Niemand glaubt, dass sich durch gerechtere Sprache alles ändert. Aber auch durch Frauenquoten, kostenlose Tampons auf öffentlichen Toiletten oder Interviews mit Astronautinnen ändert sich nicht »alles«. Es wurde millionenfach erklärt, warum es richtig und notwendig ist, geschlechtergerechte Sprache zu verwenden, unter anderem weil man aus Studien weiß, dass Menschen sich unter der männlichen Form einer Gruppenbezeichnung eben nicht alle Geschlechter vorstellen. […] Das muss man lernen, klar. So sagte etwa ARD-Chef Tom Buhrow im Interview, wenn Moderatorinnen wie Anne Will von »Politiker_innen« sprechen, dann wirke das auf ihn »künstlich«, es sei ja bisher »nicht in den Alltagsgebrauch übergegangen«. Da sei es wie mit Kleidung: »Alles, was irgendwie ablenkt, führt dazu, dass man sich nicht mehr auf das Thema konzentriert.« Das ist schon auch niedlich, aber wirklich auch albern, wenn ein gestandener Journalist mit Führungsposition sagt, dass er sich wegen geschlechtergerechter Sprache nicht mehr aufs Thema konzentrieren könne. […] Ähnliches gilt für den Einwand, »gegenderte« Texte seien »unlesbar«, gerne vorgebracht von Menschen, die diverse Fremdsprachen sprechen und auch sonst intellektuell eigentlich gut mitkommen. Oft wird dieser Einwand dann noch mit Ästhetik begründet – es sähe einfach hässlich aus, ein Gendersternchen zu benutzen – und unter dem Schlagwort »Gendergaga« vorgebracht, aber, ganz ehrlich: Wer »Gendergaga« sagt, hat sich in sprachästhetischer Hinsicht doch eh völlig aufgegeben. […] In der »FAZ« schrieb der emeritierte Linguistik-Professor Peter Eisenberg: »Jetzt knickt auch noch der Duden ein«. Hauptsächlich argumentiert Eisenberg aber gegen den Genderstern, den zu schreiben oder zu sprechen er falsch findet, den er aber noch nicht einmal verstanden hat. So schreibt er: »Der Genderstern wird in Wortformen eingefügt oder ihnen angehängt, um zu zeigen, dass sie sämtliche möglichen Geschlechter einbeziehen, auch sexuelle Orientierungen wie lesbisch, trans, queer, bi, schwul, inter, divers und andere.« Das ist schlicht falsch. Der Genderstern hat nichts mit sexueller Orientierung zu tun, Sie erfahren aus einem Wort wie »Leser*innen« nicht, ob es sich um Lesben handelt. Auch sind »inter« und »divers« keine sexuellen Orientierungen, sondern Beschreibungen der geschlechtlichen Identität jenseits von männlich und weiblich. Wie ernst kann man jemanden nehmen, der der Gegenseite so wenig zuhört? […] Es geht darum, sich Mühe zu geben, gerecht zu sein. Wenn man sich diese Mühe nicht machen will, dann soll man es eben lassen, aber dann sollte man auch einfach zugeben, dass man keinen Bock hat. Dann wird es auch nicht so peinlich, wenn man irgendwann dann doch mal die Energie aufbringt, es zu ändern. (Margarete Stokowski, SpiegelOnline)
Ich stimme Stokowski völlig darin zu, dass die Gegenargumente (ablenkend, sprachästhetische Probleme, etc.) letztlich vorgeschoben sind. Diese Sprachkritik ist letztlich immer die Frontseite eines tiefer gehenden Problems, das jemand mit dem entsprechenden Phänomen hat. Nehmen wir als Beispiel einmal die vor etwa 15 Jahren verbreitete moral panic, die selbst ernannte SprachschützerInnen vor Anglizismen aller Art hatten. Was wurde da nicht in aufgeregtesten Tönen der „Service-Point“ der DB attackiert und sich über Anglizismen in Werbung und Alltagssprache echauffiert (während „echauffiert“ vermutlich als alt-ehrwürdiger deutscher Wortbestand galt).
Auch da waren die Argumente um Verständlichkeit und Ästhetik letztlich Symptom des zugrundeliegenden Unbehagens, das die KritikerInnen mit dem Phänomen hatten, das wahlweise der amerikanische Einfluss (Anti-Amerikanismus geht in Deutschland immer), der Kapitalismus oder einfach nur das Alt-Ehrwürdige nicht schätzende Jugend war. Ob links, ob konservativ, ob rechts, für jeden war etwas dabei, anhand dessen man sich über die Phänomene der Sprache ärgern konnte. So ist es letztlich auch mit dem Gendern. Genauso wie die Anglizismen mittlerweile deutlich stärker die Alltagssprache durchsetzen als ehedem, so wird sich auch das Gendern weiter festsetzen und verbreiten – allen immer gleichen Kritiken der Sprachästhetik zum Trotz.
Der identitätspolitische Komplex der „Law&Order“-Politik drehte sich noch nie um den Rechtsstaat. Dasselbe gilt ja auch in Deutschland, wo die entsprechenden Phänomene zwar bei weitem nicht so extrem und gewalttätig, in ihrer Natur aber völlig vergleichbar sind. Das Beschwören von Polizei und und deren Gewaltanwendung (in Deutschland gerne als „ganze Härte des Rechtsstaats“ verbrämt) gehört zum festen Vokabular des ritualisierten politischen Diskurses. Es geht nicht um Rechtsstaatlichkeit, sondern darum, die Polizei als Werkzeug oder Waffe zur Durchsetzung, Herstellung oder Verteidigung einer bestimmten Gesellschaftsordnung zu sehen, die man für sich selbst wünscht. Auch die Nazis hatten kein Problem, Recht und Ordnung zu beschwören, während ihre SA-Schlägertrupps Straßenschlachten veranstalteten. Was sie meinten war, IHR Recht und IHRE Ordnung durchzusetzen – auf Basis des Rechts des Stärkeren. Das allerdings hat mit Rechtsstaatlichkeit nicht viel zu tun. Wir sehen das ja auch in der Flüchtlingspolitik, wo die gleichen Leute, die mit Grabesstimme Angela Merkels „Rechtsbruch“ bei der „Öffnung der Grenzen“ beklagt haben, überhaupt kein Problem mit illegalen Pushbacks und jeder Menschenrechtskonvention spottenden Flüchtlingslagern haben.
Ich kann mich nur beständig wiederholen, die Republicans sind strukturell eine Minderheitenpartei. Dass sie überhaupt Regierungsmehrheiten bekommen können verdanken sie einzig einem Wahlsystem, das Stimmenanteile in einem Ausmaß verzerrt, gegenüber dem die Repräsentation im Europäischen Parlament geradezu vorbildlich wirkt. Und selbst das reicht ihnen ja vielerorts nicht, wo sie sich auf WählerInnenunterdrückung bis hin zum möglichen Wahlbetrug zurückziehen.
Das bedeutet übrigens nicht, dass die Democrats automatisch eine Art Mehrheitspartei wären; sie haben zwar aktuell strukturell eine Mehrheit der Stimmen, aber ein gutes Drittel der AmerikanerInnen fühlt sich parteipolitisch nicht gebunden. Nur geben sich die Democrats eben Mühe, überhaupt Mehrheiten zu gewinnen, während die Republicans das nicht tun – worauf sie bisher auch nicht angewiesen waren.
Ich hoffe, dass Silvers Analyse korrekt ist und dass die GOP tatsächlich so viele WählerInnen verliert – besonders eben im vorstädtischen Gebiet – dass ihr das alles nicht mehr reicht und sie Mehrheiten dauerhaft verliert. In einem Zwei-Parteien-System ist das nie ein dauerhafter Zustand; noch immer wenn eine der beiden amerikanischen Parteien in der WählerInnengunst eindeutig einbrach, änderte sie sich und stellte ein neues Gleichgewicht her. Es ist meine Hoffnung, dass die Republicans durch eine Niederlagenserie gezwungen sein werden, sich zu moderieren und wieder um die WählerInnen der Mitte konkurrieren – und damit die Demokratie wieder gesundet.
4) Biden Must Avoid Obama’s Mistake When Setting His Agenda
Alternate histories are difficult to imagine, but it seems likely that had Obama spent his 2009 political capital on things more directly related to the recession — such as more infrastructure spending, a bigger bailout for underwater homeowners and a stronger welfare state — he’d have realized a higher return on that political capital. In other words, a crisis does present an opportunity for long-term reforms, but it’s best to use that opportunity for reforms that address the immediate crisis. […] The first priority is public health. […] This will be a bigger challenge than is popularly realized because of the possibility that vaccine-resistant virus strains will emerge. Biden will need to reorient much of the U.S. economy toward vaccine production and distribution until COVID-19 has been decisively beaten all around the world. It will take a lot of money and a lot of will. After the virus is beaten, the U.S. economy will still linger in recession unless the government acts decisively to boost demand. The best tool for doing this, as usual, is infrastructure investment. And the rapid progress in solar power and batteries means that Biden has a unique opportunity to address the climate crisis at the same time. A huge build-out of solar power and electric-car charging stations, including subsidies to rapidly replace fossil fuel plants and gasoline vehicles, will ensure that the U.S. economy comes roaring back while making huge steps toward decarbonization. (Noah Smith, Bloomberg)
Ich halte die in der Überschrift geäußerte These für falsch. In abgewandelter Form kann man sie gerade häufig in linkeren Kreisen sehen; meine Twitter-Timeline ist auch voll von „Democrats must use their majority„-Thesen, an Aufforderungen an die Partei, jetzt nicht feige einzubrechen, sondern ihr Mandat zu nutzen. Nur: Obama ist nicht das Problem. Das Problem – sofern man es als solches sieht, was sicherlich viele nicht tun, sondern eben eher links oder progressiv denkende Menschen – ist Joe Manchin, ist John Tester.
Ich stelle die Senatoren aus West Virginia und Montana hier pars pro toto. Sie sind die letzten der rar gewordenen blue dogs, der konservativen Democrats. Noch vor zehn Jahren gab es von ihnen viel mehr, machten sie über ein Drittel der Abgeordneten aus. Heute sind es nur noch wenige (während es so etwas wie red dogs überhaupt nicht gibt). Diese Leute, nicht Obamas oder Bidens mangelnder Mut, stehen einer radikaleren progressiven Reformagenda im Weg.
Die Democrats haben 50 Stimmen im Kongress. Zwei davon sind Tester und Manchin. Stimmen diese beiden nicht zu, kann sich Biden auf den Kopf stellen. Manchin etwa lehnt eine Abschaffung des filibuster ab. Es ist daher Quatsch, „Democrats“ aufzufordern, den filibuster abzuschaffen. Ohne Manchins Stimme geht das nicht. Und der Mann ist unangreifbar. Das sind die harten Realitäten.
5) ‘We Tried to Warn You’
Tech companies, when they finally—many of them begrudgingly—owned up to the issues they helped create in foreign countries, liked to point the finger at “media literacy” or “digital literacy.” This was Silicon Valley’s polite way of saying that users in these countries were too new to the internet, too naive to know that what they were seeing was fake, too easily misled by crudely Photoshopped pictures and doctored videos. While there is no doubt that this played a role, the overemphasis on this one issue, rather than a comprehensive look at the roles these companies’ own products played, seemed at times to border on calling people stupid and gullible. In the U.S., the thinking appeared to be, users familiar with the internet and fluent in the language of social media could tell fact from fiction, reality from illusion. Underlying this message was a tacit belief in, ultimately misguided, exceptionalism, that this could never happen in America. Until it did. […] This misinformation, and the plans to take violent action, like that found in other countries, received enormous levels of amplification on social-media platforms and little resistance from them. The resulting violence and deaths were appalling and yet unfortunately familiar, as was the reaction from social-media companies. (Timothy McLaughlin, The Atlantic)
Die hier angesprochene Problematik ist vor allem außerhalb der westlichen Welt relevant; Facebooks Rolle etwa in den jüngsten Massakern in Indien, Sri Lanka und Myanmar wird hier viel zu wenig rezipiert. Zwar haben wir mit dem Sturm auf das Kapitol einen Geschmack davon bekommen, wie das hierzulande aussehen kann – und welches Potenzial für die „Querdenker“ in Deutschland besteht -, aber letztlich bleibt die Rolle der Sozialen Netzwerke kleiner, als die Aufregung darum Glauben machen will.
Das Problem in den USA ist nicht Facebook oder Twitter; es ist FOX News. Der Fernsehsender ist der Urquell der Radikalisierung und macht fröhlich weiter damit. Hier muss angesetzt werden, wenn es um die Eindämmung der Radikalisierung geht. In Deutschland haben wir keinen Sender wie FOX, und ich denke dass darin der Hauptgrund liegt, warum unsere „Querdenker“ und die AfD ein solches Randphänomen bleiben.
Weitere Details hat Kevin Drum, der sich gerade intensiv dem Thema widmet: hier, hier, hier, hier.
6) The Police’s Tepid Response To The Capitol Breach Wasn’t An Aberration
Between May 1 and November 28, 2020, authorities were more than twice as likely to attempt to break up and disperse a left-wing protest than a right-wing one. And in those situations when law enforcement chose to intervene, they were more likely to use force — 34 percent of the time with right-wing protests compared with 51 percent of the time for the left. Given when this data was collected, it predominantly reflects a difference in how police respond to Black Lives Matter, compared with how they respond to anti-mask demonstrations, pro-Trump extremists, QAnon rallies, and militia groups. […] The differences in intervention weren’t because BLM protests were particularly violent. […] Even absent statistical evidence, those beliefs have consequences, Maguire told me. “I think protesters on the right, because they view the police as in their corner, they feel a sense of tacit permission,” he said. This is only exacerbated when police live up to those expectations. But, while it is true that law enforcement responded with far less force to Wednesday’s storming of the Capitol than to Black Lives Matter protests, there was some force, which resulted in one woman being shot and killed by police. And Maguire says this represents a jarring breach between the treatment right-wing extremists expect and the reality. The consequences of that worry him. He’s been watching this year as those extremists’ beliefs about themselves and their relationship with police grew increasingly religious and apocalyptic. […] The police, meanwhile, he worries, are likely to see criticism of a lack of force in D.C. and respond with more force elsewhere — whether that be against right-wing or left-wing groups. “Every other police department facing an angry crowd will be concerned about being overrun, and overcorrecting in response to that concern may lead to overly forceful, unconstitutional responses.” Violence, as they say, begets violence. And disparities in police force may well beget more disparities. (Maggie Koerth, 538)
Passend zu Fundstück 2 ist dieses hier. Ich meine, das verwundert ja auch nicht. Nicht nur ist Polizei eher ein Beruf, der autoritärer veranlagte Menschen anzieht (so wie überdurchschnittlich viele Progressive in Journalismus und Bildung arbeiten). Aber es gibt auch noch eine andere Seite der Medaille: Linke Demonstrierende betrachten ja die Polizei auch als Feind (man denke etwa an das berühmt-berüchtigte Akronym ACAB, all cops are bastards). Das ist durchaus eine Beziehung, die auf Gegenseitigkeit beruht. Das macht die Sache nicht besser: Die Polizei hat das staatliche Gewaltmonopol, weswegen die Maßstäbe, die wir an sie anlegen, notwendigerweise höher sind als die für linksradikale Demonstrierende. Aber man sollte nicht vergessen, dass Nazis überrascht sind, wenn sie mit der Polizei aneinandergeraten – während die Antifa diese Auseinandersetzung oft genug geradezu lustvoll sucht.
7) Trump Is on the Verge of Losing Everything
If this were still 2015, Trump could fall back on his tried-and-true income generators: money laundering and tax fraud. The problem is that his business model relied on chronically lax enforcement of those financial crimes. And now he is under investigation by two different prosecutors in New York State for what appear to be black-letter violations of tax law. At minimum, these probes will make it impossible for him to stay afloat by stealing more money. At maximum, he faces the serious risk of millions of dollars in fines or a criminal prosecution that could send him to prison. […] The assumption until now has always been that Trump wouldn’t really be convicted of crimes or sentenced to prison, despite the fairly clear evidence of his criminality. American ex-presidents don’t go to jail; they go on book tours. That supposition wasn’t wrong, exactly. It rested on the understanding of a broad norm of legal deference to powerful public officials and an understanding of the dangers of criminalizing political disagreement. But what has happened to Trump in the weeks since the election, and especially since the insurrection, is that he has been stripped of his elite impunity. The displays of renunciation by corporate donors and Republican officials, even if they lack concrete authority, have sent a clear message about Donald Trump’s place in American society. (Jonathan Chait, New York Magazine)
Ich glaube immer noch nicht wirklich daran, dass Trump die Konsequenzen seiner jahrzehntelangen Verbrechensserie fürchten muss. Zwar ist durchaus anzunehmen, dass die zugehaltene Nase, mit der die amerikanischen Milliardäre in den letzten Jahren Trump und sein Zerstörungswerk der Demokratie im Namen von Steuergeschenken unterstützt haben, jetzt in einem schnellen sozialen Ostrakismus des Mannes endet. Und ich gönne es ihm von ganzem Herzen.
Nur bleibe ich extrem skeptisch, ob es eine gute Idee ist, Trump und Mitglieder seiner Regierung gerichtlich zu verfolgen, vor allem für Dinge, die während der Regierungszeit passiert sind. So schuldig er offensichtlich auch ist, mir bleibt immer das Beispiel des Falls der Römischen Republik vor Augen. Verfolgt man PolitikerInnen gerichtlich, drückt man sie an die Wand und gibt ihnen keinen Grund, jemals die Macht wieder aufzugeben. Ich lasse Trump lieber seine betrogenen Millionen, wenn er sich dafür nach Mar-o-Lago zurückzieht und die Klappe hält, als dass der nächste Westentaschendiktator im Putsch seine einzige Chance sieht, in Freiheit zu bleiben.
8) The Rise and Fall and Rise (and Fall) of the U.S. Financial Empire
And so the ramshackle rule of the dollar has not just survived the 2020 crisis but been reaffirmed. Can it continue? Faced with the grandiose spectacle of China’s return to global power, the conversation turns to history. Grand strategists invoke the Thucydides trap and predict war. That ought to be unthinkable. But war is, in fact, the only model we have in the modern era of a transition in hegemonic currency. It was World War I and World War II that exploded Britain’s global empire and brought about the dominance of the dollar. When advocates of monetary reform on both the left and right invoke a new Bretton Woods, it is worth remembering that the conference met in the weeks after D-Day and as the Red Army was battering its way toward Poland. If that is our future, the question of currency standards will be the least of our problems. If we imagine instead a more gradual transition, the key issue to watch is the ability of the United States to attract investors willing to lend to it in dollars. […] In 1973, the economist Richard N. Cooper published an essay in Foreign Policy offering “an unconditional forecast about the future of the dollar for, say, the next decade.” He predicted: “At the end of a decade the position of the dollar will not be very different from what it is now. The dollar will continue to be suspect and the struggle to find acceptable ways to rein it in will continue, but generally they will fail, and the dollar will still be widely used both as a private international and as an official reserve currency. … The basic reason for this forecast is simple: there is at present no clear, feasible alternative.” Almost half a century later, Cooper’s forecast still seems like a good bet. The dollar is a bit like democracy: It is the worst global currency, except for all the others. (Adam Tooze, Foreign Policy)
Ich empfehle die Lektüre dieses spannenden, langen Artikels vom profilierten Wirtschaftshistoriker Tooze (dessen Bücher ich ja immer wieder gerne empfehle) zu Lektüre. Ich habe keine großen Kommentare dazu; es ist nicht wirklich mein Feld. Vielleicht will ja jemand in den Kommentaren ausführlicher Stellung beziehen.
9) So isser, der Laschet. Wirklich?
So einen Satz muss man sich leisten können, er kommt bescheiden daher, selbstkritisch, ehrlich – und doch ist er enorm voraussetzungsreich. Wie ist er denn, dieser Armin Laschet, fragt man sich. Und selbst wer das nicht beantworten kann (und das sind vermutlich ziemlich viele), der gewinnt den Eindruck: Perfekt isser offenbar nicht, der Laschet, aber authentisch. Das wiederum ist nicht das Gegenteil von Inszenierung, es ist die Perfektionierung der Inszenierung. Sie dient vor allem einem Zweck: Vertrauen zu generieren. Merkel hat dieses Image kultiviert: die Sachpolitikerin, uneitel und pragmatisch. Ausgerechnet Merkel, die ihr Privatleben anders als ihr Vorgänger Gerhard Schröder stets aus der Öffentlichkeit hielt, sagte 2013: Sie kennen mich. Es war ein Satz, der über den Moment hinauswies und ihre Kanzlerschaft prägte. Wie kann man Angela Merkel kennen? Es ist das Paradox der Merkelschen Inszenierung: dass sie immer so daherkommt, als sei sie das Gegenteil einer solchen. Auch Bodenständigkeit will sorgsam dargestellt werden. In einer Homestory berichtete die »Bunte« einst darüber, dass Merkel Kartoffelsuppe mag und Gartenarbeit. Banal, egal? Keineswegs. Nur eine Inszenierung, die nicht als solche daherkommt, taugt dazu, Vertrauen zu generieren. […] Authentizität braucht den Anschein von Bodenhaftung (»ein Mann/eine Frau wie du und ich«), erzeugt durch wohldosierte private Äußerungen, vor allem über Krisen, Fehler und Fehlbarkeiten. »Self-disclosure« nennt die Wahrnehmungspsychologie das. Verkürzt gesagt: Wenn wir Vertrauen gewinnen wollen, dann müssen wir etwas von uns preisgeben. Wenige Attribute oder Anekdoten reichen aus, es geht nicht um wortreiche Selbstoffenbarungen, im Gegenteil. Von dem Politiker als Menschen wird auf den Politiker als Politiker geschlossen. Das ist einfachste Wahrnehmungstheorie: Die Menschen verallgemeinern von dem, was sie wissen (wie wenig das auch sein mag), auf das, was sie nicht wissen. Und sie können die Alltagstauglichkeit eines Politikers meist ohnehin besser beurteilen als seine Fachkompetenz. (Barbara Hans, SpiegelOnline)
Es ist immer wieder faszinierend, wie es neu für Leute ist, dass Politik aus Inszenierung besteht. Die albernste Kritik an Hillary Clinton war immer, dass sie nicht authentisch sei. Klar war sie authentisch. Sie war sehr authentisch eine Frau, die sich nicht wohl darin fühlte, Volksnähe vorzugaukeln. Andere machen eine bessere Figur beim Bratwurstessen auf dem Marktplatz (das deutsche Äquivalent dieses Blödinnkarussells). Aber das sagt ja nichts über die Qualitäten der Leute aus. Die WählerInnen wollten lieber mit Bush als mit Kerry ein Bier trinken; eine Entscheidung, die durchaus verständlich sein mag, aber mit dem höchsten Regierungsamt halt herzlich wenig zu tun hat. Nur ist es für die Wahl eben entscheidend. Laschet ist gut darin, eine Performance der verkörperten Mittelmäßigkeit abzugeben. Das scheint ungefährlich. Nach 16 Jahren Merkel sollte aber doch inzwischen die Lektion gelernt worden sein, wie sehr dieser Schein trügen kann.
10) It Turns Out that Deplatforming Works.
And indeed, deplatforming conspiracy promoters has been proven to work, both now and in the past. In the wake of the recent bans of Trump and QAnon mavens, election misinformation online has dropped by over 70%: […] The new research by the San Francisco-based analytics firm reported that conversations about election fraud dropped from 2.5 million mentions to 688,000 mentions across several social media sites in the week after Trump was banned from Twitter. Election disinformation had for months been a major subject of online misinformation, beginning even before the Nov. 3 election and pushed heavily by Trump and his allies. Zignal found it dropped swiftly and steeply on Twitter and other platforms in the days after the Twitter ban took hold on Jan. 8. […] The problem, of course, is that if a single push of a button by Mark Zuckerberg and Jack Dorsey can so profoundly affect democratic discourse and even election outcomes, then our democracy is functionally profoundly affected if not controlled outright by a few autocratic corporations. After all, what if Facebook and Twitter had taken these actions far earlier? What if their leadership, or the whims of their CEOs, changed to being sympathetic with autocracy? It’s far too much power in too few hands, without democratic accountability. The flip side of the argument, though, is that it would indeed be totalitarian for the government to dictate to a private company that it must allow certain speakers or irresponsible speech on its platforms, even when they run counter to its terms of service or even expose it to liability. It was comical to hear conservatives claim that “Twitter censorship” resembled “Communist China” when the reality in China is that media networks are required to support its political leaders–quite the opposite of being empowered to ban them. (David Atkins, Washington Monthly)
Es war die absolut richtige Entscheidung, und sie war überfällig. Wie in Fundstück 7 beschrieben halte ich es nicht unbedingt für zielführend, Trump und seine White-Supremacy-Kollegen gerichtlich zu verfolgen. Wenn man ihnen ihr Megaphon wegnimmt, reicht das völlig. Die Sozialen Medien sind aber – siehe Fundstück 5 – nicht ausschlaggebend. Twitter hat nicht genug Nutzer. Relevant war, dass Trumps Tweet permanent in den Leitmedien rezipiert wurden. Dort muss der Wandel erfolgen.
11) Linke diskutiert radikalen Kurswechsel in der Außenpolitik
Höhn ist sicherheitspolitischer Sprecher der Linksfraktion, Reformer, und hat ein Diskussionspapier an die anderen linken Abgeordneten geschickt, das ein ganz neues außen- und sicherheitspolitisches Programm der Linken skizziert. Es liegt dem SPIEGEL vor. Man könnte sagen: Es stellt eherne Prinzipien infrage. Man könnte auch sagen: Es rüttelt an überalterten Dogmen. In jedem Fall eröffnet es eine Diskussion, um die die Linke in diesem Wahljahr kaum herumkommt. »Die Welt dreht sich weiter – auch sicherheitspolitisch«, schreibt Höhn. Doch »die Partei vermeidet die Diskussion darüber.« Auf sieben Seitens spricht er alle zentralen Streitfragen der Partei an: d s Verhältnis zur Nato, zur Ausstattung der Bundeswehr, zur EU, zu Auslandseinsätzen im Rahmen der Uno, die Haltung zu den USA und Russland. Seine Antworten dürften für Widerspruch sorgen. […] Feste Finanzierung der Bundeswehr, Integration in eine EU-Armee, Bereitschaft zu Blauhelmeinsätzen und mehr Geld für Uno-Missionen, Verbleib in der Nato, mehr Distanz auch zu Russland: Höhn steht damit gegen die meisten anderen bekannten Außenpolitiker der Linken. Die Parteispitze, die die Linke regierungsbereit machen möchte, dürfte dagegen mit mehr Wohlwollen auf das Papier schauen. Er wolle, schreibt Höhn zum Schluss, ein Diskussionsangebot machen und Debatten in der Partei anstoßen. Die Chancen stehen gut, dass ihm das gelingt. (Jonas Schaibe, SpiegelOnline)
So sehr ich den Schwenk zum Isolationismus bei der SPD (Stichwort Drohnen, Russland) für fatal halte, sosehr begrüße ich den zu einer halbwegs realistischen Außenpolitik bei der LINKEn. Letztlich nähern sich die beiden Parteien einander deutlich an und räumen das Thema Außenpolitik, das einer Kooperation im Bund bisher immer im Weg stand, ab. In einer hypothetischen R2G-Koalition wären die Grünen dann – wie absurderweise vermutlich auch in einem schwarz-grünen Bündnis, wenn man Laschets Einlassungen ansieht – der Garant für eine Fortsetzung wenigstens eines rudimentären Transatlantismus. Ich halte bekanntlich sehr wenig von den außenpolitischen Vorstellung den der LINKEn und SPD (einen Mix, in den man die FDP leider auch aufnehmen muss, und die AfD natürlich sowieso). Dass jetzt auch die CDU Anstalten macht, in diese Richtung Bewegungen zu vollführen, ist echt merkwürdig. Hoffen wir, dass das nicht passiert.
„Relevant war, dass Trumps Tweet permanent in den Leitmedien rezipiert wurden“
Sehe ich genau so. Ich habe mich schon länger gefragt, warum sie das taten. Faszination des Bösen/Irren? Sensationslust?
Auch wäre dann die Diskussion überflüssig, ob der Twitter-Ban die Meinungsfreiheit beschneidet.
Naja, er war halt Präsident der USA, und er hat Twitter im Endeffekt als Kommunikationsmedium benutzt.
Aber über sein privates Twitter Konto, das ja dann dicht gemacht wurde, nicht über das offizielle POTUS Konto.
Der Unterschied war akademisch.
Das stimmt.
Aber auch nur ein weiteres Zeichen für den umfassenden (jahrzehntelangen) Verfall politischer Sitten und journalistischer Standards.
Was hätten die Journalisten denn anders machen sollen ?
Von 2016 bis 2020? Konnten sie gar nichts anderes machen.
War halt das Ergebnis von 40 Jahren zunehmender Personalisierung politischer Berichterstattung, dem nicht hinterfragten Übernehmen von ‚Spin‘ durch PR Profis der Politik und Lobbies (evtl. gleich aus dem eigenen Haus, s. Bertelsmann-Stiftung), dem ohnmächtigen Zusehen bei der Demontage fester Beschäftigungsverhältnissen und dem Füllen der Redaktionen mit Voluntären und unterbezahlten Freien.
Und natürlich sich einem eskalierenden Aktualitäts-Zeitdruck ausetzen, der jede Möglichkeit zur Reflektion und Qualitätskontrolle (die dann durch von der Buchhaltung überwachte Verkaufs- und Klickzahlen ersetzt wird).
Der gleiche Mechanismen wie bei vielen anderen Falschmeldungen auch: Man will im Zweifelsfall nicht die Plattform sein, die das große Thema verpasst.
Dass viele Medien per Click verdienen, macht es natürlich nicht einfacher, Zurückhaltung zu zeigen.
1)
Ich habe das schon mal gefragt ohne (glaube ich zumindest) Antwort bekommen zu haben. Warum nimmst du BinnenI oder Formulierungen wie SuS und nicht das Sternchen? Ist das eine bewusste Entscheidung die „geschlechtliche Identität jenseits von männlich und weiblich“ auszuschließen?
Dieser Beitrag ist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, warum ich mich jedes mal ärgere, wenn ich etwas von Stokowski lese. Sie reiht letztendlich immer wieder die gleichen Behauptungen und Vorurteile aneinander ohne sich sonderlich um die Realität, oder wenigstens Kongruenz im eigenen Beitrag, zu scheren.
Warum gefällt Dir das so gut?
Hier übertrifft sie sich mal wieder selbst indem sie am Anfang konservative Männer (warum eigentlich ohne alt und weiß?) angreift und dann ein paar Absätze später Sabine Mertens vom Verein Deutsche Sprache zitiert und verlinkt.
Sie verdient quasi ihren Lebensunterhalt damit, anderen Vorzuwerfen sich nicht um Geschlechtergerechtigkeit zu scheren und Frauen zu unterdrücken und dann macht sie mal eben Frauen die nicht ihrer Meinung sind zu konservativen Männern.
Wie soll man das denn ernst nehmen?
Hier die Zitate:
„Das Spiel geht so: Irgendeine Institution entscheidet sich für eine geschlechtergerechtere Sprache als zuvor. Konservative Männer erklären, warum dies ein sinnloses Einknicken vor dem feministischen Mob ist, gegen die Regeln der heiligen deutschen Sprache, gegen das Grundgesetz oder einfach nur gegen ihr ästhetisches Empfinden.“
vs.
„Zitat: »Sprachlenkung ist Gehirnwäsche«, Sabine Mertens, Verein Deutsche Sprache.“
Sabine Mertens kritisiert in dem offenen Brief den Stokowski hier verlinkt übrigens den DLF. Mertens macht also das, was Stokowski vorher ausschließlich konservativen Männern zuschreibt.
Wenn man den verlinkten Brief komplett liest (ich habe allerdings meine Zweifel, ob Stokowski das getan hat), nimmt der Bezug auf eine Diskussion im DLF zwischen Judith Sevinç Basad und Anatol Stefanowitsch zur gendergerechten Sprache.
Jetzt rate mal, wer von den beiden dagegen war und so argumentiert:
„Ich glaube vielmehr, dass dadurch, dass wir das Gendersternchen einführen auch auf dem Sender, das genaue Gegenteil passiert, nämlich dass man Frauen und Minderheiten nicht nur auf ihr Geschlecht reduziert und zu einer Gruppe homogenisiert, sondern dass man ihnen auch noch einen Opferstempel aufdrückt. Und dadurch wird ein ultradefizitäres Frauenbild erstellt: die Frau als schwaches und hilfsbedürftiges Wesen, das ohne die Hilfe von Journalisten überhaupt nicht in der Lage ist, sich emanzipiert zu verhalten. Und das finde ich um einiges sexistischer, als das Sternchen nicht zu verwenden.“
Richtige Antwort: Frau Basad.
Stokowski denkt übrigens nicht nur in Geschlechterklischees sondern frönt auch munter ihren Vorurteilen wenn es ums Alter geht:
„Das sind im Grunde zwei Einwände: Es gibt Wichtigeres, und es hat keine Auswirkungen. Das Ding ist: Natürlich gibt es Wichtigeres, deswegen ist es so albern, darüber jedes Mal neu mit gekränkten Boomern zu diskutieren.“
Die von ihr indirekt verlinkte Judith Sevinç Basad argumentiert genau so, ist aber kein gekränkter Boomer sondern ein Millennial:
„Das Sternchen baut auf einer falschen Annahme auf, die sich nicht wissenschaftlich beweisen lässt: dass wir durch die Veränderung der Sprache auch die Wirklichkeit verändern können. Das ist ja nicht der Fall. Nehmen wir zum Beispiel mal sexuelle Gewalt oder Diskriminierung am Arbeitsplatz – die wird sich ja nicht dadurch beseitigen lassen, indem wir das Sternchen einführen, sondern durch Realpolitik.
Kein spezieller Grund. Aber ich wollte im ohnehin schwierigen Lernprozess nicht zwischendrin wechseln.
Und was ist dann mit den nicht-binären?
Und was hältst Du von ihrem Text an sich? Ich finde das wirklich übel. Oder bin ich da zu empfindlich und die gute Sachen geht vor Genauigkeit?
Und müssen Frauen mit der „falschen“ Meinung, wie Basad und Mertens, einfach damit leben unter konservative Männer eingeordnet zu werden? Sind das gar keinen richtigen Frauen?
Die kommen da nicht vor, ich weiß.
Sie ist wie Fleischhauer, was das angeht.
„Sie ist wie Fleischhauer, was das angeht.“
Mit der Aussage weiß ich jetzt ehrlich gesagt nichts anzufangen.
Für mich wäre das ein Grund nichts von ihr zu Teilen.
Findest Du das, was Du bei Fleischhauer falsch findest, bei ihr akzeptabel weil sie scheinbar in Deinem Lager zu Hause ist?
Noch mal anders Formuliert. Dir liegt Gleichberechtigung offenbar sehr am Herzen und zwar, so weit ich das beurteilen kann, ernsthaft. Mir auch (obwohl wir, was die Sinnhaftigkeit geschlechtergerechter Sprache angeht nicht ganz einer Meinung sind)
Stokowski hingegen geht es doch allem Anschein nach nicht um Gleichberechtigung. Frauen die ihr widersprechen werden als konservative Männer abgekanzelt und gleichaltrige die anderer Meinung sind als sie werden zu Boomern. Fakten die nicht in ihr Narrativ passen werden verdreht oder ignoriert.
In meinen Augen ist das üble Identitätspolitik.
Worauf ich raus will ist, dass Stokowski eine Krawallbürste ist. Sie kann sehr gut schreiben (wie auch Fleischhauer) und nutzt das für maximale Polarisierung (erneut, wie er). Das heißt nicht, dass da nicht gelegentlich ein guter Gedanke drin wäre. Wenn ich Artikel zitiere, mache ich mich ja nicht mit denen gemein, sonst würde ich ja nicht etwa den American Conservative zitieren oder so.
Den Vergleich finde ich gegenüber Stokowski extrem unfair.
Sie hat einen sehr klaren Standpunkt, der sich im Großteil ihrer Texte durchschlägt. (Was durchaus anstrengend sein kann, ich bin jetzt auch kein Fan).
Fleischhauser ist ein absoluter Bullshitter, der oft mit wirren Andeutungen und Falschbehauptungen arbeitet, um seine „Argumentation“ ins Ziel zu bringen. Kennen wir ja hier aus dem Blog auch, solche Figuren.
Fleischhauer ist inzwischen völlig abdreht, aber zu Spiegel-Zeiten passt der Vergleich IMHO. Da hab ich ihn sehr geschätzt.
Kann ich mir nicht erklären. Es war nach kurzer Zeit klar, dass das ganze Duo Augstein-Fleischhauer eine reine Simulation von Debatte war.
Konnte auch nicht mehr sein, weil es bei Fleischhauer schon damals immer auf eine irre Wendung hinauslief, nach dem am Ende die Linken, 68er oder Grünen an allem Elend der Welt die Schuld trugen.
Ich hab darüber schon 2013 im Spiegelfechter geschrieben: https://workingmansdeath.wordpress.com/2013/07/25/alles-nur-show/
Augstein ist jetzt auch nicht gerade Höhepunkt des intellektuellen Diskurses.
Auch das habe ich 2013 schon geschrieben 😉
Und seitdem ist Augstein auch in sehr seltsame Sphären abgeglitten. Man könnte ihn vielleicht als den Dieter Nuhr der Kolumnisten beschreiben. Die mehr als Mittelmaß, selten ansatzweise geistreich, aber seit einigen Jahren konsequent auf einem „altert weißer Mann“ Trip.
Ja, furchtbar.
„Fleischhauser ist ein absoluter Bullshitter, der oft mit wirren Andeutungen und Falschbehauptungen arbeitet, um seine „Argumentation“ ins Ziel zu bringen.“
Das macht Stokowski eben auch. Das ist ja genau der Punkt. Ihr böse Männer gute Frauen Narrativ hält bei vielen Beiträgen, wie auch diesem hier, einer genaueren Betrachtung einfach nicht stand.
Ich kenne Fleischhauers Werk zu wenig, würde aber vom Gefühl her sagen, dass er das häufiger macht.
Ich würde die Aussage „Männer böse, Frauen gut“ aus diesem Text nicht herauslesen. (Gerade WEIL sie ja nun auch diesen beiden Autorinnen zitiert.)
Dass es aber überwiegend Männer sind, die ein Fass zu diesem Thema aufmachen, ist auch nicht zu leugnen. (Allen vorn dieser „Verein deutsche Sprache“ und sein Vorsitzender…dass über diese rechten Witzfiguren überhaupt jemand schreibt, wenn die eines ihrer Pamphlete veröffentlichen, ist erstaunlich.) Und auch, dass die meisten Kritiker des Themas recht eindeutigen im politischen Spektrum zu verorten sind, ist kein Geheimnis.
Ich bin bei dem Thema selbst eher unentschlossen und hab da nicht wirklich ein Pferd im Rennen. Aber darüber nachzudenken und auch eine klare Meinung zu vertreten, ist absolut legitim. Sprache bestimmt das Bewusstsein. Das ist nichts Neues.
Und Margarete Stokowski selbst schlägt ja am Ende den Bogen, dass sie für sich die optimale Form auch noch nicht gefunden hat oder einige Varianten für sie nicht stimmig klingen.
Ich verstehe nicht wirklich, wie man den Artikel als männerfeindliche Kampfschrift lesen kann.
„Ich verstehe nicht wirklich, wie man den Artikel als männerfeindliche Kampfschrift lesen kann.“
Das ist natürlich übertrieben. Aber Männer sind Schuld ist schon ein roter Faden in ihren Kollumnen. Und da gegen Fakten und Logik über Bord.
Ich verstehe einfach nicht wieso man auf konservative Männer und Boomer schimpft und dann Frauen und Millenials anführt. Aber der Punkt wurde ja jetzt hinreichend gemacht
Ich fühle mich von ihr nicht angegriffen, und ich bin ein Mann. Sie ist da schon spezifischer.
Ich kenne bei weitem nicht jede ihrer Kolumnen. Von den Texten, die ich gelesen habe, fand ich einige recht gut, andere eher mäßig.
Was aber teilweise recht deutlich wird, ist dass viele ihrer Kritiker sich meisten nur auf (Teil-) Sätze stürzen und oft den Eindruck machen, nicht den ganzen Text gelesen zu haben.
Sie ist einer der Namen, bei denen dann schon automatisch auf „Aufregen“ gestellt wird. Die Begriffe „konservativ“ und „Boomer“ kommen in dem Text genau je einmal vor. Davon, dass sie auf diese Gruppen schimpfen würde, kann kaum die Rede sein. Nur dürften die meisten der Personen, um die es in diesem Beitrag geht, in mindestens eine der beiden Gruppen fallen.
Ach komm. Jetzt wird’s lächerlich. Ich habe den Text komplett gelesen, die entsprechenden Zitate gegenüber gestellt und die verlinkten Quellen gelesen und weiter recherchiert. Das alles sieht man auch in meinem ursprünglichen Kommentar.
„Ich fühle mich von ihr nicht angegriffen, und ich bin ein Mann. Sie ist da schon spezifischer.“
In diesem Fall ist sie ja zu spezifisch und liegt damit falsch.
Ich bin auch ein Mann und fühle mich nicht angegriffen, eben weil ich dieses simple Gruppendenken total bescheuert finde.
Für das was Männer so machen fühle ich mich weder als mit-Mann verantwortlich noch hat es sonderliche Auswirkungen auf mein Selbstbild. Warum auch?
Tue ich doch auch nicht?
Dann sind wir uns da ja einig 🙂 Hatte den letzten Kommentar missverstanden
Du zitierst sie aber i.d.R. positiv und zustimmend.
Mein Gedanke ist immer, wenn ich merke dass jemand unredlich (in ihrem Fall vorsichtig ausgedrückt) argumentiert, ist die Wahrscheinlichkeit recht gross, dass er das auch in Fällen tut bei denen ich das nicht merke.
Daher traue ich ihm gar nicht.
Woher soll ich wissen ob ein andere Gedanke bei ihr wirklich gut oder wieder nur zurechtgeschustert oder gar gelogen ist?
„Gut“ schreiben ist übrigens deutlich einfacher, wenn man sich mehr ums Narrativ als um die Fakten kümmert.
Korrekt. Aber ich würde bei Stokowski auch keine nüchterne Faktendarstellung erwarten.
„Aber ich würde bei Stokowski auch keine nüchterne Faktendarstellung erwarten.“
Nüchtern verlangt ja auch keiner. Aber sich an Fakten halten wäre halt schon gut. Und das macht sie schlicht nicht.
1) Ich frage mich, für welche Sprachanwendungen gendergerechte Sprache wirklich nützt. So wie das ‚Bürokratendeutsch‘ für einen Steuerbescheid funktioniert und hilfreich ist, aber nicht für ein Gedicht, so ist außerhalb der Nischensoziolekts von Journalisten und Politikern etwa inn einem Songtext oder Roman nicht gut vorstellbar.
8)“But war is, in fact, the only model we have in the modern era of a transition in hegemonic currency.“ ist schon als Prämisse fragwürdig. Betrachte die Euro-Einführung. In Zentral-und Osteuropa war in den 90ern die D-Mark eine ‚kleine‘ Leitwährung als viele Länder ihre Währungen angekoppelt haben ( Bosnien-Herzegowina verwendet immer noch die ‚konvertible Mark‘). Diese Währung wurde friedlich durch den Euro ersetzt. [Allerdings hat dieser Übergang zum Währungschauvinismus mit verheerenden Folgen in der Eurokrise geführt]
10) Du übersiehst in deiner Freude, dass Trump die Klappe halten muss, was für eine Machtdemonstration der Digitalkonzerne dieses Deplatforming darstellte. Es zeigt ‚Wir können jeden mundtot machen, selbst den Präsidenten der Vereinigten Staaten‘. Und diese Aussage hat in meinen Augen durchaus Putschcharakter, da in einer Demokratie Herrschaft durch Kommunikationswege erworben und großteils auch ausgeübt wird..
11) Der Spiegel schafft sich hier ein wenig einen transatlantischen Kronzeugen nach seinen Bilde. Matthias Höhn klingt auf Abgeordnetenwatch doch etwas anders: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/matthias-hoehn/fragen-antworten/566394
cimourdain,
Trump hat in der Phase echt nur noch gelogen. Solche Leute werden in ein Fernsehstudio am besten gar nicht eingeladen. Und twitter hat sehr gut reagiert, indem sie den einfach aussperrten.
Und wer wird als nächstes ausgesperrt? Jemand der höhere Besteuerung von Digitalkonzernen fordert und (laut Twitter) Kannibalismus will ? Nein, wenn du wissen willst, ob jemand lügt, musst du die Möglichkeit haben, aus erster Hand zu erfahren, was er (oder sie) überhaupt sagt – siehe auch den Kommentar zu 11).
1) Würde ich so nicht sagen, das ist ja letztlich alles eine Gewöhnungsfrage. Aber dass wir in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Sprache nutzen ist ja keine rasend neue Erkenntnis.
8) Korrekt, aber Tooze redet ja von weltweiter Hegemonie.
10) Der hat doch nicht die Klappe gehalten, und mundtot war er auch nicht. Das halte ich für deutlich übertrieben.
11) Klingt für mich nicht anders. Ist wie Jonas es in seinem Text beschreibt.
1) Das mit der Gewöhnung ist noch ein weiter Weg, alle Genderkonstruktionen sind Behelfskonstruktionen. Sieh dir die Formulierungen in einem hypothtischen Fantasy-Textausschnitt an:
‚Lady Margarete blickte in die Runde der versammelten HeerführerInnen und begann: „Meine Herren, Damen und Personen nichtbinären Geschlechts, die Feinde (m/w/d) sind vor den Toren der Stadt. Platziert Bogen Schiessende auf den Mauern und bereitet einen Kavallerieausfall vor, um die gegnerischen Katapultfrauschaften anzugreifen. “ [etc…]‘
„Feind“ ist geschlechtsneutral. „Heerführenden“ ist völlig problemlos lesbar. Die Anrede „damen und Herren“ gehört so oder so nicht in einen Fantasykontext. „Mannschaften“ wird nicht gegendert, ließe sich aber gegebenenfalls durch „Besatzung“ oder „Bedienung“ ersetzen. Da, Problem gelöst.
Der Feind ist grammmatikalisch männlich [und bei Lady Margarete nicht nur grammatikalisch]. ‚Damen und Herren‘ muss man natürlich durch ‚Lords und Ladies‘ sowie Nichtbauern nichtbinären Geschlechts‘ ersetzen. Und dass du ‚Die Bedienung‘ (Weiblich) verwenden willst, zeigt, dass du Frauen eine untergeordnete (dienende) Rolle zuordnest. 😛
Stell dir einfach vor, dass ich müde lächle, okay?
Mannschaften wird nicht gegendert.
Da gibt es durchaus geteilte Meinungen
https://www.genderleicht.de/eine-mannschaft-sind-11-frauen-das-maskulinum-bei-fussball-wm/
Mannschaft ist übrigens deutlich maskuliner als das von dir abgelehnte generische Maskulinum.
Ich benutze das Wort genau aus dem Grund auch nicht und würde immer „Team“ oder so was verwenden, nur passt das halt in den historischen Roman nicht rein 😉
@ cimourdain 22. Januar 2021, 18:41
‚Lady Margarete blickte in die Runde der versammelten HeerführerInnen und begann: „Meine Herren, Damen und Personen nichtbinären Geschlechts, die Feinde (m/w/d) sind vor den Toren der Stadt. Platziert Bogen Schiessende auf den Mauern und bereitet einen Kavallerieausfall vor, um die gegnerischen Katapultfrauschaften anzugreifen. “ [etc…]‘
🙂
Ich habe gerade 14 Bände „Rad der Zeit“ hinter mir, wo es eben genau so abging (wenn man „Margerete“ durch Elayne ersetzen würde, passt das sogar sehr gut).
Ich lag vor Lachen auf dem Boden. Vielen Dank!
Je „Das Lied von Eis und Feuer“ gelesen?
@ Stefan Sasse 25. Januar 2021, 19:07
Je „Das Lied von Eis und Feuer“ gelesen?
Gehört; als Hörbuch im Auto. Hat mich während meiner stundenlangen nächtlichen Pendel-Arien über Monate wachgehalten. Fieser Cliffhanger am Schluss – war ich sauer…
Und der nächste Band ist ncoh nicht in Sicht …
Erzähl mir mehr! 😀 Aber trotzdem eine brillante Serie. 🙂
zu 5) Folge dieser Fokussierung auf foxnews nicht. Völlig schockiert hat mich vor ca 5 Jahren als ein an sich intelligenter polnischer Kollege von dem „no agenda“ Podcast vorschwärmte. So beliebt wie bodenlos blödsinnig.
Meine persönliche deprimierende Erkenntnis ist, dass aus irgendeinem Grund viele Leute halt einfach gerne blödsinnige Überzeugungen haben und zwar leider im Alter zunehmend.
In meinem beruflichen IT-Umfeld wird auch oft höchst unsauber und polemisch argumentiert. Leute kommen damit durch. Wenn man das nicht will, kommt man halt schon mal unter die Räder, zumal dich das Bemühen um sauberes argumentieren in komplexen Kontexten halt nicht vor Fehlentscheidungen schützt, für die ich verantwortlich gemacht werden kann und das ist auch gut so.
Eigentlich wundere ich mich seit ein paar Jahren, wie sowas wie die Rückbesinnung auf griechische Philosophen in der Renaissance oder Aufklärung je eine solche Wirkung entfalten konnte.
Natürlich gibt es überall Leute, die zu extrem scharfen politischen Denken in der Lage gibt. Und überall gibts auch die anderen. Hitler kam ja nicht in Malawi an die Macht.
Der Unterschied zu den Meeren des Südens liegt vermutlich in einem Geflecht an Regeln und Haltungen, die weitgehender akzeptiert werden.
Eine rumänische Kollegin bemerkte letztes Jahr über ihr genereller Eindruck zu ihrem Land, dass da irgendwie alles möglich wäre. Der aus einfachen Verhältnissen stammende chilenische Intellektuelle Nicanor Parra äußerte einmal den genialen Satz: Hier respektiert man nicht mal das Gesetz des Dschungels (aquí no se respeta ni la ley de la selva). Ich kenn da psychotische oft wohl aus Neid geborene destruktive Aktionen… Du machst das in Deutschland … und Du bist ein Fall… da nicht.
Ich hoffe, dass der Angriff der Affen in Washington einen Wendepunkt darstellt. Gefährlich ist es. Vielleicht sind wir als Gesellschaften gründlicher, wenn wir dem Wahnsinn verfallen.
1) Es gibt, denke ich, mehrere Gründe für diese separierende Sprache.
Da haben wir zum einen den Alibi-Feminismus: Der Verwender möchte nicht wirklich die neuen Geschlechterrollen leben, will nach Außen aber trotzdem irgendwie progressiv wirken. Also verwendet er die separierende Sprache als Signal, um eine Ausrede für seinen konservativen Lebensstiel zu haben: „Aber ich schreibe doch voll gleichberechtigt!“
Zum anderen soll Menschen, die Probleme mit der (Schrift-)Sprache haben (Menschen mit einer schweren Lese- und Rechtschreibschwäche, Menschen mit einer geistigen Behinderung und Menschen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen), das Verständnis weiter erschwert werden, um sie weiter auszuschließen. Die separierende Sprache soll hier eben das Werkzeug sein, um sich von diesen Menschen als Elite zu separieren und als intellektuell überlegen darzustellen. Auch ein typisch elitärer und rechter Zug.
Und zum dritten ist die separierende Sprache ein willkommener Anlass, die bisher erreichten Erfolge der Frauen langsam wieder rückgängig zu machen. Diese haben Jahrzehnte (und Jahrhunderte) darum gekämpft als Ärzte, Ingenieure oder einfach Studenten akzeptiert und anerkannt zu werden. Mit der separierenden Sprache kann man sie nun wieder aus diesen Berufsbezeichnungen herausdrängen und von den Männern separieren.
Kurz: Die separierende Sprache – sei sie nun mit Binnen-I, Trennzeichen oder separater Wortnennung durchgeführt – ist ein äußerst erfolgreiches rechtes Projekt.
So ein Blödsinn.
Sehe ich auch so.
Abgesehen von „Diese haben Jahrzehnte (und Jahrhunderte) darum gekämpft als Ärzte, Ingenieure oder einfach Studenten akzeptiert und anerkannt zu werden. Mit der separierenden Sprache kann man sie nun wieder aus diesen Berufsbezeichnungen herausdrängen und von den Männern separieren.“
Das ist das gleiche Phänomen das wir hier schon mal hatten als eine Schauspielerin (Whoopy Goldberg?) nicht actress sondern actor genannt werden wollte. Oder warum in Schweden die, früher übliche weibliche Form für Lehrer nicht mehr genutzt wird.
Anstatt das dass Geschlecht i.d.R. in den Hintergrund tritt (wo es meistens hingehört) wird es mehr und mehr hervorgehoben.
Ist auch ein Parallele zur Rassismus Debatte wenn die „Rasse“ stehts hervorgehoben wird und in nahezu jedem Zusammenhang eine Rolle spielen soll.
Das wird dann irgendwann kontraproduktiv.
An „Studierende“ habe ich mich fast schon gewöhnt. Aber ob das bei“Forschende“, „Lehrende“ auch so sein wird? „Singende“, „Musikmachende“, „Zugführende“ – ich weiß nicht.
Studierende haben nur ein Jahrzehnt Vorsprung. Alles eine Frage der Gewöhnung.
Ich kenne diese Theorie, aber ich teile sie nicht.
Du musst halt jedes mal wissen, welches Geschlecht die gemeinte Person bzw. die gemeinten Personen haben, um zu wissen ob die weibliche, die männliche oder eben gendergerechte Mischform die richtige ist.
Das ist eh schon ein Problem der deutschen Sprache und wird durch den Weggang von der generischen Form verstärkt.
Aber es gibt doch allgemeine Formen?
Jein. Das generische Maskulinum zum Teil oder halt Innen. Oder konstrukte wie Zugführende, die ja gramatikalisch auch nicht ganz richtig, m.E. aber eine relativ elegante Problemlösung sind. Das geht aber auch nicht immer.
Bei einzelnen Personen musst du immer wählen, oder nicht?
Und würdest du eine Gruppe von Ministern als Minister bzw. MinisterInnen bezeichnen wenn es nur Frauen sind? Richtig wäre da doch Ministerinnen. Bei einer gemischten Gruppe hingegen wäre es das nicht.
Und bei ausschliesslich Männern wäre MinisterInnen auch komisch, oder?
Deshalb mag ich die englische Variante einfach lieber. Minister egal bei wem.
Englisch ist dafür vage bei: Singer, teacher, friend usw.
Inwiefern „vage“?
Na, weil man nicht weiß ob Mann oder Frau. Was zur Beurteilung einer Aussage oder Situation manchmal schon wichtig ist.
Das ist ja grad das Gute.
Dann setzt man halt male oder female davor.
In den allermeisten Fällen ist es aber nicht wichtig oder sollte es zumindest nicht sein.
Das englische hat halt aber durch das Fehlen des genus einen echten Vorteil.
Eine reine Frauengruppe ist natürlich Ministerinnen, eine reine Männergruppe Minister. Das ist doch völlig klar! MinisterInnen wird verwendet, wenn es unklar ist oder gemischt.
Aber das ist doch genau mein Punkt. Um die von dir bevorzugte Schreibweise korrekt anzuwenden musst Du dich immer dem Geschlecht der Beschrieben vergewissern.
Wenn du, z.B. über das erste Kabinett Schmidt, oder ein treffen der G8 Finanzminister schreiben willst, musst Du erst gucken (oder es halt wissen, ich wüsste das auf Anhieb nicht) wie sich diese Gruppe geschlechtlich zusammensetzt.
Das Geschlecht, das eigentlich egal sein sollte tritt in den Vordergrund. Die Beschreibung der Gruppe ändert sich, sobald eine oder mehrere Frauen dabei sind. Die sind nie einfach Minister, sondern immer auch Frau. Auch wenn es überhaupt nicht ums Geschlecht geht (also fast immer)
Von nicht-binären Ministern in der Zukunft wollen wir gar nicht erst reden.
Wie gesagt, wenn du es nicht weißt – BinnenI. Wenn du es weißt – ggf. korrekt gendern. Du tust so, als wäre das ein total krasses Problem, aber es ist null eins?
Ich schrieb ganz am Anfang: „Das wird dann irgendwann kontraproduktiv.“
Dann habe ich das nur an verschiedenen Beispielen zu erklären versucht.
Wieso das zu “ Du tust so, als wäre das ein total krasses Problem,“ wird ist mir ein Rätsel.
Meiner Ansicht nach ist gendergerechte Sprache hauptsächlich virtue signalling mit wenig echten Auswirkungen, weder positiv noch negativ.
Hinzukommt das sie kontraproduktiv sein kann und in sich oft nicht schlüssig ist (Stichwort nicht binäre).
Zitat Martin:
„Kurz: Die separierende Sprache – sei sie nun mit Binnen-I, Trennzeichen oder separater Wortnennung durchgeführt – ist ein äußerst erfolgreiches rechtes Projekt.“
Raffiniiiiiiiert. Die Rechten drücken incognito ihre Projekte durch indem sie rechts für links verkaufen und die doofen Linken fallen drauf rein. Denn es hieß doch immer, dass Differenz (Frau Lehrerin) ein rechtes Projekt ist und Gleichheit (Frau Lehrer) ein linkes. So hieß es z.B. im SPIEGEL 1971 in einem Artikel zu Haushaltsberatungen in Bonn:
Zitat:
„Es half auch nicht viel, daß der Gesundheitsminister Käte Strobel, unterstützt von Erhard Eppler, eine Kindergeldreform zu Lasten der Höherverdienenden durchpaukte“
Aus rechter Sicht Horror, also „Gleichmacherei“, im Doppelpack: Frau Strobel wird „der Gesundheitsminister“ und will was „zu Lasten der Höherverdienenden“.
Die Rechten tun also nur so, als ob sie über das Binnen-I und ähnlichen Kram empört wären, privatim lachen sie sich ins Fäustchen….hmmm….aber so schlau sind die vermutlich nicht. Scheint eher so sein, dass links und rechts jeweils beweglich ist, weil die Ausgangspunkte/Betrachter, auf deren Position es ankommt, beweglich sind. Arbitrarität also statt päpstliche Dogmen 🙁
Mein Dogma geht so: Sprache soll nicht mißverständlich und möglichst höflich sein (außer bei fetzigen Internetdebatten^) . Umständliche Formulierungen, die beide (oder unendlich viele im Sinne der Kontinuumshypothese) Geschlechter ausdrücklich (und nicht nur angeblich mitgedacht) inkludieren, sind also okay 🙂 . Aus purer Faulheit unterlasse ich das zumeist 🙁
“ (oder unendlich viele im Sinne der Kontinuumshypothese)“ soll heissen, dass es überabzählbar viele Geschlechter gibt, aber weniger als reelle Zahlen ?
Spass beiseite, der entscheidende rechte Aspekt bei gendergerechter Sprache ist, dass sie Oberschichtensprache ist. Als solche dient Sie selbstverständlich der sozialen Distinktion nach unten (so wie in anderen Kreisen die von Stefan S. angesprochenen BWL-Anglizismen). Und da soziale Diskriminierung hierzulande die stärkste und präsenteste ist, ist dieser Vorwurf nicht so ganz von der Hand zu weisen.
Die Sache ist ja gerade, dass die Anglizismen mittlerweile nicht mehr Oberschicht sind. Das ist durchgesickert.
Waren Anglizismen je per se an soziale Schichten gebunden?
Haben nicht eher verschiedenen Schichten oder Gruppen ihre eigenen Anglizismen?
Vergleiche z.B. Deutschrap mit der Finanzbranche.
Guter Punkt.
zu 1
Ich glaube ein wesentliches Erfolgsgeheimnis für die Veränderung in einer gender gerechtere Sprache ist das Thema Gelassenheit. Ich habe schon erlebt, wie Menschen sich mühten zu gendern und weil Sie es nicht ganz richtig machten entsprechend angefahren wurden. Gleichsam aber auch wieder von anderen angegangen wurden, warum sie denn so merkwürdig sprechen würden. So kommst Du plötzlich in eine Situation es niemanden recht machen zu können.
Wie so vieles wird auch dieses Thema ist buchstäblich auswachsen. Die jüngeren unter uns werden damit groß und es selbstverständlich verwenden, einige ältere werden es nicht verstehen und im Widerstand sein, andere es versuchen und dabei Fehler machen. Zunehmend werden wir aber immer besser damit umgehen können.
Jepp, das sage ich ja auch immer.
Ad 1) Es ist immer wichtig, patriarchalische Strukturen in der Muttersprache aufzubrechen.
Ad 9) Laschet zeigt, das es in Deutschland auch Stalkern wiederholt möglich ist, Wahlen zu gewinnen. https://www.youtube.com/watch?v=vpLnIknJHsk
Ad 10) Und wenn man jetzt noch das ganze Internet abstellen würde, wäre überall Ruhe. Ganz logisch. Kennt man ja so aus den 70er und 80er Jahren.
1) Jepp
1) Beinahe erwischt … hinterhältiger Stolperstein.
11) (lose) Heute tritt der UN-Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft, der bisher von den Nuklearmächten sowie den NATO-Staaten blockiert wird. Wäre das nicht vielleicht eine Gelegenheit für SPD oder Grüne ( beides Parteien mit pazifistischer Vergangenheit), im Punkt nukleare Teilhabe die Nibelungentreue zur NATO-Dktrin zu überdenken?
Nicht wirklich, nein.
7)
3 Gedanken:
a) Müssten / sollten wir dann nicht bestimmte Gesetze aus den Büchern nehmen? Oder umgekehrt, warum haben / brauchen wir Gesetze denen sich nur Regierungen / Exekutive schuldig machen kann, wenn wir sie sowieso nicht anwenden wollen/sollten? (Kriegsverbrechen/Folter, inhumane Lager/“cruel and unusual punishment“ etc.)
b) Kannst Du Dir vorstellen, warum meine chinesischen Kollegen Deutschland im Vergleich zu Japan loben? Wenn Amerika tatsächlich mit faschistischer/faschistoider/white supremacy Ideologie brechen will, wäre dann nicht auch eine ernsthafte, ja auch eine juristische Aufarbeitung von Nöten, wie sie selbst bei uns beginnend in den 60ern nochmal ganz anders vorangetrieben wurde? Eine Art amerikanische Entnazifizierung (light)? Stimmt nicht etwas (ganz) grundsätzlich(er)es nicht, wenn man erneut einen „Trump’schen“ Präsident / wie in Deinem Szenario denkenden, die Macht an sich und seije Person selbst bindenden Präsidenten erwartet?
c) Obama hat ja auch von „nach vorne, nicht zurück“ blicken Gesprochen.
i) Nur, gilt das nicht für jedes Verbrechen / jeden Täter? Abschreckung ist ein zentraler Bestandteil sämtlicher westlicher Strafverfolgungssysteme, niemand argumentiert hier, dass Mörder, Räuber etc durch deren Strafverfolgung nur motiviert würden ihrer möglichen Festnahme entgegen zu wirken?!
ii) Was passiert den real / ist passiert? Das die USA illegale Lager aufbauen, darin von oben nach unten geplant und angeordnet, von Amtsärzten ausgearbeitet systematich foltern würden war erst undenkbar, dann ein Skandal. Dann sind 2 Dinge passiert, ein Teil der Leute wurden unter wieder in entsprechende Machtpositionen gehievt, der andere Teil (vielleicht noch viel schlimmer) wurde vom linksliberalen, vielleicht sogar eher dem „establishment“ näherstehenden Kräften, sowohl in Politik als auch Medien als Kronzeugen standhafter, „normaler“ Demokratie, als „lupenreine Demokraten“ rehabilitiert. Der Gedanke, dass eine Kellyanne Conway, Kayleigh McEnany oder gar Ivanka Trump das gleiche Schicksal erfahren, sollte Adolf Hitler III. gewählt werden, weil sie zumindest nicht offen Konzentrationslager hofiert haben, ist ein Grauen. Wie verhindert man das?
Strengere Gesetze, statt konsequenter Strafverfolgung könnten am Ende sogar genau wieder Schwarze, Minderheiten, Linke treffen…
Die Frage zum Sternchen ist oben etwas untergegangen und ich würde da gerne noch mal nachhaken
Du schreibst „Die kommen da nicht vor, ich weiß.“
Warum ist es denn ein Problem wenn Frauen nicht vorkommen aber nicht wenn nicht-binäre umgangen werden? Ist natürlich eine viel kleinere Gruppe, aber ein Sternchen ist ja nicht mehr Aufwand als ein I.
Zumal diese beim BinnenI in gewisser Weise noch deutlicher umgangen werden.
Zugführer z.B. bedeutet nach traditioneller Rechtschreibung Menschen die Züge führen. Unabhängig vom Geschlecht, egal ob es nun 2 oder 20 Geschlechter gibt.
LehrerInnen z.B. ist jedoch eine Abkürzung für Lehrerinnen und Lehrer, also Frauen die lehren und Männer die lehren.
Es ist ein Problem, wie gesagt, ich hab das Binnen-i angefangen anzugewöhnen als nicht auf meinem Schirm war.
Verstehe.
Ichbin jetzt mal ein Spielverderbender. Neben dem Problem der gendergerechten Sprache haben wir ja noch das der Pandemie.
Weiß jemand
warum man von Curevac aus Tübingen nichts mehr hört?
ob die Impfstoffe aus China und Russland was taugen?
ob es stimmt, dass BionNTech ein Angebot von Bayer vorliegt, deren Impfstoff in großen Mengen herzustellen?
Nope sorry
Curavec hofft auf eine Zulassung im zweiten Quartal.
Besonders interessant da: Nachdem die USA schon mit anderen Impfstoffen angefangen haben, sieht man bei Curavec wohl den US-Markt als weitgehend gesättigt an und wird wohl (nahezu) ausschließlich für Europa und später eben Entwicklungsländer produzieren.
Das heißt, wenn der Impfstoff zugelassen wird, könnte sich das Tempo tatsächlich mal erhöhen. (Nachdem Biontech ja vor wenigen Wochen noch große Töne gespuckt hat, nach dem Motto „Wir würden ja gerne mehr liefern, aber die EU bestellt ja nicht“ und jetzt zugeben musste, dass man aktuell nicht mal die bestellten Dosen im geplanten Zeitraum bereitstellen kann.)
Danke dir. Kannst du mir eine Info-Quelle empfehlen? SPON, FAZ und ZEIT hab ich.
Ich hab jetzt schlicht gegoogelt. Für das Thema scheinen sich gerade vor allem die Wirtschaftsmedien zu interessieren (bzw. auf die Auswirkungen auf den Aktienkurs).