehr

          Irre, fragt sich natürlich ob die DDR auch quasi noch als „aus dem Ostgebiet eingewandert“ gelten^^
          Mich rettet meine späte Geburt, aber von meinen vier Großeltern ist tatsächlich nur eine in der BRD (damals) geboren.

      • derwaechter 21. November 2024, 14:34

        Genau. Und ich würde davon ausgehen, dass die „gefühlte“ Einwanderung sich eher am Massstab von statista orientiert. Damit lägen die Befragten überraschend nah an der Wirklichkeit.

      • Stefan Sasse 21. November 2024, 15:01

        Jepp. Aber die erstere Kategorie ist ja die, die gemeint ist bei so was!

  • Kirkd 21. November 2024, 09:42

    2) Wenn es nicht die Kampgane war, dann war es wohl die Kandidatin, die nicht inder Lage war, im Gegenwind zu punchen. Das Leben ist hart. Man kann die Ausreden hin und herschieben, aber es gilt eben wie bei Hillary: „She had one job to do, and she did not get it done“.

    Ich warne davor, sich jetzt darauf auszuruhen, dass das angeblich unvermeintliche Pendel zurückschlägt. Das Pendel schlägt zurück, bis es es plötzlich nicht mehr tut.

    Trump hat in Sicherheits- und Wirtschaftspolitik sowie Stabsleitung erstaunlich kompetente Personen berufen und die MAGA Esoteriker auf die (frei nach Schröder) Gedöns-Posten gesetzt. Das worst case scenario ist, dass ein unterschätzter Trump eine Amtszeit wie Reagan I hinlegt. Anfangs unterschätzt, aber verdammt erfolgreich. Dann kannst Du dir Dein Pendel ins Poesiealbum heften.

    • cimourdain 21. November 2024, 12:04

      Gegenrede: Das worst case Scenario ist, dass ein unterschätzter Trump eine Amtszeit wie Bush (George W.) I hinlegt. : Anfangs unterschätzt, aber verdammt erfolgreich darin, die USA auf einen extrem nachteiligen Kurs zu bringen.

      • Stefan Sasse 21. November 2024, 15:02

        Das ist doch irgendwie die Erwartung, oder? Wegen Bush II sind die Deutschen doch überhaupt so Anti-Republican. Das war ja davor nicht so!

        • cimourdain 21. November 2024, 16:27

          Das kannst du nicht so pauschal sagen. Nimm Reagan, während der ersten Amtszeit wurde er in D durch die Bank als schießwütiger Cowboy dargestellt. Das hat sich zwar durch seine Rolle während der Entspannung („tear down this wall“) relativiert, aber der Cowboy blieb in den Köpfen.

          Wichtiger ist aber die umgekehrte Richtung. Die (post-Goldwater) Republicans lassen sich so schön in das Bild des hässlichen Amerikaners einpassen (provinziell-nationalistisch, ultrareligiös, Gun-Freaks, rassistisch), darauf kann man gut herabschauen. Das resultiert in dieser seltsamen „Autounfall“-Faszination, mit der manche diese Nachrichten, die dem Klischee entsprechen, („Schule X verbietet Buch Y“) rezipieren. Und das erklärt auchdie Ekel-Faszination, die manche Medien (Spiegel) für Trump haben.

          • Stefan Sasse 22. November 2024, 07:45

            „Tear down this wall“ hat Reagan in Deutschland viele Sympathien verschafft.

            • cimourdain 22. November 2024, 11:37

              Aber eben nur ihm selbst als Person. Das hat weder auf die Republikaner noch die USA abgefärbt. Und mit Bush senior und seinem Golfkrieg rückte schon wieder der „hässliche (republikanische) Amerikaner“ in die Sichtlinie.

              • Stefan Sasse 22. November 2024, 12:28

                Ich hab den Golfkrieg nicht aktiv erlebt; ich dachte nicht, dass das eine ähnliche Reaktion hervorrief.

                • destello 22. November 2024, 13:41

                  In meiner Erinnerung wurde Ronald Reagan zumindest in seiner ersten Periode (neben Johannes Paul II.) als einer der beiden schlimmsten Männer der Welt dargestellt. Jemand der nur Übel bringt bringt und die Welt zu einem schlechteren Ort macht. Die Änderung kam in seiner zweiten Amtszeit. Und ich würde das gar nicht an dem „Tear down the this wall“ festmachen, sondern eher, dass er in der Lage war, auf die Avancen von Gorbatschow einzugehen.

    • CitizenK 21. November 2024, 12:53

      „Trump hat in Sicherheits- und Wirtschaftspolitik sowie Stabsleitung erstaunlich kompetente Personen berufen“

      Diese Einschätzung hast Du ziemlich exklusiv.

    • Stefan Sasse 21. November 2024, 14:59

      Ok, aber wenn er Erfolg hat, wäre das ja auch nur halb so schlimm. Und dann kriegen wir wieder ein Realignment. Das ist übrigens etwas, das ich ja mit Sorge sehe: die Progressiven scheinen teilweise nicht zu verstehen, dass das bereits passiert.

    • Lemmy Caution 21. November 2024, 15:21

      Geheimdienstchefin (Tulsin Gepard) ist Gedönsposten?
      Pete Hegseth als Verteidigungsminister ist mir auch nicht geheuer.
      Und Matt Gatz als „Attorney General“ – scheint eine Art Justizminister zu sein – auch nicht.

      • Stefan Sasse 22. November 2024, 07:44

        Wird meist als Justizminister übersetzt, ja.

        • derwaechter 22. November 2024, 14:24

          Ist aber eher Justizminister und Generalbundesanwalt in einem.

          Für die Pläne Gegner juristisch zu verfolgen nicht ganz unerheblich

          • Stefan Sasse 22. November 2024, 20:20

            Jetzt wird er’s ja nicht, der Gaetz 🙂

            • derwaechter 26. November 2024, 12:22

              Ist die Frage, ob das so viel an der Instrumentalisierung ändern wird. Bei Gaetz hätte man wenigstens auf totale Unfähigkeit hoffen können.

              • Stefan Sasse 26. November 2024, 13:36

                Weiß nicht. Ich hoffe eher weniger auf totale Unfähigkeit.

  • Erwin Gabriel 21. November 2024, 09:47

    m) What do tax cuts on the rich accomplish? Can you guess?

    Immer wieder: Definiere „rich“, und ich sage Dir, ob Du meine Unterstützung oder meine Ablehnung hast.

    • Stefan Sasse 21. November 2024, 15:00

      Fair. Für mich sind das so die oberen 2-3%.

      • Thorsten Haupts 28. November 2024, 14:31

        In Deutschland wären das Jahreseinkommen zwischen ca. 120 und 150 tausend Euro (brutto, Single). Gutverdienend sicher, reich????

  • cimourdain 21. November 2024, 10:47

    2), 4) und weitere: Post-hoc Erklärungen zum Wahlergebnis sind schon peinlich (siehe FS j vom 19.11.). Aber hinterher zu sagen „Wir haben nichts falsch gemacht“, wenn man gegen jemanden verliert, der erratisch, unsympathisch, juristisch vorbelastet, und viel negatives mehr ist, zeugt das von einer hohen Lernresistenz.

    3) „Würde Alkohol heute erfunden, niemals wäre er legal.“ Sehe ich anders. Wenn ein Produkt sich gut verkauft und Geld damit verdient wird, findet sich eine Lobby, die eine Regulierung verhindert. Als Beispiel möchte ich die unkontrollierte Weitergabe der Droge „social Media“ an Minderjährige aufführen.

    a) konsequent gedacht müsste die Wahlleiterin erst tätig werden, nachdem die Vertrauensfrage gestellt wurde und das Ergebnis feststeht. Bis dahin ist nicht klar, ob und bis wann eine Wahl durchgeführt werden muss.

    b) i) Reiner PR-Artikel, bei dem sich mir die Frage nach „sponsored content“ stellt.
    ii) Mindestens viermal wird im Artikel das Aussehen (Kleidung, Tätowierungen etc) diskutiert. Die Bilder dazu tun ein Übriges. DAS ist definitiv Sexismus.
    iii) Böswillig interpretiert ist die Überschrift ein Plädoyer für Transpersonen im Frauensport (um diesen Brandherd mal wieder anzufachen).

    c) Kirche im Dorf lassen. So sehen 4 Zeitschriften in einer Bahnhofsbuchhandlung mit einer dreistelligen Zahl von verschiedensten Magazinen aus.

    l) Ich kann mir nicht helfen, aber wenn ein Verfahren, bei dem Richter politisch (von Institutionen, die die Regierungspartei kontrolliert) bestimmt werden, abgeschafft wird, ist das eher ein Schritt zu mehr(!) Unabhängigkeit der Justiz.

    p) Es ist bemerkenswert, wie sehr der Artikel um den Elefanten herumtrippelt: Dass AfD und israelische Regierung im (politischen) Islam ein gemeinsames Feindbild haben. Feind meines Feindes.

    • Ariane 22. November 2024, 14:05

      a) konsequent gedacht müsste die Wahlleiterin erst tätig werden, nachdem die Vertrauensfrage gestellt wurde und das Ergebnis feststeht. Bis dahin ist nicht klar, ob und bis wann eine Wahl durchgeführt werden muss.
      Der Countdown beginnt sogar erst, wenn der BuPrä den Bundestag auflöst (oder was er da genau macht) – aber es macht schon Sinn, sich vorher mit der Wahlleitung abzustimmen, gerade weil Deutschland da ein recht kompliziertes Verfahren hat.
      Im Gegensatz zu „dauerhaft ne aufgeblähte Behörde zu haben“, weil ja jederzeit ne Regierung platzen könnte.

      b) Hö?
      Naja es ist Fußball, natürlich ist das teilweise extrem. Ich sag nur die Diskussionen um Claudia Neumann.
      Das extremste war mal bei Kabel 1 bei nem (Männer-)Spiel, wo unten eingeblendet wurde, dass man auf der Webseite die heißesten Spielerfrauen bewundern kann – da hat der Kommentator sich schlicht geweigert, drauf hinzuweisen.

      Insgesamt ist es aber besser geworden, auch weil mittlerweile recht viele Frauen da die echten Jobs kriegen (ne Weile lang durften die immer nur Tweets vorlesen – DAS war sexistisch!)

  • Erwin Gabriel 21. November 2024, 13:41

    1) Is Germany’s business model broken?

    Es ist also auch vorstellbar, dass Deutschland wieder einen Konjunkturschub erleben wird, …

    Eher nicht. In der Regel wirken größere Krisen global und betreffen alle; berappelt sich hier die Konjunktur, berappelt sie sich für alle, wenn auch vielleicht nicht gleich schnell. Im aktuellen Fall ist es so, dass es sich überall in der Welt berappelt hat, nur nicht bei uns.

    Es gibt eben nicht nur einen Grund, der bei uns dasvLeistungsvermögen runterzieht, es sind gleich mehrere. Die Stimmung ist nicht so doll, weil der bürokratische Aufwand immer weiter steigt (und in Zukunft vermutlich weiter steigen wird), die Einschränkungen durch Klima als hoch bzw. als behindernd empfunden werden (und in Zukunft vermutlich weiter steigen werden), dass der Staat derzeit handlungsunfähig ist (und in Zukunft vermutlich bleiben wird), dass für die Wirtschaft wichtige Infrastukturen wenn überhaupt nur eingeschränkt funktionsfähig sind (ein Zustand, der sich in Zukunft vermutlich weiter verschlechtern bzw. hinziehen wird). Der Fachkräftemangel wird sich in Zukunft vermutlich verstärken, die Unternehmensübergaben werden in Zukunft vermutlich stärker belastet werden etc.

    Die aktuelle Situation ist in der Tat nicht optimal, aber „in Zukunft vermutlich“ schlägt ziemlich aufs Gemüt. Und das Gemüt, also
    die Hoffnung auf bessere Zeiten oder Entwicklungen, spielt eine riesengroße Rolle.

    Wohlgemerkt, ich sage nicht, dass das so kommt; …

    … aber die Hoffnung stirbt zuletzt 🙂

    Ich halte die Krise vor allem wegen der strukturellen Schwächen der Autoindustrie ja schon lange für extrem gefährlich.

    „Damals“ gab es keine „strukturelle“ Krise; damals stand eine noch nicht ganz ausgereifte Technologie in den Startlöchern, die Dich begeisterte, die aber von vielen nicht verstanden wurde, der es es noch an breiter Verfügbarkeit und infrastruktureller Basis mangelte, und deren Unterstützung durch den Staat zu wünschen übrig ließ.

    Und wenn Du heute schaust, wo die Probleme der Autoindustrie herkommen, dann liegt das nur eingeschränkt an der mangelnden Fähigkeit, preiswerte E-Autos für jedermann zur Verfügung zu stellen. Die Mitarbeiter deutscher Autobauer kassieren vergleichsweise hohe Löhne, was zu bestimmten Kostenstrukturen führt, die sich in Verkaufspreisen abbilden müssen.

    Bei einem Audi A6, einem 5er-BMW oder einer Mercedes E-Klasse geht das auf. Bei einem bezahlbaren (und technisch anspruchslosen) Elektro-Kleinwagen, der von der Schweiz einmal abgesehen überall auf der Welt billiger produziert werden kann, dessen teuerste Komponente, der Akku, aus China zugekauft werden muss, geht das nicht mehr. Chinesische Hersteller bezahlen nicht nur weniger für den Akku und stehen in der Warteschlange stets auf den vorderen Plätzen, sondern kriegen ihre Autos auch noch vom Staat gesponsert, während deutsche und andere Autos vom Markt verdrängt werden.

    Bei allen Fehlern, die sich die deutsche Autoindustrie hat zuschulden kommen lassen, ist das, was Du als Fehler oder strukturelles Problem siehst, eher eine unvermeidbare Entwicklung durch Fremdeinwirkung. Und Du siehst ja, was gerade bei VW los ist, weil die versuchen, eine strukturelle Fehlentwicklung zu korrigieren. Man kämpft verständlicherweise um die Erhaltung der Jobs, und Du wirst der erste sein, der sich dann in zwei, drei Jahren darüber auslässt, dsas VW immer noch „strukturelle Probleme“ hat.

    • Stefan Sasse 21. November 2024, 15:04

      Die stirbt definitiv zuletzt!

      Und grundsätzlich sehe ich deine Argumente, aber widerlegt nicht Tesla, dass hohe Preise und eAutos sich ausschließen? Die deutschen eAutos sind halt teuer UND nicht gut.

      • VD 21. November 2024, 15:49

        Die Hauptgruppe von Tesla-Käufern sind „wohlhabenden Personen im Alter von 25 bis 55 Jahren. „. Also potenzielle Audi, Benz oder so-Käufer die aber noch dazu „was für die Umwelt“ machen wollen (es sei dahingestellt, ob das stimmt.

        Interessant, was man so finden kann: https://businessmodelanalyst.com/de/Tesla-Zielmarkt/

        • derwaechter 21. November 2024, 16:20

          Teslas Model 3 und Y konkurrieren im Eauto Bereich preislich gar nicht ganz oben sondern im Mittelfeld. Bieten aber einfach ein Paket an, mit dem z.B. VW bei ähnlichen Preisen nicht mithalten kann. Während Mercedes und so viel teurer sind. Zugegeben auch luxuriöser in der Ausstattung aber im Kern (Batterie, Elektromotor und Software) auch nicht besser als Tesla sind.

          „es sei dahingestellt, ob das stimmt.“
          Da gibt es nicht hinzustellen. Verglichen mit Verbrennern ohne Zweifel. Alles andere ist entweder Propaganda oder längst veraltet.
          Verglichen mit gar kein Auto nutzen natürlich nicht. Aber das ist für die meisten halt leider keine Option.

          • Stefan Sasse 22. November 2024, 07:45

            Genau, das ist auch mein Punkt. Die deutschen Autos sind deutlich teurer und bieten dafür…nichts.

            • derwaechter 22. November 2024, 08:16

              Außerdem sind zumindest die Model Y ja sogar in Deutschland produziert. Wer also seine Kaufentscheidung mit Arbeitsplätzen in Deutschland verbinden möchte, fährt da ganz gut.

              Die Fabrik ist eh so ein Lehrstück für die deutsche Wirtschaft. Eigentlich immer noch ziemlich beeindruckend und im Stande das erste europäische Werk (das „jedes“ Land gerne gehabt hätte) anzuziehen. Aber dann auch von einer Feindschaft, spezifisch von links und allgemein gegen Elektroautos von vielen politischen Seiten, geprägt, dass andere und Tesla selbst sich überlegen, ob man Deutschland nicht doch besser links liegen lässt.

          • VD 22. November 2024, 08:16

            „(es sei dahingestellt, ob das stimmt)“ bezog sich darauf ob die Zielgruppe „was für die Umwelt“ machen will oder nicht.

            Meiner Meinung nach sind deutsche Autos zu teuer … sofern man „nur“ ein Auto haben will, das einem von A nach B bringt und ein wenig Komfort bieten soll (ohne großen Schnick-Schnack).

            Ich habe seit vier Wochen ein neues Auto (mein Altes war nach 15 Jahren doch zu gebrechlich und hat zu viel an Reparaturen gekostet). Ich fahre nun ein rumänisches Auto (Duster als Verbrenner), einfach weil es für mich geeigneter war, als Andere. Hätte ich für meine Bedürfnisse ein Deutsches gewollt hätte ich fast das Doppelte löhnen müssen, das war es mir nicht wert.

            • derwaechter 22. November 2024, 10:47

              Und genau deshalb, ärger es mich, dass die guten Hersteller sich zu wenig auf bezahlbarere Modelle konzentrieren. Tesla z.B. mit Cybertruck statt Model 2.

              Das in Deutschland im Jahre 2024 noch so viele neue Verbrenner gekauft werden ist eine Tragödie.

              • Stefan Sasse 22. November 2024, 12:27

                Absolut!

              • Ariane 22. November 2024, 14:19

                Und arme Menschen wie ich fahren nicht mal Neuwagen^^

                Man muss aber auch sehen, dass sich das insgesamt verengt hat, teuer und groß. Die ganzen kleinen Modelle sind ja – außer bei den Asiaten – aus der Produktion geflogen, stattdessen gibts 3 verschiedene SUV-Modelle. Die auch entsprechend kosten – und Marge bringen.

                Es macht aber halt noch anfälliger, wenn das unter Druck gerät.

                • CitizenK 22. November 2024, 15:16

                  Kurzsichtiges Renditedenken. Daran ist nicht die Politik (also die Ampel) schuld.

                  • Thorsten Haupts 25. November 2024, 00:18

                    Mehr als 30 Jahre in ununterbrochener Folge erfolgreich als „kurzsichtiges Renditedenken“ zu qualifizieren würde ich auch gerne schamlos hinkriegen …

                    • CitizenK 25. November 2024, 07:29

                      Die Konzentration auf das margenstarke Luxussegment galt in der letzten Dekade als besonders clevere Strategie. Alltagsautos für Normalos sollten die anderen (Franzosen) machen, auch wenn sie in China und den USA nichts zu melden hatten. Jetzt machen sie. Was 30 Jahre richtig war kann im 31. falsch sein. Rückblick: VW stand mal kurz vor der Pleite, als das jahrelange Erfolgsmodell nicht mehr lief und lief.

                    • Thorsten Haupts 25. November 2024, 09:37

                      Wer vor 5 Jahren (das ist die Mindestlaufzeit strategischer Kurswechsel) genau wusste, dass die damalige Strategie falsch war, darf jetzt die Hand heben. Alle anderen …. Besserwissen im Rückblick hat mich noch nie überzeugt.

                    • derwaechter 26. November 2024, 00:04

                      Ich kenne da zumindest einen
                      „Wenn Sie 2025 kein E-Mobil für unter 20.000 Euro anbieten, dann werden Sie – so fürchte ich – im Markt scheitern“, sagte Habeck 2019. Ziemlich genau vor fünf Jahren.

                    • Stefan Sasse 26. November 2024, 10:45

                      Exakt!

                    • Thorsten Haupts 26. November 2024, 11:48

                      Ich kenne da zumindest einen …

                      Und wenn´s nicht deutlich mehr werden, war selbst der eine schlicht ein Glückstreffer. Mir ging´s auch eher darum, dass ich Besserwissen im Rückblick nicht mag. Schon gar nicht, wenn es um über lange Zeiträume kontinuierlich erfolgreiche Unternehmen/Leute geht. Hinterher (!) weiss es eh jede/r besser. Immer.

        • Stefan Sasse 22. November 2024, 07:44

          Was, Tesla-Käufer*innen sind wohlhabend? No shit 😀 Ein Glück hat da jemand eine Analyse für gemacht.

          • VD 22. November 2024, 08:09

            Nun Ja, für Menschen die nicht so viel Geld haben ist ein Auto, das lt. Website mehr als 40.000 € kostet (in der Grundausstattung) nun mal nicht in der Perspektive.

            • derwaechter 22. November 2024, 10:50

              Ja. Wahnsinn, das Model Y dennoch das weltweit meistverkaufte Automodell im letzten Jahr war.

              Von „Grundaustattung“ würde ich mich nicht abschrecken lassen. Da hat man das allermeiste mit drin, es gibt ja kaum Extras bei Tesla. m.E. auch ein Grund, warum die soviel effizienter als z.B. VW produzieren und verkaufen können.

            • Stefan Sasse 22. November 2024, 12:26

              Mein ich ja.

      • Erwin Gabriel 22. November 2024, 12:24

        Ich bin eine Weile Tesla gefahren; ich würde mir keinen kaufen. Die Software ist grundsätzlich gut, da gibt es durchaus einen Vorsprung. Die Kommunikation des Fahrzeugs mit den Ladesäulen und die Abrechnung über automatische Abbuchung (weder Bargeld noch Kreditkarte erforderlich) ist der Hammer.
        Unsere Pool-Tesla Modell 3 waren schlampig gefertigt: extrem dünnes Blech bei der „Motorhaube“, Spaltmasse aus dem Jenseits, gefertigt nach Standards, die BMW schon in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts übertraf. Von den Sitzen bekam ich Rückenschmerzen. Um die Scheibenwischer zu betätigen, musste ich die Augen von der Straße nehmen und mich durch die Menüs des Displays arbeiten; viele Kollegen tippten aus Reflex den Hebel rechts von der Lenksäule kurz nach unten (bei Tesla: Rückwärts-Gang einlegen). Die Türen lassen sich nicht mechanisch über einen Hebel öffnen, sondern nur elektrisch per Tastendruck. Die Reichweite ist mit 560 km angegeben (wenn Du unter 130 km/h) bleibst. Ich habe im Winter schon nach 250 km langsamer Fahrt Radio und Heizung ausgeschaltet, damit ich mein Zuhause (300 km Entfernung) überhaupt erreichte; Restenergie 2%.
        Tesla-Fahren ging halbwegs, wenn man zu zweit war; einer fuhr, der andere bediente bei Bedarf die Karre.

        Tesla käme für mich nicht in Frage. Bietet zwar die meisten PS pro Euro, aber zu wenig Auto.

        • Stefan Sasse 22. November 2024, 12:29

          Ich mag Tesla auch nicht. Ich fahr einen KIA EV6. Aber auch das ist kein deutsches Auto.

          • Erwin Gabriel 22. November 2024, 17:08

            @ Stefan Sasse 22. November 2024, 12:29

            Ich fahr einen KIA EV6. Aber auch das ist kein deutsches Auto.

            Hässlich wie die nacht, aber taugt. Mein Schwiegersohn fährt einen Skoda Enyaq und ist hochzufrieden.

            Mir gefiele der erste Kia Niro E wirklich gut, aber neu gibt es den nicht mehr. Der nachfolger hat schon ansatzweise diese UFO-Optik.

            • Stefan Sasse 22. November 2024, 20:22

              Ich hätte den Enyaq auch bevorzugt, aber der war 100€ im Monat teurer.

        • derwaechter 22. November 2024, 14:32

          Kann ich aus Erfahrung mit model Y nicht teilen. Auch in punkto Verarbeitung nicht. Dass der Frunk vorn dünn ist, macht doch nichts. Ist ja kein Motor drunter.
          Für Scheibenwischer muss man nicht tief ins Menü. Entweder am Hebel links, oder am Rädchen am Steuer oder am Schnellwahl „knopf“ unten am Display, oder per Sprachsteuerung zu bedienen.
          Ich habe meine auf automatisch und bediene die so gut wie nie selbst.

          Die Türen werden von aussen mechanisch geöffnet (voll elektrisch doch nur bei Model X und S, oder?) und von innen mit Knopf. Das geht doch auch gut?
          Und sollte der Knopf aus irgendeinem Grund nicht funktionieren, ist da doch noch der Hebel zum mechanisch öffnen. Nur hinten nicht, das finde ich auch nicht gut.

          • Stefan Sasse 22. November 2024, 20:22

            Was ich nicht so mag ist das „harte“ Fahrgefühl und die Breite von dem Ding. Aber insgesamt schon ein ordentliches Auto, würd ich auch nicht nein sagen wenn es in der Kategorie die günstigste Option wäre.

            • derwaechter 22. November 2024, 22:18

              Ja, das Fahrwerk ist wirklich hart.

              Für uns war letztendlich Platz und gute Reichweite ausschlaggebend. Zu fünft mit Gepäck auf langen Autofahrten hat es sich echt bewährt.

          • Erwin Gabriel 27. November 2024, 21:38

            @ derwaechter 22. November 2024, 14:32

            Kann ich aus Erfahrung mit Model Y nicht teilen.

            Eine Frage des Maßstabs? 😉

            Ich bin früher BMW und Mercedes gefahren, seit gut 10 Jahren VW Passat; hab noch einen alten Benz CLK Bj. 2000 auf dem Hof.

            Wir hatten Tesla 3 als Poolwagen. Ich war nur Gelegenheitsfahrer, habe mich also nie so richtig eingewöhnen können wie ein regulärer Besitzer. Ich fühlte mich stets unwohl, wenn ich was auf dem Display bzw. im Menü suchen musste.

            Die Navi-Führung mit automatischer Berechnung für die Ladestationen / -zeiten finde ich durchaus klasse. Dass beim Blinken die Kameras das Verkehrsgeschehen von hinten zeigen, ist super. Die Assistenzsysteme vom automatischen Intervall-Scheibenwischer bis zu Abstandshalter funktionierten eher zufällig. Der Tempomat lief, selbst wenn ich ihn bei 100 km/h aktiviert hatte, bei freier Strecke immer bis 130 km/h hoch; ich habe die verdammte Einstellung nicht gefunden, das zu ändern.

            Aus meiner Wahrnehmung einiges an Licht, einiges mehr an Schatten. Nur meine subjektiv Wahrnehmung.

            oder Tempomat fand ich voll scheiße.

  • Thorsten Haupts 21. November 2024, 14:03

    Zu 2)

    Ganz grundsätzlich ist es schon eine besondere Art von Kunststück, ausgerechnet gegen Trump und seine Entourage überhaupt zu verlieren 🙂 . Spezifisch hat Harris IMHO nichts wirklich grundsätzlich falsch gemacht, insoweit ist der Artikel okay.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • Thorsten Haupts 21. November 2024, 14:07

    Zu j)

    Irgendwann muss mir mal jemand das Phänomen erklären, dass selbst die am besten ge- und ausgebildeten Leute sich leichtfertig über historische Erfahrungen hinwegsetzen, die re Inflation und deren Wirkung nun wirklich reichlich vorliegen. Ja, Menschen hassen spürbare Inflation. Quelle surprise. Und in 25 Jahren werden das wieder viele vergessen haben oder nicht wahrhaben wollen. Menschen sind schon eine interessante Spezies …

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 21. November 2024, 15:05

      Genauso wie sie vergessen und verdrängen, dass Rechtspopulismus nicht Rechtspopulisten schwächt…

      • Thorsten Haupts 25. November 2024, 09:40

        Kommt drauf an. Wenn man nur ihr Wording übernimmt, aber den Worten keine Taten folgen lässt, dann wahrscheinlich.

        • Stefan Sasse 26. November 2024, 10:43

          Wir hatten es ja schon: die Taten lassen sich bei manchen Wordings gar nicht liefern.

  • derwaechter 21. November 2024, 14:44

    p) Könnte man spiegelbildlich auch über die Linken/Progressiven schreiben.
    Für mich immer noch schwer zu verstehen, dass sich so viele Progressive so vehement auf die Seite derer stellen, die mit ihren Werten oder sogar purer Existenz so gar nichts anfangen können (Beispiel „Queers for Palestine“) und umgekehrt so wenig auf der Seite derer stehen, die ihnen kulturell doch so viel ähnlicher sind (Beispiel die Besucher des Nova Festivals oder Bewohner friedensorientierter Kibbuze die am 7 Oktober angegriffen wurden).

    Mir ist natürlich völlig klar, dass das ein vereinfachte Sichtweise ist und es auf beiden Seiten keine homogenen Gruppen gibt.

  • CitizenK 21. November 2024, 16:55

    k) Nicht nur für Ralf.
    Kernsatz für mich: „These bros know. They don’t fear journalists any more. Journalists will now learn to fear them“. Kennt man aus Diktaturen.
    Droht eine neue McCarthy-Ära? – diesmal nicht gegen Kommunisten, sondern gegen Demokraten. Für die Trumpies ist der Unterschied allerdings gering.

  • Ralf 21. November 2024, 17:11

    zu 3) “Alkohol”

    Wie ist in der Studie denn “riskanter oder hochriskanter Konsum” definiert? Mein Eindruck mit Studien dieser Art ist, dass manchmal das gewünschte Ergebnis bereits vorher feststeht und die Definition des betrachteten Phänomens entsprechend mit sehr niederer Schwelle angepasst wird.

    • Stefan Sasse 22. November 2024, 07:46

      Weiß ich nicht, ich hab sie nicht gelesen. Aber dass es riskanten und hochriskanten Konsum gibt, und eine ganze Menge davon, sollte unstrittig sein.

      • Ralf 22. November 2024, 13:20

        Ärzte sagen für gewöhnlich, dass es keinen “unschädlichen” Alkoholkonsum gibt. Dem Argument folgend, wäre z.B. jedes Glas Alkohol riskant.

        • CitizenK 22. November 2024, 15:07

          Die Meldungen/Studien häufen sich in letzter Zeit. Wenn sich das durchsetzt, hat das Folgen für ganze Wirtschaftszweige in Europa, Chile, Australien und Kalifornien. Von Bayern und Tschechien ganz zu schweigen.

          • Thorsten Haupts 22. November 2024, 18:33

            Na ja. Die ZEIT hat vor einiger Zeit einen grossen Artikel zu „Bei Alkohol ist jeder Konsum schädlich“ veröffentlicht. Und den Fehler gemacht, die dazugehörige (Meta)Studie zu benennen, die öffentlich war.

            Flog ihnen auf twitter ziemlich um die Ohren. Der Verlust bei geringem bis mässigem Konsum war nur unter dem Mikroskop zu erkennen und betrug umgerechnet auf die Lebenszeit irgendwas im Stundenbereich. Und wenn man mich fragt, ob mir mein Bier 6 Studen Lebenszeit wert sind, habe ich da ne eindeutige Antwort 🙂 .

            Letztlich: Rauchen ist schädlich, alle Drogen sind schädlich, jedes Gramm Übergewicht ist schädlich, jede Form radioaktiver Strahlung (Hochgebirge oder Langestreckenfüge) ist schädlich, Feinstaub ist schädlich, Fleisch ist schädlich, zu wenig Bewegung ist schädlich, Zellteilung ist schädlich (Krebs). Könnte diese Liste über hunderte von Themen fortsetzen.

            Das Leben ist eben lebensgefährlich, es endet sicher mit dem Tod.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 22. November 2024, 20:19

          Kommt drauf an, was Risiko ist. Schokolade ist auch nie unschädlich. Schokolade essen ist trotzdem nicht riskant.

    • cimourdain 22. November 2024, 11:25

      Das ist nur ein Blogeintrag, der die eigentlichen Ergebnisse vorab ankündigt:

      „Sobald wir unsere Ergebnisse in der Fachpresse veröffentlicht haben, sage ich Dir in meinem Newsletter Bescheid, dann kannst Du bei Interesse die genaue Methodik, unsere Definitionen und die wissenschaftliche Diskussion vor dem Hintergrund der aktuellen Forschung nachlesen.“

    • cimourdain 22. November 2024, 11:31
  • Ralf 21. November 2024, 17:50

    zu 4) “Democrats”

    Ich glaube, Du machst es Dir zu einfach, wenn Du das Wahlergebnis nur mit Culture Wars erklärst. Es gab mit der Inflation und der Flut von Migranten an der Grenze objektive reale Probleme – auch wenn man die “Identity”-Dimension komplett ausblendet. Harris war nicht die Katastrophenkandidatin, zu der Sanders sie nun machen will. Aber sie war eben auch keine besonders gute Kandidatin. Durchschnitt halt. Und wie Nate Silver letztens in seinem Blog schrieb: Durchschnitt war in dieser Situation halt nicht gut genug.

    • Stefan Sasse 22. November 2024, 07:47

      Ich erkläre das doch gar nicht nur mit Culture Wars…? Ich habe doch immer darauf hingewiesen, dass die Inflation das Hauptding war, dicht gefolgt von Immigration. Die Culture Wars sind nur ein Aspekt, den die Parteien in der Hand haben – im Gegensatz zu globalen Lieferkettenschocks.

      • Ralf 22. November 2024, 14:29

        Klar – aber Du lässt die Inflation so scheinen, als ob die wie ein unabwendbares Naturereignis über die USA gekommen wäre. Dabei ist heute, glaube ich, unstrittig, dass der Staat – inklusive der Biden-Administration – nach der Covid-Krise überkompensiert hat und zu viel Geld per Gießkannenprinzip in den Markt eingebracht hat. Auch hat Biden sehr wenig getan, um Preise aktiv zu senken. Die Neuverhandlung wichtiger Medikamentenpreise für Medicare kam z.B. erst als die Hütte bereits brannte …

        • Stefan Sasse 22. November 2024, 20:21

          Die Inflation traf alle Länder. In ähnlichem Umfang. Ich hab hier immer wieder Sachen verlinkt, die darauf hinweisen, dass die Biden-Politik NICHT maßgeblich zur Inflation beigetragen hat. Macht auch keinen Sinn, weil dann müsste die Inflation ein amerikanisches Phänomen sein; in Europa hat kein Land eine solche Politik betrieben, und wir haben trotzdem Inflation. Was wir nicht haben, ist eine schnelle wirtschaftliche Erholung. Der Teil wird gerne vergessen.

          • Ralf 22. November 2024, 22:42

            Ich glaube, Du siehst das zu eindimensional. Ja – die Inflation ist ein globales Phänomen. Sie begann wegen Covid und insbesondere wegen der restriktiven Politik in China, die zur Knappheit vieler Güter führte. Aber in Deutschland war die Inflation Anfang 2022 – damals hauptsächlich von diesem Mechanismus getrieben – noch sehr maßvoll. Das änderte sich erst mit dem Ukrainekrieg, der Energie in Deutschland drastisch verteuerte. Die USA dürften davon wesentlich weniger betroffen gewesen sein. Stattdessen hatte in den USA schon Trump Checks mit Geldgeschenken an die gesamte Bevölkerung verschickt. Und Biden, anstatt das wieder zurückzuführen, hat weiter Geld unter’s Volk gebracht. Zumindest lese ich das so in der Berichterstattung über die USA. Nach meinem Eindruck gibt es nicht viele Experten, die das anders sehen. In jedem Fall scheinen sich die Gründe für die Inflation 2022 in Europa und in den USA entkoppelt zu haben. Und die Biden-Administration hat die Inflation angeheizt, weil sie Preissteigerungen als das kleinere Übel sah im Vergleich zu einem Verlust an Wirtschaftswachstum.

            • Lemmy Caution 23. November 2024, 09:12

              Hier ist eine Zeitreihe über die US-Inflation.
              https://de.statista.com/statistik/daten/studie/165718/umfrage/inflationsrate-in-den-usa/
              2022 gab es einen peak. Es war schon eher das Problem mit den Lieferketten mit China, also ein externer Schock.

              Laut dieser Statistik stiegen die Reallöhne in den USA über die letzten 10 Jahre durchaus.
              https://fred.stlouisfed.org/series/LES1252881600Q
              Die Daten konterkarieren aber Interviews, die ich gehört habe. Interessant wären stärker nach Höhe des Einkommens aufgeschlüsselte Reallöhne. Vielleicht haben sich die Löhne der unteren 40% nicht so gut entwickelt.

              • Ralf 23. November 2024, 22:36

                Danke für die Zahlen.

                Das Problem ist, dass ein Zurückgehen der Inflation nicht eine Reduktion der Preise, sondern ein Bremsen deren weiteren Anstiegs bedeutet. Die Preise bleiben weiter hoch, was die Menschen beim täglichen Einkauf merken.

                Ein anderer Aspekt ist, dass die Kosten von Mieten und Wohnen weiterhin drastisch ansteigen. Hier ist das gut aufgeschlüsselt:

                https://www.realpage.com/analytics/july-2024-inflation/

                Das Problem ist, dass gerade ärmere Bürger – aber auch ein sehr signifikanter Teil der Mittelschicht – einen Großteil ihres Einkommens für Miete und Wohnen ausgeben und das nicht gegenkompensieren können durch schneller sinkende Preise bei Autos, Reisen, Wein und Juwelen.

                In die Hochphase der Inflation fallen übrigens die Stimulus-Checks der Biden-Administration. Ich glaube, das waren $1400 pro Person. Der Geldregen war irgendwann aufgebraucht. Die hohen Preise aber blieben.

                • Lemmy Caution 24. November 2024, 22:36

                  Inflationsspikes verhalten sich eigentlich immer so, dass die nicht in einer späteren Phase durch eine kompensierende Deflation ausradiert werden.
                  Es gibt aber meist – auch in den USA – einen höheren Anstieg der nominalen Löhne.
                  Ich stimme darin überein, dass die Inflationsrate ein aggregierter Wert ist und dass es in unterschiedlichen Märkten verschieden starke Preisauftriebe gab und die Einkommensgruppen davon unterschiedlich betroffen werden. Da wären Daten interessant. Auch Nomallohnsteigerungen nach Einkommensquintilen.

            • Stefan Sasse 23. November 2024, 13:49

              Ich habe diverse Statements gelesen, die das anders sehen. Aber ich bin auch echt kein Experte.

  • cimourdain 22. November 2024, 10:40

    2),4) Eine Überlegung zur Frage „Was war der Fehler der Harris-Kampagne“. Das sehe ich ähnlich wie Thorsten Haupts: Fehler wurden eigentlich nicht gemacht, der Kandidatenwechsel war rechtzeitig, es gab keine ausschlachtbaren Skandale. Aber was imho ein wenig (und wir reden immer noch über einstellige Prozente(!)) gefehlt hat, war die entscheidende Motivationsanker, warum jemand überhaupt die Kandidatin wählen soll.

    In den USA ist die Wahlhürde deutlich höher als bei uns: aktive Registrierung, geringere Dichte der Wahllokale und Wahlen mitten unter der Woche. Das bedeutet, die Parteien müssen ihre Sympathisanten aktiv motivieren, einfach die DKÜ-Partei zu sein reicht nicht aus.

    Obama hat das mit seinem „Change“-Versprechen (erinnere dich an die Plakate) erreicht, Trump mit dem MAGA-Slogan und der Ankündigung(!), disruptiv gegenüber den Eliten zu agieren. Biden war extrem erfolgreich (siehe FS f) ), indem er geordnete Strukturen nach Trumps komplettem Missmanagement v.a. der Coronakrise angeboten hat. Aber was ist das Schlagwort bei Harris gewesen? Ich könnte keines nennen.

    • Stefan Sasse 22. November 2024, 12:27

      Ja, aber auch hier: ich denke, nicht einmal das war das zentrale. Eine klare Botschaft hätte leicht auch NOCH negativer ins Kontor schlagen können. Harris als Projektionsfläche erlaubte eine Koalition von Cheney bis AOC.

      Nein, die Headwinds waren einfach zu stark.

  • CitizenK 22. November 2024, 13:45

    „Ökonomen führen die Probleme auf hohe Energiepreise, Steuern, Arbeitskosten und Bürokratie zurück.“

    All das gilt doch auch für Siemens. Da aber von Krise keine Spur:
    https://www.zeit.de/wirtschaft/unternehmen/2024-11/siemens-rekordgewinn-industrie-wirtschaftskrise-transformation

    Bin gespannt auf Erklärungen. Unternehmensführung?

    • Lemmy Caution 23. November 2024, 09:28

      So eine Krise schlägt ja sektoriell unterschiedlich ein. Insbesondere die Autobauer inklusive Zulieferer haben ein strukturelles Problem. In bestimmten Teilen des Maschinenbaus gibt es immer stärkere Konkurrenz aus Ostasien.

      • CitizenK 23. November 2024, 10:53

        Demnach war es doch nicht der Habeck, der „den Karren in den Dreck gefahren“ hat?

        • Lemmy Caution 23. November 2024, 18:11

          Pausenclowns, die sowas behaupten.
          Wir haben sicher ein paar strukturelle Probleme, aber die sind immer durch verschiedene Faktoren bedingt. Mich nervt inzwischen diese Zuspitzung der Debatten in dem Politik-Thema. Da beschäftige ich mich lieber mit der Französischen Sprache.
          Die Abschaltung der letzten 3 Kernkraftwerke war aus meiner Sicht ein Fehler. Dass man 1975 auf die Erpressung der Terroristen bei der Lorenz-Entführung eingegangen ist, war auch ein Fehler. Politik macht immer Fehler. Wichtig ist, nicht den Mut zu verlieren und zu korrigieren.
          Schuldzuweisungen bringen sowieso nicht viel.
          Sobald sich rumgesprochen hat, dass es mit dem Arbeitsmarkt eng wird, wird auch das life-balance Thema runtergefahren. War Anfang der 80er auch so: https://www.youtube.com/watch?v=RUdyqJuJOAs

          • CitizenK 24. November 2024, 08:52

            Dann gibt es aber ziemlich viele Pausenclowns.

            • Dennis 24. November 2024, 10:14

              Wahrscheinlich kaum noch was anderes. Der Putin hat das offenbar verstanden und zieht seine speziellen Schlüsse.

              • Lemmy Caution 24. November 2024, 15:23

                Es wäre Sache des Kanzlers, die Dinge zu priorisieren. Das Überleben der Ukraine hätte bei mir Prio 1 und die Unterstützung der pro-europäischen Kräfte in Georgien hätten Prio 2.

                • Stefan Sasse 24. November 2024, 21:12

                  Ich glaube, der Kanzler hat (leider) einen recht realistischen Blick auf die Mehrheitsverhältnisse im Land.

                  • Lemmy Caution 25. November 2024, 07:02

                    Überlebenswichtige Sicherheitsfragen sollten nicht von einer akzidentalen Mehrheit bestimmt werden.
                    Es gab Anfang der 80er auch eine Mehrheit gegen die Aufstellung von US-Mittelstreckenraketen.

                    • Thorsten Haupts 25. November 2024, 07:21

                      Nee, die war eine öffentliche Fehlwahrnehmung. Die Wahlen 1983 und 1987 haben gezeigt, dass diese Mehrheit nicht existierte.

                    • Stefan Sasse 25. November 2024, 07:51

                      Nicht zwingend. Es gab in Deutschland auch durchgängig eine Ablehnung des Afghanistaneinsatzes und eine Zustimmung zum Mindestlohn, ohne dass die Leute deswegen die Parteien gewählt hätten, die das im Programm hatten.

                    • Stefan Sasse 25. November 2024, 07:50

                      Sicher. Aber da kommt halt die Tatsache, dass Regierungen gewählt werden, damit in Konflikt.

                    • cimourdain 25. November 2024, 12:09

                      Die „akzidentale Mehrheit“ könnte auch nur verstanden haben, dass mit „Sicherheit“ hauptsächlich „sichere“ Geschäfte der Kriegsindustrie, ihrer Lobbyisten und Propagandisten gemeint ist.

                  • CitizenK 25. November 2024, 07:46

                    Warum hält er im Bundestag und öffentlich den „Friedens“freunden von AfD und BSW nicht die offenkundigen Absichten Putins entgegen? Was in den russischen Medien abgeht, wird hier doch kaum wahrgenommen. Möglicherweise hätte das doch Auswirkungen auf die Mehrheiten.

            • Lemmy Caution 24. November 2024, 15:20

              Zu ökonomischen und sicherheitspolitischen Themen auf jeden Fall.
              Welchen Gestaltungsspielraum hat bitte ein deutscher Wirtschaftsminister mit Schuldenbremse und Null-Wachstum?

  • Lemmy Caution 24. November 2024, 07:36

    3) Cannabis wurde in Deutschen Reich im Jahr 1929 verboten. Man konnte es vorher legal in Apotheken kaufen. (https://de.wikipedia.org/wiki/Drogenpolitik#Geschichte). Die folgenden Infos stammen aus einem faszinierenden Interview des podcasts innerfrench mit der Historikerin Zoé Dubus -> https://www.youtube.com/watch?v=YMgRbPBRCRE&list=PLycTNLUo2y2EAKEhVfxB9gYo6r0OTMgM0 [französisch, podcast ist letztlich Material für intermediate french learners]
    Seit der Renaissance kamen die Europäer durch die Kolonisierung in einem immer häufigeren Kontakt mit Drogen anderer Kulturen. Die Kirche erklärte psychotropen Drogen als Teufelsversuchung. Das war natürlich im frühneuzeitlichen Europa eine sehr effektive Stigmatisierung.
    Im 19. Jahrhundert entzogen sich aber immer größere Gruppen von dem Einfluß der Kirche. In der Medizin entstand ein starkes Interesse v.a. für Canabis, Morphium und Kokain. Es gab aber zumindest in Frankreich auch Zeitschriften-Artikel über die Anwendung von Canabis zur Entspannung. Allerdings blieben diese Praktiken auf sehr kleine Gruppen beschränkt. Ende des 19. Jahrhunderts gab es dann einige wenige hunderte Fälle von Heroinabhängigen, die die Gesellschaft schockierten.
    Frankreich hatte den Krieg 1870/1 verloren und Geburtenraten waren geringer als in anderen europäischen Gesellschaften. Man fürchtete um den Fortbestand der eigenen Kultur. Frankreich war somit stärker sensibilisiert gegen die zusätzlichen Gefahren der psychothropen Drogen. Bereits 1916 führte man dort eine Liste von Substanzen ein, die nur von Ärzten verabreicht werden dürfen, weil sie als zu gefährlich angesehen wurden.

  • CitizenK 25. November 2024, 11:26

    „Besserwissen im Rückblick hat mich noch nie überzeugt.“

    Einen Fehler einen Fehler zu nennen – auch im Rückblick – hat doch nichts mit Besserwisserei zu tun.

    Ausgangspunkt war die Frage, ob der Kinderbuchautor „den Karren in den Dreck gefahren“ (Dobrindt) hat. Auch 3 weiterlaufende AKWs hätten die Autoindustrie nicht vor der chinesischen Konkurrenz bewahrt. Wahrscheinlich nicht mal ein erfolgreicher Bürokratie-Abbau.

    • Stefan Pietsch 25. November 2024, 11:38

      Ende der Zehnerjahre stellten die großen Massenhersteller die Produktion ihrer Verbrennerbetriebenen Klein- und Kleinstwagen ein, da sie unter den 2020 geltenden EU-Abgasvorschriften nicht mehr profitabel betrieben werden konnten. Das betraf so populäre Modelle wie den Fiat 500 und den Opel Adam, die praktisch über Nacht vom Markt verschwanden.

      Man kann so ein konzertiertes Verhalten natürlich einfach auf die „Gier“ von Managern schieben. Oder einfach auf Regelsetzungen für den Markt. Das hatte ich übrigens schon damals hier geschrieben. Wenn wir heute merken, dass es bestimmte Produkte wie Kleinstwagen mit Verbrenner einfach nicht mehr zu akzeptablen Preisen gibt, dann, weil wir das politisch nicht wollen.
      https://www.focus.de/auto/neuheiten/kleinwagen/aus-fuer-kleinstwagen-wegen-neuer-eu-regeln-aus-fuer-das-kultauto-fiat-500_id_11311966.html

      Der Fiat 500 ist immerhin wieder als Elektro auf dem Markt, aber von seinen früheren Erfolgen in der EU deutlich entfernt.

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