Nachdem bekannt wurde, dass es an Sylvester tätliche Angriffe auf Rettungskräfte gab, entbrannte in Deutschland eine Debatte über die Ursachen. Diese schaffte es knapp, etwas intelligenter als die Sommerlochdebatte um Winnetou zu sein, aber auch nur knapp. Der angerichtete Flurschaden dürfte dafür größer ausfallen, und sie ist auch ein Symptom und Anlass für Kaskadeneffekte. Grund genug für Stefan und Ariane, sich die Lage etwas genauer anzuschauen.
Shownotes:
- Bericht aus Berlin: Sondersendung
- Verfassungsblog: Rechtstaatliche und strafrechtliche Ernüchterung nach der Sylvesternacht
- Quoted: Die Rolle der Medien im Sylvesterdebakel
- Deutschlandfunk: Weniger gravierend als gedacht
- MigMagazin: Wo bleibt die Entschuldigung?
- Deutschlandfunk: Angaben zu den Tätern
- Badische Zeitung: Feuerwehrleute schockiert über Angriffe und Zerstörungswut
- NDR: Integrationsdebatte führt in die Sackgasse
- FAZ: Oliver Nachtwey – Der Prozess der Entzivilisierung
- Tweet: CDU-Politiker Radtke fordert Law and Order
- Welt: Spahn macht gescheiterte Integration verantwortlich
- Tweet: FDP-Politikerin Adler spricht von „kultureller Überfremdung“
- Tweet: Nancy Faeser „Sagen was ist“
- News4Teachers: CDU will als Reaktion Deutschpflicht auf Schulhöfen
- Tweet: Eva Quadbeck hält Videospiele für verantwortlich
- Tweet: Gewalt bei Fußballspiel
- Tweet: Gewalt beim Oktoberfest
- Tweet: Genereller Trend
- Tweets: Carlo Masala 1, Carlo Masala 2
Die Welt hat just heute auch noch was dazu: https://www.welt.de/debatte/kommentare/article243171321/Joe-Chialo-zu-Silvesterkrawallen-Viele-fuehlen-ein-Nicht-dazu-gehoeren.html
Mir ist aufgefallen, dass du dich über Verhältnisse in den Südstaaten der 50ger oder aus der Bonner Republik äusserst, von den heutigen Verhältnissen in deutschen Großstädten aber keine Ahnung hast, weil Du auf dem Land wohnst 😉
Wie muss es schön in diesen Blasen sein. Soso, die meisten Täter waren Deutsche… You wish…
Du darfst gerne Quellen verlinken, in denen das anders dargestellt wird.
Junge, Du saugst Dir offensichtlich etwas aus den Fingern (Alt-Deutsch für Twitter) und ich soll Beweis antreten.
Es wurden 44 Tatverdächtige vorübergehend festgenommen. 16 davon haben nur die deutsche Staatsbürgerschaft. Beteiligte und Betroffene sagten dazu aus, es habe sich ausschließlich um Menschen mit Migrationshintergrund gehandelt. Da ist die Passage im Podcast, das seien ja hauptsächlich Alemannen gewesen, sowohl statistisch falsch. Mehr noch, Du willst ganz offensichtlich einen falschen Eindruck erwecken. Solche Krawalle in Berlin sind doch kein Problem alter weißer Männer. Und sie sind übrigens auch kein Problem von Jungs wie meinem Neffen.
https://www.stern.de/politik/deutschland/silvesterkrawalle–polizei-berlin-nennt-offizielle-zahlen-33112668.html
https://www1.wdr.de/nachrichten/silvester-angriffe-polizei-rettungskraefte-nrw-taeter-100.html
Es gab afair eine ganze Reihe von Interviews mit Augenzeugen, die übereinstimmend davon sprachen, dass die überwiegende Mehrheit der Randalierer erkennbar Migrationshintergrund haben.
Ich halte die ganze Randale ja für erheblich überbewertet, aber der krampfhafte Versuch, die erkennbare Herkunft der Tätergruppen schlicht zu verdrängen, hilft niemandem.
Gruss,
Thorsten Haupts
Weil es ja nichts zuverlässigeres gibt als Augenzeugen.
Das deckt sich allerdings nicht mit eurer Aussage es seien überwiegend Deutsche (bzw Alman, was doch soviel wie deutsche ohne Migrationshintergrund bedeutet?) gewesen.
Außerdem ist das erste Zitat von Stefan P eine Zahl aus Berlin, dein Zitat jedoch über NRW. Im selben (von dir verlinkten!) Artikel, einen Abschnitt vorher steht zu Berlin: „Bei den 145 Festgenommenen wurden insgesamt 18 verschiedene Nationalitäten erfasst. 45 der Verdächtigen hätten die deutsche Staatsangehörigkeit, 27 hätten die afghanische Nationalität und 21 seien Syrer, hieß es.“
45 von 145!
Überlass doch das selektive Zitieren lieber denen, die das ständig machen.
Die Zahlen gehen generell sehr durcheinander, weil das nicht bundesweit ermittelt wurde und es dazu noch gerade bei Jugendlichen so große Unterschiede beim Bevölkerungsanteil mit/ohne Migrationshintergrund gibt (und viele eh deutsche Staatsbürger sind).
Hier aus dem NDR-Interview zum Anteil (der Menschen, nicht Krawallen)
Der Vorreiter ist der Süden. In Offenbach haben über 60 Prozent der Gesamtbevölkerung einen Migrationshintergrund, das heißt, das gilt für 80 Prozent der Jugendlichen – in Frankfurt liegt diese Zahl bei 70 Prozent. In München und Stuttgart beträgt der Anteil der Gesamtbevölkerung rund 47 Prozent. Da fallen dann Hamburg und Hannover nicht so auf, weil der Gesamtanteil hier immer noch bei gut einem Drittel liegt.
Insgesamt ist das nun mal auch nicht genauer als eine Analyse der Vornamen. Und wir könnten hier noch soviele Zahlen nennen, Stefan P. würde es weiterhin für ein Ausländerproblem halten und Stefan S. und ich nicht.
Inzwischen gehen rund 55% aller schweren Gewalttaten auf das Konto von Zuwanderern, obwohl sie nur 2% der Bevölkerung ausmachen. Und das sind nur jene, die nicht schnell genug einen deutschen Pass erhalten haben.
Natürlich, das sind statistische Zufälle. Was sonst? Wir haben kein Ausländer- und Migrationsproblem, das hat der Podcast ja überdeutlich betont.
2%???? Du meinst 20%, oder? Und das Thema ist: schwere Gewalttaten werden von jungen Männern verübt. Da ist der Migrationsanteil um 50%. Und damit im statistischen Fehlerbereich. Wir haben wenn dann ein Männerproblem – aber das willst du ja nicht wahrhaben.
Eher 30% als 50%. Regional extrem ungleich verteilt.
https://www.bpb.de/kurz-knapp/zahlen-und-fakten/soziale-situation-in-deutschland/150599/bevoelkerung-mit-migrationshintergrund-nach-alter/
Männerproblem erweckt den Eindruck ein grosser Anteil der Männer sei ein Problem. Das ist nicht richtig.
Aber unter den Problemfällen sind zweifelsohne ganz überwiegend Männer.
Genau dasselbe gilt für Migrant*innen ja auch, das ist doch exakt unser Argument!!!
„Genau dasselbe“?
Also haben wir doch ein Migrantenproblem und die überwiegende Mehrzahl der Täter sind Migranten?
Ich verstehe ehrlich gesagt gar nichts mehr.
Wir haben 20% Flüchtlinge in Deutschland? Das halte ich für ein Gerücht.
Nur sind die Relationen doch klar und werden von Kriminologen nicht bestritten. Deutschland hat kein generelles Problem mit gewaltbereiten Jugendlichen, es hat ein wahrnehmbares Problem mit einem Teil der Flüchtlinge.
Ihr erzählt im Podcast das glatte Gegenteil, weshalb für Euch das auch eine dumme Debatte ist. Und selbst die Zahlen habt ihr euch dafür schön gemalt, von anderen Fakten ganz zu schweigen, die wollt ihr schon gar nicht hören.
Genau das.
„Und wir könnten hier noch soviele Zahlen nennen, Stefan P. würde es weiterhin für ein Ausländerproblem halten und Stefan S. und ich nicht.“
Gut, dann kann man natürlich auch gleich aufhören.
Ich würde das so auch nicht unterschreiben.
Deutsche (bzw Alman, was doch soviel wie deutsche ohne Migrationshintergrund bedeutet?)
Aso ja. Bzw ohne Aussehen, dass man sofort als Ausländer/fremd wahrgenommen wird. Ein Skandinavier oder Pole fällt ja weniger auf als ein Syrer.
Heil hat in der Lanz-Sendung auch noch was gutes dazu gesagt, was eben auch mit dem generellen Migrationsanteil zu tun hat. In Berlin (oder HH?) waren unter den Polizisten dann eben auch genausoviele Cems oder Alis wie auf der Täterseite. Diese Trennung ist gerade in den Großstädten und gerade bei jüngeren Menschen auch einfach nicht mehr möglich.
Alte weiße Männer randalieren halt eher bei den Querdenkern als am 1. Mai 😛
Aber das war doch mein Punkt – es ist eben NICHT nur Berlin. Es war ein gesamtdeutsches Phänomen, inklusive badischer Provinz, aber die Debatte kapriziert sich auf Berlin.
Stefan P zitiert etwas zu Berlin. Um den Ausländeranteil zu belegen, nicht den Ort. Du zitierst den Ausländeranteil einews anderen Ortes.
Aber viel wichtiger, alle Zitate decken sich nicht mit Eurer Aussage es seien überwiegend Deutsche oder sogar „Almans“ gewesen.
Er zitiert die aber zu einem völlig anderen Argument! Wir haben im Podcast ja nicht über Berlin gesprochen, sondern Deutschland.
Nur das dein Zitat aus einem anderen Teil Deutschlands, NRW, dein Argument von überwiegend Almans doch ebenfalls nicht deckt. 50/50 bei Staatsangehörigen lässt auf einen Anteil von >50 mit Migrationshintegrund schließen.
Ich finde übrigens den ausländerfeindlichen Ton ganz furchtbar. Nur damit da keine Zweifel aufkommen.
Hatte keine. 🙂
Und ok, den Punkt habt ihr.
Stefan P zitiert etwas zu Berlin. Um den Ausländeranteil zu belegen, nicht den Ort. Du zitierst den Ausländeranteil einews anderen Ortes.
finde jetzt den Ausgangspunkt nicht mehr wieder. Aber um das mal umzudrehen: Wenn wir zusätzlich noch – vermutlich unabhängig vom Ort – Geschlecht und soziale Herkunft miteinbeziehen, kriegen wir ja noch klarere Statistiken.
Das ist das Problem mit Zahlen. Deswegen sind reiche Alman-Frauen keine besseren Menschen, die Risikofaktoren für krawalliges Verhalten sind nur viel niedriger als bei einem Cem aus Stuckenborstel und armen Verhältnissen.
Welche Risikofaktoren? Herkunft aus einer streng moslemischen Familie bildet ein Risiko, zum „Ehrenmörder“ zu werden. So etwa?
Wie erklärst Du die Integrationsunterschiede von Zuwanderern aus dem islamisch-arabischen Kulturraum und jenen aus den USA, Großbritannien, Chile, Singapur, Thailand? Achtung, Rassismusgefahr!
Risikofaktoren in dem Sinne, dass Menschen aus armen Verhältnissen und junge Männer eher gewalttätig werden als reiche Frauen und Einwandererfamilien kommen eher aus schlechten Vierteln, der soziale Aufstieg findet da erst meist in der 2. oder 3. Generation statt.
Wie erklärst Du die Integrationsunterschiede von Zuwanderern aus dem islamisch-arabischen Kulturraum und jenen aus den USA, Großbritannien, Chile, Singapur, Thailand? Achtung, Rassismusgefahr!
Ich glaube da gar nicht an so große Unterschiede. Das liegt an Anzahl und jüngerer Einwanderungsgeschichte. Wenn Du mal in Zeitungsartikeln von früher stöberst, findest du dieselben Argumente zu Polen im Ruhrgebiet, Italiener in den 70ern oder deutsche(!) Aussiedler nach dem Krieg. Oder heutzutage in Frankreich nicht über Türken diskutiert wird, sondern über Nordafrikaner. Menschen reagieren nun mal so auf größere Gruppen Fremder, die Art der Fremdheit spielt da nur eine untergeordnete Rolle.
Exakt. Same shit, different cast.
Okay. Okay. Falsch. Kennst Du noch den Ausdruck „Fidschi“? Nein, dafür bist Du zu jung. Die DDR ließ im Austausch regelmäßig Vitnamesen einwandern, der Begriff war ein Schimpfwort für die Asiaten. Allerdings wurden sie, obwohl es sich hauptsächlich um junge Männer handelte, die die Unterschicht bildeten, nicht krimineller als der Durchschnitt der Bevölkerung.
Alle möglichen Antworten darauf werden Dir nicht zusagen.
Ich glaube da gar nicht an so große Unterschiede
Ja, ich glaube auch. Aber nicht da, wo es Studien und Fakten gibt. Ich erwähnte es vor kurzem schon mal: In meiner Karriere habe ich mit allen möglichen Nationalitäten gearbeitet, aber sehr selten mit Türken. Das ist schon deswegen erstaunlich, weil sie die mit weitem Abstand größte Gruppe der Zuwanderer in diesem Land bilden. Wie kann es also sein, dass ich häufiger auf Osteuropäer gestoßen bin in verschiedenen Funktionen als auf Türkischstämmige?
Und genau das belegen alle Studien: Menschen aus dem muslimischen Kulturkreis tun seit weit schwerer sich in Deutschland zu integrieren als andere. Ein sehr hoher Anteil der in den Sechziger und Siebzigerjahren Zugewanderten schaffte es selbst in 4. und 5. Generation nicht.
Deswegen, Ariane, müssen wir darüber reden.
Mal von dem Unterschied zwischen „Tatverdächtiger“ und „Täter“ abgesehen, ist fast schon ein Lehrstück in Sachen Zahlen und Blickwinkel.
16 nur deutsche Staatsangehörigkeit, 18 ohne deutsche Staatsangehörigkeit, 10 doppelte Staatsangehörigkeit bedeutet:
Der überwiegende Teil sind Deutsche (26/44): Richtig nach den Standards unseres Rechts und unserer Verfassung
Der überwiegende Teil sind Migranten (28/44): auch richtig
Das spiegelt die Demographie Berlins wieder: leider falsch, der Migrantenanteil liegt bei etwa 35%
Die Zahlenspielerei wurde doch notwendig, weil Linken-Vertreter das bestritten, was jeder in Berlin gesehen hat. Und Stefan hat den Ball dankbar aufgenommen: Haha, das waren doch vor allem Deutsche (vulgo: Leute wie Stefan P.). Haha.
Ihr macht euch das ein bisschen arg einfach. Silvester-Ausschreitungen sind kein Problem, weil früher gab es ja Mai-Krawalle. Nach der Logik ist der Einbruch in Deinem Haus kein Problem, denn früher gab es viel mehr Autodiebstähle. Was für ein Trost. Rettungskräfte müssen um ihr Leben fürchten … ist halt so. Es gibt nichts zu sehen. Gehen Sie bitte weiter.
Dass die rechtspopulistischen Parolen von Merz und Co toxisch sind, geschenkt. Dass der Ton, in dem die Debatte geführt wird, unser Land noch unbeliebter bei Einwanderern macht – ich meine die, die als Krankenschwestern, Ingenieure, Ärzte, Verkäufer, Paketzusteller etc. unser Land am Leben halten, nicht die, die Sylvesterböller auf Polizisten werfen – geschenkt. Aber außer Spaßparolen („dümmste Debatte seit Winnetou“) sehe ich auf eurer Seite nun auch nicht gerade eine Explosion an guten Ideen, wie man denn das Problem lösen soll. Also abgesehen von den zwei Sätzen am Ende: Besser finanzierte Schulen und mehr Sozialarbeit. Wo ist eigentlich der Nachweis, dass besser finanzierte Schulen und Sozialarbeit brutale, verrohte Gewalttäter aus sozialem Problemsumpf mit signifikanten Erfolgsraten zu anständigen Bürgern machen?
Was wenn bei den meisten Tätern der Zug längst abgefahren ist? Was wenn die übergroße Mehrheit dieser Individuen schlicht nicht integrierbar ist – eine Frage, die sich übrigens unabhängig von der Herkunft bei randalierenden Migranten ebenso stellt wie bei brandsatzwerfenden Skinheads in Sachsen? Wenn wir uns ehrlich machen, stellen wir fest, dass – außer in Ausnahmefällen – Abschiebungen in größerem Ausmaß fast immer an unauflösbaren praktischen Hürden scheitern werden. Diese Menschen werden also hier bleiben – wenn sie nicht ohnehin einen deutschen Pass besitzen. Und wenn wir schon dabei sind uns ehrlich zu machen: Wenn wir unseren Rechtsstaat nicht außer Kraft setzen wollen, dann werden auch die Gerichtsverfahren nicht schneller werden und es wird auch nicht zu mehr Verurteilungen kommen. Wem eine Schuld nicht gerichtsfest nachgewiesen werden kann, der ist vor dem Gesetz unschuldig. Punkt. Es wird also auch nicht mehr Abschreckung geben. Das wahrscheinlichste Szenario ist also, dass alles so bleiben wird, wie es ist. Dass die Gewalt weitergehen wird. Dass der Dienst an der Gesellschaft – als Polizist, als Feuerwehrmann, als Rettungssanitäter – an Feiertagen zunehmend lebensgefährlich sein wird. Darüber mag man denken wie man will. Zum Lachen über Winnetou ist mir aber auf jeden Fall nicht zumute.
Ihr macht euch das ein bisschen arg einfach. Silvester-Ausschreitungen sind kein Problem, weil früher gab es ja Mai-Krawalle. Nach der Logik ist der Einbruch in Deinem Haus kein Problem, denn früher gab es viel mehr Autodiebstähle. Was für ein Trost. Rettungskräfte müssen um ihr Leben fürchten … ist halt so. Es gibt nichts zu sehen. Gehen Sie bitte weiter.
Nein, so war es nicht gemeint. Und wir haben auch hauptsächlich die Debatte und nicht die Vorfälle analysiert. Natürlich macht es das nicht besser, aber es erklärt überhaupt erstmal diese große Debatte, weil es eben außergewöhnlich ist.
Und das hatten wir auch angesprochen, es hat sich eben schon viel getan. Die Tabuisierung von Gewalt jeglicher Art hat ja dazu geführt, dass solche Vorfälle heutzutage selten sind oder eben an bestimmte Ereignisse gebunden. Wie Silvester. 1. Mai. Dynamo Dresden steigt ab, auf oder spielt gegen St. Pauli. Das ist immer noch alles schlimm, aber eben nicht so ein Massenphänomen wie vielleicht vor 20 Jahren.
Was wenn bei den meisten Tätern der Zug längst abgefahren ist? Was wenn die übergroße Mehrheit dieser Individuen schlicht nicht integrierbar ist – eine Frage, die sich übrigens unabhängig von der Herkunft bei randalierenden Migranten ebenso stellt wie bei brandsatzwerfenden Skinheads in Sachsen?
Ich bin zwiegespalten. Ich glaube ehrlich nicht, dass man solche Vorfälle – ähnlich wie Amokläufe oder Femizide – auf Null reduzieren kann. Dafür ist das oft zu spontan explosiv. Denkt zb mal an diese krassen Krawalle in Stuttgart Anfang der Coronazeit. Das sah in den Medien aus als hätten sie die ganze Stadt auseinander genommen, nie wieder was von gehört. Ich geh mal davon aus, dass nicht jedes Wochenende unbemerkt Straßenschlachten in Stuttgart stattfinden. Total rätselhaft, da explodiert plötzlich was und dann ist wieder vorbei, vielleicht wie eine Massenhysterie, ich weiß es wirklich nicht.
Aber das heißt ja nicht, dass man gar nichts tun kann. Es sind nur sehr viele, kleine, teure Dinge. Und – meiner naiven bescheidenen Meinung nach – sind hoffnungslose Fälle höchst selten. Weil sich die Menschen nun mal kein frustriertes, klein/großkriminelles Krawall-Leben wünschen, sondern ein glückliches, zufriedenes Leben und da nicht hinfinden. Da kann man an den Vorraussetzungen schrauben, Angebote machen, gegen Armut und Ungleichheit kämpfen blablubb. Auch die Tabuisierung oder Kleinreden von Gewalt sei hier nochmal erwähnt.
Damit bekommt man nicht jeden, aber man kann die Zahl reduzieren und Einzelne machen keine Krawalle oder Straßenschlachten, das passiert in größeren Gruppen.
Und: es gibt doch sowieso keine anderen Lösungen. Wir bekommen die Leute nicht weg, auch nicht abgeschoben, weil sie eh Deutsche sind oder Afghanen oder Alman-Skinheads.
Völlige Zustimmung.
Seit 2015 steigen die schweren Gewalttaten wie Morde und – das sollte Dich als Frau interessieren – Straftaten gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht wie auch antisemitische Vergehen teils deutlich an. Es wird also höchste Zeit darüber zu debattieren, denn es berührt das elementare Bedürfnis jedes Menschen, das der Sicherheit. Wir haben mit dem Gewaltmonopol dies an den Staat ausgelagert. Aber der Staat hat auch die Verpflichtung, seine Bürger nicht zusätzlichen, ja lebensbedrohlichen Gefahren auszusetzen. Ein Staat, der nicht einmal schwerstkriminelle Ausländer abschiebt, ist seinen Bürgern gegenüber begründungspflichtig. Und Ihr erklärt solche Debatten zur lächerlichen Angelegenheit!
Es ist ja auch wohl eher Fun Fact, wenn Du ausgerechnet an dieser Stelle Femizide erwähnst, aber nie über das archaische Familienbild bei einem signifikanten Teil der Muslime besprechen wolltest. Wie soll ich das ernst nehmen?
Freut mich, dich als Frauenrechtler begrüßen zu dürfen. Ja das ist ein Problem, und wir könnten auch darüber sprechen, wenn du daraus nicht immer ein muslimisches Problem machen würdest. In Armenien oder Indien zb ist das ein riesiges Problem und die Leute sind christlich und Hindus. Archaisch-patriarchalische Verhältnisse sind ein Problem und wir in Deutschland sind da weiter als in vielen Teilen der restlichen Welt. Das gilt übrigens nicht nur zb in Bezug auf Frauen, sondern auch in Bezug auf Gewalt gegenüber Kindern. Es dauert ein bis zwei Generationen bis zur Angleichung auf den aktuellen, deutschen Stand. Und ich denke, es ist selbstverständlich, dass Delikte von Muslimen genauso rechtlich geahndet werden wie von anderen und noch besser, Frauen jeglicher Kulturen besser zu schützen.
Ich bin in erster Linie Rassist und Frauenfeind.
Meine bestbezahlten Mitarbeiter sind derzeit zwei Frauen. Osteuropäischer Herkunft. Ich habe selbst die Gehaltsstruktur entsprechend verändert.
Ich rede durchaus gerne über die Kriminalität von christlichen Armeniern und hinduischen Indern. Allein, sie sind kein Problem der deutschen Kriminalitätsstatistik. Welchen Zweck verfolgst Du also?
Es dauert ein bis zwei Generationen bis zur Angleichung auf den aktuellen, deutschen Stand.
Tja, das haben viele Türkischstämmige längst verpasst. Du müsstest also Deine Argumentation anpassen. Und auch noch nach Generationen sind weit weniger türkischstämmige Frauen als Männer erwerbstätig. Erklärung erbeten und bitte keine Glaubensbekenntnisse.
Vermutlich bin ich der einzige, den das erheblich verärgert, aber: Femizid, also der systematische Versuch, Frauen auszurotten, existiert nicht! Diese Begriffsinflation ist eine Pest der heutigen Zeit.
Gruss,
Thorsten Haupts
Bin auch keine große Freundin davon, aber es fehlt noch ein gutes Wort dafür. Wir können auch gerne Partnerschaftsdelikte nehmen. Das verschleiert wiederum die Tatsache, dass die Täter zu 95% oder so Männer sind. Aber ich denke, ihr wisst, was ich meinte.
Partnerschaftsdelikte wäre auch falsch.
Nicht alle Partnerschaftsdelikte sind Femizide und umgekehrt sind nicht alle Femizide Partnerschaftsdelikte.
Beim Femizid geht es ja darum, dass er geschieht weil das Opfer feminin ist. Bei Partnerschaftsdelikten ist das Motiv ja eher (oder auch?) in der Partnerschaft an sich zu finden.
Morde in der Partnerschaft gibt es ja auch an Männern. Von Männern an Männern wohl sogar häufiger als in heterosexuellen Beziehungen. Zumindest laut dieser Quelle:
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/18396584/
Jep, deswegen wäre mir ein ganz neues Wort am liebsten, das eine verschleiert den Geschlechteraspekt, das andere den persönlichen, schließlich werden da nicht irgendwelche Frauen umgebracht, sondern die eigene. Das Besitzdenken, was in Stefans Link angesprochen wird, spielt da ja unbedingt eine Rolle.
Vielen Dank für die Studie! Hatte mich tatsächlich schon gefragt, ob mit der Liberalisierung von homosexuellen Beziehungen und Ehen tatsächlich eine Änderung bei Partnerschaftsdelikten eintritt. Bei Gewalt hat man ja auch dieses Gefälle, dass 80% der Täter Männer sind, die Opfer aber je nach Gewaltakt genausohäufig Männer.
Ich verstehe den Begriff auch als „Mord aus frauenfeindlichen Motiven“, nicht als Ausrottung aller Frauen. Das ist auch seit 1976 (!) die Definition, siehe https://www.ndr.de/kultur/Femizide-in-Deutschland-Fallzahlen-gehen-2021-leicht-zurueck,femizid100.html
Ich verstehe den Begriff auch als „Mord aus frauenfeindlichen Motiven“ …
Dann wäre er – neben der unangenehmen, aber gesuchten, Nähe zu „Genozid“ – auch noch Unsinn. Morde an Frauen müssen keine prinzipiell fruenfeindlichen Motive haben.
Gruss,
Thorsten Haupts
Siehe meine Verlinkung. Nur weil du einen Begriff nicht kennst und falsch verstehst, ist deswegen nicht das Konzept falsch.
Nur weil ein Begriff mal irgendwann von irgendwem definiert wurde, heisst nicht, dass die Defintion richtig ist oder heute so verwendet werden sollte.
Klar, aber du kannst halt nicht sagen „oh, das Wort mit einer klaren Definition bedeutet, was ich kritisiere, das es aber nicht bedeutet“.
Tschuldigung, Stefan, aber hast Du irgendwelche begründeten Zweifel, dass „Femicide“ nicht ganz bewusst in Analogie zu „Genocide“ entwickelt wurde? Ich nicht!
Natürlich nicht. So ist das bei Leuten die viel Meinung, wenig Ahnung und noch weniger Lust auf Recherche haben.
Yup, berechtigte Kritik. Ich ziehe zurück, sorry Stefan.
Te absolvo. 😀 Danke dir!
Moment: wir sagen nicht, dass das kein Problem ist. Wir sagen, dass es nicht neu ist und gegenüber früher ein geringeres. Wenn aber die Republik durch Sylvesterkrawalle 1990 nicht in ihren Grundfesten erschüttert wurde, warum dann jetzt? Das ist ein Kriminalitätsproblem.
Ich bin jetzt aber auch kein Policy-Berater. Es ist nicht meine Pflicht, ausgearbeitete Vorschläge zu machen. Da ich auch kein Wissenschaftler bin, kann ich dir jetzt nicht aus dem Kopf irgendwelche Studien runterrattern.
Ich denke auch, dass dein Ausblick letztlich zutreffend ist. Abschieben geht nicht, viele von denen sind vermutlich durch. Zähne zusammenbeißen und durch. Das ist ja mein Punkt aus dem ersten Absatz: wenn das nur ein Tag im Jahr ist, ist das nicht das zentrale Problem der BRD. Problematisch ist es da, wo es systemisch ist. Und da muss man an der Wurzel ansetzen, nicht wenn das Kind in den Brunnen gefallen ist.
Dass das Problem geringer ist als früher, bezweifele ich. Massive Verbrechen wie etwa in der Silvesternacht 2015 auf der Domplatte in Köln haben die Republik in der Tat in ihren Grundfesten erschüttert. Wir erinnern uns, dass diese Nacht die Wende in der BRD weg von der Willkommenskultur hin zum kometenartigen Aufstieg der nationalsozialistischen AfD markierte. Die Folgen spüren wir heute noch. Meines Wissens nach hat es so etwas wie damals, in dieser Intensität, noch niemals zuvor in Deutschland gegeben. Klar, Gewalt die mit gewissen Kulturkreisen und (post-)migrantischen Milieus assoziiert ist, gab es lokal auch vorher. Aber nicht in diesem Maß. Nicht so organisiert. Und nicht so konzentriert.
Und bei vielen Aussagen streuen wir uns hier auch Sand in die Augen, weil nicht sein soll, was nicht sein darf. So wird z.B. mit dem Argument, der Anteil an Migranten in Berlin entspräche dem Anteil an Migranten unter den Silvestertätern, der Eindruck erweckt, die Randalierer würden die ganz normale Zusammensetzung der Berliner Gesellschaft reflektieren. Tatsächlich ist Berlin aber – wie jede deutsche Großstadt – voll von EU-Ausländern, also Niederländer, Tschechen, Spanier, Dänen. Sollten unter den Steinewerfern vom 31.12. allerdings zahlreiche Niederländer, Tschechen, Spanier und Dänen gefunden worden sein, haben die Behörden daraus ein gut gehütetes Geheimnis gemacht. Auch Chinesen, Japaner, Inder und Südkoreaner, die einen immer größeren Anteil an Einwanderern, gerade in den Großstädten ausmachen, sucht man vergebens unter den Gewalttätern. Stattdessen scheint es immer derselbe kulturelle Hintergrund zu sein, der unter dieser Klientel dominiert. Deshalb macht es auch keinen Sinn argumentativ zwischen Deutschen und Migranten zu trennen, denn viele der Deutschen, die man erwischt hat, haben denselben problematischen kulturellen Hintergrund, trotz deutschem Pass. Im Fernsehen hörte ich noch das analoge Argument, unter den Migranten habe es einen ähnlichen Anteil an “Cems und Alis” gegeben, wie unter den angegriffenen Polizisten. Wieder soll der Anschein erweckt werden, die Täter repräsentierten kulturell die Bevölkerung von Berlin. Tatsächlich haben sich aber viele “Cems und Alis” in Deutschland in den vergangenen 30 Jahren integriert und assimiliert und sind aufgestiegen. Ein Teil ist zur Polizei gegangen. Dieser Teil hat mit den “Cems und Alis” aus den abgehängten, bildungsfernen und gewaltaffinen Milieus kulturell so wenig zu tun, wie die “Michaels und Peters” bei der Polizei. Wiederum zeigt sich, nicht Herkunft sondern Kultur ist das Problem.
Und die Probleme, die diese toxischen Parallelgesellschaften verursachen, zeigen sich auch nicht nur an einem einzigen Tag im Jahr, wie Du schreibst. Diesen Typen möchtest Du nicht an einem Samstagabend nach dem Feiern in der Stadt an der Bahnstation begegnen. Immer wieder werden Menschen wahllos angegriffen, teilweise tot geprügelt. Von gesellschaftlichen Folgen, etwa dass diese Menschen unseren Sozialstaat einen Haufen Geld kosten, ohne dass sie eine Gegenleistung erbringen, garnicht zu sprechen.
Das schließt sich doch aber nicht aus. Es kann sowohl die BRD in ihren Grundfesten erschüttern – ich zweifle keine Sekunde, dass das stimmt – und trotzdem seltener sein als früher. Unser Argument ist ja gerade, dass es DESWEGEN so erschüttert. Weil es uns mittlerweile so fremd ist. Und ja, vermutlich spielt da auch das von dir genannte Kulturelle mit rein.
Die Schaffung des Problems ist gerade ein paar Jahre her, indes es wird ständig weiter angefacht. Als 2015/2016 Konservative warnten, wir müssen hinschauen wer kommt, anrwortetest Du: brauchen wir nicht. Und Grüne jubelten: uns werden Menschen geschenkt!
Diese Politik des Nichthinschauens wird unter der Ampel verschärft. Grüne und Bundesinnenministerin wollen schwere Straftäter selbst dann nicht abschieben, wenn dies möglich ist. Den naheliegender Gedanken, wenn wir nicht abschieben können, sollten wir restriktiver bei der Zuwanderung sein, kommen dies Kreise nicht.
Du meinst das wächst sich aus. Wie denn? Es handelt sich um junge Männer im Alter 18 bis Anfang 30. Selbst wenn ihre Straffälligkeit mit 40 zurückgeht, so werden diese Menschen immer von Sozialtransfers abhängig sein. Ein Problem, was Du jetzt nicht angehen willst, wird die Gesellschaft Jahrzehnte belasten. Deutschland betreibt nicht nur die dümmste Energiepolitik der Welt…
Ralf hat Recht. Es geht nicht um Ausländerfeindlichkeit, sondern Problembewusstsein.
„Dass der Ton, in dem die Debatte geführt wird, unser Land noch unbeliebter bei Einwanderern macht“
Ich weiss ehrlich gesagt, nicht wie relevant das eigentlich ist. Wenn Deutschland sich als überdurchschnittlich einwandererfreundlich präsentieren könnte, wäre das m.E. ein echter Vorteil.
Aber so ist es doch ähnlich abweisend wie die meisten anderen europäischen Länder auch. In Brexit-UK, Front National- Frankreich, oder Schwedendemokraten-Schweden usw. ist die Debatte m.W. nicht besser.
Ja, das ist sicher richtig. Bei uns kommt halt die bürokratische Unfreundlichkeit noch on top. Du kannst auf einem Gebiet scheiße sein, aber halt nicht auf allen.
Ich weiss ehrlich gesagt, nicht wie relevant das eigentlich ist.
Ich halte das für sehr relevant, sowohl nach außen als auch nach innen. Nach außen verlieren wir den Wettbewerb um die besten Talente gegen die USA. Und nach innen zerstören wir die mentale Bindung hier lebender Migranten an unser Land und bewirken sogar die aktive De-Integration derer, die wir bereits integriert hatten.
Wir verlieren diesen Wettbewerb doch nicht weil der Ton in der Debatte hier schlechter ist. Der ist doch in den USA um einiges heftiger als hier.
Während Obama noch waren die USA ungeschlagen als Einwanderungsland für “High Potential”-Kandidaten. Mit der Machtübernahme durch Trump – das ist zumindest mein anekdotischer Eindruck – änderte sich so einiges. Bei wissenschaftlichen Konferenzen in den USA gibt es zum Beispiel typischerweise Karriere-Workshops, in denen Doktoranden und Postdocs darüber diskutieren, wie sie den nächsten Karriere-Schritt machen können. Seit Trump war das hauptnachgefragte Thema in diesen Veranstaltungen, wie man seine Karriere aus den USA nach Europa verlegen kann. Wohlgemerkt nicht nur von Chinesen und Indern angefragt, sondern auch von Amerikanern. Und das in Amerika. Vor Trump habe ich überhaupt nie jemanden diese Frage stellen hören. Die EU hatte dadurch eine enorme Chance in dieser Zeit. Und ist dabei sie zu verspielen. Mit Biden sind wir in den USA wieder in der prä-Trump-Zeit zurück. Also nicht in Florida und Texas. Aber die “High Profile”-Einwanderer gehen dort eh nicht hin, sondern eher in den Nordosten, nach Chicago oder an die Westküste. Und da herrscht wieder Normalität. Und Einwanderer mit top beruflichen Qualifikationen werden mit offenen Armen empfangen. Und klarem Path zur Citizenship. In Deutschland hingegen diskutiert man darüber wieviel Fremde das Land aushält und ob sie zu sehr stören …
In Deutschland hingegen diskutiert man darüber wieviel Fremde das Land aushält und ob sie zu sehr stören …
So ist das, wenn die Funktionseliten in Medien und Politik Masseneinwanderung gering Gebildeter aus besonders kulturfremden Weltgegenden gegenüber gezielter Einwanderung Hochgebildeter präferieren und fördern. Könnte man anders haben, will man aber nicht. Beschwerden bitte an die Verursacher des Problems.
Gruss,
Thorsten Haupts
Dass die Einwanderung Geringgebildeter und Kulturfremder durch “Funktionseliten” präferiert und gefördert wird, ist Unsinn und bewegt sich gefährlich nahe an der Verschwörungstheorie von Merkels Bevölkerungsaustausch. Tatsächlich kommen Menschen massenhaft und ungebeten zu uns und der Rechtsstaat hat praktisch weder die Möglichkeit sie abzuschieben, noch ein Konzept oder Mittel alle zu integrieren. Ich hab auch selber keine Lösung. Sehr wahrscheinlich, gibt es schlicht keine Lösung.
Grüne und Linkspartei haben in ihren Wahlprogrammen explizit die Forderung nach einem Einwanderungsgesetz, das gerade auch Geringqualifizierten Zuwanderungsmöglichkeiten gibt. Wohlgemerkt, außerhalb des Asyl- und Flüchtlingsstatus.
Aus solchen Forderungen erwächst die Ansicht, solche „Funktionseliten“ förderten die Einwanderung Geringgebildeter. Das Eine folgt aus dem Anderen.
Ich kenne die Wahlprogramme nicht, aber über ein Einwanderungsgesetz auch Geringqualifizierten einen legalen Zugang zum deutschen Arbeitsmarkt zu ermöglichen, ist etwas anderes, als ideologisch den Zuzug von Ungebildeten über den von Hochgebildeten zu präferieren.
Im übrigen werden im Handwerk, im Gastgewerbe, im Verkauf, in der Pflege etc. dringend Menschen gesucht und für die meisten dieser Tätigkeiten reicht eine geringe Qualifikation, insbesondere dann, wenn wir selbst bereit sind auch auszubilden. Die entscheidende Frage ist dann die nach Deutschkenntnissen, nach Integrationswilligkeit, nach Potential und nach Wahrscheinlichkeit, dass die Menschen hier in Deutschland zum Straftäter werden. Ein Gesetz, das uns zumindest erlaubt unter Geringqualifizierten diejenigen auszuwählen, die am besten in unsere Gesellschaft passen, ist für mich ein positiver Schritt. Unter anderem werden z.B. Modelle diskutiert, bei denen Deutschland in afrikanischen Ländern in Bildung investiert und eine gewisse Zahl an Arbeitsvisa zusichert und die Länder nehmen dafür eine gewisse Zahl an illegalen Migranten wieder zurück. Löst das das Migrationsproblem? Sicher nicht. Aber es ist ein kleiner Beitrag in die richtige Richtung.
Sie soll dem Bundestag jährlich die Anzahl von punktebasierten Talentkarten vorschlagen, mit denen Menschen zu uns kommen können. Auf Basis des jährlichen Arbeitskräftebedarfs schaffen wir so Zugangswege auch im gering- oder unqualifizierten Bereich.
https://www.gruene.de/themen/einwanderung
Wenn man nicht bereit ist, das Grünen-Programm so wohlwollend zu betrachten wie die Anhänger der Partei, dann lässt sich der Passus durchaus so lesen, dass die Grünen ein Interesse haben, nichtqualifizierte Menschen in großer Zahl nach Deutschland zu holen.
Sie werden kaum behaupten, dass Deutschland in den Jahrzehnten besonders erfolgreich in der Integration von Menschen aus rückständigen Bildungsregionen war. Die Nachkommen der Zuwanderer aus der Türkei sind in großer Zahl bis heute ein gesellschaftliches Problem im Sozial- wie im Strafrechtsbereich.
Kein Einwanderungsland bemisst sein legale Zuwanderung an dem Bedarf an Geringqualifizierten. Warum meinen wir Deutschen, es immer besser zu wissen?
Die deutsche Politik ist für Ihre Vorschläge nicht offen. Die Politik will Visa und Entwicklungshilfe nicht als Druckmittel bei Abschiebungen einsetzen.
Keine Ahnung was Sie da lesen. Für mich steht da, dass Deutschland regelmäßig seinen Arbeitskräftebedarf ermitteln soll und dann diesen Zahlen entsprechend Arbeitskräfte ins Land holt.
“Druckmittel einsetzen” ist nicht ganz so einfach, wie Sie denken. Wenn wir unsere Entwicklungshilfe einstellen, dann betätigen sich eben andere. Im Zweifel die Russen und die Chinesen. Und die setzen bereits jetzt Migranten als Waffe gegen uns ein. Das wird absehbar noch schlimmer werden und noch größere Einwanderungsströme nach Europa produzieren, wenn diese Kräfte weiter an Einfluss gewinnen. Glaube kaum, dass das in unserem Interesse ist …
Dass die Einwanderung Geringgebildeter und Kulturfremder durch “Funktionseliten” präferiert und gefördert wird, ist Unsinn …
Nehme Ihr Urteil zur Kenntnis, meines habe ich dargestellt.
… und der Rechtsstaat hat praktisch weder die Möglichkeit sie abzuschieben, noch ein Konzept oder Mittel alle zu integrieren.
Sie gar nicht erst aufzunehmen, ginge auch. Selbst wenn dafür die Genfer Flüchtlingskonvention gekündigt werden müsste. Wird gar nicht erst versucht, was mein Beleg für mein Urteil ist: „… wenn die Funktionseliten in Medien und Politik Masseneinwanderung gering Gebildeter aus besonders kulturfremden Weltgegenden gegenüber gezielter Einwanderung Hochgebildeter präferieren und fördern“.
Sehe nicht, wie man das angesichts der bekannten Fakten anders interpretieren kann, einzige Alternative wäre: „Sie wollen zwar keine Masseneinwanderung, sind aber zu träge oder zu feige, dagegen etwas zu unternehmen.“ Nehme ich auch, wenn das weiter weg von dämlichen Verschwörungstheorien sein sollte?
Gruss,
Thorsten Haupts
Ja, ich bin zu träge und zu feige.
Danke für die hochwertige Debatte.
Wusste nicht, dass Sie Mitglied der deutschen politischen und medialen Funktionseliten sind. Wäre sonst höflicher geblieben.
Ich weiss ehrlich gesagt, nicht wie relevant das eigentlich ist. Wenn Deutschland sich als überdurchschnittlich einwandererfreundlich präsentieren könnte, wäre das m.E. ein echter Vorteil.
Ganz interessante Frage. Ich denke auch, es spielt eher für diejenigen eine Rolle, die bereits hier sind als für Menschen, die überlegen hierherzukommen. Und – darf man auch nicht vergessen – viel relevanter ist ja auch, wie das direkte Umfeld reagiert als was Merz in einer Talkshow ablässt. Gilt andersrum ja auch, ich kenn auch Leute, die quasi alle Ausländer doof finden, außer die, die sie persönlich kennen, auch wenn das total absurd ist.
Aber da nichts isoliert ist, hat das ja immer Rückkopplungseffekte öffentliche Debatte -> persönliches Verhalten -> Gesetzeslage und vice versa. Aber das läuft unter fremd aussehenden Menschen doch genauso ab. Genau wie für uns Biodeutschen irgendwie nur „ausländische Steinewerfer“ hängenbleibt, denken die, wir sind alle wie Merz drauf. (das ist auch nicht schön bittesehr!!)