Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.
Fundstücke
Was macht diese Bildungskrise aus?
Das System Schule ist erschöpft. Die Digitalisierung in den Schulen hätte vor 30 Jahren eingeleitet werden müssen, wir hängen Jahrzehnte hinterher. Gleichzeitig hatten wir schon vor Corona eine soziale Schieflage beim Bildungserfolg, weil wir zwar immer über individuelle Förderung gesprochen haben, sie uns aber aus Mangel an Personal und Ausstattung nie wirklich gelungen ist. […]
Was folgt für Sie daraus [dass der Digitalpakt ein kontraproduktives bürokratisches Monstrum war, Anmerkung S.S.]?
Die Ampelparteien müssen endlich die Vorhaben angehen, die sie in ihren Koalitionsvertrag geschrieben haben. Wir brauchen eine andere Form der Kooperation von Bund und Ländern, vor allem im Bereich der Bildungsinfrastruktur. Richtig wäre, dass der Bund nicht ein Zehntel der Kosten wie derzeit trägt, sondern ein Drittel. Ein weiteres Drittel die Länder, das letzte Drittel die Kommunen.
Ist so eine Forderung angesichts der Finanzlage des Bundes realistisch?
Sie wäre realistisch, wenn wir uns auf Bildung als die gesamtgesellschaftliche und gesamtpolitische Aufgabe verständigen, von der immer alle reden. Das Minimum wäre aber, dass die vorhandenen Bundesgelder verstetigt werden und nach anderen, einfachen Vergaberegeln fließen. Das berührt die Bildungshoheit der Länder in keinster Weise. Aber nur dann kommen die Mittel rechtzeitig und auch genau dort an, wo sie gebraucht werden. (Jan-Martin Wiarda)
Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern halte ich im Bildungsbereich für einen ziemlichen Anachronismus. Der Bildungsföderalismus ist generell, vorsichtig ausgedrückt, nicht das Gelbe vom Ei. Aber gerade bei der Digitalisierung ist es offenkundig, wo die Probleme liegen. Da die Ausstattung der Schulen in den Händen der Kommunen liegt, die Kommunen aber genau die politischen Einheiten mit den meisten Finanzproblemen sind, geht da nichts voran. Jeder Versuch, darum herum zu arbeiten, führt zu bürokratischen Monstern wie dem Digitalpakt, der massive Personalressourcen bindet, die dafür weder vorgesehen noch ausgebildet sind und Besseres zu tun hätten (da wären wir wieder beim Mangel an Personal), und andererseits aber die eigentlich notwendigen Investitionen nicht angehen darf. Da werden dann etwa Laptops beschafft, aber es gibt kein gescheites WLAN und keinen Wartungsservice, und was des Unfugs nicht noch mehr ist. Das ganze System kommt in so vielerlei Hinsicht aus der Zeit der Kreidetafeln.
2) Wenn der Weg ins nächste Dorf plötzlich 20-mal länger ist
Weil die Fahrbahn der B276 seit Beginn der Sommerferien saniert wird, ist die Straße gesperrt. Alternativen als Verbindung der beiden Orte gibt es keine. Die offizielle Umleitung führt über die Biebergemünder Ortsteile Lanzingen, Kassel und Wirtheim über Bad Orb, Jossgrund und Flörsbach – das macht insgesamt rund 37 Kilometer. Mal eben zum Lieblingsbäcker im Nachbardorf, zum Arzt oder ins Freibad, all das ist jetzt mit größerem Aufwand und langen Umwegen verbunden. Zahlreiche Menschen fühlen sich schlicht abgeschnitten. […] „Neben der B276 verlaufen außerdem ein sehr gut ausgebauter Radweg und parallel dazu ein gut ausgebauter Fußweg“, zeigt Klein Alternativen auf. […] Für den Busverkehr gibt es zudem eine Sonderlösung über einen Wirtschaftsweg der Gemeinde. Diese Busse fahren während der Bauarbeiten in erhöhtem Takt. (Heiko Schneider, Hessenschau)
Dieses Praxisbeispiel zeigt das Mentalitätsproblem hinter der Mobilitätswende. Zwei Kilometer ist echt keine Strecke, das laufe ich ja schneller als ich diese Umfahrung benutze. Busse gibt es auch. Dass überhaupt Leute ständig ihr Auto benutzen, um zwei Kilometer zum Bäcker zu fahren, ist absurd. Für so was gibt es Fahrräder. Da ist wirklich noch viel Umdenken nötig. Und bevor das jetzt kommt: natürlich gibt es alte und gebrechliche Menschen. Aber erstens sind die nicht diejenigen, die sich hier beschweren, und zweitens gibt es auch hier den Bus. Diese Kurzstrecken mit dem Auto zu machen, wenn Alternativen problemlos vorhanden sind (!), ist ein Verhalten, dass wir uns angesichts der Klimakrise einfach nicht mehr leisten können – zumindest nicht regelmäßig aus purer Bequemlichkeit.
3) Bei wem Friedrich Merz in Berlin auftreten wollte
Man sieht hier eine Asymmetrie, die Politiker beachten sollten, wenn sie sich mit Journalisten zusammentun, um dieselben Sprüche zu klopfen. Journalisten können von Politikern einen Heroismus der Rücksichtslosigkeit verlangen, der in Kulturkämpfen solange für Gefolgschaft sorgt, wie sie so folgenlos bleiben wie Computerspiele. Die Wirkungssphäre der Politiker ist aber die Praxis, die Welt vorgefundener, nicht herbeigewünschter Verpflichtungen. Nichts ist leichter gesagt, abgetippt und per Interview und Pressemitteilung verbreitet als Klartext über die segensreichen Zumutungen der schrankenlosen Rede- und Meinungsfreiheit. Aber in der Praxis zeigt sich sehr schnell, dass es Meinungsmacher gibt, mit denen Politiker lieber doch nicht auf demselben Podium oder auch nur im selben Raum gesehen werden wollen. Deshalb brach Merz die Transatlantik-Brücke ab: Bei näherem Studium der Teilnehmerliste fiel in seinem Büro auf, dass auch Henryk M. Broder und Joachim Steinhöfel als Redner vorgesehen waren, zwei Maulhelden jenes rechten Randes des demokratischen Spektrums, mit dessen parteipolitischer Vertretung, der AfD, CDU und CSU in keiner Form zusammenarbeiten möchten. Die Kampagnenmedien der Anti-Cancel-Kultur, Springer-Blätter und „Neue Zürcher Zeitung“, konnten Merz dessen eigene Worte vorhalten, weil er im Interview die Sprachregelungen der Kampagne übernommen und Codewörter verwendet hatte. Den Missbrauch des Kampfes gegen rechts beklagen Broder, Steinhöfel und ihre Alliierten in alternativen und nicht-alternativen Medien seit Jahr und Tag: Scheinbar hatte Merz zugesichert, genau mit den Rechten reden zu wollen, die sich als Opfer linken Gesinnungsterrors in Szene setzen. So kann er sich nicht darüber beschweren, dass die Fahrt in den Keller ging. […] Der Umgang von Friedrich Merz und seinen Beratern mit der von The Republic an ihn gerichteten Einladung war bestürzend unprofessionell. Im deutschen Hauptstadtjournalismus hat man sich vor allem darüber gewundert, dass Merz keine Vorkehrungen dagegen traf, in Gesellschaft von Freunden und Förderern der AfD angetroffen zu werden. Viel verwunderlicher ist aber die Bereitschaft, sich als Galionsfigur für eine Zusammenkunft zur Verfügung zu stellen, die gemäß der jahrzehntelangen Übung von Tholos Foundation und ATR nicht dem freien Austausch von Ideen dienen sollte, sondern dem Netzwerken unter Radikalen. (Patrick Bahners, FAZ)
Ich stimme der Kritik völlig zu. Merz ist hier in die Falle getappt, die ein zu nahes Kuscheln mit dem Rand immer mit sich bringt. Die Grünen wissen schon, warum sie Extinction Rebellion und die ganzen anderen Radikalinskis auf Armlänge halten und deren apokalyptischen Sprachgebrauch nicht übernehmen. Umgekehrt tappt die LINKE von Skandal zu Skandal, weil ihre Amtsträger das dumme Geschwätz des radikalen Randes übernehmen.
Eine weitere Bemerkung: Die Kritik an Merz und ihr Durchschlagen auch auf bürgerliche Leitmedien wie die FAZ ist der Kritik der Linken zu verdanken. Das ist im politischen Prozess normal. In den seltensten Fällen wird die Kritik der eigenen Seite so etwas hervorrufen; üblicherweise ist es die gegenseitige Kontrolle (Polithygiene, quasi) der im Wettbewerb stehenden Parteien. Nur weil gerne gemeckert wird, dass Cancel Culture stattfände und so 😉
4) Iron-Man ist bei „Eat the Rich“ mitgemeint
Wenn sich Armut als systematisches Problem doch mal als Thema in den Vordergrund drängt, dann wissen Autor*innen oft nicht, wie sie damit umgehen sollen. […] Superheld*innen – so scheint es – haben entweder ein finanzielles Fangnetz oder bleiben vollständig unbeirrt von der Tatsache, dass sie neben ihren Heldentaten einem aufreibenden Nine-To-Five-Job nachgehen müssen. Armut ist fast nie Haupterzählstrang, sondern höchstens Nebenschauplatz; Probleme von Einzelnen, die sich im Laufe der Handlung von fast alleine löst. Im Justice League-Film rettet Batman die Farm von seinem Freund Superman, indem er die Bank kauft und dessen Schulden tilgt. In Avengers #2 von 2013 löst Iron Man die finanziellen Probleme von Spider-Man mit den Worten „We have Money“. […] Systematische Armut, so scheint es, lässt sich schwer heroisieren. In der klassischen Held*innenreise, in der einzelne Protagonist*innen Herausforderungen meistern, haben gesellschaftliche Probleme, die sich auf individueller Ebene in der Regel nicht lösen lassen, kaum Raum. Um dem Ganzen gerecht zu werden, müssten Superheld*innen-Medien von der üblichen Formel abweichen und den Konsument*innen den ein oder anderen Konflikt zutrauen, der sich nicht innerhalb von wenigen Heften/Folgen von alleine löst. (Jonas Lübkert, Fan Theory of Everything)
Was Lübkert hier anspricht ist so was wie ein pet peeve von mir: dass in Geschichten Geld meistens keine Rolle spielt. Mein Lieblingsbeispiel ist die Serie „Sherlock“ (ihr wisst schon, die mit Cumberbatch), in der weder Sherlock noch Watson irgendeinem Beruf nachgehen und Watson sogar nur deswegen bei Sherlock einzieht, weil er eben kein Geld hat, aber beide problemlos für ihr Hobby des Herum-Detektivierens ständig Taxis nehmen und anderere private Ausgaben leisten. In London, nicht eben dem billigsten Pflaster. Das Muster zieht sich praktisch durch sämtliche Geschichten: Geld existiert effektiv nicht oder höchstens als Lippenbekenntnis. Ich würde mir wünschen, dass hier mehr Realismus einzieht. Auch deswegen, damit eine stärkere Identifizierung möglich ist.
5) What’s the right amount of noise?
I’ve long been intrigued by the fact that poor and non-poor people have such different relationships to noise. I’m not talking about Victorian silence or library shushing, just about normal life. Poor people tend to live loudly, throw parties, play music, and squabble with each other. Middle-class folks don’t, and they don’t want their neighbors doing it either. They really, really don’t want to live in the middle of cacophony. This is not just a sociological curiosity, either. Why is it that so many middle-class folks hate the idea of Section 8 vouchers being available for nearby apartments? Sure, some of it is racism, some of it is fear of drugs. But a large part of it is noise. Middle-class apartment dwellers are convinced that if poor people move in next door they’re going to have to put up with nonstop yelling, whooping, partying, loud music playing, and so forth. Their lives will be ruined. That’s one side of the story, anyway, and it’s one I empathize with since I’m a middle-class guy who prefers that my neighbors wind down their parties by midnight. But what does it look like from the other side? In the Atlantic this month, Xochitl Gonzalez talks about his freshman year on an Ivy League campus: „Within a few weeks, the comfort that I and many of my fellow minority students had felt during those early cacophonous days had been eroded, one chastisement at a time. The passive-aggressive signals to wind our gatherings down were replaced by point-blank requests to make less noise, have less fun, do our living somewhere else, even though these rooms belonged to us, too. A boisterous conversation would lead to a classmate knocking on the door with a “Please quiet down.” A laugh that went a bit too loud or long in a computer cluster would be met with an admonishment.“ (Kevin Drum, Jabberwocky)
Ich finde das eine ziemlich spannende und gute Beobachtung von Drum. Ich selbst bin auch extrem lärmsensitiv, ich reagiere auf die geringsten Mengen von Umgebungslärm sehr negativ (ich könnte deswegen auch nicht in einer Großstadt wohnen). Aber das ist mit Sicherheit antrainiert; ich bin solch „leisen“ Umgebungen groß geworden, habe nie woanders gewohnt und mir wurde in meiner Erziehung immer wieder eingebläut, wie wichtig es ist, leise zu sein. Drum liegt sicher richtig damit, dass das so ein „weißes Mittelschichtending“ ist (die Oberschicht lebt abgekapselt genug als dass sie nicht leise sein muss, und die Unterschicht hat nicht die Möglichkeit dazu). Ich habe da keine Schlussfolgerung außer „hm, das ist wohl so“, aber als Beobachtung ist es auf jeden Fall spannend.
Der Hauptzweck jener gesetzlich verordneter Beschimpfungen besteht darin, ausgewiesene Zielpersonen zu verunglimpfen und sie als fremdes Element in der Gesellschaft zu markieren. Der Aufwand, mit dem dieser Zweck erreicht werden kann, ist gering. Anstatt die der Opposition nahestehenden Medien vollständig auszulöschen, sorgt der Staat einfach dafür, dass der Mediensektor eine einheitliche Sprache spricht. Teils gehört zu diesen Praktiken auch das Verbot von „LGBT-Propaganda“ gegenüber Kindern und das Verbot, die Sowjetunion mit Nazideutschland zu vergleichen. […] Die Sprache des heutigen Russlands wirkt wie eine Spielart des Orwellschen Neusprechs. Selbst in alltäglichen Gesprächen ziehen es die meisten Menschen vor, den Krieg nicht beim Namen zu nennen, sondern stattdessen den Kunstbegriff der „militärische Sonderoperation“ zu verwenden. Dieser Zustand wurde jedoch nicht dadurch erreicht, dass ein für alle verbindliches Narrativ geschaffen und mit Gewalt durchgesetzt wurde. Der Ansatz der Regierung war viel einfacher: Anstatt alle Medien in Propagandamaschinen zu verwandeln, diskriminierte oder kriminalisierte der Staat einfach diejenigen, die von der Regierungsposition abwichen. Dies führte dazu, dass die (verbleibenden) nicht-staatlichen Medien und die Öffentlichkeit sich proaktiv selbst zensierten. […] Die Konformität in Putins Russland unterscheidet sich somit von derjenigen in den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts. Statt aktiv staatliche Narrative zu reproduzieren und sich an staatlich sanktionierten Praktiken zu beteiligen, wird vom Einzelnen erwartet, dass er nichts tut. Der Musterbürger ist kein Sturmtruppler, sondern ein zynischer Stubenhocker, der alles vermeidet, was auch nur annähernd politisch ist. (Dmitry Kurnosov, Verfassungsblog)
Die hier beschriebene Strategie ist von politischer Gesäßgeografie weitgehend unabhängig. Ihr können sich sowohl linke wie rechte autoritäre Systeme bedienen. Und sie ist höchst effizient. Ich halte es allerdings für einen Mythos, dass das bei den totalitären Systemen des 20. Jahrhunderts anders gewesen sei. Ob Nazi-Deutschland oder Sowjetunion, diese Systeme beruhten auch hauptsächlich nicht auf den begeisterten, fanatischen Massen, sondern auf den konformen Massen, die Sprachregelungen übernahmen und es vermieden, irgendwie mit dem System in Konflikt zu geraten. Das Phänomen war im Ostblock stärker ausgeprägt als in Nazi-Deutschland (was sicherlich mit dazu beiträgt, dass Putin es heute so leicht hat), aber das liegt eben auch daran, dass der Kommunismus als Diktatur nie die Zustimmungswerte der Nazi-Diktatur erreichte und letztere die Konformität ab 1943 derart aggressiv einforderte, dass die „Konformitätsperiode“ dazwischen weitgehend aus den Köpfen verschwunden ist.
7) FDP-Bildungsministerin Stark-Watzinger: „Nächstes Schuljahr muss normal werden“
Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) sieht im Corona-Schutzkonzept für Herbst und Winter eine gute Grundlage für den Schulbetrieb im dritten Jahr der Pandemie. «Es freut mich besonders, dass wir bei den Schulen eine Regelung gefunden haben, die flächendeckende Schulschließungen vermeidet. Kinder und Jugendliche haben die Hauptlast bislang getragen», sagte Stark-Watzinger. «Das nächste Schuljahr muss ein normales werden, zumindest so normal, wie es nur möglich ist. Dafür werde ich kämpfen», versicherte die FDP-Politikerin. […] Bundesjustiz-und Bundesgesundheitsministerium hatten in dieser Woche ihr Corona-Schutzkonzept für den Herbst und den Winter vorgestellt. Ein zentrales Instrument ist die Maskenpflicht, die ab Oktober in vielen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens wieder möglich sein soll. An Schulen darf demnach nur dann eine Maskenpflicht verhängt werden, wenn der Präsenzunterricht auszufallen droht – und nur ab Klasse fünf. «Maske ist das letzte Mittel, bevor Präsenzunterricht ausfällt», erklärte Stark-Watzinger dazu. (News4Teachers)
Ich teile Stark-Watzingers Wunsch nach einem normalen Schuljahr selbstverständlich. Allein, ihre Aussagen hier erinnern mich daran, sich vor den Spiegel zu stellen und dreimal „Bloody Mary“ zu sagen. Es sind Beschwörungsformeln. „Das nächste Schuljahr muss normal werden!“ Das klingt, als hätte sie es in der Hand. Hat sie aber nicht. Ob das nächste Jahr normal wird oder nicht entscheiden nicht wir, entscheidet nicht sie, das entscheidet das Pandemiegeschehen. Maskenmandate zu verbieten und Tests abzuschaffen mag für eine Weile einen Anschein von Normalität herstellen, genauso wie das strikte Verbot von Fernunterricht oder anderen Hybridformen (überhaupt, die Verbote die ganze Zeit, die vor allem die FDP fordert!). Aber sollte das Pandemiegeschehen wieder derart ausarten wie in den letzten beiden Herbsten, dann haben wir keine Normalität, so oder so nicht. Und das hat die Ministerin einfach nicht in der Hand. Sich hinter diesen Beschwörungsformeln zu verstecken und auf das Beste zu hoffen erinnert mich sehr an Merkelismus.
8) Is Liz Truss sowing the seeds of her own downfall?
A Truss victory will be a victory for a conservatism we rarely see: conservatism with the mask ripped off. Truss will dispense with David Cameron’s soft words about building a ‘Big Society’ to protect the poor and sick. She will forget Theresa May and Boris Johnson’s commitment to levelling up. She will maintain that tax cuts for the wealthy will produce trickle-down economic benefits for the rest of society, even though they have only until October to trickle down and the UK is entering a recession where money will just be trickling away. She doesn’t know and her allies are not warning her that victories are as dangerous as defeats. Winners have no excuses. They are the masters now and must carry the blame and responsibilities victory brings. […] If she is not, her victory will have terrible consequences. Our first thoughts should be with all those who will suffer if they do not receive what Truss calls ‘handouts’ and what a decent person would call ‘help’. But the hard-faced Conservative party, its mask yanked off, its cold prejudices exposed, will suffer too. (Nick Cohen, Spectator)
Es ist sehr gut möglich, dass ein solcher Effekt eintritt. Wie die Republicans gerade in den USA erkennen, ist der Moment des Sieges wegen des beinahe unvermeidlichen „overreach“ ein sehr gefährlicher. Natürlich kennt das Vereinigte Königreich den „conservatism with the mask ripped off“ bereits aus der Thatcher-Ära, Und das hat die Partei auch nicht von anderthalb Dekaden an der Macht abgehalten. Aber ob es so clever ist, auf drei fehlgeschlagene konservative Regierungen in Folge nun eine solche Radikalversion folgen zu lassen, sei mal dahingestellt. Wir werden es, wenn die Umfragen auch nur annähernd stimmen, bald erfahren.
9) In an Unequal Economy, the Poor Face Inflation Now and Job Loss Later
Higher-income households built up savings and wealth during the early stages of the pandemic as they stayed at home and their stocks, houses and other assets rose in value. Between those stockpiles and solid wage growth, many have been able to keep spending even as costs climb. But data and anecdotes suggest that lower-income households, despite the resilient job market, are struggling more profoundly with inflation. That divergence poses a challenge for the Federal Reserve, which is hoping that higher interest rates will slow consumer spending and ease pressure on prices across the economy. Already, there are signs that poorer families are cutting back. If richer families don’t pull back as much — if they keep going on vacations, dining out and buying new cars and second homes — many prices could keep rising. The Fed might need to raise interest rates even more to bring inflation under control, and that could cause a sharper slowdown. In that case, poorer families will almost certainly bear the brunt again, because low-wage workers are often the first to lose hours and jobs. The bifurcated economy, and the policy decisions that stem from it, could become a double whammy for them, inflicting higher costs today and unemployment tomorrow. “That’s the perfect storm, if unemployment increases,” said Mark Brown, chief executive of West Houston Assistance Ministries, which provides food, rental assistance and other forms of aid to people in need. “So many folks are so very close to the edge.” (Jeanna Smialek/Ben Casselman, New York Times)
Das ist genau der Punkt, an dem meine eigene Kritik bei der Inflationsbekämpfung auch ansetzt. Ja, die armen Menschen sind natürlich (auch) von der Inflation betroffen, aber die üblichen Rezepte bei ihrer Bekämpfung – das bewusste Schaffen einer milden Rezession durch die Geldpolitik – schaden ihnen auch. Sie werden quasi doppelt getroffen. Ich verweise deswegen auf diesen guten Vorschlag zur Bekämpfung der Inflation, der direkt dem MMT-Werkzeugkasten entspringt.
10) Migration erleichtern, Asylrecht lockern – So will die Ampel Fachkräfte anlocken
Zentraler Punkt soll die „Chancenkarte“ sein, die auch im Koalitionsvertrag steht. „In einem neuen Punktesystem wollen wir personen- und berufsbezogene Kriterien anrechnen, um Menschen mit einem hohen Integrationspotenzial eine attraktive Perspektive zu bieten. Mit der Chancenkarte werden wir auch Unternehmensgründern leichter einen Start in Deutschland ermöglichen“, heißt es dazu. Noch in dieser Legislaturperiode soll es so weit sein. Die Chancenkarte will auch der Koalitionspartner FDP. „Deutschland folgt so endlich dem Vorbild erfolgreicher Einwanderungsländer wie Kanada“, sagt deren arbeitsmarktpolitische Sprecher Pascal Kober im Gespräch mit WELT. „Das Asylrecht wird dadurch nicht ausgehebelt“, stellt Kober klar. „Dieser Titel wäre neu für alle, die arbeiten wollen und Qualifikationen nachweisen können.“ Konkret soll es mehr Punkte geben, je höher das Sprachniveau und die Qualifikation ist. „Ab einer bestimmten Zahl darf man zum Zweck der Arbeitssuche nach Deutschland kommen, unter der Bedingung, dass man sich selbst finanzieren kann.“ […] Zusätzlich wollen die Liberalen den sogenannten Spurwechsel ausbauen. Das bedeutet: Wer Asyl beantragt, tatsächlich aber schon bei Einreise die Voraussetzungen für eine Aufenthaltserlaubnis mitbringt, dem darf „ein laufendes Asylverfahren bei der Einwanderung in den Arbeitsmarkt nicht entgegenstehen“. […] Grundsätzlich ist aus Kreisen der Bundesregierung zu hören, man wolle die Fehler, die um Zuge der Fluchtbewegung ab 2015 gemacht wurden, vermeiden. So dürfen Asylbewerber in der Regel nicht arbeiten, wenn sie in einer Asylunterkunft leben oder ihr Verfahren nicht abgeschlossen ist – was lange Monate dauern kann. […] Noch ein weiter Punkt im FDP-Papier wäre eine tiefgreifende Reform: die geplante Einführung von Englisch als zweite Verwaltungssprache. Auch das soll Behördengänge vereinfachen und für schnellere Abläufe sorgen, weil Dolmetscher oder beglaubigte Übersetzungen in vielen Fällen überflüssig wären. Das Vorhaben haben bislang weder die Grünen noch die SPD auf dem Schirm. (Jan Klauth, Welt)
Wenn man diese höchst vernünftigen Vorschläge liest, stellt man sich eigentlich nur eine Frage: Wie kann es sein, dass das immer noch nicht Gesetz ist? Wie bescheuert muss ein Land sein, das immer noch Geflüchteten und Asylbewerbenden die Arbeitsaufnahme verbietet oder zumindest massiv erschwert, obwohl es kaum etwas besser integrierendes als Arbeit gibt? Auch die „Chancenkarte“ (nicht eben der beste Name, aber hey) hätte schon vor 20 Jahren kommen müssen. Oder dass die Behörden – Schock! – grundsätzlich englischfähig sein müssen. Gerade an solchen Vorhaben bin ich super froh, dass wir die FDP an der Regierung haben – ohne die CDU, die solche Sachen sofort blockieren würde.
Resterampe
a) Sehr guter Beitrag von Jürgen Zimmerer zum Vergleich Documenta und Humbold-Forum.
b) Ich bin mir sehr unsicher, wie ich den Manchin-Schumer-Deal bewerten soll, daher hier gute Texte dazu: Adam Tooze, Robinson Meyer, Kevin Drum
c) GEW fordert A13 für alle Lehrkräfte. Wird auch Zeit.
d) Joe Biden’s greatest accomplishment so far.
e) FDP setzt sich durch: keine Schutzmaßnahmen an Schulen. Freiheit!
f) Mehr zu Yang und seiner Forward-Party.
g) Der SCOTUS ist krass unpopulär geworden dank der rechten Richter, aber sämtliche Reformideen sind auch unpopulär, also wird er wahrscheinlich wie der Kongress werden: eine zentrale Institution, vom ganzen Land gehasst. Großartig.
h) Gute Analyse des Taken-Franchises.
i) Wer noch nie eine Wahl gewonnen hat, hat kaum Chancen eine für den Senat zu gewinnen. Relevant für die GOP im November.
j) Paradigmenwechsel beim Infektionsschutz im Grundgesetz
l) Gute Einordnung für die Reform des Stabilitätspakts.
m) Gute Visualisierung, warum Schulleitungsmangel besteht.
n) Was so passiert, wenn man um der Grausamkeit willen grausam sein will. Besonders relevant finde ich, dass private Investoren zur Umgehung des politischen Prozesses benutzt werden. Diese Umgehungen von formalen Beschränkungen sind einfach scheiße.
o) Rezension von Bill McGuires neuem Buch.
p) Guter Podcast zu den oligopolistischen Strukturen des deutschen Strommarkts.
q) Die FDP hat eine richtig gute Idee.
r) Der Abwärtstrend bei der Jugendkriminalität hält an. Zumindest in den USA. Aber das dürfte hierzulande nicht anders sein.
s) Es gibt keinen wahrnehmbaren Unterschied zwischen analog und digital. Ist wie bei allen „Feinschmecker“-Sachen. Daran glauben ist alles. Das Ambiente macht es aus, der Ruf und natürlich der Preis.
t) Why are we kneecapping the recovery?
u) Diese Korruption bei den Öffentlich-Rechtlichen ist ein Volldesaster.
v) Die Grünen legen echt einen Pragmatismus an den Tag in dieser Regierung, da können sich andere Parteien echt eine Scheibe abschneiden.
w) Eine Dissertation kommt zu dem Ergebnis, dass Lehrkräfte vor allem Erfahrungswissen und persönliche Theorien und nicht didaktische und pädagogische Theorie im Unterricht benutzen. Das wundert mich keine Sekunde. Die Theorie spielt ja nach dem Ref de facto keine Rolle mehr und war im Ref üblicherweise nicht eben positiv konnotiert.
x) Die Trumpisten kündigen weiterhin offen an, völlig inkompetente Leute an die Spitze der Bundesbehörden zu setzen, um diese zu zerstören. Dazu gehört auch die komplette Politisierung der Behörden.
y) Guter Thread zum Kauf von Roomba durch Amazon.
z) Das Problem an den Generälen, die verhindert haben, dass Trump irgendwo Krieg anfängt.
1 – Digitalpakt
Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern halte ich im Bildungsbereich für einen ziemlichen Anachronismus.
Dein Vertrauen in den Bund ist angesichts seines Versagens auf allen zentralen Politikfeldern erstaunlich. Probleme löst man am besten, indem man die politische Ebene aufwertet, die besonders nah an den Problemen dran ist, und das ist in sehr vielen Fällen die Kommune. Man sollte eher überlegen, die verkorkste deutsche Finanzverfassung zu reformieren. Die Kommunen brauchen hier dringend mehr Kompetenzen. Heute entscheiden ja überwiegend andere, was Kommunen zu leisten haben und wie sie sich finanzieren können. Dass dieses Konstrukt überhaupt noch so einigermaßen funktioniert, ist ein Wunder.
Grundsätzlich stimme ich dir zu, eine Kommunalverfassungsreform wäre DRINGEND nötig. Aber das löste das grundlegende Problem nicht, dass die Finanzstärke der Kommunen – für die die Kommunen selbst wenig können – für die Ausstattung der Schulen verantwortlich ist. Das ist ein riesiges Problem und fördert massiv die Ungleichheit im deutschen Bildungssektor.
Die Kommunen haben heute ganz allgemein wenig Möglichkeiten, viel weniger etwa als die Kantone in der Schweiz. Man kann sich als Kommune z.B. nur sehr beschränkt attraktiver für Investoren machen. Hier sollten sie viel mehr Kompetenzen bekommen (was natürlich nicht passieren wird).
Noch besser wäre natürlich, wenn die Schulen selbst mehr Kompetenzen bekommen. Aber auch das wird natürlich nicht passieren.
Stimme ich dir bei beidem zu, aber nur die Kompetenzen alleine werden es nicht richten. Eine Kommune, die zufällig im Einzuggebiet einer boomenden Industrie mit hohen Lohnzahlungen liegt, wird mehr Kohle haben als eine, die das nicht tut. Das ist aber keine Frage von gutem Wirtschaften, tollem Investorenumfeld oder was weiß ich. Solange wir da realistisch bleiben und Kompetenzen nicht als „jeder stirbt für sich alleine“ sehen, gerne.
(2 – Mobilität auf dem Land)
Diese Kurzstrecken mit dem Auto zu machen, wenn Alternativen problemlos vorhanden sind (!), ist ein Verhalten, dass wir uns angesichts der Klimakrise einfach nicht mehr leisten können
Bin immer wieder überrascht, dass es in der Umweltdiskussion nur noch die „Klimakrise“ gibt. Das Auto ist seit Jahrzehnten der Umweltkiller Nr. 1, weil es Zersiedelung fördert und damit Biotope vernichtet. Seit etwa 50 Jahren haben wir das heimische Artensterben gut dokumentiert. Viele Arten sind inzwischen fast am Ende. Aber was wird gefordert und gefördert? E-Mobilität und das 9-Euro-Ticket, also: Zersiedelung. Is it just me or does everybody else suck?
Nicht falsch, ich habe hier ja schon oft geschrieben, dass die Siedlungen verdichtet werden müssen.
@ Tim 16. August 2022, 09:45
(2 – Mobilität auf dem Land)
Bin immer wieder überrascht, dass es in der Umweltdiskussion nur noch die „Klimakrise“ gibt.
Da hat sich das Programm der Grünen seit meiner Jugend sehr verändert 🙂
Seit etwa 50 Jahren haben wir das heimische Artensterben gut dokumentiert. Viele Arten sind inzwischen fast am Ende. Aber was wird gefordert und gefördert? E-Mobilität und das 9-Euro-Ticket, also: Zersiedelung.
So richtig. 1980 konnte man keine 5 m mit Tempo 60 über Land fahren, ohne dass die Windschutzscheibe vollgekleistert war. Heute bei Tempo 100 zwei Insekten in einer Stunde. Die sind alle weg.
Ohja!
@ Erwin Gabriel
1980 konnte man keine 5 m mit Tempo 60 über Land fahren, ohne dass die Windschutzscheibe vollgekleistert war.
Wobei die Autos heute natürlich windschnittiger sind und daher ein geringerer Teil der Insekten an die Windschutzscheibe klatscht. Doch auch dieser Effekt wurde schon untersucht und man kann leider keine Entwarnung geben.
@ Tim 16. August 2022, 20:38
Wobei die Autos heute natürlich windschnittiger sind und daher ein geringerer Teil der Insekten an die Windschutzscheibe klatscht.
… <
… aber eben auch in der Regel deutlich flotter unterwegs sind.
Hm, prinzipiell ja Zustimmung, nur, das 9–Euro-Ticket hat ziemlich sicher absolut null Auswirkung auf die Zersiedlung, weil viel zu kurzfristig. Selbst wenn eine Nachfolge-Lösung kommen sollte, wird die eher der Zersiedlung entgegenwirken als zusätzlich vorantreiben.
Das 9-Euro-Ticket ist das Signal an die Landbevölkerung: Wir vergessen euch nicht. Aus ökologischer Sicht wäre aber das gegenteilige Signal nötig. Aber das wird natürlich nicht kommen, weil der betreffende Politiker damit ja sein Grab geschaufelt hätte. So schaufeln wir halt das Grab der meisten Arten.
Du meinst, man müsste eigentlich sagen: gebt die Dörfer auf, zieht in die Städte?
Ja. Und gebt 90% aller Straßenkilometer auf. Und konzentriert Landwirtschaft in Intensivzonen, damit wir möglichst viel wilde Rückzugsfläche bekommen. Und das JETZT, weil viele Arten mit dem Rücken zur Wand stehen. 🙂 Politisch wohl nicht allzu leicht durchzusetzen.
Im amazonischen Regenwald kann man übrigens live beobachten, welchen Effekt Ökotopzerschneidung hat, selbst wenn große Teile des Waldes noch nicht abgeholzt sind.
Wäre ich sofort dafür. Ich weiß nicht ob du meine Rezension zu „Ministry of the Future“ gelesen hast, da machen die unter dem Stichwort „Half the Planet“ genau das.
Weiß ich jetzt gerade gar nicht mehr, „Half the planet“ klingt aber durchaus plausibel. Die Quote wäre ggf. sogar im dichtbesiedelten Deutschland möglich.
Völlig. Ich meine, Deutschland ist zu einem Drittel Wald, da wohnt schon mal niemand. Gemeint war in „Ministry of the Future“ (wenn du es noch nicht gelesen hast, absolute Empfehlung) Landnutzung generell, wenn ich mich recht erinnere. Die Hälfte des Planeten den Menschen, die andere der Natur.
Ergänzung:
Von diesem Drittel sind, auch wenn da nur ganz wenige Leute drin wohnen, ca. 95% Nutzwald und ca. 5% Naturwald.
Danke!
Ja, entgegen der Lindnerschen Vorstellung profitieren va. die Landbewohner davon, da diese normalerweise in den deutschen Verbünden die hohen Kosten tragen müssen.
Aber erstens zielt es hauptsächlich auf Bewohner von Ballungsräumen ab, nämlich dort wo ÖPNV Sinn macht. Und da sind wir eher nicht bei der Zersiedelung. Und zweitens ist DIE Maßnahme, die dieses Signal an die Landbevölkerung sendet doch eher der Tankrabatt.
4 – Geld in Geschichten
Ich würde mir wünschen, dass hier mehr Realismus einzieht. Auch deswegen, damit eine stärkere Identifizierung möglich ist.
Ich möchte ergänzen, dass auch Verdauung und ihre Folgewirkungen nur selten zum narrativen Sujet werden, insbesondere nicht im Film. Auch hier böten sich durch mehr Realismus ungeahnte Chancen der Identifizierung an. 🙂
1) Hinzu kommt das ewige Datenschutz-Problem. Nicht wenige Schulen haben gut mit MS Teams gearbeitet. Jetzt werden sie gezwungen, auf andere – weit weniger geeignete – Systeme umzusteigen. Darüber wird mindestens ein Schuljahr verlorengehen. Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn Unterrichtsinhalte auf US-Server gelangen?
2) „Das Auto auch mal stehen lassen“ ist vielleicht gut für’s Selbstbild, für das Klima bringt es rein gar nichts. Allein um die zusätzlichen Emissionen durch die Waldbrände und den Krieg zu kompensieren, muss weitaus mehr passieren.
6) Androhung für 15 Jahre Knast für eine Demo, das hat uns alle geschockt. Die Journalistin, die das Protestplakat in die TV-Kamera gehalten hat, wurde nur zu einer Geldstrafe verurteilt. Wie passt das zusammen?
@CitizenK
Hinzu kommt das ewige Datenschutz-Problem.
In der Tat, Datenschutz ist in Deutschland ein Fetisch. Das Problem liegt darin, dass die Debatte hauptsächlich von Aktivisten und behördlichen Datenschützern geführt wird – Leuten also, die vom Thema leben. Allen anderen ist das Thema ziemlich egal. Kalifornien hat es viel besser gemacht: Ihr CCPA ist wesentlich näher an der Realität als das Bürokratiemonster DSGVO.
Allein um die zusätzlichen Emissionen durch die Waldbrände und den Krieg zu kompensieren, muss weitaus mehr passieren.
Ich habe noch keine Studie zu dem Thema gelesen, aber ich würde jeden beliebigen Betrag wetten, dass die CO2-Emissionen in der Ukraine durch den Krieg sehr stark zurückgehen. Es wird fast immer übersehen, dass das ganz alltägliche Leben in einer hochstehenden Zivilisation die massivste Umweltzerstörung ist, die man sich vorstellen kann. Es würde mich nicht überraschen, wenn in der Ukraine alle relevanten Umweltindikatoren nach dem Krieg ein höheres Niveau als vorher haben.
Jepp.
1) DAS IST TOTAL BÖSE WEIL AMERIKA!!!!!elf11!!
2) Jein: jedes Gramm CO2, das nicht in die Atmosphäre gepustet wird, hilft. Reicht es aus? Nein, sicher nicht. Aber Kleinvieh macht Mist .
6) Wie meinen?
1) Test auf Doppelstandards: Gilt auch der Satz: „Was ist eigentlich so schlimm daran, wenn Unterrichtsinhalte auf chinesische Server gelangen?“
Das ist kein Doppelstandard, weil die USA und China nicht gleichwertig sind.
Diese Aussage ist so nah an der direkten Definition von Doppelstandard, das grenzt schon daran:
https://tvtropes.org/pmwiki/pmwiki.php/Main/HypocriticalHumor
5 – The right amount of noise
Das ist in der Tat eine schlimme Beobachtung. Es ist ziemlich offensichtlich, dass z.B. Verkehrslärm überall dort für unproblematisch gehalten wird, wo sozial schwächere Menschen wohnen. Wohlhabende Gegenden sind jedoch fast immer auch ruhig.
Dabei ist die gesundheitsschädigende Wirkung von Lärm seit Ewigkeiten bekannt. Aber egal. Es sind ja bloß die Ärmeren.
Es ist allerdings auch eine Frage der Haltung und der Toleranz. Manche der Gesundheit förderliche Aktivitäten sind halt mit Geräuschen verbunden. Ballspiele zum Beispiel. In unserer mittelschichtigen (unterhalb der Merz’schen Definition allerdings) Reihenhaussiedlung haben Anwohner die Aufstellung einer Tischtennisplatte verhindert. Die Pointe: Diese hatte die Siedlung bekommen – für Familienfreundlichkeit. Einer (Anwalt), drohte die Stadt zu verklagen, wenn sie das Fußballspielen von Kindern auf dem Grünstreifen nicht verhindert.
Ja, befremdlich. Asozial sind vor allem penetrante Lärmarten, also Verkehrslärm und (nicht-liturgisches) Kirchenläuten. Wenn der gestresste Manager in seinem Vorstadt-Wohnort den krähenden Hahn wegklagen lässt, ist das einfach nur pervers.
Deutschland, wo gegen spielende Kinder geklagt wird, aber gleichzeitig das Recht auf Laubbläser mit Zähnen und Klauen verteidigt wird.
Der Kinderhass der Deutschen ist ja nochmal ein ganz eigenes Kapitel.
@ Stefan Sasse 16. August 2022, 17:59
Der Kinderhass der Deutschen ist ja nochmal ein ganz eigenes Kapitel.
Du immer mit Deinem „Hass“ …
Du hast wohl noch niemanden kennengelernt, der richtig gehasst hat …
Ich empfinde diese unangemessene Gleichstellung von „Hass“ und „nicht mögen“ als unangebrachte Hetze.
Ich nicht. Weil ich das Wort einfach schon immer so benutze, und Millionen andere mit mir. Ich verstehe, dass es dich stört, aber ich fürchte, da kommen wir nicht zusammen. Ich versuch es weitgehend zu vermeiden, aber klappt nicht immer.
@ Stefan Sasse 17. August 2022, 20:51
Weil ich das Wort einfach schon immer so benutze, und Millionen andere mit mir.
Und was hältst Du dann von einem Gesetz gegen „Hass“ im Internet? Der Schritt zu Ächtung oder gar Anzeige und Strafverfolgung, weil man „ich mag Dich nicht“ in Neusprech kommuniziert, ist dann nicht weit. Der Schritt zu „Ächtung einer unliebsamen Meinung“ durch Gleichstellung mit wirklichem Hass ist dann nicht weit.
Wie sehen ja schon jetzt deutlichen Missbrauch durch das NetzDG, dass so formuliert ist, dass genau das passiert.
Ich lege an meine Alltagssprache und die Formulierung von Gesetzen andere Maßstäbe an.
@ Stefan Sasse 18. August 2022, 09:29
Ich lege an meine Alltagssprache und die Formulierung von Gesetzen andere Maßstäbe an.
Problem ist ni9cht, dass das NetzDG auf eine bestimmte Weise formuliert ist. Sondern dass die Auslegung des Gesetzes ermöglicht, unliebige Meinungen als „Hass“ darzustellen.
Wenn die AfD an der Regierung wäre und den Sprachgebrauch pflegen würde, gewisse Aussagen als „Hass“ zu framen und zu verfolgen, würdest Du auf die Barrikaden gehen. und wenn ich sehe, wie Du Dich zu bestimmten Methoden der GOP äußerst, klingst Du auch anders.
Nicht, dass der einmalige Gebrauch des Wortes „Hass“ durch Dich die Welt zum Einsturz bringt. So etwas erleichtert und verharmlost genauso wie der Gebrauch des Begriffs „Nazi“, um einen Konservativen zu beschreiben.
Der Weg ist einfach falsch. Und Du solltest das verstehen.
Ich lass es mal sacken. Danke für die Diskussion.
Exakt.
Zu 10 –
Ich finde die beschriebenen Maßnahmen gut, aber es muss weitere flankierende Maßnahmen geben, um den sozialen Spannungen durch zunehmende Migration zu dämpfen, sonst wiederholen wir Fehler der Vergangenheit:
Wir müssen ausreichend sozial-durchmischten und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung. In zu vielen unserer Städte gibt es „Problemviertel“, wo zwar der Wohnraum günstig, die staatliche Infrastruktur aber Parallelgesellschaften begünstigt. Zusätzlich bedarf es mehr Schul- und Kita Plätzen und auch hier ist auf die Durchmischung zu achten, denn diese sind die Keimzelle für die erfolgreiche Integration der Teile der Migranten die nicht arbeiten, aber in die Gesellschaft hineinwachsen können.
Nicht zuletzt muss der Staat auch Präsenz zeigen, durch ein ausreichendes Angebot verpflichtender Deutschkurse – Zugang zu Familienhilfe / Sozialarbeit, staatliche Dienstleistungen die den Weg durch den Behördendschungel bahnen helfen.
Völlig bei dir.
@ Kning4711 16. August 2022, 10:12
10) Migration erleichtern, Asylrecht lockern – So will die Ampel Fachkräfte anlocken
Wir müssen ausreichend sozial-durchmischten und bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung stellen.
Wie soll das gehen? Nach welchen Standards willst Du sozial durchmischten Wohnraum bauen? Nach dem Standard, den sich weniger Begüterte nicht leisten können, oder nach dem Standard, der die Wohlhabenderen nicht zufriedenstellt?
Gehen tut das schon – ich bin in den siebzigern in der Strasse einer westfälischen Kleinstadt grossgeworden, die sich tatsächlich Villenbesitzer, Mittelschicht und Sozialhilfeempfänger teilten (zwei Villen, einige Einfamilienhäuser, einige Mehrfamilienhäuser, ein kleiner Appartmentblock). Bauen kann man das, nur hätte man heute das Problem, dass ein Grossteil der aufstrebenden Mittelschicht (die Oberschicht sowieso) nicht in gemischten Vierteln leben will.
Weshalb das eine der langlebigsten und beliebtesten deutschen Illusionen ist („durchmischte Viertel“ höre ich seit den neunzigern, sehe sie aber auf freiwilliger Basis immer seltener). Erfolgreich (unter anderem in Teilen Aachens) war bisher nur der Versuch, die Ballung von Transferleistungsbeziehern (Aslybewerber und Hartz IV) zu verhindern, weil das sehr schnell Lebens- und Wohnstandards ruiniert. Ob das heute überhaupt noch geht, weiss ich allerdings nicht – Flüchtlings- und Migrationswellen badet zuerst die kommunale Wohnugspolitik aus.
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts 17. August 2022, 14:23
Gehen tut das schon – ich bin in den siebzigern in der Strasse einer westfälischen Kleinstadt grossgeworden, die sich tatsächlich Villenbesitzer, Mittelschicht und Sozialhilfeempfänger teilten (zwei Villen, einige Einfamilienhäuser, einige Mehrfamilienhäuser, ein kleiner Appartmentblock).
„Kennen“ (durch Vorbeilaufen) kenne ich das auch. Ich wuchs in einem kleinen Kaff in der Nähe von Hannover auf. Eine neue Straße mit neuen teilweise recht schicken Ein- und Zweifamilienhäusern, am Ende ein zwei ältere Nachkriegs-Mehrfamilienhäuser, die „Schlichthäuser“ genannt wurden.
Gefühlt lagen die Häuser damals technisch deutlich näher beieinander als heute. Bei uns (neu gebautes, alleinstehendes Einfamilienhaus) kam mit dem vierten Kind (=1962) die Waschmaschine, und meine Frau war 14 Jahre alt (=1972), als fließend Warmwasser kam; die Waschmaschine war schon länger da.
Heute ist es aufgrund ausufernder Vorschriften nicht mehr möglich, Neubauten preislich sozialtauglich herzustellen, solange nicht auf die eine oder andere Art gesponsert wird. Also wohnen die finanziell schwächeren in technisch schlechter ausgestatteten, weniger gedämmten Häusern, und die hohe Heizrechnung übernimmt die Kommune.
Heute muss man wohlhabend sein, um sich „sparen“ leisten zu können (ist vielleicht ein bisschen überspitzt formuliert, aber ich hoffe, der Punkt wird klar).
1) „Wir dachten, wir hätten über den Digitalpakt die richtigen Weichen gestellt“ (Interview mit Margit Stumpp)
Das Kooperationsverbot folgt einem elementaren Prinzip der Wirtschaftlichkeit, das auch im Gemeinwesen gilt: Wer zahlt, hat auch die Verantwortung. Die Aufhebung dieses Zusammenhangs führt fast zwangsläufig zu Verschwendung.
2) Wenn der Weg ins nächste Dorf plötzlich 20-mal länger ist
Wunderbares Beispiel der Kategorie, kompetent über etwas reden ohne zu wissen.
Dieses Praxisbeispiel zeigt das Mentalitätsproblem hinter der Mobilitätswende. Zwei Kilometer ist echt keine Strecke, das laufe ich ja schneller als ich diese Umfahrung benutze. Busse gibt es auch.
Ich bin zufällig in Bad Orb aufgewachsen, es ist meine erste Heimat. Ich kenne also die Ecke extrem gut. Das ist der Spessart, deutsches Mittelgebirge. Tatsächlich verläuft zwischen den Ortschaften genau eine Straße.
Als junger Student im Alter 20, 21 habe ich in den Semesterferien für die Deutsche Post als Zusteller gearbeitet. Ein paar Male war genau Lohrhaupten und drumherum mein Einsatzgebiet. Von Bad Orb nach Lohrhaupten bin ich mit dem Fahrrad geradelt. Habe ich erwähnt, dass ich damals mit 20, 21 fit wie ein Turnschuh war? Jedenfalls, da wir uns im Spessart befinden, geht es schön rauf und runter und das auf wenigen Kilometern.
Biebergemünd und Jossgrund sind echte Käffer. Selbst Ärzte gibt es da kaum. Das nächste Krankenhaus liegt in Gelnhausen 25-35 Minuten entfernt. Dort arbeitet niemand, höchstens im Super kleinen Supermarkt und auf dem Bauernhof. Die Menschen sind überdurchschnittlich alt und eben Dörfler. Da fährt niemand 2 km ins nächste Dorf, was soll man dort? Höchstens den Arzt aufsuchen. Nur, wer da zum Arzt muss, kommt mit dem Fahrrad auch nicht weit.
Die Idee, man könne sich da ja als Mitte 50jähriger aufs Fahrrad schwingen und ein bisschen rumradeln, ist so albern, dass es nicht als Diskussionsgrundlage taugt. Leider diskutieren wir auf diesem Niveau Verkehrs- und Klimaprobleme.
Danke, dass Sie das mit dem Mentalitätswandel so schön aufzeigen. Erstens gibt es momentan ganze Horden an Rentner die dank E-Bikes außerordentlich mobil sind. Aber klar, die hat nicht jeder.
Die Alternative ist der Bus: 4 Minuten Fahrzeit, Halb-Stundentakt den ganzen Tag, erster Bus kommt schon vor 6 Uhr in Bieber an. Das ist schon ziemlich gut und dann kostet der Spaß auch nur 9 Euro momentan!
Es gibt keine Ausreden, nur dass es unbequem ist und man sein Leben etwas umändern müsste.
BTW. Lustig fand ich ja, dass sich die Fr. Rüppel über zuwenig Empathie beschwert 😀
Das halte ich für ein Gerücht. Ein E-Bike kostet durchschnittlich 4.000 Euro. Da wir uns gerade Gedanken machen, dass schon 500 Euro Mehrkosten bei der Gasrechnung Bürger bis weit in die Mittelklasse hinein in große Probleme stürzen könnte, glaube ich nicht an eine breite Abdeckung. Wie gesagt, der Oma bringt das Fahren von Lohrhaupten nach Bieber nichts, was soll sie da?
Haben Sie eine Oma? Ich will Ihnen nicht zunahe treten, habe besonders freundlich scheinen Sie nicht zu ihr eingestellt. Als meine noch lebte, habe ich sie z.B. wegen ihrem maladen Fuß von Bad Orb nach Büdingen (30 km) kutschiert (und dort gewartet). Oder zu ihren Verwandten nach Mernes. Klar hätte ich ihr sagen können, nimm doch den Zug. Eine Möglichkeit.
Es gibt keine Ausreden, nur dass es unbequem ist und man sein Leben etwas umändern müsste.
Genau!!! Wo haben Sie mal erfahren, dass es sich Menschen dauerhaft möglichst unbequem machen? Außer im Fitnessstudio? Richtig, in Religionsgemeinschaften… Und das sagt sehr viel über die Klimaschutzbewegungen.
Schon mal geschaut, was Neuwagen kosten?
Schon mal geschaut, wieviele PKWs von privat neu gekauft werden? Kleiner Tipp: verschwindend gering. Rund 60 Prozent der neu zugelassenen Fahrzeuge sind entweder Firmenwagen oder Mietwagen. Von den restlichen 40% sind die meisten finanziert oder geleast. Eben (auch), weil Neuwagen so viel kosten.
Daneben: ein PKW für 20.000 Euro stiftet für die meisten mehr als den vierfachen Nutzen wie ein E-Bike. So lange das so ist, ist das Auto attraktiver.
Eine kurze Recherche, E-Bikes gibt es bereits ab gut 1000 Euro. Immer noch viel Geld aber doch deutlich machbarer als den Preis, den Sie hier aufrufen
Kurze Gegenüberstellung:
E-Bikes gibt es bereits ab gut 1000 Euro.
versus:
Ein E-Bike kostet durchschnittlich 4.000 Euro.
Die meisten E-Bikes die ich bei Händlern rumstehen sehe und denen ich alltagstauglichkeit attestieren würde kosten 1500 bis 2500 €. Darüber geht es dann los mit E-MTBs und anderen spezielleren Geschichten, die übliche Segemtierung eben. Zu finanzieren geht das alles auch, zumindest bei größeren Vertrieben. Anständige Modelle dürften also auch für unter 1500 € gebraucht zu finden sein.
Das betrachtet, könnte eigentlich auffallen, dass da etwas nicht stimmen kann. Gestern haben wir gelernt, dass der Durchschnittspreis für ein Fahrrad heute bei 1.400 Euro liegt und sich binnen 5 Jahren glatt verdoppelt hat. Mir kam das auf Anhieb erstaunlich viel vor und warum die Verteuerung?
Der Durchschnittspreis eines E-Bikes lag 2021 bei 3.680 Euro, was ziemlich nah an meiner Schätzung liegt (und weit von Ihrer 🙂 ). Dabei erfuhr die Branche in den vergangenen Jahren einen Boom und die Preise sausten rasant nach oben (binnen 2 Jahren um 42%!).
https://www.sazbike.de/markt-politik/studie/e-bike-preise-in-zwei-jahren-um-42-prozent-gestiegen-2749358.html#:~:text=%28Quelle%3A%20guenstiger.de%29%20Demnach%20kostete%20auf%20dem%20Portal%202019,einem%20Preisanstieg%20von%2042%20Prozent%20gegen%C3%BCber%202019%20entspricht.
Inzwischen werden 2 Millionen davon abgesetzt, wovon wiederum nur 32% den Bereich der altersgerechten Seniorenfahrrädern entsprechen. Das Interesse (und wahrscheinlich finanzielle Vermögen) der Älteren an E-Bikes ist dann doch überschaubarer.
https://www.elektrofahrrad24.de/blog/e-bike-verkauf-ziv-2021
Die meisten können sich kein teures E-Bike leisten, für sie tut’s ein altes. Der Boom wird durch eine solvente Klientel getrieben, nicht durch die Allgemeinheit. Für die Oma jedenfalls ist es keine Lösung.
Which is exactly my point. Auch eBikes kann man gebraucht kaufen.
Das Problem: man kann sie nur gebraucht kaufen, wenn zuvor genügend neue gekauft wurden. Das ist derzeit nicht der Fall. Im letzten Jahr hatten wir die schräge Situation, dass gebrauchte PKWs teurer waren als Neuwagen. Auch das ist möglich.
Der Punkt ist wirtschaftlich ein anderer: Ihr geht davon aus, dass dem Interessenten eines E-Bikes keine Opportunitätskosten entstehen. Man steht nicht vor der Entscheidung E-Bike oder Auto, sondern nimmt beides. Das ist vielen nicht möglich oder sie wollen nicht so viel opfern.
Eine E-Bike-Ausstattung für ein Ehepaar kostet im Schnitt (siehe oben) 8.000 Euro. Ein Neuwagen ist für 32.000 Euro machbar. Nur stiftet für die meisten ein Auto mehr als den vierfachen Nutzen eines motorisierten Fahrrades, Transport von Wasserkästen und Touren nach Sylt inklusive.
Der Fahrer der Oma muss man halt dann den Umweg nehmen, wenn sie gar nicht anders kann. Die 31jährige kann wahrscheinlich den Bus oder das Fahrrad nehmen und gleiches dürfte für den Rentner gelten, der die Bürgerinitiative gegründet hat. Ich kenne solche Sperrungen, die Nerven, aber sie gehen vorüber und sind meistens nicht so mit erhöhtem Bustakt abgefedert.
Übrigens finde ich die Bürgerinitiative gegen die Vollsperrung und Reparatur der Straße sehr toll. Schon, dieser Merkel-Geist: Wir wollen, dass sich nichts verändert, selbst wenn es mittelfristig desaströs ist.
Nun, es gibt noch ne ganze Reihe Sachen mehr, die Unbequem sind und die wir trotzdem machen. Bequem ist zum Beispiel den ganzen Tag auf der Couch sitzen und Bier zu trinken. Trotzdem machen es die Meisten nicht. Oder bequem ist auch, sich möglichst wenig zu bewegen, trotzdem hört der Größteil auf den ärztlichen Rat und macht es doch.
PS: Ende 2021 hatten über sieben Millionen Menschen ein E-Bike, davon haben sich 1,2 Mio erst in diesem Jahr eines gekauft. Sind also nicht so wenig
Und warum ist das so? Weil unbequem nicht unbedingt schlecht, sondern oft genug mittel- und langfristig besser ist und das hat nichts mit Religion zu tun.
Mir geht es um die Oma, nicht den 31jährigen.
Woher kommen die Forderungen nach Home Office? Nach Work Life Balance? Der wesentliche Gedanke dahinter: Bequemlichkeit.
Ich weiß auch, dass die Verkäufe von E-Bikes boomen. Sie sind aber vor allem neues Statussymbol, wie es das immer gibt. Die Masse kann sich kein Fahrrad für einige Tausend Euro kaufen. Derzeit geben die Deutschen rund 1.400 Euro für ein Fahrrad aus, wobei dieser Ausgabeposten sich binnen 5 Jahren glatt verdoppelt hat. Da ist nicht mehr viel Luft drin.
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1107744/umfrage/durchschnittspreise-verkaufter-fahrraeder-in-deutschland/
Woher kommen die Forderungen nach Home Office? Nach Work Life Balance? Der wesentliche Gedanke dahinter: Bequemlichkeit.
Erstens ist das der wohl wirksamste Treiber für menschlichen Fortschritt. Und zweitens hat Corona schonungslos offengelegt, dass die Büroanwesenheit ebenso der Bequemlichkeit dient – der der disziplinaren Führungskräfte, die nach meiner Lebenserfahrung allzu oft nicht in der Lage sind, die Produktivität ihrer Mitarbeiter zu beurteilen. Und diese Unfähigkeit mit Gesässgeographie überspielen – Beurteilung ihrer Mitarbeiter nach Länge der Anwesenheit im Büro.
Ansonsten bin ich ganz bei Ihnen. Ausgerechnet den Kauf von E-Bikes als Argument von Hias für die menschliche Fähigkeit zu wählen, das Unbequeme trotzdem dem Bequemen vorzuziehen, hat mich zum Grinsen gebracht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Sry, dann hab ich mich wohl falsch ausgedrückt. Mein Argument bezog sich auf die Behauptung von Stefan Pietsch, dass ja Ü50 nicht mehr radfahren können. Die Realtität zeigt eben, dass es dank E-Bike doch geht. Thats it.
Nur war das nicht die Behauptung.
Ihre Aussage:
Die Idee, man könne sich da ja als Mitte 50jähriger aufs Fahrrad schwingen und ein bisschen rumradeln, ist so albern, dass es nicht als Diskussionsgrundlage taugt.
Meine Antwort darauf:
Erstens gibt es momentan ganze Horden an Rentner die dank E-Bikes außerordentlich mobil sind. Aber klar, die hat nicht jeder.
Was war jetzt nicht die Behauptung?
Natürlich bin ich nicht so fußlahm, nicht mehr Fahrradfahren zu können. Nur: in der Region, die Stefan als Aufhänger genommen hat, ist das ein Problem. Der Spessart ist nicht Frankfurt, der Vogelsberg nicht Berlin. Das ist vielen Flachlandindianern nicht klar.
Um Menschen beurteilen zu können, muss man mit ihnen interagieren. Das ist aus dem Home Office nur sehr eingeschränkt möglich.
Warum besteht bei Gerichtsverfahren, wo der Richter die Verhandlungspartner beurteilen muss, meist Anwesenheitspflicht? Warum wandern Mitarbeiter, die hauptsächlich fern der Firma arbeiten, häufiger ab? Wir haben uns in der Pandemie die Geringschätzung des Persönlichen angewöhnt. Das ist keine Weiterentwicklung.
Ich habe gerade ein halbes Dutzend Unternehmen im Finanzbereich übernommen. Dazu gehören eine Reihe Buchhalter unterschiedlichster Façon und kulturell ganz anders sortierte Controller, lokal ganz anders angesiedelt. Viele sind im Home Office, andere willentlich und wollentlich im Büro. Ein paar sind neu, andere haben es sich mit der Truppe verscherzt und Aufgaben abgedrückt.
Und Sie glauben, das sortiert man jetzt mal so aus dem Home Office zu einem funktionierenden Team?
Wer sprach denn hier von ausschliesslich Home Office? Ich ganz sicher nicht – nur Home Office funktioniert tatsächlich ziemlich schlecht. Aber eine selbstgewählte Mischung aus HO und Büro funktioniert ziemlich gut. Und etabliert sich eh gerade als Marktstandard – gegen den Willen eines guten Teils des Mittleren Managements nebenbei.
Gruss,
Thorsten Haupts
Aber die Oma scheint hier kein Problem zu haben, ansonsten hätte sie wohl entweder der Beitrag oder die Bürgerinitiative aufgebracht. Sowohl ich aber auch Stefan Sasse haben den Punkt gebracht, dass hier anhand der Aussagen der 31jährigen und des Rentners das Mentalitätsproblem deutlich wird, dass einer Verkehrswende im Weg steht, nämlich, dass man sich zum eigenen Auto keine Alternative vorstellen kann.
Ich verstehe auch nicht ganz, was Sie hier diskutieren wollen. Wenn ich es richtig sehe, sind sie gegen diese zeitweise Vollsperrung, weil das Leben unbequem wird und weil dann eine fiktive Oma nur mit großem Umweg gefahren werden kann und weil E-Bikes viel zu teuer sind?
Die meisten Omas demonstrieren nicht.
Ich bin nicht gegen irgendetwas. Stefan hat ein Fass aufgemacht, in dem er über die vermeintliche Bequemlichkeit der Menschen im Spessart hergefallen ist. Er empfiehlt Laufen, Radfahren und Busfahren – wo ist das Problem? Das Problem habe ich versucht zu skizzieren.
Eine fußgeschädigte Oma läuft weder 2 km noch fährt sie 2 km Fahrrad. Und sie steigt auch nicht in einen Bus, um in einer einstündigen Busfahrt zu ihrem Orthopäden zu kommen. Das sind die Märchen aus Bullerbü. Man darf den Grünen wirklich nicht zu lange zuhören.
1.) Der Bus braucht 4 Minuten in den Nachbarort.
2.) Und weil es angeblich eine Oma gibt, die weder mit dem Rad noch mit dem Bus noch zu Fuss gehen kann und für die die eine längere Autofahrt unzumutbar ist, deswegen kann der rüstige Rentner auch nicht den Bus benutzen und die 31jährigen kann auch net Radfahren?
Diese Kausalkette ist echt interessant. Und das ganze garniert man noch mit „Märchen aus Bullerbü“ um jegliche Diskussion endgültig zu verweigern.
1) Ich hatte schon eingangs gefragt: was soll sie da?Ob ich in Lohrhaupten oder Bieber bin, macht keinen Unterschied, es sei denn, ich kenne da ein paar Igel. Die nächste größere Stadt ist Gelnhausen, da sind es 25-35 Minuten hin. Mit dem Auto.
2) Der zentrale Punkt ist: Sie müssen den Menschen einen trifftigen Grund liefern, ihr Verhalten zu ändern. Dass es bald ein paar Grad wärmer werden wird und die Oma eigentlich nichts daran ändern kann, selbst wenn sie bis zu ihrem Lebensende Fahrrad fährt, gehört nicht dazu.
Und selbst wenn Sie in Deutschland noch den letzten rüstigen 99jährigen für die Bustour gewinnen, nützt das nichts. Null komma Nichts. Selbst wenn Deutschland heute die Emissionen auf Null fahren würde, könnte das die Erderwärmung um gerade sechs Tage im Jahr 2100 aufschieben. So viel Anstrengung für so wenig Ertrag. Wer macht so etwas? Religiöse, ja. Aber sonst?
Ich verweigere nicht die Diskussion. Ganz und gar nicht.
@ Stefan Pietsch 17. August 2022, 20:02
Selbst wenn Deutschland heute die Emissionen auf Null fahren würde, könnte das die Erderwärmung um gerade sechs Tage im Jahr 2100 aufschieben.
Das ist so ein Punkt, wo wir nicht aufeinander kommen. Weil genau das jeder macht, sind wir in der Situation.
Wie es so schön heißt: Die Welt wird untergehen, weil jeder glaubt, die anderen seien für die Rettung zuständig.
In diesem Punkt bin ich bei Stefan Sasse: Jeder und alles.
Der große Graben zwischen Klima-„Fanatikern“ und Umweltökonomen. Die Fanatiker haben zwar die Information, dass die Klimakrise ein globales Problem sei, handeln aber aus ihrem Kästchen. Ihre Idee dahinter: wenn sie sich nur besonders vorbildlich (frömmig) verhalten würden, würden es ihnen die anderen nachtun. Die, die es nicht tun, sind Ungläubige, denen im Westen die Exkommunikation droht. Auch Dschihadisten erzielen im Auftrag der guten Sache einige Erfolge und merzen Feinde aus. Aber am Ende gibt es keine echten Fortschritte (sorry für den Vergleich, ich höre gerade Forsyths „Todesliste“).
Die Fanatiker begreifen nicht, wie man globale Probleme angeht, da ihnen (wie Dschihadisten) die Komplexität zu groß ist. Für sie wollen die Ungläubigen nicht begreifen, was das eigentliche Problem sei. Doch die Lösung globaler Probleme führt über Verhandlungen. Und die Fundamentals für Verhandlungen sind Assets, die ein anderer will, und Druckmittel. Wer auf die Vorbildfunktion setzt, bemisst seinen Assets keinen Wert zu und will keine Druckmittel einsetzen.
Am Anfang muss die Erkenntnis stehen: nur wenn global die Emissionen zurückgehen, gewinnt das Klima. Doch wenn außerhalb der EU niemand mitmacht, gewinnt niemand. Wie bewegt man Bevölkerungsriesen wie China und Indien dazu, sich auf einen Weg einzulassen, der ihre wirtschaftliche Entwicklung hemmt? In dem wir ihnen zeigen, dass wir selbst zum Verzicht bereit wären? Bewegt man einen islamistischen Selbstmörder zur Aufgabe, in dem man ihm androht, sich selbst umzubringen? Oder in dem man ihm Boni für seine Familie verspricht, wenn er den Gürtel ablegt? Und Übel, wenn er es nicht tut?
Du kennst die Antwort, weigerst Dich aber, danach zu handeln. Der Westen hat die Technologie und die wirtschaftlichen Mittel, Schwellenländern zu helfen – oder ihnen zu schaden. Die Länder, die Hauptleidtragende des Klimawandels sind, liegen nicht im Speckgürtel dieser Erde. Wir können etwas für sie tun. Aber dafür müssen sie auch etwas tun. So geht verhandeln. Die Klima-Fanatiker wollen aber nicht verhandeln, sie wollen ihrer Religion und ihrem Glauben frönen.
Das befriedigt sie höchstens selbst, bringt aber keinen dauerhaften Ertrag.
@ Stefan Pietsch 18. August 2022, 10:28
Die Fanatiker begreifen nicht, wie man globale Probleme angeht, da ihnen (wie Dschihadisten) die Komplexität zu groß ist.
Oh, darauf können wir uns gerne einigen. Aber das war nicht der Punkt.
3) Bei wem Friedrich Merz in Berlin auftreten wollte
Broder ist mit Sicherheit kein Rechtsradikaler. Wenn Konservative nicht mehr mit solchen Intellektuellen reden, mit wem wollen sie noch sprechen? Welchen Applaus wollte sich Merz eigentlich holen? Jan Fleischhauer hat dazu in seiner wöchentlichen Kolumne alles Notwendige gesagt:
https://www.focus.de/politik/deutschland/die-focus-kolumne-von-jan-fleischhauer-die-absage_id_134441900.html
5) What’s the right amount of noise?
Vielleicht bist Du lärmsensitiv wegen Deines Berufs? So geht es meiner Frau. Sie hört alles und will daher am liebsten Ruhe.
7) FDP-Bildungsministerin Stark-Watzinger: „Nächstes Schuljahr muss normal werden“
Wo bleibt der Blick über den Tellerrand, von dem wir immer reden, um uns weltoffen zu geben? Gegen die meisten Deutschen ist Donald Trump echt ein welterfahrener Mensch.
10) Migration erleichtern, Asylrecht lockern – So will die Ampel Fachkräfte anlocken
Quatsch unter zwei Aspekten. Man kann einen Mangel an fehlenden (Top) Fachkräften nicht durch Armutsmigration bekämpfen. Zahlenmäßig ist das auch Unsinn. Und die beste Strategie gegen Fachkräftemangel heißt Marktwirtschaft, Leute aus unproduktiven Bereichen holen, sie nicht durch Kurzarbeit parken und nicht Billigarbeit erhalten wollen. Dass man das einem Linken erzählen muss…
5) Definitiv, ja.
7) Mir ist der bezug völlig unklar.
10) Wo rede ich denn von Armutsmigration…?
7) Einfach mal schauen, was andere Länder so machen. Schulmäßig und so.
10) Wenn Menschen aus Ländern einwandern, deren Einkommens- wie Bildungsniveau weit unter dem Einwanderungsland liegt, ist es naheliegend, dass es sich weitgehend um Armutsmigration handelt. Das zeigt sich ja beim Zwischenfazit zur Flüchtlingskrise. Selbst 7 Jahre danach sind überhaupt nur knapp 50 Prozent in einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung. Dass sie damit ihren Lebensunterhalt bestreiten könnten, ist damit noch nicht gesagt.
Klassische Einwanderung in die Arbeitsmärkte sieht anders aus.
10) Ja aber darum ging es mir doch gar nicht? Und der FDP, soweit ich das richtig verstanden habe, auch nicht.
Was man will und was man erreicht, sind nicht nur in dem Bereich oft zwei paar Schuhe.
Völlig korrekt.
Das heißt, die Pflegerin von den Philippinen oder der indische Programmierer ist für Sie auch Armutsmigration?
Die bekommen normalerweise weder Asyl noch Flüchtlingsstatus.
Wenn Menschen aus Ländern einwandern, deren Einkommens- wie Bildungsniveau weit unter dem Einwanderungsland liegt, ist es naheliegend, dass es sich weitgehend um Armutsmigration handelt
Wo reden Sie hier von Flüchtlinge oder Asyl? Was meinen Sie jetzt genau mit Armutsmigration?
BTW. Die USA wurden mit Armutsmigration und Asyl zu einer Weltmacht und nicht mit Punktesystem und GreenCard!
10) Migration erleichtern, Asylrecht lockern
Das war der Aufhänger. Wenn in ein Land Menschen mit deutlich niedrigerem Lohnanspruch und Bildungsniveau migrieren, ist das Armutsmigration. Die Zuwanderer heben nicht das Einkommens- und Bildungsniveau, sondern senken es.
Lang, lang ist’s her. Heute werden die USA nicht von armen Zuwanderern getrieben, sondern profitieren von der Bildungsleistung anderer Länder sowie den schlechten Entwicklungschancen andernorts.
@ Hias 17. August 2022, 18:47
Die USA wurden mit Armutsmigration und Asyl zu einer Weltmacht und nicht mit Punktesystem und GreenCard!
Echt jetzt? Warum werden dann die ganzen Latino-Einwanderer mit aufwendigen Grenzanlagen zurückgehalten?
Als die USA Menschen aufnahmen, gab es Platz, und man
brauchteBauern, um das Land zu erobern.Haben wir Land zu vergeben, dass man „der Natur abringen“ muss? Wohl nicht.
In einer zweiten Welle holte man sich Industriearbeiter, die für Hungerlöhne schufteten, um nicht zu verrecken; oft genug wurden die Familienväter direkt von den Landungsbrücken in die Armee gepresst, während Frau und Kinder wortwörtlich sprachlos mit Tausenden anderen versuchten in den Slums der Großstädte nicht unterzugehen. „Groß“ wurden die Rockefellers und Vanderbilts der neuen Welt.
Wäre das in Deutschland ein Weg, mit Kriegs- und Armutsflüchtlingen umzugehen? Die dem Krieg entronnenen Männer in die Armee zu stecken, während man Frauen und Kinder sprach- und mittellos in die Städte schickt und dort sich selbst überlässt?
Irritierte Grüße
E.G.
BTW. Die USA wurden mit Armutsmigration und Asyl zu einer Weltmacht und nicht mit Punktesystem und GreenCard!
Aber klar doch! Nur nicht auf der Basis einer Grund-Vollversorgung plus Berteuung nach Ankunft, sondern auf der Basis von „Sorg für Dich selbst oder leide/stirb“. Und das „sorge“ beinhaltete Essen und Trinken, Dach über´m Kopf und Krankenversorgung! Der Vergleich hat schon immer mehr als nur gehinkt.
Gruss,
Thorsten Haupts
7)
Ich reagiere auf „typisch deutsch“-Aussagen meist allergisch aber in diesem Fall bin ich wirklich dabei. Die Corona-Diskussion und Wahrnehmung in Deutschland, so wie ich sie aus der Ferne sehe und auch im Sommer selbst erlebt habe, unterscheidet sich total vom Rest Europas. Ich denke, es ist noch zu früh um beurteilen zu können, ob Deutschland zu pessimistisch oder der Rest zu optimistisch (naiv?) ist. Aber im Moment scheint mir ersteres etwas wahrscheinlicher.
Corona-Untersuchungsausschuss, ich sag es seit März 2020.
Der Zusammenhang erschließt sich mir jetzt nicht. Es geht doch um die gesellschaftliche und politische Einschätzung der aktuellen Lage und Erwartungen für den kommenden Herbst und Winter.
Wegen der Unterschiede deutscher und sonstiger Politiken.
Politik ist ja nur ein kleiner Teil.
Ich schrieb von der aktuellen Diskussion und Wahrnehmung allgemein.
Und eben aktuell, also wie die Gefahr aktuell und für die Nahe Zukunft eingeschätzt wird. Und überhaupt darüber diskutiert wird.
Bevor wir im Sommer nach Deutschland sind, war Corona einfach kein Thema mehr. Plötzlich sieht man wieder Masken, im ÖPNV immer noch Pflicht usw. Ebenso die Diskussion, wie hier jetzt der Aufhänger, zu möglichen Schulsschließungen.
Ob das berechtigt oder nicht gewesen sein wird, wird die Pandemie im Herbst und Winter zeigen. Einen Untersuchungsausschuss braucht man dafür eher nicht.
Ok, war ein schlechter Bezugspunkt, aber ich bleibe bei meinem grundsätzlichen Argument 🙂
Die Corona-Diskussion und Wahrnehmung in Deutschland, so wie ich sie aus der Ferne sehe und auch im Sommer selbst erlebt habe, unterscheidet sich total vom Rest Europas.
In der Politik und den Medien vielleicht, in der Bevölkerung nicht. Ich arbeite in einem Grossprojekt mit mehreren tausend Beteiligten – und für die ist Corona einfach vorüber. Keine Masken, keine Berührungsängtse, nur die häufig auftauchende Formulierung „Ich oder XY/deren Lebenspartner/deren verwandte hat gerade Corona“, Thema durch. Die Corona-Erkrankten sind (bisher ausnahmslos) nach zwei Wochen wieder am Arbeitsplatz.
Im Moment ist das Problem von Lauterbach und anderen ein sehr einfaches: Sie arbeiten auf der Basis pessimistischer Annahmen/Modelle und Vorhersagen, die von einer breiten Mehrheit der Bevölkerung nicht mehr geteilt werden. Und das ist die höfliche Variante :-).
Gruss,
Thorsten Haupts
Ist auch seit Monaten mein Empfinden. Das Thema ist vorbei. Ich hab es nicht mal fertiggebracht die these in einen Artikel zu verpacken, so vorbei empfinde ich das.
Deckt sich nicht mit meiner Wahrnehmung im Sommerurlaub. Es ist natürlich viel weniger präsent als vorher. Aber vorbei?
In Apotheken tragen alle Mundschutz, im Aufzug habe ich es auch oft erlebt. Ein (linkes) Cafe in dem ich war hatte noch ganz strenge Regeln mit Nachweis und Mundschutz. Bei einer Feier ist jemand nicht erschienen, weil er Nahkontakt war usw. usf.
Corona findet noch relativ viel in deutschen Medien und auf Twitter start. Und nicht zuletzt teilst und kommentierst Du hier doch einen Artikel zu Corona und Schule. Das ist doch das Gegenteil von „das Thema ist vorbei“
Ich sehe nicht, dass noch irgendwelche Maßnahmen ergriffen werden. Es gibt keine Maskenpflicht mehr, Schulschließungen sind ausgeschlossen, allein die Idee eines Lockdowns ist lächerlich. Siehst du im Herbst auch nur eine Maskenpflicht kommen? Ich nicht. Wie mehr durch kann ein Thema sein? Klar werden alle wieder drüber reden, wenn die Zahlen hochgehen, aber das wird auf dem Level von „Tante Erna ist positiv“ sein.
Es ging ursprünglich (von Stefan P) um den Vergleich Deutschland – andere Länder.
Meine Beobachtung (ganz subjektiv vor Ort als auch objektiver durch z.B. Medienpräsenz) ist, dass das Thema und Maßnahmen bzw. Verhaltensweisen deutlich präsenter ist, als eben in anderen europäischen Ländern.
Die Beispiele habe ich ja oben geschrieben. Ich kann mich gar nicht erinnern, wann ich hier das letzte mal eine Maske gesehen, geschweige den getragen habe.
Mir fehlt zugegebenermaßen die Basis für einen empirischen Vergleich; meine angelsächsischen Bekannten machen sich mehr Gedanken als ich.
Ich sprach bewusst von Europa. In den blauen Teilen der USA reden wir, so weit ich das von außen mitbekomme, von ganz anderen Ausmaßen.
UK bin ich unsicher.
Wie gesagt, nur anekdotische Evidenz von Leuten, die ähnlich ticken wie ich.
War das nicht dieses Thema, dass vorbei ist? https://twitter.com/textlastig/status/1561984261925867521
🙁 🙁 🙁
@ Stefan Sasse 16. August 2022, 18:03
10) Wo rede ich denn von Armutsmigration…?
Wo nicht? 🙂
Hier.
@ Stefan Sasse 17. August 2022, 20:45
[[10) Wo rede ich denn von Armutsmigration…? ]]
[Wo nicht? 🙂 ]
Hier.
In Frage gestellt …
Dein Punkt war der, dass Armuts- und Kriegsflüchtlinge, wenn Sie denn die Möglichkeit haben, hier arbeiten dürfen sollten.
Dem stimme ich ja zu.
Aber das Ausgangsthema war eben nicht die Einwanderung von dringend benötigten Arbeitskräften.
Ja aber doch? In dem Artikel ging es doch um diese Chancenkarte und so? Aber egal. Wir sind ja inhaltlich eh beieinander.
@ Stefan Sasse 18. August 2022, 09:32
War doch mit Smiley …
Aber egal. Wir sind ja inhaltlich eh beieinander.
Ja, sind wir.
„Wenn Konservative nicht mehr mit solchen Intellektuellen reden…“
Seit wann sind die Dummschwätzer Broder und Steinhöfel Intellektuelle?
Seit wann sind die Dummschwätzer Broder und Steinhöfel Intellektuelle?
Ich bin ja sehr dafür, diesen Standard flächendeckend anzuwenden. Dann fallen da auch die Göpels, Prechts, Neugebauers und wer sonst so als „öffentliche Intellektuelle“ abgefeiert wird, drunter.
Dann tritt öffentlich in Deutschland endlich das grosse Schweigen ein. Denn wirklich hochwertige öffentliche Intellektuelle, gemessen an rigorosen intellektuellen und ethischen Standards, haben wir weniger als 10.
Ich begrüsse und unterstütze daher diesen Vorstoss für intellektuelle Redlichkeit und die Anwendung hoher Standards nachdrücklich :-).
Gruss,
Thorsaten Haupts
@ Thorsten Haupts 17. August 2022, 09:59
Ich bin ja sehr dafür, diesen Standard flächendeckend anzuwenden.
…
Ich stimme zu mit einem Grinsen im Gesicht.
I like
Grüße zurück,
E.G.
Ich bin ja sehr dafür, diesen Standard flächendeckend anzuwenden. Dann fallen da auch die Göpels, Prechts, Neugebauers und wer sonst so als „öffentliche Intellektuelle“ abgefeiert wird, drunter.
Ob links oder rechts, wird es kaum jemand geben, der allen bisher genannten Namen widersprechen wird.
Gruß, M.
Ich bin ja sehr dafür, diesen Standard flächendeckend anzuwenden.
Das sollte aber nicht so weit gehen, dass darunter auch frustrierte Anwälte und Ex-Leitartikler, die jeden und alles verklagen, der/die sie kritisiert, fallen, so wie eben diese beiden Schießbudenfiguren…
… die jeden und alles verklagen, der/die sie kritisiert …
Broder und Steinhöfel verklagen Leute wegen KRITIK an ihnen? Also für „Das, was Broder da und da sagte, ist absoluter Mist!“.
Staun. Dafür hätte ich dann schon gerne einen Beleg gesehen?
Gruss,
Thorsten Haupts
@ Thorsten Haupts 17. August 2022, 17:26
[… die jeden und alles verklagen, der/die sie kritisiert …]
Broder und Steinhöfel verklagen Leute wegen KRITIK an ihnen? Also für „Das, was Broder da und da sagte, ist absoluter Mist!“.
Staun.
Ich schätze auch, dass die sich ihren Spott und Sarkasmus für wichtigere Dinge aufheben 🙂
z.B. Die Sache mit Gerald Hensel, da hat das Team Broder/Steinhöfel eine üble Rolle gespielt. Vermutlich, weil Hensel ein paar Sachen anmerkte, die Broder nicht in den Kram passten…
Broder hat auch die unangenehme (und justiziable) Art, private E-Mail-Korrespondenzen auf seiner Webseite zu veröffentlichen. Er kann froh sein, dass er da bislang noch nicht an die Falschen geraten ist.
Danke. Dann können wir ja gemeinsam feststellen, dass die Aussage „… die jeden und alles verklagen, der/die sie kritisiert …“ von Ihnen nicht belegt werden kann.
@ sol1 16. August 2022, 20:45
Seit wann sind die Dummschwätzer Broder und Steinhöfel Intellektuelle?
Broder kenne ich nur vom Zuschauen, Steinhöfel habe ich vor Jahren mal kennengelernt. Dumm oder unbelesen sind die beiden sicherlich nicht, im Gegenteil: Wacher Verstand, rasche Analyse, ziemlich spitze Zunge.
Tät mich echt mal interessieren, wie Du gegen solche „Dummschwätzer“ in einer direkten Diskussion abschneidest. Ich gebe Dir 3 Minuten, bist Du keine Argumente mehr hast und Dich nur noch hinter Deinem Weltbild verstecken kannst
Ich gebe mir übrigens vier Minuten, was nicht an meinem Dir überlegenen Intellekt liegt, sondern an meinem vermutlich pragmatischeren Weltbild 🙂
beste Grüße an
den Hitzkopfden SunnyboyE.G.
Tät mich echt mal interessieren, wie Du gegen solche „Dummschwätzer“ in einer direkten Diskussion abschneidest. Ich gebe Dir 3 Minuten, bist Du keine Argumente mehr hast und Dich nur noch hinter Deinem Weltbild verstecken kannst (…)
Ich gebe mir übrigens vier Minuten
Ich halte dagegen und gebe euch, obwohl ich euch beide nicht persönlich kenne, mindestens eine halbe Stunde. Broder „gewinnt“ Diskussionen, indem er anderen Leuten ins Wort fällt. Das kann er gut, argumentieren hingegen weniger. Steinhöfel habe ich nur einmal in einer Talkshow gesehen und dort hat er die ganze Zeit gejammert, dass Mitt Romney gegen Obama verloren hat. „Hinter dem eigenen Weltbild verstecken“ trifft auf diese beiden Ideologen haargenau zu.
@ bevanite 17. August 2022, 19:45
Broder „gewinnt“ Diskussionen, indem er anderen Leuten ins Wort fällt. Das kann er gut, argumentieren hingegen weniger. Steinhöfel habe ich nur einmal in einer Talkshow gesehen und dort hat er die ganze Zeit gejammert.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung
Aber Danke 🙂
Viele Grüße
E.G.
Ich schätze mein Weltbild als pragmatischer ein als deins und sollte demnach mindestens fünf Minuten durchhalten.
Im Ernst würde ich mir sogar noch bessere Chancen zugestehen, denn dafür, daß Steinhöfel die Diskussion mit Andersdenkenden scheut, ist diese nun abgesagte Kreiswichs-Veranstaltung das beste Indiz.
Also prinzipiell ja, die wichtigste Säule wird Automatisierung und Digitalisierung sein. Allerdings ändert sich nichts am grundlegenden Problem, dass in den 1960er um die 1,2 Mio Menschen geboren wurde und um 2010 weniger als 700.000 Menschen. Uns werden in nächster Zeit 400.00-500.000 Menschen jedes Jahr auf dem Arbeitsmarkt fehlen. Und zwar in allen Berufen, von Putzkräften über Pfleger, Fliesenleger und Mechatroniker bis hin zu IT-Experten. Und auch das Umschulen wird nicht klappen. Einen Ungelernten neu anzulernen ist kein Problem. Einen Mechatroniker weiterzubilden, dass er zB. E-Autos statt Verbrenner zusammenbaut ist schon schwieriger. Aber keiner wird einen Ingenieur, der sein Leben lang Abgastechnik gemacht hat neu studieren lassen. Und das Problem vergrößert sich, wenn diese Menschen nicht in den 30er sind, sondern vielleicht Anfang/Mitte 50.
Dieses Leute aus unproduktiven Jobs in produktive Jobs zu holen ist nicht so einfach, insbesondere nicht in einem Land mit einem so ausgeprägtem Ausbildungssystem
Was macht der Markt, wenn etwas knapp ist? Der Preis steigt und die Anbieter konzentrieren sich dort, wo die höchsten Preise gezahlt werden. Wir haben 1,6 Millionen Erwerbsfähige in Hartz-IV und fragen nach türkischen Flughafenhelfern.
Dort, wo es keine Arbeitskräfte zu vernünftigen Löhnen gibt, bedarf es anderer Lösungen. DAs macht doch jedes Unternehmen! In Schweden werden die Mülltonnen halbautomatisch geleert. Da fährt einer den Müllwagen und der hebt die Müllcontainer rein. Dort arbeitet einer, wo wir hier drei Müllwerker benötigen. Oder Flughafen: Wir haben Bodyscanner installiert mit dem irrwitzigen Ergebnis, dass praktisch jeder potentielle Passagier erst gescannt und dann abgetastet wird. Gibt’s auch nur in Deutschland, Schwachsinn hoch zehn. Oder der Kaufladen ohne Personal. Anderswo längst über die Erprobungsphase hinaus laufen wir billigen Kassierinnen nach.
Ich widerspreche Ihnen nicht, dass wir da jede Menge Potential haben und das in den nächsten Jahren massiv angehen müssen, insbesondere die Firmen müssten massiv in Prozessverbesserungen und Automatisierung investieren.
Das Porblem ist aber, dass wir aktuell schon einen akuten Mangel an Fachkräften haben. Und damit meine ich nicht nur die eher schlecht bezahlten Branchen sondern (zumindest hier im Süden) werben sich Firmen inzwischen auch schon Mechaniker und Mechantroniker ab und selbst renommierte Ausbildungsbetriebe in der Industrie tun sich schwer ihre Ausbildungsstellen zu füllen. Und da rede ich nicht nur davon, dass sie ihre Wunschkandidaten nicht kriegen, sondern es tatsächlich zu wenig Bewerbungen gibt.
Und der große Engpass kommt erst noch, den werden wir meiner Meinung nach nicht nur mit Automatisierung/Digitalisierung und Fachkräftezuwanderung (hier sind wir mE als Land deutlich zu uninteressant im Vergleich zu UK, USA, Schweiz etc) auffangen können.
(..) insbesondere die Firmen müssten massiv in Prozessverbesserungen und Automatisierung investieren.
Wer sind die Firmen? Wen meinen Sie?
Nein, Sie haben nicht, was ich meine. Der Fachkräftemangel ist kein spezifisch deutsches Problem. Alle westlichen Nationen, wo die Wirtschaft noch wächst, leiden darunter weil sie gleichzeitig seit Jahrzehnten keine bestandserhaltenden Geburtenraten vorzuweisen haben. Am lässigsten können noch die Amerikaner mit dem Problem umgehen, da sie Magnet für alle gut und topqualifizierten Menschen dieser Welt sind. Ansonsten niemand.
Wie also geht man damit um? Linke wie CitizenK haben ja die Idee, wir könnten uns die Leute backen, die Industrie müsste nur noch die richtigen Förmchen bereitstellen. Das ist aus seiner Sicht das Problem.
Stefan ist der Ansicht, das Problem ließe sich durch den Import Geringqualifizierter aus aller Welt lösen, die eigentlich nur auf der Suche nach Unterschlupf sind, die wir aber doch prima als Lehrer, Pflegekräfte und Mechatroniker (wofür?) beschäftigen könnten.
Es ist wirklich faszinierend: anderthalb Jahrzehnte ist für das linke Lager das größte soziale Problem, dass Deutschland einen großen Niedriglohnsektor entwickelt hat, um die in millionenfacher Zahl arbeitslosen Geringqualifizierten in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Und als sich das Problem ein Stück abbaut, kommt man auf den genialen Gedanken, das Problem fehlender Arbeitskräfte durch den Import von Billigarbeitern zu lösen. Anscheinend hat niemand den Linken gesagt, dass Billiglöhner niedrige Löhne beziehen.
Wir müssen mit dem Problem rückläufiger Beschäftigtenzahlen umgehen lernen. Es ist ja nicht unerwartet. Vor acht Jahren sorgte eine Studie für Aufsehen, dass fast 50% der damaligen Jobs durch die Digitalisierung gefährdet wären. Warum sagen wir nicht: Herzlichen Willkommen!
Arbeitskräfte sollten dort konzentriert werden, wo sie den meisten Nutzen stiften. Das Prinzip nennt sich übrigens Marktwirtschaft. Was macht die Politik stattdessen? Sie lässt sich dafür feiern, Arbeitnehmer mit dem Kurzarbeitergeld in unproduktiven und unwirtschaftlichen Unternehmen zu halten. Sie betoniert die Wirtschaftsstrukturen durch die Aussetzung der Insolvenzordnung. Neue Unternehmen entstehen ständig und würde die Politik nicht mit aller Macht den Prozessen Eisenstangen ins Räderwerk werfen, ginge es viel schneller.
Welche Firmen also? Die Gutverdienenden haben kein Problem, modernste Technologien anzuschaffen. Das Kapital ist da und wird vom Markt bereitgestellt. Die Schlechtverdiener haben das Problem. Und so soll es auch sein! Das ist die eine Seite des Tisches. Auf der anderen Seite des Tisches sitzen Arbeitnehmer, die nichts mehr scheuen als dass ihr Aufgabenbereich umgemodelt wird und sie ihr mühsam aufgebautes Expertenwissen verlieren. Weil, dann könnte man sie ja auf eine Kündigungsliste setzen. Viele Arbeitnehmer (und ihre Vertretungen) erkennen nicht den Nutzen von Modernisierung und Dynamik. Wenn ich bisher in meinem Bereich einen Controller allein fürs Reporting brauchte, dann ließe sich doch Kapazität dadurch schaffen, dass die Reports (und das dahinterstehende Zahlenwerk) automatisiert aus dem ERP erzeugt und in ein OLAP-basiertes Tool überführt wird. Dann brauche ich den Controller und seine zigverlinkten Excel-Sheets nicht. Ich schaffe Kapazitäten für Wichtigeres.
So müssen wir denken. Aber dafür sind viele in diesem Land noch nicht reif oder geistig vergreist. Lieber holen wir strenggläubige Türken, auf dass sie im sicherheitsrelevanten Bereich unserer Flughäfen für Ordnung sorgen. Deutschland, Dein neuer Name ist Schilda!
@ Stefan Pietsch 17. August 2022, 12:44
Ziemlich viel ist doch sehr richtig. Ich bin vielleicht noch nicht überall in der Welt gewesen, aber von den Ländern, die ich kenne, hat Deutschland doch das größte Beharrungsvermögen (neben Japan – vielleicht).
Ich ärgere mich ja immer wieder darüber, dass sich unser Land fast kollektiv in Richtung Rente bewegt (nicht vom Alter her, sondern gedanklich). Ist ein guter Zustand erreicht, hört man auf zu strampeln. Verschlechtert sich der Zustand, ruft man nach dem Staat.
Die Bequemlichkeit des Einzelnen ist im Vergleich zu anderen Ländern doch sehr groß. Entsprechende Bildung vorausgesetzt, ist jedem in den USA beispielsweise klar, dass es zwar viele Risiken, aber auch viele Chancen gibt.
Hierzulande verdrängt man die Risiken, und wo man sie erkennt, fürchtet man sie, statt sie in Chancen umzuwandeln. Das ist sooo deutsch.
Erwin, was soll ich Dir darauf antworten? 🙂
@ Stefan Pietsch 17. August 2022, 20:06
Erwin, was soll ich Dir darauf antworten? 🙂
Du willst ja immer streiten. Wird wohl schwierig hier … 🙂
Viele Grüße
Erwin
Es ist nicht nur ein westliches, sondern ein weltweites Problem. Am stärksten betroffen sind wahrscheinlich mit China und Japan zwei asiatische Länder. Selbst die USA haben Probleme, in 2021 stagnierte deren Bevölkerungszahl, auch aufgrund der hohen Mortalität durch Opoid- und Covid-Krise.
Und ansonsten denke ich, dass Sie zwei Fehler machen. Erstens scheinen Sie davon auszugehen, dass insbesondere Jobs mit niedriger Qualifikation von der Automatisierung betroffen sind. Das ist bislang allerdings fast komplett ausgeblieben, da diese Jobs meist enorm schwer zu automatisieren sind. Wahrscheinlich werden eher Sie durch eine KI ersetzt als ihre Putzfrau (die Ihr Büro putzt) durch einen Roboter.
Zum anderen vertrauen die meisten Studien, die ich kenne, auf sehr optimistischen Annahmen bezüglich KI und Automatisierung. Und da hab ich schon meine Zweifel. Mag sein, dass in wenigen Jahren ein Auto, dass autonom auf der Autobahn fährt erschwinglich ist, aber eine Taxifahrt durch eine deutsche Altstadt, am Besten noch mit Fußgängerzone und Baustellen wird sich nicht so schnell automatisieren lassen. Daher sehe ich die Automation nicht so schnell hochkommen, wie sie wegfallende Arbeitskräfte ersetzen kann.
Und drittens hat ihre Denkweise mE einen Logikfehler: Die Firmen, die es sich leisten können, werden (ohne zusätzlichen Anreize) eher weniger in die Automatisierung investieren, solange sie, wie bisher auch, Arbeitskräfte aus dem Handwerk oder dem (Niedriglohn-)Ausland anziehen kann. Währenddessen besteht in vielen Bereichen von Handwerk und Dienstleistungen bei weitem nicht so gute Automatisierungs- und Digitalisierungsmöglichkeiten.
Oder so. Wobei ich nur demokratische Marktwirtschaften zähle.
Am Anfang steht eine falsche Annahme. Die damalige Studie zu den Auswirkungen der Digitalisierung sah vor allem Routinearbeiten im mittleren Beschäftigungsniveau gefährdet. Alles, was individuell ist, kann nicht leicht ersetzt werden. Also z.B. Schreinerarbeiten oder Managementtätigkeiten. Ich habe Beispiele aus meinem Bereich genannt.
Darum geht es: ermüdende Routineaufgaben durch KI und Programmroutinen erledigen lassen, damit die Menschen Zeit und Kapazitäten für das Individuelle haben. Also eher Controller, die ad hoc-Analysen erstellen als Standard-Reports.
Übrigens: Roboter erledigen heute viele Reinigungsarbeiten von Putzkolonnen. Die sind vor allem nicht krank.
Wir hätten heute schon längst die fahrerlosen Züge im öffentlichen Nah- und Fernverkehr, würden Gewerkschaften und Politik nicht blockieren. Weiteres Beispiel, wo der Etatismus in diesem Land den Aufbruch in die Zukunft boykottiert.
Die Firmen, die es sich leisten können, werden (ohne zusätzlichen Anreize) eher weniger in die Automatisierung investieren, solange sie, wie bisher auch, Arbeitskräfte aus dem Handwerk oder dem (Niedriglohn-)Ausland anziehen kann.
Das ist gegen jede Erfahrung. Unternehmen sind Werkzeug von Kapitalgebern. Sie investieren, wenn ihre Investition hohe Renditen abwirft. Arbeitsintensive Prozesse drücken die Rendite, der Einsatz modernster Technologien und Wissen treiben sie nach oben. Denn auf der anderen Seite stehen Kunden, die nur für individuelle, einzigartige Leistungen Monopolpreise zahlen. Ich weiß wovon ich rede, ich arbeite gerade in einer solchen Branche.
Solche Leistungen können Sie aber nicht mit Niedriglohnempfängern anbieten. Denn die besitzen wenig Know-how, geringe Produktivität und keine Inovationsfähigkeit. Also nichts, wofür heute viel Geld gezahlt wird.
Auch Handwerker müssen lernen, nicht Massenware anzufertigen, die ein Automat schneller und perfekter erledigen kann, sondern das Individuelle zu bieten. Nicht Ikea.
Es geht nicht mehr nur um die Topleute. Ein Mittelständler: die dritte Ausbilungsmesse ohne einen einzigen Bewerber.
Haben Sie uns nicht noch vor zwei Wochen an dieser Stelle von den Unternehmen erzählt, die angeblich nicht genügend ausbilden würden? Und jetzt nehmen Sie genau die entgegengesetzte Position ein?
Ich beschreibe Sachverhalte.
@ CitizenK 17. August 2022, 11:03
Es geht nicht mehr nur um die Topleute. Ein Mittelständler: die dritte Ausbildungsmesse ohne einen einzigen Bewerber.
Egal, wie viel er bietet – er bietet zu wenig (ich rede nicht nur von Geld).
Ich kenne Unternehmen, die beispielsweise Lkw-Fahrer damit ködern, dass die sich den Lkw selbst aussuchen dürfen.
c) GEW fordert A13 für alle Lehrkräfte. Wird auch Zeit.
Der sichere Weg zur weiteren Frustration. Lehrkräfte werden sehr gut bezahlt. Das Problem: sie haben kaum Aufstiegschancen. Wo bleibt da der Spaß, 30 Jahre auf der gleichen Besoldungsstufe festzuhängen? Das verstehen nur Lobbyisten.
e) FDP setzt sich durch: keine Schutzmaßnahmen an Schulen. Freiheit!
Noch ein Beispiel: Wieso sollen die am wenigsten Gefährdeten besonders geschützt werden? Das versteht man nur mit Scheuklappen auf.
v) Die Grünen legen echt einen Pragmatismus an den Tag in dieser Regierung, da können sich andere Parteien echt eine Scheibe abschneiden.
Habeck schließt längeren AKW-Betrieb nicht aus
… und verschleppt ihn seit einem halben Jahr. So sieht grüner Pragmatismus aus, zwei Stresstests für die eigene Partei zu benötigen.
c) Das macht überhaupt keinen Sinn. Bislang hängen die auf A12 und werden schlechter bezahlt. Warum sollten sie frustriert werden, wenn sie künftig besser bezahlt werden?
e) Ich bin nicht am wenigsten gefährdet.
c) Der Punkt ist, dass die geringe Gehaltsentwicklung Ursache für Frustrationen im Lehrerberuf sind. Sagt natürlich nicht die GEW, sagen aber Untersuchungen. Denn die Frage ist ja berechtigt, warum Lehrer oft unmotiviert und frustriert sind, wenn ihre Entlohnung doch hoch ist. Zum Vergleich: in Akademikerberufen gilt in vielen Fällen die Faustformel, dass der Absolvent binnen 10 Jahren sein Gehalt verdoppeln sollte. Das ist beim Lehrerberuf nicht drin – wegen dem vergleichsweise hohen Einstieg.
e) Wer redet von Dir?!?! Du sitzt mit 24 jungen Menschen zusammen und das einzige, was Dich interessiert, ist Dein eigenes Wohlbefinden? Meintest Du nicht, Du wärst eine Führungskraft?
c) Und du meinst ernsthaft die Leute sind motivierter wenn sie dasselbe Gehalt später erreichen?
e) rofl
c) Ich brauche jetzt nicht nach Deiner Note in Psychologie zu fragen. 😉
Entscheidend ist für die Menschen nicht das Einstiegsgehalt, mit dem sie ins Berufsleben starten, sondern ihre langfristigen Verdienstmöglichkeiten. Und Menschen werden eher durch kontinuierliche Gehaltserhöhungen motiviert und wertgeschätzt als durch eine relativ flach verlaufende Einkommenslinie.
Interessant ist, dass die Spreizung zwischen Anfangsgehältern und Höchstgehältern in Deutschland ganz besonders gering ist. Möglichkeiten zum Aufstieg im Job, zum Mehrverdienst aufgrund guter Arbeit gibt es hierzulande also besonders wenige.
Über alle Bildungsbereiche liegen die Höchstgehälter laut OECD in Deutschland lediglich bis zu 40 Prozent über den Mindestgehältern. Im Durchschnitt der Industrieländer ist dagegen ein Anstieg von über 90 Prozent möglich. (..)
„Deutschen Lehrkräften fehlen die Aufstiegsperspektiven“, urteilt der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, im Gespräch mit WELT. „Das, was man in anderen Berufen ,Karriere’ nennt, ist im deutschen Schulwesen nicht vorgesehen.“ Kein Wunder, dass der Beruf für viele junge Leute von heute nicht mehr attraktiv sei. Sie wünschten sich mehr Flexibilität und mehr Chancen.
https://www.welt.de/wirtschaft/karriere/plus233827164/Lehrer-Mangel-trotz-Topgehalt-Warum-ist-der-Beruf-so-unattraktiv.html
Wenn ich jemanden zu einem relativ hohen Gehalt einstelle und ihn anschließend bei der Gehaltsentwicklung gegenüber seinen schlechter verdienenden Kollegen ausbremse, leidet seine Motivation, während die der anderen zunimmt. Psychologie.
e) Eine Führungskraft darf nie (!) als erstes die Frage nach dem eigenen Wohlbefinden stellen. Nie!
zu e) :
Mit Verlaub, das ist Quatsch. Als Führungskraft muss ich unangenehme Entscheidungen treffen die mir Unwohlsein bereiten können: Kündigung, schlechte Performance Bewertung, schonungslos ehrliches Feedback.
Aber als Führungskraft muss ich nicht meine Gesundheit ruinieren, sondern stehe in der Verantwortung für die mir Verantwortlichen und mir selbst alles zu tun, was deren Gesundheit schützt.
Ja, das Ausland geht bei bei Covid andere Wege. Aber in Sachen Gesundheitschutz istdie Maske nach wie vor für ein minimalinvasives Mittel, dass wirksam hilft eine erneute Covid Infektion zu unterbinden. Lehrer wie auch Schüler können von chronischen Erkrankungen betroffen sein, somit steht ihnen als vulnerablen Gruppen Schutz zu.
Mit Verlaub, das ist Quatsch. Normalerweise ruiniert man sich nicht seine Gesundheit, wenn man sich mit Covid-19 infiziert, schon gar nicht, wenn man geimpft ist. Und erst recht nicht, wenn man Mitte 30 ist.
Was sollen denn die Erzieherinnen sagen, die Kinder betreuen, die vorher von ihren Eltern mit Medikamenten für Erwachsene gedopt wurden und mit Rotznasen und allen möglichen Krankheiten in die Kitas geschickt werden? Keine andere Lobbygruppe wie die Lehrer jammert so über die angeblichen Gefahren.
Die Maske ist vor allem ein hervorragendes Mittel, Kindern Vertrauen zu nehmen. Wir beurteilen Menschen nach ihrer Mimik, nach ihrem Gesichtsausdruck. Die Maske beraubt uns dieser Möglichkeiten. Für was?! Andere Länder leben längst mit dem Virus. Und wir haben Angst bis zum Geht-nicht-mehr.
Es gibt ein nicht zu negierendes Restrisiko – wir wissen aus (zugegeben noch sehr wenigen) Studien, dass rund 8 bis 10% aller COVID-19-Patient*innen an Long-COVID erkranken. Sie zeigen wochen- oder gar monatelang Krankheitssymptome, auch wenn das Virus schon längst nicht mehr bei ihnen nachweisbar ist. Dazu zählen neurologische Symptome wie Geschmacks- und Geruchsverlust oder Konzentrationsstörungen, Muskelschmerzen oder -schwäche, allgemeine Abgeschlagenheit und erhöhte Neigung zu Thrombosen oder Herz-Kreislaufkrankheiten.
Fairerweise ist die Datenlage insb. für Kinder noch dürftig. Die Krankheit verläuft häufig milder, wirklich breite Erkenntnisse haben wir noch nicht, wir werden sicherlich in den kommenden Monaten und Jahren hier noch weitere Erkenntnisse produzieren. Dennoch halte ich es in diesem frühen Stadium, die von hoher Unsicherheit betreffend der Datenlage geprägt ist, für sinnvoll vulnerable Gruppen (zu denen ich Kinder zähle) besonders zu schützen. Zudem gibt es unter dem Erzieher und Lehrpersonal chronisch erkrankte, die ebenfalls zu den Risikogruppen gehören. Aufgrund des heute schon bestehenden Mangels in dieser Berufsgruppe können wir uns (ähnlich wie bei Pflegepersonal) keine weiteren Ausfälle leisten, insfoern ist es geboten auch hier Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Da andere Schutzmaßnahmen in den Schulen und Kita nach wie vor unzureichend implementiert sind (ich sage nur Lüftungsanlage), ist die Maske eine Alternative. Ein kann aus persönlicher Erfahrung nur sagen, dass meine Kinder in Kita und Schule auf Erzieher und Lehrer mit Masken gestoßen sind und ich nicht beobachten kann, dass meine Kinder weniger Vertrauen zu diesen Personen geknüpft hätten – die Erzieher / Lehrer / Kinder haben sehr kreative Wege gefunden trotz Maske damit gut umzugehen.
Sobald die Datenlage gefestigter und die Erkenntnisse validierter sind, ist der Einsatz der Maske zu hinterfragen. Aufgrund der jetzigen Erkenntnisse würde ich mich sehr unwohl führen die Lehrer / Erzieher und Kinder zu gefährden und sehe daher die Maske als ein sehr gutes Werkzeug Risikominimierend zu wirken,
Long Covid trifft stärker Ungeimpfte. Und auch an Long Covid leiden die wenigsten länger als 3 Monate. Aber warum machen sich die anderen Nationen nicht so einen Kopf über mögliche Langzeitfolgen?
Die Krankheit ist inzwischen vergleichsweise gut erforscht. Kinder sind laut WHO und wem auch sonst definitiv keine „vulnerable“ Gruppe. Diese Meinung hat sich seit Jahren überholt. So argumentiert ja auch keiner. Die Einschränkungen werden mit dem Hotspot-Argument begründet, sonst nichts.
Die Maske ist eben keine Alternative. Da wird etwas schön gerechnet. Stundenlang mit dem Ding behindert nicht nur die Kommunikation massiv, sondern auch das Wohlbefinden und das Atmen der Kinder. Und das muss doch die Priorität sein. Kein anderes Land verfällt noch in solche Horrorpläne wie Deutschland, was die Einschränkungen für den Schulbesuch betrifft. Das ist begründungspflichtig und nicht das Verlangen nach Normalität.
Bei den Erziehern wird weit weniger Aufhebens gemacht. Das hat Gründe, die mit den Erziehern selbst (versus Lehrer) zu tun hat. Während die typische Erzieherin Anfang 30 ist, liegt das Durchschnittsalter der Lehrkörper bei 56 und mehr. Es geht um die Angst der Angestellten, nicht um das Objekt ihrer Arbeit. Und das ist eigentlich schlimm.
Die Erzieher hatten diesen Sommer wie viele Berufsgruppen hohe Krankheitsquoten zu verkraften. Ursache war weniger Covid, sondern die zweijährige „Schonung“ unseres Immunsystems, was es Viren und Bakterien erleichtert hat. Auch das ist ein klares Argument gegen die Maske: wir schaden langfristig unserem Immunsystem, wenn wir es nicht mit Krankheitserregern konfrontieren. Die Maske leistet da einen Bärendienst.
Mir ist es egal, wer statistisch an Long Covid leidet. Ich hab ein echt beschissenes halbes Long-Covid-Jahr hinter mir.
Ich hab mich in der Schule infiziert und komme gerade aus drei Wochen Reha.
Das tut mir wirklich leid.
Reha auf Sylt? In der Hauptsommerzeit? Manche müssen dafür echt viel Geld bezahlen.
Ich will nicht unfair sein. Aber das ist Berufsrisiko. Als ich vor einigen Jahren berichtete, dass die Eltern von Kleinkindern maximal egoistisch seien, weil sie ihre kleinen Rotzlöffel gedopt in die Kita schicken, erwiderst Du, das könntest Du nicht bestätigen.
Ich bin Hauptleidtragender. Ich hatte kein Wort bei der Berufswahl meiner Frau mitzureden. Ihr ist es egal, sie putzt tropfende Nasen wie eine Weltmeisterin. Und ich werde praktisch nie krank.
Ich will Dich nicht provozieren, sieh’s mir nach. Aber das sind keine Gründe, von anderen besondere Rücksichtnahme zu fordern. Ich habe mir Anfang Juli durch meine Frau Corona geholt. Nicht im Job. Nach ein paar Tagen war es ausgestanden, insgesamt 2 – 2 1/2 Wochen war meine Leistungsfähigkeit eingeschränkt. Und ich bin 17 Jahre älter als Du.
Wenn ich mich wieder mit Corona und einer sonstigen Krankheit anstecke, dann ist das so. Es ist das Risiko meiner Ehe und manches Risiko meines Jobs. Skip it or love it!
Der Kapitän verlässt als letztes das Schiff. Das ist nicht asozial. Wer als erstes in einer Notlage an sich denkt, obwohl er große Verantwortung für andere hat, handelt asozial. Und manchmal bringt einen das sogar in den Knast.
e) Tu ich auch nicht. Aber irrelevant ist es halt auch nicht. Und so zu tun, als ob es uns nicht gäbe, ist einfach nur asozial.
1) „Wir dachten, wir hätten über den Digitalpakt die richtigen Weichen gestellt“ (Interview mit Margit Stumpp)
Das System Schule ist erschöpft. Die Digitalisierung in den Schulen hätte vor 30 Jahren eingeleitet werden müssen, wir hängen Jahrzehnte hinterher. Gleichzeitig hatten wir schon vor Corona eine soziale Schieflage beim Bildungserfolg, weil wir zwar immer über individuelle Förderung gesprochen haben, sie uns aber aus Mangel an Personal und Ausstattung nie wirklich gelungen ist. […]
Nicht falsch, aber aus meiner Sicht nicht ausreichend. Das gesamte Bildungskonzept ist falsch, weil es die Unterstützung der Eltern zwingend voraussetzt.
Das Kooperationsverbot von Bund und Ländern halte ich im Bildungsbereich für einen ziemlichen Anachronismus. Der Bildungsföderalismus ist generell, vorsichtig ausgedrückt, nicht das Gelbe vom Ei. Aber gerade bei der Digitalisierung ist es offenkundig, wo die Probleme liegen.
Solange ein einzelnes Bundesland selbst entscheiden kann, was mit Bundeszuschüssen geschieht, solange Bildungspolitik zum ideologischen Tauziehen verkommt, wird das nichts.
9) In an Unequal Economy, the Poor Face Inflation Now and Job Loss Later
Ich verweise deswegen auf diesen guten Vorschlag zur Bekämpfung der Inflation, der direkt dem MMT-Werkzeugkasten entspringt.
Dieser „gute“ Vorschlag ist einmal mehr der Versuch, Gleichheit dadurch herzustellen, dass man die da oben runterzieht. Über Einkommen, also über eine unselbstständige Tätigkeit „reich“ zu werden, gelingt in der Regel nicht. Mit einer Erhöhung der Einkommenssteuer trifft man wie stets den bereits hoch belasteten Mittelstand (wie wohlhabend auch immer), aber nicht den Reichtum. Es ist der übliche Griff in die falsche Schublade nach dem Motto „da komme ich noch ran, die können sich nicht wehren“,
Und ja, das ist einmal mehr eine Neiddebatte, weil denen „da unten“ Versprechungen gemacht werden, die man eh nicht einhalten kann; die unerfüllte, enttäuschte Erwartungshaltung wird dann sicherlich auch diesmal nicht nicht der eigenen Unfähigkeit zur Last gelegt. Denn wer kein Geld zurücklegen kann, wird seine Situation durch etwas höheren Konsum nicht wirklich verbessern. Und so viel abzugeben, dass sich die angesprochenen Schichten das Zurücklegen leisten können (wobei sie vermutlich mangels Erfahrung nicht wissen, wie man das macht), ist nicht möglich. In jedem Falle kann dann der Mittelstand nicht mehr in gleichem Maße zurücklegen, was auch keine gute Lösung ist.
Diese ständig wiederkehrenden Diskussionen sind sooo ermüdend …
10) Migration erleichtern, Asylrecht lockern – So will die Ampel Fachkräfte anlocken
Migration erleichtern: Ja.
Asylrecht lockern: Nein.
Wie bescheuert muss ein Land sein, das immer noch Geflüchteten und Asylbewerbenden die Arbeitsaufnahme verbietet oder zumindest massiv erschwert, obwohl es kaum etwas besser integrierendes als Arbeit gibt?
Wer Arbeiten will, soll arbeiten dürfen, da stimme grundsätzlich ich zu. Aber Du betrachtest das Thema als eine Schwarz-Weiß-Geschichte (letztendlich wie der Bund, nur anders herum), und das ist genauso bescheuert. Die Thematik ist so komplex, dass sie durch Deinen Kommentar nicht mal ansatzweise ausgeleuchtet wird.
c) GEW fordert A13 für alle Lehrkräfte. Wird auch Zeit.
Wenn die Anforderungen an alle Lehrkräfte gleich sind, kann von mir aus (bei Erfüllung der Anforderungen in der Praxis) auch die Bezahlung gleich sein. Wenn nicht, warum dann gleiche Bezahlung? Sollte man dann auch Parlamentsabgeordnete finanziell gleichstellen, losgelöst davon, ob sie für Europa oder für den Kreistag arbeiten?
s) Es gibt keinen wahrnehmbaren Unterschied zwischen analog und digital.
Randy Braun, a music lover, Hoffman message board member and lawyer in New York, hopes that, in the end, the MoFi revelation will prove what he’s been saying for years, that the anti-digital crowd has been lying to itself: “These people who claim they have golden ears and can hear the difference between analog and digital, well, it turns out you couldn’t.”
Schwachsinn, von beiden Seiten. Ist wie der Streit, ob Käse oder Wurst besser schmeckt – welcher Käse, welche Wurst?
Der Streit, ob analog oder digital „besser“ klingt, stammt aus der Zeit, als die neue Musik-CD gegen die altbewährte Schallplatte antrat. Damals konnte die CD theoretisch mit einer Feinheit von 16 Bit (= 65536 Abstufungen zwischen „kein Signal“ und „maximaler Lautstärke“ auflösen; das tat sie ) 44.100 mal pro Sekunde. In der Anfangszeit der Technik lag der reale Wert wohl eher bei einem Viertel (Auflösung = 16.384 Abstufungen). Gab es Verzerrungen, klangen die übel.
In der Theorie bot die Schallplatte unendlich viele Auflösungsstufen (bzw. überhaupt keine Stufen), praktisch gab es natürlich Limits. Dazu wurden linker und rechter Kanal vom Tonabnehmer aus Tiefen- und Querbewegungen abgelesen, und die Reibungen in der Rille erzeugte ein minimales, links und rechts unterschiedliches Rauschen, dass den Eindruck von besserer räumlicher Abbildung erweckte (albern bei Studio-Aufnahmen, aber angenehm anzuhören).
Die Aufnahmetechnik spielte damals eine wichtige Rolle, die Sauberkeit der CD- oder Langspielplattenpressung auch.
Die heutige Digital- bzw Studiotechnik arbeitet mit über 1000fach höherer Genauigkeit (16.777.216 Abstufungen) und ermittelt diesen Wert bis zu 192tausend mal pro Sekunde. Da kann kein menschliches Ohr den Unterschied zwischen zwei beieinander liegenden Abstufungen erfassen.
Wer dennoch das Ritual mit den Langspielplatten und den minimal unrealistischeren, aber meist angenehmeren Klang von Langspielplatten bevorzugt (welcher Tonabnehmer, welcher Plattenspieler, welcher Verstärker, welche Lautsprecher, welche Kabel?), hört halt weiter Langspielplatten.
u) Diese Korruption bei den Öffentlich-Rechtlichen ist ein Volldesaster.
Systemisch bedingt. Aber gute Podcasts. 🙂
v) Die Grünen legen echt einen Pragmatismus an den Tag in dieser Regierung, da können sich andere Parteien echt eine Scheibe abschneiden.
Netter Deal: Laufzeitverlängerung für AKW vs. Tempolimit
1) Richtig, das ist meine Kritik.
10) Es ist auch nur das Vermischte. Aber Asylbewerbenden die Arbeitsaufnahme zu verbieten ist beknackt.
s) Genau der Punkt?
u) Seit ich die Podcasts höre, sehe ich den Rundfunkbeitrag sogar ein bisschen ein.
v) Würde ich sofort machen.
@ Stefan Sasse 16. August 2022, 18:06
Ganz allgemein: Wir unterscheiden uns selten in der Problemerkennung, eher im Problemlösungsansatz.
zu s) Nur so, kein besonderer Punkt. Ist eine müßige Nerd-Diskussion. Genauso gut kann man darüber debattieren, ob Auto oder Bahn besser sind. Wenn ich nicht weiß, zu welcher Zeit man reist, welches Auto man fährt (oder in welchem Auto man gefahren wird) bzw. ob man in Bahnklasse 1 oder zwei sitzt, ob man in der Schweiz oder in Deutschland unterwegs ist, etc., ist das eine sinnfreie Nerd-Diskussion.
Zufällig ist das ein Thema, bei dem ich jahrzehntelang Nerd war 🙂
True. Aber das ist mein Blog, ich schweif manchmal in Nischenthemen ab, weil es niemand gibt, der mich aufhalten kann. HARHARHAR
@ Stefan Sasse 16. August 2022, 18:06
… und nix zu 9) …
Sorry. Das ständige Erhöhen der Leitzinsen als Antwort auf Inflation trifft die Ärmsten am meisten, ohne dass das solche Kritik hervorrüfe. Aber ich bewerte Maßnahmen danach, ob sie das ziel erreichen. Und das schien mir hier eher der Fall.
@ Stefan Sasse 17. August 2022, 20:46
Das ständige Erhöhen der Leitzinsen als Antwort auf Inflation trifft die Ärmsten am meisten, ohne dass das solche Kritik hervorrüfe.
Ständig – echt jetzt? Wir haben seit 2008 niedrige Leitzinsen. Seit wie vielen Tagen gehen die jetzt hoch? Und haben die über ein Jahrzehnt lang niedrigen Zinsen „den Ärmsten“ genutzt? Irgendwie nicht wirklich, oder?
Dann scheinst Du zu glauben, eine Erhöhung oder Senkung von Leitzinsen offenbar einzeln betrachtet werden kann. Ist aber ein Prozess, der mit anderen Entwicklungen abgestimmt werden muss.
Aber ich bewerte Maßnahmen danach, ob sie das Ziel erreichen. Und das schien mir hier eher der Fall.
Autsch. Wir immer zielen alle entsprechenden Maßnahmen auf eine Verschiebung innerhalb das Mittelstands. „Die Ärmsten“ erreicht man nicht; die wirklich Reichen erreicht man nicht; es gibt keine Zweckbindung, sondern nur Absichtserklärungen.
Alles wird darauf hinauslaufen, dass der Staat mehr Geld einnimmt, dass den etwas besser gestellten Bürgern fehlen wird. Und irgendwie würden die Mehreinnahmen verpuffen .
Zu 3)
Ah. Mit den rechten Rändern des – ausdrücklich erwähnt „demokratischen“ – politischen Spektrums redet man also nicht. ROFL. Wann wird das auf die linken Ränder des demokratischen Spektrums ausgerollt? Spoiler – nie, weil es unsere linksliberalen Qualitätsmedien bei denen nicht interessiert.
Zu 9)
Ah. Das Universalrezept „Steuern erhöhen“. Natürlich. Hilft immer, fragt sich nur, für oder gegen was. MMT typisch also.
Zu h)
… but doesn’t pause to consider the impact of tying them together so inextricably …
ROFLMAO. Yup, wir alle sind an Künstler gewohnt, die jede Sekunde den gedanklich möglichen Impact ihrer Kunst reflektieren. Also, wir alle Stefans, ausser mir.
Zu k)
Tweet not found
Zu r)
Kleine Korrektur – der Trend zur Abnahme der polizeilich bekannten und aufgezeichneten Jugendkriminalität hält an.
Zu u)
Tatsächlich nicht ÖRR spezifisch – menschlich erwartbar bei allen Organisationen ohne Business Case, die trotzdem üppig ausgestattet und de facto gar nicht überwacht werden. In Deutschland ist der ÖRR nur der grösste und bestfinanzierte dieser Fälle.
Zu z)
Aha. Man muss sich mal entscheiden – entweder war Trump zum Regieren unfähig, dann kann man allen nur gratulieren, die ihn davon abgehalten haben. Oder er war fähig (also auch zurechnungsfähig), dann sind die Leute, die ihn abgehalten haben, Hochverräter. Ich erinnere auch gerne daran, dass alle Präsidenten (also auch alle Democrats) es bis heute entschieden abgelehnt haben, sich in ihre im Zweiten WK enorm ausgeweiteten Exekutivbefugnisse reinreden zu lassen. Der amerikanische Präsident kommt einem absoluten Monarchen näher, als jeder andere gewählte Regierungschef einer parlamentarischen Demokratie.
Gruss,
Thorsten Haupts
z) Ich halte das für einen grundlegenden Irrtum. Ich muss mich überhaupt nicht entscheiden. Trump war grotesk unfähig, und er war gefährlich. Aber er war der legitim gewählte amerikanische Präsident. Dass das System ihm dermaßen viel Macht gibt, ist ein Konstruktionsfehler des Systems. Aber die Lösung kann nicht darin bestehen, dass die Bürokratie (!) und das Militär (!!) eigenständig entscheiden, wann sie die Beschlüsse der demokratisch legitimierten Institutionen ausführen.
Checks and Balances der besonderen Art. Wenn Trump trotz der jüngsten Enthüllungen nochmal Kandidat (oder gar Präsident) wird, stellt das die Demokratie dort an sich in Frage.
Ich sehe nichts, dass ihn vom Kandidieren abhalten würde. Und die Präsidentschaft ist nicht unrealistisch.
Zu z)
Welche andere, in den USA der Jahre 2017 bis 2021 auch nur ansatzweise realisierbare, Lösung hättest Du bevorzugt?
Keine! Mein Problem ist, dass es überhaupt so weit gekommen ist. Aber man muss sich klarmachen, von was wir hier sprechen.
zu 9.) Sehe ich das richtig, dass das von einem Assistant professor der Uni Chicago kommt? Erstaunlich. Auf der anderen Seite ist der Vorschlag auch angebotsorientiert.
r) Naja, ich würde mal tippen, dass dies auch in der Vergangenheit nicht anders war, so dass über einen größeren Zeitraum hinweg schon ein gutes Abbild der Realität entstand.
@10
This is what happens when people who have no personal experience and no clue about immigration talk about immigration – they devise a solution in search of a problem.
So Germany will relax immigration requirements for essentially 30 to 40 year old engineers/doctors/scientists/developers etc with rock solid credentials, loads of verifiable professional experience and the means to support themselves while looking for a job in Germany. Of course, they’d also have to be fluent in at least English (more on that below) but also know some German at least I suppose. That’s…generous, I guess? Did people that meet the above criteria ever have a problem coming to Germany? And more importantly, how do those criteria fit the millions of immigrants from Africa, the Middle East and SE Asia that have come, are currently coming, or will be coming to Germany? It seems to me the problem for Germany is not that they are keeping out the prospective immigrants described by the criteria above, rather that the vast majority of immigrants actually arriving in Germany meet none of those criteria.
Again, if you don’t know anything it’s easy to rant. The German public service has, in many cases, issued official documents in English for years (I think it’s because it’s one of the three (?) official languages of the EU bureaucracy but not sure). They have also accepted documents in English on occasion. Anecdotal evidence follows:
After relocating back I needed my driver’s abstract from Germany to prove I had had a clean driving record (no infractions or at fault accidents) while there. So I called some 9 syllable …Amt and had the following conversation (shortened for clarification) with a very friendly and competent lady there:
Johnson (J): Hi, I am trying to take out/renew auto insurance over here and I need my driver’s abstract from Germany for the last three years please to prove my driving record.
German Lady (GL): Oh sure. I can send that to you. Wait – you say you’re no longer in Germany?
J: Yes, that’s correct.
GL: Well, in that case how about if I send it to you in English? And I can email a copy to you right now if you give me your email address.
J: Wow, thank you. Much appreciated.
So there. Try getting a document from the DMV in German. Or French. Or even Spanish. I dare you.
I am no lawyer but it seems to me there may be legal issues around accepting an official document in a language other than the official language(s) of a country. Moreover, why only English then? And not say, French, or Arabic or Mandarin? And what do you think the English skills of essentially unschooled and untrained immigrants from dirt poor developing countries are? Where and when should they have acquired those?
Ok, thanks for the rant, but what’s your point?
Hmh. I thought that was clear but maybe not. I’ll be succinct:
1. This proposed new criteria based immigration system is not addressing the issue. Most immigrants Germany has been and will be receiving meet none of those criteria. Those that do were/are always able to enter without undue difficulty.
2. The German public service is already functioning at least partially in English if required. But that also doesn’t address the issue of by and large poorly educated immigrants that don’t have the required language skills – be it in English or German.
Clearer now?
Yes. But is my understanding correct that the scheme also wouldn’t do any harm and could help on the margins?
Well, that depends. To implement a whole new immigration scheme because it „wouldn’t do any harm“ doesn’t really sound like efficiency and prudent use of government resources does it? The devil however is in the details of an immigration scheme like this one. Why? Because of the following:
Take post secondary education for example. Surely that’ll be one of the criteria and points will be awarded accordingly. But – is a degree in religious studies from the Holy Sword of the Infidel Slayer University in Islamabad scored the same as a degree in international relations from UCLA? If not, what’s the differential? Or secondary language skills – if they are in French is that worth the same as in Tagalog?
A criteria based immigration scheme sounds deceptively easy but in actual fact comes with a ton of administration and bureaucracy if done even remotely fairly and consistently. Just look at Canada – they can fill entire rooms with job equivalency codes, education assessment guidelines etc and it takes at least 2 to 3 years but often much longer to get a decision on the file of a highly skilled immigrant.
I see your point. What would you suggest instead?
That would be a very long post I think. Basically though Germany and the EU need to adress the immigration issue they have – largely uneducated and poorly skilled immigrants fleeing poverty, war and oppression with no opportunity to address selection and admission beforehand. And that won’t be resolved without putting some in country/pre-border systems, resources and infrastructure in place.
True enough. I formulated a vision for that problem years ago, though.
@ Johnson 16. August 2022, 20:15
Most refugees who come to Europe flee poverty and war. If they make it to Europe, they usually try to come to Germany, because we have the highest welfare standards. These people usually do not meet the high standards we need in our economy.
Those Germans who hope that we can fill the gaps in our skilled workforce with war and economic refugees are lying to themselves.
Where we can lure specialists to us from abroad, for example from Spain, we often fail to retain them permanently because of cultural differences.
I fully agree that it is far from enough to offset the number of refugees against the number of vacancies.
PS: You have been lucky with your experience. The success of such requests usually depends a lot on the individual people you talk to.
@ Erwin
Yes. And just to be clear – I am not advocating against accepting immigrants that are fleeing poverty and war. I am pointing out that this fantastic new immigration system is obviously trying to solve a problem that doesn’t exist (for Germany anyway).
I have been very lucky, no doubt. I have found though that a positive attitude, some manners and some language skills go a long way to make the experience a pleasant one. And overall both I and my wife have found the German public service to be competent, friendly and efficient in almost all the dealings we had with them.
@ Johnson 17. August 2022, 14:29
From my point of view, it’s a problem to combine an exuberant welfare state with poverty and war immigration. It’s not done to solve a problem, but mostly because one wants to be „good“. On the other hand, we discourage skilled workers and engineers by many rules, bureaucracy and high taxes.
In other countries, people are willing to accept risks in exchange for opportunities. In Germany, it tends to be the other way around: people are willing to forego opportunities in order to live a risk-free life.
As for our bureaucracy: As I said, it’s a matter of luck, even if the downward leeway is generally smaller than in other countries. I’m happy you got a good impression of our country.
Greetings
E.G.
@ Erwin
That’s probably true but I think the problem starts before those less qualified immigrants ever get in touch with that welfare state – at the selection and admission stage. Not sure if it’s really rules, bureaucracy and high taxes that discourage well qualified immigrants from coming to Germany; might be a language issue as well as a general impression that Germany is not encouraging immigration of this kind. Don’t know.
To your last point: I sure did. As an aside, I have a business trip coming up to France and Germany in September which I am very much looking forward to.
@ Johnson 17. August 2022, 20:33
As an aside, I have a business trip coming up to France and Germany in September which I am very much looking forward to.
Where will you travel to?
A small place on the French-Belgian border, Duesseldorf and a place outside of Munich.
@ Johnson 17. August 2022, 20:33
That’s probably true but I think the problem starts before those less qualified immigrants ever get in touch with that welfare state – at the selection and admission stage. Not sure if it’s really rules, bureaucracy and high taxes that discourage well qualified immigrants from coming to Germany; might be a language issue as well as a general impression that Germany is not encouraging immigration of this kind. Don’t know.
Sorry, I just now understood your point. Yes, highly qualified immigrants have to be addressed differently, and we are not doing that.
3) „Umgekehrt tappt die LINKE von Skandal zu Skandal, weil ihre Amtsträger das dumme Geschwätz des radikalen Randes übernehmen.“
Kein Wunder, daß Bodo Ramelow der erfolgreichste Politiker der Linken ist, denn er hat im Unterschied zu so vielen in seiner Partei ein funktionierendes Vorwarnsystem:
https://www.rnd.de/politik/thueringens-ministerpraesident-bodo-ramelow-fordert-bei-demonstrationen-gegen-steigende-WVX2NQM3JVBRZGBQ52WHOKBEDY.html
Wohl wahr!
6) „Die Konformität in Putins Russland unterscheidet sich somit von derjenigen in den totalitären Regimen des 20. Jahrhunderts. Statt aktiv staatliche Narrative zu reproduzieren und sich an staatlich sanktionierten Praktiken zu beteiligen, wird vom Einzelnen erwartet, dass er nichts tut. Der Musterbürger ist kein Sturmtruppler, sondern ein zynischer Stubenhocker, der alles vermeidet, was auch nur annähernd politisch ist.“
Das führt dann aber auch dazu, daß diese Gesellschaft zur black box werden, für dienigen, die in ihr leben, ebenso wie für Außenstehende.
Ich empfehle dazu die letzte Ausgabe von Studio M, insbesondere die Diskussion ab min 39:
https://www.youtube.com/watch?v=0jOHHK8jcTE
3) Das Fundstück zeigt schön eines der Hauptprobleme der ‚Kontaktschuld‘-Methodik der Abgrenzung zu unerwünschten Haltungen: Die Doppelstandards. Merz ist vom Vorsitz des Vereins Atlantikbrücke zurückgetreten, weil dieser zu rechtsoffen war. Andere Politiker (Sigmar Gabriel, Omid Nouripour, Alexander Graf Lambsdorff) haben damit keine Probleme und ich wüsste nicht, dass das thematisiert wurde. Anderes Beispiel: Der Bundeskanzler hat vor kurzem bei der rechtspopulistischen Stichwortgeberin Friede Springer seine Aufwartung gemacht ohne dass es einen Aufschrei in den Medien gegeben hätte.
4) Damit bist du wohl in der Minderheit: Realismus ist genau die Kategorie, die für hochfiktionale Settings nicht relevant ist. Die Identifizierung soll mit den Personen und nicht den Situationen erfolgen und entsprechend dienen die Lübkerts gewählte Beispiele zur Charakterisierung der Figuren. Superman kommt aus einem Milieu, wo Pfändung der Farm eine Rolle spielt, Batman nicht.
5) Lärm ist nur ein Teilaspekt. Es geht um eine generelle Abgrenzung der Mittelklasse gegenüber allem von ‚außen‘. In der Pandemie hat sich gezeigt, wie wirkmächtig dieses Denken ist.
6) komplett richtig, trifft aber in den Demokratien auch zu. Der große Unterschied ist: Polizeistaatsmethoden und offene Zensur sind (noch??) bei uns die große Ausnahme (aber vorhanden, Stichwort linksunten.indymedia). Aber die Methodik Sprachregelungen entlang politischen Wünschen zu machen und diejenigen, die abweichen zu sanktionieren – nicht durch den Staat, dafür von der öffentlichen Meinung – ist Demokratien nicht fremd.
v) Jetzt müssen die nur noch feststellen, dass Waltran ein Energieträger ist und Robbenpelze gute Wärmedecken abgeben, dann entsprechen sie exakt dem Feindbild der Grünen von vor 25 Jahren. Wozu ein Parteiprogramm, wenn eine Zeile ausreicht : Alles egal, Hauptsache . Mal sehen, wie engagiert Lemke die Oder untersuchen wird.
3) Die Genannten sind halt auch nicht CDU-Vorstände, die explizit die Partei nach rechts öffnen wollten. Gabriel ist ein Politrenner, Lambsdorff und Nouripor sind keine Vorsitzenden der CDU.
4) Ja aber das ist doch genau der Punkt. Die Settings, in denen es eine Rolle spielen sollte, haben es nicht.
5) Ja, richtig.
6) Irgendwo gibt es halt auch so was wie einen gesellschaftlichen Konsens.
3) Die Genannten sind einflussreiche Mitglieder in Parteien, die allesamt in einer Politikdimension (Hawkishness) weit nach rechts gerückt sind. Der ‚Zeitenwende‘-Einwand gilt nicht, dieser Prozess hat sich schon vor Februar 2022 klar abgezeichnet.
4) Wir reden etwas aneinander vorbei. Wie weit Alltagsprobleme eine Rolle spielen, liegt beim Autor. Im Crime-Bereich gibt es da z.B. ‚Tatort‘-Nebenplots oder Heimatkrimis. Gefällt mir persönlich nicht, genau wegen der ‚Banalität‘ dieser Themen (Tims Körperfunktionen-Vergleich ist zwar übertrieben, aber nicht ganz falsch). Aber das ist definitiv Geschmackssache.
6) Wie unterscheiden wir zwischen Konsens und Konformität ? Im Idealfall wird ersterer durch Dialog und Einsicht erreicht und letzterer einseitig ‚von oben‘ mittels Propaganda oder Gewalt erzielt. Ich will darauf hinaus, dass zwar Gewalt zur Schaffung von Zustimmung im wesentlichen autoritären Staaten vorbehalten ist, aber Propaganda eben auch in freien Systemen eine wichtige Rolle spielt. Vielleicht wäre es angemessen, die berufsethischen Kriterien, die es für politischen Unterricht gibt (Überwältigungsverbot, Kontroversität), auch auf politische Mediendarstellung (namentlich öffentlich finanziert) anzuwenden.
[Anekdote, weil der Begriff Neusprech im verlinkten Artikel eine Rolle spielt: Orwell hat im Essay ‚Why I write‘ dargestellt, dass in ‚1984‘ INGSOC generell stark an die totalitären Staaten, vor allem die Sowjetunion, angelehnt ist, die Darstellung der Arbeitsweise des Propagandaministeriums (also auch die Ideen Crimestop, Doublethink und Newspeek) aber auch von seinen Erfahrungen als BBC-Mitarbeiter mit dem britischen Informationsministerium der Krieg- und Nachkriegszeit geprägt war.]
3) Reden wir jetzt von Hawkishness oder von Rechtsradikalismus? Das sind doch völlig unterschiedliche Ebenen.
4) Bei Krimis ist das auch super weit verbreitet, mit den Polizist*innen, die in ihrer Freizeit und auf eigene Kosten weiter ermitteln. Da war The Wire zum Beispiel deutlich realistischer. Und zeigt, wie das eigentlich gehört.
6) Grundsätzlich wäre ich dafür, nur: wie willst du privaten Medienanstalten in einem Land mit Presse- und Meinungsfreiheit so was aufzwingen?
3) Für mich ist Hawkishness immer ‚rechts‘, sie geht mit gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Missachtung des Lebens (der anderen Seite) einher. Wie weit hängt davon ab, wie das Overton-Fenster geschoben wird. Was heute Mainstream ist, wäre in den 90ern auf rechtsradikal auf Neonazi-Niveau gewesen.
6) Ich will nicht aufzwingen, aber aufpassen. Und nicht zulassen, dass ich manipuliert werde – gerade nicht von denen, denen ich geneigt bin, zuzustimmen. Und dreimal nicht, wenn ich mir nicht aussuchen kann, ob ich das Medium kaufe oder nicht.
3) Da würde ich widersprechen. Es gibt sowohl liberal hawks als auch einen liberal interventionism.
Zitat cimourdain:
„Anderes Beispiel: Der Bundeskanzler hat vor kurzem bei der rechtspopulistischen Stichwortgeberin Friede Springer seine Aufwartung gemacht“
Bei diesem hochnotpeinlichen Hosianna Scholzens („Sie sind der Pflicht nie ausgewichen, wenn sie gerufen hat“) dürfte es darum gegangen sein, dass die Springer-Presse bei Scholzens Cum-Ex-Sache nicht so genau hingucken oder gar nachforschen möge, wie die das im Fall Schlesinger gemacht haben.
Die Pflicht bestand im Wesentlichen darin, den alten Springer in ihrer Eigenschaft als offenbar begehrte Hausangestellte zu heiraten. Ein lohnendes Geschäft; mit dem Witwenstand konnte frau locker kalkulieren. Eine sehr altmodische aber wirksame Form von Feminismus^.
Bei diesem hochnotpeinlichen Hosianna Scholzens („Sie sind der Pflicht nie ausgewichen, wenn sie gerufen hat“) dürfte es darum gegangen sein …
Ich habe nach „dürfte“ die Rezeption eingestellt …
„Merz ist vom Vorsitz des Vereins Atlantikbrücke zurückgetreten, weil dieser zu rechtsoffen war.“
Da hast du ein paar Dinge verwechselt.
Merz hat ohne Streit diesen Vorsitz aufgegeben:
https://www.spiegel.de/politik/ausland/atlantik-bruecke-friedrich-merz-gibt-vorsitz-auf-sigmar-gabriel-im-gespraech-a-1255374.html
Bei seiner Protesthandlung ging es um den Ludwig-Erhard-Preis:
https://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/friedrich-merz-lehnt-offenbar-preis-wegen-roland-tichy-ab-a-1218636.html
Stimmt. Danke für die Korrektur
3) Lustig, dass dort ausgerechnet Lindsey Graham sprechen sollte. Ähnlich wie Marco Rubio oder Rand Paul stellte er sich 2016 noch mutig gegen Trump (er meinte, die Wahl zwischen Trump und Ted Cruz sei „like being shot or poisoned“) und wurde danach zu den peinlichsten Speichelleckern, die man sich nur vorstellen kann – wer kann solche Leute noch erst nehmen?
Broder hat bezüglich seiner Haltung zu Putin zwar das erste Mal seit etwa 20 Jahren wieder was gesagt, dem ich zustimmen konnte, aber er hat (ebenso wie Eva Herman und Thilo Sarrazin) der Schnellrodaer Fraktion die Tür in den Mainstream geöffnet. Das muss man ganz klar sagen (siehe 8.)
5) Bei der Debatte stehe ich wohl etwas zwischen den Stühlen, da ich sowohl vom Einkommen irgendwo zwischen „middle-class“ und „poor“ bin und auch vom akzeptierten Noise-Level. Man darf halt nicht vergessen, dass spielende Kinder, lärmende Partygäste, laute Musik, wummernde Disco-Bässe, Kirchenglocken oder Muezzin-Gesang einfach zum Swing der Großstadt dazugehören. Ich kann nachvollziehen, dass das z.B. für Jungfamilien nichts ist, aber diese ziehen meiner Wahrnehmung nach sowieso nicht in die lauten Wohnviertel. Das wahre Problem sind die Leute, die wegen dem „vibranten Stadtleben“ in vermeintliche Szene-Viertel ziehen, aber dann dort eine Minute nach 22 Uhr die Polizei rufen, sobald noch aus einer Kneipe Live-Musik zu hören ist. Damit machen sie genau das kaputt, weswegen sie ursprünglich dorthin gezogen sind.
8) Die Beschreibung mit der gefallenen Maske trifft schon zu, aber die Tories hatten solche Leute seit 1979 immer in ihren Reihen (Ex-Parteichef Michael Howard z.B. sprach schon in den Neunzigern von der Wiedereinführung der Todesstrafe). Liz Truss ist ein ähnlicher Fall wie der oben erwähnte Lindsay Graham in den USA. Sie galt in der Cameron-Regierung wegen ihrer Vergangenheit bei den Liberal Democrats eher als Zentristin (Peter Hitchens warf ihr mal bei BBC Question Time vor: „in my opinion, you’re still a Liberal Democrat“) und hat sich dann seit der Brexit-Debatte immer an die radikalste Seite geworfen. Ich habe öfters im Gespräch mit britischen Freundinnen und Freunden erwähnt, dass meine größte Sorge nicht der Brexit an sich ist (den hätte man mit einem echten Deal wirtschaftlich abfedern können), sondern eher die soziale Energie dahinter. Und die ist wahlweise 2016, aber spätestens 2019 in der Downing Street No. 10 angekommen.
In vielen westlichen Demokratien wird gerade der „Cameronism“/“Merkelismus“/“Turnbullism“ (nennen wir es mal „Konservatismus mit sozialem/liberalen Antlitz“) durch etwas Radikaleres und Nihilistisches ersetzt. Italien war hier wie so oft Vorreiter: dort wurden die Christdemokraten von Berlusconi (der europäische Proto-Trump) verdrängt, der dann ganz unverhohlen die Neo-Faschisten in seine Regierung holte. Ich glaube zwar nicht, dass es bei Truss, Morrisson oder hierzulande Merz so krass kommen wird (Putins Krieg gegen die Ukraine wird zu internen Zerwürfnissen zwischen „klassischen“ Konservativen und den „europäischen Trumpists“ führen). Aber alle haben schon jetzt amerikanische Kulturkampf-Debatten 1:1 übernommen und das verheißt nichts Gutes. Ich bin immer etwas peinlich berührt, wenn deutsche Leitartikler, die noch vor wenigen Jahren die deutsche Sprache von Anglizismen bedroht sahen, unbeholfen von „wokeism“, „critical race theory“ oder „cancel culture“ sprechen. Dahinter steckt aber etwas sehr Sinistres: eine radikale Abwehrhaltung gegen Minderheitenrechte und eine egalitäre Gesellschaft.
f) Ich hatte Andrew Yang für seinen Vorstoß in Sachen Grundeinkommen 2020 sehr geschätzt. Allerdings sah er in den Debatten nicht sehr souverän aus und in den New Yorker Bürgermeisterwahlen wirkte er sogar noch orientierungsloser… Die Sache mit der „centrist“ Drittpartei dürfte aber eine Totgeburt sein. Nie war die Gelegenheit dafür so günstig wie 2016 für die Libertarian Party: Trump und Clinton waren bei vielen unbeliebt und die Libertarians hatten (auf den ersten Blick) ausnahmsweise keine Clowns, sondern zwei ernsthafte Kandidaten mit politischer Erfahrung auf dem Ticket. Okay, „Libertarian“ ist natürlich eine toxische Marke (selbst in den USA gelten sie nicht zu Unrecht als eine Partei von Milliardären, Waffennarren und Computer-Nerds) und Gary Johnson agierte dann noch unsouveräner als Yang in den demokratische Primaries. Aber trotzdem war das eine Chance, die so schnell nicht mehr kommen wird.
Eine erfolgreiche Drittpartei in den USA braucht ein oder zwei Staaten als „home base“. So war es für die Progressive Party unter Robert La Follette (die 1924 ohne den Ex-Präsidentenbonus nochmal ein sehr beachtliches Ergebnis holte) und später auch mit den „Dixiecrats“ und der American Independent Party. Aber schon John Anderson (1980) und Ross Perot gelang genau das nicht und ich wüsste nicht, wo diese Forward Party punkten könnte, zumal als (wie im Artikel richtig herausgearbeitet) „Democratic Party in all but name“. Es gibt auch ein Missverständnis über die „independent voters“. Viele von ihnen sind mitnichten „centrists“, sondern Leute, die z.B. in wirtschaftsflichen Fragen sehr links, aber in kulturellen Fragen sehr rechts stehen – oder umgekehrt.
f) Dieses System kann mit drei Parteien nicht stabil sein. Eine dritte Partei kann nur erfolgreich sein, wenn sie eine der beiden anderen zerlegt.
Wenn es diesen Leuten tatsächlich darum gehen würde, das politische System zu verbessern, würden sie Kandidaten unterstützen, die sich für eine Wahlreform einsetzen (STV dürfte in den USA am leichtesten umsetzbar sein) , anstatt eine eigene Partei zu gründen.
Jupp.
Kommt drauf ein. Wenn sich eine dritte Partei dauerhaft in ein paar Staaten etabliert, führt das möglicherweise dazu, dass die Präsidentschaftswahlen häufiger zu keiner klaren Mehrheit im Electoral College führen. Dann müsste der Kongress entscheiden, der dadurch mehr Einfluss bekäme, was sich wiederum positiv auf die Wahlbeteiligung auswirkt (die ist bei Kongresswahlen momentan notorisch gering). Es könnte auch zu Wahlabsprachen mit einer großen Partei führen, wie es in Minnesota mit der Farmer-Labor Party und den Democrats ist. Oder zu einem „split ticket“ mit Präsident/in und Vize von unterschiedlichen Parteien. Vielleicht führt es sogar dazu, dass das Electoral College endlich reformiert wird.
Es ist durchaus möglich, in einem Mehrheitswahlrecht als kleinere Partei Akzente zu setzen, das zeigen in Großbritannien die SNP und Plaid Cymru. Aber dafür braucht man einen regionalen Schwerpunkt.
Das wäre eine riesige Demokratiekrise, weil die Ergebnisse völlig arbiträr würden. Das wäre eine Katastrophe. Aber jedes Mehrheitswahlrecht entwickelt zwei konkurrierende Parteien.
… aber er hat (ebenso wie Eva Herman und Thilo Sarrazin) der Schnellrodaer Fraktion die Tür in den Mainstream geöffnet …
Hier werden hot takes rausgehauen :-). Mir war bis zu Ihrer augenöffnenden Bemerkung echt nicht bewusst, welch überragenden Einfluss Eva Herman, Thilo Sarrazin und Henryk Broder in Deutschland hatten, in dem es immerhin viele hundert überregional bekannte und publikationsmächtige Leute gab (und gibt). Aber drei Leute haben es freihändig geschafft, Rechtsradikale in den Mainstream zu bringen, eine nobelpreisreife Einflussleistung in einem des Lesens kundigen Volk von 80 Millionen, davon mindestens 60 Millionen erwachsene.
Gruss,
Thorsten Haupts
Die waren das ja nicht alleine, da gab es ja einen Riesendiskurs drumherum. Aber ich würde die auch eher pars pro toto sehen.
Vor 2010 waren Leute wie Götz Kubitschek doch nur der Junge Freiheit-Leserschaft, seinen GegnerInnen (die sich darüber informierten, wie der Feind tickt) oder Politikwissenschaftsstudierenden bekannt. Dann hat er es zwischenzeitlich sogar bis in die New York Times geschafft. Aber um den peinlichen Möchtegern-Ernst-Jünger geht es mir eigentlich weniger, sondern um den nationalistischen Diskurs, an dem er mitwirkte.
Eva Herman brachte einen rabiaten Anti-Feminismus und die Geburtenratenparanoia in den Mainstream (der dazu geführt hat, dass heute in WELT, Cicero und FAZ häufiger das Wort „Gender“ fällt als in linksradikalen Hausprojekten), Broder die Idee, nach der die Deutschen zu verweichlicht seien und es mit der Vergangenheitsbewältigung übertreiben (er bog irgendwann in den späten Noughties scharf nach rechts ab), Sarrazin die Islam-/Zuwanderungsparanoia und die Idee, nach der die „falschen Leute“ zu viele Kinder bekämen. Das alles waren die drei zentralen Themen im nationalkonservativen Milieu seit der Wiedervereinigung und plötzlich redeten eine frühere Fernsehmoderatorin, ein Kolumnist des größten deutschen Zeitungsverlages und ein ehemaliger Finanzminister davon. Die drei hatten aufgrund ihrer Positionen definitiv einen großen Einfluss.
Hier geht´s ja so richtig munter durcheinander, deswegen sortieren wir mal:
1) Der (veröffentlichte) Feminismus hatte so kurz nach 2010 (afair) scharfe innerfeministische Konflikte, die nach aussen sichtbar wurden beim Auseinanderbrechen des „Mädchenblog“, weil einige Mitsreiterinnen sich mit der intersektionalen, weiss-kritischen, akademischen Spielart nicht anfreunden wollten.
2) Herman ist ausserhalb rechtsradikaler Kreise nach wie vor vollkommen irrelevant, ihre „Geburtenparanoia“ hat mit Gender absolut überhaupt nichts zu tun und hat die diesbezügliche Diskussion deshalb auch kaum berührt.
3) Broder war schon immer ein funkensprühender Schaumschläger mit einer grossen Lust an möglichst polemischer Auseinandersetzung (ein verbaler Kneipenschläger), der hatte lediglich das Pech/Glück, dass einige seiner Hot Takes auf einmal ein kulturkämpferisch gesinntes Multiplikatoren-Publikum fand. Und er deshalb dabeiblieb. Er ist nach wie vor KEIN genuiner Rechtsradikaler und wird auch nie einer werden.
4) Es gibt keine Zuwanderungs-/Islamismus-„Paranoia“, es gab nur vor Sarrazin keine breit diskutierte Kritik an dem Mantra der deutschen Linksliberalen, dass jede Form von Zuwanderung in jeder Grössenordnung aus jeder Region der Erde ausschliesslich eine Bereicherung des Einwanderungslandes darstellt. Dieses Mantra hat dazu geführt, dass – ausschliesslich! – Religionskritiker des Islam keinen Schritt mehr ohne Bodyguards machen können, weil sie sonst inenrhalb kurzer Zeit tot wären. Mitten in Deutschland …
5) Offenkundig trafen Broder wie Sarrazin (der letztere weit stärker als der erstere) auf ein bereits vorhandenes und weit verbreitetes Unbehagen, das bis zu ihren Veröffentlichungen wegen der politisch unbestreitbaren Schlagseite deutscher Qualitätsmedien bis dahin seinen Weg in die öffentliche Diskussion versperrt vorfand. Hat mit ihrem „grossen Einfluss“ absolut nichts zu tun, der existierte einfach nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Das „munter durcheinander“ muss ich gleich zurückgeben.
Der (veröffentlichte) Feminismus hatte so kurz nach 2010 (afair) scharfe innerfeministische Konflikte, die nach aussen sichtbar wurden beim Auseinanderbrechen des „Mädchenblog“, weil einige Mitsreiterinnen sich mit der intersektionalen, weiss-kritischen, akademischen Spielart nicht anfreunden wollten.
Das war eine spezifische Auseinandersetzung auf einem Blog, wovon außer den Eingeweihten kaum jemand was mitbekam und der dann zur Gründung des „Lila Podcast“ führte. Zu der Zeit wurde Feminismus in Deutschland immer noch vorrangig mit der Person Alice Schwarzer verbunden und deren Debatten mit der „Mädchenmannschaft“ wurden vermutlich in breiteren Kreisen rezipiert. Aber „Das Eva-Prinzip“ erschien schon ein paar Jahre früher. Danach haben Leute wie Jan Fleischhauer oder Birgit Kelle ganze Karrieren mit diesem Thema aufgebaut – auch schon vor dem Richtungsstreit in der „Mädchenmannschaft“.
Herman ist ausserhalb rechtsradikaler Kreise nach wie vor vollkommen irrelevant
Heute ja, aber nicht 2007. Ins endgültige Abseits hat sie sich erst mit ihrer Aussage zum Duisburger Love Parade-Desaster katapultiert.
ihre „Geburtenparanoia“ hat mit Gender absolut überhaupt nichts zu tun und hat die diesbezügliche Diskussion deshalb auch kaum berührt
Schon, da das eine langfristig zum anderen führte. Der alte Antifeminismus der Neuen Rechten gibt sich heute ein neues Anti-„Gender“-Gewand.
Broder war schon immer ein funkensprühender Schaumschläger mit einer grossen Lust an möglichst polemischer Auseinandersetzung (ein verbaler Kneipenschläger), der hatte lediglich das Pech/Glück, dass einige seiner Hot Takes auf einmal ein kulturkämpferisch gesinntes Multiplikatoren-Publikum fand.
Dafür, dass er Ihren Ausführungen nach quasi nur der Pausen-Clown ist, wird er aber von sehr vielen Leuten ernst genommen. Seine Plattform „Die Achse des Guten“ ist ja nun auch nicht gerade obskur, da schreiben einige Schwergewichte aus dem Hause Springer…
…es gab nur vor Sarrazin keine breit diskutierte Kritik an dem Mantra der deutschen Linksliberalen, dass jede Form von Zuwanderung in jeder Grössenordnung aus jeder Region der Erde ausschliesslich eine Bereicherung des Einwanderungslandes darstellt. (…) Dieses Mantra (…) wegen der politisch unbestreitbaren Schlagseite deutscher Qualitätsmedien
Scheinbar haben wir die 20 Jahre davor in unterschiedlichen Ländern gelebt, denn diese „Schlagseite“ entspringt wohl eher Ihrer Wahrnehmung. In den Neunzigern gab es viel mediales Sperrfeuer gegen Zuwanderung (spontan fällt mir die BILD mit ihrer „Das Boot ist voll“-Schlagzeile ein), was dann durchaus einen Einfluss auf die faktische Abschaffung des Asylrechts hatte.
Das Thema Islam war im ersten Jahrzehnt unseres Jahrtausends durchaus präsent und der Satz „Multikulti ist gescheitert“ geisterte durch Leitartikel, Fernsehen, Blogs, den Bundestag und die Think Tanks. Sarrazin brachte dann aber die paranoiden Sachen, die im Untergrund bereits in diversen Blogs brodelten, auf „seriöse“ Weise in die Bestseller-Listen und mit seinen Ausflügen in die Genetik hievte er das auf ein Level, das die Islam-Debatten der vorherigen zehn Jahre nochmal über- bzw. untertraf. Ich würde sagen, was Enoch Powells „Rivers of blood“-Rede für Großbritannien war, war „Deutschland schafft sich ab“ für Deutschland.
Ihr „linksliberales Mantra“ scheint auch ein wenig falsch dargestellt. Treffender ist wahrscheinlich: „Es ist die Entscheidung jeder einzelnen Person, wo er oder sie leben darf.“
Zustimmung.
(Herman)Heute ja, aber nicht 2007
Dann haben wir da eine ziemlich verschiedene Wahrnehmung.
Der alte Antifeminismus der Neuen Rechten gibt sich heute ein neues Anti-„Gender“-Gewand.
Niedlich. Aber der Versuch, die je anders gelagerte Kritik aus der Union, von Teilen der FDP und von Teilen der (Alt-)Linken unter „Neurechte“ zu subsumieren, funktioniert bei mir nicht.
Seine Plattform „Die Achse des Guten“ ist ja nun auch nicht gerade obskur …
ROFL. Nach Darstellung von 9/19teln der deutschen „Qualitätsmedien“ ist diese Plattform entweder rechtsextrem oder/und obskur.
In den Neunzigern gab es viel mediales Sperrfeuer gegen Zuwanderung (spontan fällt mir die BILD …
Jau. Die letzte Zuflucht von Linken, wenn sie belegen wollen, es habe mediale Auseinandersetzung gegeben: Die BILD. Das Blatt für deutsche Meinungsmultiplikatorenm …
… und mit seinen Ausflügen in die Genetik hievte er das auf ein Level …
Überhaupt kein Widerspruch, nur ist das hier völlig wurst. Belegt werden müsste, dass er relevante Teile der Politik und Medien damit beeinflusste – aber genau das scheitert daran, dass die Ablehnung wesentlicher Teile von Sarrazins kruden Thesen sogar die letzten verbliebenen Rückzugsorte deutschen Konservatismus umfasste, WELT und FAZ.
Ihr „linksliberales Mantra“ scheint auch ein wenig falsch dargestellt. Treffender ist wahrscheinlich: „Es ist die Entscheidung jeder einzelnen Person, wo er oder sie leben darf.“
Fügen Sie einfach noch hinzu: „Auch gegen den Willen der Mehrheitsbevölkerung des Einwanderungslandes“ und wir haben überhaupt keinen Dissens. Nur entscheide ich selbst, wie ich eine politische Position eines politischen Gegners darstelle.
Gruss,
Thorsten Haupts
x und z)
Die USA sind ein Imperium und deshalb darauf angeiwesen, daß an der Spitze kompetente Leute sind. Der Präsident muß nicht unbedingt ein Superhirn sein, aber wenn er ein Dummkopf ist, der Entscheidungen an sich reißt, kann das gravierende Folgen haben.
Die Washington Post hat gerade einen faszinierenden Artikel zur Vorgeschichte des Ukrainekriegs herausgebracht – mit Grausen stellt man sich vor, statt Biden wäre Trump am Ruder gewesen:
https://www.washingtonpost.com/national-security/interactive/2022/ukraine-road-to-war/?tid=ss_tw