Einer der faszinierenden (und ehrlich gesagt auch milde erschreckenden) Bestandteile des Älterwerdens ist die Feststellung, dass der eigene Referenzrahmen von einer jüngeren Generation nicht mehr geteilt wird und diese bei zunehmend mehr Aspekten nicht mehr weiß, wovon man eigentlich spricht. Meine Elterngeneration (spätestens) dürfte ein Leben ohne Elektrizität und fließend Wasser nicht nachvollzogen haben können, während ich selbst mir nicht vorstellen konnte, dass es einmal Familien ohne Farbfernseher gab. Ich habe mich deswegen entschlossen, diese unregelmäßige Artikelserie zu beginnen und über Dinge zu schreiben, die sich in den letzten etwa zehn Jahren radikal geändert haben. Das ist notwendig subjektiv und wird sicher ein bisschen den Tonfall „Opa erzählt vom Krieg“ annehmen, aber ich hoffe, dass es trotzdem interessant ist. Als Referenz: ich bin Jahrgang 1984, und meine prägenden Jahre sind die 1990er und frühen 2000er. Was das bedeutet, werden wir in dieser Serie erkunden. In dieser Folge geht es um die Corona-Pandemie 2020-2023, die einem kollektiven Verdrängungsprozess zum Opfer zu fallen scheint. In dieser Folge betrachten wir Zeit ab dem Herbst 2020. Folge 1 hier.
Als dann die Fallzahlen im September wieder wie prognostiziert anstiegen, fanden wieder Schließungen statt. Dieses Mal aber waren sie weit weniger strikt als im Frühjahr, was natürlich niemanden davon abhielt davon zu reden, dass man „wieder in den Lockdown“ gehe. Die Schulen schlossen wieder, öffneten dann, schlossen wieder, ohne System, ohne Rhythmus. Die Entscheidungen wurden von den Landkreisen einzeln getroffen, Kriterien im Tagestakt aufgestellt und wieder verworfen, während die Politik den Entwicklungen einerseits und dem sich wandelnden wissenschaftlichen Forschungsstand andererseits hinterherrannte. Das Ergebnis war ein überall greifbarer Vertrauensverlust und eine Erschöpfung mit den Maßnahmen. Noch überwog ersteres; die Querdenker dominierten noch nicht.
Die Debatte war aber mittlerweile von einem Modus des Berichtens über und Unterstützens von Maßnahmen zu einem „Für oder Wider“ gewandelt. Abgesehen von Wissenschaftler*innen wie Drosten, die ein zunehmend hoffnungsloses Rückzugsgefecht für wissenschaftliche Betrachtungen führten, setzte ein allgemeines Cherry-Picking ein. Andere Länder mussten für den Beleg der eigenen Position herhalten, ohne dass die dortigen Umstände sonderlich bekannt wären. Man denke nur an die Dauerdebatte zu Schweden, das zu einer Chiffre der Querdenker wurde (und von dem wir bis heute nicht wirklich wissen, ob der Ansatz besser oder schlechter war oder woraus er eigentlich bestand, siehe etwa hier und hier).
Inzwischen waren auch FFP2-Masken weithin verfügbar. Es war grundsätzlich bekannt, wie sich die Infektion verbreitete und welche Maßnahmen dagegen halfen. Dass Masken nicht überragend vor einer Ansteckung schützten, aber das Risiko wesentlich senkten, eine Infektion weiterzugeben, war das erste allgemeine Versagen der gesellschaftlichen Wissenstransfusion. Es ging nicht in die Köpfe der Leute. Masken nicht zu tragen wurde als persönliche Entscheidung betrachtet, wie das Anlegen eines Sicherheitsgurts, und nicht als eine Verantwortung gegenüber den Mitmenschen. Dieser Trend, die Pandemie zu individualisieren und dem blanken Egoismus Vorschub zu leisten, sollte zu einem bestimmenden Merkmal der Pandemie werden.
Auch das Lüften war ein wunder Punkt. An und für sich wurde schnell klar, dass Lüftungssysteme den besten Schutz boten. Nur besaß kaum ein öffentliches Gebäude diese, und auch in vielen Firmen waren sie nicht verbreitet. Besonders auffällig war dies einmal mehr in den Schulen: nirgendwo sonst sitzen so viele Menschen auf so engem Raum in so schlecht belüfteten Räumen. Die Reaktion der Landesregierungen war, zu ständigem Lüften zu ermahnen: alle 10 Minuten sollte gelüftet werden. Im Winter bei stundenlangem Sitzen eine groteske Zumutung. Wenig überraschend wurden solche an und für sich sinnvollen Maßnahmen wenn nur widerstrebend umgesetzt.
In dieser Zeit begann auch der Trend, sich ärztliche Atteste geben zu lassen, keine Maske tragen zu müssen. Viel zu viele Ärzt*innen gaben diese Bescheinigungen freigiebig heraus, manche sogar aus ideologischen Motiven. Zahlreiche Menschen nutzten das medizinische Argument als transparente Ausrede für ihren verantwortungslosen Egoismus und untergruben damit weiter das Vertrauen in die Wirksamkeit der Maßnahmen, die stattdessen immer mehr zu einem identitätspolitischen Marker wurden: das ostentative Nicht-Tragen oder Falsch-Tragen der Maske wurde en vogue.
Unterstützt wurde das durch das zweite große Wissenstransfusionsversagen: Masken unter der Nase zu tragen war ein verbreiteter Anblick und machte die Übung völlig sinnlos. Dieses falsche Tragen war weit verbreitet und nicht totzukriegen. Die Gesellschaft versagte auch völlig darin, einen Konsens darin zu finden, dass dieses Falschtragen verwerflich war, weil das grundsätzliche Missverständnis nicht zu beseitigen war, dass es sich dabei um eine rein persönliche Entscheidung handle.
Inzwischen war auch ein zuverlässiger Corona-Test in Massenproduktion gegangen. Waren im Sommer die Tests noch aufwändig und teuer und auf wenige Testzentren beschränkt, wurden die Tests nun weithin verfügbar. Durch eine massive Überbezahlung wurde es zu einem einträglichen Geschäftsmodell, Tests anzubieten, und überall schossen die Teststationen aus dem Boden. Die Verbreitung von Tests in Supermärkten würde dem 2021 ein langsames Ende bereiten, aber Jens Spahn schaufelte zig Millionen an Subventionen für diese improvisierten Teststationen in den Wirtschaftskreislauf (und verdiente nebenbei an Masken, wie auch andere CDU-Abgeordnete, was dem Vertrauen nicht eben weiterhalf).
Der Herbst 2020 war aber auch aus anderen Gründen frustrierend. Um einen „Lockdown“ wie im Frühjahr zu vermeiden und den Bedenken wegen des Föderalismus und exekutiver Machtüberschreitung entgegenzukommen, wurde so viel Entscheidungsmacht wie möglich so weit nach unten wie möglich verlagert. Grenzwerte wurden festgelegt und permanent angepasst, vor allem auf Basis politischer, nicht virologischer Überlegungen. Schulen wurden im einen Landkreis geschlossen und im anderen nicht. Im einen Landkreis gab es eine Testapp, die aber nur in diesem Landkreis akzeptiert wurde (dafür aber einen zweistelligen Millionenbetrag kostete). Zunehmend machte sich Müdigkeit über die Maßnahmen breit, wurden die Konflikte schärfer. Wer die Maßnahmen als rein private, eigenverantwortliche Handlungen begriff, glitt immer mehr ins Lager der Maßnahmengegner*innen ab; die Radikalversion davon waren die Corona-Leugner*innen, die immer mehr Zulauf erhielten und die Gefahr der Pandemie komplett abstritten. Die Einigkeit der Bevölkerung aus dem Frühjahr 2020, als der Lockdown und die Maßnahmen von allen getragen wurden, evaporierte.
Doch es gab auch gute Nachrichten. Im Frühjahr 2021 wurde bekannt, dass ein Impfstoff entwickelt worden war. Dieses Wunder ist bis heute nicht hinreichend anerkannt. Die drastisch beschleunigten Zulassungsprozesse und die Unterstützung der Forschungslabore stellen ein Musterbeispiel der Zusammenarbeit von Staat und freier Wirtschaft dar. Die Impfstoffe gingen zuerst an medizinisches Personal und ältere Menschen in Risikogruppen, wurden aber schnell auf Gruppen ausgeweitet, die ebenfalls ein hohes Risiko trugen – dazu gehörten auch Lehrkräfte, weswegen ich schnell eine grundsätzliche Berechtigung hatte. Das Erhalten eines Impftermins stellte eine größere Operation dar: man musste eine Hotline anrufen, die permanent besetzt war, und erhielt dann (mit Glück und Berechtigungsnachweis) einen Impftermin in einem der neuen Impfzentren.
In unserem Fall wurde das in der örtlichen Sporthalle aufgebaut. Der Aufbau dieser Impfzentren war ein weiteres Beispiel überraschender staatlicher Leistungsfähigkeit (die während der Pandemie so oft Seite an Seite mit Komplettversagen lag). Es gab ein Leitsystem, gut geschultes Personal, einen klaren und eng getakteten, funktionierenden Zeitplan, Informationen und Einverständniserklärungen – der ganze Prozess ist ein herausragendes Beispiel dafür, wie staatliches Handeln in einer Krise funktionieren muss. Perfekt war er natürlich nicht, aber den Umständen entsprechend – und auch im internationalen Vergleich – war es doch erstaunlich.
Frühjahr und Sommer 2021 folgten abgesehen von dem Roll-Out der Impfungen, die – wesentlich schneller als alle Prognosen es vorhergesehen hatten – demselben Schema wie der 2020. Die Inzidenzen nahmen ab, die Pandemie rückte in den Hintergrund. Die bekannten Dynamiken waren nun vertraut, was das allgemeine Gefühl der Erschöpfung weiter verstärkte. Die Konflikte um das richtige Tragen von Masken und das Ausmaß gegenseitiger Rücksichtsnahme nahmen an Schärfe zu und fanden endgültig ihren Weg in die Politik, wo sie zwar weitgehend entlang parteipolitischer Grenzen verliefen (die FDP versuchte sich teilweise als Anti-Corona-Partei zu profilieren, verlor aber vorhersagbar gegen die Populisten-Partei AfD scheitern musste, während die Grünen die Maßnahmen am stärksten unterstützten, obwohl sie nicht einmal an der Regierung waren), aber letztlich keinen Niederschlag in Parteiprogrammen fanden. Der je nach persönlicher Wertung pragmatische oder chaotische Ansatz der Regierung zu den Maßnahmen verhinderte im Guten wie im Schlechten jede Konsistenz.
Die Frage, wie lange die Pandemie dauern würde, wurde immer drängender. Die allgemeine Erschöpfung bedeutete, dass sie gefühlt zu Ende sein musste; die Impfungen schienen zudem zu bedeuten, dass das Ende in Sicht war. Die Warnungen etwa Christian Drostens, dass dies ein gefährlicher Irrtum war, drangen erstmals nicht durch. Auch in den Medien wurde das kaum mehr rezipiert; der kurze Frühling der Expert*innen machte wieder den gefühlten Wirklichkeiten Platz. Es würde einen weiteren Infektionsherbst geben – während gleichzeitig Politik, Medien und Öffentlichkeit in seltener Einigkeit erklärten, dass es keinesfalls zu irgendwelchen Schließungen von irgendetwas kommen würde.
Das passte zur rapiden Politisierung der Impfungen. 2021 war das Jahr der „Querdenker“, die in zahlreichen Demonstrationen den Eindruck einer Massenbewegung zu erwecken versuchten, was angesichts der Heterogenität der Bewegung auch ein Einfallstor für die AfD bot, der es recht erfolgreich gelang (erfolgreicher jedenfalls als bei vergleichbaren Protesten wie denen der Landwirte 2023/24), sich an die Querdenker anzudocken. Die Impfquoten blieben deutlich unter den Erwartungen und reichten nicht aus, um der Pandemie den Garaus zu machen. Sie garantierten praktisch eine Fortsetzung der Krankheit über 2021 hinaus.
In der Debatte um die Impfungen wiederholten sich die Fehler des Vorjahres: sie wurden als rein individuelle Entscheidung geframed, nicht als Schutzmaßnahme für andere. Es wurde zu einer identitätspolitischen Frage, ob man an Impfungen glaubte oder nicht; die Politik verdrehte sich in Knoten, um den Impfgegner*innen entgegenzukommen (die gleichwohl in hysterischen Tönen vor der Impfdiktatur warnten). Dabei waren Personen unter 18 Jahren noch weitgehend von den Impfungen ausgeschlossen und die Risikogruppen immer noch genau das – Risikogruppen. Aber Empathie und Rücksichtnahme waren weitgehend erschöpft. Die Appelle verhallten ungehört.
Weiter geht es in Teil 3.
Da es sich um einen Artikel unter der Oberüberschirft „Oral History“ handelt: Mir bleibt die Corona-Zeit vor allem als eine Phase in der Erinnerung, in der demokratische Grundrechte mal „einfach so“ eingeschränkt werden konnten. Das hat mich nachhaltig (noch mehr) misstrauisch gemacht gegenüber Menschen, die sogenannte „höhere Werte“ vertreten (ihrer eigenen Meinung nach).
Klar, man kann argumentieren, dass die Einschränkungen wie z. B. des Recht auf Freizügigkeit genutzt haben, aber es bleibt für mich haften wie leicht diese Einschränkungen vorgenommen wurden und wie wenig Debatte dies ausgelöst hat-
Ja, deswegen hab ich es bewusst so geframed. Das ist meine persönliche Geschichte, mein gänzlich subjektiver Eindruck.
Man hätte vielleicht mal deutlicher diskutieren sollen, dass „Grundrechte einschränken“ nicht immer gleich „Grundrechte einschränken“ ist. Es kommt darauf an. Z.B. mit welcher Absicht dies geschieht. Ob es eine Kontrolle darüber gibt, dass dies vorübergehend ist. Etc. Man wird ja wohl inzwischen ziemlich offen zugeben können: Die Regierung hat es nicht zur Errichtung der Diktatur genutzt. Es war tatsächlich nur vorübergehend. Die Checks and Balances haben unterm Strich diesbezüglich funktioniert. Was ausgeblieben ist, ist ein Erkennen in der Bevölkerung, dass Rechte immer auch mit Pflichten einhergehen, Freiheiten immer mit Grenzen. Ohne funktioniert es nicht. Denn natürlich gibt es grundsätzlich Situationen, in denen vorübergehend Grundrechte eingeschränkt werden müssen durch die Regierung als Beauftragter der Gesellschaft, um Gefahren von dieser Gesellschaft abzuwenden oder einzudämmen. Sonst könnte man plötzlich vor der Tatsache stehen, dass es nix mehr zu Schützen gibt, auch keine Grundrechte. Nicht umsonst lässt das Grundgesetz solche Einschränkungen in bestimmten Grenzen deshalb ja zu (was sogar Verfassungsrichter grundsätzlich bestätigt haben, das darf man auch mal ernst nehmen). Jetzt werden viele sagen „Ja, aber so schlimm war Corona doch nicht…“ Haha, ja, klar, wir hatten Schwein. Wir kamen mit einem blauen Auge davon. Es war kein zweiter „Schwarzer Tot“, kein Hollywood-Ebola. So gesehen war es die Übungsklausur. Und in meiner Sicht haben wir da doch versagt. Wäre die Krankheit auch nur etwas schlimmer gewesen, hätten uns die ganzen Ignoranten und Querdenker richtig in die Scheiße geritten. Zu wenig Debatte um die Grundrechtseingriffe hab ich tatsächlich so nicht wahrgenommen. Politik und Gesellschaft mussten auf eine dynamische Lage reagieren, die keine Zeit ließ, zu jedem Teilargument 1000 Stuhlkreise zu machen. Damit muss man klarkommen können. Stattdessen hab ich sogar eher zu viel Debatte wahrgenommen. Denselben Scheiß monatelang wieder und wieder durchkauen, weil es immer noch welche gab, die einfach für sich ENTSCHIEDEN hatten „glaub ich nicht“ (siehe Masken). Und: Die Debatten wurden falsch geführt. Nicht pragmatisch und sachorientiert, sondern zunehmend, wie beschrieben, als Identitätsersatz. In der Zeit bin ich zu der Überzeugung gekommen, der mündige Bürger ist ein Mythos, irgendwo zwischen Einhorn und Werwolf. Wenigstens 20 % der Bevölkerung hatten es sich eigentlich ehrlich verdient, von der Politik wie Kleinkinder behandelt zu werden, denn sie verhielten sich genauso. Ehrlich gesagt hat sich mein damals 8jähriger Sohn disziplinierter und erwachsener verhalten, als viele angeblich Erwachsene. …und ja, ich könnte mich immer noch darüber aufregen. Ich hab selten soviel Idiotismus gesehen ehrlich gesagt. Im eigenen Bekanntenkreis hab ich selten so viele Leute so schnell geradezu sektenhaft abgleiten sehen in totalen Irrsinn. Den sie einem dann auch noch brachial aufdrängen wollten. Anstatt in einen argumentativen Austausch zu gehen, warum ich für Impfungen bin, sie nicht, oder ich für Masken und sie nicht, wurde ich fast ansatzlos angemacht und nur noch provozierend zugetextet. Es hat etwa drei Monate gedauert, da war dieses Muster so durchgehend, so zuverlässig, dass ichs dran gab, es mit Geduld und Erklärungen zu versuchen (ich bot z.B. an, wissenschaftliche Fachliteratur, die ja wirklich schwer zu durchdringen ist, zu erläutern, weil ich die Expertise dazu hab…sowas wurde IMMER wegignoriert, sobald die Leute eine bestimmte gedankliche Abzweigung genommen hatten). Ich hab dann ab bestimmten Schlüsseläußerungen seitens meiner Mitmenschen einfach direkt vorsorglich den Kontakt abgebrochen. Mein Nervenkostüm hatten Grenzen und meine Lebenszeit war mir irgendwann zu kostbar.
Ich stimme dir normativ bei den Einschränkungen und Debatten zu, aber bei dem „wie Kleinkinder behandeln“ steig ich aus.
Ja – das entspricht absolut auch meiner Erfahrung. Ausdrücklich inklusive der 20% “Erwachsenen”, die es verdient gehabt hätten, wie Kleinkinder behandelt zu werden.
Sie waren der, der hier lange für eine NoCovid-Strategie plädierte mit roten und grünen Zonen, wo sich Menschen aufhalten durften und strengen Kontrollen. Das mag nicht kindisch sein, aber diktatorisch und das Gegenteil von freiheitsliebend.
Ich sehe nicht, dass Sie sich je mit Ihren diktatorischen Vorstellungen auseinandergesetzt hätten. Und noch immer beschimpfen Sie jene, die das Prinzip unserer freiheitlichen Grundordnung hochhielten, als „Kinder“.
@Pirat:
„Es kommt darauf an. Z.B. mit welcher Absicht dies geschieht. Ob es eine Kontrolle darüber gibt, dass dies vorübergehend ist.“
Nun, eine Einschränkung von Grundrechten ist möglich, wie und in welchem Umfang steht im Grundgesetz, ob sich die damalige Regierung daran gehalten hat, hat bei mir (subjektiv) große Zweifel ausgelöst.
„Die Regierung hat es nicht zur Errichtung der Diktatur genutzt. Es war tatsächlich nur vorübergehend.“
Das stimmt, und darüber bin ich erst mal froh, wenn ich auch immer noch meine Zweifel habe, dass eine andere Bundesregierung vielleicht dann mal eine andere Notlage so nutzt, dass es nicht mehr demokratisch zugeht. Da sollte man das Grundgesetz vielleicht etwas „nachschärfen“.
„Die Checks and Balances haben unterm Strich diesbezüglich funktioniert.“
Haben Sie nicht, es gab meines Erachtens kaum eine richtige Debatte hierüber … andererseits ist es ja heute normal, Zweifler am „richtigen“ Weg zu diffamieren. (Nein, ich bin kein Querdenker und hänge auch keinen Verschwörungstheorien an, aber ich würde mir eine genaue Analyse der damaligen Vorgänge wünschen um dann zu sehen ob das Regierungshandeln damals nicht überreizt war)
„Stattdessen hab ich sogar eher zu viel Debatte wahrgenommen. “
Nun Ja, „Debatte“ … entweder war man „gut“ und hat die Regierung unterstützt, oder man war ein verwirrter Querdenker, Zwischentöne gab es da so gut wie nicht.
Das stimmt schlicht nicht. Es gab genug Zwischentöne.
80% der Deutschen unterstützten über Jahre eine maßlos einschränkende Politik. Was genau verstehst Du unter „Zwischentönen“? Gerade 14% waren in Opposition. Noch im Herbst 2021 musste ich kurzzeitig „auswandern“ – geimpft, geboostert – um wieder so etwas wie Normalität zu erfahren. Im Frühjahr 2022 plädierte der Mister „Zwischentöne“ vehement für eine allgemeine Impfpflicht, ohne sich ein bisschen um Grundrechte zu scheren. Deutschland schloss so lange die Schulen wie kein anderes OECD-Land, weil die Lehrer „Angst“ hatten. Heute ernten wir die Früchte der bösen Tat. Und kein bisschen Reue. Im April 2022 wurde ich hier noch von dem um so Zwischentöne bemühten CitizenK angeraunzt, Leute wie ich würden seine Gesundheit gefährden.
In den letzten Tagen war meine Frau an Corona erkrankt. Wir kamen uns über 6 Tage nicht zu nahe, lüfteten regelmäßig mit dem Ergebnis, dass ich mich nicht infizierte. Sehr einfache Mittel reichen gegen diese sehr leicht übertragbare Krankheit. Nicht einmal Masken sind dafür erforderlich. Deutschland war drei Jahre lang nicht ausgeglichen und souverän, sondern hysterisch.
Als Long-Covid-Opfer werfe ich dir auf den letzten Absatz ein herzliches FUCK YOU entgegen.
Meine Mitarbeiterin litt auch unter Long Covid, denkt und empfindet aber ganz anders als Du. Ich habe als Kind meinen Bruder bei einem Verkehrsunfall verloren, dennoch verteufle ich weder LKWs noch PKWs. Was machst Du mal, wenn Du wirklich schwer erkrankst?
Die AIDS-Opfer der Achtziger sind auch nicht mit einem kräftigen „Fuck you“ hausieren gegangen. Die Schulschließungen scheinen jedenfalls nicht verhindert zu haben, dass Du Long Covid bekommen hast. Was hätte passieren müssen, damit Du absolut geschützt gewesen wärst? Any idea?
Und was ist wichtiger: Dass Du als Einzelner einen vielleicht 10 oder 20 Prozent höheren Schutz hast oder dass 25 Schüler weniger in ihrer Entwicklung geschädigt werden? Du beantwortest die Frage mit „Ersteres“, ich mit „Letzteres“. Sie mir nicht bös‘, ich halte mich damit für weit sozialer und verantwortungsvoller als jemand, der nur auf sich schaut.
@ Stefan Pietsch 10. Februar 2024, 15:03
Was machst Du mal, wenn Du wirklich schwer erkrankst?
Was mir hier nicht gefällt, ist, dass Du über andere Leute urteilst, deren Schuhe Du nicht trägst, deren Situation Du Dir denkst, aber weder weißt noch verstehst.
An anderer Stelle, Dir gegenüber akzeptierst Du das nicht.
Das ist der falsche Maßstab. Was sollten mich die Schuhe von Stefan oder CitizenK interessieren? Letzterer ist ohnehin nur ein Pseudonym, in der ersten Instanz also kein Mensch. Wenn meiner Familie etwas zustoßen und ich darüber schreiben würde, käme ein pflichtschuldiges „Das tut mir leid“ in die Weiten des Internets. Deswegen kann mir Stefan auch ein „Fuck you“ entgegenschleudern, ohne das es mich nennenswert berührt.
Also, völlig falscher Maßstab, Erwin. Stefan aber hat sich seinen Job ausgesucht. Ich gehe wohlwollend davon aus, dass er dies nicht aus den niederen Gründen getan hat, die mancher Anhängern des Berufsstandes unterstellt. Die guten Gründe sind die Empathie mit Kindern, man liebt es, mit noch nicht reifen Menschen zu arbeiten, etwas zu vermitteln, sie auf ihrem Lebensweg ein Stück zu begleiten.
Du hast 4 Kinder. Es ist nicht vorstellbar, dass Du Deine Kinder, wenn sie eine Vernachlässigung (wenig Essen) oder Bedrohung erfahren würden, dies schulterzuckend hinnehmen würdest oder gar Reißaus, wenn jemand vor Deinen Mädels mit dem Messer rumfummelt. In dem Moment haben die meisten keine Angst, sondern stellen sich vor ihre Kinder.
Kannst Du Dich noch an den Kapitän der Costa Concordia erinnern? Als das Kreuzfahrtschiff havarierte, hatte der Mann auch Angst um sein leben und verließ es auf dem schnellsten Weg. Wer hatte für ihn Verständnis? Niemand! Er hat die Menschen im Stich gelassen, die auch in Gefahr waren und für die er Verantwortung hatte.
Wieso sollten Lehrer, die aus einer diffusen Angst die Schüler der ihnen zugeteilten Klasse nicht mehr unterrichten, anders beurteilt werden? Auch bei AIDS war das gesellschaftliche Verständnis für Ärzte und Krankenschwestern, die Patienten nicht behandeln wollten, nicht besonders stark ausgeprägt.
Kann ein Arzt, der Kranke behandelt, selbst erkranken? Ja! Kann eine Erzieherin, die täglich mit allen möglichen Krankheitserregern infiziert sind, ebenfalls erkranken? Ja! Kann ein jemand, der berufsbedingt mit schweren Schneidemaschinen arbeitet, sich Gliedmaßen abtrennen? Sehr wohl! All diese Menschen haben sich freiwillig für die Risiken entschieden. Nicht ich habe ihnen die Schuhe zugeteilt, da sind sie selbst reingestiegen. Warum sollte ich also mit ihnen fühlen?
In einer Gesellschaft mit 84 Millionen Menschen kann es nur einen Maßstab geben, der gilt: Die Regeln, die wir uns demokratisch und rechtstaatlich gesetzt haben. Da ist es inakzeptabel, wenn manche sagen, ihre Ängste seien viel wichtiger als die Freiheiten anderer – Freiheiten, die wir demokratisch beschlossen haben. Es ist niederträchtig und selbstüberhöhend den anderen vorzuwerfen, sie seien rücksichtslose Gesellen.
Solche Wertungen haben in einer freien, liberalen, demokratischen und rechtstaatlichen Gesellschaft nichts zu suchen. In der Pandemie haben sehr viele gezeigt, dass sie nicht in der Moderne angekommen sind.
„weil die Lehrer „Angst“ hatten“
Falsch. Weil man damals davon ausging, dass Schüler in vollen, schlecht gelüfteten Räumen und Schulbussen die Ausbreitung rasant beschleunigen.
„von…CitizenK angeraunzt, Leute wie ich würden seine Gesundheit gefährden“
Wieder falsch. Es war Ihnen wurscht (Ihr Stil -„angeraunzt“), wenn Menschen in meinem Alter sterben, damit andere ihren Hedonismus ausleben können.
“ Sehr einfache Mittel reichen“
Das ist kein Beweis. Die Infektionssgefahr ist extrem unterschiedlich. Manche steckten sich gar nicht an- trotz Getümmel und ohne Maßnahmen- andere trotz aller Vorsicht.
Seit Omikron ist die Situation ohnehin eine andere.
Das sind alles Schutzbehauptungen um sich nicht der eigenen Verantwortung stellen zu müssen.
Falsch. Weil man damals davon ausging, dass Schüler in vollen, schlecht gelüfteten Räumen und Schulbussen die Ausbreitung rasant beschleunigen.
Hatten wir in Deutschland tiefere Kenntnisse über die Gefährlichkeit des Virus? Ihre „Begründung“ erklärt nicht, warum in Deutschland die Schulen am längsten geschlossen blieben. Die Folgen sind Bildungsrückstände und Vernachlässigung der Schwächsten der Gesellschaft.
Sie führen solche Metaphern gerne im Mund, aber wenn es um die eigenen Interessen und Ängst geht, sind sie hohl. Wer Verantwortung für andere übernimmt, darf sie gerade in Krisen und Notlagen nicht im Stich lassen. Genau das haben die Lehrer aber getan. Meine Frau ist bekanntlich Erzieherin, würde sie sich so angstbesessen wie die Lehrer verhalten, würden kleine Kinder nicht mehr betreut. Denn die schleppen dauernd Viren an.
Wieder falsch. Es war Ihnen wurscht (Ihr Stil -„angeraunzt“), wenn Menschen in meinem Alter sterben, damit andere ihren Hedonismus ausleben können.
Das haben Sie im April / Mai 2022 gemacht! Das war die Zeit, wo schon längst die meisten Länder zur Normalität zurückgekehrt waren. Es gab im Sommer 2020 einen Konsens: Eine Rückkehr zur Normalität wird eingeleitet, wenn sich die Bevölkerung mit vorhandenen Impfstoffen schützen können. Dann wurde diese Konsens immer weiter aufgeweicht. Ich habe Ihnen mehrfach die Frage gestellt, die Sie nie beantworten wollten: Wann kehren wir zur Normalität zurück? Anscheinend sind Sie Verfassungsfeind, denn der Hedonismus, den Sie mir vorwerfen, ist im Grundgesetz festgeschrieben. Über zwei Jahre, nachdem die ersten geimpft worden waren, warfen Sie mir noch Egoismus vor.
Auch 2022 wusste man: Masken schützen einen selber. Und niemand hatte etwas dagegen, wenn jemand freiwillig zum Eigenschutz Maske trug. Eine Maskenpflicht um andere zu schützen – wie Sie es noch 2022 forderten – war absurd und übergriffig.
Seit Omikron ist die Situation ohnehin eine andere.
Omikron kam im Spätsommer 2021 auf. Trotz dieses Wissens forderten Sie ein halbes Jahr später noch eine allgemeine Impfpflicht und Maskenpflicht. Für Sie hatte sich gar nichts geändert.
Was das Klima in diesem Land so nachhaltig vergiftet hat, ist die Unfähigkeit von Leuten wie Ihnen wie Stefan einzugestehen, dass man viel zu aggressiv und übergriffig zu den Freiheiten anderer Menschen war. Markus Schanz, der hier unzählige Artikel publizieren durfte, die jeden Skeptiker der freiheitsbeschränkenden Maßnahmen zum Vollidioten erklärte und NoCovid forderte, hat sich seitdem lieber verp….t. Wäre Stefan konsequent in seinen Überzeugungen, hätte er Markus Artikel von damals längst mit Warnhinweisen versehen: Achtung, Teile des Artikel könnten Sie als absurd bzw. verfassungsfeindlich einordnen.
Ralf, ein eingefleischter Anhänger von NoCovid und maximal freiheitsbeschränkenden Maßnahmen wie in China hatte sich über lange Zeit verzogen. Seit seiner Rückkehr stellt er sich lieber nicht seinen extremistischen Überzeugungen, erklärt nicht, rechtfertigt nicht, sondern stellt sich heute als gemäßigter Anhänger eines wissenschaftlich basierten Ansatzes dar. Nur war NoCovid eins: Diktatur pur.
Wer behauptet, die AfD würde das gesellschaftliche Klima vergiften, versäumt es, sich seiner eigenen Verantwortung zu stellen.
Nicht Markus, sondern Marc Schanz. Sorry.
Nur war NoCovid eins: Diktatur pur.,,,
Kommen Sie von dem Quatsch möglichst schnell wieder runter, bitte. Alternativ besuchen Sie eine echte Diktatur, stellen sich auf den Marktplatz einer Stadt, rufen irgendwas regimekritisches und erfahren selbst, wo der Unterschied zu einer Diktatur liegt.
Sie verhalten sich in der Corona-Frage wie ein bockiges Kind. Ich dachte bisher, Sie wären ein sehr verantwortlicher Erwachsener von Mitte 50?
Gruss,
Thorsten Haupts
Natürlich ist schon das Konzept von NoCovid ein rein Diktatorisches. Das Land in streng unterteilte Erlaubnis- und Verbotszonen einteilen, die nur mit Zugangsberechtigungen betreten und verlassen werden dürfen – welches kranke Hirn kommt denn auf sowas? Und wer ist so jemand, der das fordert? Ralf war Anhänger des Konzepts, als Sie hier noch nicht kommentiert haben. Ich suche Ihnen gerne seine Einlassungen raus.
NoCovid ließ sich so nur in China, der ältesten Demokratie der Welt, umsetzen – und führte zu katastrophalen Ergebnissen der Pandemiebekämpfung. Das ist einer der Gründe, warum sich Ralf und Marc lieber nicht mit ihren früheren Phantasien auseinandersetzen wollen.
Ich liebe die Freiheit. Wenn das als kindisch gilt, dann ist der Liberalismus halt eine kindische Idee. Sei‘s drum.
https://pbs.twimg.com/tweet_video_thumb/GDSZyhVWgAAVU3z.jpg
Natürlich ist schon das Konzept von NoCovid ein rein Diktatorisches.
Sie steigern sich da echt in Ihren Quatsch rein, ja? Deutschland wurde (flächendeckend!) nun mal von Menschen reagiert, die – mit Unterstützung der Mehrheit von Journalisten wie einschlägigen Wissenschaftlern – CoVid für eine echte Bedrohung hielten. Und reagierten darauf mit zeitlich limitierten Kontaktbeschränkungen.
Den Diktaturkram können Sie sich irgendwo hinstecken 🙂 . Jedes verdammte Parlament im deutschen Förderalismus hatte jederzeit die Gelegenheit, Regierungsanordnungen zu stoppen. Das ist nicht passiert, also genossen die beschlossenen Massnahmen auch die Unterstützung des legalen und legitimen Gesetzgebers.
Und praktisch alle Massnahmen wurden (während der Pandemie zeitweise, jetzt endgültig) aufgehoben, als die Durchimpfung der deutschen Bevölkerung die Infektionsgefahr deutlich abschwächte. Suchen Sie sich jetzt ein anderes Thema zum Aufregen, das ebenso sinnlose wie masslos übertriebene Nachkarten zu den Corona-Massnahmen langweilt und nervt.
Gruss,
Thorsten Haupts
Danke.
@Stefan
Nichts zu erkennen. Deine spartanischen Kommentare breiten sich inzwischen auf Deine Links aus. Ist das ansteckend?
Bei mir gehts.
@Thorsten Haupts
Ist das ein Hobby, missverstehen zu wollen? Ich verlinke Ihnen noch einmal, worauf Sie geantwortet haben und bitte prüfen Sie selbst kritisch, ob Ihre Antwort zu meinem Kommentar passt:
[Natürlich ist schon das Konzept von NoCovid ein rein Diktatorisches.]
Sie steigern sich da echt in Ihren Quatsch rein, ja? Deutschland wurde (..) nun mal von Menschen reagiert, die (..) CoVid für eine echte Bedrohung hielten. Und reagierten darauf mit zeitlich limitierten Kontaktbeschränkungen.
Hm, wie sieht’s aus?
Ich sage: Eine NoCovid-Strategie ist die Idee einer diktatorischen Gesinnung. Was ich nicht sage: Die deutsche Politik hat lange auf eine NoCovid Strategie gesetzt.
Sie verstehen: „Die lange Zeit geltenden Ausgangsbeschränkungen waren der Kern einer NoCovid-Strategie.“ Ihr Verständnis ist Unsinn.
Zum Konzept:
Grüne Zonen, eine aktive Mitarbeit der Bevölkerung und eine bessere Kommunikation in vielerlei Bereichen – das sind Maßnahmen, die renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der sogenannten No-Covid-Gruppe nun konkretisiert haben, um Deutschland in einem ersten Schritt aus dem Lockdown und in einem weiteren Schritt langfristig aus der Pandemie zu führen. (..)
Um den Status einer grünen Zone nicht zu gefährden, sei es zudem notwendig, den Reiseverkehr zu beschränken. Die Mobilität aus roten Zonen – diese definieren die Wissenschaftler als Regionen, in denen es in den vergangenen 14 Tagen lokale Übertragungen gab außerhalb von Quarantäne oder Isolation – und in sie hinein müsse eingeschränkt werden. Essenzielle Mobilität solle erhalten bleiben, müsse aber von umfassenden Teststrategien, Quarantäne- und Hygienemaßnahmen begleitet werden.
https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2021-02/no-covid-strategie-konzept-coronavirus-wissenschaftler
Diesem Konzept aus dem Jahr 2021 – Impfkampagnen waren auf breiter Front angelaufen – huldigten Leute wie Ralf und beschuldigten die Politik, nicht genug gegen die Pandemie zu unternehmen. Sie kennen ja den Salmon von Ralf: Flugverbote, Essensverbote, Reiseverbote, Atmungsverbote. Okay, letzteres habe ich gedichtet. Die NoCovid-Apologeten sprachen Ralf aus dem Herzen. Umgesetzt wurde das Konzept so in China.
Ist jetzt meine Position für Sie klar geworden?
@Stefan P:
Nein, diesmal haben Sie mich gründlich missverstanden.
Ausgangspunkt war Ihr „Nur war NoCovid eins: Diktatur pur.,,,“. Wenn man Kontaktbeschränkungen für geboten hält, muss man schlicht die entsprechenden Massnahmen ergreifen, fertig.
Sie bestreiten – wütend, widerholt und leidenschaftlich – den Sinn, also die Gebotenheit, der Massnahmen. Aber ich kann von einem Erwachsenen erwarten, dass er prüft, ob bestimmte Massnahmen auf der Grundlage eines anderen als des eigenen Standpunktes sinnvoll ausehen oder nicht. Genau diese Transferleistung verweigern Sie und bölken irgendwas von „Diktatur“. Und das ist nicht in Ordnung.
Dazu kommt, dass alle deutschen Parlamente jederzeit in den Entscheidungsprozess hätten eingreifen können, wenn sie das gewollt hätten. Sie haben es nicht getan, also hat die Exekutive mit (stillschweigender) Billigung der Legislative die ihr passend erscheinenden Massnahmen ergriffen. Alleine dadurch wird das „Diktatur“-Argument einfach … albern.
Gruss,
Thorsten Haupts
Meine Kommentare bezogen sich von Anfang bis Ende auf das NoCovid-Konzept. Dieses beinhaltete ganz bestimmte, extrem weitreichende freiheitsbeschränkende Maßnahmen. Aus gutem Grund hat kein demokratischer Rechtstaat versucht, das Konzept einiger irrer Wissenschaftler umzusetzen. Aber das Konzept hatte viele Anhänger. Hier waren es Marc Schanz und Ralf und auch CitizenK zeigte Sympathien.
Davon zu trennen sind die Lockdown-Maßnahmen, die mit dem NoCovid-Ansatz weder theoretisch noch in der Zielrichtung nennenswert etwas gemeinsam haben. Sie unterstellen mir aber genau das, die Gleichsetzung von NoCovid und Lockdown. Und das gepaart mit Ihrer Wortwahl ist ungehörig.
Meine Kommentare bezogen sich von Anfang bis Ende auf das NoCovid-Konzept.
Ah. Das wurde mir nicht ausreichend klar, danke für die Erläuterung.
Gruss,
Thorsten Haupts
Man hätte vielleicht mal deutlicher diskutieren sollen, dass „Grundrechte einschränken“ nicht immer gleich „Grundrechte einschränken“ ist. Es kommt darauf an. Z.B. mit welcher Absicht dies geschieht.
Gleich bei den ersten Sätzen frage ich mich, wo so jemand sozialisiert wurde. Jeder mit durchschnittlicher Bildung und Konsum seriöser Medien sollte unzählige Male den Satz gehört haben: Die EU ist eine Gemeinschaft des Rechts.
Warum? Weil eine solche Gemeinschaft auf geschriebenen Regeln basiert. Es gilt, was demokratisch beschlossen, niedergeschrieben und veröffentlich wurde. Das ist ein wesentlicher Unterschied zu Diktaturen, den Sie nicht erkennen mögen. Es kommt eben nicht auf die Absicht an.
Die Einschränkung eines oder mehrerer Grundrechte ist nur im Falle des Notstandes möglich. Auch das könnte man gelernt haben. Ein Notstand ist sehr kurzfristiger, vorübergehender Natur. Z.B. darf man in eine Wohnung einbrechen, wenn man von dort Hilferufe hört. Aber niemand darf einfach in eine Wohnung einbrechen, weil er vermutet, dass dort jemand Hilfe benötigen könnte. Ich finde es arg befremdlich, solche selbstverständlichen Dinge noch im Jahr 2024 hier lebenden Deutschen erklären zu müssen.
Die Checks and Balances haben unterm Strich diesbezüglich funktioniert.
Welche Checks and Balances sehen Sie? Tatsächlich wurde die einschränkende Politik nur durch eine Wahl und einen Regierungswechsel geändert. Die Regierung Merkel hätte die Politik nicht geändert, obwohl in Europa und Nordamerika längst ein lockerer Umgang mit dem Virus gepflegt wurde. Wir erinnern uns: Anfang 2022 wollte die große Mehrheit der im Bundestag vertretenen Parteien noch eine allgemeine Impfpflicht und damit einen schwerwiegenden Eingriff in die Selbstbestimmung des Bürgers durchsetzen. Allein wegen der FDP wurde das verhindert. Nur ein, zwei Monate später wurde klar, dass die Mehrheit mit der Impflicht einen riesigen Fehler begangen hätte.
Die Checks and Balances haben eben nicht funktioniert. Im Bundestag zog die wichtige Oppositionspartei die Grünen über Jahre mit der Regierung an einem Strang, statt sie zu kontrollieren und die Oppositionsrechte zu stärken. So verhinderten die Grünen beispielsweise eine Normenkontrollklage in Karlsruhe. Bundesregierung und Bundesländer bildeten ebenfalls über Jahre eine konzertierte Aktion. Das Bundesverfassungsgericht rügte mehrmals die Abgeordneten des Deutschen Bundestages, weil sie aus Sicht der Richter ihre Kontrollpflichten sträflich vernachlässigten. Ich weiß nicht, was Sie unter funktionierenden Checks and Balances verstehen, jedenfalls nicht deren vornehmen Sinn, nämlich dass sich die Gewalten gegenseitig kontrollieren und zum Ausgleich einer gemäßigten Politik bringen. Deutschland dagegen war in der Coronapolitik der Extremist unter den liberalen Staaten.
Was ausgeblieben ist, ist ein Erkennen in der Bevölkerung, dass Rechte immer auch mit Pflichten einhergehen, Freiheiten immer mit Grenzen. Ohne funktioniert es nicht. Denn natürlich gibt es grundsätzlich Situationen, in denen vorübergehend Grundrechte eingeschränkt werden müssen durch die Regierung als Beauftragter der Gesellschaft, um Gefahren von dieser Gesellschaft abzuwenden oder einzudämmen.
Ich frage mich, warum Sie sich als Pseudonym ausgerechnet „Pirat“ gegeben haben. Piraten sind eigentlich Synomym für Aufsässige gegen jede Obrigkeit und Regierung. Sie sind das genaue Gegenteil. Der Bürger ist der Souverän, er entscheidet, wie er Rechte und Pflichten ausübt, nicht die Regierung, Herr „Pirat“. Und genau das war bei einer Regierung angebracht, die unzählige unsinnige Verordnung erließ. Frauen durften sich nicht mehr von ihren sterbenden Männern verabschieden, Alte wurden Jahre in Alten- und Pflegeheimen eingesperrt – nicht wie in ihrer Erinnerung für „kurze“ Zeit. Ehepartner, die Haus und Bett teilen, durften in der Öffentlichkeit nicht zusammenstehen, Joggen in der Öffentlichkeit nur mit Mundschutz – und vieles mehr. Und all den Unsinn (er-) duldeten große Teile der Bürger. Das ist eben nicht der selbstverantwortliche Bürger, der das Ideal jeder freiheitlichen Ordnung bildet. Das sind obrigkeitsliebende Wesen, Schafe, die jedem Diktator folgen würden.
Denken Sie nochmal über Ihr Pseudonym nach, da es doch eher Etikettenschwindel gleicht.
Politik und Gesellschaft mussten auf eine dynamische Lage reagieren, die keine Zeit ließ, zu jedem Teilargument 1000 Stuhlkreise zu machen.
Absolut richtig – nur hinterliess die Politik mangels Führung und durch die föderalistische Verantwortungsdiffusion EXAKT diesen Eindruck.
Ja und nein. Das absurde ist ja, dass sie es schaffte, diesen Eindruck UND den einer Diktatur zu erwecken.
Ich glaube, die Zeit hat ein grundsätzliches Problem und eine Stärke der Politik enthüllt: wo der Staat finanzieren konnte, hat er das getan und dadurch Impfstoffe und Impfzentren ermöglicht, aber auch hohe Abrechnungen für Tests und Maskendeals.
Gleichzeitig gab es aber eine Scheu vor Entscheidungen, vor allem vor unpopulären Entscheidungen. Dir Furcht davor, als Schuldige dazustehen, hat aber dazu geführt, dass man als Untätig und unfähig gesehen wird und war für mich auch ein Motor von Demokratieverdruss.
Das Problem sehen wir jetzt auch bei der Klimapolitik oder sogar den Bauernprotesten. Es gibt keinen Kurs, den man dann kommuniziert, sondern ein Tasten und umsteuern. Ich frage mich, ob das in einer Medien-Demokratie eben so ist, oder ob das auch anders sein könnte. Denn die Idee, dass immer- und überparteilich und medial geschlossen gehandelt wird, erscheint mir fern aller Realität. Das geht vielleicht in Diktaturen.
@ Patrick Sonnenberg 9. Februar 2024, 07:55
Gleichzeitig gab es aber eine Scheu vor Entscheidungen, vor allem vor unpopulären Entscheidungen.
Nun ja, in Krisenzeiten wollen Menschen Klarheit. Daher setzen sich in solchen Zeiten recht schnell Menschen an die Spitze, die den deutlichen Willen kommunizieren, führen zu wollen (ob sie das können, sei mal dahingestellt). Blöd ist, dass wir damals jemanden an der Spitze hatten, der sich nicht entscheiden konnte; die zweite Ebene war entscheidungsfreudiger, aber nicht in die gleiche Richtung. Das hat in der Tat für viel Unsicherheit und Verdruss geführt.
Es gibt keinen Kurs, den man dann kommuniziert, sondern ein Tasten und umsteuern.
Das ist eine sehr schöne und treffende Formulierung für meine Eindrücke. Passt!
Querdenker*innen?
Nein, deren Eigenbezeichnung ist Querdenker. Ich verwende ihn nur als solche. Würde ich gendern, würde ich den übernehmen und es quasi als offizielle Kategorie adeln, und das tue ich sicherlich nicht.
Ah.
Finde ich trotzdem komisch. Das ist ja kein Verein o.ä. der in geregelten Abläufen einen Namen gefunden hätte.
Wenn einige zentrale Personen da also einen „Eigennamen“ erfunden haben, der die Frauen der Bewegung bestenfalls mitmeint, sollte man das m.E. nicht unterstützen. Zumindest wenn man geschlechtergerechte Sprache ernst meint.
So „adelst“ du durch die bewusste Übernahme eher deren sprachliche Diskriminierung.
Ne, das sehe ich genau andersrum, sorry. In dem Fall kommen wir noch zusammen.
Die Abgrenzung versteht nur glaube ich niemand.
Um die deutlich zu machen würde ich eher „Querdenker“ bzw. „Querdenker*innen“ schreiben oder ein sogenannte davor setzen
Ja, true.
Ich stimme dem Text weitestgehend zu. Was mir fehlt, ist allerdings die Benennung der Ursachen des breiten gesellschaftlichen Versagens. Wie konnte es dazu kommen, dass politische Entscheidungen nicht konsistent entlang wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern entlang Gefühlslagen und Wishful Thinking in der Bevölkerung getroffen wurden? Wie konnte es dazu kommen, dass sich die Meinung durchsetzte, dass Maskentragen eine persönliche Entscheidung anstatt eine Verantwortung gegenüber unseren Mitmenschen sei? Wie konnte es dazu kommen, dass große Teile der Gesellschaft die Existenz des SARS-CoV-2-Virus oder seine Gefährlichkeit schlicht leugneten, obwohl um uns herum die Menschen starben? Wie konnte eine lebensschützende Impfung zur Identitätsfrage werden?
Die Antwort auf alle diese Fragen liegt in erdrückend großen Anteilen am Handeln der Medien und der Dynamik des Internets. Anfangs, während des ersten Lockdowns, war die publizierte Meinung noch sehr homogen und kongruent. Es wurde mit einer Stimme gesprochen und flächenübergreifend vor der Krankheit gewarnt. Und politische Extremisten, Feindstaaten und Verschwörungstheoretiker waren von den Entwicklungen so überrascht wie alle anderen. Es dauerte ein bisschen, bis sie das Potential erkannten und begannen die Covidkrise aktiv im Internet für ihre Zwecke zu nutzen. Spätestens im Herbst vor der zweiten Welle war die Schonfrist dann allerdings vorbei. Wir wissen heute, dass z.B. Russland massiv Desinformation über Internetkanäle verbreitete, um im Westen das Vertrauen der Bürger in Regierungshandeln und Demokratie zu schwächen. Wir wissen heute, dass Rechtsextreme aktiv den Schulterschluss mit Covidleugnern suchten und entsprechend weit ins bürgerliche Lager hinein im Internet agitierten. Wir wissen heute, dass die Algorithmenstruktur in den mächtigen sozialen Netzwerken wie Facebook den Nutzern kaum eine andere Chance ließ, als unumkehrbar in ideologische Blasen abzustürzen. In diesen Blasen wurden sie dann gleich mit rechtsextremen Inhalten weiter radikalisiert, während Zuckerberg und Co das Geschäft ihres Lebens machten. Keine der negativen Entwicklungen, die im Text beschrieben sind, wäre ohne den dramatischen Exzess an bewusster Falschinformation und die strukturellen sektenartigen Blasen, die systeminhärent im Internet sind, denkbar gewesen.
Gleichzeitig spiegelt das Auseinanderfallen der Gesellschaft in polarisierte Gegnerschaften das völlige Versagen der konventionellen kommerziellen Medien wider. Da wo Information zum Verkaufsobjekt wird, das ausschließlich Profitinteressen dient, darf man sich nicht wundern, dass selektiv eben das berichtet wird, was Geld bringt und dass Information so präsentiert wird, dass der Gewinn maximiert wird. Das bedeutet, dass wenn die Wahrheit unpopulär ist, sie halt eben nicht stattfindet. Und dort wo Handlungsbedarf eigentlich klar ist, wird – anstatt das zu benennen – ein Horse Race möglicher Alternativen vorgegaukelt. Da diskutiert dann im Abendprogramm der Virologe mit dem Popstar zu virologischen Themen und was bleibt, ist der Eindruck, dass beide irgendwie einen Punkt haben. Selbst in Situationen, in denen jedem Handelnden mit Verantwortung klar ist, dass ein weiterer Lockdown unausweichlich ist (im Zweifel versteht das rein mathematisch jeder, der weiß was eine Exponentialfunktion ist), wird in Fernsehdiskussionen noch ein “Gegenspieler” in die Runde gesetzt, der für Öffnungen plädiert. Ist für den Zuschauer halt spannender, wenn es Pro und Contra gibt. Dann schalten mehr Leute ein. Und sehen sich dann auch die Werbeblöcke an und kaufen Sachen. Wir sollten nicht so tun, als ob Verzerrung und Bias in Information, als ob selektive Berichterstattung, als ob Whataboutismen, als ob künstlicher Dissens, als ob “He said, she said”-Darstellung und Pseudo-Neutralität nicht klare Spuren in der Meinungsbildung der Bürger hinterlassen.
Das alles wäre natürlich “Water under the Bridge”, wenn es Corona-spezifisch wäre. Aber das globale gesellschaftliche Versagen aus den exakt selben strukturellen Gründen, die systeminhärent mit kommerziellen Medien und dem Internet gekoppelt sind, wiederholt sich gerade erneut. Auf allen Ebenen. Man könnte z.B. den Klimawandel nennen. Mit katastrophalen Folgen für die gesamte Menschheit. Aber auch jede andere gegenwärtige Krise. Wie sind als Gesellschaft unfähig geworden zu reagieren, unfähig geworden zu handeln und marschieren strammen Schrittes unserem eigenen Untergang entgegen.
Ich denke, dass die von dir genannten Faktoren zwar durchaus eine Rolle spielen. Ich denke aber, der viel relevantere Teil ist ein allgemeiner gesellschaftlicher Wertewandel. Ich will da schon seit einer Weile einen eigenen Artikel dazu schreiben, aber bisher fehlt dem noch Struktur. Die tl;dr: in den letzten Jahrzehnten haben wir gesamtgesellschaftlich dem Individuum und seiner Entfaltung eine immer größere Bedeutung gegenüber dem Kollektiv beigemessen. Dies hat zu vielen positiven Entwicklungen geführt – Stichwort Emanzipation, Homosexualität, Transmenschen, etc. – aber hat eben auch seine Schattenseiten. Das ist eine davon.
Inwiefern ist dieser Wertewandel nicht eine Konsequenz der Kommerzialisierung der Medien in einem ersten Schritt und später des Internets in einem zweiten Schritt?
????? Der Wertewandel hat in den sechzigern eingesetzt und sich in den siebzigern und achtzigern beschleunigt – ich war dabei. Weit vor dem ersten Privatfernsehen und weit, weit vor dem Indernet. Ist in einer liberalen Gesellschaft aus lauter wirtschaftlich halbwegs selbständigen Erwachsenen auch auf keinem Wege zu verhindern. Exakt der Preis für jede Menge erfreuliche Dinge, an dem Demokratie plus Marktwirtschaft tatsächlich scheitern könnten.
Gruss,
Thorsten Haupts
Da bin ich bei Dir. Der Wertewandel weg vom Kollektiven hin zu mehr Individualismus, hin zur Selbstverwirklichung des Einzelnen geht weit zurück. Ich traue mir garnicht zu, zu sagen, wann das begonnen hat. Vermutlich war bereits der Pillenknick um das Jahr 1965 eine Reflexion individuellerer Lebensgestaltung. Aber wenn man den Wertewandel dort in den 60er Jahren ansetzt, passt das nicht mehr mit Stefans Argument zusammen, die Radikalisierung des Bürgertums, die in den Jahren 2020-2022 zu Querdenkern, Covid-Leugnern und Widerstand gegen unsere Ordnung führten, sei auf diesen Wertewandel zurückzuführen. In den 70er und 80er Jahren gab es kein radikalisiertes Bürgertum. Die, die damals gegen das System protestierten, waren junge Leute – hauptsächlich Studenten, nicht etablierte alternde Herren.
Für mich beginnt die Radikalisierung des Bürgertums mit Stuttgart 21. Also im Jahr 2010. Es war damals, dass ich zum ersten Mal den Begriff des “Wutbürgers” hörte. Das Pressephoto eines Rentner mit weißem Bart, dem bei einer Demonstration ein Wasserwerfer ein Auge ausgeschossen hatte, wurde zur Ikone der Proteste. Der Wertewandel speziell in dieser Generation fällt ziemlich genau mit dem zunehmenden Zugang dieser Altersgruppe zum Internet zusammen. Und beides fällt in die Phase der Hyperkommerzialisierung der privaten Fernsehindustrie mit immer mehr Trash, Verrohung und offener Zelebrierung asozialen Verhaltens. Und ganz grundsätzlich ist Wertewandel unabhängig von Medien, die ja Trends schaffen, Stimmungen bedienen und Vorbilder präsentieren, sehr schwer vorstellbar. Deshalb meine Frage an Stefan, ob er da – bezogen auf die Radikalisierung des Bürgertums – im Wertewandel nicht lediglich einen Proxy gefunden hat für den wachsenden Einfluss von Internet und privaten Medien in einer vorher wenig exponierten Altersgruppe.
Und ganz grundsätzlich ist Wertewandel unabhängig von Medien … sehr schwer vorstellbar.
Da haben wir einen wirklich grundlegenden Dissenz. Angesichts der Verfasstheit des Menschen und der wesentlichen Treiber für die Individualisierung gibt es – steigenden materiellen Wohlstand vorausgesetzt – überhaupt keine Chance, diesen Wertewandel aufzuhalten, solange Sie erwachsenen Menschen nicht die Möglichkeit verwehren, sich ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Völlig unabhängig davon, ob die Medien dafür oder dagegen sind.
Übrigens bin ich – obwohl die Medien jede Menge andere Verhaltensweisen pushen – sehr gelassen, was den angeblichen Wandel der Beziehungswelt angeht. Mit oder ohne Medien werden >80% der Menschen in (serieller) Monogamie verbleiben, wenn sie älter als ca. 30 werden. Der Frequenz von Medienberichten/-kommentaren folgend, müssten wir speziell in der angelsächsischen Welt längst bei einer Mehrheit von polyamoren, asexuellen und „offenen“ Beziehungen gelandet sein. Das lässt die Verfasstheit des Durchschnittsmenschen aber gar nicht zu.
Gruss,
Thorsten Haupts
Der direkte Einfluss von Facebook auf den Genozid an den Rohingya in Myanmar mit Tausenden Toten und über einer Million Flüchtlingen ist z.B. belegt. Kaum jemand bezweifelt, dass Twitter für den kometenhaften Aufstieg von Trump und seiner MAGA-Kultur essentiell war. Die Querdenkerszene hätte sich niemals bilden können ohne die dichte Vernetzung durch das Internet. Es finden sich unzählige weitere Beispiele.
Egal, ob ich das unterschreibe oder nicht, es ist trotzdem kein Gegenargument zu dem, was ich ausführte.
Klar ist das ein Gegenargument. Das Internet kreiert Stimmungen, verstärkt dann die Stimmungen, popularisiert die Stimmungen und hat damit einen riesigen Einfluss auf unsere Werte.
Diskussionswürdig, nur nicht im konkreten Fall. Die Individualisierung war schon vor dem Indernet soweit in Fahrt, dass man sie nur durch totalitäre Massnahmen hätte aufhalten können. Und das war mein Argument.
Zustimmung was den bereits bestehenden Trend zu verstärkter Individualisierung angeht. Aber Medien können Trends befeuern und verstärken. Oder sie können sie abschwächen und vermindern. Der durch Facebook verursachte Genozid in Myanmar z.B. kam auch nicht aus dem Nichts. Vorurteile und Konflikte bestanden dort sicher schon vorher in der Bevölkerung. Aber das was Facebook aus diesen Stimmungen machte, hatte einen katastrophalen Effekt. Und dieser Effekt war nicht unausweichlich, sondern schlicht eine Folge von kommerziell ausgerichteten Algorithmen, die negative Nachrichten und “Aufreger” amplifizieren und “ruhigere Stimmen” aus der Debatte stumm schalten.
Das ist ein viel, viel komplexerer Prozess. Du gibst den Medien viel zu viel Macht in meinen Augen.
Die Macht der klassischen Medien nimmt ab. Aber nur weil die Macht des Internets zunimmt. Das Internet bestimmt de facto unser aller Leben. Aus dem Internet ziehen sich die Menschen ihre News, im Internet haben sie ihre Bekanntschaften, im Internet finden sie ihre Dating-Partner und wenn ihnen langweilig ist, surfen sie im Internet.
Bis zum Aufkommen des Internets und bis zu seiner tentakelartigen Durchdringung aller Lebensbereiche, war es das Fernsehen, das unser aller Leben dominierte.
Tja, anders als Ralf erinnere ich mich nur zu gut daran, wer in meinem Umfeld die ersten Zweifel an der Zurechnungsfähigkeit unserer Regierungen ausgelöst hat: Nicht etwa russische Trolle oder Rechtsextremisten. Es waren die offiziellen Erklärungen von amtierenden Ministern, dass Maskentragen nichts bringt. Nur zwei Wochen später brachte es dann doch was und jede/r kaufte (freiwillig) Stoffmasken, wenige Monate später wurde dann das Tragen von nur unwesentlich wirksameren Papiermasken auf einmal zur Pflicht.
Zum Zeitpunkt der ersten Erklärungen hätte übrigens ein Anruf in Taiwan, das zu den ersten Ländern mit spezifischen Corona-Masnahmen gehörte, verhindern können, dass Mitglieder der Bundesregierung Unsinn in Mikrofone bliesen. Der ist offenkundig unterblieben – und als Projektmanager nehme ich das Unterlassen von offensichtlichen Basics für eine rationale Entscheidungsfindung bei hochrangigen Managern (=Bundespolitiker) sehr, sehr übel.
Was danach folgte, war eine mehrjährige, undurchsichtige, von Bundesland zu Bundesland, ja selbst von Kommune zu Kommune, unterschiedliche, inkonsistente, schlecht kommunizierte, häufig nicht nachvollziehbare Massnahmenflut fragwürdiger Effizienz. DAS hat die Bevölkerung weit nachhaltiger verunsichert, als Ralfs übliche Verdächtige (die Medien im alllgemeinen und das Indernet im besonderen).
Wenn ich jemals ein Buch über vollständig misslungenes Krisenmanagement schreiben sollte, wäre die deutsche Corona-Politik meine erste Wahl.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ich widerspreche garnicht, dass die Politik Fehler in der Kommunikation gemacht hat. Lässt sich bei Statements unter dramatischem Zeitdruck in einer Situation ohne Präzedenz in unserer Lebenszeit und unter dem Trommelfeuer dauernder Interviewanfragen, wo man ständig irgendwas in irgendein Mikrophon sprechen muss, vielleicht auch nicht verhindern. Sicher gibt es hier ein Spektrum von positiveren und auch von negativeren Beispielen, aus denen man für die Zukunft lernen kann und soll.
Aber es macht eben einen immensen Unterschied, ob die Medien als Reaktion auf verpatzte Kommunikation der Regierung als rationaler Korrekturfaktor mit ernstem Interesse Information zu vermitteln agieren, oder ob sie stattdessen aus Profitgeilheit als Brandbeschleuniger fungieren, die jeden kleinen Fehler skandalisieren, personalisieren und die ohnehin bereits bestehende Konfusion amplifizieren.
… Profitgeilheit als Brandbeschleuniger fungieren …
Einer der Hauptbrandbeschleuniger der Corona-Zeit war ein Herr namens Lauterbach, der seine am Abend vorher beim Lesen einer Einzelstudie oder einer Modellrechnung gewonnenen „Erkenntnisse“ am nächsten Tag in ein politisches Statement für seine Followerschar übersetzte. Nur zur Einordnung – der Herr war nie Medienmitarbeiter und auch kein Algorithmus.
Ich finde Ihre jetzt schon jahrelange Obsesssion mit den Medien und dem Indernet als Schuldigen für alles, was in westlichen Gesellschaften eventuell schiefläuft, ziemlich putzig, Sie entwickeln sich da zu einem bemerkenswerten Kauz 🙂 .
Gruss,
Thorsten Haupts
(1) Es ist positiv, wenn ein Gesundheitspolitiker wissenschaftliche Studien liest und versteht.
(2) Es ist falsch, dass die Mehrheit von Herrn Lauterbachs Meinungen zur Covid-Pandemie auf Einzelstudien beruht haben.
(3) Das exemplarische Zitieren einer einzelnen Studie, stellvertretend für ein Forschungsfeld, ist etwas anderes, als das Zitieren einer Einzelstudie, isoliert ohne Kontext.
(4) In einer dynamischen Situation ohne Präzedenz und mit hohen Risiken hat man manchmal zunächst nicht mehr als eine Einzelstudie. Die Politik muss trotzdem reagieren (entweder durch Handeln oder durch Nichthandeln – beides stellt eine Form von “Reagieren” dar).
Zu 1)
Bestimmt. War genau das Problem, danke für die Problembeschreibung.
2)
Jou. Wir reden offenbar von zwei verschiedenen Personen.
3)
Genau 🙂 . Siehe 1
4)
Zunächst ist nicht mehr ein Jahr später.
(1) Cool wie Du das so ganz ohne Fachwissen beurteilen kannst. Bildung wird offensichtlich überschätzt.
(2) Nö. Wir reden über dieselbe Person.
(3) Schön dass wir einer Meinung sind, auch wenn Dir das Statement widerspricht.
(4) Doch – auch nach einem Jahr steht man wieder am Anfang, wenn sich das Virus fundamental ändert (so geschehen etwa beim Auftauchen der Alpha-, Delta- und Omikron-Variante)
Jepp, genau das beschreibe ich ja auch im Artikel.
Der Verweis auf die Wissenschaft darf nicht fehlen – aber nur dann, wenn es die eigenen Überzeugungen stützt. In einer Meta-Studie der Cochrane-Gesellschaft kamen die Forscher zu der Erkenntnis, dass Masken das Infektionsgeschehen in der Bevölkerung nicht wesentlich beeinflussen. Was folgte nach Veröffentlichung der Studie? Die Apologeten der „Follow the science“-Philosophie nahmen nicht die Ergebnisse interessiert zur Kenntnis, sondern kämpften sofort kommunikativ dagegen an. Schließlich standen die eigenen Überzeugungen auf dem Spiel, was interessieren da wissenschaftliche Erkenntnisse?
Was übersehen wurde: Es ging bei der Untersuchung um die Frage, ob das gesamte Infektionsgeschehen maßgeblich beeinfusst wird, wenn eine Maskenpflicht besteht. Aufmerksame Menschen hätten auch ohne die Meta-Studie zu der Erkenntnis kommen können: Eher nicht. So verliefen die Inzidenzwerte im Frühjahr 2021 in Deutschland und der Schweiz ziemlich gleichförmig, obwohl beide Länder ab da begannen unterschiedliche Policies der Pandemiebekämpfung zu verfolgen. Dass Schweden und Großbritannien in Summe mehr Corona-Tote aufwiesen als Deutschland, ist auch keine weitverbreitete Behauptung.
Richtig ist, und das wird nicht bestritten: Masken können den einzelnen vor Infektion schützen. Aber das fällt in den Regelungsbereich der Bürger, nicht des Staates. Ob ich mich vor einer Krankheit schützen will oder ein Risiko in Kauf nehme, ist allein meine Sache.
1) Ich habe die Vermutung, dass das Problem „Corona“ gar nicht so sehr mit konkreten policies zusammenhängt sondern mehr mit grundsätzlichem Staatsverständnis. Auch wenn hier (fehlende) Führungsstärke als Schlüssel postuliert wird, denke ich, dass durch die spürbare Krise ein sehr grundlegender, ich möchte fast sagen ideologischer Zwiespalt aufgekommen ist, was das Demokratieverständnis betriftt. Zum Einen haben wir Team „Freiheitsdemokratie“ und zum anderen Team „Erziehungsdemokratie“ – eine Spaltung, die womöglich ein bleibendes Thema ist, auch was zukünftige Krisen betrifft.
2) Was auch (scheinbar nur mir) auffällt, ist die enorme soziale Schieflage, was die Auswirkungen der Pandemie betrifft. In jedem Aspekt waren sozial schwache die am schwersten Betroffenen. Sie hatten höhere Mortalität durch die Krankheit. Sie hatten mangels Wissen und Aktivität schlechteren Zugang zu Hilfsmitteln (anekdotische Evidenz: Ich weiss von einem Geringverdiener, der beim Familienbesuch Weihnachten 2023(!) zum ersten Mal einen Schnelltest gemacht hat); repressive Maßnahmen wie Ausgangssperren betrafen sie deutlich härter; Schulschließungen waren faktisch für sie ein Messer in den Rücken; es ist mit Bringdiensten eine ganze Branche neuer schlecht bezahlter Scheißjobs groß geworden.
Zum Einen haben wir Team „Freiheitsdemokratie“ und zum anderen Team „Erziehungsdemokratie“ – eine Spaltung, die womöglich ein bleibendes Thema ist
Dir ist vermutlich bereits aufgefallen, dass in Deinen Begriffen “Freiheitsdemokratie” und “Erziehungsdemokratie” mehr Wertung als Inhalt steckt. Ich wage die Prognose, dass 100% derer, die Du als Anhänger einer “Erziehungsdemokratie” siehst, dieses Label scharf zurückweisen und sich stattdessen selber als liberale Unterstützer einer “Freiheitsdemokratie” sehen.
Die Spaltung verläuft – wenn überhaupt – auch nicht zwischen “Erziehung” und “Freiheit”, sondern eher – wie Stefan bereits geschrieben hatte – zwischen “Kollektiv” und “Individuum”.
Allerdings darf man auch das bezweifeln. Meine wichtigste Take Home-Message aus unzähligen, fruchtlosen Diskussionen während der Coronazeit ist, dass die erdrückende Mehrheit der Maßnahmengegner in keiner Weise freiheitsbegeisterte Idealisten mit echter Sorge um die Demokratie waren. Stattdessen handelte es sich beim weit überwiegenden Teil um alternde Männer, die sich nach dem Anschauen von drei YouTube-Videos zum Fachmann geadelt sahen, ihre eigene Bedeutung drastisch überschätzten und stur, eigensinnig und unbelehrbar ihre vorgefassten Meinungen ins Internet pöbelten. Die Sorge dieser Mischpoke war nicht das sorgfältige Abwägen zwischen Freiheitsrechten und Gemeinschaftsinteressen, sondern die waren halt einfach angepisst, dass ihr Urlaub aufgrund von Hotelschließungen abgesagt wurde. Oder empörten sich über den Verlust von Bequemlichkeit, der ihnen durch das Tragen einer Maske entstand. Oder konnten einfach generell nicht ertragen, dass ihnen jemand widersprach.
Deshalb war es auch nicht verwunderlich, dass dieses Ilk kein Problem mit der Verbrüderung mit Rechtsextremen hatte, Hand in Hand mit Staatsfeinden marschierte und Galgen in die Luft hielt. Die Zahl echter “Freiheitsdemokraten”, die nachdenklich und unter ergebnisoffener Abwägung der Perspektive aller Seiten zum Schluss kam, dass die Interessen der Gemeinschaft mehr hinter den Individualinteressen zurückstehen sollten, trotz der fundamentalen Bedrohung für Leib und Leben durch die Krankheit war – wenig überraschend – mikroskopisch klein.
Du hast recht, mit “Freiheitsdemokratie” und “Erziehungsdemokratie” waren nicht einfache Begriffe. „Vorschriftendemokratie“ habe ich genau wegen des negativen Klangs vermieden. Am Ende waren Herr Pietsch und du die „Paten“ der Begriffe. Dass ersterer in Dauerschleife das hohe Lied der Freiheit ohne Einschränkung gesungen hat, ist glaube ich eindeutig. Und du hast immer wieder betont, dass du den „Anderen“ die Reife absprichst (So auch hier).
@ cimourdain 11. Februar 2024, 20:06
Zustimmung!
1) Hm, weiß nicht. Ich denke, das ist eher im gesamtgesellschaftlichen Werteverständnis.
2) Familien und Selbstständige. Die sind am heftigsten betroffen gewesen. Aber ja, soziale Schieflage gab es auch.
2) Intersektionalität ?
Definitiv.
… trotz der fundamentalen Bedrohung für Leib und Leben durch die Krankheit …
Das, was Sie als Axiom voraussetzen – fundamentale Bedrohung – wird eben von vielen bestritten. Zu Recht, wenn man sich auf die Altersgruppe 0 bis 65 bezieht. Da die Drohung für vorerkrankte und anderweitig geschwächte 65plus-jährige um Grössenordnungen höher waren, als für alle anderen (das sagt die Wissenschaft), war sie für alle anderen aus meiner Sicht minimal. Man kann das natürlich anders sehen – aber ein Argument, das auf einem nicht allgemein geteilten Axiom beruht, ist nur noch für die eigene Blase überzeugend.
Gruss,
Thorsten Haupts
Ungefähr 175.000 Tote in Deutschland sprechen für sich.
Aber ja, dass das Risiko ungleich verteilt war in der Population, war sehr früh klar. Die Frage war eben, ob der Urlaubswunsch der jungen Gesunden oder das Leben der Alten und Kranken Priorität haben sollte. Die selbsternannten “Freiheitsdemokraten” hatten da eine klare Position.
Völlig falsche Frontstellung. Man hätte vielleicht mal die schwer gefährdeten Älteren selber fragen sollen, ob sie den Massnahmenkatalog „zu ihrem Schutz“ befürworten. Das ist nach meiner Erinnerung nie geschehen, die lautstärksten und radikalsten Einschränkungsbefürworter kamen ausgerechnet aus der statistisch ungefährdeten Altersgruppe 30 bis 50. Und ich kenne zumindest die Antworten einiger schwerstgefährdeter sehr alter Leute. Spoiler: Diese waren KEINE Befürworter der Einschränkungen, obwohl ihnen ihr Risiko bewusst war.
Gruss,
Thorsten Haupts
Du gehst von falschen Vorannahmen aus. Die umstrittensten Maßnahmen – nämlich die teilweisen Lockdowns – wurden nicht zum Schutz der Alten, sondern zum Verhindern des Zusammenbruchs unseres Gesundheitssystems beschlossen. Ein solcher Zusammenbruch hätte auch die Jungen massiv betroffen (man denke Autounfallopfer, Krebspatienten, Kinder mit Blinddarmentzündung etc.) und zu extrem vielen Toten geführt.
Außerdem war die gesellschaftliche Stimmungslage zu keinem Zeitpunkt so, dass die Gegner von Maßnahmen in der Mehrheit waren – und bei den Alten erst recht nicht. Im Gegenteil. Selbst gegen Ende der Pandemie zeigten Umfragen, dass eine knappe Mehrheit der Bevölkerung unzufrieden war mit der Covid-Politik der Regierung. Und die Mehrheit dieser Regierungskritiker wollte mehr und strengere, nicht weniger Maßnahmen. Diese Mehrheit war aber nicht so laut, marschierte nicht mit Rechtsextremen und hielt keine Galgen in die Luft. Folglich ging sie in der Berichterstattung unter – es sei denn man gräbt sich in die eigentlichen Umfragen von damals ein.
Und selbst wenn es eine theoretische Mehrheit unter den Alten gegeben hätte für eine Priorisierung von “gewohntem Leben” über Lebensschutz – sagen wir 60:40 – wäre es hochgradig unethisch gewesen eine große Minderheit als Reaktion dem Tod auszuliefern. Manche Entscheidungen überlasst man auch in der Demokratie nicht der Mehrheit. Ansonsten hätten wir längst die Todesstrafe eingeführt.
Korrekt, dieses falsche Narrativ von einer Mehrheit gegen Maßnahmen wurde permanent wiederholt (übrigens auch in den angeblich so einheitlich für die Maßnahmen agierenden Medien!).
Nachn einem kurzen Durchscrollen der Google-Suchergebnisse für derartige Umfragen kann ich Eure Wahrnehmung absolut nicht bestätigen. Im Mittel war die Akzeptanz der aktuell ergriffenen Massnahmen immer etwas höher, als die Zahl der Gegner dieser Massnahmen oder dieZahl der Befürworter schärferer Massnahmen, die sich beide ebenso im Mittel etwa die Waage hielten.
Für die Lockdowns und die Kontaktbeschränkungen galt das allerdings nicht unbedingt. Beim Corona-Monitoring der Uni Erfurt sprachen sich im November 2022 jeweil deutliche Mehrheiten gegen Kontaktbeschränkungen und Lockdowns aus:
https://projekte.uni-erfurt.de/cosmo2020/web/topic/politik/20-akzeptanz/#akzeptanz-der-einschr%C3%A4nkung-von-freiheitsrechten-stand-15.03.22
Studien mit Altersschlüssel habe ich nicht auf die Schnelle gefunden.
Gruss,
Thorsten Haupts
Siehe hier:
https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1234544/umfrage/umfrage-zu-corona-massnahmen-deutschland-politbarometer/
Ich erinnere mich an zahlreiche Umfragen mit Drittel härter, Drittel gut, Drittel weniger hart.
Ungefähr 175.000 Tote in Deutschland sprechen für sich.
Hat wer wann auf welcher Grundlage berechnet?
Du bist doch so ein Riesenfan des Internets. Also google Dir die Information. Ist ja nicht schwer zu finden.
Da hat jemand nicht verstanden, wer in der Bringschuld ist… Wer ein Argument einführt, ist auf Aufforderung in der Beweisschuld. So viel zu jemanden, der Wissenschaftler sein will…
Das wer und auf welcher Grundlage wurde doch zig mal hin- und herdiskutiert. Die Zahlen stammen vom RKI, dem alle Todesfälle, bei denen Coronaviren im Toten nachgewiesen wurden, gemeldet werden. Das ist ein sauberes System, aber – und auch das wurde zig mal hin- und herdiskutiert – es kann nicht unterscheiden, ob Corona allein, hauptsächlich, zum Teil oder gar nicht für den Todesfall verantwortlich ist. Hier wäre auch ich für eine wissenschaftlich fundierte Aufschlüsselung sehr dankbar.
https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/deutschland/
Ende 2022, als die Zahlen des RKI noch bei 160.000 Toten lagen, wurde – als unabhängige Messung – mittels der Übersterblichkeit für die Jahre 2020-2022 eine erhöhte Sterbezahl von 180.000 Toten gemessen, von denen die überwiegende Mehrheit nur durch Covid plausibel erklärt werden kann, insbesondere in den Jahren 2020 und 2021. Insgesamt lag in den meisten Ländern die “tatsächliche” (mittels Übersterblichkeit ermittelte) Todesrate höher als die Zahl der “bestätigten Covid-positiven” Toten, was wenig überraschend ist, da nicht alle Sterbenden diagnostiziert werden.
Wie viele Patienten direkt an dem SARS-CoV-2-Virus oder lediglich mit dem Virus gestorben sind, hat eine Hamburger Studie seinerzeit untersucht:
https://www.aerzteblatt.de/int/archive/article/226041
Zitat:
If the COVID-19 infection was a part of the causal chain that directly led to the death, the death was classified as „FROM SARS-CoV-2 infection.“ If the infection did was not relevant to the cause of death, the death was classified according to the WHO classification (3) as „WITH SARS-CoV-2 infection.“ […] The rate of patients who died FROM SARS-CoV-2 infection was as follows for the individual virus subtypes: 85% (wild type), 94% (alpha), 82% delta, and 46% (omicron).