Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Bund plant steuerliche Anreize für E-Autos als Dienstwagen
Die Bundesregierung plant neue steuerliche Anreize, um den Absatz von Elektroautos in Deutschland anzukurbeln, insbesondere im Bereich der Dienstwagen. Nachdem der Umweltbonus im Dezember 2023 beendet wurde, ist die Nachfrage nach E-Autos eingebrochen. Nun soll eine Sonder-Abschreibung für neu zugelassene vollelektrische Dienstwagen rückwirkend zum 1. Juli 2024 eingeführt werden. Gleichzeitig wird die Obergrenze für den Brutto-Listenpreis, der für die steuerliche Begünstigung in Frage kommt, von 70.000 Euro auf 95.000 Euro angehoben. Diese Maßnahmen sind Teil einer Wachstumsinitiative, die bis Ende 2028 befristet ist. Wirtschaftsminister Robert Habeck erwartet, dass diese Maßnahmen einen „Nachfrage-Push“ bewirken werden, was auch dem Gebrauchtwagenmarkt zugutekommen soll. Die Steuermindereinnahmen für den Staat werden für 2024 als gering eingestuft, sollen jedoch bis 2025 auf etwa 480 Millionen Euro und bis 2028 auf 540 Millionen Euro steigen. (Wirtschaftswoche)
Es ist so unendlich faszinierend, wie das in Deutschland läuft. Erst lässt man die Förderung für eAutos auslaufen, dann kommt ein Großkonzern, dann wird eine neue Förderung aufgemacht, aber natürlich für Dienstwagen, weil Deutschland. Das übliche Dilemma: wir machen einfach keine Wirtschaftspolitik. Anstatt dass da irgendeine Art systemischer Förderung oder Standortpolitik oder sonstwas dahintersteht, werden Bonbons ausgegeben. eFörderung für die Grünen, Dienstwagen für die FDP, und VW für die SPD. Kostet Geld, ist Subvention mit der Gießkanne, hilft dem Großkonzern ohne irgendwelche Gegenleistung. Furchtbar.
2) Reagiert auf keinen Fall wie Frankreich!
Der Artikel analysiert die Reaktionen auf den Rechtsruck in Deutschland, insbesondere in Ostdeutschland, und zieht Parallelen zu Frankreichs Umgang mit dem Aufstieg von Marine Le Pen und ihrer rechtsextremen Partei. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte 2017 versprochen, rechtsextreme Tendenzen zu bekämpfen, indem er politische Gründe für deren Wählerbasis beseitigte. Doch trotz seiner Versuche, durch eine Rechtsverschiebung Stimmen zurückzugewinnen, blieb Le Pen stark und konnte sogar Erfolge feiern, als sie Macrons Migrationsgesetz unterstützte. Laut Experten, wie Jacob Ross, ist Macrons Rechtsruck keine erfolgreiche Strategie, um den Aufstieg rechtsextremer Parteien zu stoppen. Stattdessen wird betont, dass sozialpolitische Maßnahmen und das Gefühl der Abgehängtheit, besonders in ländlichen Regionen, adressiert werden müssen, um langfristig gegen rechtsextreme Strömungen vorzugehen. Ein weiteres Thema ist die Umverteilung von Vermögen, die seit den 1980er Jahren vernachlässigt wurde. Zudem wird auf die schädliche Rolle sozialer Medien hingewiesen, die populistische und extremistische Ansichten verstärken. (Annika Joeres, ZEIT)
Die Empirie ist tatsächlich überwältigend. Ich habe mittlerweile in zwei Podcasts ausführlich meine Argumentation dargelegt, warum ich glaube, dass aktuell politisch (!) der Rechtsruck alternativlos ist: es ist genau die Alternativlosigkeit. Man muss, wenn man diese Richtung verhindern will, Alternativen bieten. Und die existieren nicht, und das haben sich die Progressiven selbst zuzuschreiben. Dass die Bürgerlichen permanent das Wasser der Rechtsextremen durch die Gegend tragen, ist wiederum deren Verschulden – weil sie ständig darauf bestehen, das tu wiederholen, was erwiesenermaßen nicht funktioniert. Deswegen sprach ich ja auch von einer Sackgasse für die Migrationspolitik.
3) Misinformed about misinformation
Der Artikel analysiert die Rolle von Fehlinformationen im Zusammenhang mit politischen Ereignissen und zeigt, dass die Angst vor allgegenwärtiger Desinformation übertrieben sein könnte. Obwohl seit 2016 die Vorstellung herrscht, dass Fehlinformationen und russische Desinformation weit verbreitet sind, gibt es drei Hauptprobleme mit dieser Erzählung. Erstens fördert sie Zynismus und das Gefühl, dass alle lügen, was das Vertrauen in die Wahrheit untergräbt. Zweitens lenkt der Fokus auf Fehlinformationen von den eigentlichen politischen Problemen ab. Viele Wähler könnten Brexit oder Trump bewusst gewählt haben, nicht aufgrund von Propaganda. Drittens zeigen Studien, dass der tatsächliche Anteil von Fehlinformationen an den Online-Medien relativ gering ist. Nur 6 % der Besuche von Nachrichten-Webseiten in den USA 2016 betrafen unzuverlässige Quellen, und nur eine kleine Minderheit konsumierte regelmäßig Fake News. Obwohl Fehlinformationen ein reales Problem sind, sollte der Fokus darauf liegen, gezielte Maßnahmen zu ergreifen, anstatt übertrieben Angst zu verbreiten. (Tim Harford, Financial Times)
Ich finde das enorm wichtig. Die Debatte über fake news und Desinformation hat mit den Realitäten gar nicht so viel zu tun. Die Debatte hat ein psychologisches Phänomen, das wir letzthin schon einmal diskutiert haben: „Für mich sind Fake News kein Problem, aber ich bin überzeugt, dass die dummen Mitmenschen ganz stark davon betroffen sind.“ In Deutschland ist Desinformation aber jenseits von Reichelt und Co kein großes Thema. Springer etwa ist überhaupt nicht mit so etwas wie FOX News vergleichbar. Tendenziös, sicher, keine Frage, aber normalerweise lügen die nicht offen und akzeptieren die objektive Realität. Und das sit eigentlich eine gute Nachricht. Umgekehrt ist Harfords Warnung, dass das ständige Reden über diese scheinbare Problemstellung große Negativfolgen hat, sehr wichtig. Das gilt auch für meinen Berufsstand, weil ständig darüber gesprochen wird, dass man den Schüler*innen Strategien gegen Fake News beibringen müsste. In Wirklichkeit wäre kompetenter Umgang mit Medien wesentlich sinnvoller.
4) Das Europarecht darf kein Vorwand für Untätigkeit sein
Wie in allen Rechtsfragen, ob es nun das Grundgesetz, europäische Verträge oder irgendwelche Wald-und-Wiesen-Paragraphen betrifft, ist die Unantastbarkeit des Rechts immer eine Frage der politischen Präferenzen. Das Europarecht ist heilig, wenn es eigene Besitzstände schützt, und es kann weg, wenn es den eigenen Maßnahmen im Weg steht. Das ist völlig unabhängig von der politischen Ausrichtung bei allen so. Die jeweiligen Begründungen sind nur die Legitimationssoße, die darüber gekippt wird. Auch, dass ultimativ Gerichte entscheiden, ist so eine Binse. Natürlich ist das so. Das war es übrigens auch beim Haushalt 2025. Das ist so bei Faesers Compact-Verbot. Und so weiter. Ob es tatsächlich rechtswidrig ist, was davon und wie weit, das weiß man immer erst, wenn ein Gericht entscheidet. Ob das legitimer politischer Spielraum ist, das herauszufinden, oder eine perverse Missachtung des Rechtsstaats hängt dann auch wieder von der eigenen politischen Gesäßgeografie ab.
5) Linkin Park: Das Comeback ist eine Schnapsidee und das Album eine Mogelpackung (watson.de)
Linkin Park hat nach sieben Jahren mit einer neuen Sängerin, Emily Armstrong, ein Comeback angekündigt, was gemischte Reaktionen hervorruft. Obwohl die Rückkehr auf die Bühne grundsätzlich positiv aufgenommen wird und Armstrongs stimmliche Leistung überzeugt, wird kritisiert, dass die Band ihren Namen beibehält. Es wird argumentiert, dass Linkin Park ohne Chester Bennington nicht mehr dieselbe Band sei und eine Namensänderung respektvoller gegenüber dem verstorbenen Sänger gewesen wäre. Im Vergleich zu anderen Bands, die wichtige Mitglieder verloren haben, wird darauf hingewiesen, dass Chester Benningtons tragischer Tod die Situation besonders macht. Beispiele wie AC/DC oder Queen zeigen, dass solche Bands nach einem Verlust anders mit neuen Sängern umgingen, indem sie beispielsweise den Namen leicht abänderten. Es wird die Frage aufgeworfen, ob das Comeback dem Vermächtnis der Band schadet, da es den Eindruck erwecken könnte, dass es vor allem um finanzielle Interessen geht. (Jennifer Ullrich, Watson)
Jesus, was für Schmarrn. Zuerst einmal: Chester Bennington kam erst einige Jahre nach der Gründung zu Linkin Park. Die Band existierte vor ihm, sie kann also auch nach ihm existieren. War er prägend? Sicher, aber das sind Leadsänger immer. Deswegen sind sie ja Leadsänger. Das mag gegenüber den musikalischen Talenten der anderen unfair sein, aber das ist in praktisch jeder Band der Fall. Mike Shinoda aber singt ebenfalls viel, ist einer der Ur-Grüner und offensichtlich treibende Kraft hinter dem Ding, von daher sehe ich da wenig Probleme. Will die Band ihren Namen behalten? Duh. Will sie Geld verdienen? Doppel-Duh. Aber die Leute sind Linkin Park, auch wenn Bennington nicht mehr lebt. Ich verstehe völlig, dass die ihren Namen behalten wollen. Und sie machen ja auch mit der Musik weiter, da ist ja kein radikaler Wandel. Und mal ehrlich, die neue Single bangt. Hart. Ich freue mich schon wie Bolle auf das neue Album.
Resterampe
a) Faszinierender Thread zum Thema Einfluss der Geflüchteten auf die Mieten.
b) Asyldebatte: FDP fordert erneut Abwicklung von Asylverfahren in Ruanda. Ja, die Erfahrungen der Briten damit waren super.
c) Gerade Linke müssten doch dieses Asylsystem ablehnen. Ich kenne diese Artikel viel von der anderen Seite; immer spannend.
d) Guter Beitrag zur fehlenden Äquivalenz in der US-Berichterstattung.
f) Good point.
Fertiggestellt am 09.09.2024
zu 3) Desinformation sollte schon sehr ernst genommen werden.
Der aus Kasachstan stammende Deutsche Dimitri Nabokov formuliert das hier sehr gut. https://www.youtube.com/watch?v=gL3fL5QGMEM&t=10580s
Genau an dem Punkt beginnt die Diskussion (ca 2:56:00). Bis mindestens 3:15:00 wird der Punkt genauer diskutiert.
Er ist sich im Rahmen einer Uni-Arbeit sich seiner eigenen moskowischen Manipuliertheit im Georgien-Konflikt bewußt geworden. Er erzählt davon irgendwo vorher im Gespräch. Ich suche das noch und verlinke das, obwohl eigentlich das ganze Gespräch hörenswert ist. Nabokov hat viele deutsch-russische Freunde verloren, weil er sah wie die immer tiefer in den Sumpf des moskowischen Propaganda versanken.
Weite Bereiche der Neu-Linken Bewegungen der 70er/80er waren von Moskau/Ost-Berlin finanziert und gesteuert. Die Archive in der ex-DDR ergaben das und auch die kurzzeitige Öffnung der moskowischen Archive vor der Putin-Zeit. Nun stammt der oberste Heerführer der zivilisations-zerstörenden Horde genau aus diesem Dunstkreis.
Die Wahlergebnisse in Neufünftland erklären sich teilweise damit. In den USA sind ja kürzlich eine Geldzahlungen bekannt geworden. Die versuchen halt in einer Demokratie immer bestehende Konflikte weiter zu vertiefen und haben damit Erfolg. Man kann diskutieren, ob die initialen Bruchlinien oder die Brandbeschleuniger wichtiger sind. Desinformations-Kampagnen finden auf jeden Fall statt und sie wirken.
Natürlich gibt es keine wirkliche Objektivität und jeder manipuliert irgendwie. Aber Moskowien ist ein spezieller Fall. Ein Teil ihrer Kultur basiert darauf, dass ihr jeweiliger Ober-Affe an der Spitze andere unterjochen oder sie zumindest in Furcht versetzen kann.
5) Emily Armstrong ist in der Tat eine hervorragende Sängerin und ihre Stimme passt perfekt in den Linkin-Park-Sound. Von der Single bin ich allerdings eher enttäuscht. Die ist mir viel zu formelhaft und im Mittneunziger-NuMetal/Crossover-Schmonzes verhaftet, von dem die Band sich mit ihrem letzten Album (egal wie gelungen man das findet) eigentlich schon emanzipiert hatte.
Zustimmung zum Rest. Dass Band-Lineups über Jahre stabil bleiben ist eher die Ausnahme als die Regel und auch wenn die Frontleute logischerweise meist einen höheren Wiedererkennungswert (zumindest für Nicht-Musiker) haben als z.B. Bassisten oder Drummer, macht das keinen Unterschied. Bei jedem Besetzungswechsel auch den Namen zu wechseln wäre nicht nur sackdoof sondern würde auch schnell unübersichtlich.
Eine Ausnahme würde ich allerdings machen für Bands, die eigentlich mehr oder weniger Solo-Projekte ihrer dominanten Frontleute sind, egal ob die anderen Mitglieder durchaus eigene Freiheiten haben, was sie beisteuern. Motörhead ohne Lemmy, Kreator ohne Mille, Running Wild ohne Rock’n’Rolf wären tatsächlich nicht mehr dieselbe Band. (Gut, in letzterem Fall inzwischen auch mit Rolf nicht mehr, aber das ist eine andere Geschichte.)
Die neue Musik ist doch eh zweitrangig; was eher interessant, ist ob die alten Sachen live vernuenftig rueberkommen. Wenn man denn so geschmacklos ist und Linkin Park mag 😉
Schau dir das Konzert an und entscheide für dich, ob es tut. 🙂 Linkin Park ist großartig.
Erst DSA Spieler, dann Rammstein Hoerer, und jetzt auch noch Linkin Park Fan…du wirst mir immer suspekter…
Aber wirklich, ob Linkin Park (oder irgendeine andere Band/Solomusiker mit ausreichendem Bekanntheitsgrad) im Vorfeld einer Tour neue Musik veroeffentlichen, ist tatsaechlich ziemlich irrelevant (ausser vielleicht fuer deren Bankkonto). Alte Fans gehen eh hin um die alten Hits zu hoeren und andere wird ein neues Album nicht bekehren. Vielleicht gewinnen sie ein paar neue Fans, das duerfte aber zu der schon bestehenden Fanbase zu vernachlaessigen sein. Das neue Album wird vielleicht wohlwollend aufgenommen, direkt nach Erscheinen Aufmerksamkeit generieren, aber im Vergleich zu den alten Sachen schnell in Vergessenheit geraten. Ist ja letztendlich bei allen Bands/Musikern so. Ich mein, die einzige Beschwerde die du ueber Iron Maiden Konzerte hoeren wirst, ist „Zu viel neues“ 😉
Rammstein höre ich indessen tatsächlich fast gar nicht mehr. Ich hab jedes Mal ein ungutes Gefühl dabei.
Wohl dem, der auf harmlosen Radiosound oder zumindest drogenzerfressenden Indiekrams steht.^^
Ich hadere dagegen wirklich mit Gigi d’Agostino und L’amour toujours, obwohl er und das Lied ja unschuldig sind und es macht sich einfach so gut in der Autofahr-Playlist. Aber das leichte, jugendlich angehauchte Gefühl beim Hören ist halt gestört. :/
Aber immerhin: Sylt fand ich ja schon immer scheiße! 😀
Pfff, beleidige nicht meine Insel!
Ich mag die neue Single. So wie ich auch Linkin Park immer mochte, ohne krasser Fan zu sein und mich für irgendwelche Hintergründe zu interessieren^^
Motörhead ohne Lemmy, Kreator ohne Mille, Running Wild ohne Rock’n’Rolf
Take That ohne Robbie Williams^^
Viel wichtiger als die Frage ob Linkin Park nun noch Linkin Park ist, ist doch eh, was man denn bitte von der Reunion von Oasis hält!? Oo
Mit dem unschlagbaren Vorteil, dass nur die Gallagher-Brüder gemeinsam Oasis sind und sonst niemand, also ich bin hyped 😛
Take That ohne Robbie Williams^^
Nee, da wäre ja die Analogie eher Take That ohne Gary Barlow. Das kann ich mir tatsächlich nur schwer vorstellen.
Ohne Robbie scheint es hingegen ja durchaus ganz gut zu laufen. Ich meine, bei TT-Expertin Anja Rützel mal gelesen zu haben, dass die in ihrer Post-Robbie-Zeit als Quartett bzw. Trio tatsächlich erheblich erfolgreicher sind als sie früher waren. Das kriegt man nur nicht mehr so mit, weil Charts und so im Zeitalter von Spotify und Co im Grunde keine Bedeutung mehr haben und damit ein öffentlich sichtbarer Marker für Erfolg wegfällt.
Viel wichtiger als die Frage ob Linkin Park nun noch Linkin Park ist, ist doch eh, was man denn bitte von der Reunion von Oasis hält!?
Lässt mich völlig kalt. Ich fand die aber auch damals schon eher so mittel und habe die ganze Verehrung, die denen entgegen gebracht wurde, nie so richtig verstanden.
Das einzige Lied von Oasis, das ich wirklich mag, ist „Don’t Look Back in Anger“ und das singt Noel, dazu brauche ich den anderen Bruder also gar nicht.
Die Kaufkraft von Frauen kurz vor der Menopause sollte man generell nicht unterschätzen. Obwohl ich tatsächlich immer eher Robbie Williams gut fand als Take That.
Aber es stimmt ja, dass man eher an die Gefühlswelt von damals beim Hören anknüpfen will (und ich finde so begeisterungsfähig ist man im Alter einfach nicht mehr) und dann solche Quatsch-Diskussionen wie hier mit Linkin Park entstehen.
Da find ich das mit der neuen Sängerin eigentlich ganz gut gelöst, der Sound von damals hat sich tatsächlich eher gehalten.
Also hier im UK drehen sich die Diskussionen mitterweile nicht mehr ueber Sinn und Unsinn der Oasis Reunion und ob es sich lohnt (weil Oasis wohl schon immer eine aeusserst wechselhafte Liveband waren), sondern um dieses unsaeglich „dynamic pricing“
Klar, das ist immer Geschmackssache. Mich erinnert die Emptiness Machine sehr an Numb, aber für mich ist das eher ein Plus.
Zu a)
Da hat jemand demonstriert, dass er absolut nicht verstanden hat, wie Marktwirtschaft funktioniert: Übersetigt die Nachfrage das Angebot – für die unteren Mietlagen wegen der Einwanderung dramatisch – entkoppeln sich die Preise fast automatisch von den Kosten. Studien, die auf der impliziten Annahme beruhen, Mietpreise würden in etwa so steigen, wie der Zuwachs an Bevölkerung, sind vor allem eines – sie sind albern.
Der gesamt thread ist in gewisser Weise traurig, weil die präsentierten Zahlen überhaupt nichts belegen. Und dem Autoren das überhaupt nicht bewusst ist, es sei denn, er ist ein Betrüger.
Gruss,
Thorsten Haupts
„entkoppeln sich die Preise fast automatisch von den Kosten“
Das bedeutet: Extra-Profite für die Vermieter. Diese profitieren also direkt von den Flüchtlingen?
Natürlich.
@ CitizenK 10. September 2024, 11:53
Das bedeutet: Extra-Profite für die Vermieter. Diese profitieren also direkt von den Flüchtlingen?
Derartige holzschnittartige Verallgemeinerungen trüben immer wieder den guten Eindruck, den ich von Dir habe, wenn ich mal längere Zeit nichts von Dir gelesen habe 🙂
Wenn Flüchtlinge Wohnraum beanspruchen, den andere auch benötigen, steigen die Mieten – durch den hohen Gesamtbedarf, ob der nun durch Flüchtlinge erzeugt wird oder nicht.
Dann kenne ich keinen Vermieter, der gerne an Flüchtlinge vermietet. der Durchschnittsflüchtling hat im Vergleich zum Durchschnittsdeutschen in einigen Dingen deutlich „flexiblere“ Auffassungen, was etwa den Umgang mit fremden Wohneigentum, Kündigung bei Auszug, Anzahl der vereinbarten Mieter etc. angeht. Ich habe (meine Frau ist Immobilienmaklerin) noch von keinem Fall gehört, bei dem ein Vermieter durch Flüchtlinge als Mieter nicht irgendeine Art von Schaden davongetragen hätte.
Ansonsten gibt es viele staatliche Schutzmaßnahmen wie Mietrecht, Mietpreisbremsen, einen sehr ausgeprägten Mieterschutz (wer – nachweislich selbst erzeugten – Schimmel in der Wohnung hat, kann die Miete kürzen; rechtlich dagegen vorzugehen ist praktisch sinnlos, da es immer eine Mitschuld oder eine Art Vergleich gibt, so dass man auf Anwaltskosten sitzenbleibt; falls der Mieter überhaupt zahlen kann). In die andere Richtung gibt es leider nichts.
Dann kenne ich keinen Vermieter, der gerne an Flüchtlinge vermietet.
Das erscheint mir allerdings nicht weniger eine holzschnittartige Verallgemeinerung.
Mieten/Vermieten ist imo etwas, was nur funktioniert, wenn beide Seiten fair spielen. Alle haben Rechte und Pflichten und es kann total eskalieren, wenn man das ausreizt. Dafür ist das Spannungsverhalten zwischen Eigentum und Nutzung einfach zu groß.
Ich hab gerade einen totalen Clusterfuck-Fall mit einem wohl arabischen Mieter (kein Plan über Aufenthaltsstatus), da wirkt sich die „flexible Auffassung“ definitiv zu Gunsten des Vermieters aus. Und zu meinen, ich werde immer sehr zuvorkommend und gastfreundlich aufgenommen, obwohl ich die schlimmsten Hiobsbotschaften überbringe (mittlerweile ist die Wohnung unbewohnbar und eine einzige Trümmerbude – wegen unglücklicher Umstände übrigens)
Da musste ich mehrmals betonen, dass es nicht sein Privatproblem ist, wenn seine Wohnung ihm über dem Kopf zusammenfällt. Egal ob er nicht 100% Miete für eine unbewohnbare Wohnung zahlen muss, sein komplettes Badezimmer von Schutt reinigen muss oder die Küchenschränke abgebaut werden müssen. Oder er spontan sehr lange Urlaub nimmt bzw echt lange pendelt, weil er bei Freunden aus der Nachbarstadt Obdach ersuchen muss.
Er kennt das halt auch nicht, dass jemand anderes verantwortlich ist und sich kümmert, ausgleichende Gerechtigkeit.
Der Fall ist wirklich schlimm genug, Vermieter und ich sind enorm dankbar, dass es auf Mieterseite harmonisch und problemlos läuft und wir nicht beschimpft und bis nach Berlin verklagt werden.
@ Ariane 12. September 2024, 01:22
[Dann kenne ich keinen Vermieter, der gerne an Flüchtlinge vermietet.]
Das erscheint mir allerdings nicht weniger eine holzschnittartige Verallgemeinerung.
Du hast recht; ich hätte von Vermieter:innen sprechen müssen.
Ansonsten ging es um meine Kenntnis, nicht um einen absolut gültigen Statusbericht aus Deutschland. Und da ist mir persönlich kein positives Feedback bekannt.
Fragezeichen nicht gesehen? (Thorsten hat übrigens mit „Natürlich“ geantwortet).
Wenn das Mieten-Niveau für einen Sektor (s. Thorsten) steigt, dann gilt das auch für die an Nicht-Flüchtlinge vermieteten Wohnungen. Hier stimmt mal der Satz: Die Flut hebt alle Boote.
P.S. Ich bin selbst ein (leicht) gebranntes Kind als (kurzzeitiger) Vermieter. Privat-Insolvenz des Mieters. Verwandte wurden Opfer von Miet-Nomaden. Ich bin nicht so einsseitig-blauäugig, wie Du denkst.
@ CitizenK 12. September 2024, 10:50
Fragezeichen nicht gesehen?
Zitat: Das bedeutet: Extra-Profite für die Vermieter.
🙂
Die Flut hebt alle Boote.
Zustimmung
P.S. Ich bin selbst ein (leicht) gebranntes Kind als (kurzzeitiger) Vermieter.
Hatten wir mal, ich weiß. So etwas ist hart.
Zu 2)
Wenn die Empirie „überwältigend“ ist, hätte ich ja gerne mal ein Beispiel dafür gesehen, dass ein Land seine Rechtspopulisten mit einer bewusst gefahrenen Gegenstrategie klein gehalten hat. Nach meinem Kenntnisstand existiert dieses Beispiel nicht, weshalb ich bei „überwältigend“ enorm skeptisch bin.
Gruss,
Thorsten Haupts
Da in fast allen Ländern Rechtspopulisten in den letzten 10 Jahren zugeleget haben, ist es relativ einfach das Scheitern einer versuchten Strategie zu behaupten. Aber eine Koinzidenz ist aben noch keine Kausalität, d.h. es beweist eben nicht, dass bei einer anderen Strategie ein anderes Ergebnis eingetreten wäre. Die Gründe für das Erstarken populistischer Partien und rechtsautoritäter Parteien sind nunmal ziemlich komplex,
Ist den Dänemark nicht ein Beispiel, wo die gegenteilige Strategie funktioniert hat?
Es ist zumindest ein Beispiel für die Aussage, dass Gründe komplex sind. Die Folkeparti war 2015 sehr stark, wurde aber durch die Dänendemokraten zum Gutteil „kannibalisiert“. Dazu kam 2022 noch die Kleinpartei Nye Borgerlige. Diese hat sich seitdem komplett zerlegt, dafür sind Folkeparti und Dänendemokraten im Aufwind. Viele Umschichtungen im Lager, aber in der Summe ein verfestigter Kern.
Für Deutschland bestreite ich die Komplexität. Dreh- und Angelpunkt des Aufstiegs der AFD ist eine Migrationspolitik gegen 2/3 der Bevölkerung über mehr als 10 Jahre. Das kann man bei Nebenthemen ohne großes Bevölkerungsinteresse machen, hier aber führte es vorhersagbar zu einer politischen Gegenreaktion.
Ich glaube, wenn es eine Gegenstrategie gäbe, die empirisch belegt funktioniert, hätten wir das ganze Problem nicht.
Dänemark?
Gegenstrategie mit einer Afd-ei Wanderungspolitik? Hmmm …
CDU oder SPD mit einer derartigen Einwanderungspolitik wären mir immer noch lieber als die AFD.
Ja. nur wäre es keine „Gegen“Strategie.
Gegen die AFD schon.
Wahrscheinlich. Nur lautete Stefan S. Vorwurf bisher und auch hier eher, dass man verliert, wenn man sich in Richtung der Rechtspopulisten/-radikalen bewegt. Ich halte das für Unsinn, denn man passt sich auf dem vermutlich wichtigsten Politikfeld für den Aufstieg der AfD eben nur rhetorisch, nicht aber faktisch an. Und das fällt selbst den Dümmsten irgendwann auf (und ist tatsächlich einfach dämlich).
Mein Vorwurf war genau der: dass man nur das Gekreische und den Hass übernimmt, aber keine Substanz da ist. Also kritisieren wir das exakt selbe! Ich habe da einen Artikel darüber geschrieben!
1) Hier die Details:
https://www.haufe.de/steuern/gesetzgebung-politik/neue-steuervorteile-fuer-vollelektrische-dienstwagen_168_631218.html
Wenn du es dir detailliert ansiehst, fallen einige deiner Vorwürfe weg
i) Es ist keine Reaktion auf die VW-Diskussion (bereits aus Juli 2024)
ii) „Gießkanne“ ist es weit weniger als die direkten Kaufzuschüsse.
iii) Das Geld kommt auch (ebenfalls im Unterschied zu diesen) nicht direkt den Autokonzernen zugute, sondern ist ein Steuervorteil für die Firmen, die diese kaufen.
Aber andererseits:
iv) Es dient v.a. dazu, durch Mitnahmeeffekte kurzfristig Zahlen zu schönen (hier: Anteil E-Autos Neuwagen).
v) Es schafft Fehlanreize dadurch, dass noch größere (teurere) Fahrzeuge gefördert werden.
2) Es gab nach 2015 den Konsens, dass das Dublin – System durch verbindliche Länderquoten ersetzt werden sollte. Das hätte auch gegen die Stimmen der „Blockadestaaten“ in Osteuropa durchgesetzt werden können. Aber weder die (konservative) EU-Kommission Juncker, noch die (konservative) Kommission vonderLeyen haben das mit dem Nachdruck betrieben, wie andere Politiken. Insofern ist es nur halbrichtig, dass es zur jetzigen hochproblematischen Regelung
https://www.proasyl.de/news/geas-reform-im-eu-parlament-historischer-tiefpunkt-fuer-den-fluechtlingsschutz-in-europa/
, die von einer nur nominell progressiven deutschen Außenministerin mitgetragen worden ist.
3) Nochmal: Es gibt eine weite Grauzone von verschobener Darstellung (siehe Kommentar zu e) bis hin zu ‚frei erfundenen‘ Meldungen (erinnerst du dich an Claas Relotius). Wo und bei welchen Medien du die Trennlinie ziehst, ist rein arbiträr. Interessanter wäre es einmal (als Idee für Lehrerys) Medienkompetenz zu schulen, indem da Artikel aus verschiedenen Bereichen dieser Grauzone verglichen werden (z.B. Bild und Fox-News).
4) Dieser Politikansatz lässt sich so beschreiben Ich gehe durch einen Hausflur und trete mit Wucht gegen die Wohnungstüren. Wo es splittert, war es nicht verschlossen – also kein Einbruch. Die Fachministerien haben eine Rechtsabteilung und der Bundestag einen wissenschaftlichen Dienst. Wenn es rechtlich fragwürdig ist, weiß die Politik das (und ignoriert es). Übrigens ist es bezeichnend, dass vor kurzem ausgerechnet ein Fall, wo dieses Verfahren funktioniert hatte, zum Skandal aufgeblasen wurde.
e) Was für eine schlechte Darstellung der Zahlen: Irreführende Fragestellung/Farbwahl, Balken auf 84% normiert, Aufblähen des Diagramms durch getrennte Ja und Nein Balken.
Apropos: Das Diagrammdesign bei den ÖR-Nachrichten ist wirklich konsequent schlecht, so dass sogar der alberne ÖRR-Blog aus dem letzten Vermischten damit billige Punkte machen kann:
https://x.com/OERRBlog/status/1761440614183276583/photo/1
3) Hier eine Analyse eines Artikels aus der „Grauzone“
https://www.indiskretionehrensache.de/2024/09/axel-springer-ki/
1) Danke für die differenzierte Darstellung.
2) In der EU wird NIE etwas gegen den Willen der Mitgliedsstaaten durchgesetzt.
3) Medienkompetenz zu schulen ist super wichtig. Aber das ist was anderes als „Fake News erkennen“.
4) Ich bin ziemlich sicher, dass es auch Einbruch ist, wenn die Tür nicht verschlossen ist.
e) Mir ist das unklar, aber korrekte Balkendarstellungen überfordern irgendwie alle, die Balkendiagramme erstellen…
2) Du schreibst richtig „durchgesetzt“. Der Verteilungsschlüssel 2015 wurde rechtskräftig(!) per doppelt qualifizierender Mehrheit beschlossen. Aber da die Einzelstaaten es nicht umgesetzt haben und keine Druckmittel (wie gegen Ungarn i.S. Rechtstaatlichkeit) eingesetzt wurden, ist das ganze still und heimlich einfach beerdigt worden und wird nicht einmal unter den „Willigen“ praktiziert.
4) So wie es auch ein Rechtsbruch ist, wenn eine Norm potentiell verfassungswidrig ist, dies aber nicht oder erst zu spät höchstrichterlich beanstandet wird…
e) Wahrscheinlich wird die Gestaltung dieser Diagramme als ‚einfache Aufgabe‘ an einen Praktikanten ‚runterdelegiert‘, der damit dann tatsächlich überfordert ist.
2) Richtig.
4) Inwiefern?
4) Normenkontrolle durch das BVerfG findet nicht automatisch statt. Außerdem ist ein verabschiedetes Gesetz gültig während es geprüft wird.
Ja schon, aber wann wird eine Norm höchstrichterlich nicht beanstandet, ist aber klar verfassungswidrig? Es gilt ja, was du schreibst: ein Gesetz ist während der Prüfung so nicht einstweilig verfügt gültig.
Zu 4)
Im Endeffekt ist es immer eine Abwägung – wenn aber politische Maßnahmen so klar nach Gesetzesverstoss aussehen, dass es schon denjenigen komisch vorkommt der ein oder Semester Recht gehört hat, sollte man hellhörig werden.
Das war bei der Autobahnmaut so und auch beim neuen Haushalt zeichnet es sich ab. Zudem scheint es so, dass die Politik immer weniger Lust hat die Gesetze gesetzeskonform zu designen, sondern lagert den Job direkt an die Gerichte aus: Siehe Wahlrecht oder Neufassung des Existensminiums beim Bürgergeld, bei der Novellierung des Waffengesetzes droht die nächste Bruchlandung.
Die hauseigene Expertise der Ministerien wird entweder ignoriert, oder aus Zeitmängeln kann diese nicht mehr zum Tragen kommen.
Das ist grundsätzlich auch richtig, ja. Wobei ich nicht weiß, wie viel davon auch eine größere Berichterstattung ist. Also keine Ahnung, wie viele Gesetze da früher Probleme machten. Ich erinnere mich noch an einige Bruchlandungen dieser Art aus der GroKo-Zeit, die schlimmer waren.
3) Umgekehrt ist Harfords Warnung, dass das ständige Reden über diese scheinbare Problemstellung große Negativfolgen hat, sehr wichtig. Das gilt auch für meinen Berufsstand, weil ständig darüber gesprochen wird, dass man den Schüler*innen Strategien gegen Fake News beibringen müsste
Ja sehe ich ähnlich. Ich halte tatsächlich – und zwar innerhalb seriöser Medien – mangelnde Präzision und Clickbait-Verkürzungen bei gleichzeitiger Informationsflut für ein größeres Problem.
Sowas, was wir im letzten Podcast erwähnt haben. Es ist eben keine „Straffreiheit für Pädophile“ wenn es lediglich um das Melden/Anzeigen solcher Inhalte geht.
Das ist keine Fake News und im ganzen Artikel wird das bestimmt ausgeführt, eine sinnentstellende Aussage ist aber trotzdem in der Welt.
Oder das Adeln von offensichtlichem Quatsch durch Factchecks oder „Hintergrundrecherche“, hast du im Harris-Artikel auch erwähnt und hab ich jetzt in (hochseriösen!) deutschen Medien mehrmals entdeckt.
Klauen Windräder Wind (Bezahlartikel) Nehmen Flüchtlinge uns die Zahnarzttermine weg? Bekommen ukrainische Flüchtlinge vom Staat ein Auto geschenkt? (den hab ich auf der Tagesschau-Seite entdeckt!)
Ist dann halt echt egal, ob in der Textwüste steht, dass hier niemand ein Auto geschenkt bekommt, denn „sogar die Tagesschau schreibt darüber!“
Gar nicht zu reden vom mühsamen, feministischen (und langsam erfolgreichen) Kampf, immer wieder drauf hinzuweisen, dass ein Femizid kein Familiendrama ist und sexuelle Gewalt kein Sexskandal.
2) Reagiert auf keinen Fall wie Frankreich!
Man muss, wenn man diese Richtung verhindern will, Alternativen bieten. Und die existieren nicht, und das haben sich die Progressiven selbst zuzuschreiben.
Ja.
Dass die Bürgerlichen permanent das Wasser der Rechtsextremen durch die Gegend tragen, ist wiederum deren Verschulden – weil sie ständig darauf bestehen, das tu wiederholen, was erwiesenermaßen nicht funktioniert.
Boah, so etwas regt mich auf.
Rückblende 2015: Falls Du Dich erinnerst, quoll Dein Blog hier über von – für Flüchtlinge – empfangsbereiten Kommentatoren. Es waren nur wenige, die wie ich (= ein Bürgerlicher, wie er im Buche steht) gewarnt haben, wie schief das Ganze gehen könnte, welche Risiken (aus meiner Wahrnehmung damals wie heute: nicht so sehr für das Individuum, sondern viel eher und stärker für unsere Gemeinschaft) es gibt etc.
Haben ich, Tim, Thorsten, stefan und andere unsere Meinung geändert? Nein. Aber trotzdem sind wir nun die Leute, die das „Wasser der Rechtsextremen“ durch die Gegend tragen? Albern.
Ein Rechtsextremer will keine „Ausländer“, weil er fremdenfeindlich ist, weil die Hautfarbe nicht passt, weil einer von 1.000 ein Messer gezückt hat oder irgendeinen anderen Bullshit.
Ich, die oben genannten und viele andere „Bürgerliche“ haben einen realistischeren Blick auf unsere Gesellschaft als viele Progressive, die sich von idealen und Wunschvorstellungen leiten lassen. Als „Bürgerlicher“ weiß ich auf der einen Seite um den Bedarf an Fachkräften, um den schlechten Zustand unseres Sozialsystems, um die eingeschränkte Leistungsfähigkeit des Staates und seiner Bürokratie (Stichwort Integration), um die teilweise Dysfunktionalität unseres Rechtssystems; jeder, der in halbwegs bzw. entfernt verantwortungsvollen Führungspositionen in der Industrie bzw. Wirtschaft arbeitet, weiß das, da er Tag für Tag damit konfrontiert wird.
Als Besserverdiener weiß ich aber auch um das ausgeprägte Neiddenken der lieben Mitbürger, und kann Reaktionen über allzu große Zuwanderung in die Sozialsysteme, Ängste um Jobverluste oder allzu „völkische“ Reaktionen auf Gewalttaten einschätzen.
Nicht ich und meinesgleichen tragen das Wasser der Rechtsextremen durch die Gegend, sondern die, die über fast ein Jahrzehnt diese Situation bis zum jahrelangen Kontrollverlust bewusst erzeugt und trotz besserer Erkenntnisse nicht bekämpft haben. Es gab 2015 / 2016 in den bürgerlich geprägten Ortsverbänden der CDU oder von regelrechte Aufstände gegen diese Art der Zuwanderung, die von Merkel, Kauder, Brinkhaus, Altmeier, de Maizière etc. sehr ruppig durchgesetzt wurden.
Die Zuwanderungspolitik war und ist falsch. Das liegt an den Politikern, die das gefördert haben, nicht an denen, die darauf schon sehr früh hinwiesen.
Ich halte die aktuelle Lage auch für nicht mehr tragbar. Ich kriege das nicht nur in Deutschland sondern auch in Chile mit. Da wird das Thema auch sehr emotional und bedrohlich für den Inneren Frieden. In Chile gibt es diese große Welle von venezolanischen, afro-kolumbianischen und haitianischen Flüchtlingen, die seit etwa 2015 in großer Zahl einwandern. Sie werden als zu laut sowie im Durchschnitt zu kriminell und schlecht vorbereitet für den Arbeitsmarkt wahrgenommen. Es ist also kein rein europäisches/nordamerikanisches Phänomen.
Und ja: Man sollte die Widerstände gegen Große Flüchtlingswellen nicht einfach als Hirngespinst von ein paar unverbesserlichen Traditionalisten abtun. Wir müssen die Einwände ernst nehmen.
Immigration ist etwas natürliches. Menschen sind immer ausgewandert, sonst wären wir alle Ost-Afrikaner.
In Teilen des Ruhrgebiets wurde Ende des 19. Jahrhunderts eher kaschubisch und polnisch als deutsch gesprochen. Die erste Erinnerung meiner Mutter war eine sich bei der Fahrt öffnende Tür eines Güterwagons. So kamen viele Deutschen aus den Ostgebieten 1946 in die Flüchtlingslager der Bundesrepublik. Eine meiner Urgroßmütter ist Mitte der 50er Jahre in einem westfälischen Barackenlager für Flüchtlinge gestorben. Zwei Brüder meines Großvaters wanderten Anfang der 1920er in die USA aus. Einige derer Kinder/Enkel besuchten über einen langen Zeitraum im Rahmen einer Europa-Reise mein Elternhaus. Hatte sich dort rumgesprochen. Als Kind war ich 2x dort.
Ich habe die Flüchtlingswelle im Zusammenhang der super-brutalen moskowischen Kriegsführung in Syrien und dem Zusammenbruch der pro-westlichen Regierung in Afghanistan als ein Gebot der Menschlichkeit angesehen.
Ich arbeite in Software-Projekten seit Jahren mit vielen Leuten aus dem Nahen Osten und Nordafrika zusammen. Als Kollegen, als Projektmanager, Abteilungsleiter, faktische Entwicklungs-Leiter, Scrum-Master, etc. Diese Leute sind sehr divers. Mit manchen habe ich sehr gerne zusammengearbeitet und allgemein Zeit verbracht. Ohne die würde der an vielen Stellen desaströse Zustand der deutschen IT endgültig zusammenbrechen.
Als ich vorletztes Jahr wegen einem Schulterbruch im Krankenhaus war, waren da viele Ärzte aus Nahost stammende Ärzte und Krankenschwestern aus den Philipinen.
Wenn ich mir ein Brot kaufe, werde ich sehr oft von einem aus Nahost stammenden Verkäufer bedient. Oft sieht man in der Bäckerei Schilder, dass die Leute suchen.
Ich schaue mir auf youtube gerne Programme an, in denen Einwanderer aus dem iberischen Raum über ihre Erfahrung mit Deutschland berichtet. Das ist ein sehr interessanter Spiegel.
Es gibt in Auswandererländern ein Genre von Dokumentationen, in denen meist langjährige erfolgreiche Auswanderer über ihre Lebenserfahrung in ihrem neuen Land berichten. „Chilenen /Spanier/ Argentinier/ Portugiesen in der Welt“ heißen die in der Regel.
Ich fände es unmoralisch, wenn wir uns aus ärmeren Regionen genau die Leute rauspicken, die bei uns gerade benötigt werden (Stichwort „herzliche kolumbianische Krankenschwester“). Die würden in ihrem Herkunftsland nämlich auch einen wichtigen Beitrag leisten (Stichwort „brain drain“).
Das könnte noch mehr Abneigung gegen unsere privilegierte Lebenssituation erzeugen. Ich schaue mir momentan auf einem youtube Kanal aus Bukina Faso an, wie dort im französisch-sprachigen Geschichtsuntericht die Kolonialzeit behandelt wird. Das ist verständlich nicht nett. Ich lehne es ab, einen europäischen Schuldkomplex zu entwickeln. Ich verachte deutsche Anti-Imps. Aber wir müssen das irgendwie wahrnehmen, wenn wir nicht wollen, dass diese Welt irgendwann völlig in Agression und Chaos versinkt.
Oh. Apropos Schule in Burkina Faso (hier: Beispiel -> https://www.youtube.com/watch?v=ThpuWB7EL20&t=1009s)
Für unsere Duoligueros, die jahrelang mit einer Eule im Planschbecken „ihren“ streak eines Börsenkonzerns verlängern, statt sich Stellen suchen, in der sie in das Meer der realen Nutzung der Sprache eintauchen.
Schuluntericht ist super zum Sprachelernen. Hier ein Kurs für die Vorbereitung des chilenischen Abiturs im Fach Geschichte. Es behandelt Hintergründe eines Ereignisses, das sich gestern gejährt hat. Neben dem gesprochenen Wort der Lehrerin hat man den Text der Powerpoint Präsentation und kann sich noch Untertitel hinzuschalten. Und das noch zu einem interessanten Thema. Wie cool ist das? https://www.youtube.com/watch?v=VNtfp8-Cgxk&list=PLiG_ZAUipsjszb_Jll-HxcoF1R3PSIyHL&index=16
Die Lehrerin stammt sehr vermutlich aus Argentinien oder Uruguay (achtet auf Aussprache ‚y‘ und ‚ll‘. Da wird es sehr deutlich), ist aber phonetisch auch ziemlich assimiliert.
Ich wollte dir das auch nicht vorwerfen. Ich beziehe mich explizit auf Lösungsansätze, die nicht gehen, nicht die grundlegende Analyse.