Nachdem der bayerische Landtagswahlkampf – im Oktober wird im Freistaat gewählt – bisher eigentlich ausschließlich aus Angriffen auf die Ampelregierung in Berlin bestand, hat sich der Fokus nun dieses Wochenende ein klein wenig verlagert: Hubert Aiwanger, Vorsitzender der Freien Wähler, stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister Bayerns, der bereits in der Vergangenheit durch rechtspopulistische und teilweise schlicht wirre Aussagen aufgefallen war, soll als 17jähriger Schüler ein Flugblatt verfasst haben, das den Holocaust relativieren, antisemitisch und generell rechtsradikal sein soll. Er wurde als Schüler für diese Urheberschaft bestraft und hat sie abgestritten. Ich habe zwiespältige Gedanken zu diesem Thema, die ich im Folgenden gerne etwas näher darlegen möchte.
Meine erste Reaktion auf das Bekanntwerden des Skandals war es, festzustellen, dass ich im Alter von 17 Jahren auch eine ganze Menge Scheiße geschrieben habe. Nicht nur das, ich hatte damals sogar so etwas wie eine kleine rechtsradikale Phase: ihr ironisch und als Ausdruck von Rebellion denn aus genuiner Überzeugung, aber nichtsdestotrotz mit dämlichen Aussagen, dem höheren einschlägigen Musik und dem ständigen Kokettieren mit dem Tabubruch. Dazu gehört selbstverständlich auch das Witze Reißen über Konzentrationslager. Von daher tue ich mich schwer damit, einen solide im fünften Lebensjahrzehnt angekommenen Aiwanger damit zu kritisieren, was er als Pennäler verfasst hat.
Natürlich gibt es dafür klare Grenzen: relevant ist, ob er sich von seinen damaligen Positionen distanziert und für die Geschmacksverwirrung entschuldigt. Sofern er – was zu dem Moment, in dem ich dies schreibe, noch unklar ist – ihr mit Uneinsichtigkeit oder sogar mit Angriffen nach vorne reagieren sollte, ist das ein anderes Thema; es wäre dann allerdings eines, das den Gegenwarts-Aiwanger betrifft und nicht den Schüler aus den 1980er Jahren. Solange dies nicht der Fall ist, also Aiwanger sich aufrichtig und glaubhaft von seiner früheren Tat distanziert, sehe ich keinerlei Notwendigkeit, sie ihm weiter um den Hals zu hängen.
Das ist auch nicht notwendig, weil ich Aiwanger völlig problemlos mit dem kritisieren kann, was er als stellvertretender Ministerpräsident und Wirtschaftsminister sowie Vorsitzender seiner Partei von sich gibt. Von Impfgegnerschaft über Kulturkriege um ein angebliches Fleischverbot ist alles dabei, was der rechte Rand der Republik so zusammenbraut. Dafür habe ich ihn in der Vergangenheit ja auch immer wieder kritisiert. Wäre er nicht der Vorsitzende einer 10%-Partei, könnte es einem beiläufigen beobachtenden auch leicht verziehen werden, ihn und seine Aussagen für einen willkürlichen Kommentator auf Facebook zu halten, der einfach nur irgendwelchen Blödsinn schreibt.
Leider ist Aiwanger das nicht, sondern ein nicht unerheblicher Teil des Machtgefüges zumindest in Bayern und damit über den Umweg des Bundesrats auch in der Bundesrepublik, von dem ständig enttäuschten Potential der Freien Wähler zu einem Reüssieren auf Bundesebene einmal zu schweigen. Es gibt also genügend Gründe, Aiwanger führt das zu kritisieren, was er aktuell tut. Dass sich die Debatte nicht über diesen Blödsinn, sondern über 45 Jahre alten Blödsinn entspannt, ist ärgerlich und leider typisch für den öffentlichen Diskurs.
Aber ich will auch für einen Moment bei dem Flugplatt selbst bleiben.
Das hier ist wohl das fragliche Flugblatt. pic.twitter.com/MPcFZqa8F8
— Stefan Sasse 🇪🇺 (@StefanSasse) August 26, 2023
Die Attribute, mit denen es beständig kontextualisiert wird und die ich in der Einleitung Vorsichtigerweise in den Konjunktiv gesetzt habe, sind vor allem „antisemitisch“ (ZEIT, ZDF, FAZ, unter anderem) – das klassische Todesurteil im politischen deutschen Diskurs -, „Verhöhnung der Opfer des Holocaust“ (Schulze), „Hetzschrift“ (BR) und Variationen von Ablehnungsbekundungen wie „menschenverachtend“ und „eklig“ (Markus Söder) oder „rechtsextrem“ (Welt). Ich habe mit einigen dieser Zuschreibungen ein gehöriges Problem, vor allem mit „antisemitisch“. Das liegt an zwei Gründen.
Grund Nummer 1 ist, dass das Flugblatt keinerlei Referenz auf Juden, antisemitische Ideologie oder den Holocaust erkennen lässt. Grund Nummer 2 ist, dass hier eine Gleichsetzung der nationalsozialistischen Terrorherrschaft und ihre Opfer mit dem Holocaust stattfindet, die für die deutsche Erinnerungskultur leider typisch ist. Das erfordert eine etwas ausführlichere Erklärung.
Die Konzentrations- und Vernichtungslager, allen voran Auschwitz und Dachau, werden oft synonym für den Holocaust. Im Falle Auschwitz‘ ist das verständlich: das Tor von Birkenau mit den hineinführenden Gleisen oder das schmiedeeiserne Eingangstor von Auschwitz mit dem Schriftzug „Arbeit macht frei“ sind ikonisch. In Auschwitz wurden vermutlich rund eine Million Juden ermordet, etwa ein Sechstel der Gesamtzahl des Holocaust. In den Vernichtungslagern starben insgesamt rund drei Millionen Juden, etwa die Hälfte der Opfer. Allerdings ignoriert diese öffentliche Erinnerung mit ihrem starken Fokus auf Auschwitz üblicherweise die andere Hälfte, die vor allem bei Massenerschießungen wie etwa bei Babi Yar in der Ukraine quasi „in Handarbeit“ ermordet wurde. Diese simplifizierende Betrachtung steht einem Verständnis des Holocaust immer wieder im Weg.
Wesentlich relevanter für unsere Thematik allerdings ist, dass die Nazis bei weitem nicht nur Juden in den Lagern ermordeten, sondern auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Linke, Behinderte, Staatsangehörige der Sowjetunion, Polen und viele weitere Minderheiten, auf die sie ihren mörderischen Fokus legten. Die Gleichsetzung der Lager mit dem Holocaust ignoriert all diese Opfer und ignoriert auch all jene jüdischen Opfer, die nicht in den Lagern zu Tode kamen. Dies ist ein beständiges Problem in der deutschen Erinnerungskultur, weil sie nicht nur millionenfaches Leid ausblendet, sondern auch erschwert, die Mechanismen des Holocaust zu verstehen und damit aus seiner Geschichte Lehren zu ziehen.
Wo liegt nun der Bezug zu Aiwanger und seinem dämlichen Flugblatt? Ich glaube, dass der 17jährige Aiwanger absurderweise mehr geschichtliches Verständnis an den Tag gelegt hat als manche der heutigen Kritiker*innen. Zumindest lese ich ohne weiteren Kontext und intime biographische Kenntnisse des jungen Aiwanger das Flugblatt nicht als antisemitisch, sondern viel mehr als diffus antilinks und rechtsradikal.
Was meine ich damit? Zum einen richtet sich das Flugblatt an „Vaterlandsverräter“. Das allerdings schließt Juden effektiv aus: diesen wird ja in der nationalsozialistischen Ideologie die Zugehörigkeit zum deutschen Vaterland explizit abgesprochen. Dementsprechend können Sie es auch nicht verraten. Der Vorwurf des Vaterlandsverrats richtet sich vielmehr gegen Links, also gegen Sozialisten, Kommunisten und Sozialdemokraten.
Das passt auch viel besser zum politischen Klima in der der 1980er Jahre. Die Friedensbewegung war damals sehr stark, hatte (über den Umweg des NATO-Doppelbeschlusses) mit zum Bruch der sozialliberalen Regierung und zur „geistig-moralischen Wende“ geführt und war stark antinationalistisch eingestellt. Die genannte „Wende“ war ihrem Anspruch nach zudem eine des Schlussstrichs und eine Art Neubewertung der Vergangenheit, wie sie vor allem in Helmut Kohls Besuch des Soldatenfriedhofs in Bitburg augenscheinlich wurde. Geschmacklose und Geschichtsvergessenen Nazivergleiche waren damals ebenfalls keine Neuheit, wenn man etwa an Kohls Vergleich Gorbatschows mit Goebbels denkt.
Am zentralsten jedoch dürfte der sogenannte Historikerstreit sein, bei dem der ihr rechtsgerichtete Ernst Nolte eine Art Neubewertung der Nazidiktatur forderte und heftigen Gegenwind aus dem liberalen Spektrum erhielt (am prominentesten von Jürgen Habermas) und diesen Streit letztlich auch verlor (er gilt heute in der Geschichtswissenschaften weitgehend als widerlegt).
Aiwangers Flugblatt muss in diesem Kontext gesehen werden. Es richtet sich gegen seinen politischen Gegner, die natürlich reichlich diffus definierten Linken. Seine eigentliche Problematik liegt also nicht darin, antisemitisch zu sein – hier gibt der Text für mich keine belastbaren Punkte her – sondern letzten Endes die Verfolgung von Systemgegnern ab 1933 und den gegen sie gerichteten Terror zu legitimieren und, wenn auch nur ironisch mit völlig geschmacklosem Humor, in einer Neuauflage zu fordern.
Dafür spricht vor allem die Nennung von Dachau als Austragungsort. Dachau wurde als erstes Konzentrationslager im April 1933 gegründet (nicht zufällig in Bayern, nebenbei bemerkt) und diente der Inhaftierung und „Umerziehung“ der linken Gegner. Kommunisten und Sozialdemokraten waren die ersten Insassen. An dieser Stelle enden die historischen Fähigkeiten des jungen Aiwanger, der ebenfalls die Ikonographie der Gaskammern von Auschwitz mit diesem frühen Terror zusammenwirft. Die Auflistung der Maßnahmen, für die das Flugblatt agitiert, bleibt allerdings eine, die ihre Wurzeln nicht im Holocaust, sondern in der Verfolgung von Regimegegnern besitzt. Darunter fällt der Genickschuss, die Hinrichtung per Fallbeil (wie sie etwa die Geschwister Scholl betraf) oder der Verweis auf die Folterkeller der Gestapo.
Was Aiwanger hier also tut ist, sich in die Rolle eines ausführenden Organs des NS-Unterdrückungsapparat zu imaginieren. Inwieweit ihn das entlastet, seit dem Urteil der Lesenden überlassen; es taugt allerdings wenig für das umfassende Prädikat „antisemitisch“. Vielmehr findet hier eine Relativierung statt, und zwar nicht nur des Holocaust, sondern der nationalsozialistischen Verbrechen generell.
Damit schließt sich der Kreis zum Aiwanger der Gegenwart. Wenn meine Interpretation korrekt ist, wäre die angemessene Reaktion, sich einerseits zu entschuldigen und andererseits deutlich zu machen, dass diese Identifizierung mit einem diktatorischen Terrorapparat und seinen Methoden tatsächlich vor allem ein jugendlich-geschmackloses Spiel mit dem Tabubruch war und nicht, wie seine Gegner*innen behaupten, einen direkten Rückschluss auf seine aktuellen politischen Überzeugungen zulässt. Deswegen halte ich zur Stunde die Reaktionen von SPD-Chef von Brunn oder Grünen-Chefin Schulze, die den Rücktritt beziehungsweise die Entlassung Aiwangers fordern, noch für überzogen. Es liegt an Aiwanger selbst, inwieweit diese Forderungen noch Relevanz erhalten werden.
Das alles, und das sei noch einmal in aller Deutlichkeit gesagt, ist unabhängig von meiner eigenen Haltung zu Aiwanger. Ich halte ihn für einen Dampfplauderer, der mehr als schräge Positionen vertritt, hart am rechten Rand herumirrlichtert und generell eher ungeeignet ist, Regierungsverantwortung zu tragen. Diese ganze Affäre trägt wenig dazu bei, dieses wenig positive Bild zu revidieren. Gleichwohl halte ich es für sehr problematisch, Handlungen von Jugendlichen und selbst jungen Erwachsenen in eine direkte Traditionslinie zu den erwachsenen Politiker*innen zu stellen. Der Steinewerfer Joschka Fischer hatte schließlich mit dem Außenminister Joschka Fischer auch nur sehr bedingt zu tun. Auch Innenminister Otto Schily hatte wenig mit dem RAF-Sympathisanten von früher gemein. Ich möchte daher den stellvertretenden Ministerpräsidenten Aiwanger nicht auf Basis des Gymnasiasten Aiwanger, sondern der Person des Jahres 2023 und vielleicht des letzten Jahrzehnts bewerten.
UPDATE: Nachtrag: Aiwanger bestreitet, der Verfasser zu sein, was wohl nicht unglaubhaft ist. Er hatte die Dinger „nur“ in der Tasche und war mit dem Verfasser befreundet. Udo Vetter hat hier eine harsche Kritik.
UPDATE 2: Ich fühle mich bestätigt: Aiwangers Reaktion macht ihm Probleme.
„Aiwangers Flugblatt muss in diesem Kontext gesehen werden. Es richtet sich gegen seinen politischen Gegner, die natürlich reichlich diffus definierten Linken. Seine eigentliche Problematik liegt also nicht darin, antisemitisch zu sein – hier gibt der Text für mich keine belastbaren Punkte her – sondern letzten Endes die Verfolgung von Systemgegnern ab 1933 und den gegen sie gerichteten Terror zu legitimieren und, wenn auch nur ironisch mit völlig geschmacklosem Humor, in einer Neuauflage zu fordern.“
Du mußt aber auch bedenken, daß vor dem Mauerfall in Westdeutschland gerade einmal 30.000 Juden lebten. die also nicht gerade das nächstliegende Ziel für politisch motivierte Mordgelüste waren. Die Antisemitismus des Fluigblatts ergibt sich vielmehr daraus, daß der Völkermord an den Juden (symbolisiert durch Auschwitz) als willkommene Blaupause für Mordfantasien herangezogen wird.
Das KZ Dachau ist im kollektiven Gedächtnis Bayerns nicht zuletzt durch die Todesmärsche verankert, die zunächst von anderen KZs nach Dachau und nach dessen Auflösung nach Süden führten. Die Aufarbeitung begann erts in den 1980er Jahren:
https://www.br.de/nachricht/kriegsende-1945-befreiung-todesmarsch-dachau-100.html
Was mir am Flugblatt noch auffällt, ist seine sorgfältige Erstellung, man sieht z.B. keine mit Tipp-Ex ausgebesserten Fehler. Es war also eine sorgfältig geplante Aktion und kein spontanes Draufhacken auf eine Tastatur, die damal ja noch nicht so allgegenwärtig waren wie heute.
Noch ein Aspekt ist die milde Bestrafung. Das war ja das Jahrzehnt, wo eine Stoppt-Strauß-Plakette einen Schulverweis einbringen konnte:
https://www.fr.de/zukunft/storys/75-lektionen-mut/mut-csu-franz-josef-strauss-keine-angst-vor-der-grossen-politik-90041111.html
Alles richtig.
Und Alan Posener hat völlig recht mit dem von dir verlinkten Kommentar.
Wie Joschka Fischer einst anläßlich der Guttenberg-Affäre sagte:
„Wenn man scheitert, scheitert man nicht an der Vergangenheit, sondern an Aussagen in der Gegenwart.“
https://www.n-tv.de/mediathek/videos/politik/Guttenbergs-Image-angekratzt-article2635691.html
Exakt, das war auch mein Punkt im Artikel.
Gegen Ende habe ich den Text nur noch überflogen. Da will offensichtlich jemand um jeden Preis – auch der eigenen Seriosität – einem Rechten am Zeug flicken.
Relevant ist, ob er sich von seinen damaligen Positionen distanziert und für die Geschmacksverwirrung entschuldigt.
Das ist nur Quatsch. Mit 17 ist jemand weder voll geschäftsfähig noch strafmündig. Jahrzehnte später soll sich ein Mensch für etwas entschuldigen, wo er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal weiß, was genau er als Teenager geschrieben noch mit welcher Motivation er es getan hat. Das ist so verachtend, da fehlen mir die weiteren Worte.
@ Stefan Pietsch 26. August 2023, 18:54
Das ist nur Quatsch. Mit 17 ist jemand weder voll geschäftsfähig noch strafmündig. Jahrzehnte später soll sich ein Mensch für etwas entschuldigen, wo er mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal weiß, was genau er als Teenager geschrieben noch mit welcher Motivation er es getan hat.
Zustimmung, ist albern.
Das ist so verachtend, da fehlen mir die weiteren Worte.
Nein, ist es nicht. Ist erst mal eine ganz natürliche Reaktion zu schauen, inwieweit das Relevanz hat, und ist ein Vorgehen, dass genauso auch von der anderen Seite kommt. Sollte man mit etwas Nachdenken lassen, aber das war’s auch schon .
Bis gestern konnte ich mich in der naiven Illusion wiegen, es gebe Grenzen nach unten, die zwar von rechtsradikalen Proleten, aber niemals vom liberalen Mainstream unterschritten werden würden.
Heute nehme ich zur Kenntnis, dass man Jahrzehnte zurückliegende Worte eines halben Kindes benutzen kann und benutzen wird, um einen politischen Gegner zu zerstören. Fein, zur Kenntnis genommen.
Ziemlich angewidert,
Thorsten Haupts
Sag ich ja, ich find’s auch bescheuert.
Der rechte „Mainstream“ (NZZ) sieht gar keinen Fall Aichwanger, sondern nur einen Fall SZ.
Der „rechte“ Medien-Mainstream ist in Deutschland reichweitentechnisch ebenso bedeutungslos, wie als Lesestoff für die politischen Multiplikatoren, also irrelevant. Der echte Medien-Mainstream hat sich dagegen sehr klar positioniert – alle finden es geil, jugendlichen Müll zu verwerten.
ist es nicht langweilig, wirklich jedes thema immer in dasselbe bewertungsmuster zu pressen?
Wenn´s passt? Nein.
Die FAZ ist doch wohl rechter (jedenfalls nicht-linker) Mainstream mit Reichweite (nicht nur zahlenmäßig) und findet, die Aichwangers hätten ein „Charakterproblem“.
https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/aiwangers-flugblatt-affaere-kann-ihn-das-amt-kosten-19131529.html
Bei genauerer Betrachtung ist auch „jugendlicher“ Müll problematisch: Mit 17 ist man nur knapp ein Jahr unter dem Wahlalter – künftig möglicherweise sogar eins drüber.
ich weiß. und leider, wie es scheint, nicht zu unrecht.
Auch, aber nicht nur. Den Boten wegen Nachlässigkeit zu (seehr ausführlich) prügeln, lenkt auch ab.
Ob der Inhalt der Botschaft das ganze Trara rechtfertigt, fragst Du zu recht. Aber wenn selbst Wagner das so sieht …
Du solltest eher das „rechte“ in Anführungszeichen setzen. Die NZZ ist liberal, ohne Anführungszeichen.
Das Gegenteil von Wokoharam ist nicht rechts, „rechts“ schon.
Die NZZ ist rechts. Nicht rechtsradikal oder sonstwas, aber definitiv rechts.
Wenn die SZ „links“ ist? Aber gut: Rechts-liberal trifft es besser.
ein geisterfahrer? Hunderte!
Originell abzustreiten, dass die SZ links wäre. Woraus schließen Sie Ihre Einordnung, dass die SZ recht-liberal wäre? Das ist schon erklärungsbedürftig, weil
In der Außenwahrnehmung wird [die Süddeutsche] als linksliberal bzw. „etwas links von der Mitte“ eingestuft.
Die Zeitungen im Medienland Deutschland. In: deutschland.de. Auswärtiges Amt, FAZIT Communication GmbH, 14. August 2012, abgerufen am 17. September 2019
Mediendatenbank: Süddeutsche Zeitung Institut für Medien- und Kommunikationspolitik, abgerufen am 17. September 2019
Marcus Maurer, Carsten Reinemann: Medieninhalte. Eine Einführung. VS Verlag, Wiesbaden 2006, ISBN 3-531-14008-6, S. 130
Wenn Sie und Stefan die Welt so sehen, dann verwundert nicht, wenn Sie die NZZ oder SPRINGER nahe dem rechtsradikalen Spektrum sehen.
Die Position der SZ sollte man differenziert sehen:
– gemäßigt wirtschaftsfreundlich
– gesellschaftspolitisch liberal (unter Prantl stark bürgerrechtsliberal)
– außenpolitisch deutlich proamerikanisch
Insgesamt sehr mittig, aber was auffällt ist, dass sie in den letzten Jahren selber einige Male Antisemitismusvorwürfe abbekommen hat: Karikaturen, Levit-Verrisse
Stimmt. Juden mögen diese Zeitung deshalb nicht so.
Nochmal zur NZZ. Diese betreibt seit einiger Zeit eine massierte Werbekampagne, um in Deutschland Fuß zu fassen. Eine Ahnung, was dahinter steckt?
ich denke, die sehen ein segment rechts von der FAZ, das noch nicht gut bedient wird. es ist ein unternehmen auf wachstumskurs. cicero und welt sind quasi unter den möglichkeiten, und sie hoffen, da zu profitieren. das halte ich für eine realistische erklärung. warum investiert Springer in den usa? Weil man wachstumschancen sieht.
exakt. es ist auffällig, wie von rechts mittige medien ständig als links geframt werden. ich kenne das noch aus meiner eigenen linksradikalen phase, da war der spiegel auch hart rechts…
Zunächst mal bin ich etwas erstaunt über Thorstens und Stefans Empörung, gerade weil ich um eine Einschätzung gebeten wurde, ob Sassestefan sich zu wohlwollend äußert^^
Ich stimme Stefan in seiner Einschätzung zu, dass es problematisch ist, unappetitliche Dinge für Entlassung- und Rücktrittsgründe herzunehmen, die ein 17jähriger geschrieben hat. (oder sein Kumpel). Gerade weil wir hier über Aiwanger reden, der quasi gestern in seiner vollen Funktion als Regierungs-Amtsträger auf einer verschwörungsangehauchten Versammlung aufgetreten ist, bei der es Gewaltaufrufe gegen Grüne und Söder gab. Und dem es auch sonst schwerfällt, zwei Sätze ohne Verschwörungslügen aneinanderzureihen. Es ist problemlos möglich, für seinen Rücktritt zu plädieren, ohne auf alte Schulunterlagen zurückzugreifen.
Etwas schwieriger sehe ich das mit dem Antisemitismus-Vorwurf. Stefans Differenzierung ist historisch absolut korrekt, aber gesellschaftlich ist natürlich Holocaust, Konzentrationslager, Nazi-Deutschland und Judenverfolgung alles eins. Und nun ausgerechnet einem 17jährigen Schüler, der ganz sicher kein studierter Historiker ist, zu unterstellen, dass dieser historisch korrekt statt umgangssprachlich argumentiert, und „nur“ Linke und immerhin keine Juden ins Konzentrationslager schaffen will..
…das ist mir dann doch etwas zu viel good faith.
Mal abgesehen davon, dass der Schornstein von Auschwitz auch erwähnt wird, also da kann sich der 17jährige beim besten Willen nicht über einen Antisemitismus-Vorwurf beschweren, selbst wenn er Juden gar nicht erwähnt hat.
ich habe mich da wohl missverständlich ausgedrückt, ich sage nicht, dass aiwanger junior historisch sauber argumentiert; ich nutze das eher als wenig schmeichelhaften vergleich für einige seiner kritiker*innen.
„Verschwörungslügen“
Welche?
Das die Impfung nebenwirkunsgfrei ist?
Das die Impfung zu Thrombosen führen wird?
Das die Impfung zu Myocarditis führt?
Das sie vor Infektion schützt?
Das sie vor Weitergabe schützt?
Das es keine Kreuzimmunität gibt?
Das das Virus aus dem Labor entwichen ist?
Das beschleunigte Zulassungsverfahren nun Standard werden?
Das Maskenpflicht signifikant vor Übetragung von C19 schützt?
Das Schulschließungen nötig waren?
Das draußen joggen nur mit PCR wirksam die Ausbreitung von C19 vergindert?
Das Messerstechereien zugenommen haben seit 2015?
Das Gruppenvergewaltigung seit 2015 zugenommen haben?
Das die Zuwanderung von 2015 übewrigend keine Fachkräfte gebracht hat.
Das die 2015 zugewanderten zu 50%, (ja das ist jeder zweite liebes Wokoharm) in Hartz4 sitzen und nur ein Viertel arbeitet?
Das dies unsere Rentenproblematik verschärft und nicht verbessert?
Das niemand vor hatte einen Lockdown zu veranlassen?
Niemand hat vor eine Mauer zu bauen?
Die aller größten Verschwörungslügen kamen und kommen immer von der Regierung. Diese Ampel und die Vorgängerregierung sind da historisch gesehen für mich die schlimmsten. Alle oben genannten „Verschwörungslügen“ sind wahr geworden oder die wahrscheinlichste Option. Man muss schon vor Lanz verblödet sein, um das nicht mitbekommen zu haben.
Gruß Jens
Du lieber Gott …
In meiner Suburbia Pubertät gab es auch relativ normale Leute, die allerdings für kurze Zeitphasen eine erstaunliche Faszination für Nazi-Zeug entwickelten. Ich fand das immer blöd, aber es ist natürlich noch blöder, denen daraus heute einen Strick zu drehen.
Bezüglich Aiwanger gibts genug Schmutz, den man aufwirbeln könnte. Aus meiner subjektiven Sicht hat der Typ einen Knall.
Total.
Er ist ein wenig das Familienmitglied, das allen anderen peinlich ist und genau deshalb immer eingeladen wird – schließlich will man die nächste Peinlichkeit auf keinen Fall verpassen. Und er legt für alle anderen eine superniedrige Messlatte – dadurch können sie im Bierzelt ‚rustikal‘ daherredn, aber haben die Gewissheit, dass der Seppl sie noch unterbietet.
Wäre schön, wenn die Medien die Aufmerksamkeit auf Probleme im hier und jetzt lenken könnten, statt auf Jugendsünden eines Lokalpolitikers von vor 40 Jahren. Klar ist das widerwärtig, was dort aufgeschrieben wurde – und dabei ist auch völlig wurscht, ob Aiwanger das selbst verfasst oder nur verteilt hat. Gleichzeitig bin ich heilfroh, dass niemand aufbewahrt hat, was ich so mit 17 aufgeschrieben habe. Und wenn man schon über Aiwanger schreiben möchte, dann finde ich sein Geschrei, die Menschen sollten sich – offensichtlich an Parlament und Demokratie vorbei – das Land wieder zurückholen – also aus der Hand der gewählten Repräsentanten der Bürger, viel schlimmer und bedrohlicher als diesen Unsinn, den irgendein Teenager vor 40 Jahren auf ein Blatt Papier geschrieben hat …
Jepp, aber der wurde ja ignoriert. Übrigens auch hier im Blog. Meine Kritik an Aiwanger wurde immer abgebügelt (nicht von dir, natürlich).
Aiwanger lebt politisch von Quatsch. Würde mir gut gefallen, wenn er auch über diesen Quatsch stolpert.
jepp
Wir hatten vor kurzem hier eine Diskussion, wie eng Rechtsstaat und liberales Welt bzw. Menschenbild zusammen gehören. Auch wenn Recht und öffentliche Meinung unterschiedliche Sphären sind, ist es doch auffällig, wie leichtfertig letztere Grundprinzipien dieses liberalen Gerechtigkeitsbildes verletzt:
– Schutz der Jugend: MInderjährige sollen durch Fehlverhalten nicht ihr Leben zerstören
– Verjährung: Irgendwann soll Rechtsfrieden gelten
– Verhältnismäßigkeit: Ist der Bohei, der um dieses Flugblatt veranstaltet wird, wirklich angemessen?
– keine Doppelbestrafung
– Recht auf Berücksichtigung aller Umstände: Selbst nachdem A. dem Hauptvorwurf „Verfasser“ relativ glaubwürdig begegnen konnte, bleibt die Meinungsmache grundsätzlich identisch
Wie gesagt, die öffentliche Meinung ist natürlich eine andere Sphäre, aber all diese Prinzipien sind in meinen Augen auch Grundsätze der allgemeinen liberalen Ethik und sollten auch Prinzipien journalistischer Ethik sein.
Gute Punkte! Sehe ich genauso.
… journalistischer Ethik …
Sollte es die geben – sehr zweifelhaft – bin ich ihr in meinem jetzt schon recht langen Leben nie begegnet. Ich würde im Zweifelsfall auch niemals darauf bauen, dass sie existiert, auch wenn in Medien viel davon geredet wird.
@ Thorsten Haupts 27. August 2023, 22:12
[… journalistischer Ethik …]
Sollte es die geben – sehr zweifelhaft – bin ich ihr in meinem jetzt schon recht langen Leben nie begegnet. Ich würde im Zweifelsfall auch niemals darauf bauen, dass sie existiert, auch wenn in Medien viel davon geredet wird.
Gibt es, in der Tat, wenn auch nicht als bei einem Medium konsequent umgesetztes journalistisches Konzept. Ist meiner Einschätzung nach eher eine individuelle Einstellungssache einzelner Journalisten.
Danke für die Worte, die perfekt ausdrücken, was ich eigentlich empfinde.
„Auch wenn Recht und öffentliche Meinung unterschiedliche Sphären sind…“
Das sind sie tatsächlich, und deswegen ist der Rest deines Postings Quatsch.
„Selbst nachdem A. dem Hauptvorwurf ‚Verfasser‘ relativ glaubwürdig begegnen konnte…“
Mir kommt bei dieser dämlichen Ausrede lediglich niederbayrische Clan-Mentalität und Winnetou-GeLARPe in den Sinn.
Letztendlich ist das hier keine Frage der Gerechtigekit (ein Anrecht auf einem Ministgerposten gibt es ja sowieso nicht), sondern eine Charakterfrage.
Wer dieses Flugblatt verfaßt und verteilt hat, muß eine unglaublich miese Gesinnung gehabt haben, und ich jedenfalls hätte gerne glaubwürdige Anzeichen einer moralischen Besserung, bevor ich denjenigen einen verantwortungsvollen Posten ausüben lassen würde. Aiwangers Versuch, die Berichterstattung mit Klageandrohungen zu verhindern, sprciht jedenfalls dagegen, daß bei ihm eine solche stattgefunden hat.
Positiv: „niederbayrische Clan-Mentalität und Winnetou-GeLARPe“ war ein Lacher für den Morgen: „Weißer Bruder, nimm du mein Pferd.. ähh Flugblatt.“
Negativ: „Das sind sie tatsächlich, und deswegen ist der Rest deines Postings Quatsch.“ ich habe erläutert, wie sehr diese Ideen des Rechts auf einem (liberal-demokratischen) Menschenbild beruhen. Ist jetzt also das Menschenbild Quatsch – oder irrelevant für die Öffentlichkeit ? Stefan Sasse hat die Kampagne gegen Grünen-Politiker in den 90ern wegen deren linksradikalen Aktivitäten (bereits als junge Erwachsene) erwähnt. Damals war die Bildzeitung Haupttreiber.
Wer dieses Flugblatt verfaßt und verteilt hat, muß eine unglaublich miese Gesinnung gehabt haben …
Es ist immer schön, wenn sich Annahmen in Wissen verwandeln. Ich wusste, wer in diesem Blog es dufte finden würde, Worte oder Taten eines Siebzehnjährigen 35 Jahre später in die Öffentlichkeit zu zerren und gegen ihn zu verwenden …
Wenn jemand mit 17 ein Arschloch ist, ist die Wahrscheinlichkeit ziemlich hoch, daß er 35 Jahre später immer noch eins ist.
Nein.
Absoluter Schwachsinn.
Du machst einen sehr häufigen Fehler in deiner argumentation: NIEMAND spricht davon, Aiwanger anzuklagen oder für den Kram zu bestrafen. Rechtlich hat das Ganze für ihn keine Konsequenzen.
Und Du begehst den Fehler, den gesellschaftlichen Common Sense aus unserem Regelwerk zu ignorieren und jemanden wegen angeblicher (!!!) Jugendvergehen politisch zur Rechenschaft zu ziehen.
Da hättest Du bei der Grünen Jugend genug zu tun, was da Teenager in die Luft blasen. Echt, jemand soll sich heute dafür entschuldigen, was er angeblich als Siebzehnjähriger gesagt oder getan hat. Aber sonst ist alles okay?
Ich werde eine diskussion nicht weiterverfolgen, die offensichtlich nicht auf meinem artikel beruht, in dem ich meine position zu dem thema serh deutlich gemacht habe.
Ich hatte direkt aus Deinem Artikel zitiert, und zwar Deine Erwartungshaltung an Aiwanger. Da kommst Du kaum raus.
Sehr zurückhaltend formuliert finde ich es problematisch, dass Du Dich an die Verdachtsberichtserstattung der SZ anhängst. Die SZ publiziert einen Vorwurf, den sie nicht belegen kann und stellt ihn einfach in den Raum. Du machst Dich gemein damit.
Selbst der SPIEGEL hat in diesem Fall eine Veröffentlichung abgelehnt, weil an der Nummer nur Schmutzwerfen dran ist. Und dass Du nicht missverstanden wurdest, zeigt die Reaktion des Forums. Vollen Support allein von sol1, der noch bei jeder Kampagne gegen rechte Parteien (Unterschiede werden nicht gemacht) dabei ist und noch nie einen Vorwurf gegen linke Parteien als gerechtfertigt ansah.
Eventuell ist eben nicht angekommen, was Du anscheinend meinst. Du bist der Sender. Und die Frage bleibt offen, warum Du Dich überhaupt an ein Pamphlet anhängst.
Ich habe den Artikel geschrieben, weil ich den antisemitismusvorwurf doof fand und es für blödsinn halte, jemand taten vorzuwerfen, die er beging, als er 17 war. beides argumentiere ich im artikel. ich schrieb ihn, weil es eine riesendebatte in deutschland zu dem thema gibt.
Das der Spiegel ablehnt grenzt an ein kleines Wunder.
„…sol1, der (….) noch nie einen Vorwurf gegen linke Parteien als gerechtfertigt ansah…“
Hör auf zu lügen!
Ich hatte Sie schon mehrmals aufgefordert, zumindest 2, 3 Beispiele zu nennen, wo sie linke Positionen der linken Parteien oder Personen kritisiert hätten. Das wollten (oder konnten) Sie nicht. Sie haben im Schema Links-Rechts die eindeutig klarste Einordnung hier. Alles Linke gut, alles Rechte falsch und im Zweifel rechtsextrem.
Warum soll ich über Stöckchen hüpfen, die du mir mit herrischem Tonfall hinhältst?
Daß ich z.B. die außenpolitischen Positionen der Linken für bescheuert halte, dürfte aus meinen Postings klar hervorgehen.
Entzug eines öffentlichen Amts ist in meinen Augen durchaus als „Strafe“ zu sehen. Bayerische SPD und Grüne fordern den Rücktritt. Der Superpopulist Söder wartet erstmal ab.
es ist ein kategorialer unterschied, ob jemand vor gericht steht oder auf öffentlichen druck einen rücktritt einreicht.
so wie die stimmung gerade gegen die SZ schwenkt, ist aiwanger glaube ich safe. söder kann eh nichts machen.
Ja, politische und juristische Konsequenzen sind zwei unterschiedliche Dinge. Wir hatten das Thema (hier oder auf Twitter, weiß gar nicht mehr) schon mal bei Scheuer, ob er persönlich haftbar für sein Maut-Debakel sein sollte.
Imo nein, was juristische/persönliche Haftung angeht, ja was politische Konsequenzen angeht.
„so wie die stimmung gerade gegen die SZ schwenkt…“
Wo denn?
Bei der SZ ist man bester Stimmung.
Und im CSU-nahen Merkeur hat man Aiwanger schon am Sonntag fallenlassen:
https://www.merkur.de/politik/aiwanger-fleyer-flugblatt-sz-antisemitismus-bayern-wahl-soeder-koalition-csu-freie-waehler-kommentar-92483959.html
Morgen jedenfalls wissen wir mehr.
Stefan, hast du etwa bei Twitter auf „For you“ statt Following gestellt? oO
Alles eine Frage der Timeline. Bei mir sitzt Hubsis Mutter hungerstreikend in der Kirche, weil Rubiales Katze ein Flugblatt dabei hatte. Oder so^^
Aber der SZ jetzt linksgrüne Umtriebe zu unterstellen, erscheint mir auch eher eine Randmeinung. Von denen, die meinen die FAZ wäre links.
das problem ist: aiwanger kann es völlig egal sein, wenn liberale und linke ihn zum rücktritt auffordern. erst, wenn das rechte lager ihn kritisiert, wird es eng. und das scheint mir gerade die reihen eher zu schließen.
Robin Alexander scheint jedenfalls die Geduld auszugehen:
/// [Aiwanger] muss ehrlich Auskunft geben, ob es an seiner Schule und in seinem Ort ein rechtsradikales Milieu gab. Wie er dazu stand. Und gegebenenfalls: Wie er sich aus dieser Weltanschauung löste.
Bisher trägt Aiwanger nicht zur Aufklärung bei. Die SZ berichtet, eine Abgeordnete von Aiwangers Freien Wählern habe schon vor Jahren vor Ort eruiert, ob „Gefahr“ drohe. Aiwanger hat sich bisher nur sehr knapp inhaltlich einlassen. Wo Reue angemessen gewesen wäre, war er kalt, abwehrend und fast aggressiv. Aber er muss Antworten geben. Nicht nur seinem Kabinettschef und Koalitionspartner Markus Söder, der ihm schriftlich 25 Fragen aufgegeben hat. Sondern der Öffentlichkeit. ///
https://www.welt.de/debatte/kommentare/article247180038/Aiwanger-muss-sich-erklaeren-nicht-nur-vor-Soeder-sondern-vor-allen.html
Eine Nebenüberlegung gekoppelt mit einer Bewertungsfrage an die aktiven Lehrer: Kann es sein, dass die Beteiligung der Schule an dem Skandal (Weitergabe von Schülerakten) der Idee „geschützter Vertrauensraum Schule“ hochgradig schadet.
ich hab keine ahnung, was da genau passiert ist, kann es also nicht beurteilen. hast du einen link?
Nur indirekt, es hat außer der SZ kein Medium selbst recherchiert und die ist richtigerweise schmallippig, was Quellenschutz angeht. Aber ein bisschen lässt sich herauslesen:
– Ein Lehrer des damaligen Disziplinarausschusses wird zitiert
– Das eingezogene Flugblatt sollte aus der Schulakte stammen
– ebenso die Facharbeit, die zum Schriftvergleich der Schreibmaschine verwendet wurde
Der Personenkreis der Zugang zu dem Dokument hatte muss sehr klein sein. Da es digital noch nicht gab, muss jemand physisch Zugang zu dem Original Objekt gehabt haben. Fotokopierer und digitale Fotografie waren ebenfalls noch unbekannt.
Wer zu dem original Objekt noch Zugang hatte sollte sich ermitteln lassen.
Politischer Wille vorrausgesetzt, aber wenn etwas ins Narrativ passt, ist Justizia heute blind und gelähmt.
JUSTIZIA HAT DA NICHTS VERLOREN WEIL ES STRAFRECHTLICH VÖLLIG IRRELEVANT IST.
„Fotokopierer (…) waren ebenfalls noch unbekannt.“
Dein Aluhut drückt mal wieder gewaltig:
/// Das Patent wurde am 27. Oktober 1937 angemeldet. Der erste erfolgreiche Versuch fand am 22. Oktober 1938 unter Zuhilfenahme einer mit einem Tuch elektrisch aufgeladenen Metallplatte, Schwefelpuder, staubfeinen Bärlappsporen und einer Wachsplatte statt. Auf der ersten Fotokopie (Trockenkopie) war „10.–22.-38 ASTORIA“ zu lesen. Hierbei handelte es sich um das Datum der ersten Fotokopie, den 22. Oktober 1938, und den Ort, Astoria (New York).
Die Haloid Company kaufte das Patent 1947 und brachte 1949 den ersten kommerziellen Kopierer auf den Markt. ///
https://de.wikipedia.org/wiki/Fotokopie
Die Dinger haben sich zumindest in den USA in den 60er Jahren verbreitet.
Ich bin nur wenig jünger als Aiwanger, wir hatten an der Schule nicht nur ein Matrizenabzugsgerät, sondern auch mindestens zwei „trockene“ Fotokopierer, vom denen zu einem auch Schüler Zugang hatten. Außerdem gab es in Behörden und Betriebsbüros Fotokopierer. Das nachzuforschen, ist lächerlich.
Wenn ich das bei all den Irrungen und Wirrungen richtig mitbekommen hab, sind das allerdings alles keine Sachen mit einer einzelnen Lehrkraft, sondern mehreren und Unterlagen etc. pp.
Laut diesem Thread https://twitter.com/antonrainer/status/1696196601243484379
soll Aiwanger schon 2008 (da wurde er wohl Abgeordneter) schon eine Parteifreundin zur Schule (oder Lehrer/in) geschickt haben, wegen des Flugblatts. Und jetzt nochmal. (Das ist allerdings mal dämlich, ist dann ja auch egal, wenns in der SZ steht)
Die Facharbeit hat die SZ in einem Stadtarchiv aufgetrieben.
Und das Flugblatt hat die WELT jetzt in der Bibliothek der KZ-Gedenkstätte Dachau gefunden:
https://twitter.com/robinalexander_/status/1696519977178939893
Solche Torpedos werden üblicherweise von politischen Freunden, wie man die so nennt, abgefeuert. Linke (soll es in Bayern da und dort vereinzelt geben) brauchen gar nicht anfangen zu tanzen, denn denen nutzt die Causa eh nichts. Dass eine Ware dieser Art der SZ angedient wird und nicht dem Münchener Merkur versteht sich von selbst.
Hübsche Gewinne bei den Freien korrespondieren ggf. mit häßlichen Verlusten bei den bayerischen Unionisten, was kein Wunder ist, da es sich um eine C-Abspaltung handelt. Und wenn der Söder, Markus am 8. Oktober blass ausschaut ist das für die angeblich nicht existierenden überbayerischen Ambitionen gar nicht gut. Da träfe es sich gut, wenn die Freien ihren Wagenknecht mit einem/einer Unbekannten (außer dem Aiwanger sind da alle unbekannt) aus der zweiten Reihe zu ersetzen genötigt sehen bzw. genötigt werden.
Soweit meine Verschwörungstheorie^.
Mittlerweile heißt es aus der Bayerischen Staatskanzlei (Staat und CSU ist in Bayern weitgehend dasselbe) in strenger Form nach Art eines Schuldirektors:
„Wir haben die Erklärung zur Kenntnis genommen. Aber es bleiben viele Fragen offen.“ Und ferner, lt. FAZ: Aiwanger müsse sich über die schriftliche Stellungnahme hinaus „persönlich und umfassend erklären“. „Es geht um das Ansehen Bayerns.“
Bisher waren nur Kleinigkeiten, wie Nazi-Sprache und Antisemitismus im Spiel. Aber jetzt wird’s ernst. Das Ansehen Bayerns.
House of Schafkopfcards Ep 23-08:
Das zunehmend erratische und aggressive Auftreten seines Vizes macht Markus Undersöd Probleme. Er muss den Mann loswerden ohne dass es ihm selbst schadet. Also sucht er in den Hohlmeier-Dossiers (Staffel 04) nach einem Kompromat…
Aber verschwörungstheoretisch gedacht gibt es noch einen Verdächtigen: Der bayrische Bildungs(!)minister Piazolo ist auch von den FW – und ein guter Kandidat für die parteiinterne Nachfolge.
ich sag es nochmal: was genau soll söder hier bitte tun? den stellvertretenden MP aiwanger entlassen und die koalition mit dem FW-Vorsitzenden Aiwanger fortsetzen?!
Ja, das ist schwierig. Selbst in Bayern wird das Unionsmodell Volkspartei angekratzt, wenngleich deutlich mäßiger als draußen in Restdeutschland. Ideal wäre es natürlich, wenn der Hubsi unter Druck gesetzt entnervt das Handtuch wirft bzw. von den eigenen Leuten fallen gelassen wird. Interessenten für Hubsis Job wird es schon geben, vermutlich, so dass letztlich für den Söder, Markus alles gut wird.
Koalitionen sind für die Bayerische Staatspartei generell widernatürlich, aber wenn der Hubsi durch was Pflegeleichteres ersetzt ist, kann er Söder erstmal wieder durchatmen. Und wenn der Hubsi bleibt, bleibt er wenigstens beschädigt. Das hat auch was für sich. Der Söder als die Fortsetzung des seinerzeitigen Schuldirektors mit einer gewissen Strenge aber nicht zu viel davon.
Im oktober ist landtagswahl. söder wird vorher nur unter massivem druck etwas ändern, oder wenn er sich was davon verspricht. aber das tuch mit den FW zu zerschneiden, wenn du nicht weißt, ob du die im oktober brauchst…
House of Schafkopfcards Ep 23-08:
Das zunehmend erratische und aggressive Auftreten seines Vizes macht Markus Undersöd Probleme. Er muss den Mann loswerden ohne dass es ihm selbst schadet. Also sucht er in den Hohlmeier-Dossiers (Staffel 04) nach einem Kompromat…
Haha, das ist schön.
Aber ja, zu diesem Zeitpunkt hat er eh nicht mehr soviel Optionen. Glaub da bleibt nur maximale Distanzierung und hoffen, dass sich der grüne Herausforderer auf die Straße klebt oder sowas.
Obwohl ich die bayrische Landespolitik so unberechenbar und undurchschaubar finde, nicht mal auszuschließen, dass das der CSU sogar hilft.
Gemein aber gut:
Das eigentlich schockierende an der Geschichte ist, dass er [Aiwanger] überhaupt an einem bayrischen Gymnasium war.
Alter, wenn du Wagner verlierst… https://pbs.twimg.com/media/F4ogkmGXwAoVnna?format=jpg&name=small
Antisemitismus kann ich nicht erkennen. Deine genannten Gründe unterstreiche ich. Bodenlose Geschmacklosigkeit kann man dem Verfasser schon attestieren. Mit einem 17 Jährigen sollte man deswegen ernshaft reden. 30 Jahre später damit um die Ecke zu kommen, ist ein Witz. Zumal Aiwanger seitedem nicht mehr durch rechtsradikales oder gar antisemitisches Verhalten mehr aufgefallen ist.
Zu deiner Einleitung. Aiwanger hat sich irgendwann impfen lassen. Das er von der Impfung abgeraten hätte wäre mir neu. Insofern ist dein „Impfgegener“ etwas Panne. Im übrigen hat die Zeit gezeigt, dass die Impfung nicht nebenwirkungsfrei ist, nicht vor Infektion und Weitergabe schützt und es es mittlweile in allen Herren Ländern seltsame Korrelationen von Beginn Übersterblichkeit und Impfbeginn in den jeweiligen Altersgruppen gibt. Sowie Korrelation von Übersterblichkeit von Boosterrate und Übersterblichkeit der Länder, sowie in sehr vielen Ländern mit 9 Monaten Zeitverzug zur Impfung einen Rückgang der Geburtenrate gibt. Die mögliche Kausalität zur Impfung all dieser seltsamen Korrelationen könnte ruck zuck aufgeklärt werden, wenn systematische Obduktionen gemacht würden oder Länder wie Israel und Skandinavien ihre Daten rausrücken würden. Diese Länder sind hochgradig digitalisiert. Mit den fälschunsgsicheren Impfpässen und der zugeordneten Todesursache/Schwangerschaft ließe sich statistisch einwandfrei überprüfen ob da was dran ist. Genau das passiert nicht. Warum, nur? Warum, werden Impfnebenwirkungen nicht systematisch untersucht? Stattdessen wird die nächste mRna Impfung (RS-Virus) ebenfalls im beschleunigten Verfahren in den Markt gedrückt. Damit ist übrigens wieder einer Verschwörungstheorie wahr geworden. „Impfgener“ haben schon früh gemutmaßt, dass dieses teleskopierte Verfahren der Standard werden soll.
Insofern ist „Impfgegner“ bei Menschen die an harten Daten interssiert sind und nicht an Propaganda eher positiv konotiert.
Wenn Aiwanger sich am rechten Rand bewegt ist er im akzeptierten Spektrum. Es sei denn du meinst rechtsradikal.
Nur weil die Leitmedien sich jetzt über ihn das Maul zerreissen, muss ihm das nicht schaden. Über Franz Josef Strauss wurden noch ganz andere Sachen geschrieben und er hat mit der Hausdurchsuchung beim Spiegel sogar gegen die Verfassung verstoßen. Bei den Wahlen in Bayern, und dort tritt auch meines Wissen auch Aiwanger an, hat ihm das nie geschadet.
Im übrigen, da die irrlichternde Konkurenz aus Lauterbach, Baerbock, Scholz, Buschmann und Habeck alles andere als Lichtgestalten sind und deren Politik uns als einzigem G20 Land ein negatives Wirtschaftswachstum beschert hat, wünsche ich mir mehr Aiwangers in der Politik.
Im Gegensatz zu einigen der Genannten, kriegt Aiwanger wenigstens ganze Sätze raus und hat es geschaft Lanz mit seinen ständigen Unterstellungen in die Schranken zu weisen.
Im Kontrast zu der ganzen Hetze gegen Ungeimpfte von Leuten die zuvor ständig Diskriminierung, Minderheitenschutz, sowie „My Body my Choice“ Parolen geplärt hatten, hat Aiwanger sich vorbildlich verhalten!
Ich werde nie wieder eine Partei wählen die diese Hetze mitgemacht hat, sich bis heute nicht entschuldigt hat und jegliche Aufarbeitung unterbindet. Wenn diese totalitären Geister nun vor andern totalitären Parteien warnen, ist das ein schlechter Scherz!
Kleine ponte zum Schluß. Die Gesellschaft für Ernährung schlägt wirklich vor den täglichen Flesichkonsum auf 10 Gramm pro Tag zu beschränken.
https://www.focus.de/gesundheit/ernaehrung/fliesst-in-regierungspapier-ein-neue-richtlinien-empfehlen-deutschen-nur-noch-10-gramm-fleisch-pro-tag-zu-essen_id_194928590.html
Nach dem Krieg haben Arbeiter in Berlin immerhin 65 Gramm Fleisch pro Tag auf der Lebensmittelkarte zugeschrieben bekommen. Es herrschte Hunger.
https://chroniknet.de/extra/zeitgeschichte/1945-rationierung-ueber-lebensmittelkarten/
Insofern ist Aiwangers polemische Frage: „Wollt ihr uns verhungern lassen?“ nur eine Überspitzung.
Noch ein Tipp, dass Fleisch so ungesund ist, ist übrigens heftig umstritten.
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC8881926/
Nach meinem Kenntnisstand gibt es nur bei rotem Fleisch eine sehr, sehr kleine aber signifikante Verschlechterung der Lebenserwartung. Die aber komplett vernachlässigbar ist, im Vergleich zu Alkohol Konsum.
Deswegen finde ich Aiwangers polemische Äußerung zu der Empfehlung zu weniger Fleischkonsum eher erhellend als kritisch. Sie hat mich dazu veranlasst, das mal zu googeln.
Gruß Jens
Insofern ist Aiwangers polemische Frage: „Wollt ihr uns verhungern lassen?“ nur eine Überspitzung.
Quatsch. Der Vergleich ist einfach völliger Unfug.
Läßt du diesen Aluhut-Unfug aus Unterhaltungsgründen stehen?
nein, aus einem diffusen commitment zu pluralismus. 😉
Wer anderen den Aluhut andichtet, obwohl seine Positionen in der Pandemie sich weitgehend als richtig bewahrheitet haben, sollte selbst nicht empfindlich sein.
Völlig richtig, nur nicht auf den Punkt. Seit der Zeit, die ich lesend in der rechtsradikalen US-Blase verbrachte, versuche ich zu verstehen, wie man sich in genau eine der vielen tausend Politikentscheidungen, die jährlich gefällt werden, derartig hineinsteigern kann. Das ist ein Verhalten, dass ich sonst wirklich nur von schwer gekränkten, sehr jungen, zurückgewiesenen Verliebten kenne, aber nicht von Erwachsenen. Happel zeigt ein mir bekanntes Empörungsmuster, dass ich ziemlich strange und sehr kindisch finde.
Hat allerdings – insofern haben Sie Recht – mit Aluhut nicht viel zu tun. Ist was anderes.
Gruss,
Thorsten Haupts
Sowohl die politischen Entscheidungen als auch das öffentliche Verhalten mit der plakativen Ausgrenzung Andersdenkender war derart konfrontativ, dass es Narben in der Gesellschaft hinterlassen hat. Da bin ich auch nicht frei davon und das halte ich auch manchem hier im Blog vor. Förderlich ist da auch nicht die Rechthaberei jener, die damals die Mehrheit bildeten, aus heutiger Sicht falsch lagen und dennoch meinen: Schwamm drüber und am Ende war es richtig.
Noch ein paar lesenswerte Links:
– In der ZEIT was zur Sprache des Flugblatts, das meinen eigenen Analysen nahekommt, aber noch den wichtigen Aspekt des Hohns mit reinbringt: https://www.zeit.de/kultur/2023-08/flugblatt-affaere-hubert-aiwanger-machart
– Die Welt hat was dazu, dass das Flugblatt ein offenes Geheimnis in der Gemeinde war und im Museum Dachau (!) ausgestellt war (also nix mit „Vertrauensbruch der Schule“): https://www.welt.de/politik/deutschland/plus247169602/Das-Aiwanger-Pamphlet-das-seit-Jahrzehnten-kursiert.html
– Übermedien hat eine harsche Kritik an der Aiwangerberichterstattung: https://uebermedien.de/87627/die-sz-macht-vor-wie-man-nicht-ueber-einen-fall-wie-aiwanger-berichten-sollte/
Fundstück 2 :
Hier die Hintergrundgeschichte ohne Paywall:
https://www.msn.com/de-de/nachrichten/panorama/als-teil-eines-sch%C3%BClerwettbewerbs-aiwanger-flugblatt-war-in-kz-gedenkst%C3%A4tte-dachau-archiviert/ar-AA1fXb4P?ocid=entnewsntp&cvid=1461aa3354dd465992c7accde9455cd6&ei=10
Es handelt sich wohl um genau das selbe (eingezogene) Flugblatt, dass von einem (vielleicht demselben?) Lehrer ohne Namensnennung weitergegeben wurde.
Da wird auch schlüssig erklärt, warum der junge Aiwanger so (in meinen Augen ungerechtfertigt) milde davongekommen ist und es auch keine zeitnahe Untersuchung gab.
Ich verstehe jetzt nicht, was ich aus dem Artikel genau herausziehen soll. Die erklärung ist der befürchtete rufschaden?
Davon einmal abgesehen verstehe ich diesen ganzen Teil der Debatte weiterhin nicht. Der bursche war ein 17jähriger Schüler; selbstverständlich wird das a) nicht in aller Öffentlichkeit verhandelt und b) nicht mit irgendwelchen Nachwirkungen, die nach 35 Jahren noch sichtbar wären. Was ist denn das für eine Vorstellung? Ah halt, ich weiß es. https://www.deliberationdaily.de/2022/08/die-lust-zu-strafen/
Ich finde es auch müßig, darüber zu debattieren, ob Aiwanger damals zu milde bestraft worden ist. Er hatte ja eine Menge zu verlieren, denn ich glaube nicht, daß er ein Stipendium der Hanns-Seidel-Stiftung bekommen hätte, wenn der Fall damals bei der Polizei gelandet wäre.
Das Problem ist, daß er *heute* versucht, mit Lügen sein Verhalten zu beschönigen.
Jepp.
Die Story in der WELT von heute ist hochinteressant, weil sie die Verbindung zu lokalen Ereignissen herstellt.
Die Schülerarbeit behandelt einen Friedhof für KZ-Häftlinge, die kurz vor Kriegsende auf einem Marsch vom KZ Flossenbürg ins KZ Dachau von der SS ermordet und im Mallersdorfer Ortsteil Oberlindhart begraben wurden. 1947 errichteten jüdische Überlebende ein Ehrenmal:
https://www.mallersdorf-pfaffenberg.de/freizeit-kultur/sehen-erleben/sehenswuerdigkeiten/juedisches-ehrenmal-pfaffenberg/
Die infamen Witze über Massengräber und Genickschüsse im Flugblatt haben also für Ortskundige eine eindeutig antisemitische Zielrichtung.
Den Artikel von Stefan Niggemeier kann ich wegen Paywall nicht lesen, aber diese ganze Stilkritik an der SZ finde ich unendlich öde.
Die SZ wird auch hier im Blog für die Geschichte kritisiert – interessanterweise von links und rechts. Unter Berufung auf liberale Grundsätze. Hätte sie, wie mutmaßlich der SPIEGEL, die Veröffentlichung des Flugblatts ablehnen sollen/müssen?
Ja, Menschen können sich ändern. Ich kenne einen ehemaligen Neo-Nazi, der sich längst davon gelöst hat. Der redet aber offen darüber und und versucht nicht, zu vertuschen. Anders als Aichwanger.
Es kommt nicht oft vor, dass ich meine Sichweise in der WELT wiederfinde. In diesem Fall ist es so.
„Hätte sie, wie mutmaßlich der SPIEGEL, die Veröffentlichung des Flugblatts ablehnen sollen/müssen?“
Der SPIEGEL hatte zwar das Flugblatt, aber keinen Hinweis auf den Verfasser. Und die SZ hat bei der Recherche natürlich den Vorteil, daß ihre Reporter bairischen Dialekt reden.
Jedenfalls hat Melanie Amann vorgestern die Arbeit der SZ verteidigt:
https://www.zdf.de/gesellschaft/markus-lanz/markus-lanz-vom-29-august-2023-100.html (ab min 40:00)