Bohrleute 29: Ist Friedrich Merz jetzt links?

Friedrich Merz hat alle überrascht – sowohl diejenigen die dachten, dass er die CDU wieder nach rechts schieben und für elektorale Erfolge sorgen würde als auch jene, die genau das befürchteten. Die CDU verharrt im demoskopischen Jammertal um die 25%, Konservative grummeln über Merz und eine klare Alternative zur Ampel ist nicht in Sicht. Für die Bohrleute ist das nur teilweise überraschend: die CDU ohne Merkel vollzieht den allgemeinen Trend europäischer Volksparteien nach und ist jetzt da, wo die SPD in den späten 2000er Jahren war.

Shownotes:
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  • sol1 15. September 2022, 10:21

    Ich kann hier noch einen Aufsatz von Bernd Ulrich aus dem Juni 2019 beisteuern, der ziemlich gut gealtert ist, gerade auch, weil es mit Corona und dem Ukrainekrieg nun zwei weitere Herausforderungen gegeben hat, die „mit dem gewöhnlichen Besteck der alten Bundesrepublik nicht zu bewältigen sind“:

    „Grün, Rot, Gelb – anders als Grüne, SPD und sogar die FDP hat die CDU keine Farbe. Schwarz ist keine Farbe. Die Union kann nicht auf eine Weltanschauung zurückfallen, wenn sie ihre Rolle als stärkste Kraft, als Mittler und Mitte, als archimedischer Punkt der deutschen Nachkriegsdemokratie verliert. Die CDU hat in Wahrheit keine Weltanschauung, sondern – in offizieller Lesart – deren drei: Liberalismus, Konservativismus und Christentum. Drei sind aber so gut wie keine.

    Die Weltanschauung der CDU ist in Wahrheit identisch mit der Bundesrepublik Deutschland. Fast alles, was dieses Land ordnet und leitet, wurde von der CDU federführend geschaffen: die Westbindung (Adenauer), die soziale Marktwirtschaft (Erhard), die deutsche Einheit und der Euro (Kohl). Leicht zugespitzt gesagt: Die BRD ist ihre Ideologie, die Macht ihr Modus, die Masse ihr Argument, die Mitte ihr Ort, die Moderation ihre Methode. Das ist die CDU. Das war die CDU.

    Denn seit einiger Zeit erodiert die alte Ordnung: Die Westbindung wird lose; die Marktwirtschaft wird von Globalisierung und Digitalisierung in nie gekannter Weise herausgefordert; Europa bietet weniger Orientierung, es bedarf ihrer; das Klima erfordert eine radikale Politik, Moderation genügt nicht mehr; wo die Mitte liegt, ist nicht mehr so gewiss, und noch schlimmer: Die Mitte kann immer öfter auch mal danebenliegen.

    Wer nun sagt, die CDU als letzte funktionierende Volkspartei gehe letztlich auch nur den Weg der SPD, der irrt. Die SPD kann es mit ihrer Geschichte und ihrer Weltanschauung auch bei zwölf Prozent noch geben, der CDU hingegen drohen schon bei 22 Prozent Verfall und Regression. Letzteres bedeutet, dass sich die Partei mangels gemeinsamer Weltsicht auf irgendein aggressiv verteidigtes Gestern verständigt, auf ein Set an zufällig zusammengerafften Vorurteilen.“

    https://www.zeit.de/2019/24/cdu-annegret-kramp-karrenbauer-angela-merkel-youtuber-rezo-fridays-for-future/komplettansicht

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