Der Kampf um die Deutung der Einheit


Gestern feierte die Republik ihre 30jährige Einheit. Gleichzeitig mit dem 30. Jahrestag der politischen, wirtschaftlichen und territorialen Einheit haben wir aber auch einen dreißigjährigen Jahrestag der ständigen Debatte darüber, wie die Einheit zu bewerten ist. Wenig überraschend eignen sich solche Jahrestage immer sehr dafür, dass alle Beteiligten ihre jeweiligen Lieblings-Narrative herunterbeten können. Liegen sie einmal weit genug in der Vergangenheit, sind sie hauptsächlich eine Gelegenheit für HistorikerInnen, mal wieder interviewt zu werden. Aber die AkteurInnen der Einheit sind zu guten Teilen noch am Leben oder sogar in Entscheidungsstrukturen eingebunden, zumindest, wenn man „AkteurInnen“ als „war zum damaligen Zeitpunkt bereits in der Politik aktiv“ begreift. Von den tatsächlichen EntscheidungsträgerInnen ist niemand mehr in Reichweite echter oder auch nur publizistischer Macht. Ich will im Folgenden eine kurze Analyse des Stands der Debatte abgeben und dabei auch einen historischen Rückblick wagen.

Die Einheit war, als sie nach dem Mauerfall 1989 nach 40 Jahren plötzlich in den Bereich des Möglichen gerückt und als Desiderat deutscher Politik durch Kohls 10 Punkte offen formuliert worden war seinerzeit nicht unumstritten, auch wenn das die heutigen jubelnden Rückblicke oftmals vergessen machen wollen. In der Erinnerungskultur dominieren schwarz-rot-goldene Flaggen und geöffnete Sektflaschen auf einer graffitibesprühten Mauer. Und sicherlich war die Mehrheit der Deutschen dieseits wie jenseits des Eisernen Vorhangs damals für die Einheit. Nur, mehrheitlich ist natürlich nicht „alle“. Es lohnt sich daher, einen kurzen Blick darauf zu werfen, wer seinerseits skeptisch in die Zukunft blickte.

In der alten BRD

Auf der westlichen Seite der Grenze war die radikale Linke wenig überraschend nicht begeistert vom Zusammenbruch der Systemrivalin und dem Fixpunkt alternativer Ideen und Politikkonzepte. Damals wie heute aber war sie für das politische Leben der Bundesrepublik marginal.

Relevanter ist da schon die Haltung von Mitte-Links, sprich, der SPD. Unter ihrem Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine wehrte sie sich eine ganze Weile gegen die Idee der Einheit. Sie propagierte im Wahlkampf 1990 eine Konvertierungsrate Ostmark : D-Mark von 2:1 statt 1:1, was zwar sicherlich den wirtschaftlichen Gegebenheiten eher entsprach als Kohls Umtauschrate, aber andererseits den politischen und gesellschaftlichen Realitäten genauso wenig Rechnung trug wie die Idee eines Konföderationsplans für zwei deutsche Staaten und eine bestenfalls mittelfristige Einheit.

Die SPD fand sich damals auf der falschen Seite der Geschichte wieder, überrollt von den Ereignissen und dem politischen Instinkt Kohls. Zudem scheiterte auch ihre eigene Ostdeutschlandstrategie auf ganzer Linie. Anstatt ihre alten „Herzkammern“ wie etwa Sachsen wiedererobern zu können, fasste die Partei in den neuen Bundesländern nur eingeschränkt Fuß. Brandenburg wurde zu einer SPD-Bastion, Berlin in den 2000er-Jahren für einen kurzen Moment ebenso, und inzwischen führt die Partei eine Koalition in Mecklenburg-Vorpommern. Aber die Entscheidung, früheren SED-Mitgliedern die Aufnahme zu verweigern, garantierte das Fortbestehen einer starken Konkurrenz von links.

Noch schlimmer erging es den noch jungen Grünen. Entschiedener noch als die SPD wandten sie sich gegen die Einheit. In einem bemerkenswerten gemeinsamen Artikel haben die Co-Vorsitzenden Barboeck und Habeck diese Haltung aufgearbeitet und in ein großes Mea-Culpa der Partei zur Einheit verarbeitet:

Die Gespaltenheit und Ohnmacht der Westgrünen vor der Deutschen Frage gipfelte bei der Bundestagswahl im Dezember 1990 in dem Plakat „Alle reden von Deutschland. Wir reden vom Wetter.“ Grün und übrigens auch rot (hatte doch Oskar Lafontaine als Kanzlerkandidat noch kurz vor dem Mauerfall für einen Aufnahmestopp für innerdeutsche Flüchtlinge aus der DDR plädiert, um ein „Ausbluten“ der DDR zu verhindern) hatten nicht die Deutsche Einheit, sondern die ökologische und die soziale Frage fest im Blick. Sie waren jedoch gefangen im gedanklichen Kontext der alten BRD. Es gab einfach keine gemeinsame Basis für eine gemeinsame Antwort auf die Deutsche Frage. Insgesamt fehlte somit in den politisch bräsigen frühen 1990er-Jahren eine gesamtdeutsche Partei, die den historischen Moment konstruktiv für einen Aufbruch fürs gesamte Land hätte nutzen können, der so dringend nötig gewesen wäre. 

Für die FDP und die CDU/CSU dagegen, 1989/90 an der Regierung, war die deutsche Einheit ein einziger Triumph. Daran hat sich bis heute nichts Wesentliches geändert. Die Wende ist ein bürgerliches Projekt, und als solches wurde sie verkauft, empfunden (was eine lang anhaltende und erst jüngst langsam absterbende Dankbarkeit für die Unionsparteien in den neuen Bundesländern mit sich brachte) und erhalten.

Auf der extremen Rechten wurde die Einheit auf der einen Seite als Zusammenbruch des Realsozialismus und Erstarken der Nation begrüßt, aber auf der anderen Seite musste der 2+4-Vertrag, der den endgültigen Verzicht auf die deutschen Ostgebiete festschrieb (was der CDU mit den aussterbenden Vertriebenen noch kurz Probleme machte, wie man etwa an Wolfgang Schäubles Auftritt 1995 sehen kann), ebenso für Ablehnung sorgen wie die Tatsache, dass die Einheit das verhasste Grundgesetz und damit die Identität der Bundesrepublik endgültig als deutsche Identität festschrieb, eine Ablehnung, die die extreme Rechte mit der extremen Linken durchaus zu teilen vermochte – wenngleich aus völlig unterschiedlichen Motiven.

In der alten DDR

Im Osten dagegen war die Mehrheit der Bevölkerung unzweifelhaft begeistert von der Einheit und der Vorstellung, den ungeliebten Realsozialismus endlich loswerden zu können. Gleichwohl zeigt sich an der Einheit einmal mehr, dass die geteilte Ablehnung eines Zustands sich nicht zwingend zu einem Konsens über den gewollten neuen Zustand verbindet.

Denn auch wenn nur rund 20% sich hinter einer rekonstituierten SED (bald in PDS umbenannt) zu versammeln mochten, war anfangs die Idee der Vereinigung selbst auch im Osten skeptisch betrachtet worden. Was man wollte waren mehr Freiheiten und, vor allem, ein Angleichen an den Lebensstandard, der durch das Westfernsehen so unfehlbar an der beständigen Unterminierung des SED-Regimes genagt hatte.

Es war Kohls politisches Talent ebenso wie die Kraft der Umstände, die eine Mehrheit der Bevölkerung davon überzeugten, dass die Synthese dieser Wünsche in der Einheit liege; zusammengefasst im geflügelten Kohl-Wort von den „Blühenden Landschaften“, das er nur zu bald bereuen sollte (quasi die 1990-Version von Merkels „Wir schaffen das“).

Dieser politische Erfolg Kohls ging weniger zu Lasten der SED-Kader, die sich als außerordentlich kompetent darin erweisen sollten, ihre Pfründe zusammenzuhalten. Stattdessen erledigte er die Bürgerrechtsbewegung der DDR, die, ohne eine einheitliche Führung, Zugangs zu Infrastruktur und Finanzquellen, kaum über 2% bei den Wahlen hinauskam und sich mit den Grünen vereinte – und trotzdem beinahe an der 5%-Hürde scheiterte. Mitte 1990 gab es nur wenig, was so unattraktiv war, wie die Idee einer konföderierten Lösung, einer radikalen Neugründung der BRD oder eines Beibehaltens ostdeutscher Eigenheiten, was auch man unter diesen zu verstehen gedachte.

In der neuen BRD

Einem kurzen Einheitsboom folgte ab 1992, unter anderem wegen eines starken Zinsanstiegs durch die Bundesbank und des Zusammenbruchs weiter Teile der DDR-Wirtschaft, der Kater. Die gleichzeitige Krise auf dem Balkan führte zu einem massiven Anstieg der Flüchtlingszahlen, die für viele ehemalige DDR-BürgerInnen der erste Kontakt mit größeren Migrantenmengen war. Die Reaktion darauf war nicht schön. Es zeigte sich, dass die DDR trotz aller linkstotalitären Rhetorik nicht viel mehr als ein dünnes Tuch über Rechtsextremismus, Rassismus und ethnische Intoleranz hatte werfen können – wenig überraschend, sieht man sich die tatsächliche Politik der Diktatur gegenüber den wenigen EinwanderInnen an, die sie hatte.

Die folgenden „Baseballschlägerjahre“ wurden zwar seinerzeit wenig mit der Einheit verknüpft. Spätestens der Aufstieg der AfD hat aber alle Narrative, die in den Jahren vorher gerne erzählt worden sind, in Frage gestellt – und gleichzeitig re-affirmiert, denn natürlich kann man sowohl in der vorangegangenen SED-Diktatur wie auch im Wirken der Treuhand den Grund für diesen Aufstieg erkennen, wenn man nur will. Und das Schöne daran ist, dass nichts davon komplett falsch ist. Ein Kern Wahrheit findet sich noch in jedem der Narrative.

Insgesamt aber änderte sich der Kontext der Diskussionen nur wenig. Für die radikalere Linke war klar, dass die Einheit ein tragischer Akt war. Sie akzeptierten den Untergang der SED-Diktatur zwar – zu offenkundig deren Scheitern, deren repressiver Charakter. Aber sie ersetzten sie quasi umstandslos durch den Mythos des „Anschlusses“ an die BRD, beklagten stets das Verpassen der Gelegenheit zur grundsätzlichen Neugründung Deutschlands als soziale und pazifistische Mittelmacht. Quasi eine späte Verwirklichung des Traums von 1952, als die Stalinnote das Fenster zu einer solchen Möglichkeit aufzustoßen schien.

Ansonsten verlegte sich die PDS darauf, die Bundesregierung von links auf den Feldern der sich rapide wandelnden Sicherheitspolitik sowie der Erhaltung und des Ausbaus des Sozialstaats zu attackieren und sich als Sachverwalterin der Interessen Ostdeutschlands zu gerieren, ein politisches Branding, das auch deswegen so erfolgreich war, weil es für die westliche Politik so gelegen kam (blockte es doch eine erfolgreiche West-Expansion der PDS) und durch die westlich geprägten Medien mit ihrem Exoten-Blick auf Ostdeutschland ständig re-affirmiert wurde.

Die SPD dagegen warf nach ihrer verheerenden Niederlage in den Bundestagswahlen 1990 ihre Positionen schnell über den Haufen und verlegte sich darauf, den „Reformstau“ unter Kohl und die offensichtlichen Rückschläge beim „Aufbau Ost“ anzuprangern und sich als bessere Vollender der Einheit zu präsentieren – wenngleich in ihrer aktuellen Form. Das bedeutete eine Ablehnung aller Alternativen und eine Anerkennung der wiedervereinigten BRD, wie sie Kohl 1990 geschaffen hatte – ein Prozess, der erstaunlich reibungsfrei vonstatten ging und 1998 in der Kanzlerschaft Gerhard Schröders mündete.

Weder CDU noch FDP hatten je Grund, ihr Narrativ großartig zu überarbeiten. Sie waren die Parteien der Einheit, und als solche waren sie mit sich im Reinen. Insgesamt funktionierte diese Strategie für die CDU wesentlich besser als für die FDP, die das Schicksal der Grünen teilte und im Osten nie wirklich verlässlich Fuß fassen konnte. Das überrascht angesichts der fehlenden liberalen Strukturen nach 40 Jahren realsozialistischer Diktatur aber sicher auch kaum.

Die Rechtsextremisten feierten immer wieder Achtungserfolge, vor allem in Sachsen, konnten aber vor dem Aufstieg der AfD nie ihr Desiderat erreichen: ein Einbrechen in bürgerliche Wählerschichten. Solange die PDS sich außerdem als Anwältin der enttäuschten Ostdeutschen gerierte, statt eigenen Gestaltungsanspruch anzumelden, gab es auch eine wesentlich weniger schmutzige Adresse für solche Proteststimmen.

Der wilde Osten

Die Debatten, die in den überwiegend westlich dominierten Medien über den Aufstieg der AfD im Osten geführt wurden erinnern stark an die, die 2005 über den Aufstieg der LINKEn und zuvor über die Beharrung der PDS geführt wurden. Der Osten wurde allzu oft als eine Art fremdes Land betrachtet. JournalistInnen durchreisen die ostdeutsche Provinz für ihre Reportagen wie sie auch durch Großbritannien, Polen oder die USA reisen würden und brachten beflissen Homestories nach Hause, die einen Hauch schlechtes Gewissen („So leben die von uns ignorierten Ostdeutschen“) mit genug Kritik an den Ostdeutschen selbst vereinten, als dass man sich nicht gar zu schuldig hätte fühlen müssen.

Ihren Höhepunkt erreichte diese Tendenz während der Hartz-IV-Zeit, in der in Ostdeutschland das Zentrum der Anti-Hartz-Proteste entstand. Während auf der einen Seite die Klischees faulen Hartz-IV-BezieherInnen nur allzu oft ostdeutsche Herkunft hatten, kapitalisierten alle möglichen Gruppen auf der anderen Seite von einer diffusen Unzufriedenheit, die seinerzeit die endgültige Etablierung der LINKEn in Gesamtdeutschland befeuerte – die exakt gleiche Gemengelage, die 2015ff. zum Aufstieg der AfD beitrug und den Verdacht entstehen lässt, dass in Ostdeutschland strukturelle Dynamiken unter der Oberfläche wirken, die sich der politischen Gesäßgeographie weitgehend entziehen und durchaus spezifisch für die neuen Bundesländer sind.

Diese Betrachtung des Ostens als unbekanntes Land, der ich auch selbst schuldig bin – ich habe keinerlei familiären Verbindungen nach Ostdeutschland, noch habe ich mich je sonderlich damit beschäftigt oder kenne bewusst Leute von dort – hat in den vergangenen Jahren wenig Gutes dazu beigetragen, die Einheit tatsächlich als ein gemeinsames Erlebnis zu beschreiben. Die westliche Sicht war tatsächlich triumphal, und man überließ die Sicht des Ostens allzu oft den professionellen BeschwerdeträgerInnen.

30 Jahre später

Wir befinden uns gerade, so denke ich, an einer Wasserscheide. Es gibt noch immer genügend AkteurInnen der Wende, die persönliche Verbindungen dazu haben. So ist etwa Gregor Gysi oder Petra Pau in der LINKEn, Angela Merkel oder Friedrich Merz in der CDU, Wolfgang Kubicki in der FDP, und so weiter. Aber gleichzeitig gibt es eben viele Leute in diesen Parteien, die die Wende allenfalls als Jugendliche erlebt haben. Die FDP und die Grünen etwa werden aktuell von diesen Leuten geführt. In 10 Jahren, wenn Deutschland genauso lange wiedervereinigt wie getrennt sein wird, wird dies auf alle zutreffen. So wie 1990 niemand mehr an der Regierung war, der die Nazi-Diktatur in irgendeiner verantwortungsvollen Position erlebt hat, wird dasselbe 2030 für die DDR gelten. Für mich selbst ist sie ein rein historisches Thema; beim Mauerfall war ich fünf Jahre alt.

Was wir gerade erleben ist also mehr ein Kampf um die Deutungshoheit für eine Zeit nach den persönlich Betroffenen. Ein häufiger Versuch, der mir dabei begegnet, ist die Verabsolutierung der DemonstrantInnen von 1989/90. Zwar gingen viele Menschen auf die Straße, aber natürlich längst nicht alle. Wie bei jeder Revolution gab es Leute, die abseits standen, und Leute, die dagegen waren. Bei der Amerikanischen Revolution etwa dürfte rund ein Drittel aller EinwohnerInnen der Kolonien gegen die Unabhängigkeit gewesen sein, einem Drittel war das Thema egal, und nur ein Drittel kämpfte aktiv gegen die Briten – nichts, was man angesichts der 1776 umgebenden Folklore so vermuten würde.

Und so ist in der Populärdarstellung heute jedeR EinwohnerIn der DDR beim Widerstand gewesen, genauso wie nach 1945 auch jedeR gegen die Nazis gewesen sein will. Nur ein paar arme Schweine, deren Mittäterschaft im Regime etwa durch die Birthler-Behörde (später Gauck-Behörde) aktenkundig war, konnten sich dem Ganzen nicht entziehen. Aber sie spielten auch keine Rolle mehr. Lothar Bisky, dem der Bundestag aus diesen Gründen (ein erstmaliger Vorgang) die Vizepräsidentschaft verweigerte, war der letzte dieser Art. Gregor Gysi, der mittlerweile auch nur noch in der dritten Reihe seiner Partei steht, ist das letzte prominente Parteimitglied, bei dem möglicherweise eine IM-Zusammenarbeit bestanden hatte. In fünf Jahren wird allein aus biologischen Gründen keineR mehr übrig sein.

Stattdessen erzählt man sich bereits jetzt die Geschichte, dass die Menschen 1989/90 alle auf die Straße gingen, um für oder gegen genau das zu kämpften, was man selbst vertritt. Für CDU/CSU oder FDP sind das natürlich das Bekenntnis zur sozialen Marktwirtschaft und den bundesrepublikanischen Rechtsstaat. Für die LINKE ist es, wie etwa Gregor Gysi in einem aktuellen Artikel zu verkaufen versucht, die Hoffnung auf ein besseres Land, für mehr Solidarität, Gerechtigkeit und Mindestlohn. Und natürlich steckt in all dem ein Körnchen Wahrheit, aber zutreffend ist davon nichts und alles. Revolutionen wie die von 1989/90 sind viel zu vielschichtig, spontan und chaotisch, zu allumfassend, um direkt auf das eigene Parteiprogramm heruntergebrochen werden zu können.

Relevant ist deswegen auch eher, was PolitikerInnen zur Einheit sagen, wenn es unsere Gegenwart betrifft. So ist etwa Manuela Schwesigs harsche Kritik an Angela Merkel, nicht genug für Ostdeutschland zu tun, in Kontinuität der seit 1990 florierenden Erzählung vom Sonderweg Ostdeutschlands zu sehen, in der professionellen Bedenkenträgerei, die man für sich in Anspruch zu nehmen hofft, in der die echten oder imaginierten Sorgen der ostdeutschen Bevölkerung – die stark auf diejenigen verengt wird, die schon vor der Wende dort lebten – instrumentalisiert sind, um selbst politische Vorteile zu erlangen. Das kann die CDU in Sachsen so gut wie die LINKE Thüringens, die SPD Mecklenburg-Vorpommerns wie die AFD Sachsen-Anhalts. Besorgniserregend ist hier eher, wie diese Anti-Establishment, Anti-Bundesrepublik-Rhetorik über alle Parteigrenzen hinweg mehrheitsfähig ist, wie sie beständig reproduziert wird.

Ich habe die Hoffnung, dass es irgendwann gelingen wird, die Probleme des Einheitsprozesses aufzubereiten, ohne dass man gleich das eigene Parteiprogramm mit einbaut. Aber ich gehe davon aus, dass das eine Aufgabe für die Geschichtswissenschaft sein wird. Wie auch das Dritte Reich erst vernünftig erschlossen werden kann, seit seine AkteurInnen von der Bildfläche verschwunden sind, wird auch die DDR erst dann begriffen werden können, wenn diejenigen, die persönlichen Anteil an ihr oder ihrem Verschwinden gehabt haben, einer neuen, unbeeinflussten Generation Platz gemacht haben. Vielleicht ist es dann auch endlich möglich, Ostdeutschland nicht mehr als Exoten zu betrachten, der in der Erbmasse der Großeltern enthalten war; oder als Kolonie eines erfolgreicheren Westens, dem man sich nicht zugehörig fühlt. Schön wäre das.

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  • Ralf 4. Oktober 2020, 20:27

    Danke für den spannenden Artikel. In dem Zusammenhang möchte ich Deine Aufmerksamkeit auf ein aktuelles Interview mit Petra Pau lenken, das ich heute gelesen habe und das thematisch gut in diesen Kontext passt. Es hat mich aufgrund seiner Ehrlichkeit und Offenheit sehr beeindruckt:

    https://www.spiegel.de/politik/petra-pau-zur-einheit-die-leute-haben-schlicht-keine-ahnung-wie-es-in-der-ddr-war-a-85cb5d46-b9a7-4f3e-ab62-0f6dbaa84e82

    • Stefan Sasse 4. Oktober 2020, 21:02

      Wirst lachen, wegen dieses Interviews hab ich den Artikel geschrieben. Ich wollte es in Kontext setzen. Und dann wuchs der Artikel und wuchs, und das Interview passte nirgends mehr rein 😀 Es kommt am Dienstag im Vermischten.

  • CitizenK 4. Oktober 2020, 21:12

    Wieder ein guter Überblick, danke.

    Mich interessiert, was Deine Schüler über die DDR und den Prozess der Einheit wissen bzw. wissen wollen.

    • Stefan Sasse 4. Oktober 2020, 21:48

      Bildungsplan sieht das ziemlich detailreich vor, tatsächlich. Innen- und außenpolitischer Prozess, Bürgerbewegung, gesellschaftlicher Wandel etc.

      Persönliche Meinungen hatte bislang noch keiner dazu. Ein Geschichtsthema wie jedes andere.

      • TBeermann 5. Oktober 2020, 09:16

        Selbst in unserer Generation ist das Thema für die meisten Menschen aus dem Westen vermutlich nicht sehr im Fokus, wenn man nicht persönliche Bezüge hat.

        Meine Familie hatte z.B. Freunde in der DDR. Ich war als Kind vor der Maueröffnung ein paar Mal da und unsere Freunde waren am Tag nach der Maueröffnung bei uns.

        Damit ist das Ganze natürlich emotional stärker besetzt, als bei vielen Anderen.

        • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:46

          Ja, glaube ich sofort. Deswegen weise ich darauf hin, dass mir diese Kontakte auch fehlen.

  • CitizenK 5. Oktober 2020, 08:10

    Im Hinblick auf „Gründungsmythen“ in einem früheren Artikel: Werner Schulz von B90/Gründe vermisst einen solchen für das vereinte Deutschland. Man könne zwar nicht von einem „Anschluss“ sprechen, man hätte am Grundgesetz nicht viel ändern müssen, aber eine Abstimmung wär halt doch schön gewesen.
    Zwei Aspekte: Der Streit um den 146er kommt nicht nur von rechts, und in der Politik zählt nicht nur Rationalität, sondern auch Gefühl.

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 08:26

      Sorry wenn das nicht rauskam im Artikel, aber ja, der Streit um 146 kommt auch von links. Er ist ein sehr probates Mittel, um das GG abzulehnen während man gleichzeitig mit dem GG argumentiert. Das macht es nicht richtiger, ist aber schwer zu durchschauen.

      Eine Abstimmung gab es de facto: die Bundestagswahl.

      • Dennis 5. Oktober 2020, 10:40

        Zitat Stefan Sasse:
        „Eine Abstimmung gab es de facto: die Bundestagswahl.“

        Ich würde eher sagen: Es war die Volkskammerwahl vom 18.3.90, die ging bekanntlich so aus:

        https://de.wikipedia.org/wiki/Volkskammerwahl_1990

        Damit war das Ding praktisch gelaufen, denn diese Volkskammer musste natürlich später den Antrag zu Art. 23 GG stellen, was in einer ziemlich lebhaften Nachtsitzung am 22./23.8. um 3.00 Uhr morgens auch beschlossen wurde.

        Ein Zitat von Wolfgang Thierse aus dieser Sitzung (SPD-Ost war Regierungspartei und hat zugestimmt) entschlüsselt IMHO das ganze Dilemma:

        „Wir können nicht damit drohen, nicht beizutreten und dabei meinen, wir hätten damit eine starke Verhandlungsposition. Die ist eine Illusion, eine Selbsttäuschung.“

        Gegen die PDS und überwiegend gegen Bündnis 90 (ein gewisser Joachim Gauck aus dieser Fraktion hat allerdings zugestimmt) ging das Ding dann durch.

        Damit wurde der Wille der Regierung Kohl/Genscher erfüllt. Wer will, kann darauf hinweisend an dieser Stelle von Machtpolitik sprechen – indes ist Politik immer Machtpolitik.

        Die West-SPD war – wie üblich – im Hinblick auf das Verfahren gespalten, hat aber letztlich im Bundestag zugestimmt, was wegen der erforderlichen 2/3-Mehrheit auch notwendig war.

        Funfact: Die Gegenstimmen im Bundestag bei der Schlussabstimmung über den Einigungsvertrag kamen nicht nur von den Grünen, sondern auch von einigen CDU-lern: Die Stramm-Rechten wollten die Oder/Neiße-„Frage“ offen halten.

        Danke übrigens an dieser Stelle für den ausführlichen Artikel.

        • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:51

          Mir ging es um die gesamtdeutsche Zustimmung zum GG. Dass der Osten mehrheitlich für die Wiedervereinigung war, und zwar deutlich, bestreiten nur Revisionisten. Aber auch Westdeutschland gab Bestätigung. Artikel 146 war immer ein absolutes Nischenthema.

      • cimourdain 5. Oktober 2020, 18:27

        Da irrst du: Diejenigen, die mit Art 146 GG argumentieren, lehnen nach meinen Erfahrungen nicht das Grundgesetz ab, sondern die Deutungshoheit, die die Parteien (bzw. deren Eliten) darüber an sich gerissen haben. Und gerade die Geschichte der 90er gibt ihnen Recht: Alle Eingriffe in den Wesenskern des Grundgesetz gingen von den Parteien CDU und SPD aus, ohne dass die Bevölkerung dazu etwas zu sagen gehabt hätte: de facto Abschaffung des Rechts auf Asyl, Einschränkung der Unverletzlichkeit der Wohnung , Einführung neuer Staatsziele.
        Kannst du erklären, inwiefern in deinen Augen die BT-Wahl eine Abstimmung über das GG darstellte ? Gab es dazu eine Zusatzfrage (NÖ) oder trat eine Partei mit diesem ausdrücklichen Ziel an (NÖ) ?

        • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:35

          Das GG mit dem Artikel 146 verteidigen zu wollen ist natürlich originell.

          • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 20:44

            @ Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:35

            Das GG mit dem Artikel 146 verteidigen zu wollen ist natürlich originell.

            Originell ist Deine Antwort auch. Ist leider nur keine „Antwort“.
            🙂

            • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 21:09

              Punkt ist: das ist der Artikel zum Ersetzen des GG. Wenn das dein Angelpunkt ist, es zu „verteidigen“, dann will ich nicht wissen, wie dein Bekämpfen aussieht.

              • Erwin Gabriel 14. Oktober 2020, 19:13

                @ Stefan Sasse

                Da fiel der Groschen in einzelnen Pfennigen. Jetzt habe ich es auch verstanden … 🙂

        • sol1 5. Oktober 2020, 23:56

          Die Abstimmung fand, wie schon Dennis geschreiben hat, bei der Volkskammerwahl statt.

          Einer der Wahlkampfsprüche der SED/PDS war „23: Kein Anschluß unter dieser Nummer“, weil die Bundesregierung schon damals den Beitritt nach Art. 23 pushte – für den es dann auch in der frei gewählten Volkskammer eine Mehrheit gab.

  • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 08:58

    @ Stefan Sasse on 4. Oktober 2020

    Vorab: Vielen Dank für die schöne Zusammenfassung!!

    Unter ihrem Kanzlerkandidaten Oskar Lafontaine wehrte sie sich eine ganze Weile gegen die Idee der Einheit.

    Ich war immer wieder in West-Berlin gewesen, um Freunde zu besuchen, die sich durch den Umzug der Wehrpflicht entzogen hatten. Es war immer ein gruseliger Weg von Helmstedt nach Berlin; ich hatte stets das Gefühl, durch einen Tunnel zu fahren. Alles, was ich vom Osten und von Ostlern sah, bestaunte ich wie eine Attraktion in Disneyland, war aber ob der rüden Auftritte der VoPos und der Grenzsicherung stets beklommen. Da meine Freunde irgendwie alle in Kreuzberg wohnten, stieß man ständig auf die Mauer. Und Checkpoint Charlie war für mich in den 70er Jahren ein furchteinflößender Ort.

    Als die Mauer fiel, saß ich mit meinen damaligen 31 Jahren vor Rührung heulend auf dem Sofa. Ich hatte gerade einen neuen Job angefangen, und konnte deshalb nicht nach Berlin fahren. Habe ich immer bedauert.

    Die folgenden „Baseballschlägerjahre“ …

    Wenn ich mir damals die DDR anschaute, dachte ich stets, dass die deutlich stärker eine konzeptionelle Fortführung des Dritten Reiches war als die BRD: Partei vor Regierung, alle Menschen möglichst eingebunden von Kindesbeinen an. Die „Pioniere“ als Fortsetzung der Hitlerjugend, auch andere Nazi-Organisationen fanden ihre Entsprechung. Überall Stasi-Spitzel. Die ideologische Ausrichtung des ganzen Landes.

    Mich hat das Auftreten von SA-ähnlich agierenden Schlägertrupps damals nicht wirklich gewundert; verstanden hatte ich die Gewalt allerdings nie (bzw. nur nachrichtlich).

    Stattdessen erzählt man sich bereits jetzt die Geschichte, dass die Menschen 1989/90 alle auf die Straße gingen, um für oder gegen genau das zu kämpften, was man selbst vertritt.

    Kluger Satz, guter Punkt! Darüber hatte ich ehrlich gesagt noch gar nicht nachgedacht, ist aber nachvollziehbar.

    So ist etwa Manuela Schwesigs harsche Kritik an Angela Merkel, nicht genug für Ostdeutschland zu tun …

    Ist es hier passend, eine Parallele zu Südeuropa zu ziehen? Es kommt mir stets so vor, dass alle sich immer wieder mehr Gedanken machen, wer ihnen wie hätte besser helfen können, als zu überlegen, was man selbst tun kann, um seine Situation zu verbessern.

    Ich kann aber klug daherreden. Ich bin im Westen aufgewachsen, und war und bin nicht betroffen, so dass mir eine Einschätzung aus eigenem Erleben fehlt.

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:45

      Verstehe ich. Wäre auch dabei gewesen. Hätte auch gerne mal die DDR gesehen. Fluch der späten Geburt. Wobei mein Vater auch nie dort war, er meinte, er wollte das Regime nicht finanzieren. Hat er dann rückblickend bedauert^^

      Ohja! Die DDR hat wahnsinnig viele Kontinuitäten zum Dritten Reich, und die ostentative Absetzung mit dem performativen Anti-Faschismus hat das nur verdeckt. Da haben sich gerade die westlichen Linken sehr lang in die Tasche gelogen.

      Danke!

      Ja, so geht es mir auch. Mir fällt nur auf, welche Narrative Schwesig bedient; wie gerechtfertigt die sind…? Keine Ahnung.

  • TBeermann 5. Oktober 2020, 09:28

    Wenn ich mir damals die DDR anschaute, dachte ich stets, dass die deutlich stärker eine konzeptionelle Fortführung des Dritten Reiches war als die BRD: Partei vor Regierung, alle Menschen möglichst eingebunden von Kindesbeinen an. Die „Pioniere“ als Fortsetzung der Hitlerjugend, auch andere Nazi-Organisationen fanden ihre Entsprechung. Überall Stasi-Spitzel. Die ideologische Ausrichtung des ganzen Landes.

    Mich hat das Auftreten von SA-ähnlich agierenden Schlägertrupps damals nicht wirklich gewundert; verstanden hatte ich die Gewalt allerdings nie (bzw. nur nachrichtlich).

    Die Neo-Nazi-Szene war eher eine Trotzreaktion auf die FDJ, als eine Nachfolge. Die Skindheads formierten sich bereits in den 80ern, noch bevor der Zusammenbruch der DDR konkret absehbar wurde. Erste (heftige) Angriffe auf andere Subkulturen (Punks, Umweltschützer, chrtistliche Gruppen) gab es auch bereits vor der Wende. Da scheint man die Entwicklung der (auch im Westen zunächst unpolitischen) Skinhead-Szene mit sehr wenig Verspätung nachvollzogen zu haben.

    Und direkt nach dem Mauerfall ist die westdeutsche NS-Szene mit viel Geld und Manpower in den Osten gegangen und hat massiv aufgebaut.

    • Ariane 5. Oktober 2020, 09:46

      Und direkt nach dem Mauerfall ist die westdeutsche NS-Szene mit viel Geld und Manpower in den Osten gegangen und hat massiv aufgebaut.

      Dazu passt auch dieser Artikel von Bangel:
      https://www.zeit.de/gesellschaft/zeitgeschehen/2020-10/30-jahre-wiedervereinigung-ostdeutschland-rechtsextremismus-neonazis-ost-west/komplettansicht

    • Lemmy Caution 5. Oktober 2020, 10:45

      Es gab aber auch schon zu DDR Zeiten eine nationale Szene.
      Als ich 1991 zu Beginn meines Studiums bei den Aufräumarbeiten eines Kabelbrandes eines Rheinbraun Baggers jobbte, war so einer dabei. Bin mit dem auch mal abends durch Kölner Kneipen gezogen.
      Der war wegen seinen Nazi-Allüren sogar für ein paar Wochen im Knast gelandet.
      Als ich halt auch mit den Nord-Afrikanern im Team redete, war er etwas beleidigt, nach dem Motto: Warum redest Du mit denen? Ich dachte Du bist mein Kumpel? Für ihn waren das Kamele (O-Zitat).
      Das war 1 Jahr vor den Ausschreitungen in Rostock Lichtenhagen.
      Diese Erfahrung hat meine Neugierde an Ost-Deutschland für eine ganze Weile stark abgekühlt.

      • derwaechter 5. Oktober 2020, 12:39

        Die Ausschreitungen gegen Ausländer in Erfurt am 10.08.1975 gelten m.W. sogar als die ersten ausländerfeindlichen Pogrome in Deutschland nach 1945

        https://www.ardaudiothek.de/zeitzeichen/erste-ausschreitungen-gegen-auslaender-in-der-ddr-am-10-08-1975/78694164

        https://de.wikipedia.org/wiki/Ausschreitungen_in_Erfurt_1975

        • cimourdain 5. Oktober 2020, 18:27

          Lies den Begriff „Aufklärung“ kriminologisch und sieh dir an, wie viel gerichtliche Aufarbeitung es bei dem Erfurt-Pogrom gegeben hat. Das war deutlich mehr als bei den rechtsextremistischen Verbrechen in der BRD: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/eine-kette-von-einzelfaellen

          • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:35

            Weniger Aufarbeitung als beim Rechtsterror in der BRD kannst auch echt kaum betreiben.

            • derwaechter 5. Oktober 2020, 19:49

              Mein Punkt war, dass es diese Probleme nicht nur „auch“ in der DDR gab sondern, zumindest auf Pogrome bezogen, sogar zu erst.

              Ansonsten wäre ich doch sehr vorsichtig die Aufarbeitung in der DDR zu loben. Nicht umsonst ist aufgrund der geringen Bekanntheit dieser rassistischen Übergriffe auch die Bezeichnung der „vergessenen Pogrome von Erfurt“ aufgekommen.

              Und trotz der Verurteilung einiger Täter schreibt Wikipedia:
              “ Außerdem ging die nationalistische und rassistische Hetze gegen Algerier republikweit weiter und führte letztendlich zum fast vollständigen Rückzug der algerischen Arbeiter aus der DDR durch die algerische Regierung.“

              • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 19:51

                Exakt.

              • cimourdain 5. Oktober 2020, 23:37

                In meinen Augen ist der interessante Unterschied, das Motiv der unzulänglichen Aufarbeitung:
                Die SED hat Fremdenfeindlichkeit vertuscht, um ein verfälschtes Bild internationaler Solidarität aufrechtzuerhalten.
                In der BRD liegt der Verdacht nahe, dass es schon in den 80er Jahren Verwicklungen von Sicherheitsbehörden in der rechtsextremen Szene oder zumindest Sympathien gab.

                • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 08:17

                  Diese Sympathien bestanden doch auch in der DDR. Das ist eine Institutionenfrage. Sicherheitsbehörden sind einfach inhärent eher rechts tickende Institutionen und sehen da ihre Verbündeten.

                • derwaechter 6. Oktober 2020, 08:29

                  Interessant.
                  So krasse Vertuschung gab es im Westen nicht, aber vorbildliche Aufklärung auch nicht gerade. Die Existenz einer freien Presse war sicherlich sich ein wichtiger Faktor.

                  Würde mich mal interessieren inwiefern es solche Symphatien auch im Osten gab. Eine Studie zum Rechtsextremismus in der Volkspolizei war wohl noch unwahrscheinlicher als heute 🙂
                  Nach der Wende (Lichtenhagen zum Beispiel) lief der Einsatz gegen Rechts auch nicht so gut. Da gab es doch bestimmt viele ehemalige Volkspolizisten unter den Beamten, vermute ich jetzt mal.

                  • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 15:40

                    Wäre auch meine Vermutung. Ausländerfeindlichkeit ist für die DDR am Beispiel der (wenigen) GastarbeiterInnen aus Vietnam oder Algerien ja gut dokumentiert.

      • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:51

        Jepp, man sollte nicht die SED-Propaganda schlucken.

    • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 13:58

      TBeermann 5. Oktober 2020, 09:28

      Es kommt in meinem Artikel vielleicht nicht so klar rüber – ich habe das repressive System der DDR stets als eine (nicht harmlose, aber sicherlich deutlich harmlosere) Folgeveranstaltung des Dritten Reiches gesehen. Auch dort gab es meines Wissens auch keine Aufarbeitung; wenn doch, deutlich weniger ausgeprägt als hier (und so richtig groß war das ja auch bei uns nicht).

      Das sollte nicht heißen, dass die Baseballschläger ein zwangsläufiges Ergebnis der SED waren. Aber auch dieses offiziell „linkes“, „sozialistisches“ System tat noch weniger als die BRD, um diese Entwicklung zu verhindern.

      Es gab halt damals keine „Das tut man nicht“-Aufklärung wie hier, keine anti-rassistische Aufklärung (war hierzulande schwach genug, aber immerhin gab es Ansätze), und die „Fremden“ wurden von oben in die Gesellschaft hineinbefohlen.

      Es sollte halt nur bedeuten, dass es mich nicht verwundert hat, dass sich die Schlägertrupps auch dort bildeten, wiewohl mir diese Art, Argumente auszutauschen, stets sehr fremd blieb.

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:46

      Spielt bestimmt auch eine Rolle, aber ich würde die Kontinuitäten echt nicht kleinreden.

      • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 20:49

        @ Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:46

        Spielt bestimmt auch eine Rolle, aber ich würde die Kontinuitäten echt nicht kleinreden.

        Die gab es, unbestriiten, nicht zu knapp. Aber ich wollte/würde die Schlägertrupps nicht als unabänderliche Zwanghaftigkeit betrachten.

  • Ariane 5. Oktober 2020, 10:34

    Danke für die Zusammenfassung.

    Mir gehts ja auch so, dass die Wiedervereinigung eigentlich null Effekt auf meine Biographie hatte, ich war auch erst 5 und mittlerweile kenne ich zwar etliche Ostdeutsche (die alle seit Jahren im Westen leben) und war ein paar mal da (was ich nie als besonders anders empfunden hab, außer dass es „leerer“ wirkte).

    Ich höre mir auch echt gerne die Anekdoten an, aber das ist so weit weg, das hätte auch in Timbuktu stattfinden können, muss ich ehrlich zugeben.
    Ich bin auch echt keine Freundin dieser typischer Rückblicke und Einheitserzählungen, mit der Deutungshoheit hast du auf jeden Fall recht.

    Mittlerweile finde ich hat sich das etwas geändert. Von Jubel, Trubel, Heiterkeit ist es jetzt mehr zu „erst wurde gejubelt, dann ging alles in die Hose“ gewandert. Vermutlich eine Nachwirkung von „ignorierten Ostdeutschen mehr zuhören“ aber ich bin nicht sicher, ob das wirklich so hilfreich ist. Scheint mir auf jeden Fall irgendwie wenig tröstlich.

    Besorgniserregend ist hier eher, wie diese Anti-Establishment, Anti-Bundesrepublik-Rhetorik über alle Parteigrenzen hinweg mehrheitsfähig ist, wie sie beständig reproduziert wird.

    Ich muss gestehen, das erinnert mich allerdings auch an die CSU und Bayern, die beständig auf Mia san Mia bestehen und zwar fast immer im Unterschied zu „denen da in Berlin“ Das hat der Osten also nicht ganz exklusiv, sich mit einem Bein nicht ganz zur übrigen BRD zugehörig zu fühlen.

    Weiß ich nicht, ist das in Schwaben ähnlich? Ist etwas, was es hier in Norddeutschland eigentlich nicht gibt, klar gibt es Ressentiments (mehr gegen Südler als gegen Ossis würde ich sagen) aber man betrachtet sich jetzt nicht wirklich als irgendwie außenstehend. So gesehen sind die Gemeinsamkeiten mit dem Osten (kein Karneval, wenig Religiöses und schon gar nichts katholisches) auch stärker als mit Bayern.

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:50

      BaWü hat nach meinem Empfinden keine so starke Eigenidentität. Wir haben halt das „Ländle“, aber das definiert sich weniger gegen Berlin. Die grundsätzlichen Ressentiments sind natürlich schon da. Sieh BaWü als Bayern Light, da hast glaub immer ein gutes Bild.

  • Dobkeratops 5. Oktober 2020, 11:19

    Erstmal danke für den spannenden Artikel. Eine kleine Korrektur habe ich:

    Birthler-Behörde (später Gauck-Behörde)

    War es nicht umgekehrt? Also erst Gauck, dann Birthler?

    Ansonsten habe ich im Umfeld der diesjährigen Feierlichkeiten diverse Dokus angeschaut und dabei ist mir etwas aufgefallen, über das ich vorher noch nie nachgedacht hatte.

    Es traten eine Menge (z.T. ehemalige) Ostdeutsche auf, und alles, was sie beklagten, konnte ich im Großen und Ganzen gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite war von diesen Dingen aber keins exklusiv im Osten passiert, sondern es waren im Wesentlichen Entwicklungen, die gleichzeitig überall auf der Welt stattfanden. (Als ein Beispiel sei die Schließung schon lange nur noch durch massive Subventionen am Leben erhaltener Industrien und die damit einhergehende Entwertung von Erwerbsbiografien genannt, die die Kohlekumpel in NRW genauso traf wie die Näherinnen in der Ex-DDR.)

    Es schien aber so, als sei die Wahrnehmung und feste Überzeugung der Interviewten, dass dies alles Ungerechtigkeiten waren, die es nur bei Ihnen gab und sonst nirgends. Woher kommt das? Ich bin da ehrlich gesagt ratlos. Spätestens seit der Wiedervereinigung hatten die Ostdeutschen doch Zugriff auf dieselben Nachrichtenquellen wie die Leute im Westen?

    • TBeermann 5. Oktober 2020, 12:13

      Es traten eine Menge (z.T. ehemalige) Ostdeutsche auf, und alles, was sie beklagten, konnte ich im Großen und Ganzen gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite war von diesen Dingen aber keins exklusiv im Osten passiert, sondern es waren im Wesentlichen Entwicklungen, die gleichzeitig überall auf der Welt stattfanden. (Als ein Beispiel sei die Schließung schon lange nur noch durch massive Subventionen am Leben erhaltener Industrien und die damit einhergehende Entwertung von Erwerbsbiografien genannt, die die Kohlekumpel in NRW genauso traf wie die Näherinnen in der Ex-DDR.)

      Na ja, da gibt es schon noch deutliche Unterschiede in der Intensität. Der Abbau des Bergbaus im Ruhrgebiet hat sich über Jahrzehnte hingezogen und ist heute noch nicht vollständig abgeschlossen. Das macht es für die jeweils akut Betroffenen sicher nicht viel besser, aber in den neuen Bundesländern lief das teilweise innerhalb von Wochen ab, dass vorher im ganzen Dorf fast alle beim gleichen Unternehmen gearbeitet haben und nachher keiner mehr Arbeit hatte.

      Es spielt sicher auch eine Rolle, dass Arbeitslosigkeit in der DDR schlicht unbekannt war (es wurden halt so viele Stellen geschaffen, wie nötig – selbst wenn dafür drei Verkäufer zusammen ein Schnitzel verkauft haben) und dass der Betrieb noch deutlich mehr als (in den meisten Regionen) im Westen auch das Zentrum der Freizeitgestaltung war.

      • derwaechter 5. Oktober 2020, 12:43

        „Der Abbau des Bergbaus im Ruhrgebiet hat sich über Jahrzehnte hingezogen und ist heute noch nicht vollständig abgeschlossen.“

        Der Kohlebergbau ist mittlerweile abgeschlossen.

      • Dobkeratops 5. Oktober 2020, 14:18

        Dass der Osten die Entwicklungen quasi im Zeitraffer durchlief bestreite ich nicht, und wie du richtig sagst hat das sicher dazu beigetragen, die Traumata noch zu intensivieren. Einen grundsätzlichen qualitativen Unterschied kann ich aber nicht feststellen. Das mag allerdings auch daran liegen, dass ich quasi keine Strukturwandelopfer aus dem Osten persönlich kenne, dafür aber einige aus dem Ruhrgebiet. Und bei denen konnte man damals exakt dieselbe Realitätsverleugnung beobachten. Obwohl jeder (!) wußte, dass es in sehr naher Zukunft mit der angestammten Arbeit vorbei sein würde, gingen sie völlig irrationalerweise davon aus, dass sie das nicht betreffen und ihre persönliche Situation trotzdem einfach immer so weitergehen würde. Ist vielleicht einfach menschlich.

        Außerdem war das auch nur ein Beispiel. Ein anderes wären die drohenden oder bereits bestehenden Armutsrenten, die sicher aufgrund der brüchigen Lebensläufe im Osten verbreiteter sind, die es aber genauso natürlich im Westen gibt, und dann oft auch in Städten, wo die Lebenshaltungskosten deutlich höher sind.

        Wie gesagt, mir geht es hier nicht darum, leidvolle Erfahrungen aus Ost und West gegeneinander auszuspielen. Die Klagen darüber sind hier wie dort angebracht und legitim. Ich bin nur verwirrt von der unerschütterlich vorgetragenen Meinung, all diese Dinge seien etwas, das nur und ausschließlich den Osten beträfe.

    • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 14:18

      @ Dobkeratops 5. Oktober 2020, 11:19

      Es schien aber so, als sei die Wahrnehmung und feste Überzeugung der Interviewten, dass dies alles Ungerechtigkeiten waren, die es nur bei Ihnen gab und sonst nirgends. Woher kommt das?

      Ich möchte den von TBeermann angesprochenen Punkt „Geschwindigkeit“ ergänzen:
      Die DDR lag als Wirtschaftsmacht zum Zeitpunkt der Einheit auf Platz 7 der Welt. Das hat von den absoluten Zahlen her zwar gepasst. Aber da fast der gesamte Außenhandel in andere sozialistische Staaten ging, die nicht ohne weiteres im Westen einkaufen konnten, stand man in keiner realen Konkurrenzsituation. Mit dem Fall der Mauer änderte sich das, und die DDR verlor von heute auf morgen ihr Geschäftsmodell. Vielen in der DDR war diese Situation nicht klar.

      Dann ist es sicherlich eine Sache, einem langsamen Sterben zuzusehen und schon Jahre vorher zu wissen, dass es irgendwie zuende geht; eine andere Sache ist, wenn, wie geschehen, eine Behörde wie die Treuhand kommt, um praktisch alles abzuschalten.

      Die wenigen Fälle, in denen (aus einer Konkurrenzsituation zu westlichen Firmen) stillgelegte Ostunternehmen noch lebensfähig gewesen wären, verzerren die Wahrnehmung dahingehend, dass man sich über die Zahl dieser Firmen täuscht.

      Das der „Westen“ den „Osten“ abgeschaltet hat – die Treuhand war fest in westlicher Hand – tat ein Übriges. Viel mehr als solche Geschichten hatte die SED/PDS nicht zu bieten, um sich oben zu halten: Wäre alles nicht nötig gewesen; dass ihr jetzt arbeitslos seid, lag am Kapitalismus etc. Was zumindest dahingehend nicht ganz falsch war, dass es, wie von TBeermann erläutert, vorker keine Arbeitslosigkeit gab.

      • Dobkeratops 5. Oktober 2020, 14:35

        Du hattest gepostet, während ich noch meine obige Antwort an TBeermann tippte, deshalb gehe ich nur auf den folgenden Aspekt ein:

        Dann ist es sicherlich eine Sache, einem langsamen Sterben zuzusehen und schon Jahre vorher zu wissen, dass es irgendwie zuende geht; eine andere Sache ist, wenn, wie geschehen, eine Behörde wie die Treuhand kommt, um praktisch alles abzuschalten.

        Aus meiner Erfahrung mit Leuten aus dem Ruhrgebiet: Das mit dem langsamen Sterben sah sicher von außen so aus und es war für jeden Außenstehenden lange klar was Sache war, aber aus der Innensicht heraus waren die Leute, die ich kannte, alle ehrlich und vollkommen überrascht, dass es auch für sie persönlich bedeutete, dass Schluss ist.

        In der Doku, die ich gesehen habe, kam u.a. ein ehemaliger Leiter einer Lederwarenfabrik zu Wort, der schon Jahrzehte vor dem Ende der DDR wusste, dass das ganze Geschäftsmodell auf Sand gebaut war. Ich verstehe das so, dass man, wenn man es wissen wollte, es auch wissen konnte. Man sollte aber wohl nie die Fähigkeit der Menschen unterschätzen, sich selbst zu belügen. Die scheint mir in Ost und West gleich stark ausgeprägt.

        Der Aspekt, dass jemand (hier: die Treuhand) von außen kommt und den Laden dicht macht ist aber tatsächlich eine originäre Ost-Erfahrung, zumindest in dem Sinne, dass es ein und dieselbe Behörde flächendeckend um einen herum macht. (Wenn sowas durch Übernahmen passiert, ist der effekt ja meist sehr stark, auch lokal, begrenzt.)

        • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:57

          Die Treuhand bot halt auch einen echt guten Schuldigen, während das Bergbausterben an der Ruhr ohne greifbaren Bösewicht auskommen musste.

          • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 20:50

            @ Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:57

            Die Treuhand bot halt auch einen echt guten Schuldigen, während das Bergbausterben an der Ruhr ohne greifbaren Bösewicht auskommen musste.

            Zustimmung

      • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:56

        Ich empfehle zum Verständnis der Wende im europäischen Kontext unbedingt Philipp Thers Buch empfehlen, das ich hier besprochen habe: http://www.deliberationdaily.de/2019/11/buecherliste-oktober-2019/

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:52

      Öhm…kann sein? 😀

      Sehr gute Beobachtung, super spannend. Ich habe keine Antwort. Aber das behalte ich definitiv im Hinterkopf.

    • cimourdain 5. Oktober 2020, 18:25

      Richtig : Herr/in über 111km* Akten (Name des Podcasts) waren Gauck -> Birthler -> Jahn

      *Das ist eigentlich ziemlich wenig: gerade mal ein breiter Aktenordner pro DDR-Bürger. Mit Schreibmaschinenseitenstandard wären das etwa 3,0 bis 5,0 MB an Daten. Zum Vergleich: Monatlich speichert der BND pro Bürger alleine an Kommunikations-Metadaten 0,5 MB (und gibt davon 20% an US-Dienste weiter)

      • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:34

        Oh come on.

        • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 20:52

          Ja, aber wenn’s doch wahr ist 🙂

          Never miss an oppotrunity

  • derwaechter 5. Oktober 2020, 12:35

    «Diese Betrachtung des Ostens als unbekanntes Land, der ich auch selbst schuldig bin – ich habe keinerlei familiären Verbindungen nach Ostdeutschland, noch habe ich mich je sonderlich damit beschäftigt oder kenne bewusst Leute von dort – hat in den vergangenen Jahren wenig Gutes dazu beigetragen, die Einheit tatsächlich als ein gemeinsames Erlebnis zu beschreiben.“

    Warum schuldig? Es ist doch einfach eine Tatsache.

    Mir geht das ganz genau so. Ich war zur Wende 10, habe keine Verwandten im Osten und alle Ostdeutschen die ich je kennengelernt habe, hatten den Osten verlassen. Ich weiß von einem einzigen der später zurückgezogen ist.
    Wenn ich heutzutage Deutschland besuche, dann meist zu Verwandten oder Bekannten. Die wohnen alle im Westen. Soll ich jetzt Urlaub in der Sächsischen Schweiz machen anstatt die Familie in NRW zu besuchen? Bin ich „schuldig“ wenn ich es nicht tue?

    „die Einheit tatsächlich als ein gemeinsames Erlebnis zu beschreiben“

    Vielleicht wäre diese Beschreibung auch schlicht falsch? Für die allermeisten im Westen hat sich doch mit der Einheit fast nichts geändert, für die meisten im Osten sehr viel. Da von „gemeinsamen Erleben“ sprechen zu wollen, ist Wunschdenken.

    „Die Debatten, die in den überwiegend westlich dominierten Medien über den Aufstieg der AfD im Osten geführt wurden erinnern stark an die, die 2005 über den Aufstieg der LINKEn und zuvor über die Beharrung der PDS geführt wurden. Der Osten wurde allzu oft als eine Art fremdes Land betrachtet. JournalistInnen durchreisen die ostdeutsche Provinz für ihre Reportagen wie sie auch durch Großbritannien, Polen oder die USA reisen würden und brachten beflissen Homestories nach Hause, die einen Hauch schlechtes Gewissen („So leben die von uns ignorierten Ostdeutschen“) mit genug Kritik an den Ostdeutschen selbst vereinten, als dass man sich nicht gar zu schuldig hätte fühlen müssen.“

    Da ist natürlich was dran. Anderseits macht man es sich mit Medienschelte hier zu einfach.

    Der Osten ist nun mal deutlich kleiner (Westen 70,64 Millionen, Osten etwa 12,53 Millionen Personen) und schrumpft kontinuierlich. Also rein statistisch für die allermeisten Deutschen nicht Heimat. Wenn man dann auch noch weit im Westen wohnt (das tun sehr viele, Rhein/Ruhr, Baden Württemberg etc.) ist einem Frankreich, Belgien oder die Niederlande sogar näher und leichter zu erreichen. Ich war als NRWler deutlich öfter in Holland als in Ostdeutschland.

    Außerdem rekrutieren sich Journalisten logischerweise eher aus gebildeteren Schichten, die den Osten überdurchschnittlich verlassen haben.

    „als dass man sich nicht gar zu schuldig hätte fühlen müssen.“

    Wofür hätten sich die Journalisten den schuldig fühlen sollen?

    „die für viele ehemalige DDR-BürgerInnen der erste Kontakt mit größeren Migrantenmengen war.“ Ich spendiere mal wieder ein „Innen“.

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:54

      Schuldig, weil ich mich nie bemüht habe es zu ändern.

      Sicher, das ist Wunschdenken zu einem gewissen Teil. Aber das gilt für alle solchen Revolutionen, und dass da nicht irgendein gemeinsames Narrativ entstand ist schon augenfällig. Siehe USA, siehe Frankreich. Bei deren Revolutionen gab es auch viel Streit etc., aber es etablierte sich ein gemeinsames Narrativ das alle akzeptierten. Das fehlt hier.

      Danke für die Spende.

      • derwaechter 5. Oktober 2020, 19:40

        „Schuldig, weil ich mich nie bemüht habe es zu ändern.“

        Das meine ich doch. Vorher der Wunsch oder die gefühlte Verpflichtung das zu tun? Patriotismus, nationales Pflichtbewusstsein?

        „Sicher, das ist Wunschdenken zu einem gewissen Teil. Aber das gilt für alle solchen Revolutionen, und dass da nicht irgendein gemeinsames Narrativ entstand ist schon augenfällig. Siehe USA, siehe Frankreich. Bei deren Revolutionen gab es auch viel Streit etc., aber es etablierte sich ein gemeinsames Narrativ das alle akzeptierten. Das fehlt hier“

        Der Revolutionsvergleich hink halt sehr. Es gab in Deutschland 1990 keine Revolution. Im weitaus grössten Teil des Landes (der BRD) ist überhaupt nichts passiert. Woher soll da ein gemeinsames Narrativ kommen?
        Bei mir ist zwischen 5. Und 6. Klasse alles unverändert geblieben. Frag mal einen Schüler aus Rostock der 1990 in der 5. war. Es gibt in der Geschichte NRWs oder Baden Württembergs keine Vorwende- und Nachwendezeit. In Sachsen und Mecklenburg sehr wohl.

        Das ist bei einer Revolution (USA, Russland, Frankreich) oder einer Unabhängigkeit (Norwegen, Irland, Baltikum etc.) natürlich anders.

        Eher könnte man 45-90 als eine Art kalten Bürgerkrieg betrachten, den der Westen gewonnenen hat. Der Vergleich zu „heissen“ Bürgerkriegen hinkt natürlich auch. Aber in punkto verschiedener Narrative (weil verschiedenes Erleben) auf beiden Seiten trifft das schon. Siehe z.B. USA.

        • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 19:51

          Keine Ahnung. Dumpfes Gefühl.

          Was ist denn 1789 in Frankreich außerhalb von Paris passiert? Praktisch nichts.

          Kalter Bürgerkrieg ist mir etwas zu krass, aber ich sehe worauf du rauswillst. Wir nennen es meist „Systemkonkurrenz“.

          • derwaechter 5. Oktober 2020, 19:58

            Wurde da nicht unter anderem die Monarchie beendet? Im ganzen Land.

            Wir hatten vorher 8 Jahre Kohl und nachher auch noch mal 8.

          • derwaechter 5. Oktober 2020, 20:06

            „Kalter Bürgerkrieg ist mir etwas zu krass, aber ich sehe worauf du rauswillst.“
            Immerhin hatten beide Seiten Armeen die bereit gewesen wären gegeneinander anzutreten, oder irre ich mich da?

            • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 21:08

              Nein, tust du nicht. Aber was ist mit dem Rest des Ost-West-Konflikts? Das war ja kein deutscher Konflikt, was deine Sprachsetzung impliziert. Die deutsche Teilung war ja wider Willen. Für die DDR hätte kaum einer freiwillig gekämpft.

              • derwaechter 5. Oktober 2020, 21:20

                Das stimmt natürlich. Aber es ging ja um das verschiedenen Erleben, und damit die völlig anderen Narrative.
                Freiwillig für die BRD kämpfen vs. unfreiwillig für die DDR ist dafür doch auch ein super Beispiel.

                • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 22:22

                  Häh? ^^

                • derwaechter 5. Oktober 2020, 23:05

                  Auf DDR Seite sind die Menschen eine NVA losgeworden, für die, wie du zurecht sagst, wohl kaum ein Bürger gerne gekämpft hätte.

                  Auf Westseite gab es so etwas nicht und das was es gab, die Bundeswehr, bestand einfach weiter.

                  Wie soll daraus ein gesamtdeutsch verankertes Narrativ entstehen?

                  • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 08:16

                    So wie ja auch Gesamtdeutschland entstand: Als Übernahme. Die Bundeswehr wird zur gesamtdeutschen Armee, die BRD zum gesamtdeutschen Staat.

                    • derwaechter 6. Oktober 2020, 09:50

                      Auf das Narrativ, der Westen hat den Osten übernommen, könnten sich wahrscheinlich noch die meisten auf beiden Seiten der ehemaligen Grenze einigen.

                    • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 15:41

                      Ja, sicher. Aber halt im Guten wie im Bösen. Glaube, die wenigsten „Ossis“ würden die Übernahme in die westdeutschen Sozialsysteme missen wollen.

                    • derwaechter 6. Oktober 2020, 10:03

                      Der Unterschied bleibt allerdings die Bedeutung.
                      Für den Westen war es ein Ereignis ohne dass sich grundlegend etwas verändert hätte, für den Osten das einschneidende Ereignis nachdem sich so ziemlich alles grundlegend verändert hat.

                    • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 15:42

                      Ich halte es für ein Gerücht, dass sich nichts geändert hätte. Die Wiedervereinigung brachte diverse Strukturbrüche hervor, von denen die Agenda2010 nur der bekannteste ist. Die kamen halt etwas zeitverzögert. Aber dasselbe gilt für die französische Revolution, wie ich zu zeigen versuchte.

                    • derwaechter 6. Oktober 2020, 17:09

                      Aber doch nicht wegen der Einheit. Vergleichbare Brüche und Veränderungen gab es in anderen Westeuropäischen Ländern doch auch.
                      Und selbst wenn, waren das lange Prozesse. Im Osten ein schneller Umbruch.

                      Erinnerst du dich an Good Bye, Lenin? Eine Frau fällt kurz vor der Wende ins Koma und wacht 8 Monate später wieder auf. „Alles“ ist anders.

                      Es gibt einen Grund warum der Film nicht im Westen spielt. Wer 89 in Dortmund oder Stuttgart ins Koma viel und 90 wieder aufwachte, hätte gar keinen Unterschied gemerkt.

                      Wenn er 5 Jahre im Koma gelegen hätte, hätte er sich auch noch problemlos zurecht gefunden.

                    • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 18:29

                      Kein Zweifel, dass der Effekt im Osten viel profunder war! Aber nimm mal den amerikanischen Bürgerkrieg. Der hatte auch massive Wandlungseffekte im Norden, auch wenn die länger brauchten und indirekter waren.

                    • derwaechter 6. Oktober 2020, 20:32

                      Ich hatte es ja bereits mit Bürgerkriegen verglichen als Beispiel, dass die Narrativ sich in solchen Fällen eher unterscheiden. Das gilt für den amerikanischen Bürgerkrieg m.W. auch. Der Süden blickt(e) anders auf ihn als der Norden.

                    • Stefan Sasse 7. Oktober 2020, 06:51

                      True.

          • cimourdain 5. Oktober 2020, 23:00

            „Was ist denn 1789 in Frankreich außerhalb von Paris passiert? “
            Der Ballhausschwur, die Erklärung der Menschenrechte und alles weitere, was bis Oktober 89 die Nationalversammlung (da noch in Versailles) betraf.
            Und nim ganzen Land gab es im Zuge des Grande Peur Bauernaufstände, die letztlich das Feudalsystem auf breiter Front auflösten.

            • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 08:15

              Die Erzählung umfasst aber gerne Ballhausschwur, Bastille und Terror – und that’s it. Dass die französische Revolution später das ganze Land ergriff bezweifle ich ja gar nicht, mir ging’s um den Anfang als Paris-zentrische Angelegenheit. Aber ich sehe, dass der Vergleich doof war. 🙂

              • Dennis 6. Oktober 2020, 10:25

                Ich finde den Vergleich eigentlich nicht doof; kann auch erhellend sein. Die Geschichte is ja eigentlich eh mehr repetetiv als progressiv (jemand muss hier ja mal den Konservativen geben^)

                Nach drei Missernten (war damals hochgradig ein Politikum; entspricht der 80-Jahre Misswirtschaft in der DDR) gab es im Volk (in Frankreich insgesamt) eine massive, wenngleich diffuse Meckerstimmung. Finanziell war die Obrigkeit am Ende, auch Necker (Schalck-Golodkowski) konnte nicht mehr helfen und wurde gefeuert, was „unten“ ganz richtig als massives Krisensymptom gewertet wurde und den berühmten 14. Juli angeregt hat.

                Aus der politischen Klasse heraus musste sich allerdings zunächst mal eine Aktivistentruppe (die Ballhäusler; DDR = Bündnis 90) gebildet haben, die mit dem gemeinen Volk da draußen eigentlich nichts zu tun hatte, sich aber eingebildet hat, selbiges zu vertreten. Durch die aufwühlenden Ereignisse in der politischen Klasse wurden die Meckerfritzen unten immer mutiger und kamen peu à peu aus der clandastinen Deckung heraus. Später kam dann die AfD daher (Vendée-Aufstand).

                Passt eigentlich alles^. Okay, so einigermaßen 🙁

                • CitizenK 6. Oktober 2020, 11:10

                  Gab es in der Vendee schon Auslands-TV? Auch Telefon kam, glaub ich, erst später

                  • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 15:43

                    Die hatten damals Austria Today, Propagandasender direkt von Metternich.

                • Stefan Sasse 6. Oktober 2020, 15:42

                  Ich weiß schon warum HistorikerInnen solche Vergleich meiden 😀

        • Ralf 5. Oktober 2020, 19:57

          Das ist bei einer Revolution (USA, Russland, Frankreich) oder einer Unabhängigkeit (Norwegen, Irland, Baltikum etc.) natürlich anders.

          Naja, zumindest in Bezug auf die USA hinkt der Vergleich etwas. Die meisten Amerikaner sind erst viele Jahre, Jahrzehnte oder sogar zwei Jahrhunderte nach der Revolution dort sesshaft geworden. Die Revolution ist also wohl kaum “ihr gemeinsames” Narrativ.

          Außerdem bin ich grundsätzlich immer sehr skeptisch, wenn sich Menschen in den Kontext irgendwelcher Geschehnisse setzen, sich sozusagen als Erben der Geschichte betrachten, wenn die entsprechenden Ereignisse so weit in der Vergangenheit liegen, dass sie keinerlei reale Berührungspunkte mit der eigenen Lebenswirklichkeit mehr haben. Die Wiedervereinigung, der Fall der Mauer, war Geschichte, die zum Greifen nahe war. Natürlich musste nicht jeder zugreifen. In Westberlin haben vermutlich mehr Bürger unmittelbar zugegriffen als im Schwarzwald. Aber zumindest gab es was zum Greifen. Das macht als kollektives, nationales Narrativ für mich mehr Sinn, als wenn mich jemand in den Kontext der alten Germanen, Karls des Großen, Martin Luthers, Friedrich Eberts oder Konrad Adenauers setzt …

          • derwaechter 5. Oktober 2020, 20:04

            Es gab ja auch eine Zeit unmittelbar nach der Revolution. Und z.B. Norwegen oder Irland sind gerade mal rund 100 Jahre unabhängig.

            Das Narrativ ist insofern gemeinsam, als das man z.B. sagen kann, vorher haben bei uns die Engländer bzw Schweden regiert. Seitdem nicht mehr.

  • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 14:23

    @ derwaechter 5. Oktober 2020, 12:35

    Für die allermeisten im Westen hat sich doch mit der Einheit fast nichts geändert, für die meisten im Osten sehr viel. Da von „gemeinsamen Erleben“ sprechen zu wollen, ist Wunschdenken.

    Ich denke, das ist ein wichtiger Punkt. Mich würde es nerven, wenn ich in einen solchen Wirbelsturm gerate und so richtig durchgebeutelt werde, und ein anderer, der in der warmen Stube saß und den es so gar nicht zerzaust hat, klopft mir jovial auf die Schulter und erklärt mir, was man da gemeinsam für einen tollen Sturm überstanden habe.

    • derwaechter 5. Oktober 2020, 14:53

      Das ist eine gute Metapher.

      Das Problem ist, um im Bild zu bleiben, das viele Stubenhocker den vom Sturm zerzausten dann noch tolle Tipps geben und vorwerfen, was sie alles falsch gemacht haben.

      Dass das im Osten dann nicht so gut ankommt, kann ich gut verstehen.

      • Erwin Gabriel 5. Oktober 2020, 20:54

        @ derwaechter 5. Oktober 2020, 14:53

        Das Problem ist, um im Bild zu bleiben, das viele Stubenhocker den vom Sturm zerzausten dann noch tolle Tipps geben und vorwerfen, was sie alles falsch gemacht haben.

        Dass das im Osten dann nicht so gut ankommt, kann ich gut verstehen.

        Ich auch

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 17:57

      Ohja!

  • Lemmy Caution 5. Oktober 2020, 16:02

    Mit dem Tourismus kann ich nicht nachvollziehen. Ich hab in den letzten 5 Jahren mindestens 3000 Fahrradkilometer in Ost-Deutschland zurückgelegt.
    Sehr zu empfehlen aus meiner Sicht:
    – Berlin – Kopenhagen (bester Fernradweg ohne Berge)
    – Elster-Radweg mit Weiterfahrt nach Berlin (abwechslungsreich)
    – Spree-Radweg (abwechslungsreich)
    – Rennsteig (ersten 100 km sind krasser als vieles in den Alpen, nicht zuletzt wegen „urwüchsiger“ Wegebeschaffenheit, aber Thüringer Wald ist ein tolles Mittelgebirge)

    Versuch grad meine Schwester zu der Winterfitness Berlin – Swinemünde im Dezember in 2,5 Tagen überzeugen.

    • derwaechter 5. Oktober 2020, 17:44

      Keine Frage. Aber soll ich mich schuldig fühlen weil ich lieber meine Eltern in NRW und Familie in Hessen besuche?

      Ich finde diese Idee halt etwas komisch, das man sich irgendwie Mitschuldig an den nach-Wende Problemen macht, weil man den Osten nicht kennengelernt hat.

      Ich war auch erst einmal in Bayern. Aber immerhin 2 mal im Osten :-),

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:00

      Sehr nice!

  • cimourdain 5. Oktober 2020, 18:23

    Danke für die umfassende Darstellung, aber leider ist dein Fokus sehr deutlich auf der Brille der Parteipolitik. Wenn man andere Aspekte auch noch hinzuzieht, dann ergibt sich vielleicht nicht unbedingt das Bild einer „Okkupation“, aber immerhin eines „penetrierten Systems“ :
    -Die Übernahme der gesamten ostdeutschen Presse: https://taz.de/Medienforscherin-ueber-Ost-Zeitungen/!5715618/
    -Der Austausch großer Teile der akademischen Elite
    -Umbau der kompletten Verwaltung und Einrichtung von Sonderverwaltungseinrichtungen
    -und natürlich der Ausverkauf der gesamten Wirtschaft
    Empfehlenswert hierzu: https://www.zdf.de/comedy/die-anstalt/die-anstalt-vom-5-november-2019-100.html

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:34

      Danke für die Hinweise. Ich schreibe ungern über Bereiche, in denen ich mich nicht firm auskenne, daher der verengte Fokus.

  • cimourdain 5. Oktober 2020, 18:29

    Kleine Nebenbemerkung: „Wir sind das Volk“ findet sich (mit dem Zusatz „und wir wollen, dass kein Gesetz sei“) im revolutionären Zusammenhang auch hier:

    https://www.projekt-gutenberg.org/buechner/danton/chap002.html

    Wie giftig diese gesamte Szene (1.Akt, 2. Szene) ist, möge jeder bitte selber lesen und beim nächsten Mal, wenn der Spruch fällt, daran denken.

    • Stefan Sasse 5. Oktober 2020, 18:36

      Du weißt aber, dass das Volk für Büchner nicht eben der Held der Geschichte war, oder? ^^

      • cimourdain 5. Oktober 2020, 23:15

        Wegen „Aufhängen“ und „Todtschlagen“ ? Das könnte man doch auch als Metaphern für Veränderung sehen… oder als Satire, die sind einfach „in eine Rolle“ gechlüpft. 😉

  • cimourdain 6. Oktober 2020, 12:48

    Eine Meinungsfrage in die Runde:
    Es schält sich in meinen Augen ziemlich klar heraus, wie stark die westdeutsche Sichtweise sowohl auf die DDR als auch auf den Einigungsprozess das Narrativ dominiert.
    Stefan Sasse hat hier vor kurzem das „1619-Project“ vorgestellt. Stellen wir uns ein analoges „1961-Projekt“ (verzeiht das etwas geschmacklose Jahreszahlen-Anagramm) vor, das mit dem gleichen Instrumentarium den Fokus auf die Ostdeutschen legt:
    – als Personen, die eine (gefühlte?) Kontinuität des Unterworfenseins erleben
    – als aktiv handelnde Elemente der Geschichte
    – und als Alltagsmenschen, die sich den jeweiligen Bedingungen anpassen
    Wäre so etwas hilfreich? Würde es „die Gesellschaft spalten“? Sollte es im Unterricht „gefeatured“ werden?

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