Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Ramelow fordert Nichtangriffspakt mit Russland
Bodo Ramelow, Ministerpräsident von Thüringen, fordert mittelfristig eine europäische Friedensordnung unter Einbeziehung Russlands. Er schlägt vor, dass alle europäischen Staaten einen Nichtangriffspakt schließen und eine Verteidigungsgemeinschaft bilden sollten, um Konflikte auf dem Kontinent zu lösen. Dabei räumt er ein, dass dies derzeit nicht möglich sei, da Russland unter der Führung von Wladimir Putin eine Diktatur sei. Dennoch müsse man das Land im Blick behalten und diejenigen Kräfte in Russland stärken, die Veränderungen wollen. Ramelow betont die Notwendigkeit, Europa als Ganzes zu denken, was auch Russland einschließen sollte. Gleichzeitig warnt er vor den Risiken schwelender Konflikte in Ländern wie Moldau und Georgien, die Putin jederzeit eskalieren könnte. Auch weist er auf die Bedrohung hin, die von einem möglichen Antrag in der russischen Duma zur Aufhebung der Souveränität Litauens ausgehen könnte. Diese Aussagen kommen im Kontext der Landtagswahl in Thüringen am 1. September, bei der Themen wie der Ukraine-Krieg und die europäische Sicherheit eine wichtige Rolle spielen. In Umfragen liegt die AfD vor den anderen Parteien, wobei sie Waffenlieferungen an die Ukraine ablehnt und auf Verhandlungen mit Russland drängt. (Welt)
Als die Nachricht zuerst aufploppte, ging sie kurz in meiner Timeline viral; die übliche Russland-Falken-Crowd nahm das zum Anlass, mit Maximalrhetorik auf Ramelow draufzuhauen (so sehr ich inhaltlich bei den Leuten bin, aber ihre Rhetorik ist so scharf und kompromisslos dass sie mich inzwischen abstoßen). Ich halte das in dem Fall für eingeschränkt relevant, weil die Überschrift etwas irreführend ist: Ramelow hat im Endeffekt nur wiederholt, was seit 1990 die Standardposition linker Außenpolitik ist. Das ändert nichts daran, dass die Position völlig realitätsfern und idiotisch ist; nur ist es eben nicht so, als wäre hier eine Wagenknecht’sche Kapitulationsforderung aufgestellt worden. Ramelow wiederholt nur das ewig sinnlose Mantra von einer Zwei-Staaten-Lösung – Entschuldigung, Freud’scher – von einer europäischen Sicherheitsarchitektur unter Einbindung Russlands. Es ist die uralte Idee, die USA aus Europa hinauszudrängen und stattdessen ein friedliches Händchenhalten mit Moskau zu setzen, weil alles, was Putin von ewigem Frieden abhält, bekanntlich die bösen Amerikaner sind. So viel Raum für differenzierte Kritik sollte in der Debatte noch sein: die Unterscheidung zwischen den Putinfreunden und den Träumern. Das wird natürlich nicht leichter dadurch, dass Wagenknecht dasselbe Vokabular nutzt.
2) England, der Mob und die, die ihn verstehen
Die aktuellen Krawalle in England, Wales und Nordirland haben sich aus rassistischer Hetze entwickelt, die durch falsche Informationen über einen tödlichen Angriff in Southport angeheizt wurde. Ein 17-Jähriger tötete dort drei Mädchen, woraufhin Gerüchte verbreitet wurden, er sei ein muslimischer Asylbewerber. Obwohl sich diese Behauptungen als falsch herausstellten, führte die Desinformation zu gewalttätigen Ausschreitungen gegen Migranten und Moscheen in mehreren Städten. Diese Aktionen wurden von rechtsextremen Akteuren angeheizt und von einem Teil der Bevölkerung unterstützt, die sich in ihrer Fremdenfeindlichkeit bestätigt fühlte. Die Angriffe werden von einigen Medien als „Proteste“ bezeichnet, aber sie tragen die Merkmale eines rassistischen Pogroms. Diese Gewaltakte, bei denen Menschen aufgrund ihrer Ethnie oder Religion verfolgt wurden, erinnern an frühere Fälle von kollektiver rassistischer Gewalt und sind Ausdruck einer tief verwurzelten Fremdenfeindlichkeit. Die Beteiligten wissen um den rassistischen Charakter ihrer Handlungen, auch wenn sie dies nicht offen eingestehen. Das Verschweigen oder Herunterspielen dieser Gewalt trägt zur Normalisierung solcher Taten bei und ist selbst eine Form der Komplizenschaft. (Robert Rotifer, FM4)
Stefan Lüdke bläst im Spiegel in dasselbe Horn und nennt die Ausschreitungen „Englands Lichtenhagen-Moment„, eine sicher treffende Metapher. Es zeigt sich auch in Großbritannien, dass eine ständige Verschärfung der Rhetorik wenn nicht zwangsläufig zu Gewalt führt sie diese zumindest wahrscheinlicher macht. Der Lichtenhagen-Vergleich ist durchaus auch deswegen passend, weil beide Parteien, Tories wie Labour, scharfe Anti-Einwanderungsrhetorik fahren. Ich möchte an der Stelle übrigens betonen, dass das nicht bedeutet, nicht Kritik üben zu dürfen oder nicht für Einwanderungsbeschränkungen sein zu dürfen; überhaupt nicht. Es geht um den Tonfall. Politiker*innen haben, auch wenn man das angesichts ihrer Beliebtheitswerte manchmal nicht glauben möchte, eine Vorbildfunktion. Die Sprache die sie benutzen, die Handlungsoptionen, die sie einfordern, eröffnen oder beschränken Möglichkeitsräume. Dasselbe gilt auch für die Presse, die gerade in Großbritannien ein ungemein großes hetzerisches Potenzial hat (das etwa in Deutschland bei weitem nicht existiert, die BILD ist gegenüber der britischen Yellow Press ja harmlos).
3) An der Kinderlosigkeit sind nicht die Frauen schuld, Mister Vance!
Der Artikel thematisiert den weltweiten Rückgang der Geburtenraten und beleuchtet die Ursachen und möglichen Konsequenzen dieses Trends. Während die Geburtenrate in Deutschland und vielen anderen westlichen Ländern deutlich unter der Ersetzungsrate von 2,1 Kindern pro Frau liegt, gibt es weltweit nur wenige Ausnahmen wie Israel, wo die Geburtenrate noch relativ hoch ist. Der Artikel diskutiert, dass staatliche Maßnahmen, wie finanzielle Unterstützung und Elternzeit, oft nicht ausreichen, um diesen Trend umzukehren. Der demografische Rückgang wird teilweise durch den sozialen und ökonomischen Wandel erklärt, insbesondere durch die wachsende Unabhängigkeit der Frauen, die ihre Familiengründung aufgrund von Karriere und Ausbildung immer weiter hinauszögern. Ein weiterer Grund für die sinkenden Geburtenraten könnte laut dem Artikel ein Verlust an Zukunftsglauben und Sinnhaftigkeit im Leben sein, der durch den Rückgang religiöser Überzeugungen und allgemeiner Unsicherheiten verstärkt wird. Der Artikel argumentiert, dass materielle Anreize allein nicht ausreichen, um den demografischen Trend zu stoppen, wenn es an einem tief verwurzelten Glauben an die Zukunft mangelt. Israel wird als Beispiel genannt, wo trotz existenzieller Bedrohungen ein starkes Gemeinschaftsgefühl und Zukunftsglaube herrschen, was zu einer höheren Geburtenrate führt. (Christine Brink, Welt)
Ich bin kein Israelexperte, aber liegen die hohen Geburtenraten da nicht vor allem an der Verzerrung des Durchschnitts durch die Ultraorthodoxen? Niemals würde man in der Welt argumentieren, dass Frankreich einen höheren Zukunftsglauben hat als wir, sondern auf die demografische Besonderheit der Bevölkerung mit Migrationshintergrund verweisen, die wesentlich höhere Geburtenraten aufweist. Dasselbe sehen wir ja auch in den USA, wo die höhere Geburtenrate weitgehend auf das Konto der Latino-Bevölkerung geht. Ob höhere Einwanderung kulturell konservativer Gruppen eine Lösung für die demografische Frage ist, darf bezweifelt werden. Dasselbe gilt für die Erhöhung des Anteils religiöser Fundamentalisten. Ich würde auch den Rückgang religiöser Überzeugungen in Deutschland weniger als Ursache denn als Symptom werten: der Wertewandel allgemein drückt die Geburtenrate. Das ist ein universelles Phänomen, das uns in allen Ländern und allen Bevölkerungsgruppen begegnet. Wenn der Wohlstand steigt und, vor allem, die Frauen emanzipiert und selbstbestimmt werden, sinkt die Geburtenrate ab. Dass finanzielle Anreize das nicht fundamental ändern ist in meinen Augen keine Frage, ich denke aber, Brink übersieht hier, dass sie die Geburtenrate zwar nicht signifikant steigern, wohl aber ihr Absinken abflachen können.
4) Diese Koalition ist am Ende
Der Artikel kritisiert die derzeitige Ampel-Koalition in Deutschland für ihre Inkompetenz bei der Haushaltsplanung für das Jahr 2025. Besonders im Fokus stehen Kanzler Olaf Scholz, Wirtschaftsminister Robert Habeck und Finanzminister Christian Lindner. Trotz wochenlanger Verhandlungen konnten sie keinen soliden Haushaltsentwurf vorlegen, und als Folge mussten geplante Finanzierungsmaßnahmen aufgrund von Verfassungsbedenken zurückgenommen werden, was ein Finanzierungsloch von fünf Milliarden Euro hinterließ. Der Artikel zeigt auf, dass die Koalitionspartner zunehmend persönlich und unsachlich miteinander umgehen, was das zerrüttete Verhältnis innerhalb der Regierung deutlich macht. Die Grünen und die SPD beharren reflexartig auf Forderungen, die wenig zur Problemlösung beitragen, während Lindner seinerseits provoziert, indem er Kürzungen im Sozialbereich fordert, obwohl er weiß, dass diese Forderungen mit den Koalitionspartnern nicht durchsetzbar sind. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die Ampel-Koalition am Ende ist, unabhängig davon, ob es ihr gelingt, die finanziellen Lücken zu schließen. Der andauernde Streit und die Unfähigkeit, zusammenzuarbeiten, zeigen, dass die Koalition gescheitert ist. (Christian Reiermann, Spiegel)
Mir scheint die Analyse, dass die Ampel am Ende ist, so ziemlich das größte „duh“ zu sein, das dieser Tage vorstellbar ist. No shit, Sherlock. Das ist nun aber auch schon länger so. Es ist auch müßig, sich über die Schuldfrage dafür zu streiten. Keiner der Partner ist offenkundig derjenige, der am meisten beigetragen hat; der Rest ist politische Gesäßgeografie. Sehe ich die Hauptschuld bei der FDP? Duh. Sieht Stefan sie bei den Grünen? Duh. Ist das eine relevante Diskussion? Nope. Die Koalition hatte eine Chance, und sie hat sie nicht genutzt. Ihr Ende ist folgerichtig. Falls Grüne oder FDP in der nächsten Bundesregierung vertreten sein werden (halte ich Stand heute für unwahrscheinlich), so werden wir ein wenig Empirie bekommen. Aber auch das wird uns nicht viel sagen. Aber dass mittlerweile praktisch nur noch Wahlkampf betrieben wird (wie ineffektiv auch immer), dürfte auch den letzten Beobachtenden aufgefallen sein. Immerhin einen Lichtblick aber gibt es: die Ampel ist wohl die dysfunktionalste Regierung, die wir zumindest in den letzten Jahrzehnten hatten, und sie ist immer noch wesentlich besser funktionierend als die vieler anderer westlicher Länder. Das deutsche System bleibt beruhigend stabil, auch wenn das nicht selbstverständlich so bleiben muss, und bei allen Differenzen bleiben sowohl FDP als auch Grüne loyale Parteien, die – im Rahmen ihrer Weltsicht und Vorstellungen – das beste für das Land wollen und nicht aktiv an seiner Zerstörung arbeiten. Auch das ist leider keine Selbstverständlichkeit dieser Tage.
Siehe auch diese Spiegel-Reportage.
David Frum hat völlig Recht mit seiner Analyse, und der Vergleich zwischen Nixons Rücktritt und den heutigen Zuständen ist instruktiv. Allerdings scheint mir seine Schlussfolgerung bezüglich der Bewertung Nixons reichlich fehlgeleitet: es gibt keine Notwendigkeit, sich bei Nixon zu entschuldigen. Vielmehr sollten viel mehr Leute in Sack und Asche dafür gehen, Trump und die völlige Zerstörung aller Normen so willfährig begleitet und ermöglicht zu haben. Aber genau das passiert nicht. Es kann also kaum darum gehen, festzustellen, dass Nixon Unrecht getan wurde. Viel mehr tun wir uns selbst Unrecht an, wenn wir diese Normen nicht mehr verteidigen.
Überhaupt, die Normen. Frums Argumentation ist eines der besten Beispiele für die Bedeutung von Normen im politischen Raum. Sie bestimmen unser Zusammenleben. Der Versuch, alles auf Papier in Gesetzesform zu gießen, kann nicht reichen, das arbeitet Frum schön heraus (wenngleich er das gar nicht explizit tut; es drängt sich für mich nur auf). Wenn die Akteure keine Demokrat*innen sind, sind alle Gesetze irrelevant. Noch so feine gesetzliche Bestimmungen helfen nicht, wenn die Rechtsradikalen der GOP sie ignorieren oder mit in Entscheidungsstellen manvöriertem Personal in den Gerichten zerstören. Umgekehrt halten demokratische Normen, wo sie existieren – siehe Fundstück 4 – das Gemeinwesen am Leben.
Zuletzt ist der Nixon-Rücktritt aber auch aus historischer Perspektive für mich immer wieder faszinierend. Er erinnert mich an das Ende der Sowjetunion durch Gorbatschow: es war letztlich ein politischer Selbstmord. Nixon wie Gorbatschow hätten mit geschickterem Vorgehen und mehr Entschlossenheit zu Kollateralschäden an der Macht bleiben können. Wir alle können von Glück sagen, dass sie es nicht hatten. Aber alle Nachfolgenden haben ihre Schlüsse daraus gezogen, die dafür sorgen werden, dass sich das Ereignis nicht wiederholen wird. Es ist kein Zufall, dass kein Diktator seither Reformen wie Gorbatschow einleitete, und kein Zufall, dass es in den USA keine weiteren Rücktritte und keine erfolgreichen Impeachments gab.
Resterampe
a) Guter Artikel zur russischen Ukraine-Ideologie.
b) Spare a thought for poor Donald Trump, prisoner of abortion politics.
c) Schule verbietet bauchfreie Kleidung – Ministerium warnt vor zu starken Einschränkungen. Das ist so unendlich daneben, und die Begründungen machen es nicht besser.
d) „Hitze in Schulen wird in der Gesellschaft nicht als Problem wahrgenommen“. Korrekt. Rechtsfreier Raum Klassenzimmer, ich sag’s immer wieder.
e) A Field Guide to the Flags of the Far Right.
f) Die Kontinuitäten in der chinesischen Menschenrechtsfrage sind auch spannend.
g) Kamala Harris is preferred to Trump 49% to 44%. Teile die Einschätzungen wenig überraschend vollumfänglich.
h) Zum Ehegattensplitting Kommentar in der Welt.
i) Meron Mendel gegen Josef Schuster: Zwei jüdische Welten prallen aufeinander.
j) UNTERRICHT: Mit dem Growth Mindset ins neue Schuljahr.
k) Traumforscher erklärt: Warum auch Erwachsene so oft von der Schule träumen.
l) Islamismus: Zahl der islamistischen Gefährder in Deutschland sinkt weiter.
m) Trump is running scared on abortion.
n) Schülerinnen hatten sich beschwert: Schulleiterin hebt Bauchfrei-Verbot wieder auf. Gut so. Diese Scharia-Light-Dinger sind auch einfach unerträglich.
o) Trump Media almost has revenue of $1 million. lol
p) Dieser Artikel in der Welt zum Genderverbot der CDU ist einer, den ich nur unterschreiben kann. Meine Rede.
Fertiggestellt am 12.08.2024
1) Das/die BSW macht das Ende der Waffenlieferungen an die Ukraine zur Koaltionsbedingung. Die CDU setzt aber offenbar auf eine solche Koalition als einzige Alternative zur AfD, wenn ich das richtig sehe.
Hat jemand eine Vorstellung, wie es dann weitergeht in Thüringen und Sachsen? Und in der Außenpolitik (Westbindung)?
1) Das liegt ja gar nicht im Entscheidungsraum der Bundesländer. Das ist Bundessache. Wie die LINKE damals mit ihrem NATO-Austritt. Hat in den Ländern auch niemand interessiert.
Ist das jetzt nicht wesentlich massiver?
Damals gab es noch nicht diese Konfrontation durch den Krieg und die offenen Drohungen Moskaus. Kann man Putins Reden und die Propaganda einfach ignorieren?
Wenn unter diesen Umständen ein Teil Deutschlands unregierbar werden sollte – wie wirkt das auf die westlichen Partner? Und was ist mit dem Einfluss auf die Bundespolitik über den Bundesrat? Ich seh das nicht so entspannt. AfD und BSW sind nicht mehr nur „unappetitlich“.
Stefan hat die Fakten genannt. Zur weiteren Information hilft ein Blick ins Grundgesetz: Die Bundesrepublik ist ein Rechtstaat.
Über Waffenlieferungen an die Ukraine entscheidet der Bundessicherheitsrat, also die Bundesregierung. Über die weitere Strategie bezüglich des Krieges entscheidet nicht die Bundesregierung, sondern der (zukünftige) US-Präsident. In einem halben Jahr wird sich so oder so eine andere Situation stellen, die unabhängig von einer kleinen Partei in Deutschland ist.
Bewahrheiten sich in Kürze die Umfragen in Sachsen und Thüringen, dann werden die Parteien AfD und BSW eine parlamentarische Mehrheit haben. Es gibt zwei Möglichkeiten, darauf zu reagieren: Als guter Demokrat akzeptiert man das Votum und die Konsequenzen daraus. Oder es werden ernsthafte Versuche unternehmen, die Wiedervereinigung rückabzuwickeln und zu trennen, was offensichtlich nicht zusammen gehört.
Zu f)
Was genau ist daran spannend, dass eine kommunistische Diktatur an der macht Menschenrechte nur mit Mühe buchstabieren kann? Das ist der Regelfall.
Das „kommunistische“ kannst du streichen, Menschenrechte und Diktatur gehen nicht zusammen. Spannend finde ich nicht, dass China die Menschenrechte nicht achtet (duh), sondern wie sie es gegenüber dem Ausland verkaufen und wie das AA das framed.
menschenrechte werden auch in guantanamo verteidigt.
und wer das nicht glaubt, wird als kollaborateur in afghanistan zurückgelassen.
Zu 1)
Das hat lustigerweise in Teilen des deutschen Bürgertums eine noch weit ältere historische Kontinuitätslinie, die in der preussisch-russischen Zusammenarbeit bei der Teilung Polens und in den napoleonischen Kriegen wurzelt. Unausrottbar, in beiden Fällen.
True! Aber durch die Westbindung der CDU wurde das lange in den Hintergrund gedrückt.
Wie auch die Westbindung bei der Generierung des Feindbilds „Osten“ auf historische Traditionslinien (auch sehr unappetitliche) zurückgegriffen hat und diese bis heute (2024) am Leben hält…
… Generierung des Feindbilds „Osten“ auf historische Traditionslinien (auch sehr unappetitliche) zurückgegriffen hat …
Das können Sie bestimmt mit halbwegs aktuellen (ich akzeptiere die letzten 10 Jahre) Beispielen wenigstens plausibel machen?
Gespannt wartend, Gruss,
Thorsten Haupts
Ich verweise auf die Leserdiskussion zu Fundstücken 3) und 5) im Vermischten vom 30.07.2024. Wer da keine rhetorischen Kontinuitäten sieht, könnte Teil derselben sein.
Jo. Der einzige, der da was von „Ostfrontbemühungen“ erzählt hat, waren … Sie.
Sorry, aber exakt so hören Sie, Lemmy et al sich in diesem Kontext an. Wie Leute, die lieber heute als morgen mit „Slawa“ an die Ostflanke (glücklich über die „modernen“ Ausdrücke?) marschieren wollen. Ich übersetze nur für die, die den Schuss immer noch nicht gehört haben.
Sorry, aber exakt so hören Sie, Lemmy et al sich in diesem Kontext an.
Für Sie vielleicht. Für Leute, die lesen können und wollen, nicht.
Sprach es und zwei Zeilen weiter unten LESE ich einen Begriff, der in den letzten 300 Jahren nicht verwendet wurde – bis auf die Zeit, als da „Reichskommissariat“ davorstand.
Aha. Sie ziehen Kontinuitätslinien von Vernichtungspolitiken aus dem ungewöhnlichen Gebrauch genau eines Begriffes. Verstanden. Jeder hat so seine Hobbies.
Wo habe ich gesagt, dass deutsche Soldaten in Moskowien einmarschieren sollen?
Ich bin lediglich der Meinung, dass durchgeknallte Freaks wie Putin nicht irgendwelche Grenzen in Europa verschieben sollten. Ich bekomme es nämlich gerade in Venezuela jeden Abend bestätigt, dass solche Cretins dazu neigen, immer weniger Grenzen zu respektieren.
Das hat lustigerweise in Teilen des deutschen Bürgertums eine noch weit ältere historische Kontinuitätslinie, die in der preussisch-russischen Zusammenarbeit
Jep. Wie Stefan schon sagt, durch die CDU die da eigentlich die glühendsten Transatlantiker waren, geriet das schnell in Vergessenheit. Aber die AfD hat da ganz deutlich im Außenprogramm, dass sie an Bismarck und „ehrlicher Makler“, Mittler etc. anknüpfen will, wodurch es jetzt nach zig Jahren plötzlich kein linkes Ding mehr ist. Das ist imo total tief noch im kollektiven Gedächtnis als Wunschvorstellung drinnen.
Von CDUlern wie Kretschmer gar nicht zu reden. Finds ganz faszinierend, es scheint ja auch tatsächlich mit anderer Mentalität im Osten zu tun zu haben oder so eine Bismarckzeit-Nostalgie, aber die Gesäßgeographie wurde in den letzten Jahren da total gesprengt imo.
Ich habe das Gefühl, dieses Transatlantikding war halt auch deswegen verbindender Kitt, weil man es nutzen konnte, um sich gegen links abzugrenzen. Das löst sich immer mehr auf.
Zu d)
Wann hat sich denn das geändert? Am „bürgerlichen“ Gymnasium meiner ehemaligen Heimatstadt war das im Sommer durchaus ein beständiges Thema und so ab etwa 28 Grad dauerhafter Aussentemperatur tagsüber gab es natürlich hitzefrei. Hörte später beim Treffen ehemaliger Schüler aus anderen Orten, dass das wohl eine Art Standard war (siebziger)?
Gruss,
Thorsten Haupts
Hitzefrei existiert schon lange de facto nicht mehr. Und 28 Grad sind ja lächerlich, wir reden von Raumtemperaturen mindestens zehn Grad mehr, wenn’s langt.
Krass. Gibt’s keinen Arbeitsschutz in Schulen? Arbeitsstättenverordnung usw.?
Siehe hier: https://www.deliberationdaily.de/2020/10/rechtsfreier-raum-klassenzimmer-gesamtartikel/
???? Das ist genau genommen kriminell – Arbeitsschutzregeln für Erwachsene sollten im Minimum auch für Kinder eingehalten werden. Warum klagt niemand vor Gericht, dann käme das ganz schnell wieder?
Warum klagt keiner vor Gericht bei den allermeisten Arbeitsschutzverstößen?
Ich dachte eher an Eltern als an Lehrpersonal?
Da gehe ich wieder zum Artikel zurück: weil es nicht als Problem gesehen wird.
Der Staat verstößt also massenhaft gegen seine eigenen Regeln und keine der beteiligten Ebenen (Lehrer, Schulleitungen, Schulaufsicht, Minister) juckt es?!?
Jepp.
Tut er das wirklich?
Wie ich hier bereits in dem Kommentaren geschrieben habe, scheint es eben keine eindeutig verpflichtenden Hitzefreiregeln (mehr) zu geben. Und die Arbeitsschutzregeln geben auch nicht soo viel mehr her.
Ich weiß nicht, wie es schüler*innenseitig ist, aber zumindest für Lehrkräfte bin ich ziemlich zuversichtlich, dass das klassische Arbeitsrecht effektiv nicht greift. Und so, wie ich den Staat kenne, ist das auch legal.
Also schülerseitig ist es doch ziemlich deutlich undeutlich 🙂
Die Hitzefrei-Bestimmungen für die meisten Bundesländer sind leicht zu finden, und so weit ich das sehen kann (und z.T. auch hier zitiert habe bzw Artikel darüber verlinkt) liegt das meist im Ermessen der Schulleitung und ist kaum verbindlich. Ergo auch kein Regelverstoss.
Ob die Regeln nun gut sind und ob die heutige Hitzefrei-Praxis richtig ist, ist natürlich ein andere Frage. Angesichts zunehmender Hitze und dafür wenig geeigneter Schulgebäude wahrscheinlich nein.
Was die Arbeitsschutzregelungen für Lehrer angeht bin ich überfragt. Die Bestimmungen für Bürokräfte als naheliegender Vergleich sind aber wie gesagt auch nicht so eindeutig oder streng, als das man da ohne weiteres von Regelverstößen sprechen könnte, wenn es kein Hitzefrei gibt.
Wie bereits verlinkt erklärt die IHK das hier zumindest so: https://www.ihk-muenchen.de/de/Service/Recht-und-Steuern/Arbeitsrecht/Bestehende-Arbeitsverh%C3%A4ltnisse-K%C3%BCndigung-und-Sozialversicherung/hitze-am-arbeitsplatz/
… dass das klassische Arbeitsrecht effektiv nicht greift …
Das Arbeitsschutzgesetz gilt für alle und ausnahmslos.
Die von waechter verlinkte Quelle ist korrekt und damit hat der Arbeitgeber die Pflicht, ab Überschreitung der Innenraumtemperaturen ab 26 Grad tätig zu werden, um eine Abkühlung herbeizuführen.
Bin absolut kein Experte. Solche müsste man mal fragen, ob für Kinder und Jugendliche unter 16, die nicht unter das Arbeitsschutzgesetz fallen können, nicht weit schärfere Regeln gelten müssten, als für diese (Fast-)Erwachsenen. Bisher ist das überhaupt nicht gesetzlich geregelt, vermutlich, weil Temperaturen über 30 Grad in Deutschland absolute Ausnahmefälle waren.
Gruss,
Thorsten Haupts
Misst ja auch keiner. Ich sollte nächsten Sommer echt mal ein Thermometere in die Schule schleppen.
Wobei, wir bauen gerade massiv Klimaanlagen in die Räume rein. Das Problem erübrigt sich also hoffentlich bald tatsächlich.
„Die von waechter verlinkte Quelle ist korrekt und damit hat der Arbeitgeber die Pflicht, ab Überschreitung der Innenraumtemperaturen ab 26 Grad tätig zu werden, um eine Abkühlung herbeizuführen.“
An 30 Grad, nicht 26.
Und die beispielhaft genannten Maßnahmen sind jetzt nicht so der Hammer. Und werden doch an Schulen auch eingesetzt. Kann mir kaum vorstellen, dass dort die Fenster zu und die Rollos hoch bleiben 🙂
„Steigen die Temperaturen am Arbeitsplatz über 30 Grad, muss der Arbeitgeber tätig werden.
Was genau zu tun ist, ist nicht vorgeschrieben. Die Arbeitsstättenrichtlinie (ASR) nennt beispielhaft Maßnahmen wie:
Rollos herunterlassen
Lüften über Nacht zulassen
Getränke anbieten
evtl. Arbeitszeit ändern, zum Beispiel früherer Arbeitsbeginn
Ventilatoren zur Verfügung stellen.
Es gibt keine Verpflichtung, Klimaanlagen einzuführen.
Steigen die Temperaturen über 35 Grad, ist der Arbeitsplatz laut ASR ohne besondere Maßnahmen nicht mehr als Arbeitsplatz geeignet . Dann muss der Arbeitgeber eingreifen, zum Beispiel, indem er Pausen in kühleren Räumen organisiert.“
Weil dann ja Unterricht ausfaellt und das moegen Eltern gar nicht.
Ja, das spielt eine zentrale Rolle. Unterrichtsausfall gibt es generell sehr viel weniger in dem Sinne, dass die Kids dann früher heim können. Unsere Schule macht explizit Werbung damit, dass KEIN Unterricht entfällt.
First things first.
?
Wenn es in einigen Bundesländern gar keine und in anderen eher schwammige Regelungen gibt, dürfte das Klagen gar nicht so einfach sein.
In NRW heisst es z.B. in der Schulordnung
„Wird der Unterricht bei heißem Wetter durch hohe Temperaturen in den Schulräumen beeinträchtigt, entscheidet die Schulleiterin oder der Schulleiter, ob Schülerinnen und Schülern Hitzefrei gegeben wird. Als Anhaltspunkt ist von einer Raumtemperatur von mehr als 27 Grad Celsius auszugehen. Beträgt die Raumtemperatur weniger als 25 Grad Celsius, darf Hitzefrei nicht erteilt werden.
Schülerinnen und Schüler der Grundschule und der Jahrgangsstufen 5 und 6 dürfen nur nach Absprache mit den Eltern vor dem regulären Unterrichtsschluss entlassen werden. Die besonderen örtlichen Gegebenheiten der jeweiligen Schule (Ganztagsbetrieb, Fahrplan der Schülerbusse) sind zu berücksichtigen.
Schülerinnen und Schüler der Sekundarstufe II erhalten kein Hitzefrei. Wenn im Einzelfall einer Schülerin oder einem Schüler die Gefahr einer gesundheitlichen Schädigung droht (Kreislaufbeschwerden, Hitzestau), so ist sie oder er vom Unterricht zu befreien.
Auf die bei hohen Temperaturen verminderte Leistungsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler ist Rücksicht zu nehmen. Klassenarbeiten sollen nach Möglichkeit nicht geschrieben werden.“
Das ist schon so vage, dass eine Klage nicht ohne weiteres funktionieren dürfte.
Ich weiss auch gar nicht, ob man auf Grundlage der Schulordnung überhaupt Klagen kann. Sie ist auf jeden Fall kein Gesetz.
Nicht auf Grundlage der Schulordnung. Auf Grundlage der Arbeitsschutzgesetze.
Ach so. Also das die Lehrer wegen ihrer Arbeitsbedingungen klagen.
So wie es hier von der IHK erklärt wird, sind die Regeln da allerdings auch nicht so hart. „Hitzefrei“ gibt es für Büroarbeiter auch nicht, und die Temperaturschwellen an denen gehandelt werden sollte/müsste, sind deutlich höher. https://www.ihk-muenchen.de/de/Service/Recht-und-Steuern/Arbeitsrecht/Bestehende-Arbeitsverh%C3%A4ltnisse-K%C3%BCndigung-und-Sozialversicherung/hitze-am-arbeitsplatz/
Richtig, deswegen ja „rechtsfreier Raum Klassenzimmer“. Entsprechend sind die ganzen Arbeitsschutzbestimmungen für Lehrkräfte auch irrelevant. Siehe auch Klassenfahrten.
„If you can’t stand the heat……“
Hatten wir in den 80ern auch noch. Gemessen wurde das an einem Thermometer, das in einem gut geschützten Innenhof hing. Ein Schüler, der sich mal reingeschlichen hat und das Thermometer mittels Feuerzeug über die 28-Grad-Schwelle manipuliert hatte, war für kurze Zeit Held der Schule.
In den 60ern (als die Kids noch nicht so verweichlicht waren, hüstel) galt: Bei 25 Grad um 10 Uhr ist Hitzefrei. Das mit dem Feuerzeug war Gegenstand der Phantasie.
Auch in den 90er hatten wir Hitzefrei. Ist das vielleicht bundeslandspezifisch?
In den 90ern hatte ich als Schüler auch hitzefrei. Ich hab 2012 mein Referendariat angefangen und seither keinen einzigen Tag hitzefrei erlebt, nicht einen.
Ist es
Bei uns wars auch noch ganz bürokratisch geregelt, um 10 Uhr 20 Grad im Schatten = Schluss nach der 4. Stunde (Stefan und ich sind ein Jahrgang, aber andere Bundesländer)
Es gab aber mal ne generelle Änderung, vermutlich wegen PISA-Schock, ich glaub da wurde das komplett abgeschafft. Wahrscheinlich mit wohlklingenden Phrasen über Leistungsbereitschaft und faule Jugend oder so (totaler Quark), ich glaub offiziell war oder ist es sogar immer noch „verboten“! Was dann nur dazu führt, dass man da irgendwas improvisiert, weil kein Schwein bei der Hitze noch Matheformeln pauken kann.
Ja, PISA hat schon einiges geändert.
Also in Niedersachsen gab es gestern vielerorts Hitzefrei:
„Temperaturen bis zu 35 Grad: Vielerorts gab es Hitzefrei“
https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/hallo_niedersachsen/Temperaturen-bis-zu-35-Grad-Vielerorts-gab-es-Hitzefrei,hallonds89378.html
Aber generell scheint das schon weniger geworden zu sein, und liegt v.a. nahezu überall im Ermessen der Schulleitung.
Laut Bild übrigens nicht wegen PISA, sonder wegen Vereinbarkeit von Familie und Beruf:
https://www.bild.de/news/inland/schule/hitzefrei-stirbt-aus-55836048.bild.html
Genau. Das meine ich ja.
Zu p) Zitat Artikel Wer diese Gruppe auch schriftlich beachten will, sollte es tun dürfen. Wer das nicht möchte, soll es lassen.
Das genau ist glatt gelogen. Ich folge ausgewählten Wokies auf twitter schon länger. Deren Ziel war (und bleibt) die normative Verankerung der „neuen“ Schreibweise.
Nun, meine nicht. Außerdem ist „lügen“ hier ein völlig falscher Begriff, das Zitat von dir ist ja eine Forderung. Die kann man teilen oder auch nicht, aber „gelogen“ kann die nicht sein.
Nein, das Zitat des Artikels beschreibt, wie der Autor die Wirklichkeit sieht. Er hält „Wer das nicht möchte, soll es lassen“ für Realitätsbeschreibung, sonst macht seine Argumentation keinen Sinn.
Es ist eine Forderung, wie der Rest des Absatzes zeigt:
„Auch das ist nicht diskriminierend, sondern einfach nur deutsche Sprache. Aber hören wir doch auf, uns gegenseitig zu belehren!“
Deine Argumentation ergibt keinen Sinn.
Ich erklär´s gerne:
Der Autor argumentiert, dass sowohl Beibehalter der herkömmlichen Rechtschreibung als auch Befürworter einer „gendergerechten“ Sprache die Freiheit haben und haben sollten, so zu sprechen und zu schreiben, wie es ihnen passt. Und genau das entspricht einfach nicht den Tatsachen – selbstverständlich gab es vor den neuen gesetzlichen Regeln energische Bestrebungen, die neue Sprache durchzusetzen. Man hat nur arroganterweise nicht mit einem Backslash gerechnet.
Gruss,
Thorsten Haupts
„…selbstverständlich gab es vor den neuen gesetzlichen Regeln energische Bestrebungen…“
Von wem? Wo?
Oben hast du ja schon die Antwort gegeben, die mit dem Schwachsinnsniveau von Trump und Musk locker mithalten kann:
„Ich folge ausgewählten Wokies auf twitter schon länger.“
Na, dann haben wir das ja geklärt 🙂 .
3) Vorsicht mit den Geburtenraten.
Ein Artikel der New York Times in Spanisch von 2019 stellt fest, dass die Geburtenraten der Latinobevölkerung in den USA von 97,4 auf 67,6 auf Tausend gefallen ist. Selbe Zahl für Weiße: 57,2, Schwarze 62,2.
Die Latinobevölkerung ist vermutlich jünger und es kommen ja auch immer wieder neue hinzu, d.h. zur Zeit v.a. Venezuela, Guatemala und Kuba.
https://www.nytimes.com/es/2019/03/08/espanol/hispanos-natalidad.html
Der Artikel beschreibt, dass sich die Einstellung der Neueinwanderer v.a. bezüglich früher Geburten sich der Kultur der USA anpaßt. Außerdem sinkt die Fertilität in Lateinamerika sowieso.
Da ich hier sehr falsche Vorstellungen vermute, eine Art statistischer Anhang zu meinem Beitrag.
Fertilitätsraten [Mittelamerika komplett, Südamerika inkl. aller Guayna-artigen komplett und die 3 größten karibischen Inseln]
Ein Wert von 2,1 hält die Bevölkerung konstant.
Mexiko: 1,8, Guatemala: 2,4, Belize: 2,01, El Salvador: 1,8, Honduras: 2,36, Nicaragua: 2,32, Costa Rica: 1,51, Panama: 2,32,
Kuba: 1,44, Haiti: 2,81, Dominikanische Rep: 2,27, Puerto Rico: 0,91,
Kolumbien: 1,72, Venezuela: 2,21, Guayana: 2,2, Surinam: 2,35, Frz. Guayana: 3,37 (Oh-la-la. Mon Dieu!), Brasilien: 1,64, Peru: 2,19, Ecuador: 2,02, Bolivien: 2,62, Chile: 1,54, Argentinien: 1,88, Paraguay: 2,47, Uruguay: 1,49.
Gewichtet man diese Werte mit der Ausgangs-Bevölkerung der Länder, sinkt die Latino Bevölkerung global deutlich. Die 3 größten Länder Brasilien: 216 Mio, Mexiko: 127,5 Mio, Kolumbien: 52 Mio haben alle eine niedrige Fertilität. Länder mit hoher Fertilität, haben deutlich weniger Einwohner. Bolivien hat nur 12,2 Mio und Paraguay 7,8 Mio. Guatemala immerhin 17,4 Mio. Das geburtenfreudige Französisch Guayana: 0,25 Mio und das sind EU Bürger.
Daten sind aus den Jahren 2020/21.
Die Zahlen dürften in den letzten 3 Jahren nochmal gesunken sein. Für Mexiko Stadt wird aktuell eine Fertilität von 0,96 (!) geschätzt.
Ja, aber das meine ich doch: egal welche Kultur, kommt der materielle Wohlstand, dann sinkt die Geburtenrate.
Aber in Lateinamerika, Südasien und in muslimischen Ländern sind die Geburtenraten viel stärker gesunken, als angesichts des erreichten Wohlstandsniveaus zu erwarten war. Die letzten 10 Jahre waren in Lateinamerika bzgl. ökonomischen Wachstum keine guten Jahre. Trotzdem sind die Geburtenraten auf vorher unvorstellbar niedrige Werte gesunken.
In Bangladesch gibt es eine große Armut. Trotzdem ist die Geburtenrate von 1990 4,48 auf heute 1,98 gesunken. Klar hat sich dort in dem Zeitraumdas BIP vervierfacht, aber 2,6 Tsd Dollar im Jahr pro Einwohner ist immer noch sehr arm.
Ost- und West-Schwarzafrika ist im Hinblick auf diese Entwicklung ein deutlicher Nachzügler.
Hm, danke. Bin echt kein Experte hier, ich stell mal keine weiteren Vermutungen an.
Ich bin da nicht so^^ Und werfe noch den recht profanen Grund von leichter zugänglicher Verhütung mit ein, der überhaupt eine Familienplanung möglich macht statt etwas „das einfach so passiert“
Das scheint mir nämlich etwas unterdiskutiert, ob die Leute früher und/oder in ärmlichen Verhältnissen diese Massen an Kindern tatsächlich ganz bewusst haben wollten? Ich halte die Antwort „nein“ nicht für unwahrscheinlich und der allerallergrößte Unterschied seit den 70ern (im wohlhabenden Westen!) ist die zuverlässige Verhütung. Erst dadurch ist der Faktor Kind doch überhaupt erst zu einer wirklichen Entscheidung geworden.
Ja, das meine ich ja: steigender Wohlstand+Wertewandel=weniger Kinder.
1) Ramelow fordert Nichtangriffspakt mit Russland
Vom Baltikum über Polen, Kroatien bis nach Nordirland ist der rechtstaatliche, demokratische, freiheitliche und friedliche Ansatz der Politik tief verankert. Russlands imperialistische, anti-freiheitliche, diktatorische, das (zivile wie internationale) Recht mit Füßen tretende Attitüde ist damit in keiner Hinsicht kompatibel. Den Weg, den Russland einstmals 1991 beschritten hatte, wurde abrupt unter Putin abgebrochen. Heute liegen zwischen dem zivilisatorischen Europa und dem brutal die eigenen Untertanen verheizenden Russland Welten.
Es gibt keine gemeinsame Zukunft zwischen der EU, den assoziierten Staaten und Russland. Putins Reich hat sich entschieden. Es wird auf viele Jahre wenn nicht Jahrzehnte bindungslos bleiben und eher zum Satelliten Chinas werden.
Die russische Bevölkerung hat in weiten Teilen ihre tief verwurzelte koloniale und autokratie-freudige Mentalität eben genau nicht hinter sich gelassen. Dazu gibts v.a seit dem Krieg unzählige Publikationen. Die 90er in Rußland waren geprägt von Raubtier-Kapitalismus, Inflation und Korruption in fast schon venezolanischen Dimensionen.
Unser Glaube, dass sich unsere in Teilen eben auch nicht unproblematischen Vorstellungen von Gewaltenteilung, repräsentativer Demokratie, Marktwirtschaft, etc. automatisch durchsetzen würden war eines der Fehler der Neoliberalen Epoche 1982 bis 2009.
Wir haben zu viel uns selbst auf die Welt projeziert und waren zu wenig bereit, uns in die hohe Diversifizität der humanen Kulturen auf der Welt einzufühlen. Mag pathetisch klingen, ist es aber vielleicht nicht. Das ist eine wichtige Motivation für mein pentlinguales challenge dieses Jahr. Ich will verstehen. Ich kann nur verstehen, indem ich eintauche. Das geht über Sprache. Es macht mich oft wütend, aber damit muß ich fertig werden.
Man sollte die 1990er nicht durch die rosarote Brille betrachten, aber besser als Putin war Jelzin trotz allem.
Unter Jelzin bestand allerdings die Gefahr, dass russische Atomwaffen in die Hände des organisierten Verbrechens und von Terroristen gelangen. Das waren immerhin einige der gefährlichsten Jahre der Menschheitsgeschichte.
Wenn ich das richtig erinnere, hat Jelzin vor allem wenig bis nicht regiert. In funktionierenden Staaten kann das heilsam sein, in Russland hat es zum Wilden Osten geführt. Und nicht vergessen: Auch Jelzin war Imperialist. Viele osteuropäischen Staaten waren damals schon voller Sorge und dunkler Vorahnungen.
Ich schätze, Jelzin profitiert im Westen bis heute von seinem Image als jovialer Alkoholiker. Ein etwas trotteliger Onkel.
Auch wieder wahr.
aus unserer Sicht. Für viele Russen in Rußland oder *stan-Staaten nicht. Da lief vieles in die falsche Richtung in den 90ern. Aber es sah mit unseren Brillen so aus, als würde es irgendwie in die richtige Richtung laufen. Man muss diese Brille absetzen.
Der Westen wird auch im „global south“ als Bewerter von Entwicklungen immer weniger ernst genommen. Ich finde das gut, aber es schmerzt irgendwie auch. Letztlich ein gesunder Weg, aber sehr kompliziert und vor allem auch hochriskant.
Wobei die Wunschziele von Migranten auch heute noch am besten anzeigen, welche Staaten ernst genommen werden und welche nicht. Nach dem Motto: „Ami go home – and take me with you“.
Spannendes Thema, wobei sehr viele der Fachkräfte und Armuts-Migranten keine anti-US-amerikanischen Einstellungen haben.
Unter Akademia und intelektuellen Publizisten gibt es schon einige interessante Fälle.
Der hier z.B. ist besonders krass: https://www.researchgate.net/profile/Ezequiel-Luis-Bistoletti
Tagsüber an der „Alice Salomon Hochschule Berlin“ (was immer das ist) für wohl kleines Geld lehren und abends dann auf youtube z.T. etwas ablassen, das ich subjektiv als widerwärtige und sachlich oft falsche pro-russische Propaganda interpretieren könnte.
„Alice Salomon Hochschule Berlin“ ist die frühere Fachhochschule für Sozialberufe (jetzt benannt nach der Gründerin). [Aber die bilden halt keine „Helden“ (lies Söldner) für die Ostfron… äh ..flanke aus]
DER Typ ist wirklich übel. Selbst wenn Du echt einen richtigen Ehrgeiz entwickeln würdest, NATO-Feind Nummer 1 zu werden. Du kämst da nicht hin.
War vorher Desinformations-Krieger für den Chavismus. Deutsche Welle Spanisch begann einige Monate den gravierenden Fehler den zu Diskussionssendungen einzuladen. Auf den youtube Kommentaren weinen dem immer noch einige der lateinamerikanischen ruzzland nazis nach. Man scheint langsam etwas klüger im Informationskrieg zu werden.
„in die richtige Richtung“ sicher nicht. Aber gegenüber der UdSSR und dem späteren Putinregime scheint es mir schon das kleinere Übel gewesen zu sein.
100% Zustimmung.
2) England, der Mob und die, die ihn verstehen
Harald Martenstein hat es die Tage in der WELT am Sonntag auf den Punkt gebracht:
Wenn zwei das Gleiche tun, ist es eben nicht dasselbe. Nach dem Tod des Schwarzen George Floyd, verschuldet durch einen weißen Polizisten, wurden in den USA etliche Innenstädte durch einen radikalen Mob geplündert und verwüstet, es gab Tote. Das wurde bei uns meist als irgendwie verständlich eingeordnet. ARD und ZDF haben Floyds vierten Todestag im Netz mit einem Rückblick gewürdigt.
In England wurden drei Kinder von einem 17-Jährigen erstochen, in diesem Fall ist der Täter schwarz. Wieder verwüstet ein radikaler Mob Innenstädte. Diesmal ist das Urteil eindeutig, es lautet „unentschuldbar“.
https://www.welt.de/politik/deutschland/harald-martenstein/plus252915324/Neben-der-Spur-Wenn-Wagenknecht-das-Gleiche-wie-Weidel-sagt-ist-es-fuer-die-CDU-ploetzlich-akzeptabel.html
Selbstradikalisierung des Bürgertums.
Du meinst die Black Lives Matter-Bewegung? Würde ich nicht gerade bürgerlich nennen.
Nein, dich, aber so gesehen gibt es für „bürgerlich“ ja durchaus Grenzen beim Anstand und Richtung Rechts.
Vorsicht, junger Mann.
Deine Unterstellung hätte nur ihre Berechtigung, wenn ich mich mit der Gewalt gemein machen würde. Dafür gibt es keine Anhaltspunkte. Das Einzige, was ich getan habe, ist zu vergleichen. Und der Vergleich hat sehr wohl seine Berechtigung. Als es im Rahmen der BLM-Demonstrationen zu gewaltsamen Ausschreitungen kam, wurde das, wenn überhaupt, auf kleiner Sparflamme abgehandelt.
Wer damals nichts gesagt hat, dem fehlt heute die moralische Begründung zur Empörung.
Hmm, an die wohwollende Einordnung der „Black Lives Matter“ Vandalen durch „Liberale“ auch in Deutschland habe ich ebenfalls noch halbwegs frische Erinnerungen?
Wobei anderswo in dieser zusammengefaselten Kolumne Martenstein tatsächlich eine Erkenntnis – die Ähnlichkeit von Trump und Wagenknecht – unterläuft
Hmm, an die wohwollende Einordnung der „Black Lives Matter“ Vandalen durch „Liberale“ auch in Deutschland habe ich ebenfalls noch halbwegs frische Erinnerungen?
3) An der Kinderlosigkeit sind nicht die Frauen schuld, Mister Vance!
Nein? Wer denn dann?
In Frankreich bekommen Frauen ihr erstes Kind später als deutsche Frauen, dafür mehr. Das Argument mit Karriere aufschieben und so funktioniert da nicht. Auch, dass Emanziption und berufliche Teilhabe die Geburtenraten ins Bodenlose fallen ließen, stimmt mit Blick auf die USA, aber vor allem Skandinavien ebenso auch nicht.
Ob höhere Einwanderung kulturell konservativer Gruppen eine Lösung für die demografische Frage ist, darf bezweifelt werden.
Das gilt aber dann auch für Deutschland. Warum lassen wir vor allem Menschen aus kulturell konservativen Gruppen einwandern?
Nein? Wer denn dann?
Niemand, denn das ist keine Schuldfrage. Frauen „schulden“ niemandem Kinder und sie sind auch nicht „schuld“, wenn sie keine bekommen. Mehr muss man dazu nicht wissen.
Die Schuldfrage habe nicht ich aufgebracht. Doch wenn man das unter dem Aspekt diskutieren will, dann ist die Frage berechtigt. Niemand anders als Frauen im gebärfähigen Alter entscheiden, ob es Kinder gibt. So ist es nunmal.
Doch wenn man das unter dem Aspekt diskutieren will …
… hat man eben einen an der Waffel. Wie der Überschriftengenerator der WELT.
Bei solchen Artikeln denke ich an folgendes: https://de.wikipedia.org/wiki/Lex_Iulia_et_Papia .
„Am 1. Juli 9 n. Chr.[3] kam die lex Papia Poppaea (so benannt nach den Antragstellern Marcus Papius Mutilus und Quintus Poppaeus Secundus[4]) hinzu, mit der eine Ehepflicht für alle römischen Bürger im heiratsfähigen Alter verfügt wurde. Wer unverheiratet war, verlor das Anrecht auf Erbschaften, kinderlose Ehepaare das Anrecht auf die Hälfte einer Erbschaft. Paare hingegen, die eine bestimmte Anzahl von Kindern hatten, wurden durch Privilegien gefördert (Dreikindrecht, ius trium liberorum). Des Weiteren bekam man mit Kinderreichtum leichteren Zugang zu den Ämtern. Frauen, die drei Kinder hatten (Freigelassene vier Kinder), wurden zudem von der Vormundschaft (tutela mulierum) befreit.“
Hat auch nichts genützt.
Puh, ich habe viel über das Römische Reich gelernt. Das war mir trotzdem unbekannt.
Es gibt in Deutschland eine gewisse Kinderfeindlichkeit. Das kann man feststellen, wenn einem die Vergleichsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. Gerade gestern abend habe ich mit meiner Frau den Fall eines Paares besprochen, das jetzt Urlaub hat, aber nach kurzer Zeit ihren Jüngsten wieder in die Kita zurückgibt, weil ihnen der Umgang mit ihrem eigenen Kind zu stressig ist.
Amerikaner mögen Fußball nicht. Deswegen präferieren sie andere Sportarten. Bisher war jeder Versuch erfolglos, Amerikanern den populärsten Sport der Welt schmackhaft zu machen.
Der interessanteste Teil ist der letzte Satz: Ab dem dritten Kind war eine Frau eigenständig geschäftsfähig und konnte ihren Besitz selbst verwalten. In der hochpatriarchalen römischen Gesellschaft eine echte Bombe.
Yep, es gab bereits in der römischen Gesellschaft eindeutige Tendenzen zur Eigenständigkeit von Frauen, das dargestellte ist nur ein Baustein davon. Langsam zwar, aber die römische Frau von 250 n.Chr. hatte ganz andere Optionen als die von 100 vor.
Viel interessanter – bereits bei einem maximalen durchschnittlichen Gesamtkalorienverbrauch von ca. 20.000 Kilokalorien für Verpflegung/Konsum/Transport pro Kopf fiel die Geburtenrate bereits so deutlich, dass diese Entwicklung die Mächtigen besorgte. Zum Vergleich Deutschland heute – über 200.000 Kilokalorien.
Was mich vermuten lässt, dass Bildung die wichtigere Komponente (gegenüber Wohlstand) sein könnte.
Gruss,
Thorsten Haupts
4) Diese Koalition ist am Ende
Paartherapeuten wissen, dass bei zwei völlig verschiedenen Partnern das Einhalten von festgelegten Regeln essentiell ist. Ebenso braucht jeder seinen eigenen Bereich.
Am Geld entscheidet sich letztendlich alles. Wenn kein Geld mehr für die neue Waschmaschine da ist, die Frau aber immer noch drei Kleider mit dem neusten Chic braucht, ist der Schritt zum Scheidungsanwalt sehr nah.
Die Koalition hatte sich zu Beginn auf 4 Essentiels geeinigt:
1. Wir beenden die Pandemie wie unsere Partner.
2. Wir halten uns an Gesetze und die Verfassung.
3. Wir schöpfen nicht mehr Geld.
4. Es gibt kein allgemeines Tempolimit.
In diesem Rahmen war vieles möglich. Aber wie wir heute wissen, betrog der SPD-Gesundheitsminister bei der Gefährdungslage zu Corona. Die erste Studie aus dem Haus der Umweltministerin konterkarierte die Politik des eigenen Hauses und brachte eine Studie, wie notwendig ein allgemeines Tempolimit sei. Als das Geld ausging, traktierten Politiker von SPD und Grünen die Öffentlichkeit und den liberalen Partner im Stundentakt mit Statements, warum nun Steuererhöhungen für Gutsituierte und Reiche und das Brechen der Verfassung notwendig seien.
Für Demoskopen und politische Beobachter ist die Ansicht ziemlich klar: Zwei in das Leben der breiten Masse der Bürger einschneidenden Gesetze – das Heizungsgesetz und das Bürgergeld – haben der Regierung jeglichen Kredit genommen. Das Heizungsgesetz mag heute keiner mehr verteidigen und gegen das Bürgergeld macht selbst ihr größter Förderer, die SPD, Opposition.
Spätestens seit Bill Clinton sollten Politiker eine Weisheit verinnerlicht haben: Wenn die Wirtschaft schwächelt oder gar abstürzt, ist alles andere sekundär. Doch statt Maßnahmen zur Beseitigung der Wachstumsschwäche zu ergreifen, beschloss man Gesetze für Mini-Klientels: Cannabisfreigabe und freie Geschlechtereinträge.
Eine Regierung, die die Bürger nicht ernstnimmt, wird von ihnen nicht ernst genommen. Gerhard Schröder war da noch aus anderem Holz. Nach den in Hessen und Niedersachsen verlorenen Landtagswahlen im Frühjahr 1999 erklärte er: „Wir haben verstanden.“
d) „Hitze in Schulen wird in der Gesellschaft nicht als Problem wahrgenommen“. Korrekt. Rechtsfreier Raum Klassenzimmer, ich sag’s immer wieder.
Wie Thorsten Haupts bereits anführte: Wo ist das Problem? Es gibt Hitzefrei nach festgelegten Regeln.
Eine Lösung für das nicht-existente Problem könnte sein, die Ferienregelung analog zu vielen anderen Staaten zu ändern. Im Sommer wird knapp 3 Monate pausiert, dafür entfallen die übrigen Ferienwochen.
l) Islamismus: Zahl der islamistischen Gefährder in Deutschland sinkt weiter.
Messerstechereien von Islamisten und Gruppenvergewaltigungen sind massiv gestiegen.
p) Dieser Artikel in der Welt zum Genderverbot der CDU ist einer, den ich nur unterschreiben kann. Meine Rede.
Fällt unter Backslash.
d) Ziemlicher Quatsch, die Sommerferien sind eh zu lang.
p) Natürlich, findest du ja auch gut.
3) z.T. Geburtenrate Israel:
Die ultraorthodoxen Juden machen etwa 7% der Bevölkerung aus. Wenn sie nicht das zehnfache an Kindern bekommen, ist ihr Einfluss auf die Geburtenrate beschränkt. Entscheidend sind da andere Faktoren:
a) Es gibt einen „demographischen Rüstungswettlauf“ (was z.T. offen propagiert wird) zwischen jüdischen (3/4 der Bevölkerung) und muslimischen Israelis.
b) Deshalb gibt es sowohl von staatlichen als auch privaten Organisationen starke Familienförderung.
c) Auch hier der Faktor Migration: In den 90ern gab es eine starke Einwanderungswelle (aus den früheren Ostblockstaaten). Die und deren Kinder haben eine höhere Geburtenrate.
Die ultraorthodoxen Juden machen etwa 7% der Bevölkerung aus.
Allerdings verdoppelt sich ihr Anteil in ungefähr jeder Generation. Das ist die mit Abstand größte Bedrohung des säkularen, wirtschaftlich dynamischen Israels.
Stimmt, meine Zahl (7%) war von ca 2008 – inzwischen sind es mehr als 13 %
Das sind übrigens Leute, die von Bedingungen leben, die sie – Stand 2024 – nicht zu verteidigen bereit sind. An wen erinnert mich das bloß?
😛
d) Frage zum Thema an die Lehrer hier:
Hat jemand Erfahrungen mit Schulcontainern, die als temporäre (lies dauerhaft, wenn sie erstmal dastehen) Ergänzung bei Umbauten von Schulen genutzt werden. Von außen sehen sie nach echten Hitzefallen aus, aber ich kann mich täuschen.
Ja, das waren die bestklimatisiertesten Räume, die wir hatten. Im Gegensatz zu Klassenzimmern hatten die Klimaanlagen, und anders bei Klassenzimmern wurde vermutlich auch genauer hingeschaut. Im Sommer haben sich alle um die Dinger gerissen.
In der Grundschule war unser Klassenzimmer in einem solchen Container. Ich kann mich nicht erinnern, dass es in den Räumen besonders heiß war. Aber das ist jetzt auch über 40 Jahre her …
Bei mir auch. Klimatisiert waren die bestimmt nicht, aber ich meine die standen wenigstens im Schatten von Bäumen.
d) Nachtrag zum Thema „Hitzefrei“
Hier die Regelung Bayern (woanders wahrscheinlich ähnlich)
„Eine gesetzliche oder sonstige rechtsverbindliche Regelung, wonach den Schülerinnen und Schülern ab einer bestimmten Temperatur oder unter sonstigen bestimmten Voraussetzungen „hitzefrei“ zu gewähren ist oder gewährt werden kann, existiert nicht.
Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Gewährung von „hitzefrei“ nicht möglich ist. Vielmehr liegt die Entscheidung hierüber im alleinigen Verantwortungsbereich der Schulleitungen, denen insoweit ein Organisationsermessen zusteht.“
Übersetzt gibt das der Schule die Traumalternative: Entweder wir lassen Schüler im Klassenzimmer kollabieren – und wir haften. Oder sie kollabieren außerhalb der Schule – und wir haften erst recht.
Oder sie kollabieren außerhalb der Schule – und wir haften erst recht.
Nope. Die Haftung einer Institution beschränkt sich auf den Bereich ihres Besitzes und ihrer Aufträge/Anordnungen an Weisungsgebundene. Bei hitzefrei trifft beides nicht zu.
Übersetzt gibt das der Schule die Traumalternative: Entweder wir lassen Schüler im Klassenzimmer kollabieren – und wir haften. Oder sie kollabieren außerhalb der Schule – und wir haften erst recht.
Jep, das hat vielerorts tatsächlich zu bürokratischen Zwickmühlen geführt. Es ist ja auch keine Hausfrau mehr, da die spontan ein Kind um 11 Uhr in Empfang nehmen kann und dann geht das Chaos los. Jeder macht was er will, klappt ja erst recht nicht in so einem Bürokratiewirrwarr.
Lustigerweise bin ich ja gerade zeitweise erwachsenes Schulkind und das ist noch bekloppter (aber wir brauchen keine Mama mehr zum Aufpassen)
Hitzefrei eigentlich verboten, weil Schulphasen wie Vollzeitjob (bis 15 Uhr) gerechnet werden und irgendein Träger könnte ja um 14.30 Uhr spontan nachsehen, ob sich alle dran halten (na logo!) Andererseits wurden wir einige Male wegen Sturmwarnung und Einstellung ÖPNV etwas hektisch schon um 10 Uhr nach Hause geschickt, weils schlimmer wäre, wenn jemand wegen Anwesenheitspflicht vom Baum erschlagen wird.
Immerhin: bei Schnee und Eis bricht im Bremer Raum sowieso so ein Chaos aus, dass da meist gar nicht mehr versucht wird, sich an offizielle Vorschriften zu halten.^^
3) „Ich bin kein Israelexperte, aber liegen die hohen Geburtenraten da nicht vor allem an der Verzerrung des Durchschnitts durch die Ultraorthodoxen?“
Dazu ist sogar ein Artikel von 2016 verlinkt:
/// Dennoch erkennt der Politologe Balas auch Entwicklungen, die ihm Mut machen: „Vorhersagen prophezeiten vor 15 Jahren, dass bereits im Jahr 2014 die Hälfte der Erstklässler nicht in zionistischen Schulen lernen würde. Das ist nicht eingetreten – weil Wachstumsraten dynamische Prozesse sind.“
In den letzten Jahren ist die Geburtenrate säkularer Israelis gestiegen, die der Muslime und Haredim indes deutlich gesunken. Und dann macht Balas einen weiteren Trend aus, der bislang nicht wissenschaftlich belegt ist: „Laut allen Statistiken müsste es eigentlich viel mehr Haredim geben. Aber anscheinend gehen ihnen Jahr für Jahr Anhänger verloren, weil sie vom Glauben abfallen und Teil des Mainstreams werden.“
Wie viele es aber sind, und ob dieser Trend die demographische Entwicklung und ihre wirtschaftlichen Folgen aufhalten kann, weiß bislang niemand. ///
https://www.welt.de/debatte/article252906578/Gendern-CDU-kritisiert-Gruenen-als-Verbotspartei-aber-was-treibt-sie-selbst-in-Sachsen.html
Falscher Link – der hier ist der korrekte:
https://www.welt.de/politik/ausland/article158153077/Israel-bekommt-die-falschen-Kinder.html
3)
Niemals würde man in der Welt argumentieren, dass Frankreich einen höheren Zukunftsglauben hat als wir
Lol, das ist auch mit Abstand, die quatschigste Erklärung auf die man so kommen kann – glaub ich.
Und ja, das ist ein universeller Trend, der sich angleicht, in der EU war glaub ich lange Süditalien vorne und das ist mittlerweile (oder bald) genau im Durchschnitt, genau wie in Deutschland bei türkischen Einwanderern aus dem hinterletzten Dorf schon in der 2. Generation die Rate genau im Bundesdurchschnitt liegt.
Und mal abgesehen davon, dass ich es krass weird finde, das ganze auf eine Schuldfrage brechen zu wollen: imo ist das eine Frage der Umstände und Möglichkeiten, selbst bei einem Schlaraffenland für Eltern hätten wir vermutlich nicht viel höhere Geburtenraten als jetzt.
Da hilft ja vielleicht auch ein Perspektivwechsel: meine Uroma hatte doch keine 12 Kinder wegen positivem Zukunftsglauben und weil Frauen sich vor dem Feminismus (böse 68er!) nichts sehnlicher gewünscht haben! Und sowas wünscht sich doch auch eigentlich keiner zurück, es war in Echt übrigens auch nicht so lustig.
Genau mein Punkt: egal in welcher Weltregion, alles geht in Richtung zwei Kinder. Das ist der Wunsch, den die meisten Leute haben.
4) Mir scheint die Analyse, dass die Ampel am Ende ist, so ziemlich das größte „duh“ zu sein, das dieser Tage vorstellbar ist. No shit, Sherlock.
Ich zitiere aus unserem Podcast zum Thema Man wartet nur noch, dass es vorbei ist!
Ist mir mittlerweile auch vollkommen egal, ob sie sich bis zum letzten Tag schleppen oder vorher noch die Koalition in die Luft sprengen, whatever.
Und ja bei aller Dysfunktionalität wird man das stabil ohne größeren Schaden zu Ende führen. Dankbar für kleine Dinge und so.
Nur: das scheint mir gar nicht mehr original ein Ampel-Problem, es lief ähnlich in den letzten Merkel-Jahren und wenn man sich überlegt, wir hätten die letzten vier Jahre was anderes gehabt, rot-grün, schwarz-gelb, Jamaika, GroKo: ich glaube die Unterschiede wären nicht so groß gewesen.
Das ist imo eine systemische Krise, die selbst im beschaulichen Deutschland das politische Klima für IRGENDWAS vergiftet. Da ist auch kein einzelner Schuld, aber Politik, Presse, Bevölkerung gehen sich alle gegenseitig aufn Keks und am Ende erstarrt alles oder versinkt in Verschlimmbesserungen. Ist ja auch ganz typisch, dass die Ampel zumindest mal Ambitionen hatte und das waren dann Rohrkrepierer oder es wird im letzten Jahr alles wieder rückabgewickelt.
Kein Wunder, dass sich alle nach der GroKo sehnen, da wären wir vermutlich auch genau da, nur ohne den ganzen Stress dazwischen.
d) „Hitze in Schulen wird in der Gesellschaft nicht als Problem wahrgenommen“. Korrekt. Rechtsfreier Raum Klassenzimmer, ich sag’s immer wieder.
Ja. Aber es ist schon mehr ein „öffentliche Infrastruktur, bei der sich seit den 70ern nichts mehr getan hat“-Problem. Genau dieselbe Scheiße haben wir auch in Krankenhäusern, klimatische Höllen, irgendwo steht inmitten kranker Menschen, die nicht wegkönnen und Personal, bei dem Arbeitsschutz keine Rolle spielt, ein einsamer Ventilator (privat angeschafft).
In Westdeutschland spielt sich ja unfassbar viel öffentlicher Kram in 70er-Jahre Klötzen ab, in die seitdem nix mehr investiert wurde. Kein Wunder, dass Not-Baucontainer mittlerweile die besseren Alternativen sind.
Kleiner Insider: mittlerweile habe ich gelernt, dass in den 70ern viel schrottgebaut wurde, selbst Bauten aus den 50ern haben oft weniger Probleme und auch wenn alles privat ist, hat man selbst bei kleineren Dingen krasse Sanierungskosten.
4) Ja!
d) Ebenfalls ja.
Auffällig viele Bauen aus den 70ern werden gerade abgerissen. Warum ist das so? Kurzsichtiges Kosten-Denken – Qualität nachrangig?
Sind auch fucking hässlich 😀
Wenn man eh ein paar Millionen investieren will, ist das vermutlich einfach effizient.
Wir haben einen 70er-Klotz/Wohnanlage in der Verwaltung, voller gutbetuchter Rentner, aufwandstechnisch ein Alptraum. War in den 70ern totales Prestige-Objekt mit privatem Schwimmbad und Sauna Weserhanglage, halt was für „feine Leute“
Wir und ich erst recht nicht haben das noch nicht solange, aber mit regelmäßiger Instandhaltung war da nichts, in der Schwimmbadruine könnte man super nen illegalen Rave abhalten – allein Dachsanierung 80k geschätzt. Die Fugen sind komplett undicht, nur diese Sanierung grob geschätzt 80k, Fahrstühle antik, eigentlich müssten sämtliche Balkone durchsaniert werden, pro Balkon bestimmt 10-20k. usw. usf.
Und das sind nur langfristige Projekte, das Ding hat bei der Gebäudeversicherung die Rekord-Selbstbeteiligung von 2.500€ und etliche laufende Schäden. Und zwar richtig komplexe Großschäden, so ein kleiner Rohrbruch in zwei Wohnungen fällt gar nicht ins Gewicht.
Soviel kann man gar nicht sanieren, dass man am Ende nicht immer noch einen hässlichen, maroden Klotz hat.
Wenn man einige Millionen auf mal ausgeben will, fährt man mit einem topmodernen Neubau aber sehr viel besser.
Da ist auch kein einzelner Schuld, aber Politik, Presse, Bevölkerung gehen sich alle gegenseitig aufn Keks …
Fehlende politische Disziplin bei den Hauptbeteiligten ist viel wichtiger! Früher verhandelte man hinter geschlossenen Türen, gab das Ergebnis bekannt und stand gemeinsam zu diesem Ergebnis. Zähneknirschend, aber das leise. Heute ist kaum das Verhandlungsergebnis erzielt, fangen Spitzenpolitiker an, es öffentlich zu unterminieren. Ich habe in meiner gesamten Zeit als politischer Beobachter, mehr 40 Jahre, beispielsweise niemals den Beschuss gesehen, dem die FDP wegen ihres im Koalitionsvertrag ausdrücklich festgeschriebenen Beharrens auf die Schuldenbremse ausgesetzt war. Nicht aus den Medien, sondern von Koalitionspartnern.
Und das ist ein mieses Vorzeichen für die 3er- (und mehr) Parteienkoalitionen, an die Deutschland sich gewöhnen muss. Und dazu politisch wirklich schädlich – die Leut wollen keine Regierung, deren Mitglieder sich öffentlich zanken wie die Kesselflicker. Sie nehmen dann nämlich zu Recht an, dass besagte Regierung nichts geregelt kriegt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich weiß gar nicht ob das so stimmt oder ob die Aufmerksamkeit nicht auch wesentlich größer ist. Auch die Normen im Journalismus haben sich geändert; diese Deferenz gegenüber Autorität, dass man verschlossene Türen auch akzeptiert hat, gibt es nicht mehr.
Die verschlossenen Türen sind nur ein Aspekt. Der für mich wichtigere ist die – jetzt fehlende – Selbstdisziplin der Spitzenpolitiker.
Wie gesagt, ich bin unsicher, ob die früher disziplinierter waren oder ob es früher nur eine stärkere Trennung zwischen off the record und on the record gab.
In der ersten GroKo unter (?) Kiesinger wurden unvereinbare Positionen „ausgeklammert“ – man konzentrierte sich auf die Punkte mit Schnittmengen. Die Differenzen waren transparent. Deshalb kein Gezerre in der Öffentlichkeit.
Auch das ist etwas, was ich 2021 als Modell für die Ampel diskutiert habe… 🙁
Immerhin gab es auch deutliche Verstöße gegen Vereinbarungen. Scheint irgendwie das menschlich Normale zu sein^. Beim Wahlrecht hat es sich die SPD unterwegs „nochmal anders überlegt“ als in der Regierungserklärung offiziell angekündigt. Die S-Partei ging unterwegs schon auf anderweitige Partnersuche obwohl man eigentlich aus drei zwei machen wollte, auf dass die „Pendlerpartei“ FDP (O-Ton Wehner) „herauskatapultiert“ (O-Ton Kiesinger) wird. Indes pendelt die knapp 60 Jahre später immer noch vor sich hin. Wer weiß, wie lange noch.
Und ein gewisses Gezerre konnte die geneigte Öffentlichkeit schon wahrnehmen. Ist verständlicherweise heute vergessen. Das z.B. war in der „Schlussphase“ ein heißes Thema, obwohl nitt grad soooo sexy :
https://www.spiegel.de/politik/letztes-aufgebot-a-9fad7f70-0002-0001-0000-000045741381
Ja, der Rückblick erscheint manches im milderem Licht.
Aber auch die zweite GroKo wird ja inzwischen weniger negativ gesehen als noch vor 2 Jahren.
Immer so. Ab 2025 werden wir die positiven Aspekte der Ampel sehen.
Sehr lustig.
Du meinst, die Leute werden das Heizungsgesetz, die ungesteuerte Migration, die Freigabe von Cannabis und das Selbstbestimmungsgesetz noch als Gewinn wahrnehmen?
Nein, sie werden das vergessen und sich über das aufregen, was auch immer der Aufreger de jour ist.
Das bezweifle ich. Für die Cannabisfreigabe mag das gelten, aber die negativen Folgen der Migration werden von Jahr zu Jahr spürbarer ohne dass es eine Linderung geben wird. Das Heizungsgesetz wie der Ausstieg aus der Atomkraft sind ebenfalls Maßnahmen, die sehr lange nachwirken werden. Die nächste Regierung wird einen neuen, sinnvollen Anlauf zur Reduzierung der Emissionen im Gebäudesektor nehmen müssen, was durch den eingetretenen Vertrauensverlust, verursacht durch einen inkompetenten Klimaminister, nicht leicht werden dürfte. Schließlich haben die Leute auch Trittins Eisbällchen-Versprechen nicht vergessen. Und das ist immerhin zwanzig Jahre her.
Konservative und Liberale werden es nicht lassen, die Wähler immer wieder daran zu erinnern, wer den Bürgern das eingebrockt hat. Es gibt Imageschäden, von denen erholen sich Menschen, Parteien und Organisationen nur auf sehr lange Distanz.
Nur ist die Migrationsgeschichte nichts, was nur auf das Konto der Ampel geht.
Nicht? Wie man den Zahlen des Statistischen Bundesamtes entnehmen kann, ist die Zahl der hier lebenden Schutzsuchenden zwischen dem 31.12.2021 und dem 31.12.2023 um irrwitzige 1,3 Millionen Menschen gestiegen. Das ist das Gros der Migration.
Während in anderen Ländern die Zahlen deutlich rückläufig sind, stiegen sie in Deutschland steil an. Das kann also jeder politisch Interessierte nachlesen.
Dazu kommt, dass die Außenministerin seit zwei Jahren monatlich Afghanen einfliegen lässt, bei denen häufig weder die Identität noch der Sicherheitsstatus geklärt ist. Im Gegenteil: Nach Medienberichten soll Baerbock eine Staatssekretärin von ihren Aufgaben entbunden haben, weil diese auf Zusammenarbeit mit dem Bundesgrenzschutz setzte.
Die sogenannte Visa-Affäre wird die Grünen noch durch einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss beschäftigen, wenn die Ampel nicht mehr im Amt ist. Die Vorgänge haben politischen Sprengstoff, gegen die Fischers Affäre ein laues Lüftchen war.
Und auch das wird die Bürger über Jahre daran erinnern, wem dieses Land die gestiegenen Gewalttaten durch Messerstecher und Gruppenvergewaltiger zu verdanken hat.
Wie gesagt, große Zweifel sind angebracht, dass die Ampel in zwei, drei Jahren in einem milden Licht gesehen wird.
@ Stefan Pietsch
Wie gesagt, große Zweifel sind angebracht, dass die Ampel in zwei, drei Jahren in einem milden Licht gesehen wird.
Bin mir nicht sicher. Vielleicht nicht milde, aber milder? Die Tür für die Flüchtlinge hat Merkel aufgestoßen; das wird an ihr hängenbleiben, und Folgen wie Gewalt etc. gehen immer auf die aktuelle Regierung, die es dann „nicht im Griff“ hat. Wohnungsnot, Belastungen durch Klimakosten, Ausfälle und Verzögerungen durch Fachkräftemangel etc. werden weiter steigen, Wirtschaftsleistung weiter sinken, was auch der jeweils aktuellen Regierung angelastet werden wird.
zu 3)
Bin nicht sicher, wie sehr die Kinderarmut wirklich von einem Wertewandel in den Familien gespeist wird gegenüber ganz praktischen Problemen. Viele Menschen leben und arbeiten z.B. nicht mehr an dem Ort, an dem sie geboren sind. In der Folge sind immer seltener Großeltern in der Nähe, die sich um Kinder kümmern könnten. Dadurch wiederum brauchen junge berufstätige Familien die Unterstützung von Einrichtungen wie Kitas und die sind nicht überall in der benötigten Zahl verfügbar. In den 90ern und 2000er Jahren war das neoliberale Mantra, dass die jungen Menschen flexibel sein sollen. Dass sie dorthin gehen sollen, wo die Jobs sind – auch wenn das Familien und soziale Bindungen am Heimatort zerreißt. Das haben die Menschen gemacht. Und in der Folge eine systemisch kinderunfreundliche Gesellschaft geschaffen, in der Kinder Bürde, Kostenfaktor und Karrierekiller sind.
Nicht zu sehr schönreden, die gute alte Zeit: Kinder („Blagen“) galten aus Last. Kindergärten waren Verwahranstalten. Ohrfeigen in der Schule und auch für fremde Kinder in der Öffentlichkeit wegen geringfügiger „Vergehen“ normal.
Das Kindergeldgesetz (KG ab dem 1. Kind, unabhängig vom Einkommen) ist von 1964.
Ging mir garnicht darum die “gute alte Zeit” zu preisen. Aber jetzt, wo Du es auf’s Tapet bringst: Ich habe nur positive Erinnerungen an meine Kindergartenzeit und eine Ohrfeige hat meines Wissens nach in den 80ern in den Schulen, die ich besucht habe, nie ein Kind bekommen – keine Ahnung, ob das damals überhaupt legal gewesen wäre.
Als ich klein war, wohnten meine Großeltern aber noch bei uns und konnten auf die Kinder aufpassen. Meine Mutter brauchte das nicht, da sie damals noch nicht gearbeitet hat. Aber meine Tante, die nebenan wohnte und zwei Kinder hatte, konnte nur deshalb arbeiten gehen, weil Oma und Opa die Kinder gehütet haben. Diese Option haben aber immer weniger Menschen. Bei mir in der Firma kommen unter den Führungskräften null meiner Kollegen aus der Stadt, in der wir arbeiten und zwei Drittel sind in einem anderen Land geboren. Unterhalb der Führungsebene war das lange anders. Aber jetzt wächst auch dort die Anzahl insbesondere von EU-Ausländern rapide. Ich kritisiere das im übrigen nicht. Es macht unser Team aufregend und international. Und nur wenn wir nicht auf den Pass achten, bekommen wir die besten Arbeitskräfte.
Aber diese neue Welt kommt eben auch mit Nachteilen. Und einer davon ist, dass Kinderkriegen viel unattraktiver ist, als es früher war.
Und es ändert auch die gesamte Gesellschaft. Wenn alle Deine Freunde Kinder haben, dann wirst auch Du wahrscheinlich eher Kinder als einen wichtigen Bestandteil des Lebens erachten, als wenn alle Deine Freunde kinderlos sind.
Seit 1976 glaube ich dürfen Lehrkräfte nicht mehr Kinder schlagen.
Das Investment in Kinder ist heute halt auch viel größer. Sie sind wesentlich teurer und die Ansprüche sind höher, was investierte Zeit etc. angeht.
Teilweise ist das auch selbstverschuldet, oder? Als ich klein war, haben uns unsere Eltern einfach auf die Straße gescheucht, wo wir Fußball gespielt haben, bis um 18:00 Uhr die Laternen angingen. Heutzutage kenne ich Eltern, die ihre Kinder noch nicht einmal alleine zur Schule gehen lassen, sondern die überall hin fahren, weil die Straßen und die Stadt angeblich so wahnsinnig gefährlich sind …
Teilweise ist das auch selbstverschuldet, oder
Lasst doch mal bitte die Schuldfrage da raus, was soll der Quatsch? Das Familienthema hat sich einfach um 180 Grad gedreht.
Urdurchschnittlich ist meine Familiengeschichte tatsächlich 12->5->1->childless cat lady
Ich sehe das durchaus als Gewinn und meine Mutter und Oma sind durchaus mit vielen Verwandten und liebevoll aufgewachsen (vermutlich weil Männer gar nicht vorkamen (wenn wir von Schuld reden, sollte das vielleicht auch erwähnt werden), es war auch niemand wohlhabend oder gar Hausfrau) und trotzdem war das teils brutal hart – da wäre heute sofort das Jugendamt auf der Matte.
Ich warne wirklich davor, die heutigen Verhältnisse schwarz zu malen und zu meinen, die 60er oder meinetwegen 80er waren ein Kinderparadies. Es ist wie es ist, ohne gut schlecht oder Schuldgerede.
Du interpretierst da zuviel Intention in meinen Begriff “Schuld”. Ich hätte statt “selbstverschuldet” auch “selbstverursacht” schreiben können. War halt nur salopp formuliert.
Ich weiß, was du meinst, aber ich verstehe auch, dass Ariane getriggert ist. Ich kann dir sagen, was Frauen sich bei dem Thema ständig anhören müssen geht auf keine Hutschnur.
100% bei dir.
Völlig! Aber du kommst auch super schwer dagegen an. 90% der Streits in unserer Ehe drehen sich um dieses Thema.
Nicht zu vergessen: die Pille. Die meisten Kinder sind Wunschkinder. Naturgemäß ist die Haltung da eine andere.
Echt? Eltern haben ihre Kinder weniger geliebt, als sie noch nicht zum geplanten Zeitpunkt kamen? Da hab ich große Schwierigkeiten das zu glauben …
Das hat doch mit Kinderlieben nichts zu tun, ob man ein geplantes Wunschkind oder ein Unfall ist.
Das war doch CitizenK’s Punkt, nicht meiner. Ich kann mir das auch nicht vorstellen.
Das ehrt Dich, aber die Realität sah leider nicht immer so aus. Aber ich meinte auch eher Stefans Punkt: Kinder als „Investition“. Das war früher sehr viel seltener.
Ich würde das Gegenteil annehmen. Kinder waren früher viel stärker eine Investition als heute. Ohne Kinder hattest Du Anfang des 20. Jahrhunderts und davor niemanden, der Dich im Alter pflegen und versorgen würde. Altenheime für die Massen, auch finanzielle Unabhängigkeit in der Breite der Gesellschaft bis hin zur Pflegeversicherung – sind das nicht alles relativ neue Errungenschaften? Errungenschaften, die eine “Investition” heute gar nicht mehr nötig machen?
Du siehst das vielleicht irgendwie zu utilitaristisch, citizen. In unserem recht ausgereiften Sozialstaat ist das nicht so sichtbar, aber das Ausmaß in dem viele Eltern in Schwellenländern bereit sind, eigenen Konsum für die Ausbildung der Kinder zu opfern ist für meine Seele ein versöhnendes Element mit der Menschheit im Allgemeinen. Sagen die Stastitiken und ich kenne aus Chile ein paar Fälle.
1) Wo wir bei Traditionslinien sind – hier die Änderung der hochoffiziellen der deutschen Bundeswehr – damit ist das auch geklärt.
https://taz.de/Traditionserlass-bei-der-Bundeswehr/!6028911/
Schon wieder veraltet, sie haben es heute zurückgezogen.
@ Ralf
Wir reden aneinander vorbei, der Begriff ist missverständlich.
Was ich meinte (und so verstand ich auch Stefan): Karriereplanung von Klein auf: Baby-Schwimmen, Baby-Yoga, Ballett, Musikunterricht, Sportclub: Mama-Taxi, Helikopter-Eltern. Früher waren die Kinder selbstverständlicher. Verallgemeinerung, klar, aber den Trend gibt es. Über die Traumata ungewollter Kinder können Therapeuten einiges erzählen. Gilt natürlich wieder nicht für alle.
Ja – das ist ja genau mein Ausgangspunkt. Früher hat man Kinder einfach sich selbst überlassen und konnte das tun, weil man sich auf ein enges Netzwerk der Familie verlassen konnte. Die Geschwister meiner Mutter haben z.B. als vier Familien gemeinsam mit meinen Großeltern in einem riesigen Haus gewohnt. Da jede Familie 2-3 Kinder hatte, war das Haus immer voll Kinder. Die haben miteinander gespielt, haben sich miteinander beschäftigt und wenn eine Aufsichtsperson gebraucht wurde, waren von den 10 erwachsenen Hausbewohnern – die erwachsenen und fast erwachsenen Kinder garnicht mit eingerechnet – immer mindestens 2-3 da. Wer schnell mal weg musste – beruflich oder privat – konnte das machen. Die Familie hat dann die Verantwortung für die Kinder übernommen. Dasselbe galt, wenn man für ein paar Tage verreisen musste/wollte.
Und genau das gibt es nicht mehr. In der Folge planen die Eltern jede Minute des Lebens ihrer Kinder. Denn wenn sich die Eltern nicht kümmern und planen, dann kümmert sich und plant niemand.
Was auch ganz massiv fehlt ist das Verantwortungsgefühl gegenüber Kindern generell. „It takes a village“ und so.
Verantwortungsgefühl kann nur dann wichtig sein, wenn überhaupt Menschen vorhanden und verfügbar sind, die Verantwortung übernehmen könnten. In Großfamilien, die – wie oben beschrieben – unter einem Dach wohnen, ist das alles selbstverständlich. Auch in der eher kleineren Familie, in der ich aufgewachsen bin, wo zumindest Großeltern und zwei Tanten mit ihren Familien nebenan wohnten und helfen konnten, ging das. Da waren auch starke Familienbande – man traf sich zu jedem Geburtstag, zu jedem Fest. Und wenn die Sonne schien grillten alle im Garten.
Heutzutage ist die Familie über mehrere Städte verstreut. Es Leben noch nicht einmal mehr alle im selben Land. Kontakte sind fast auf null. Bestenfalls sieht man sich nochmal zu Weihnachten. Auch das nicht regelmäßig. Und das bin ja nicht nur ich alleine. Statistiken zeigen, dass Menschen niemals zuvor so einsam waren wie heute. Neben dem beruflichen Nomadentum hat insbesondere das Internet die Menschen weiter auch in die private Isolation getrieben, mit seiner bunten Scheinwelt aus Social Media-Freunden und Fernbekanntschaften. Paare, die in diesem Umfeld Kinder aufziehen, haben oft niemanden, der helfen kann. Es ist nicht so, dass sich die “Village” nicht kümmert, sondern es ist schlicht keine “Village” vorhanden. Wer dann auch noch das Pech hat alleinerziehend zu sein, ist komplett abgeschrieben: Weil man niemanden hat, der sich um das Kind kümmern könnte, kann man nicht ausgehen und sich ein soziales Netzwerk aufbauen. Und weil man kein soziales Netzwerk hat, hat man umgekehrt niemanden, der sich um das Kind kümmern könnte. Klassischer Teufelskreis.
Nein, das ist so nicht korrekt. Zwar stimmt, was du über Familienstrukturen sagst, aber andererseits haben wir mittlerweile wesentlich bessere Betreuungsstrukturen. Die sind ein Teil des Puzzles. Das Village ist aber wirklich das Village, nicht nur die Familie. Das ist mein Punkt.
Professionelle Betreuungsstrukturen sind kein adäquater Ersatz für Familien. Hab das bei Freunden in den USA z.B. bei den Daycares mitgekriegt. Die haben Punkt 17:00 Uhr geschlossen. Wer seine Kinder bis dahin nicht abgeholt hat, wurde drakonisch mit Extragebühren bestraft. Die Kollegin musste jeden Nachmittag loshetzen, konnte oft ihre bereits begonnene Arbeit nicht beenden. Und da man in dem Bereich leider nicht den Bleistift fallen lassen und am nächsten Tag weitermachen kann, sondern bei vorzeitiger Beendung einfach den Output des gesamten Arbeitstages verliert, waren die beruflichen Folgen sehr negativ. Aber auch in Deutschland hat meine Schwester im Außendienst z.B. oft spontane Business-Meetings gehabt und stand dann oft verzweifelt vor der Aufgabe ihre Kinder irgendwo unterzubringen. Meist sprang meine Tante ein, aber die wohnte 100 km entfernt und zu der musste man erstmal fahren (und anschließend wieder zurückfahren und nach dem Termin das Gleiche beim Abholen der Kinder – mal eben 400 km). Aber mittlerweile wohnt meine Schwester nicht mehr 100 km von der Familie weg, sondern 600 km. Und ich wohne 900 km weg. Da geht nix mehr mit Helfen.
Dein “Village” – wenn Du professionelle Betreuungsangebote meinst – ist entweder nur eingeschränkt verfügbar, insbesondere für die wachsende Zahl derer, die nicht einen durch und durch planbaren “Nine-to-five”-Job haben. Oder es ist extrem teuer und nur für Gehaltseliten leistbar. Und manchmal ist es beides.
Wir haben unsere Kinder seit sie ein Jahr alt sind in Betreuung gehabt (der Ältere ist mittlerweile alt genug und raus aus dem System), 7 Uhr morgens bis 17 Uhr abends. Ich habe eine gewisse Erfahrung damit.
Ist ja super, wenn das System für Dich funktioniert. Du hast aber vermutlich keine spontanen Business-Trips nach Warschau. Oder Kundengespräche, die sich unerwartet von 16:00 Uhr auf 18:00 Uhr verschoben haben, weil der Kunde zwei Stunden zu spät kam. Oder Deine Arbeit verzögert sich um ein paar Stunden, wegen eines technischen Defekts an einem Instrument, und plötzlich bist Du erst um 20:00 Uhr fertig statt um 17:00 Uhr.
Natürlich nicht. Aber dafür funktioniert kein System! Welche Familie steht denn jederzeit bereit, für den spontanten Kundentermin in Warschau oder den technischen Defekt um 20 Uhr das Kind zu nehmen? Das geht mal. Aber darauf bauen kannst du auch nicht. Das ist ein Strohmannargument. Das Kernproblem ist die Vereinbarkeit von Familie und Beruf: wenn du Kinder hast, gehen bestimmte Dinge einfach nicht. Und die Arbeitgebenden müssen das berücksichtigen.
Ich glaube, dass das Familiensystem da absolut funktioniert. Als Beispiel nenne ich Dir die Situation von jungen Müttern in der Universitätsforschung. Da haben Amerikanerinnen oder Europäerinnen extrem selten während ihrer Doktorarbeit oder während ihres Postdocs Kinder bekommen. Und für die, die in die Situation kamen, bedeutete es fast immer das Karriereende.
Die einzige Ausnahme waren die chinesischen Studentinnen. Die machten ihre Ausbildung einfach weiter. Ihr Geheimnis? Nach der Geburt des Kindes kam erst die Großmutter aus China angereist und blieb ein Jahr. Und kümmerte sich zuhause um das Kind, während die Studentin beruflich ganz normal weitermachen konnte. Wenn das Visum der Großmutter auslief, reiste sie wieder zurück nach China und dafür kam die zweite Großmutter. Und so weiter. So haben die Studentinnen trotz der Distanz China-USA die volle Freiheit gehabt ihre professionelle Karriere fortzusetzen. Ich hab das nacheinander bei drei verschiedenen chinesischen Doktorandinnen gesehen (also 100% der chinesischen jungen Mütter in unserem Labor).
Aber auch in Deutschland steht die Familie meiner Erfahrung nach dauerhaft zur Verfügung – wenngleich da wohl niemand viele tausend Meilen reisen würde, um ein Jahr an einem anderen Ort zu leben. Meine Großeltern haben nie “nein” gesagt, wenn meine Eltern mich bringen wollten. Egal ob für einen Nachmittag, einen Tag oder eine Woche. Ich sehe das auch bei Freunden, die um die Ecke von ihrem Elternhaus wohnen. Wann immer die einen spontanen Kurztrip machen wollen – manchmal mit wenigen Stunden Vorlauf – manchmal für ein paar Tage – manchmal nur für einen Nachmittag – setzen die Hund und Kind bei den Großeltern ab. Und die freuen sich. Großeltern haben ja Zeit.
Und genau das funktioniert eben nicht bei Versorgungseinrichtungen, die nur für diejenigen funktionieren, die ein planbares Leben und ausschließlich konventionelle Arbeitszeiten haben – eine Gruppe Arbeitnehmer, die immer kleiner wird.
Und wie sagst Du so schön? Die Arbeitgeber müssen die besonderen Nöte der jungen Eltern eben berücksichtigen? Das tun sie ja auch. Indem sie dafür sorgen, dass dann eben jemand anderes in der Firma Karriere macht.
Ok, und was ist die Antwort darauf? Großeltern in Rente für alle? Meine Eltern sind berufstätig!
Ich hab keine Antwort. Dass Kinder zum Kostenfaktor, Karrierekiller und zum Zerstörer des privaten, sozialen Lebens geworden sind, ist ein klassischer Trade-Off mit unserer modernen Lebensweise. Die lokalen Netzwerke, die uns den Rücken freigehalten haben, sind zerbrochen worden zugunsten von Job-Flexibilität und Globalisierung. Der Staat hilft mit Versorgungseinrichtungen – sowohl bei der Kinderbetreuung als auch auch am anderen Ende bei der Altenpflege – aber das Ergebnis ist unbefriedigend. Wenn Du mal persönlich erfahren hast, wie Menschen z.B. in Alten- und Pflegeheimen behandelt werden, wünschst Du Dir echt, dass Du nie in die Verlegenheit kommst, dieses System nutzen zu müssen. Und auch die Kitas können weder mit der Flexibilität aufwarten, die in der heutigen Arbeitswelt gefordert wird, noch erfahren Kinder dort die Liebe und Geborgenheit und Werte und den Rückhalt, die eine Familie selbstverständlich bieten würden. Und das ganze kommt auch noch zu horrenden gesellschaftlichen Kosten. Sowohl finanziell – und da beschweren sich ja unsere FDP-Freunde immer so lautstark, dass die Ausgaben für Soziales, Pflege und Gesundheit seit den 60ern so dramatisch gestiegen sind, obwohl diese Kostensteigerungen eine direkte Folge ihrer neoliberalen Forderungen nach mehr Flexibilität bei den Arbeitssuchenden und nach Globalisierung war. Aber auch abseits der wirtschaftlichen Aspekte haben diese Entwicklungen Einsamkeit, Isolation, Desintegration und Anonymität in unseren Gesellschaften bewirkt und die Folgen sehen wir auf so vielen Ebenen, von Depression bis Demenz, von Radikalisierung bis sozialem Vandalismus, von Einsamkeit bis Drogensucht.
Aber die Entwicklungen lassen sich nicht einfach rückabwickeln. Und die Durchmischung der Bevölkerungen in der EU hat ja auch Vorteile. Und wenn die Menschen dahin gehen, wo gute Jobs sind, anstatt zuhause zu bleiben, wo möglicherweise keine Jobs sind, ist das auch nicht super.
Möglicherweise könnten neue soziale Modelle, die Familie simulieren, eine Option für die Zukunft sein. Ich selbst bin vier Jahre lang, während der Grundschule bei einer Nachbarin untergekommen, wo ich in der Familie aufgenommen wurde, eine Mahlzeit bekam und so behandelt wurde, als wenn ich dort zur Familie gehörte. Dafür konnte meine Mutter dann arbeiten gehen. Oder in den USA kannte ich zwei Pärchen, die Kinder im selben Alter hatten. Die haben nicht nur viel miteinander unternommen, sondern hatten auch alle zwei Wochen ihr “Date Night”, bei dem sie dann ihre Kinder bei dem jeweils anderen Pärchen abgegeben und erst am nächsten Tag wieder abgeholt haben. Die haben sich auch im Notfall immer aufeinander verlassen können und waren füreinander da. Wie eine Familie halt. Aber so Leute muss man auch erstmal finden. An Universitäten mit dem hohen Durchsatz an Leuten und dem grundsätzlich sehr jungen Publikum und in großen Städten ist das realistischer als in einer kleinen Klitsche irgendwo auf dem Land …
It takes a village 🙂
… sind zerbrochen worden …
Das setzt Vorsatz und Alternativlosigkeit voraus. Und lässt vollkommen ausser Acht, dass viele Menschen das gerne und freiwillig getan haben.
Darüberhinaus lohnt die Beschäftigung mit den Alternativen. Wollte man das verhindern, gibt es dazu genau zwei Möglichkeiten – die Inkaufnahme und staatliche Finanzierung einer viel höheren Arbeitslosigkeit oder Planwirtschaft. Kein Problem damit, wenn Leute das als Preis beständigerer lokaler Gemeinschaften in Kauf nehmen würden. Ich nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Klar war das nicht alternativlos. Klar haben die Leute das freiwillig gemacht. Ich selbst ja auch.
Nur hat eine zerrissene Gesellschaft mit immer weniger sozialen Bindungen und verstärkter Isolation eben auch ihre Schattenseiten. Dann soll man halt nicht klagen, dass einerseits junge Paare keine Kinder mehr kriegen. Und dass anderseits unsere besten Talente abwandern. Dahin wo es schöner ist als in Deutschland. Und man soll dann eben auch nicht weinen, dass die extrem teure Infrastruktur aus Kitas, Pflegeheimen und anderen Versorgungseinrichtungen für ein nicht selten erbärmliches Versorgungsniveau immer höhere Steuern und Abgaben nötig macht. So ist halt die flexibilisierte, globalisierte Welt.
Okay. Also TANSTAAFL – There ain´t no such thing as a free lunch.
Genau, das meinte ich: die Investition ist wesentlich höher.
@ Ralf
…. wächst das Rettende auch:
Es gibt inzwischen eine Reihe von Alternativen Wohnprojekten, die aus dieser Zwickmühle heraus wollen. In Heidelberg zum Beispiel:
https://www.heidelberg.de/HD/Leben/wohnplattform.html
https://www.heidelberg.de/HD/Leben/wohnplattform.html
https://hagebutze.de/
Ist halt auch nicht für jeden was. Hat Nachteile wie die Verpflichtungen in der alten Großfamilie auch.
Schön zu sehen, dass sich auch zumindest Alternativen auftun.
Und ja – alles hat immer auch Nachteile. Wann hat jemals etwas nur Vorteile gehabt?