Rezension: J. K. Rowling – Harry Potter 03: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban

J. K. Rowling – Harry Potter 03: Harry Potter and the Prisoner of Azkaban (Hörbuch) (Deutsch) (Deutsch Hörbuch)

In meiner Rezension des zweiten Teils der Harry-Potter-Serie habe ich gesagt, dass ich nichts mehr über diese Romane weiß. Das war nicht vollständig korrekt, denn ich habe tatsächlich eine Erinnerung: der „Gefangene von Askaban“ war das erste Mal, dass ich seinerzeit von Harry Potter hörte. Es war im Sommer 2000; ich war mit der Familie eines Freundes im Zelturlaub, und die waren ganz verrückt danach und lobten das Ding in höchsten Tönen. Auch mein Lateinlehrer hat ihn gelesen, ich sehe ihn noch im Zug auf einem Ausflug darin schmökern. Da ich nicht geneigt war, Teil 3 einer Reihe zu lesen, deren erste Bände ich nicht kannte, und mich aus mir nicht mehr bekannten Gründen der Roman nicht genug interessierte (vermutlich war er mit zu kindisch, ich war ja soooo reif mit meinen 16 Jahren), fiel er mir wieder aus der Erinnerung, Mit dieser kurzen Anekdote möchte ich es dann der Vorrede auch bewenden lassen.

Auch im dritten Band der „Harry Potter“-Reihe verbringt der junge Zauberer seine Sommerferien notgedrungen bei den Dursleys, seinen einzigen lebenden Verwandten. Diese behandeln ihn nach wie vor schlecht, und seine magische Herkunft wird konsequent ignoriert oder verachtet. Besonders ärgerlich ist für Harry, dass er für den geplanten Ausflug seiner Jahrgangsstufe ins Zaubererdorf Hogsmeade die schriftliche Erlaubnis seines Vormunds benötigt – also von Onkel Vernon Dursley. Dieser erklärt sich nur unter der Bedingung bereit, das Formular zu unterschreiben, wenn Harry sich während des Besuchs von Tante Magda, Vernons Schwester, „wohlverhalte“. Doch als diese Harrys verstorbene Eltern beleidigt, verliert er die Beherrschung. Unkontrolliert entweicht ihm Magie, wodurch Tante Magda sich aufbläht wie ein Ballon und davonfliegt. Harry, in der Annahme, schwer gegen das Zaubereigesetz verstoßen zu haben, flieht daraufhin kopflos aus dem Haus.

Auf seiner ziellosen Flucht begegnet Harry einem großen, schwarzen Hund, der ihn erschreckt. Er stürzt rücklings auf die Straße, woraufhin der magische „Fahrende Ritter“ erscheint – ein Bus für gestrandete Hexen und Zauberer. Dieser bringt ihn nach London zum Tropfenden Kessel, einem Gasthaus für Magier in der Nähe der Winkelgasse. Überraschenderweise empfängt ihn dort der Zaubereiminister persönlich, Cornelius Fudge, der die Angelegenheit mit Tante Magda für Harry bereinigt hat. Entgegen Harrys Befürchtung droht ihm keine Strafe. Vielmehr wird ihm gestattet, den Rest der Ferien im Tropfenden Kessel zu verbringen – allerdings unter der Auflage, sich nicht unnötig in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Kurz vor Schulbeginn trifft Harry auf die Familie seines besten Freundes Ron Weasley. Durch ein belauschtes Streitgespräch zwischen Mr. und Mrs. Weasley erfährt Harry den wahren Grund für das ungewöhnlich nachsichtige Verhalten Fudges: Der berüchtigte Verbrecher Sirius Black ist aus dem Zauberergefängnis Askaban geflohen. Man vermutet, dass er Harry nach dem Leben trachtet. Black gilt als enger Vertrauter von Lord Voldemort und soll durch seine Verräterei am Aufenthaltsort der Potters zu deren Tod beigetragen haben.

Als das neue Schuljahr beginnt, stehen die Zeichen auf erhöhte Sicherheitsmaßnahmen. Dementoren – dunkle Wächter aus Askaban – bewachen Hogwarts und durchkämmen auf der Zugfahrt den Hogwarts-Express. Ihre Fähigkeit, ihren Opfern die glücklichsten Erinnerungen zu rauben, setzt Harry besonders zu. Er verliert das Bewusstsein, als die Dementoren in den Waggon eindringen. Der neue Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste, Remus Lupin, greift ein und vertreibt die Kreaturen. Von nun an begleitet eine bedrückende Atmosphäre das gesamte Schuljahr.

Hermine, die besonders viele Fächer belegt hat, verwendet einen geheim gehaltenen Zeitumkehrer, um gleichzeitig an mehreren Unterrichtseinheiten teilnehmen zu können – etwas, das selbst Ron und Harry erst spät bemerken. Hagrid, inzwischen zum Lehrer für Pflege magischer Geschöpfe ernannt, führt in seiner ersten Stunde Hippogreife vor. Einer von ihnen, Seidenschnabel, verletzt Draco Malfoy bei einem unvorsichtigen Annäherungsversuch. Dessen Vater, Lucius Malfoy, sorgt daraufhin für eine offizielle Beschwerde, die in einem Hinrichtungsurteil gegen Seidenschnabel mündet.

Da Harrys Antrag für den Hogsmeade-Ausflug ohne Unterschrift seines Vormunds bleibt, darf er anfangs nicht an den Schulbesuchen teilnehmen. Erst als er von Fred und George Weasley die „Karte des Rumtreibers“ erhält – ein magischer Plan von Hogwarts mit sämtlichen Geheimgängen – kann Harry unbemerkt am zweiten Ausflug teilnehmen. Die Karte wurde einst von vier ehemaligen Schülern – namentlich Moony, Wormtail, Padfoot und Prongs – entwickelt. In Hogsmeade belauscht Harry im Wirtshaus „Drei Besen“ zufällig ein Gespräch, in dem er erfährt, dass Sirius Black nicht nur sein angeblicher Verräter, sondern auch sein Pate ist.

Die Hinweise darauf, dass sich Black in der Nähe von Hogwarts aufhält, verdichten sich. Schließlich gelingt es Black sogar, in den Gryffindor-Schlafsaal einzudringen. Unterdessen stürzt Harry bei einem Quidditch-Spiel aus großer Höhe, da erneut Dementoren auf dem Spielfeld erscheinen. Wieder wird er von der Erinnerung an den Tod seiner Eltern überwältigt. Um sich künftig zu schützen, unterweist ihn Professor Lupin im Patronus-Zauber – einer mächtigen Abwehrtechnik gegen Dementoren, die auf der Beschwörung positiver Erinnerungen basiert.

Beim dritten Ausflug nach Hogsmeade wird Harry von Draco Malfoy entdeckt. Snape wird informiert und zieht Lupin hinzu, dem Harry daraufhin die Karte des Rumtreibers aushändigt. Gleichzeitig spitzt sich ein weiterer Handlungsstrang zu: Hermines Kater Krummbein versucht immer wieder, Rons Ratte Krätze zu fangen. Ron vermutet Bosheit, doch Krummbein scheint instinktiv zu spüren, dass Krätze kein gewöhnliches Haustier ist.

Als der Tag der Hinrichtung Seidenschnabels kommt, begleiten Harry, Ron und Hermine Hagrid zur Unterstützung. In dessen Hütte finden sie die verschwundene Krätze wieder. Auf dem Rückweg wird Ron von dem schwarzen Hund – der sich als Sirius Black in Animagusgestalt herausstellt – gepackt und in einen Geheimgang unter der Peitschenden Weide verschleppt. Dort, in der Heulenden Hütte, kommt es zur dramatischen Konfrontation: Black gibt sich als Animagus zu erkennen und beteuert, nicht Harry töten zu wollen, sondern Peter Pettigrew – den wahren Verräter.

Lupin, der durch die Karte von Harrys Aufenthaltsort erfährt, eilt hinzu. In einem klärenden Gespräch wird deutlich, dass Black und Lupin ehemalige Freunde von Harrys Vater James sind. Beide hielten den jeweils anderen für den Spion. Als schließlich Krätze entlarvt und gezwungen wird, sich zurückzuverwandeln, stellt sich heraus, dass er in Wahrheit Peter Pettigrew ist – ein weiterer alter Freund der Potters, der jedoch heimlich auf Voldemorts Seite stand. Pettigrew hatte das Versteck von Lily und James Potter preisgegeben und anschließend Black den Mord an zwölf Muggeln und einem Zauberer untergeschoben, indem er seine eigene Ermordung vortäuschte. Harry verhindert, dass Black Pettigrew tötet, weil er hofft, durch eine spätere Zeugenaussage Blacks Unschuld beweisen zu können.

Auf dem Rückweg zum Schloss wird jedoch Lupin durch den Vollmond in einen Werwolf verwandelt, da er seine Medizin vergessen hat. Sirius verwandelt sich erneut in einen Hund, um ihn aufzuhalten, aber im Chaos gelingt Pettigrew die Flucht. Black wird von den Hogwarts-Lehrkräften gefasst und soll von den Dementoren hingerichtet werden – durch den sogenannten Kuss, der die Seele aus dem Körper saugt.

Harry und Hermine erhalten von Dumbledore den geheimen Hinweis, dass sie mithilfe von Hermines Zeitumkehrer die jüngsten Ereignisse korrigieren könnten. Sie reisen drei Stunden in die Vergangenheit. Zuerst retten sie Seidenschnabel vor der Hinrichtung und verwenden das Tier anschließend, um Sirius aus dem Schulgebäude zu befreien, bevor die Dementoren ihn erreichen. In letzter Minute entkommen Sirius und der Hippogreif.

Zum Ende des Schuljahres muss Harry einsehen, dass Sirius ihm, obwohl er nun weiß, dass dieser sein Pate ist, vorerst kein neues Zuhause bieten kann – zu unsicher ist dessen Lage als flüchtiger Strafgefangener. Dennoch bleibt für Harry die Hoffnung, in Sirius nicht nur eine Verbindung zu seinen verstorbenen Eltern, sondern auch eine künftige Vaterfigur gefunden zu haben. Während er zu den Dursleys zurückkehren muss, beginnt er das erste Mal zu glauben, dass seine Zukunft trotz allem offen bleibt.

Es gab einen Moment während der Lektüre des dritten Bandes der Reihe, an dem ich beinahe körperliche Schmerzen erfahren habe. Es war während Harry Potters Einschleichen in Hogsmeat, als er die Unterhaltung der Erwachsenen belauschte, in denen diese sich über seine Vergangenheit und die seiner Eltern und des „Gefangenen von Askaban“ unterhielten. Eine so krasse Expositionsmaschine hatte ich wirklich schon lange nicht mehr erlebt.

Die Szene zieht sich schier endlos. Drei Erwachsene reden ausufernd in perfekt aufeinander abgestimmten Erklärzeilen über Dinge, die sie eigentlich wissen (es fehlt nur der Satz „Wie ihr ja alle wisst…“, um die Erläuterungen einzuleiten) und erklären minutenlang die Hintergrundgeschichte von Harrys Eltern, Sirius Black und Voldemort, so dass ein eventuell unsichtbar anwesender Harry ökonomisch seine komplette Familiengeschichte erzählt bekommt. Literarisch war es der (bisherige?) Tiefpunkt der Serie.

Aber Hogsmeat ist ein genereller Rohrkrepierer. Harry schleicht sich nämlich noch ein zweites Mal unsichtbar in das Dorf, um dort Malfoy zu nerven und Süßigkeiten zu kaufen. Dieses Verhalten ist so hirnverbrannt, dass ich wirklich sprachlos war. Und bevor mich jetzt jemand daran erinnert, dass ich in meiner Besprechung des zweiten Bandes gemeckert habe, dass sich Harry und Co nicht wie Kinder verhalten und reden: korrekt, in dieser Szene tun sie genau das. Sie setzen sich über Schulregeln hinweg und wollen Spaß in einer coolen Einkaufsmeile haben. So weit, so gut, nur schiebt Rowling diese Szene genau zwischen einen Mordversuch an Ron und und ein beinahe tödliches Qidditch-Match (auch so eine krasse Kindeswohlgefährdung) und einen Einschleichversuch Blacks in Hogwarts.

Zu diesem Zeitpunkt gehen sämtliche Beteiligten davon aus, dass Black es auf Harry abgesehen hat. Er ist der titelgebende Gefangene von Askaban, hat angeblich diverse Unschuldige getötet und ist der schlimmste Zauberer nach Voldemort. Nach den Erlebnissen der ersten beiden Bände einerseits und der Tatsache, dass Black offensichtlich Zugang zu Hogwarts hat und auf Mord aus zu sein scheint sollte man annehmen, dass einerseits die Lehrkräfte mehr tun als einmal „die Burg zu durchsuchen“ und dann mit den Schultern zu zucken und zum Tagesgeschäft überzugehen und andererseits Harry vielleicht auch etwas vorsichtiger agiert, als er es tut. Aber diese wilden Stimmungsumschwünge zwischen den Kapiteln sind so etwas wie Rowlings Markenzeichen.

Dazu kommt die enervierende Angewohnheit, ständig irgendwelche Charaktere Plotstränge erklären zu lassen. Ungeheuer viel Handlung passiert dadurch, dass ein Erwachsener erklärt, was alles irgendwann einmal passiert ist; eine Erklärung, die üblicherweise zu einem früheren Zeitpunkt abgegeben zahlreiche Probleme vermieden hätte.

Auch die dysfunktionale Schule schiebt sich in diesem Band immer wieder unangenehm in den Vordergrund. Das institutionalisierte Aufeinanderhetzen der Schüler*innen durch die Lehrkräfte mag in einem dystopischen Schulsystem ja noch irgendwie als Leistungsanreiz durchgehen, aber dass die Lehrkräfte selbst parteiisch sind und völlig willkürlich in ihrer Punktevergabe. Kein Wunder gewinnt Slytherin andauernd, wenn Snape Gryffindor dauernd Punkte abzieht und die anderen Lehrkräfte sich an einen objektiven Maßstab halten; man könnte fast meinen, McDonnagal wäre bei der SPD oder so was. Auch die Qidditch-Matches sind durch ihre Unausgeglichenheit gekennzeichnet: die Slytherins haben Zugriff auf die beste Technologie, die offensichtlich super wichtig ist, aber niemand kommt je auch die Idee, dass es vielleicht sinnvoll sein könnte, wenn nicht der Geldbeutel der Eltern für den Ausgang dieser Matches entscheidend ist.

Das Verwirrspiel um Blacks Identität am Ende gibt dem Roman ein dringend benötigtes Spannungselement, das Rowling leider wieder mit endlosen Expositionsdialogen und viel Kitsch mit einem narrativen Anker versieht. Natürlich sind die Charaktere auch noch alle mit Harry verwandt. „Ich kannte deinen Vater, er war der beste Mensch aller Zeiten“ ist zusätzlich zu Harrys Auserwähltheit eine Menge; dass der Vater vor der Mutter eine solche Bedeutung bekommt (die spielt praktisch überhaupt keine Rolle) ist vor dem Hintergrund der weitgehenden Abwesenheit Hermiones aus der Handlung umso bedauerlicher. Auch für die eigentliche Auflösung des Konflikts (aus dem Rowling jegliche Spannung mit einem „in Wirklichkeit war die Ratte der Bösewicht“ herauslässt) basiert wie bereits in den beiden Vorgängerromanen auf einem magischen Artefakt, das bislang noch keine Rolle spielte und Harry einfach gegeben wird.

In dem Fall legt sich Rowling auch noch ein innerweltlogisches Ei, indem sie en passant ein Zeitreiseartefakt einführt, für das Dumbledore eine Ausnahmegenehmigung für Hermione erwirkt hat, damit sie mehrere Kurse parallel besuchen und Prüfungen ablegen kann. Ernsthaft, will Dumbledore sich vielleicht einmal ausnahmsweise um das Wohlergehen der Schüler*innen sorgen, anstatt die schlimmsten Charaktereigenschaften zu bestärken? Aber einmal abgesehen davon, dass dies den dünnen Plot um Hermiones Überarbeitung beiläufig in einem Nebensatz löst: Dumbledore und die magische Community haben Zugriff auf ein Artefakt, mit dem man einfach Zeitreisen durchführen kann, und er erwirkt eine Ausnahmegenehmigung, damit Hermione mehr Prüfungen ablegen kann?! Sämtliche Probleme des Romans und der beiden Vorgänger (plus Backstory) lassen sich mit einem solchen McGuffin lösen. Ich wage mal die Prognose, dass auch bei zukünftigen Konflikten mit Voldemort niemand fragen wird, ob man beim Kultusministerium vielleicht nochmal die Sanduhr ausleihen kann.

Immerhin scheint etwas Bewegung in Harrys Welt zu kommen. Die Weaslys tun, was sie schon vor zwei Romanen hätten tun sollen, und laden ihn ein, die Sommerferien bei ihm zu verbringen (sie hätten auch mal das Jugendamt einschalten können, aber dafür hätte Ron vermutlich besser in Muggel-Studien aufpassen müssen).

Insgesamt fand ich den „Gefangenen von Askaban“ besser als die „Kammer des Schreckens“, aber so weit bleibe ich von Rowlings Schreibfähigkeiten eher unterwältigt. Als Kinderbücher sind die Romane ohne Zweifel gut. Aber was genau die Erwachsenen an ihnen so fasziniert hat, dass sie ein solches globales Phänomen wurden, ist mir bisher unklar. Nun denn, vielleicht gibt ja der vierte Band die Antwort.

{ 11 comments… add one }
  • Erwin Gabriel 13. Juni 2025, 11:30

    Aber was genau die Erwachsenen an ihnen so fasziniert hat, dass sie ein solches globales Phänomen wurden, ist mir bisher unklar.

    Ich habe Harry Potter nie als „Literatur“ betrachtet, sondern als Unterhaltung. Ich habe nie erwartet, dass diese Bücher MICH unterhalten sollen, sondern sie mir von meinen Kindern erzählen lassen, die sie verschlungen haben. Meine Jüngste hat zu der Zeit, beeindruckt von Hermine, fleißig ein Eßstäbchen geschwungen und zum Zauberspruch „Wingardium Leviosa“ fleißig wutscheln und wedeln geübt; sie hoffte, eine Muggel-stämmige Zauberin zu sein.

    Natürlich haben wir jeden Band sofort gekauft – gibt es für Eltern etwas besseres als Kinder, die lesen? In diesen Büchern steckten spannende Geschichten und Geheimnisse, die es zu enthüllen gab; unsere Kinder haben die Bücher regelrecht verschlungen und litten, wenn der eine Band zu Ende war und und sie auf den nächsten ein Jahr warten mussten. Natürlich haben wir jeden Band sofort gekauft – gibt es für Eltern etwas besseres als Kinder, die lesen? Und als Filme herauskamen, waren die Kinobesuche stets Familien-Events.

    Du bist halt Lehrer und 25 Jahre zu spät dran. Da kann man dann nichts mehr machen. 😉

    • Stefan Sasse 13. Juni 2025, 19:06

      Meine Frau ist ein Riesenfan, und viele viele andere Erwachsene auch. Deswegen stelle ich den Anspruch hier, anders als etwa bei Percy Jackson, durchaus.

      Aber deinem Fazit schließe ich mich an 🙂

    • pannaKraweel 13. Juni 2025, 20:57

      Stimme zu. Ich glaube, dass doch viele erwachsene Fans HP als Kinder liebgewonnen und – im Gegensatz zu vielen anderen Serien – nicht vergessen haben. Mich haben all diese Dinge jedenfalls als Kind/Teenie nie gestört.

  • cimourdain 13. Juni 2025, 14:59

    Dein Satz „[…]McDonnagal wäre bei der SPD oder so was.“ ist so lustig, da musste ich das KI-Orakel nach den Parteipräferenzen der HP-Figuren befragen. Ich gebe das Ergebnis einfach mal weiter, Beschwerden bitte an OpenAI:

    ‍♂️ Harry Potter → SPD

    Begründung: Harry steht für Gerechtigkeit, Solidarität, sozialen Zusammenhalt. Er kämpft gegen Ausgrenzung, ist aber auch pragmatisch und staatstreu – typische SPD-Mischung aus Idealismus und Realpolitik.

    ‍♀️ Hermine Granger → Grüne

    Begründung: Hochgebildet, progressiv, idealistisch, engagiert sich für soziale und ökologische Themen (Hauselfenrechte, Diversität, Bildungsfragen). Bei den Grünen hätte sie wahrscheinlich ein Bundestagsmandat.

    ‍♂️ Ron Weasley → BSW

    Begründung: Sozial motiviert, aber skeptisch gegenüber elitären Strukturen und internationalen Abhängigkeiten. Ron wäre offen für einfache Antworten, wirtschaftlichen Protektionismus und Werte wie Familie und „Heimat“ – trifft den BSW-Zungenschlag.

    ‍♂️ Albus Dumbledore → Grüne

    Begründung: Pazifistisch, inklusiv, aufklärerisch und moralisch denkend. Dumbledore würde sich für eine gerechte, diverse und friedliche Weltordnung einsetzen – typisch grün.

    ‍♀️ Minerva McGonagall → CDU

    Begründung: Streng, prinzipientreu, setzt auf Ordnung, Verantwortung und Bewahrung – passt gut zur konservativ-bürgerlichen Haltung der CDU.

    ‍♂️ Draco Malfoy → AfD

    Begründung: Blut-und-Boden-Denken, elitäres Weltbild, Ablehnung von Vielfalt und Gleichstellung. Dracos Frühphase passt gut zur autoritär-nationalistischen Rhetorik der AfD.

    ‍♂️ Voldemort → (extremistisch, keine demokratische Partei)

    Begründung: Steht klar außerhalb des demokratischen Spektrums. Reiner Rassist, Antidemokrat, faschistoid.

    ‍♂️ Sirius Black → Die PARTEI

    Begründung: Rebellisch, regeltrotzend, voller Ironie gegenüber dem System – Sirius würde wohl aus Prinzip „gegen alles“ stimmen. Die PARTEI bietet ihm Protest, Satire und Systemkritik mit Witz.

    ‍♂️ Dobby → Linke

    Begründung: Befreiung vom System der Ausbeutung, volle Rechte für Minderheiten, soziale Gleichheit. Dobby kämpft aus tiefster Überzeugung für Gerechtigkeit und Solidarität – die Linke wäre sein Hafen.

    ‍♂️ Rubeus Hagrid → Freie Wähler

    Begründung: Praktisch denkend, wenig ideologisch, sehr lokal und traditionsverbunden. Hagrid interessiert sich mehr für Lebensnähe als für Parteiprogramme. Die Freien Wähler würden ihn mit Bodenständigkeit und Heimatgefühl abholen.

    ‍♂️ Gilderoy Lockhart → FDP

    Begründung: Selbstdarsteller, karrierefixiert, marketingstark. Lockhart liebt Rampenlicht, Imagepflege und individuelle Erfolgsgeschichten – und könnte sich hervorragend mit FDP-Claims wie „Chancen durch Leistung“ identifizieren.

    ‍♂️ Vernon Dursley → AfD

    Begründung: Autoritär, fremdenfeindlich, elitär im Kleingeist, gegen alles „Unnormale“. Vernon ist der klassische Wutbürger, der sich durch gesellschaftliche Veränderung bedroht fühlt. AfD-Narrative wie „Zurück zur Ordnung“ oder „Werte bewahren“ sprechen ihn an.

    • Stefan Sasse 13. Juni 2025, 19:12

      Sehr geil!

    • Sebastian 13. Juni 2025, 19:17

      Und Severus Snape?

      • cimourdain 14. Juni 2025, 08:31

        Den habe ich glatt bei der Frage vergessen (hatte eine Liste vorgegeben, um nicht spätere Figuren zu spoilern)
        Aber ich nehme an, dass die Antwort so aussähe:
        Severus Snape: -> CSU
        legt Wert auf Disziplin, Hierarchie und Autorität; fordert Leistungsbereitschaft; starke Bevorzugung seiner Günstlinge

    • Dobkeratops 14. Juni 2025, 07:32

      Gibt es auch irgendwo eine Einordnung nach der D&D Gesinnungs-Matrix?

  • Braun 16. Juni 2025, 16:01

    Hi Stefan,

    ich bin Leser Deines Blogs, aber bisher kein Kommentator. Deine Rezensionen
    der Romane Rowlings habe ich mit Interesse gelesen – schon weil sie die
    Serie in ein für mich neues Licht rücken.

    Auf Deine Frage „Aber was genau die Erwachsenen [im Jahr 2000] an ihnen so
    fasziniert hat, dass sie ein solches globales Phänomen wurden, ist mir
    bisher unklar“ habe ich vielleicht einige Antworten.

    Ich hatte damals von Harry Potter gehört – den schon beginnenden Hype zu
    ignorieren war praktisch unmöglich – und habe in meiner Lieblingsbuchhandlung
    neben anderen Büchern auch den Prisoner of Askaban gesehen und mitgenommen.

    So dick ist er ja nicht, ich hatte ihn in einem Abend durch, und was folgte,
    war dasselbe, was vor mir schon Erwin Gabriel geschrieben hat.

    Wenn man Kindern vorliest, gibt es viele Bücher, die den Kindern Spaß machen,
    die Erwachsenen haben Vergnügen an der Zeit mit den Kindern, aber das
    Vorgelesene würde man nicht selbst alleine lesen und es bringt den
    Erwachsenen auch nicht ernsthafte neue Erkenntnisse.

    Es sind seltene Ausnahmen, wenn ein Buch nicht nur Kindern Spaß macht,
    sondern auch die Erwachsenen daran ihr eigenes Vergnügen haben. Harry Potter
    (und auch der Film Ratatouille) gehört für mich zu dieser Gruppe.

    Obwohl Harry Potter grundsätzlich ein Kinderbuch ist, hat er weltweit auch viele
    Erwachsene in seinen Bann gezogen. Das heisst natürlich sofort, dass er
    Qualitäten hat, die weit über den Kinderbuchcharakter hinausgehen. In
    meinen Augen sind es diese Elemente:

    1 Detektivgeschichte

    Beim Lesen der ersten drei Bände sticht sofort ins Auge, dass Harry Potter
    nach dem Muster der klassischen Detektivgeschichte gebaut ist. In den
    ersten vier Bänden wird der Leser mit dem Rätsel konfrontiert, wer jeweils
    der konkrete Bösewicht ist und wie er seine Taten denn nun durchgeführt hat.
    Dazu werden schon am Anfang Spuren gelegt, die auch dem aufmerksamen Leser
    jedoch erst nach dem Leseende klarwerden. Hier folgt Frau Rowling dem
    Vorbild der besten englischen Autoren von Kriminalromanen wie Agatha
    Christie. Im ersten Band war Quirrell der Bandbösewicht; er war wirklich
    böse und konnte vom Leser erraten werden, auch wenn wahrscheinlich die
    meisten Leser auf Snape getippt haben. Im zweiten Band hat sich als der
    unschuldige Übeltäter die von Riddle beherrschte Ginny herausgestellt, es
    war eben nicht der lediglich unfähige Lockhart oder Malfoy oder einer der
    vielen anderen Verdächtigen. Im dritten Band wurde am Ende Peter als
    Bösewicht enttarnt und der fast durchgehend belastete Sirius entlastet.
    Obwohl ich selbst den dritten Band am meisten schätze, ist hier zum
    erstenmal ein Bruch zu konstatieren: Der Leser und sei er auch noch so
    aufmerksam, hatte keine Chance, aus einem der gegebenen Hinweise auf Rons
    Ratte zu tippen. Wenn der dritte Band für sich alleine stehen würde, hätte
    er als gute Detektivgeschichte schon deshalb keine Chance.

    2 Blick auf unsere Welt in verfremdeter Form

    In den ersten vier Bänden werden Erscheinungen unserer Welt und unserer Zeit
    aufs Korn genommen und spitz pointiert dargestellt. (Dudley und verwöhnte
    Mittelstandskinder, Ungerechtigkeiten in der Schule, ungerechte Lehrer,
    Dursley und kleinbürgerliche Rechte, Hermiones Eltern, die sich als
    Zahnärzte nur für Zähne interessieren und Eltern, die ihre Kinder
    vernachlässigen, [Spoiler] Rita und Klatschpresse und , der Quidditchpokal
    und Sporthysterien und…[/Spoiler])

    3 Internethype

    Aber aus heutiger Sicht kann man den damaligen Internethype nicht mehr
    verstehen. Weltweit haben sich Foren und Projekte gegründet, die sich mit
    der Serie in einer Intensität auseinandergesetzt haben, die wahrscheinlich
    einmalig ist. Schon die Entschlüsselung der besonderen Namen und Begriffe
    (Hermione; „wadywasy“ als englisch-französischer Zauberspruch für „Kaugummi
    geh dorthin“, „wad vas-y“) hat damals viel Vergnügen gemacht.

    In Deutschland gab es ab Band 4 ein Übersetzungsprojekt (Harry-auf-Deutsch),
    das in Gemeinschaftsarbeit die englischen Bände übersetzt hat. Jeder konnte
    sich beteiligen, hat drei Seiten übernommen und dafür den ganzen Band auf
    Deutsch erhalten, lange bevor der Carlsen-Verlag fertig war. Diese
    Übersetzung war ab Band 5 von hervorragender Qualität. Band 6 und 7 sind in
    Blitzübersetzungen fertiggestellt worden, die schon drei Tage nach der
    englischen Ausgabe vorlagen.

    2004 konnte ich in einer Vorlesung über Sicherheit im Internet das Zitat
    „Constant vigilance“ (Band 4, Moody) einflechten, und der Hörsaal lag
    lachend auf dem Boden.

    Vielleicht verdeutlicht Dir das ein wenig die damalige Faszination auch für
    Erwachsene.

    • Stefan Sasse 16. Juni 2025, 21:12

      Danke dir! Sehr spannend. Ich bin auch kein Fan von Detektivgeschichten, das hilft sicher nicht 😀

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