Rishi Sunak führt mit Dorothee Keller einen Kulturkampf um patriotische Heizungen – Vermischtes 05.06.2023

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal komplett zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.

Fundstücke

1) Rishi Sunak is doomed either way on immigration

Bushs Meinung nach neigen viele von uns dazu, unsere Bereitschaft, Belastungen auf uns zu nehmen, zu überschätzen. Einige der bekennenden Befürworter, die eine Reduzierung von Migration befürworten, würden in Wirklichkeit schnell ihre Unzufriedenheit äußern, wenn ihre Steuern erhöht würden, wenn Unternehmen ihre Preise erhöhen würden oder wenn sie mit den tatsächlichen Kosten konfrontiert wären, die das Vereinigte Königreich tragen müsste, um die Netto-Migrationszahlen des Landes effektiv zu senken. Die fortlaufende interne Debatte innerhalb der Tory-Partei in Bezug auf Einwanderung und vieles, was dazu gesagt wird, geht oft davon aus, dass es eine clevere Rede oder eine politische Manöver gibt, die Rishi Sunak verwenden könnte, um das Leben seiner Partei zu erleichtern. Bush glaubt jedoch, dass die Realität so aussieht, dass ein Teil der Wähler weiterhin Wut gegenüber der Konservativen Partei ausdrücken wird, weil sie keine Einwanderungskürzungen erreicht hat, und sie wären auch unzufrieden mit den Konsequenzen, wenn solche Kürzungen tatsächlich umgesetzt würden. Hier gibt es auch eine warnende Botschaft für die Labour-Partei. Nichtsdestotrotz gibt es, wie bei jeder Politik, einen Preis, und wenn Bush Labour wäre, hätte er nicht das Vertrauen, dass die Wähler bereit sein werden, die tatsächlichen Kosten zu tragen, wenn sie fällig werden. (Stephen Bush, Financial Times)

Wir sehen dieses Phänomen ständig. In einer Meinungsumfrage zu sagen, dass man X oder Y befürwortet oder ablehnt, ist leicht. Aber immer, wenn es konkret wird – für einen selbst! -, wird es schwierig. Nur sind die „tatsächlichen Kosten“ in der Debatte selten offensichtlich. In so umfassenden und langfristigen Themenkomplexen wie Immigration sowieso nicht; nicht nur, weil die Kosten in der Debatte keine Rolle spielen, sondern auch, weil sie gar nicht bekannt sind und auch nicht bekannt sein können. Aber auch die Heizungsdebatte in Deutschland zeigt das ja schön auf: welche Kosten da real für wen eigentlich entstehen, ist völlig unklar, aber einig ist man sich, dass man sie nicht tragen will. Für die Kampagne ist es auch unerheblich, ob die neue Heizung 500€ oder 50.000€ kostet. Die Empörung wäre trotzdem da. Jegliche Zustimmung fällt in sich zusammen, sobald es konkret wird.

2) Kein Kulturkampf!

Es wird anerkannt, dass nicht alles reibungslos verlaufen ist und dass eine effizientere Kommunikation und bessere soziale Absicherung möglich wären, was bereits versucht wird. Dennoch stellt sich die Frage, wie man ernsthafte Projekte in den kommenden Monaten und Jahren umsetzen kann, wenn selbst eine kleine technische Änderung wie der Wechsel von fossilen Brennstoffen auf postfossile Heizgeräte zu einem großen politischen Kampf wird. Diejenigen, die ernsthafte wirtschaftliche und klimapolitische Maßnahmen verhindern möchten, scheinen dies zu nutzen. Das Gefährliche an der Situation ist, dass der Kulturkampf offenbar von verschiedenen Akteuren als politisch-populistisches Mittel verwendet wird. Dies erscheint idiotisch, da es schien, als wäre dieser Kampf mit der Bewegung „Fridays for Future“ überwunden worden. Nun haben wir jedoch eine Simulation des Kulturkampfes, die oft parodistisch wirkt, wie zum Beispiel bei Markus Söder. Derzeit werden Hyperliberalismus, Anti-Kapitalismus, Postkolonialismus und Konservatismus eingesetzt. Diese Simulation des Kulturkampfes begünstigt die Populisten und erschwert es denjenigen, die differenziert sprechen möchten. Dies betrifft insbesondere die Medien. Die Kampagne „Heizhammer“ von Springer hat eine andere Wirkung als eine sachliche Berichterstattung. (Peter Unfried, taz)

Passend zu Fundstück 1 wundert sich Peter Unfried nicht zu Unrecht, dass selbst so niedrigschwellige Maßnahmen wie der Heizungsaustausch zu solchem Furor führen. Die Formulierung von der „Simulation eines Kulturkampfs“ ist nicht unzutreffend, weil eine gewisse Unernsthaftigkeit durch die ganze Debatte schwebt. Bei Genderstern und Co glaube ich den Leuten, dass das für die eine Frage des Untergangs des Abendlands ist, aber bei der Heizungsdebatte fällt es mir schwer, das als irgendetwas anderes als künstlichen Populismus zu nehmen. Gleichzeitig funktioniert es allerdings offensichtlich, was wieder die Frage stellt, wie künstlich das dann tatsächlich ist. Dass eine sachliche Auseinandersetzung so verhindert wird, ist dagegen vollkommen richtig, nur: in welchem Universum findet denn eine sachliche Debatte über die Vorzüge der Wärmepumpe auf Seite 1 der BILD und bei Generaldebatten im Bundestag statt? Sachliche Debatten haben den problematischen Nebeneffekt, praktisch niemanden zu interessieren.

3) Fellers Bildungsrevolution: Künftig entscheiden die Bürokraten des Ministeriums, welches Unterrichtsmaterial geeignet ist

Die nordrhein-westfälische Schulministerin Dorothee Feller (CDU) hat angekündigt, dass Lehrkräfte verbindliche Vorschriften für die Verwendung von Unterrichtsmaterialien erhalten sollen. Dies würde einem staatlichen Monopol für Lehrmittel gleichkommen. Bildungsverlage und freie Open Educational Resources würden dadurch obsolet werden. Die Entscheidung darüber, wie und mit welchen Materialien unterrichtet wird, läge dann bei den Bürokraten in den Ministerien. Feller möchte Grundschullehrkräften vorschreiben, mit welchen Materialien sie unterrichten sollen. Sie argumentiert, dass Schulen bisher zu wenig Unterstützung bei der Umsetzung neuer Konzepte und geänderter Lerninhalte erhalten hätten. Die Schlussfolgerung der Schulministerin besteht darin, den Schulen verbindliche Schwerpunktsetzungen und Materialien vorzugeben, um den Lehrkräften Zeit zu sparen und ihnen wissenschaftlich fundiertes und wirksames Material zur Verfügung zu stellen. Das Ministerium arbeitet dabei mit verschiedenen Universitäten zusammen, um leicht handhabbare Materialien und Unterstützungsangebote zu entwickeln, die allen Grundschulen zur Verfügung gestellt werden sollen. Allerdings gibt es Bedenken bezüglich der Praktikabilität und Qualität dieser Materialien, da sie größtenteils noch nicht existieren und nicht erprobt wurden. Es bleibt unklar, wie das Ministerium sicherstellen will, dass die Materialien für alle Unterrichtssituationen im Land geeignet sind und was passieren würde, wenn dies nicht der Fall ist. Zudem wird die Frage aufgeworfen, wer für eine bedarfsgerechte Weiterentwicklung sorgen würde, wenn es keinen Markt mehr gibt, der durch entsprechende Nachfrage gekennzeichnet ist. Diese Fragen bleiben unbeantwortet. (News4Teachers)

Ich finde den Artikel auch wegen des Framings so interessant: Normalerweise beschweren sich CDU und FDP über irgendwelche zentralen Vorgaben aus Behörden und werfen mit Sozialismus-Metaphern um sich. Aber zur Sache. Die im Artikel genannten Kritikpunkte an der Initiative für einheitliches Unterrichtsmaterial teile ich vollkommen. Aktuell existiert der ganze Kram ohnehin nicht, und das wird noch eine Weile so sein. Beunruhigend aber finde ich das Bild von Unterrichtsvorbereitung, das Feller hier fofensichtlich hat. Als Kultusministerin sollte sie eigentlich ein realistischeres Bild von Unterricht haben als dieses, das von einer mangelnden Wertschätzung der Arbeit von Lehrkräften trieft. Die Vorstellung nämlich, dass wir praktisch nur ein Schema F runterunterrichten würden, wenn das vorliegt, geht völlig an der Realität vorbei. Unterrichten ist eine sehr persönliche Angelegenheit, das ist die große Stärke (wenn kompetente und engagierte Lehrkräfte da sind) und Schwäche (wenn nicht). Sozialistische Gleichmacherei kann daher nicht die Antwort sein.

4) Erste Verdachtsfälle im Abitur: ChatGPT soll bei Prüfungen geholfen haben – Schulbehörde ermittelt

Mehrere Schüler in Hamburg sollen bei den schriftlichen Abiturprüfungen möglicherweise heimlich Künstliche Intelligenz (KI) verwendet haben, um zu schummeln. Es ist jedoch unklar, wie sie dies geschafft haben könnten. Einige Schulen haben der Rechtsabteilung der Schulbehörde einzelne Verdachtsfälle gemeldet, nachdem Lehrkräfte beim Korrigieren der Arbeiten Unregelmäßigkeiten festgestellt hatten. Die Prüfprogramme deuteten darauf hin, dass der Einsatz von ChatGPT möglich gewesen sein könnte. Allerdings sieht die Rechtsabteilung der Schulbehörde keine sichere Möglichkeit, dies zu beweisen. Es wird als schwierig erachtet, ein Plagiat zweifelsfrei nachzuweisen, es sei denn, der Schüler wurde auf frischer Tat erwischt. Laut einem Bericht des NDR wurde mindestens ein Schüler bei dem Betrugsversuch erwischt, als eine Lehrkraft auf seinem Smartphone ein Programm wie ChatGPT entdeckte. Es stellt sich die Frage, wie es überhaupt möglich war, dass ChatGPT mutmaßlich eingesetzt wurde. Bei den schriftlichen Abiturprüfungen müssen die Schüler alle ihre digitalen Geräte abgeben, und die Prüfungsaufsicht sollte dies kontrollieren. Selbst wenn jemand heimlich ein Gerät genutzt hätte, müsste er großes Geschick bewiesen haben, da die Antworten von ChatGPT in der Regel länger sind und sich nicht schnell heimlich auf dem Smartphone erfassen lassen. Die Schulbehörde hat bisher keine weiteren Informationen zu dem Vorfall, rätselt jedoch ebenfalls darüber, wie der Betrug unter normalen Umständen möglich gewesen sein könnte. Es wird vermutet, dass jemand möglicherweise ein zweites Handy genutzt hat, ohne dass dies bemerkt wurde. Die Aufsichtspersonen werden dazu ermahnt, ihre Aufgaben sehr ernst zu nehmen. (News4Teachers)

Die Aussagen aus Hamburg erfüllen das komplette Bullshit-Bingo. Man hat den Verdacht auf Betrugsfall und wirft einfach mal alle Schlagworte raus, die gerade in der aktuellen Debatte so vorkommen. Beweisen kann man gar nichts. Und das ist das zentrale Problem an der Geschichte. Ich kann Verdacht haben, wie ich möchte. Wenn ich es den Personen nicht nachweisen kann, kann ich mich auf den Kopf stellen (und nein, ChatGTPZero zählt nicht als Nachweis). ChatGTP hat den Nachteil, dass es nicht als Plagiat auffällt (weil ich keine Quelle finden kann, von der abgeschrieben wurde). Aber das alles ist ein Problem von Prüfungsformaten. Wenn ich bei einer Prüfung einen ChatGPT-Text abschreiben kann, spricht das einerseits gegen das Prüfungsformat und andererseits gegen die Aufsicht. Denn Abschreiben von einem Handy in einem Raum mit zwei Aufsichten erfordert eine ungemeine Menge krimineller Energie mit großem Risiko erwischt zu werden – oder zu laxe Aufsichten.

5) Die alte Linksverklemmung

Blome argumentiert, dass das Patriotismus-Programm der CDU und die polizeilich-juristische Eskalation im Zusammenhang mit der „Letzten Generation“ mehr als bloße Koinzidenz sind. Sie repräsentieren eine dominante Doppelmoral. Patriotismus und Vaterlandsliebe werden als lächerlich und rechtsextrem betrachtet, während Klimaschutz als radikal und wertvoll angesehen wird. Der Rechtsstaat sollte dem Klimaschutz nicht im Wege stehen, sondern beide Augen zudrücken, weil das Gute tun würde, was gut ist. Blome betont jedoch auch, dass dieses Land scheitern würde, wenn nicht alle vor dem Gesetz gleich behandelt würden, da selbst Klimaschutz kriminell sein kann. (Nikolaus Blome, Spiegel)

Blome hat sicher Recht, aber die Antwort ist einfach: es passiert links dasselbe wie auf der anderen Seite auch. Was er hier beschreibt, ist das völlig normale Phänomen, dass Auswüchse der gegnerischen Seite in grellen Farben gemalt und die der eigenen Seite großzügig vergeben oder relativiert werden. Die Vorstellung Blomes, die Republik würde mehrheitlich „feuchte Augen“ für die Klimakleber bekommen und ihnen den „planetaren Ritterschlag verleihen“ ist genauso absurd wie die, dass eine Treibjagd auf Philipp Amthor und Schwarz-Rot-Gold stattfinden würde. Beides sind völlige Nischenphänomene, aber in der jeweiligen Blase kommen sie ganz groß raus. Das ist für uns Progressive ja nicht anders, wo ein einzelnes Buchverbot in Nebraska riesige Wellen schlägt. Blomes Analyse geht daher auch völlig in die Irre. Die allermeisten Menschen verurteilen die Klimakleber und haben kein Problem mit Schwarz-Rot-Gold. Linke Spinner für die Mehrheit im Land zu halten ist eine merkwürdige Obsession, die man eigentlich selbigen linken Spinnern überlassen kann. Und ja, ich weiß, dass ich gerade Wackersteine im Glashaus werfe.

Resterampe

a) Lehren aus 1848 für die EU.

b) How Donald Trump Made Republicans Half-Aware of Racism

c) Die dümmste Kritik an der CDU, die ich seit Längerem gesehen habe.

d) Die FAZ hat was zu pluraler Ökonomik.

e) Dieser PR-Stunt der FDP mit den 101 Fragen ist ja mal echt nach hinten losgegangen, in mehrfacher Hinsicht.

f) Wer (zurecht) überzogene Nazivergleiche gegenüber der CDU kritisiert (siehe c)), darf von überzogenen Stasi-Vergleichen nicht schweigen.

g) Guter Text zu den Unterschieden von FDP und Grünen.

h) Spannendes Streitgespräch zu 1848.

i) Wie so oft, wenn jemand mit überzogener Kritik plötzlich Aufmerksamkeit bekommt, legt die Person dann nach und steigert sich weiter. Was vorher schon kaum ernstzunehmen war, wird dann völlig absurd.

j) Diese Reportage über den neuen CNN-Chef (Inside the Meltdown at CNN) schlägt gerade große Wellen. Ich finde sie ja nicht dermaßen berauschend, aber sehr viele schlaue Leute denken da anders.

k) Wenn sich wer für die rechtliche Einordnung der Antifa-Geschichten interessiert.

l) What are the best innovation policies? Was man so erwarten würde, tatsächlich.

m) Republicans were never a mob of idiot hostage takers. Das nervt mich ehrlich gesagt auch. Grundlegendes Missverständnis der Opposition in meinen Augen.

n) Warum die Kultusminister kein Interesse daran haben, die Arbeitszeit von Lehrkräften genau zu erfassen (obwohl sie es müssten)

o) Danke für nichts.

p) Unter „Aus der Mottenkiste politischer Theorie“ finden sich noch mehr Überlegungen zu Verfassungsrecht und Klimaklebern.

q) Abortion bans aren’t popular—even in red states. Ich sag es immer wieder, die Republicans überziehen bei dem Thema deutlich.

r) Conservatives actively want to believe only lies. Ich weiß, die Überschrift ist sehr polemisch, aber die Zahlen sind schon beeindruckend.

s) Sehr spannende Buchrezension: Chartbook 216: Heroic periodization: histories of Bretton Woods & the „New Washington Consensus“

t) Treffender Artikel zur Causa Rammstein.

{ 80 comments… add one }
  • FS 5. Juni 2023, 09:31

    5) Das Zitat ist wo aus dem verlinkten Text? Wäre etwas merkwürdig, wenn Blome in seinem eigenen Artikel seine Position dauernd in der dritten Person referiert.

    • FS 5. Juni 2023, 22:35

      Ah, ok, jetzt verstanden, dass ab heute zusammengefasst und nicht mehr zitiert wird.

  • Stefan Pietsch 5. Juni 2023, 10:12

    2) Kein Kulturkampf!

    Sachliche Debatten haben den problematischen Nebeneffekt, praktisch niemanden zu interessieren.

    Stimmt absolut, die Erfahrung habe ich vor Wochenfrist gemacht. Vier Seiten über falsche Legenden und Fakten der Klimapolitik, aber die angeblich am Thema Interessierten interessierten sich allein für die Frage, wann die Grünen das Klimathema für sich entdeckt hatten und echauffierten sich über einen einzigen Satz.

    Der Kern des Artikels ging jedoch darum, warum Deutschland keineswegs Nachzügler beim Ausbau der Erneuerbaren sei, wie deren „Erträge“ tatsächlich verwendet werden (Abschaffung der Atomkraft) und was Klimaschutz in Deutschland eigentlich bringen soll, wenn die Emissionen der übrigen Welt massiv steigen.

    Womit wir beim Heizwärmethema wären. Eben, es ist ein eigentlich kleines Thema, weil der Effekt total überschaubar ist, was inzwischen manche Grüne einräumen. Nur ist die Maßnahme mit geschätzten 600 Milliarden Euro wahnsinnig teuer, also der Klassiker deutscher Politik, der die Menschen allmählich zermürbt.

    Aber Fakten sind ja unwesentlich.

    4) Erste Verdachtsfälle im Abitur: ChatGPT soll bei Prüfungen geholfen haben – Schulbehörde ermittelt

    Einer von uns beiden hat den Artikel nicht richtig gelesen. Den Schülern ist ja eben nichts passiert, weil der Nachweis nicht rechtssicher geführt werden konnte. Dass ein Nachweis nicht rechtssicher geführt werden kann, ist jedoch nicht gleichbedeutend mit „da ist nichts“.

    g) Guter Text zu den Unterschieden von FDP und Grünen.

    Offensichtlich hat da niemand Schumpeter noch Hayek je gelesen. Was bitte ist z.B. an Kohlekraft innovativer als an Atomkraft?

    Schumpeters Idee des Pionierunternehmers ist das Entdeckungsverfahren. Wir wissen nichts und Pioniere begeben sich auf unentdecktes Gebiet. Die Grünen dagegen bieten bereits die Lösungen – und nur die eine – an. Das Heizwärmegesetz ist unwidersprochen so gestaltet, dass nicht nur eine Technologie, sondern ein Produkt möglich ist. Bei der Automobilität sollen von vornherein alle anderen Antriebsformen durch die Gesetzgebung ausgeschlossen werden, damit die Menschen ja nicht „falsch“ investieren. Und Pioniere müssen nach Schumpeter auch nicht mit Milliardensubventionen zur Umsetzung der engen gesetzlichen Vorschriften getragen werden. Die ziehen sich nämlich aus streng regulierten Märkten zurück.

    Umgekehrt sah Hayek den Markt als eruptives Verfahren, durch seine Nicht-Planbarkeit rasant schnell anpassungsfähig und als Freiheitssystem der Planwirtschaft um Lichtjahre überlegen. In dem Tweet wird Schumpeter zum Staatsanhänger mit planmäßigem Vorgehen und Hayek zum Verfechter des Konservatismus. Irre.

    • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 16:43

      2) Mein Tipp wäre hier natürlich, dass wenn du ganz sachlich diskutieren willst, du auf Invektiven verzichtest. ^^

      4) Ich weiß nicht, wo ich etwas anderes geschrieben habe? Mir geht es drum, dass diese Verdachtsfälle nicht ungewöhnlich sind, aber es gibt mehrere Erklärungen, woher das kommt. Man haut nur das Label ChatGTP drauf, weil das grade in aller Munde ist.

      • Stefan Pietsch 5. Juni 2023, 17:23

        2) Das sehe ich nicht so, denn es wird der Sache und dem „Debatten“verlauf nicht gerecht.

        Es gab zwei Begründungen, sich mit der Frage, haben die Grünen nun entgegen der in einem Nebensatz erhobenen Behauptung „es war zu einer Zeit, als die Grünen noch von der nächsten Planwirtschaft auf deutschem Boden träumten, mit Klimaschutz nichts am Hut hatten“ sehr wohl früh etwas mit dem Klimaschutz am Hut hatten, zu beschäftigen:

        a) Die Frage sei für die Einordnung von übergeordneter Bedeutung.
        b) Es lohne sich ohnehin nicht, meine Artikel zu lesen.

        Letzteres kam von jemanden, der in der Branche unterwegs ist, vielleicht deswegen eine Scheuklappensicht auf das Thema hat, meine Artikel angeblich nicht liest (aber kommentieren kann) und anderen rät sie nicht zu lesen. So viel zur Sachlichkeit.

        Weder die Grünen noch ich bestreiten, dass die Partei maßgeblichen Einfluss auf die Energiewende der letzten 25 Jahre hatte. Da sind wir uns eins. Und kaum jemand bestreitet, dass diese Wendepolitik über zwei Jahrzehnte ziemlicher Murks war. Soweit, so einig.

        Danach geht es zwischen Anhängern (und Verteidigern) der Grünen und mir auseinander. Nach Ansicht der Anhänger der selbsternannten Klimapartei wäre alles toll gelaufen, hätten die Wähler nicht die falschen Parteien gewählt oder CDU, SPD und FDP der einfachheithalber die politischen Vorschläge der Grünen im Detail übernommen. Dieser Meinung bin ich nicht, weder aus demokratischer noch umweltökonomischer Sicht.

        Naturgemäß muss sich jeder, der den Punkt, wo wir heute stehen, auch unter Einbeziehung der Grünen Partei bewerten. Was denn sonst? Der massive Ausbau der Erneuerbaren mit Förder-, Subventions- und Verbotspolitik geht auf die erste rot-grüne Koalition von 1998 – 2002 zurück. Die großen Koalitionen und Schwarz-Gelb haben diese Politik justiert, aber nie im Kern verändert.

        Don’t forget: Bei der Rentenpolitik komme ich auch immer wieder auf den Ansatz von Adenauer zurück und behandle die damaligen Protagonisten nicht pfleglich. Doch nur bei den Grünen scheint einige zu stören, was Du mit „Invektiven“ beschreibst.

        In solchen Artikeln diskutiere ich viele wissenschaftliche Fakten, Argumente, die unbestreitbar mit Quellen und vor allem öffentlichen Statistiken unterlegt sind. Nur, Argumente interessieren nicht, und das ist bei einem Publikum enttäuschend, das zweifellos weit überdurchschnittlich gebildet ist.

        4) So wie ich es verstanden habe, deuten Muster auf KI-Unterstützung hin. Rein zufällig habe ich gestern einen Bericht gesehen, wo Politiker sich inzwischen mit KI-Technik bei ihrer Arbeit unterstützen lassen. Und da sollen technikaffine Schüler nicht ChatGTP als Täuschungsmittel in Klausuren für sich entdecken?

        • derwaechter 5. Juni 2023, 19:41

          2) Invektive gepaart mit einer übertriebenen und übertrieben zur Schau gestellten Empfindlichkeit.

          Und wer möchte, dass über Inhalte und nicht über Falschaussagen in Nebensätzen diskutiert wird, sollte vielleicht nicht ständig nebenbei, und in diesem Fall wiederholte, Falschaussagen unterbringen.

          Ja, ich habe wider besserer Vorsätze aus Neugier mitgelesen und konnte mir Aufgrund der Vorgeschichte einen Kommentar zu dem, bereits widerlegten und somit wider besseren Wissens verbreiteten, Blödsinn einen Kommentar nicht verkneifen.
          Das Löschen (durch wen?) ebendieser Kommentare hat mich noch neugieriger gemacht.
          Sorry.

          • Stefan Pietsch 5. Juni 2023, 21:22

            2) Was ich am wenigsten leiden kann sind Menschen ohne Prinzipien.

            Obwohl ich Ihnen immer mit Respekt begegnet bin, habe ich nicht das Gleiche von Ihnen erfahren. Im Gegenteil, Sie haben mehrfach klar geschrieben, dass Sie von meinen Artikeln wie Kommentaren nichts halten. Und vor allem von mir als Person. Angeberisch und effektheischend haben Sie dann mehrfach kundgetan, meine Publizistik nicht mehr zu lesen.

            Dann zeigen Sie mehrfach, dass Sie sehr wohl mitlesen, äußern sich wieder despektierlich, während ich respektiere, dass Sie nicht mit mir diskutieren wollen. Und jetzt wieder: Sie haben aus Neugier (wollen Sie mich verar…??) mitgelesen, wobei Ihnen anschließend nichts anderes einfällt als die Leserschaft aufzufordern, mich komplett zu ignorieren. So merkbefreit können Sie doch gar nicht sein? Oder doch?

            Wer bitte liest Texte von jemanden, den er von Grund auf ablehnt? Und wer bei mittlerer Intelligenz meint, er könne im Raum des anderen nach Herzenslust rumpöbeln?

            Tun Sie sich und mir einen Gefallen: Eignen Sie sich Prinzipien an und halten Sie sich zumindest etwas daran.

            Und zu Ihrer Frage: War die wirklich ernst gemeint? Ich habe Ihre Kommentare gelöscht.

            • sternburg 6. Juni 2023, 23:33

              Mir wären Menschen, die keine Prinzipien haben – sollte es sowas geben -, allemal deutlich lieber als jemand mit Deinen Prinzipien, Stefan-Baby.

        • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 22:13

          4) Ich bezweifle nicht, dass die das machen (können), ich finde es nur blödsinnig, das jetzt einfach mal rauszutröten.

  • Thorsten Haupts 5. Juni 2023, 15:57

    Zu 2)
    Aus meiner Sicht ist die Heizungsdebatte genau kein Kulturkampf, sondern debattiert wird eine wirklich ernsthafte und für manche Leute bedrohliche Lage – nämlich Kosten, Fristen und Banken-Kreditlinien für die grosse Zahl an nachzurüstenden Häusern und Wohnungen. Viele vergessen gerne, dass die überwiegende Mehrzahl der Ein- und Zweifamilienhäuser im a) im echten Privatbesitz ist, b) deren Erwerb meist über Kredite mit Laufzeiten und Anschlussverlängerungen läuft und c) deren Besitzer ebenso meist KEINE Multimillionäre sind.

    Zu 5)
    Ich halte „Nischenphänomen“ für deutlich übertrieben – Patriotismus steht im überwiegenden Teil unserer Massenmedien unter Generalverdacht. Aber natürlich spielt auch die in sozialen Medien wie twitter völlig verzerrte Wahrnehmung der medialen Realität eine nicht zu unterschätzende Rolle, in der aktive Progressive heftig überrepräsentiert sind.

    Zu k)
    Der inzwischen gewohnheitsmässig vorgetragene Ablenkungsartikel, in der das unbestrittene Recht zur öffentlich mittels Demonstrationen gezeigten abweichenden Meinung in den Vordergrund gestellt und der eigentliche Elefant im Raum gar nicht diskutiert wird: Die echte 100% Gewissheit, dass es bei bestimmten Themen und Akteuren im linksradikalen Lager zu aus diesen Demonstrationen verübten Gewaltaktionen kommen WIRD, die von den Demonstrationsanmeldern mindestens billigend in Kauf genommen werden und bei der es genau keine Chance gibt, sie bei Nichtverbot der Demo zu verhindern.
    Ich biete hier eine persönliche Wette an: Man nenne mir eine bundesweit halbwegs bekannte Demonstration und ich sage für mindestens 90% der Fälle 14 Tage vorher korrekt vorher, bei welchen dieser Demonstrationen wir am nächsten Tag Medienbilder von Steineschmeissern, Barrikadenzündlern und Geschäftsplünderern sehen werden. Wetteinsatz 1:5 zu meinen Lasten und tbd.

    Zu m)
    Yup. Ich habe mich bei den „Wer die Schuldengrenze nicht aufheben will, ist schuld am Chaos“-Gesängen schon immer gefragt, welche Alternative die Sänger eigentlich für diejenigen haben, die Schulden in der Grössenordnung politisch absolut nicht wollen. Bedingungslose Kapitulation? Das wird natürlich nie ausbuchstabiert, weil es den Gesängen die politisch „vernichtende“ Wirkung nehmen würde …

    Zu g)
    Wie von Stefan Pietsch schon ausbuchstabiert demonstriert der Autor hier nur seine Ahnungslosigkeit. Sein gutes Recht, nur lohnt eine Beschäftigung mit einem Dummkopf selten.

    Zu p) Würde sich eine militante Protestbewegung bilden, die aus klima- und energiepolitischen Gründen die Wiedereinführung der Atomkraft fordert, müssten wir dieser jetzt gleichwohl großzügig Nötigungsmittel belassen? Oder nur nachträglich bedauern, es nicht getan zu haben, nachdem die Kriminalisierten politisch ihr Ziel doch noch erreicht haben und KKW Isar 2 wieder ans Netz geht?

    Die eine entscheidende Frage, deren Beantwortung ein wichtiges Indiz dafür ist, ob jemand ein radikaler Linker (bzw. Rechter) ist. Wer glaubt, seine Ziele in einem demokratischen Rechtsstaat nur mit Nötigung und Gewaltanwendung durchsetzen zu können, ist ein Krimineller, Ende der Debatte. Jede andere Auffassung rechtfertigt halt implizit und automatisch das Anzünden (leerer) Asylbewerberhäuser durch Rechtsextremisten.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 16:49

      2) Als Besitzer eines solchen Hauses und fehlender Millionen (nicht mal eine) vergesse ich das sicher nicht.

      5) Natürlich.

      k) Dass der Schwarze Block am 1. Mai Gewalt verübt, oder dass es bei G20-Protesten zu Gewalt kommt, ist in der Tat völlig berechenbar. Aber was ist deine Schlussfolgerung?

      • Thorsten Haupts 5. Juni 2023, 18:55

        Zu 2)
        Dershalb ist es kein bzw. nicht vorrangig ein Kulturkampf?

        Zu k)
        Das ich derartige Veranstaltungen entweder nicht zulasse oder nur dann, wenn die Demonstrationsveranstalter eng mit der Polizei zusammenarbeiten beim Ziel, Gewalttäter zu identifizieren, zu isolieren und zu verhaften. Tun sie das – Beispiel erster Mai – demonstrativ nicht, weiss ich, mit wem ich es zu tun habe.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 22:16

          2) Ich wollte damit nur deutlich machen, dass ich nicht automatisch dagegen sein muss, nur weil ich ein Haus besitze.

          k) Demonstrationsfreiheit ist halt ein hohes Gut, das schränkt sich nicht leicht ein.

    • derwaechter 5. Juni 2023, 19:48

      M) „eigentlich für diejenigen haben, die Schulden in der Grössenordnung politisch absolut nicht wollen“

      Die könnten ja mal damit anfangen, während der eigenen Regierungszeit nicht regelmäßig noch mehr Schulden zu machen.

      Und überhaupt an ihrer wirtschaftlichen Performance arbeiten:
      https://en.m.wikipedia.org/wiki/U.S._economic_performance_under_Democratic_and_Republican_presidents

      • Thorsten Haupts 5. Juni 2023, 23:21

        Kein Widerspruch. Nur ist es keine Widerlegung meines Argumentes, sondern – im twitter Sound – „whataboutism“.

      • derwaechter 6. Juni 2023, 00:06

        Ich meinte das nicht als whataboutism sondern als Indiz, dass die Republikaner weitesgehend nicht zu denen gehören, die Schulden in der Grössenordnung prinzipiell ablehnen.

        • Thorsten Haupts 6. Juni 2023, 13:05

          Durchaus wahrscheinlich. Beantwortet nur immer noch nicht die Frage, warum die Aufhebung der – parlamentarisch beschlossenen – Schuldenobergrenze in hiesigen Medien immer als TINA dargestellt wird. TINA darf es bei solchen Fragen nicht geben, für mich ist das schlicht der Versuch moralischer Erpressung.

          • derwaechter 6. Juni 2023, 15:23

            Das beschränkt sich nicht auf hiesige Medien.

            So wie ich das verstehe ist das Problem, dass die Ausgaben und Einnahmenseiten (anders als in anderen Ländern) separat bereits beschlossen sind. Die Wahl bei der Obergrenze lautet dann entweder ja oder Zahlungsunfähigkeit. Daher gibt’s zu dem Zeitpunkt eigentlich tatsächlich keine andere Wahl.

            Der richtige Ort wären die Budgetverhandlungen im Congress.

            Die Obergrenze ist ein Anachronismus aus der Zeit, als es diese so noch nicht gab.

            • Thorsten Haupts 7. Juni 2023, 16:05

              Die Wahl bei der Obergrenze lautet dann entweder ja oder Zahlungsunfähigkeit.

              Soory, aber mitnichten. Ich könnte auch rechtzeitig meine Ausgaben so anpassen, dass ich die Grenze nicht erreiche. TINA wird also vorsätzlich herbeigeführt.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • derwaechter 7. Juni 2023, 19:28

                Dann hätten die schlicht dem Budget nicht zustimmen sollen. Es ist doch die gleiche Instanz, die erst Einnahmen und Ausgaben beschließt und dann später die dadurch notwendige Anhebung der Schuldengrenze verweigert.

                • Thorsten Haupts 7. Juni 2023, 23:10

                  Stimmt. Kay.

  • Ariane 5. Juni 2023, 16:09

    1)
    Jegliche Zustimmung fällt in sich zusammen, sobald es konkret wird.

    Ein Grund, warum ich fast jeglichen Umfragen mittlerweile sehr skeptisch gegenüberstehe, das Thema muss so wolkig und auf Ja/Nein-zusammengedampft werden, dass die Aussagekraft gleich null ist.
    So gesehen ist ja jeder irgendwie für ein wolkiges Ziel (Weltfrieden, saubere Umwelt, Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen etc.) dafür brauch ich eigentlich keine Umfrage mehr, die Konflikte liegen ja auf dem Weg, nicht beim Ziel und das ist dann zu komplex, um ebenfalls abgefragt zu werden.

    Bin da selbst auch etwas unentschieden, mir schon klar, dass solche Umfragen für Politik und Medien irgendwie wichtig sind, andererseits halte ich sie (wenn das irgendwas Unbestimmtes in der Zukunft ist) mittlerweile nur noch für ein populistisches Stimmungsmittel, bei dem sich eh jeder rauspicken kann, was er mag und insgesamt dann eher für schädlich.

    2)
    Mir jetzt ehrlich gesagt etwas unklar, warum ein Genderstern eher Ängste um das Abendland begründet als eine Heizung? Gerade weil ja anscheinend alle irgendwie grünen Themen das Abendland an den Rande des Untergangs führen. (das Schnitzel und das fehlende Tempolimit sind ja ebenfalls heiße Kandidaten)

    Aber ja, es ist ein Problem, dass sich niemand für eine sachliche Debatte zu Heizungen interessiert, das ist ja ehrlich gesagt auch sehr technisch und langweilig und man muss bestimmt auch noch Zahlen wälzen und Elektrotechnik lernen oder so. (infolgedessen ist mir das auch ziemlich egal, solange ich nicht frieren muss, bin ich ganz ehrlich^^)

    Also muss man das aufladen und machen wir uns nichts vor, das tun beide Seiten, die liberalkonservativen können das nur krawalliger und lauter. Denn auch eine Wärmepumpe wird nicht das Klima retten, genauso wie irgendeine Ernährungsempfehlung den Fleischkonsum nicht reduzieren wird oder ein Genderstern alle Ungerechtigkeiten abschafft. (was auch erzählt werden muss, damit sich irgendjemand für eine Broschüre des Ernährungsministeriums interessiert)

    Dass alle Seiten irgendein Schnurzelthema überhöhen, kann ich gut verstehen, sachliche Politik ist ja nun mal kleinteilig, komplex und langweilig. Geschenkt.
    Tatsächlich bedenklich finde ich es, wenn Politiker der Union – vielleicht auch der FDP – also von denen man noch eine gewisse Professionalität erwartet im Gegensatz zur AfD, dann so Bild-Sprech wie Energie-Stasi oder so übernehmen. So eine geschichtsvergessene, absurde Überdrehung hat für mich in der Politik nichts mehr zu suchen – allein schon weil ich von PolikerInnen erwarte, dass die mich etwas ernsthafter ansprechen als die Überschrift der BILD-Zeitung.

    4) Im NDR gabs auch einen Artikel zu diesem ChatGPT-Verdacht und ich fands auch komisch, dass es Verdachtsfälle gibt, man die aber eh nicht beweisen kann und meine Hauptfrage war wie bei dir, was denn da bitte im ABITUR für ne Aufsicht war, denn schließlich muss man da etwas länger mit dem Handy herumhampeln, wenn von Plagiatsverdachtsfall gesprochen wird.

    Ganz interessante Frage: Wenn man ChatGPT zb nach einer Gedichtsinterpretation zu XYZ befragt, kommt da nicht immer der gleiche Text? Oder paraphrasiert das Programm immer anders?

    Wir haben neulich in der Schule mal etwas damit herumexperimentiert und erster Eindruck war eigentlich, dass man sich erstmal damit auseinandersetzen muss, bis wirklich brauchbare Ergebnisse kommen (wir haben aber halt nicht typische Oberstufensachen) und ich muss selbstkritisch anmerken, dass ich doch so arrogant bin und denke, dass ich Texte besser zusammenschustere als diese KI (das Problem hab ich mit der Rechtschreibprüfung bei Word auch^^)

    • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 16:51

      1) Nach Policies fragen ist einfach Unfug, das ist das Problem. Umfragen sind ja nicht generell nutzlos.

      2) Jepp.

      4) Die Texte sind extrem ähnlich. ChatGTP hat einen eigenen Sound (noch), der ziemlich auffällig ist. Nur: was hilfts? Das ist wie „du hast die gleichen Fehler wie dein*e Nebensitzer*in“. Mag schon sein, aber das ist kein Beweis.

      • Ariane 5. Juni 2023, 17:37

        Nur: was hilfts? Das ist wie „du hast die gleichen Fehler wie dein*e Nebensitzer*in“. Mag schon sein, aber das ist kein Beweis.

        Gut, dass ich das nicht machen muss, aber falls mehrere beim freien Schreiben wortgleiche Antworten abliefern, wäre das ja schon ein etwas begründeter Verdacht als „dieser Absatz klingt zu gut“
        Aber wie gesagt, man muss logischerweise bei der Aufsicht ansetzen, da spielt ChatGPT ja gar keine Rolle, wenn man das problemlos machen kann, hilft auch Google.

        • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 22:14

          Du musst es belegen können. Das schmutzige Geheimnis ist, dass es häufig langt, es den SuS auf den Kopf zuzusagen, weil sie es dann zugeben. Aber wenn das nicht passiert und die Eltern klagewillig sind – viel Glück.

      • derwaechter 5. Juni 2023, 21:27

        4) Es gibt doch Programme die AI-generated Text erkennen. Aber die sind vielleicht nicht zuverlässig genug für solche Zwecke?

        • Stefan Sasse 5. Juni 2023, 22:17

          Diese Programme werfen dir eine Wahrscheinlichkeit aus. Aber das ist ja nicht rechtssicher. Es ist nicht so, als ob ich das nicht ERKENNEN würde, ich kann es nur nicht BEWEISEN.

          • derwaechter 5. Juni 2023, 23:29

            Verstehe. Danke

  • Thorsten Haupts 5. Juni 2023, 23:44

    Zu t)
    Willst Du uns veralbern? Sollte es zu sexuellen Übergriffen an wehrlosen – weil ohnmächtig gemachten – Frauen gekommen sein, kommt der dafür verantwortliche Schwerkriminelle hoffentlich für lange Zeit hinter Gitter. Aber alles andere als „Machtmissbrauch“ darzustellen ist einfach albern.

    Menschen sind mit 18 in Deutschland volljährig. Wenn sie sich selber in Gefahr begeben – in dem Alter kannte ich die Begriffe „Groupie“ und „Besetzungscouch“ bereits und wusste, was sie bedeuten – ist das ihre Entscheidung als Erwachsene. Ich bin es echt leid, aus politischen, ideologischen, Gründen Erwachsene in Schutz genommen zu sehen, denen ihr Schicksal nicht mit Waffen- oder sonstiger Gewalt aufgezwungen wurde! Wenn Frauen „Missbrauch“ erst nachträglich erkennen, ist das erst einmal ihr Problem und nicht das der Gesellschaft. Weil Fehlentscheidungen und deren Konsequenzen gehören denknotwendig zum Erwachsenwerden.

    Und ich habe einen einfachen Vorschlag zur Abhilfe – setzt das Volljährigkeitsalter auf 25, wo es hingehört, und fertig. Alles davor fällt dann unter Gewalt/Missbrauch gegen Minderjährige. Einverstanden?

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Ariane 6. Juni 2023, 00:16

      *tief durchatme*

      Was ist denn für dich „in Gefahr (einer Vergewaltigung)begeben*? Ab wann ist die Frau nicht mehr schuld?
      Haus nicht verlassen? kein Alkohol? Weder Aftershowparties noch andere Parties? keine Bewerbungsgespräche führen? Bitte keine Röcke oder andere knappe Kleidung? 100m Sicherheitsabstand zu jeder Art mächtigem Mann?
      K.O.-Tropfen-Armband nicht vergessen! (das ist echt geil, kann man dem Opfer sogar noch die Verantwortung zuschieben, wenn es ausgeknockt wird!)

      Was genau muss ich tun, damit ich nicht schuld an einer Vergewaltigung bin? Bewusstlosigkeit und Waffe am Kopf mal außen vor.

      • Stefan Pietsch 6. Juni 2023, 00:35

        Was hast Du nicht verstanden?!

        Sollte es zu sexuellen Übergriffen an wehrlosen – weil ohnmächtig gemachten – Frauen gekommen sein, kommt der dafür verantwortliche Schwerkriminelle hoffentlich für lange Zeit hinter Gitter.

        Eigentlich völlig klar. Wort für Wort. Sogar in Deutsch.

        • Ariane 6. Juni 2023, 00:46

          Ah danke, war mir nicht bewusst, dass sexuelle Gewalt nur an ohnmächtig gemachten Frauen strafbar ist, gut dass hier ein erfahrener Anwalt zur Aufklärung schreitet.

          • derwaechter 6. Juni 2023, 08:03

            Das ist doch der konkrete Tatvorwurf, oder nicht. Ich denke, dass er das deshalb ausdrücklich schrieb.

            Im nächsten Abschnitt schreibt er außerdem noch „denen ihr Schicksal nicht mit Waffen- oder sonstiger Gewalt aufgezwungen wurde“

            Mit Gewalt oder ggü wehrlosen deckt strafrechtlich relevantes weitesgehend ab glaube ich.

            • Ariane 6. Juni 2023, 13:31

              Das ist doch der konkrete Tatvorwurf, oder nicht. Ich denke, dass er das deshalb ausdrücklich schrieb.

              Aso na gut, sorry wenn ich vielleicht etwas zu biestig war^^
              Also jein. Das geht mittlerweile ziemlich durcheinander, weil es ja mehrere unterschiedliche Fälle/Vorwürfe sind. Bei der Shelby, die als erstes zur Polizei und Öffentlichkeit ging, geht es um gespikte Drinks, allerdings nicht um Sex, sondern „nur“ körperliche Gewalt. Gibt aber eben auch Vorwürfe, bei denen es um sexuelle Übergriffe geht und die Frauen nicht völlig ausgeknockt waren. Zumindest nicht mit K.O.-Tropfen.

              • Thorsten Haupts 7. Juni 2023, 15:31

                Nee, bin nicht empfindlich. Hatte nur angenommen, ich hätte meine Position klar genug gemacht.

                Zusammengefasst und in Kurzform: Solange strafrechtlich Relevantes passiert ist, dringend aufklären und ggf. hart bestrafen.

                Solange nicht, ist jedes auch noch so bizarres Erlebnis schlicht und einfach ein Schritt auf der Lernkurve junger Erwachsener. Deal with it.

                Und bitte, bitte – das eine nicht mit dem anderen vermengen, um irgendeine politische Agenda durchzubekommen.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

      • Thorsten Haupts 6. Juni 2023, 08:22

        Sich selbst in Gefahr begeben heisst, sich vorsätzlich und wissentlich in eine Situation begeben, in der man um Grössenordnungen gefährdeter ist, als normalerweise. Beispiel für einen Mann – Streit mit einer Gruppe von Hamburger Zuhältern anfangen.

        War aber nicht einmal meine Hauptkritik an dem seltsamen Artikel. Die liegt hier: Wenn Frauen „Missbrauch“ erst nachträglich erkennen, ist das erst einmal ihr Problem und nicht das der Gesellschaft. Und dabei bleibe ich. Weil „Missbrauch“ – ohne dass Gewalt, Gewaltdrohung oder Drogen im Spiel sind – eine vollständig subjektive Kategorie ist.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

      • derwaechter 6. Juni 2023, 11:01

        „Was ist denn für dich „in Gefahr (einer Vergewaltigung)begeben*? Ab wann ist die Frau nicht mehr schuld?“

        In Gefahr begeben und Schuld haben ist nicht das gleiche.

        Schuld hat immer der Täter. Da gibt es kein vertun.

        Dennoch kann es, leider, ratsam sein sich gewisser Gefahren nicht auszusetzen.

        • Ariane 6. Juni 2023, 14:04

          Ich finde es schon problematisch, dass damit eine Verantwortungsverschiebung stattfindet. Und wir reden hier ja nicht davon, sich nachts um 2 in einem schlimmen Viertel auf den Straßenstrich verirren.

          Sondern von absoluten Alltagssituationen wie auf eine Party oder in einen Club gehen, mal einen Rock anziehen, Alkohol trinken. Und das machen Frauen schon eigentlich nur mit allerlei Sicherheitsregeln, erwähnt Kayla zum Beispiel in ihrem Video auch immer wieder (da hat ja keiner gefragt, ob sie in einen grusligen Raum mit Alkohol und Securitys wollen), sie waren zu zweit und haben sich immer wieder vergewissert, dass da eine normale Aftershow-Party mit vielen Leuten stattfindet.

          Klar, wären die brav zu Hause geblieben und gar nicht erst auf ein Konzert gegangen oder dann noch auf eine Aftershow-Party, hätten sie sich auch keiner Gefahr ausgesetzt. Das kann es ja nun aber auch nicht sein.

          • derwaechter 6. Juni 2023, 15:28

            Eine derartige Verantwortung (im Sinne von Schuld) verschiebung darf eben nicht stattfinden.

            „Und wir reden hier ja nicht davon, sich nachts um 2 in einem schlimmen Viertel auf den Straßenstrich verirren“

            Ich habe mich vorher kaum mit Rammstein bzw. dem Sänger beschäftigt. Nachdem was ich jetzt so an Aussagen, Texten und furchtbaren Videos mitbekommen habe, erscheint es mir Nachts auf dem Strassenstrich noch vergleichsweise gesittet zuzugehen.

            • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 18:16

              Dass sie jetzt ihrer unbezahlten russischen Managerin die Schuld zu- und sie abschieben, setzt dem Ekelcocktail auch so ein bisschen die Krone auf, oder?

              • derwaechter 6. Juni 2023, 19:16

                Ist mir entgangen. Hat sie den Armen etwas gezwungen?

                Und unbezahlt? Ist doch eine sehr erfolgreiche Band, keine Wohltätigkeitsveranstaltung.

                • Ariane 6. Juni 2023, 19:28

                  Kommt aus diesem Artikel: https://www.welt.de/vermischtes/article245718512/Rammstein-schliesst-Assistentin-aus-und-schaltet-Anwaelte-ein.html?source=puerto-reco-2_ABC-V25.0.B_TRENDSCORE3

                  Die Band hat sich von ihr getrennt, aber gleichzeitig drauf verwiesen, dass Markeeva kein Geld von der Band Rammstein erhalten hat. Morgen erklärt die frisch engagierte Krisen-PR-Agentur vermutlich, Merkeeva sei selbst ein Groupie und sei einfach so mit ihren Freundinnen vorbeigekommen. Da konnte der Lindemann halt nix mehr machen, wenn da plötzlich ungefragt Frauen rumlungern.

                  Und natürlich sehr elegant, sie in ein Flugzeug nach Russland zu setzen, womit höchstwahrscheinlich schon der Anfang einer Strafverfolgung ziemlich sicher ausgeschlossen ist.

                • Stefan Sasse 7. Juni 2023, 09:37

                  Verstehe ich auch nicht. Rammstein hat erklärt, dass sie die Frau, die ihnen vier Jahre lang (!) die backstage-Damen organisiert hat, nie bezahlt haben. Im Endeffekt behaupten sie, dass die halt da war und Dinge gemacht hat, total von alleine, und sie nichts damit zu tun haben, which…yeah.

                  • Dobkeratops 7. Juni 2023, 11:11

                    Ich weiß nicht. Dass die Band sich eher als Wirtschaftsunternehmen und Zweckgemeinschaft begreift, ist seit ihren Anfängen, als die den Sound passgenau am Reißbrett entworfen haben, bekannt. Abseits von Bühne und Studio haben die wohl privat gar nicht so viel miteinander zu tun.

                    Insofern kann es natürlich schon sein, dass die restlichen Musiker sich lieber nicht so genau für die Eskapaden ihres Frontmanns interessieren wollten (inklusive der Frage, wer eigentlich diese Frau ist, die da immer rumspringt) und jetzt ehrlich entsetzt sind angesichts des tatsächlichen Ausmaßes.

                    Dass sie davon gar nichts mitbekommen haben wollen, ist aber natürlich reichlich unglaubwürdig, zumal Lindemann ja auch nicht direkt ein Geheimnis draus machte.

                    Bei seinen Solo-Sachen, bei denen die Grenze zum lyrischen Ich noch stärker verwischt, soll es, wie ich höre, da wohl noch um einige Klassen ekliger zugehen. Da muss man schon sehr angestrengt wegschauen.

                    • Stefan Sasse 7. Juni 2023, 16:59

                      Dafür kenn ich mich zu wenig aus, aber ja, offensichtlich ist da viel Nicht-wissen-wollen dabei.

          • Stefan Pietsch 6. Juni 2023, 15:51

            Du willst ständig völlig unsystematisch über ein komplexes Thema diskutieren um in einer Anklage gegen Männer zu enden. Wer hat darauf Lust?

            Sexuelle Gewalt lässt sich grob in zwei Kategorien unterteilen:
            I. Sexuelle Übergriffe, die im näheren Umfeld, meist im engen Familienkreis, stattfinden.
            II. Sexuelle Gewalt durch unbekannte Dritte.

            In der ersten Kategorie haben wir Stabilität in Form von rückläufiger Gewaltdelikte, soweit es sich um die Kerngesellschaft handelt. In der zweiten Kategorie konstatiert die Kriminalstatistik seit einem Jahrzehnt einen sehr starken Anstieg. Gleichzeitig hat sich die Täterstruktur verschoben, zu rund 50 Prozent handelt es sich bei den Tatverdächtigen um Ausländer. Zu diesem Wert kommen noch die Migranten mit deutschem Pass hinzu.

            Diese Kategorie problematisierst Du seit Tagen, nur willst Du nicht über die Ursachen sprechen. Das passt in Dein Debattenmuster: Als in der Kölner Silvesternacht hunderte Übergriffe auf Frauen aus einer relativ homogenen Ausländergruppe erfolgten, wolltest Du darüber auch nicht diskutieren, sondern schobst es auf die Metaebene.

            Wir haben eine Bundesinnenministerin, die selbst schwer bestrafte Vergewaltiger nicht abschieben will, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass sich diese Menschen bessern. Diese übergriffigen jungen Männer wurden zu einem Großteil von Frauen erzogen.

            Nun ist Dein Lösungsansatz, nicht abschieben, nicht Migrationskontrolle (um Gottes Willen, Diskriminierung!) nicht mehr Polizeipräsens. Die Idee ist, dass Männer wie ich auf eine gewaltbereite Gruppe von Männern einwirkt, mit denen wir nicht das Geringste zu tun haben und die Jahre lang das gesellschaftliche Problem thematisiert haben. Nein, da bin ich raus. Diese Szenen, deren Entstehung Mitbürger wie Du durch ihre politischen Einstellungen und Forderungen nach Kräften gefördert haben, sind nicht mein Problem.

            Natürlich wissen die meisten jungen Frauen heute, wer die potentiellen Täter sind. Geh‘ nach Hamburg, nach Berlin, ich kann Dir Adressen von Frauen geben und frage sie, vor wem sie konkret Angst haben. Du wirst über die in Deiner Diktion rassistischen Ausfälle erschreckt sein.

            In den letzten 20 Jahren sind in meinem Umfeld / Bereich drei Fälle mir bekannt geworden. Eine Freundin wurde in einer Silvesternacht von Migranten schwer misshandelt und vergewaltigt. Ich brachte es zur Anzeige, doch die Polizistinnen (sic!) glaubten ihr nicht, weil sie angeblich alle Beweismittel vernichtet hatte.

            Ein früherer Kollege verlor fristlos seinen Job, weil ihm ein Übergriff unterstellt wurde. Vor der Richterin erwiesen sich die Beschuldigungen als völlig haltlos, die fristlose wurde in eine ordentliche Kündigung umgewandelt.

            Vor 15 Jahren ließ sich eine Mitarbeiterin instrumentalisieren, um eine Kündigung gegen mich durchzubringen. Die Richterin schmetterte das Ansinnen ab.

            Also verzeih‘, wenn ich einen etwas anderen Blick auf den generellen Charakter von Frauen habe. Sie sind keine besseren Menschen. Und eine Beschuldigung ist noch lange kein Tatnachweis.

            Wir haben Upskirting zu einer schweren Straftat aufgewertet. Dabei geht es darum, dass Frauen durch solche Aufnahmen in ihren intimen Gefühlen verletzt würden. Gleichzeitig lehnen sich selbst gemäßigte Linke dagegen auf, Klimachaoten mit geringen Haftstrafen zu bestrafen, die andere Menschen nötigen, ihre Zeit stehlen, serielle Sachbeschädigungen begehen und nicht zuletzt potentiell den Tod von Menschen in Kauf nehmen.

            Übrigens: In Frankfurt (?) hat gerade eine Prostituierte einen Kunden erstochen. Kann man(n) nicht mal mehr in den gesicherten Bereich eines Bordells gehen??

  • Ariane 6. Juni 2023, 02:11

    Ein paar Gedanken zur Rammstein-Causa (bzw solchen Sachen generell, ob das nun Rammstein ist oder sonstwer ist mir echt egal). Auch weil das ja vielleicht ganz gut ist, wenn sich nicht nur die Machos melden, sondern die Perspektive einer Frau mal irgendwo dokumentiert ist.

    Weil ich mir gerade dieses lange Video angesehen hab:
    https://www.youtube.com/watch?v=9YLsMXyo3Uc

    Und wenn ihr meint, Frauen sind selbst schuld, dann lest das einfach nicht oder seid zumindest so nett und kommentiert mir das nicht direkt unter diesen Kommentar.
    Und nein, ich werde solche Kommentare dann nicht einfach löschen. Ich werde Euch auf so derbste Art und Weise beleidigen, dass ihr heulend zu Eurem Anwalt rennen wollt. (Ihr wisst also worauf ihr euch einlasst, guter Test für Eure Argumentation Jungs^^)

    Also Zusammenfassung:
    Kayla (wohl eine Art Influencerin, mir nicht bekannt) war vor einem Jahr in einer creepy Situation und wurde auf einem Rammstein-Konzert, bei dem sie mit ner 18jährigen Freundin war, zu einer Aftershowparty eingeladen von dieser Rekrutiererin Alena. Es gab auch tatsächlich eine ganz normale Aftershowparty mit vielen Menschen beiderlei Geschlechts und Musik und Tanz. Und da wurden die wohl dann dran vorbeigeschleust, waren von der Alena und mehreren Securities umgeben, sollten ihr Handy abgeben und saßen plötzlich in einem Umkleideraum mit zwei Sofas, sehr viel Alkohol und etlichen Mädels, von denen einige schon nicht mehr ganz bei sich waren. Ihr wurd schon mulmig, ein anderes Mädchen sah auch verängstigt aus und die haben sich dann erstmal auf der Toilette getroffen und sich erstmal gegenseitig bestätigt, dass die Situation creepy as fuck ist und die andere hatte wohl etwas mehr Infos, zumindest dass das so eine Art Auswahlprozess ist, um mit Till Lindemann sexuelle Handlungen zu begehen. Und die sind dann gegen (psychische Widerstände) zusammen abgehauen. Oh und als sie damals davon erzählen wollte, hat ihre Agentur ihr das damals quasi verboten.
    Am Schluss analysiert sie das dann nochmal und zeigt/liest auch einige Berichte von anderen Frauen vor, die nicht selbst an die Öffentlichkeit wollen und die deutlich krassere Sachen erlebt haben von K.O.-Tropfen bis Einschüchterungsversuchen hinterher.

    Paar Gedanken dazu:
    a) ich bin kein Gericht, also kann mir die Unschuldsvermutung egal sein. Ich zweifle nicht daran, dass Situationen wie bei Kayla oder den anderen passiert sind und falls sich da noch jemand falsche Vorstellungen macht, wir reden hier nicht von Groupiesex, bei dem alle Seiten (möglichst vorab) wissen, was passieren soll, sondern es wird eine harmlose Situation vorgegaukelt.

    b ) Sorry, wenn einige hier das Image von Männern ramponiert haben, aber ich gehe wohl lieber davon aus, dass über den Alltag von Frauen und Mädchen nicht soviel Wissen vorherrscht. daher muss vielleicht vorab erwähnt werden, dass es tatsächlich häufiger der Fall ist, dass (gerne junge, hübsche) Mädchen zu ganz harmlosen Veranstaltungen geladen werden, weil man entweder ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis haben will oder eben mehr junge, hübsche Mädchen dahaben will. Das bedeutet nicht automatisch was Sexuelles, sondern oft tatsächlich ne Disco- oder Partyeinladung.

    c) abseits der konkreten Situation fand ich das drumrum sehr erhellend und vieles konnte ich so gut nachvollziehen, auch wenn ich selbst keine sexuelle Gewalt erfahren hab. Und was eben auch zeigt, dass und warum das ein gesellschaftliches und kein individuelles Problem ist.
    Es ist Wahnsinn, wieviele Selbstrechtfertigungen und Selbstvorwürfe sie da einfach nebenbei mal so einwirft. Warum sie nicht gleich was gesagt hat, warum sie sich jetzt doch dazu durchgerungen hat, dass das vielleicht naiv war überhaupt mit in diesen Raum zu gehen, inklusive der Erklärung, dass das so schnell (und offenscheinlich durchprofessionalisiert) vonstatten ging, dass man da eben null Zeit zum Überlegen hat, dass sie nicht die Einzige ist, sondern mehrere diese Erfahrung gemacht haben, dass sie dabei und danach unter Schock stand. Usw. usf.

    Das fand ich tatsächlich viel schwerer mit anzusehen als die eigentliche Situation, und das zeigt eben auch, dass immer noch jedem Mädchen und jeder Frau vorab eingetrichtert wird, dass sie selbst dafür verantwortlich ist, keine sexuelle Gewalt zu erleben. Und das halte ich ganz politisiert und ideologisch für ein gewaltiges, gesellschaftliches Problem, wenn wir Opfern von Verbrechen nicht mehr mitzuteilen haben als ein rotziges „Selbst Schuld“

    d) Was ich ganz ganz typisch fand, war diese Zusammenkunft auf der Toilette, bei denen man sich erstmal gegenseitig bestätigen musste, dass man sich in einer beängstigenden Situation befindet und ich wage mal die Behauptung, dass alleine keine den Mut gefunden hätte, da abzuhauen.
    Weil unsere Gesellschaft auch leider dazu neigt (vielleicht gerade bei Frauen, Kindern und Jugendlichen) ihre Gefühle in Frage zu stellen, das berühmte „Stell dich nicht so an!“ Das kann man als junger Mensch eh noch nicht so gut und es geht halt schnell viel Vertrauen in die eigene Gefühlswelt verloren (die hier ja absolut wichtig zum Selbstschutz war), dass man sich erstmal gegenseitig bestätigen muss, dass was nicht in Ordnung ist.

    e) das ganze funktioniert nur (und zwar so lange), weil es hier eben nicht um eine Person geht, die sich falsch verhält. Sondern weil da massig Leute um nicht zu sagen System hinter stecken. Der Lindemann hat ja etliches einfach outgesourct, die Agentur, die Kayla sagt, sie soll gefälligst nichts sagen, zigtausend Leute, die etwas oder alles wissen, aber nichts sagen, Medien und Leute, die das ganze als ne Art Groupie-Sex-Skandal verharmlosen und nochmal wiederholen, dass man als Mädel ja gefälligst an sein K.O.-Tropfen-Armband denken soll.

    Aso und es ist übrigens naiv und zu einfach, das ganze auf die Juristerei zu schieben. Selbst wenn alle Berichte von den zig Frauen komplett der Wahrheit entsprechen, wird kein Gericht der Welt Till Lindemann verurteilen (können), solange er und sein innerster Zirkel dichthalten und da nichts Schriftliches existiert. Gerichte müssen sich nämlich tatsächlich an die Unschuldsvermutung halten und da wird wenig bis nichts gerichtlich zweifelsfrei bewiesen werden können.

    • sternburg 7. Juni 2023, 00:30

      Danke, Ariana, das ist ein schöner und zutreffender Kommentar.

      Ich hab hier gerade mal etwas hoch und runter gescrollt. Und neben all der misogynen Kackscheiße fällt mir eine Sache besonders ins Auge: Mit welcher kognitiven Verzerrung ältere Männer selbst heute noch um sich herum eine Stimmung aufbauen, in der sich ihre Töchter (und Söhne) im Falle eines traumatischen Erlebnisses ganz sicher nicht an sie wenden werden.

      Freunde, Eure Kinder werden Euch das nicht „beichten“, wenn sie sich in eine Situation begeben haben (oder sogar von Euch in diese Situation gebracht wurden), die dann zu etwas führte, was sie nicht wollten. Schon weil das Verb „beichten“ in Eurem Leben für so eine Gelegenheit ohne Anführungszeichen verwendet würde.

      Wir haben 2023. Es ist seit Jahrzehnten bekannt, dass sexuelle Übergriffe in aller Regel nicht vom bösen schwarzen Mann im Gebüsch verübt werden, sondern im allerengsten Familien-, Institutionen- und Freundeskreis stattfinden. In Situationen, in denen man sich erst einmal sicher fühlte und dann doch nicht war. Und alles, was über die Methode Lindemann bisher zu lernen war, entspricht exakt dem.

      Ihr wollt wirklich, dass Eure Tochter, die auf einer Party mit Freunden, einer Party, zu der ihr nichts weiter mitgegeben habt, als dass sie bitte spätestens um xy Uhr zu Hause ist/ bei Sandra schläft, dass Eure Tochter, die auf dieser Party am Ende mit dem eigentlich den ganzen Abend super coolen Gastgeber in seinem Zimmer landet und dort zu etwas gedrängt wurde, was sie nicht wollte, Ihr wollt, dass Eure Tochter Euch das nicht erzählt. Weil sie ja schließlich selber schuld ist. Anders kann man Eure Wortmeldungen nicht deuten.

      Ihr genau seid es, die übergriffigen, ekelhaften und/oder direkt kriminellen Triebtätern eine gesellschaftliche Atmosphäre bauen, in denen sie ihre Taten schamlos und ohne Angst vor Konsequenzen begehen können.

      Oder um es persönlicher zu formulieren: Ich bin zufällig ein Mann und genauso triebgesteuert wie jeder andere. Ihr seid diejenigen, die mir triebgesteuerten Mann eine Gesellschaft gebaut haben, in denen ich aus reinem Anstand meinen Trieben nicht auf diesem Wege ihren Lauf lasse. Und weil ich glücklicherweise aus nicht-einvernehmlichen Geschlechtsverkehr keine sexuelle Befriedigung erzielen kann, was ein reiner Zufall ist und mich keineswegs zu einem besseren Menschen macht. Aus diesen beiden Gründen – beides keine Umstände, die in Menschen in der Regel vorliegen müssen – mache ich sowas nicht. An Euch liegt das nicht. Und an der Gesellschaft, die ihr mir und uns gebaut habt, schon gar nicht. Ich weiß ganz genau, ich hätte nichts zu befürchten.

      Eine Detailbemerkung noch, Ariane: Ich mag sehr Deine Ausführungen zur ~Unschuldsvermutung~ und warum die StPO nicht für die interessierte Öffentlichkeit gilt. Aber:

      „Selbst wenn alle Berichte von den zig Frauen komplett der Wahrheit entsprechen, wird kein Gericht der Welt Till Lindemann verurteilen (können), solange er und sein innerster Zirkel dichthalten und da nichts Schriftliches existiert.“

      Da ich hier ja anscheinend trotz meiner sehr sporadischen Besuche der einzige zu sein scheine, der seine juristischen Einschätzung nicht auf Youtube gewonnen hat (kein Vorwurf gegen Dich; Du tust wenigstens nicht so): Das ist so nicht korrekt. Das Verfahrenshindernis ist hier, das bisher(?) niemand aussagt. Sollten sich aber eine oder einige Frauen finden, die sich trauen (man kann das leider niemandem wirklich empfehlen, diese Kommentarspalte ist dafür ja ein beredtes Beispiel) das Geschilderte gerichtsfest auszusagen, und sollte diese Schilderung als ausreichend glaubhaft empfunden werden, dann reicht das in Moabit (wo das wahrscheinlich verhandelt würde) locker für eine empfindliche Gefängnisstrafe. Weshalb diese Leute ja auch gerade so auffällig ehrgeizig um Schadensbegrenzung, Spins und gefällige Shitstorms bemüht sind, damit genau das nicht passiert. Woraus ich als Publikum mir wiederum frei meine Meinung bilden darf.

      • Ariane 7. Juni 2023, 01:20

        Danke für den Kommentar, das mit der Atmosphäre (und auch dem Berichten von traumatischen Dingen) hast du sehr viel besser ausgedrückt, als ich das konnte.

        Auch in Zusammenhang mit der Juristerei (vielen Dank für die Aufklärung), möchte ich nochmal betonen, dass ich niemandem einen Vorwurf mache, der keine Anzeige erstattet oder anonym bleibt oder auch einfach gar nichts sagt. Ich hab riesigen Respekt vor Shelby und Kayla und versuche das bei all dem Dreck, der da hochkommt, durchaus als positives Zeichen zu sehen, dass diese Omerta (das ging ja jahrelang, vielleicht sogar Jahrzehnte) da gebrochen wird. Und dass diese Awareness zumindest größer wird, ist mir wichtiger als wenn Lindemann da nun ins Gefängnis geht oder nicht (obwohl das viel besser wäre als ein weiteres ausverkauftes Konzert, ohne row zero aber mit vor Respekt knienden Fans).

      • Thorsten Haupts 7. Juni 2023, 08:38

        Aus diesen beiden Gründen – beides keine Umstände, die in Menschen in der Regel vorliegen müssen – mache ich sowas nicht.

        Oh wow. Sie tun also böse Dinge nicht, die Sie nach Ihrer Darstellung straffrei tun könnten. Und halten das NICHT für den Regelfall? Unsere gesamte Gesellschaft beruht darauf, dass >95% der Menschen regeltreu agieren, selbst dann, wenn sie mit Regelbverletzungen durchkommen würden. Jede andere Gesellschaft wäre zwangsläufig und automatisch ein totalitärer Überwachungsstaat.

        Bin schwer beeindruckt von Ihrer demonstrativen Zurückhaltung. In meiner Umgebung war und ist das der nicht erwähnenswerte Normalfall.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

  • Thorsten Haupts 6. Juni 2023, 08:38

    Und was eben auch zeigt, dass und warum das ein gesellschaftliches und kein individuelles Problem ist.

    Einfach nein. Zwei erlebte Beispiele aus meiner eigenen persönlichen Berufserfahrung zur Illustration:

    1) 22 Jahre, Leutnant Bw, Übung in Schleswig-Holstein. Ich war Staffelführer von 8 Fahrzeugen Fernmeldetechnik, wir hatten gerade die Technik aufgebaut und einsatzbereit gemacht, Anruf meines Battaillonskommandeurs (6 Dienstgrade höher): Ich soll meine Staffel einsammeln und Stellungswechsel machen. Habe ihm freundlich erklärt, das würde ich nicht tun – Verstoss gegen gesetzliche Ruheregeln für Kraftfahrer. Als er zu toben begann, habe ich meinen Funker angewiesen, eine Störung zu simulieren und meine Kraftfahrer, sich schlafen zu legen. Kam nie auf die Idee, daraus ein „gesellschaftliches“ Problem zu konstruieren, obwohl das auf BW-Übungen mehr als einmal vorkam.

    2) 20 Jahre später, ein angeordnetes Führungskräfte-Seminar. Erste Übung mit dem Leiter – wir sollten uns alle Rücken an Rücken stellen, die Augen schliessen und dann sollte einer sich fallen lassen oder so´n Mumpitz. Fragte den Leiter, ob das ganze zweitägige Seminar aus solchem Esoterikquatsch besteht. Antwort war ja, also habe ich meine Sachen gepackt und bin – gefolgt von 6 anderen – gegangen. Trotz Drohungen des Seminarleiters, das würde er meinen Vorgesetzten melden und das hätte Konsequenzen. Auch hier wäre ich nie auf die Idee gekommen, das zu einem gesellschaftlichen Problem hochzujazzen, obwohl solche körperlich wie psychisch übergriffigen Seminare zu der Zeit gängige Praxis waren.

    Wenn junge Frauen sich backstage freiwillig isolieren und zu Handlungen drängen lassen, die sie nicht wollen, ist in deren Erziehung gewaltig was schiefgelaufen – das ist der Punkt, in dem ich Ariane zustimme. Aber es ist kein „gesellschaftliches“ Problem#, dafür ist schon die Grössenordnung viel zu gering.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 09:30

      Ich halte das „gesellschadftliche Problem“ auch nicht dafür, dass das vorkommt, sondern dass es normalisiert ist. Frauen begeben sich in Gefahr, sobald sie einen Club betreten. Das kann doch nicht ernsthaft kein Problem sein.

      • Stefan Pietsch 6. Juni 2023, 13:14

        Männer nicht?!?

        An meiner Uni gab es mit den Mitteln des ASTA eine „männerfeindliche Zone. Da war es schon gefährlich, sich dem Bereich zu nähern.

        Übrigens: die häufigsten Opfer von Männern sind Männer. Erstaunlich, gell? Wieso ist es nun sinnvoll, speziell Frauen (vor Männern) zu schützen, nicht jedoch Männern vor Männern? Ist nicht das eigentliche Problem die höhere Kriminalitätsneigung (junger, nicht integrierter) Männer? Manchmal ist die Welt nicht so einfach.

        • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 14:51

          Haben dich die Frauen verprügelt wenn du da hin bist oder wie? Ich hör von so was zum ersten Mal.

          • Stefan Pietsch 6. Juni 2023, 15:27

            Das war Achtziger Jahre und ich bin in den Sechzigern geboren. Da ist man nicht hin, wenn so ein Schild stand. Ziel erreicht.

            Frauen bekommen auch kein Problem mit Zuhältern, wenn sie sich fügen.

        • sternburg 7. Juni 2023, 00:39

          Diese Bemerkung ist so unfassbar widerlich, mir fehlen echt die Worte.

  • Thorsten Haupts 6. Juni 2023, 11:25

    Die konkrete Gefährdung gegenüber meinen jungen Erwachsenenjahren besteht in KO-Tropfen, richtig? Ich habe bisher dafür nur anekdotische Evidenz gesehen, sollte jemand über Zahlen und Daten über das Ausmass dieser Gefährdung haben, wäre ich für Hinweise dankbar.

    Aber nehmen wir einmal an, die Gefahr ist real UND weit verbreitet. Dann sehe ich a) immer noch nicht, warum das ein „gesellschaftliches Problem“ darstellt, Kriminelle hat es immer gegeben und wird es immer geben. Darüberhinaus b) wüsste ich jetzt absolut nicht, was man ausser einer gründlichen Leibesvisitation aller Clubbesucher gegen dieses Problem unternehmen könnte. Das alle, eine Mehrheit oder auch nur eine grosse Minderheit von Männern KO-Tropfen für so normal halten, dass man denen das erziehungstechnisch abtrainieren muss, glaube ich einfach nicht.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

    • Ariane 6. Juni 2023, 14:23

      Nein, (sexuelle) Gewalt ohne K.O.-Tropfen ist häufiger, die spielen nur in diesem konkreten Fall eine Rolle und haben noch das zusätzliche Problem, dass damit eine Strafverfolgung nahezu ausgeschlossen wird, weil sich die Substanzen sehr schnell abbauen und das Opfer Erinnerungslücken hat. Und man für physische Beweise einer Vergewaltigung sich entweder sofort oder innerhalb von 12-24 Stunden untersuchen lassen muss.

      Das Problem ist allerdings auf jeden Fall groß genug, dass ein Gesetz dafür angepasst wurde, die Wirtschaft Anti-Vergewaltigungsdrogen-Armbänder anbietet und Polizei, Rettungskräfte und weißer Ring offiziell davor warnen. In meiner Jugend wurde auch schon allen Mädchen beigebracht, dass man nur aus dem eigenen Glas trinkt und das keine Sekunde aus den Augen lassen soll. (weiß nicht, erzählt man das jungen Männern auch?)

      • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 14:52

        Ich höre das von Schüler*innen auch. Mädchen/junge Frauen rechnen durch die Bank damit, dass ihnen im Club Dinge angetan werden könnten. Das ist schon ziemlich dramatisch.

        • Stefan Pietsch 6. Juni 2023, 15:25

          Du sagst doch immer, solche Gefühlslagen solle man nicht überbetonen.

          Übrigens: Die BILD fährt seit Wochen eine Kampagne gegen Ramstein. Zeit, dass sich die Grünen, die ZEIT, der SPIEGEL und die taz sich der Sache annehmen.

          • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 18:15

            Ramstein oder Rammstein? Und was für eine Kampagne?

            • Stefan Pietsch 6. Juni 2023, 18:23

              Rammstein. Ich war nie ein Fan, ist nicht mein Musikgeschmack.

              Jeden Tag ist das Thema Rammstein auf der BILD. Vor Wochen wurde der BILD eine Kampagne gegen Habecks Heizhammer unterstellt, weil die Redakteure jeden Tag das Thema auf Seite 1 hoben.

              • Stefan Sasse 7. Juni 2023, 09:36

                Ich les die BILD nicht, ich hab das Thema erst vor ein paar Tagen in die Timeline gespült bekommen. Ich mochte Rammstein früher sehr, inzwischen ist das nicht mehr so meine Musik, ich hör es aber gelegentlich noch.

                • Stefan Pietsch 7. Juni 2023, 10:16

                  Eigentlich kann man dem nicht entgehen. Ich lese es nicht, kannte die Schlagzeilen, wusste aber nur durch die Debatte hier, worum es bei Rammstein geht. Ignorant eben. 😉

                  Nur, das gesamte öko-links-grüne Milieu hat aus der BILD-Serie gegen den „Heizhammer“ (was ich übrigens auch nicht gelesen habe) eine „Kampagne“ gemacht. Logische Schlussfolgerung: wenn die serielle Thematisierung eines Gesetzes eine Kampagne ist, dann ist die serielle Thematisierung von Vorwürfen des sexuellen Übergriffes einzelner Personen ebenfalls eine Kampagne. Oder wo liegt der Unterschied?

                  Und das ist kein Witz, sondern die Frage nach Wertungen.

                  • Stefan Sasse 7. Juni 2023, 16:57

                    Kann man sehr wohl, glaub mir 😀

                    Ich kann es dir für den Fall nicht sagen, weil ich das nie gesehen habe. Aber grundsätzlich hast du ne Kampagne, wenn konzertiert über einen längeren Zeitraum hinweg tendenziös über alle Kanäle dieselbe Botschaft verbreitet wird. Taugt das als belastbare Definition? Bin unsicher.

                    • Stefan Pietsch 7. Juni 2023, 18:45

                      Dann macht jedes Medium permanent Kampagnen. Und ich mache hier Kampagnen zum Klimaschutz. Leider passt die Kampagne den meisten nicht. 🙂

                      Und auch nach diesem Maßstab läuft derzeit gegen Rammstein eine Kampagne. Und das ist besonders schwierig, weil es hier maßgeblich um Vorverurteilungen im Rahmen von strafrechtlichen Vorhaltungen geht. Der Imageschaden ist bereits jetzt immens und das ist wesentlicher als bei einem X-beliebigen Gesetz.

                      Ich habe ansonsten die gleiche Position wie Thorsten Haupts: Wenn es zu strafrechtlich relevanten und bewiesenen Vorgängen gekommen ist, darf der ganze Katalog der Strafrechtsparagrafen zur Verurteilung gezogen werden. Aber da sind wir ja längst nicht.

                      Wenn aber eine Boulevardzeitung über Wochen jeden Tag schreibt, auf Konzerten einer Band kam es durch die Bandleader zu systematischen sexuellen Übergriffen, ist das eine tendenziöse Berichterstattung und erfüllt nach Deinen Kriterien den Tatbestand der Kampagne. Darum geht es mir.

                      Und dann hätte ich schon gerne die gehört, die vor Wochen der BILD eine Kampagne gegen ein Gesetz vorwarfen, welches der demokratischen Willensbildung und Kontrolle unterliegt.

                    • Stefan Sasse 7. Juni 2023, 20:09

                      Dann macht jedes Medium permanent Kampagnen.

                      Nein, das ist nicht der Fall, sorry. Weder hast du die Masse noch das konzertierte noch das Tendenziöse allzu oft. Zum Glück!

                    • derwaechter 7. Juni 2023, 19:41

                      Stefan, wenn du es selbst nicht mitverfolgt hast, würde ich dir stark davon abraten auf dieser Grundlage zu diskutieren. Alleine das wiederholte „seit Wochen“ sollte Indiz genug sein.

                      Die Vorwürfe sind doch noch gar nicht so lange im Raum: https://www.t-online.de/unterhaltung/stars/id_100184720/neue-details-zu-rammstein-vorfaellen-in-vilnius-opfer-shelby-lynn-bei-polizei.html

                      Und die „Kampagne“ der Bild sah zu Anfang unter anderem so aus: „Nun schaltet sich auch Sophia Thomalla ein. Vier Jahre lang war sie mit Till Lindemann liiert, steht ihm bis heute sehr nah. Die Moderatorin ist sich sicher: „Diesen ‚Vorfall‘ hat es nie gegeben!“ Die Vorwürfe der Irin seien „frei erfunden von einer Person, die sich auf dem Rücken eines Rockstars für fünf Minuten Ruhm verschaffen möchte“, so Thomalla zu „Bild“.

                      Sie sei von der Unschuld ihres Ex-Partners überzeugt, denn „Till ist ein Mann, der Frauen beschützt“, stellt die 33-Jährige klar.“

                    • Ariane 8. Juni 2023, 01:12

                      Ja danke @derwaechter

        • Thorsten Haupts 6. Juni 2023, 15:35

          Glaube ich Dir. Die Frage ist nur – Moral Panic oder echte Gefahr?

          • Ariane 6. Juni 2023, 17:49

            Schwer zu sagen, logischerweise ist Ausgehen gerade für junge, vielleicht minderjährige Menschen gefährlicher als zu Hause bleiben und bei Frauen (auch bei Männern, aber das lass ich erstmal beiseite, weil das in der Öffentlichkeit noch so gar nicht Thema ist) ist die Gefahr sexueller Gewalt halt auch größer. Bei Männern eher die körperliche Gefahr wie verprügelt werden.

            Gibt so eine Broschüre von der Polizei, die so absurd wie bezeichnend ist. „Tipps für Frauen zum unbeschwerten Feiern“
            Und dann folgen drölfzig Sicherheitstipps, nie alleine sein, immer bei anderen Leuten und Licht aufhalten, Glas nicht aus den Augen lassen, KO-Armband, Heimweg absichern, Handy in der einen Hand, Schlüssel in der anderen und einen dritten mit Pfefferspray..usw.
            Und wenn man das alles befolgt, kann man total unbeschwert feiern!^^

            Ich halte das aus vielen Gründen für problematisch.
            a) ist es reichlich merkwürdig, wenn Frau 100 Regeln (teils nicht sehr praktikabel) befolgen soll, um nicht Opfer eines Verbrechens zu werden

            b ) halte ich es nicht für gesund, Frauen und Mädchen vorab in Angst und Schrecken zu versetzen, gerade weil das für das instinktive Sicherheitsempfinden genauso schädlich ist wie so zu tun, als gäbe es kein Problem (hier auch nochmal an Kayla verwiesen, wo das ja wirklich gut geklappt hat)

            c) impliziert das im umgekehrten Fall ja auch noch, dass jeder Mann ein potenzieller Vergewaltiger, Krimineller und triebhaftes Wesen ohne Selbstkontrolle ist, das Männerbild dabei ist also nicht minder sexistisch. Das ist nicht nur Quatsch, sondern liefert analog zur Verantwortungssuche bei den Frauen Entschuldigungen für tatsächliche Täter (kannste nix machen, Männer sind so, Boys will be boys etc.)
            Und normale Männer scheint das auch schon zu verunsichern, ist in den letzten Jahren häufiger vorgekommen, dass mich ein Typ anschreibt und erstmal erwähnt, dass er hofft dass das ok ist und mich nicht belästigen will, um dann was total harmloses zu wollen. Nett, aber schräg^^

            und d) halte ich es für durchaus angebracht, jungen Menschen und zwar bitte beiderlei Geschlechts einige Sicherheitsregeln mitzuteilen, aber halt in vernünftigem Maße. So wie vorher gucken, wie man nach Hause kommt und sich zb abholen lassen.

            Und das meine ich mit dem gesellschaftlichen Problem, das fängt früher an als tatsächliche Verbrechen, da gehts dann mehr um die Aufarbeitung.
            Aber das Reden drumrum ist zwar schon besser geworden, aber teils noch fürchterlich, da sind wir nicht viel weiter gekommen als zur Frage nach den Klamotten. Der berühmte Minirock.

            Und es sollte statt mit absurden Regeln IMO viel allgemeiner gerade bei jungen Leuten Wert drauf gelegt werden, Grenzen und Gefühle ernstzunehmen, zu benennen und zu akzeptieren. Schwieriger als Pfefferspray, aber lohnender und geschlechtsneutral.

          • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 18:16

            Soweit mein Wissensstand das zulässt – aber ich bin kein Experte – ist die Gefahr echt.

    • Stefan Sasse 6. Juni 2023, 14:48

      Es ist meines Erachtens nach noch bei weitem nicht so geächtet, wie es sein sollte.

      • Thorsten Haupts 6. Juni 2023, 15:34

        Sollte das tatsächlich so sein, muss sich das wirklich dringend ändern! Ich habe in meinem sehr weitläufigen Bekanntenkreis aller Altersgruppen echt niemanden, der das nicht aus vollem Herzen ächten würde.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

  • Ariane 7. Juni 2023, 00:38

    Zur Causa Rammstein:

    Hier nochmal ein Video von Rezo
    https://www.youtube.com/watch?v=ZEf5t26u8PM

    Der Anfang ist nochmal eine Zusammenfassung, aber gerade zu der Frage warum haben die sich nicht früher gemeldet? wird es so ab Minute 12 ganz spannend. Shelby (die erste, die sich dann „gemeldet“ hat) ist mittlerweile vermutlich unter Polizeischutz, weil da Morddrohungen und Kopfgeld und sonstwas läuft und selbst Rezo hat Drohungen bekommen, weil er irgendwo in social media was zu den Vorwürfen verlinkt hat.

    Da gehts halt nochmal um die höchst ekelerregenden Formen, die die Debatte in social media annnimmt.
    Obwohl ich doch anmerken will, dass ich finde, dass die mediale Debatte tatsächlich deutlich besser geworden ist, gerade auch, dass jetzt mehrere Rechercheteams von großen Medienhäusern dransitzen, find ich gerade wichtig, wenn Frauen anonym bleiben wollen, dadurch aber mehr Glaubwürdigkeit haben als wenn Kayla das anonym weitergibt.

Leave a Comment

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.