Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) The Democrats Are Now America’s Conservative Party
Die Demokratische Partei, einst progressiv, zeigt heute eine konservative Ausrichtung. Dies liegt daran, dass sie ihre größten Ziele erreicht hat und nun darum bemüht ist, diese Erfolge zu verteidigen. Zudem haben sich die demografischen Veränderungen ergeben, dass die Demokraten vor allem von den Gewinnern der aktuellen Gesellschaftsordnung unterstützt werden. Diese Gruppen haben kein Interesse an radikalen Veränderungen. Die Republikanische Partei hingegen hat sich unter Trump zu einer Partei des Radikalismus entwickelt, was die Demokraten dazu zwingt, eine konservative Position einzunehmen, um bereits erreichte Fortschritte zu verteidigen. Die Partei hat auch erkannt, dass es sicherer ist, den Status quo zu verteidigen, als neue Ideen zu verfolgen, da viele progressive Politiken unbeliebt sind. Die Demokraten sind nun hauptsächlich die Partei der Minderheiten und der wohlhabenden weißen Fachleute, die von den aktuellen Bedingungen profitieren. Diese strukturellen Faktoren werden durch die natürlichen Neigungen von Parteiführer Joe Biden verstärkt, der auf eine Politik der Nostalgie und Wiederherstellung setzt. Die Demokratische Partei befindet sich in einer Phase der Konsolidierung und Verteidigung ihrer erreichten Fortschritte. (David A. Graham, The Atlantic)
Ich bin mir nicht sicher, inwieweit ich diese Benennungsspiele mit konservativ und progressiv mitmachen möchte. es ist allerdings unzweifelhaft wahr, dass die Democrats ein wesentlich größeres Interesse an der Bewahrung des Status Quo haben, was dies für die Republicans zutrifft. Treibt man sich ein wenig auf den Seiten der radikalen Linken in den USA um, wird genau diese Kritik ja auch beständig formuliert. Nun ist natürlich Kritik seitens der radikaleren Basis an der mangelnden Linientreue der Funktionärselite weder ein linkes noch ein zeitgenössisches Phänomen, aber ihr trotzdem aufschlussreich für diese Thematik. Schon seit Obama setzen die Democrats wesentlich mehr wert auf die im Artikel genannten Nostalgie als es die Republicans tun. Guck dass es sich dabei nicht um völlig wirkungslose Rhetorik, sondern eine tatsächliche Verschiebung handelt Komma ist auch an den wechselnden Wählendenprofilen sichtbar. Nicht ohne Grund schließlich ist der größte wählenden Wandel der letzten 20 Jahre die massive Verschiebung von Suburbia von den Republicans in Richtung der Democrats und von den Weißen Nichtakademiker*innen in Richtung der Republicans.
2) Equality based on exclusion
Das Buch „Equality: The History of an Elusive Idea“ von Darrin M. McMahon ist eine ambitionierte, gelehrte und gut geschriebene Abhandlung über die ideologische Geschichte des Gleichheitsgedankens. In elf chronologischen Kapiteln zeigt McMahon, wie unterschiedliche Gesellschaften wie Jäger und Sammler, Griechen und Römer, früh- und mittelalterliche Christen des Westens, französische Revolutionäre usw. über Gleichheit nachgedacht haben. Nicht alle Kapitel sind jedoch gleichwertig. Meiner Meinung nach sind die besten Kapitel die über die amerikanische und französische Revolution sowie das abschließende Kapitel über die Bürgerrechtsbewegungen in den USA und die heutige Identitätspolitik. Das abschließende Kapitel bezieht sich jedoch nur auf die Vereinigten Staaten und könnte in Bezug auf die heutige Welt als etwas reduktionistisch angesehen werden. Die beiden großen Themen, mit denen sich die amerikanische Gesellschaft in den letzten Jahrzehnten auseinandergesetzt hat, die Rechte der schwarzen Bevölkerung oder der „people of color“ und die Identitätspolitik, überschreiten jedoch die Grenzen der USA. Das Buch zeigt, dass Gleichheit oft mit Ausschluss einhergeht. Es verdeutlicht, wie die Betonung von Gleichheit in einer Gruppe gleichzeitig zu einer stärkeren Kluft zu den Ausgeschlossenen führt. Identitätspolitik und der Kontrast zwischen nationaler und globaler Gleichheit sind zwei besonders interessante Aspekte, die heutzutage diskutiert werden. Die Bewegung für Gleichheit führte paradoxerweise nicht nur zur Fragmentierung der Gesellschaft in viele Gruppen, die oft gegensätzliche Ziele verfolgen, sondern auch zur Betonung von Unterschieden. Die Forderung nach Gleichheit, die nicht auf einer grundlegenden Gleichheit oder gar Gleichheit unter den Menschen beruht, sondern auf ihren Unterschieden, ist ungewöhnlich. Die Perspektive ändert sich auch, wenn man von nationaler zu globaler Gleichheit übergeht. In Bezug auf Chancengleichheit entstehen neue Probleme, wenn man von der nationalen auf die globale Ebene übergeht. McMahon diskutiert die Verbindung zwischen den beiden in der US-Bürgerrechtsbewegung und dem New International Economic Order, aber es hätte sich gelohnt, etwas mehr auf den Perspektivwechsel einzugehen, der durch die Globalisierung entstanden ist. (Branko Milanociv)
Die Wechselbeziehung zwischen Gleichheit und Ausschluss, die Branko Milanovic hier äußert, ist eine sehr gute Beobachtung. Tatsächlich kann man dies bereits beim Aufkommen der Nationen und des Nationalstaats im 18. und 19. Jahrhundert beobachten. Der Gleichheit des Bürgers steht immer die Ungleichheit aller Nichtbürger gegenüber, ob es sich dabei um Frauen, Juden oder natürlich um alle Ausländer handelt. Aus heutiger Perspektive bleibt jedoch die Frage, die mit dem Komma „was“ wir den globalen Süden nennen, je nach fluktuierender Region, und der üblicherweise als Entwicklungsländer bezeichneten Gruppe, wohl die am wenigsten erforschte und am wenigsten diskutierte. Sie stellt eine riesige Herausforderung dar, für die noch keine guten Lösungen gefunden wurden: von der Klimakrise über den Versuch der Demokratisierung und Liberalisierung bis hin zur Teilnahme am liberalen Welthandelssystem und einem gegenseitigen System zur Friedenssicherung. Alles, was man wohl mit Fug und Recht sagen kann, ist, dass die klassische Entwicklungspolitik aus der Zeit des Kalten Krieges und der unmittelbaren Nachkriegszeit mehr als überholt ist, während sämtliche Versuche militärischer Interventionen, wie zum Beispiel in Mali, als gescheitert angesehen werden dürften. Ein neues Konzept jenseits dieser alten und ineffektiven Methoden ist nicht zu erkennen.
Auch der chinesische Ansatz, über den wir bereits im letzten Vermischten diskutiert haben, bietet hier nur wenige alternative Perspektiven, da er sich überhaupt nicht mit den genannten Problemen auseinandersetzt, sondern allenfalls mit der Wirtschaftspolitik eines aufstrebenden Hegemons. Die anfängliche Begeisterung über die scheinbare Ehrlichkeit Chinas in seinen Zielen und die klare Kosten-Nutzen-Rechnung für die Länder des globalen Südens hat sich mittlerweile deutlich abgekühlt und einer Katerstimmung Platz gemacht, die eigentlich nicht überraschend ist: Sicherlich ist es ehrlich, wenn ein Land seine gesamte wirtschaftliche und politische Macht ausschließlich in seinem eigenen Interesse einsetzt und keinerlei Hehl daraus macht, jedoch entstehen den betroffenen Nationen dadurch keine Vorteile. Man könnte sogar argumentieren, dass es für sie schlechter ist als der zugegebenermaßen heuchlerische, normenbasierte Ansatz des Westens.
3) „Unsere Hauptgegner sind die Probleme im Land“ (Interview Ricarda Lang und Friedrich Merz)
In diesem Gespräch zwischen Friedrich Merz und Lisa Lang diskutieren sie verschiedene politische Themen. Merz, Mitglied der CDU, und Lang, Mitglied der Grünen, sprechen über die Positionen ihrer jeweiligen Parteien als Gegner in der Regierung. Merz betont, dass ihre Kritik sich auf die Politik der Regierung bezieht und nicht auf Einzelpersonen. Lang sieht es als Anerkennung an, dass ihre Partei als Hauptgegner betrachtet wird. Sie diskutieren auch über Klimapolitik und die Wirtschaft. Merz argumentiert, dass der Klimaschutz nicht andere Anliegen, wie die Aufrechterhaltung der industriellen Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands, in den Schatten stellen sollte. Lang betont die Bedeutung des Klimaschutzes für zukünftige Technologien und Arbeitsplatzsicherheit. Sie debattieren über die Wirksamkeit marktwirtschaftlicher Instrumente im Vergleich zur Regulierung bei der Erreichung von Klimazielen. Sie sprechen auch über die Kontroverse um das Heizungsgesetz und die Rolle der Regierung bei der Regulierung persönlicher Entscheidungen. Das Gespräch berührt auch den Aufstieg der AfD und die Notwendigkeit, soziale und wirtschaftliche Unsicherheit anzugehen, um weitere Radikalisierung zu verhindern. Trotz ihrer politischen Unterschiede bewahren sie einen respektvollen und kollegialen Ton während des gesamten Gesprächs. (Helene Bubrowski/Matthias Wyssuwa, FAZ)
Früher war ich voll auf diese Art von Rhetorik abgefahren: die Parteiinteressen hinter die des Landes stellen, pragmatisch nach Lösungen suchen und so weiter. Ich glaube jedoch, dass Friedrich Merz etwas verstanden hat, was Ricarda Lang völlig abgeht: dass es für politische Mobilisierung unerlässlich ist, einen Gegner zu haben. Die Grünen wiederholen den Fehler von 2021 (siehe Podcast): Sie weigern sich, Wahlkampf zu betreiben, in der Hoffnung, dass alle schon erkennen werden, dass sie es nur gut meinen, die richtigen Lösungen haben und als Einzige die wahren Probleme erkennen. Das wird nicht passieren. Stattdessen werden sie ein ums andere Mal mit heruntergelassenen Hosen erwischt und haben keinerlei Kommunikationsstrategie parat, um ihre Lösungen tatsächlich zu verkaufen und sie gegen die Angriffe der Opposition zu verteidigen. Es ist eine Sache, das Argument der Interessen der Nation über die der Partei als rhetorisches Mittel im politischen Meinungskampf zu nutzen, und etwas völlig anderes, zu viel von der eigenen Propaganda zu glauben.
4) »Bild«, Union und AfD, vereint in Prepperfantasien
Der Autor, Christian Stöcker, kritisiert in seinem Artikel die Desinformation und falschen Aussagen einiger Politiker und Medien über die Energiesituation in Deutschland. Er betont, dass Deutschland keine Energiesouveränität hat und nie hatte, da es immer auf den Import von Energieträgern wie Öl, Gas, Steinkohle und Uran angewiesen war. Die Abschaltung der Atomkraftwerke hat daran nichts geändert. Stöcker widerlegt Behauptungen, dass Deutschland nun auf Atomstrom aus dem Ausland angewiesen sei, und stellt klar, dass Deutschland seinen Strombedarf problemlos allein decken könnte, aber aus Kostengründen gelegentlich Strom importiert. Er betont auch die Bedeutung des europäischen Strommarktes und des grenzüberschreitenden Stromhandels für die Energiewende. Stöcker weist darauf hin, dass Deutschland seinen CO2-Ausstoß durch den Ausbau erneuerbarer Energien bereits reduziert hat und dass der Anteil erneuerbaren Stroms an der Stromerzeugung stetig steigt. Er fordert eine verstärkte Nutzung von Wind- und Sonnenenergie, um die Energieautonomie Deutschlands zu fördern. (Christian Stoecker, Spiegel)
Ich bin super vorsichtig, was die Überbewertung des Einflusses der fossilen Industrie-Lobby auf politische Entwicklungen und Machtverhältnisse betrifft. Es ist jedoch wie mit Schwangeren in der Fußgängerzone: Sobald man das Argument einmal gehört hat, begegnet es einem ständig. Das heißt nicht, dass ich grundsätzlich an den von Christian Stoecker aufgeführten Zweifeln zweifle, denn es ist selbstverständlich, dass die Lobby der fossilen Industrien enorme Summen in die Verhinderung von Klimawandel investiert. Die Frage ist nur, wie effektiv diese Maßnahmen tatsächlich sind und wie viel der Klimaverhinderungspolitik auf anderen, ergänzenden Motivationen beruht. Das ist keine rein akademische Frage. Wenn man sich zu sehr auf den Einfluss des Lobbyismus beschränkt und somit eine Fehlanalyse begeht (sofern dies der Fall ist), wird man zu falschen Schlussfolgerungen für die eigene politische Strategie kommen.
Es ist jedoch auffällig, wie in manchen Kreisen, insbesondere der CDU und FDP, offene Fehlinformationen und in einigen Fällen sogar Lügen vertreten werden. Diese können sogar bis zur offenen Leugnung des Klimawandels reichen, wie sie etwa in den USA vertreten werden, und obwohl sie nicht bis in die höchsten Kreise der jeweiligen Parteien vordringen, sind sie innerhalb ihrer Strukturen keine Außenseitermeinung und finden durchaus Anklang.
5) In Defense of Independent Opinion Journalism
Die Problematik liegt darin, dass der Meinungsjournalismus zunehmend politischen Aktivismus ähnelt. Sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite wird der Fokus auf das Vorantreiben der politischen Agenda gelegt, anstatt eine unabhängige und kritische Auseinandersetzung mit den Themen zu ermöglichen. Es entsteht eine Art „hack gap“, bei dem Meinungsjournalisten primär darauf abzielen, ihre politische Koalition zu unterstützen, anstatt objektive und informierte Meinungen zu liefern. Dieser Trend ist besorgniserregend, da er dazu führen kann, dass der Journalismus seinen Zweck verliert, nämlich die öffentliche Meinung zu informieren und zu bereichern. Wenn Meinungsjournalisten zu Propagandisten werden und ihre Beiträge ausschließlich darauf ausgerichtet sind, politische Ziele voranzutreiben, geht die Vielfalt der Meinungen und die Fähigkeit zur Selbstkritik verloren. Um diesen Trend umzukehren und unabhängigen Meinungsjournalismus zu fördern, müssen sowohl die Schriftsteller als auch das Publikum die Bedeutung von intellektueller Unabhängigkeit und kritischem Denken erkennen. Journalisten sollten ermutigt werden, sich um die Wahrheit zu bemühen, auch wenn dies ihrer politischen Koalition widerspricht. Das Publikum sollte unabhängigen Meinungsjournalismus schätzen und unterstützen, der auf objektiver Recherche und Analyse basiert. Es gibt keine einfache Lösung für diese Probleme, aber eine bewusste Auseinandersetzung mit den Auswirkungen des politischen Aktivismus auf den Meinungsjournalismus ist ein erster Schritt. Durch die Förderung von intellektueller Unabhängigkeit und die Wertschätzung einer breiten Meinungsvielfalt können wir hoffentlich eine Medienlandschaft schaffen, die eine informierte und kritische öffentliche Debatte ermöglicht. (Jonathan Chait, New York Magazine)
Jonathan Chaits Essay ist in seiner Gänze durchaus lesenswert. Ich stimme ihm vollkommen darin zu, dass die Progressiven in den USA mittlerweile aus ihren Fehlern gelernt haben und es geschafft haben, der rechten Dominanz im Nachrichtenwesen eine eigene Bubble entgegenzusetzen. Inwieweit das eine positive Entwicklung ist, sei einmal dahingestellt. Sie war allerdings angesichts der Asymmetrie komplett alternativlos.
Chait hat sicher auch Recht damit, dass dies unabhängigen Meinungsäußerungen ein gewisses Problem stellt, wie auch immer man „unabhängig“ nun genau definieren möchte. Er versinkt stellenweise arg in Eigenlob und ignoriert dabei, dass seine eigene Position zwar unabhängig von Parteistrukturen ist, jedoch dadurch keinen qualitativen Vorteil per se mit sich bringt. Ein Aktivist kann ja schließlich grundsätzlich auch Recht haben. Es ist ein schwerwiegender Denkfehler zu glauben, dass die Wahrheit immer in der Mitte zu finden sei, was das Scheitern der moderaten Medien und den Aufstieg einer eher progressiven Medienlandschaft massiv bekräftigt hat.
Ich habe schon immer dafür argumentiert, den ohnehin nie einhaltbaren Neutralitäts- und Objektivitätsanspruch nicht für bare Münze zu nehmen und deutlich zu machen, aus welcher ideologischen Richtung man jeweils argumentiert. Ich setze mich jederzeit lieber mit einem Artikel aus der FAZ oder der Welt auseinander, bei dem letztlich klar ist, wes geistig kind die Autor*innen sind, als irgendwelche weichgespülten, scheinbar unabhängigen, aber zweifellos in einer bestimmten Richtung verhafteten Meinungsstücke zu lesen.
Resterampe
a) Spannende Reportage über die NATO-Logistik.
b) Ein schweizerisch-estischer Blick auf die Ukraine.
c) Noch was zum Thema „Linke verstehen zu wenig von Wirtschaft„.
d) Die Hitzetoten nehmen immer mehr zu.
e) Autoland Deutschland. Oder hier.
f) Zur AfD-Thematik, was ein Unfug.
g) Prioritäten der Ampel weiter stabil: Der Digitalpakt soll auslaufen. Weil Schulen sind ja quasi vollständig digitalisiert, kaum ein wichtiges Thema.
h) Polizei in den USA so kaputt.
i) Letzthin hab ich im Vermischten diese Hamburger Story um angeblichen Betrug mit ChatGPT verhandelt und gesagt, dass das kompletter Humbug ist, weil sich nichts beweisen lässt. Jetzt ist eine Entscheidung vom KuMi da: Man kann nichts beweisen. No shit.
j) Please God, no more about the Luddites.
k) COVID really did a number on America’s kids. Bin mal gespannt auf deutsche Zahlen, wenn wir sie je kriegen.
l) Unanimous consent is a cancer in the Senate. In der EU ja auch.
m) Gute Erklärung für das Ehegattensplitting.
n) Mit welcher fiebrigen Erregung manche konservative Kreise den Klimaterrorismus herbeiwünschen ist echt bemerkenswert.
o) Sprechverbote sind und bleiben falsch.
p) Waffenungleichheit im Verfassungsprozess, falls sich jemand für die Details der Aufschiebungsklage bei der Heizungsabstimmung interessiert. Und das hier quasi als Nachtrag zu unserem Podcast.
q) Man muss sich nochmal klarmachen, was es für eine Region bedeutet, wenn die AfD dort stark ist. Das sind die Leute, die viele auch hier im Blog normalisieren wollen.
(3 – Merz & Lang)
Früher war ich voll auf diese Art von Rhetorik abgefahren: die Parteiinteressen hinter die des Landes stellen, pragmatisch nach Lösungen suchen und so weiter.
Ich fand genau diesen Gedanken schon immer albern und sehr politikbubblig. Politik besteht ja gerade darin, dass man die „Interessen des Landes“, seine Probleme und mögliche Lösungen völlig unterschiedlich interpretiert. Wenn ein Politiker so redet, kommt er bei mir gleich auf die Clown-Liste.
Ja, ich glaube ihr habt mittlerweile öfter gelesen, dass ich diese position inzwischen teile 😀
„Politik besteht ja gerade darin, dass man die „Interessen des Landes“, seine Probleme und mögliche Lösungen völlig unterschiedlich interpretiert.“
Das ist fast genau so blauäugig. Über weite Strecken geht es einfach um Gruppen-Interessen und um die Macht, diese durchzusetzen.
Genau das ist Politik. Die Grünen verstehen unter den „Interessen des Landes“ etwas völlig anderes als die AfD. Und was ihre jeweiligen Wähler wirklich wollen, ist noch eine andere Frage.
(4 – Stöcker)
Stöcker widerlegt Behauptungen, dass Deutschland nun auf Atomstrom aus dem Ausland angewiesen sei, und stellt klar, dass Deutschland seinen Strombedarf problemlos allein decken könnte, aber aus Kostengründen gelegentlich Strom importiert.
Hat er das wirklich so geschrieben? 🙂 Mich erstaunt immer wieder, wie realitätsfern Journalisten manchmal sind. Es fällt mir etwas schwer, etwas völlig Triviales zu schreiben, aber es ist offenbar doch nötig: Wenn ich „aus Kostengründen“ günstigen Strom importiere, bin ich eben auf Strom aus dem Ausland angewiesen, und zwar aus Kostengründen. Vielleicht ist Stöcker ja ganz besonders schlau und kennt alle Kalkulationen deutscher Unternehmen und Haushalt, aber die Wahrscheinlichkeit dafür dürfte nahe 0 liegen.
Es sind ideologische Betrachtungen wie die von Stöcker, die mich am Erfolg der Energiewende zweifeln lassen. Wir müssen die Energiewende technisch und wirtschaftlich betrachten, wenn sie ein Erfolg werden soll.
Es ist nicht nur Stöcker:
Kann Deutschland sich noch selbst mit Strom versorgen?
Ja. Die Rechnung ist einfach: Die benötigte Leistung, die Deutschland braucht, um sicher über die Runden zu kommen, liegt je nach Tages- und Nachtzeit zwischen 40 und 65 Gigawatt. Alleine die sogenannte „gesicherte Kraftwerksleistung“, also die Summe der Stromerzeugung ohne die fluktuierenden erneuerbaren Quellen, liegt bei 90 Gigawatt. Solar- und Windstrom kommen dann noch obendrauf.
https://www.focus.de/klima/analyse/die-verblueffende-deutsche-strombilanz-nach-dem-atomausstieg_id_198178661.html?utm_source=pocket-newtab-global-de-DE
@ CitizenK
Darum ging es hier gar nicht. Sondern um die Frage, ob Deutschland auf Stromimporte „angewiesen“ ist.
Für Stöcker spielen Preise überhaupt keine Rolle, darum findet er, dass man auf ein Produkt nicht angewiesen ist, wenn man „nur“ aus Preisgründen darauf angewiesen ist. Eine wunderbar bequeme Wohlstandposition, weit weg von wirtschaftlichen und sozialen Abhängigkeiten.
du kannst natürlich begriffe völlig unterschiedlich von ihrer bedeutung definieren, aber das ist sinnlos. angewiesen ist nicht dasselbe wie effizient oder komfortabel.
Laut destatis ist die Energieerzeugung in Deutschland durch das Abschalten der Kernkraftwerke und die geringere Leistung der Gaskraftwerke gefallen. Insgesamt wurden 2022 509 Milliarden Kilowattstunden Strom eingespeist. Der Rückgang war nur deswegen nicht so erheblich, weil die Stromerzeugung aus Kohle um über 8% hochgefahren wurde. Der Trend geht auch in 2023 weiter – weniger Stromerzeugung, mehr Kohle. Ich hatte das mit der Energiewende irgendwie anders verstanden: Weniger fossile Brennstoffe, aber eine deutliche Erhöhung der Strommenge, da wesentlich mehr Bereiche mit Strom statt fossilen Energieträgern betrieben werden sollen.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/03/PD23_090_43312.html#:~:text=Wie%20das%20Statistische%20Bundesamt%20(Destatis,um%208%2C4%20%25%20zu.
Zwischenfazit nach 25 Jahren Energiewende: wir sind auf dem falschen Pfad.
Studien zum Strommarkt gehen davon aus, dass nicht nur Deutschland, sondern der Großteil der EU Stromimporteur wird. In allen Märkten stellen wir zu geringe Zukunftskapazitäten für die politischen Vorhaben fest. Aber wie sagen Linke schon immer bei den Handelsbilanzen: Es können nicht alle Importeure sein, irgendjemand muss auch exportieren. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Kann Deutschland sich noch selbst mit Strom versorgen?
Oh absolut. Die auf heutige Anforderungen angepasste Frage „Kann Deutschland sich noch selbst CO2-arm mit Strom versorgen?“ allerdings hat ein klares Nein zur Antwort.
Hinzu kommt – die theoretische Stromerzeugungskapazität ist nur ein Teil der Antwort. Kraftwerke brauchen zum Betrieb geschultes Personal. Das aber wird immer knapper, die wenigsten Menschen haben Lust, ein faktisch stillstehendes Kraftwerk zu „betreuen“, das nur ein paar Mal im Jahr angeworfen wird, um das Netz zu stabilisieren. Und das ist für viele Kohlekraftwerke bspw. der deutschen STEAG inzwischen der Regelfall.
Auf gut deutsch – die theoretische deutsche Stromerzeugungskapazität lässt sich praktisch gar nicht nutzen.
Gruss,
Thorsten Haupts
wenn ich aus kostengründen meine schuhe statt bei zalando bei deichmann kaufe, bin ich deswegen nicht auf deichmann angewiesen. ich könnte auch bei zalando kaufen, ist nur teurer. schuhe kriege ich trotzdem.
Du meinst wie Stöcker, dass alle Stromverbraucher spielend leicht auch höhere Preise zahlen könnten und würden, weil sie ja nicht auf Importe „angewiesen“ sind.
Aber damit ignorierst (oder leugnest) Du eben auch das Hauptproblem der deutschen Energiewende: dass sie nämlich extrem ineffizient ist. Für Dich und Stöcker ist das alles kein Problem. Hohe Energiepreise sind für viele Menschen und Unternehmer aber eben doch ein Problem und sogar ein wachsendes.
Unternehmen sind auf gute Standortbedingungen angewiesen. Energiepreise werden als Standortfaktor immer wichtiger. Das kann man alles prima ignorieren. Aber nicht mehr lange.
nein, das leugne ich überhaupt nicht. es gibt aber schlicht einen unterschied zwischen „wir sind nicht autark“ und „wir könnten autark sein, aber es ist nicht effizient, deswegen kaufen wir was dazu“. das argument der atomkraftbefürworter*innen war aber die energiesicherheit, und stöcker hat recht zu sagen dass das schlicht nicht stimmt. ich finde auch das argument mit dem „verbraucher*innen können nicht spielend leicht höhere preise zahlen“ sehr instruktiv: was glaubt ihr denn, was mit eurer geliebten CO2-Steuer passieren wird…?
Geliebte CO2-Steuer? Sie ist klar das zweitbeste Instrument nach Cap & Trade, aber mit erheblichem Abstand. Danach kommt sehr lange Zeit nichts. 🙂
sag ich ja^^
(o – „Sprechverbote“)
Sprechverbote sind und bleiben falsch.
Was Du „Sprechverbote“ nennst, sind Punktabzüge für ideologisch begründete Rechtschreibverstöße. Newspeak at its best.
o) Die einen wollen ver-, die anderen gebieten
https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschlechtergerechte-sprache-gibt-es-eine-genderpflicht-an-100.html
Beide sagen, dass sie selbst vernünftig und die anderen ideologiegetrieben sind. Um „Toleranz“ geht es keinem sondern nur um Deutungshoheit.
Ich bin weder ein Fan von Schulnoten noch von (halb-)amtlich verordneter Rechtschreibung. Aber beides gibt es nun mal in Deutschland. So wie 2+2 = 4, ist auch richtige Rechtschreibung richtige Rechtschreibung.
Niemand „verbietet“ 5 als Ergebnis der Addition von 2 und 2. Es ist schlicht falsch und niemand „toleriert“ 5 als Antwort. Ebenso „verbietet“ niemand ein Wort wie „Lehrer:innen“. Es ist schlicht falsche Rechtschreibung.
Das hat weder etwas mit Ideologie noch mit Toleranz zu tun.
Erinnern Sie sich an die Rechtschreibreform ? Da haben lange auch alle geschrieben wie sie wollten – keine Übertreibung, viele Verlage haben eigene „Hausorthographien“ eingeführt. In der Schule wurden beide Schreibweisen als gültig akzeptiert.
Finde ich als Vorbild gar nicht übel!
Der Reformprozess war damals bei weitem nicht ideal, aber im Gegensatz zur Genderdebatte immerhin ein halbwegs geordnetes Projekt der deutschsprachigen Länder. Vieles ist damals leider nicht angegangen worden, von daher gäbe es durchaus weiterhin Reformbedarf. Das Ziel könnte (aus meiner Sicht: sollte) eine weitere Vereinfachung sein. Diesmal sollte aber die Sprachgemeinschaft viel besser integriert werden.
das ist doch auch so eine deutsche Eigenart. in keinem anderen land wird das gesetzlich geregelt.
Wurde und wird es auch in Deutschland nicht.
naja hier lief das doch über die kmk oder?
was ihr sprechverbote nennt sind punktabzüge für formale kriterien. newspeak at its best.
Du hast das „Sprechverbot“ genannt. 🙂
ja, als ironische spiegelung.
Ich kann Tim zu o) nur zustimmen. Was ein Unsinn.
Würde am liebsten in die Kabel beißen, wenn wieder irgendein unredlicher oder unreflektierter Hanswurst behauptet, die Gegner des Genderns sollten doch aufhören, zu marodieren. Es gebe doch wichtigeres.
Nur weil da jetzt etwas von einer kleinen Elite unter Missachtung jedes Mehrheitsprinzips in Presse, Politik und Bildung durchgedrückt wurde, muss man das doch jetzt nicht akzeptieren.
Die Befürworter sind die Marodeure und verschwenden unsere Zeit und Aufmerksamkeit seit Jahren mit irrelevanter Symbolpolitik und magical thinking – nicht die Gegner!
„Die Befürworter sind die Marodeure und verschwenden unsere Zeit und Aufmerksamkeit seit Jahren mit irrelevanter Symbolpolitik und magical thinking – nicht die Gegner!“
Das ist leicht zu widerlegen:
https://nicolediekmann.com/zum-gendern/
soso
3) „Unsere Hauptgegner sind die Probleme im Land“ (Interview Ricarda Lang und Friedrich Merz)
Selten eine solche Übereinstimmung. Keine weitere Kommentierung notwendig.
4)
»Bild«, Union und AfD, vereint in Prepperfantasien
Keine nicht mehr so neue Kommunikationsstrategie: Man unterstellt dem politischen Gegner, er würde wissenschaftliche Tatsachen leugnen.
Fakt ist, dass die Bundesregierung mit dem Abschalten der Atomreaktoren eine Angebotsverknappung von CO2-freiem Strom betrieben hat. Von den Atomkraftgegnern darauf zu verweisen, dass könne ja durch billige Stromimporte aus Frankreich ausgeglichen werden und sei nur normal, ist der Gipfel der Heuchelei. Das wird dann nur getoppt von dem Wissen, dass Deutschland auch noch Kohlestrom aus Tschechien und Polen gegen subventionierten Strom aus Windkraft eintauscht.
Jeder kann monatlich die Marktstatistiken mit den Vergleichswerten des Vorjahres nachlesen. Da braucht es keinen Stöcker, der ein Leugner von allem ist, was nicht in seine Ideologie passt.
denn es ist selbstverständlich, dass die Lobby der fossilen Industrien enorme Summen in die Verhinderung von Klimawandel investiert.
Dieses Munkeln ist nur noch nervig. „Enorme „Summen“, „die fossile Industrie, soso. Und der Klimawandel lässt sich, jedenfalls nach Ansicht von Stöcker, nicht verhindern. 😉 Nicht mit noch so viel Milliarden.
3) lasst die korken knallen!
c) Noch was zum Thema „Linke verstehen zu wenig von Wirtschaft„.
Jau. Beweis erbracht. 😉 Das Problem gerade auf linker Seite ist, viele bilden sich ein, etwas von Wirtschaft zu verstehen, wenn sie 2, 3 abgestandene Theorien von 1970 und früher herunterbeten können. Mehr denn je findet das Verstehen in den Details statt.
Kluge Menschen wissen, dass man nicht manuell in ein funktionierendes System eingreifen kann ohne dass dies zu externen Effekten führt. Linke wissen das nicht. Zu glauben, man könne zweistellige Billionenbeträge in den Geldkreislauf pumpen ohne dass dies Folgen hätte – übrigens auch negativer Art – ist geradezu abenteuerlich und eine Märchenerzählung in der Struktur früherer Gute-Nacht-Geschichten für Kleinkinder.
Es gibt 2 Gründe für die steigenden Preise. Erstens, die Coronapandemie: Sie hat die Wirtschaft weltweit verlangsamt und zu Lockdowns in asiatischen Häfen geführt, wodurch wichtige Waren nicht verschickt werden konnten. Dadurch stiegen die Preise Ende 2021 erstmals an. Zweitens: Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine ab Februar 2022 führte nicht nur zu vielen Toten auf dem Schlachtfeld, sondern auch zu einem Energiepreisschock.
Finde die vielen Fehler! Die Preise stiegen wegen der Pandemie Ende 2021 an. Tja, da lief die Pandemie bereits fast zwei Jahre und hatte ihre schlimmste Phase längst überwunden. Wenn Waren nicht verschickt werden können, können sie mit Verzögerung an Kunden versendet werden. Dadurch entsteht ein Überangebot. Das hätten wir längst sehen müssen.
Ja, die Energiepreise haben durch den Krieg enorm angezogen, vor allem in Deutschland. Erstaunlicherweise jedoch auch in den USA, das so gar kein russisches Gas importiert, genauso wenig wie Spanien. Und auf der anderen Seite ist Gas global günstiger durch den Boykott der EU geworden. Denn, oh Wunder, das russische Gas ist ja nicht vom Markt, es wird nur anderswo gekauft, z.B. von Indien.
d) Die Hitzetoten nehmen immer mehr zu.
… und die Kältetote ab. Bitte mal eine neue Information.
m) Gute Erklärung für das Ehegattensplitting.
Sehr witzig: weit über 40 Millionen Deutsche sind verheiratet und nutzen meist das Ehegattensplitting, haben aber keine Ahnung, wie es funktioniert. Is‘ klar.
p) Waffenungleichheit im Verfassungsprozess, falls sich jemand für die Details der Aufschiebungsklage bei der Heizungsabstimmung interessiert.
Hm, da hätte man sich vom Verfassungsblog doch mal einen Artikel zur Befangenheit der Richter bei ihren Corona-Urteilen gewünscht. Es ging übrigens um einen Eilantrag, nicht um den Sachverhalt an sich.
q) Man muss sich nochmal klarmachen, was es für eine Region bedeutet, wenn die AfD dort stark ist. Das sind die Leute, die viele auch hier im Blog normalisieren wollen.
Hier im Blog gibt es Kommentatoren, die die AfD „normalisieren“ wollen?? Wer soll das sein? Es gibt allerdings einige, die die Anomalie einer Demokratie – Bündnisse von ganz links nach rechts – normalisieren wollen.
Übrigens gibt es auch Orte, wo ich nicht sein will: In staatlich geförderten „männerfeindlichen Zonen“, im Görlitzer Park, am Kotti.
d) lol, als ob das positiv wäre!
m) das ist tatsächlich sehr wahrscheinlich. mach mal ne umfrage.
p) befangenheit?
d) Ich finde es positiv, wenn weniger Menschen sterben. Is‘ so. Siehst Du das anders?
m) Auf der Steuererklärung kreuzt jedes Ehepaar, dass die gemeinsame Veranlagung nutzen will, an, dass es gemeinsam veranlagt werden will. Wer das nicht versteht, wird auch Deine Erläuterungen nicht verstehen.
Die Streichung des Splittingvorteils würde dem Staat 23 Milliarden Euro zusätzliche Einnahmen erbringen. Darum geht es allein. Und die Menschen verstehen, wenn man ihnen sagt, sie müssten jetzt mehr Steuern zahlen.
p) Befangenheit.
m) da liegst du schlicht komplett falsch
Ein paar mehr Worte wären sinnvoll.
tippen und so…
m) Es geht sogar noch eine Stufe niederschwelliger: Bereits die Lohnsteuerklasse III/V hat eine Belastungsreduzierung zur Folge, da muss noch nicht mal eine Erklärung abgegeben werden.
c) Die Energiepreise steigen auch deshalb so stark in Deutschland, weil seit 2021 die CO2 Steuer wirksam ist. Dies ist die Konsequenz des von dir oft propagierten Zertifikatenhandel.
So Leute wie Maurice Höffgen, Isabella Weber (Gier Inflation) oder Adam Tooze bringen interessante Punkte in den Diskurs. Les dazu auch gerne die kompetenten Einwände all dieser jungen Leute durch Rudi Bachmann. Diese neuen Kritiker am ökonomischen status quo argumentieren offener als vieles, was ich in den letzten 20 Jahren gesehen habe.
Fun-fact: Ein deutscher Autokonzern machte 2021 übrigens Rekordgewinne, einfach weil die wegen dem Mangel Listenpreise durchsetzen konnten.
c) Ja, das ist eine lustige Sache. Eigentlich war sich die Politik einig, dass die Einnahmen aus dem Zertifikatehandel an die Bürger zurückgegeben werden. Leider, leider will das einfach nicht klappen. Kann man nix machen.
Ein weiteres Beispiel aus der Kategorie: Gebe dem Staat Geld und Du siehst es nie wieder. Der Staat bricht dafür jedes Versprechen – frag‘ mal die Soli-Geschädigten. Im Zweifel würde er seine Großmutter verraten, wenn er denn eine hätte.
Ich habe Adam Tooze bei Markus Lanz gesehen. Bella figura sieht anders aus. Er behauptete, wir hätten keine Zeit für Nachbesserungen am Heizungsgesetz. Dann machte ihn der FDP-Fraktionsvorsitzende darauf aufmerksam, dass das Gesetz erst zum 01.01.2024 mit Wirkung zu 2026 in Kraft treten solle. Danach sagte er dazu nix mehr. So äußern sich Aktivisten, nicht nüchterne Wissenschaftler. Und Dein Buchverweis steht dem doch nicht nach (Gier Inflation).
Muss ich mir so etwas antun? Nein.
@ Lemmy Caution
Die Energiepreise steigen auch deshalb so stark in Deutschland, weil seit 2021 die CO2 Steuer wirksam ist. Dies ist die Konsequenz des von dir oft propagierten Zertifikatenhandel.
Noch mal ganz langsam für mich: Eine CO2-Steuer ist die Folge des Zertifikatehandels? Oder hohe Preise durch eine CO2-Steuer sind die Folge des Zertifikatehandels? Ich kapiere die Aussage nicht.
CO2-Steuer und Zertifikatehandel sind zwei völlig unterschiedliche Konzepte.
Sicher nicht glücklich ausgedrückt. Aber die Verpflichtung CO2 Emissionen mit dem Kauf dieser Zertifikate zu bezahlen, hat für mich das Wesen einer Steuer. Wo ist der Unterschied?
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/emissionshandel-rekordeinnahmen-klimafonds-101.html
Das Wesen einer Steuer ist, dass ihre Höhe im Normalfall anteilig (oder manchmal auch absolut) fest definiert ist. Bei Cap & Trade ist hingegen die maximal emittierbare CO2-Menge fest definiert und die Zertifikatskosten ergeben sich aus Markteffekten.
Man könnte sagen: Bei Cap & Trade kann man die Emissionsreduzierung verlässlich steuern, bei einer CO2-Steuern hingegen die staatlichen Einnahmen. Vielleicht ein Grund, warum die Politik an Cap & Trade nicht sooo interessiert ist.
Da die Energie-Konzerne die Zertifikate kaufen *müssen*, werden CO2 Emmissionen mit staatlich festgelegten zusätzlichen Kosten belastet. Das wirkt wie eine Steuer.
„If it looks like a duck, swims like a duck, and quacks like a duck, then it probably is a ???“
siehe auch hier:
https://www.finanztip.de/co2-steuer
quote
Der CO2-Preis wird umgangssprachlich auch als CO2-Steuer bezeichnet. Tatsächlich werden dabei CO2-Zertifikate für den Handel mit fossilen Brennstoffen verkauft.
/quote
Nein, die Kosten werden bei Cap & Trade eben nicht staatlich „festgelegt“. Die EU ist auch kein Staat.
Wiki hat einen ganz guten Einführungsartikel:
https://en.wikipedia.org/wiki/European_Union_Emissions_Trading_System
Das System wirkt auf mich als eine Mischung aus Zwangsabgabe und Verbot.
Sukzessive werden CO2 Emissionen verboten. Während es noch erlaubte Volumina gibt, muss man dafür eine Zwangsabgabe entrichten, deren Preis am Markt bestimmt wird.
Ich finde diese Deutung gar nicht schlecht! Vielleicht hätte man Cap & Trade tatsächlich von Anfang an als schrittweises Verbot darstellen müssen. Die Deutschen lieben Verbote, möglicherweise hätte diese Darstellung zu einer wesentlich höheren Akzeptanz geführt.
Aber nun ist es zu spät. Wir versemmeln die Energiewende und merken ja schon jetzt, dass wir an ökonomische Grenzen stoßen.
„Die Deutschen lieben Verbote“, lol, klar 😀
Das ist tatsächlich laut Umfragen so. In der Pandemie war die Zustimmung zu Verboten wesentlich größer als zur Eigenverantwortung. Beim Klimaschutz befürworten wesentlich mehr Befragte Verbote als marktwirtschaftliche Instrumente wie Steuern (von C&T reden wir erst gar nicht).
Das ist wie Kürzungen beim Sozialstaat. In der Theorie befürworten das alle, aber sobald es einen selbst betrifft ist man hart dagegen.
Den Vergleich finde ich ziemlich unpassend. Bei Corona machten die Deutschen direkte Erfahrungen. Und Du erinnerst Dich sicher noch an die hohen Zustimmungswerte zu einer grundrechtseinschränkenden Politik. Das waren Spitzenwerte im internationalen Vergleich.
Klimaschutzpolitische Maßnahmen sind noch sehr abstrakt. Die Ablehnung des Heizungsgesetzes gründete weniger auf einer Abneigung gegen Vorschriften und Verbote als der Unmittelbarkeit.
Eine staatlich festgelegte Steuer zahlt der Bürger und braucht sonst nichts zu tun. Die Steuer ändert nichts an der Umweltverschmutzung / Emissionen, so lange sich die Bürger die Steuer leisten können und wollen.
Die Zertifikate sind mengenmäßig gedeckelt. Irgendwann nützt dem Zahlungswilligen auch beim besten Willen nicht mehr seine Finanzkraft, wenn es nicht genug Zertifikate gibt.
Damit erzwingt Cap & Trade ein Umdenken. Bei der Steuer liegt es nahe, dass Klima“schützer“ den Erfolg an der Höhe der Abgabe festmachen. Beim Zertifikat ist der Preis egal, sie sind gezwungen, nach Alternativen zu suchen, was auf der Zeitachse Zertifikate billiger und nicht teurer macht. Ich hatte dies am amerikanischen System für SO2 aufgezeigt.
die industrie hat daran ja auch kein interesse, muss man fairerweise sagen. und eine politik ohne constituents hat ein problem.
Allen Lippenbekenntnissen zum Trotz hat keine wirksame Klimapolitik eine Lobby. Ich denke, diese Erkenntnis setzt sich seit einigen Monaten durch.
Yup, mit einer Einschränkung: Deutschland (alleine) KANN gar keine wirksame (!) Klimapolitik machen.
Wer behauptet das denn auch? KEIN Land kann das alleine. alle können nur beitragen.
Wieso vertrittst Du dann eine Politik des „Deutschland soll vorangehen, ungeachtet was andere machen“?
Nur ist a) halt die Beitragsgrösse sehr weniger Länder wirklich relevant und b) für alle anderen dann die Forderung selbstmörderisch, ungeachtet aller anderen vorzupreschen und so dem eigenen Land zu schaden, ohne dem Klima damit helfen zu können.
Überspitzt ausgedrückt – das Land, dass die Forderungen der Klimaschützer als erstes und möglicherweise einziges erfüllt, ist danach um einiges ärmer. Und sonst ändert sich exakt nichts. Unter Staaten existiert keine „Vorbildfunktion“ (nach meiner Beobachtung gibt es sie auch unter Menschen über den unmittelbaren Nahbereich hinaus nur als Gerücht ihrer Existenz).
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich halte es für Wahnsinn, Klimaschutz als einen luxus zu sehen, den man sich erlaubt.
??? Wo ist beim Luxuargument der Bezug?
Nur ist a) halt die Beitragsgrösse sehr weniger Länder wirklich relevant und b) für alle anderen dann die Forderung selbstmörderisch, ungeachtet aller anderen vorzupreschen und so dem eigenen Land zu schaden, ohne dem Klima damit helfen zu können.
Also zumindest in dieser Pauschalität halte ich diese These für fragwürdig. Der erste zu sein, der auf eine neue Technologie umsteigt, auch wenn es sehr teuer ist, kann sich absolut lohnen. Nämlich dann, wenn der Umstieg ohnehin unausweichlich ist und wenn der frühe Umstieg zu Innovativen führt, die den Pionier zum Marktführer machen. China hat z.B. massiv in die Elektrowende investiert, während Deutschland eisern am Verbrenner festgehalten hat. Âhnliches gilt für Solarpanels. Jetzt hat China die Nase vorn und beliefert die Welt. Und Deutschland guckt in die Röhre. Der letzte zu sein, der einen unausweichlichen Umstieg am Ende durchführt, lohnt sich eigentlich nie …
genau mein punkt. ich halte es für wirtschaftlichen irrsinn, an dem alten kram festzuhalten und alle entwicklungen zu verschlafen.
Der erste zu sein, der auf eine neue Technologie umsteigt, auch wenn es sehr teuer ist, kann sich absolut lohnen.
Oh, absolut. Nur sehe ich genau die „neue Technologie“ nicht, bei der Deutschland die Technologieführerschaft übernehmen könnte.
Die deutsche Industrie kann historisch betrachtet übrigens grosso modo weder Technologieführerschaft noch Massenproduktion, sie war dagegen immer ausserordentlich gut im adaptieren und graduell verbessern bzw. an Kundenwünsche anpassen.
Last but not least – selbst wenn sich etwas isoliert betrachtet lohnt, kann es volkswirtschaftlich wegen der Verluste anderswo trotzdem ein Verlustgeschäft für die Nation sein. Deutschlands verkorkste Energiewende ist IMHO seit 2011 genau das.
Gruss,
Thorsten Haupts
Warum fallen solchen Kommentatoren nie die Hochtechnologien ein, die Deutschland hatte, aber aus dem Land getrieben hat mit seiner linken Ideologie? Gentechnik, Kernkraft, Biotechnologie, CCS und und und. Stattdessen werden Windkraftanlagen und Batteriegetriebene Autos als die Zukunftstechnologie angepriesen, die sonst keiner kann.
Vielleicht sollte Wirtschaftswissenschaften doch Pflichtfach an der Oberstufe werden. Dann hätten auch Hobbyzukunftsforscher ohne unternehmerische Neigung etwas Ahnung von Cash Cows, Stars, Poor Dogs und Question Marks.
https://de.wikipedia.org/wiki/BCG-Matrix
Kernkraft ist eine Technologie aus den 50er Jahren. Hochtechnologie, my ass. Subventionsloch, Problemproduzent und Monopolistentechnologie. Zustimmung zu Gentechnik, aber: die Gegnerschaft war nicht links, sondern grün. Wäre mir neu, dass LINKE oder SPD da ein riesenproblem hatten. Gleiches gilt für CCS.
Wirtschaft IST Pflichtfach an den schulen, zumindest hier in BaWü.
@StefanP: Der Teil mit der Vertreibung stimmt genau, der Preis dafür beginnt sich jetzt abzuzeichnen.
Zustimmung zu Gentechnik, aber: die Gegnerschaft war nicht links, sondern grün.
Also in den späten 80er, frühen 90er Jahren standen die Grünen bei 4-8%. Das erscheint mir nicht plausibel, dass diese kleine Minderheit die Gentechnik vertrieben haben soll. Stattdessen zog sich die Ablehnung in Deutschland breit durch alle gesellschaftlichen Schichten bis tief ins konservative Milieu hinein (also so ziemlich alle, außer der traditionell technologiebegeisterten FDP). Angetrieben war die Stimmung damals durch Panikmache und völlig absurde Schreckensszenarien in den Medien. Als Teil eines Oberstufenprojekts habe ich 1993 Umfragen auf der Straße durchgeführt zum Thema Gentechnik. Ablehnung war fast 100%. Auf Rückfrage konnte fast niemand begründen warum. Die meisten beriefen sich auf ihr Bauchgefühl. Das am meisten wiederholte Argument gegen die Gentechnik war die Sorge, jemand könne sich eine “Armee von Hitlers” klonen …
zustimmung, mir ging es eher um die parlamentarische gegnerschaft, im sinne, dass es eine kernforderung einer partei war (und leider ist).
und leider ist
Dass es bei den Grünen mehr esoterische Spinner gibt als in anderen Parteien – geschenkt. Dass die auch heute noch die Stimmung in der Partei dominieren, ist aber nicht ersichtlich. In der Corona-Pandemie hat z.B. kaum eine Partei so sehr für die Impfung geworben wie die Grünen – trotz gentechnisch hergestellter mRNA (bzw. viralen Vakzinen).
@Stefan
Fakt ist, dass Kernkraft nur von sehr wenigen Unternehmen wie Ländern beherrscht wird. Wie sagtest Du? Wissensvorsprung schafft Wohlstand oder so.
Den Punkt hast Du umschifft: Deutschland hat viele Innovationen hervorgebracht, hatte Wissen und Know-how. Doch die letzte Technologie, die die Deutschen vorbehaltlos akzeptiert haben, war die Dampfloktechnik. Und Du machst zum Vorwurf, dass der deutsche Staat nicht ausgiebig den Ausbau von Windkraftanlagen (mittlerer Technologiestandard) und Solarpanels fördert, die gerade noch ein Land wie China billig genug anbietet, um sie heimisch produzieren zu können.
Windparks sind, so der aktuelle Fall Vattenfall (Stopp des Offshore-Projekts vor UK), für westliche Industrieländer meist nicht mehr wirtschaftlich. Das müssten auch Laien wie Du langsam merken. Der Höhepunkt des Ausbaus in Deutschland ist vorbei. Für 0,5 Billionen Euro haben wir ziemlich wenig Windkraft und Solar bekommen. Wer unternehmerisch denkt, erkennt, wir sind einen ziemlichen Irrweg gegangen. Die hohen Strompreise, die wir uns für diese Planwirtschaft eingehandelt haben, drohen wesentliche Industriebestände zu vernichten.
Aber wir können ja weiter vom Innovationspark Windkraft Deutschland träumen. You wish!
ich halte das für komplett falsch. kernkraft war noch nie ohne massive staatliche subventionen wirtschaftlich, während windkraft viel besser abschneidet. ich fürchte, da verstellt dir die ideologie den blick. das ist übrigens unabhängig von der frage wie clever der ausstieg im hinblick auf die übergangsfrist war.
Fragst Du Dich eigentlich nie, warum so viele Länder auf die Kernenergieerzeugung setzen und gesetzt haben? Wenn etwas unsinnig ist, dann lassen Menschen, Staaten und Unternehmen irgendwann davon die Finger. Gut, es ist Deine ideologische Einstellung, dass das nicht gilt.
Laut dem Wissenschaftlichen Dienst des Deutschen Bundestages ist Atom die günstigste Produktionsform. Sehr teuer wird nach der wissenschaftlichen Berechnung Atom nur durch externe Kosten. Ein wesentlicher Teil davon ist wahrscheinlichkeitstheoretischer Natur wie Folgekosten einer Havarie. Andere, wie die Kosten für Polizei, können durch Akzeptanz gedrückt werden. Die Hard Facts aber sind nicht so ungünstig für Atom wie es sich in Deinem Kopf festgesetzt hat.
https://www.bundestag.de/resource/blob/887090/1867659c1d4edcc0e32cb093ab073767/WD-5-005-22-pdf-data.pdf
Und ich hatte mir mal eine Studie von Greenpeace zu den angeblichen Subventionen vorgenommen. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht war das meiste Unsinn wie die Steuerfreiheit für die Rückstellungsbildung. Umgekehrt wurden die Erneuerbaren schöngerechnet, in dem innen beispielsweise ein strompreissenkender Effekt von 5 (!) Milliarden Euro unterstellt wurde.
Als Ökonom – nicht als Ideologe – muss einen das zu dem Schluss bringen, dass Atom so ungünstig nicht sein kann.
In Panik um das eigene Leben fürchten und nach dem nächsten Strohalm greifen scheint mir keine solide Grundlage für die Abschätzung des Einflusses einer Parteiströmung zu sein?
2) Anmerkung: Ich halte den Begriff „Globaler Süden“ für grob irreführend. Die Heteregonität der Länder ist sozial, kulturell, ökonomisch und politisch einfach zu groß für eine gemeinsame Klammer.
Bestimmte Frohnaturen aus linksradikalen Kontexten in Lateinamerika setzen große Hoffnungen auf die BRICS für einen „Wandel“, aber die Ziele der BRICS passen einfach nicht unter einen Hut. Der auf twitter sehr aktive und von mir geschätzte eher progressive brasilianische Politikwissenschaftler Oliver Stuenkel weist dazu immer wieder auf viele interessante Details hin.
Äußerst frustrierend ist auch die Unfähigkeit zur regionalen Kooperation. In Lateinamerika haben wir als Süd-Süd Kooperation den Mercosur als „Handelsblock“. Der Freihandel funktioniert eigentlich nur in von japanischen, europäischen, koreanischen und us-amerikanischen Konzernen dominierten Automobilsektor. Der restliche Handel wird durch eine erstaunliche Anzahl von Ausnahmeregelungen behindert. Eine gut erprobte Strategie zur „erfolgreichen“ Unterentwicklung.
In vielen der entwickelteren Ländern wechseln sich seit einiger Zeit lechte und rinke Regierungen alle 4 Jahre ab. Wenn mal 3 geographisch nahe Länder zufällig Regierungen mit ideologisch kompatibler Ausrichtung gewählt habe, wird eine völlig inoperable Integration ins Leben gerufen (z.B. Alianza del Pacífico). Mit der EU hat das absolut Nüsse zu tun.
In Südostasien scheint das nur wenig besser zu laufen: https://de.wikipedia.org/wiki/ASEAN#Herausforderungen
Wie sollen die EU, die USA oder Europa Staaten dieser Regionen zu etwas besseren integrieren, wenn der ihr track record untereinander so katastrophal ist?
stimme dir zu, was die begrifflichkeit angeht.
2) Stilkritik: Der Satz „Not all chapters are equal though“ ist für eine Buchbesprechung zu diesem Thema brillant.
Aber ist das Thema Gleichheit und Identitäten so uninteressant, dass du gleich zum weit entfernten Thema Chinas Wirtschaftsbeziehungen überleitest?
4) Hier eine nüchterne Darstellung ohne Meinungsjournalismus:
https://www.handelsblatt.com/unternehmen/energie/energieversorgung-so-abhaengig-ist-deutschland-von-strom-aus-dem-ausland/29238638.html
a) Was wenn die Aufmarschpläne der NATO mit der nationalen Umsetzung internationalen Rechts kollidieren? Womöglich machen sich dann beteiligte Politiker strafbar…
https://www.telepolis.de/features/Verstoss-gegen-Kriegswaffenkontrolle-Anzeige-gegen-Bundespraesident-im-Wortlaut-9217691.html
b) Das Interview ist öde (der übliche Transatlantic Supremacy Sound) aber die Person Toomas Ilven ist eine spannende Übung z.T. nationale Identität: Geboren in Schweden, aufgewachsen und Ausbildung in den USA, Arbeit in Kanada und Deutschland (für den US-Staatssender RFE/RL), estnischer Diplomat, Minister und MP, mit einer Lettin verheiratet, lebt in der Schweiz (keine Ahnung ob mit oder ohne Staatsbürgerschaft). Ist das nun wirklich, wie du schreibst, eine schweizer oder estnische Perspektive? Schwedisch? Amerikanisch? „Transnational“???
l) Das verwechselst du glaube ich mit unanimous vote (Einstimmigkeitsprinzip, das es in der EU aber auch nicht mehr gibt). Unanimous consent dient nur zum schnellen „abfrühstücken“ von reinen Protokollpunkten, die keiner formalen Prozedur bedürfen.
n) Mit dem Tatbestand Terrorismus wärst du schon durchgefallen, die Tat geschah aus persönlichen Motiven (Gier), nicht politischen. Viel ärgerlicher sind in meinen Augen die Fernsehkrimistereotype.
p) Beim Link geht es um die Wahlprüfung in Berlin und nicht um das Heizungsgesetz.
2) ja! – und das spiegelt eher mein Inselwissen wieder.
l) ne, ich weiß, dass es formal abgeschafft wurde; informell gilt es aber weitgehend immer noch.
zu 1)
Treibt man sich ein wenig auf den Seiten der radikalen Linken in den USA um, wird genau diese Kritik ja auch beständig formuliert.
Keine Ahnung, auf was für Seiten Du Dich da rumtreibst. In den USA existiert praktisch keine radikale Linke.
Sorry, aber das ist schlicht Unfug.
Dann nenn mal ein paar Seiten dieser radikalen Linken, damit man weiß, von wem Du sprichst.
In einer Menge US-Universitäten tummeln sich in den Sozialwissenschaften eine Menge Lehrkräfte mit Ansichten, die ich als linksradikal bezeichnen würde.
z.B.
Antonio Negri und Michael Hardt
https://en.wikipedia.org/wiki/George_Ciccariello-Maher
https://www.azzellini.net/biographie/biographie -> aktuell in Mexiko, aber kam lange in US-Universitäten beschäftigt.
Ich finds ok, dass es dieses Biotop gibt, wobei mir manches dann doch zu weit geht.
Such mal auf youtube nach Vorträge von Cornell University. Du könntest erstaunt sein.
Kenne die beiden konkreten Individuen nicht. Kann gut sein, dass die randständige Ansichten haben. Ich bezweifle auch nicht, dass man in einem Land mit fast 300 Millionen Einwohnern drei oder vier Linksradikale finden wird. Ich wundere mich nur wenn Stefan von “den Seiten der radikalen Linken” spricht, als wenn die auch nur 0,1% der amerikanischen Bevölkerung ausmachen würde und ein bedeutendes Sprachrohr für die US-Gesellschaft wäre. Was stattdessen bei solchen Äußerungen über die extreme Linke in der politischen Debatte immer wieder fälschlicherweise gemeint ist, sind die Seiten der amerikanischen Sozialdemokraten. Aber vielleicht irre ich mich ja auch und Stefan verfolgt tatsächlich die Webseiten der amerikanischen kommunistischen Partei …
Die gibt es immer noch:
https://www.cpusa.org/
hier die Parteizeitung
https://www.peoplesworld.org/
Gut zu wissen. Ich bin beeindruckt, dass Stefan in dieser Tiefe liest und sich selbst über Splittergruppen in diesem großen Land informiert. War also mein Fehler. Ich ziehe meinen Hut … 😉
du hast kategorisch gesagt, es gäbe keine. und das ist schlicht falsch.
Mea culpa. Klar gibt es bei 300 Millionen Einwohnern zwei Linksradikale. Es gibt sicher auch einen Kannibalen. Und ein Curling-Team. Sind halt nur zahlenmäßig keine relevanten Gruppen.
Und wenn in den USA von Linksradikalen die Rede ist – und die einzigen, die von Linksradikalen reden sind Rechtsradikale – dann sind in der Regel Leute wie Du gemeint. Diesen Propaganda-Sprachgebrauch sollten wir hier in Deutschland aber nicht übernehmen.
Ich benutze das wertneutral als Beschreibung. ich sehe auch leute wie den linken rand der LINKEn als linksradikal; das schließt einbindung in die fdgo nicht aus. das wäre erst bei extremistisch der fall; da sehe ich in den usa tatsächlich praktisch nichts (wie bei uns auch; die Zahlen sind verschwindend gering).
Ok, dann haben wir keinen inhaltlichen Disput, sondern benutzen einfach den Begriff “radikal” unterschiedlich. Mir fällt es ehrlich gesagt schwer einen Terminus wie “radikal” wertneutral zu verwenden. Genauso wie das Gegenstück “moderat”. Da steckt meiner Meinung nach gleich von Anfang an unheimlich viel Wertung drin. Und wenn Du mir erzählst, dass du heute in der Fußgängerzone einen Rechtsradikalen gesehen hast, dann sehe ich vor meinem geistigen Auge einen Skinhead in Springerstiefeln oder einen NPD-Schreihals. Wenn dann im nächsten Satz klar wird, dass Du stattdessen Friedrich Merz begegnet bist, wäre ich verwundert. Aber ok … 😉
ja, das ist korrekt. ich bin da auch fluide: umgangssprachlich nutze ich es negativ, aber in analyse manchmal auch nicht. daher sorry 😉
dass es wesentlich mehr radikale rechte als linke gibt, bezweifle ich keine sekunde. aber die gibt’s.
ich les keine solchen seiten, aber DSA würde mir spontan einfallen, cornel west und konsorten würden für mich in die richtung gehen und so weiter. klar haben die radikale linke.
zu 3)
Mal abgesehen davon, dass Merz eben “Hau drauf”-Rhetorik benutzt, weil CDU-Wähler “Hau drauf”-Rhetorik mögen, während Lang sachlich nach Lösungen für Probleme sucht, weil Grünenwähler honorieren, wenn eine Partei sachlich nach Lösungen für Probleme sucht … ist dieser Text eine ChatGPT-Zusammenfassung? Also falls ja, verliere ich sofort jede Sorge, dass diese Technologie irgendwelche Arbeitsplätze bedrohen könnte … 😉 Sollte dieser Text hingegen tatsächlich so in der FAZ abgedruckt worden sein, hoffe ich, dass sich die verantwortlichen Journalisten bereits beruflich umorientiert haben. Das klingt ja einfach grauenvoll blutleer, inhaltslos und wie eine Werbung wegzuklicken … 😉
Hmmm … Artikel 4) ist genauso ein Trainwreck. Scheint echt ChatGPT oder was ähnliches zu sein. Hat das rechtliche Gründe, dass keine Snippets von Originaltexten mehr abgedruckt werden? Mir war auch aufgefallen, dass englische Texte nicht mehr im Original gezeigt werden. Keine Ahnung, wie das die anderen Leser sehen, aber ich fühle mich geneigt nach zwei, drei Sätzen zum nächsten Punkt zu zappen. Das Gefühl für den Charakter des Textes geht einfach komplett verloren. Ich zumindest hab für gewöhnlich den verlinkten Originalartikel, der ja auch oft hinter einer Paywall oder Cookie-Pflicht-Wall steht, nicht gelesen, sondern nur das ausgewählte Snippet. Das ist in der gegenwärtigen Form nun fast unmöglich …
Verstehe ich, aber genau deswegen bestand so große Abmahngefahr 🙁
ja, ich lass die Dinger durch ChatGPT machen. Ich packe keine snippets mehr rein, weil ich keine Abmahnung riskieren will.
In diesem Vermischten ist mir zum ersten Mal aufgefallen, dass die Zusammenfassungen etwas komisch klingen. In den Vergangenen empfand ich diese einigermaßen gelungen.
Und grundsätzlich mir gefallen mir die Zusammenfassungen. Es ist eben nicht nur ein Ausschnitt, der nur einen Teil widergibt, sondern eine echte Zusammenfassung.
ja, das war meine „dafür kommt das dazu“. 🙂
@ Ralf 19. Juli 2023, 01:17
Mal abgesehen davon, dass Merz eben “Hau drauf”-Rhetorik benutzt, weil CDU-Wähler “Hau drauf”-Rhetorik mögen, während Lang sachlich nach Lösungen für Probleme sucht, weil Grünenwähler honorieren, wenn eine Partei sachlich nach Lösungen für Probleme sucht …
Oh je…
Deine Probleme sind ja deutlich schlimmer, als ich dachte 🙂
Deine Postings wären weniger mysteriös, wenn da außer der persönlichen Attacke auch noch Hint zu erkennen wäre, worin eigentlich die inhaltliche Kritik besteht.
… während Lang sachlich nach Lösungen für Probleme sucht …
ROFL. Der Poitiker, streiche, der Mensch, der in der Politik sachlich nach Lösungen sucht, ist noch nicht geboren worden. Es ist menschlich völlig unmöglich, unabhängig vom eigenen Wertekanon „sachlich“ nach Lösungen zu suchen – man schliesst immer die aus, die dem eigenen Wertekanon zuwiderlaufen, das gilt natürlich auch für die GRÜNEN.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ja … und nein.
Die Wähler der unterschiedlichen Parteien sind nicht alle gleich werteorientiert. Das Programm der asymmetrischen Demobilisierung hat bei Angela Merkel auch deshalb jahrelang so effektiv funktioniert, weil gerade viele CDU-Wähler nicht gerade sehr interessiert an Inhalten sind. Darüber hinaus unterscheiden sich die Wähler auch im Habitus. Ein polemisch im Bierzelt polternder Markus Söder wäre auf einer Grünen-Veranstaltung undenkbar. Das Publikum würde diese Darbietungsform einfach abstoßend finden. Der klassische CSU-Wähler würde hingegen bei der Sachdebatte um Details und Nuancen einschlafen …
wobei jetzt grünen-parteitage auch nicht orte von nuance und detail sind…aber zustimmung zum rest.
Hübsche Erzählung, kaufe ich nicht. NACH dem Fällen der Grundsatzentscheidung („wir möchten, dass Menschen einmal jährlich ihr Geschlecht wechseln dürfen“, „wir möchten, dass Deutschland Energie nur noch aus Sonne und Wind erzeugt“) mögen die GRÜNEN-Wähler mehr Interesse an den Details der Umsetzung haben. Der Weg zur Grundsatzentscheidung dagegen ist zu 100% ideologisch, wie bei den anderen Parteien auch. Die Union hatte zugegeben bisher viele Wähler, denen selbst viele Grundsatzentscheidungen am Allerwertesten vorbeigingen, aber das hat mit einer „an der Sache orientierten“ Entscheidung nix zu tun.
Gruss,
Thorsten Haupts
jepp, ich sehe auch praktisch nirgendwo interesse an einer „sachlichen“ debatte. so funktionieren menschen nicht.
Ihr missversteht mich. Meine These ist, dass sich die Wähler – nicht die hoch motivierte und ideologisierte Basis – der verschiedenen Parteien voneinander unterscheiden. CDU (und mit Einschränkungen auch SPD) haben viele “Default-Wähler” oder Stammwähler, bei der CDU z.B. insbesondere ältere Menschen. Diese Wâhler sind oft weder stark informiert, noch selbst von ihrer Wahlentscheidung betroffen (ich bin versucht als internationales Beispiel den 70-jährigen Briten zu nennen, der für den Brexit gestimmt hat). Man wählt aus einem dumpfen Gefühl heraus (“CDU ist irgendwie gut für Wirtschaft”, “die Konservativen machen das schon”) oder man wählt primär nicht Inhalte sondern eine Person (“ich vertraue Angela Merkel” oder “Markus Söder ist schlagfertig”). Grüne (und auch FDP) sind hingegen Reformparteien, die in der Regel nicht den Status Quo erhalten, sondern eine andere Zukunft neu erschaffen wollen. Die übergroße Mehrheit derer Wähler hat hier sicher auch nicht das Programm vollständig gelesen, aber man hat doch meist klarere Policy-Ideen: “Mehr Windräder”, “Investitionen in Ladesäulen” (oder bei der FDP “Abschaffung des Solidaritätszuschlags”), “Atomausstieg”. Dafür gibt es weniger Personenkult. Bei den Grünen ist z.B. die Spitze schonmal geteilt (Baerbock und Habeck) und viele ziemlich “langweilige” Figuren sind in einflussreichen Ämtern (Lemke, Göring-Eckardt). Bei der FDP steht Lindner heraus – aber auch nur, weil die sonst kein Personal haben. Sein Vorgänger Rösler und vor der Westerwelle-Zeit Leute wie Gerhardt und Kinkel waren auch keine Superstars.
ja, das sehe ich schon eher.