Rezension: Jonas Schaible – Demokratie im Feuer: Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten – und umgekehrt

Jonas Schaible – Demokratie im Feuer: Warum wir die Freiheit nur bewahren, wenn wir das Klima retten – und umgekehrt (Hörbuch)

Disclaimer: Ich bin mit dem Autor persönlich bekannt.

Im Deutschland des Jahres 2050 sind Strom und Wasser immer wieder rationiert. Die Belastung durch Steuern ist hoch, während Leistungen des Staates immer weiter gekürzt werden. Ständig ist das Land von Dürren geplagt; Überschwemmungen und andere Katastrophen sind regelmäßig. Die Temperaturen sind unangenehm hoch; jedes Jahr sterben Tausende an hitzebedingten Ursachen. Die politischen Parteien sind letztlich nicht voneinander zu unterscheiden: die Klimakrise hat jeglichen Handlungsspielraum zerstört, so dass das Land im Endeffekt nur noch im Krisenbewältigungsmodus verwaltet wird. Es ist dieses nicht unrealistische Schreckensszenario, mit dem Jonas Schaible sein Buch beginnt, um aufzuzeigen, welche Befürchtung er für die Zukunft hat: nicht so sehr die totale Apokalypse als den Verlust der Freiheit, wie wir sie heute kennen. Ein übergriffiger Staat im permanenten Notfallmodus, das Beste aus einer schlechten Situation machen, nostalgisch an die gute alte Zeit zurückdenken. Dieses Szenario, das ist Schaibles zentrale These, lässt sich nur demokratisch verhindern – und die Demokratie nur retten, wenn es verhindert wird.

Doch bevor dieser explizit politische Teil beginnt, erklärt Schaible in aller gebotenen Kürze, was das Problem eigentlich ist. Nicht den Treibhauseffekt oder die schädliche Wirkung von CO2; das sollte mittlerweile wahrlich vorausgesetzt werden können. Er springt direkt zu der immer noch kaum verstandenen Problematik exponentiellen Wachstums, der Kipppunkte, der kleinen Zahlen und der Zeit.

Das exponentielle Wachstum betrifft die Aufwärmung des Planeten. Diese verläuft nicht linear, sondern exponentiell, da das Abschmelzen des Eises, die Flächenversieglung, das Tauen der Permafrostböden und andere Faktoren sich gegenseitig verstärken. Das fehlende Eis etwa, das 90% des Sonnenlichts reflektierte, macht Platz für Wasser, das nur 5% des Sonnenlichts reflektiert – ein entscheidender Unterschied. Je mehr Eis schmilzt, desto wärmer wird es darunter – 0,6 Grad für je 100m Dicke. Und so weiter.

Die Kipppunkte sind ein weiterer Ausfluss dieser Nicht-Linearität: sind die Permafrostböden erst einmal aufgetaut, rettet sie nichts mehr. Sind die Polkappen verschwunden, kriegen wir sie nicht wieder gefroren. Und so weiter. Diese Kipppunkte sind eben so real wie unwirklich: niemand kann mit Bestimmtheit sagen, wann sie kommen – nur, dass.

Und dann die Zahlen. 0,26 Grad Erwärmung – die Folge eines vollständigen Tauens des Permafrosts – klingt nicht nach viel, genauso wie 1,5 Grad Erwärmung bis 2100. Doch Schaible zeigt mit erbarmungsloser Schärfe auf, welche Folgen das für den Alltag hat – und das in den gemäßigten Breiten, die wir hier genießen.

Zuletzt spielt der Zeithorizont eine wichtige Rolle. Jeder Tag, der ungenutzt verstreicht, macht die Aufgabe schwieriger und teurer. Anders als die meisten anderen politischen Maßnahmen, bei denen Verzögerungen irrelevant sind oder „nur“ Geld kosten, sind Verzögerungen bei der Lösung der Klimakrise katastrophal, weil sich unsere Handlungsspielräume immer weiter einschränken. Die vorhergehenden Punkte haben gezeigt, wie die Mechanismen ablaufen und dass der Prozess sich selbst beschleunigend und nicht umkehrbar, sondern allenfalls bremsbar ist: wir werden nicht zu einem kühleren Zustand zurückkehren, sondern bestenfalls den aktuellen stabilisieren können. Jeder Tag, an dem weiter CO2 emittiert wird, macht die Lage schlimmer.

Nach diesem kurzen physikalischen Crashkurs schwenkt Schaible dann in das eigentliche Thema seines Buches: die politische Bekämpfung der Klimakrise. Denn seine zentrale These ist ja, dass es hier um Freiheit geht. Die Aufmerksamkeit eines staatlichen Systems aber wird genauso wie die anderer Teile der Gesellschaft von akuten Ereignissen in Anspruch genommen. Ein Staat, der ständig Katastrophenschäden beseitigen muss, ist ineffektiv darin, sich zu reformieren oder die Ursache anzugehen. Provokant fragt Schaible, wie viel Freiheit im politischen Handeln einem Bürgermeister im Ahrtal 2021 noch bleibt. Dieses Problem sieht er global: die Bekämpfung der Klimakrise betrifft nie nur einen Nationalstaat, und spätestens wenn die unabschätzbaren Geoengineering-Maßnahmen angewandt werden, sind alle betroffen – auch, wenn sie nie demokratisch darüber abgestimmt haben.

Gleichzeitig sind Demokratien sensible Systeme, stets prekär und bedroht. Von den Republicans in den USA über Orban in Ungarn zu Putin in Russland ziehen sich die Beispiele von Demokratien oder doch wenigstens demokratischen Prozessen, die dem autoritären backlash zum Opfer gefallen sind. Nichts macht Rechtsradikale so attraktiv wie plötzliche Veränderung, weswegen die Rechtsradikalen ja auch antimodernistisch auftreten. Aber was, fragt Schaible, ist die Klimakrise, wenn nicht eine immer schnellere Abfolge immer radikalerer Veränderungen? Die Wahrscheinlichkeit, dass mit ihr ein autoritärer backlash einhergeht, ist jedenfalls hoch.

Die zentrale These Schaibles, dass Klimaschutz nur mit Freiheit einhergeht (und genau diese sichern soll), wird von verschiedenen Seiten auf die Probe gestellt. Er nennt es den „Sirenengesang der Autokraten“: die Idee, einer irgendwie gearteten Autorität die Macht zu übertragen, damit diese sich über den Hickhack und die Blockaden stelle, ist links wie rechts immer wieder gegeben. Ihr erteilt er eine klare Absage: Diktaturen sind immer auch Kleptokratien. Macht, einmal übertragen, ist nicht mehr zu kontrollieren, und führt zur Bereicherung der Herrschaftsclique. Weltweit gibt es kein Beispiel für eine Diktatur, die besseren Umweltschutz als die Demokratien betreibt. Eher ist das Gegenteil der Fall. Auch ist kein Zufall, dass Umweltaktivist*in zu sein noch gefährlicher ist als Journalist*in; rund sieben mal so viele Umweltschützer*innen werden jedes Jahr ermordet wie Journalist*innen. Kein Wunder, denn sie gefährden etablierte Interessen. Genau diese Gefährdung etablierter Interessen ist aber das Leitmotiv allen Klimaschutzes. Denn theoretisch sind immer alle dafür; nur wenn es konkret an die eigenen Besitzstände geht, gibt es immer Gründe, warum gerade diese Maßnahme nicht sein darf.

Natürlich geht der Autor auch auf den Sonderfall China ein: für eine eingeschränkte Periode spricht er dem chinesischen System einen „kalten Hyperrationalismus“ zu, der die selbstgesteckten Ziele von Wirtschaftswachstum und Machtzuwachs tatsächlich mit langfristig zielgerichteten Plänen zu verfolgen wusste. Doch der Machtgewinn Xi Jinpings ist für Schaible der Schwanengesang dieser Epoche: er wäre der erste Diktator, der sich der Falle entziehen kann, nur noch von Jasagern umgeben zu sein und erratische Entscheidungen zu treffen. Es gibt eine Menge autoritärer Kipppunkte, und China bewegt sich rasend auf sie zu. In dieser Analyse stimme ich ihm gerne zu.

Doch auch in Demokratien ist nicht alles eitel Sonnenschein. So schlecht Autokratien auch in der Bekämpfung der Klimakrise abschneiden; Demokratien sind nur marginal besser. Schaible stellt ihnen ein vernichtendes Zeugnis aus: angesichts der vielenen Ebenen und Unsicherheiten sind die ergriffenen Maßnahmen auch in den Demokratien völlig unzureichend. Das liege daran, dass unsere Entscheidungsprozesse schlicht nicht für das Ausmaß der Krise geschaffen sind; wir hätten sie letztlich für eine stabile Periode (als die sich die so tumutlhaft wahrgenommenen 2010er Jahre letztlich herausgestellt haben) entworfen. Die Demokratie müsse sich neu erfinden.

Die gute Nachricht ist aus Schaibles Sicht, dass die Demokratie sich schon oft neu erfunden hat. Gerade das ist ihr großer Vorteil, besonders gegenüber Autokratien. Sie waren auch stets im Wandel, von Athen bis heute. Er entwickelt den Gedanken, dass Beschränkungen innerhalb der Demokratie nichts Neues sind. Einerseits haben wir aus Weimar die Lehre gezogen, dass sich die Demokratie gegen ihre Feinde verteidigen muss – keine Toleranz den Intoleranten, um es mit Popper zu sagen. Da die Demokratie durch die Klimakrise inhärent bedroht ist, muss sie sich gegen diese verteidigen. Schaible spricht in dem Zusammenhang von „wehrhafter Klimademokratie“.

An dieser Stelle zeigt er auf, welche Beschränkungen wir bereits heute hinnehmen: die Schuldenbremse hat es Regierungen praktisch unmöglich gemacht, signifikante Schuldenmengen aufzunehmen, und dadurch rechtlich bindende Handlungskraft erzwungen. Die Währungspolitik ist der demokratischen Politik durch die unabhängigen Notenbanken ebenfalls vollständig entzogen. Beides ist aus demokratischer Sicht legitim, weil grundsätzlich durch Gesetze reversibel, verrechtlicht aber Bereiche. Für Schaible ist das BVerfG-Urteil von 2021 zum Klimaschutz die Grundlage für analoge Maßnahmen im Klimaschutzbereich. Er sieht die Judikative der Legislative und Exekutive immer stärkere Fesseln anlegend, um Klimaschutz rechtlich zu erzwingen – und so letztlich die Selbstblockade des demokratischen Prozesses zu lösen, wie das in den Finanzfragen auch gemacht wurde.

Ich muss zugeben, dass dieser Gedanke Schaibles mir riesige Bauchschmerzen bereitet. Ich habe hier im Blog schon oft darüber geschrieben, für wie problematisch ich die Selbstentmachung der Politik halte, das Verändern der Verfassung, das Abgeben von Entscheidungskompetenz an ungewählte Institutionen und das Entscheidungen Übertragen ans BVerfG. Aber die Logik, die er vorbringt, ist unbestechlich, und das Argument, dass gerade die Loslösung einer Frage aus dem permanenten Meinungsstreit hilfreich sein könnte, ist nicht von der Hand  zu weisen. Denn wir werden nicht auf einen Konsens kommen, welche Methode die beste ist und was wir nun tun müssen, weder national noch international. Die identitätspolische Irrlichterei, die wir aktuell um Themen von Atomkraft über Fleischkonsum zu Fahrrädern und Solaranlagen sehen können, ist Beleg genug dafür.

Schaible erklärt hierzu, dass die Zeit, einen spezifisch grünen, sozialdemokratischen, liberalen oder konservativen Weg zur Lösung der Klimakrise zu finden vorbei sei. Diese Zeit hatten wir vor 30 Jahren; jetzt gibt es nur noch einen Weg. Idealerweise ist der grün umwälzend, sozialdemokratisch gerecht, marktwirtschaftlich effektiv und konservativ undisruptiv zugleich. Diese eierlegende Wollmilchsau wird es natürlich nicht geben, aber sie präsentiert ein nützliches Bild zur Orientierung.

Im letzten Teil seines Buches skizziert er dann „Labore der wehrhaften Klimademokratie“. Der Autor erklärte im Gespräch mit mir, er empfinde es als „anmaßend“, konkrete Aktionspläne entwerfen zu wollen. Deswegen stellt er eher Ideen auf, „Labore“, in denen zukünftige Lösungsideen getestet werden können. Er erklärt, einen „reformistischen“ Ansatz zu verfolgen. Radikale Lösungen hält er nicht für realistisch, egal, wie charmant sie auf dem Papier aussehen mögen. Seine „wehrhafte Klimademokratie“ orientiert sich an einem dualen Ansatz: einerseits durch Initiativen und Druck „von unten“, möglichst dezentral und bürger*innennah. Auf der anderen Seite muss es aber auch steuernde Instanzen geben. Also keine Planwirtschaft – das verbietet sich quasi von selbst -, aber auch kein Nachtwächterstaat. In dem Zusammenhang erteilt er auch der Idee der marktwirtschaftlichen Effizienz eine Absage: für Effizienz fehle uns mittlerweile die Zeit; alles, was zähle, sei Effektivität.

Und das führt zu gewaltigen Problemen, die er kurz am Beispiel Mobilität durchdekliniert: wenn wir bis 2045 klimaneutral sein wollen, müssen wir angesichts der Plan- und Bauzeiten heute damit anfangen, massiv (und letztlich „ineffizienz“) den öffentlichen Nahverkehr auszubauen. Das aber mindert die Qualität des aktuellen Nahverkehrs (noch weiter), wegen der Umbaumaßnahmen, und muss im Hinblick auf Resilienz des Systems gegen Extremwetter erfolgen (was aktuell nicht gegeben ist). Gleichzeitig ist der ÖPVN strukturell zentralisiert, wo wir aber eigentlich dezentrale Systeme haben wollen, weil die resilienter sind. Das alles unter einen Hut zu bringen ist eine Mammutaufgabe.

Schaible ist skeptisch, ob „mehr“ Demokratie die Lösung sein kann. Für ihn scheitert es nicht an der Demokratie per se, und er warnt auch vor Moralisieren gegenüber etwa der Lobbyarbeit der deutschen Autobauer. Diese ist zwar schädlich für alle, aber ein Fakt, den man mit noch so viel Ärger nicht wegbekommen wird. Stattdessen plädiert er, mit den Gegebenheiten zu arbeiten, die wir haben, und stattdessen zu reformieren, wo es möglich ist. Bürger*innenräte findet er als Ergänzung ganz nett, aber eine Garantie für mehr Klimaschutz sind sie nicht; Wahlrechtsreformen änderten ebenfalls recht wenig, und die Strukturen des Bundestags böten auch wenig Raum für überzeugende Reformen.

Wesentlich größere Chancen sieht er in der Judikative. Unter dem Schlagwort der „Grünen Null“ macht er große Potenziale für eine Festschreibung des Klimaschutzes ins Grundgesetz aus, weil dies die bisher unsystematische Rechtsprechung, bei der Richter*innen „zwischen den Zeilen“ Spielräume erkennen, systematisieren und konkrete Ansprüch ermöglichen würde. Auf anderen Gebieten sie das ja auch der Fall. Auch die in manchen Entwicklungsländern bereits eingeführte Praxis, die Natur selbst zu einem Rechtssubjekt zu machen, diskutiert er; sie sei zwar ein „scharfes, aber zweischneidiges Schwert“, da das Willkürpotenzial recht hoch sei.

Gutes Potenzial räumt er einem Klima-Vetorecht ein, wie es etwa die Grünen im Wahlkampf 2021 gefordert hätten. De facto existiert ein solches Vetorecht ja in anderen Ministerien auch (Christian Lindner setzt seines ja sehr gerne und wirksam ein). Schaible räumt ein, dass natürliche die präzise Umsetzung und die Verhinderung einer reinen Blockadefunktion ungelöste Probleme seien. Erfolgversprechend ist auch der Ansatz, die Behörden effektiver zu machen. Schaible kontrastiert hier die amerikanische EPA (vor Trumps Sabotagefeldzug) positiv mit dem Umweltbundesamt, sowohl was Ausstattung als auch Kompetenzen angeht, und spricht sich für die Schaffung einer „Klimabürokratie“ aus. Neben der Vetomacht könnte eine solche auch Bedarfe erkennen und entsprechende Förderungen anstoßen – etwa in der Produktion von Solarpanelen.

Zuletzt bietet Schaible mit verbilligten Krediten für klimaförderliche Programme und einem verpflichtenden „Klimadienst“ als Analog zum Wehrdienst noch zwei weitere Ideen an. Wie bei allem erkennt er an, dass diese sicherlich nicht ohne Reibungsverluste umzusetzen noch ein Panacea darstellen können. Generell ist er offen gegenüber all den Schwächen, Unausgegorenheiten und Widersprüchlichkeiten, die jedem Klimaschutzprogramm inhärent sind. Allein, es ist schlicht nötig zu handeln. Die Zeit geht uns aus, und die Freiheit steht auf dem Spiel.

Anmerkung: Ich habe mit Jonas Schaible auch in einer Podcast-Folge der Bohrleute zu dem Buch gesprochen; die Konversation sei allen ergänzend zu der Rezension und der eigenen Lektüre wärmstens ans Herz gelegt.

{ 26 comments… add one }
  • Kning4711 12. April 2023, 10:30

    Danke für Rezension – liest sich für mich, wie viele Dinge die ich bereits wusste. Was hast Du aus der Lektüre neues gelernt?

    Aufgrund der diversen Herausforderungen die dieses Land parallel treffen obgleich einige leider sehr hausgemacht sind (z.B. Bildungskrise, Pflegekrise und Rentenkrise) sehe ich für das große Ganze, also Lösung der Klimakrise schwarz: man schaut zunächst auf die Probleme die unmittelbar einen selbst betreffen. Da min 50 % unsere Wählerschaft unter dem Hauptproblem Pflege- und Rentenkrise sehr stark leiden wird, wird es schwierig einen anderen politischen Fokus zu setzen, denn neben politischen binden diese Probleme erhebliches monetäres Kapital. Ja, es wird begleitende Maßnahmen geben, aber diese werden viel zu lange wirken um einen nennenswerten verlangsamenden Beitrag zum Thema Klima zu liefern. Für wirklich weitreichende Maßnahmen, die die Handlungsfähigkeit des Staates ( so eine Art Lastenausgleich 2.0 für das Klima) sicherstellen würden fehlt das Momentum.

    Andersherum formuliert: Als junger Mensch (also U40) mit Kindern muss man sich sehr ernsthaft fragen, ob Deutschland noch das Land ist, für eine gute Zukunft. In meinen Augen zeigen alle relevanten Indikatoren in die falsche Richtung und ich sehe keine Anzeichen, dass es eine relevante politische Kraft / Bewegung, die das ändern will.

    • Stefan Sasse 12. April 2023, 12:47

      Ich lass das ja in der Rezension schon durchblicken, ich empfehle auch den Podcast. Insgesamt ist es vor allem das neu über die politischen Dimensionen nachdenken. In dem Buch geht’s ja nicht um Fakten zur Klimakrise.

      Ich sehe nicht, dass das irgendwo anders wäre.

  • Jens Happel 12. April 2023, 20:08

    „Ständig ist das Land von Dürren geplagt; Überschwemmungen und andere Katastrophen sind regelmäßig. Die Temperaturen sind unangenehm hoch; jedes Jahr sterben Tausende an hitzebedingten Ursachen. “

    Diese Art Panikmache ist unverständlich, vor allem bis 2050. Bislang ist trotz 1,5° Temperaturzunahme noch kein signifikanter Anstieg an Wetterextremen in den Daten nachweisbar.

    Bislang können die Modelle auch nur Mittelwertstemperaturen modelieren. Die Vorhersage, was sich wo konkret ändern wird, können Sie nicht.

    Bislang ist die Nahrungmittelproduktion auch gestiegen. Die Welt ist grüner geworden, durch das mehr an CO2. Gerade in den heißen Gebieten um den Äquator. Was daran liegt, dass die Pflanzen CO2 aus der Luft aufnehmen müssen. Hierfür benötigen Sie Poren in den Blättern. Durch diese Poren entweicht aber auch Wasser. Kann die Zahl der Poren verringert werden, da CO2 in höherer Konzentration vorliegt, reduziert sich der Wasserverbrauch der Pflanze. Deswegen profitieren zur Zeit die Pflanzen um den Äuquator besonders vom CO2 Anstieg.

    Das negiert nicht den Klimawandel oder das CO2 ein Treibhausgas ist, aber zeigt, dass diese Panik vor allem bis 2050 Quatsch ist.

    Vor 60 Mio Jahren, war die CO2 Konzentration 8 mal höher als heute und die Temperatur 8° wärmer. War alles eine Wüste? Nein. Die Welt war so fruchtbar, dass sie riesengroße Pflanzenfresser hervorbrachte mit der Folge, dass die Jäger noch größer waren. In „Person“ des T-Rex.

    Im Moment gewichten wir der Klimawandel höher als die Nahrungsmittelversorgung. Trotz Ukraine Krieg, ein Krieg zwischen dem größten und dem fünftgrößten Getreiderzeuger sowie den größten Erzeuger für Pottasche(Dünger), verlangt die EU Stickstoffdünger weniger einzusetzen (siehe Niederlande) und die Freiflächen dürfen auch nicht für Nahrungsmitel verwendet werden. Dies verringert Ernteerträge. In Deutschland wird die 4-Fruchfolge eingeführt, die ebenfalls die Ernteerträge reduziert. Wenn es nicht wie letztes Jahr eine globale Rekorernte gibt, wird dies zu Hungertoten in den Entwicklungsländern führen.

    Diese Panik wegen dem Klima, die zu abenteuerlicher Hektik führt, hat das Potenzial die Klimapolitik nachhaltig zu gefährden. Wohnen in Neubauten ist wegen Energiesparvorrschriften, unter 16 Euro/qm2 kaum zu machen. Deswegen fehlt billiger Wohnraum. 500.000 Wohnungen fehlen schon in Deutschland. Die Abschaffung der Benziner wird zu massiven Arbeitsplatzverlusten in der Automobil Zulieferindustrie führen. Chemische und andere energieintensive Industrie verkündet Investitionsstopp und will teilweise abwandern. Kurzfristiges Verbot von Erdgasheizungen ohne halbwegs kostengünstige alternative Lösungen anbieten zu können, wird den Unmut weiter verstärken.

    Wenn die EU und die deustche Regierung so weitermachen, werden ‚Gelbwesten‘-proteste und Bürger in Angst um ihren Wohlstand bald Parteien an die Regierung hieven, die den Klimawandel ignorieren werden. das halte ich für die wesentlich größere und realitischer Gefahr als Dürren in 2050.

    Man sollte auch nicht vergessen, das über 2 Mrd Menschen bei der NULL CO2 Politik bis 2045 oder 2050 nicht mitmachen werden. China und Indien haben schon angekündigt sich bis (mindestens) 2070 Zeit zu lassen. Ob die USA am Ball bleibt, wage ich zu bezweifeln. Wenn wir hier aus falscher Panik unsere Wirtschaft ruinieren, mit der Folge, dass Bayer sein CO2 einfach in Indien in die Luft pustet, hat das Klima nix gewonnen. Eine ruinierte deutsche Volkswirtschaft, wird auch nicht andere einladen, dem deutschen Beispiel zu folgen.

    Mehr Ratio würde ich mir wünschen. Deswegen halte ich solche Bücher auch für Murks!

  • Thorsten Haupts 15. April 2023, 14:53

    Im Deutschland des Jahres 2050 sind Strom und Wasser immer wieder rationiert.

    ROFL. Beide Probleme wären hausgemacht, werden durch den Klimawandel mitnichten in irgendeiner Weise erzwungen und würden ausschliesslich komplettes Politikversagen demonstrieren. Das sind so die dystopischen Bullshit-Szenarien auf der Linken, die mich stark an Spengler und Toynbee erinnern, nur halt von der anderen Seite des politischen Spektrums.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 15. April 2023, 18:03

      Das ist doch kein dystopischer Bullshit. Wasserrationierungen haben wir in Kalifornien etwa heute schon. Und Frankreich hatte sie de facto.

      • Stefan Pietsch 15. April 2023, 20:10

        Doch, ist es. Und das macht jeden mit einem Minimum an Sachkenntnis (ich sage nur IPCC) mega-wütend. Du nutzt ein bestimmtes Szenario falsch und damit manipulativ. Ich werde mich dem morgen noch gesondert widmen.

        Check Deine Quellen! Und zwar gründlicher als in 2-Sekunden-Aufnahme. Du hast gleich zwei (zwei, Stefan) entscheidende Fehler produziert und manipulierst Deine Leser. Check.Deine.Quellen!

        • Stefan Sasse 16. April 2023, 11:09

          Manipulation setzt Absicht voraus. Selbst wenn meine Informationen falsch wären, so würde ich allenfalls desinformieren.

      • CitizenK 16. April 2023, 11:04
      • Thorsten Haupts 16. April 2023, 14:56

        Vielleicht haben wir nicht dasselbe Verständnis von Rationierung? Das Verbot von Rasensprengen gab es in den siebzigern in heissen Sommern bereits in meiner damaligen Heimatstadt Borken in Westfalen.

        Rationierung nach meinem Vertändnis hiesse, Trinkwasser oder Strom ganzer Regionen wird stunden- oder tageweise abgeschaltet. Beim Strom kann uns das – ich arbeite für einen Netzbetreiber – übrigens tatsächlich passieren, das Netz ist bei den enormen Schwankungen der Erneuerbaren am Limit und die Abschaltung der zuverlässigen Grundlastkraftwerke (Nuklear) ist auch nicht hilfreich. Aber wenn uns Rationierung nach meinem Verständnis beim Trinkwasser blühen sollte, war das komplettes Politikversagen und nicht der Klimawandel.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 16. April 2023, 19:01

          Hängt davon ab, wie es mit der Verfügbarkeit aussieht, no? Wenn der Grundwasserspiegel weiter absinkt, was macht denn die Politik dann?

          • Thorsten Haupts 17. April 2023, 00:09

            Dieser Absenkung rechtzeitig vorbauen? Ne, Stefan, mit Technik (und ausreichend Energie) können wir eigentlich nie ein ernsthaftes Wasserproblem bekommen. Wenn alle Stricke reissen (dann hätte die Politik bereits versagt), wird man halt in Meerwasserentsalzung investieren müssen, Küsten hat Deutschland ausreichend.

            • CitizenK 17. April 2023, 06:40

              „nie ein ernsthaftes Wasserproblem…“
              Felder mit aufbereitem Meerwasser bewässern? Gemüse wird dann unershwinglich. In Brandenburg ist Wasser jetzt schon knapp. Und wie kühlt man dann die auferstandenen Atommeiler? Wenn die Gletscher weg sind und der Rhein aussieht wie jetzt der Po und der Boden- wie jetzt der Gardasee? Fragen über Fragen.

              • Stefan Sasse 17. April 2023, 08:38

                Meine Rede. Sobald du die Wirtschaftlichkeit rauslässt, kein Problem, aber warum gilt für Wasser plötzlich nicht, was für die Erneuerbaren angeblich alles unmöglich macht…?

                • Tim 17. April 2023, 12:57

                  Das ist doch ein Grundproblem unserer aktuellen Wasserwirtschaft. Die Folgeprobleme werden nicht eingepreist. Also fördern wir Wasserverschwendung, und zwar massiv.

                  Ich predige es seit Jahren: Wir entwässern viel zu leichtsinnig, weil heute niemand mehr stehendes Wasser auf z.B. Landwirtschaftsfläche akzeptiert, wir immer mehr versiegeln und die Grundwasserspiegel sich nicht durch Einsickerung erholen können. Das müssen wir unbedingt ändern und die Entschädigungskosten in die Wasserkosten einpreisen.

                  Aber nein, die Deutschen wollen es ja billig, billig, billig und werden steigende Wasserkosten wohl niemals zulassen. Der Wasserpreis ist eben ein höchst politischer.

            • Stefan Sasse 17. April 2023, 08:37

              Wenn ich solche Argumente bringe, werde ich normalerweise als wirtschaftlich ungebildeter Schuldenliebhaber beschimpft. Klar, mit endlos Geld und Ressourcen lassen sich viele Probleme lösen.

              • Thorsten Haupts 17. April 2023, 14:25

                Über 50% des Wassers in Deutschland brauchen jährlich Energieversorgung (Kohlemeiler werden mit Wasser gekühlt) und verabeitendes Gewerbe. Mit auch nur moderaten Preisanpassungen kämst Du hier sehr schnell zu wesentlichen Einsparungen.

                Und insgesamt ist das jährliche Angebot um ein Vielfaches höher, als der jährliche Verbrauch. Becor Deutschland ein Wasserknappheitsland wird, ist die Erde tatsächlich unbewohnbar geworden.

                Deshalb bleibe ich bei Dystopie.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

      • Thorsten Haupts 16. April 2023, 15:00

        Und um das zu ergänzen: Sollten wir in Deutschland Stromabschaltungen bekommen, wird das ausschliesslich eine Folge des panikartig undurchdachten Ausbaus der Erneuerbaren sein. Ohne Zwischenspeicher bei gleichzeitiger Stillegung der Grundlastkraftwerke (Kohle und Atom) funktioniert das ganze einfach nicht – und genau die haben wir bis heute weder geplant, geschweige denn, gebaut.

        • Stefan Sasse 16. April 2023, 19:01

          Ich teile die Kritik daran, dass das unter Merkel komplett unterlassen wurde, völlig.

        • Lemmy Caution 16. April 2023, 20:22

          Man versucht nun in die Netze verteilt intelligente Komponenten einzubauen. In Italien soll man dazu schon viel weiter sein. Nun geschieht das halt unter einem gewissen Zeitdruck. Besser als gar nicht. Hier ein Wikipedia Artikel zu diesem Thema: https://de.wikipedia.org/wiki/Intelligentes_Stromnetz

          Wandel ist halt nicht immer für alle angenehm und erfordert Re-Prioritisierungen.

          teilweise related:
          Hab eben eine interessante Anekdote von einem deutschen Großkonzern gehört: die Leute vom Even-Marketing beschwerten sich, dass sie sich von der IT unterbetreut fühlen. Diese Personen beschäftigen sich mit so ehrenvollen Aufgaben mit der Auswahl der Farbe der Servietten bei Events für Premium-Kunden. Sie sind auch sehr erstaunt, dass „ihre“ „Datenmuckel“, anderswo auch als Datenanalysten bekannt, plötzlich so wichtig werden.
          Es soll ungefähr das folgende Gespräch stattgefunden haben:

          Servietten-Farben Fachkraft: Warum bekommen unsere Datenmuckel wieder ein Meeting mit Fachkraft x. Wir benötigen da mehr Aufmerksamkeit für unsere Themen.

          Manager: Was steht auf fast jeder eurer Powerpoint Slides als strategisches Zielkonzept?

          Servietten-Farben Fachkraft: Data Driven Marketing

          Manager: Genau. Das setzen wir jetzt um und dafür benötigen wir die Daten-Analysten. Nennt die bitte nie wieder Datenmuckel.

          Ich habe Hoffnung für dieses Land, aber der notwendige Wandel muss halt angepackt werden.

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