Bob Blume – Warum noch lernen?
In den 1960er Jahren war vielfach die Rede von der „Bildungskatastrophe“. Gemeint war ein Stillstand im Bildungssystem: verhärtete, sozial ungerechte Strukturen; veraltete Didaktik; veraltete Strukturen. 60 Jahre später kann man dem Bildungssystem dieselben Vorwürfe wieder machen. Und es gibt wohl niemanden, der völlig glücklich mit dem aktuellen Stand des Systems ist. Bob Blume, selbst Lehrer und Deutschlands wohl bekanntester Bildungsinfluencer, hat diese Situation in seinem Buch „10 Dinge, die ich an der Schule hasse“ (hier rezensiert) bereits in der gebührenden Schärfe kritisiert. Mit seinem aktuellen Buch wird er grundsätzlicher: warum lernen wir überhaupt? Und ist die Schule ein Ort, an dem gelernt wird? Für Bob Blume ist die Antwort ein klares Nein. Der erste Satz seines Buches ist: „An deutschen Schulen wird nicht gelernt.“ Warum das so ist und wie es geändert werden könnte sind Gegenstand seines Werks.
Diese grundsätzliche Frage ist gar nicht so abwegig, wie sie dem oder der einen oder anderen vielleicht auf den ersten Blick erscheinen mag. Denn an Schulen wird zwar viel Stoff durchgenommen, werden Prüfungen geschrieben und wird instruiert. Aber das ist nicht dasselbe wie lernen. Die meisten haben Erinnerung an diese Art der schulischen Instruktion. Vom Bienentanz in Biologie zu den Phasen der Französischen Revolution, von der Kurvendiskussion zu den literarischen Epochen wird eine Menge „gelernt“, das danach genauso schnell vergessen ist. Oder eben nie „gelernt“ wurde, nicht einmal für die Klausur. Dass das Lernen zudem weitgehend zuhause stattfindet und damit massiv von der Unterstützung der Eltern abhängt; dass die KI für neue Herausforderungen sorgt; dass die Bildungspläne zu voll sind – all das sind Faktoren, die noch oben darauf kommen.
So beginnt Blume in Teil 1 „Fragen an das System Schule“, erst einmal grundsätzliche Fragen zu stellen – und damit in Frage zu stellen. Dieser Schritt sei notwendig, weil ein System von allen Beteiligten gerne als selbstverständlich genommen werde. Ob Eltern oder Schulbürokratie, was man kennt, wolle man nicht verändern; oft komme man gar nicht auf die Idee, dass es anders gehen könnte. Besonders auf Seiten der Schulbürokratie erklärt Blume das mit der Tautologie, dass diese organisiere, was organisierbar ist. Damit fielen aber alle Dinge, die nicht bürokratisch organisierbar sind – wie etwa echtes Lernen – gerne unter den Tisch.
Seine Fragen verdeutlichen dies. Warum haben wir noch Schulen? (Weil sie die beste Möglichkeit sind, soziale Unterschiede auszugleichen, trotz aller Schwächen, und nur sie den Standard der Bildung garantieren können.) Sind Prüfungen noch sinnvoll? (Sicher nicht in der derzeit praktizierten Form.) Wozu gibt es eigentlich Stunden? (Ein 150 Jahre altes Konzept, das längst überholt gehört, weil die 45-/90-Minutenstruktur nicht für alle Fächer taugt.) Ist die Aufteilung in Fächer noch zeitgemäß? (Nein, weil viele Kompetenzen fächerübergreifend wichtig sind. Gleichzeitig ist es kaum anders organisierbar.) Weshalb sind Klassen wichtig – oder auch nicht? (Weil wir Schule organisieren müssen; sie sind aber eine künstliche Einteilung.) Sind Lehrpersonen verzichtbar? (Als reine Instrukteure: ja. Als Lernbegleitende: nein.) Was hat es mit der Schulbürokratie auf sich? (Sie organisiert, was organisiert werden kann, und leidet unter mangelnden Feedbackkanälen.) Müssen Lehrpläne sein? (Sie sind zu voll und kleinteilig und fördern damit eine Simulation von Lernen ohne Tiefgang.)
In Teil 2, „Probleme sind so lange schwer bis sie leicht werden„, beginnt Blume mit der Frage, wie schulische Bildung oft funktioniert. Er bemängelt den vorgegebenen Rahmen und setzt dem das Ideal von Selbstwirksamkeit und Autonomie gegenüber: da die Schüler*innen keinen Einfluss auf Lernziele hätten und oft nicht verstünden, warum sie etwas überhaupt tun, finde kein echtes Lernen statt. Das konterkariere auch den Erziehungsauftrag der Schule, die vor allem in ihrer institutionellen Logik verharre. Er werde darüber radikal, in dem Sinne, dass er schon an der Wurzel die Frage nach dem „Warum?“ stelle.
Dazu gehört für ihn auch die Frage nach dem Zugang zu Bildung. Die Bedeutung sozialer Schranken, des Habitus und des Elternhauses hebt er deutlich hervor. Insgesamt aber habe das Thema viele Dimensionen, von denen eine natürlich auf Prüfungen und Abschlüsse seien – aber eben nur eine. Sie Sinnfrage zu stellen sei dafür wichtig, denn Schüler*innen lernten am besten, wenn sie daraus für sich einen Sinn ziehen könnten. Dazu gehörten auch Emotionen – und persönliche Relevanz.
Daraus resultieren für Blume „Herausforderungen für ein Lernen im 21. Jahrhundert“. In aller Munde sind gerade die Schlagworte von Künstlicher Intelligenz und Digitalisierung. Diese, so kritisiert Blume, würden oft nur für die Schule als nützlich gesehen, wenn sie einen „Mehrwert“ brächten, dabei sei es viel wichtiger, die Schüler*innen auf die Arbeitswelt der Zukunft vorzubereiten – und damit auf die sinvolle Nutzung dieser Tools. Daraus resultiere aber nicht, dass die Schule Imperativen unterworfen wird, irgendwie die Skills der Zukunft zu lehren. Das könne sie aber gar nicht, vielmehr müsse es darum gehen, generell zukunftsfähig zu sein, indem auf ein „grundlegendes Lernen“ vorbereitet werde.
In Teil 3, „Lernen ist nicht gleich Lernen„, beginnt mit der empirischen Feststellung, dass die Schüler*innen den Großteil des Unterrichts als langweilig und sinnlos empfinden. Dass eine solche Grundhaltung kein Lernen fördern kann, ist offensichtlich. Blume macht aber klar, dass er nicht dafür ist, einfach sämtliche Bildungspläne abzuschaffen und die Schüler*innen ihre Lerngegenstände selbst wählen zu lassen. Viel mehr müsse das „Warum“ stärker ins Zentrum gerückt werden. Diese Erkenntnis sei bereits seit den 1970er Jahren bekannt, habe aber immer noch nicht Eingang in die Praxis gefunden.
Das spiegele sich in der häufigen Kritik, dass das eigene Tun in der Schule als bedeutungslos empfunden wurde. Bedeutung entstehe aber nur durch intrinsische Motivation. Damit kommt Blume wieder auf die Frage des „Warum“ zurück. Es gehe nicht um bildungspolitische Anarchie, sondern darum, den Schüler*innen immer deutlich zu machen, warum sie eigentlich lernten – und wenn diese Frage nicht zu beantworten ist, entsprechende Schlüsse zu ziehen. Dazu gehört natürlich auch, Leistungsüberprüfungsmethoden zu überarbeiten, die nicht mehr angemessen sind. Hier muss viel mehr Raum für Alternativen geschaffen werden, die auch bestehende Prüfungen ersetzen, weil die im Anreizsystem der Schule sonst nicht gewürdigt werden könnten. Der Seminarkurs in Baden-Württemberg, der Schüler*innen eine propädeutische Grundbildung ermöglicht, wird hier lobend erwähnt.
In diesem Zusammenhang beklagt Blume auch das Fehlen von nützlicher Unterrichtsbeobachtung, die viel zu wenig auf die sogenannten Tiefenstrukturen achte. Stattdessen würden an vielen Seminaren immer noch die 10 Regeln für guten Unterricht von Meyer gelehrt, obwohl diese teilweise jeder empirischen Basis entbehrten. Die geringe Kenntnis des aktuellen Stands der Wissenschaft scheint mir ein sekundäres Leitmotiv von vielen von Blumes Werken zu sein; er hat sie auch an anderer Stelle schon beklagt.
Stattdessen skizziert er eine andere Art des Unterrichtens. Sie verabschiedet sich von der ohnehin nur als Ideal existierenden Idee einer homogenen Klasse und stellt stattdessen das Lernen ins Zentrum. Die Lehrperson stirbt dabei nicht aus, sie ist aber zuerst als advance organizer präsent, klärt den Rahmen und vor allem die wichtige Frage nach dem „warum“. Und diese Frage wird auch durch Veränderungen rekontexutalisiert: so stellt die Digitalisierung ebenso vor neue Herausforderungen wie gesellschaftlicher Wandel; so etwa hat ein geändertes Rassismusverständnis Stoff wie „Tauben im Gras“ (ich habe darüber geschrieben) in Frage gestellt. Diese Veränderungen erfordern natürlich eine ebenso veränderte Schule. Blume beschreibt einige geradezu utopische Forderungen dazu – die Wort für Wort aus dem Bildungsbericht von 1965 übernommen sind. Wir wissen schon ewig und drei Tage, was geändert werden müsste, aber es passiert nicht.
Kapitel 4, „Erfülltes Lernen für eine dynamische Welt„, betont die Bedeutung eines „growth mindsets“ für das Lernen. Die Haltung, dass man etwas NOCH nicht kann, sei entscheidend für das Vorankommen und müsse von Lehrkräften auch gefördert werden. Blume sieht sich für die Lernentwicklung nun zuerst das Lernen zuhause an, wo die zehn Prinzipien „Progressive Herausforderung“, „Geduld und Unterstützung“, „Betonung der Anstrengung“, „Sinnvolles Lob“, „Kritik am Einsatz, nicht an den Fähigkeiten“, „Konstruktives Feedback“, „Vertrauen ausdrücken“, „Fokus auf den Prozess“, „Die Reise betonen“ und „Die Sprache des Growth Mindsets verwenden“ den Ton angeben. Die Leitmotive, dem Lernen einen Sinn zu geben, Muster zu entwickeln und schließlich Umwälzungen zu ermöglichen bleiben auch hier zentral.
Auch die Hirnforschung leistet wichtige Beiträge, die Lernen strukturierter und gewinnbringender machen können. Blume skizziert 12 Prinzipien der Neurodidaktik, die ihre Anwendung in der Schule finden sollten: „Lernen bezieht Physiologie mit ein“, „Das Gehirn ist sozial“, „Die Suche nach Bedeutung ist angeboren“, „Die Suche nach Bedeutung erfolgt durch Musterbildung“, „Emotionen sind entscheidend für die Musterbildung“, „Das Gehirn verarbeitet Teile und Ganzes gleichzeitig“, „Lernen umfasst fokussierte Aufmerksamkeit und periphere Wahrnehmung“, „Lernen ist bewusst und unbewusst“, „Es gibt mindestens zwei Ansätze zum Erinnern“, „Lernen ist entwicklungsabhängig“, „Komplexes Lernen wird durch Herausforderungen gefördert und durch Bedrohungen gehemmt“, „Jedes Gehirn ist einzigartig organisiert“.
Gelernt wird natürlich nicht nur am Schultisch. Auch das Bildungssystem selbst kann lernen. Blume sieht hierfür weniger Zielfestschreibungen als relevant an, sondern eine Veränderung der Schulkultur. Die Beteiligten müssen umsetzen, was das Papier verlangt, sonst bleibt selbiges nur bedruckt. Um die Schule zu verändern, schlägt er unter dieser Prämisse zehn Schritte vor, die sich auch als Progression lesen lassen: Ideen zu entwickeln, sie dann (ergebnisoffen!) zu erproben, eine Mission erstellen, ein Team mandatieren, Wege bestimmen, Rückkopplung ermöglichen, Praxis erproben und ausweiten, organisches Wachstum ermöglichen, Schritte transparent machen, Vision, Wege und Praxis konsolidieren. Dass dieser eigentlich eingängige Weg in der schulischen Praxis praktisch nie beschritten wird, ist sicher eines der zentralen Probleme des Bildungssystems.
Kapitel 5, „Die Schule brennt – und was man tun kann, damit sich was ändert„, skizziert Blume einige praktische Umsetzungstipps. Für mich sind diese das eigentlich schlagende Herz des Buches, für das die vorangegangenen Kapitel vor allem die notwendige Grundlage schufen. Unter dem Akronym L.E.A.R.N. (Liebe, Engagement, Aktivität, Relevanz und Nachhaltigkeit) propagiert er eine Art Zusammenfassung seiner Grundthesen als Leitkultur (eigentlich fehlt dem Buch ein beiliegendes Poster damit). Doch ausreichen kann das nicht. Die Unterinvestition ins Bildungssystem, vor allem die frühkindliche Bildung, und die damit einhergehende massive Benachteiligung ärmerer Kinder ist eine so große Baustelle, dass sie, obgleich sie thematisch nicht wirklich zum Buch passt, hier ihren Platz finden muss.
Dass Lehrkräfte besser ausgebildet und anders eingesetzt werden müssten, ist ebenfalls eine Binse, die aber die stete Wiederholung lohnt. Nur ein Drittel der Arbeitszeit von Lehrkräften besteht aus Unterricht – das ist eigentlich absurd und sollte ein viel größerer Skandal sein, als es ist. Alles steht und fällt dabei mit den Schulleitungen, deren Auswahlkriterium aber oft die Qualität der Verwaltungsarbeit ist, nicht die Schulentwicklung, auf die sich das eigentlich konzentrieren sollte. Ein weiterer wichtiger Punkt für Blume ist die Schüler*innenorientierung; die Schule ist schließlich für sie da, was beileibe nicht heißt, dass eine Kuschelpädagogik betrieben werden solle. Auch das Zentralabitur greift Blume direkt an.
Zum Abschluss formuliert er zehn Utopien, um nicht steckenzubleiben: einen Bildungsgipfel, um endlich den Reformstillstand aufzubrechen; das Ermöglichen von Chancengleichheit; Freiraum für schüler*innenorientierte Projekte; eine fundamentale Entschlackung des Bildungsplans; eine spätere Differenzierung, vorzugsweise erst ab Klasse 9; Abschaffung von Noten zugunsten von Kriterien und Rückmeldungen; Fokussierung auf den Prozess, nicht auf das Produkt; eine Änderung der Zertifikate (also der Zeugnisse); eine Verschiebung der Attestierung von Studienreife auf die Hochschulen, wo das parallel ohnehin immer mehr stattfindet; eine zeitgemäße Qualifizierung der Lehrkräfte. Den Abschluss machen Plädoyers für mehr Pausen und Gespräche mit den Schüler*innen und ein persönliches Nachwort, in dem Blume erklärt, warum er sich eigentlich für Veränderungen einsetzt.
—
Wie immer, wenn man sich mit Werken wie dem vorliegenden beschäftigt, hat man den Eindruck, dass die Kritiken und Benennung von Schuldigen an der Misere des Status Quo natürlich noch viel ausführlicher sein könnten und müssten. Ich denke, es ist weise Selbstbescheidung, dass Blume diesen Part kurz hält. Schließlich bringt das Meckern viel weniger als das Entwerfen von Alternativen und Aufzeigen des Wegs nach vorne; zudem ist ein großer Teil davon bereits in seinem Vorgängerbuch, „10 Dinge, die ich an der Schule hasse“ (hier rezensiert), erledigt worden.
Als kleines Detail feiere ich das Lob der GFS, das Blume hier entwirft, sehr. Angesichts dessen, dass dieses in meinen Augen sehr vielfältige und vielschichtige Format (das leider in der Praxis an Schulen oft viel zu eng gelebt wird, im Interesse einer schimärenhaften Vergleichbarkeit) gerade in der Kritik steht und die Abschaffung diskutiert wird, ist das mehr als angebracht. Dasselbe gilt für den Seminarkurs, der ebenfalls eine klare Vorreiterrolle darin hat, wie Schule künftig aussehen könnte.
Ich stimme Blume auch in seiner Einschätzung zu, dass Theorie und Wissenschaft zu wenig Platz in der täglichen Unterrichtspraxis haben. Nach Referendariat und Studium kommen Lehrkräfte kaum mehr damit in Kontakt, und das, was sie darin lernen, ist oftmals nicht sonderlich praxistauglich oder auch nur richtig. Eine These, die ich gerne etwas mehr als nur in einem Seitenhieb erklärt gehabt hätte, ist die „falsch verstandene Kumpelhaftigkeit“, die es als Lehrkraft zu vermeiden gelte; die Grenzen sind hier ja sehr subjektiv und fließend.
Zuletzt bleiben die Strukturen des Unterrichts, die in Kapitel 4 thematisiert werden, natürlich ein Dauerproblem. So ist hinreichend bekannt, dass mehr Bewegung die Lernprozesse deutlich fördern würde; allein, wie soll das in den zur Verfügung stehenden beengten Räumlichkeiten funktionieren? Dasselbe gilt für alternative Sitzarrangements, Verteilung in Lernbereiche und vieles mehr. Die Infrastrukturen geben so vieles vor, dass Reformen kaum möglich erscheinen.
Ein Meta-Punkt, den ich als Beobachter interessant finde, ist die Radikalisierung Blumes. Er spricht ja selbst davon, und reklamiert den Begriff als ein „zur Wurzel des Problems“. Ich bin ja schon eine ganze Weile ein Follower Blumes, und wenn ich bedenke, wie seine Konzentration früher auf der Vorbereitung von Abiturformaten und dem besseren Schreiben von Aufsätzen etc. lag, was er auch explizit als Schüler*innenorientierung gegen die Kritiker*innen des (damals) radikaleren Spektrums verteidigte (worin ich mit ihm bis heute völlig übereinstimme!), dann ist der Wandel hier deutlich spürbar. Das ist umso faszinierender, als dass in der Bildungsreform-Bubble (wenn man von einer solchen sprechen möchte) Blume ja eher als moderat gilt; für die eigentlich Radikalen ist er ein Häretiker, der das System stabilisiert, indem er nur „genehme“ Kritik äußert. Das zeigt für mich auch, dass eine seiner Kernthesen – „die Schule brennt“ – immer mehr Richtigkeit erlangt, je mehr Fundamentalkritik aus dem Personal kommt. Vermutlich zeigt sich hier bereits ein Paradigmenwechsel an. Ich selbst bin ja noch moderater als Blume, und ich nehme bei mir selbst auch eine Radikalisierung und zunehmende Frustration mit dem Status Quo wahr – aber das alles nur als persönliche Seitenbemerkung.
Wenig überraschend kann ich das Buch, genauso wie seinen Vorgänger, uneingeschränkt empfehlen. Wer auf dem aktuellen Stand der Debatte sein und mitreden möchte, wer gut aufbereitete und verständliche, aber trotzdem substanzielle Informationen sucht, der kann es kaum besser erwischen als dieses Buch. Und angesichts seiner Spiegel-Bestsellerlistenplatzierung stehe ich in der Ansicht wohl auch nicht allein.
Rassistische Kommentare in 3, 2, ,1 …
Wieso rassistische Kommentare…?
Spontan nur mal zwei Punkte (zur Rezension, das Buch kenne ich noch nicht)
Die Gesellschaft als Mitspieler kommt nicht vor. KM Schopper in BW wollte massiv Ressourcen in die Grundbildung geben, wurde aber von der „sich aufbauenden Welle“ der G9-Forderungen (Unterschriftssammlung) ausgebremst. Und was ist mit den Forderungen der Arbeitgeber?
Die GFS wird gelobt. Sicher kennt er (und kennst Du) die Übersetzung in „Ganze Familie Schafft“ – kollidiert also mit der Forderung, die sozialen Herkunfts-Unterschiede abzubauen. Ist das nicht ein Grundproblem der Ansätze des selbstgesteuerten Lernens?
Auch im Rahmen des real existierenden Organisations- und Rechtssystems ist doch offenbar einiges möglich. Nicht in einem hippen Großstadtquartier, sondern in einem kleinen Dorf. Die Leistungen (auch nach den etablierten Kriterien), sind offenbar besser als der Durchschnitt:
„Kein Frontalunterricht, kein Stundenplan, keine Klassenzimmer – in der Alemannenschule läuft alles anders. Hier organisieren sich die Schülerinnen und Schüler selbst. Sieht so die Schule der Zukunft aus?“
https://www.tagesschau.de/inland/gesellschaft/bildung-schule-100.html
Ja, nur da ist das Problem immer die Skalierbarkeit. Modellschulen ziehen Klientel und Leute an, die so was machen wollen.
Ja. Wir thematisieren das bald im Podcast, stay tuned!
Mein aktuelles Ich funktioniert völlig anders als mein Ich als Jugendlicher.
Aber ich lerne eigentlich bis heute. Mein Gehirn war damals weniger aufnahmebereit, aber nicht mein Wille.
Was bei mir funktioniert ist: Mir selbst Aufgaben stellen und dann praktisch umsetzen.
In der IT: Eigene Hobby-Projekte und die Lernplattform Hyperskill, wo man auch Code schreibt. Bisherige Projekte mit anderen sind immer gescheitert, ich versuche das aber jetzt nochmal. Das hands-on ist oft frustrierend, weil man oft über einen längeren Zeitraum keine Lösung findet oder man stellt fest, dass die gewählte Lösung ein ziemlicher Blödsinn war.
Und geleitete Hands-on Kurse auf Udemy und Pluralsight.
Tools-Nutzung? Gibt da für unsere Entwickler IDEs wie InteliJ einen Trick: Eine Stunde Maus ausstecken, Pad deaktivieren und 1 Stunde nur mit Tastatur-Shortcuts arbeiten.
Für Französisch und Portugiesisch: Gleiche wie in IT. Das wichtigste ist wirklich machen. Youtube videos schauen, lesen, auch kurze Aufsätze schreiben und vergleichen was bei google translate rauskommt.
Online Kurse bei babble via zoom. Da dann relativ viel Quatschen, etwas komplexere Texte in Chat schreiben und Lehrer um feedback bitten. Dabei natürlich Rücksicht auf andere im Kurs nehmen, dass man das nicht vereinnahmt.
Keine Scheu vor komplexen Aufgaben. In Französisch habe ich mir bei yt Kanal „french mornings with elisa“ einen Aussprachekurs gekauft und arbeite den seitdem mehrmals durch. Die babble-Lehrer rekrutieren mich gerne fürs Vorlesen. Seltsam.
Übungen sind wichtig. Buchreihe Progressive Grammaire und Progressive Vocabulaire extrem hilfreich. Weil da Übungen drin sind und es einen Lösungsschlüssel gibt. Das Leider erst vor 2 Monaten entdeckt.
TV5 Monde -> https://apprendre.tv5monde.com/fr/exercices/b1-intermediaire/franklin-roosevelt-le-new-deal . Videos mit Transcripts mit Verständnisfragen, deren GUI allerdings leider ein bisschen nervig ist.
Es gibt Tonnen von sehr gutem Material.
Irgendwann suche ich mir dann einen Tandempartner oder ich bezahle Geld für einen Einzellehrer.
Und auch viel einfach anschauen. Für Französisch gibts da ja aberwitzig viel Zeug, das mich auch inhaltlich interessiert. Aktuell schaue ich mir etwa Stück für Stück eine 6-stündige (oder so) Doku über den Algerien-Krieg auf Arte https://www.youtube.com/watch?v=Ev8eeSuU0Gk
Leider haben die Nasenbären vom Kulturhaus Kanal in Amazon Prime für ihre super-Sammlung älterer Französischer Filme zwar Französischen Ton, aber nur Deutsche Untertitel. Muss ich mir DVDs kaufen, die beides haben und Kulturhaus Kanal zahle ich kein Abo.
Gibt auch für Geld super Kurse von youtuberinnen mit realistischen Dialogen.
https://www.youtube.com/@elisabeth_hellofrench . Die Dialoge im Kaufkurs sind aber schwieriger als ihr gesamter yt-content, der aber auch oft gut ist. Die hat z.B. eine Art Politik-Podcast auf ca B1-Level.
Überfordert mich alles, aber ich habe ja da Transkript lesen und mehrfach schauen.
Als Jugendlicher wäre das mir zu anstrengend gewesen, ausser natürlich ich hätte für eine Klausur mit Benotung auswendig gelernt. Es ist z.T. sehr fokussiert und wirklich anstrengend. Ich kann auch bald nicht mehr so viel Zeit wie in den letzten 12 Monaten investieren, weil ich wieder mehr IT machen will. Außerdem will ich wieder mehr Sport machen (Gym + Radfahren).
Daneben natürlich auch im Kopfhörer bei Haus-, Gartenarbeit oder Bürokram, wo ich dann nicht alles verstehe.
Ich konnte nur deshalb so schnell zu für mich wirklich interessanten Content kommen, weil mein Passiv-Wortschatz und strukturelles Grammatikverständnis wg Spanisch so hoch war. YT-Kanäle easyfrench, easyspanish, etc. gehen aber auf jedem Level.
Diese Art des Lernens ist nicht leicht mit Noten zu erfassen, denke ich.