Warum der Keynesianismus die bessere Wahl ist (nicht, was ihr denkt)

Der große Konflikt zwischen den Wirtschaftswissenschaften hat nicht nur Eingang in die Popkultur gefunden, wo Keynes und Hayek gegeneinander rappen. Kaum eine wissenschaftliche Disziplin konnte sich in den letzten Jahrzehnten so stark aus dem akademischen Elfenbeinturm lösen und das Leben und Streben von Millionen und Milliarden Menschen so sehr beeinflussen wie die Wirtschaftswissenschaften. Von der Euro-Krisenpolitik über die Abenomics hin zur Dollarpolitik der Fed kämpfen die Ökonomen in der politischen Arena um die Richtigkeit ihrer Ideen. Es wird kaum einen regelmäßigen Leser überraschen, dass ich eher Keynes als Hayek oder Friedman zuneige, aber es gibt dafür einen relativ simplen Grund, der viel zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. 

Ich bin der erste, der frank und frei zugibt, kein Experte auf dem Gebiet der ökonomischen Wissenschaft zu sein. Ich kann deswegen nicht so fundiert wie etwa Jens Berger oder Albrecht Müller für den Keynesianismus eintreten, oder so vehement für angebortsorientierte Theorien streiten wie der Wirtschaftswurm oder Alexander Dilger. Bereits bei der Nennung dieser Personen fällt auf, dass niemand die reine Lehre vertritt. Wie kaum eine andere Wissenschaft wird die Ökonomie durch ihren Kontakt mit der Realität, besonders der politischen, berührt und verändert. Auch wenn es Ökonomen nur sehr ungerne zugeben, so wird die Umsetzbarkeit und Wirksamkeit ihrer Theorien direkt von den Realitäten des politischen Betriebs beeinflusst. Es ist eine Sache, ein Modell zu haben, das bei Punkt-für-Punkt-Umsetzung (möglicherweise) in einer Dekade ein wirtschaftliches Gleichgewicht schafft. Es ist etwas anderes, ein solches Modell umzusetzen.

Wie viele andere Personen auch, die irgendwann in Kontakt mit der Politik kommen, sind sie dann angewidert von den Kompromissen, die eingegangen werden, dem klaren Bedienen von Klientelinteressen, dem mangelnden Interesse an langfristiger Planung und den oft kleinlichen Kämpfen um die mediale Deutungshoheit und ziehen sich auf „beratende“ Funktionen zurück. Das ist nachvollziehbar, hilft aber wenig, denn eine 1:1-Umsetzung wirtschaftlicher Theorien auf die Realität scheitert stets an einem einfachen Fakt: Theorien sind genau das, Theorien. Die Wirklichkeit aber lässt sich nicht einer Theorie unterordnen.

Es macht daher wenig Sinn darauf zu bestehen, dass Austerität, wenn man sie nur „richtig“ anwenden würde, mit Sicherheit zum Erfolg führen würde, oder darauf zu beharren, dass die aktuelle Euro-Krisenpolitik ja eigentlich gar keine richtige Austeritätspolitik ist. Viel besser als zu Beginn der Euro-Krisenpolitik werden die politischen Voraussetzungen für die Implementierung einer Austeritätspolitik nicht. Wenn es also unter diesen Bedingungen schon nicht möglich ist, eine solche Politik zu machen, so wäre die angemessene Frage die, ob es überhaupt möglich ist, eine solche Politik zu machen. Und genau diese Frage wird aus unerfindlichen Gründen überhaupt nicht gestellt. Ein Caveat: ich habe sie für meine bevorzugte wirtschaftspolitische Ausrichtung, den Keynesianismus, auch lange nicht gestellt, denn die potenziellen Gewinne aus einer antizyklischen Wachstumspolitik schienen mir zu offenkundig. Je mehr ich aber über die weltweite Wirtschafts- und Finanzkrise lese, desto mehr zeigt sich für mich vor allem eins: dass es mir unmöglich ist zu entscheiden, wer Recht hat.

Stattdessen ist mir etwas anderes klar geworden: die wirtschaftswissenschaftlichen Theorien lassen sich schlichtweg grundsätzlich nicht umsetzen. Die angebotsorientierten Theorien nicht, die nachfrageorientierten nicht. Politik und Gesellschaft arbeiten schlicht nicht so, wie es erforderlich wäre. Das kann man bedauern, muss man aber nicht. Man muss sich auch nicht vom Prozess der (oftmals uninformierten) öffentlichen Meinungsbildung losgelöste politische Strukturen wünschen, denn die schaffen es auch nicht. Abgesehen von den Vorlagen, die die Euro-Krise bot, kann wohl nur Pinochets Chile ähnlich gute Voraussetzungen bieten, eine Theorie umzusetzen. Das erste, was Pinochet machte, war Armee und Sicherheitsapparat von den Reformen Friedmans auszunehmen.

Auf die gleiche Weise ist der Keynesianismus nicht umsetzbar. In der Theorie klingt die Sache gut: in der Krise Schulden aufnehmen, die Krisenfolgen dadurch bekämpfen und im Boom das Zeug zurückzahlen und eine Blase durch Überhitzung verhindern. In der Praxis klappt das Schulden aufnehmen hervorragend, während das Zurückzahlen (der antizyklische Teil im Boom) niemals kommt, weil kein Politiker selbstmordgefährdet genug ist, einen Boom abzuwürgen. Irgendein Grund wird sich immer finden – wie die Arbeitgeber stets die Lage schlecht reden können, dass gerade jetzt, leider,  leider, keine Lohnerhöhung drin ist, so werden Politiker stets auf irgendetwas verweisen das gerade jetzt, leider, leider, eine Streichung von Ausgaben und Schuldenrückzahlung unmöglich macht.

Trotzdem bin ich im Zweifel für die Implementierung eines keynesianischen Systems. Warum? Weil es in seinem Scheitern für die Beteiligten besser ist. Wenn die angebotsorientierte Politik scheitert, haben wir es mit schwerer Rezession, Massenarmut und politischen und gesellschaftlichen Verwerfungen zu tun. Wenn das keynesianische System scheitert, konservieren wir überkommene Strukturen und haben enorme Staatsschulden. Ich entscheide mich jeden Tag gerne für letzteres und vermeide ersteres, wenn das meine Wahl ist. Und abseits des akademischen Elfenbeinturms scheint genau das unsere Wahl zu sein.

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  • Theophil 13. Juni 2013, 09:50

    Dein Punkt ist also: Wenn man Austeritätspolitik falsch macht, endet man 1933. Wenn man Nachfragepolitik falsch macht, endet man 1973. Das kann ich nachvollziehen 🙂

    Ich würde allerdings eine andere Lehre ziehen: Lies Keynes ohne Keynesianer zu werden und lies Hayek ohne Hayekianer zu werden. Ich denke das Problem ist auch hier, dass es vielen Menschen schwerfällt, mehrere teilweise widersprüchliche Ideen gleichzeitig zu bedenken (Ambiguitätstoleranz -> Three Languages of Politics!)

    Eine Theorie ist nützlich weil sie eine Sichtweise auf die Realität bietet, die Zusammenhänge verständlich macht. Wer nur durch eine Theorie auf die Welt blickt, betrachtet die Welt durch ein Auge, dass nur auf einen Punkt scharfstellen kann. In der Realität sind viele Theorien gleichzeitig wahr.

    • Stefan Sasse 13. Juni 2013, 10:08

      Absolut; für mich persönlich sehe ich nur das Problem, dass ich die im Original schlicht nicht verstehe.

      • Theophil 13. Juni 2013, 10:32

        Das glaube ich so pauschal nicht. Hayek’s Road to Serfdom ist ja kein wirtschaftstheoretischer Text und trotzdem wichtig. Keynes habe ich im Original auch nicht gelesen, aber ich weiß, dass er sehr gut schreiben konnte, auch wenn seine Hauptwerke vielleicht nicht sehr klar sind. Viele große Denker sind ja gleichzeitig auch gute Autoren. Ansonsten gibt es ja auch gute Übersichtsliteratur 😉

  • In Dubio 13. Juni 2013, 09:54

    Es wird offensichtlich, warum Stefan Sasse kein Ökonom ist (was explizit kein Vorwurf ist!!). Wie die meisten Menschen – und gerade der Teil, der zum politischen System gehört – werden unterschiedliche Ansätze schlicht verwechselt und übersehen, dass die meisten Ökonomen selten „die reine Lehre“ predigen.

    Als erstes werden die Begriffe Konjunkturpolitik und nicht auseinandergehalten. Keynes bezieht sich aufgrund seiner Erfahrungen auf die „aktivierende“ Konjunkturpolitik und wies den stabilisierenden Einfluss des Staates auf die Konjunktur nach. Deswegen empfahl er in einer rezessiven Phase lieber Löcher auszubuddeln und wieder zuzuschmeißen als sich als Staat neutral zu verhalten. Doch Keynes entwickelte seine Theorie zu einer Zeit, wo der Staatsanteil bei 16% lag, während der Staat heute zwischen 45% und 56% des Wirtschaftslebens beeinflusst. Um einen Atmungseffekt zu erzeugen, muss die öffentliche Hand heute weit größere Hebel ansetzen. Zudem konnte er in seiner Zeit, weitgehend ohne Fernsehen, nicht die Wechselwirkungen mit der demokratischen Politik absehen.

    Nichtsdestotrotz: gerade in nachfrageinduzierten Volkswirtschaften (das sind solche mit einer engen Beziehung zwischen Konsumenten und Produzenten) wie den USA oder Frankreich erzeugt eine – zwingend schuldenfinanzierte – Konjunkturpolitik erhebliche stabilisierende Effekte auf die Wirtschaft. Deswegen wird kein Ökonom dies rundheraus ablehnen. Doch diese Politik ist ein süßes Gift, weshalb sie heute oft mit Drogen verglichen wird. Sie betäubt nämlich die Wahrnehmung struktureller Probleme.

    Konjunkturpolitik mit der großen Kelle deckt Kostenineffizienzen zu (siehe Förderpolitik nach der Wiedervereinigung) und sorgt für eine Verzerrung von Preisen (siehe Abwrackprämie). Die Wachstumspolitik kümmert sich genau um diese Aspekte und ist deswegen fast zwingend angebotsorientiert. Während die Konjunkturpolitik ausschließlich einen Zyklus betrachtet (zwischen 2-4 Jahren), ist der Horizont der Wachstumspolitik wesentlich weiter. Vulgär-Keynesianer wie Albrecht Müller und Jens Berger haben, da sie ausschließlich nachfrageseitig argumentieren, also einen extrem kurzen Betrachtungshorizont. Deswegen negieren sie auch konsequent die großen strukturellen Probleme der südeuropäischen Länder. Der Streit geht darum, welche Politik (kurz- oder mittelfristig) auf mittlere Sicht eher hilfreich ist. Keine Frage, würde man 50 Mrd. EUR Konjunkturhilfe nach Griechenland senden, käme das Land sofort aus der Rezession. Bis 2014 / 2015. Und dann? Ist das Geld weg, sind die inhärenten Probleme ja nicht gelöste: die Korruption, der überbordende Staatsanteil, die lähmende Bürokratie, die Marktbeschränkungen. Athen bräuchte eine neue Spritze, da die Wirtschaft die alten Strukturen hätte, die in der Vergangenheit kein selbsttragendes Wachstum ermöglicht haben.

    So treibt man dann bestenfalls die Verschuldung bis zu jenem Punkt, wo niemand mehr einem Staat das notwendige Kapital leihen will. Deswegen sind Leute wie Jens Berger und Albrecht Müller Extremisten und als solche grundsätzlich auf der falschen Seite.

    • Stefan Becker 13. Juni 2013, 10:06

      „Deswegen sind Leute wie Jens Berger und Albrecht Müller Extremisten und als solche grundsätzlich auf der falschen Seite. “
      Schade für dich, dass die Realität den beiden recht gibt. Dir scheint das Wohl der Menschen am Arsch vorbei zu gehen, wie den meisten deiner marktradikalen Brüder

      • In Dubio 13. Juni 2013, 10:44

        Wieso gibt die Realität Jens Berger und Albrecht Müller Recht? Ich hatte doch geschrieben:

        Keine Frage, würde man 50 Mrd. EUR Konjunkturhilfe nach Griechenland senden, käme das Land sofort aus der Rezession

        Doch vernünftige Menschen fragen: Und was kommt danach? Soweit Sie das Danach-Problem nicht lösen, solange schaffen Sie nur ein Neues. Denn das Geld, was Sie für das Konjunkturfeuerwerk benötigen, ist nur geliehen. Jens Berger sagt, damit habe er kein Problem. Entweder wird es einfach nicht mehr zurückgezahlt (die Lösung der Nazis im 3. Reich) oder durch die Politik der Notenbank weginflationiert. In jedem Fall bezahlen ordentliche Menschen die Zeche, nämlich jene, die ihr Leben langfristig anlegen und regelmäßig sparen.

        Es geht Milliarden Menschen weit schlechter als den Spaniern oder Griechen. Millionen Menschen außerhalb Europas verhungern Jahr für Jahr. All diesen Menschen könnte mit Kapitalzuweisungen auf Pump geholfen werden, allerdings in dem sicheren Wissen, dass dies nie zurückgezahlt würde. Was versetzt die Südeuropäer in die privilegierte Lage, auf Kosten anderer einen weit besseren Lebensstandard zu genießen? Nun, sie sind ja so menschenfreundlich, das können Sie doch sicher erklären, oder?

        • Stefan Becker 13. Juni 2013, 11:49

          „Entweder wird es einfach nicht mehr zurückgezahlt (die Lösung der Nazis im 3. Reich) oder durch die Politik der Notenbank weginflationiert. In jedem Fall bezahlen ordentliche Menschen die Zeche, nämlich jene, die ihr Leben langfristig anlegen und regelmäßig sparen.“

          Du magst kein Nazi sein, aber deine Denkmuster wirken doch sehr faschistoid, denn Marktradikale wie du, denken nur in Egoismen und
          begreifen nicht, dass teile der Menschheit soziale und emphatische Fähigkeiten besitzen. Und jetzt die große Frage: wie konnte es überhaupt zu den Nazis und Hitler kommen ? Doch wohl nur, weil die damalige Auteritätspolitik grandios gescheitert ist. Das ist doch das, was Stefan meint, wenn er sagt: im Zweifel sei er für die Implementierung des keynesianischen Systems
          Und übrigens, dein Relativierungsversuch, dass es Miliarden Menschen schlechter geht als Griechen oder sonst wem ist einfach nur unterirdisch und disqualifiziert dich als würdigen Diskussionspartner. Des Weiteren benutzt du die Qualifizierung der Menschen in ordentliche, ergo auch in unordentliche. Das allein ist blanker Rassismus wie er im Buche steht.
          Ein solches Denken trägt ebenfalls Mitschuld an dem Entstehen des Nazionalsosialismus seiner Zeit und wäre sicher auch verantwortlich für einen kommenden.

          • In Dubio 13. Juni 2013, 12:06

            Das Hitlerregime hat kurz nach der Machtübernahme in großem Umfange Staatsanleihen herausgegeben, wo es nie vorhatte, diese je zurückzuzahlen, zumal ein signifikanter Teil von Juden gehalten wurde. Als sie tatsächlich Anfang der 40er Jahre fällig wurden, wandelte sie das Finanzministerium in Zwangsanleihen um. Das ist ungefähr das, was Jens Berger vorschwebt. Daher ist der Vergleich gerechtfertigt. Nur das mit den Juden vergessen wir.

            Wirtschaft ist relativ. Aber Sie drücken sich um eine Antwort, weil die dem Gutmenschentum abträglich ist. Nur können wir nicht zur gleichen Zeit alle Menschen gleichzeitig beglücken, weshalb Sie äußerst entscheidungsunfähig sind und daher weder zum Politiker noch zur Führungskraft geeignet. Aber wieso beschimpfen Sie dann Leute, die dies tun und können?

            Sie können auch das Prassen in den 20ern für den Absturz verantwortlich machen. Das ähnelt übrigens sehr der Situation in Spanien und Griechenland im letzten Jahrzehnt.

          • Stefan Becker 13. Juni 2013, 13:46

            Was das Hitlerregime nach der Machtübernahme gemacht hat, spielt doch keine Rolle. Entscheident war doch die ungeheuere Wirtschaftskrise, die ihn erst möglich gemacht hat.
            Es geht nicht um beglücken oder 50 Mrd. den Griechen schenken.
            Es geht einfach nicht an, dass ca. 2-5% der Menschen sich durch95-98% der Menschen mästen lassen. Irgendwann kommen die 95-98% dahinter und die Katastrophe ist perfekt.
            Was hast du eigentlich gegen Gutmenschentum und wieso sollte ich entscheidungsfähig sein, wieso Politiker und wieso Führungskraft und wen beschimpfe ich ? Dein denken lässt, wie schon angedeutet tief blicken.
            Wer hat denn in den 20gern geprasst ? Das waren doch wohl die Eliten wie Politiker und Führungskräfte, Unternehmer ,Neureiche Steinreiche, Adlige usw. Die Mehrheit der Menschen seiner Zeit krebsten am Existensminimum. Eigentlich wie immer, nur auf unterschiedlichem Niveau.
            Warum geht all das, verdammt noch mal nicht in deinen Schädel ?
            Es gibt weder die Wirtschaft, die Jens Berger gerne hätte, noch eine, die du gerne hättest, dazu spielt die Psycholgie eine viel zu große Rolle. Das Einzige was fest steht: Es gibt Menschen. Menschen , die sich verünftig organisieren müssen und dazu gibt es garantiert unterschiedlichste Wege. Du aber kennst offenbar nur einen.
            Komm endlich runter von deiner marktradikalen Glaubensrichtung. Der Markt wird nichts richten. Der Mensch muß es tun.
            Die Starken halten die Schwachen schwach. Irgendwann werden die Schwachen wach und dann gibt eine Menge krach.

      • Theophil 13. Juni 2013, 10:47

        1. Empfehle ich einen kurzen Blick zurück auf unsere Diskussion zu Three Languages of Politics. Hier, hier und hier.

        2. Damit will ich sagen: Niemandem geht das Wohl der Menschen am Arsch vorbei. Auch nicht „meinen marktradikalen Brüdern“.

        3. Es ist an dieser Stelle doch jedem klar (ich unterstelle: sogar Frau Merkel), dass die aktuelle Politik ein furchtbarer Kompromiss ist: Griechenland braucht Geld und kann sich schon lange nicht mehr selbst finanzieren, Griechenland muss sich grundlegend umbauen, Mitteleuropa müsste Geld geben, bekommt aber als Gegenleistung keine glaubwürdigen Garantien über Reformen, ein Euro-Austritt Griechenlands und ein Staatbankrott ist auch für die Griechen keine attraktivere Option.

        Diese Politik bezeichnet absolut niemand (insbesondere nicht „Marktradikale“) als beste denkbare Politik. Einigen erscheint sie nachwievor als beste machbare Politik. Das ist kein Kompliment für diese Politik sondern zeigt (im Nachhinein) die Idiotie der Gestaltung der europäischen Währungsunion.

        • Stefan Becker 13. Juni 2013, 15:31

          Wieso antwortest du für In Dubio? Hab ich etwas falsch gemacht? Oder bist du beide

          • techniknörgler 13. Juni 2013, 22:04

            „Oder bist du beide“

            In Dubio, theophil und ich, wir sind alle die selben. Wir führen nur gerne Selbstgespräche und Diskussionen, in denen wir uns streiten, weil wir anders unsere Probleme als gespaltene Persönlichkeit nicht in der Griff bekommen.

            Übrigend scheint mir hier nicht nur das Problem der wilden Unterstellungen bezüglich der „wahren Intentionen“ des Gegenübers vorzuliegen, weil man unterschiedliche politische Sprachen spricht, sondern weil gerade die „Unterdrücker-Unterdrückte“-Achse eine Sichtweise auf die Welt nahelegt, die in Feindbildern endet. Die Welt wird in zwei (drei) Gruppen eingeteilt: Unterdrücker und Unterdrückte (und Helfer der Unterdrückten). Die Unterdrücker sind böse, von üblen Motiven geprägt, all ihre Argumentationen dienen nur der Unterdrückung oder ihrer Rechtfertigung, was nicht ins Bild passt ist nebensächlich oder verschleiert die tatsächlichen Verhältnisse. Die Unterdrückten können jedes Fehlverhalten durch ihre Benachteiligung rechtfertigen oder beseite wischen. Die Helfer der Unterdrückten sind die edlen Ritte, ihnen böse Motive zu unterstellen ist eine zynische Verdrehung der Tatsachen der unterdrückerischen Feinde.

            Wie schon gesagt: Dem anderen etwas zu unterstellen, weil man in seiner eigenen präfeierten Achse gefangen bleibt und dem Gegenüber dann vorzuwerfen ihm _ginge es als Motivation_ um Unterstützung der Barberei und oder des Zwanges, kommt vor. Zumindest ich konnte dies von mir aus nicht wirklich nachvollziehen und halte es, falls es als Vorwurf von anderen geäußert wurde, in der Regel für eine Retourkutsche, weil solche unterstellenden Vorwürfe immer wieder von linker Seite kommen.

            Ich denke, Einschränkungen der Freiheit werden von den meisten nicht angestrebt als Selbstzweck, sondern hingenommen. Aber der Vorwurf, der andere sei ein Unterdrücker und seine Argumentation diene nur dem Aufrechterhalten der angeblichen oder tatsächlichen Unterdrückung, unterstellt dem anderen nicht nur unverständnis für die linke Sichtweise, sondern zwangsläufig üble Motive.

            Jeder neigt zu Feindbilden. Aber die Interpratation durch die Unterdrücker-Unterdrückte-Linse neigt – so scheint mir und es liegt auch nahe – am stärksten dazu. Das gilt aber auch umgekeht: Wer ein Feindbild entwickelt, der neigt sich damit zur „progressiven“ Sichtweise. Sie wird nicht unbedingt seine Hauptinterpratation, aber niemand hängt nur einer Linse an. Die Rolle der Unterdrücker-Unterdrückten-Linse nimmt aber im persönlichen Weltbild sehr häufig zu, sobald man ein Feindbild entwickelt.

          • techniknörgler 13. Juni 2013, 22:10

            „Oder bist du beide“

            In Dubio, theophil und ich, wir sind alle die selben. Wir führen nur gerne Selbstgespräche und Diskussionen, in denen wir uns streiten, weil wir anders unsere Probleme als gespaltene Persönlichkeit nicht in der Griff bekommen.

            Übrigens scheint mir hier nicht nur das Problem der wilden Unterstellungen bezüglich der „wahren Intentionen“ des Gegenübers vorzuliegen, weil man unterschiedliche politische Sprachen spricht, sondern weil gerade die „Unterdrücker-Unterdrückte“-Achse eine Sichtweise auf die Welt nahelegt, die in Feindbildern endet. Die Welt wird in zwei (drei) Gruppen eingeteilt: Unterdrücker und Unterdrückte (und Helfer der Unterdrückten). Die Unterdrücker sind böse, von üblen Motiven geprägt, all ihre Argumentationen dienen nur der Unterdrückung oder ihrer Rechtfertigung, was nicht ins Bild passt ist nebensächlich oder verschleiert die tatsächlichen Verhältnisse. Die Unterdrückten können jedes Fehlverhalten durch ihre Benachteiligung rechtfertigen oder beiseite wischen. Die Helfer der Unterdrückten sind die edlen Ritte, ihnen böse Motive zu unterstellen ist eine zynische Verdrehung der Tatsachen der unterdrückerischen Feinde.

            Wie schon gesagt: Dem anderen etwas zu unterstellen, weil man in seiner eigenen präferierten Achse gefangen bleibt und dem Gegenüber dann vorzuwerfen ihm _ginge es als Motivation_ um Unterstützung der Barberei oder des Zwanges, kommt vor. Zumindest ich konnte dies von mir aus nicht wirklich nachvollziehen und halte es, falls es als Vorwurf von anderen geäußert wurde, in der Regel für eine Retourkutsche, weil solche unterstellenden Vorwürfe immer wieder von linker Seite kommen. Ich verwende es auch manchmal als Retourkutsche.

            Ich denke, Einschränkungen der Freiheit werden von den meisten nicht angestrebt als Selbstzweck, sondern hingenommen. Aber der Vorwurf, der andere sei ein Unterdrücker und seine Argumentation diene nur dem Aufrechterhalten der angeblichen oder tatsächlichen Unterdrückung, unterstellt dem anderen nicht nur Unverständnis für die linke Sichtweise, sondern zwangsläufig üble Motive.

            Jeder neigt zu Feindbilden. Aber die Interpratation durch die Unterdrücker-Unterdrückte-Linse neigt – so scheint mir und es liegt auch nahe – am stärksten dazu. Das gilt aber auch umgekeht: Wer ein Feindbild entwickelt, der neigt sich damit zur „progressiven“ Sichtweise. Sie wird nicht unbedingt seine Hauptinterpratation, aber niemand hängt nur einer Linse an. Die Rolle der Unterdrücker-Unterdrückten-Linse nimmt aber im persönlichen Weltbild sehr häufig zu, sobald man ein Feindbild entwickelt.

          • techniknörgler 13. Juni 2013, 22:10

            Entschuldigung für den Doppelpost, im zweiten sind Rechtschreibfehler korrigiert und etwas ergänzt.

          • Stefan Becker 14. Juni 2013, 06:40

            Die Rolle der Unterdrücker-Unterdrückten-Linse nimmt aber im persönlichen Weltbild sehr häufig zu, sobald man ein Feindbild entwickelt.
            Warum sollte man kein Feindbild entwickeln, wenn man sich doch bedroht sieht? Das machst du doch nicht anders.
            Und glaub mir, ich bin weder Marxist noch borniert , noch Pseudowissenschaftler, oder sonst etwas. Ihr orientiere mich fast ausschliesslich an Realitäten und nicht an Theorien. Ich stehe seit 56 Jahren mit beiden Beinen im Leben und das ziemlich erfolgreich, weil ich seit ü .40 Jahren dafür arbeite. Ich habe bei Leibe kein Problem damit. Im Gegenteil.
            Dich halte ich tatsächlich für einen rückwärtsgewandten schitzophrenen Schnösel und muss annehmen, das Steuerzahler dich aushalten müssen, weil Du Lehrer oder Dozent für BWL bist. 😉
            Aber vielleicht täusch ich mich auch. Bei mir gehört sich täuschen im Übrigen zur Realität

          • techniknörgler 15. Juni 2013, 22:19

            „Und glaub mir, ich bin weder Marxist noch borniert , noch Pseudowissenschaftler, oder sonst etwas. Ihr orientiere mich fast ausschliesslich an Realitäten und nicht an Theorien. “

            Der letzte Satz lässt mich an ersterem Zweifeln.

            Wie will man die Realität denn auch nur annähernd Versuchen zu erkennen, wenn nicht durch Modelle, Hypothesen und Theorien?

            „Dich halte ich tatsächlich für einen rückwärtsgewandten schitzophrenen Schnösel“

            und basierend auf welche Aussage wurde dieses Urteil gefällt?

            “ und muss annehmen, das Steuerzahler dich aushalten müssen, weil Du Lehrer oder Dozent für BWL bist. “

            Und auch hier wieder die Frage: Auf welche Basis wurde dieses Urteil gefällt?

            „Warum sollte man kein Feindbild entwickeln, wenn man sich doch bedroht sieht? Das machst du doch nicht anders.“

            Die Frage ist, in welchem Ausmaß und welchen Stellenwert es im politischen Weltbild einnimmt. Niemand nutzt allein eine der drei Linsen, die Frage ist, welche Linse welchen Stellewert einnimmt.

        • Stefan Becker 14. Juni 2013, 08:03

          Und noch eine Frage ? Warum sollten die “ Alten“ ob Marxisten
          (Lafontaine),oder Liberalisten (Baum), Christdemokraten (Geißler, Blüm),
          ich und andere, die „Jungen“ nicht warnen, dass sie ins offene Messer laufen und die Demokratie aufs Spiel setzen? Das hat etwas mit Lebenserfahrung zu tun und nicht mit pseudowissenschaftlichem Wissen.
          Das klingt zwar alles nach Totschlagargument, ist aber in einer tiefen begründeten Angst zu suchen, die Angst vor einem wiederkehrenden Faschismus. Das sollten ihr Jungen wissen. Und Faschismus kennzeichnet sich nicht nur durch einen Hitler , Franco oder Mussolini, sondern er kommt schleichend in die Köpfe der Menschen. Also Augen auf Moral und Ethik richten. Vielleicht hift uns das zur Schadensbegrenzung Schadensbegrenzung

          • Stefan Becker 14. Juni 2013, 08:06

            sorry! Schadensbegrenzung nur einmal

  • Stefan Becker 13. Juni 2013, 09:57

    „Trotzdem bin ich im Zweifel für die Implementierung eines keynesianischen Systems. Warum? Weil es in seinem Scheitern für die Beteiligten besser ist.“

    Dem, lieber Stefan ist nichts hinzuzufügen. Ich halte diesen Satz für das Beste Argument endlich mit dem demokratiezerstörenden Austeritätskurs zu brechen. Den sollten sich linke Politiker unbedingt zu eigen machen.

    • techniknörgler 13. Juni 2013, 22:12

      Ich glaube der Beitrag sollte nicht der Polarisierung dienen.

      Vor allen Dingen: Ist den Stillstand in seinem Scheitern wirklich langfristig besser? Die Frage scheint mir nicht so einfach zu beantworten.

  • Jörg Mutke 13. Juni 2013, 10:57

    Der Artikel arbeitet (unbewusst?) etwas anderes sehr schön heraus. Alle diese wirtschafts-„wissenschaftlichen Theorien“ entsprechen nicht dem, was man von wissenschaftlkichen Theorien erwarten muss, nämlich dass sie einer Überprüfung in der Empirie stand halten. Trotzdem beraten diese „Wissenschaftler“ unsere Politik mit der (Selbst-)Gewissheit wissenschaftliche „Fakten“ zu vertreten und bestimmen so unser aller Leben entscheidend mit. Ich weiß nicht wie vielen Menschen das eigentlich klar ist.

    • Stefan Sasse 13. Juni 2013, 11:19

      Ja, das ist ein schwerwiegendes Problem, das aber nicht von den WiWis kommt, sondern von denen, die das für bare Münze nehmen.

  • Moss 13. Juni 2013, 11:18

    Wie kaum eine andere Wissenschaft wird die Ökonomie durch ihren Kontakt mit der Realität, besonders der politischen, berührt und verändert.

    Viel wortreicher und gewundener kann man «Ökonomie ist keine Wissenschaft» vermutlich nicht schreiben. Wie soll denn irgend etwas, das erst den «Kontakt mit der Realität» braucht, also selbst irreal ist, Wissenschaft sein können? «Religion» kommt bei all den widersprüchlichen Glaubenssätzen all der realitätsfernen Kanzelredner eher hin.

    • Theophil 13. Juni 2013, 13:31

      „Wie soll denn irgend etwas, das erst den «Kontakt mit der Realität» braucht, also selbst irreal ist, Wissenschaft sein können?“

      Dieser Einwand träfe auf jede Wissenschaft zu außer vielleicht der Mathematik. Welchen Wert hätte eine Wissenschaft, die sich nicht mit der Realität da draußen beschäftigen würde?

  • Thomas 13. Juni 2013, 11:19

    Ich verstehe auch nach wie vor nicht, was an der Staatsverschuldung so schlimm ist… vielleicht mal abgesehen davon, daß man nach dem herschenden Prinzip ggf. horrende Zinsen Zahlen muß.
    Wenn sich der Staat aber bei einer Bank wie der EZB verschuldet. Durch Staatsanleihen, die die EZB kauft. Wo ist da das Problem? Warum sollte ein Staat dann Pleite gehen? Und wenn, warum sollte dann ein anderer Staat dafür aufkommen? Was hindert die EZB daran, diese Verbindlichkeiten für alle Ewigkeiten in ihren Büchern zu lassen (und ggf. nicht zu bezinsen)?
    Wo bitte ist das Problem???

    • Stefan Sasse 13. Juni 2013, 11:20

      Inflation?

      • rwetroja 13. Juni 2013, 11:41

        Die Inflation kommt aber nicht. Selbst die „Dicke Berta“ der EZB hat nicht zur Inflation geführt. Weil das Geld nicht in der Realwirtschaft ankommt, sondern wieder „vernichtet“ wird.

        • Stefan Becker 13. Juni 2013, 11:57

          Inflation kann auch nicht kommen, weil die Wirtschaft weit unter ihren Kapazitäten arbeitet. Erst wenn sie eine eventuell drohende Nachfrageexplosion nicht mehr befriedigen kann, droht Inflation.

        • In Dubio 13. Juni 2013, 12:08

          Wo wurde denn das Geld „vernichtet“? In einer rezessiven Phase wird nicht investiert, übrigens auch nicht, wenn die Investitionsbedingungen (Steuern, Arbeitskosten, Bürokratie) schlecht sind. Da kann man noch so viel Geld reinschießen, es wird nicht ankommen. Meinten Sie das mit „vernichten“?

        • Thomas 13. Juni 2013, 15:09

          Geld wird nicht vernichtet. Allenfall (Buch-)Werte.

          • In Dubio 13. Juni 2013, 15:33

            Auch nicht. Die „Dicke Berta“ hat eine Laufzeit von 3 Jahren. Stefan Becker meint augenscheinlich, dass die an die Banken ausgereichten Mittel an anderer Stelle wieder eingesammelt wurden.

        • techniknörgler 13. Juni 2013, 22:16

          Die „Dicke Berta“ ist aber eben auch nicht das gleiche, wie dem Staat einfach Geld in seinen Haushalt zu pumpen, das er dann ausgibt. Um das wieder einzusammeln müsste die EZB dann vom Staat die Rückzahlung erwarten… Politisch realistisch?

      • Thomas 13. Juni 2013, 15:07

        Okay, wenn die EZB Europa mit Geld fluten würde gäbe ich Dir vielleicht Recht. Aber…

        Zur Inflation kommt es doch, weil man für das viele Geld, daß man hat, nichts kaufen kann, also große Nachfrage bei knappem Angebot herrscht. Ich sehe aber nicht, daß es in Europa aus irgendeinem Grund zu einer Angebotsverknappung kommen könnte.

        • Stefan Sasse 13. Juni 2013, 18:06

          Bei dem obigen Vorschlag wird Geld geflutet. Wenn die EZB Staaten alles Geld zur Verfügung stellt, ohne Zinsen zu nehmen, jederzeit – das kann nicht funktionieren, wenn dieses Geld je im Wirtschaftskreislauf ankommt (was die Dicke Bertha nicht tut).

          • Thomas 14. Juni 2013, 11:33

            Das ist doch Quatsch. Was ist schlimm daran, sich bei der EZB für geringen Zins (!) Geld zu leihen, mit dem ich dann meine hochverzinsten Verbindlichkeiten ablöse und damit wieder Spielraum habe um das Geld, das ich sonst den Bankstern in den Rachen schmeiße, zu investieren und meine Landeskonjunktur wieder in Gang zu bringen? (Keynes? 😉 )
            Okay, schätze die Banken könnten dann ein Problem bekommen mit ihren versprochenen Dividenden. Aber so what. So ist es eben im Casino… dem zur Zeit leider auch die Staatsfinanzen ausgesetzt sind 🙁

          • In Dubio 14. Juni 2013, 15:29

            Sie denken, jeder hat den gleichen Zinsanspruch, da er das geliehene Kapital mit der gleichen Sicherheit zurückzahlt? Und hat jeder eigentlich den gleichen Anspruch bezüglich Volumen des Darlehens? Fragen über Fragen, die Sie da aufwerfen. Vielleicht kommen Sie dann doch noch Geschäftsbanken brauchen, um ihnen das Geld in den Rachen zu werfen?

          • Thomas 17. Juni 2013, 09:18

            @In Dubio: Ich denke, daß es ein großer Fehler ist, Staaten dem gleichen Zinsrisiko auszusetzen wie Unternehmen, ja. Das es ein großer Fehler ist, Staaten der Macht der Banken und Ratingagenturen auszuliefern, ja.

          • In Dubio 17. Juni 2013, 11:13

            @Thomas

            Sie glauben, aber Sie begründen nicht. Der Ansatz war übrigens, dass jedermann seine Kredite über die Notenbank bezieht und daran anschließend, ob jedermann absolut gleich behandelt werden sollte. Daraus abgeleitet scheinen Sie der Ansicht zu sein, dass Griechenland wie Deutschland behandelt werden sollte.

            Na denn: Die Bundesrepublik hat 2,1 Billionen EUR Schulden, Athen nur einiges über 0,3 Billionen EUR. Das ist also durchaus Luft nach oben und kein Grund, den armen Griechen selbige abzuschnüren. Die EZB müsste lediglich ihre Bilanzsumme entsprechend aufblähen. Dann nehmen wir noch Spanien dazu (Italien leider nicht, die liegen auf deutschem Niveau) und jut is‘. Notenbanken scheinen da anderer Ansicht zu sein, längst hat unter ihnen die Debatte eingesetzt, die hohe Liquidität im Markt zurückzunehmen. Aber die sind ja nicht so schlau wie wir!

  • SkycladGuardian 13. Juni 2013, 11:32

    Ich bin ebenfalls kein Ökonom, aber habe mich auf gewisse ethische „Mindeststandards“ zurückgezogen, die jede Wirtschaftspolitik meiner Ansicht nach erfüllen muss. In erster Linie gehört dazu Menschen als Menschen anzuerkennen und nicht als Kennzahlen, die man nach Belieben hin und her schieben kann, bis irgendein vorher festgesetzter Wert passt.
    Eben wie das in Griechenland, Spanien und Portugal passiert. Der öffentliche Dienst muss um x Stellen verringert werden. Der Mindestlohn muss gesenkt werden, die Arbeitslosenhilfe muss gesenkt werden usw. Zahlebspielerei, die leider viele Menschen in die Armut, in die Verzweiflung und manche in den Selbstmord treibt. Und das kann dann keine richtige Politik sein. Es ist so, als würde man unschuldige Menschen ermorden, um eventuell, vielleicht in 10, 20 oder 30 Jahren ein besseres Leben (und dann aber für wen?) zu haben. Es ist ethisch schlichtweg verwerflich und unmenschlich.

    • In Dubio 13. Juni 2013, 12:10

      Was wäre denn Ihre Empfehlung? Bisher klingt das nach Kirche. Doch die Verhältnisse bessert man nicht mit Beten.

      • SkycladGuardian 13. Juni 2013, 12:39

        Keine Empfehlung. Aber wie wäre es strukturelle Probleme in Griechenland mittelfristig, über Jahrezehnte hinweg, zu lösen. Und nicht binnen weniger Jahre mit Gewalt?
        Ein demokratisches Staatswesen zeichnet sich dadurch aus, dass es das Individuum schützt und es nicht opfert für irgendein dubioses, höheres Gut. Sei es nun der Endsieg, die kommunistische Weltrevolution oder eben die Marktwirtschaft.
        Kirche? Nein, ich bin Atheist.

        • In Dubio 13. Juni 2013, 13:25

          Große Konzerne verlieren heute mit der falschen Geschäftspolitik binnen 1-3 Jahren den Anschluß, Gesellschaften immerhalb einer Dekade. Da bleibt nicht wirklich viel Zeit zum Umsteuern. Griechenland ist seit über 1 Dekade im Euro und weit länger in der EU. In der Zeit wurde das Land am meisten gefördert ohne dass es sich, abseits von Schuldentürmen, sonderlich entwickelt hätte. Dies gilt erst Recht, wenn man den Vergleich zu den Nachbarländern nimmt.

          Die unangenehme Wahrheit ist: Menschen verändern sich kaum aus Einsicht, wenn sie die Gelegenheit haben, wenn es ihnen gut geht, sondern nur in der Krise. Menschen schieben unangenehme Dinge bis zum Schluß auf. Sie mit Sicherheit auch. Oder führen Sie das Gespräch mit dem Chef auch so früh wie möglich, schieben den Termin mit dem Finanzamt nicht auf, Drücken sich ums Schlußmachen? Nur wenn Sie müssen, tun Sie diese Dinge.

          Atheist zu sein ist kein Schutz vor religiösem Denken.

          • SkycladGuardian 13. Juni 2013, 13:33

            Die Frage ist, wieviel Einfluss der gemeine Grieche auf seine Elite hat (heute weniger als je zuvor, wahrscheinlich) und wie groß die Veranwortung der übrigen EU-Staaten bzw. der EU-Bürokratie ist, die den Euro so fahrlässig konstruiert haben.
            Und Prokrastination als Rechtfertigung für Menschenrechtsverletzungen? Naja.

          • In Dubio 13. Juni 2013, 14:04

            Welchen Einfluss hatten Deutschland und die EU auf die Entwicklung in Griechenland? Eben, keinen. Er war noch geringer in der Vergangenheit als der des gemeinen Griechen. Schauen Sie sich in den Krisenländern um, dort haben sich (mit Ausnahme Spaniens) binnen kurzem neue Parteien und Bündnisse formiert, die einigen Wahlerfolg zeitigen. Es geht doch!

            Jeder wusste, was für ein Vertragswerk unterschrieben wurde. Für die Deutschen war der Vergleich mit der Bundesbank Grundbedingung, für die anderen das Ziel. Nur muss man für die Erreichung eines Ziels auch bereit sein, die Voraussetzungen zu erfüllen. Da haperte und hapert es nach wie vor.

            Griechenland produziert wie gehabt auf dem Status eines Drittweltlandes. Heute schreit man auf, dass die Hellenen tatsächlich so gesehen werden. Anpassung an die Realität.

        • Theophil 13. Juni 2013, 13:33

          Aber wie wäre es strukturelle Probleme in Griechenland mittelfristig, über Jahrezehnte hinweg, zu lösen. Und nicht binnen weniger Jahre mit Gewalt?

          Das ist ein super Vorschlag. Leider hat das ja die letzten Dekaden nicht funktioniert, sonst wäre Griechenland zumindest nicht da, wo es jetzt ist. Nun stellt sich die Frage, wer das die nächsten Jahrzehnte finanzieren soll und woher jetzt der Antrieb für Reformen kommen soll. Genau auf diese Schwierigkeiten versucht die gegenwärtige Politik ja Antworten zu geben. Auch wenn die unbefriedigend sind.

          • SkycladGuardian 13. Juni 2013, 13:50

            In den letzten Dekaden gab es ja auch kein Druckmittel. Sondern nur nett gemeinte Briefe. Ich sage ja nicht, dass es mit Griechenland so weitergehen soll wie bisher. Ich zweifle nur an, dass die derzeitige Herangehensweise irgendetwas an den wirklich großen Problemen ändert (Korruption, Demokratiedefizite, ineffiziente, aufgebblähte Bürokratie, unproduktive Staatsbetriebe). Im Gegenteil. Ich bin überzeugt, dass all diese Probleme verschärft werden.
            Noch dazu wussten doch alle Beteiligten ebenso seit Jahrzehnten um die Situation in Griechenland. Es war nur allen egal.

          • In Dubio 13. Juni 2013, 13:58

            Die Leute in Spanien sagen, sie wollen auf keinen Fall aus dem Euro, auch wenn damit wirtschaftliche Erleichterungen verbunden wären. Aber die europäische Union und die Eurokrise sind die einzige Chance, die herrschende Korruption und Vetternwirtschaft im Land anzugehen. Wie auch z.B. die Franzosen vertrauen sie der EU und Deutschland weit mehr als ihren eigenen Politikern.

            Krisen sind immer auch Chancen (wie Waldbrände). Wer Krisen verhindern will, will auch verhindern, sich ändern zu müssen.

  • tomdose 13. Juni 2013, 12:03

    Ich verstehe nicht, wieso Ökonomie überhaupt als Wissenschaft betrachtet wird.
    Im früheren Ostblock gab es die sozialistische Ökonomie. Heute gibt es nur noch die kapitalistische/neoliberale Ökonomie. In beiden Fällen ist diese Pseudowissenschaft lediglich der intelektuell verbrämte Überbau zu den herschenden Machtverhältnissen.

    • Stefan Sasse 13. Juni 2013, 18:07

      Das ist genau der Unterschied, den ich im Artikel aufmache – die Ökonomie als Wissenschaft und das was passiert, wenn sich jemand der Illusion hingibt, das ließe sich 1:1 umsetzen.

    • techniknörgler 13. Juni 2013, 22:22

      Das ist die marxistische Sichtweise auf die Wissenschaft, die letztere nur als etwas parteiisches Wahrnimmt. Diese Sichtweise hat den öffentlichen Diskurs zum Thema Wissenschaft leider vergiftet.

      Übrigens ist es gerade der Marxismus, der Wissenschaft nicht nur für parteiisch hällt, sondern dies sogar fordert.

      Ein Musterbeispiel für die Entwicklung eines Feindbildes: Die Ökonomen seiner Zeit haben nicht nur falsch gelen, sie haben es aus üblen Motiven gemacht: Zur Unterdrückung.

  • SkycladGuardian 13. Juni 2013, 15:51

    @In Dubio: 25% Arbeitslosigkeit, 60% Jugendarbeitslosigkeit, Erstarken von politischen Extremisten, massiv gestiegene Obdachlosigkeit und Suizidrate.
    Die Chance wird ja offenbar optimal genutzt.

  • In Dubio 13. Juni 2013, 16:22

    Als die Jugendarbeitslosigkeit bei 35 Prozent lag, hat das hier und in Athen niemanden interessiert bei 60 Prozent ist die deutsche Bundesregierung Schuld.

    Die Selbstmordrate liegt unter der deutschen. Wäre da nicht dringlicher zu fragen, wie wir das ändern können?

    Die Gutmenschen („gute Absichten“) echauffieren sich über die Obdachlosen in Athen, während sie in Deutschland keine Erwähnung wert sind. Das passt alles nicht. Die Obdachlosenquote ist in Griechenland hoch, weil weit mehr im Eigenheim wohnen. Zynisch ist da geradezu, dass wir uns im Mieterland um die Eigenheimbesitzer im Süden sorgen. Die kurzfristige Obdachlosigkeit können Sie nur verhindern, indem ein Gönner, nennen wir ihn Deutschland, Privaten Stützungsdarlehen ohne Sicherheit gewährt. Wie schon gesagt: zynisch.

    • polyt 13. Juni 2013, 17:17

      Dein Geschwurbel ist glatte Realitätsverweigerung. Tut mir leid, du bist komplett verblendet, drehst dich im Kreis, bist unbelehrbar.

      • In Dubio 13. Juni 2013, 18:07

        Das höre ich öfter… 😉

      • techniknörgler 15. Juni 2013, 22:30

        Und wo war jetzt die inhatliche Aussage, die eine Diskussion voranbringt?

  • SkycladGuardian 13. Juni 2013, 16:40

    Weil ich Verschlechterungen in einem Land thematisiere, bagatellisiere ich automatisch die Probleme in Deutschland und bin ein Zyniker. Interessant.
    Und wenn ich nun die Obdachlosigkeit in der BRD anspreche oder die Gängelung im Hartz4-System, dann bin wahrscheinlich immer noch ein Zyniker, weil das ja alles Wohlstandsprobleme eines 1.Welt-Landes sind über die sich ein Bettler in Bangladesch freuen würde, nicht wahr?
    Way to lead a discussion….

  • Christian 13. Juni 2013, 17:05

    Die Staatsschulden sollen gar nicht zurückgezahlt werden im Boom.
    Und das ist auch so gewollt.
    Its not a bug, its a feature.

    Ansonsten müsstest du den Privathaushalten, Firmen und dem Ausland, die davon profitiert haben, das Geld auch wieder wegnehmen. Und das ist meistens nicht sinnvoll.

    • In Dubio 13. Juni 2013, 17:58

      Vielleicht sollten Sie sich grundsätzlich vertraut machen, wie eine Bilanz aussieht. Ihr hier vorgetragener Eindruck jedenfalls täuscht. Es gibt mehr als Forderungen und Verbindlichkeiten. Und Reichtum bemisst sich nicht an der Höhe der Schulden. Sonst wären die Japaner extrem reich. Doch wie man so jährt, soll es in Nippon so einige Probleme geben.

      • Christian 17. Juni 2013, 09:57

        Ich tue es doch nochmal, ich antworte 😉
        Ein Fehler, ich weiß.
        Aber mir sind Bilanzen durchaus vertraut.

        Welche Probleme gibt es denn in Japan? Viele sicherlich, die Höhe der Staatsverschulding ist es jedoch nicht. Es sei denn, man guckt eben nur auf eine Seite der Bilanz 😉

        • In Dubio 17. Juni 2013, 11:06

          Jetzt bezweifle ich ernsthaft, dass Sie sich mit Bilanzen auskennen. Denn dann wüssten Sie, dass Forderungen und Verbindlichkeiten oft nur einen kleinen Teil der ausgewiesenen Posten ausmachen. Und dann wüssten Sie, dass der Sinn von Verbindlichkeiten ist, daraus kurz- und langlebige Assets zu machen. Dann passiert jedoch genau das nicht, was Sie behaupten: reduziert man die Verbindlichkeiten, verringern sich auch die Forderungen. So entsteht kein Wohlstand, weder auf unternehmerischer, noch auf volkswirtschaftlicher Ebene.

          Japan? Wieso sollten die Schulden kein Problem für Nippon sein? Sind zwei Jahrzehnte Stagnation kein Problem?

  • Gutmensch Jürgen 13. Juni 2013, 17:10

    Gutmenschen ( Linke, Grüne, Piraten Spd )bemängeln auch in Deutschland die gleichen Symptome. Alle wiesen ständig daraufhin, dass es zu viel Jugendarbeitsloskeit in Deutschland gibt.
    Hör endlich auf ständig Griechenlands Menschen pauschal für ihre Misere verantwortlich zu machen. Das ist zynisch. Aus Griechenland einen marktradikalen Musterknaben machen zu wollen( Chile lässt grüßen) , das ist zynischer, als alles was ich bisher gehört habe. Dort und anderswo wird die Demokratie mit Füssen getreten. Und Schuld scheinen für dich die Gutmenschen zu haben. Das ist zynisch, das ist krank.
    Griechenland kam z.B. unter anderem in die jetztige Lage, weil Goldman Sachs und JP Morgan Ihnen ihnen half die Haushaltskrise zu verschleiern.
    Schon vergessen?

    Auszug aus Wikipedia zu Gutmensch:
    Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren

    • techniknörgler 15. Juni 2013, 22:34

      „Mit dem Ausdruck Gutmensch wird insbesondere in Internet-Foren das ethische Ideal des ‚guten Menschen‘ in hämischer Weise aufgegriffen, um Andersdenkende pauschal und ohne Ansehung ihrer Argumente zu diffamieren und als naiv abzuqualifizieren“

      Das Framing und die Wertung der Wikiepdia sind nicht Sankrosant.

      Es geht nicht um eine Verächtlichmachung des „Ideals des guten Menschen“, sondern die Abschottung „gut gemeinter“ Forderungen, Äuserungen und Handlungen mit eine Ego, dass für sich moralische Überlegenheit in Anspruch nimmt. Interesannter weise etwas, dass die Linke gerne (pauschal) den USA vorwirft.

  • Gutmensch Jürgen 13. Juni 2013, 17:21
  • In Dubio 13. Juni 2013, 17:46

    Deutschland hat die zweitniedrigste Jugendarbeitslosigkeit in der OECD. Zu hoch?

    Ich wäre ja dafür Griechenland sich selbst zu überlassen, allein schon, weil ich dem Geschimpfe überdrüssig bin: Merkel ist schuld, Merkel ist schuld.

    Athen hat weit über 300 Milliarden Euro Schulden, Goldman-Sachs verschaffte mal 5 oder 10 Milliarden Euro. Natürlich sind nicht die 300 Milliarden Euro das Problem, sondern das Zusätzliche. Schon klar.

    P.S.: Schlag mal „Neoliberale“ nach. Ich kann mit dem Begriff gut leben.

    • Gutmensch Jürgen 13. Juni 2013, 18:04

      Wer hat gesagt Merkel sei schuld ? Ich sage, wie auch du,die Konstruktion des Euros ist unter anderem Schuld . Bei Einführung des Euros hatte Griechenland keine 300 Mrd Schulden. Das ist Quatsch. Erst im Laufe der Jahre wurden die Schulden angehäuft.

      Das aber durch Austerität die Demokratie gefährdet ist lässt sich doch wohl nicht leugnen oder. Was ist dir denn wichtiger ? Ein freier Markt (d.H.die Reichen werden immer Reicher die Armen immer Ärmer), oder freie Menschen in einer funktionierenden Demokratie in der es immer Ausgleichsbestrebungen geben kann ?

      • chriwi 14. Juni 2013, 06:21

        „Ein freier Markt (d.H.die Reichen werden immer Reicher die Armen immer Ärmer), oder freie Menschen in einer funktionierenden Demokratie in der es immer Ausgleichsbestrebungen geben kann ? “

        Einen freien Markt kann es nur mit freien Menschen geben. Darum stellt sich die Frage eigentlich gar nicht. Die Austeritätspolitik wird durchgeführt, da Deutschland durch sie massive Vorteile erhält (politischen Einfluss, niedrige Zinsen, billige Unternehmen aus Griechenland, etc.). D.h. das Ganze ist eine rein machtpolitische Entscheidung und hat nichts mit Vernunft zu tun. Die griechische Menschen werden eben nicht als Menschen wahrgenommen, sondern als abstrakte Zahlen. Sie müssen für diese Entscheidungen leiden und sterben.

  • In Dubio 13. Juni 2013, 18:29

    Griechenland hatte schon vor Ausbruch der Krise 300 Milliarden auf der Uhr. Und sie hatten vor und nach der Euroeinführung hübsche Schuldensteigerungsraten. Meist schneller als das Wirtschaftswachstum.

    Der Euro ist eine vertragliche Vereinbarung souveräner Staaten. Nur sind zahlreiche Mitglieder zu der Ansicht gelangt, dass es sich bei den Pflichten eher um“Nice-to-have“ handelt. Nun haben wir die Situation, dass die Nordeuropäer den Euro nicht im Sinne der Südländer wollen und vice versa. Damit besteht eigentlich keine Vertragsgrundlage.

    Ja, die Austerität bringt die Gesellschaften an den Rand. Doch die Problemländer verlangen umfangreiche Hilfen. Das ist der Preis. Take it or leave it!

  • Gutmensch Jürgen 14. Juni 2013, 10:11
  • Gutmensch Jürgen 14. Juni 2013, 10:17
  • Gutmensch Jürgen 14. Juni 2013, 10:19
    • In Dubio 14. Juni 2013, 15:39

      Die Krise brach 2010 aus. Ende 2009 hatte Athen 300 Milliarden Euro Schulden. Was gibt es da zurecht zu rücken? Das ist exakt, was ich geschrieben habe.

      • Gutmensch Jürgen 14. Juni 2013, 15:56

        Da hast du recht , ich war falsch informiert, sry.
        Aber immerhin waren wir bis dahin einer der Profiteuere dieser ziemlich hohen Verschuldung. Insbesondere vermutlich die Rüstungswirtschaft.

        • In Dubio 14. Juni 2013, 17:01

          Griechenland importiert an erster Stelle von China und Rußland. Umgekehrt ist der Exportanteil nach Hellas in Spurenelementen messbar.

  • polyt 14. Juni 2013, 10:25

    was der Stefan B. beim In dubio so schreibt, klingt doch sehr versöhnlich und sollte uns Jüngeren vieleicht mal zu denken geben.
    Zumindest denen, die die Demokratie nicht in Frage stellen wollen.

  • Am_Rande 21. Juni 2013, 11:23

    Sehr verehrter Herr Sasse,

    dass Sie zugeben, kein Experte auf dem Gebiet der Ökonomie zu sein, ehrt sie. Dass dies aber zutrifft, zeigt allein die Tatsache, dass Sie davon auzugehen scheinen, dass es nur Angebots- oder Nachfrageökonomen gebe. Nun, diese Unterscheidung muss man aber keinesfalls vornehemen. Was wenn man sagt, man wolle weder eine angebotsorientierte Wirtschaftspolitik noch eine nachfrageorientierte Wirtschaftspolitik? Sondern gar keine Wirtschaftspolitik?
    Dann wären wir nämlich bei der „reinen Lehre“, die angeblich niemand vertritt. Das wäre dann die Laisser-faire-Marktwirtschaft, wie sie die Österreichische Schule vertritt. Und diese „Nicht“-politik wäre immer umsetzbar, denn man kann nicht logisch argumentieren, dass es unmöglich ist, etwas nicht zu tun.
    Wenn Sie sich gleichzeitig mit dem Denken der Österreichischen Schule und dem „Keynesianismus“ auseinandersetzen wollen, so empfehle ich Ihnen die Schrift „The Failure of the New Economics“ des Austrian Henry Hazlitt. Herr Hazlitt zeigt darin unwiederlegbar auf, dass es einen „Keynesianismus“ im Grunde gar nicht gibt, sondern nur ein schwerverständliches – und daher viele beindruckendes – Sammelsurium von Wahrheiten, Allgemeinplätzen, Halbwahrheiten und Fehlschlüssen, das aber, da es sich als „neue Theorie“ ausgeben konnte, allen Politikern die Möglichkeit gab und gibt, ihre wirtschaftspolitischen Allmachtsphantasien mit der Aura der Wissenschaftlichkeit zu bemänteln. Lesen Sie es!

  • techniknörgler 26. Juni 2013, 23:16

    Ich hatte mal die Frage aufgeworfen, ob es wirklich so harmlos ist, wenn veraltete Strukturen in der Wirtschaft einfach künstlich erhalten werden. Vielleicht wird durch das vermiedene reinigende Gewitter ein Extremabsturz wie in Griechenland verhindert, aber es kann die Wirtschaft ung Gesellschaf langfristig paralysieren:

    https://www.youtube.com/watch?v=Wf2xr2-ADlU#t=3m23

    Dagegen sieht es in einem US-internen Vergleich wie folgt aus:

    http://blogs.the-american-interest.com/wrm/2013/06/25/texas-vs-california-6-0-6-0-6-0/

  • Stoertebeker 5. Juli 2013, 20:23

    Lieber Stefan Sasse,

    ein schöner Beitrag. Eigentlich unverständlich, dass eine so vorwurfsvolle Diskussion daraus entstand.

    Allerdings sehe ich ein schwerwiegendes Missverständnis: Wissenschaftliche Theorien sind, wenn sie den Namen verdienen, nicht dazu da, konkrete Handlungsanweisungen zu geben. Sondern dazu, Zusammenhänge aufzudecken. Sie sind richtig oder falsch – und das ist keine Frage der Wahl.

    Und die freundliche Bewertung des Keynesianismus teile ich auch nicht. In Griechenland sind einige Dinge falsch gelaufen: Zu geringe Staatsausgaben waren aber nicht das Problem.

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