Zuckerberg verleidet Harris den Datenschutz, weswegen sie kein Gemüse mehr mit moralischen Alleinerziehenden isst – Vermischtes 31.10.2024

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.

Fundstücke

1) The Race Is Close Because Harris Is Running a Brilliant Campaign

Der Artikel beschreibt die Herausforderungen und Erfolge der Wahlkampagne von Kamala Harris im Präsidentschaftswahlkampf 2024, nachdem sie Joe Biden als demokratische Kandidatin abgelöst hat. Harris begann ihre Kampagne in einer schwierigen Position, da die Biden-Administration äußerst unbeliebt war. Trotz dieser Widrigkeiten hat sich Harris von einer anfangs fast aussichtslosen Kandidatin zu einer Konkurrentin auf Augenhöhe entwickelt. Der Artikel hebt hervor, dass Harris, obwohl sie zunehmend in der politischen Mitte agiert, von der linken Flanke ihrer Partei kritisiert wird. Diese Kritiker werfen ihr vor, wichtige progressive Anliegen zu ignorieren und stattdessen konservativere Wähler zu umwerben, um die Wahl zu gewinnen. Dennoch haben sich ihre Umfragewerte verbessert, was teilweise auf die geschickte Wahlkampfstrategie und die Schwächen ihres Kontrahenten Donald Trump zurückzuführen ist. Während Harris versucht, moderate Wähler zu gewinnen, sorgt ihre Kampagne für Spannungen innerhalb der Partei. Linke Stimmen argumentieren, dass die Demokraten das Potenzial hätten, eine größere Veränderung herbeizuführen, wenn sie sich von der Mitte abwenden würden. Dennoch bleibt Harris‘ Strategie, die Mitte zu umwerben, ein wesentlicher Grund für ihre zunehmende Popularität. Ob dies für einen Wahlsieg ausreicht, bleibt ungewiss. (Jonathan Chait, New York Magazine)

Ergänzend dazu betont Bill Scher, wie Gaffe-frei Harris‘ Wahlkampf ist. Ich finde diese Punkte höchst relevant. Es ist völlig müßig festzustellen, dass Trump keine Chance haben sollte. Im politischen Klima und politischen System der USA ist seine Chance 50:50. That’s just the way it is. Dazu kommt, dass manche Grundregeln der Politik eben immer noch gelten, vor allem für diejenige Seite, die immer noch in der Realität verankert ist, und das heißt: Kamala Harris. Sie ist de facto eine Amtsinhaberin, auch wenn da eigentlich Joe Biden sitzt, und Joe Biden ist zutiefst unpopulär. Seine ganze Regierungszeit, ob unfair oder nicht (und es ist absurd unfair) ist unpopulär. Genauso wenig wie Biden 2020 der Favorit war ist Harris es 2024. Beide müssen versuchen, einen Wahlkampf zu machen, der ihre jeweiligen Nachteile ausgleicht. Biden ist das haarscharf gelungen. Wenn die aktuellen Umfragen halten, wird Harris dasselbe gelingen. Clinton gelang es 2016 nicht. Wir werden sehen, wie sich das weiter entwickelt.

2) Wo Mark Zuckerberg Recht hat

Der Artikel beleuchtet die anhaltende Auseinandersetzung zwischen Mark Zuckerberg und der EU in Bezug auf den Datenschutz. Nach mehreren Auseinandersetzungen, einschließlich eines Urteils des Europäischen Gerichtshofs, hat Meta zugesagt, keine Nutzerdaten aus der EU für KI-Systeme zu verwenden. Zuckerberg äußerte Unmut über die Einschränkungen in Europa und betonte, dass ohne Daten kein Fortschritt in der KI möglich sei. Der Artikel hinterfragt die ethische Haltung Europas, einerseits von technologischen Fortschritten zu profitieren, andererseits aber die dafür benötigten Daten nicht bereitzustellen. Es wird betont, dass Europa Gefahr läuft, digital und wirtschaftlich abgehängt zu werden, wenn es keinen neuen Umgang mit dem Datenschutz findet. Gleichzeitig wird auf die Notwendigkeit hingewiesen, einen ausgewogenen Weg zu gehen, der sowohl ethische Verantwortung als auch technologischen Fortschritt ermöglicht. Das geplante Forschungsdatengesetz der Ampelkoalition könnte eine Brücke zwischen Datenschutz und Innovation schaffen, ähnlich wie das Gesundheitsdatennutzungsgesetz. Der Artikel fordert eine Balance zwischen dem Schutz persönlicher Daten und der Förderung wissenschaftlicher und wirtschaftlicher Entwicklungen. (Jan-Martin Wiarda)

Die deutsche Obsession mit dem Datenschutz geht mir ja schon eine ganze Weile gehörig auf den Senkel, ich habe das hier immer und immer wieder besprochen. Ich erinnere mich noch lebhaft an eine Fortbildung zu Podcasts im Unterricht, die statt der Podcasts im Unterricht größtenteils auf damit beschäftigt war zu klären, inwiefern ihr Einsatz überhaupt datenschutzrechtlich möglich ist. Auch eine Fortbildung zu KI und ihrem Einsatz im Unterricht rannte ständig in die Mauer des Datenschutzes. Und das ist nur der Schulteil. In der Wissenschaft ist das Ganze mindestens genauso schlimm. Überall dient der Datenschutz vor allem dem Verhindern von etwas. Das kann doch nicht Sinn der Sache sein. Angesichts dessen, wie zurückgefallen ganz Europa bei digitalen und internetwirtschaftlichen Themen nicht nur bei der Infrastruktur ist (und ich halte das für mehr als Korrelation!), ist das ein wichtiges Thema. Und eines, dem sich eine „Fortschrittskoalition“, noch dazu eine mit einer Partei, die sich explizit Deregulierung und Entbürokratisierung verschrieben hat, gerne hätte annehmen dürfen. Eine der vielen verpassten Chancen.

3) Bloodless Moralism

Helen Andrews argumentiert in ihrem Essay, dass die moralische Diskussion in der modernen Gesellschaft zunehmend in materialistischen und empirischen Begriffen geführt wird, anstatt auf klaren moralischen Grundlagen zu basieren. Sie bezieht sich dabei auf die Theorie von Rebecca West, die beschreibt, wie moralische und religiöse Anliegen früher in wirtschaftliche oder politische Sprache übersetzt wurden und umgekehrt. Andrews kritisiert, dass moralische Fragen heute oft in sozialwissenschaftlichen und utilitaristischen Begriffen gefasst werden, was zu einer Art „blutleeren Moralisierung“ führt. Sie hebt Beispiele wie die Argumentation der US-Gerichte zu jugendlichen Straftätern und die Abhängigkeit von empirischen Studien hervor, um moralische Urteile zu fällen. Dies zeigt, dass Entscheidungen, die eigentlich auf ethischen Prinzipien beruhen sollten, oft durch wissenschaftliche Beweise gestützt werden, die nicht immer die moralische Dimension erfassen können. Andrews argumentiert, dass dies zu einem Verlust an moralischer Klarheit führt, da politische und gesellschaftliche Diskussionen auf statistischen und empirischen Grundlagen anstatt auf ethischen Überzeugungen beruhen. Schließlich plädiert Andrews für eine Rückkehr zu moralischen Autoritäten, die nicht auf wissenschaftlicher Expertise, sondern auf Integrität, Weisheit und moralischem Anstand beruhen. (Helen Andrews, First Things)

Dieser Artikel von 2014, über den ich zufällig gestolpert bin, bleibt in meinen Augen weiterhin sehr aktuell. Er ist für eine Betrachtung eines mittlerweile schon beinahe Reliktstatus genießenden Konservatismus interessant, denn hier werden nicht nur explizit moralische Argumentationen aufgemacht (erfrischend angesichts der heuchlerischen Leugnung, die gerade unsere Konservative bei dem Thema an den Tag legen), sondern auch Schlüsse gezogen, die sich einer politischen Gesäßgeografie weitgehend entziehen. Ich betone vor allem diesen Teil als pars pro toto der lesenswerten Aspekte: „Finally, there are those who rightly complain that social science has made politics dull. This is not a frivolous point. Edward Banfield, the great theoretician of urban politics, observed that when the big-city bosses were replaced by colorless reformers, the lower and working classes stopped paying attention to urban politics. The decline in entertainment value led to a decline in participation among those who needed local politics most, as one of the very few arenas where they could make their voices heard. Dullness is regressive.“ Ich glaube, dahinter steckt viel Wahrheit. Die Politik zu professionalisieren und effizient zu machen, auf empirische Grundlagen zu stellen und so weiter gefällt zwar Leuten wie mir, ist aber vielleicht für ein demokratisches Gemeinwesen gar nicht so gut.

4) Angriff auf Alleinerziehende

Der Artikel kritisiert die geplante Reform des Unterhaltsrechts durch Justizminister Marco Buschmann (FDP). Er hebt hervor, dass das aktuelle Residenzmodell („Eine(r) betreut, eine(r) bezahlt“) vor allem Alleinerziehende, meist Mütter, unterstützt, die die Hauptlast der Kindererziehung tragen. Die vorgeschlagene Änderung sieht vor, dass Väter, die zwischen 30 und 50 Prozent der Betreuung übernehmen, weniger Unterhalt zahlen müssen. Dies könnte die finanzielle Lage Alleinerziehender weiter verschlechtern, da diese den wegfallenden Unterhalt durch mehr Erwerbsarbeit ausgleichen müssten. Der Artikel kritisiert zudem, dass die Bewertung und Dokumentation der Betreuungsleistungen der Väter unklar bleibt, was zu weiteren gerichtlichen Auseinandersetzungen führen könnte. Dies würde Kinder, die bereits unter den Trennungskonflikten leiden, zusätzlich belasten. Zudem warnt der Artikel vor einer Schwächung der mütterlichen Sorgerechte, insbesondere durch die mögliche Einbindung von Großeltern in das Sorgerecht. Insgesamt wird die Novelle als frauenfeindlich beschrieben, da sie die Unabhängigkeit und Selbstbestimmung von Alleinerziehenden untergrabe und Kinder zum Spielball von Machtkämpfen zwischen Eltern mache. Abschließend wird gefordert, dass sich die Familienpolitiker der Grünen und SPD zu einer kinderfreundlichen Lösung positionieren. (Udo Knapp, taz)

So sehr ich jederzeit für eine Stärkung von Alleinerziehenden, der wohl vom System diskriminiertesten Gruppe Menschen, bin, so kopfschüttelnd lässt mich Knapps Artikel zurück. Denn natürlich ist es die gesellschaftliche Realität, dass die meisten Alleinerziehenden Frauen sind; geschenkt. Aber es quasi als Naturgesetz hinzustellen, dass das so sein muss, noch dazu mit der völlig unsubstanzierten Behauptung, die Kinder wären grundsätzlich bei der Frau besser aufgehoben, ist auch eine Sache, die Knapps ostentativem Anliegen wenig dient: Geschlechterrollen festzuschreiben ist kein probates Mittel. Die Verbesserung der Position von Alleinerziehenden und ein für alle Beteiligten faireres System schließen sich ja nicht aus. Denn die bisherige Aufteilung der Unterhaltszahlungen und Betreuungsmodelle ist grotesk veraltet. Dass Probleme existieren kann ja kein Grund sein, die bisherigen nicht zu lösen.

5) ‘Eat your greens’ politics brings its own dangers

Der Artikel beleuchtet die politischen Strategien von Rishi Sunak und Keir Starmer, wobei beide unterschiedliche Ansätze verfolgten. Sunak scheiterte, weil er versuchte, die erfolgreichen Zeiten der konservativen Ära Thatcher-Lawson nachzuahmen, ohne jedoch die schwierigen wirtschaftlichen Maßnahmen umzusetzen, die damals den Grundstein legten. Er wollte Steuersenkungen, ohne die notwendigen fiskalischen Einsparungen vorzunehmen. Dies führte letztlich zu seinem Scheitern bei den Wahlen. Keir Starmer hingegen setzt auf eine „Eat-your-greens“-Politik, bei der er die Notwendigkeit harter Entscheidungen betont. Er plant höhere Steuern und keine kurzfristigen Verbesserungen der öffentlichen Dienste, mit der Hoffnung, langfristig Wachstum und Vertrauen zu gewinnen. Der Ansatz soll die Bevölkerung darauf vorbereiten, dass es zunächst schwierige Zeiten geben wird, bevor positive Entwicklungen sichtbar werden. Der Artikel kritisiert jedoch, dass diese Strategie möglicherweise nicht ausreicht, um das Wirtschaftswachstum zu fördern. Maßnahmen wie digitale Infrastrukturresilienz und Dekarbonisierung sind notwendig, bringen aber keine direkten Wachstumsimpulse, da sie weltweit erforderlich sind. Stattdessen sollte Starmer mehr in bereits erfolgreiche britische Sektoren wie Pharmazie, Gaming und Finanzdienstleistungen investieren, um stabile Einnahmen zu generieren und die dringenden Herausforderungen zu bewältigen. Nur so kann Großbritannien langfristig prosperieren. (Stephen Bush, Financial Times)

Ich bin immer endlos fasziniert von diesen politischen Dynamiken, besonders was die Klimakrise betrifft. Denn wie Bush beschreibt gibt es einfach eine Anzahl notwendiger Policies, die keinerlei Wachstumseffekte oder Ähnliches bringen, sondern die Geld kosten. Die aber eben auch notwendig sind, um der Klimakrise zu begegnen. Nur steht da die politische Herausforderung dahinter, diese Policies zu verkaufen. Ich glaube übrigens auch nicht, dass das ein Demokratieproblem ist; auch Diktaturen haben dieses Problem. Die machen zwar keine Abstimmungen, aber jede Diktatur ist sensibel für die Stimmung in der Bevölkerung. Der Diktator, der Dinge gegen den Bevölkerungswillen macht, einfach nur weil es geboten ist, und ohne dass es ihm etwas bringt, muss noch erfunden werden.

Resterampe

a) Dieser Blick in die Finanzen des Trump-Clans ist absolut faszinierend.

b) Ich kann nur Jonas‘ Beobachtungen und Gefühle zum Kühnert-Rücktritt unterschreiben.

c) Die Wahl und die Inflation.

d) Zur von Lars Feld geforderten Lohndebatte.

e) Tolle Twitterdebatte zu der Perzeption von Trumps Chancen.

f) Die BILD (!) nimmt Thomas Gottschalk wegen seines Unfugs auseinander.

g) Der Merz-Faktor bleibt ein Problem für die CDU. Kein großes, mind you.

h) Jepp.

i) Deutschland braucht die Widerspruchslösung. Absolut.

j) Ich hab ein Gefühl dass ich weiß wie der Charaktertest ausgehen wird.

k) True.

l) Guter Punkt zu Siedlerkolonien.

m) Schöne Erklärung des SPD-Steuerkonzepts.

n) Credit where credit is due.

o) Ich erkenne ein gewisses Problem mit der Klassifikation.

p) Grenzkontrollen: Armin Laschet wird kontrolliert und spricht von »Symbolpolitik«. No shit 😀

q) BILDUNG: Söders falsches Leistungsverständnis – Schluss mit den Exen!

r) Republicans think everything is terrible. „Vibes all the way down.“ Dazu: Republicans remain convinced that they’re failing financially.

s) Wenig überraschend scheint der Rechtsruck unter Jugendlichen eine Mirage. Wie vorher der zu Grün oder Gelb halt auch. Jugendliche being Jugendliche.

t) Zustimmung beim Thema Erbschaftssteuer.

u) Leider auch wahr.


Fertiggestellt am 16.10.2024

{ 44 comments… add one }
  • derwaechter 31. Oktober 2024, 09:26
  • Tim 31. Oktober 2024, 12:51

    (2 – Europa, Datenschutz, KI)

    Eine der vielen verpassten Chancen.

    Volle Zustimmung, leider. Die EU (ich meine hier das Gesamtgebilde inkl. seiner Gliedstaaten) hat dem Markt sehr klar zu verstehen gegeben, dass die Zukunft hier nicht stattfinden soll. Und den Wähler scheint es nicht zu interessieren.

    Mich lässt das alles ratlos zurück. Offenbar wollen die Europäer Spielball der globalen Kräfte werden. Oder es ist ihnen egal. Oder sie kapieren die Zusammenhänge nicht. Jammerjammerschade, welche Chancen wir in den letzten 3o Jahren nicht genutzt haben.

  • Tim 31. Oktober 2024, 13:00

    (t – Zustimmung beim Thema Erbschaftssteuer)

    Es ist etwas anderes ob ich 1 Million auf dem Girokonto vererbe oder einen Betrieb der 1 Million wert ist.

    Siehst Du – und darum wird es hier nie eine gerechte Lösung geben. Sie scheitert nicht an den Milliardären, sondern an den vielen, vielen Erben, die mittlere 6-stellige bis niedrige 7-stellige Beträge zu erwarten haben, vielleicht in Form von Anteilen.

    Natürlich macht es einen Riesenunterschied, ob ich 1 Mio. Euro Betriebswert erbe oder eben nur das Fahrrad meiner Oma. Hier werden die sozialen Unterschiede vererbt, die nicht das geringste mit Leistungsgerechtigkeit zu tun haben.

    Ich bleibe dabei: Erbschaften wie Einkommen besteuern – das ist die einzige plausible und faire Lösung.

    • Stefan Sasse 31. Oktober 2024, 13:25

      Das sehe ich genauso.

    • Erwin Gabriel 31. Oktober 2024, 21:00

      @ Tim

      Erbschaften wie Einkommen besteuern – das ist die einzige plausible und faire Lösung.

      Der sicherste Weg, soziale Ungleichheit auszumerzen, ist, alle zum Start auf Null zu setzen; einzig zulässiger Erbe für alles wäre der Staat. Und die, die dann trotzdem Erfolg haben, werden so hoch besteuert, dass der Staat die Nicht-Erfolgreichen auf vergleichbarem Niveau durchfüttern kann.

      • Stefan Sasse 1. November 2024, 08:51

        Der zweite Satz folgt überhaupt nicht aus dem ersten.

        • Erwin Gabriel 1. November 2024, 19:30

          @ Stefan Sasse

          Der zweite Satz folgt überhaupt nicht aus dem ersten.

          Allen alles wegnehmen: alles Erbe einsacken, alle Gutverdiener und verbliebenen Besserverdienenden üppig besteuern, damit der Staat dann alle anderen versorgen kann …

          Das war von mir ironisch gemeint 😐

          • CitizenK 1. November 2024, 19:44

            Aber was sagst Du dazu, dass ein Ultra-Liberaler alle Linken überholt, ohne sie einzuholen? Kein Linker würde sich trauen, einen solchen Vorschlag auch nur in Erwägung zu ziehen.

    • Sören Schmitz 1. November 2024, 12:28

      Verständnisfrage:
      Das heisst, dass die gesamte Erbschaft im laufenden Jahr als Einkünfte auf Basis des persönlichen Steuersatzes versteuert werden müsste?

      • Tim 1. November 2024, 12:43

        Damit wäre ich persönlich einverstanden, ja. Ich hätte aber auch nichts gegen eine Anrechnung auf sagen wir 10 Steuerjahre, was wohl die einfachste Lösung wäre. Eine Lösung mit interessanten strategischen Optionen wäre eine Übertragung des fälligen Steueranteils an einen Gesellschaftsfonds.

        Nahezu jede Lösung wäre gerechter als das aktuelle Vorgehen.

    • Lemmy Caution 1. November 2024, 21:28

      Zustimmung.
      In der nächsten Generation weitergeführte Betriebe sollten nicht besteuert werden.
      Angeführt werden auch immer Dinge wie der seit Generationen in Familienbesitz befindliche Bauernhof am Starnberger See. Da solls auch Sonderregelungen für geben, wenn die nächste Generation das halten will.
      Das meiste sind voll entschuldete 800k Immobilien im Speckgürtel von Großstädten. Die sollten versteuert werden.

  • Lemmy Caution 31. Oktober 2024, 14:15

    3) Der Punkt das Technokraten der Politik Leben entziehen ist hochspannend.
    Es wurde auch letztens in einer Folge von Atemporal, ein YT-Kanal mit 1 stündigen Interviews zu kolumbianischen und venezolanischen Themen. Übrigens AUSSCHLIESSLICH weiße Interviewte, die aber sehr gut sind. Der technokratische Charakter wurde als Grund des Niedergangs der Iván Duque Regierung diskutiert. Die These scheint also eine gewisse globale Validität zu haben.
    Allerdings sind aus meiner Sicht heute viele Probleme einfach nur noch technokratisch-smart zu lösen. Weite Teile der Gesellschaft wünschen sich aber etwas anderes. Das ist vielleicht auch ein Grund für den anhaltenden Erfolg Mileis in Umfragen. Eine an sich völlig technokratische UND für viele Argentinier auch schmerzhafte Politik mit einer von Verpackung von erratischem Wahnsinn. Und zwar jede einzelne Woche.
    Ich schaue mir auch das neueste aus Venezuela im Grunde deshalb an, weil diese sachlich völlig unfähige und bösartige bis sadistische Truppe mit Cilia Flores, Maduro, den Geschwistern Rodríguez und Diosdado Cabello auch eine gewisse Faszination ausstrahlt. Maduro haben die 30% sicher auch etwas überrascht, aber es sind 30% in einem völlig zerstörtem Land.
    Hier ein super Artikel in deutscher Sprache.
    https://www.riffreporter.de/de/international/venezuela-migration-wirtschaft-gesellschaft
    Ich glaub, man kann sich da Artikel auch einzeln kaufen. Ich bin wieder mit Abo eingestiegen, nachdem ich mich zwischenzeitlich über die Hühner sehr aufgeregt hatte. Das sind vor-Ort Journalistinnen, d.h. überwiegend Frauen, mit niedrigen Einkünften, die eine ehrliche Arbeit machen. Man kann da soweit ich mich erinnere auch einzelne Artikel kaufen. Der lohnt auf jeden Fall.

  • Thorsten Haupts 31. Oktober 2024, 14:25

    Zu l)

    Ich musste erst einmal Nachsehen, was Siedlerkolonien überhaupt sein sollen. Wikipedia auf: „Hierbei war der europäische Rassismus der Neuzeit die Motivation der Siedler. “ Aha. Alleine der Rassismus also, und nicht die etwa 100 anderen Gründe, die ich bisher für Kolonisierung kannte und verstand, z.B. Rohstoffgewinnung, strategische Stützpunkte, Auswanderung unterdrückter Minderheiten etc.

    Beispiele laut Wikipedia:
    Siedlungskolonien der USA:

    Liberia, für freigelassene Sklaven
    New Mexico und Texas mit US-Amerikanern
    Hawaii mit US-Amerikanern

    Okay. Wikipedia zu und „Siedlerkolonien“ in den Mülleimer für Wokismus verschoben. Hat mit Wissenschaft schlicht nichts zu tun.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Lemmy Caution 31. Oktober 2024, 15:26

      Der Begriff macht durchaus Sinn. Ich verstehe ihn aber fließender als in dem Artikel dargestellt.
      Es ist halt echt ein struktureller Unterschied ob Du
      1.) einen Handelsstützpunkt errichtest (Reval, heute Talin)
      2.) Bodenschätze/Landwirtschaft von Einheimischen beackern läßt, die von einer kleinen Elite der Kolonialmacht dominiert werden (Bolivien, mir fällt kein europäisches Beispiel ein)
      3.) eingeführte Afrikaner beackern Bodenschätze/Landwirtschaft, die von einer kleinen Elite der Kolonialmacht dominiert werden (Kuba, mir fällt kein europäisches Beispiel ein)
      3.) sich Teile der Mutterland-Elite immer stärker mit der autochthon Bevölkerung mestizieren.
      a) Beide Gruppen verschmelzen (Schlesien, Meck-Pom)
      b) die dominierende Gruppe bleibt in sich geschlossen (Livland, heutiges Estland/Letland)
      Süd-Chile und Ostpreußen vor 1945 sehe ich als Mischung aus a) und b)
      4.) große Mengen von Arbeitsmigranten aus dem Mutterland in die Kolonie auswandern, um sich dort dauerhaft niederlassen (Siebenbürgen, d.h. weitgehend menschenleerer Raum nach Rückzug der Osmanen mit Einwanderung aus Deutschland).

      • Lemmy Caution 31. Oktober 2024, 15:37

        europäisches Beispiel zu 2) vielleicht Laurion für Athen, wobei das geographisch verdächtig nahe an Athen liegt.
        Waliser Kohleminen für England.

      • Thorsten Haupts 31. Oktober 2024, 17:13

        Lemmy, ist ja völlig okay. Aber wenn der Wiki-Artikel die dominierende Sicht der „Kolonialwissenschaftler“ darstellt (wahrscheinlich, weil sonst anders formuliert woren wäre), bleibe ich bei meinem Urteil 🙂 .

        • Lemmy Caution 31. Oktober 2024, 18:44

          Warum soll es keine Kolonialwissenschaftler geben, wenn die Vorfahren der überwiegenden Mehrheit der aktuellen Menschheit unter einem Kolonialregime gelebt haben?

    • Stefan Sasse 31. Oktober 2024, 19:19

      Jupp, der Artikel ist ziemlich kacke.

  • Thorsten Haupts 31. Oktober 2024, 14:28

    Zu i) Transplantationsorgane-Widerspruchslösung

    Dazu gab es vor gar nicht allzu langer Zeit ausführliche Debatten und eine Abstimmung ohne Fraktionszwang im Bundestag. Abgelehnt. Muss ich akzeptieren, obwohl auch ich vehement für eine Widerspruchslösung bin.

  • Thorsten Haupts 31. Oktober 2024, 14:31

    Zu o)

    Es ist immer wieder „bewundernswert“, wie man lupenreinen Judenhass neu verpacken kann. Chapeau für den hier gezeigten Versuch.

    • Tim 31. Oktober 2024, 15:50

      Nicht das erste Mal, dass Amnesty negativ auffällt. Ist aber auch einfach praktisch, vorrangig solche Staaten zu kritisieren, die einem nicht gleich den Kopf abschlagen.

  • Thorsten Haupts 31. Oktober 2024, 14:41

    Zu s)

    Wenn eine Mirage dazu führt, dass 35% der Menschen zwischen 18 und 29 in Thüringen AfD wählen, dann … ist es vielleicht keine Mirage?

  • Ralf 31. Oktober 2024, 19:07

    zu 1) “Harris Wahlkampf”

    Wenn die aktuellen Umfragen halten, wird Harris dasselbe gelingen.

    ???

    Die aktuellen Umfragen sagen alle ein Toss-Up voraus, egal ob man FiveThirtyEight, Silver Bulletin, The Hill, CNN oder wen auch immer fragt. Wenn überhaupt, dann hat Trump einen leichten Vorteil. Er führt gegenwärtig auf allen diesen Plattformen, obwohl die “Führung” statistisch wohl unbedeutend, weil zu klein, ist. Aber von einem Harris zuneigenden Umfragenfeld kann überhaupt keine Rede sein.

    Biden war meines Wissens nach übrigens gar nicht so unbeliebt in 2020. Am Wahlabend führte er in den meisten (landesweiten) Umfragen – meiner Erinnerung nach – mit 7%. Die tatsächliche Wahl war dann wesentlich knapper. Die Popularität Bidens stürzte doch erst mit der verbockten Flucht aus Afghanistan zusammen, oder?

    • Stefan Sasse 31. Oktober 2024, 19:22

      Bitte bedenken, dass ich das Ding vor zwei Wochen geschrieben habe. In der schnelllebigen Phase sah es für Harris da noch besser aus. Daher auch die Qualifikation „wenn die Umfragen halten“, was sie nicht haben.

      • Ralf 1. November 2024, 10:19

        Oh – wusste nicht, dass Du das vor zwei Wochen geschrieben hattest. Nichts für ungut.

        • Stefan Sasse 3. November 2024, 14:24

          Kein Thema! Ich schreib immer am Vermishcten unten hin, wann es fertiggestellt wurde.

      • CitizenK 1. November 2024, 14:24

        Ob es eine fundamental andere Politik geben wird oder nicht – mit weltweiten Auswirkungen – hängt also davon ab, ob die Wahl zwei Wochen früher oder später stattfindet. Ist das noch eine Karikatur von Demokratie oder schon eine Perversion? (Disclaimer: Churchill, ich weiß.)

  • Ralf 31. Oktober 2024, 19:55

    zu 2) “Mark Zuckerberg”

    Angesichts dessen, wie zurückgefallen ganz Europa bei digitalen und internetwirtschaftlichen Themen nicht nur bei der Infrastruktur ist (und ich halte das für mehr als Korrelation!), ist das ein wichtiges Thema.

    Klar ist Fortschritt in Europa ein wichtiges Thema. Aber warum sollten wir all unsere Daten ausgerechnet Mark Zuckerberg geben? Warum nicht stattdessen die Verwendung der Daten innerhalb der europäischen Union vereinfachen, damit statt Facebook europäische Unternehmen profitieren und wachsen können?

    • Stefan Sasse 1. November 2024, 08:50

      Wir müssen sie nicht Zuckerberg geben. Aber an amerikanischen Unternehmen führen nur echt beschissene Wege vorbei.

      • Ralf 1. November 2024, 21:31

        Ich würde dem entgegenhalten, dass wir europäische Unternehmen bekommen würden, wenn wir unsere extrem restriktiven Datenschutzregeln innerhalb der EU, aber nicht nach außen hin, aufweichen würden. Die Daten von 450 Millionen EU-Bürgern wären ein massiver Standortvorteil.

        Und nehmen wir z.B. mal pseudonymisierte Gesundheitsdaten für die wissenschaftliche Forschung als einen möglichen Fall. Deren Rückverfolgbarkeit zum Patienten ist unwahrscheinlich, aber nie völlig ausgeschließbar. Solche Daten will ich nicht in der Hand z.B. amerikanischer Krankenversicherungen sehen, die solches Material verwenden, um Patienten von der Versorgung abzuschneiden. Wer weiß, ob ich nicht in 10 Jahren in den USA lebe und arbeite?Die Folgen eines Datenleaks sind in unserem europäischen System für die Betroffenen viel verkraftbarer.

    • Tim 1. November 2024, 10:25

      Aber warum sollten wir all unsere Daten ausgerechnet Mark Zuckerberg geben?

      Darum geht es doch überhaupt nicht. Wenn Menschen für sich entscheiden, dass sie Mark Zuckerberg ihre Daten geben, sollten sie die Möglichkeit haben. Genau diese Möglichkeit möchten ihnen Aktivisten und Politik aber zunehmend nehmen.

      • Ralf 1. November 2024, 21:33

        Aber die Möglichkeit haben die Menschen doch. Ist niemandem verboten einen Brief an Mark Zuckerberg zu schicken, der alle persönlichen Daten enthält.

  • Thorsten Haupts 4. November 2024, 12:53

    Zu 1)

    Ich lege mich mal fest und riskiere die Blamage: Nein, das Rennen um die amerikanische Präsidentschaft ist nicht „close“, egal, was Umfragen sagen. Die Demokraten werden hoch gewinnen.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 4. November 2024, 14:48

      Die Umfragen sind close. Aber ich hoffe so sehr, dass du Recht hast.

      • CitizenK 4. November 2024, 15:11

        Ich auch.

  • CitizenK 4. November 2024, 13:54

    Public Vote oder wirklich ?

    • Thorsten Haupts 4. November 2024, 14:30

      Wirklich. Electoral College.

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