Sowohl die CDU als auch die Grünen leiden an einer Serie von Kommunikationspannen, die sich mit Pech nicht mehr erklären lässt. Wir untersuchungen die strukturellen, personellen und ideellen Ursachen der Probleme, die beide Parteien gerade im politischen Wettbewerb haben.
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Ja, durchaus interessant, die Plauderstunde^; und eure Betrachtungen betreffend Union bestätigen einmal mehr das Problem der ehemaligen Volksparteien. Sich scharf konturieren ist volksparteiwidrig, wird aber zunehmend draußen im Lande erwartet und führt am Ende des Tage in Richtung Parteispaltung bei den ehemals Großen, wobei die SPD momentan durch die Kanzlerschaft diesbezüglich angenehmerweise intern sediert wird.
Leider sind aber parlamentarisch Mehrheiten erforderlich. Es bleibt nichts anderes über als „große Koalitionen“ in der Weimarer Begriffsbestimmung, also massiv heterogene Parteien basteln fragile kleinste gemeinsame Nenner. Die aktuelle „Fortschrittskoalition“ sollte ja eigentlich ein „Projekt“ für mindestens 20 Jahre sein, indes alberne Polit-Bombastik dieser Art nurmehr im Reich der Fantasie stattfindet. Minderheitsregierung wird natürlich auch ein Thema. Ob einem das gefällt, spielt eigentlich keine Rolle. Der einzige Ausweg aus dem Schlamassel wäre die Wiederinstandsetzung der altmodischen Volkspartei. Natürlich funktioniert das nicht, jedenfalls vorläufig nicht. Wie so vieles, ein Opfer des neoliberalen Tribalismus, der auf dem ersten Blick modern und fortschrittlich ausschaut.
Und der Befund, dass die FDP ihr Politgeschäft bundesregierungsmäßig instrumentell momentan richtig gut mache, Grünens dagegen grottenschlecht, hört sich ja ganz plausibel an, aaaaaber^ :
Vergleichen wir mal die Ampelaner einzeln mit der BU-Wahl. Das sieht zwar für alle drei nitt so glänzend aus, es gibt aber signifikante Unterschiede und die gehen so:
SPD minus 34,6 %
FDP minus 46,1 %
Grünens minus 2,7 % .
Doch deutliche Unterschiede, gell ? Primär zu Lasten von: ………. (hier das Zutreffende einsetzen).
Quelle: Die acht Institute, die auf wahlrecht.de veröffentlicht werden. Die jeweils neusten Daten am 29.9. und daraus je Partei der Durchschnitt. Der Vergleich oben natürlich in Prozenten und nicht in Punkten. Das Rechnen in Punkten ist irreführend.
Könnte daran liegen, dass andere Kriterien überwiegen. Nach dem Ende der Volksparteien und dem Siegeszug des Tribalismus entweicht aus der Grünen Blase relativ wenig – wegen der eher geringen Schnittmengen zu anderen Parteien. Die Einladung der Merz-CDU an FDP-Wähler dagegen ist geradezu unwiderstehlich. Dann gibt’s da konkurrenzmäßig noch AfD und neuerdings verstärkt „Freie Wähler“ und etwaige Alleinstellungsmerkmale der FDP sind wech. Bei den „Liberalen“ geht also besonders heftig die Luft raus. Indem Parteien wie Pizzadienste empfunden werden ist das Angebot einer angeblich unvergleichbar „individuellen“ Pizza entscheidend – und das bei rasch sich ändernden Geschmäckern.
Dann gibt es da noch die Wagenknecht-Pizza, an der in der Versuchsküche offenbar momentan intensiv gearbeitet wird. Das Design muss stimmen; da darf markttechnisch nichts falsch gemacht werden. Das Produkt Wagenknecht mit willfährigen Mitläufern zu erweitern, die die Arbeit machen und ansonsten folgsam sind, ist natürlich nicht so einfach.
Ich denke, die FDP hat ein ähnliches Problem wie die CDU: zwei Flügel, die inkompatibel sind. egal was sie tut, einer seite ist’s immer nicht recht. Da sind ausgerechnet die linken Parteien SPD und Grüne gerade voll komfortabel aufgestellt, das war ja jahrzehntelang eher deren Ding.
Danke für den Kommentar!
Ich denke, dass bei Regierungsparteien die Zustimmung sinkt, ist normal. Das hat auch gar nicht soviel mit guter/schlechter Regierungsperformance zu tun. Die ist von außen gar nicht so leicht feststellbar und interessiert die Leute auch nicht sonderlich
Ist aber normal, dass für SPD/Grünen-Anhänger die Politik jetzt nicht linksgrün genug ist und umgekehrt die FDP-Anhänger meinen, die Politik wäre zu links/grün und die haben halt mehr Ausweichmöglichkeiten. Und wie Stefan schreibt, haben sich Flügelkämpfe mehr auf die liberalkonservativen Parteien verschoben.
Und an 2er-Koalitionen außerhalb SPD/CDU glaub ich eigentlich nicht mehr, dafür splittet es sich zu sehr auf, da kommen ja wie erwähnt auch eher neue Parteien hinzu. Neben Wagenknecht planen Krall und/oder die Werte-Union ja auch Parteigründungen. Und ich denke übrigens, die werden alle Rohrkrepierer, aber solange sie Stimmen von der AfD abziehen, haben sie meine vollste Unterstützung.
This.
Disclaimer: I didn’t listen to the podcast (still not listening to hip hop or podcasts, even though my stance on hip hop has been softening lately).
I aslo have a strong suspicion that most of this podcast consists of the two participants assuring each other how right they are about everything, so probably not super exciting to say the least.
However, and getting to the point finally, „communication“ is always made out to be the problem when parties or political actors feel headwinds from the voters/electorate. Especially after drafting new legislation and/or initiatives, and especially from let’s say the more ideology heavy parties on the centre-left or left wing of the spectrum, like the Democrats in the US or the Liberals in Canada. Because they know they’re right, their legislation is grand, and their initiatives are ground breaking because it’s all rooted in those unshakeable and time tested and ever true concepts – but the voters just don’t seem to see it that way. So – communication or „comms“ must be to blame because it can’t possibly be the content the voters are upset about. That ususally leads to „these voters are just too dumb to get it“, like the infamous basket of deplorables of H Rodham Clinton.
I’ll go out on a limb here and state that good politics always sell on their own, maybe it’ll take some time but it’ll get there. It’s poor politics that need a constant escort/effort of „comms“ to be sold to the (sceptical) voters/electorate.
😀
Well, only one way to find out.
Yes!
That I wouldn’t sign. Good politics need to be sold just as bad politics is. If you don’t sell it, no one will ever find out if it’s good, because it won’t see the light of day.
Well, I would hope we agree that you don’t try to sell „bad politics“, you amend, change or substitute them. Good politics should, as per definition, bring good results, so that’s what should be selling those good politics. And that wouldn’t need a tsunami of „comms“ to go with it. Maybe a bit too idealistic though…
No one ever puts out „bad policy“ on purpose. Everyone always assumes their policy is good.
Mich dünkt, wir waren in Bezug auf Merz vielleicht noch zu nett und optimistisch: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/cdu-chef-friedrich-merz-er-kann-s-nicht-a-6aadb65f-5635-4ec1-b62c-3abd54cb1e2a
Dazu gibts am 2.10. das erste TV-Interview mit Merkel seit ihrem Abgang. Geht um deutsche Einheit und Retourkutschen liegen ihr ja auch nicht, aber weil das so in diesen Zahnarzt-Wirrwarr fällt, musste ich laut lachen.
Hinter Paywall leider.
Hab hier mal die entscheidende Passage rausgescreenshottet (und da sagen die Leute, Gendern wäre kompliziert^^)
https://twitter.com/ArianeSophie85/status/1708193986467287203
Davor gehts eigentlich auch nur um einen Abriss der Pleiten, Pech und Pannen, wie wir ihn im Podcast hatten.
Das war hochinteressant, und es paßt gut zum Presseclub vom letzten Sonntag:
https://www1.wdr.de/daserste/presseclub/sendungen/die-gruenen-126.html
Drei besonders relevante Punkte aus der Sendung:
Peter Müller von der Augsburger Allgemeinen sieht hinter dem anti-grünen Wahlkampf von Söder die Angst, daß die Grünen sich bei kulturkampffernen Themen immer mehr in bürgerlichen Milieus etablieren, so daß die CSU Gefahr läuft, dauerhaft nicht mehr über 35 % zu bekommen.
Jana Hensel von der ZEIT weist darauf hin, daß Koalitionen vorbereitet werden müssen. Kai Wegner hätte in Berlin gerne mit den Grünen koaliert, aber die vorherige Polarisierung im Wahlkampf hatte das unmöglich gemacht. An der Ampel sehe man, daß sie nicht vorbereitet war. Sie meint, auf der Bundesebene sei die Unlust unter den Parteien, mit den Grünen zusammenzuarbeiten, so groß, daß selbst die SPD wohl eine Deutschland-Koalition vorziehen würde, aber das alles könne sich in den zwei Jahren bis zur Bundestagswahl wieder ändern.
Ein Anrufer konstatiert, daß die FDP viel ideologischer agiere als die Grünen. Claudia Kade von WELT stimmt ihm da zu und verweist darauf, daß die FDP im Gegensatz zu den Grünen für pragmatisches Handeln in Umfragen und Landtagswahlen abgestraft wurde, weswegen sie sich nun auf die Kernklientel konzentriert (ob das funktioniert, wird man am Sonntag sehen).
Danke!