Rezension: Aus Politik und Zeitgeschichte – Green New Deals

Aus Politik und Zeitgeschichte – Green New Deals

Spätestens seitdem der linke Flügel der Democrats in den USA den Green New Deal als neuen Schlachtruf für sich entdeckte, ist er als Konzept in der breiten politischen Debatte angekommen. Als Ursula von der Leyen in ihrer Funktion als Kommissionspräsidentin der EU einen „Green Deal“ einforderte (wohlgemerkt ohne das allzu sozialdemokratische „New“), war die Vorstellung einer „grünen Transformation“ im politischen Mainstream verankert. Nur, Konzepte zum „Green (New) Deal“ gibt es zahlreiche, weswegen das vorliegende Heft im Titel auch zu Recht die Pluralform verwendet. Und letztlich verstehen alle unter dem Gummi-Begriff ein Sammelsurium ihrer jeweils eigenen bevorzugten Politiken. Linke fordern massive staatliche Investitionen; worin, ist da eher sekundär. Bei Grünen ist klar, dass jeder Green New Deal eine Abkehr von fossilen und nuklearen Technologien bedeuten muss, während Konservative und Liberale vor allem eine Entfesselung von Markt und Innovation sehen. Einig sind sich aber alle, dass die Zukunft irgendwie grün sein müss. Umso wichtiger, dass hier etwas Licht in den Nebel der Begriffe gebracht wird.

Den Auftakt macht Klaus Dörre, Professor für Arbeits-, Industrie- und Wirtschaftssoziologie in Jena, der in „Alle reden vom Klima. Perspektiven sozial-ökologischer Transformation“ die These einer „Zangenkrise“ aufwirft. Er drückt mit diesem Begriff den Dualismus der Klimakrise aus, die sowohl als ökonomische Krise daherkommt – das bisherige, auf Ausbeutung fossiler Energien und endlicher Rohstoffe basierende System gerät absehbar an seine Grenzen – als auch als ökologische Krise, mit Erderwärmung, Umweltverschmutzung und all den daran hängenden Folgen. Er postuliert, dass diese „Zangenkrise“ in der bisherigen Menschheitsgeschichte einmalig sei, auch weil sie alle Lebensbereiche erfasse und sich nicht auf einzelne Teilbereiche reduzierbar sei.

Ein weiterer Dualismus besteht für Dörre in der Gerechtigkeitsfrage: jede Lösung der Zangenkrise muss gleichzeitig innerstaatlichen wie interstaatlichen Gerechtigkeitskriterien genügen. Innerstaatlich, weil die Reichen ein Vielfaches mehr an CO2-Emissionen verursachen als die Armen, während die Hauptlast der Gegenmaßnahmen überproportional die Ärmeren trifft; interestaatlich, weil unter den Staaten effektiv dasselbe passiert. Die reichen Staaten sind hauptverantwortlich für die Klimakrise, aber die Kosten sollen – über stark verringerte Emissionsmöglichkeiten – die aufstrebenden Volkswirtschaften tragen. Das kann nicht funktionieren.

Dörre skizziert vier grundsätzliche Auswege aus der Zangenkrise, die sich natürlich keineswegs ausschließen (wenngleich das in der öffentlichen Debatte ja gerne suggeriert wird und sich leider auch etwas durch den Band selbst zieht): die Marktoption, in der etwa durch Instrumente wie CO2-Bepreisung die Kräfte von Angebot und Nachfrage wirken; die Technikoption, in der etwa Elektromobilität und CO2-Capturing die Lösung bringen; die Staatsoption, in der der Staat Forschung und Wirtschaft stärker als bisher steuert; und die Demokratieoption, in der die Gesellschaft stärker die Verantwortung übernimmt, etwa in Genossenschaftsmodellen.

Keine dieser Optionen ist dabei ein Allheilmittel, und Dörre skizziert die jeweiligen Schwächen auch ziemlich deutlich mit. Als Matrix, innerhalb derer man Lösungen diskutieren kann, halte ich aber die Dualismen der Zangenkrise und die vier Optionen für sehr sinnvoll.

Der folgende Aufsatz „Improvisierend durch die Krise: Der New Deal“ von Kiran Klaus Patel, Professor für Europäische Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts in München, ist vor allem strukturell für das Heft wichtig, weil er den historischen New Deal in Kontext setzt. Für mich war da wenig Neues drin; ich verweise da auch auf meine eigene Serie zum Thema. Betont sei hier, dass Patel sinnvollerweise die Natur des New Deal als Sammelsurium von Improvisierungen und Experimenten betont; das deckt sich mit meinen eigenen Forderungen zur Lösung der Klimakrise: wir sollten nicht auf ein Allheilmittel hoffen, wie es leider viel zu viele tun, sondern alles ausprobieren: Ansätze an die Wand werfen und sehen, was kleben bleibt. Es hat schon einmal funktioniert.

Thomas Döring, Professor für Politik und Institutionen in Darmstadt, wirft einen weiteren Blick in die Geschichte, auf die berühmte Studie zu den „Grenzen des Wachstums“, die dieses Jahr ihren 50. Geburtstag feiert (siehe dazu auch dieser informative Podcast). In seinem Essay „50 Jahre „Grenzen des Wachstums“. Von der Wachstums- zur Post-Wachstumsökonomie?“ skizziert er kurz die Geschichte der berühmten Studie, eher er zu dem leider wenig bekannten Ergebnis kommt, dass diese Studie ziemlich richtig lag (in der populären Version der Geschichte lag der Club of Rome grotesk falsch und wird gerne verlacht, was aber vor allem an der Unkenntnis darüber liegt, dass er Szenarien durchrechnete und dass das Verlachte immer das ist, dass sich vom Stand 1972 nichts ändert; eine Annahme, die auch der Club of Rome unrealistisch fand). Es wäre an der Zeit, wieder wesentlich mehr Aufmerksamkeit auf Prognosemodelle zu legen.

Notwendigen sachlichen Hintergrund für die aktuelle politische Debatte steuert Susanne Dröge, Ökonomin bei der Stiftung Wissenschaft und Politik, mit ihrem Aufsatz „Der Europäische Green Deal. Ziele, Hintergründe und globale Dimension“ zu von der Leyens Initiative bei. Wie zu erwarten ist es ein detailliertes Abtauchen in die EU-Politik, aber schnell zeigt Dröge auf, wo die eigentlichen Probleme liegen: wie bei der EU üblich formuliert der Green Deal zwar einige Ziele, aber diese sind gleichzeitig sehr anspruchsvoll – ihre Umsetzung wird von den üblichen Verdächtigen blockiert – und unzureichend. Es bleibt abzuwarten, gerade auch vor der seit der Veröffentlichung erfolgten Prioritätenverschiebung der EU durch den Ukrainekrieg, was von dem Green Deal bleibt.

Die folgenden Essays befassen sich dann mit konkreten Umsetzungen einer grünen Transformation.

In „Entwicklung statt Wachstum“ erteilt Rainer Land, Philosoph und Wirtschaftswissenschaftler am THünen-Institut, sowohl Degrowth-Fantasien eine Absage. Stattdessen erklärt er, dass statt einer quasi horizontalen Wachstumsperspektive – also einem „mehr“, wie Wirtschaftswachstum bisher verstanden wird – eine eher vertikale Perspektive folgen müsste, in der die Entwicklung im Vordergrund steht, also ein ökologischer Umbau. Er favorisiert, sozusagen in Dörres Diktion, die Technologieoption.

Johannes Müller-Salo, Philosoph aus der Uni Hannover, und Rupert Pritzl, Beschäftigter im bayrischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie, vertreten in ihrem gemeinsamen Essay “ Klimaschutz durch Innovation und Marktwirtschaft“ wenig überraschend die Marktoption; der Titel verrät das ja bereits. Etwas überraschend befassen sie sich dann erst einmal vorrangig mit der Gerechtigkeitsfrage, nämlich der von Dörre eingangs festgestellten Problematik, dass der Wandel vor allem die Ärmeren betrifft. Sie fordern daher den Vorrang der Effizienz und eine Technologieoffenheit; beides soll durch eine Stärkung der Marktkräfte sichergestellt werden. Dadurch erhoffen sie sich auch eine größere gesellschaftliche Akzeptanz.

Das letzte Essay von Birgit Mahnkopf, emeritierte Professoin für Europäische Gesellschaftspolitik in Berlin, mit dem Titel „Der große Selbstbetrug. „Klimaneutralität“ durch „grünes Wachstum““, zeigt noch einmal die Schwächen des Green Deal auf. Sie postuliert die Notwendigkeit eines „ökologischen Imperativs“, also der Ausrichtung der Politik auf das Verhindern der Klimakatastrophe, und zeigt auf, warum dem Green Deal das trotz guter Ansätze nicht gelingt. Danach wird sie grundsätzlicher und diskutiert, warum „die Politik den Wandel bewirken könnte – dies aber nicht tut“. Vor allem eine Fundamentalkritik des Wachstumsimperativs und der zerstörerischen Kräfte des Lobbyismus spielen hier eine Rolle. Mahnkopf vertritt also am ehesten die Staatsoption.

Ich mochte den Aufbau dieses Heftes insgesamt sehr, weil es mehr als häufig üblich die Aufsätze in sinnige Struktur gruppiert: zuerst der theoretische Unterbau (Dörre), dann der historische Kontext (Patel, Dörring), dann die konkrete Politik (Dröge), ehe verschiedene Perspektiven gleichberechtigt nebeneinander diskutiert werden (Land, Salo/Pritzl und Mahnkopf). Das Einzige, was wieder etwas stört, ist ein zu wenig entschlossenes Lektorat: nachdem das dritte Essay die Probleme klassischer Wachstumsvorstellungen in seiner Einleitung skizziert, verdreht man nur noch die Augen. Da dürfte gerne mehr Koordination existieren. Aber davon unbeeindruckt sei die Lektüre des Heftes Interessierten unbedingt empfohlen. Es ist ohnehin kostenlos.

{ 36 comments… add one }
  • CitizenK 23. März 2022, 08:01

    Haben sich die Rahmenbedingungen für diese Diskussion nicht seit dem 24. Februar 2022 so fundamental geändert, dass diese völlig neu geführt werden muss?

    Der „ökologische Fußabdruck“ des Ukraine-Krieges und der darauf folgenden Politikänderungen können doch nicht einfach außen vor bleiben.

    • Stefan Sasse 23. März 2022, 09:52

      Ja und nein. Die grundlegenden Dynamiken von fossilen Brennstoffen und Klimawandel haben sich ja nicht geändert. Aber die Politik ist natürlich grundsätzlich schon eine andere.

      • CitizenK 23. März 2022, 17:23

        Wie realistisch/erfolgversprechend ist das?

        „Lukas Hermsmeier
        Uprising – Amerikas Neue Linke

        Was ist in den USA passiert, dass dort immer vehementer der Kapitalismus in Frage gestellt wird? Wie kommt es, dass der Ruf nach einer Gesellschaft ohne Polizei und Gefängnisse lauter wird, dass visionäre Ideen wie der Green New Deal näher rücken? Und warum schließen sich junge AmerikanerInnen in Massen dem demokratischen Sozialismus an? In den Vereinigten Staaten hat sich in den vergangenen zehn Jahren eine ideologische Blockade gelöst.“

        • Stefan Sasse 23. März 2022, 17:32

          Ich halte das für völlig überoptimistisch.

        • Tim 23. März 2022, 20:54

          Ich halte das für überpessimistisch. 🙂

          • Thorsten Haupts 23. März 2022, 23:12

            Ah. Der gefühlt 100ste Anlauf zu „Jetzt wird/ist der Kapitalismus aber endgültig erledigt.“ ROFL.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

  • Thorsten Haupts 23. März 2022, 09:36

    … so fundamental geändert …

    Fundamental hat sich überhaupt nichts geändert (ausser für die Ukrainer). Ein paar Rechenparameter haben/werden sich minimal verschieben, that´s it.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • CitizenK 23. März 2022, 10:25

    Die Zusammenarbeit in der Arktisforschung ist jedenfalls schon mal ausgesetzt. Für das Permafrostbodenproblem fatal.

  • einfachnurRoland 23. März 2022, 11:08

    Ich glaube nicht, dass der Krieg hier stark ins Gewicht fällt. So zynisch es ist, aber Menschen, die in Kellern hocken, emmittieren weniger CO2, als wenn sie ihren täglichen Geschäften nachgehen. Die Brände sind für die Menschen und die Zukunft der Ukraine schlimm, aber verglichen mit dem, was ständig im Amazonas abgefackelt wird, klimatechnisch nicht zu vergleichen…

    • CitizenK 23. März 2022, 17:15

      Das meine ich auch nicht. Aber allein der Aufmarsch von Tausenden Armeefahrzeugen und Flugzeugen – und die 100 Mrd. für die Bundeswehr werden auch nicht in Windräder oder E-Autos fließen.

      Ich beneide euch um euren Optimismus, trotz der Konfrontation mit einem aggressiven Russland auf Expansionkurs umweltpolitisch weitermachen zu können wie bisher.

      • Erwin Gabriel 24. März 2022, 07:51

        @ CitizenK 23. März 2022, 17:15

        Ich beneide euch um euren Optimismus, trotz der Konfrontation mit einem aggressiven Russland auf Expansionkurs umweltpolitisch weitermachen zu können wie bisher.

        Eine Frage des Standpunkts.

        Ich denke auch, das weitergemacht wird wie bisher. Die ganzen Lösungsansätze zur sich anbahnenden Klimakatastrophe basieren doch darauf, dass „jetzt sofort“ … „wirklich alle“ … „tun, was nur irgend geht„. Ist vorher nicht passiert, passiert jetzt auch nicht. Nur hat man jetzt eine Ausrede.

        Aber das ist kein Optimismus, sondern Realismus. Der Unterschied zwischen Roland, Thorsten und Tim (oder auch mir) zu Dir ist vielleicht nicht die mangelnde Erkenntnis, was passieren wird, sondern der Unterschied in der Wahrnehmung, was ohne den russischen Angriff auf die Ukraine passiert wäre. Halt irgendetwas anderes, nur kein klimatechnisch ideales Verhalten.

        • CitizenK 24. März 2022, 09:04

          „was ohne den russischen Angriff auf die Ukraine passiert wäre“

          Was nicht passiert wäre: (Fracking-) LNG in großem Stil, klimaschädlich gefördert, verdichtet und transportiert. Kohleausstieg verschoben. Spritverbrauch gestützt. Bis die Erneuerbaren wirken, dauert es mindestens ein Jahrzehnt.

  • einfachnurRoland 23. März 2022, 11:13

    Danke für den Hinweis auf das Heft, das kommt auf jeden Fall auf die Agenda.

    Bitte einmal vorab spoilern: folgen die Markt-Apologeten der ewig vorherrschenden Meinung, das Kapitalismus und Marktwirtschaft das gleiche sind, oder kann man hier etwas interessantes erwarten?

    • Stefan Sasse 23. März 2022, 12:55

      Solche Grundsatzfragen spielen da ja gar keine Rolle. Es geht um marktwirtschaftliche Lösungen und deren Validität, nicht ob Kapitalismus generell cool ist.

  • Lemmy Caution 23. März 2022, 17:20

    Ich stehe da eher auf der Seite des Leviathan. Birgit Mahnkopf.
    Ohne Einschränkungen wird es nicht gehen. Wichtig ist die Internationale Zusammenarbeit und genau da würde ich in Asien mehr Hoffnungen auf China als auf Indien setzen. Bezüglich Südamerika könnte es dank dem sich stärkenden Indeginismus Anknüpfungspunkte geben. Ist zwar auch echt ideologisch, aber die letzten 27 Tage haben deutlich gezeigt, dass wir es mit der Hoffnung auf Vernunft auf diesem Planeten nicht übertreiben sollten.

    • Stefan Sasse 23. März 2022, 17:31

      Ich glaube, dich überrascht nicht, dass ich das ähnlich sehe.

      • Lemmy Caution 23. März 2022, 21:15

        Glenn Greenwald auf twitter.

        Ich beobachte dieses „anti-imperialistische“ Geschwurbel seit 11 Jahren.
        Übersetz das mal. Es ist so abgrundtief widerwärtig… der arme Putin ist von den bösen Amerikanern in diesen menschenverachtenden Vernichtungsfeldzug gezogen worden…

        Glenn Greenwald:
        —————————————-
        Das war von Anfang an völlig klar – dass dies die eigentliche US-Strategie war: die Ukraine nicht zu verteidigen, sondern sie zu *opfern*, indem sie sich in ein Syrien oder Afghanistan verwandelten, wenn sie die Russen festhielten, indem sie Aufständische gerade genug bewaffneten, um den Krieg zu verlängern aber niemals jemanden gewinnen lassen. Das war von Anfang an völlig klar – dass dies die wirkliche US-Strategie war: die Ukraine nicht zu verteidigen, sondern sie zu *opfern*, indem sie sich in ein Syrien oder Afghanistan verwandelten, wo sie die Russen durch Bewaffnung festhielten Aufständische gerade genug, um den Krieg zu verlängern, aber niemand gewinnt ihn.
        —————————————-

        Es gibt Menschen, die es in einem unglaublichen Maße lieben, andere Menschen in Kaninchenlöcher zu führen.
        Es gibt andere Menschen, die gerne in die Kaninchenlöcher geführt werden, um einer besonderen Wahrheit teilhaftig zu werden.
        Vielleicht verdienen die alle damit auch alle irgendwie Geld.
        Ich verstehs nicht, aber es macht mir Angst.
        ——————————————-
        Ein pro-Putin Russe in einer Diskussion mit mir auf twitter:
        ——————————————————-
        Did you seen continues bombing of DNR LNR east ukrainian people from west ukraine for 8 years ?
        You show only what prepared for you
        ——————————————————–
        Ich sehe nur den Teil der Realität, der für mich vorbereitet wurde.
        Er sieht eine andere Realität. Vielleicht hält er sie für tiefer oder für gleich berechtigt. Das ist im Grunde egal.

        Ich bin absolut für Meinungsfreiheit, aber dies entzieht sich einfach dem Kontext.
        Die Einigung auf einen gewissen Bestand an geteilter, gemeinsamer Realitätswahrnehmung und -bewertung macht Zivilisation erst möglich.
        Die aus Rußland stammenden Leute aus Charkiv rufen ihre Verwandten in Rußland an.
        „Eure Luftwaffe hat gerade mein Haus zerbombt“.
        „Nein. Das stimmt nicht. Das waren die Nazis. Unsere Armee versucht dich, vor den Nazis zu schützen.“


        Ich bin auf einer Venezuela Veranstaltung. Die Frau von dem Hamburger Konsulat erzählt auf Spanisch eine Lüge nach der anderen. Jemand übersetzt das auf Deutsch. Ich beginne irgendwann auf Spanisch dazwischenzureden und übersetze mich selbst.
        Ich werde irgendwann vom Veranstalter zur Ordnung gerufen. Nach einiger Zeit. Bin da relativ geschickt.
        Red nach dem ganzen mit dem Veranstalter.
        Ich so: „Aber die lügt die ganze Zeit.“
        Er so: „Ja, würde ihn auch frustrieren, aber so ist das halt.“

        • Stefan Sasse 23. März 2022, 21:43

          Greenwald geht einfach gar nicht.

          • Lemmy Caution 23. März 2022, 22:06

            Das ist ein neuer Tiefpunkt.
            Wen ich total mag in dem ganzen ist John Sweeney.
            Der war mir nicht so bekannt, wobei mir die Stimme irgendwie vertraut war. Von den alten Sachen ist einiges auf youtube.

            Bin allerdings ziemlich anglophil.
            Wäre das möglich, würde ich einer Wiedergeburt als John Palin sofort zustimmen 😉

  • derwaechter 23. März 2022, 19:16

    Cool! Danke für den Tipp. Ich freue mich schon aufs Lesen

  • cimourdain 24. März 2022, 09:31

    Die Frage von CitizenK , wieviel Krieg , Militarisierung und Konfrontation dem Klima schaden, ist wirklich kompliziert, vor allem deshalb, weil es m.W. keine tragfähigen Untersuchungen gibt und das Militär von Klimaabkommen ausgenommen wird. Die Bundeswehr gibt z.B. nur ihren CO2-Ausstoß durch Treibstoffverbrauch an – was nur die halbe Wahrheit ist.

    Krieg: Die gigantischen Mengen an schwerem Gerät, die von Russland aufgefahren werden, verbrauchen gigantische Mengen an Treibstoff. Zahlen für ‚unsere‘ Waffen: Ein Panzer Leopard2 verbraucht auf 100km 350-500l Treibstoff, ein Tornado-Kampfflugzeug pro Flugstunde 2.500-7.500l [Polemisch: Ein Winter frieren reicht für eine viertel bis halbe Stunde fliegen].
    Die Brände und Zerstörung der (Kultur)Landschaft würde ich als nicht nachhaltig gravierend ansehen, zynisch gesprochen regeneriert die Natur in verödeten Landschaften schneller als in besiedelten.
    Der Wegfall mehrerer wichtiger Nahrungsmittelproduzenten (Russland, Ukraine, Belarus) wird natürlich bei der Nothilfe bei klimabedingten Katastrophen wie der sich abzeichnenden Dürre in Ostafrika üble Auswirkungen haben.

    Militarisierung: Siehe das oben gesagte. Grob kann man davon ausgehen, dass gegenwärtig das Militär entsprechend seinem Anteil am BSP auch CO2 (direkt oder durch Waffenproduktion indirekt) produziert. [So kann man auch ein 2%-Ziel interpretieren]. Allerdings gilt da auch: Je höher die Bereitschaft, desto höher der direkte CO2-Ausstoß. Um einsatzbereit zu sein, muss Militärgerät regelmäßig bewegt werden – mit entsprechenden Emissionen.

    Konfrontationskurs: Hier sehe ich gleich mehrere Probleme
    – Die Internationale Zusammenarbeit, die beim Klimaschutz dringend nötig wäre, fällt weg. Nicht ohne Grund haben mehrere Staaten, die sich im Krieg befinden (Jemen, Libyen) oder international isoliert sind (Eritrea, Iran) das Pariser Abkommen nicht ratifiziert.
    – Geld für Rüstung fehlt anderswo. Der Etat des Umweltministeriums soll von 2,7 Mrd auf 2,2 Mrd ( vergleiche diese Zahlen bitte mit dem Rüstungsetat, um die Prioritäten zu verstehen) reduziert werden.
    – Die Aufmerksamkeit fehlt auch anderswo. Das sieht man auch hier im Forum, wo ein Gutteil der Posts nun gar nichts mehr mit Green (außer dem bösen Feind Greenwald) oder New Deal zu tun haben, sondern nur den Krieg behandeln. Hart gesprochen: Die Öffentlichkeit kann nur ein Thema gleichzeitig. Corona verdrängt Klima. Krieg verdrängt Corona.

    So viel zu meinem Teil. Jetzt kann jemand anders erklären, wie sich der Krieg positiv auf das Weltklima auswirken [zum Beispiel durch die Option eines nuklearen Winters.]

    • Tim 24. März 2022, 09:38

      Jetzt kann jemand anders erklären, wie sich der Krieg positiv auf das Weltklima auswirken [zum Beispiel durch die Option eines nuklearen Winters.]

      Großartig. Der nukleare Winter als positive Option fürs Weltklima. Den Satz muss ich mir einrahmen. 🙂

      • Stefan Sasse 24. März 2022, 12:11

        Toll fürs Klima, dumm für den Rest.

        • Tim 24. März 2022, 12:33

          Du glaubst bitte nicht im Ernst, dass ein nuklearer Winter in irgendeiner Weise „toll fürs Klima“ ist?

          • Stefan Sasse 24. März 2022, 15:21

            Würde runterkühlen. Da hören die Vorteile dann auch auf. ^^

            • Ariane 24. März 2022, 16:15

              Aber auch größerer Treibhauseffekt, weil ja große Staub/Trümmerwolke über der Erde. Keine Ahnung, wie ernstzunehmend das ist, aber es könnte wohl auch eine Art Mars-Szenario geben.
              Aber hey, wir könnten mit der Marskolonie dann schon mal üben^^

    • Stefan Sasse 24. März 2022, 12:11

      Korrekt. Ich denke, das Militär kann auch viel mehr CO2 einsparen, schon allein durch energetische Sanierung der Kasernen und so Kram. Solarbetriebene Panzer seh ich jetzt eher nicht, mittelfristig.

      Internationale Zusammenarbeit: Ja, da fällt was weg, aber: die Reduzierungen sind aktuell eh nationalstaatliche Sache. Das Pariser Abkommen sagt ja auch, dass jedes Land individuell seine Einsparungen macht, daran ändert sich nichts. Da fallen zwar Perspektiven weg, aber die wurden vorher schon praktisch nicht genutzt. Das halte ich für überbewertet.
      Geld für die Rüstung fehlt nur, wenn man Friedrich Merz folgt und blöd genug ist, einen Tilgungsplan für das Sondervermögen ins GG zu schreiben (was für eine Eselei das alles ist…).
      Aufmerksamkeit: Ja, aber vielleicht ist das auch gar nicht so schlecht. Im Windschatten des Krieges könnte man z.B. die Windradverhinderungsgesetze abbauen oder so.

    • Dennis 24. März 2022, 13:49

      Der nukleare Winter kommt ja womöglich bald. Mal ausprobieren, dann gucken wir weiter. Die Ampel muss dann wohl irgendwelche Sonderprogramme beschließen, natürlich ohne Steuererhöhungen.

      Bei „positiv/negativ für irgendwas“ muss man/frau am Ende des Tages anstelle von „irgendwas“ IMMER „uns“, mindestens gewisse Teile von „uns“, einsetzen, auch beim Klima, wobei gewisse Vorteile des nuklearen Winters vermutlich wegen anderweitiger Nachteile dann doch nicht so toll sind^ – anthropozentrisch gesehen natürlich, denn etwas an sich und essentiell Schlechtes/Gutes gibt es nu mal nicht; dem Klima oder der Natur oder Teilen davon was Gutes tun wollen ist also eh Krampf; „die Natur schonen“ z.B. ist auch purer Unsinn.

      Frei nach Schopenhauer kann man natürlich die These vertreten, dass sich das Erdklima schnell erholen wird, wenn solche Armleuchter wie die Menschen erst mal ganz weg sind. Das Argument trägt aber auch nicht.

    • CitizenK 25. März 2022, 08:14

      „Polemisch: Ein Winter frieren reicht für eine viertel bis halbe Stunde fliegen“

      Polemisch? Realistisch. All die gut gemeinten Energiesparkonzepte à la „Das-Auto-auch-mal-stehen-lassen“ werden doch zur Farce. Allein die anstehenden Manöver werden ein Vielfaches davon an Spritverbrauch/Emissionen mit sich bringen.

      Und die Gelblicht-Ampel sendet ja gerade das Signal, dass man den Deutschen kein bisschen Energiekomfort-Einbußen zumuten kann. Nicht mal symbolisch. Der Klimaschutz wird warten müssen, die Synergie-Effekte gleichen das nicht aus.

  • CitizenK 26. März 2022, 11:02

    Die FDP wird langsam vom Hoffnungsträger zum Problem, vielleicht sogar zur Gefahr für das Land:
    „Stattdessen heizte die von Finanzminister Christian Lindner (FDP) gerade durchgesetzte, vom Konsum abhängige Subvention der Gas- und Ölnachfrage diese weiter an, wodurch die Produzentenpreise und Gewinne steigen – das ist ein direkter Transfer an die russischen Produzenten. Des Weiteren reduzieren konsumabhängige Öl- und Gassubventionen auch den Anreiz, weniger fossile Energieträger und mehr umweltfreundliche Alternativen zu konsumieren. Neben der wegfallenden kurzfristigen Lenkungswirkung, die nötig ist, damit die Sanktionen ihre Wirkung entfalten können, ist das auch einem längerfristigen Strukturwandel in der Energieversorgung abträglich.“ (FAZ)

    • Stefan Sasse 26. März 2022, 15:09

      Ich lehne das auch ab, aber „Gefahr für das Land“ scheint mir hoch gegriffen.

      • CitizenK 27. März 2022, 22:13

        Ja, stimmt. Nehme ich zurück.

Leave a Comment

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.