Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Vollgas ins Gestern – Die ewige Liebe der FDP zum Auto
Der Text ist eine bissige Satire über die FDP und ihre Haltung zur Verkehrspolitik, insbesondere in Bezug auf Autos und das Tempolimit. Der Autor kritisiert die Partei dafür, dass sie starr an traditionellen Konzepten festhält und den Fortschritt blockiert, indem sie sich vehement gegen Maßnahmen wie ein Tempolimit oder die Förderung alternativer Mobilitätskonzepte stellt. Mit ironischem Unterton wird beschrieben, wie die FDP das Auto als Symbol für Freiheit und Leben überhöht, während sie Innovationen und umweltfreundlichere Ansätze abtut. Der Text spiegelt die Frustration über die vermeintliche Rückwärtsgewandtheit der Partei wider und stellt deren Positionen als kurzsichtig und letztlich schädlich für die Zukunft dar. (Gunnar Sohn, Ichsagmal)
Ich finde es beeindruckend, was für ein Eigentor die FDP mit ihrem populistischen Unfugsvorschlag vom Flatrateparken geschossen hat. Das ist so offensichtlich undurchdacht und realitätsfremd, so kontraproduktiv, dass es eine Welle der Entrüstung unter den eigenen ideologischen Verbündeten ausgelöst hat. Selbst der ADAC (!) kritisiert die Parkpläne der FDP. Der ADAC! Wie inszenierst du dich als Autopartei, wenn der ADAC dich kritisiert? Und als wäre es nicht genug, erteilen sogar CDU und CSU ihnen eine Absage. Auch in der Welt fühlen sich FDP-Fans veräppelt. Und die JuLis! Die JuLis! Nachwuchsorganisationen sind die radikaleren, mit den blödsinnigen Vorschlägen. Wenn deine Nachwuchsorganisation dir sagt, den populistischen Blödsinn mal zu lassen, Jeeeeesus. Zu Abwechslung liegt der Postillon auch gar nicht so falsch. Und dieser Hinweis auf Klatschen für die Autofahrer ist ebenfalls sehr nett. – Damit aber genug des Bashings für einen Blödsinnsvorschlag; bleiben wir beim Thema: die Konzentration aufs Auto ist und bleibt kontraproduktiv. Es wäre notwendig, an Lösungen zu arbeiten – Alternativen zu den oft genug realitätsfremden Vorstellungen aus dem linksgrünen Lager wären ja sehr willkommen. Stattdessen gibt es Identitätspolitik, Kulturkampf und Beharrung.
2) Der Kaiser ist schon lange nackt
Der Text setzt sich kritisch mit der Figur Elon Musks auseinander und stellt ihn als Beispiel für den übertriebenen Geniekult dar, der im Silicon Valley gepflegt wird. Ursprünglich als revolutionärer Erfinder gefeiert, hat Musk zunehmend eine rechte politische Position eingenommen und nutzt seine Plattform, um Verschwörungstheorien und Hetze zu verbreiten. Der Autor beschreibt, wie Musks Verhalten und politische Radikalisierung nicht überraschend sind, sondern vielmehr das Ergebnis einer Kultur sind, die exzentrische Genies feiert, ohne deren oft konventionelle und problematische Einstellungen zu hinterfragen. Musk wird als Produkt einer wohlhabenden, privilegierten Schicht dargestellt, dessen Handeln und Ansichten zunehmend problematisch und weniger innovativ sind. Seine politischen Interventionen und seine Neigung zu Verschwörungstheorien werden als Teil eines größeren Trends gesehen, in dem prominente Persönlichkeiten des Silicon Valley zunehmend mit rechten Ideologien sympathisieren. Der Text kritisiert dabei den Mythos des „Genies“ und zeigt auf, dass hinter der Fassade des exzentrischen Unternehmers oft nur konventionelle und sogar gefährliche Ansichten stehen. (Adrian Daub, Zeit)
Das komplette Abrutschen Musks ist in der Tat ein Phänomen, das sich seit mehreren Jahren beobachten lässt und das nur Leute überraschen kann, die sich entweder nicht damit beschäfigt haben (entschuldbar) oder es nicht sehen wollten (unentschuldbar). Wie man immer noch irgendjemandem, egal aus welchem Spektrum (wobei das aktuell, wenngleich nicht historisch eine rein rechte Geschichte ist) diesen Meinungsfreiheitsextremismus abnehmen kann, ist mir völlig unklar. NIEMAND zieht das jemals durch. Niemals. Siehe dazu auch diese Kolumne mit dem treffenden Titel „Heul leiser, Elon!“ – Ansonsten bleibe ich dabei, dass es ein zentrales Problem ist, dass eine einzelne Person so viel Macht hat, weil sie zuviel Geld hat. Milliardäre und Demokratie sind unvereinbar.
3) Yes, She Can
Der Artikel beleuchtet die Herausforderungen, vor denen Kamala Harris steht, da sie als voraussichtliche Kandidatin der Demokratischen Partei für die US-Präsidentschaftswahl 2024 ins Rennen geht. Dabei wird die weit verbreitete Wahrnehmung hinterfragt, dass Joe Bidens Präsidentschaft eine der erfolgreichsten in der modernen Geschichte sei, insbesondere im Vergleich zu Präsidenten wie FDR oder LBJ. Trotz des Lobes aus den Reihen der Demokraten zeigen Bidens niedrige Zustimmungswerte und die politische Gesamtlage, dass Harris mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert ist. Harris wird empfohlen, sich von einigen der linksliberalen Positionen und der Rhetorik zu distanzieren, die Bidens Administration geprägt haben, und stattdessen einen pragmatischeren, moderateren Kurs einzuschlagen. Der Artikel legt nahe, dass Harris sich von dem politischen Ansatz abwenden muss, der zu Bidens sinkender Beliebtheit geführt hat, und sich auf eine Botschaft konzentrieren sollte, die in der breiten Wählerschaft Anklang findet, insbesondere im mittleren Amerika. Zudem reflektiert der Artikel über den Wandel der Demokratischen Partei, die sich von Barack Obamas Erbe entfernt hat und zunehmend von einer anti-neoliberalen Bewegung innerhalb ihrer Reihen geprägt wird. Während Harris sich auf die Wahl 2024 vorbereitet, argumentiert der Artikel, dass sie einen Mittelweg finden muss zwischen progressiven Zielen und der Notwendigkeit, zentristische Wähler zu gewinnen, um einen Sieg zu sichern. (Jonathan Chait, New York Magazine)
Chait hat definitiv einen Punkt, wenn er die relative Unterschätzung von Obamas Leistungen anspricht. Das ist ja auch schon länger sein Thema; bereits 2017 hat er ein Buch darüber geschrieben (hier besprochen). Ich habe aber das Gefühl, er schießt mit seiner Kritik an Biden etwas über das Ziel hinaus. Es macht für mich nur eingeschränkt Sinn, dass er bei Obama stark betont, wie wichtig dessen Fiskalpolitik in der Krise war und dass die Ineffizienzen der Reaktion dem damaligen politischen Klima geschuldet waren. Umgekehrt betont er bei Bidens Reaktion dessen Ineffizienzen als starke Negativpunkte und bringt dessen Reaktion auf das politische Klima ebenfalls als Negativpunkt. Wenn aber Obama dadurch gehindert war, muss dasselbe auch für Biden gelten. – Inhaltlich bin ich ansonsten durchaus auf seiner Seite. Ich gehe auch davon aus, dass Harris dringend die Mitte des politischen Spektrums besetzen muss und einen Fehler begehen würde, wenn sie die Begeisterung der linken Aktivist*innenszene für allgemeingültig erklärt. Den Fehler kann man den Republicans überlassen.
4) Der Gesetzesirrsinn von Brüssel
Der Artikel kritisiert die aktuelle Regulierungspolitik der Europäischen Union unter der Führung von Ursula von der Leyen. Obwohl die EU-Kommissionspräsidentin verspricht, das Wirtschaften einfacher und schneller zu machen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass die angekündigten Maßnahmen hauptsächlich auf neue Bürokratie hinauslaufen. Statt bestehende Überregulierungen abzubauen, werden neue, komplexe Vorschriften eingeführt, die vor allem kleine und mittelständische Unternehmen stark belasten. Als Beispiel wird das neue Gesetz zur Umweltwerbung genannt, das Unternehmen dazu zwingt, teure Gutachten und Zertifizierungen für „grüne“ Werbung vorzulegen. Dies schafft zusätzliche Bürokratie und hohe Kosten, ohne dass der Nutzen klar erkennbar ist. Ähnlich problematisch ist die neue EU-Nachhaltigkeitsberichterstattung, die Unternehmen dazu verpflichtet, umfangreiche Daten über ihre Lieferketten zu erheben, was besonders kleinere Unternehmen überfordert. Der Artikel argumentiert, dass die EU durch ihre übermäßige Regulierung den wirtschaftlichen Abstand zu den USA vergrößert und in wichtigen Bereichen wie der Digitalwirtschaft und Klimatechnologie hinterherhinkt. Anstatt weitere Regelungen einzuführen, sollte die EU den Mut haben, bestehende Vorschriften zu reduzieren und so die Wettbewerbsfähigkeit Europas zu stärken. Die Gefahr bestehe darin, dass die Wirtschaft durch zu viel Regulierung ebenso geschädigt werden könne wie durch Sparmaßnahmen. (Michael Sauga, Spiegel)
Ich glaube, sowohl die Unfähigkeit zur Deregulierung als auch die Neigung zur Regulierung haben zwei spezifische Ursachen. Zuerst die Deregulierung: Es ist ein Evergreen besonders unter bürgerlichen Politiker*innen, Deregulierung zu fordern. Gerne wird dann dafür eine eigene Behörde geschaffen (erinnert sich noch jemand an Edmund Stoiber?). Die Ergebnisse sind üblicherweise überschaubar. Ich halte dafür zwei gegenläufige Versagen für maßgebend. Einerseits ein Versagen des progressiven Spektrums, das aus Backlash-Mentalität einerseits und Policy-Vorliebe andererseits die Möglichkeit, etwas nicht zu regulieren oder zu deregulieren gar nicht erst in Betracht zieht; das geht mir sicher auch oft genug so. Auf der anderen ein Versagen des bürgerlichen Spektrums, das aus ideologischer Ablehnung bestimmter Regulierungstätigkeit gar nicht in der Lage ist, den Sinn und Unsinn von Regulierungen überhaupt zu erfassen. Wer aber nicht versteht, was er oder sie da eigentlich angehen will, kann das auch nicht effektiv tun.
Dazu kommt eine lagerunabhängige Tatsache hinzu: viele Regulierungen entstehen zumindest in ihrer spezifischen Art ja auf Betreiben von Lobbyverbänden. Oft genug ist es ihr Ziel, ineffektiv zu sein; es ist ein Feature, kein Bug. Oder sie sollen Kollateralschäden anrichten, indem sie etwa der Konkurrenz das Geschäft erschweren. Auch hier: dagegen ist niemand immun, ob FDP oder Grüne, SPD oder CDU. Und damit kommen wir zum zweiten Aspekt: warum wird überhaupt so viel reguliert, und zwar offensichtlich über alle Parteigrenzen hinweg (was sich unterscheidet ist ja immer nur, was man als „gute“ und „schlechte“ Regulierung sieht)? Ich glaube, dass ein zentraler Aspekt dafür der Unwille der Politik, Politik zu machen, ist. Regulierungen sind kleinteilig und juristisch, und die ständige Verrechtlichung der Politik findet auch hier ihren Niederschlag. Alle Instinkte
5) Die ideologiegetriebene Debatte um Grenzkontrollen
Der Artikel beleuchtet die kontroverse Debatte um die aktuellen Grenzkontrollen in Deutschland. Während die einen das freie Reisen in der EU durch solche Kontrollen gefährdet sehen, warnen andere vor Sicherheitsproblemen, sollten sie nicht durchgeführt werden. Der Artikel stellt klar, dass die Realität weniger dramatisch ist, als beide Seiten es darstellen. Grenzkontrollen sind ein Mittel zur besseren Steuerung irregulärer Migration, aber sie sind weder die Lösung aller Probleme noch eine massive Bedrohung für den europäischen Zusammenhalt. Drei Beobachtungen werden hervorgehoben: Erstens gab es trotz der Kontrollen keine großen Einschränkungen im Grenzverkehr. Zweitens verbessern die Kontrollen nicht automatisch die Kriminalitätsbekämpfung, da die Bundespolizei auch ohne flächendeckende Kontrollen erfolgreich war. Drittens ging die Zahl der Asylbewerber zurück, was teilweise auf die Kontrollen zurückzuführen ist, aber auch auf den generellen Rückgang irregulärer Einreisen in die EU. Der Artikel kritisiert zudem die widersprüchliche Kommunikation der Innenministerin, die die Fahndungserfolge hervorhebt, gleichzeitig aber die Kontrollen wieder reduzieren möchte, was für Verwirrung sorgt. Insgesamt plädiert der Artikel für eine sachlichere Auseinandersetzung mit dem Thema, die der tatsächlichen Lage besser gerecht wird. (Ricarda Breyton, Welt)
Ich halte hier ein ähnliches Problem am Wirken wie in Fundstück 4: dass beide Seiten der Debatte in ideologischen Reflexen agieren. Auf der einen Seite sind jegliche Grenzkontrollen Zeichen von Rassismus und Nationalismus, quasi bereits nahe Schießbefehl und Machtergreifung; auf der anderen Seite ist jede Kritik ein Zeichen von open-borders-Gutmenschentum. Beides wird der Sachlage nicht gerecht. Keine Grenzkontrolle der Welt kann die Migrationsströme stoppen. Wer so verzweifelt ist, dass er oder sie das eigene Leben zigfach riskiert, wird sich nicht von Kontrollen abhalten lassen. Aber natürlich ist das kein Argument, nicht Grenzen zu schützen. Auch hier war ich früher etwas arg unbeeindruckt und habe gerne in Bausch und Bogen jeden Regelungsversuch verworfen. Noch schwieriger wird die Lage dadurch, dass es unklar ist, wie viel das überhaupt nützt (wie Breyton ja auch anspricht). Aber inzwischen ist der politische Effekt so wichtig geworden, dass um ostentative Grenzkontrollen kein Weg mehr herumführt, selbst wenn sie nichts nützen.
Resterampe
a) Korrekt. So als Nachtrag zu dieser Diskussion um Fertilitätsraten von letzter Woche.
b) Diese Umfrage zeigt mal wieder schön, dass die Frage nach der „Wirtschaftskomptenz“ von Kandidat*innen wenig mit Wirtschaftskompetenz zu tun hat, sondern vor allem Ausdruck der eigenen Wahlpräferenz ist.
c) Die Unseriosität bestimmter Teile des Journalismus in einem Skeet.
d) No shit.
e) Als Nachtrag zur Diskussion um CDU-AfD-Koalitionen: AfD: Fast die Hälfte der CDU-Mitglieder kann sich laut Umfrage Kooperation vorstellen.
f) Why is everyone keeping mum about that hacked J.D. Vance material?
Fertiggestellt am 14.08.2024
1) Vollgas ins Gestern – Die ewige Liebe der FDP zum Auto
Man kann zu dem Vorschlag stehen wie man will (ich finde sie streckenweise nicht so schlecht), aber Unsinn sind sie nicht, wenn ich mir z. B. die Pläne für eine „Mobilitätsabgabe“ ansehe, die sich die grün-schwarze Landesregierung in BW ausgedacht hat. Das ist sozusagen das Gleiche (ähm) in Grün:
https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/nahverkehrsabgabe-bw-kommunen-mobilitaetsgesetz-landesregierung-100.html
Sie trauen sich nicht, wirklich etwas gegen Autos zu unternehmen, darum suchen sie nach teuren Alternativen. Durchsichtig, aber ja leider nicht unüblich. Es wird so lange Sozialisten geben, wie es Geld anderer Leute gibt.
Etwas gegen Autos unternehmen? Wieso sollte das Politik in freien Gesellschaften tun? Über 70 Prozent der Deutschen (in anderen Ländern noch mehr) sind für den Arbeitsweg auf das Auto angewiesen, im Generellen noch mehr. Die Bahn schätzt ihre Fahrpläne nur noch und verspricht vor 2030 keine Besserung. Unternehmensoptimismus.
Und da soll die Politik etwas gegen das Auto unternehmen? Da können Sie gleich fordern: Absolute Mehrheit für die AfD!
Ich schreibe hier i.d.R. über Dinge, die ich selbst sinnvoll finde. Weniger über Dinge, die andere sinnvoll finden oder die politische Mehrheiten finden.
Um abgesehen davon ist mir völlig klar, dass Alternativen zum Auto völlig unmöglich sind. Jeder braucht das Auto auch in Zukunft exakt so, wie er es heute braucht. Jeder hat mindestens ein zwingendes Argument, warum es ohne das eigene Auto nicht geht. Schließlich sind wir in Deutschland.
Ach, das Argument gilt doch immer nur für die eigenen Präferenzen. Die absolute Mehrheit der Deutschen will auch eine ganze Menge Dinge, die Stefan in Bausch und Bogen ablehnt und für die er nachhaltige, auf Mehrheiten pfeifende Veränderungen einfordert.
Jeder von uns hat eine Meinung zu fast allem. Aber jeder von uns hat nur ein Dutzend Themen, bei denen er Veränderungen persönlich spürt. Das Auto ist für die meisten Deutschen ein solches Thema.
In Innenstädten grosser Städte und begrenzt auf die dortigen Bewohner kommt man mit autofeindlicher Politik durch und wird trotzdem bzw. deswegen gewählt. Aber eben nur dort, weil die Bewohner mehrheitlich nicht aufs Auto angewiesen sind.
Weshalb in Deutschland autofeindliche Politik zu machen politischer Selbstmord ist, da hat Stefan P durchaus einen validen Punkt.
Gruss,
Thorsten Haupts
In Deutschland kommen auf 1000 Einwohner 573 PKWs. Die einige europäische Länder liegen zum Teil deutlich darüber, selbst die Kleinstaaten Malta (614) und Luxemburg.(655). Der Besitz eines PKW ist offensichtlich auch Ausdruck des Wohlstandes in einem Land.
Oh, da stimme ich völlig zu. Mir ging es um die BEWERTUNG.
@ Thorsten Haupts 20. August 2024, 11:19
Jeder von uns hat eine Meinung zu fast allem. Aber jeder von uns hat nur ein Dutzend Themen, bei denen er Veränderungen persönlich spürt. Das Auto ist für die meisten Deutschen ein solches Thema.
Zustimmung.
Da hat mal jemand – anders als der Autor des unter 1) verlinkten Artikels vor dem Posten nachgedacht.
Demokratie ist eine Veranstaltung zur Durchsetzung des Mehrheitswillens. Ich habe nie Probleme, wenn die Mehrheit gewinnt – so lange die Grundrechte respektiert werden. Bei Dir ist es häufig umgekehrt.
Das ist eine ziemlich dumme Floskel, weil sie nicht speziell für Deutschland gilt. Ihr Hass auf das Auto vernebelt Ihnen des öfteren den offenen Blick.
Oh, er hat das H-Wort verwendet!
Meinst Du ich habe mich hinreißen lassen? 🙂
Man könnte den Verdacht hegen.
@ Stefan Pietsch
Das ist eine ziemlich dumme Floskel, weil sie nicht speziell für Deutschland gilt. Ihr Hass auf das Auto vernebelt Ihnen des öfteren den offenen Blick.
DAS ist eine ziemlich dumme Floskel …
Meinst Du ich habe mich hinreißen lassen?
Ja 🙂
Ich bin ja als Landei bei weitem nicht so ein Auto-Gegner wie Tim. Aber mit der Einsicht, dass Autos nicht nur Lösungen, sondern teilweise auch Probleme sind, und dass sich die Politik bei dem Versuch, die Probleme zu beseitigen, ohne die Lösung anzugreifen, echt tapsig anstellen, hat er einen Punkt.
Es ging um Deutschland.
Ich bin beruflich wie privat ein außerordentlich kontrollierter und stressresistenter Mensch. In Assessments bestätigt.
@ Stefan Pietsch 21. August 2024, 12:24
Es ging um Deutschland.
Es ging um den Begriff „Hass“ – ein Vorwurf, der nicht in eine solche Diskussion gehört. Weißt ja, dass ich da ein bisschen eigen bin.
es grüßt
E.G.
Du darfst natürlich Deine Meinung haben. Du kannst mir aber nicht vorschreiben, was ich gemeint habe. Ich antwortete auf:
Jeder hat mindestens ein zwingendes Argument, warum es ohne das eigene Auto nicht geht. Schließlich sind wir in Deutschland.
Meine Replik:
Das ist eine ziemlich dumme Floskel, weil sie nicht speziell für Deutschland gilt.
Da kann es eigentlich keine Missverständnisse geben,was ich meinte.
Anders als die Autohasser meinen, ist die individuelle Bevorzugung des eigenen PKWs keine deutsche Besonderheit. Und es geht mir zunehmend auf den Keks, dass hier Deutschen eine außergewöhnliche Autogeilheit unterstellt wird.
Am Wochenende war ich zum Großeinkauf in Metzingen. Zurück ging es wieder über die A81 und A3 ins Rhein-Main-Gebiet. Offensichtlich endeten die Ferien in den Niederlanden und in Belgien, denn es waren viele Rückreisende unterwegs. Auffällig: Auch Holländer und Belgier wissen, wie man das Gaspedal betätigt, wenn es denn erlaubt ist. Das Tempo war ziemlich hoch, was die Kleinstaatler da hinlegten.
Ich glaube, wenn man Tim, Ariane und Stefan fragt, gehe ich eindeutig als Autofetischist durch. Das nehme ich durchaus an, meine jährliche Fahrleistung ist weit überdurchschnittlich und ich verzichte fast vollständig auf Bus, Bahn und U-Bahn (in Deutschland).
Also, ein typischer Autofetischist nach dem Meinungsbild der dezidierten Autokritiker sieht so aus: Seit anderthalb Jahrzehnten verzichte ich vollständig auf den Besitz eines eigenen Autos. Ich fahre Leasing, Firmenwagen und Abo. Fast nie kann man sich da die Details aussuchen, nicht einmal die Farbe, häufig nicht den Typ. Es muss mir also ziemlich egal sein, was für ein Auto ich fahre – Hauptsache es hat eine gewisse Qualität (Premium). Einerseits sind die Fahrzeuge voll ausgestattet – Leder, Automatik, Navi, alle denkbaren Assistenzsysteme – andererseits sind sie weder tiefergelegt noch haben sie Spoiler.
Meine Durchschnittsgeschwindigkeit auf Autobahnen liegt zwischen 125 und 160 km/h, meine regelmäßige Geschwindigkeitsüberschreitung bei 10-20 km/h.
Dieser Typ von Autofetischist findet sich in allen westlichen Ländern in millionenfacher Zahl, auch gerade was die Geschwindigkeitsübertretungen betrifft. Deswegen regt mich dieser Unsinn „wir sind ja in Deutschland!“ so auf.
Du wolltest deine Sprache etwas zurückfahren.
Da ist nichts oder Du hast etwas falsch verstanden.
@ Stefan Pietsch 22. August 2024, 15:58
Du kannst mir aber nicht vorschreiben, was ich gemeint habe. Ich antwortete auf:
[Jeder hat mindestens ein zwingendes Argument, warum es ohne das eigene Auto nicht geht. Schließlich sind wir in Deutschland.]
Meine Replik:
„Das ist eine ziemlich dumme Floskel, weil sie nicht speziell für Deutschland gilt.“
Da kann es eigentlich keine Missverständnisse geben,was ich meinte.
Daran gibt es in der Tat nichts mißzuverstehen. Hat auch keiner getan.
Aber in dem Zitat, was Du hier bringst, ist nichts von „Hass“ zu lesen. Du antwortest also auf einen anderen Punkt als von mir angesprochen. Und wie gesagt bist Du klug genug, um das selbst zu merken. 🙂
Da Du sehr wohl verstanden hast, was ich gesagt habe, brauchen wir das nicht weiter auswälzen.
Es grüßt
E.G.
@ Erwin Gabriel
Aber mit der Einsicht, dass Autos nicht nur Lösungen, sondern teilweise auch Probleme sind,
Danke, vielleicht ist das tatsächlich ein besser Diskussionsansatz! Mich würde interessieren, wer von euch folgende Probleme des Autoverkehrs ebenfalls als große, aber lösenswerte Probleme betrachtet:
– extensives Straßennetz auf dem Land, dadurch ist ländliches Leben bequem möglich, dadurch weit überproportionaler Flächenverbrauch von Landbewohnern; zusätzlich ökologische Probleme durch inzwischen kleinstteilige Zerschneidung von Ökotopen
– zuviel Asphaltfläche in der Stadt, die nicht für Stadtgrün, soziales Leben oder Kinder zur Verfügung steht
– Straßenlärm, i.d.R. vor allem in Gegenden mit sozial schwächeren Bewohnern
– jährlich Tausende Verkehrstote und Hunderttausende Verletzte durch ein Straßensystem, das sich nicht vorrangig an Sicherheit orientiert, sondern an möglichst hohen Geschwindigkeiten für Autos
– zusätzlich vielleicht noch: Volksgesundheit. Wer kurze Strecken (sagen wir: bis 5 km) mit dem Rad fährt, lebt gesünder.
Ich bestreite ja überhaupt nicht die Bequemlichkeit des Autoverkehrs. Wenn man die obigen Probleme nicht als Probleme sieht, wird man natürlich auch mit dem Autoverkehr keine Probleme haben.
ad 1: Ich lebe im ländlichen Raum. Klagen über zu viele Straßen sind da, anders als Forderungen nach Erneuerungen und neuen Umgehungsstraßen, kein Thema.
ad 2: Wenn ich mir Städte wie Berlin und Frankfurt ansehe, dann ist nicht erkennbar, dass die Versiegelung dort gegenüber 1925 zugenommen hätte. Da kommen wir nur durch bloße Behauptungen nicht weiter.
ad 3: Die letzte Landtagswahl in Berlin war dazu außerordentlich aufschlussreich. Mit den Grünen trat dort ja eine Partei an, die den PKW-Verkehr mit teils rabiaten Mitteln aus dem Innenstadtbereich drängen will. Dem gegenüber stand mit der CDU eine Partei, die dezidiert diese Politik moderat revidieren will.
Die Grünen siegten in den Innenbezirken, die CDU machte in den Außenbezirken die Grünen platt.
ad 4: Seit Jahrzehnten sind die Zahl der Verkehrstoten rückläufig. Auswüchse wie die „Hörner“ auf SUV-Kühlergrills in Anfang der Nullerjahre sind schnell verboten worden. Städte wie Bonn und Frankfurt zeigen, dass sich der Autoverkehr nicht einfach mit Schikanen zurückdrängen lässt.
ad 5: Wie gesagt, die Leute reagieren auf Schickanen nicht mit dem Umstieg aufs Fahrrad. Und bei einer Gesellschaft, in der eine große Minderheit zur Ü60-Fraktion gehört und in einem Land, das sich durch viel Regen, wenig Sonne und viel Kälte auszeichnet, ist der Komfort von Fahrrädern nicht leicht beizubringen.
@ Stefan Pietsch
Ich fasse zusammen: Sie sehen keine Probleme, die Autos verursachen. Also haben Sie auch mit Autos keine Probleme.
Ich halte die Position weder sozial noch ökologisch für vertretbar, aber immerhin ist es eine ehrliche Position.
Die Probleme, die der Autoverkehr verursacht, sind überall sichtbar. Nur sind sie nicht so, wie von Ihnen angefragt. Das ist ein Unterschied. In Deutschland gibt es mehrere Entwicklungen, teilweise in langen Trends.
Zum einen sind rund 60 Prozent der zugelassenen Fahrzeuge kommerziell. Sie werden in Unternehmen oder als Mietwagen, hier ebenfalls vorrangig kommerziell, genutzt. Wenn wir pauschal rechnen, dass mehr als jeder Zweite ein Auto besitzt, dann ist das so nicht richtig. Es ist eher jeder Vierte.
Ein anderer Trend ist der zum Zweit- und Drittwagen. Interessanterweise ist es in meiner Familie genau umgekehrt. Aber die werden nicht dauernd gefahren. Die Verkehrsleistung im Personenverkehr lag zuletzt immer noch unter den Werten von 2019.
Das entspricht auch meiner subjektiven Beobachtung. Ich habe schon häufiger die A3 zwischen Aschaffenburg und Würzburg angeführt. Seitdem der Ausbau 2019 abgeschlossen wurde, gibt es dort kaum noch Staus, während sie davor mehrmals am Tag üblich waren. Umgekehrt Frankfurt: Die Reduzierung der Straßennutzung für PKWs hat dort nicht zu weniger Verkehr, sondern nur mehr Staus geführt.
Es ist durchaus richtig, den Innenstadtkern von Autos deutlich zu „säubern“. Da bin ich ja dabei. Das erhöht die Lebensqualität für alle. Doch dazu braucht es einiges, größere Parkbereiche beispielsweise im zweiten Ring.
Seit 1989 bin ich häufig und weniger häufig zwischen Frankfurt bzw. meinem Wohnort und Berlin gependelt. Ich habe alle Verkehrsmittel ausprobiert: Auto, Flugzeug, Bahn. Das Triell war lange absolut unentschieden, zwischen 2011 und 2019 nutzte ich bevorzugt die Bahn, aber nicht nur. Die Bahn ist auch der Verkehrsträger, der allein massiv verloren hat. Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit, ausfallender Service, Überlastung und nicht zuletzt Spott und Häme über die eigenen Kunden (Stichwort: Pandemie). Warum soll man als Geschäftsreisender die Bahn nutzen?
Die Annahme, wir könnten den Individualverkehr signifikant zurückdrängen, ist genauso absurd und weltfremd als dass wir in engen Bereichen wie den Stadtzentren den Autoverkehr auch noch ausbauen könnten. In Rom kann man sich wunderbar zu Fuß bewegen, in New York mit der Underground.
Aber: Die westlichen Gesellschaften werden alle älter und schrumpfen zum Teil. Da liegt es nahe, dass das eigene Auto weiter eine sehr dominierende Rolle spielen wird, ja muss.
@ Tim 21. August 2024, 14:50
– extensives Straßennetz auf dem Land, dadurch ist ländliches Leben
bequemmöglich, …Das Wort bequem kannst Du schon mal getrost streichen. In vielen Dörfern hier in Schleswig-Holstein findest Du weder Ärzte noch Apotheken, weder Lebensmittel- noch Bekleidungsgeschäfte, weder Baumärkte noch Autowerkstätten, weder Bank-Automaten noch Post.
… dadurch weit überproportionaler Flächenverbrauch von Landbewohnern;
Hast Du Dir mal überlegt, woher das kommt?
… zusätzlich ökologische Probleme durch inzwischen kleinstteilige Zerschneidung von Ökotopen
Ja. Vieles historisch gewachsen, und für jede Straße wird einzeln entschieden. Ist halt leider nicht möglich, alles wegzuwischen und mit dem Wissenstand und Bedarf von heute neu zu bauen.
– zuviel Asphaltfläche in der Stadt, die nicht für Stadtgrün, soziales Leben oder Kinder zur Verfügung steht
Grundsätzlich keine EInwände, aber auch hier ist vieles historisch gewachsen (was das Problem nicht löst, aber erklärt). Bitte bedenke, dass die städtischen Straßen- bzw. Asphaltfläschen nicht nur der Bespaßung der Bevölkerung dienen, sondern von kommunalen Diensten (Polizei, Feuerwehr, Krankenwagen), Bus- und Straßenbahnverkehr so wie Versorgungs- und Warenverkehr ebenfalls genutzt werden.
Aber aktuell sind alle größeren Städte dabei, die vorhandene Situation zu verändern, Straßenspuren zu verringern, Grünflächen anzulegen, Bäume zu bepflanzen; Treiber hier ist in erster Linie der Klimawandel mit seiner zunehmenden Zahl von Starkregenereignissen.
Darüber hinaus richten alle Städte Fahrradwege ein, um die Abkehr vom Auto zu erleichtern. Erstaunlich übrigens, wie viel Fläche dafür draufgeht.
– Straßenlärm, i.d.R. vor allem in Gegenden mit sozial schwächeren Bewohnern
Ja, aber …
Wie alle Probleme, die mit dem Auto (oder etwa den anderen beiden großen Versiegelungstreibern – dem Wohnraum und der Industrie) zusammenhängen, geht es um die Zahl der Menschen und ihre Bedürfnisse. Wir leben nicht mehr wie die amerikanischen Ureinwohner im 14. Jahrhundert von der Büffeljagd; unsere Ansprüche sind anders. Wir sollten den Preis, den wir für die Erfüllung dieser Ansprüche zahlen müssen, akzeptieren; alles andere ist ein „Wasch‘ mich, aber mach‘ mich nicht nass“. Wir können „nur“ optimieren.
Das geschieht an vielen Stellen, von denen ich einige schon beschrieben habe. In Deinem genannten Punkt tut sich übrigens eine ganze Menge: Die Schallemissionsvorgaben für Autos werden ständig strenger (E-Autos sind fast unhörbar leise), die Schallschutzvorschrfiten für Wohnraum sind extrem gestiegen.
Dein Hinweis auf sozial Schwache zieht bei mir leider nicht. Wir können nicht den alten und günstigen Wohnraum abschaffen, alles neu machen, und dann erwarten, dass man sich das mit kleinen Mieten leisten kann. Es können nicht alle auf dem gleichen Niveau leben, und selbst dort, wo man diesen sozialistischen Träumen nachstrebte, waren immer einige gleicher als andere.
– jährlich Tausende Verkehrstote und Hunderttausende Verletzte durch ein Straßensystem, das sich nicht vorrangig an Sicherheit orientiert, sondern an möglichst hohen Geschwindigkeiten für Autos
Das siehst Du falsch: Es ging nie um höchstmögliche Geschwindigkeit, sondern
stets um die Bewältigung von Transportkapazitäten. Darüber hinaus sind unsere Straßen fast durch die Bank reguliert: In Ortschaften und Städten, auf dem Land, und weitgehend auch die Autobahnen.
Meist sterben Leute nicht „am Verkehr“, sondern an Blödheit, etwa beim Fahren mit überhöhten Geschwindigkeiten, mit zuviel Alkohol im Blut, mit verkehrsuntüchtigen Fahrzeugen oder zu wenig Schlaf.
Abschaffen kann man Verkehrstote (Du meinst vermutlich ausschließlich die Menschen, die in Autos draufgehen) durch verbieten von Verkehr. Wird aber nicht funktionieren. Wenn Du ansonsten die seit Jahrzehnten sinkende Zahl der Verkehrstoten nicht berücksichtigst, weiß ich auch nicht weiter.
– zusätzlich vielleicht noch: Volksgesundheit. Wer kurze Strecken (sagen wir: bis 5 km) mit dem Rad fährt, lebt gesünder.
Vielleicht auch nicht? Du hast zwar recht, aber kürzere Strecken laufen oder mit dem Rad bewältigen kann man doch jetzt schon.
Vielleicht auch nicht?
Doch, da lebt man mit gesünder. Warum nicht?
Ich lasse als Nicht-Autofahrer auch mal kurz meinen Senf ab:
Sie sehen keine Probleme, die Autos verursachen. Also haben Sie auch mit Autos keine Probleme.
Ich dagegen sehe Probleme, die Autos verursachen. Ich sehe nur keinen kurz- oder mittelfristigen Ersatz für die enormen Vorteile, die Autos mit sich bringen. Die sind so gewaltig, dass Menschen für ein Auto viele Netto-Monatsgehälter aufbringen, also eine erhebliche Investition tätigen (nur Immobilien sind teurer).
Und bisher konnten Autokritiker mir nicht einmal ansatzweise zeigen, wie man bei Abschaffung des Autos flächendeckend Mobilität und Versorgung auch nur aufrechterhalten will. Von dem unvermeidbaren Verlust an Bequemlichkeit und Bewegungsfreiheit ganz zu schweigen.
Ich fahre jetzt seit mehr als 40 Jahren fast ausschliesslich ÖPNV. Der Verlust an Bequemlichkeit, Belästigungsfreiheit, jederzeitiger Mobilität und persönlicher Sicherheit gegenüber Autofahren ist besonders im Nahverkehr sehr, sehr gross.
Gruss,
Thorsten Haupts
Korrekt.
Hey, den Punkt macht nicht nur Tim. Jetzt bin ich beleidigt.
@ Stefan Sasse 21. August 2024, 19:31
Hey, den Punkt macht nicht nur Tim. Jetzt bin ich beleidigt.
Der böse Onkel hat’s nicht so gemeint 🙂
Hass auf das Auto
Heiliges Blechle …
@ Tim
Es wird so lange Sozialisten geben, wie es Geld anderer Leute gibt.
Auf den Punkt.
Den Satz merke ich mir.
Kapitalisten haben auch das Geld anderer Leute: Vorher hatten es ihre Kunden 😉
Aber vorher hatte Elon Musk den Tesla!
Sagen Sie auch zum Kleppner: „Jetzt haben Sie mein Geld“?
Manche werden reich durch tauschen. Unternehmer bieten etwas an, was viele gern haben möchten. Der Staat bietet für die Steuer die er allein wegen des Neides erhebt, keine Gegenleistung.
Genau das fand ich schon immer höchst interessant. Kapitalismuskritiker glauben meistens, dass es in einem Handel einen Gewinner und einen Verlierer gibt. Der Gewinner kriegt das Geld, der Verlierer kriegt „nur“ die vereinbarte Leistung. Woher kommt bloß diese unglaubliche Geldfixiertheit?
Kapitalismuskritiker glauben meistens, dass es in einem Handel einen Gewinner und einen Verlierer gibt.
Das glauben die meisten Menschen – und Karl Marx hat genau daraus immerhin eine „wissenschaftliche Theorie“ gebastelt, die höchst wirkungsmächtig bleibt.
die meisten der kommentator*innen hier glauben immer noch wirklichen unsinn, selbst nach einer divine intervention.
da wäre ich ganz ruhig mit meiner kritik der restmenschheit.
@ moinz 21. August 2024, 17:25
Wie so häufig habe ich nicht verstanden, was Sie meinen
Leider nicht von mir: https://www.goodreads.com/quotes/138248-the-problem-with-socialism-is-that-you-eventually-run-out. 🙂
Es wird auch so lange Liberale geben, wie es andere Leute gibt, die die Arbeit machen.
Seltsam, die Liberalen, die ich kenne, arbeiten – alle. Dagegen habe ich noch nie einen Sozialisten getroffen, der ein Unternehmen selbst aufgebaut hat – das waren immer Angestellte und häufig genug Beamte …
Inwiefern ist das das gleiche?
Nun, die FDP will Autobverkehr in die Innenstädte erleichtern, das grüne „Gegenstück“ ist das Erschweren des Autoverkehrs verbunden mit einer Abgabe, die jeder in der Stadt zahlen soll (mit oder ohne Auto, mit oder ohne Nutzung des ÖPNV)
Ah ok, Gegenstück im Sinne als unterschiedliche Enden eines Spektrums. Da gehe ich mit.
(1 – Auto-Populismus der FDP)
Ich finde es beeindruckend, was für ein Eigentor die FDP mit ihrem populistischen Unfugsvorschlag vom Flatrateparken geschossen hat.
Man muss die Sache positiv sehen: Aus dem FDP-Vorschlag spricht die nackte Verzweiflung. Sie weiß, dass sie mit ihrer Regierungsarbeit große Teil ihrer klassischen Wählerschaft auf ewig vergrault hat. Nun biedert sie sich einer Wählergruppe an, die sehr groß ist und in der letzten Zeit von anderen nicht allzu sehr verwöhnt wurde. Das wird kaum funktionieren. Hoffen wir, das Flaterateparken war der Sargnagel der FDP. Vielleicht entsteht aus ihren Resten eines Tages eine zielführende liberale Partei.
Wie würde die dann aussehen – bzw. wie sich von der gegenwärtigen FDP unterscheiden?
So wie in der Bonner und frühen Berliner Republik^.
Die müsste dann allerdings mit einer Zeitmaschine wieder hergestellt werden. Ein gewisses Korrektiv im Hinblick auf die beiden großen Volksparteien. Das sorgte für Erfolge, wenngleich nicht unbedingt berauschende. Die Trennung zwischen Rechts- und Linksliberalen, die es seit dem 19. Jahrhundert gibt, hat man 1948 in Heppenheim immerhin mit einem einheitlichen Laden überwunden, der zu mindestens 2/3 aus Rechtsliberalen bestand (anfangs inkl. massenhaft alte Nazis) mit der sozial-liberalen Ausnahme seligen Angedenkens. Gleichwohl hat die prekäre Einheit ganz ordentlich funktioniert. Funktionspartei relativ zu den damals Großen war das Rezept.
In der jetzigen postmodernen Diversity-Welt müsste die FDP etwas Eigenes, Originäres ins Schaufenster stellen und nicht mehr hauptsächlich relativ daherkommen wie früher. Dafür hatten LindnerKubicki durchaus mal ein Händchen, ist aber mittlerweile der blanken Panik gewichen.
Was ist der wesentliche Grund ? Der Merz ist der beste FDP-Vorsitzende aller Zeiten, wenngleich einer anderen Partei und hat außerdem die FDP längst abgeschrieben. Wenn der so wäre wie der in der FDP-Fürsorgepolitik durchaus kluge Herr Kohl, würde der z.B. bei der Schuldenbremse vorsichtig „Reformbedarf“ signalisieren, damit die FDP Raum für ihre „eigenständigen“ gymnastischen Übungen hätte. Ne Art Blüm bei den Unionschristen wäre auch nicht schlecht. Gibt’s aber alles nicht mehr. So bleiben bei der panischen Suche nach „liberalen Themen“ mit Alleinstellungsmerkmal nurmehr Parkplatzgebühren übrig. Das dürfte zu wenig sein. Das klassische urbane Linksliberale wird unterdessen von der Lastenfahrrad-FDP namens Grüne abgedeckt.
Ach ja, die einzig wahre liberale Partei, nicht beschmutzt mit den Realitäten wie die FDP, die die wahre und gute die reine Umsetzung der liberalen Lehre verfolgt und umsetzt, wenn sie dann die absolute Mehrheit bekommt.
(Also irgendeine Splitterpartei die nur dazu da wäre ihren Mitgliedern ein gutes Gefühl zu vermitteln)
Hat das je funktioniert? Dieses Hoffen, dass aus der Asche dann endlich die eine, ideologisch reine und unbelastete Partei entstehen wird? Das Klientel, das sich gerade ablehnt, wird mit nichts jemals zufrieden sein.
In den vergangenen zwanzig Jahren erreichte die FDP bei bundesweiten Wahlen regelmäßig mehr als jeden zehnten Wähler (Ausreißer: 2013). Das ist mehr als die Grüne Partei im gleichen Zeitraum erzielte. Die FDP ist damit eine der erfolgreichsten liberalen Parteien in Westeuropa (ohne liberalpopulistische Parteien). Und das soll schlecht sein und abgelöst werden?
Immerhin bleiben die Grünen kontinuierlich im Bundestag und müssen nicht zum zweiten mal binnen 15 Jahren ernsthaft damit rechnen aus dem Parlament abgewählt zu werden.
Die FDP hat aus der Westerwelle Ära nichts gelernt – es gibt den großen Vorsitzenden Lindner und jemand anderes ist in dieser Partei medial defacto nicht präsent. Ist Herr Lindner populär läuft es für die FDP – ist er es nicht, bekommt die Partei die Quittung. In meinen Augen hat die Partei damit eine Selbstverzwergung betrieben, die sie jetzt bitter bezahlen wird, indem sie bis zum Wahlabend 2025 zittern wird müssen.
Ich schätze die FDP, aber sowohl 2009, wie auch 2021 hat diese Partei sich nicht als der Fortschrittsmotor entpuppen können. Einerseits wegen identitätspolitischer Reflexe, aber andererseits war auch mit den Koalitionspartnern und insb. diesem Kanzler einfach nicht mehr drin. Schade, denn die Partei hat wirklich einige gute Ideen und Impulse (siehe z.B. Generationenkapital). Insofern hoffe ich, dass es 2025 nicht zu einer Wiederholung von 2013 kommt.
“ jemand anderes ist in dieser Partei medial defacto nicht präsent. “
Das kann ich nicht nachvollziehen.
Buschmann und Wissing sind als Minister überdurchschnittlich präsent, und Strack-Zimmermann war bis zur EU-Wahl in allen Medien.
Nicht zu vergessen der regelmäßige Kubicki.
Jepp, sehe ich auch so.
@ Tim
1) – Auto-Populismus der FDP
Hoffen wir, das Flaterateparken war der Sargnagel der FDP. Vielleicht entsteht aus ihren Resten eines Tages eine zielführende liberale Partei.
Hoffen wir nicht. Alle anderen Parteien außer der FDP sehnen sich danach, alle Probleme (ob wirklich vorhanden oder nur im Sinne von Wählerbestechung eingebildet) ausschließlich über Geld zu lösen – wie ineffizient, wie verschwenderisch auch immer; ohne einen echten Gedanken an die Belastungen späterer Generationen zu verschwenden, ohne sich auch mal konzeptionell einzuschränken, ohne andere Hemmnisse zu beseitigen.
Die Wähler sind einfach zu blöd und haben aus 16 Jahren Merkel NICHTS gelernt.
Wer das Wort „Wählerbestechung“ (oder auch nur „Wahlgeschenke“) verwendet, degradiert damit den „Souverän“ in der Demokratie zum Hanswurst.
@ CitizenK
Wer das Wort „Wählerbestechung“ (oder auch nur „Wahlgeschenke“) verwendet, degradiert damit den „Souverän“ in der Demokratie zum Hanswurst.
Natürlich nicht. Denk noch mal darüber nach 🙂
(2 – Musk)
Milliardäre und Demokratie sind unvereinbar.
Wie genau möchtest Du Milliardäre verhindern? Klingt so, als wolltest Du schlechtes Wetter verbieten.
Das war exakt mein Gedanke 🙂 .
Das (schlechte) Wetter ist eine Konsequenz aus gesellschaftlichen und politischen Entscheidungen? Das wird man ja zum Wetterleugner.
Skizzieren Sie doch mal die Politik, die in marktwirtschaftlichen Demokratien Milliardäre sicher verhindert. Sollte dann ja ganz einfach sein, also nur zu.
Ist doch ganz einfach: Jeder Euro über 999.999.999 Euro auf dem Girokonto fließt direkt ab ins Finanzministerium. 🙂
Boah ey, warum ist da noch keiner drauf gekommen?
Würde ich dann packen unter „Demokratieförderungsgesetz“. Hat auch noch keiner.
„Ist doch ganz einfach: Jeder Euro über 999.999.999 Euro auf dem Girokonto fließt direkt ab ins Finanzministerium.“
Könnte man machen. Ist selbst für linke Gesetzesvorschläge bemerkenswert an der Realität vorbei.
Es dürfte exakt 0 Milliardäre geben die soviel Geld auf dem Girokonto haben.
Really! 🙂
Das war glaube ich sein Punkt.
Stimmt, geht nicht. Wir müssen also deren Launen genau so ertragen wie die des Wetters.
Yup. Zu dem Schluss kam ich mit knapp 30 – und ignoriere seitdem Medienberichte über Milliardäre weitgehend.
Prosperierende Länder produzieren besonders viele besonders reiche Menschen. Stefan meint, der Sozialismus wäre eine besonders demokratische Idee gewesen.
„Prosperierende Länder produzieren besonders viele besonders reiche Menschen“
… also wie Deutschland?
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/finanzen/millionaere-in-deutschland-so-viele-gibt-es-aktuell-und-es-werden-immer-mehr/
Deutschland hat zwar relativ viele Milliardäre, aber wenig Millionäre, insbesondere im unteren Segment. Die Relationen zeigen, dass es hierzulande vergleichsweise schwierig ist, reich und vermögend zu werden. Und das ist ja auch so gewollt.
@ Stefan Sasse
Ich kenne keine Milliardäre, aber eine Handvoll Leute in der Liga darunter, also Personen mit 8- bis 9-stelligem Vermögen (selbst verdient, nicht geerbt). Es sind allesamt ausgeprägte Individualisten mit einem freiheitlichen Menschenbild und Macher, die Regeln durchaus auch mal soweit dehnen, dass man sie nicht mehr erkennen kann. Das waren sie übrigens auch schon, bevor sie reich wurden.
Meiner Meinung haben diese Leute genau das, was unser Land bräuchte, nämlich unglaublichen Antrieb und Mut. Irgend jemand muss die sklerotische Struktur unseres Landes sprengen. Ohne Antreiber werden wir es nicht schaffen.
Ich finde also, wir brauchen viel mehr sehr erfolgreiche Menschen, die unsere Politik beeinflussen, aktuell dürfte ihr realer politischer Einfluss nahe 0 liegen. Neinsager und Warner haben wir wahrlich genug.
@ Tim 20. August 2024, 14:58
Meiner Meinung haben diese Leute genau das, was unser Land bräuchte, nämlich unglaublichen Antrieb und Mut.
Zustimmung. Genau das braucht unser Land, möglichst schnell.
gibt interessante gedanken intelligenterer leute, die die kapitalistenneigung, alle menschengemachten phänomene des kapitalismus zu naturalisieren.
„klingt so, als wolltest du schlechtes wetter verbieten?“
„börsenbeben“
„schuldentsunami“
„wirtschaftsflaute“
ist dieselbe dreckige kleine gaunertour, wie arbeitgeber „arbeitnehmer“ und arbeitnehmer „arbeitgeber“ zu nennen.
@ moinz 21. August 2024, 17:24
gibt interessante gedanken intelligenterer leute, die die kapitalistenneigung, alle menschengemachten phänomene des kapitalismus zu naturalisieren.
„klingt so, als wolltest du schlechtes wetter verbieten?“
„börsenbeben“
„schuldentsunami“
„wirtschaftsflaute“
Da ist was dran: Das Prinzip, über Begrifflichkeiten bestimmte Themen zu verharmlosen, habe ich von linker Seite noch nie erlebt …
Nur Spaß: Fangen wir mal mit „Steuergerechtigkeit“ an 🙂
ist dieselbe dreckige kleine gaunertour, wie arbeitgeber „arbeitnehmer“ und arbeitnehmer „arbeitgeber“ zu nennen.
Abgesehen davon, dass bestimmte Formulierungen ihrerseits Sie diskreditieren und nicht die andere Seite, ist das doch eine Frage der Definition. Wie viele Leute gehen „zur Arbeit“ und meinen damit grundsätzlich ihren Job, nicht ihre Arbeitsleistung?
„Arbeitgeber“ als derjenige, der die Arbeit, den Job, den Auftrag, die Aufgabe vergibt und „Arbeitnehmer“ als derjenige, der sich bereiterklärt, die Arbeit, den Job, den Auftrag, die Aufgabe anzunehmen.
„Arbeitgeber“ könnte auch derjenige sein, der die Arbeit im Sinne von „Arbeitsleistung“ an den „Arbeitnehmer“ gibt.
Ich bin mir über die Unterschiede der beiden Versionen durchaus bewusst, und halte beide für legitim. Wäre hilfreich, sich bei einer Diskussion im Vorfeld auf eine gemeinsame Definition zu einigen – wie immer idealerweise, ohne die Gegenseite erstmal zu beleidigen.
1.) Wieso Eigentor? Nur weil die grünen Medien erwartungsgemäß die FDP-Vorschläge verreißen?
Die grüne Verkehrspolitik ist weitgehend gescheitert, die Mehrheit der Bürger hat die Nase voll von blinder Anti-Auto-Dogmatik. Und die FDP hält jetzt als einzige demokratische Partei dagegen. Sehr sinnvoll.
Und was nun die Parkflatrate betrifft: Ich bin auch am Zweifeln, ob das funktionieren kann. Aber das ist normal bei neuen Ideen.
Wenn vor einigen Jahren jemand gefordert hätte, eine deutschlandweite ÖV-Flatrate einzuführen hätte er dieselben Zweifel erwarten müssen. Aber dann kam Wissing und hat die einfach eingeführt. Und es klappt.
3.) Es gibt Leute, die halten Biden für einen erfolgreichen Präsidenten? Die müssen sich aber ziemlich anstrengen um die US-Realität zu verdrängen.
“ dass Harris dringend die Mitte des politischen Spektrums besetzen muss “
Richtig. Es war ein Fehler, daß Harris nicht die Mitte besetzt hat, sondern selber am linken Rand stehend auch noch einen Vize von linksaußen gebracht hat. Nur weil sie zu viel Rücksicht auf den antisemitischen Flügel ihrer Partei genommen hat.
Auch wenn die deutschen Medien sich über die popular-vote-Umfragen begeistern – entschieden wird die Wahl in den swing states. Und da hat sie mit dem Verzicht auf Shapiro einen kapitalen Fehler gemacht.
4.) „warum wird überhaupt so viel reguliert“
Ganz schlicht: Weil der Erfolg eines Politikers (vor allem bei den Medien) daran gemessen wird, daß er etwas produziert. Lieber irgendetwas als einfach nur sagen „ist schon ok, kann man lassen“.
Da geben sich links und rechts nichts. Alle sind beständig damit beschäftigt neue Positionen zu installlieren, neue Gesetze zu beschließen, neue Ausgaben zu erfinden. Weil sie es nicht aushalten einfach da zu sitzen und mit den bestehenden Positionen, Gesetzen und Ausgabeposten zufrieden zu sein.
@ R.A. 20. August 2024, 10:19
4.) „warum wird überhaupt so viel reguliert“
Ganz schlicht: Weil der Erfolg eines Politikers (vor allem bei den Medien) daran gemessen wird, daß er etwas produziert. Lieber irgendetwas als einfach nur sagen „ist schon ok, kann man lassen“.
Da geben sich links und rechts nichts. Alle sind beständig damit beschäftigt neue Positionen zu installlieren, neue Gesetze zu beschließen, neue Ausgaben zu erfinden. Weil sie es nicht aushalten einfach da zu sitzen und mit den bestehenden Positionen, Gesetzen und Ausgabeposten zufrieden zu sein.
Überzeugendste Erläuterung, die ich dazu gehört habe.
Zustimmung. Hinzu kommt auf EU-Ebene natürlich der Beamtenapparat, der wegen des gemeinsamen Marktes maximale „Homogenisierung“ anstrebt, was de facto auf immer mehr Regeln hinausläuft. Aus diesem Grund ist Entbürokratisierung auch nicht gar möglich, solange ein Land EU-Mitglied ist.
„Nur weil die grünen Medien erwartungsgemäß die FDP-Vorschläge verreißen?“
Das tut auch der FDP-Oberbürgermeister von Jena:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fdp-jenas-oberbuergermeister-thomas-nitzsche-kritisiert-pro-auto-plan-seiner-partei-a-689480ee-bf1e-49f5-9c25-bad10090f91f
„Nur weil sie zu viel Rücksicht auf den antisemitischen Flügel ihrer Partei genommen hat.“
Nonsens im Quadrat.
Tim Walz hat praktisch dieselbe Haltung zu Israel wie Shapiro.
„Und da hat sie mit dem Verzicht auf Shapiro einen kapitalen Fehler gemacht.“
Shapiro stammt aus einem Vorort von Philadelphia, Walz aus einem County in Nebraska, der zuletzt 1936 für einen demokratischen Präsidentschaftskandidaten gestimmt hat. Wer da besser in den ruralen Gebieten punkten kann, liegt auf der Hand.
„Tim Walz hat praktisch dieselbe Haltung zu Israel wie Shapiro.“
Das ist völlig irrelevant. Der antisemitische Flügel hat gegen Shapiro mobil gemacht, weil der Jude ist. Und Harris hat dem nachgegeben.
„Wer da besser in den ruralen Gebieten punkten kann, liegt auf der Hand.“
Es geht nicht um die ruralen Gebiete, sondern um die Swing States.
Walz regiert einen Staat, den die Demokraten eigentlich immer mit Mehrheit bekommen.
Shapiro hat es geschafft, das oft republikanisch wählende Pennsylvania zu überzeugen. Und das ist der größte der Swing States die die Wahl entscheiden werden.
Der antisemitische Flügel hat gegen Shapiro mobil gemacht, weil der Jude ist. Und Harris hat dem nachgegeben.
Das können Sie natürlich vermuten – vermuten darf man alles. Belege dafür gibt es … keine.
„Der antisemitische Flügel…“
Ein paar von Durchgeknallten betriebene Twitter-Accounts, die jede von Profis organisierte *campaign* ignorieren wird.
„Und Harris hat dem nachgegeben.“
Wie der tatsächliche Entscheidungsprozeß abgelaufen ist, läßt sich in verschiedenen Medien nachlesen. Am Ende fiel die Entscheidung zwischen Walz und Shapiro, und die persönliche Chemie gab den Ausschlag.
„…die Swing States…“
…die eben alle zu einem Teil aus ländlichen Gebieten bestehen.
Ach ja, dann noch e):
Die Union wird die „Brandmauer“ nicht ewig durchhalten.
Es war schon völlig absurd daß sie eine Zusammenarbeit mit der AfD ablehnt, aber mit der „Linken“ akzeptiert.
Und wenn sie jetzt darüber nachdenkt, mit der Putin-Partei BSW zu koalieren, dann läßt sich die Abgrenzung zur inhaltlich sehr ähnlichen Putin-Partei AfD nicht mehr vermitteln.
Die Erfahrungen aus anderen europäischen Ländern zeigen ohnehin, daß solche Abgrenzungen nur begrenzt funktionieren und wenn sie nicht innerhalb kurzer Zeit zum Verschwinden der ausgegrenzten Partei führen, kommt dann doch die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit.
c) Mein Lieblingsbeispiel für Framing:
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/baerbocks-stylistin-macht-sie-fuer-7500-euro-im-monat-schick-fuer-die-weltbuehne-82319818.bild.html
https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/dick-aufgetragen-so-verpudern-politiker-unser-steuergeld-fuer-haare-und-make-up-82670572.bild.html
Das ist kein „Framing“, sondern das sind zu Recht von der Presse aufgegriffene Skandale. Genau dafür ist Journalismus da.
Natürlich ist das Framing.
Einfach mal kurz die Artikel lesen oder nur überfliegen und das ist völlig offensichtlich.
Wortwahl und Einordnung sind natürlich „Framing“ – das sind sie immer – aber wenn die Fakten stimmen, habe ich damit kein Problem.
Ernstgemeinte Frage: habt ihr die beiden Artikel angeschaut?
Ja. Für die BILD erstaunlich zahm.
Ich verstehe nicht. Es geht doch nicht um zahm oder nicht zahm und auch nicht um Fakten oder keine Fakten und schon gar nicht um „von der Presse aufgegriffene Skandale.“
Es geht um das diametral entgegengesetzte Darstellen des haargenau gleichen Sachverhalts. Eben ein super Beispiel für Framing.
Ah. Jetzt ist der Groschen gefallen. Stimmt.
Offenbar haben wir ein unterschiedliches Verständnis von „framing“.
Da geht es m. E. darum, daß man vorgibt einen Sachverhalt neutral zu beschreiben. Aber durch spezielle Formulierungen eine Wertung suggeriert.
Hier aber geht es um zwei unterschiedliche Sichtweisen auf einen Sachverhalt. Die eine fokussiert auf die Kosten, die andere auf den Nutzen.
Bei beiden ist die Bewertung klar und explizit, damit werden natürlich auch die passenden Formulierungen verwendet.
Letztlich eine völlig übliche Vorgehensweise bei unterschiedlichen politischen Sichtweisen.
Und ich finde es gut (und erstaunlich), daß die BILD tatsächlich beiden Sichtweisen Raum gibt und damit dem Leser die Vergleichsmöglichkeit läßt.
1) Mal davon abgesehen, dass das mehr oder weniger identitätspolitisches rumtrollen ist, zeugt die „Flatrate“ von wenig ökonomischen Denken. Was passiert, wenn ein knappes Gut (Parkraum) frei zur Verfügung gestellt wird? Es wird sehr schnell weg sein. Was das konkret bedeutet, kann man bei den freien Fahrradständern im öffentlichen Raum bewundern. Dort ist ein Großteil der abgestellten Fahrzeuge lange, teilweise sehr lange nicht bewegt worden. Genauso werden die „Flatrate“ Parkplätze dauerbelegt sein, was dazu führt, dass noch mehr in zweiter Reihe gehalten wird – ein Phänomen, das für mehr Verkehrsbehinderungen sorgt als selbst der ambitionierteste Klimaschützer.
Wo wir bei Verkehrsbehinderung sind:
https://taz.de/Antwort-auf-immer-groessere-Pkw/!6027099/
Schön fand ich ja auch, dass es in der Ursprungsmeldung der FDP hieß, das Flatrateparken wäre was für den ländlichen Raum. (ja vielen Dank, aber selbst in den mittelgroßen Städten – wo ich herumkurve – zahle ich nichts fürs Parken).
Und woanders ist das Problem halt der Platz, nicht der Preis. Und mit ner Flatrate würde ich ja erstmal jemanden verklagen, wenn ich dann immer noch keinen Parkplatz hab (bitte nicht rückwärts-seitwärts, ich hab Premium-Modell gebucht!)
1) Vollgas ins Gestern – Die ewige Liebe der FDP zum Auto
In der gleichen Woche produzierten die Grünen die abstruse Idee eines „Vermieterführerscheins“. Es ist Wahlkampf und die in der ostdeutschen Diaspora kämpfenden Parteien für Individualisten versuchen auf den letzten Metern mit Klientelthemen den Absturz in die Bedeutungslosigkeit zu verhindern. Nur schade, wenn die Abneigung gegenüber einer Partei den Blick für das Grundsätzliche vernebelt.
2) Der Kaiser ist schon lange nackt
Elon Musk hat uns die Idee von Paypal, SpaceX und Tesla beschert. Er ist Unternehmer und kein Politiker. Unternehmer werden nicht wegen ihres liebenswerten Charakters, sondern ihrer Fähigkeit zur Innovation geschätzt. Nun ja, außerhalb Deutschlands.
Die gleichen politisch immer richtig Sortierten, die Elon Musk beschimpfen, schwören auf Tesla und zahlen bevorzugt mit Paypal. Die Welt ist voller Pharisäer.
Ich bin nicht im geringsten überrascht,. daß der Gewaltverherrlicher Pietsch ein Fan des Faschisten Musk ist.
@ sol1
Ich bin nicht im geringsten überrascht,. daß der Gewaltverherrlicher Pietsch ein Fan des Faschisten Musk ist.
Au weia
Musk unterstützt die venezolanische Opposition. Das ist gut.
Ansonsten ist das inzwischen ein Spinner.
Eine weitere Trump-Präsidentschaft wäre nicht nur ein Problem für Linke und Linksliberale.
Mag sein. Wahrscheinlich. Das ändert nichts daran, dass er unternehmerisch mehr bewegt hat als zwei Millionen Sozialisten zusammen.
4) Der Gesetzesirrsinn von Brüssel
Das moderne Beispiel für Behördenirrsinn ist doch die Grüne Lisa Paus, nicht der Politrentner Edmund Stoiber, oder?
Treiber von Bürokratie sind Bürokraten und Behörden. Nun wird bereits länger darauf hingewiesen: Der Staat kann den Dschungel an Regulierungen und Regeln selbst nicht mehr verwalten, er muss dringend abrüsten, auch im Hinblick auf den Schwund an erwerbsfähigen Menschen. Irgendwann wird es unausweichlich, die Reset-Taste zu betätigen. Stattdessen wollen linke Kräfte eine detaillierte Evaluierung aller Regulierungen, eine Mammutaufgabe für eine ganze Politikergeneration. So viel Zeit gibt es nicht annähernd.
Irgendwann greifen die Bürger zur Selbsthilfe und ignorieren einfach, was der Staat vorschreibt. Dann sind die Ehrlichen die Dummen, man kann es in den mediterranen Ländern sehen, die in Bürokratie regelrecht ersticken.
5) Die ideologiegetriebene Debatte um Grenzkontrollen
Es gibt zwei Möglichkeiten, die Menge an Wasser in der Badewanne zu regulieren: Entweder man macht den Abfluss auf oder dreht den Wasserhahn ab. In der EU ist der Abfluss weitgehend verstopft, neue Ideen werden politisch torpediert. Also muss der Zuzug von Migranten umso strenger und konsequenter kontrolliert werden. Aber auch das wollen weite Teile der politischen Linken in Deutschland nicht. Um im Beispiel zu bleiben: Sie wollen, dass Deutschland absäuft.
b) Diese Umfrage zeigt mal wieder schön, dass die Frage nach der „Wirtschaftskomptenz“ von Kandidat*innen wenig mit Wirtschaftskompetenz zu tun hat, sondern vor allem Ausdruck der eigenen Wahlpräferenz ist.
Das mag in Zwei-Parteien-Systemen gelten. In Mehrparteiensystemen haben Parteien sehr wohl Profile, die über die Grenzen der politischen Präferenz gesehen werden.
e) Als Nachtrag zur Diskussion um CDU-AfD-Koalitionen: AfD: Fast die Hälfte der CDU-Mitglieder kann sich laut Umfrage Kooperation vorstellen.
Klar. Die AfD vertritt die wichtigen Themen, die im rechten Spektrum präferiert werden. 1992, die DDR war gerade zur Geschichte geworden, präferierten auch die Hälfte der SPD-Mitglieder Kooperationen mit der Diktatoren-Partei SED-PDS.
2) Da bin ich bei Tim, in einer freien Wirtschaft wirst du immer Kapitalkonzentration haben. Anstatt darüber zu lamentieren, müsstest du dir Gedanken machen, wie es sich verhindern lässt, dass sich diese Finanzmacht in medialer oder politischer Macht niederschlägt. [Historisches Beispiel: Stell dir vor, Henry Ford wäre bei Autos geblieben und hätte NICHT den Dearborn Independent zum Sprachrohr für seine furchtbaren politischen Ideen gemacht]
Davon abgesehen, tu bitte für den „Meinungsfreiheitsextremismus“ nen Fünfer in die „Böse-Worte-die-ein-Geschenk-für-Diktatoren-sind“ Kasse
4) Interessante Gedanken, ich musste dabei an Chestertons Zaun denken. „Bevor du einen Zaun wegmachst, verstehe zuerst, warum er überhaupt da ist.“ Wenn ein Politiky eine Regulierung (Zaun) wegmachen will, überlegt er erst die Gründe für deren Existenz. Da sind zwei vorhanden: Der vorgeschobene (z.B. Verbraucherschutz) und der eigentliche (eine Lobby, die sich damit Konkurrenz vom Leib halten will). Er müsste also das doppelte „politische Kapital“ aufwenden gegenüber dem Einbringen einer solchen Regulierung.
5) „Unsere“ Grenzkontrollen betreffen nicht europäische Außengrenzen, sondern Grenzen innerhalb des Schengen-Raums, eigentlich sollte es sie gar nicht geben. Aber konkret betrachtet hält Deutschland seit der Flüchtlingskrise die Grenze zu Österreich permanent kontrolliert sondern nutzt auch jede sich bietende Gelegenheit (Corona, G7, G20, Fußball, Olympia) um den Grenzverkehr zu unterbrechen.
a) Ich erinnere mich an frühere Zeiten zurück, in denen das beste Mittel zur beschränkenden Geburtenkontrolle war, die Lebenssituation für Frauen zu verbessern. Warum ist es hier/jetzt umgekehrt?
c) Wenn beide Texte in einem Artikel zusammengefügt wären, könnte man es als Beispiel für abwägende Dialektik sehen. So stellt sich eher die Frage, warum Meinungsartikel immer nur ein eindeutiges Wertungsframing ohne Grautöne oder Abwägeargumente liefern.
@ cimourdain 20. August 2024, 13:33
a)
Ich erinnere mich an frühere Zeiten zurück, in denen das beste Mittel zur beschränkenden Geburtenkontrolle war, die Lebenssituation für Frauen zu verbessern. Warum ist es hier/jetzt umgekehrt?
Versuch einer Interpretation:
Wer auf die Plackerei für die Geburt und das Aufziehen von Kindern (mit entsprechenden Einschränkungen etwa im berufsleben) verzichtet, hat mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Freihheit. Wenn man es schafft, die Einschränkungen abzuschaffen, die sich durchs Kinderkriegen ergeben, lässt sich vielleicht der Kinderwunsch mit dem Wunsch nach Wohlstand und ausreichendem Freiraum besser vereinbaren.
Nur ein Gedanke; als Mann bin ich da vermutlich nicht besonders kompetentent. Aber zwei meiner vier Töchter haben auf Kinder verzichtet, um im Beruf keine Einschränkungen hinnehmen zu müssen.
Seh ich auch so.
„Wenn man es schafft, die Einschränkungen abzuschaffen, die sich durchs Kinderkriegen ergeben, lässt sich vielleicht der Kinderwunsch mit dem Wunsch nach Wohlstand und ausreichendem Freiraum besser vereinbaren.“
Also so wie in upper middle class und Oberschicht seit eh und je: Vollzeitnannies
Hmmm, die obere Mittelschicht in Deutschland konnte sich bisher keine Vollzeit-Nanny leisten 🙂 . Bitte nicht übersehen, dass die (Einkommens-)Oberschicht in Deutschland für einen Single so bei 5.500 Euro/Netto im Monat beginnt. Vollzeit-Kinderbetreuung geht da nur über KiTas.
Stimmt. Ich dachte tatsächlich mehr an meine idealisierte Vorstellung von good old England :-).
Zur gelingenden Neutralisierung der beruflichen Nachteile sind Kitas allerdings zu schließanfällig und zu krankheitsbringend und hinbringen und abholen und Brotdose kuratieren muss man auch noch.
Kann ich mitgehen, aber das würde voraussetzen, das beide „Kulturkampfparteien“ sich eingestehen, dass die strukturelle Benachteiligung von Frauen (z.B. Gender-Pay-Gap) als Benachteiligung von Müttern existiert.
Es gibt kein Gender Pay Gap. Das ist eine Erfindung von Feministen. Wenn es tatsächlich eine strukturelle Benachteiligung von Frauen bei der Vergütung gäbe, warum erhalten dann weibliche DAX-Vorstände im Schnitt eine höhere Grundvergütung und erzielen von Frauen gegründete Start-Ups geringere Wachstumsraten?
Gut, nochmal langsam: Die statistische Ungleichheit zwischen Durchschnittsgehältern ist statistische Realität. Diese Ungleichheit wird vielfach als Resultat einer ungerechten Diskriminierung von Frauen gedeutet (wogegen Sie hier argumentieren). Bei genauerer Betrachtung ist der Unterschied aber bei kinderlosen Frauen gegenüber Männern marginal bis nicht vorhanden. Erst wenn Frauen Kinder haben, ist ein klarer Unterschied vorhanden. Dieser hat ganz klare Vernunftgründe, die davon herrühren, dass Kindererziehung Zeit kostet: Mehr Teilzeit, weniger flexible Arbeitszeiten und weniger Zeit für Weiterbildung. Und deshalb ist es sehr vernünftig zu sagen, wenn wir wirklich wollen, dass Frauen sich auch gerne frei für Kinder entscheiden, sind diese real messbaren Nachteile, die vom Kinderkriegen herrühren, ein Problem.
Sie können es auch schnell machen. Das „Gender Pay Gap“ bei gleicher Tätigkeit, gleiche Branche, gleiche Arbeitszeit beträgt 4 Prozent. Das ist im Bereich der statistischen Fehlertoleranz.
Vor 15 Jahren hatte ich eine DIW-Studie, wonach bei Uniabsolventen Frauen in ihren Gehältern leicht über den Männern lagen. Der Unterschied in der Gehaltsentwicklung resultierte durch spätere Auszeiten. Soweit hätten Sie Recht. Nur: Damals setzten Frauen im Schnitt noch 3 Jahre aus, bei zwei Kindern gaben sie praktisch ihre Karriere auf. Das hat sich völlig geändert. Geblieben ist die Vorliebe von Frauen – studiert oder nicht – für die Teilzeitarbeit. Deutsche Frauen sind im internationalen Vergleich besonders häufig erwerbstätig, sie arbeiten allerdings auch besonders zu verringerten Stunden.
Wie groß die Liebe von Frauen zur reduzierten Arbeitszeit verbreitet ist, können sie in typischen Frauenberufen sehen. In Kitas arbeiten fast 80 Prozent in Teilzeit und verunmöglichen damit weitgehend eine ganztätige Betreuung. Und das gilt hoch bis auf die Leitungsebene, wo die Führungspositionen doppelt besetzt werden müssen, weil sonst nicht genügend Zeit zusammenkommt. In meiner Branche ist das undenkbar. Ich würde schon mehrfach geheuert, weil Frauen im Team den Job nicht machen wollten. Das geht sogar so weit, dass Frauen häufig die Urlaubsvertretung in Meetings ablehnen.
Ich kann auf fast 35 Jahre Payroll-Analyse in so 60-70 Unternehmen (inklusive Wirtschaftsprüfung) zurückblicken. Es gibt in der Breite keine systematisch geschlechtliche Diskriminierung von Frauen bei den Gehältern.
Bei der Teilzeit haben Sie ziemlich genau zur Hälfte recht: Da ist bei kinderlosen Frauen die Quote 35% (Männer 11%), Frauen mit Kindern unter 6J über 70 % (Männer 8%)
lol
Zitat Erwin:
Wer auf die Plackerei für die Geburt und das Aufziehen von Kindern (mit entsprechenden Einschränkungen etwa im berufsleben) verzichtet, hat mehr Geld, mehr Freizeit, mehr Freihheit. Wenn man es schafft, die Einschränkungen abzuschaffen,
Zustimmung, obwohl ich finde, es ist noch komplexer als das oder Gender Pay Gap, wir hatten ja neulich schon festgestellt, dass sich Familienplanung und wie man dann mit Kindern umgeht zu 180 Grad gedreht hat.
Ich wage sogar die kühne Behauptung, selbst unter besten Bedingungen und/oder ne Direktüberweisung von 100.000 pro Kind würden nicht plötzlich alle mindestens 3 Kinder haben. Viele Bedingungen kann der Staat gar nicht beeinflussen (zum Anfang zB den richtigen Partner zur richtigen Zeit mit demselben Kinderwunsch). Kinder bedeuten immer Einschränkungen, bei Frauen kommen körperliche noch dazu (und ich rede nicht von „fett werden“).
Also bleibt hauptsächlich Finanzielles und Zeit, also Vereinbarkeit. Deswegen ist das ein größeres Thema als Quatschkram wie 1 Wahlstimme mehr pro Kind. Wer nicht der Vorstellung anhängt, dass Frauen halt minderbemittelt und faul sind, erkennt hier gleich mehrere Gaps, die aus schlichter Notwendigkeit entstehen.
Und die sich nie gänzlich abschaffen lassen, mit zwei Kleinkindern können nicht beide Eltern einen 80 Std-Management-Job haben und noch viel quality time mit ihrem Kind haben. Eigentlich geht das nicht mal mit einem 80 Stunden-Management-Job. Das ist nämlich der Elternteil, der sich dann – wenn das Kind 12 ist – bitterlich beschwert, dass er nicht das Sorgerecht bekommt, aber leider nicht mal sagen kann, welche Schuhgröße sein Kind hat und wie seine drei besten Freunde heißen. Wer will denn bitte das Kind sein, bei dem das nur noch die Nanny weiß?
Also ja, der Staat kann Bedingungen verbessern, die Gesellschaft kann Bedingungen verbessern, was unbedingt passieren sollte, völlig wurscht was dann mit der Fertilitätsrate passiert. Aber dass Kinder Einschränkungen bedeuten, wird sich nicht abschaffen lassen (sie sind natürlich auch eine Bereicherung!)
Wer meint, man bräuchte bitte mehr Kinder, möchte aber nicht die Voraussetzungen verbessern, darf seine Meinung über anderer Leute Uteri (Uteruuuus?) gerne für sich behalten.
4) Er müsste also das doppelte „politische Kapital“ aufwenden gegenüber dem Einbringen einer solchen Regulierung.
Jep. Da wir uns gerade mit dem Heizungsgesetz rumschlagen, würde ich noch c. hinzufügen: Angst vor klarer Kante, weil irgendwer Bevormundung ruft.
Also steht da nicht „wenn die Heizung havariert, geh mal auf Erneuerbare“, sondern daraus wird ein Regulierungsbüchlein, das verklausuliert auf dasselbe hinausläuft.
b.Ich erinnere mich an frühere Zeiten zurück, in denen das beste Mittel zur beschränkenden Geburtenkontrolle war, die Lebenssituation für Frauen zu verbessern. Warum ist es hier/jetzt umgekehrt?
War zu erfolgreich, jetzt machen die Frauen mit ihrem Uterus, was sie wollen und schon schafft Deutschland sich ab und die Rente ist auch nicht mehr sicher 😛
https://www.discoursemagazine.com/p/natalism-nimbyism-and-jd-vance
Hier übrigens der längere Artikel, aber Vance bzw in Deutschland die AfD sind schon radikale Extrempositionen. Und wenn die Forderung nach mehr (deutschen/einheimischen) Kindern kommt, ist es ja legitim zu fragen, ob man dies durch Beleidigungen und gute Wünsche erreichen will oder durch Handeln (aka Bedingungen verbessern)
Bei der AfD hab ich mir mal den Spaß gegönnt und ins Programm geguckt und – tja – Beleidigungen und gute Wünsche sind schon die besseren Alternativen zu „wir machen Frauen zu Gebärmaschinen, die dann zusehen können, wie sie mit ihrer Kinderflut klarkommen“
2) Nein, sorry, das mit dem Fünfer sehe ich gar nicht.
4) Richtig, und ein Automatismus hat diese Überlegung nicht.
5) Ja.
a) Ein Grund ist sicherlich, dass niemand eine Politik verfolgen will, die die Lebenssituation von Frauen verschlechert, um die Geburtenrate zu steigern. Offiziell nicht jedenfalls.
2) Meinetwegen, dafür habe ich einmal „Meinungsdiktatur“ oder „Unterdrückungsstaat“ frei.
a) Gut so, eine fundamentalchristliche „Gilead-Partei“ ist etwas, auf das ich verzichten kann. Aber der Tweet ist ein so offensichtliches „Macht die Politik, die ich sowieso will, um Problem X zu lösen“ Argument, dass ich zeigen wollte, wie leicht es sich umkehren lässt.
Du doch immer. 🙂
Zitat Cimourdain:
„2) Da bin ich bei Tim, in einer freien Wirtschaft wirst du immer Kapitalkonzentration haben. “
Wenn das stimmt, muss in der Markt-Ideologie ein bug sein.
es ist kein bug, es ist ein feature
Nicht nur einer.
Zu 4)
Nur der historischen Korrektheit halber: Es wurde keine neue EU-Behörde geschaffen, sondern eine Arbeitsgruppe mit ausschliesslich ehrenamtlich arbeitenden Experten, der Stoiber vorsass.
Und selbstverständlich können wir mit der zunehmenden Regulierung aller Lebensbereiche solange so weitermachen, bis das System entweder am eigenen Gewicht zusammenbricht. Oder die Leute sich mehrheitlich angewöhnen, die Regeln schlicht nicht zu beachten. Soweit ich das erkennen kann, gibt es keine weitere Alternative.
Wer – egal wo – wirklich Bürokratiebegrenzung will, der wird sich den beiden aus meiner Sicht einzig funktionalen Massnahmen anschliessen müssen:
1) Automatische Gesetzesdauerbegrenzung
2) Regelmässig werden 1/3 aller Vorschriften ausser Kraft gesetzt, dann geguckt, wo es einen Aufschrei gibt, und nur dort Regeln wieder eingesetzt (der Herzog-Vorschlag)
Alles andere – ja, alles – läuft auf keine Begrenzung hinaus und lohnt die Debatte nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts 20. August 2024, 14:25
Zu 4)
Und selbstverständlich können wir mit der zunehmenden Regulierung aller Lebensbereiche solange so weitermachen, bis das System entweder am eigenen Gewicht zusammenbricht. Oder die Leute sich mehrheitlich angewöhnen, die Regeln schlicht nicht zu beachten. Soweit ich das erkennen kann, gibt es keine weitere Alternative.
Mal wieder auf den Punkt. Schließe mich an.
Man muss sich halt klar machen, dass diese Ideen nicht ohne Kollateralschäden sind. Das kann man natürlich hinnehmen und sagen, dass es der Preis ist, den wir zahlen müssen. Aber man sollte es zumindest anerkennen.
Ich bin nun der Letzte, der das TANSTAAFL Prinzip nicht anerkennt 🙂 . Nur halte ich das „Weitermachen wie bisher“ für den – weit – grösseren Schaden. Und für politisch weit giftiger. Aktuell zu besichtigen anhand der Preise für den Neubau von Wohnungen.
Besonders Vorschlag Nr. 2 finde ich originell und charmant. *geht schonmal auf Vorrat Artikel schreiben, in denen problematisiert wird, welchen marginalisierten Gruppen dann die Stimme fehlen wird, möglichst laut aufzuschreien
Welche marginalisierten Gruppen 🙂 ? Brandmeldermonteure?
1) Vollgas ins Gestern – Die ewige Liebe der FDP zum Auto
Ja, nee, is‘ klar 😐
Autofahren ist gesetzlich erlaubt. Es gibt die Produkte, die Infrastruktur, die Betreiber dieser Fortbewegungsart zahlen Milliarden Euro an Steuern, und trotzdem wird so getan, als seien die Unterstützer dieser Verkehrsmittel meschugge, und als könnte man mit einer Abschaffung des Autoverkehrs in Deutschland irgend etwas Positives bewirken.
4) Der Gesetzesirrsinn von Brüssel
Obwohl die EU-Kommissionspräsidentin verspricht, das Wirtschaften einfacher und schneller zu machen, zeigt sich bei genauerer Betrachtung, dass die angekündigten Maßnahmen hauptsächlich auf neue Bürokratie hinauslaufen.
Da sind ja wieder ein paar Blitzmerker unterwegs …
Statt bestehende Überregulierungen abzubauen, werden neue, komplexe Vorschriften eingeführt, die vor allem kleine und mittelständische Unternehmen stark belasten. Als Beispiel wird das neue Gesetz zur Umweltwerbung genannt, das Unternehmen dazu zwingt, teure Gutachten und Zertifizierungen für „grüne“ Werbung vorzulegen. Dies schafft zusätzliche Bürokratie und hohe Kosten, ohne dass der Nutzen klar erkennbar ist.
…
Ja. Und nun rate mal, wie die einzige Partei heißt, die dagegen ist?
Ich halte dafür zwei gegenläufige Versagen für maßgebend. Einerseits ein Versagen des progressiven Spektrums, das aus Backlash-Mentalität einerseits und Policy-Vorliebe andererseits die Möglichkeit, etwas nicht zu regulieren oder zu deregulieren gar nicht erst in Betracht zieht; das geht mir sicher auch oft genug so.
Beides wohl wahr.
Auf der anderen ein Versagen des bürgerlichen Spektrums, das aus ideologischer Ablehnung bestimmter Regulierungstätigkeit gar nicht in der Lage ist, den Sinn und Unsinn von Regulierungen überhaupt zu erfassen. Wer aber nicht versteht, was er oder sie da eigentlich angehen will, kann das auch nicht effektiv tun.
Ich kenne zwei Arten von „Bürgerlichen“: Die, die sich (als Angestellte, Beamte etc.) grundätzlich nicht für das Thema interessieren, und diejenigen, die über zuviel Bürokratie jammern, weil sie darunter leiden.
Für genug Bürokratie ein, und Du hast Sozialismus. Aus Deiner Wahrnehmung nach vermutlich die Idealvorstellung aller Bürgerlichen?
… viele Regulierungen entstehen zumindest in ihrer spezifischen Art ja auf Betreiben von Lobbyverbänden. Oft genug ist es ihr Ziel, ineffektiv zu sein; es ist ein Feature, kein Bug. Oder sie sollen Kollateralschäden anrichten, …
Das ist eine überaus klare Meinung. Keine richtige, aber überaus einfach, schlicht und klar. Bin neidisch …
5) Die ideologiegetriebene Debatte um Grenzkontrollen
Erstens gab es trotz der Kontrollen keine großen Einschränkungen im Grenzverkehr. Zweitens verbessern die Kontrollen nicht automatisch die Kriminalitätsbekämpfung, da die Bundespolizei auch ohne flächendeckende Kontrollen erfolgreich war. Drittens ging die Zahl der Asylbewerber zurück, was teilweise auf die Kontrollen zurückzuführen ist, aber auch auf den generellen Rückgang irregulärer Einreisen in die EU.
Man hat schon einige illegale Zuwanderung verhindern können – sagt zumindest der öffentlich-rechtliche Rundfunk nach Befragung von Spezialisten und Auswertung von Daten.
… dass beide Seiten der Debatte in ideologischen Reflexen agieren.
Ist das Deine neue Lieblingfserklärung?
Auf der einen Seite sind jegliche Grenzkontrollen Zeichen von Rassismus und Nationalismus, quasi bereits nahe Schießbefehl und Machtergreifung; auf der anderen Seite ist jede Kritik ein Zeichen von open-borders-Gutmenschentum.
Wenigstens ist hier mal Deine „Keule“ im Schrank geblieben.
lose zu 3) Interessant: Welche/r Präsidentschaftskandidat/in wirbt mit verfälschten Zeitungsartikeln ? Nein, es ist nicht der notorische Lügner, sondern die andere.
https://www.axios.com/2024/08/13/harris-campaign-google-poltical-ads-news-publishers
a) Korrekt.
The basic truth is simple: if you want effective „pro-natal“ or „pro-family“ policy, you pass policies that are *pro-woman*.
Zustimmung.
The people bleating loudest about families have the least interest in doing that. So this whole discourse is bullshit posturing.
Alberner Kommentar. Wie schlichte Gemüter viele „progressive“ Geister doch sind.
Die Forderung nach Quoten in Vorständen wird auch als pro Woman gesehen. Familienfreundlich?
Nein, das war schon immer reine Elitenfrauenförderung, hat nichts mit Familien zu tun.
Yup. Hat mich immer amüsiert, dass sich Feministinnen zeitweise ausgerechnet darauf fokussierten.
Erklärt sich, wenn man genau hinschaut: Seit 2015 ist die Quote durchgesetzt -aber nicht in Vorständen (wirtschaftliche Entscheidungsgewalt) sondern in Aufsichtsräten (Kontrollgremium mit hohem Anteil an aktiven oder ehemaligen Politiker*innen). Da wollte schlicht der *innen Teil einen größeren Anteil vom Kuchen.
Gar nicht mein Thema. Der Grossteil der Feministinnen, die ich kannte oder wahrgenommen habe, stammt nicht aus der Oberschicht und hat die gleichen Chancen auf einen Vorstandsvorsitz, wie ich – sehr nahe bei Null.
Das stimmt nicht. Aufsichtsrat ist heute eher ein Vollzeitjob und wird hauptsächlich von Managern ausgeübt. Für Vorstände gilt inzwischen eine weiche Quote.
https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw23-de-frauen-in-fuehrungspositionen-843518
Nach meinen letzten Kenntnissen ( ca 2015, als die Quote eingeführt wurde) schaffen es immerhin 20 % der aktiven BT-Abgeordneten (ebenfalls ein Vollzeitjob) dieses Amt nebenbei auszuüben, manche sogar mehrfach.
Da hat sich in den letzten 10 Jahren sehr viel verändert.
War halt plakativ, erreichbar und passte zum Zeitgeist.
1) Interessant, wie die FDP hier Ideen von vorgestern als revolutionär verkauft.
Diese Haltung findet man auch woanders:
/// Wagenknecht verglich die Gründung des BSW mit der Reformationsbewegung in Eisenach – und somit indirekt sich mit Martin Luther: „Da hat sich ganz, ganz viel im Land verändert. Wir brauchen zwar heute keine religiöse Reformation, aber eine Reform der Politik.“ Die Menschen hätten es satt, sich in Sachen Autos, Heizung und Gendern etwas vorschreiben zu lassen. ///
https://www.bild.de/politik/inland/viele-selfies-wenig-thueringen-erster-wut-wahlkampf-von-wagenknecht-66c37c5f199d30434f6c097b
… indirekt sich mit Martin Luther …
Heiliges Blechle …
Die Finanzen der Partei sind so transparent wie weiland die der Ablaßhändler:
https://correctiv.org/aktuelles/parteispenden/2024/08/16/das-buendnis-sahra-wagenknecht-und-das-raetsel-der-vereins-million/
Denn auch Luther war schon bekannt für sein Ewiges Streiten für das Auto und die Heizung!
Umgekehrt: Die Verbreitung der Heizungstechnologie ‚Hauskamin‘ ermöglichte – ganz im Sinne Luthers – das private Bibelstudium „im stillen Kämmerlein“. Und dort konnten die Deutschen dann lesen, dass die Kanaaniter in der Ebene ‚eiserne Streitwagen‘ hatten, während Wärmepumpen und Lastenfahrräder in der Lutherübersetzung der Bibel verschwiegen wurden.
Wir sollten auch nochmal sein plötzliches Erwähnen der weiblichen Hälfte der Bevölkerung bei „Magierinnen“ erwähnen. Für den anschließenden Gender Burn Gap konnte er nichts, das Konzept des Mitgemeintseins war einfach noch nicht erfunden! Wär allerdings für die Gegenseite eine schöne und sehr frühe und bibelfeste Anekdote fürs Gendersternchen und „Worte haben Bedeutung“
Wenn Worte Bedeutung haben, muss ich pingelig sein. „Magier “ oder „Magierin“ kommt in seiner Übersetzung nicht vor, der Begriff wird aktiv vermieden. (Dort wo griechisch von „magoi“(m, pl) die Rede ist (Mt 2), verwendet er „Weise“). Du meinst wohl die „Zauberin“.
Aber „Gender Burn Gap“ gefällt mir, da möchte ich gern mit „Verbrennertechnologie“ nachziehen.
„bei Abschaffung des Autos…“
Wer will das? Die Forderung ist so abstrus, dass die Debatte nicht lohnt. Es geht darum, Privilegien („Gewohnheitsrecht“, entstanden in dem Überschwang der 50/60er Jahre) zurückzuführen und die neuen Herausforderungen der Umwelt-/Klimakrise zu berücksichtigen. Auch die Fixierung auf PKWs verwundert. Ohne genaue Zahlen zu haben: LKWs, Baumaschinen und Militär machen mindestens genau so viel Dreck.
Es geht darum, Privilegien … zurückzuführen …
Damit verschlechtern Sie abseits der Innenstädte deutscher Grosstädte für viele Millionen Menschen ihre persönliche Situation, ohne dass dem ein sofort erkennbarer Vorteil gegenüber steht. Das können Sie versuchen, aber meine Vermutung wäre, dass Sie das politisch entweder nicht durchhalten oder schlicht abgewählt werden.