Eigentlich wollte ich zum Thema Corona bis auf weiteres nichts mehr schreiben. Die Fronten sind relativ klar, die Rollen verteilt. Die Covidioten spielen die immer gleichen Platten mit Scheinargumenten, die angeblich seriösen Rechten zeigen Verständnis (aber versuchen den Eindruck zu vermeiden, selbst Aluhüte zu tragen). Das ist hier im Blog so, wie draußen in der freien Wildbahn. Problematisch ist, dass wir dabei die Diskussion noch immer (und wie bei vielen anderen Themen) mit wirklichkeitsverzerrenden Begriffen führen.
Wir hatten im Frühjahr keinen Lockdown
Um das Problem deutlicher zu umreißen, sollten wir uns zunächst mal klar machen, was ein Lockdown ist. Dabei reden wir von einer Ausgangssperre. Sämtliche Aspekte des Lebens werden so weit wie irgendwie möglich heruntergefahren. Verschiedene europäische Nachbarländer hatten im Frühjahr tatsächlich Phasen, die man mit gutem Recht als Lockdown bezeichnen kann. Da wäre Italien. Belgien hatte im Sommer vergleichbare Maßnahmen. Großbritannien verhängte gerade in den letzten Tagen drastische Verschärfungen.
Wir dagegen hatten im Frühjahr recht weitgehende Kontaktbeschränkungen. Viele Betriebe, bei denen dies möglich war, wechselten ins Home-Office. Andere gingen in Kurzarbeit. Allerdings lieben viele Betriebe im produzierenden Gewerbe auch einfach weiter. Große Probleme hatten (damals wie heute) viele selbstständige Dienstleister, Handel und Gastronomie, die ohne Kundenkontakt nur schwer arbeiten können und bei denen die mit großem Trara angekündigten Hilfen viel zu oft stark verspätet oder auch gar nicht ankommen.
Wir haben jetzt erst recht keinen Lockdown
Was in der ersten Jahreshälfte galt, gilt noch viel mehr ab Herbst. Auch wenn in den Medien durch das häppchenweise Nachlegen von Maßnahmen der Eindruck entstanden ist, wir würden unter weit verschärften Bedingungen leben, ist das Gegenteil der Fall. Bis zu den (leicht vorgezogenen) Weihnachtsferien waren die Schulen offen und das, obwohl die Idee, Kinder wären weniger infektiös schon immer auf wackeligen Beinen stand und mittlerweile (teils bewusst zurückgehaltene) Studien nahelegen, dass Schulen einen wesentlichen Anteil am Infektionsgeschehen haben. (Alles andere wäre auch verwunderlich, wenn dort hunderte Menschen aus verschiedenen Haushalten zusammenkommen und dann wieder in ihre Familien zurückkehren-)
Aber nicht nur das. Der Anteil der Menschen, die im Home-Office arbeiten, hat sich im Vergleich zum Frühjahr ziemlich genau halbiert. Kurzarbeit wird praktisch nur noch dort betrieben, wo die Auftragslage es nötig macht. Der Großteil der Menschen fährt ganz normal zur Arbeit, als wäre nichts (teilweise in vollbesetzten öffentlichen Verkehrsmitteln), und sitzt mit mehreren Menschen in einem Büro (das häufig sogar ohne Maske). Viele Menschen machen das nicht freiwillig, sondern können es sich nicht leisten, ihre Anstellung zu verlieren.
Haare spalten?
An dieser Stelle wird gern eingeworfen, dass Diskussionen wie diese Erbsenzählerei seien und diese Begriffe sich eben eingebürgert hätten. Letzteres mag sein, ist aber ein Problem. Sprache formt das Bewusstsein. Durch die Salamitaktik der Politik und die begleitende Berichterstattung hat sich das Bild verfestigt, wir hätten aktuell einen Lockdown, wenn man die Verschärfungen über die letzten Wochen anschaut gar keinen harten Lockdown. Mehr ginge ja kaum. Und genau aufgrund dieser inflationären Verwendung der Begriffs müssen jetzt Wortungetüme wie der „Mega-Lockdown“ geschaffen werden, um Schritte in Richtung (möglicherweise tatsächlich wirksamer Maßnahmen) zu beschreiben.
Wirksamkeit wäre das, was wir so langsam in den Mittelpunkt stellen sollten. Seit den verfrühten Lockerungen im Frühjahr stabilisieren wir immer nur die Infektionen auf zu hohem Niveau und ziehen die Dauer der Einschränkungen damit immer weiter in die Länge, weil wir einen Punkt, der ein echtes verantwortungsvolles Zurückfahren der Maßnahmen erlauben würde, nie erreichen. Die frühere Piraten-Politikerin und heutige Grüne Marina Weißbrand twitterte vor knapp drei Wochen:
Wenn die diesen halben, unwirksamen Lockdown einfach nur weiter verlängern, dreh ich irgendwann am Rad.
Ich mach gerne mit bei harten Maßnahmen, die Infektionszahlen senken und normales Leben ermöglichen.
Aber dieser halbgare Mist ist wirklich das schlechteste aus beiden Welten.— Marina Weisband (@Afelia) December 30, 2020
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Und damit hat sie Recht! Um die Wirtschaft zu schützen scheut die Politik vor wirksamen Maßnahmen zurück, zieht die Situation dadurch in die Länge, was wiederum gigantische wirtschaftliche und soziale Kosten mit sich bringt. Während in anderen Ländern, die schneller und entschlossener reagiert haben, das Leben (mindestens zeitweise) wieder normal läuft, wurschteln wir uns in einer Dauerschleife, die absehbar erst enden kann, wenn durch Impfungen eine Herdenimmunität erreicht ist. Und das wird, selbst wenn die verfügbare Impfstoffmenge deutlich steigt, noch Monate dauern.
Keine Überraschungen
Dabei ist, was jetzt passiert, nicht überraschend. So ziemlich alle seriösen Wissenschaftler hatten diesen Verlauf prognostiziert. (Und mit „seriös“ meine ich jene, die nicht sich nicht von einem ehemaligen Bild-Redakteur einspannen ließen, um einem inkompetenten Ministerpräsidenten und seit gestern CDU-Vorsitzenden die politisch gewollten Aussagen zu verschaffen, während die Datenerhebung kaum angefangen hatte.)
Es war klar, dass die Infektionszahlen im Frühjahr noch nicht weit genug gesunken waren, um eine flächendeckende Nachverfolgung der Infektionsketten zu ermöglichen. Es war abzusehen, dass die trotz warmer Temperaturen den ganzen Sommer über auf einem Plateau verbleibenden Werte uns im Herbst wieder einholen würde. Es war erwartbar, dass die halbärschigen Maßnahmen im Herbst nur minimale Wirkung zeigen würden, weil sie viel zu wenige Menschen betrafen. (Diejenigen, die es betrifft, haben allerdings tatsächlich mit harten Einschränkungen zu kämpfen, die sich immer weiter in die Länge ziehen.)
Feigheit vor dem Freund
Eine andere Twitter-Userin schrieb vor einigen Tagen (exemplarisch für andere Kommentare mit ähnlicher Zielrichtung):
Bevor Deutschland Homeoffice-Pflicht einführt, werden wir noch aufgefordert, Personen aus den eigenen Hausstand nicht mehr zu treffen.
— Brienne of Tarte. (@dielilly) January 15, 2021
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Ein Anderer (den ich gerade leider nicht mehr finde) unkte, man würde wohl eher die Zahl der erlaubten privaten Kontakte auf -1 absenken, bevor man Einschränkungen für die Wirtschaft beschließt. Bei aller Launigkeit treffen beide Beiträger leider ziemlich ins Schwarze. Es fehlt in großen Teilen der Politik jede Erkenntnis, dass uns das Rumeiern jetzt schon viel gekostet hat und weiter teuer zu stehen kommen wird. Man erspart“ der Wirtschaft“ unterm Strich nichts, im Gegenteil.
Trotzdem kann man sich etwa beim Thema Home-Office nicht zu mehr als Apellen durchringen. Nachdem solche Ansprachen oder freiwillige Selbstverpflichtungen bei anderen Thema (Klimawandel grüßt erneut) so wunderbar funktioniert haben, kann jetzt ja eigentlich nichts mehr schief gehen, oder?
Die deutsche Politik gibt in diese Angelegenheit ein erbärmliches Bild ab. Das hat sich auch bei der letzten Runde der Corona-Gipfel nicht geändert. Die Druckerschwärze auf den Zeitungen, die von den vereinbarten Maßnahmen berichteten, war noch nicht trocken, als die ersten Landesregierungen schon wieder laut über Sonderregelungen (Abschwächungen, versteht sich) nachdachten.
Noch überhaupt nicht angekommen zu scheint scheint etwa, dass wir seit einigen Wochen von einem neuen deutlich infektiöserem Virenstamm wissen, der zunächst in Großbritannien isoliert wurde. Dieser neue Typ scheint sich doppelt so schnell zu verbreiten, wie die bisher bekannte Variante. Da hilft es auch nicht zu betonen, die Mutation sei nicht gefährlicher, als die Alte. Schnelle Verbreitung bedeutet mehr Infizierte. Mehr Infizierte bedeuten mehr schwere Fälle und das bei einem Gesundheitssystem, das bereits stellenweise nah an der Volllast läuft. (Abgesehen davon, dass man mittlerweile dazu übergegangen zu sein scheint, besonders alte und gebrechliche Patienten gar nicht mehr intensivmedizinisch zu betreuen.)
Was die Kultusminister in den letzten Wochen dargeboten haben, war nicht weniger peinlich. Ziemlich offensichtlich geht es vor allem um die Aufbewahrungsfunktion der Schule, damit die Eltern arbeiten können. Von denen, die jetzt am lautesten um die Bildungschancen benachteiligter Kinder weinen, haben sich die Wenigsten in den letzten Jahren bemüht, diese zu verbessern.
An dieser Stelle ein kleiner Exkurs: In der rechten Blase und auch bei deren Vertretern hier im Blog werden diese Umstände gerne als persönliches Versagen von Angela Merkel interpretiert. Das ist gleich doppelt bizarr. Richtig ist sicher, dass auch die Bundesregierung früher und entschlossener hätte handeln müssen. Das hätte in der ersten Phase die Weichen stellen und viel Ärger ersparen können. Das ist die eine Seite. Wie weit die Landesfürsten diesem Weg gefolgt wären, ist eine andere Frage und nicht zuletzt hat sich das Wissen um das Virus in den letzten 12 Monaten exponentiell erweitert.
Aber Angela Merkel ist nicht die „Chefin“ der Ministerpräsidenten oder Landesregierungen und im letzten Jahr hat sich immer wieder gezeigt, wie wenige die Bundesregierung allein bewirken kann, wenn es um Themen geht, die nicht in ihrer Kompetenz liegen (wie z.B. Schulschließungen, während Bildungspolitik Ländersache ist).
Noch wirrer wird es, wenn die gleichen Personen, die stolz verkünden, sich von Angela Merkel nichts sagen zu lassen, ihr mangelnde Führungsstärke und Überzeugungskraft gegenüber der Bevölkerung vorwerfen.
Nur die Kostümprobe
Zwei Aspekte sollten wir zudem nicht vergessen: Dass es zu einer Situation wie heute kommt, ist nicht überraschend oder sollte es zumindest nicht sein. Nicht umsonst spielen Institutionen wie das RKI solche Szenarien immer wieder durch und hatten einen ähnliche Verlauf antizipiert. In den vergangenen Jahrzehnten gab es etwa einmal pro Dekade ein neues Virus, das uns mindestens kurzfristig aufgescheucht hat. (Und leider hat vermutlich die relative Konsequenzlosigkeit vergangener Ereignisse die laxe Haltung vor einem Jahr befeuert.) Es wird auch zukünftig neue Erreger geben, sei es Viren oder Bakterien. (Auch wenn sich mancher gerne über die Wet Markets in China echauffiert: Wir sind mit unserer Art Fleisch zu produzieren gerade dabei, sämtliche bekannte Antibiotika obsolet zu machen und das in einem weit höheren Tempo, als Neue entwickelt werden.)
Zum anderen sollte uns klar sein, das Covid-19 nur eine Kostümprobe für ein wirklich bösartiges Virus ist. Wir hatten Glück! Wir kennen sehr viel ansteckendere und sehr viel tödlichere Viren. Unser Albtraum wäre ein Virus, dass sich rasend schnell verbreitet, infektiös wird, bevor sich Symptome zeigen und das häufig tödlich endet oder schwere langfristige Schäden verursacht. (Der letzte Aspekt wird uns bei Corona vermutlich auch noch erwarten.)
Und so ein Virus wird irgendwo existieren und irgendwann den Sprung auf unsere Spezies schaffen. Ob das morgen, in zehn oder in hundert Jahren geschieht, kann niemand wissen. Aber dass es passieren wird, ist sehr wahrscheinlich.
Völlige Zustimmung, Thorsten.
Vielen Dank für den Artikel dessen Inhalt ich im wesentlichen Zustimme. Bei einer Aussage regt sich bei mir aber schon Widerspruch, der Teil wo es um die Rolle der Kanzlerin geht.
In ihrer berühmt konsensualen Art hat Merkel in meinen Augen zu lange gute Mine gemacht und hätte ihr politisches Gewicht nutzen müssen, um die Länderchefs deutlich mehr an die Kandare zu nehmen. Sie kann die Ministerpräsidenten nicht anweisen, aber Sie hätte neben der Kraft des Wortes auch über Mittel des Bundes hinter den Kulissen Druck auf die Länder ausüben können.
Darüber hinaus zeichnet sie sich (mit-)verantwortlich für die unterirdische Krisenkommunikation. Das Land hätte in dieser Situation mehr verbale Führung gebraucht – es unterlassen zu haben hat auch dazu geführt, dass sich viele weitere Entscheider aus der Landesebene ihr eigenes Süppchen kochen konnten.
Schwierig.
Zum einen kann der Bund auch nur sehr begrenzt über die Mittel bestimmen, die auch die Länder betreffen. Aus gutem Grund hat der Bundesrat da in der Regel ein Wörtchen mitzureden. Zum anderen würde das, selbst wenn es möglich wäre, einen ziemlich unschönen Präzedenzfall schaffen. Nutzt dann die nächste Bundesregierung den gleichen Hebel, wenn ihr das Verhalten eines Bundeslandes in einer anderen Frage nicht passt? Da wären wir schnell in Trump-Gewässern.
Ich würde auch sagen, sie hätte sich öfter noch deutlicher äußern können bzw. sich auch noch klarer gegen bestimmte Ministerpräsidenten positionieren. Aber sie hat sich auch mehrmals sehr klar positioniert, zumindest in der Sache. Aber in ihrer (bekanntermaßen) letzten Legislaturperiode hatte das scheinbar nicht mehr viel Gewicht. Und für ein Hasadeurspiel der Marke Schröder ist sie nicht der Typ.
Ich bin unsicher, welche Möglichkeiten sie da tatsächlich hatte. Ich bin völlig bei dir, dass von meiner Warte aus gerne hätte mehr tun dürfen, aber ich erinnere mich nur zu gut, dass Stefan Pietsch im Frühjahr wortreich das Wenige beklagt hat, das sie getan hat. Damit war er sicher nicht allein. Meine Annahme ist, dass ihre Kalkulation war, dass mehr Einsatz ihrerseits den gegenteiligen Effekt hätte und dass sie zwar in der Sache Recht hätte, aber damit in der Diskussionsatmosphäre nur noch mehr so infantile Abwehrreaktionen erzeugt hätte.
Aber ja, unterirdische Krisenkommunikation, kein Widerspruch.
Gut möglich, Torsten hats ja auch beschrieben, dass sich die Kritik an ihr aufhängt, egal ob sie überhaupt zuständig ist.
Sie selbst war ja durchaus sehr klar in ihrer Kommunikation, das Chaos entsteht ja eher dadurch, dass danach 16 Länderchefs auftreten und dann wieder alles verwässern. Ich erinnere nur daran, wie Merkel hysterische Panikmache vorgewurfen wurde, als sie vorrechnete, dass man Weihnachten bei 20k Neuinfektionen sein könnte (es waren dann übrigens 30k)
Jepp, an die Vorwürfe kann ich mich sehr gut erinnern. Von den gleichen Leuten häufig, die ihr jetzt vorwerfen, nicht genug gemacht zu haben.
Ein gewichtiges Problem bei einer Ausdehnung von Zwangsmaßnahmen auf Arbeitgeber und Großunternehmen ist, dass die sich mit den zur Vefügung stehenden juristischen Mitteln dagegen wehren würde. Und in diesem Fall wären Bundes- und Landesregierung in der Pflicht, nachzuweisen, dass diese nicht nur aus Populismus eingeführt wurden, sondern tatsächlich ’notwendig und zielführend‘ sind. Dies wird schwer sein, Ioannidis hat erst vor kurzem eine Studie veröffentlicht, dass der Erfolg more restrictive NPIs nicht statistisch signifikant ist.
Und deshalb darf der Untertan sich mit einem Verbot herumschlagen, sich mit mehr als einem Freund zu treffen ( Frage an historisch gebildete: Gab es eine Gesellschaft -außer Strafkolonien- die so etwas dauerhaft versucht hat? ) oder der Tatsache, dass ich mich in Bayern in einer rechtlichen Grauzone bewege, wenn ich Altglas wegbringe.
Dafür gibt es solche Meldungen: https://www.merkur.de/welt/corona-hameln-polizei-kindergeburtstag-niedersachen-gaeste-mutter-badezimmer-kind-90168198.html Wer solche Szenen noch mit einer freiheitlichen Gesellschaft vereinbar betrachtet, den bezeichne ich bei aller Zurückhaltung als Coronadiktaturleugner.
Kannst du gerne machen. Die Frau hat aktuell nichts besseres zu tun, als Menschen aus dutzenden Haushalten zusammen zu bringen. Und die Geschichte mit dem Badezimmer zeigt dann doch eher, dass die Dame ernste Probleme hat und nicht davon, dass der Staat überreagiert.
Visualisieren Sie bitte mal ohne medial vorgegebene Wertung die Ereignisse:
– spielende Kinder
– Polizei fährt vor
– Mütter verstecken sich panisch mit ihren Kindern
– Räume werden durchsucht und die Beteiligten aus ihren Verstecken geholt
Diese Konfrontation ist derart archetypisch, dass ich sie im Film als ‚establishing shot‘ für einen dystopischen Polizeistaat sehen würde. Dass diese Sichtweise unterdrückt bleibt, zeigt mir wie sehr die Gesellschaft gekippt ist und die Sensibilität für autoritärstaatliches Handeln (mit Verlaub auch und besonders bei Ihnen) verloren gegangen ist.
Der Streitpunkt ist IMHO, wo der Lockdown besonders greift. #MachtDieBuerosZu
Was für ein Schwachsinn.
Visualisieren Sie bitte mal ohne von irgendwelchen Verschwörunggruppen bei Telegram vorgegebene Wertung die Ereignisse:
– verwahrloste Kinder spielen auf einer belebten Straße
– Polizei fährt vor
– Die Mütter verstecken sich mit ihren Kindern im Schrank oder verschanzen sich im Badezimmer
Wenn wir schon bei schrägen Bildern sind…
Leider zeigt diese Episode mal wieder, dass Apelle an Vernunft und Eigenverantwortung nie funktionieren. Selbst wenn sich ein Großteil der Menschen daran hält, ist die Kritische Masse der Egoisten und Idioten leider zuverlässig zu hoch. Egal ob man nicht einmal auf den Sommerurlaub verzichten kann, für eine Weile nicht ausgeht oder nicht beim ersten Schnee zu Tausenden an den Skiliften ansteht. Im Englischen gibt es das schön Sprichwort „Choose your hill to die on“. 30 Leute bei einem verschissenen Kindergeburtstag? Das ist es?
Beginnen wir mit einer reinen Sprachanalyse:
Wo könnte man den Widerspruch sehen zwischen“ohne [… ] vorgegebene Wertung“ mit einer Darstellung, die mit dem Wort ‚verwahrlost‘ beginnt? Von den vielen anderen Andersdenkende abwertenden Begriffen ganz zu schweigen.
Und bleiben wir beim inhaltlich konkreten. Was hat genau diese Episode zum Infektionsgeschehen beigetragen? Ich behaupte nichts, da keiner der Beteiligten infiziert war. Der Beleg dafür ist zugegebenermaßen indirekt, aber evident: Wenn dem so gewesen wäre, dann hätten wir davon erfahren aus den gleichen regulären Medien ( und nicht irgendwelchen Verschwörungsgruppen ) .
Also kann man mit Fug und Recht sagen, dass auch Sie den bequemen Weg gehen und sich lieber über einen Regelbruch OHNE Infektion echauffieren als über die zehntausende Fälle von Infektionen OHNE Regelbruch. Und das meine ich mit autoritätshörig.
Nach der Logik bestrafen wir zukünftig Raser vor der Grundschule auch nur noch, wenn sie tatsächlich ein Kind überfahren?
Um im Bild zu bleiben, schreiben wir gerade auf sämtlichen Straßen Schritttempo vor und regen uns medial über die ‚Raser‘ auf, die Tempo 30 fahren – während daneben die Industrielaster ohne Geschwindigkeitsbeschränkung vorbeidonnern.
Wenn du mit den Industrielastern die Frage von Einschränkungen für die Wirtschaft meinst, rennst du bei mir offene Türen ein. Das heißt aber nicht, dass das asoziale Verhalten im Privaten akzeptabel wäre.
Jepp.
Zum anderen sollte uns klar sein, das Covid-19 nur eine Kostümprobe für ein wirklich bösartiges Virus ist. Wir hatten Glück! Wir kennen sehr viel ansteckendere und sehr viel tödlichere Viren. Unser Albtraum wäre ein Virus, dass sich rasend schnell verbreitet, infektiös wird, bevor sich Symptome zeigen und das häufig tödlich endet oder schwere langfristige Schäden verursacht. (Der letzte Aspekt wird uns bei Corona vermutlich auch noch erwarten.)
Und so ein Virus wird irgendwo existieren und irgendwann den Sprung auf unsere Spezies schaffen. Ob das morgen, in zehn oder in hundert Jahren geschieht, kann niemand wissen. Aber dass es passieren wird, ist sehr wahrscheinlich.
Und das hat jetzt was, mit dem aktuellen Lockdown zu tun, oder der Schärfe der aktuellen „Kontaktbeschränkungen“? Glaubst du wenn Covid19 wie Ebola wüten würde, würden sich auch so viele über die Einschränkung der Grundrechte beschweren?
„Glaubst du wenn Covid19 wie Ebola wüten würde, würden sich auch so viele über die Einschränkung der Grundrechte beschweren?“
Wahrscheinlich wäre der Widerstand gegen die Massnahmen geringer. Aber man sollte nicht unterschätzen, wieviele Menschen auch bei tödlicheren Viren, diese als Erfindung irgendwelcher Eliten abtun würden. Befragungen haben ergben, dass nach dem letzten Ebola-Ausbruch in Kongo, ein Viertel der Bevölkerung nicht an das Virus geglaubt hat: https://apnews.com/article/3a4260df676f47efb535f6bd5af4ef6f
Auch in den USA gab es Leute, die selbst dann nicht an COVID-19 geglaubt haben, als sie mit positivem Test und beidseitiger Lungenentzündung im Sterben lagen.
Ich will damit nicht sagen, dass alle Massnahmen-Gegner die Existenz des Virus negieren.
Im Uebrigen denke ich, dass man sehr wohl die wirtschaftlichen, psychologischen und rechtlichen Folgen der Massnahmen betrachten muss. Allerdings ist es auch offensichtlich, dass Massnahmen bei geringen Infektionszahlen effektiver sind. Vielleicht hätte ein sanfter Lockdown im September noch funktioniert, aber nicht mehr im November. Vielleicht hätten die harten Massenahmen, die seit 16.12. in Kraft 2 Monate früher viel effektiver gewirkt und hätte nach 5 Wochen wieder aufgehoben werden können.
Ich will damit nicht sagen, dass alle Massnahmen-Gegner die Existenz des Virus negieren.
Zuerst mal sind die meisten Massnahmenkritiker und nicht Gegner und zweitens kenne ich persönlich niemanden, derdie Existenz negiert.
Mir kommt das viel zu einfach vor, denn damit hat man eine Freigabe, mit „Spinnern“ nicht diskutieren zu müssen.
Sind die 30 Millioen mehr Hungertote durch Lockdown in reichen Westen der Preis, den die anderen für unser Hybris bezahlen müssen?
Wo doch angeblich jedes Leben zählt, aber in Wahrheit eben nur die bei uns sichtbaren, die anderen haben die meisten nicht die Bohne gejuckt.
[Keine fünf Jahre später sitzt der Leiter des Welternährungsprogramms, der Amerikaner David Beasley, vor dem UN-Sicherheitsrat – genauer gesagt: in einer Corona-bedingten Videokonferenz –und warnt vor „Hungersnöten mit biblischen Ausmaßen“. Infolge der Pandemie könnten im schlimmsten Fall innerhalb weniger Monate „jeden Tag 300.000 Menschen verhungern“. Insgesamt womöglich 30 Millionen. Der Mann übertreibt doch – das ist die erste unwillkürliche Abwehrreaktion, wenn man diese Zahlen liest. Er übertreibt leider nicht. Läuft alles weiter wie bisher, geht Covid-19 nicht als dramatische medizinische Pandemie in die Geschichte ein, sondern als Auslöser der größten Hungersnot aller Zeiten.
Für 27 Millionen Menschen ist die Lage akut so dramatisch, dass ihnen der schnelle Hungertod droht, wenn die UN und andere Hilfsorganisationen sie nicht mehr versorgen können. ]
https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-04/hungersnot-coronavirus-covid-19-un-armut
Glaubst du wenn Covid19 wie Ebola wüten würde, würden sich auch so viele über die Einschränkung der Grundrechte beschweren?
Bei einer Letalitätsrate von 50% – 90% würden die meisten wohl kein zweites Mal demonstrieren gehen.
Zustimmung auch von mir. Ergänzungen:
Statt der wenig wirksamen Alltagsmasken – FFP2-Masken für alle, kostenlos. Die bürokratische Zuteilung an Senioren über Apotheken nach Anmeldung ist ein schlechter Witz.
Quarantäne wie in Australien und Neuseeland.
Digitalisierung der Gesundheitsämter „mit aller Macht“ und Aufgabe eines illusorischen Datenschutzes bei der App.
Damit wäre schon einiges gewonnen. Israel macht es vor.
Mehr Infizierte bedeuten mehr schwere Fälle und das bei einem Gesundheitssystem, das bereits stellenweise nah an der Volllast läuft. (Abgesehen davon, dass man mittlerweile dazu übergegangen zu sein scheint, besonders alte und gebrechliche Patienten gar nicht mehr intensivmedizinisch zu betreuen.)
Karl Lauterbach (Link oben im Artikel) spricht von einer stillen Triage: Covid-Patienten aus den Heimen erreichen die Krankenhäuser nicht mehr., wie in Schweden:
https://bylinetimes.com/2020/12/18/how-sweden-abandoned-its-most-vulnerable-and-its-principles/
Das Tolle: Intensivbetten werden frei. Die Schattenseite: Das Durchschnittsalter auf den Intensivstationen sinkt und in den Heimen findet nur eine paliative Versorgung statt. Für Heimbewohner ist das Worst Case Szenario eingetreten. Was für ein Versagen.
Klar, das kann eine Erklärung sein. Ich hoffe auf eine Untersuchung, denn ohne Patientenverfügung wäre es ein Skandal. Das Patientenverfügungen ebenfalls exponentiell wachsen, halte ich nicht für wahrscheinlich.
Hier ein weiterer Beitrag zur stillen Triage:
https://abilitywatch.de/2021/01/25/triage-sie-hat-langst-begonnen/
Ich finde außer einigen Vermutungen sehr wenig Belastbares. Dafür ist das Ausmaß der Anschuldigung extrem. Sorry, das ist nicht besser als die Corona-Leugner.
Jein. Als Indizien taugen die Zahlen durchaus. Niemand stirbt plötzlich am Covid-19. Die Frage, warum fast zwei Drittel der Verstorbenen nicht intensivmedizinisch behandelt wurde, ist also durchaus legitim. Karl Lauterbach hat vor gut einer Woche in einer Talkshow etwas Ähnliches angedeutet. Der Ausschnitt ist ja dort auch verlinkt.
Ich gehe dabei nicht mal von einem sinisteren Plan aus, sondern eher von einer „bringt eh nichts mehr“ Haltung. Und vermutlich ist diese Einschätzung in vielen Fällen nicht falsch und die Folgen, wenn tatsächlich bis zum Dreifachen der Patienten intensivmedizinische Behandlung in Anspruch nehmen wollte, wäre vermutlich (im wahrsten Sinne) fatal und würde noch mehr Opfer fordern, weil dann mehr Menschen ohne echte Überlebenschance behandelt würden und gleichzeitig Menschen mit einer realistischen Überlebenschance nicht behandelt werden könnten.
Die Forderung aus dem Artikel, dass Alter oder Behinderung gar keinen Einfluss auf den Zugang zur Behandlung haben dürfen, ist allerdings unrealistisch. Das hieße Verzicht auf Triage und „wer zuerst kommt“. Das kann bei (stark) überanspruchten Ressourcen nicht funktionieren. (Und wenn wir mit den aktuellen Mutationen Pech haben, dann werden wir uns eine Situation wie heute noch zurück wünschen.)
Zustimmung zum Artikel!
Gerade da es überhaupt nicht gelingt, die Zahlen irgendwie deutlich herunterzubekommen, ist meiner Meinung nach hochproblematisch. Das zermürbt alle, ohne dass es ein Erfolgserlebnis gibt.
Möchte Citizen auch unbedingt zustimmen, bevor man groß Panikkäufe wegen FFP2-Pflicht auslöst, wäre eine gratis Abgabe doch viel effizienter anstatt da mit irgendwelchen fälschungssicheren Coupons oder dann vielleicht noch mit einer Bedürfnisprüfung anzukommen. Das ist ziemlich absurd.
Und es ist doch ziemlich klar, dass wir mit den privaten Massnahmen an ein Ende gekommen sind. Sehe nicht, was eine nächtliche Ausgangssperre im Januar (!) bringen soll, das könnte man im Sommer überlegen, und tagsüber dann weiter Rodelausflügler, die den Harz überrennen oder wie? Eine Ausgangssperre pro Landkreis wäre da auch viel effektiver. Gerade um diese Ausflugsproblematik mal in den Griff zu bekommen.
Würde übrigens auch nochmal den (internationalen) Profisport erwähnen, kommen ja schon wieder die ersten, die meinen olympische Sommerspiele in drei Monaten wären kein Problem und nebenbei machen wir noch EM. Dann machen wir Schulen teilauf und alle rennen ins Büro und dann beschweren wir uns, dass die Leute das Ganze nicht ernstnehmen. Ja warum wohl?
Und es geht weiter wie bisher.
Die einzige Maßnahme, die nicht reine Semantik ist, ist die Verpflichtung, OP-Masken oder FFP2-Masken zu nutzen. Wie sinnvoll das ist, kann ich nicht einschätzen. Auf der Straße fällt mir bei vielen Leuten mit OP-Masken auf, dass da oft riesige Lücken gelassen werden, während Stoffmasken enger getragen werden.
Ansonsten hat sich nichts geändert. Die Formulierungen sind minimal anders, aber die Substanz ist geblieben.
Und wie immer deuten die gleichen Vollidioten (und dieses Mal wohl auch Kretschmann in BaWü) an, dass man vom Beschluss abweichen oder früher lockern könnte.
Es ist zum wahnsinnig werden.
Und nichts zur Teststrategie oder Schnelltests. Nichts zur Qurantäne-Überwachung. Noch nicht mal, woher die Masken und wer sie bezahlt. Nach Berechnungen senkt jedes Prozent Homeoffice die Infektionszahlen signifikant.
Die Bekämpfung der Pandemie müsste doch absolute Priorität haben, nicht so nebenher in merkwürdigem Unernst. In was für einem Land leben wir eigentlich?
Es nimmt langsam wirklich bizarre Ausmaße an.
Dass BaWü Schulen und Kindergärten zwei Wochen früher wieder öffnen will (abgesehen davon, dass da eh viele zur „Notbetreuung“ gehen), wurde als New-Ticker WÄHREND DER LIVEPRESSEKONFERENZ eingeblendet.
Ich könnte es langsam echt verstehen, wenn Angela Merkel sich mit dem Friedrich-August-Zitat und ausgestrecktem Mittelfinger einfach ins Privatleben zurückziehen würde.
Den Gedanken hatte ich auch schon eine ganze Weile: „Macht euern Dreck alleene“.
Merkel, ohne einen persönlichen Vorteil davon zu haben, setzt sich gegen massiven Widerstand für das Gemeinwohl ein und lässt sich dafür noch beschimpfen. Viele solcher Politiker haben wir nicht.
Am ehesten noch Lauterbach und die anderen Mitglieder der Bundesregierung sind zumindest einigermaßen diszipliniert in ihrem Kommunikationsverhalten, ganz im Gegensatz zu den Landesfürsten.
Völlig bei dir.
Korrektur: Karl Lauterbach ist kein MItglied der Bundesregierung und nicht diszipliniert(im Sinne von zurückhaltend), was öffentliche Äußerungen betrifft.
So war es nicht gemeint. Lauterbach ist jemand, der mir noch einfällt (auch wenn er in der Vergangenheit auch schon mal weit daneben gelegen hat) und die anderen Mitglieder der Bundesregierung stechen zwar nicht hervor, verhalten sich aber weitgehend diszipliniert und schießen (beim Thema Corona) nicht quer.
Wenn mir noch einmal jemand sagt, CDU und SPD wären regierungsfähige Parteien, dann raste ich aus. Ich kenne Kleintierzüchtervereine, die eine Pandemie besser managen könnten als diese Clowns. Und wo sind diese überdurchschnittlichen Fähigkeiten der Megamutti Merkel? Da ist nix und da war auch noch nie etwas.l