In der vergangenen Woche fielen im Deutschen Bundestag alle Hemmungen. Ausgerechnet eine CDU-geführte Bundesregierung genehmigte sich das größte Ausgabenprogramm in der Geschichte des Landes. Wenn die mittelfristige Finanzplanung des Bundes Realität wird, dann wird sich Deutschland in den nächsten Jahren in einem Maße verschulden, wie es der Hälfte der bisher aufgehäuften Schulden entspricht. Dafür wurden jedoch 80 Jahre benötigt. Niemand soll zu kurz kommen, niemand verzichten: Nicht die Rentner, die bisher schon ein Drittel der gesamten Einnahmen des Bundes beanspruchen, neben den außerhalb Deutschlands gemessen exorbitanten Beiträgen der Pflichtversicherten. Auch nicht Dauerarbeitslose, schon gar nicht Flüchtlinge, nicht die sich wie Kraken in das Gemeinwesen fressende NGOs, nicht die gemästete Subventionsindustrie. An alle wird gedacht. An alle? Nein. Diejenigen, die bis heute die Party am Laufen halten, sollen weiter geschröpft werden.
Es war ein Meme, so heißt es Neudeutsch, die mich vor kurzem zum Nachdenken brachte und mich diesem Staat ein weiteres Stück entfremdete. In diesem kleinen, KI-generierten Medienteil spricht ein(e) Alien zu einem etwas treudoof blickenden Bio-Deutschen. KI kann schon sehr lebensklug sein. Wir Menschen tauschen unsere Lebenszeit gegen Geld, in dem wir arbeiten. Doch 40-50 Prozent dieses Geldes zahlen wir als Steuern an den Staat. Und von dem, was wir übrigbehalten, zahlen wir für alle weiteren Annehmlichkeiten weiter Steuern, also aus bereits versteuertem Einkommen.
Genau dieser Zusammenhang ist in unserem Gemeinwesen längst in Vergessenheit geraten, wenn Abermillionen Beschäftigte nicht einmal mehr einen Blick darauf werfen, was sie eigentlich verdienen, sondern das Netto für gegeben ansehen. Jeder, der arbeitet, tauscht damit Lebenszeit ein, über die er nicht mehr frei verfügen kann. Es ist erstaunlich, dass ausgerechnet viele der sonst nicht so gut belichteten Bürgergeldempfänger diesen Zusammenhang mehr als die besser gebildeten Erwerbstätigen verinnerlicht haben, wenn sie freimütig bekennen, einfach keinen Sinn darin sehen, für etwas mehr Geld den ganzen Tag arbeiten zu gehen.
Erst wenn die meisten alt werden, wird ihnen zunehmend klar, was sie für ihr selbst verdientes Einkommen eigentlich jahrzehntelang opfern. Sie verzichten auf die Zeit mit ihrem geliebten Partner und Kindern, sie versäumen die letzten Jahre ihrer Eltern, sie sehen nur die Strände in Europa, aber wenig von unserer Hochkultur. Und dann fehlt es doch an der Erkenntnis: Mehr als die Hälfte dieser Lebenszeit opfern wir uneigennützig oder einfach naiv dem Staat. In manchen Ländern verlangt der Staat nur ein Viertel dieser Lebenszeit von seinen Bürgern, damit er ihnen zusätzliche Annehmlichkeiten gewährt wie ein modernes Straßensystem, pünktliche Züge, gute Bildung und vor allem Sicherheit vor Gewalt und ausländischen Kriegsdrohungen.
All dies gewährt der deutsche Staat nicht, wenn wir für ihn arbeiten statt bei unseren Familien zu sein. Er nimmt dieses Geld und gibt es anderen, die wir nicht kennen. Jeder, der seine Lebenszeit hingibt um nicht nur seinen Lebensunterhalt, sondern vor allem die Steuern zu verdienen, tut dies, damit Millionen andere, die zufällig auch in dieser Region leben, nicht für sich selbst sorgen müssen. Wer das für selbstverständlich ansieht, irrt. Selbst in den meisten hoch entwickelten Ländern dieser Welt können Nicht-Arbeitende nicht von der Lebenszeit der Fleißigen profitieren. Entweder sie sorgen für sich, oder sie sind ganz übel dran.
Wer sich vor Augen hält, dass Steuern nicht aus dem Nichts bezahlt werden, sondern dafür fleißige Bürger viel Lebenszeit geopfert haben, verändert den Blick. Doch die wenigsten Deutschen sind bereit, sich auf den Perspektivwechsel einzulassen. Als ich vor Wochen die Position bezog, dem Staat nichts mehr zu schulden, löste dies tiefe Ablehnung aus. Anscheinend haben die meisten die Haltung, die Bürger seien die Leibeigenen des Staates. Praktisch mein gesamtes Erwerbsleben habe ich den Spitzensteuersatz von erst 53, später 45 Prozent (inklusive Solidaritätszuschlag) bezahlt. Dazu kamen die Höchstsätze bei der Rentenversicherung, der Krankenversicherung und der Arbeitslosenversicherung. Im Gegenzug belief sich meine Arbeitszeit anfangs auf 60-70 Stunden die Woche, später pendelte sie sich auf 50-55 Stunden ein. Viel Lebenszeit, die sich der Staat davon abgezwackt hat.
Zusätzlich zahlte ich weitere 15 Monate als Wehrdienstleistender in das Gemeinschaftskonto ein. Dafür musste ich in der ersten Verliebtheitsphase wochenlang auf meine neue Freundin und spätere Ehefrau verzichten. Die meisten Deutschen, die vergleichbar talentiert und ausgebildet sind, haben diese Zeitopfer nicht erbracht. Die neue Bundesregierung hat einen Drive gefunden, die Perspektive in ihrer Politik zu berücksichtigen, irgendwann sei es auch genug und der Bürger arbeite hauptsächlich für sich. Natürlich ist das, wie beim deutschen Staat üblich, nur ein Täuschungsmanöver. Nach dem Willen der Koalitionäre Merz und Klingbeil sollen Rentner bis zu 2.000 Euro unversteuert verdienen dürfen. Die Hoffnung: Ein derart „großzügiges“ Steuergeschenk wird Millionen ältere Bürger dazu bringen, ihren Ruhestand aufzuschieben.
Welche Arroganz! Gutverdiener, also die oberen 10 Prozent der Einkommensliga, haben nicht einmal die Absicht, über die Grenze von 60 Jahren überhaupt erwerbstätig zu sein und nicht wenige ziehen sich dann in steuerlich günstiger gelegene Regionen zurück. Die Annahme, Menschen mit einem Einkommen von über hunderttausend Euro und einer Grenzsteuerlast von knapp 50 Prozent ließen sich mit einem kleinen Leckerli von 2.000 Euro weiter in der Tretmühle halten, zeugt von totalem Realitätsverlust der Politik. Wer gibt für zwei tausender die Hälfte seiner Lebenszeit ab, wenn er es nicht zwingend muss?
Auch für die neue Bundesregierung gilt der Verzicht auf jegliche Leistungskürzung im sozialen Bereich als Staatsräson. Wer sich da andere Hoffnungen gemacht hatte, den belehrten SPD-Vertreter in aller Eindeutigkeit. Mit der Mütterrente sollen, wie auch schon in früheren Legislaturperioden, die Leistungen noch ausgeweitet werden. Rente, Gesundheit, Pflege, Bürgergeld: Irgendwo werden immer die Leistungsversprechen erhöht. Was die Politik nicht sagt – und was in Berlin eigentlich jedem auch egal ist: Die Leistungsversprechen müssen die fleißigsten Bürger mit mehr Lebenszeitverzicht bezahlen.
Doch die Rechnung wird nicht aufgehen. Die Politik versteht nicht, dass auf Schraube fest Schraube ab folgt. Irgendwann ist der Bogen überspannt. Der Garten der Freiheit, den der frühere Verfassungsrichter Paul Kirchhoff noch vor zwei Jahrzehnten sah, ist kein Eintrittsgeld von der Hälfte Lebenszeit wert. Und eben auch keine Freiheit mehr. Sozialdemokratische Gesundheitspolitiker meinen dieser Tage, Leistungskürzungen und Beitragserhöhungen bei der gesetzlichen Krankenversicherung ließen sich durch Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze umgehen. Der Ansatz ist besonders unverfroren, denn wie der Solidaritätszuschlag trifft die Ausweitung der Versicherungspflicht ausschließlich besonders gutverdienende Bürger. Die Politik ist ganz offensichtlich der Ansicht, die fleißigsten und begabtesten Menschen ließen sich unbegrenzt melken.
Und auch Stefan Sasse bringt dieses Denken auf den Punkt, der die immer wiederkehrende Frage aufwirft, ob nicht zumindest besonders Einkommensstarke noch höher besteuert werden könnten. Nur zur Klarstellung: Es handelt sich dabei um Bürger, die heute bereits eine Steuer- und Abgabenlast von über 60 Prozent tragen (unter Berücksichtigung aller Steuerarten). Solche Einkommenshöhen lassen sich nicht mit Halbtagsjobs und Standardarbeitszeit bei einer Fehlzeitquote von 20 Krankheitstagen erzielen. Diese Menschen opfern also besonders viel Lebenszeit, damit die deutsche Gesellschaft sich besonders ausruhen kann.
Wann ist es genug, wann darf ein Bürger nach der Zahlung des Eintrittspreises den „Garten der Freiheit“ ohne weiteres Zwangskobern des Staates genießen? Vor 30 Jahren machte Karlsruhe einen Versuch, dies zu definieren. Nach dem Halbteilungsgrundsatz sollte irgendwo jenseits von 50 Prozent Steuerlast auch gut sein. Auf dieser Basis wurde die Vermögensteuer für verfassungswidrig erklärt. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass andere Richter diesen lobenswerten Ansatz sehr schnell einkassierten. Das Grundgesetz mag den offiziellen Sozialismus ausschließen. Dem realen Sozialismus mit der Vergemeinschaftung von Einkommen und Vermögen stehen die Türen offen.
Wer in Deutschland seinen Lebensunterhalt mit Kapitaleinkommen bestreiten will, muss auf den erzielten Gewinn knapp 30 Prozent Steuern zahlen. Das erscheint vielen sogar weit zu wenig, weshalb die Abgeltungsteuer seit langem unter Beschuss nicht-steueraffiner Politiker steht. Deutschland liegt mit seinen Steuersätzen im obersten Regal der Steuerstaaten. Wer seine Kapitaleinkünfte nicht in Deutschland, sondern in Uruguay bezieht, zahlt statt der üppigen 30 Prozent nur 10 Prozent. Und während im Herzen Europas Risiken gegen Alter, Gesundheit und Pflege nicht mitabgedeckt sind, ist das in steuerfinanzierten Sozialstaaten anders.
Die Unterschiede sind im Vergleich gravierend. Wer monatlich Kapitalerträge von 10.000 Euro bezieht, spart sich durch den Wechsel des Steuerlandes 2.000 Euro Nettoeinkommen. Umgerechnet in die Maßeinheit Lebenszeit bedeutet dies einen Gewinn von einem Arbeitstag pro Woche. Alternativ deckt die Steuerersparnis das Nettoeinkommen eines Ehepartners ab, was ebenfalls mehr freie Lebenszeit ermöglicht.
Der deutsche Staat verlangt von seinen Bürgern das größte Opfer, das ein Mensch erbringen kann: Der Verzicht auf Lebenszeit. Die Gegenleistung ist bescheiden, nicht einmal die Basics wie Sicherheit, gute Bildung, eine funktionierende Infrastruktur und hervorragende Leistungen der Daseinsvorsorge bietet er im Gegenzug den genügsamen Deutschen. 2024 wanderten 270.000 Deutsche aus, oft solche mit hohem Einkommen und Vermögen. Die Zahl markiert einen historischen Spitzenwert. Der Preis für ein in Teilen dysfunktionales Staatswesen ist einfach zu hoch.
Wie passt das zu diesem Gejammer?
https://www.forschung-und-wissen.de/nachrichten/oekonomie/deutsche-haben-ein-so-hohes-geldvermoegen-wie-nie-zuvor-133710258
Es entspricht wirtschaftspolitischer Normalität, dass Volksvermögen über Jahrzehnte wächst und nicht schrumpft. Das ist in China und Japan genauso wie in Deutschland. Relevanter ist die Einordnung: Wie vermögend sind die Deutschen pro Kopf im Vergleich? Und da sind die Statistiken der Deutschen Bundesbank und EZB nicht so günstig.
Der US-Markt hat eine Kapitalisierung von 60 Billionen Dollar, der gesamte europäische Markt nur von 14 Billionen Dollar. Wenn amerikanische Investoren eine Billion Dollar nach Europa verlagern, dann hat das eine ungleich größere Wirkung als in umgekehrte Richtung. Doch die Wanderung des Kapitals hat wenig mit der europäischen Politik zu tun, aber sehr viel mit der Person Donald Trump und seiner erratischen Politik. Die Börsen fuhren im ersten Halbjahr Achterbahn und Investoren mögen solche Unsicherheiten nicht. So stürzte die Nvidia-Aktie nach dem „Liberation Day“ auf 85 Dollar ab und notiert inzwischen bei fast 150 Dollar. Gold raste hoch bis auf 3.500 Dollar pro Feinunze und liegt derzeit deutlich unter 3.300 Dollar.
Natürlich hilft, dass Deutschland in den nächsten Jahren eine Billion Euro zusätzlich verausgaben will. Anleiheinvestoren können auf diesem Weg unsichere US-Anleihen gegen Bonds allerbester Bonität tauschen. Die Ausgaben pushen die Umsatz- und Gewinnerwartungen. Dabei ist nichts gesagt, dass das Geld auch sinnvoll ausgegeben wird. Der Effekt tritt auch ein, wenn die Bundesregierung Euros vom Reichstag werfen würde. Aber Kapital ist scheu. Trump ist nur bis 2028 Präsident und seine Politik scheint stabiler zu werden. Die Märkte sind gespannt.
aber sehr viel mit der Person Donald Trump und seiner erratischen Politik. Die Börsen fuhren im ersten Halbjahr Achterbahn und Investoren mögen solche Unsicherheiten nicht. So stürzte die Nvidia-Aktie nach dem „Liberation Day“ auf 85 Dollar ab und notiert inzwischen bei fast 150 Dollar. Gold raste hoch bis auf 3.500 Dollar pro Feinunze und liegt derzeit deutlich unter 3.300 Dollar.
Trump macht alle unangenhemen Dinge im ersten Jahr seiner Amtszeit, wenn die relevanten Weichen gestellt sind, wird Ruhe einkehren und er wird die Wirtschaft puschen druch Entbürokratisierung.
Er schafft gerade etwas, an dem alle Präsidenten vor ihm gescheitert sind. Illegale Migration auf NUll, zum Ärger einiger Parteifreunde, die Nato steigert deutlich ihre Rüstungsausgaben, da hatte schon Obama drüber gemeckert, die total dystopische negative Handelsbilnaz wird mit der Brechstange angegangen.
Das Problem der negativen Handelsbilanz wird hier zu Lande schön geredet. Dieser Handelsbilanz entsprechen 1:1 Auslandsschulden. Trump kann seinen Anteil der Schulden am Haushalt nur durch Wachstum und mehr Produktion im Inland reformieren.
Der Milieische weg steht ihm nicht offen, denn er kann nicht einfach die Rüstungsausgaben so runterfahfren wie er es müsste. Dann würde die USA nämlich China den roten Teppich nach Taiwan und in das gesamte südchinesiche Meer ausrollen. Also bleibt nur, dass die Wirtschaft stärker wächst als die Schulden.
Im übrigen haben Länder wie Japan, Südkorea und China ihr zeitweises enormes Wirtschaftswachtum durch Protektionismus hinbekommen. Und wenn niedrige Zölle so super sind, warum hatten wir dann jahrzentelang höhere als die USA, und all die Experten haben nie was gesagt?
Trump hat die besseren Karten im Zollkrieg.
Die Handelsquoute (Anteil Exporte und Importe am BIP) liegt in den USA bei 25%.
Die der EU bei 108%
Die von China bei 34%.
Egal welche Massnahme er trifft und welche Gegenmassnahme die EU oder China treffen die USA wird es leichter treffen, zumal viele Länder schon mit Trump einig sind und so den anderen Nationen in der USA Marktanteile wegnehmen können. Teile und Herrsche par excellence von Trump.
China ist zudem schwer angeschlagen und muss verdauen, dass die Imobilienblase 30% des Bip droht zu erodieren, so hoch war ihr Abteil am Bip zu Boom Zeiten. Zudem droht gerade bei den E-Autos die nächste Blase zu platzen. Durch irrsinnige Subventionen in E-Autos wurde eine Produktionskapzität aufgebaut für die es auch global nicht genug Abnehmer gibt. Die USA und die EU haben schon Schutzzölle, in Brasilien sind welche angekündigt und sogar in Russland kolabiert gerade der Import chinesicher E-Autos. Von den über hundert E-Auto Fabriken in China werden nur eine Handvoll übrig bleiben. China zeigt zudem schon stark deflationäre Zeichen. Als ich kürzlich da war waren die Malls in Suzhou fast leer. Es gibt vieler Orts sinkende Preise und trotzdem stagniert die Nachfrage. Ganz schlechte Karten um obendrauf noch einen Handelskrieg mit den USA zu bestehen.
Trump hat die besseren Karten im Zollkrieg.
Die Handelsquoute (Anteil Exporte und Importe am BIP) liegt in den USA bei 25%.
Die der EU bei 108%
Die von China bei 34%.
Egal welche Massnahme er trifft und welche Gegenmassnahme die EU oder China treffen die USA wird es leichter treffen
Die 34% fuer China beziehen sich aber auf den Handel Chinas mit der ganzen Welt. Ich habe mal gelesen, dass der Anteil des Handels mit den USA lediglich 4% des BIP beträgt. Wahrscheinlich juckt es die Chinesen gar nicht so sehr, wenn der Handel mit den USA komplett zum Erliegen kommt. Die sind auch viele weniger auf US Software-Technologien angewiesen, als die Europaer.
Die USA sind sicherlich auch in der Lage vieles selbst zu produzieren, aber eben nicht fuer denselben Preis. Die Umstellung braucht Zeit und alles wuerde teurer werden. Und ob genug Arbeitskraefte zur Verfuegung stehen ist auch fraglich. Die ganzen Arbeiter in der Landwirtschaft, die in ihre Herkunftslaender geschickt werden, muessen ja auch ersetzt werden.
@ CitizenK
Warum „Gejammer“. Was ist falsch an Stefans Aussagen?
Ja, sorry, Gejammer klingt abwertend. Treffender wäre gewesen: Das Klagelied, dass sich der „Tausch“ von Lebens- zu Arbeitszeit nicht lohne. Für diejenigen, denen Geld so wichtig ist, lohnt es sich ja offenbar doch.
Und wenn dieser Tausch so schwer fällt, könnte man sich eine andere Arbeit suchen. Eben wieder von einer Ärztin gelesen, die erfreut staunt, dass sie Geld bekommt für etwas, was ihr Freude macht und Sinn stiftet. Kenne ich auch von Lehrern (auch von mir).
Arbeit ist doch ein wesentlicher Teil des Lebens. Das „Arbeitsleid“, das manche Ökonomen als Tauschwert für den Arbeitslohn sehen, ist bei privilegierten Schichten (wie bei Stefan P. und Dir und mir) ein ganzes Stück selbst gewählt. Bei Bandarbeitern, Supermarkt-Kassiererinnen und Müllwerkern mag das anders aussehen, obwohl es auch da solche Stimmen gibt. Die müssten dann materiell entschädigt werden, damit auch sie sich Urlaub leisten können – ein Viertel der Arbeitnehmer in Deutschland kann das offenbar nicht. Wer viermal im Jahr teueren Urlaub macht und dann über das Arbeitsleid klagt, sollte vielleicht über seine Prioritäten nachdenken.
Das ist nicht der Punkt, um den es im Artikel geht. Ob man es für sinnvoll hält, viele Stunden auf der Arbeit zu verbringen, ist eine persönliche Entscheidung und Wertung. Das ist die eigene Lebenszeit und man hat einen Nutzen daraus. Aber der Dienst an der Gemeinschaft ist viel zu hoch angesetzt, wenn man das halbe Jahr und oft noch darüber hinaus umsonst arbeiten soll. Die Jungen regen sich auf, wenn sie ein Jahr ihres Lebens in Form einer allgemeinen Dienstpflicht opfern sollen, finden aber nichts dabei, wenn andere jährlich die Hälfte ihrer Zeit für die Gemeinschaft arbeiten.
Wäre das Leben in Deutschland wie in einem Goldfischglas, aus dem man nicht raus kann, könnte das so sein.
Ist es aber nicht.
Und wenn alle Leistungsbereiten oder immer mehr über ihrer Prioritäten nachdenken und im Goldfischglas zum Schluß kommen, ooch ich lass mal locker, von wem wollen wir dann „mehr“ Steuern kassieren?
In manchen Ländern verlangt der Staat nur ein Viertel dieser Lebenszeit von seinen Bürgern, damit er ihnen zusätzliche Annehmlichkeiten gewährt wie ein modernes Straßensystem, pünktliche Züge, gute Bildung und vor allem Sicherheit vor Gewalt und ausländischen Kriegsdrohungen.
Sie zeigen mir DIESEN Staat bitte zuerst, danach schliesse ich mich Ihnen wahrscheinlich an. Vorher nicht.
Gruss,
Thorsten Haupts
Nun, dazu müssen Sie nur lesen.
Was? Das einzige Land, das Sie nennen – in Bezug auf die Besteuerung von Kapitaleinkünften – ist Uruguay?
Nehmen Sie Chile, Costa Rica, Griechenland. Kurz gesagt, die meisten Länder dieser Erde.
Laut google ki mit spanischem query lag das chilenische Median-Einkommen 2023 bei 582.559 Chilenischen Pesos (CLP), das Durchschnittseinkommen bei 826.535 CLP. Median sind wir bei 580 Euro im Monat. Ein CLP entspricht aktuell etwa 1 Euro.
Du zahlst erst ab etwa 950 im Monat Einkommenssteuer. Die Umsatzsteuer ist exakt wie in Deutschland.
Uruguay sieht nur marginal besser aus. Die benutzen ein fancy Haushaltseinkommen für Median, das ich erst einmal verstehen müsste. Das Durchschnittseinkommen ist kaum über Chile. Medianeinkommen sollte etwas besser sein, weil es in Uruguay mehr Umverteilung durch das Steuersystem gibt.
Medianeinkommen in Deutschland: 4300 Euro im Monat.
Welche Entlohnung würde ein rationaler Anbieter des Produktionsfaktors Arbeit präferieren: 600 Euro wie in Chile ohne Einkommenssteuer oder 4300 wie in Deutschland mit Einkommenssteuer?
Supermärkte sind in Chile übrigens kaum günstiger als in Deutschland.
Korrektur: 1 CLP pro Euro ist natürlich Quatsch.
Ich denke in Lucas (1000 Pesos), also 1.000 Pesos = 1 Euro.
Nein, so ist nicht die Kalkulation. Ich habe nicht vor, als Rentner nennenswert Einkommensteuer zu zahlen. Irgendwann ist ja mal gut, oder? 😉 Generell liegt die Einkommensteuer in Uruguay deutlich unter der in Deutschland. Schließlich war das mal eine Steueroase. Wie international üblich werden auch am Rio de la Plata Kapitaleinkünfte pauschal mit einer Abgeltungsteuer belegt. Nur beträgt die dort 10 Prozent, während der deutsche Fiskus 30 Prozent verlangt. Für die Rente liegt das Besteuerungsrecht laut DBA beim deutschen Staat, darf aber ein Zehntel nicht überschreiten.
In Santiago ist das Medianeinkommen ungefähr doppelt so hoch wie im Rest Chiles.
Falls du zur Rente ausserhalb der EU auswandern willst gibt es ein Problem mit dem Namen Krankenversicherung.
Mit den uruguayischen oder chilenischen Loehnen zahlst du in Deutschland auch keine Einkommenssteuer.
Doppelt als der Durchschnitt Chiles sind die Einkommen in Santiago nicht. Wo hast du das mit dem doppelt her?
Die Provinzen mit hoechsten Einkommen:
Antofagasta: $1.085.860 (Atacama Wueste: Minen)
Magallanes: $958.568 (Kap Horn: Schaafe, Windenergie und Subventionen)
Metropolitana: $948.658 (Santiago und seine Provinz)
Die 6 Provinzen mit dem niedrigstem Einkommen:
Coquimbo: $757.752 (Tourismus)
O’Higgins, Maule und Ñuble: $400.000 (Landwirtschaft)
La Araucanía: $397.991 (Tourismus)
Was willst Du mir sagen? Denkst Du nicht, dass ich längst einen Steuerrechner angeworfen habe? Wenn ich als Spitzenverdiener in Uruguay deutlich weniger Steuern zahle als als Spitzenverdiener in Deutschland, was ist noch mal genau der Vorteil von Deutschland? Kennst Du Punta del Este? Kennst Du einen ähnlich schönen Ort in Deutschland?
So, was bringt mir die Kenntnis der Durchschnittseinkommen in Chile? Ich habe nicht vor, in Chile einen Job anzunehmen. Ich will außerhalb Deutschlands das Leben genießen, nicht mich um einen Job bewerben.
Ja Sir. Warum SIE nach Uruguay oder Chile wollen, ist sonnenklar – selbst mit 35% Ihres jetzigen Einkommens sind Sie als Rentner dort King.
Ansonsten verdient man in Chile oder Uruguay (Medianeinkommen) ein Fünftel der deutschen Einkommen. Heisst: Arbeitskräfte sind billig und bei einer offiziellen Arbeitslosenquote von 8 bis 9% reichlich verfügbar.
Und wissen Sie was – als in Deutschland viele Arbeitskräfte noch billig und reichlich verfügbar waren, war Deutschland im Urteil vieler älterer Menschen deutlich besser, sowohl bei Dienstleistungen als auch in den Ämtern. Könnte zusätzlich mit höheren Wochenarbeitsstunden zusammenhängen – Uruguay hat gesetzlich 44.
Sie haben mich davon überzeugt, warum Sie dahin wollen. Überzeugt, dass diese Staaten bessere Leistungen billiger anbieten haben Sie mich nicht – weder Einwohnerzahlen noch Wirtschaftsniveau ist in irgendeiner Weise sinnvoll vergleichbar. Griechenland war ja wohl ohnehin ein Scherz?
Gruss,
Thgorsten Haupts
Nach der Diskussion hier habe ich den Eindruck: Soo seehr viele Länder gibt es offenbar doch nicht, in denen es – alles in allem – besser ist als hier.
Ich hatte nie Zweifel, dass Sie ein typischer Deutscher sind. 🙂
Wow, die Annahme, es gibt keinen besseren Ort auf dieser Welt, wo die Menschen nicht 60 Prozent ihrer Leistung an den Staat abtreten, öffentliche Verkehrsmittel vielleicht pünktlich (und sauber!) sind, wo es weniger No-Go-Areas gibt, die Bauämter nicht für die Sanierung einer Straße Jahre benötigen, die Drohung eines Diktators nicht die Bürger in Angst und Schrecken versetzen muss, Ärzte Zeit für die Patienten (und Termine!) haben, die Alten vielleicht sogar einen echten Gegenwert für jahrzehntelange Einzahlungen in ein Umlagesystem bekommen – den gibt es nicht?
Es ist für mich die Bestätigung, dass die meisten Deutschen glauben, ihr Land sei eine Insel.
@CitizenK 1. Juli 2025, 16:22
Nach der Diskussion hier habe ich den Eindruck: Soo seehr viele Länder gibt es offenbar doch nicht, in denen es – alles in allem – besser ist als hier.
🙂
Schlechter geht immer. Besser meist auch
2024 wanderten 270.000 Deutsche aus, oft solche mit hohem Einkommen und Vermögen.
Und 190.000 Deutsche sind eingewandert. Also die grosse Mehrheit der Auswanderer fanden es wo anders auch nicht besser. Zumindest nicht so viel besser, dass sie auf Familie in Deutschland dauerhaft verzichten wollten.
Die Zahl markiert einen historischen Spitzenwert.
Die Zahl ist seit 10 Jahren aehnlich hoch. Im Jahr 2016, waren es sogar 280.000 Auswanderer.
Ich bin mittlerweile auch von der Ineffizienz der deutschen Buerokratie ueberzeugt. Aber dieses Gejammere wonach in Deutschland alles Kacke und woanders alles viel besser ist, kommt meist von Menschen, die nicht hinreichend lange woanders gelebt haben. In welches Land wollen Sie denn als Rentner auswandern? Wer jahrelang den Spitzensteuersatz gezahlt hat nagt doch als Rentner nicht am Hungertuch. Der Rentner Stefan Pietsch hat bestimmt ein Haus mit Garten und genug Geld um regelmaessig lange Urlaubsreisen zu unternehmen. Es macht doch keinen Sinn, jetzt nach Spanien auszuwandern, wo man im Sommer bei 46 Grad im Schatten das Haus nicht verlassen kann, wo man keine Freunde und kein soziales Umfeld hat, nur um dann evtl 200 Euro im Monat mehr zu haben. Hinzukommt, dass Spanien viel sozialistischer gepraegt ist als Deutschland und viel mehr Menschen ihr Lebensglück im öffentlichen Dienst finden, als hier. Es würden Ihnen dort gar nicht gefallen. Fragen Sie einfach mal ein paar der 190.000 zurückgekehrten Menschen, warum sie wieder zurück kamen. Sie werden Antworten hören wie:
– „Kinderbetreuung und Bildung sind zu teuer (USA)“
– „Staedte sind verarmt und müllig und im Sommer ist es viel zu heiss (Andalusien)“
– „Kinder können nichts alleine machen und müssen zu jeder Freizeitaktivitat von den Eltern gefahren werden und Freizeitaktivitäten sind zu teuer (USA)“
– „Menschen sind nicht warmherzig und das Essen ist schlecht (Die Niederlande)“
– „Hier in dem Land lebt ja niemand. Die Menschen kommen nur zur Arbeit hergependelt. Alles ist steril (Luxemburg)“
– „Die Buerokratie ist chaotisch, unzuverlässig und funktioniert nicht. (Italien)“
Ja, die Gefahr, dass man andere Wiesen fälschlich für grüner hält, besteht definitiv. Ich habe zwei längere berufliche Auslandaufenthalte hinter mir (Belgien und Schweden), beide haben mich nicht davon überzeugt, meinen Lebensmittelpunkt zu verlagern. Dagegen hatte ich in den neunzigern einige türkischstämmige Bekannte/Kollegen, die vorhatten, in die Türkei zu ziehen. Haben es alle aufgegeben – sie waren zu deutsch geworden, um sich da noch einrichten zu können 🙂 .
Hinzukommt, dass manche Sachen in anderen Ländern besser, manche schlechter und manche aber auch nur anders sind. An die Dinge, die anders sind (nicht objektiv schlechter), muss man sich aber auch erst gewöhnen, was mit zunehmendem Alter immer schwerer wird.
Yup, das Land, in dem das meiste zu geringeren Steuern klar besser läuft, ist mir bisher nicht bekannt. Ich hoffe, Stefan P. kann das ändern.
Mir fehlt jedes Argument, dass Deutschland für seine hohen Steuern ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis bietet. Darum ging es. Offensichtlich gibt es das nicht, denn sonst würde ich ja mit Beispielen erschlagen, warum Deutschland so viel lebenswerter als anderer Länder ist – trotz gewalttätiger Migranten.
Ob das Preis-/Leistungsverhältnis in Deutschland gut oder schlecht ist, kann man auch nicht so einfach sagen. Je nach Aspekt. Was oeffentliche Sicherheit und Bildung angeht sind offensichtlich die Steuer-Gelder in Deutschland besser investiert, als in den USA. Beim Postwesen sieht das ganz anders aus. Je nachdem, ob Sie kleine Kinder haben oder irgendwo im Outback wohnen, wichten Sie die Kriterien offensichtlich unterschiedlich.
Wieso eigentlich immer der Vergleich mit den USA? Die Vereinigten Staaten stehen so ziemlich in allen Punkten an den entgegengesetzten Polen. Nehmen Sie sich doch die OECD als Vergleich.
1. Deutschland besteuert Einkommen so hoch wie kein anderes Land (außer Belgien).Das Steuerniveau insgesamt ist deutlich überdurchschnittlich.
2. Die öffentlichen Einnahmen zur Altersvorsorge sind deutlich überdurchschnittlich (oberes Drittel), die staatlichen Zahlungen liegen im unteren Drittel (sehr schlechtes Preis-/Leistungsverhältnis).
3. Das Gesundheitssystem ist das dritt- bzw. viertteuerste der Welt. Dafür ist die Sterblichkeit durchschnittlich, die Abdeckung mit Ärzten (pro 1000 Einwohner) ebenfalls bestenfalls mittelmäßig und die Verweildauer in Krankenhäusern hoch.
4. Trotz alternder Bevölkerung steigt die (Gewalt-) Kriminalität schnell. Das Unsicherheitsgefühl wächst rapide, die schlimmen Terrorakte nehmen überhand.
5. Die Bahn ist in einem bemitleidenswerten Zustand, in Westeuropa wahrscheinlich die schlechteste überhaupt was Service und Pünktlichkeit betrifft.
6. Das Bildungssystem fällt rapide ab und ist in internationalen Studien unterdurchschnittlich mit den Ergebnissen. Dafür sind die von Lehrern verteilten Noten top. Selbstbespiegelung und Wirklichkeit.
7. Die Bauzeiten sind überdurchschnittlich lang. Dafür sind die Deutschen so selten Eigenheimbesitzer wie kaum ein anderes Volk.
8. Deutschland gibt zwar Brutto viel für die äußere Verteidigung aus. Die Bundeswehr ist dennoch in der NATO eine der am wenigsten kampffähigen Armeen.
Das sind für ein Gemeinwesen die wichtigsten Bereiche. Und das zeigt, wie schlecht in Deutschland inzwischen das Verhältnis von Steuern zu staatlichen Leistungen ist.
einige türkischstämmige Bekannte/Kollegen, die vorhatten, in die Türkei zu ziehen. Haben es alle aufgegeben – sie waren zu deutsch geworden, um sich da noch einrichten zu können
Ich kenne auch so einen und war einige Zeit mit ihm befreundet , bevor wir uns aus den Augen verloren. Er war Taxiunternehmer (4 Wagen) und hat nebenbei Physik studiert, alle Prüfungen gemacht aber die Diplomarbeit seingelassen, da er mit seinem Unternehmen zu kämpfen hatte. Als er es verkauft hatte, ist er in die Türkei zurück und wollte dort fertig studieren. Er war nach einem Jahr zurück, die „Beglaubigungen“ seiner Prüfungsunterlagen war an zuviel Bakschisch gebunden. Ich riet ihm, an seiner alten Uni eine Prof direkt zu kontaktieren und dort sein Diplom nachzumachen. Hat geklappt. Er ist jetzt Lehrer in Hamburg.
Das zeigt Integration geht, aber bestimmt nicht mit Heerscharen an Unqualifizierten und viel zuvielen Analphabeten, die nicht in Ihrer eigenen Landessprache schreiben können.
Seit über zwei Dekaden wandern deutlich mehr Deutsche aus als zurückkommen. Das ist eine Generation und kein kurzfristiger Trend. Ja, es kommen welche zurück, aber auch Türken kehren in ihre ursprüngliche Heimat zurück, genauso wie Syrer oder Schweizer. Der Trend ist die Aussage, nicht die statistische „Korrektur“.
Spaniens Bürokratie ist furchtbar. Und es geht nicht um „am Hungertuch nagen“. Doch warum sollen wir so viel Lebenszeit an die deutsche Gemeinschaft spenden? Sagen Sie ein Motiv! Es gibt so viele schöne Flecken auf der Erde: Costa Rica, Chile, Thailand, Portugal, Uruguay, Griechenland. Und ich sag‘ Ihnen was: je älter Sie werden, desto weniger zählt die Nähe von Freunden. Ab 60 fangen die Leute nämlich an, wegzusterben oder gebrechlich zu werden. Nach 70 beschleunigt sich das rapide.
Da mir der Staat im Leben so viel genommen hat, kann ich mich nicht mit 60 zur Ruhe setzen. Denn gleichzeitig habe ich hohe Ansprüche. Aber meine Frau, die wichtigste Person, die zählt, kann nicht bis 67 arbeiten. Und da ist schon die Frage, wieso ich noch hohe Steuern (und Lebenszeit!) bezahlen soll, wenn es auch anders geht.
Vor einigen Tagen passierte in meinem Heimatort wieder ein schlimmes Verbrechen. Am helllichten Tag machten sich vier Syrer im Freischwimmbad über Mädchen und junge Frauen her. Das ist hier keine Großstadt! Gleichzeitig lungern immer mehr muslimische Männer an allen Ecken herum und das Bettlertum von Migranten ist ebenfalls hier eingezogen. Gelnhausen war immer eine beschauliche, wohlhabende und ruhige Stadt. Das schlimmste Verbrechen über Jahrzehnte war, dass ein junger Mann im Streit und unter Vorsatz überfahren wurde. Wie soll es hier in 10 Jahren aussehen? Würde ich mich das noch wohlfühlen? Tendenz: Nein.
@ Detlef Schulze
Ich bin mittlerweile auch von der Ineffizienz der deutschen Buerokratie ueberzeugt.
Da sind wir uns schon mal einig.
Aber dieses Gejammere, wonach in Deutschland alles Kacke und woanders alles viel besser ist, …
Das sagt nicht mal Stefan Pietsch. Aber was ich sehe, ist, wieviel immer schlechter wird. Der Staat wird langsam schizophren.
Wohnungsbau: Man schreit nach Wohnungen und pumpt seit Jahrzehnten eine Vorschrift nach der anderen raus (Mietendeckel inklusive), die Wohnungsbau tatkräftig verhindern; ein Viertel bis ein Drittel der Projektentwickler sind in den letzten Jahren aus dem Geschäft bzw. Pleite gegangen.
Infrastruktur: Bei infrastrukturellen Herausforderungen bremsen Bürger und Gesetze deutlich mehr als fehlendes Geld.
Zuwanderung/Kommunen/Fachkräfte: Wir holen uns Millionen Migranten ins Land, die weitgehend auf Kosten der Kommunen leben; dort geht alles den Bach runter, weil für nichts anderes Geld da ist. Das Problem ist erkannt und wird verbal, aber nicht in Realität angegangen. Nicht nur damit vergraulen wir gründlich dringend benötigte ausländische Fachkräfte, während die Migranten weiter zu uns kommen. Denn hier darf man (erstmal) nicht arbeiten, kriegt aber (verglichen mit der Heimat) viel Geld. So wird das nichts mit der Integration.
Militär: Wir geben fast doppelt so viel Geld für die Bundeswehr aus wie Israel für seine Streitkräfte – say no more, ich weiß, auf wen ich mein Geld setzen würde.
Bildung: Unsere Schulklassen werden immer stärker von Kindern geprägt, die kaum Deutsch sprechen und die wenigen deutsch sprechenden Kinder ausbremsen; was da an Nachwuchs nachkommt, macht mir Angst. Aber der Staat schafft es seit Jahrzehnten nicht, Bildungserfolg unabhängig vom Einkommen zu liefern.
Steuereinnahmen: Haben sich seit zwanzig Jahren mehr als verdoppelt, die Investitionen sind aber nicht ansatzweise nachgezogen. Wie SP schrieb: 1.500 Mrd. Schulden aufgenommen, fast 1.000 Mrd. Zinsen bezahlt (Größenordnung).
usw.
Das „Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt einfach nicht mehr. Erschreckend bei all diesen Themen ist für mich jedoch nicht der Ist-Zustand, sondern zwei andere Faktoren. Zum einen sind diese Probleme seit Jahren und Jahrzehnten bekannt (und zu all diesen Problemen gibt es in anderen Ländern Lösungen, die helfen könnten). Wir gehen die Lösungdn nur nicht an.
Zum anderen wird trotz (oder wegen?) mehr Geld alles immer schlimmer: Mehr Bürokratie, mehr Vorschriften, längere Bearbeitungszeiten in Ämtern, weniger Leistung vom Staat (außer Bürgergeld / Social Spendings). Die Richtung stimmt nicht.
Die gleiche Schizophrenie bei dem Gros der Wähler: Auf der einen Seite kauft man (beispielsweise) chinesische Elektroautos, weil die deutschen Hersteller „zu teuer“ sind, auf der anderen Seite sollen Mindestlohn und Gehälter hoch (nur nicht für Manager^^) – zwei Konzepte, die nicht so richtig zusammenpassen. Und ein Großteil der Bürger wünscht sich noch mehr Wohltaten, die von Steuern finanziert werden sollen, die Bitteschön andere zahlen sollen.
Es stimmt sicherlich, dass wir im Vergleich zu den meisten anderen Ländern noch ganz gut dastehen. Jetzt. Noch. Aber für mich ist klar erkennbar, dass wir seit 20 Jahren sehr viel dafür tun, dass das nicht so bleibt, und dass wir gerade sehenden Auges unsere Zukunftsfähigkeit verlieren.
Einiges sehe ich so wie Sie, anders aber auch nicht. Ich glaube z.B. gerne, dass die Bundeswehr ineffizient ist. Der Vergleich mit Israel ist aber unpassend. Deutschland hat 8 mal mehr Einwohner. Und die Soldaten in Israel sind ja (fast) alle zwangsverpflichtet. Sold fuer einen Wehrpflichtigen ist sicher geringer, als fuer einen Berufssoldat.
Auch die Migration sehe ich nicht so problematisch. Die Probleme in den Behoerden meiner Stadt bzgl., langer Wartezeiten haben ziemlich genau mit Corona angefangen und korrelieren nicht mit der Flüchtlingswelle von 2015/16. Auf der anderen Seite, denke ich, dass gerade im Handwerk Migranten eine ganz entscheidene Rolle spiele und das deutsche Handwerk auf diese angewiesen ist. Es wird ja kein Migrant Handwerker, der zum Studium nach Deutschland gekommen ist.
Im Uebrigen, ich wohne recht nahe an einer Psychatrischen Klinik. Vielleicht ist das ein Grund, warum sich in der Naehe dort recht viele Alkoholiker und Drogensuechtige aufhalten. Ich weiss nicht, wo die herkommen, aber die sehen alle sehr europaeisch aus. Das sind keine Syrer, Afgahnen oder Afrikaner.
@Detlef Schulze 2. Juli 2025, 09:10
Einiges sehe ich so wie Sie, anders aber auch nicht.
Dito 🙂
Ich glaube z.B. gerne, dass die Bundeswehr ineffizient ist. Der Vergleich mit Israel ist aber unpassend. Deutschland hat 8 mal mehr Einwohner.
Was hat das mit der Effizienz einer Armee zu tun?
Sold fuer einen Wehrpflichtigen ist sicher geringer, als fuer einen Berufssoldat.
Ich glaube nicht, dass die gute Bezahlung unserer Soldaten der Grund für die hohen Kosten und den desaströsen Zustand der Bundeswehr sind.
Auch die Migration sehe ich nicht so problematisch.
Ich habe hierzu sehr gespaltene Meinungen. Auf der einen Seite haben wir einen dringenden Mangel an Menschen für Jobs; von der Aushilfe an der Tanke über Busfahrer und Service-Personal bis hin zu Ärzten und Ingenieuren. Für jeden, der kommt und mit anpackt, bin ich wirklich dankbar; diese Menschen sind so wertvoll für unsere Gesellschaft, selbst wenn viele das nicht so sehen (wollen). Denn dem Gros der Bevölkerung ist nicht mal ansatzweise klar, welche Katastrophe mit dem Ausscheiden der Baby-Boomer auf unsere Gesellschaft zurollt.
Anekdotisches Beispiel: Meine demente Mutter knapp 5 Jahre im Heim; genau 1x zwischen den Mahlzeiten schaute eine Pflegerin dort vorbei, um „nach dem Rechten zu sehen“ und ihr ein paar Schluck Wasser einzuflößen. Von Ärzten vorgeschriebene Reha-Maßnahmen wurden bei der kleinsten Gegenwehr meiner Mutter eingestellt, so dass sich Muskeln und Sehnen mit der Zeit verkürzten und sie nicht mehr gerade im Bett liegen konnte. Der Tod war dann gnädig und erlösend für sie. Das stets voll ausgebuchte Heim (eines der besseren Heime in ihrer Stadt) hat diesen „Service“ mit knapp 5.000 Euro im Monat berechnet. Was passiert z.B., wenn auf einmal drei- oder viermal so viele Menschen der Betreung bedürfen, während ein großer Teil der heutigen Pflegekräfte selbst im Ruhestand ist?
Auf der anderen Seite erleben wir in vielen Schulen Bildungskatastrophen, weil die Lehrer und Schulen mit der Vielzahl der nicht deutsch sprechenden Schüler zahlenmäßig und systemisch überfordert sind. Dazu kommen steigende „Anforderungen“ deutscher Eltern in Richtung Erziehungsarbeit, die sie selbst nicht mehr hinkriegen, und von Eltern mit Migrationshintergrund oft in die Richtung, dass man nur Männer als Ansprechpartner akzeptiert, dass möglichst keine Erziehungsarbeit geleistet werden soll, dass man der eigenen Kultur gefälligst „Respekt“ entgegenbringen soll (sieht in die andere Richtung eher müde aus). Bei weitem nicht alle, aber viele haben gelernt, dass der lauteste Schreier am meisten bekommt, dass der deutsche Staat ein zahlungskräftiger, aber ansonsten schwacher Staat ist, dass Richter nicht wirklich durchgreifen, dass man der Polizei auf der Nase herumtanzen kann, und sollte die sich einmal wehren, stehen Kolonnen von Rechtsanwälten bereit, die Rechte der unterdrückten Migranten zu „schützen“.
Zum Thema Gewalt und NoGo-Zonen hatte ja Stefan Pietsch schon ein paar passende Worte geschrieben. Deutschland bzw. die Deutschen sind weder willens noch technisch oder finanziell in der Lage, so viele Migranten zu akzeptieren und zu integrieren. Deswegen lehne auch ich weiteren Zuzug inzwischen ab – in dem Wissen, dass wir viele von den Neuankömmlingen gut gebrauchen könnten, wenn wir uns nicht so dumm anstellen würden.
<Die Probleme in den Behoerden meiner Stadt bzgl., langer Wartezeiten haben ziemlich genau mit Corona angefangen und korrelieren nicht mit der Flüchtlingswelle von 2015/16.
Corona hat da sicherlich beschleunigt und Probleme offengelegt. Aber wenn Corona das Problem gewesen wäre, warum ist die Situation nicht besser geworden? Die Migranten mag ich hier auch nicht ursächlich verantwortlich machen, selbst wenn deren hohe Zahl, verbunden mit schlechten Sprachkenntnissen, nichts besser macht.
Ich sehe eher eine Tendenz zur Überforderung, zu Dienst nach Vorschrift, sehe auch dort einen Zug in Richtung eher frühzeitigen Ruhestand, sehe eine ständige Flut von Gesetzen, so dass die Beamten mit dem Lernen nicht mehr hinterherkommen und Dinge eben liegenbleiben. Das ist ein strukturelles Problem, verstärkt durch förderale Eitelkeiten, verbunden mit der Neigung des Staates, neue Vorschriften und Kosten (Bürgergeld) zu erzeugen und dann den Kommunen die Drecksarbeit der Umsetzung zu überlassen.
Doch wenn ich den Zustand, den wir bei allen Schwächen haben, festschreiben und halten können, wäre ich dankbar.
Wird aber nicht geschehen. In zwanzig Jahren haben wir einen Staat, der sich mit überbordenden Sozialkosten und mit Schulden so gefesselt hat, dass er praktisch handlungsunfähig wird, in Großstädten werden wir französische Verhältnisse kriegen, Rechtssystem, Polizei und Behörden werden in weiten Bereichen dysfunktional sein, Pflege gibt es nur noch für sehr wohlhabende Menschen. Die Wähler in ihrer Blödheit werden in den nächsten Jahren einen AfD-Kanzler oder eine AfD-Kanzlerin wählen, und diese Regierungspartei wird mit ihrem Hang zur Autokratie, zu Korruption und Hass auf Andersdenkende alles viel schlimmer machen.
Im Uebrigen, ich wohne recht nahe an einer Psychatrischen Klinik. Vielleicht ist das ein Grund, warum sich in der Naehe dort recht viele Alkoholiker und Drogensuechtige aufhalten. Ich weiss nicht, wo die herkommen, aber die sehen alle sehr europaeisch aus. Das sind keine Syrer, Afgahnen oder Afrikaner.
Ja, glaube ich unbesehen. Trotz allem Wohlstand, den wir hier auch im Vergleich zu den meisten EU-Ländern haben, fühlen sich immer mehr Menschen schwach und ausgelaugt, rutschen in Burn-out und Depressionen. In Deutschland sind Krankschreibungen auf einem Allzeithoch, in OECD-Ländern arbeiten Menschen im Schnitt 300 – 400 Stunden im Jahr mehr als hier.
Anstatt sich angesichts der sich abzeichnenden Rentensituation mehr reinzuhängen, sich selbst abzusichern, verlagern allzu viele Bürger ihre Sicherheit immer stärker von sich weg in Richtung Staat, gehen viel zu viele Menschen trotz Arbeitsfähigkeit vorzeitig in den Ruhestand. Von den vielen Menschen im vorzeitigen Ruhestand, die ich kenne, ist nicht ein einziger, der aus physischen oder psychischen Gründen nicht mehr könnte – man hat einfach keinen Bock mehr.
Auch dafür gibt es vielfältige Ursachen, angefangen bei der Tatsache, dass sich abzurackern mehr für den Staat lohnt als für einen selbst, Bürgergeld-Diskussionen etc. – man kann also den Staat und die Gesellschaft ausnutzen, man hat ja „lange genug“ dafür bezahlt (danke, SPD). Auch die immer chaotischeren Zustände (Ukraine-Krieg, Trump, die deutsche Politik mit ihrer Schuldenmacherei, Zukunfts-Unsicherheiten,nicht zu vergessen German Angst etc.) führen dazu, dass sich immer mehr Menschen zurückziehen. Einer meiner Nachbarn, ein ehemaliger Software-Unternehmer, Musiker und nun Ruheständler, sagte mir neulich „Ich hab Merz gewählt, meine Schuldigkeit ist getan; der Rest interessiert mich einfach nicht mehr, das ist mir alles zu viel“.
Angesichts solcher Ausgangslage, angesichts der vorherrschenden Tendenzen ans Auswandern zu denken, ist, wenn man es sich leisten kann, aus meiner Sicht nicht die dümmste Lösung.
Tja, ich teile ihre Beobachtungen aber was soll daraus folgen? Sozialstaat abschaffen? Steuerentlastungen für die Bürger? Wir reden hier über Rechtsansprüche (teilweise von Verfassungsrang) die man eben mal nicht so einfach über Bord werfen kann. Sträflich ist, dass das Thema noch nicht viel stärker debattiert wird und nach wie vor (wie jüngst auf dem SPD Parteitag) weiter Nebelkerzen geworfen werden.
Ich denke es ist unstrittig, dass es eine grundlegende Reform der Art wie wie der Sozialstaat finanziert wird bedarf. Die Finanzierung der Sozialversicherung wird spätestens durch die Demographie gekippt – aus Angst vorm Rentner-Wähler redet niemand über zumindest die feste Kopplung der Rentenzahlung an die Inflationsrate, statt an die Löhne. Rente mit 67 ist in vielen anderen Industrieländern längst Usus – Deutschland will mit der Mütterente noch mehr Geschenke machen.
Mehr fehlt jegliche Fantasie, wie die Politik hier das Ruder herumreißen will. Die großen finanzpolitischen Spielräume drohen wieder in den Konsum zu fließen, statt endlich das ganze System umzubauen. Müssen ja wir aufrüsten? Ja – denn ohne Sicherheit ist alles nichts, aber auch hier lese ich nichts von strukturellen Reformen, sondern man wird viel Geld in ein System pumpen, was schon heute einen mega schlechtes Outcome produziert.
Hinzu kommt noch die personelle Komponente: Bis 2040 fehlen in Deutschland 490.000 Pflegekräfte – da droht ein richtiger Elendstsunami mit erheblichen Verwerfungspotenzial. Bei Erziehung und Lehrern sieht es auch nicht viel besser aus. Auf all diese existentiellen Fragen gibt die Politik bislang sehr rudimentäre Aussichten und wir Wähler beschenken noch jene mit Stimmen, die für diese Probleme überhaupt keine Lösungen anbieten.
Am Ende des Tages wird es auf eine Art Vermögensabgabe hinauslaufen müssen, denn diese Herausforderungen werden über das Steueraufkommen nicht zu finanzieren sein. Aber der Bürger wird das nur mitmachen, wenn er sieht, dass Strukturen auch verändert werden, damit dieses Geld Wirksamkeit entfalten kann und nicht bestehende Pfründe genähert werden.
Ich mag Ihre Kommentare.
Sie sagen es, wir haben uns selbst an die Wand manövriert. Das machen nur dumme Menschen (siehe Link). Noch dümmer ist, weiter zu graben. Mein Punkt: Ich bin raus, ich habe lange finanziert und lange gekämpft. Jahrzehntelang. Das einzige, was ich noch von diesem Land erwarte, ist, dass es in ein paar Jahren pünktlich und zuverlässig meine Rente überweist. Alles im Leben hat seinen Preis. Der für bewusste Dummheit ist besonders hoch.
Der Staat hat im letzten Jahrzehnt als einziger Sektor Personal aufgebaut. Was denken Politiker, Beamte und die Staatsfreunde eigentlich, wo diese Menschen herkommen? Und wer soll eigentlich die Steuern zahlen?
Die Vermögensabgabe ist auch so eine Idee. Was soll denn da besteuert werden? Häuser und Wohnungen, um die Wohnungsknappheit auf den Gipfel zu treiben? In dem Moment, wo der Kanzler eine solche Abgabe verkündet, kann er sich gleich die Pistole an den Kopf setzen: Die Börsen werden crashen und Investitionskapital in hoher dreistelliger Milliardenhöhe abgezogen. Das wäre ein Spaß für jene, die ihr Kapital schon in Sicherheit gebracht haben. Donald Trump würde dagegen wie ein Genie wirken.
Es gibt historische Folien: Siehe den Lastenausgleich – auch dort hat man Vermögende beim Aufbau herangezogen. Es gäbe Mittel und Wege, dass zu gestalten. Und es wurde so gestaltet, dass eben nicht die Wirtschaft zusammenbricht.
Aber dafür bräuchte es sinnvolle Strukturen und ich fürchte, dass die Politik eben genau daran scheitert diese Strukturen zu schaffen. Ein Weiterso wird den Staat zur HAndlungsunfähigkeit verdammen.
Dabei gäbe es bereits Hebel, die der Staat nutzen könnte: Zusammenführung gesetzlichen Krankenversicherungen, eigentlich dürfte man dort niemanden mehr einstellen und müsste durch Automatsierung wegfallendes Personal ersetzen, bzw. im Zweifel weiter zusammenlegen. Wird aber nicht passieren, weil dann der Staat MEnschen im ZWeifel entlassen müsste, bzw. schöne Top-Jobs nicht mehr da sind.
Das Beispiel kennt jeder. Nur wurde es zum einen aus guten Gründen nie wiederholt und zum anderen leben wir in anderen Zeiten. Damals wurden mit der Abgabe Grundstücke, Gebäude und Betriebseinrichtungen belegt. Doch die wesentlichen Werte sind heute immaterieller Natur und Forderungen. In den Bilanzen von Unternehmen ist der Posten „Sachanlagen“ im Verhältnis zur Bilanzsumme verschwindend klein. Die Märkte waren national und streng abgeschottet. Es gab Kapitalverkehrskontrollen. Selbst wenn jemand so viel Geld gehabt hätte um es sinnvoller Weise außer Landes zu bringen – er hätte einen unauffälligen LKW benötigt. Heute drücke ich an meinem Computer auf einen Knopf und das ganze Vermögen fließt nach Australien, Südamerika oder in die USA. Und bei meiner Arbeitsweise würde es mein Finanzamt nicht einmal merken.
Genau dieser Knopf wird von vielen Vermögenden in dem Moment betätigt, wo Finanzminister Lars Klingbeil eine Kabinettsvorlage „Lastenausgleichsgesetz“ einbringen würde.
Aber der Bürger wird das nur mitmachen …
Er wird das erst einmal gar nicht mitmachen, sondern eine passende Oppositionspartei wählen. Genau genommen warten wir auf eine grössere Katastrophe, um aus deren Anlass all das zu machen, was wir 30 Jahre lang vorher versäumt haben. Ich hoffe nur, das System hält noch bis zu meinem Tod, aber selbst da bin ich ziemlich skeptisch geworden.
Übrigens ist/war diese Spielart der sichtbaren Dekadenz bei uns selbst gewählt, also bitte keine Beschwerden an höhere Instanzen (sinnlose Bitte bei Menschen, ich weiss 🙂 ).
Gruss,
Thorsten Haupts
Die sichtbare Dekadenz ist richtig diagnostiziert. Sie befindet sich jedoch nicht beim Staat, sondern im Spiegelbild.
Sie können zu der hübschen ad hominem Beleidigung sicher auch noch ein Argument liefern?
Mein Punkt ist, sich bewusst sich machen, was Steuern bedeuten: Verzicht auf Lebenszeit. Im Falle Deutschlands enorm viel Lebenszeit. Stellen Sie sich vor, die Bürger würden die Steuern nicht in Euro, sondern in verfügbarer Zeit entrichten. Glauben Sie, dann würde eine Abgabenquote von 50-60 Prozent akzeptiert?
Kluge Menschen ziehen Konsequenzen aus den Lebensumständen, die sie vorfinden. Deswegen steigt die Schwarzarbeit, wenn die Steuern steigen und die Auswanderung nimmt zu. Und deswegen wird der Staat mit einer kleinen Steuersubvention keinen Erfolg bei älteren Erwerbstätigen haben.
Noch eine Bemerkung. Falls Herr Pietsch wirklich in Betracht zieht, als Rentner ins Ausland zu gehen, stehen ihm nur Länder mit ausgeprägtem Sozialsystem zur Auswahl. In den USA würde wahrscheinlich keine Krankenversicherung einen deutschen Rentner versichern, bzw. nur unter exorbitanten Beiträgen. Ohne Versicherung aber gehen die Ersparnisse mit jeder Vorsorgeuntersuchung rasch zur Neige. Alternativ kann man vielleicht noch in ein Dritteweltland auswandern, wo die Arztkosten und Pflegekosten niedrig sind.
Alte Menschen müssen natürlich die sozialen Umstände berücksichtigen. Aber wie kommen Sie darauf, dass Deutschland da besonders vorbildlich wäre? Deutschland mit seinem Sozialstaat ist teuer, aber die Ergebnisse sind oft mies. Und wie im Artikel angesprochen: In vielen Ländern wird das Gesundheitssystem über Steuern finanziert.
Ein guter Freund von mir wohnt in Naples (FL) in einem Luxusbereich. Kostenpunkt: $5.000. Das bekommt man als deutscher Rentner hin, wenn man immer Höchstbeiträge gezahlt hat. Die sonstigen Lebenshaltungskosten sind dann noch aus den Kapitalerträgen zu bestreiten. Das ist machbar ohne zuvor ein Millionärseinkommen bezogen zu haben.
@ Stefan Pietsch
Deutschland mit seinem Sozialstaat ist teuer, aber die Ergebnisse sind oft mies.
Das ist wohl wahr. Wie deutlich auch immer der Sozialstaat seit Merkels Amtsantritt gewachsen ist, sehe ich nicht, dass sich etwas nennenswert verbessert hat.
quote
sie sehen nur die Strände in Europa, aber wenig von unserer Hochkultur.
/quote
Muss nicht sein. Hab grad fuer 2,5 Leute (einer nur halbe Strecke bis Paris) Radelspass von Namur/Belgien bis ca 8 km vor Saint-Malo (Bretagne) nur 2 Wochen vorher durchgebucht. Jeden Tag chillige 80 km ohne Berge. Hoechster Anstieg 100 Hoehenmeter. 15 Juli bis 30. Juli. Durchschnittliche Uebernachtungskosten: ca 60 Euro pro Person. Pausentage in Compiegne, rurale Basse Normandie und 3 Auskling-Uebernachtungen am Meer in der Bretagne. Reine ausgewiesene Fernradwege, d.h. Eurovel0 3 bis Paris und La Véloscénie bis Saint Malo. Mit Paris-Durchfahrt (Île de la Cité), Versailles und Mont Saint-Michel, um die absoluten Highlights zu erwaehnen. Daneben viele Schloesser, malerische Orte und Kueste. Vermutlich hat die von Zug/Autobahn superlangweilige Picardie und das „belgische Ruhrgebiet“ um Charleroi seine Reize an Sambre, Oise und Canal de l’Ourcq, der quer durch die nicht-krasse Banlieu bis mindestens Ostbahnhof.
Ich verspreche mir gerade vom Westen Frankreichs wirklich eine Menge.
Hi Stefan,
die Schuldenquote zum Bip dürfte noch weit stärker steigen, da die Spassvögel, die die Steuerschätzung gemacht haben tatsächlich von Wachstum in den Folgejahren ausgehen. Das dürfte schwer werden. 15% des Bip sind von der Industrie. Das teilt sich auf in je ein Drittel, energieintensive Industrie, Automobil-Industrie und die restliche Industrie.
Die energieintensive Industrie dürfte in 10 Jahren größtenteils weg sein. Schon jetzt wird kaum noch investiert. Sie bleiben solange der CashFlow auf den alten Anlagen noch positiv ist. Also die Einnahmen die variablen Kosten übersteigen, ein Verlust durch Abschreibungen von bereits getätigten Investitionen muss dabei hingenommen werden. Neuinvstitionen bitte mit der Lupe suchen!
Mao Ze Merz will in 5 Jahren 20 neue Gaskraftwerke bauen, die mit LNG betrieben werden sollen. Der Merrit Order Effekt plus weitere Investitionen in Überlandnetze und wahlweise Stromspeicher oder Zahlungen bei Niedrigpreisen an Solar und Wind, wird somit auch die hohen Strompreise zementieren. Energieintensive Produktion von Stahl, Aluminium, Glas, Zement und Papier findet demnächst woanders statt.
Ob ein Land, dass in 10 Jahren in Stuttgart keinen Banhof tiefergelegt bekommt überhaupt in der Lage ist 20 Kraftwerke in 5 Jahren zu bauen, steht auf einem anderen Blatt. Für CDU Wähler, dass sind vier pro Jahr…
Die Automobilindustrie bekommt mit dem Verbrennerverbot den Notaus verordnet. Zumindest größte Teile der Zulieferindustrie, die sich mit mechanischen Teilen beschäftigt dürfte weg sein. Investiert wird auch dort schon nicht mehr.
Selbst wenn es gelingt die gleiche Menge Autos zu bauen, sinkt die Wertschöpfung dabei um min. 40%, denn soviel kostet die Batterie, die aus dem Ausland kommen wird, denn Batterieproduktion ist energieintensiv, s.o. Und nein das zusammenstöpseln von aus China importierten Zellen zu einer größeren Einheit sind bei weitem nicht 40% der Wertschöpfung.
Der Anteil der Automobilindustrie am Bip dürfte um die Hälfte schrumpfen. Verbrennerverbot macht außer der NeoSozialistischen EU niemand.
Merceds verlagert seine Entwicklungsabteilung für Verbrenner deswegen nach China aus,
https://www.tourenfahrer.de/nachrichten/artikel/china-foerdert-den-verbrennungsmotor/
in das Land, dass derzeit 200 Kohlekraftwerksblöcke plant und baut.
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/energie/china-kohlekraftwerke-100.html
aber bis 2060 Klimaneutral sein will. Die Selbstverarschung klappt offenbar besser, wenn man das illusorische Ziel weit in die Zukunft schiebt.
Kurz 7,5% des deutschen BIPs fallen weg mit dem was dran hängt wahrscheinlich insgesamt 10 bis 15%.
Wie das ersetzt werden soll und vor allem von wem bei unserer demografischen Entwicklung und der Errosion des Bildungssystems?
Qualifizierte Zuwanderer sind jedenfalls nur in der Theorie die Lösung. In der Praxis denken viele darüber nach zu gehen so wie viele qualifizierte BioDeutsche.
https://doku.iab.de/forschungsbericht/2025/fb1525.pdf
Mit zunehmender Steuerlast weiter abnhemnder innerer Sicherheit dürfte sich dieser Trend noch weiter verstärken.
Und nein, die Grenzen zu öffnen und Unqualifizierte reinzulassen verstärkt die Probleme, da bleibt nur noch die Frage was schneller zusammenbricht, die Sozialsysteme oder die Wirtschaft.
Man sieht höhere Steuern legen die Axt genau an dem an was die Lösung sein könnte. QUALIFIZIERTE Zuwanderung.
Die Lösung wäre auch die Produktivität zu steigern. Leider war diese lange Zeit konstant und sinkt seit 2 Jahren. Dies würde aber Investitionen erfordern, wer ist den so bescheuert und investiert in dieses überegulierte Land mit bescheidener Demografie und einem weit unterdurchschnittlichen IQ im Bundestag?
https://de.statista.com/infografik/33692/reales-bip-je-erwerbstaetigem-und-je-erwerbstaetigenstunde-in-deutschland/
Pro geleisteter Arbeitsstunde sieht es sogar noch trüber aus.
https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/Grafiken/Newsroom/2024/_Interaktiv/20241022-arbeitsproduktivitaet.html
Qualifizierte dürften demnächst in Herrscharen in die USA auswandern. Trump wiederlegt gerade die sogenannten Wirtschaftsexperten. Die Wirtschaft wächst und mit ihr im Rekordtempo die realen Löhne der Blue Collar Worker, zig Länder/Staatsfonds und Unternehmen haben Milliardeninvestitionen in den USA angekündigt. Die Inflation sinkt, die Außenhandelsbilanz sinkt und die Zolleinnahmen steigen.
In nächster Zeit wird Trump entbürokratisieren, das wird weitere Wachstumspotenziale frei setzen.
Trump wird unqualifizierte Zuwanderung durch Qualifizierte Zuwanderung ersetzen und alle Leistungsbereiten mit eigener Meinung anlocken, die keinen Bock haben für Memes morgens im Bademantel von der Polizei aus dem Bett gezogen zu werden.
Die Subventionen in den USA sind übrigens in der Regel Steuererleichterungen, grüne Geldvernichtung al la Northvolt kann da nicht passieren. Um was zu kriegen müssen die erst mal Gewinn machen.
Als Erklärung für Habeck und seine Anhänger, dass ist wenn man nicht die Produktion einstellt.
In Europa das glatte Gegenteil. Die CO2 Steuer sollte mal an die Steuerzahler zurückfließen, pustekuchen. Jetzt trifft sie Geringverdiener besonders hart, dass soll tatata mit Quersubventinierung durch höhere Steuern für „Reiche“ kompensiert werden.
Odnungspolitisch und Marktpolitisch sind wir auf dem Weg von Venezuela.
Die EU träumt davon Wissenschaftler aus den USA abzuwerben und diese mit zusätzlichen Subventionen zu locken, die wegen dem pösen pösen Trump das Land verlasssen.
Könnte klappen Gender- und Klimawissenschaftler dürften es in den USA schwerer haben, wie uns die aber nach vorne bringen sollen? Noch mehr Gleichstellungsbeauftrage auch noch für Wellensitiche und Gartenzwerge?
Jeder der Qualifiziert ist wird in naher Zukunft überlegen Deutschland zu verlassen, gleich zu gehen oder einen Gang zurückschalten, weil sich Leistung eh nicht lohnt.
Wie es geht zeigt Milei, dessen Erfolge in so kurzer Zeit wahrscheinlich nicht mal er selber für möglich gehalten hat. Inflation extrem gesunken, Wirtschaftswachstum stärker als in China, Armut auf ein niedrigeres Niveau gesunken als vor seinem Amtsantritt. Offizieller Wechselkurs zum Dollar fast pari mit dem realen, Realeinkommen gestiegen, Exporte florieren, Auslandsinvestitionen steigen und die Währung hat zum Dollar zugelegt.
Leider findet Mao Ze Merz Milei ruiniert Argentinien und die LinksGrüne Kampfpresse: Spiegel, Zeit, SZ und Tagesspiegel haben Milei als rechts mit totalitären Ansätzen gebrandmarkt.
Mit dem Orwellschen Neusprech aus dem letzten Absatz verabschiede ich mich und wünsche schöne Zeiten im Niedergang!
Liebe Grüße Jens
„don’t believe the hype“
https://www.latimes.com/business/story/2025-06-24/claiming-a-historic-gain-in-blue-collar-wages-trump-shows-how-to-use-statistics-to-mislead
Das in Argentinien ist viel komplizierter.
Vieles sieht gut aus. Die Armutszahlen werden sich voraussichtlich weiter verbessern. Bei den sozial extrem wichtigen Grosshandelspreisen fuer Lebensmittel gab es zuletzt sogar Deflation.
Das sind aber alles nur Moment-Aufnahmen. Bei den Investitionen aus dem Ausland sieht es gar nicht gut aus. Die haben auch keine Ruecklagen und auch mit den neuen IWF Geldern keine aufgebaut. Ein externer Schock wie hohe Oelpreise fuer 6 Monate oder eine staerkere Abwertung in Brasilien – was ja immer passieren kann – und die Huette brennt lichterloh mit Kapitalflucht und all dem. Die Liberalisierung unter Menem schien ja 1991 bis 1998 auch gut zu laufen. Dann fiehl alles innerhalb von 4 Jahren in sich zusammen.
Die linke Lesart von wegen Anstieg der Armutszahlen stimmte nicht, was ich hier ja und auf twitter auch zu Zeiten der schlechten Daten korrekt vorausgesagt habe.
Die rechts-liberale Jubelperserei stimmt aber halt auch nicht. Die kurz- bis mittelfristig wichtigen Sojapreise sehen bezogen auf die letzten 5 Jahre auch ueberhaupt nicht gut aus. Der Boom bei Erdgas, Lithium und hoffentlich in ein paar Jahren Kupfer ist gut, schafft aber nur wenige Arbeitsplaetze. Du hast in der Anfangsphase von solchen Stabilisierungsprogrammen immer gute BIP Daten. Wie in Chile 1975 bis 1982 oder in Argentinien 1994 bis 1998.
Ich mach das schon ein bisschen laenger. 2000 haette ich nicht geglaubt, dass dieses Menem/Carvalho Ding gegen die Wand faehrt. Oder dass Chile nach 2002 noch von sehr stark steigenden Rohstoffpreisen profitieren, um dann zu stagnieren. Liberalisierung reicht auf die Dauer nicht. Da muss mehr her und das ist sehr schwer, selbst wenn sich der politische Wind nicht dreht, was in Argentinien in 2 Jahren gut moeglich ist.
Hi Jens, schön Dich wieder zu lesen! Wie immer viel Stoff, bitte sieh‘ es mir nach, wenn ich nicht auf alles eingehe.
Deutschland probiert die griechische Lösung. Um die Jahrtausendwende verschuldete sich Athen stärker und bekam gleichzeitig ja nach EU-Zuschüsse. Das produzierte ein tolles Wachstum. Stell‘ Dir vor, Du gehst zur Bank und nimmst einen Kredit über eine Million auf. Dann gibst Du das Geld Deiner Frau, wofür sie Dir im Gegenzug einen Betrag zahlt – „Steuern“. Aus staatswirtschaftlicher Sicht ist Euer Einkommen damit um eine Million gestiegen. Genial, gell?
Deutschlands Unternehmen und Verbraucher können es sich abschminken, in den nächsten 25 Jahren günstige Strompreise genießen zu können. Die Manager der produzierenden Industrie haben das längst begriffen und verlagern die Produktion. Und die kommt auch nicht wieder. Warum auch?
Was willst Du mit E-Autos? Die Leute wollen die Dinger nicht! Sollte das Verbrennerverbot nicht fallen, wird der Fahrzeugbestand eben weiter altern. Wo ist das Problem? Die Leute haben ohnehin kein Geld für Neuwagen.
Wir wissen, wie wenig Bildung wir in den letzten 10 Jahren importiert haben. Was wir nicht wissen, ist, wie viel Bildung wir exportiert haben. Könnte sein, dass wir auch da eine positive Handelsbilanz aufweisen.
Tja, und die Rückerstattung der CO2-Belastung – die kommt leider am Sankt Nimmerleinstag. See you than!
Die Grundüberlegung, dass durch Arbeit verdientes Geld Lebenszeit entspricht ist gut und interessant – und deswegen möchte ich an ein paar Stellen da eigene Überlegungen anknüpfen:
1) Das entscheidende ist natürlich der Umrechnungsfaktor, der Preis, der für die Zeit aufgerufen wird. Da dieser vom Arbeitsmarkt bestimmt wird, liegt es auch bei dessen „Unsichtbarer Hand“, den externen Faktor der Verdienstabschöpfung von außen (Finanzamt) abzufangen – was bisher gut funktioniert hat.
2) Es ist genau staatliche Regulierung, die dafür sorgen will, dass Arbeitszeit nicht zu viel Lebenszeit wegnimmt: Mit Arbeitszeitgesetz und Mindestlohn.
3) Das funktioniert natürlich(?!) nicht beim unabhängigen Unternehmer, der das alles mit sich selbst (und seinen Kunden) aushandeln muss.
4) Und es funktioniert auch nicht bei den von Ihnen am Ende erwähnten Kapitalerträgen, wo die Gleichung Einkommen = Lebenszeit nicht mehr stimmt (oder bestenfalls sehr indirekt)
5) (persönliche Anmerkung) Wenn Sie der Ansicht sind, dass es sich für Sie nicht lohnt, Lebenszeit für Einkommen zu opfern, dann möchte ich – ohne jede Gehässigkeit – empfehlen, dass Sie es lassen/reduzieren. Ich kenne andere, die in den letzten Jahren ihre Arbeit reduziert oder sich auf „Privatier“ zurückgezogen haben. Keiner von denen hat es bereut. (Ich muss allerdings zugeben, dass sie auch vermögend genug sind um sich das leisten zu können)
Zu 5) Da haben Sie Stefan P. glaube ich misinterpretiert. Er ist dagegen, einen so hohen Anteil seiner Lebenszeit für Abgaben an einen ineffizienten Staat zu opfern, er hat nirgendwo gesagt, er wolle an sich unbedingt weniger arbeiten?
1) Was meinen Sie mit „Verdienstabschöpfung auffangen“? Meinen Sie, Arbeitgeber würden die Mehrbelastung durch Steuern kompensieren? Äh, nein, das kann ich ausschließen. So nette Arbeitgeber gibt es nicht.
2) Das Dumme an dem Konzept ist, dass gerade jene, die am meisten arbeiten, am wenigsten geschützt sind. Bei mir hat sich nie eine Behörde ob meiner Selbstausbeutung gesorgt, wenn ich 50, 60 Stunden zuzüglich Wochenendarbeit geleistet habe. Minijobber und Teilzeitkräfte dagegen müssen nicht durch das Arbeitsschutzgesetz geschützt werden.
3) Jupp, das ist ein Problem. Der freie Markt und so.
4) Das kann man so nicht sagen, zumindest nicht in meinem Fall. Einfach hinsetzen und Geld zählen, funktioniert nicht, wenn man wie ich („Homo Gierig“) weit überdurchschnittliche Renditen möchte.
5) Sie haben die eigentliche Versuchsanordnung und die Problemstellung nicht aufgenommen. Ich möchte weiterhin ein sehr hohes Einkommen. Andererseits möchte ich nicht für das Gesocks zahlen, das zunehmend selbst in unserer Stadt die Straßen bevölkert, Mädchen und Frauen belästigt, mit Messern hantiert als wären es Spielzeugpistolen. Und ich möchte gerade nicht für jene zahlen, die ihre ökonomisch rationale Arbeitszeitverkürzung bereits getroffen haben. Ich weiß, das ist sehr egoistisch, wenn nicht herzlos gedacht. Aber so bin ich nun mal
So, wie schaffe ich eine Lösung für mein Problem? Mein Nettoeinkommen besteht aus meinem Brutto abzüglich dem (hohen) Anteil für den Staat. Mein Brutto kann ich nicht beliebig erhöhen, also Kürzung der staatlichen Abgaben. Zwar habe ich viele Gestaltungsmöglichkeiten und kann meine Steuerlast um 4-5 Prozentpunkte drücken. Das reicht aber nicht. Wenn ich dann noch höre, dass die Regierung zu gerne die Sozialbeiträge erhöhen möchte, bin ich an dem Punkt: Mit mir nicht, meine Herren! Meine Arbeit lässt sich – Glück für mich – auf verschiedene Arten gestalten, schließlich bin ich mit ein paar lukrativen Talenten gesegnet.
Damit gerät eine Festanstellung deutlich ins Hintertreffen. Sie merken, ich bin für meine Gier bereit, sehr weitreichende Konsequenzen zu treffen. Aber daneben gibt es ja noch eine Reihe von Möglichkeiten, die tendenziell wesentlich mehr Freiheit vom Standort Deutschland mit sich ziehen. Genau in diese Richtung marschiere ich. Mehr Geld für mich, weniger für den Staat. Das finde ich fair.
@ Stefan Pietsch 1. Juli 2025, 14:52
Andererseits möchte ich nicht für das Gesocks zahlen, das zunehmend selbst in unserer Stadt die Straßen bevölkert, Mädchen und Frauen belästigt, mit Messern hantiert als wären es Spielzeugpistolen.
So sehr ich Deinen Standpunkt verstehe und teile, so sehr stört mich hier gelegentlich Deine verallgemeindernde und teilweise Sprache.
In meinem Heimatort -das ist die Kleinstadt Gelnhausen, die derzeit in aller Munde ist, war über Jahrzehnte ein gediegenes Leben. Die Stadt ist relativ wohlhabend, Gewalttaten gab es hier von Ladendiebstählen abgesehen nicht. Höhepunkt ist im Herbst der „Schelmenmarkt“. Das hat sich verändert. Zum Negativen. Am Wochenende war die 955-Jahr-Feier (wegen Corona musste die 950-Jahr-Feier ausfallen) – überall hängen migrantische Männer herum, Frauen sind wenig zu sehen und wenn, dann mit Kopftuch. Ich werde vor dem Einkaufszentrum angebettelt, ebenso vor dem gehobenen Supermarkt Tegut. Ärmlich aussehende Gestalten. Das ist würdelos, mir gegenüber. Vor allem sind diese Menschen selbst ohne Würde.
Deswegen mache ich mal ein meiner Wortwahl eine der seltenen Ausnahmen. Das ist Gesocks, wie man schon in meiner Kindheit sagte.
Stefan Pietsch 2. Juli 2025, 13:26
Das ist Gesocks, wie man schon in meiner Kindheit sagte.
Ein gut gemeinter Rat: Du solltest Dir diese „Ausnahme“ schleunigst abgewöhnen. So etwas reißt schneller ein, als man gucken kann.
In Frankfurt bin ich die Obdachlosen, die Drogensüchtigen, die Bettler, die Verschleierten gewohnt. Schlimm genug. Doch wenn das auf dem Land Einzug hält, ist eine weitere Grenze überschritten. Ich weiß nicht, wie Du Dich fühlst, wenn in Deinem Ort Bettler an Deinen Luxuswagen herantreten, ein Pappschild hochhalten und handaufhaltend etwas bittend-fordernd wollen: Geld. Würdelos für alle. Oder wenn in dem Freischwimmbad, in dem Du als Jugendlicher und junger Erwachsener im Sommer entspannt hast und das Belästigendste war, wenn die Jungs heimlich den Mädchen im Bikini nachgeschaut haben, heute Handgreiflichkeiten durch Migranten üblich sind.
Think about!
@ Stefan Pietsch 3. Juli 2025, 00:07
Think about!
Gegen die von Dir beschriebenen Sachverhalte habe ich nichts einzuwenden. Gegen Deine Wortwahl schon.
Schon möglich, dass die von Ihnen Beschriebenen „Gesocks“ darstellen. Das ist in deren Gruppen nicht die Mehrheit, von daher kein Grund, immer die ganze Gruppe herabzuwürdigen. Trägt zur Diskussion auch überhaupt nichts bei.
Das ist nie wichtig! Stefan kommt auch mit Musk, um Milliardäre zu verbieten. Ein Terrorakt ist entscheidend für das Sicherheitsempfinden. Schauen Sie sich heute die verbarrikadierten Fußgängerzonen an. Das ist auch nur, weil einmal im Jahr ein hilfloser, abgelehnter Asylbewerber die Kontrolle über sein Auto verliert. Dabei gibt es jährlich hunderttausende abgelehnte Asylbewerber und die fahren nicht in Fußgängerzonen.
Think about!
@ Stefan Pietsch 3. Juli 2025, 00:12
Think about!
Bin bei Thorsten. Man muss in den Wettbewerb um schlechtes Benehmen ja nicht mit einsteigen.
@ cimourdain 1. Juli 2025, 09:20
Wenn Sie der Ansicht sind, dass es sich für Sie nicht lohnt, Lebenszeit für Einkommen zu opfern, …
Es geht nicht um die Lebenszeit, die man für Arbeit opfert, sondern um die Lebenszeit, die einem der Staat davon wegnimmt. Der Staat ist halt gierig.
Das Prinzip erinnert mich ein bisschen an den ÖR: sollte eigentlich nur Fernsehen und Rundfunk mit Bildungsauftrag sein und verschlingt inzwischen pro Jahr mehr Geld als alle Hollywood-Produktionen eines Jahrgangs zusammen. Man erklärt nach außen, dass man regionaler werden will, bringt einen neuen Spartensender nach dem anderen, hat Web- und Mediathek-Angebote, bläst sich immer weiter auf – aber wenn man schaut, was die Läden so teuer macht, sind es üppige Gehälter und Pensionen.
Der Staat wird immer teurer, bläst sich immer weiter auf, übernimmt immer mehr Aufgaben, schafft immer mehr Gesetze, will dafür immer mehr Geld, aber die Grundleistungen von Kita-Betreuung und Bildung über Infrastruktur, Polizei und Verteidigung, Pflege und Krankenversorgung, Bearbeitungszeiten in Behörden etc. wird schleichend schlechter.
Und während der Staat hinter dem Geld her ist wie weiland die katholische Kirche, sich mehr und mehr Kontrollrechts- und Zugriffsrechte schafft,sinken die Möglichkeiten der Bürger, den Staat zu kontrollieren, in seine Schranken zu weisen etc.
Das muss man doch nicht gut finden!