Transatlantiker gendern die Polizei in Georgia auf Facebook und landen vor Gericht – Vermischtes 21.01.2021


Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Auch durch Astronautinnen ändert sich nicht alles

Ich stimme Stokowski völlig darin zu, dass die Gegenargumente (ablenkend, sprachästhetische Probleme, etc.) letztlich vorgeschoben sind. Diese Sprachkritik ist letztlich immer die Frontseite eines tiefer gehenden Problems, das jemand mit dem entsprechenden Phänomen hat. Nehmen wir als Beispiel einmal die vor etwa 15 Jahren verbreitete moral panic, die selbst ernannte SprachschützerInnen vor Anglizismen aller Art hatten. Was wurde da nicht in aufgeregtesten Tönen der „Service-Point“ der DB attackiert und sich über Anglizismen in Werbung und Alltagssprache echauffiert (während „echauffiert“ vermutlich als alt-ehrwürdiger deutscher Wortbestand galt).

Auch da waren die Argumente um Verständlichkeit und Ästhetik letztlich Symptom des zugrundeliegenden Unbehagens, das die KritikerInnen mit dem Phänomen hatten, das wahlweise der amerikanische Einfluss (Anti-Amerikanismus geht in Deutschland immer), der Kapitalismus oder einfach nur das Alt-Ehrwürdige nicht schätzende Jugend war. Ob links, ob konservativ, ob rechts, für jeden war etwas dabei, anhand dessen man sich über die Phänomene der Sprache ärgern konnte. So ist es letztlich auch mit dem Gendern. Genauso wie die Anglizismen mittlerweile deutlich stärker die Alltagssprache durchsetzen als ehedem, so wird sich auch das Gendern weiter festsetzen und verbreiten – allen immer gleichen Kritiken der Sprachästhetik zum Trotz.

2) What ‚Blue Lives Matter‘ was always about

But this obscures a deeper reality about the far right’s relationship to the police. What they really think came out in a comment from one of the putschists overheard by reporter Andrew McCormick, who covered the putsch for The Nation: „This is not America,“ a woman said to a small group, her voice shaking. She was crying, hysterical. „They’re shooting at us. They’re supposed to shoot BLM, but they’re shooting the patriots.“ […] In other words, the Trumpist right thinks the police are on their side in their war against American democracy — that they are supposed to be fascist storm troopers like themselves. And indeed, we saw during the putsch that there were a considerable number of Capitol Police who were reluctant at best to do their jobs, taking selfies with the mob or giving them directions, while at the same time there were a whole bunch of off-duty cops and current or former members of the military among the putschists. […] There can be no better encapsulation of what Blue Lives Matter really stands for than the image of a self-described „patriot“ beating a police officer with an American flag because he was defending the national legislature from an attempted putsch. Patriotism, to these people, means „I get to enforce my will on you, and if you resist I will kill you.“ Their appropriation of American symbols and constant use of patriotic lingo obscures the fact that they loathe the United States as it actually exists — its democratic system (however flawed), its diversity (however unequal), and its civil liberties (however threadbare). What they want is plainly something like the old Jim Crow South — an authoritarian, one-party apartheid state, with a racial caste system enforced by terror — except this time enforced across the entire country, and with Donald Trump as president for life. (Ryan Cooper, The Week)

Der identitätspolitische Komplex der „Law&Order“-Politik drehte sich noch nie um den Rechtsstaat. Dasselbe gilt ja auch in Deutschland, wo die entsprechenden Phänomene zwar bei weitem nicht so extrem und gewalttätig, in ihrer Natur aber völlig vergleichbar sind. Das Beschwören von Polizei und und deren Gewaltanwendung (in Deutschland gerne als „ganze Härte des Rechtsstaats“ verbrämt) gehört zum festen Vokabular des ritualisierten politischen Diskurses. Es geht nicht um Rechtsstaatlichkeit, sondern darum, die Polizei als Werkzeug oder Waffe zur Durchsetzung, Herstellung oder Verteidigung einer bestimmten Gesellschaftsordnung zu sehen, die man für sich selbst wünscht. Auch die Nazis hatten kein Problem, Recht und Ordnung zu beschwören, während ihre SA-Schlägertrupps Straßenschlachten veranstalteten. Was sie meinten war, IHR Recht und IHRE Ordnung durchzusetzen – auf Basis des Rechts des Stärkeren. Das allerdings hat mit Rechtsstaatlichkeit nicht viel zu tun. Wir sehen das ja auch in der Flüchtlingspolitik, wo die gleichen Leute, die mit Grabesstimme Angela Merkels „Rechtsbruch“ bei der „Öffnung der Grenzen“ beklagt haben, überhaupt kein Problem mit illegalen Pushbacks und jeder Menschenrechtskonvention spottenden Flüchtlingslagern haben.

3) Georgia Was A Disaster For Republicans. It’s Not Clear Where They Can Go Next.

{ 86 comments… add one }
  • CitizenK 21. Januar 2021, 10:25

    „Relevant war, dass Trumps Tweet permanent in den Leitmedien rezipiert wurden“

    Sehe ich genau so. Ich habe mich schon länger gefragt, warum sie das taten. Faszination des Bösen/Irren? Sensationslust?

    Auch wäre dann die Diskussion überflüssig, ob der Twitter-Ban die Meinungsfreiheit beschneidet.

    • Stefan Sasse 21. Januar 2021, 11:24

      Naja, er war halt Präsident der USA, und er hat Twitter im Endeffekt als Kommunikationsmedium benutzt.

      • Mr_Grudenko 22. Januar 2021, 04:45

        Aber über sein privates Twitter Konto, das ja dann dicht gemacht wurde, nicht über das offizielle POTUS Konto.

        • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 12:21

          Der Unterschied war akademisch.

          • Mr_Grudenko 22. Januar 2021, 17:42

            Das stimmt.

            Aber auch nur ein weiteres Zeichen für den umfassenden (jahrzehntelangen) Verfall politischer Sitten und journalistischer Standards.

            • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 22:51

              Was hätten die Journalisten denn anders machen sollen ?

              • Mr_Grudenko 23. Januar 2021, 05:40

                Von 2016 bis 2020? Konnten sie gar nichts anderes machen.

                War halt das Ergebnis von 40 Jahren zunehmender Personalisierung politischer Berichterstattung, dem nicht hinterfragten Übernehmen von ‚Spin‘ durch PR Profis der Politik und Lobbies (evtl. gleich aus dem eigenen Haus, s. Bertelsmann-Stiftung), dem ohnmächtigen Zusehen bei der Demontage fester Beschäftigungsverhältnissen und dem Füllen der Redaktionen mit Voluntären und unterbezahlten Freien.
                Und natürlich sich einem eskalierenden Aktualitäts-Zeitdruck ausetzen, der jede Möglichkeit zur Reflektion und Qualitätskontrolle (die dann durch von der Buchhaltung überwachte Verkaufs- und Klickzahlen ersetzt wird).

    • TBeermann 21. Januar 2021, 11:44

      Der gleiche Mechanismen wie bei vielen anderen Falschmeldungen auch: Man will im Zweifelsfall nicht die Plattform sein, die das große Thema verpasst.

      Dass viele Medien per Click verdienen, macht es natürlich nicht einfacher, Zurückhaltung zu zeigen.

  • derwaechter 21. Januar 2021, 12:02

    1)

    Ich habe das schon mal gefragt ohne (glaube ich zumindest) Antwort bekommen zu haben. Warum nimmst du BinnenI oder Formulierungen wie SuS und nicht das Sternchen? Ist das eine bewusste Entscheidung die „geschlechtliche Identität jenseits von männlich und weiblich“ auszuschließen?

    Dieser Beitrag ist wieder mal ein gutes Beispiel dafür, warum ich mich jedes mal ärgere, wenn ich etwas von Stokowski lese. Sie reiht letztendlich immer wieder die gleichen Behauptungen und Vorurteile aneinander ohne sich sonderlich um die Realität, oder wenigstens Kongruenz im eigenen Beitrag, zu scheren.

    Warum gefällt Dir das so gut?

    Hier übertrifft sie sich mal wieder selbst indem sie am Anfang konservative Männer (warum eigentlich ohne alt und weiß?) angreift und dann ein paar Absätze später Sabine Mertens vom Verein Deutsche Sprache zitiert und verlinkt.

    Sie verdient quasi ihren Lebensunterhalt damit, anderen Vorzuwerfen sich nicht um Geschlechtergerechtigkeit zu scheren und Frauen zu unterdrücken und dann macht sie mal eben Frauen die nicht ihrer Meinung sind zu konservativen Männern.

    Wie soll man das denn ernst nehmen?

    Hier die Zitate:

    „Das Spiel geht so: Irgendeine Institution entscheidet sich für eine geschlechtergerechtere Sprache als zuvor. Konservative Männer erklären, warum dies ein sinnloses Einknicken vor dem feministischen Mob ist, gegen die Regeln der heiligen deutschen Sprache, gegen das Grundgesetz oder einfach nur gegen ihr ästhetisches Empfinden.“

    vs.

    „Zitat: »Sprachlenkung ist Gehirnwäsche«, Sabine Mertens, Verein Deutsche Sprache.“

    Sabine Mertens kritisiert in dem offenen Brief den Stokowski hier verlinkt übrigens den DLF. Mertens macht also das, was Stokowski vorher ausschließlich konservativen Männern zuschreibt.

    Wenn man den verlinkten Brief komplett liest (ich habe allerdings meine Zweifel, ob Stokowski das getan hat), nimmt der Bezug auf eine Diskussion im DLF zwischen Judith Sevinç Basad und Anatol Stefanowitsch zur gendergerechten Sprache.

    Jetzt rate mal, wer von den beiden dagegen war und so argumentiert:

    „Ich glaube vielmehr, dass dadurch, dass wir das Gendersternchen einführen auch auf dem Sender, das genaue Gegenteil passiert, nämlich dass man Frauen und Minderheiten nicht nur auf ihr Geschlecht reduziert und zu einer Gruppe homogenisiert, sondern dass man ihnen auch noch einen Opferstempel aufdrückt. Und dadurch wird ein ultradefizitäres Frauenbild erstellt: die Frau als schwaches und hilfsbedürftiges Wesen, das ohne die Hilfe von Journalisten überhaupt nicht in der Lage ist, sich emanzipiert zu verhalten. Und das finde ich um einiges sexistischer, als das Sternchen nicht zu verwenden.“

    Richtige Antwort: Frau Basad.

    Stokowski denkt übrigens nicht nur in Geschlechterklischees sondern frönt auch munter ihren Vorurteilen wenn es ums Alter geht:

    „Das sind im Grunde zwei Einwände: Es gibt Wichtigeres, und es hat keine Auswirkungen. Das Ding ist: Natürlich gibt es Wichtigeres, deswegen ist es so albern, darüber jedes Mal neu mit gekränkten Boomern zu diskutieren.“

    Die von ihr indirekt verlinkte Judith Sevinç Basad argumentiert genau so, ist aber kein gekränkter Boomer sondern ein Millennial:

    „Das Sternchen baut auf einer falschen Annahme auf, die sich nicht wissenschaftlich beweisen lässt: dass wir durch die Veränderung der Sprache auch die Wirklichkeit verändern können. Das ist ja nicht der Fall. Nehmen wir zum Beispiel mal sexuelle Gewalt oder Diskriminierung am Arbeitsplatz – die wird sich ja nicht dadurch beseitigen lassen, indem wir das Sternchen einführen, sondern durch Realpolitik.

    • Stefan Sasse 21. Januar 2021, 18:08

      Kein spezieller Grund. Aber ich wollte im ohnehin schwierigen Lernprozess nicht zwischendrin wechseln.

      • derwaechter 21. Januar 2021, 18:36

        Und was ist dann mit den nicht-binären?

        Und was hältst Du von ihrem Text an sich? Ich finde das wirklich übel. Oder bin ich da zu empfindlich und die gute Sachen geht vor Genauigkeit?

        Und müssen Frauen mit der „falschen“ Meinung, wie Basad und Mertens, einfach damit leben unter konservative Männer eingeordnet zu werden? Sind das gar keinen richtigen Frauen?

        • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 12:23

          Die kommen da nicht vor, ich weiß.

          Sie ist wie Fleischhauer, was das angeht.

          • derwaechter 22. Januar 2021, 12:59

            „Sie ist wie Fleischhauer, was das angeht.“

            Mit der Aussage weiß ich jetzt ehrlich gesagt nichts anzufangen.

            Für mich wäre das ein Grund nichts von ihr zu Teilen.

            Findest Du das, was Du bei Fleischhauer falsch findest, bei ihr akzeptabel weil sie scheinbar in Deinem Lager zu Hause ist?

            Noch mal anders Formuliert. Dir liegt Gleichberechtigung offenbar sehr am Herzen und zwar, so weit ich das beurteilen kann, ernsthaft. Mir auch (obwohl wir, was die Sinnhaftigkeit geschlechtergerechter Sprache angeht nicht ganz einer Meinung sind)

            Stokowski hingegen geht es doch allem Anschein nach nicht um Gleichberechtigung. Frauen die ihr widersprechen werden als konservative Männer abgekanzelt und gleichaltrige die anderer Meinung sind als sie werden zu Boomern. Fakten die nicht in ihr Narrativ passen werden verdreht oder ignoriert.

            In meinen Augen ist das üble Identitätspolitik.

            • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 13:30

              Worauf ich raus will ist, dass Stokowski eine Krawallbürste ist. Sie kann sehr gut schreiben (wie auch Fleischhauer) und nutzt das für maximale Polarisierung (erneut, wie er). Das heißt nicht, dass da nicht gelegentlich ein guter Gedanke drin wäre. Wenn ich Artikel zitiere, mache ich mich ja nicht mit denen gemein, sonst würde ich ja nicht etwa den American Conservative zitieren oder so.

              • TBeermann 22. Januar 2021, 14:07

                Den Vergleich finde ich gegenüber Stokowski extrem unfair.

                Sie hat einen sehr klaren Standpunkt, der sich im Großteil ihrer Texte durchschlägt. (Was durchaus anstrengend sein kann, ich bin jetzt auch kein Fan).

                Fleischhauser ist ein absoluter Bullshitter, der oft mit wirren Andeutungen und Falschbehauptungen arbeitet, um seine „Argumentation“ ins Ziel zu bringen. Kennen wir ja hier aus dem Blog auch, solche Figuren.

                • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 17:15

                  Fleischhauer ist inzwischen völlig abdreht, aber zu Spiegel-Zeiten passt der Vergleich IMHO. Da hab ich ihn sehr geschätzt.

                  • TBeermann 22. Januar 2021, 20:26

                    Kann ich mir nicht erklären. Es war nach kurzer Zeit klar, dass das ganze Duo Augstein-Fleischhauer eine reine Simulation von Debatte war.

                    Konnte auch nicht mehr sein, weil es bei Fleischhauer schon damals immer auf eine irre Wendung hinauslief, nach dem am Ende die Linken, 68er oder Grünen an allem Elend der Welt die Schuld trugen.

                    Ich hab darüber schon 2013 im Spiegelfechter geschrieben: https://workingmansdeath.wordpress.com/2013/07/25/alles-nur-show/

                    • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 22:50

                      Augstein ist jetzt auch nicht gerade Höhepunkt des intellektuellen Diskurses.

                    • TBeermann 23. Januar 2021, 08:18

                      Auch das habe ich 2013 schon geschrieben 😉

                      Und seitdem ist Augstein auch in sehr seltsame Sphären abgeglitten. Man könnte ihn vielleicht als den Dieter Nuhr der Kolumnisten beschreiben. Die mehr als Mittelmaß, selten ansatzweise geistreich, aber seit einigen Jahren konsequent auf einem „altert weißer Mann“ Trip.

                    • Stefan Sasse 23. Januar 2021, 11:00

                      Ja, furchtbar.

                • derwaechter 22. Januar 2021, 19:11

                  „Fleischhauser ist ein absoluter Bullshitter, der oft mit wirren Andeutungen und Falschbehauptungen arbeitet, um seine „Argumentation“ ins Ziel zu bringen.“

                  Das macht Stokowski eben auch. Das ist ja genau der Punkt. Ihr böse Männer gute Frauen Narrativ hält bei vielen Beiträgen, wie auch diesem hier, einer genaueren Betrachtung einfach nicht stand.

                  Ich kenne Fleischhauers Werk zu wenig, würde aber vom Gefühl her sagen, dass er das häufiger macht.

                  • TBeermann 22. Januar 2021, 21:11

                    Ich würde die Aussage „Männer böse, Frauen gut“ aus diesem Text nicht herauslesen. (Gerade WEIL sie ja nun auch diesen beiden Autorinnen zitiert.)

                    Dass es aber überwiegend Männer sind, die ein Fass zu diesem Thema aufmachen, ist auch nicht zu leugnen. (Allen vorn dieser „Verein deutsche Sprache“ und sein Vorsitzender…dass über diese rechten Witzfiguren überhaupt jemand schreibt, wenn die eines ihrer Pamphlete veröffentlichen, ist erstaunlich.) Und auch, dass die meisten Kritiker des Themas recht eindeutigen im politischen Spektrum zu verorten sind, ist kein Geheimnis.

                    Ich bin bei dem Thema selbst eher unentschlossen und hab da nicht wirklich ein Pferd im Rennen. Aber darüber nachzudenken und auch eine klare Meinung zu vertreten, ist absolut legitim. Sprache bestimmt das Bewusstsein. Das ist nichts Neues.

                    Und Margarete Stokowski selbst schlägt ja am Ende den Bogen, dass sie für sich die optimale Form auch noch nicht gefunden hat oder einige Varianten für sie nicht stimmig klingen.

                    Ich verstehe nicht wirklich, wie man den Artikel als männerfeindliche Kampfschrift lesen kann.

                    • derwaechter 22. Januar 2021, 22:07

                      „Ich verstehe nicht wirklich, wie man den Artikel als männerfeindliche Kampfschrift lesen kann.“

                      Das ist natürlich übertrieben. Aber Männer sind Schuld ist schon ein roter Faden in ihren Kollumnen. Und da gegen Fakten und Logik über Bord.

                      Ich verstehe einfach nicht wieso man auf konservative Männer und Boomer schimpft und dann Frauen und Millenials anführt. Aber der Punkt wurde ja jetzt hinreichend gemacht

                    • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 22:51

                      Ich fühle mich von ihr nicht angegriffen, und ich bin ein Mann. Sie ist da schon spezifischer.

                    • TBeermann 22. Januar 2021, 22:30

                      Ich kenne bei weitem nicht jede ihrer Kolumnen. Von den Texten, die ich gelesen habe, fand ich einige recht gut, andere eher mäßig.

                      Was aber teilweise recht deutlich wird, ist dass viele ihrer Kritiker sich meisten nur auf (Teil-) Sätze stürzen und oft den Eindruck machen, nicht den ganzen Text gelesen zu haben.

                      Sie ist einer der Namen, bei denen dann schon automatisch auf „Aufregen“ gestellt wird. Die Begriffe „konservativ“ und „Boomer“ kommen in dem Text genau je einmal vor. Davon, dass sie auf diese Gruppen schimpfen würde, kann kaum die Rede sein. Nur dürften die meisten der Personen, um die es in diesem Beitrag geht, in mindestens eine der beiden Gruppen fallen.

                    • derwaechter 22. Januar 2021, 23:35

                      Ach komm. Jetzt wird’s lächerlich. Ich habe den Text komplett gelesen, die entsprechenden Zitate gegenüber gestellt und die verlinkten Quellen gelesen und weiter recherchiert. Das alles sieht man auch in meinem ursprünglichen Kommentar.

                    • derwaechter 22. Januar 2021, 23:49

                      „Ich fühle mich von ihr nicht angegriffen, und ich bin ein Mann. Sie ist da schon spezifischer.“

                      In diesem Fall ist sie ja zu spezifisch und liegt damit falsch.

                      Ich bin auch ein Mann und fühle mich nicht angegriffen, eben weil ich dieses simple Gruppendenken total bescheuert finde.
                      Für das was Männer so machen fühle ich mich weder als mit-Mann verantwortlich noch hat es sonderliche Auswirkungen auf mein Selbstbild. Warum auch?

                    • Stefan Sasse 23. Januar 2021, 10:59

                      Tue ich doch auch nicht?

                    • derwaechter 23. Januar 2021, 11:59

                      Dann sind wir uns da ja einig 🙂 Hatte den letzten Kommentar missverstanden

              • derwaechter 22. Januar 2021, 14:11

                Du zitierst sie aber i.d.R. positiv und zustimmend.

                Mein Gedanke ist immer, wenn ich merke dass jemand unredlich (in ihrem Fall vorsichtig ausgedrückt) argumentiert, ist die Wahrscheinlichkeit recht gross, dass er das auch in Fällen tut bei denen ich das nicht merke.

                Daher traue ich ihm gar nicht.

                Woher soll ich wissen ob ein andere Gedanke bei ihr wirklich gut oder wieder nur zurechtgeschustert oder gar gelogen ist?

                „Gut“ schreiben ist übrigens deutlich einfacher, wenn man sich mehr ums Narrativ als um die Fakten kümmert.

                • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 17:15

                  Korrekt. Aber ich würde bei Stokowski auch keine nüchterne Faktendarstellung erwarten.

                  • derwaechter 22. Januar 2021, 19:13

                    „Aber ich würde bei Stokowski auch keine nüchterne Faktendarstellung erwarten.“

                    Nüchtern verlangt ja auch keiner. Aber sich an Fakten halten wäre halt schon gut. Und das macht sie schlicht nicht.

  • cimourdain 21. Januar 2021, 22:30

    1) Ich frage mich, für welche Sprachanwendungen gendergerechte Sprache wirklich nützt. So wie das ‚Bürokratendeutsch‘ für einen Steuerbescheid funktioniert und hilfreich ist, aber nicht für ein Gedicht, so ist außerhalb der Nischensoziolekts von Journalisten und Politikern etwa inn einem Songtext oder Roman nicht gut vorstellbar.

    8)“But war is, in fact, the only model we have in the modern era of a transition in hegemonic currency.“ ist schon als Prämisse fragwürdig. Betrachte die Euro-Einführung. In Zentral-und Osteuropa war in den 90ern die D-Mark eine ‚kleine‘ Leitwährung als viele Länder ihre Währungen angekoppelt haben ( Bosnien-Herzegowina verwendet immer noch die ‚konvertible Mark‘). Diese Währung wurde friedlich durch den Euro ersetzt. [Allerdings hat dieser Übergang zum Währungschauvinismus mit verheerenden Folgen in der Eurokrise geführt]

    10) Du übersiehst in deiner Freude, dass Trump die Klappe halten muss, was für eine Machtdemonstration der Digitalkonzerne dieses Deplatforming darstellte. Es zeigt ‚Wir können jeden mundtot machen, selbst den Präsidenten der Vereinigten Staaten‘. Und diese Aussage hat in meinen Augen durchaus Putschcharakter, da in einer Demokratie Herrschaft durch Kommunikationswege erworben und großteils auch ausgeübt wird..

    11) Der Spiegel schafft sich hier ein wenig einen transatlantischen Kronzeugen nach seinen Bilde. Matthias Höhn klingt auf Abgeordnetenwatch doch etwas anders: https://www.abgeordnetenwatch.de/profile/matthias-hoehn/fragen-antworten/566394

    • Lemmy Caution 22. Januar 2021, 01:17

      cimourdain,

      Trump hat in der Phase echt nur noch gelogen. Solche Leute werden in ein Fernsehstudio am besten gar nicht eingeladen. Und twitter hat sehr gut reagiert, indem sie den einfach aussperrten.

      • cimourdain 23. Januar 2021, 19:19

        Und wer wird als nächstes ausgesperrt? Jemand der höhere Besteuerung von Digitalkonzernen fordert und (laut Twitter) Kannibalismus will ? Nein, wenn du wissen willst, ob jemand lügt, musst du die Möglichkeit haben, aus erster Hand zu erfahren, was er (oder sie) überhaupt sagt – siehe auch den Kommentar zu 11).

    • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 12:20

      1) Würde ich so nicht sagen, das ist ja letztlich alles eine Gewöhnungsfrage. Aber dass wir in unterschiedlichen Kontexten unterschiedliche Sprache nutzen ist ja keine rasend neue Erkenntnis.

      8) Korrekt, aber Tooze redet ja von weltweiter Hegemonie.

      10) Der hat doch nicht die Klappe gehalten, und mundtot war er auch nicht. Das halte ich für deutlich übertrieben.

      11) Klingt für mich nicht anders. Ist wie Jonas es in seinem Text beschreibt.

      • cimourdain 22. Januar 2021, 18:41

        1) Das mit der Gewöhnung ist noch ein weiter Weg, alle Genderkonstruktionen sind Behelfskonstruktionen. Sieh dir die Formulierungen in einem hypothtischen Fantasy-Textausschnitt an:
        ‚Lady Margarete blickte in die Runde der versammelten HeerführerInnen und begann: „Meine Herren, Damen und Personen nichtbinären Geschlechts, die Feinde (m/w/d) sind vor den Toren der Stadt. Platziert Bogen Schiessende auf den Mauern und bereitet einen Kavallerieausfall vor, um die gegnerischen Katapultfrauschaften anzugreifen. “ [etc…]‘

        • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 22:49

          „Feind“ ist geschlechtsneutral. „Heerführenden“ ist völlig problemlos lesbar. Die Anrede „damen und Herren“ gehört so oder so nicht in einen Fantasykontext. „Mannschaften“ wird nicht gegendert, ließe sich aber gegebenenfalls durch „Besatzung“ oder „Bedienung“ ersetzen. Da, Problem gelöst.

          • cimourdain 23. Januar 2021, 19:15

            Der Feind ist grammmatikalisch männlich [und bei Lady Margarete nicht nur grammatikalisch]. ‚Damen und Herren‘ muss man natürlich durch ‚Lords und Ladies‘ sowie Nichtbauern nichtbinären Geschlechts‘ ersetzen. Und dass du ‚Die Bedienung‘ (Weiblich) verwenden willst, zeigt, dass du Frauen eine untergeordnete (dienende) Rolle zuordnest. 😛

          • derwaechter 24. Januar 2021, 13:27

            Mannschaften wird nicht gegendert.

            Da gibt es durchaus geteilte Meinungen
            https://www.genderleicht.de/eine-mannschaft-sind-11-frauen-das-maskulinum-bei-fussball-wm/

            Mannschaft ist übrigens deutlich maskuliner als das von dir abgelehnte generische Maskulinum.

            • Stefan Sasse 24. Januar 2021, 16:21

              Ich benutze das Wort genau aus dem Grund auch nicht und würde immer „Team“ oder so was verwenden, nur passt das halt in den historischen Roman nicht rein 😉

        • Erwin Gabriel 24. Januar 2021, 20:53

          @ cimourdain 22. Januar 2021, 18:41

          ‚Lady Margarete blickte in die Runde der versammelten HeerführerInnen und begann: „Meine Herren, Damen und Personen nichtbinären Geschlechts, die Feinde (m/w/d) sind vor den Toren der Stadt. Platziert Bogen Schiessende auf den Mauern und bereitet einen Kavallerieausfall vor, um die gegnerischen Katapultfrauschaften anzugreifen. “ [etc…]‘

          🙂

          Ich habe gerade 14 Bände „Rad der Zeit“ hinter mir, wo es eben genau so abging (wenn man „Margerete“ durch Elayne ersetzen würde, passt das sogar sehr gut).

          Ich lag vor Lachen auf dem Boden. Vielen Dank!

          • Stefan Sasse 25. Januar 2021, 19:07

            Je „Das Lied von Eis und Feuer“ gelesen?

            • Erwin Gabriel 4. Februar 2021, 17:53

              @ Stefan Sasse 25. Januar 2021, 19:07

              Je „Das Lied von Eis und Feuer“ gelesen?

              Gehört; als Hörbuch im Auto. Hat mich während meiner stundenlangen nächtlichen Pendel-Arien über Monate wachgehalten. Fieser Cliffhanger am Schluss – war ich sauer…

              Und der nächste Band ist ncoh nicht in Sicht …

              • Stefan Sasse 5. Februar 2021, 07:34

                Erzähl mir mehr! 😀 Aber trotzdem eine brillante Serie. 🙂

  • Lemmy Caution 22. Januar 2021, 00:56

    zu 5) Folge dieser Fokussierung auf foxnews nicht. Völlig schockiert hat mich vor ca 5 Jahren als ein an sich intelligenter polnischer Kollege von dem „no agenda“ Podcast vorschwärmte. So beliebt wie bodenlos blödsinnig.
    Meine persönliche deprimierende Erkenntnis ist, dass aus irgendeinem Grund viele Leute halt einfach gerne blödsinnige Überzeugungen haben und zwar leider im Alter zunehmend.
    In meinem beruflichen IT-Umfeld wird auch oft höchst unsauber und polemisch argumentiert. Leute kommen damit durch. Wenn man das nicht will, kommt man halt schon mal unter die Räder, zumal dich das Bemühen um sauberes argumentieren in komplexen Kontexten halt nicht vor Fehlentscheidungen schützt, für die ich verantwortlich gemacht werden kann und das ist auch gut so.
    Eigentlich wundere ich mich seit ein paar Jahren, wie sowas wie die Rückbesinnung auf griechische Philosophen in der Renaissance oder Aufklärung je eine solche Wirkung entfalten konnte.
    Natürlich gibt es überall Leute, die zu extrem scharfen politischen Denken in der Lage gibt. Und überall gibts auch die anderen. Hitler kam ja nicht in Malawi an die Macht.
    Der Unterschied zu den Meeren des Südens liegt vermutlich in einem Geflecht an Regeln und Haltungen, die weitgehender akzeptiert werden.
    Eine rumänische Kollegin bemerkte letztes Jahr über ihr genereller Eindruck zu ihrem Land, dass da irgendwie alles möglich wäre. Der aus einfachen Verhältnissen stammende chilenische Intellektuelle Nicanor Parra äußerte einmal den genialen Satz: Hier respektiert man nicht mal das Gesetz des Dschungels (aquí no se respeta ni la ley de la selva). Ich kenn da psychotische oft wohl aus Neid geborene destruktive Aktionen… Du machst das in Deutschland … und Du bist ein Fall… da nicht.

    Ich hoffe, dass der Angriff der Affen in Washington einen Wendepunkt darstellt. Gefährlich ist es. Vielleicht sind wir als Gesellschaften gründlicher, wenn wir dem Wahnsinn verfallen.

  • Martin 22. Januar 2021, 08:00

    1) Es gibt, denke ich, mehrere Gründe für diese separierende Sprache.

    Da haben wir zum einen den Alibi-Feminismus: Der Verwender möchte nicht wirklich die neuen Geschlechterrollen leben, will nach Außen aber trotzdem irgendwie progressiv wirken. Also verwendet er die separierende Sprache als Signal, um eine Ausrede für seinen konservativen Lebensstiel zu haben: „Aber ich schreibe doch voll gleichberechtigt!“

    Zum anderen soll Menschen, die Probleme mit der (Schrift-)Sprache haben (Menschen mit einer schweren Lese- und Rechtschreibschwäche, Menschen mit einer geistigen Behinderung und Menschen, die Deutsch als Fremdsprache sprechen), das Verständnis weiter erschwert werden, um sie weiter auszuschließen. Die separierende Sprache soll hier eben das Werkzeug sein, um sich von diesen Menschen als Elite zu separieren und als intellektuell überlegen darzustellen. Auch ein typisch elitärer und rechter Zug.

    Und zum dritten ist die separierende Sprache ein willkommener Anlass, die bisher erreichten Erfolge der Frauen langsam wieder rückgängig zu machen. Diese haben Jahrzehnte (und Jahrhunderte) darum gekämpft als Ärzte, Ingenieure oder einfach Studenten akzeptiert und anerkannt zu werden. Mit der separierenden Sprache kann man sie nun wieder aus diesen Berufsbezeichnungen herausdrängen und von den Männern separieren.

    Kurz: Die separierende Sprache – sei sie nun mit Binnen-I, Trennzeichen oder separater Wortnennung durchgeführt – ist ein äußerst erfolgreiches rechtes Projekt.

    • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 12:21

      So ein Blödsinn.

      • derwaechter 22. Januar 2021, 20:03

        Sehe ich auch so.

        Abgesehen von „Diese haben Jahrzehnte (und Jahrhunderte) darum gekämpft als Ärzte, Ingenieure oder einfach Studenten akzeptiert und anerkannt zu werden. Mit der separierenden Sprache kann man sie nun wieder aus diesen Berufsbezeichnungen herausdrängen und von den Männern separieren.“

        Das ist das gleiche Phänomen das wir hier schon mal hatten als eine Schauspielerin (Whoopy Goldberg?) nicht actress sondern actor genannt werden wollte. Oder warum in Schweden die, früher übliche weibliche Form für Lehrer nicht mehr genutzt wird.

        Anstatt das dass Geschlecht i.d.R. in den Hintergrund tritt (wo es meistens hingehört) wird es mehr und mehr hervorgehoben.

        Ist auch ein Parallele zur Rassismus Debatte wenn die „Rasse“ stehts hervorgehoben wird und in nahezu jedem Zusammenhang eine Rolle spielen soll.

        Das wird dann irgendwann kontraproduktiv.

        • CitizenK 22. Januar 2021, 20:40

          An „Studierende“ habe ich mich fast schon gewöhnt. Aber ob das bei“Forschende“, „Lehrende“ auch so sein wird? „Singende“, „Musikmachende“, „Zugführende“ – ich weiß nicht.

          • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 22:50

            Studierende haben nur ein Jahrzehnt Vorsprung. Alles eine Frage der Gewöhnung.

        • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 22:49

          Ich kenne diese Theorie, aber ich teile sie nicht.

          • derwaechter 23. Januar 2021, 12:05

            Du musst halt jedes mal wissen, welches Geschlecht die gemeinte Person bzw. die gemeinten Personen haben, um zu wissen ob die weibliche, die männliche oder eben gendergerechte Mischform die richtige ist.

            Das ist eh schon ein Problem der deutschen Sprache und wird durch den Weggang von der generischen Form verstärkt.

            • Stefan Sasse 23. Januar 2021, 19:06

              Aber es gibt doch allgemeine Formen?

              • derwaechter 23. Januar 2021, 19:38

                Jein. Das generische Maskulinum zum Teil oder halt Innen. Oder konstrukte wie Zugführende, die ja gramatikalisch auch nicht ganz richtig, m.E. aber eine relativ elegante Problemlösung sind. Das geht aber auch nicht immer.

                Bei einzelnen Personen musst du immer wählen, oder nicht?

                Und würdest du eine Gruppe von Ministern als Minister bzw. MinisterInnen bezeichnen wenn es nur Frauen sind? Richtig wäre da doch Ministerinnen. Bei einer gemischten Gruppe hingegen wäre es das nicht.
                Und bei ausschliesslich Männern wäre MinisterInnen auch komisch, oder?

                Deshalb mag ich die englische Variante einfach lieber. Minister egal bei wem.

                • CitizenK 23. Januar 2021, 19:55

                  Englisch ist dafür vage bei: Singer, teacher, friend usw.

                  • derwaechter 23. Januar 2021, 20:49

                    Inwiefern „vage“?

                    • CitizenK 23. Januar 2021, 21:50

                      Na, weil man nicht weiß ob Mann oder Frau. Was zur Beurteilung einer Aussage oder Situation manchmal schon wichtig ist.

                    • Stefan Sasse 24. Januar 2021, 11:01

                      Das ist ja grad das Gute.

                  • derwaechter 23. Januar 2021, 23:14

                    Dann setzt man halt male oder female davor.

                    In den allermeisten Fällen ist es aber nicht wichtig oder sollte es zumindest nicht sein.

                • Stefan Sasse 24. Januar 2021, 11:00

                  Das englische hat halt aber durch das Fehlen des genus einen echten Vorteil.

                  Eine reine Frauengruppe ist natürlich Ministerinnen, eine reine Männergruppe Minister. Das ist doch völlig klar! MinisterInnen wird verwendet, wenn es unklar ist oder gemischt.

                  • derwaechter 24. Januar 2021, 13:36

                    Aber das ist doch genau mein Punkt. Um die von dir bevorzugte Schreibweise korrekt anzuwenden musst Du dich immer dem Geschlecht der Beschrieben vergewissern.
                    Wenn du, z.B. über das erste Kabinett Schmidt, oder ein treffen der G8 Finanzminister schreiben willst, musst Du erst gucken (oder es halt wissen, ich wüsste das auf Anhieb nicht) wie sich diese Gruppe geschlechtlich zusammensetzt.

                    Das Geschlecht, das eigentlich egal sein sollte tritt in den Vordergrund. Die Beschreibung der Gruppe ändert sich, sobald eine oder mehrere Frauen dabei sind. Die sind nie einfach Minister, sondern immer auch Frau. Auch wenn es überhaupt nicht ums Geschlecht geht (also fast immer)

                    Von nicht-binären Ministern in der Zukunft wollen wir gar nicht erst reden.

                    • Stefan Sasse 24. Januar 2021, 16:22

                      Wie gesagt, wenn du es nicht weißt – BinnenI. Wenn du es weißt – ggf. korrekt gendern. Du tust so, als wäre das ein total krasses Problem, aber es ist null eins?

                    • derwaechter 24. Januar 2021, 17:37

                      Ich schrieb ganz am Anfang: „Das wird dann irgendwann kontraproduktiv.“

                      Dann habe ich das nur an verschiedenen Beispielen zu erklären versucht.

                      Wieso das zu “ Du tust so, als wäre das ein total krasses Problem,“ wird ist mir ein Rätsel.

                      Meiner Ansicht nach ist gendergerechte Sprache hauptsächlich virtue signalling mit wenig echten Auswirkungen, weder positiv noch negativ.

                      Hinzukommt das sie kontraproduktiv sein kann und in sich oft nicht schlüssig ist (Stichwort nicht binäre).

    • Dennis 22. Januar 2021, 13:05

      Zitat Martin:
      „Kurz: Die separierende Sprache – sei sie nun mit Binnen-I, Trennzeichen oder separater Wortnennung durchgeführt – ist ein äußerst erfolgreiches rechtes Projekt.“

      Raffiniiiiiiiert. Die Rechten drücken incognito ihre Projekte durch indem sie rechts für links verkaufen und die doofen Linken fallen drauf rein. Denn es hieß doch immer, dass Differenz (Frau Lehrerin) ein rechtes Projekt ist und Gleichheit (Frau Lehrer) ein linkes. So hieß es z.B. im SPIEGEL 1971 in einem Artikel zu Haushaltsberatungen in Bonn:

      Zitat:
      „Es half auch nicht viel, daß der Gesundheitsminister Käte Strobel, unterstützt von Erhard Eppler, eine Kindergeldreform zu Lasten der Höherverdienenden durchpaukte“

      Aus rechter Sicht Horror, also „Gleichmacherei“, im Doppelpack: Frau Strobel wird „der Gesundheitsminister“ und will was „zu Lasten der Höherverdienenden“.

      Die Rechten tun also nur so, als ob sie über das Binnen-I und ähnlichen Kram empört wären, privatim lachen sie sich ins Fäustchen….hmmm….aber so schlau sind die vermutlich nicht. Scheint eher so sein, dass links und rechts jeweils beweglich ist, weil die Ausgangspunkte/Betrachter, auf deren Position es ankommt, beweglich sind. Arbitrarität also statt päpstliche Dogmen 🙁

      Mein Dogma geht so: Sprache soll nicht mißverständlich und möglichst höflich sein (außer bei fetzigen Internetdebatten^) . Umständliche Formulierungen, die beide (oder unendlich viele im Sinne der Kontinuumshypothese) Geschlechter ausdrücklich (und nicht nur angeblich mitgedacht) inkludieren, sind also okay 🙂 . Aus purer Faulheit unterlasse ich das zumeist 🙁

      • cimourdain 23. Januar 2021, 00:35

        “ (oder unendlich viele im Sinne der Kontinuumshypothese)“ soll heissen, dass es überabzählbar viele Geschlechter gibt, aber weniger als reelle Zahlen ?

        Spass beiseite, der entscheidende rechte Aspekt bei gendergerechter Sprache ist, dass sie Oberschichtensprache ist. Als solche dient Sie selbstverständlich der sozialen Distinktion nach unten (so wie in anderen Kreisen die von Stefan S. angesprochenen BWL-Anglizismen). Und da soziale Diskriminierung hierzulande die stärkste und präsenteste ist, ist dieser Vorwurf nicht so ganz von der Hand zu weisen.

        • Stefan Sasse 23. Januar 2021, 10:59

          Die Sache ist ja gerade, dass die Anglizismen mittlerweile nicht mehr Oberschicht sind. Das ist durchgesickert.

          • derwaechter 23. Januar 2021, 16:22

            Waren Anglizismen je per se an soziale Schichten gebunden?
            Haben nicht eher verschiedenen Schichten oder Gruppen ihre eigenen Anglizismen?
            Vergleiche z.B. Deutschrap mit der Finanzbranche.

  • Kning4711 22. Januar 2021, 12:55

    zu 1

    Ich glaube ein wesentliches Erfolgsgeheimnis für die Veränderung in einer gender gerechtere Sprache ist das Thema Gelassenheit. Ich habe schon erlebt, wie Menschen sich mühten zu gendern und weil Sie es nicht ganz richtig machten entsprechend angefahren wurden. Gleichsam aber auch wieder von anderen angegangen wurden, warum sie denn so merkwürdig sprechen würden. So kommst Du plötzlich in eine Situation es niemanden recht machen zu können.
    Wie so vieles wird auch dieses Thema ist buchstäblich auswachsen. Die jüngeren unter uns werden damit groß und es selbstverständlich verwenden, einige ältere werden es nicht verstehen und im Widerstand sein, andere es versuchen und dabei Fehler machen. Zunehmend werden wir aber immer besser damit umgehen können.

  • Juri Nello 22. Januar 2021, 15:11

    Ad 1) Es ist immer wichtig, patriarchalische Strukturen in der Muttersprache aufzubrechen.

    Ad 9) Laschet zeigt, das es in Deutschland auch Stalkern wiederholt möglich ist, Wahlen zu gewinnen. https://www.youtube.com/watch?v=vpLnIknJHsk

    Ad 10) Und wenn man jetzt noch das ganze Internet abstellen würde, wäre überall Ruhe. Ganz logisch. Kennt man ja so aus den 70er und 80er Jahren.

    • Stefan Sasse 22. Januar 2021, 17:16

      1) Jepp

    • cimourdain 23. Januar 2021, 00:36

      1) Beinahe erwischt … hinterhältiger Stolperstein.

  • cimourdain 22. Januar 2021, 18:33

    11) (lose) Heute tritt der UN-Atomwaffenverbotsvertrag in Kraft, der bisher von den Nuklearmächten sowie den NATO-Staaten blockiert wird. Wäre das nicht vielleicht eine Gelegenheit für SPD oder Grüne ( beides Parteien mit pazifistischer Vergangenheit), im Punkt nukleare Teilhabe die Nibelungentreue zur NATO-Dktrin zu überdenken?

  • Floor Acita 23. Januar 2021, 16:10

    7)

    3 Gedanken:
    a) Müssten / sollten wir dann nicht bestimmte Gesetze aus den Büchern nehmen? Oder umgekehrt, warum haben / brauchen wir Gesetze denen sich nur Regierungen / Exekutive schuldig machen kann, wenn wir sie sowieso nicht anwenden wollen/sollten? (Kriegsverbrechen/Folter, inhumane Lager/“cruel and unusual punishment“ etc.)
    b) Kannst Du Dir vorstellen, warum meine chinesischen Kollegen Deutschland im Vergleich zu Japan loben? Wenn Amerika tatsächlich mit faschistischer/faschistoider/white supremacy Ideologie brechen will, wäre dann nicht auch eine ernsthafte, ja auch eine juristische Aufarbeitung von Nöten, wie sie selbst bei uns beginnend in den 60ern nochmal ganz anders vorangetrieben wurde? Eine Art amerikanische Entnazifizierung (light)? Stimmt nicht etwas (ganz) grundsätzlich(er)es nicht, wenn man erneut einen „Trump’schen“ Präsident / wie in Deinem Szenario denkenden, die Macht an sich und seije Person selbst bindenden Präsidenten erwartet?
    c) Obama hat ja auch von „nach vorne, nicht zurück“ blicken Gesprochen.
    i) Nur, gilt das nicht für jedes Verbrechen / jeden Täter? Abschreckung ist ein zentraler Bestandteil sämtlicher westlicher Strafverfolgungssysteme, niemand argumentiert hier, dass Mörder, Räuber etc durch deren Strafverfolgung nur motiviert würden ihrer möglichen Festnahme entgegen zu wirken?!
    ii) Was passiert den real / ist passiert? Das die USA illegale Lager aufbauen, darin von oben nach unten geplant und angeordnet, von Amtsärzten ausgearbeitet systematich foltern würden war erst undenkbar, dann ein Skandal. Dann sind 2 Dinge passiert, ein Teil der Leute wurden unter wieder in entsprechende Machtpositionen gehievt, der andere Teil (vielleicht noch viel schlimmer) wurde vom linksliberalen, vielleicht sogar eher dem „establishment“ näherstehenden Kräften, sowohl in Politik als auch Medien als Kronzeugen standhafter, „normaler“ Demokratie, als „lupenreine Demokraten“ rehabilitiert. Der Gedanke, dass eine Kellyanne Conway, Kayleigh McEnany oder gar Ivanka Trump das gleiche Schicksal erfahren, sollte Adolf Hitler III. gewählt werden, weil sie zumindest nicht offen Konzentrationslager hofiert haben, ist ein Grauen. Wie verhindert man das?

    Strengere Gesetze, statt konsequenter Strafverfolgung könnten am Ende sogar genau wieder Schwarze, Minderheiten, Linke treffen…

  • derwaechter 23. Januar 2021, 16:16

    Die Frage zum Sternchen ist oben etwas untergegangen und ich würde da gerne noch mal nachhaken

    Du schreibst „Die kommen da nicht vor, ich weiß.“

    Warum ist es denn ein Problem wenn Frauen nicht vorkommen aber nicht wenn nicht-binäre umgangen werden? Ist natürlich eine viel kleinere Gruppe, aber ein Sternchen ist ja nicht mehr Aufwand als ein I.

    Zumal diese beim BinnenI in gewisser Weise noch deutlicher umgangen werden.
    Zugführer z.B. bedeutet nach traditioneller Rechtschreibung Menschen die Züge führen. Unabhängig vom Geschlecht, egal ob es nun 2 oder 20 Geschlechter gibt.

    LehrerInnen z.B. ist jedoch eine Abkürzung für Lehrerinnen und Lehrer, also Frauen die lehren und Männer die lehren.

    • Stefan Sasse 23. Januar 2021, 19:07

      Es ist ein Problem, wie gesagt, ich hab das Binnen-i angefangen anzugewöhnen als nicht auf meinem Schirm war.

      • derwaechter 23. Januar 2021, 19:22

        Verstehe.

  • CitizenK 23. Januar 2021, 21:57

    Ichbin jetzt mal ein Spielverderbender. Neben dem Problem der gendergerechten Sprache haben wir ja noch das der Pandemie.

    Weiß jemand
    warum man von Curevac aus Tübingen nichts mehr hört?
    ob die Impfstoffe aus China und Russland was taugen?
    ob es stimmt, dass BionNTech ein Angebot von Bayer vorliegt, deren Impfstoff in großen Mengen herzustellen?

    • Stefan Sasse 24. Januar 2021, 11:04

      Nope sorry

    • TBeermann 24. Januar 2021, 13:51

      Curavec hofft auf eine Zulassung im zweiten Quartal.

      Besonders interessant da: Nachdem die USA schon mit anderen Impfstoffen angefangen haben, sieht man bei Curavec wohl den US-Markt als weitgehend gesättigt an und wird wohl (nahezu) ausschließlich für Europa und später eben Entwicklungsländer produzieren.

      Das heißt, wenn der Impfstoff zugelassen wird, könnte sich das Tempo tatsächlich mal erhöhen. (Nachdem Biontech ja vor wenigen Wochen noch große Töne gespuckt hat, nach dem Motto „Wir würden ja gerne mehr liefern, aber die EU bestellt ja nicht“ und jetzt zugeben musste, dass man aktuell nicht mal die bestellten Dosen im geplanten Zeitraum bereitstellen kann.)

      • CitizenK 24. Januar 2021, 14:28

        Danke dir. Kannst du mir eine Info-Quelle empfehlen? SPON, FAZ und ZEIT hab ich.

        • TBeermann 24. Januar 2021, 14:42

          Ich hab jetzt schlicht gegoogelt. Für das Thema scheinen sich gerade vor allem die Wirtschaftsmedien zu interessieren (bzw. auf die Auswirkungen auf den Aktienkurs).

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