Seit 2015 die Flüchtlingskrise über die Bundesrepublik hereinbrach, streitet sich das Land darüber, warum Menschen die AfD wählen, wie (und ob) man sie zurückgewinnen kann und welche Konsequenzen daraus zu ziehen sind. Als Progressive sind Ariane und Stefan weniger geeignete Experten, um irgendwelche Geschichten aus diesem Milieu zu erzählen oder es aus der Innensicht analysieren zu können. Wir haben deswegen Thorsten Haupts eingeladen, um mit uns darüber zu sprechen. Von Merkel bis Milo kommen wir auf so ziemlich jede Spielart der Politik rechts der Mitte und die verschiedenen Strömungen zu sprechen.
Ich hätte einen Kommentar zu einem Standpunkt, den ihr in mehreren Folgen hattet (Stefan erwähnt das glaube ich auch selber). Sowohl hier, als auch in der Feuilleton-Folge als auch der mit Jonas Schaible und der über Männlichkeit, bewerte ihr die Rolle sozialer Medien als progressive „gute“ Kraft, als sehr wichtig und entscheidend für gesellschaftlichen Fortschritt.
Sinngemäß, ohne die SoMe hätte es XY gar nicht gegeben, hätte sich YZ nie geändert.
Aus meiner Sicht überschätzt ihr die politischen und gesellschaftlichen Effekte der SoMe und v.a. unterschätzt implizit die Öffentlichkeiten vor SoMe völlig.
Die wirklich großen, tiefgreifenden Veränderungen gab es doch lange vor Blogs, Facebook oder Twitter. Frauenrechte (Wahlrecht, freie Berufswahl, Verhütung, Abtreibung, Scheidung, Vergewaltigung in der Ehe usw.), Schwulenrechte (Legalisierung, Antidiskriminierung, Homoehe usw.) oder Rassismus (Abschaffung der Sklaverei, Antidiskriminierung usw.) und viele andere gesellschaftliche Liberalisierungen.
All das geschah letztendlich durch gesellschaftlichen Druck gegen die bestehenden Verhältnisse und oft auch etablierter Machtgruppen.
Das was sich heute die (überspitzt gesagt) die SoMe-Warrior auf die Fahnen schreiben sind dagegen doch Kleinigkeiten.
Und nebenbei, sind die SoMe oft sogar eine antiprogressive Kraft (Trump, Brexit, auch AfD)
Hm, ich hatte bisher nicht den Eindruck, die sozialen Medien als übermäßig positiv wahrzunehmen. Aber letztlich sind sie nur eine weitere Form von Öffentlichkeit, und da gibt es gute wie schlechte. Ich gebe dir völlig Recht, dass die außer-SoMe-Öffentlichkeiten bedeutender sind.
derwaechter30. Mai 2022, 13:02
Ich meinte mit SoMe eigentlich alles im Netz was klassische Medien umgehen kann. Also auch Blogs und so.
Dann bin ich eigentlich ziemlich sicher, dass ihr (also die drei aus der Stammbesetzung) mehrfach die positive Bedeutung des Internets als Treiber bzw. sogar Enabler hervorgehoben habt.
Wir haben positiv hervorgehoben, dass das Internet Leuten eine Stimme gibt, die im klassischen Mediensystem keine haben. Das ist unbestreitbar wahr. Gleichzeitig ist es auch so, dass eine Menge Idioten ebenfalls eine Stimme bekommen haben. Das schließt sich ja nicht aus!
derwaechter31. Mai 2022, 12:04
Ich meine, und ich kann mich da auch falsch erinnern, dass ihr dem eine große Bedeutung für gesellschaftliche Veränderungen gegeben habt.
Also, dass es Veränderungen für z.B. diese Leute gegeben hat/überhaupt erst geben konnte, weil sie durch das Internet ein Stimme bekommen haben. Also das Internet als Enabler, als Voraussetzung, für Verbesserungen, die es sonst nicht gegeben hätte und nicht gegeben hätte können.
Als Beispiel der Gedanke, dass #Metoo oder #Aufschrei, das Problem überhaupt erst auf die Tagesordnung gebracht hat und dann zu Bewusstseinsänderungen und faktischen Veränderungen führt, die es sonst nicht hätte geben können.
Und genau das meine ich ist, wenn nicht falsch, so doch zumindest stark übertrieben.
Wenn „das Internet“ wirklich eine Voraussetzung für derartige Veränderungen sein soll, wie kann es dann sein, dass es in der Vorinternetzeit ebensolche, und oft tiefgreifendere, Veränderungen auch gab?
Filbingers Denkfabrik Studienzentrum Weikersheim war bei den Unterstützern Hohmanns vorne mit dabei, und die Junge Freiheit ist ja auch heute noch Leitmeidum dieses Milieus, das heute aus der WerteUnion und dem „gemäßigten“ Teil der AfD besteht.
Hohmanns Verteidigung verfing zum einen nicht, weil seine Verschwörungstheorie zu „old school“ war (beim Lesen seiner Rede erwartet man unwillkürlich Enthüllungen über die erschröcklichen Machenschaften der Freimaurer). Seine geistigen Nachfahren wie z. B. HG Maaßen schwafeln heute von „Globalisten“, um den antisemitischen Kern zu vernebeln. Zum anderen hatten damals die klassischen Medien gegenüber dem Internet noch klar die Nase vorne. Die Hohmann-Fans schrieben sich zwar in Internetforen die Finger wund (eine interessante Parallele zur Killerspieldebatte), aber für die breite Öffentlichkeit wahrnehmbar waren allenfalls deren Anzeigenkampagne in Zeitungen und Zeitschriften.
Spannendes Gespräch, vielen Dank dafür.
Ich hätte einen Kommentar zu einem Standpunkt, den ihr in mehreren Folgen hattet (Stefan erwähnt das glaube ich auch selber). Sowohl hier, als auch in der Feuilleton-Folge als auch der mit Jonas Schaible und der über Männlichkeit, bewerte ihr die Rolle sozialer Medien als progressive „gute“ Kraft, als sehr wichtig und entscheidend für gesellschaftlichen Fortschritt.
Sinngemäß, ohne die SoMe hätte es XY gar nicht gegeben, hätte sich YZ nie geändert.
Aus meiner Sicht überschätzt ihr die politischen und gesellschaftlichen Effekte der SoMe und v.a. unterschätzt implizit die Öffentlichkeiten vor SoMe völlig.
Die wirklich großen, tiefgreifenden Veränderungen gab es doch lange vor Blogs, Facebook oder Twitter. Frauenrechte (Wahlrecht, freie Berufswahl, Verhütung, Abtreibung, Scheidung, Vergewaltigung in der Ehe usw.), Schwulenrechte (Legalisierung, Antidiskriminierung, Homoehe usw.) oder Rassismus (Abschaffung der Sklaverei, Antidiskriminierung usw.) und viele andere gesellschaftliche Liberalisierungen.
All das geschah letztendlich durch gesellschaftlichen Druck gegen die bestehenden Verhältnisse und oft auch etablierter Machtgruppen.
Das was sich heute die (überspitzt gesagt) die SoMe-Warrior auf die Fahnen schreiben sind dagegen doch Kleinigkeiten.
Und nebenbei, sind die SoMe oft sogar eine antiprogressive Kraft (Trump, Brexit, auch AfD)
Hm, ich hatte bisher nicht den Eindruck, die sozialen Medien als übermäßig positiv wahrzunehmen. Aber letztlich sind sie nur eine weitere Form von Öffentlichkeit, und da gibt es gute wie schlechte. Ich gebe dir völlig Recht, dass die außer-SoMe-Öffentlichkeiten bedeutender sind.
Ich meinte mit SoMe eigentlich alles im Netz was klassische Medien umgehen kann. Also auch Blogs und so.
Gut, aber da gilt das ja genauso 🙂
Dann bin ich eigentlich ziemlich sicher, dass ihr (also die drei aus der Stammbesetzung) mehrfach die positive Bedeutung des Internets als Treiber bzw. sogar Enabler hervorgehoben habt.
Wir haben positiv hervorgehoben, dass das Internet Leuten eine Stimme gibt, die im klassischen Mediensystem keine haben. Das ist unbestreitbar wahr. Gleichzeitig ist es auch so, dass eine Menge Idioten ebenfalls eine Stimme bekommen haben. Das schließt sich ja nicht aus!
Ich meine, und ich kann mich da auch falsch erinnern, dass ihr dem eine große Bedeutung für gesellschaftliche Veränderungen gegeben habt.
Also, dass es Veränderungen für z.B. diese Leute gegeben hat/überhaupt erst geben konnte, weil sie durch das Internet ein Stimme bekommen haben. Also das Internet als Enabler, als Voraussetzung, für Verbesserungen, die es sonst nicht gegeben hätte und nicht gegeben hätte können.
Als Beispiel der Gedanke, dass #Metoo oder #Aufschrei, das Problem überhaupt erst auf die Tagesordnung gebracht hat und dann zu Bewusstseinsänderungen und faktischen Veränderungen führt, die es sonst nicht hätte geben können.
Ja, genau. Das sehe ich ja auch.
Und genau das meine ich ist, wenn nicht falsch, so doch zumindest stark übertrieben.
Wenn „das Internet“ wirklich eine Voraussetzung für derartige Veränderungen sein soll, wie kann es dann sein, dass es in der Vorinternetzeit ebensolche, und oft tiefgreifendere, Veränderungen auch gab?
Ich sage doch nicht, dass es ohne Internet keine Veränderungen geben kann! Aber manche Veränderungen kamen halt durchs Internet.
Das ist der Nachteil am Podcast, es ist schwer zu zitieren und schwer zu suchen.
Ich kann mich erinnern, bei mehreren Folgen gedacht zu haben, jetzt überbewerten die das aber arg, das würde ich gerne Mal anders einordnen.
Aber die Stellen jetzt wiederzufinden ist halt ein bisschen zu aufwändig
Ja, kann ich verstehen. Wenn’s dir das nächste Mal auffällt sag Bescheid.
Sehr interessant.
Bei der Hohmann-Affäre muß ich einhaken. Hier kann man schlaglichtartige alte und neue Netzwerke rechts der Union erkennen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Hohmann-Aff%C3%A4re
Filbingers Denkfabrik Studienzentrum Weikersheim war bei den Unterstützern Hohmanns vorne mit dabei, und die Junge Freiheit ist ja auch heute noch Leitmeidum dieses Milieus, das heute aus der WerteUnion und dem „gemäßigten“ Teil der AfD besteht.
Hohmanns Verteidigung verfing zum einen nicht, weil seine Verschwörungstheorie zu „old school“ war (beim Lesen seiner Rede erwartet man unwillkürlich Enthüllungen über die erschröcklichen Machenschaften der Freimaurer). Seine geistigen Nachfahren wie z. B. HG Maaßen schwafeln heute von „Globalisten“, um den antisemitischen Kern zu vernebeln. Zum anderen hatten damals die klassischen Medien gegenüber dem Internet noch klar die Nase vorne. Die Hohmann-Fans schrieben sich zwar in Internetforen die Finger wund (eine interessante Parallele zur Killerspieldebatte), aber für die breite Öffentlichkeit wahrnehmbar waren allenfalls deren Anzeigenkampagne in Zeitungen und Zeitschriften.
Sehr guter Punkt mit der medialen Umgebung.