Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Eliten ohne Realitätskontakt? Genau darum brauchen wir die Wehrpflicht
Im Artikel wird die Einführung einer allgemeinen Wehrpflicht in den USA als Lösung für die zunehmende gesellschaftliche Spaltung vorgeschlagen. Die Beobachtung lautet, dass eine Freiwilligenarmee vor allem Menschen aus ärmeren Verhältnissen anziehe, während die besser Gebildeten und Wohlhabenden der Realität des Militärdienstes fernblieben. Diese Trennung verschärfe die gesellschaftliche Kluft, insbesondere zwischen akademischer Elite und dem Rest der Bevölkerung. Es wird argumentiert, ein verpflichtender Nationaldienst würde das Gemeinschaftsgefühl stärken und junge Menschen aus allen sozialen Schichten zusammenbringen. Der Vorschlag orientiert sich an früheren Initiativen, wie denen des Politikers Charles Rangel, der forderte, dass alle jungen Erwachsenen zwei Jahre im Militär oder im zivilen Bereich dienen sollten. Neben militärischen Aufgaben wird dabei auch an Einsätze im Sozialwesen gedacht, etwa in der Altenpflege oder beim Wiederaufbau nach Naturkatastrophen. Befürworter sehen darin die Chance, Vorurteile abzubauen und ein besseres Verständnis füreinander zu schaffen. Kritisch wird hingegen angemerkt, dass sich Eliten auch bei einer Wehrpflicht oftmals entziehen könnten. Dennoch wird betont: »Der einzige Weg, unsere kindische Abneigung gegen die andere politische Partei zu überwinden, besteht darin, alle in ein und demselben Team arbeiten zu lassen.« (Jonathan Zimmermann, Welt)
Die Welt hat dieser Tage eine ganze Reihe von Artikeln, die für eine Wiedereinführung der Wehrpflicht trommeln, veröffentlicht, aber der hier scheint mir ziemlich symptomatisch für ein Problem, das ich bereits im letzten Vermischten im Zusammenhang mit Stephan Anpalagans Plädoyer für Rentner*innen in Kitas angesprochen habe. Allzu häufig ist eine Lösung auf der Suche nach einem Problem. Genauso wie man mit Schach spielen besser Schach spielen lernt oder mit Latein Latein (und nicht irgendwie logisches Denken oder was da sonst immer angepriesen wird), genauso sorgt eine Wehrpflicht dafür, dass man Wehrpflichtige hat. Man sollte das nicht über die Gebühr mit anderen gesellschaftlichen Projekten oder Erwartungen aufladen. Klar, wenn das passiert ist nett, aber erstens ist es bei weitem nicht garantiert und zweitens gilt, dass wenn du etwas Spezifisches erreichen willst du eine Policy dafür machen solltest. Geht es darum, Vorurteile abzubauen und besseres Verständnis zu schaffen? Fein. Dann mach was, das dieses Ziel spezifisch fördert, aber laste es nicht anderen Dingen auf.
2) What would a real anti-China trade strategy look like?
Im Text wird analysiert, dass Trumps derzeitige Handelspolitik unbeabsichtigt die Position der USA schwächen, technologische Fähigkeiten untergraben und China geopolitisch stärken könnte. Zwar sei dies wohl weniger Absicht als vielmehr „Stupidität“, wie es heißt, dennoch verfolge ein Teil der Trump-Administration durchaus das Ziel, Chinas Einfluss einzudämmen. Es wird betont, dass eine wirksame Strategie gegen China eine enge Allianz mit Partnern wie Japan, Südkorea, Vietnam und Indien voraussetze, um China wirtschaftlich zu isolieren. Hierzu müssten alle Handelsbarrieren zwischen Nicht-China-Staaten abgebaut werden, um eine Art gemeinsamer Wirtschaftsraum zu schaffen. Ergänzend brauche es gezielte Zölle auf chinesische Zwischenprodukte sowie eine präzise Überwachung der Lieferketten, um Abhängigkeiten zu verringern. Industriepolitik solle Schlüsselindustrien stärken, während Investitionshemmnisse im Inland abgebaut werden sollten. Letztlich wird festgestellt, dass die aktuelle Politik hinter diesen Anforderungen weit zurückbleibe, obwohl die beschriebenen Maßnahmen notwendig wären, um China wirksam wirtschaftlich einzudämmen. (Noah Smith, Noahpinion)
Wir sind beim üblichen Thema, dass in praktisch keinem Land eine Wirtschaftspolitik betrieben wird, die diesen Namen verdient, in dem Sinne, dass irgendein größerer Plan und nicht irgendwelche halbseidenen ideologischen Überbauten darüberstehen. Trump handelt instinktiv, und wie bei jedem solchen Akteur findet der blinde Elefant gelegentlich auch Erdnüsse. Aber was hilft es, wenn er währenddessen den umgebenden Porzellanladen einreißt? Ansonsten gilt, was Smith sagt, grundsätzlich auch für uns. Es wird davon geredet, dass man gegenüber China Decoupling oder Derisiking betreiben müsste (ohne dass man das Gefühl hätte, dass die Leute verstehen würden, was diese Begriffe eigentlich bedeuten), aber gleichzeitig will man keinesfalls Handelsnachteile in Kauf nehmen. Diese „wasch mich, aber mach mich nicht nass“-Einstellung sorgt dafür, dass das alles Gerede bleibt.
3) „Das hat Scholz nie zugelassen“ (Interview mit Johannes Hillje)
Im Interview erläutert der Politikberater Johannes Hillje, dass die AfD nicht nur mit Wut und Angst, sondern auch mit positiven Emotionen wie Hoffnung arbeite. Ihre Inszenierung als „Gute-Laune-Partei“ stärke die Identifikation ihrer Anhänger. Hillje spricht von einer „Eventisierung der Politik“ und einer Allianz von „Demagogie und Technologie“, durch die die AfD über soziale Medien gezielt Emotionen schüre. Er fordert eine „demokratische Gegenemotionalisierung“, da frühere deutsche Politikstile, wie Scholz‘ „regierende Regungslosigkeit“, nicht mehr zeitgemäß seien. Emotionen gehörten unverzichtbar zur politischen Kommunikation, sollten aber bestimmte Grenzen nicht überschreiten, etwa keine Dehumanisierung oder Feindbildkonstruktion. Erfolgreiche emotionale Ansprache könne gelingen, wenn zentrale Werte wie Sicherheit oder soziale Gerechtigkeit betont würden. Als Beispiel nennt Hillje Heidi Reichinnek von der Linken, die es geschafft habe, Themen wie Mieten oder Energiekosten emotional aufzuladen. Politik solle den Menschen vermitteln, dass sie ihr Schicksal selbst gestalten können. (Annika Leister, T-Online)
Ich denke, Hillje ist da durchaus etwas auf der Spur. Aber, um das Beispiel auf den im Artikel erwähnten Habeck zu bringen, mir scheint der Schlüssel nicht darin zu liegen, dass Politiker*innen emotional sind. Das geht natürlich; ich will hier nicht das Loblied auf den Scholz-o-Mat singen. Aber die Emotionalisierung darf, wenn sie den erwünschten Effekt haben soll, nicht mit der Person verbunden bleiben, sondern muss das Ganze betreffen. Das heißt, dass ein Habeck gerne gefühlig zuhören kann und ihm das vielleicht Wählendenstimmen bringen kann (oder auch nicht). Aber das wird nichts am Grundproblem ändern. Was es stattdessen braucht, ist eine emotionalere Beziehung zum Gemeinwesen als Ganzem, zum pluralistischen, demokratischen Projekt. Und da haben im Übrigen die Konservativen mit ihrer Einforderung von mehr Patriotismus und gegebenenfalls auch einem Dienst an der Gemeinschaft schon einen Punkt.
4) Ein kleiner Wurf – und vier zentrale Defizite
Der Artikel beschreibt den neuen Koalitionsvertrag von Union und SPD als mühsam errungenes Ergebnis, das trotz offensichtlicher Mängel zumindest eine gewisse Stabilität verspreche. Die anfänglichen Befürchtungen seien nun durch Erleichterung ersetzt worden, da das politische „Kind“ nun geboren sei. Kritisiert wird die lange Liste kostspieliger Kompromisse, die zwischen Lobbyinteressen und Populismus schwanke. Gleichzeitig wird jedoch hervorgehoben, dass der Vertrag ein respektables Investitionsprogramm vorsehe, darunter Sondervermögen für Infrastruktur, Steuererleichterungen und Bürokratieabbau. Dennoch bleiben zentrale Defizite bestehen: Die großen Zukunftsfragen wie Demografie, Rente und Klima würden ausgespart, eine überzeugende Zukunftsvision fehle, und die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger stünden kaum im Mittelpunkt. Auch zeige der Vertrag wenig geopolitisches Bewusstsein. Insgesamt wirke das Bündnis wie ein pragmatisches Arbeitsprogramm ohne große Erzählung. Die Hoffnung liege darauf, dass Wirtschaft und Staat wieder funktionierten und Solidarität mit den Fleißigen gestärkt werde – ein Minimalziel, das weder über- noch unterschätzt werden solle. (Dieter Schnaas, Wirtschaftswoche)
Einmal ernsthaft: wann war je ein Koalitionsvertrag der große Wurf? Eine der größten Reformen der letzten Jahrzehnte, die Agenda2010 (egal, wie man zu ihrem Erfolg steht) stand nicht einmal im Koalitionsvertrag. Der Koalitionsvertrag ist ein kleinster gemeinsamer Nenner, arbeitet Konsenspunkte ab. Die wahre Prüfung kommt erst in der Krise, und die kann kein Koalitionsvertrag vorhersehen. Wenn krisenhafte Ereignisse rasches und durchgreifendes Handeln erfordern, zeigt sich die wahre Handlungsfähigkeit von Regierung, Staat und Verwaltung. Dann müssen die Leute beweisen, was sie können. Die Ampel hat diesen Test nicht bestanden. Man kann hoffen, dass sich Merz‘ Regierung ihm nie wird aussetzen müssen, aber ich fürchte, das wird nicht passieren.
5) Trump aides suggest Warner Bros. give Don Jr. a hunting show to improve White House ties
Nach der Wahl Donald Trumps im Jahr 2024 suchen Medienunternehmen verstärkt den Kontakt zur neuen Regierung. Laut einem Bericht von Intelligencer soll ein Vertreter von Warner Bros. das Trump-Team kontaktiert und gefragt haben, wie sich das Verhältnis zum Weißen Haus verbessern ließe. Als Antwort wurde unter anderem vorgeschlagen, Donald Trump Jr. solle eine Jagd- und Angelsendung auf dem Discovery Channel erhalten. Zudem wurde auf das Beispiel von Amazon verwiesen, das Melania Trump 40 Millionen Dollar für eine Dokumentation gezahlt habe. Auch mehr „pro-Trump-Stimmen“ auf CNN seien gewünscht. Die Medienlandschaft reagiere damit auf die bekannte Medienkritik Trumps, der etablierte Sender oft als „Fake News“ bezeichnet. Warner-CEO David Zaslav, der auch CNN verantwortet, wird im Artikel als zögerlich beschrieben. Weitere Medien wie Meta und The Washington Post sollen bereits begonnen haben, ihre Inhalte Trump-freundlicher zu gestalten – offenbar aus Sorge vor Repressalien durch das Weiße Haus. (Ailia Zehra, Alternet)
Die Korruption in diesem Land ist auf so lächerliche Weise öffentlich, dass einem der Atem stockt. Deswegen hatte ich auch keine Geduld mit Leuten, die bereit waren, Hunter Bidens Laptop ernsthaft als Grund zu sehen, Donald Trump wählen zu wollen. Dieser Mann ist auf eine Art korrupt und zerstört jegliche demokratische Ordnung, dass es jeder Beschreibung spottet. Und das war zu 100% abzusehen. Und nicht nur ist er einfach nur korrupt; er nutzt den Einfluss der staatlichen Macht auf eine hier ebenfalls sichtbare Weise so krass und demokratiefeindlich, dass man gar nicht weiß, was man sagen soll. Es ist dasselbe Spielbuch, dass die Autoritären um die ganze Welt herum abarbeiten. Und alle diejenigen, die Warnungen vor einer neuen Trump-Regierung nicht ernst genommen haben, sollten sich in Schande und Scham kleiden.
Resterampe
a) Sahra Wagenknecht: Rückzug oder Kampf nach Wahlniederlage des BSW? (Spiegel) Habe die Hoffnung, dass die Frage letztlich irrelevant ist.
b) Wir leben jetzt in der Weltwirtschaft eines Dummkopfs (beimwort)
c) It is difficult to imagine a post-American world. But imagine it we must (The Guardian).
d) Gute Nachrichten aus der Fleischindustrie (Boeckler).
e) Es mangelte nicht an Warnenden. (Daily Beast)
f) Die Methode Spahn (ZEIT).
g) The only persistent thread of Trumpism. (Persuasion)
h) Spannende Meinungsvergleiche 1937 mit heute. (Bluesky)
Fertiggestellt am 20.04.2025
1) Eliten ohne Realitätskontakt? Genau darum brauchen wir die Wehrpflicht
Na Ja, die „Welt“ … auch wenn ich sie abonniert habe finde ich diese Zeitung schlecht (allerdings sind die anderen auch nicht besser, das ist das Schlimme)
Zum Thema: Meiner Meinung nach würde das von der „Welt“ gewünschte genau NICHT passieren, denn diejenigen die von einer solchen „Gleichmacherei“ betroffen wären habe mit Sicherheit die Mittel bzw. Beziehungen um genau das zu umgehen.
Wenn wir zum Schluss kommen, das wir eine größere Armee brauchen, dann sollte genau darauf das Hauptaugenmerk liegen: Bessere Bezahlung und allgemein diesen Beruf (ja, das sind Soldaten für mich) attraktiver machen.
Wenn wir zu dem Schluss kommen, dass wir eine grössere Armee brauchen, die wirklich glaubwürdig kämpfen könnte, führt an der Wehrpflicht kein Weg vorbei. Es gibt keine andere Möglichkeit, sich die Zahl an ausgebildeten Reservisten zu sichern, die man für einen echten Krieg braucht. Eine Schönwetterarmee ist die mit Abstand dümmste Lösung, völlig egal, ob man Pazifist oder Militarist oder irgendwas dazwischen ist!
Wenn eine Armee nicht kampffähig sein soll – die seit Jahrzehnten bevorzugte deutsche Lösung – bin ich vehement für deren Abschaffung. Weil die Situation mit oder ohne Armee in diesem Fall dieselbe ist – man muss jede ernsthaften Konflikt um jeden Preis vermeiden.
Der einzig seriöse Grund für eine Wehrpflicht ist die Schaffung eines Reservistenpools für den Ernstfall. Weshalb Deutschland sie nicht einführen wird, wir haben kollektiv beschlossen, lieber präemptiv zu kapitulieren. Auch eine Entscheidung.
Gruss,
Thorsten Haupts
Bräuchten wir nicht dringender: Schutzräume, Luftabwehr, Schutz der Infrastruktur – und Schutz vor den Freunden des wahrscheinlichsten Angreifers im Bundestag und Behörden?
Was nützen dir Bunker, wenn du die Russen nicht davon abhalten kannst, an die Tür zu klopfen?
Wir sehen ja in der Ukraine, was sie machen, bevor sie an die Tür klopfen. Im Staatsfernsehen wird darüber diskutiert, auf welche Stadt die ersten Raketen geschossen werden sollen. Für Garmisch sind sie ihnen zu schaden – zu wenig Kosten-Nutzen.
Schönwetterarmee finde ich auch nur teilweise fair als Vorwurf, weil man ja 20 Jahre lang eine Armee für Auslandseinsätze aufgebaut hat. Die muss halt nicht groß sein. Da waren wir auch wahrlich nicht alleine mit.
Ja, das Argument habe ich idiotischerweise auch einmal gekauft. Es lässt sich mit unter 5 Minuten Nachdenken entkräften:
1) Wann gab es in der Geschichte der menschlichen Zivilisationen jemals den Fall, das ein Land für einen langen Zeitraum absolut sicher vor einem bewaffneten Konflikt war?
2) Wann wird es in der Geschichte der menschlichen Zivilisationen jemals den Fall geben, das ein Land für einen langen Zeitraum absolut sicher vor einem bewaffneten Konflikt sein wird?
Die Antworten sind kurz und sehr einfach:
1) Niemals
2) Nicht heute und nicht in absehbarer Zeit
Diese Antworten galten 1985, 1995, 2005, 2015, heute und werden in 10 Jahren gelten.
Also muss ich immer eine Armee vorhalten, die im Notfall auch kämpfen kann. Und nicht eine, die bei Polizeieinsätzen irgendwo auf der Welt mit maximal ein paar tausend Mann bereits in Schwierigkeiten gerät.
Das kann ich einem 15jährigen erklären. Die „Auslandseinsätze“-Entschuldigung dient also bestenfalls als Beleg für Gedankenlosigkeit, n’est ce pas?
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich sag doch nur, dass es einen Grund außer Bequemlichkeitspazifismus gab. Sonst hätten die Briten heute nicht dasselbe Problem wie wir!
Gedankenlosigkeit und Bequemlichkeitspazifismus sind keine exklusiv deutschen Privilegien 🙂 . Und Grossbritannien hatte nie eine Wehrpflicht, weil sie als Inselstaat keine stehende Armee brauchten bzw. eine aus Berufssoldaten ausreichend war.
Das hat ja aber mit Wehrpflicht nichts zu tun. Da geht es ja auch um den Aufbau einer Reserve.
h) Auch wenn es spannend ist, muss man bei dem Referenzzeitpunkt gewaltig aufpassen : Mal ist es 1937 mal 1946-1948. Und in der Gesellschaft hat sich (besonders bei Geschlechterthemen) in den 10 Jahren dazwischen einiges getan.
True, danke!
1) Eliten ohne Realitätskontakt? Genau darum brauchen wir die Wehrpflicht
Genauso wie man mit Schach spielen besser Schach spielen lernt
Das sagen die, die entweder selbst kein Schach gespielt haben, oder nach drei Zügen matt waren. Natürlich gibt es Spiele und Aufgaben, die einem Menschen mehr als den einen Zug vermitteln. Warum so wenige Menschen in Deutschland fähig sind, nur einen Zug / Reaktion eines anderen in Gesprächen und Verhandlungen weiterzudenken, hat sicher auch mit der geringen Popularität von Strategiespielen zu tun.
2) What would a real anti-China trade strategy look like?
Wir sind beim üblichen Thema, dass in praktisch keinem Land eine Wirtschaftspolitik betrieben wird, die diesen Namen verdient, in dem Sinne, dass irgendein größerer Plan und nicht irgendwelche halbseidenen ideologischen Überbauten darüberstehen.
Was konkret soll Wirtschaftspolitik sein? Die Linken verstehen darunter Industrie- und Subventionspolitik, aber erstens war eine solche Auslegung in der Wirtschaftsgeschichte rasend erfolglos und zweitens hat das nur wenig mit Wirtschaft zu tun.
Wirtschaftspolitik im klassischen Sinne ist die Erfüllung der Ziele des Magischen Vierecks: Preisniveaustabilität, hoher Beschäftigungsstand, außenwirtschaftliches Gleichgewicht und stetiges und angemessenes Wirtschaftswachstum. Diese Ziele genießen nach Artikel 109 Grundgesetz de facto Verfassungsrang. Die Ampelregierung im Allgemeinen und der Wirtschaftsminister Habeck im Besonderen sind mit ihrer Politik an der Erfüllung der Ziele grandios gescheitert. Die Inflation ist aus dem Ruder gelaufen, die Arbeitslosigkeit ist signifikant gestiegen, die außenwirtschaftlichen Beziehungen sind in Unordnung geraten und Wirtschaftswachstum findet überhaupt nicht mehr statt. Weder Subventions- noch Industriepolitik dienen diesen Zielen dauerhaft.
Gute Wirtschaftspolitik hat sich daher in den guten Zeiten der Bundesrepublik als Ordnungspolitik verstanden, bei der sich der Staat aus dem Wirtschaftsgeschehen weitgehend heraushält und vor allem nicht Schiedsrichter und Akteur spielt.
2) Das „magische Viereck“ ist inzwischen um zwei Ziele zum „magischen Sechseck“ erweitert worden:
– Verteilungsgerechtigkeit
– Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen
Und natürlich steht Wirtschaftspolitik nicht im leeren Raum, sie wird auch von anderen Politikfeldern beeinflusst – und beeinflusst diese zurück – egal ob Sozial-, Außen-, Bildungspolitik. Es ist ein ständiges gegenseitiges Austarieren.
Aber genau aus diesem Grund ist es – und da haben Sie in meinen Augen sehr recht – nicht möglich, eine konsistent zielgerichtete, „durchgeplante“ Wirtschaftspolitik zu machen – zumindest in einer pluralistischen Gesellschaft.
Magisches Viereck aka Stabilitätsgesetz war Peak Keynesianismus in der deutschen Gesetzgebung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_zur_F%C3%B6rderung_der_Stabilit%C3%A4t_und_des_Wachstums_der_Wirtschaft
Echt guter Artikel. Der Doppelpfeil hier zwischen „hoher Beschäftigungsstand“ und „stabiles Preisniveau“ markiert einen Zielkonflikt. Es meint Phillips Curve, d.h. man kann x Prozent Arbeitslosigkeit runterfahren, wenn man y % Inflation in Kauf nimmt. 1967 hat das super funktioniert. Danach nicht mehr so. Deshalb hat sich dann in den 80ern das liberale Umdenken vollzogen.
Du weißt, dass schon Helmut Schmidt die Idee hatte: lieber 5 Prozent Inflation als 5 Prozent Arbeitslosigkeit. Am Ende hatte er beides. Gerade erleben wir es wieder: Die Inflation läuft aus dem Ruder und die Arbeitslosigkeit steigt trotz sinkender Erwerbsbevölkerung.
Das war eigentlich weniger eine Idee Helmut Schmidts als die damals herrschende Lehrmeinung der Volkswirte.
Man führt vermutlich bis heute an der Uni Makroökonomik zunächst mit dem keynesianistischen IS-LM-Modell ein. Da macht die Phillips-Curve Sinn. Didaktisch eignet sich das Modell hervorragend, um die Grundlagen makroökonomischen Denkens zu legen.
Allerdings wurde das seit den 60ern von University of Chicago die Modellannahmen scharf kritisiert. Wichtig waren da neben Arbeiten von M. Friedman auch die Überlegungen zu „rationalen Erwartungen“ von Lucas.
Die statistischen Daten der 70er zeigten dann deutlich, dass man beides, also Inflation und Arbeitslosigkeit, hatte. Der Keynesianismus verlor dann natürlich Anhänger.
Hier echt technischer Artikel zu diesen Modelldebatten:
https://www.elgaronline.com/view/journals/roke/6-4/roke.2018.04.03.xml
Liest man den Text aufmerksam, stellt man fest, dass sich die Volkswirtschaften im Zeitverlauf unterschiedlich auf die betrachteten Einflußfaktoren reagieren. Ich persönlich halte ja die Makroökonomie für eine „Stalker“-Welt, wie sie im gleichnamigen spätsowjetischen Film von Andrei Tarkowski dargestellt wird, aber diese Idee hat sich bisher leider noch nicht im makroökoomischen Mainstream durchgesetzt 😉
3) „Das hat Scholz nie zugelassen“ (Interview mit Johannes Hillje)
Was es stattdessen braucht, ist eine emotionalere Beziehung zum Gemeinwesen als Ganzem, zum pluralistischen, demokratischen Projekt.
Genau das braucht es wenig. In den USA ist der Patriotismus der Kitt, mit der die Gesellschaft zusammengehalten werden soll. Das hat mit zu Bush jr. ganz gut geklappt. Schon Obama verstand das Prinzip des Patriotismus nicht. Deutschland will das schon nicht nachahmen und kann es auch nicht. Gerade hat die Mitte-Links-Regierung eine Reform der Staatsbürgerschaft verabschiedet, der es ausdrücklich Migranten ermöglicht, enge Bindungen zu ihren weitgehend familiär geprägten heimischen Kulturen zu halten und eben nicht in der deutschen Gesellschaft aufzugehen. Es mag Gründe dafür geben, Förderung des Patriotismus gehört nicht dazu. Dazu hat das Land in weit weniger als einer Generation einen starken Bevölkerungsdrift betrieben, in Relation 5-8 Prozent Einwanderer aufgenommen und gleichzeitig 3-4 Prozent Alt-Bürger ans Ausland abgegeben. Unter solchen Bedingungen ein Gemeinschaftsgefühl zu entwickeln ist schwerer als die nächste Papstwahl.
Dazu baut Deutschland nicht auf einem diffusen Gemeinschaftsgefühl auf, sondern betont das Individuum. Ich persönlich sitze zwar mit Deutschland-Trikot bei Weltmeisterschaften auf der heimischen Couch, aber eine Identifikation mit dem ziemlich maroden Gemeinschaftswesen, welches ein besonders gieriger Staat zu verantworten hat, habe ich nicht. Ein Staat, der Höchststeuersätze verlangt, aber miserable Sozialleistungen erbringt und eine kaputte Infrastruktur bietet, der nicht einmal die Mindestbedürfnisse der Sicherheit an ein modernes Staatswesen bedient, verdient nicht Loyalität, sondern tiefste Verachtung.
„tiefste Verachtung“
Wie kann man so destruktiv drauf sein, wenn es einem persönlich so gut geht?
Was hat das Eine mit dem anderen zu tun? Was ich erreicht habe, habe ich im Zweifel gegen den Staat erreicht, nicht mit seiner Unterstützung. Ich schulde diesem Gemeinwesen nichts.
Wenn ein langjähriger Vertragspartner über die vielen Jahre Spitzenpreise für einen Service von ihnen verlangt, dieser Service aber immer schlechter wird, wären Sie diesem „Partner“ noch dankbar? Ich habe kein libidinöses Verhältnis mit dem Staat. Wie moderne Denker das konzipiert haben, zahle ich als Bürger Steuern dafür, dass der Staat umfangreiche Leistungen erbringen kann: Äußere und innere Sicherheit, gute Infrastruktur, hochwertige Bildung, mindestens Basisversorgung gegen die großen Risiken des Lebens.
Nichts davon erfüllt der deutsche Staat noch in ausreichender Qualität. Nicht einmal vor einem russischen Angriff wäre ich geschützt, dafür reichen meine Steuern auch nicht. Dazu braucht es, anders als in Polen oder Lettland, einen zusätzlichen Obolus. Und dafür, dass ich jahrzehntelang die Höchstsätze bei der GRV gezahlt habe, überlegt man in Berlin, ob ich nicht einfach auf einen Teil der mir zustehenden Ansprüche verzichten könnte.
Ist das destruktiv?
Ja. Kritik und auch Enttäuschung kann ich verstehen. Aber Verachtung, gar „tiefste“, hat dieses Land trotz aller Mängel wirklich nicht verdient.
Wenn zu viele wollen, dass er „liefert“, aber außer widerwillig-zwangsweise bezahlten Beiträgen nichts tut, wird er keinen Bestand haben. Man braucht kein libidinöses Verhältnis zum Staat. Es reicht, wenn jede/r nach seinen Möglichkeiten dazu beträgt, ihn besser zu machen.
Wenn Sie diesem Gemeinwesen nichts schulden – haben Sie auch den Rechtsstaat, der Ihnen so viel bedeutet, selbst geschaffen? Die Feuerwehr, den Rettungsdienst, die Auslandsvertretung, wenn die neue US-Regierung Sie grundlos beim nächsten Trip einsperrt, wie einige Touristen derzeit? Sie selbst mögen ja der Überflieger sein, aber wer hat Ihre Mitarbeiter ausgebildet?
In punkto Lebensqualität ist Deutschland in Europa immerhin noch unter den Top Ten. Daran hat auch der Staat seinen Anteil.
https://de.numbeo.com/lebensqualit%C3%A4t/ranking-nach-land?region=150&title=2025
Ein Staat, der Höchststeuersätze verlangt, aber miserable Sozialleistungen erbringt und eine kaputte Infrastruktur bietet, der nicht einmal die Mindestbedürfnisse der Sicherheit an ein modernes Staatswesen bedient, verdient nicht Loyalität, sondern tiefste Verachtung.
Das ist Verachtung für Nicht-Können, für Unfähigkeit. Obwohl seine Bürger ihn mit Geld zuschütten, ist dieser Staat inzwischen unfähig, die elementarsten Anforderungen an ein Gemeinwesen zu erfüllen. Dieser Staat baut immer mehr Personal auf und leistet immer weniger, während seine Bürger und Unternehmen mit immer weniger Personal auskommen müssen. Auch diese Haltung ist verachtenswert.
Die Bürger liefern. Der Staat liefert nicht. Das ist ziemlich eindeutig. In meiner Karriere habe ich ein Vermögen zusätzlich an den deutschen Staat bezahlt, wenn wir den Vergleich mit der Schweiz, den Niederlanden, Luxemburg, Österreich ziehen. Von den USA rede ich ja gar nicht. Also, ich zahle einen saftigen Preisaufschlag und bekomme dennoch deutlich schlechtere Leistungen als in der Schweiz, in den Niederlanden, in Luxemburg und Österreich. Finden Sie das mit „enttäuschend“ wirklich ausreichend umschrieben?
Den Rechtsstaat liefern mir die genannten Länder auch. Auch Uruguay, Spanien, Lettland. Das alles rechtfertigt nicht die unverschämten Aufschläge. Sagen Sie mir, womit sich das begründen lässt.
Sollte ich in den USA festgehalten werden – ich war seit vielen Jahren nicht mehr dort – so wäre die Bundesregierung die letzte, die mich raushauen könnte. Lieber lässt man noch ein paar Afghanen mit gefälschten Pässen nach Deutschland einfliegen.
Schätzen Sie die Lebensqualität hier nicht zu hoch ein. Es gibt inzwischen viele Länder der Welt, die da mithalten können. Oder mehr bieten zu niedrigeren Steuern und Abgaben. Und das Wetter ist auch Mist. 😉
„Von den USA rede ich ja gar nicht“
Weil ca. 60000 Menschen in den USA „bankrupt“ gehen, weil sie ihre Arzt- oder Krankenhaus-Rechnung nicht bezahlen können? Jedenfalls nach Berichten aus Kanada, wo man sich nach Kräften gegen die Einvernahme wehrt.
Viele US-Bürger wuchsen in der Überzeugung auf, im wunderbarsten Land der Welt zu leben und staunen, was es hier gibt: Gesundheit und Bildung kostenlos, öffentlcihe Verkehrsmittel, Schulen ohne Waffenkontrollen, gesünderes Essen usw. Auch dass man als Normalo mit nur einem Job über die Runden kommt, wundert sie.
Auch die Deutschen hatten so ein Überlegenheitsgefühl (oft war es Überheblichkeit). In NL, A, DK/S/N und auch anderswo ist sicher manches besser geregelt als bei uns, daran sollten wir uns orientieren. Das wäre konstruktiv.
Vor kurzem habe ich mich mit einem amerikanischen Freund verglichen. Obwohl er deutlich vermögender ist als ich, zahlt er in Florida nur 13 Prozent Einkommensteuer, all in. Ich musste einräumen, dass ich das trotz aller Steuergestaltung, die mir möglich ist, nicht annähernd daran komme. Tatsächlich liegt mein Steuersatz bei rund 30 Prozent. Dazu kommen aber noch die Sozialabgaben, die ich hier mal ohne den degressiven Effekt mit 20 Prozent beziffere. Meine Abgaben auf das Einkommen betragen also rund 50 Prozent versus 13 Prozent. Nehmen wir mal zum einfachen Rechnen ein Einkommen von 200.000 Euro, dann macht das einen jährlichen Unterschied von 74.000 Euro. Dafür könnte ich mir locker ein Dutzend Chefärzte und Eliteausbildungen leisten.
Die deutschen Gesundheitsausgaben sind je nach Rechenweise die dritthöchsten der Welt. Vor uns liegen nur besagte USA und die Schweiz. Gesundheit ist in Deutschland also keineswegs günstig, das Aufkommen wird nur anders erbracht. Und die Leistungen sind dafür im Vergleich geradezu miserabel, soweit man die objektiv messbaren Parameter wie Sterblichkeit, Verweildauer im Krankenhaus, Verfügbarkeit von Ärzten und so weiter heranzieht.
Das ist genau das, was ich meine: Wir zahlen exorbitante Preise für bestenfalls durchschnittliche Leistungen. Das ist kein guter Staat, das sind Merkmale der Verschwendung.
„Ich schulde diesem Gemeinwesen nichts.“
lächerlich. du bist wahrscheinlich in der privilegiersten generation in einem der privilegiertesten länder der welt aufgewachsen und sozialisiert worden.
ohne das gemeinwesen wärst du ein absolutes nichts. so hast du wenigstens deine paar kröten, aber sonst auch nicht viel mehr.
kein wunder, dass du dich deswegen so daran klammerst.
@ Stefan Pietsch 22. April 2025, 16:48
Ist das destruktiv?
Für mich spannend: Ich bin da eher bei Citizen als bei Dir. Du weißt, dass mir die Schwächen unseres Staates durchaus deutlich bewusst sind, und dass diese Schwächen gerade massiv ausgebaut werden. Das gefällt mir überhaupt nicht.
Aber wenn ich eines im Leben gelernt habe, ist es das:
Der Spielraum nach unten ist viel größer als der nach oben.
Du bist der Konservative von uns. Damit bewertest Du die Gemeinschaft deutlich höher als das je ein Liberaler tun würde.
Was hat die finanzielle Leistungsfähigkeit bestimmter Steuerzahler mit der Qualität des Gemeinwesens zu tun?
@ Stefan Pietsch
Du bist der Konservative von uns. Damit bewertest Du die Gemeinschaft deutlich höher als das je ein Liberaler tun würde.
Wird wohl so sein. 🙂
Was hat die finanzielle Leistungsfähigkeit bestimmter Steuerzahler mit der Qualität des Gemeinwesens zu tun?
a) Ich sehe keinen Zusammenhang zu meinem Kommentar.
b) Wenn sie hohe Steuern zahlen und die Regierungen mit dem Geld gut umgehen, eine ganze Menge.
Selbstverständlich schuldest du diesem Gemeinwesen etwas.
Was genau, das nicht auch ein lebenslanger Bürgergeldempfänger schuldet?
In der ersten Klasse war ich der Zweitschlechteste Schüler. Am Ende war ich einer von drei der überhaupt das Abitur geschafft hat und vielleicht der einzige, der einen Hochschulabschluss erreicht hat – das trotz der Ablehnung meiner beamteten Grundschullehrerin, das trotz dem Abraten der beamteten Berufsberater.
Im Gegensatz zu den vielen heutigen Schlaufüchsen habe ich meinem Land als Soldat gedient und die finanzielle Unterstützung für mein Studium, auf das ich aufgrund der Einkommensverhältnisse meiner Eltern Anspruch hatte, vollständig zurückgezahlt.
Kirchhof hat beschrieben, was ein fairer Anteil des Bürgers zum Gemeinwesen sei: Ein Viertel. Der deutsche Staat beansprucht fast 60 Prozent des Einkommens und es ist nicht genug. Wann ist es genug?
Vor weit über 30 Jahren habe ich den Staat schon als Betrüger charakterisiert. Schon damals wusste ich, was die meisten Politiker und sämtliche Finanzwissenschaftler wussten: So wie das Rentensystem konzipiert ist, läuft es auf eine finanzielle Katastrophe zu wenn ich Rente beziehen will. Mir war damals schon klar, dass dann die Politik versuchen würde, diejenigen mit den höchsten Ansprüchen um ihr Eigentum zu betrügen um jene mit niedrigen Ansprüchen versorgen zu können. Genau dazu kommt es nun.
Ich bin kein Hellseher. Ich bin nur kein Illusionist über den Charakter unseres Staates.
Wenn man Sie wirklich um Ihre Rentenansprüche betrügen wollte, wäre ich auf Ihrer Seite.
BaföG, Ablehnung durch Berufsberater usw.: dto. bei mir. Trotzdem komme ich zu einer anderen Einschätzung.
Kirchhofs Einschätzung ist keine göttliche Einsicht, sondern halt eine Meinung.
Arbeit in D zu hoch besteuert- inzwischen Konsens.
Staatseinnahmen zu hoch dagegen nicht:
Der Bundesagentur für Arbeit zufolge entstand 2023 durch Bürgergeld-Missbrauch ein Gesamtschaden von etwa 260 Millionen Euro. Dagegen stellten die Steuerfahndungsstellen aller Länder im selben Jahr 2,5 Milliarden Euro sicher, was laut BRH nur die Spitze des Eisbergs sein dürfte. Der Sonderbericht schätzt den jährlichen Schaden durch Steuerhinterziehung auf einen „zweistelligen Milliardenbetrag“.
Florian Köbler, Vorsitzender der Deutschen Steuer-Gewerkschaft (DSTG), beziffert den jährlichen Schaden durch Steuerhinterziehung gegenüber BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA sogar auf rund 200 Milliarden Euro. Der größte Teil – 100 Milliarden Euro – entstehe durch aggressive Steuergestaltung von multinationale Konzernen mit Briefkastenfirmen, während 70 Milliarden auf alltäglichen Steuerbetrug und 30 Milliarden auf gezielte Steuervermeidung wie Umsatzsteuerkarusselle entfallen würden.
https://www.fr.de/wirtschaft/neuer-bericht-zeigt-wie-viele-milliarden-deutschlands-wahre-sozialschmarotzer-kosten-zr-93691262.html
Dem BRH wird man wohl kaum linksgrüne Absichten unterstellen können.
Mach ihm doch nicht sein Weltbild mit Zahlen und Fakten kaputt…
wenn zahlen und fakten bei rechten wirken würden, wären sie nicht rechts.
@ moin 23. April 2025, 13:07
wenn zahlen und fakten bei rechten wirken würden, wären sie nicht rechts.
Wenn Zahlen und Fakten bei Linken wirken würden, wären sie nicht links.
Zahlen und Fakten unterliegen für „Wirksamkeit“ der Bewertung. Zahlen und Fakten werden selektiv aufgenommen und selektiv bewertet. Kein Unterschied an dieser Stelle.
gut, dass du einsicht zeigst und mir zustimmst. 🙂
@ moin
wie dämlich und arrogant muss man sein …?
was meinst du?
„Zahlen und Fakten werden selektiv aufgenommen und selektiv bewertet.“
stimme dir zu, trifft zu, bei rechten vor allem. sieht man an euch in diesem blog exemplarisch.
Junge, entweder kritisierst du konkrete Argumente von Leuten und bringst meinetwegen ganz tolle Fakten, oder du lässt es. Aber Beleidigungen brauch ich echt nicht hier im Faden.
@ moin 24. April 2025, 19:58
was meinst du?
Ich meine das:
gut, dass du einsicht zeigst und mir zustimmst.
Zum einen: Wenn ich zufällig mal die gleiche Meinung vertrete wie Du, zeige ich nicht automatisch Einsicht, weil das implizieren würde, dass ich vorher eine andere Meinung vetreten habe. Ist hier sicherlich nicht der Fall.
Zweitens habe ich Dir nicht zugestimmt, sondern widersprochen, weil Du Dich nur auf „Rechte“ bezogst, obwohl dieses Phänomen auf jeden Menschen zutrifft.
„@ moin
wie dämlich und arrogant muss man sein …?“
@stefan sasse ?
„Zum einen: Wenn ich zufällig mal die gleiche Meinung vertrete wie Du, zeige ich nicht automatisch Einsicht, weil das implizieren würde, dass ich vorher eine andere Meinung vetreten habe. Ist hier sicherlich nicht der Fall.“
okay, hab ich dich halt überschätzt, dachte, weil du ja so groß betont hast, wie häufig du doch an dir zweifelst.
„Zweitens habe ich Dir nicht zugestimmt, sondern widersprochen, weil Du Dich nur auf „Rechte“ bezogst, obwohl dieses Phänomen auf jeden Menschen zutrifft.“
naja, ich habe nicht gesagt, dass dieses „phänomen“ exklusiv auf rechte zutrifft. du hast dieses „phänomen“ reingebracht. und jeder hat seine bias. trotzdem kann man wohl zurecht sage, dass die rechte ideologie sehr viel weiter von der empirie entfernt ist, als andere 🙂
Das ist…unterkomplex.
hat dir deine hochkomplexe betrachtungsweise jemals etwas gebracht, außer, dass die rechten hier im blog dich immer weiter nach rechts getrieben haben?
Danke für dein Vertrauen in meine eigene Denkfähigkeit.
das hat weniger mit denkfähigkeit und mehr mit gruppenpsychologie + zahn der zeit zu tun.
Die Rentenbeiträge stehen unter dem Eigentumsschutz des Grundgesetzes, da es sich nicht um Steuern (Geldzahlungen ohne Anspruch auf Gegenleistung) handelt. Das bedeutet, der Staat darf die daraus gebildeten Ansprüche nicht einfach entwerten. Verfassungsrechtler leiten daraus ab, dass die typische Verzinsung damit nicht unter Null fallen darf. Derzeit liegt die kalkulatorische Verzinsung der Höchstbeiträge nach Berechnungen von Rentenexperten knapp über Null. Sozialexperten der letzten Regierungen arbeiteten an Überlegungen, die Rentenansprüche der obersten Rentenbezieher geringer steigen zu lassen als die unteren, wodurch es zu einer Minusverzinsung käme. Ich werde Sie an Ihre Position erinnern.
Kirchhof hat seine Position aus internationalen Berechnungen und der Historie abgeleitet.
Der Bundesagentur für Arbeit zufolge entstand 2023 durch Bürgergeld-Missbrauch ein Gesamtschaden von etwa 260 Millionen Euro.
Das ist falsch. Das ist der Betrag, der sich durch Nachverfolgung und Konsequenz einiger Mitarbeiter der Bundesagentur ergab. Es ist nicht die gesamte Schadenshöhe. Im Gegenteil: Sowohl Untersuchungen des BRH als auch Journalistenberichte kommen zu dem Bild, dass die meisten Vergehen weder verfolgt noch geahndet werden. Ursache ist die Komplexität der Durchsetzung.
Dies fällt unter das Sozialrecht. Anders verhält es sich bei der Steuerhinterziehung. Dazu ist schon mal festzustellen, dass es über 40 Millionen aktive Steuerpfichtige (plus Nichterwerbstätige) gibt, aber nur 4 Millionen erwerbsfähige Bürgergeldempfänger. Das heißt, wenn 2,5 Milliarden Euro hinterzogene Steuern sichergestellt wurden und gleichzeitig 260 Millionen Euro nachgewiesene Schäden beim Bürgergeld, dann sind die Sozialempfänger deutlich krimineller. Denn die durchschnittlich veranlagte Einkommensteuer liegt weiter über dem durchschnittlich zuerkannten Bürgergeld. Daraus folgt zwingend, dass durchschnittliche Bürgergeldempfänger mehr betrügt.
Übrigens entfallen vierfünftel der hinterzogenen Steuern auf Bereiche der Schwarzarbeit – Putzfrauen, Hilfskräfte usw. Genau die sind besonders kriminell, das ist wahr.
i) Ihren letzten Satz “ Ein Staat, …[hier Ärgernis einfügen] … , verdient nicht Loyalität, sondern tiefste Verachtung.“ kenne ich als Argumentationsmuster (leider) zur Genüge aus radikal linken Kreisen.
ii) Ich meine, dass da eine unzulässige Verallgemeinerung dahinterliegt: Sie unterscheiden nicht zwischen den drei Ebenen, die diese Idee „Staat“ ausmachen.
iii) Da ist die Ebene der Grundlagen, das was als FDGO subsummiert wird. Dass diese für sehr lange Zeit eine Grundlage für ein stabiles, objektiv sicheres und generell lebensweres Gemeinwesen darstellte, brauchen wir hoffentlich nicht diskutieren. Sie müssen sich nur die Bedingungen in den meisten anderen Ländern ansehen.
iv ) Auf der anderen Seite haben wir das konkrete Management – Regierung oder allgemeiner Politik. Da können Sie meinetwegen soviel verachten, wie Sie wollen.
v) Interessant (und ich glaube darauf wollten Sie hinaus) ist die Ebene dazwischen, das was man als „Firmenkultur“ bezeichnen könnte. Da haben sich genügend Ärgernisse eingeschlichen, die man sehr zurecht auch konkret kritisieren und Auch dagegen anschreiben kann – und sollte. Aber durch Verachtung des Gesamtsystems entziehen Sie sich genau dieser Diskussion.
i) Ich verachte keine Menschen, die wenig leisten können. Ich verachte aber Organisationen und Gemeinwesen, die sich ausbeuterisch verhalten. In meinem Studium habe ich die Grundaufgaben des modernen Staatswesens gelernt. Der deutsche Staat erfüllt keine dieser Aufgaben uneingeschränkt und in guter Qualität, dafür aber sehr viel anderes.
Die Bahn soll 2070 wieder komplett pünktlich und auf der Höhe der Zeit sein. Ich werde das sehr wahrscheinlich nicht mehr erleben. Erstaunlicherweise empfinden die meisten solche Forecasts nicht als Verhöhnung der Bürger.
ii)-iv) Ich habe immer auf die Grundrechte geschworen. Ich empfand sie als das Beste, was dieses Land je auf verfassungsrechtlichem Wege zustande gebracht hat. Die Pandemie hat mein Vertrauen stark erschüttert. Plötzlich war es möglich, die Grundrechte jeden Bürgers nicht nur über Wochen, sondern über Jahre einzuschränken. Das Bundesverfassungsgericht, auf das ich immer meine ganzen Hoffnungen gelegt hatte, schwieg und erteilte nach Jahren pauschal seinen Segen. Hätte die FDP sich nicht mit ihren 11 (!) Prozent mit ihrem gesamten politischen Kapital aufgelehnt, wären die Deutschen noch im Frühjahr 2022 zwangsgeimpft worden. Das Recht auf körperliche Unversehrheit galt dem Staat nichts mehr. Heute wissen wir, was wir damals wissen konnten: Es wäre ein völlig sinnloser Übergriff gewesen.
Welches Vertrauen soll ich da noch in die FDGO haben? In der Pandemie sind Dinge passiert, die in einem freiheitlichen Rechtsstaat weder gedacht noch getan werden dürfen. Gerade habe ich einen Artikel gelesen, in dem eine Landrätin schildert, wie ein Afghane ohne geklärte Identität und mit Gewaltpotential bis hin zu Mord aufgrund der Rechtslage in Deutschland bleiben kann. Aber Bürger, die hier geboren sind, kann eine Regierung mit einem Federstrich ohne Parlamentsbeschluss und schon gar nicht mit qualifizierter Mehrheit die Grundrechte nehmen.
Ich bin desillusioniert. Und ich habe für dieses Land, meine Heimat, jede Hoffnung verloren. Ich habe meine Lebensplanung verändert und arbeite intensiv an der Umsetzung. Vom deutschen Staat erwarte ich nur noch, dass er sich an verfassungsrechtliche Zusagen hält. Aber auch das ist in diesem Land längst nicht mehr garantiert.
4) Ein kleiner Wurf – und vier zentrale Defizite
Das ist ein weiterer Vertrag der Wohlfühloase Deutschland, die Kernprobleme ignorierend. Wie wenig der Vertrag leistet, was notwendig ist und die Bürger mehrheitlich gewählt haben, zeigt sich an der großen Diskrepanz zwischen Unionswahlprogramm und der im Vorfeld skizzierten Absichten (Kleine Verhandlungsteams, knapper Vertrag) und dem Ergebnis andererseits. Dazu: Steuererhöhungen in einer tiefen Wirtschaftskrise bei gleichzeitig rekordhohem Abgabenniveau – daraus muss man erstmal kommen.
5) Trump aides suggest Warner Bros. give Don Jr. a hunting show to improve White House ties
Der wöchentliche Aufreger über einen unfähigen, korrupten, anti-demokratischen US-Präsidenten. Das hört sich an wie wenn Hunde die Wand anbellen.
Manager, Akteure, Typen mit Gestaltungswillen begnügen sich nicht mit dem Lamentieren über den Unbill der Weltläufe. Sie akzepieren sie als Rahmen.
f) Die Methode Spahn (ZEIT).
Apropos: Das Konzept der Brandmauer wie die Förderung diverser Demokratieprogramme mit Milliarden an Steuermitteln waren katastrophal erfolglos. Spahn hat begriffen, dass das Verhalten der etablierten Parteien der Glaubwürdigkeit der Demokratie an sich schadet. Wer mit kleinteiligen Tricks die politische Konkurrenz ausbremsen will, ist nicht nur kleingeistig. Er legt die Axt an die Ordnung unseres Gemeinwesens, nicht zuletzt der Überzeugungen in den Rechtsstaat. Dagegen anzugehen, ist nicht Rechts. Es ist vernünftig und bürgerlich.
5)
SP: Manager, Akteure, Typen mit Gestaltungswillen begnügen sich nicht mit dem Lamentieren über den Unbill der Weltläufe. Sie akzepieren sie als Rahmen.
LC: Das ist nun echt mal purer Defätismus und Opportunismus von Vichyschen Ausmaßen… Wenn der Rechtsstaat, das Welthandelssystem, die Welt-Sicherheitsarchitektur, etc zerstört wird, besteht die einzig vernünftige Haltung von „Machern“ darin, dass man versucht den eigenen Nutzen zu optimieren?
Lemmy, die Fakten:
1. Ich bin kein Amerikaner und in den USA nicht wahlberechtigt.
2. Donald Trump ist ordentlich zum Präsidenten gewählt.
3. Die Amtszeit des amerikanischen Präsidenten beträgt 4 Jahre.
4. Der amerikanische Präsident hat umfangreiche Vollmachten.
An diesen Fakten kann ich nicht das Geringste ändern. Oder siehst Du das anders (Stichworte: Defätismus und Opportunismus)? Das heißt ich muss diese Fakten als gegeben nehmen und unter deren Berücksichtigung mein Leben, meine Karriere und meinen Job organisieren. Ich kann mich darüber beklagen, dass Trump mit seiner Zollpolitik meine Aktien abstürzen lässt. Oder ich kann mein Depot mit Derivaten gegen Kursstürze absichern.
Kommentare, wie schlimm Trump doch sei, finde ich zunehmend nervend. Wir wussten, wer Trump ist, was er vorhatte und genau so handelt er.
Es ist wichtig, wie die westliche Welt darauf reagiert.
Ich fände es nicht gut, dass sich das Gesetz des Dschungels in Internationalen Beziehungen durchsetzt.
Jetzt ist es ein bisserl spät „sein Depot mit Derivaten gegen Kurzstürze abzusichern“, zumal das ja die Rendite mindert, sollte man das getan haben.
Das ist ja alles schön. Hat nur nicht das Geringste mit mir als deutschem Staatsbürger zu tun. Die neue Bundesregierung wird ihren Umgang finden müssen. Nur dürfte das kaum Auswirkungen auf das haben, wo ich in Beziehungen mit den USA stehe.
Ich bleibe dabei, ich finde es albern, die nächsten rund 200 Wochen noch darüber zu lamentieren. Was soll das bitte bringen?
Es geht nicht ums lamentieren, sondern darum Schaden zu mindern. Das geht aus meiner Sicht nur innerhalb der Europäischen Gemeinschaft. Alleine werden wir zwischen Russland, den USA und China zerbröselt. Aktuell entwickeln sich die Ränder wie Polen und Spanien besser. In Frankreich und dem Vereinigten Königreich sehen die die Lage klarer, weil die länger Erfahrung mit der Krise haben.
Alles richtig. But not my business.
Und Stefan lamentiert ohne dass sich mir der Sinn erschließt.
@ Stefan Pietsch 22. April 2025, 13:46
5) Trump aides suggest Warner Bros. give Don Jr. a hunting show to improve White House ties
Manager, Akteure, Typen mit Gestaltungswillen begnügen sich nicht mit dem Lamentieren über den Unbill der Weltläufe. Sie akzepieren sie als Rahmen.
„Sie akzeptieren sie als Rahmen“ bedeutete auch schon, Verbrennungsöfen für Nazis zu liefern. In einem Land, in dem inzwischen Menschen ohne Fehlverhalten per Zufall, Willkür und aufgrund ihrer Hautfarbe in ausländische KZs gesperrt werden, ist diese Antwort für mich nicht akzeptabel.
Trump ist „kleiner Finger, ganzer Arm“. Deine „Manager, Akteure, Typen mit Gestaltungswillen“ sind einfach nur auf ihr Vermögen bedachte, sich die Hosen vollscheissende Arschkriecher.
Was ist das bitte für eine Wortwahl?
Die Amerikaner haben Trump mehrheitlich auf demokratisch einwandfreiem Weg gewählt. Das gilt es zu akzeptieren, auch dann, wenn da kein seniler Greis, sondern ein rachsüchtiger Frauenbelästiger rauskommt.
Was heißt denn „akzeptieren“? Akzeptieren, dass er gewählt wurde? Klar. Aber das heißt ja nicht gut finden.
Das haben wir innerhalb von Sekunden geklärt. Was machst Du die restlichen vier Jahre?
Wo ist denn auf einmal Ihr Engagement für den Rechtsstaat geblieben? Sie wissen, wie die Trump-Anwälte vor dem SCOTUS plädiert haben?
Und der Möchtegern-Mini-Trump hierzulande findet bei Trump nur Schönheitsfehler in der Rhetorik. Wir dürfen gespannt sein, wie er als Fraktionschef agiert. Ich vermute, er wird an Merz‘ Ast sägen. Mit Hilfe der wie eine normale Partei behandelten Trump-Fans werden auch hier die Grenzen ausgetestet werden.
Wie deutlich muss ich es sagen?
Ich.bin.kein.Amerikaner!
Ich kann den Mond anbellen, er soll nicht so stark scheinen. Ich kann die Sonne verfluchen, weil sie hier so selten scheint. Beides würde mich wahrscheinlich über kurz oder lang in die Klapse bringen. Trump für einen Idioten zu erklären, hat zwar den gleichen Effekt, ist aber durch die Meinungsfreiheit gedeckt.
Ich wäre auch dafür, jeden der demokratischen Spitzenpolitiker, der für Kamala Harris gestimmt hat, standesrechtlich erschießen zu lassen. Auch das ist hoffentlich durch die Meinungsfreiheit gedeckt. Wir haben heute das Worst-Case-Szenario für die Welt, weil das demokratische System der USA unfähig war, dem Wähler einen einigermaßen akzeptablen Kandidaten zu präsentieren. Und weil zu viele Amerikaner, deren Land Wirtschaft, Kultur und Technik auf der Welt dominiert, die USA ausgerechnet als Opfer sehen.
Stimmt. Aber warum ist das so?
Zum demokratischen System gehören die Medien. Ein Beispiel: Die NYT berichtet, dass die Reichweite von kritischen X-Usern dramatisch gedrosselt wurde.
Ralf liegt wohl doch nicht so falsch.
Medien sind ein Teil einer liberalen Gesellschaft und unabdingbar für das Funktionieren einer Demokratie. In den USA gibt es nicht nur FOX. Kamala Harris wurde von den linken Medien regelrecht angehimmelt, obwohl sie die undemokratischste Bewerberin sein US-Gedenken war, wenig zu sagen hatte, keine positive Bilanz als Vizepräsidentin vorweisen konnte und arrogant bis überheblich wirkte. Kurz: Eine Katastrophe gerade in einem Mehrheitswahlsystem.
Ralfs Idee ist wie so viele: Populistisch für den Moment faszinierend und fällt wie ein Souffle zusammen, wenn man es nur anschaut. Seine Grundidee ist, Nachrichten und Meinungen steuern zu können. Das ist selbst dann Quatsch, wenn man es ernsthaft verfolgen würde. Autoritäre Länder erleben, wie die Menschen sich die Informationen besorgen, die sie haben wollen.
Die große Mehrheit der Deutschen ist politisch nicht interessiert. Ich kenne viele Menschen, die einfach das lesen und sehen, was sie an nutzlosem Wissen interessiert. Oder gar nichts. Dass der Papst vor drei Tagen gestorben ist, haben viele noch nicht mitbekommen.
Und dann will Ralf die sozialen Medien verbieten. Das betrifft auch solche Karrierenetzwerke wie LinkedIn und Xing. Millionen und Millarden wirtschaftlich tätige Menschen sollen für ihre Werbung, ihre Kontakte und Informationen auf das Wählscheibentelefon zurückgeworfen werden.
Ich weiß wirklich nicht, wie man auf solche Ideen kommt.
Ja, aber wäre Trump ohne FOX und X wirklich Präsident geworden?
Wäre Harris nicht trotz ihrer Schwächen nicht weitaus besser für die USA und die Welt?
Ich finde allein diese Konstruktion höchst seltsam. Trump wurde 2020 trotz FOX nicht wiedergewählt, obwohl in der Pandemie mehr auf Nachrichtensendungen zurückgegriffen wurde. Übrigens erlebten im Februar die Grünen eine deutliche Wahlniederlage, obwohl die öffentlich-rechtlichen und führende Printmedien wie SPIEGEL, ZEIT und Süddeutsche kräftig für sie getrommelt und Stimmung gegen alle rechten Parteien, von der FDP über die CDU bis zur AfD gemacht haben. Der Einfluss auf die Meinung ist offensichtlich relativ.
FOX hat zur Primezeit gut 3 Millionen Zuschauer. MNSBC hat 1,1 und CNN 0,8 Millionen. Zum Vergleich: Trump bekam über 77 Millionen Stimmen, Kamala Harris 75 Millionen Stimmen. Wo informieren sich die über 90 Prozent, die nicht das Leitmedium FOX sehen und warum sind so viele Wähler aus dem Biden-Lager zu Trump gewechselt ohne sich offensichtlich vorher bei FOX durch Anstieg der Einschaltquoten informiert zu haben?
Die Wahrheit ist: Viel zu viele eigentlich der Demokratischen Partei zugeneigte Wähler mochten die arrogant und abgehoben wirkende Harris (mit Chanel-Kostüm auf der Vogue!) nicht sehen. So einfach ist manchmal die Erklärung.
Na ja. Den Wahlnachbefragungen zufolge waren die beiden wichtigsten Themen, denen Trump seine Wahl verdankte, Preissteigerung und viel zu Immigrationszahlen. Für das erste konntenen die Dems wenig (und Trump erhöht gerade sogar die Preise mit seiner Politik), für das zweite allerdings trug die Biden-Regierung die Alleinveantwortung.
Beides hat mit Harris – die ganz sicher keine ideale Wahl war – wenig zu tun. Unabhängig davon: Wenn bei dieser Wahl tatsächlich die wahrgenommene Abgehobenheit eines Kandidaten und nicht die kriminelle Unfähigkeit des anderen das entscheidende wahlkriterium war, bestätigen damit final auch die USA meinen bösen Verdacht, dass liberale Demokratien anscheinend auf Dauer am Durchschnittswähler scheitern müssen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Inflation: Dafür wurde die Regierung Biden verantwortlich gemacht – und damit war Kamala Harris mitgemeint.
Mein Punkt ist doch, Harris war eine denkbar schlechte Wahl und – das habe ich im Sommer 2024 schon gesagt – nahezu ein unverschämtes Politikangebot der Demokraten. Die Präsidentschaftswahl hat diese Ansicht bestätigt.
Bei Trump wusste der Wähler, was er ist. Harris war eine Schauspielerin – und das mögen die meisten noch weniger. Wir Menschen sind so gestrickt, dass wir die Berechenbarkeit dem Unbekannten vorziehen. Merkels legendärer Wahlkampfslogan „Sie kennen mich“ sagt eben auch, bei dem anderen weiß man nicht, was man bekommt.
Harris machte gar nicht den Versuch, zu zeigen, wer sie ist. Am Ende blieb eine Frau ohne erkennbare Kompetenzen. Die Leute wollen eben keine Lackaffen a la Björn Engholm, Robert Habeck, Kamala Harris.
Gut, dann bin ich eben nicht „die Leute“. Ich nehme mit Kusshand lieber eine völlig Unbekannte als einen grössenwahnsinnigen, egomanen Kriminellen.
Ansonsten könnten Sie Recht haben – dann haben Sie guten Argumenten gegen Demokratie ein weiteres hinzugefügt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Im November 2024 haben über 160 Millionen Amerikaner ihre Stimme abgegeben. Falls Sie „fishing for compliments“ betrieben haben, sei Ihnen gesagt, dass Sie auch in den USA nicht zum Bildungsdurchschnitt gehören.
Trump war im Wahlkampf derjenige, der Kampfesmut bewies. Geradezu heroisch das Bild, als er angeschossen wurde und nur um Milimeter dem Tod entging und gleich aufstand mit hochgereckter Faust. Und während Harris auf der Vogue posierte und über ihre Zeit bei McDonalds erzählte, ging Trump kurz zu McDonalds als Bräter.
So dumm kann man als Politiker gar nicht sein, als dass Harris nicht hätte wissen können, welche Bilder sie transportiert. Oprah versus freie Rede.
Und die Leute wussten eben, dass Harris eine Lügnerin und Schauspielerin ist. Als alle Welt sah, wie gebrechlich und senil Biden geworden war, wurde mit Sicherheit auch vielen einfachen Arbeitern klar, dass Harris im Mittelpunkt einer großen Charade gestanden hatte.
Würden Sie wirklich jemanden wichtige Sachen anvertrauen, den Sie als notorischen Lügner(in) erlebt haben?
Würden Sie wirklich jemanden wichtige Sachen anvertrauen, den Sie als notorischen Lügner(in) erlebt haben?
Du redest gerade darüber, dass die Leute deswegen DONALD FUCKING TRUMP gewählt haben!!!
Habeck und die Grünen sind eindeutig ein Argument für die Demokratie. Stellen Sie sich vor, man hätte die Ampel nicht abwählen können…
Trump war im Wahlkampf derjenige, der Kampfesmut bewies.
Äh ja und was auch immer er sonst bewies. Der Mann ist ein Egomane, ein notorischer Lügner, er hat das einzig absolut unverzeihliche als Demokrat getan (den legalen und legitimen Wahlsieg der Gegenseite bestritten), ein verurteilter Krimineller, ein Hochverräter etc.
Seine Wahl damit zu entschuldigen, Harris hätte „abgehoben“ gewirkt und sie sei eine „Schauspielerin“ ist für Ihre intellektuellen Fähigkeiten ein Armutszeugnis, lieber Herr Pietsch. Für jeden auch nur halbwegs denkenden Menschen gab es bei dieser Wahl keine Wahl – und absolut KEINE Kritik an Harris reicht auch nur zu 5% an das heran, was man über Trump vor dessen Wahl bereits wusste.
Trumps Widerwahl war krasses Wählerversagen, discussion closed. Für Ihre dogmatische Fokussierung auf Fehler seiner politischen Gegner habe ich an dieser Stelle wenig Verständnis.
Und wäre ich nicht persönlich mitbetroffen, würde ich das Schauspiel menschlicher Massendummheit ja gerne bei Popcorn und Bier geniessen … Kann sich bei uns widerholen, aber bis dahin bin ich dann hoffentlich weg.
Gruss,
Thorsten Haupts
100% bei dir.
Wie sagst Du immer? Wer nichts gegen Lügner in politischen Ämtern hat, wird beim Original Trump Bestens bedient. Warum sollte man also die Amateur-Lügnerin Harris wählen? Dein Argument.
Diese Gleichsetzung ist völlig absurd. Aber wenn es dein Gewissen beruhigt, bitte.
@ Stefan Pietsch 22. April 2025, 21:19
Was ist das bitte für eine Wortwahl?
Sehr stillos, sehr unverschämt, und sehr ehrlich gemeint.
Ja, so kennen wir Dich. 🙂
Gewählt ja. Ich bezweifle allerdings sehr, dass sie ihm damit auch ein Mandat zum Niederreissen des Rechtsstaates gegeben haben. Und dass er den einzustampfen versucht, daran gibt es keinen begründeten Zweifel mehr. Er hat inzwischen ein 9:0 Urteil (!) des SCOTUS kassiert, das er einfach ignoriert, weil er einen Mann rechtswidrig aus den USA in ein Konzentrationslager nach El Salvador verschleppt hat.
1) Eliten ohne Realitätskontakt? Genau darum brauchen wir die Wehrpflicht
… genauso sorgt eine Wehrpflicht dafür, dass man Wehrpflichtige hat. Man sollte das nicht über die Gebühr mit anderen gesellschaftlichen Projekten oder Erwartungen aufladen.
Grundsätzliche Zustimmung. Aber ich verstehe den Punkt, ein offenbar erforderliches, offenbar unliebsames Vorhaben (jeder will verteidigt werden, aber keiner will verteidigen) mit etwas mehr aufzuladen als der reinen Funktion. Denn es würde „etwas“ mehr sein als nur eine Funktion, selbst wenn sich dieses „etwas“ auf jedes Individuum anders auswirkt.
Total, aber letztlich dient die Wehrpflicht der Verteidigung des Landes. Das ist ihre Funktion. Diese Idee des Dienens ist eigentlich etwas, das viel Aufladung haben kann, wenn man das wieder zulässt.
@ Stefan Sasse 22. April 2025, 20:09
Total, aber letztlich dient die Wehrpflicht der Verteidigung des Landes. Das ist ihre Funktion. Diese Idee des Dienens ist eigentlich etwas, das viel Aufladung haben kann, wenn man das wieder zulässt.
Kein Widerspruch
2) What would a real anti-China trade strategy look like?
Wir sind beim üblichen Thema, dass in praktisch keinem Land eine Wirtschaftspolitik betrieben wird, die diesen Namen verdient, in dem Sinne, dass irgendein größerer Plan und nicht irgendwelche halbseidenen ideologischen Überbauten darüberstehen.
Leider wahr.
3) „Das hat Scholz nie zugelassen“ (Interview mit Johannes Hillje)
Und da haben im Übrigen die Konservativen mit ihrer Einforderung von mehr Patriotismus und gegebenenfalls auch einem Dienst an der Gemeinschaft schon einen Punkt.
Zustimmung, und Danke!
5) Trump aides suggest Warner Bros. give Don Jr. a hunting show to improve White House ties
Die Korruption in diesem Land ist auf so lächerliche Weise öffentlich, dass einem der Atem stockt.
Ja. Auf LinkedIn läuft gerade eine spannende DIskussion, warum sich große internationale Kanzleien so zurückhaltend (= gar nicht) dazu äußern, dass Trump den Rechtsstaat zerlegt. Bitter und wüst, was da abgeht.
ist da jemand aufgewacht? gewoked worden?
was brauchst du, lieber erwin, dass du auch bei israel aufwachst?
@ moin
ist da jemand aufgewacht? gewoked worden?
Das Problem Deiner Wahrnehmung ist, dass Du nur in Schubladen denkst. Du verstehst die Menschen nicht, weil sie Dich nicht interessieren. Du verstehst nicht mal die Schubladen, in denen Du sie einsortierst.
was brauchst du, lieber erwin, dass du auch bei israel aufwachst?
Dich jedenfalls nicht. Was brauchst Du, dass Du bei Hamas und Hisbollah aufwachst?
ich werde bestimmt nicht jemandes meinung zu meiner person glauben, der so offensiv seine komplette merkbefreitheit zelebriert. :>
ist die self-lore der rechten nicht permanent, dass ihr die emotionsbefreiten, nonideologischen faktenlover seid?
und dann postest du so einen schwachsinn?
wie gesagt, erwi, ich geb dir noch ein paar jahre und dann trägst du das europäische äquivalent des maga basecaps
@ moin 23. April 2025, 13:30
ich werde bestimmt nicht jemandes meinung zu meiner person glauben, …
Du sollst meine Meinung zu Deiner Person nicht glauben. Du sollst genau das mit Dir selbst anstellen,was Du ständig von anderen forderst: Schau in den Spiegel
… der so offensiv seine komplette merkbefreitheit zelebriert. :>
Sagt der jenige, der permanent so offensiv seine komplette Merkbebreitheit zelebriert?
ist die self-lore der rechten nicht permanent, dass ihr die emotionsbefreiten, nonideologischen faktenlover seid?
blah, blah, blah (gähn …)
und dann postest du so einen schwachsinn?
Ob das, was ich poste, „Schwachsinn“ ist (einmal mehr vielen Dank für die Beleidigung anstelle einer konstruktiven Antwort), unterliegt sicherlich der individuellen Bewertung.
Und einmal mehr der Hinweis, dass Du meiner Meinung wie stets nur Beleidigungen, aber selbst keine konstruktiven Meinungen oder gar Argumente entgegenstellst.
Ich habe Dich jetzt oft genug gefragt, welches System Du Dir besser vorstellst als das aktuelle hier, und außer dämlichen Sprüchen, ideologischen Floskeln und Beleidigungen kam da nichts, null, nada.
Nach einem halben Dutzend Durchgängen schließe ich halt daraus, dass Du keine Antwort hast, sondern einfach nur alles Scheiße findest. Ist intellektuell sicherlich spannend für Dich, sich ständig neue Beleidigungen und abfällige Bemerkungen einfallen zu lassen, und ja, an dieser Stelle zolle ich Deiner Kreativität einen gewissen Respekt.
Aber gestatte, dass ich anfange, das etwas langweilig zu finden, wenn mir ständig jemand vorwirft, dass meine Meinungen Scheiße seien, aber nicht in der Lage ist, sich darüber hinaus politisch zu äußern.
wie gesagt, erwi, ich geb dir noch ein paar jahre und dann trägst du das europäische äquivalent des maga basecaps
Wie gesagt ist das Problem Deiner Wahrnehmung, dass Du nur in Schubladen denkst. Du verstehst die Menschen nicht, weil sie Dich nicht interessieren, und Du verstehst auch die Schubladen nicht, in denen Du sie einsortierst.
PS: Ich erwarte auch diesmal, dass Du außer Beleidigungen keine konkreten Vorstellungen äußern kannst, wie esbesser laufen könnte. Falls doch, würde es mich positiv überraschen.
Freundliche Grüße
E.G.
„Du sollst meine Meinung zu Deiner Person nicht glauben. Du sollst genau das mit Dir selbst anstellen,was Du ständig von anderen forderst: Schau in den Spiegel“
what a handsome fella and so smart!
„Sagt der jenige, der permanent so offensiv seine komplette Merkbebreitheit zelebriert?“
„no u“ aber im ernst, deine dummheit bezüglich israel schon eingestanden?
„blah, blah, blah (gähn …)“
: ((((((( was der bauer nicht kennt, frisst er nicht :>
„Ob das, was ich poste, „Schwachsinn“ ist (einmal mehr vielen Dank… blah, blah, blah (gähn …)“
yeah, ich nehm mir die freiheit raus, schwachsinn schwachsinn zu nennen.
israel zu verteidigen = schwachsinn.
zu glauben die linksversifften gutmenschen oder DIE WOKE AGENDA wäre schuld am wiedererstarken der nazis = schwachsinn
zu glauben die gesellschaftliche spaltung verkleinern zu wollen wäre durch neid motiviert = schwachsinn
zu denken, israel würde keinen genozid veranstalten = schwachsinn
zu glauben, man könne alles durch seine beschränkte bwl brille betrachten = schwachsinn
ständig die eigene dummheit auf andere zu projizieren = schwachsinn
„Aber gestatte, dass ich anfange, das etwas langweilig zu finden, wenn mir ständig jemand vorwirft, dass meine Meinungen Scheiße seien, aber nicht in der Lage ist, sich darüber hinaus politisch zu äußern.“
was willst du hören? hab dir bereits gesagt, dass die gesellschaftliche spaltung z.b. durch die aktive verringerung des vermögens des oberen randes bewerkstelligt werden muss. dein antwort: „NEIDÄÄÄÄÄRRRRRRR“
wie gesagt, schau in den spiegel, merkst du was, selbst dein spiegelvorwurf ist nichts als projektion.
„Wie gesagt ist das Problem Deiner Wahrnehmung, dass Du nur in Schubladen denkst. Du verstehst die Menschen nicht, weil sie Dich nicht interessieren, und Du verstehst auch die Schubladen nicht, in denen Du sie einsortierst.“
das ist keine schublade, lieber erw, das ist die richtung auf der du unterwegs bist.
Weil sie kein Geschäft verlieren wollen. Und nicht verstehen, dass es auch ihre Grundlage ist. Wie bei den Medien ja auch.
Das ist nicht gerade eine fundierte (und zutreffende) Erklärung wenn Du Dich mit dem Thema beschäftigst, dann geht es nicht um „kein Geschäft verlieren“, sondern um die Existenz.
Beurteilst Du die Universitäten auch so pauschal?
@Thorsten Haupts 22. April 2025, 09:44
Der einzig seriöse Grund für eine Wehrpflicht ist die Schaffung eines Reservistenpools für den Ernstfall. Weshalb Deutschland sie nicht einführen wird; wir haben kollektiv beschlossen, lieber präemptiv zu kapitulieren. Auch eine Entscheidung.
Das ist wohl wahr.
Die erste von zwei relevanten Fragen – ist ein Krieg in Deutschland grundsätzlich denkbar – hat Putin mit „ja“ beantwortet.
Die zweite Frage lautet: Wollen wir uns in diesem Fall verteidigen? Hier lautet die Antwort bislang offenbar „Ja, aber das sollen bitte andere übernehmen“ (= „nein“).
Das halte ich für falsch. Hab das ja auch mit Alex im Podcast besprochen, und der sagt das auch an anderer Stelle: wenn Deutschland angegriffen würde, würde das sehr schnell sehr anders aussehen.
Tschuldigung Stefan – aber genau dann ist zu spät. Kriegsvorbereitung hat eine Vorlaufzeit von Jahren, nicht von Wochen oder Monaten. Wenn die Ukraine 2022 keine Wehrpflicht gehabt hätte, wäre sie heute bereits Geschichte!
Klar, deswegen soll sie ja jetzt wieder eingeführt werden.
Magst Du mit mir wetten, was daraus wird?
Halte ich aktuell für schwer absehbar. Meine Vermutung ist, dass die STRATEGIE ist, ein schwedisches Modell zu machen und das dann in eine allgemeine zu überführen. Ob die die Zeit des schwedischen Modells dann tatsächlich dazu nutzen, die Strukturen für eine allgemeine hochzuziehen – anyone’s guess.
Ich bin sogar bereit, mit Dir darauf zu wetten, dass wir nicht einmal die schwedische Wehrpflicht bekommen, jedenfalls nicht in den nächsten 4 Jahren. Na?
Leider möglich.
@ Stefan Sasse
Hab das ja auch mit Alex im Podcast besprochen, und der sagt das auch an anderer Stelle: wenn Deutschland angegriffen würde, würde das sehr schnell sehr anders aussehen.
Zum einen sagte ich „bislang“. Zum anderen wird es, wenn Deutschland angegriffen wird, deutlich zu spät sein, die Wehrpflicht wieder einzuführen.
Klar, ich dachte auch, dass wir gerade über die Bereitschaft zur Verteidigung sprechen. Das psychologische.
@ Stefan Sasse
Klar, ich dachte auch, dass wir gerade über die Bereitschaft zur Verteidigung sprechen. Das Psychologische.
Momentan steht das Psychologische dem Praktischen mächtig im Weg herum. Wenn wir warten, bis die Menschen hier die Notwendigkeit akzeptieren, ist eine praktische Umsetzung nicht mehr möglich bzw. sinnvoll.
i) Adam Tooze liefert hier supergute Analysen zum Chaos der amerikanischen Zollpolitik auf Deutsch.
https://www.youtube.com/@surplusmagazin
Danke!
h) wir benötigen eine zentristische Medien-Theorie.
Medien Theorie wurde zu einem Feld der rechten und linken Extreme. Das war nicht immer so. Mitte des Jahrhunderts gabs da in Frankreich Jaques Ellul. In den 80ern der Amerikaner Neil Postman.
Und nun hat der von mir hochgeschätzte youtuber und ehemalige Kommödiant Konstantin Kisin diesen hochspannenden Clip produziert:
https://www.youtube.com/watch?v=9Tk3ETnFjfo
En bref: Die Unterhaltungsbranche im Sinne von klickzahlabhängiger podcasts hat die Politikanalyse übernommen, aber ohne ernsthafter gatekeeper fällt das moralisch in eine Art Barbarei zusammen. Vielleicht ohne es überhaupt wirklich zu verstehen, verbreiten die da Weltsichten von Nazi-Apologisten wie David Irving.
früher gab es gegen die rechten & konzernnarrative noch sowas wie sozialistische, pro-worker, pro-union, etc. medien. das fehlt heute 🙂
und ja, selbst wenn trump abgewählt wird, das ganze degenierte sumpfland bleibt bestehen. wenn trump weg ist, kommt direkt der nächste irre.
fox, rechte influencer mit milliardärsgeld im rektum, christliche fanatiker, libertäres [IMMER NOCH: KEINE MENSCHENVERACHTUNG HIER IM BLOG, SONST ERFOLGT SPERRUNG. – DER BETREIBER], silicon valley bros, crypto-money, wahnsinnige in radiostationen auf dem platten land, glückspielunternehmen, aipac, mic, the artist formerly known as twitter, etc.
all diese freaks eint, dass sie den puren nihilismus und die zerstörung zelebrieren + geld + irre rechte ideen.
passend dazu, dass 4chan immer noch down ist, just in dem moment, als die welt sich komplett in eine 4chan realität verwandelt hat.
zum fünfmillionsten mal: das neoliberale system hat versagt, der modus der 90er wird nicht zurückkommen und diese tumore werden nur wirklich radikal zu exerzieren sein, alles plattmachen, anders wird es nicht gehen, die korruption ist so fest verwurzelt.
hell is empty, and all the devils are here.
1) i) VD hat recht: Warum sollte eine „neue“ Wehrpflicht weniger selektiv sein als die „historische“ ? Die Abiturienten (Kinder von Besserverdienenden) hatten deutlich öfter verweigert oder sich untauglich schreiben lassen.
ii) Und das würde sich (siehe Antwort von Thorsten Haupts) auch bei den Reservisten durchziehen. Je besser das Einkommen, desto unwahrscheinlicher die Einberufung im Spannungsfall. Das gilt natürlich insbesondere für all die Politiker und Kolumnisten, die beteuern, dass Sie jetzt selbstverständlich Wehrdienst ableisten WÜRDEN (Konjunktiv).
iii) Du bist deshalb auf der richtigen Spur, dass es sich bei dieser Art Sekundärnutzen um eine Rationalisierung handelt. Solche werden in der Verkaufspsychologie gerne als „foot-in-the-door“ Argumente eingesetzt (Beispiel: Eine Spielbank wirbt mit kostenlosem Parken)
2) Leichte Trollfrage: Warum sprechen wir immer nur im Zusammenhang mit China von „de-risking“ und nicht bei den (ökonomisch erratisch agierenden) USA ? Insbesondere IT wäre da ein weites Feld…
3) Es geht nicht nur um Emotion. Das Negativbeispiel zu deinem „gefühligen“ Robert Habeck ist seine Parteikollegin Baerbock, deren „hochtonige“ Gefühlspolitik auch Sympathisanten abgeschreckt hatte. Was in meinen Augen im Artikel richtig „verstanden“ wurde, ist wie geschickt die AfD negative Angstbotschaften (Migranten) gegenüber positiven (Wir schaffen „Normalität“) austariert hat. Bei den anderen Parteien (Ausnahme: Linke) waren Angstthemen im Vordergrund.
Und das würde sich (siehe Antwort von Thorsten Haupts) auch bei den Reservisten durchziehen. Je besser das Einkommen, desto unwahrscheinlicher die Einberufung im Spannungsfall.
Nur, um das hier klarzustellen: Die Bundeswehr führt/e keine Tabelle der Einkommen ihrer Reservisten. Deren bessere Chancen, sich der Einberufung zu entziehen, bestünden ausschliesslich in höheren Einkommen, die evtl. die rechtzeitige Flucht erheblich erleichtern. Und dem könnte man vorbeugen. Nicht 100%ig, aber wirksam genug.
Gruss,
Thorsten Haupts
Sie sollten überlegen, von welcher Art Krieg Sie reden:
Handelt es sich um einen „begrenzten“ Putin-will-Estland-heim-ins-Reich-holen Krieg ? Dann werden sicher keine Pflichtreservisten eingesetzt, vielleicht Freiwillige.
Luftangriffe auf deutsche Städte ? Dann hat Ralf recht, da sind 40-jährige Bürohengste von begrenztem Nutzen.
Panzer rollen auf Berlin zu ? In dieser Situation wird sowieso nichts mehr von einer angeblich zu verteidigenden Demokratie übrig bleiben – das macht der Unterton Ihrer Antwort „dem kann man vorbeugen“ klar.
Atomkrieg ? Dann ist sowieso „Game over“, da ist völlig egal, welches der Aschehäufchen Reservist, ex-Zivi oder sonstwas war.
Panzer rollen auf Berlin zu ? In dieser Situation wird sowieso nichts mehr von einer angeblich zu verteidigenden Demokratie übrig bleiben …
Das ist einfach Quatsch mit Sosse. Das vorübergehende Aussetzen von bestimmten Rechten und Möglichkeiten in einem Katastrophenfall heisst mitnichten, es wird „… nichts mehr von einer angeblich zu verteidigenden Demokratie übrig bleiben …“
Und wir brauchen Reservisten bei einem Angriff auf einen Allierten exakt genauso, wie bei einem Angriff direkt auf uns. Sinn einer Allianz ist, dass der Angriff auf einen Alliierten so behandelt wird, wie der Angriff auf einen selbst.
Last but not least habe ich nur ausgeführt, warum es absolut keine von Ihnen behauptete (staatliche) Bevorzugung von Reservisten aus besserverdienenden Haushalten geben wird. Und übrigens nie gegeben hat.
Gruss,
Thorsten Haupts
i) „Das ‚vorübergehende‘ Aussetzen…“ können Sie gerne glauben, ich sehe nur in mein Geschichtsbuch und stelle fest, dass ein Militärstaat die letzte Organisation ist, der ich irgendwelche Bürgerrechte abgeben würde.
ii) „Und wir brauchen…“ Konkrete Frage hierzu: Wie viele Reservisten wurden am 02.10.2001 (Ausrufung des NATO-Bündnisfalls) einberufen?
iii) „Last not least…“ Sollte das stimmen [‚leider‘ gibt es ja keine Statistiken dazu] , dann ist das nur ein weiteres Beispiel für strukturelle Verschwendung: Die Bundeswehr ist verpflichtet, den Verdienstausfall gemäß USG zu erstatten.
i) Das vorübergehende Aussetzen hat bereits mehrfach stattgefunden – weder Frankreich noch GB oder die USA wurden nach dem WK I oder II zur Diktatur. Ich wüsste auch nicht, wie man einen Krieg führen könnte, ohne bestimmte Rechte und Mechanismen des zivilen Normallebens auszusetzen. Zu diesem Zweck existiert in Deutschland die demokratisch parlamentarisch verabschiedete Notstandsgesetzgebung.
ii) Versuchen Sie jetzt, den Sonderfall 9/11 als Beleg dafür zu verwenden, warum wir auch bei einem Bodenangriff Russlands auf das Baltikum keine Reservisten brauchen? Sorry, aber dafür ist mir meine Zeit zu schade.
iii) Hat die Bundeswehr immer getan. Nur führt sie dazu keine Verdienst-Tabellen, sondern man wies (bei Wehrübungen in meiner Vergangenheit) seinen Verdienstausfall vor oder nach Beginn der Wehrübung schlicht nach. Die Bundeswehr war (und ist nach meinem Kenntnisstand) ausserstande, ihre Reservisten nach Einkommenkriterien zu sortieren, was eine Bevorzugung/Benachteiligung logisch unmöglich macht.
Gruss,
Thorsten Haupts
@cimourdain 22. April 2025, 16:07
Warum sollte eine „neue“ Wehrpflicht weniger selektiv sein als die „historische“ ? Die Abiturienten (Kinder von Besserverdienenden) hatten deutlich öfter verweigert oder sich untauglich schreiben lassen.
Meine Wunschvorstellung wäre auch nicht eine reine Wehrpflicht, sondern wie gehabt 18 Monate Dienst für Männlein und Weiblein in (wahlweise) folgenden Institutionen und Funktionen:
• Bundeswehr
• Polizei
• Technisches Hilfswerk
• Sanitätsdienste (DRK, ASB, JUH, MHD)
• Altenpflege
• Krankenpflege
• Kita (?)
Vielleicht kann man das Ganze mit anderen Themen verbinden (Anrechnung als Praktikum, NC-Boni fürs Studium o.ä.). Aber es sollte verpflichtend für jede(n) sein. Ich hätte nicht mal ein Problem damit, „Komplett-Verweigerern“ einen Steuer-Malus (oder Kürzungen bei der Sozialhilfe) zuzumuten. Ich bin zwar sicher, dass es eine Haufen Menschen gibt, denen ihr plötzlich labiles Gemüt Schwierigkeiten bereiten wird, aber sollten die später spontan gesunden, müsste man sie nachziehen können.
Und nein, ich gehöre nicht zu den Betroffenen,ich würde nicht mehr einberufen. Aber ich wurde, ich war damals dabei.
Was in meinen Augen im Artikel richtig „verstanden“ wurde, ist wie geschickt die AfD negative Angstbotschaften (Migranten) gegenüber positiven (Wir schaffen „Normalität“) austariert hat. Bei den anderen Parteien (Ausnahme: Linke) waren Angstthemen im Vordergrund.
Guter Punkt.
Sie beschreiben ziemlich genau das Modell des „alten“ Wehr/Ersatzdienstes – wie er gedacht war. Wenn man sich aber die Realität der Jahre nach 1990 ansieht, so war nur ein geringer Teil dieser Jahrgänge betroffen. Weder hatte die Bundesrepublik die logistischen noch die finanziellen Möglichkeiten, auch nur annähernd den gesamten Jahrgang unterzubringen. Diese Probleme wären bei Ihrem Modell locker verdreifacht: 1 1/2 fache Dauer und doppelte Personenzahl (Männlein + Weiblein). Dazu kommt, dass der Staat diesen Dienst nur gegen den „Zwangsarbeits-“ Vorwurf absichern kann, indem er ihn nach allgemeinen Regeln vergütet ( Vollzeit + Mindestlohn + Sozialversicherung).
Zusätzlich entstehen natürlich gewaltige volkswirtschafte Kosten, wenn jede Erwerbsbiographie um 18 Monate gekürzt wird.
Die Wehrpflicht steht nach wie vor im Gundgesetz, da muss nichts „abgesichert“ werden. Und die 18 Monate sind ebenso Quatschkram – für eine gründliche Erstausbildung und einige Übungssessions für das Erlernte reichen 6 Monate. Viel wichtiger wären regelmässige mandatorische Wehrübungen alle 2/3 Jahre, um das Erlernte nicht zu vergessen.
Die 18 Monate Wehrpflicht aus der zeit nis zu den achtziger Jahren hatten alleine den Sinn und Zweck, die aktive Armeestärke auf 500.000 Mann zu halten, weil man diese Zahl damals berechtigt für notwendig hielt. Bis zum Ende der Wehrpflicht ist diese Zeit bereits mehrfach verkürzt worden.
Sie posten häufig kluge Gedanken, aber bei diesem Thema sind Sie schlecht informiert und ziemlich mit Vorurteilen beladen.
Gruss,
Thorsten Haupts
1) i/ii: Ja und nein. Facharbeiter*innen sind sicher auch recht gut geschützt.
2) Wird es doch auch.
3) Guter Punkt, das ist sicher noch unternanalysiert.
1) ii) siehe Antwort an Thorsten Haupts oben.
2) Mit welchem Ergebnis ? Konkretes Beispiel: Wie viele Verwaltungen / technische Anlagen laufen mit Linux ?
2. Praktisch alle Webanwendungen in öffentlichen Verwaltungen laufen auf Linux.
Der Trend geht klar zu Red Hat Open Shift Clouds, die Kybernetes Cluster managen, die Linux nodes managen.
Open Office ist gegenüber MS-Office in vielen Verwaltungen auch sehr weit verbreitet.
bei Datenbanken gibt es einen großen move von Oracle zu postgreSQL.
Danke für die Info _ Good News
1) eliten sind das nicht
2) die besten administratoren für kapitalistische systeme waren immer menschen, die in marxistischen denkweisen geschult sind.
3) purer schwachsinn, das zugrundeliegende problem ist die spaltung der gesellschaft in immer reicher und immer ärmer, alles andere ist herumdoktorei, von leuten, die keine grundsätzlichen fragen stellen wollen und wird keine besserung bringen.
die einzige emotionlisierung, die hilft ist das narrativ: wir sind das volk und dort sind unsere reichen, die uns ausbeuten. populismus in richtig.
5) die menschen, die sich am meisten schämen sollten, sind leute, die den neoliberalen kurs der demokraten unterstützt haben.
sie sind die hauptverantwortlichen für trump.
e) jon stewart ist am ende des tages auch nur ein liberaler versager, der die wahrheit nicht wahrhaben wollte.
eine gestalt aus einer harmlose zeit.
f) wir werden sehen wie die rechten in ein paar jahren aufgestellt sein werden. werden sie diesmal den richtigeren weg einschlagen, oder historische fehler wiederholen? ich denke, von ihnen darf man nichts erwarten.
wenn man sich siggi etc. anschaut, dann ist er schom im vorstadium des afd-akzeptierens. da laufen psychologische prozesse, wie den grünen&spd etc. die schuld zuzuschieben und die darin münden werden, dass es alternativlos ist, die afd zu akzeptieren.
g) „a new type of conservatism centered on the impulse to destroy.“ lmao, peak irony.
anyway, wie immer geht es um den grundkonflikt, der auch hier nicht wirklich kapiert wird: reiche wollen reicher werden, zu lasten der gesellschaft und aller anderen. der rest ist windowdressing.
Zu 1)
Nur ganz kurz: Der im Artikel angesprochene Effekt wäre ganz sicher da, soviel weiss ich aus meiner Bundeswehrzeit. Er ist aber nur ein Nebeneffekt und wäre für sich genommen ganz sicher nicht ausreichend, jungen Menschen eine so schwerwiegende Einschränkung ihres Lebens für viele Monate zuzumuten, wie sie die Wehrpflicht notwendigerweise darstellen würde.
Und ich weiß auch nicht, wie anhaltend er ist. Aber klar, mitnehmen würde ich den Effekt auch. Aber wir sind uns einig, dass er kein Argument für die Wehrpflicht sein kann.
Was mich an der Debatte über die Wehrpflicht sehr stört, ist weshalb hier nur alte Menschen, die selber nicht betroffen sind, über das Schicksal von jungen Menschen diskutieren. Wenn das Risikoszenario ist, dass ein Angriff Putins droht, dann brauchen wir doch alle Hände an Deck. Dann brauchen wir nicht nur die 18-jährigen, sondern auch die 30-jährigen, die 40-jährigen und die 50-jährigen. Wenn das obige Szenario droht, müssten alle trainieren. Eine Möglichkeit wären drei Jahre Dienst am Wochenende. Neben der regulären Arbeit. Alle. Nicht nur die jungen Menschen. Das würde im Übrigen auch das Problem lösen, dass die Bundeswehr gegenwärtig keinen repräsentativen Schnitt der Gesellschaft abbildet.
Mich wundert, dass das keiner der alten Männer vorschlägt.
Was ist, wenn die alten Männer bereits ihren Dienst verrichtet haben? Dann würden ausgerechnet sie mehr leisten als andere.
Ich habe Zivildienst geleistet, wäre aber bei einem Angriff als Sanitäter oder Helfer völlig wertlos. Ich habe keinerlei relevantes Training. Das bisschen von vor 30 Jahren hab ich längst vergessen. Ich bezweifele arg, dass das bei den ehemaligen Wehrdienstlern anders ist. Die sind heute überwiegend Bürohengste, übergewichtig und gemütlich. Wenn kein Angriff Putins droht, ist das ja egal. Aber wenn einer droht – und das ist ja das Narrativ der alten Männer – dann müssten die doch zuallererst mal den Anspruch an sich selbst haben, wieder kriegstauglich zu werden. Nein?
@ Ralf
Wenn kein Angriff Putins droht, ist das ja egal. Aber wenn einer droht – und das ist ja das Narrativ der alten Männer – dann müssten die doch zuallererst mal den Anspruch an sich selbst haben, wieder kriegstauglich zu werden. Nein?
Nein. Wenn es alte Männer sind, macht das keinen Sinn.
Wenn sie 90 Jahre alt sind, macht es keinen Sinn. Ja.
Wenn sie 30, 40 oder 50 Jahre alt sind – selbst wenn sie 60 Jahre alt sind – macht es absolut Sinn. Auch ein 60-jähriger kann in einem Krieg zur Abwehr beitragen. Auch wenn er nicht im Schützengraben liegt. Selbst ein 70-jähriger kann bei der Pflege Verwundeter helfen und damit jüngere Pfleger für andere Aufgaben entlasten. In einem Krieg würde das so gemacht werden. Also müssten die alten Männer, deren Narrativ der drohende Krieg ist, doch die ersten sein, die mit gutem Beispiel vorangehen und sich für Training und Pflichtdienst selbst vorschlagen.
Finde ich einen guten Vorschlag.
Ich habe übrigens Ende der 80er 20 Monate Zivildienst in einem Krankenhaus geleistet.
In Polen bieten die ab 2027 Kurse für Freiwillige zwischen 20 und 60 Jahre an. 1 Monate Grundausbildung und darauf aufbauend 11 Monate Spezialisierung, wenn erwünscht und Bedarf. Ich würde mich melden.
@ Ralf 23. April 2025, 01:11
Wenn sie 30, 40 oder 50 Jahre alt sind – selbst wenn sie 60 Jahre alt sind – macht es absolut Sinn.
Klingt fürmich ein bisschen nach Volkssturm.
Auch ein 60-jähriger kann in einem Krieg zur Abwehr beitragen. Auch wenn er nicht im Schützengraben liegt. Selbst ein 70-jähriger kann bei der Pflege Verwundeter helfen und damit jüngere Pfleger für andere Aufgaben entlasten. In einem Krieg würde das so gemacht werden.
Je nach physischem und psychischem Zustand rüstiger Rentner keine Einwände. Ist halt (wie von Thorsten Haupts schon zuvor angesprochen), dass man JETZT damit anfangen muss. Wenn der Ernstfall eintritt, wird keine Zeit sein für Ausbildungsmaßnahmen, bzw. müssten dann die Senioren soweit sein, sich und ihresgleichen selbst auszubilden.
Also müssten die alten Männer, deren Narrativ der drohende Krieg ist, doch die ersten sein, die mit gutem Beispiel vorangehen und sich für Training und Pflichtdienst selbst vorschlagen.
Und die, die Sozialhilfe wollen, müssten erst mal selbst fleißig Steuern und Sozialversicherung zahlen? Ich verstehe ja den Reiz des „Arguments“ (selbst wenn das für mich etwas albern klingt). Was meine Person angeht, stehe ich jedenfalls zur Verfügung.
Aber wenn Du die Kriegsgefahr nur für ein „Narrativ“ hältst, und forderst, dass die Anhänger dieses Narrativs sich zuvorderst in den Dienst stellen müssen (losgelöst von der Deinerseits implizierten Alterszuordnung ein nachvollziehbarer Ansatz), möchte ich auch wissen,was mit denen passiert, die sich im Kriegsfall den Übungen verweigerten. Die dürften doch keinen Anspruch auf Verteidigung geltend machen, oder müssten dann in Kurzlehrgängen im Rahmen der dann herrschenden Möglichkeiten wehrtauglich gemacht werden, oder?
Und die, die Sozialhilfe wollen, müssten erst mal selbst fleißig Steuern und Sozialversicherung zahlen?
Die Realität ist nie perfekt. Aber der Grundgedanke, der unserem Sozialsystem zugrunde liegt, ist doch eigentlich genau das: Dass man arbeitet und in das System einzahlt. Und in dem unwahrscheinlichen Fall, dass man in eine missliche Lage kommt, hilft einem der von allen mit aufgebaute Puffer wieder aus der Misere zu kommen.
Aber wenn Du die Kriegsgefahr nur für ein „Narrativ“ hältst, und forderst, dass die Anhänger dieses Narrativs sich zuvorderst in den Dienst stellen müssen
Ich behaupte nicht, dass die Bedrohungslage lediglich ein Narrativ ist. Ich habe aber Zweifel, ob eine Zwangspflicht eine gute Antwort darauf ist. In jedem Fall glaube ich, dass die, die eine Zwangspflicht fordern, die ersten sein müssen, die direkt von ihr betroffen sind. “Mit leuchtendem Beispiel vorangehen” und so …
möchte ich auch wissen,was mit denen passiert, die sich im Kriegsfall den Übungen verweigerten. Die dürften doch keinen Anspruch auf Verteidigung geltend machen, oder müssten dann in Kurzlehrgängen im Rahmen der dann herrschenden Möglichkeiten wehrtauglich gemacht werden, oder?
Im wirklich Kriegsfall, wenn es um alles geht, würde mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit genau das gemacht werden.
Ich krieg auch Volkssturm-Vibes.
Das schaffen Sie wie oben gezeigt bei einem jungen Menschen binnen sechs Wochen. Bei einem über 50jährigen sind es über ein Jahr bei täglichem Training. Das ist nebenbei auch völlig ineffektiv und damit unwirtschaftlich. Haben Sie sich mal mit den Hintergründen von James Bond beschäftigt? Als Daniel Craig Mitte 30 war, benötigte er ein Intensivtraining von drei oder vier Monaten, um 007 zu werden. Mit Anfang 50 war es dann deutlich über ein Jahr.
Da melde ich mich lieber zur Rente an. 🙂
Lustiges Ablenkungsmanöver. Das wahrscheinlichste Szenario ist ein Angriff auf einen Alliierten (Polen, Baltikum), für den wir in erster Linie Kampftruppen plus Reserven brauchen.
Ältere sind als Boden- und Kampftruppen aber völlig untauglich. Für Büro-, IT- oder Logistikbedürfnisse kann ich mir im Ernstfall die Leute direkt aus dem Zivilleben holen, militärische Ausbildung ist nicht direkt zwingend notwendig.
Ergo können wir gerne über eine allgemeine Dienstpflicht reden. NACH Widereinführung und Umsetzung einer allgemeinen Wehrpflicht für Jüngere.
Gruss,
Thorsten Haupts
Es wäre schon ein Schritt, mit den Reichen anzufangen:
https://www.titanic-magazin.de/news/vorschlag-zur-guete-59-14705/
Oh, ich hätte auch einen Vorschlag, der auf den ersten Blick fair und durchdacht erscheint. Die Verleihung der deutschen Staatsbürgerschaft an Migranten sollte an zwei Jahre Dienst für das neue Vaterland verknüpft werden. Wer dazu seine alte behalten will, muss einen Aufschlag von einem weiteren Jahr leisten.
Es bleibt unklar, welche Ziele Sie mit Ihrem Vorschlag erreichen wollen. Mit der Aufstockung des Bestandes an Soldaten und der generationenübergreifenden Wehrgerechtigkeit kristallisieren sich zwei heraus. Für diese wiederum ist Ihre Idee völlig untauglich.
1. Wehrpotential
Man merkt, dass Sie nicht gedient haben. Die frühere Grundausbildung für Wehrpflichtige von drei Monaten hatte den Zweck, die Rekruten körperlich in einen kampfbereiten Zustand zu bringen. Eigentlich waren es sogar nur sechs Wochen, der Rest diente speziellen Ausbildungen. Drei Monate sind 60 Tage. Sie schlagen 3 Jahre Wochenenddienst vor, also 150-300 Tage. Über 36 Monate verteilt einmal in der Woche trainiert werden Menschen nur mässig fitter.
Sie brauchen aber diese Grundfitness, um im Kampf bestehen zu können. Sind Sie schon einmal mit Gasmaske im Dauerlauf durchs Feld gelaufen? Und damit sind nicht diese Sexspielzeuge gemeint. Sorry, das schafft kein älterer Mensch, wenn er nicht gerade bei den Navy Seals war. Ich „Plan“ sieht über 40jährige de facto als Kanonenfutter vor. In der Pandemie wollten Sie die noch vor einem Virus retten, jetzt dürfen sie im Kampf in die erste Reihe.
In der Altersklasse 20-40jährige gibt es über 20 Millionen Deutsche. Das sollte für die Wehrtauglichkeit eigentlich reichen.
2. Wehrgerechtigkeit
Von den über 50jährigen haben die meisten Wehrdienst geleistet. Sie haben also ein Jahr und mehr ihrem Land geopfert. Das trifft auf die Altersklassen der unter 45jährigen so nicht zu. Aus Gründen der Wehrgerechtigkeit wäre es also richtig, genau diese zu ziehen.
Spätestens wenn Menschen das vierzigste Lebensjahr überschritten haben, bekommen sie immer mehr gesundheitliche Einschränkungen, die sie für den Dienst an der Waffe untauglich machen. Ab dem fünfzigsten Lebensjahr sinkt die Erwerbsfähigkeit signifikant. Entweder wollen Sie völlig untaugliche Menschen zum Kriegsdienst heranziehen. Oder Sie schaffen eine unfassbare Wehrungerechtigkeit. Im höheren Alter schaffen vielleicht gerade noch 20-25 Prozent absolute Mindeststandards. So schaffte ich während meiner Bundeswehrzeit die 5000 m in 19:16 Minuten. Übertrieben gesprochen wäre ich heute froh, wenn ich in der Zeit 2000m schaffe. Sie müssten 80 Prozent der Altersjahrgänge herausnehmen – total ungerecht.
Das wenigste, was sich auf den ersten Blick vernünftig anhört, ist es bei Kenntnis der Verhältnisse.
@Ralf, StefanPietsch
Noch ein „Vorschlag zur Güte“: Vielleicht könnte man ja in den Fitnessstudios rekrutieren. Dort kriegt man sowohl die körperbewussten sportlichen alten Männer als auch die jungen Migranten und der Geschlechtergerechtigkeit willen auch die „auf Männermaß“ trainierten Frauen.
Grundsätzlich haben die Kommentatoren ja recht: 60-jährige sind oft nicht mehr sehr fit. Aber meist ist das selbst verursacht: Übergewicht, zu viel Essen, zu wenig Bewegung an der frischen Luft. Genau das würde ein Zwangsdienst mit verpflichtendem Sport ja beheben. Zumindest würden viele 60-jährige in 2-3 Jahren Dienst sehr viel fitter werden.
Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang übrigens sehr positiv an meinen ehemaligen Chef, den Institutsleiter, an der Universität, an der ich meine Diplomarbeit geschrieben habe. Der verkündete einmal im angehenden Sommer, dass wir für zwei Wochen keine Spülfrauen mehr hätten. Einige waren im Urlaub, einige waren krank. Und jetzt hatte sich die letzte verbliebene Kraft bei einem Unfall verletzt und fiel auch noch aus. “Wir müssen jetzt selber spülen”, sagte der Chef und traf wenig überraschend auf wenig Begeisterung. Als er die Schichten einteilte, wies er den ersten Namen der unangenehmsten Schicht zu: Ein Montagmorgen um 6:00 Uhr in der Früh. Der Namen, den er auf die Tafel schrieb, war sein eigener.
Anschließend war es leicht Leute für die verbleibenden Schichten zu finden.
Diese Bereitschaft mit leuchtendem Beispiel voranzugehen, erwarte ich von jedem, der unsere jungen Menschen für einen Zwangsdienst verpflichten will.
Du lieber Gott 🙂 .
Ja, die Vorbildfunktion wirkt. In kleinen (Kampf)Gemeinschaften, wie Sie sie akkurat beschrieben haben. Ich wusste das als Offizier und habe versucht, danach zu handeln (nicht immer erfolgreich).
In liberalen, individualisierten, Gesellschaften ist ihre Wirkung meines Wissens nach noch nie nachgewiesen worden, sie ist im Zweifel ausserhalb eines sehr engen Kreises (einer „Gemeinschaft“) IMHO wirkungslos. Und damit als Argument für „geht mal voran, die anderen (Fremden) werden Euch schon folgen“ völlig unbrauchbar.
Gruss,
Thorsten Haupts
Mein Punkt ist nicht, dass wenn einer vorangeht, notwendigerweise andere freiwillig folgen. Mein Punkt ist, dass die, die fordern, dass andere mit Zwang dazu gebracht werden sollen zu gehen, selber aber nicht bereit sind voranzugehen, moralisch bankrott sind.
Erstaunlicherweise diskutiert gegenwärtig niemand darüber, wie man die Bundeswehr attraktiver machen könnte. Die Armee könnte z.B. ein Ort sein, an dem man High-Tech-Jobs lernen kann. Die Armee könnte – Stefan Pietsch hatte das, glaube ich, irgendwo angemerkt, obwohl möglicherweise nur ironisch – ein Anlaufpunkt für Migranten sein, die einen Neuanfang wollen. Die Armee könnte Studium und Wohnung finanzieren, Berufsperspektiven schaffen. Stattdessen ist mein Eindruck, dass man sich damit abgefunden hat, dass die Bundeswehr halt kreuzunbeliebt ist. Da will halt keiner hin. Schon garnicht freiwillig. Also muss man die Menschen mit der Macht des Staates zwingen. Und der Vorschlag kommt dann meist auch noch von Liberalen.
Nach der Logik könnte der Staat den Bürgern auch Zwangskäufe von Volkswagen verordnen. Die sind, wie man hört, im Gegensatz zu ihren chinesischen Pendants ja auch kreuzunbeliebt und finden keinen Absatz.
Mein Punkt ist, dass die, die fordern, dass andere mit Zwang dazu gebracht werden sollen zu gehen, selber aber nicht bereit sind voranzugehen, moralisch bankrott sind.
Oh prima, da machen wir mal ein Prinzip draus:
„Wer politisch irgendetwas fordert, bei dem er selbst nicht mit gutem Beispiel vorangeht, ist moralisch bankrott.“
Hmmm, ich würde das Prinzip ja nicht unterschreiben …
Nach der Logik könnte der Staat den Bürgern auch Zwangskäufe von Volkswagen verordnen.
Selten so einen Blödsinn gelesen. Steuern wie Gesetze werden erstens immer mit Zwang durchgesetzt, unabhängig von ihrer „Beliebtheit“. Alle. Ausnahmslos.
Zweitens ist die „Unbeliebtheit“ von Militär bei Zivilisten nix wirklich überraschendes und ebenso nix, was sich mit Freebies kurieren lässt. Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass die meisten Leut verständlicherweise weder töten noch sterben wollen.
Dass der Autor dann nicht einmal weiss, dass die Bundeswehr grosse Teile dessen, was er zur „Attraktivitätssteigerung“ fordert, bereits seit sehr langer Zeit tut (zivile Ausbildung, Studiumfinanzierung) ist dann nur noch das Sahnehäubchen.
Da ist mir cimourdain lieber – der sagt wenigstens ganz offen, dass er Militär halt für Scheisse hält.
Gruss,
Thorsten Haupts
TH: Sehr viel wahrscheinlicher ist, dass die meisten Leut verständlicherweise weder töten noch sterben wollen.
LC: Das gilt sicher nicht für Putin-Russen, oder?
Wieso auch?
Im Wald greift dich ein tollwütiger Wolf an. Läßt du dich töten oder versuchst du, dich zu verteidigen?
Du packst mit deiner Hand auf eine heiße Herdplatte. Ziehst Du sie weg oder lässt du sie aus Gründen der Bequemlichkeit auf der Herdplatte liegen?
Hier mangelt es offenbar immer noch an Aufklärung.
Twitter Handle @Pepel_klaasa ist eine russische Insiderin, die das Wesen der russischen „Kultur“ sehr gut kennt.
LC: Das gilt sicher nicht für Putin-Russen, oder?
Doch, auch für die. Die meisten auch der russischen Soldaten wären lieber zuhause als an der Front. Das ist nämlich der menschliche Default.
Die meisten von denen sind da als Freiwillig.
Es ist oft die einzige Chance für die Familie einem Leben in Elend zu entkommen. Durch den Militärdienst können auch Schulden gestrichen werden.
Ich habe kein Mitleid mit dem Abschaum.
Ralfs Anmerkung , dass „alte Männer über die Wehrpflicht reden, während junge Menschen (m / w? ) betroffen wäre“, sollte eigentlich auch mal von anderer Seite Reaktionen produzieren, nämlich genau von besagten jungen Menschen. Gibt es hier Leserys unter 25 ? Dann würde mich deren Meinung interessieren : Würden Sie Wehrpflicht (von der Sie betroffen wären) ok finden, einen Ersatzdienst machen, komplett ausweichen ? Wäre das Thema politisches Wahlkriterium ? Wie sieht es mit Wehrpflicht für Frauen aus ? etc…
Die unter 25 sind wohl eher bei TikTok und weniger hier, dafür ist aber über 70 vertreten^^. Das ist halt der gesellschaftliche Wandel.
Und es ist ja auch so und man sollte daran denken, dass der ANTEIL der „klassischen“ Alterskohorte für die hier besprochene Angelegenheit viiiiiiieeel kleiner ist als noch zu meiner „wehrfähigen“ Zeit (so um 1970). Da war der Jugendquotient (Zahl der bis zu 20jährigen dividiert durch alle Köpfe) noch ca. 50. Heutzutage 30. Das sagt schon was.
Okay, bei den unter 20-jährigen sind auch die noch nicht Wehrfähigen enthalten und die Kohortenabgänge der ca. 18 bis 25jährigen sind Stand heute im Vergleich zu 1970 noch relativ moderat, werden aber flott fetter, denn die Kohortenabgänge der heute ca. 10jährigen sind schon heftigst. Wohlgemerkt: Es geht da um Anteile. Die fettesten Kohortenanteile haben wir aktuell noch bei ca. 50 bis 60. Die müssten also primär ins Feld^. 2050 sind die fettesten Jahrgänge die dann ca. 80jährigen 🙁 Dass es dann keine klassische „Rente“ mehr geben kann, ist sowieso vollkommen klar (in dieser Sache hat der Herr Pietsch ganz recht), aber das nur nebenbei.
Ins Feld (und sich so die Minirente verdienen) müssen die dann vielleicht nicht unbedingt, aber deine an die gute, alte Zeit gemahnende Ansage „unter 25“ dürfte schon heute etwas veraltet sein. Eigentlich schon jetzt muss man wohl ganz selbstverständlich mindestens an bis zu 40jährige denken. Die Reservisten dürften also in ihrer Bedeutung rasch zentral werden, allerdings müssen die ja erstmal ausbildungsmäßig gebacken werden. Trost: In Putins Reich ist die demographische Lage noch viel bedenklicher.
Gut, an Volkssturm (früher auch Landsturm/-wehr) für die Alten kann man natürlich auch denken. Beim Hitler ging der noch bis lediglich 60, aber die Alten sind ja heutzutage gesünder und vor allem: Viiiiiiiel zahlreicher.
Meine Wenigkeit kam damals zu Willy Brandts Zeiten zur Ersatzreserve. Kein Grundwehrdienst wegen massiver Sehschwäche; traurig, traurig, traurig. Diese Spezialform der Reserve gibt’s eh nicht mehr, so viel ich weiß. Die gute Nachricht war: Die Ersatzreserve für die eingeschränkt Tauglichen gab es – obwohl grundsätzlich auch Wehrpflicht bestand – nur auf dem Papier und wurde nicht aufgefüllt. Aber zukünftig vielleicht wieder; mit Auffüllung.
„guten Argumenten gegen Demokratie“
Ich will das (noch) nicht akzeptieren. Ich halte mit dem bekannten Churchill-Zitat dagegen. Und mit einem, das ihm zugeschrieben wird: Die Amis machen fast alle denkbaren Fehler, korrigieren sie dann aber auch wieder.
Der Schaden der Trumpies ist riesig und auf absehbare Zeit nicht wieder gutzumachen. Aber ein Ende der Demokratie muss das nicht sein.
Aber ein Ende der Demokratie muss das nicht sein.
Soweit sind wir uns re USA – noch – einig. Trotzdem bleibe ich dabei, dass der ungebremste Aufstieg von Rechtspopulisten/-radikalen, die durch die Bank das gesamte Rechts- und Wertesystem liberaler Staaten verachten und teilweise ganz offen abschaffen wollen, nicht gerade für den Durchschnittswähler spricht. Dem geht es – maximal vorsichtig formuliert – heute mindestens so gut, wie in den achtzigern, er hat also für diese Art wütenden Umsichschlagens schlicht keinen Anlass.
Gruss,
Thorsten Haupts
Sehe ich auch so. Und verstehe es auch nicht.
@Thorsten Haupts
Okay, ich merke, Sie halten nicht viel von Trump.
Mich wundert, dass bei solchen Aufzählungen wie Ihrer immer eine Charakterisierung fehlt: Trump ist kein Demokrat. Schon 2020 fiel mir auf, dass Trump sich trotz Rückstand in den Umfragen kein bisschen um unentschiedene Wähler bemühte und geradezu aufreizend Möglichkeiten durchspielte, selbst bei einer Niederlage Präsident zu bleiben – was er Monate später ja auch versuchte.
Aber das nur am Rande. Was machen Sie jetzt mit Ihren Zuschreibungen? Originell sind sie nicht, ich nehme an, das wurde schon 5 Billionen mal im Netz geschrieben und leistet dort einen eigenen Beitrag zur Klimakrise (sic!).
Für jeden auch nur halbwegs denkenden Menschen gab es bei dieser Wahl keine Wahl
77,3 Millionen Amerikaner sahen das anders, durchaus auch solche mit IQ über 130. Sie reden wie der Trainer der Mannschaft, die eine 0:6-Schlappe kassiert hat. Eigentlich hätten wir gewinnen müssen. Noch eine Fußballweisheit: Man spielt nur so gut wie der Gegner es zulässt. Offensichtlich hat das Team der Demokraten wirklich mies gespielt. Wie mies, das zeigte ein Wahlanalytiker: Harris konnte in keinem (!) Wahlkreis mehr Stimmen als Biden gewinnen. Eine Wärmepumpe auf dem Stimmzettel wäre überzeugender gewesen.
Was machen Sie jetzt mit der Erkenntnis, dass Trump ein Charakterschwein ist? Nischt, außer, dass es Ihren Puls hochtreibt und Sie damit dem Jenseits laut unzähligen Studien ein ganzes Stück näher kommen. 🙂 Tut mir leid für Sie.
Ich beschäftige mich da eher mit Fragen, was Trumps Politik und Absichten erwarten lassen, wie ich mich am besten darauf einstelle – und ansonsten sehe ich in der Analyse dessen, was wahrscheinlich seine Wahl ermöglicht hat, mehr Nutzen als dem wütenden Betätigen der Tasten.
Auf eine Orbanisierung unseres „Gemeinwesens“ (dem Sie ja nichts schulden) durch Spahn und Höcke werden Sie sich dann also auch „einstellen“. Gerichtsurteile ignorieren, missliebige Richter einfach einsperren. Nicht aufregen, Kursgewinne mitnehmen.
Es hat ja nur ein paar Tage gedauert, bis Sie die nüchterne Debatte verlassen und mit persönlichen Angriffen und Herabwürdigungen kommen. Das muss doch nicht sein, CitizenK!
Einen seriösen Konservativen wie Jens Spahn mit einem Faschisten in einem Atemzug zu nennen, ist an sich schon eine Unverschämtheit. Was macht denn Spahn aus Ihrer Sicht? Er plädiert zum Schutz (!) der parlamentarischen und demokratischen Prozesse für einen normalen Umgang mit der AfD. Wer dies heute kritisiert, muss erklären, was die seit 2017 bestehende Ausgrenzung gebracht hat. Nach den objektiven Zahlen weniger als nichts, die AfD steht inzwischen bei knapp 22 Prozent mit Kursziel 30 Prozent. Spahn ist auch nicht allein, selbst der SPD nahestehende Historiker und namenhafte Verfassungsrechtler sprechen sich für ein Ende der Quarantäne aus.
Die Linke steht da, wo sie vor 30 Jahren stehengeblieben und nicht abgeholt wurde: Am Seitenrand und vergibt Haltungsnoten. Die alte Bundesregierung hat keinen Draht zur Trump-Administration, weil man vier Jahre mit Beten beschäftigt war, dass Trump nicht wiedergewählt wird. Da macht es auch nichts, dass man alle Aktien auf eine Anti-Demokratin wie Harris setzte. Anti-Demokratin, weil sie wusste, wie es um Biden stand und dass der Mann nicht mehr fähig war, die Amtsgeschäfte zu führen, schon gar nicht weitere vier Jahre lang. Doch statt sich dem Votum der demokratischen Wähler zu stellen, setzte sie offensichtlich darauf, ihn später ohne Wählervotum zu ersetzen. Für Linke mit Vorliebe für Potentaten wie die Mullahs, die Castros und Maduros dieser Welt (schöne Grußadressen!): Hauptsache links und Frau.
Wussten Sie eigentlich, dass 2016 knapp 80 Prozent der Trump-Wähler sich als konservativ bezeichneten? Und wussten Sie, dass 2024 nur 42 Prozent der Trump-Wähler sich als konservativ ansahen? Was sagt Ihnen das? Von Stefan Sasse werden Sie das nicht thematisiert bekommen, aber es ist ein starkes Indiz, dass Trump klassische demokratische Wählerschichten anspricht und weniger die typischen Wähler der Republikaner.
Von 2016-2020 habe ich sehr mit der amerikanischen Regierung gehadert. Am Anfang und Ende habe ich sogar Artikel darüber geschrieben, suchen Sie mal. Ich fühlte mich wie Millionen einem unberechenbaren Präsidenten ausgeliefert. Nicht noch einmal. Blasen Sie sich nicht so auf! Ich bin wahrscheinlich von allen Kommentatoren hier am meisten von Trumps Politik betroffen, während Beamte und Rentner sicher gepolstert ihr Gehalt und Pension genießen: Karrieretechnisch, aktuell in meinem Beruf, mit meinen Finanzen und sogar touristisch.
Würde ich mich nicht absichern, Alternativen gehen und anpassen, wäre ich ein Idiot. Da lasse ich mich von Moralisten wie Ihnen nicht belehren.
Was sollte ich bitte dem Land schulden? Im Gegensatz zu den heute unter 45jährigen habe ich meinem Land als Soldat gedient und ihm mehr als ein Jahr meines Lebens überlassen. Ich habe meine Ausbildungskosten weitgehend selbst getragen und bei gleicher oder vielleicht sogar geringerer Befähigung weit mehr Steuern und Sozialbeiträge gezahlt als andere. Ich erwarte nicht mehr von der gesetzlichen Rente, in die ich fast mein gesamtes Berufsleben die Höchstbeiträge eingezahlt habe, als dass ich sie wieder ausbezahlt bekomme. Ich habe so viel ins Gesundheitswesen einbezahlt und mit fast 60 fast nichts in Anspruch genommen, so dass ich kalkulatorisch ein Guthaben im sechsstelligen Bereich haben müsste – ausreichend, um zwei bis drei Herzoperationen locker zu finanzieren.
Die vielen Steuern wurden und werden nach Eingeständnis der verschiedenen Bundesregierungen hauptsächlich zur Umverteilung an beliebig viele „Opfer“ genutzt, während man für die Basics des modernen Staates eher kein Geld hat(te). Also, was soll ich diesem Gemeinwesen noch schulden, was andere längst erbracht haben und was nicht dafür bestimmt ist, Menschen auszuhalten, die mehr oder gleich talentiert waren und sind als ich?
Sie denken beim Verhältnis zum Staat vor allem an an Ihr Geld. Lassen wir’s hierbei beim Dissens.
Zum anderen Thema: Haben Sie Zweifel, dass Höcke die AfD dominieren wird? Ob formal oder im Hintergrund, macht wenig Unterschied. Spahn muss das wissen.
Als Fraktionschef wurde er von der CSU lanciert, deren gute Beziehungen zu Orban bekannt sind. Die Trumpies (vor allem die Denker hinter ihm) sind mit Orban auf einer Linie. Spahn sieht bei Trump nur kleine Mängel im Stil, offenbar nicht in der Sache. Seine Ambitionen sind kein Geheimnis. Mit seinem Vorstoß gerade jetzt stellt er doch Merz ein Bein. Welche Möglichkeiten bleiben dem im Falle eines Scheiterns von Schwarz-Rot, wenn eine „ganz normale“ Partei als Partner winkt?
Ich habe einfach Angst vor einer Orbanisierung-Trumpisierung. Nicht mit Merz, aber mit Spahn. Deshalb die bittere Reaktion.
Haben Sie gedient? Nein? Dann reden Sie bitte auch nicht mit. Jedenfalls ist das nichts, was mit Geld zu tun hat.
Wenn ich jährlich über 50 Prozent meines Einkommens an den Staat gebe, dann sollte es okay sein, auch mal egoistisch die Dinge zu betrachten. Nur wer kaum zahlt, kann sich den Luxus erlauben, so hochnäsig zu urteilen.
Meines Wissens ist Ungarn EU-Mitglied und es gibt keine praktikable Möglichkeit, Ungarn auszuschließen. Da in vielen Fragen der Gemeinschaft das Einstimmigkeitsprinzip gilt, muss irgendjemand ab und zu mit Orban sprechen. Und was meinen Sie, wie es gelungen ist, den Widerstand des Autokraten Erdogan gegen einen Beitritt Schwedens zur NATO zu sprechen? Finden Sie nicht, dass Sie auf einem ziemlich hohen Ross sitzen?
Nein, Höcke dominiert nicht die AfD. Das will er seit Jahren gerne, es gelingt ihm bisher aber nicht. Das ist aber auch weitgehend egal. Jeder fünfte bis vierte Wähler entscheidet sich derzeit für die AfD, bald jeder Dritte. Wollen Sie echt so weitermachen wie bisher? Wenn Sie versuchen, mit Winkelzügen die Ordnung zu verteidigen, brauchen Sie sich nicht zu wundern, wenn das irgendwann zurückschlägt. Wie wollen Sie einem vernünftigen Menschen erklären, dass Rechte und Prinzipien gelten, so z.B. auch Minderheitenrechte im Parlament – nur halt nicht für die AfD? Wie wollen Sie erklären, dass die eigentliche Parlamentsarbeit eigentlich in den Ausschüssen erfolgt, die größte Oppositionspartei dabei aber weitgehend ausgeschlossen wird, wenn sie die Kürzel AfD hat?
Das ist der entscheidende Punkt: Wir zerstören unsere Demokratie, unsere Regeln und Prinzipien, nur um sie vor der AfD zu schützen. Selbstmord aus Angst vor dem Tod. Und wenn Sie Angst haben, dann hat J.D. Vance Recht: Dann ist es um die Demokratie in Deutschland ohnehin schlecht bestellt.
Spahn sieht bei Trump nur kleine Mängel im Stil, offenbar nicht in der Sache.
Das ist doch Quatsch. Nur wenn Sie mit jemanden reden wollen, können Sie doch nicht im Fernsehen verkünden, er sei ein Vollidiot. Baerbock ist drei Jahre mit der Posaune rumgelaufen mit dem Ergebnis, dass international niemand die deutsche „Chefdiplomatin“ ernstnimmt.
Spahn gilt als Vertrauter des kommenden Bundeskanzlers. Er hat in den Sondierungen neben Dobrindt die wichtigsten Gespräche geführt. Und er war auf Geheiß von Merz auf dem Nominierungsparteitag der Republikaner 2024.
Welche Möglichkeiten bleiben dem im Falle eines Scheiterns von Schwarz-Rot, wenn eine „ganz normale“ Partei als Partner winkt?
Sagen Sie das mal den Jusos. Die trommeln gerade gegen den Koalitionsvertrag. Die Hirnis sitzen bei der SPD. Und fragen Sie mal die Partei, der Sie anhängen, was sie sich dabei denkt, den Wählerwillen derart zu verbiegen. Soll das wirklich ein Dienst an der Demokratie sein?
Die Demokratie wird nicht mit Feigheit, Tricks und Alternativlosigkeit verteidigt. Dann haben Sie völlig zurecht Angst vor der Orbanisierung-Trumpisierung.
77,3 Millionen Amerikaner sahen das anders, durchaus auch solche mit IQ über 130.
Offensichtlich. Was genau zu meiner stetig wachsenden Überzeugung beiträgt, dass Demokratien nicht nachhaltig sind.
Sie reden wie der Trainer der Mannschaft, …
Nein. Ich ziehe nur eine Schlussfolgerung auf die Wähler, die Trump gewählt haben.
… außer, dass es Ihren Puls hochtreibt …
Eher weniger.
Was machen Sie jetzt mit der Erkenntnis …
Für die USA nichts, bin kein Amerikaner. Für Europa und damit auch für mich ziehe ich die Schlussfolgerung, dass man sich am besten schon mal auf autoritäre Systeme einstellt, sobald sie die eigene Heimat übernommen haben.
Gruss,
Thorsten Haupts
Was genau zu meiner stetig wachsenden Überzeugung beiträgt, dass Demokratien nicht nachhaltig sind.
Weil das Ergebnis nicht passt, soll die Demokratie nicht nachhaltig sein. Soso. Die Demokratie ist nicht für die Intellektuellen gemacht, sondern um deren Einfluss zu begrenzen. Dazu haben sich gerade linke Intellektuelle besonders häufig geirrt. Ihnen mehr Macht zu geben, wäre also fatal.
Ich ziehe nur eine Schlussfolgerung auf die Wähler, die Trump gewählt haben.
Die Wahl „Trump vs. Harris“ war nun wirklich keine leichte. Was hätte den Amerikanern denn mit einer Präsidentin Harris geblüht? Ihre eigene Kampagne setzte sie, ohne jede Strategie, 2020 binnen Wochen in den Sand. Ehemalige Mitarbeiter schilderten sie als völlig chaotisch. Das setzte sich ja dann als Vize-Präsidentin fort. Entweder war sie völlig blind für den voranschreitenden Verfall des Präsidenten oder besonders skrupellos. Wo ist da der Unterschied zu Trump? Nikki Haley hat immerhin mit offenem Visier gekämpft. Das ist nicht Harris Art.
Für die USA nichts, bin kein Amerikaner. Für Europa und damit auch für mich ziehe ich die Schlussfolgerung, dass man sich am besten schon mal auf autoritäre Systeme einstellt, sobald sie die eigene Heimat übernommen haben.
Da sind Sie nicht besonders früh dran mit der Erkenntnis. Das ist sogar seit Jahren statistisch messbar.
Nur verkennen Sie die Vorteile der Demokratie. Sie ist das einzige System, das sich selbst korrigieren kann. Und es ist das einzige System, das eine zwingende Partnerschaft mit dem Rechtsstaatsprinzip eingeht. Ohne Demokratie kein Rechtstaat, ohne Rechtstaat keine Demokratie. Nur der Rechtstaat schützt uns vor der Willkür der Herrschenden und der Mehrheit. Sind Sie wirklich bereit, darauf zu verzichten?
Weil das Ergebnis nicht passt, soll die Demokratie nicht nachhaltig sein.
Bullshit. Ich kann mit „unpassenden“ Ergebnissen hervorragend leben. Nur ist das amerikanische Ergebnis nicht unpassend, sondern demokratie- und rechtsstaatszerstörend. Sie erkennen den Unterschied?
Was hätte den Amerikanern denn mit einer Präsidentin Harris geblüht?
Versuchen Sie, sich selbst zu überzeugen? Gegenüber dem, was sich Trump bereits geleistet hatte, vollkommen irrelevant. Peanuts, im wahrsten Sinne des Wortes.
Nur verkennen Sie die Vorteile der Demokratie … Nur der Rechtstaat schützt uns vor der Willkür der Herrschenden und der Mehrheit. Sind Sie wirklich bereit, darauf zu verzichten?
Sieh mal einer guck, wer predigt denn jetzt 🙂 ? Ich bin ein Freund des Rechtsstaates und weiss, dass man den ohne Demokratie nicht halten kann. Ich stelle mich nur schlicht darauf ein, dass immer grössere Zahlen von Menschen das nicht mehr so sehen (wollen).
Gruss,
Thorsten Haupts
Nur ist das amerikanische Ergebnis nicht unpassend, sondern demokratie- und rechtsstaatszerstörend.
Was noch zu beweisen ist. Jedenfalls können Sie die Demokratie nicht verteidigen, wenn die Mehrheit sie nicht will. Das zeigt sich nicht zuletzt in der Türkei.
[Was hätte den Amerikanern denn mit einer Präsidentin Harris geblüht?]
Versuchen Sie, sich selbst zu überzeugen?
Das ist die Frage, die sich die Amerikaner gestellt haben und stellen mussten. Offensichtlich fiel die Einschätzung nicht zugunsten der Demokratin aus. Und wieder muss ich sagen, ist die Demokratische Partei ziemlich lernresistent. 2016 präsentierten sie mit Hillary Clinton eine Kandidatin, die völlig abgehoben nur die elitären Schichten ansprach. Sie verlor eine sichere Wahl. Und dann legt man das Gleiche acht Jahre später auf mit einer sehr ähnlich strukturierten Kandidatin und einem sehr ähnlich angelegten Wahlkampf. Oder nach Albert Einstein:
Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.
Sie verkennen, dass ich mich immer als erstes als Demokrat charakterisiert habe, nicht nach Parteifarbe. Sie blenden aus, dass ich autokratische Regime und Diktaturen nie (!) als Vergleichsmaßstab akzeptiere – während Linke wie z.B. auch CitizenK mir in Diskussionen China um die Ohren hauen, wenn ihnen die Ergebnisse passen. Ich bin zutiefst überzeugt von der Überlegenheit des demokratischen und rechtstaatlichen Systems. Ich bin so tief davon überzeugt, dass ich selbst als Urlaubsdestinationen nur Demokratien nehme – und Länder wie die Türkei oder Ägypten links liegen lasse.
„Diktaturen nie (!) als Vergleichsmaßstab akzeptiere “
Dann müssen Sie als Ökonom aber bei Berichten wie diesem die Augen ganz fest zukneifen:
https://www.zeit.de/2025/17/volkswagen-konkurrenz-china-autoindustrie-zukunft
Und als Demokrat sollten Sie bei Reisen in die USA den Handy-Speicher leeren (oder ein neues Wegwerf-Gerät nutzen) und geflissentlich eine Unterkunft im Voraus buchen. Sonst kann man als Tourist in dieser Demokratie im Knast landen.
Wusste ich doch, das Sie diktatorische Maßnahmen mögen, es müssen nur die in Ihren Augen „Richtigen“ sein. Nur, warum jammern Sie dann über Trump und die Angst, die Sie bei Rechten überfällt – sind das nicht die „Richtigen“?
Sie hören mir nicht zu: Ich war in den letzten gut 10 Jahren auf jeden Kontinent- in Afrika, Australien, Asien, Süd- und Mittelamerika und natürlich Europa. Nur in den USA war ich nicht.
Du äußerst dich kritisch über Migration, besuchst aber Ecuador.
Ecuador ist – vermutlich hinter dem Sonderfall Venezuela – die südamerikanische Wirtschaft, die am meisten von Rücküberweisungen von Migranten lebt. 2024 waren es 5,3% BIP.
https://quenoticias.com/noticias/ecuador-remesas-2024-record-historico/
Das stimmt nicht. Ich äußere mich ablehnend gegen diese, unsere Form der Migration. Während klassische Einwanderungsländer bei der Migration sehr darauf achten, von Beginn an kein großes Minusgeschäft zu machen (Beschäftigungszwang, geringe oder keine Sozialleistungen), ignorieren wir alle Erfahrungen. So haben wir es auch nach 10 Jahren Massenmigration nicht geschafft, die Erwerbsquoten und Einkommen der Zuwanderer nur in die Nähe der alteingesessenen Bevölkerung zu heben. Die alternde Alt-Gesellschaft unterstützt mit hohen Transfers die migrierenden Schichten. So ist so dumm wie es nur sein kann.
Dazu kommt das völlig falsche Erwartungsmanagement: Die erste Einwanderergeneration ist typischerweise ein Verlustgeschäft, die zweite hält sich die Waage und erst die Dritte wird für das Einwanderungsland zu einem Gewinn. Aber nur, wenn man die Regeln einhält. Wir dagegen lassen wie vor 50, 60 Jahren die Migranten machen. Wir kümmern uns nicht um deren Kinder, wir greifen nicht in die Erziehung ein. Dumm, dumm, dumm.
„dass Sie diktatorische Maßnahmen mögen….“
Dieses Missverständnis möchte ich doch noch aufklären. Ich stelle lediglich an einem aktuellen Beispiel fest, dass autoritäre/diktatorische Systeme durchaus technisch-wirtschaftlich erfolgreich sein können.
Der Erfolg des Silicon Valley wird oft erklärt durch freies Denken in einer offenen Gesellschaft bis hin zu den Wurzeln in der Hippie-Kultur. Das mag wohl stimmen. Aber ein Blick in die deutsche Geschichte zeigt, dass auch unter einer autoritären Regierung wissenschaftlicher Fortschritt möglich ist.
Diktaturen können durchaus technikaffin sein.
In Beiträgen hier im Blog scheint immer wieder die Erwartung auf, dass liberale, offene Gesellschaften/Staaten sich letztlich als überlegen erweisen. Ich hoffe das ja auch, aber wir können nicht sicher sein, dass China wegen seiner politischen Unfreiheit wirtschaftlich und geopolitisch scheitern wird.
Die liberale, offene Gesellschaft ist überlegen. Diktaturen können nur immer auf (kurze) Zeit Erfolge vorweisen, nie auf Dauer. Welche Diktatur war auf Perspektive von 80 Jahren erfolgreicher als die ultra-liberalen USA, die Schweiz oder nur die westeuropäischen Staaten? Keine einzige Diktatur, so sie ihren Wohlstand nicht auf Bodenschätzen begründete.
Und zu Ihrem Sonderfall: Wer sagt denn, dass das Elektroauto die Zukunft und allen anderen Lösungen, insbesondere dem Verbrenner, überlegen sei? Der Beweis steht ja noch aus, während Sie es bereits als Tatsache darstellen. Tatsache ist nur, dass BEVs sich in keinem Land bisher nennenswert durchsetzen konnten, so sie nicht mit diktatorischen Maßnahmen (z.B. auch Norwegen) und hohen Subventionen supportet wurden.
Schauen Sie sich die Wachstumsraten Chinas über 3 Dekaden an: Sie fallen permanent und bewegen sich inzwischen nur noch knapp oberhalb typischer Schwellenländer. Gleichzeitig ist das Reich der Mitte so hoch verschuldet wie ein hoch entwickeltes Industrieland, während die Erwerbsbevölkerung sinkt. Ich würde keine Aktien auf China setzen.
Jedenfalls können Sie die Demokratie nicht verteidigen, wenn die Mehrheit sie nicht will.
Völlig korrekt. Danke für die Bestätigung meiner Skepsis gegenüber dem Wähler 🙂 .
Offensichtlich fiel die Einschätzung nicht zugunsten der Demokratin aus.
Stimmt genau. Warum bestätigen Sie mich erneut? Genau diese Präferenzenwahl zeigt, dass ein enormer Anteil amerikanischer Wähler Schwierigkeiten mit dem Urteilsvermögen hat.
Sie blenden aus, …
Sorry, aber um Sie persönlich ging es nicht und ich habe Ihnen auch nichts unterstellt. Was uns unterscheidet ist ganz einfach – für Sie ist Trumps Widerwahl ein Versagen seiner politischen Gegner, für mich ein Versagen des Wählers.
Gruss,
Thorsten Haupts
Das demokratische Prinzip ist durchaus populär in den westlichen Gesellschaften. Und ziehen wir den migrantischen Teil ab, ist die Zustimmung weiterhin stabil.
Für Sie ist Trumps Widerwahl ein Versagen seiner politischen Gegner, für mich ein Versagen des Wählers.
Sie sehen nur einen Teil des Marktes. So ist es aber nicht. Marktversagen ist, wenn sich kein Gleichgewichtspreis bilden kann. Offensichtlich hat sich kein Angebot gefunden, dass von den Nachfragern (Wählern) mit deutlicher Zustimmung abgenommen wurde. Jetzt können Sie sagen, die Wähler hätten zu hohe Erwartungen oder die Parteien hätten ein zu schlechtes Angebot. Es spricht viel dafür, dass das Angebot einfach schlecht war.
Dass Trump kein gutes Angebot war, wissen wir seit 2016. Seine Zustimmungswerte gehören zu den lausigsten in der Geschichte der Demoskopie. Aber auch Harris Approval-Werte waren immer (!) mies. Ähnlich ist das ja in Deutschland: Die Parteien nominierten mit Merz, Scholz, Habeck und Weidel die denkbar unbeliebsten Kandidaten und ließen die Sympathieträger Söder, Wüst und Pistorius zu Hause.
Da handeln die Parteien wie der arrogante Monopolist: Irgendetwas müssen die Leute ja kaufen! Da brauche ich mich nicht anzustrengen.
Wenn ich – um bei Ihrem Marktbeispiel zu bleiben – nur die Wahl zwischen bereits jahrelang verottendem Fisch und einem an einer Seite angeschimmelten Käse habe, werde ich sicher nicht den verrotenden Fisch wählen. Das ist einfach common sense und keine Frage eines (zu) schlechten Angebotes. Ich wähle im extremen Ausnahmefall nur noch das kleinere Übel – und nach Trumps Vorwahl-Ankündigungen wusste jede/r, wer das sein würde. Unabhängig von den Fehlern des Alternativanbieters.
Das demokratische Prinzip ist durchaus populär in den westlichen Gesellschaften.
Selbst wenn das stimmt: Ob das gegen entschlossene Fanatiker reicht, werden in den USA die nächsten Wochen zeigen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Das Wesen des Marktes ist, dass die Marktteilnehmer über unvollständige Informationen verfügen. Ihr Vergleich ist schräg, denn wer Fisch kaufen will, landet nicht in der Käseabteilung. Und daher müsste Sie der tote Fisch schon anhauchen um zu erkennen, wer verrotteter ist. Die Mehrheit der Wähler hat eben befürchtet, dass Harris noch inkompetenter ist, als sie sich in den vier Jahren präsentiert hat – inklusive einer völlig missratenen Präsidentschaftskampagne. Trump hatte immerhin schon vier Jahre Joberfahrung. Ich habe mich – anders als Stefan, der Harris‘ Strategie klug fand – gefragt, warum sie nicht All-in gegangen war, um die Unentschiedenen von ihrer Kompetenz zu überzeugen. Sicher, weil sie keine hat.
Wir waren der Meinung, dass die Demokratie nicht gegen die Mehrheit verteidigt werden kann. Es ging nicht um die Frage, inwieweit sie von einigen Feinden abgeschafft werden könnte.
Es ist einfach infantil, Trump wählen zu wollen, weil man das demokratische Gegenangebot nicht so toll fand. Das ist unreif. Da bin ich völlig bei Thorsten.
Ist es nicht oft einfach Unwissen? Damit fehlt die Basis für das von Thorsten vermisste Urteilsvermögen. Das gilt auch für die Markt-Analogie: Viele „Kunden“ sind einfach schlecht informiert.
Ich weiß nicht, ob die Beispiele real sind, bei den US-Bürger nicht die wichtigsten Länder auf der Landkarte finden. Aber viele US-Bürger wissen wenig über die Welt außerhalb und es interessiert sie auch nicht.
Die meisten Deutschen auch nicht. Und ich wette, keine 10 Prozent könnten nur vier US-Bundesstaaten nennen.
Das ist genau der Punkt. Die USA sind so groß wie Europa; dementsprechend muss der Vergleich hier liegen.
Ist das denn für Deutsche anders? Gebildete US-Bürger*innen finden auch Länder auf der Landkarte. Wie viele Deutsche finden denn sofort Moldawien oder können mit großer Sicherheit die Slowakei identifizieren, von afrikanischen, lateinamerikanischen oder asiatischen Ländern mal ganz abgesehen?
Also es hat schon wieder diese deutsche Überheblichkeit, die Menschen in der ältesten Demokratie der Moderne pauschal als infantil zu beschimpfen. Die USA haben in den letzten 30 Jahren nicht nur Deutschland, sondern ganz Europa beim Wachstum von Einkommen und Vermögen abgehängt. Sie haben die meisten Patente, beherrschen die Märkte der Zukunftsindustrien. Das geht wohl kaum, wenn eine Bevölkerung infantil ist.
Sie bekommen einen glasklaren Beleg dafür, dass eine Mehrheit der Wähler sich bei einer Wahl dumm/infantil/was auch immer angestellt hat. Ihr Gegenargument: Das kann nicht sein, weil dieselbe Bevölkerung auf den gebieten a, b und c so erfolgreich ist.
Jou. Die Deutschen konnten die Nazis 1932 nicht gewählt haben, sie waren doch so erfolgreiche Innovatoren und Ingenieure. Scheint mir ein bisschen porös, das Argument?
Und lustigerweise schliesst sich das natürlich überhaupt nicht aus. Menschen sind zu den wildesten Kombinationen von gleichzeitig fähig und unfähig in der Lage, nach meiner Lebenserfahrung dazu auch noch völlig unabhängig von Intelligenz und Bildung (mich selbst eingeschlossen).
Gruss,
Thorsten Haupts
Immer wieder erhebend, wenn ein alternder Reaktionär (Selbstdefinition) und ein alter Sozi (Fakt) zu gleichen Schlussfolgerungen kommen.
😉