Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann.
Fundstücke
1) „Jahrhundertbeben“ in der Türkei: Es wird geforscht, gewarnt und ignoriert
Was nun laut übereinstimmenden Medienberichten zufolge herausgekommen ist: Fast 300.000 Immobilien in den zehn betroffenen Provinzen, die nicht den Bauschriften entsprachen, wurden in den vergangenen Jahren legalisiert. In der Türkei wird das als imar affı, also „Bauordnungsamnestie“, bezeichnet. Für eine entsprechende Gebühr konnten illegale Bauten also gleichsam freigekauft werden. Magisch erdbebensicherer wurden sie dadurch nicht. […] Es wurde geforscht, in Fachkreisen diskutiert. Es wurde gewarnt. es wurden Fakten dargelegt. Es wurde dargelegt, was sich hätte ändern müssen.. Nicht allgemein, sondern spezifisch. All das wurde weitgehend ignoriert. Das ist nicht Schicksal. Es ist politisches Versagen mit vieltausendfacher Todesfolge. Es ist ein systemisches – mache sagen auch: ein Mentalitätsproblem. Dass die Beben die Auswirkungen haben, die jetzt sichtbar werden, ist das Resultat, wenn Wissenschaft ignoriert wird. Nicht nur ignoriert übrigens, nicht nur als störend empfunden, sondern von Regierenden als das Böse schlechthin betrachtet. […] Die Türkei ist ein Erdbebenland. Das weiß man. Man wusste: Irgendwann kommt wieder ein schweres Beben. Man weiß: Es werden weitere Erdbeben folgen. Doch lebensrettende Geräte, Temperatur- und Geräuschsensoren, sie wurden großteils von Hilfsorganisationen anderer Länder mitgebracht. (Milay Cariskan, Tagesspiegel)
An solchen Stellen erkennt man immer wieder den Wert von Bürokratie. Klar nervt sie mit ihren ganzen Regeln und Dokumentationspflichten, aber wenn man eine korrupte, nicht richtig funktionierende Verwaltung hat, rächt sich das in Krisenzeiten schnell ganz brutal. Wir sollten uns im Übrigen nicht der Illusion hingeben, dass das ein rein türkisches (sprich: irgendwie vage ausländisches) Problem ist, das uns nicht treffen kann. Denn gewarnt werden wir ja auch ständig, nur um dann doch überrascht zu werden. Vom Fachkräftemangel über den Zustand der Bundeswehr bis zum Ahrtal reicht eine lange Schlange von Beispielen, und der Elefant im Raum – die Klimakrise – wird uns noch Probleme bereiten, die richtig massiv sind – weil wir jetzt nicht hören wollen.
CDU und SPD bedienen wie populistische Märchenerzähler den öffentlichen Raum mit dem Geraune von der Überwindung der Spaltung der Stadt, vom Mitnehmen aller und ihrer Interessen in die Zukunft. Genau betrachtet ist das aber nichts anderes ist als die verlogene Beschwörung des Status Quo. […] Die Berliner Grünen haben gegen die auf Angst vor Veränderung setzende Strategie kein Mittel gefunden. Sie reden zwar von der ökosozialen Wende der Stadt, aber genau hingesehen haben sie keine nachvollziehbaren Ideen und pragmatischen Vorschläge dafür, wie die soziale und gesellschaftliche Infrastruktur der ökologischen Moderne in Berlin aussehen soll. […] Die 18 Prozent Zustimmung, in die sich die Grünen hier seit Jahren eingemauert haben, belegen ein großes strategisches Defizit. Es besteht in der Illusion, dass sich der grüne Klumpen im Zentrum der Stadt von selbst ausweitet, wenn man sich auf ihn konzentriert. Im großen Rest der Stadt hat sich aber genau deshalb das Bild von den Grünen als einer öko-ideologischen und vor allem auf sich selbst fixierten Szenepartei weiter verfestigt. Das sieht man auch daran, dass die Grünen, anders als anderenorts, vom fortschreitenden Niedergang der SPD nicht profitieren. Ohne das ausgeweitete und pragmatische Tableau einer grünen Volkspartei haben die Berliner Grünen kaum realpolitische Perspektiven. Die 18,4 Prozent sind so gesehen die letzte Chance, sich zu besinnen. Das aber werden die Berliner Grünen sich allerstrengstens verbieten. (Udo Knapp, taz)
Ich bin echt kein Experte für die Berliner Innenpolitik, aber mein Eindruck ist immer mehr, dass Berlin schon irgendwie der deutsche Failed State ist. Wir sehen in Fundstück 4 auch noch mal einige Koalitionsspielchen, weswegen ich hier vor allem thematisieren will, wie fundamental festgefahren die Lage in Berlin zu sein scheint. Die Grünen hier gelten ja immer als abschreckendes Beispiel; ich setze sie rhetorisch ja auch gerne als Antithese der baden-württembergischen Grünen, um die Distanzen zwischen den Landesverbänden aufzuzeigen. Aber das gilt ja letztlich für alle Berliner Parteien zu einem gewissen Grad. Die FDP ist so disfunktional, dass sie nicht mal in den Landtag kommt, die CDU schafft es, sich als rechte Protestpartei zu inszenieren und die SPD läuft seit Jahren im „alles scheiße hier, aber das ist irgendwie cool“-Modus. Nicht mal die AfD kriegt ein Bein auf den Boden. Echt merkwürdiges Bundesland.
3) Repair, replace, reimburse: Sustaining a European tank coalition for Ukraine
The German defence industry will play a central role in sustaining Ukraine’s Leopard 2 fleet over the long run. Since European armed forces cut much of their heavy armour following the end of the cold war, European defence industry focused less on producing new vehicles than it did on maintaining and modernising existing stock and refurbishment for international sales. Governments, particularly Germany’s, will need to engage industry to increase production capacity. This is as true for tanks as it is for artillery munitions, cruise missiles, and air defence systems – everything under the sun. It will mean training engineers and mechanics, establishing supply chains for intermediate products and raw materials, and building new factories and storage facilities. Industry has some ability to finance investments out of its own pockets, as some companies have done since 24 February 2022. But for the large-scale expansion necessary to continue supporting Ukraine and rebuild European armed forces, sustained defence-spending increases and reliable long-term contracts are necessary. Only governments can ensure this. […] The decision to purchase new Leopard tanks would commit its users to the platform for another 30 years – a step few governments take lightly, but one they should certainly consider. There are two caveats, however. The first is political: after all the tussle and delays with Berlin’s decision to make German-produced tanks available to Ukraine, would a purchase be too risky a bet in the ongoing highly volatile security environment? The counterpoint to this is that other suppliers come with their own baggage: Washington also hesitated to deliver armoured combat vehicles, there is no experience in trying to ship South Korean-produced weapons to Ukraine, and Israel refuses even a single Israeli-made weapon to be sent to Ukraine from European stockpiles. As frustrating as the Leopard 2 debate was, Germany has after all become the largest European supplier of military aid to Ukraine. (Gustav Gressel/Rafael Loss/Jana Puglierin, European Council on Foreign Relations)
Angesichts des Diskurses über die deutsche Ukrainekrieg-Politik – in der das Land von Verbündeten und Presse in Bausch und Bogen kritisiert wird, obwohl es eigentlich mehr tut als die meisten anderene Länder, die sich munter an der Kritik beteiligten – kann man sehr gut sehen, dass die deutsche Politik notorisch schlecht in der Selbstinzenierung ist. Vielleicht war das vor Merkel mal anders (ich glaube aber nicht), aber dieses Tiefstapeln und Klappe halten wächst sich langsam echt zum außenpolitischen Problem aus. Das hat die Bundesrepublik mit der EU gemein. Man sollte sich mehr dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ darüber verschreiben. Wenn niemand weiß, dass du tolle Sachen machst, wird dich auch keiner dafür belohnen und du kriegst immer die Kritik ab. Ich bin schon lange der Überzeugung, dass die EU an jedes ihrer Förderprojekte in blaues Schild mit gelben Sternen „Sponsored by EU“ tackern sollte, und so ähnlich müsste die Bundesregierung auch vorgehen.
4) Schwarz-Grün als Crashkurs für Berlin?
Während also in Schleswig-Holstein, in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg routiniert schwarz-grün regiert wird, scheinen in Berlin zwei feindliche Kulturen einander gegenüberzustehen. Hier die Ökos, dogmatisch und lustfeindlich, unfähig zu regieren und angetrieben vom Willen, allen anderen das Leben schwer zu machen. Und dort die Spießer, böse und desinteressiert am Überleben ihrer Kinder und Enkel, beseelt vom Wunsch, für immer billiges Grillfleisch zu bekommen und mit ihren Autos die Luft zu verpesten. Vieles spricht dafür, dass das Projektionen sind, die beim gegenseitigen Kennenlernen verblassen würden. Manches spricht auch dafür, dass diese Beschreibungen die Wirklichkeit nicht ganz verfehlen – was erst recht ein Grund wäre, mit den Verhandlungen möglichst bald zu beginnen. Und dabei beide Positionen zu relativieren. […] Schwarz-Grün in Berlin, das wäre vielleicht ein Crashkurs. Aber es wäre auch eine Chance. Beide Parteien müssten einander dabei helfen, endlich in der Gegenwart anzukommen. Dann würde Berlin womöglich doch noch eine moderne Stadt. (Claudius Seid, FAZ)
Die Entwicklung der Wahlergebnisse in den letzten Jahrzehnten in Berlin ist schon echt faszinierend. Von der Großen Koalition (korrupt bis ins Mark) zur Bastion von linken Bündnissen (disfunktional bis zur Karikatur) hat das Land schon alles durch. Wäre Schwarz-Grün eine Neuheit, die beide verbohrten Landesverbänden gut tun würde? Vielleicht. Würde das die Berliner Probleme lösen? Zweifelhaft. Wenn man mal 30 Jahre lang seine Verwaltungsstrukturen ruiniert hat, ist ein Umlenken ziemlich schwierig, und es ist ja nicht eben so als ob CDU und Grüne keine Verwurzelung in diesen Strukturen hätten. Ich bin außerdem nicht so hundertprozentig überzeugt, dass sich Gegensätze unbedingt anziehen. Denn die Milieus von CDU und Grünen in Berlin sind ja nicht komplementär wie etwa in Baden-Württemberg. Aber wer weiß, manchmal geschehen ja noch Zeichen und Wunder.
5) Den Wählerwillen gibt es nicht!
Das sollte man im Kopf haben, wenn man, wie es mit Blick auf die Wahl in Berlin gerade geschieht, argumentiert, die eine oder andere Koalitionsoption lasse sich mit dem Wählerwillen begründen. Denn den Wählerwillen gibt es nicht. Das gilt sogar für den einfachsten Fall einer absoluten Mehrheit für eine Partei. Wenn die CDU in Berlin 51 Prozent gewonnen hätte, dann könnte sie eine Regierung bilden. Aber wollen 51 Prozent der Wähler wirklich von der CDU regiert werden? Vielleicht findet ein Teil derjenigen, die der CDU ihre Stimme gegeben haben, das Programm und das Personal der CDU gar nicht so gut. Vielleicht wollten diese Wähler mit ihrer Stimmabgabe nur ihre Unzufriedenheit mit der Politik der SPD und der Grünen zum Ausdruck bringen. Vielleicht hätten sie anders gewählt, wenn sie gewusst hätten, dass die CDU allein regieren kann. Vielleicht auch nicht. Der Punkt ist: Man weiß es nicht. […] Deshalb die These: Der Wählerwille ist als Argumentationsfigur Ausdruck eines vormodernen Denkens, das die Gesellschaft als eine Art harmonisches Großindividuum begreift. In der wird er von Politikern vor allem für die Rechtfertigung der eigenen Ambitionen benutzt. Doch was der Wähler wirklich will, das weiß nur der Wähler selbst. Und selbst wenn man es wüsste, würde sich daraus wegen der Problematik der Aggregation individueller Präferenzen wahrscheinlich kein klarer Regierungsauftrag ableiten lassen. In einer Demokratie sind die einzig gesicherten empirischen Grundlagen für Koalitionsverhandlungen die ausgefüllten Stimmzettel und das Mehrheitsprinzip. Alles andere ist Spekulation. (Mark Schieritz, ZEIT)
Heute haben wir echt „Vermischtes, Berlin-Wahl Edition“. Aber das Geplapper um die Deutung der Wahlergebnisse ist mal wieder unerträglich. Ich bin völlig bei Schieritz und habe das im Umfeld der Wahl auch auf Twitter mehrfach kundgetan. Das Wahlergebnis diktiert keine Koalition und gibt niemandem einen „Regierungsauftrag“. Dem Irrtum sitzt auch Söder auf, der gleich den ganz großen rhetorischen Hammer rausholt („grobe Missachtung der Demokratie“), weil R2G grundsätzlich weiterregieren will. Wenn die drei Parteien eine Mehrheit haben, haben sie eine Mehrheit. Diese Tautologie des Politikbetriebes bleibt wahr, auch wenn sie für gefühlte Wahlgewinner immer schwer zu verdauen ist. Fragt mal Gerhard Schröder anno 2005.
6) Es geht um viel mehr als ein paar Euros
Die Streikenden und Demonstrierenden verlangen nicht weniger als Mitsprache. Mitsprache über ihre Löhne, aber auch über Arbeitsbedingungen, über die Regeln und Umstände, denen sie am Tag bis zu acht Stunden und mehr unterworfen sind. Sie wollen das Versprechen der Demokratie auf Teilhabe und Selbstbestimmung nicht nur an der Wahlurne einlösen, sondern auch in der Arbeitswelt. Ihre Gegner, die Mittelstandsunion oder die britische Regierung, wollen diese Teilhabe hingegen weiter einschränken. Merkwürdigerweise wird diese Dimension in der Öffentlichkeit nahezu völlig übersehen. Die Streiks und Demos werden, wenn sie überhaupt Aufmerksamkeit bekommen, gerade nicht als Auseinandersetzung um demokratische Verhältnisse in einem der wichtigsten Lebensbereiche gedeutet, sondern (vor allem im französischen Fall) als gestrige Folklore, bestenfalls noch als partikularistische Interessenkämpfe um Geld. Ist das nicht merkwürdig? Man sorgt sich ständig darum, wie demokratisch die Welt ist, aber jener Bereich, in dem Erwachsene einen großen Teil ihrer Lebenszeit verbringen, wird dabei meist ausgespart: Die Arbeitswelt ist der blinde Fleck der Demokratie. „Wie Arbeitgeber über unser Leben herrschen (und warum wir nicht darüber reden)“ lautet der Untertitel eines Buches der US-amerikanischen Philosophin Elizabeth Anderson aus dem Jahr 2017. Anderson räumt darin mit der Vorstellung auf, dass schon ein liberaler Arbeitsmarkt, auf dem jede und jeder seine oder ihre Arbeitskraft frei verkaufen kann, die Selbstbestimmung der Menschen garantiere: „Man erzählt uns, dass wir die Wahl haben zwischen freien Märkten und staatlicher Kontrolle, während die meisten Erwachsenen ihr Arbeitsleben gänzlich unter etwas Drittem verbringen: der privaten Regierung.“ Privat heißt hier: Die Regeln, die die Firma setzt, sind der demokratischen Verhandlung gar nicht zugänglich, sie sind nicht Teil der öffentlichen Sphäre, sondern Privatsache des Unternehmens. So werden freie Bürgerinnen und Bürger, wenn sie die Fabrik oder das Büro betreten, zu Beherrschten. (Lenz Jacobsen, ZEIT)
Es ist ein Dauerthema von mir, dass die Demokratie in der Wirtschaft praktisch keine Rolle spielt. Seit den 1970er Jahren findet das aber in der öffentlichen Debatte kaum mehr statt. Das war die Hochzeit dafür, mit dem Betriebsverfassungsgesetz und der Idee, den politischen Kampf „in die Betriebe“ zu tragen. Sonderlich erfolgreich warm an damals nicht. Ich habe, obwohl ich die Bewegung grundsätzlich sehr begrüße, auch nur wenig Hoffnung, dass das dieses Mal groß anders sein wird. Jacobsens Darstellung hier scheint mir durch sehr rosafarbene Gläser zu schauen. Letztlich wird, wie schon seinerzeit, das Proletariat sich die Mitspracherechte durch Geld abkaufen lassen, um mal in der rhetorischen Mottenkiste zu wühlen. Sollte sich tatsächlich eine größere Protestwelle für mehr Mitspracherechte formieren, werden die Arbeitgeber sehr schnell mit Zugeständnissen auf der pekuniären Ebene genau diese Welle brechen. Darin haben sie lange Erfahrung, und es spricht nichts dagegen, dass das wieder klappt. Angesichts des desolaten Zustands der Betriebsräte auch verständlich.
The Biden administration hoped that the threat of “unprecedented sanctions” would deter Putin from invading and then hoped that imposing these sanctions would strangle his war machine, trigger popular discontent, and force him to reverse course. Putin went to war convinced that Russia could ride out any sanctions we might impose, and he’s been proved right up till now. […] Second, Putin correctly judged that the Russian people would tolerate high costs and that military setbacks were not going to lead to his ouster. […] Third, Putin understood that other states would follow their own interests and that he would not be universally condemned for his actions. […] Most important of all: Putin understood that Ukraine’s fate was more important to Russia than it was to the West. Please note: It is by no means more important to Russia than it is to Ukrainians, who are making enormous sacrifices to defend their country. But Putin has the advantage over Ukraine’s principal supporters when it comes to being willing to bear costs and run risks. He has an advantage not because Western leaders are weak, pusillanimous, or craven, but because the political alignment of a large country right next door to Russia was always bound to matter more to Moscow than it was going to matter to people farther away, and especially to individuals living in a wealthy and secure country on the other side of the Atlantic Ocean. This fundamental asymmetry of interest and motivation is why the United States, Germany, and much of the rest of NATO have calibrated their responses so carefully, and why U.S. President Joe Biden ruled out sending U.S. troops from the get-go. […] Recognizing this asymmetry also explains why nuclear threats have only limited utility and why fears of nuclear blackmail are misplaced. (Stephen M. Walt, Foreign Policy)
Mir scheinen all diese Feststellungen weitgehend unkontrovers zu sein. Ich bin mir ehrlich gesagt auch unsicher, inwieweit die oft geäußerte Kritik an der Sanktionspolitik – dass die Erwartung ein baldiger Zusammenbruch der russischen Volkswirtschaft war – nicht eine reine Legende ist. Denn unangenehm sind die Sanktionen für Putin; lebensbedrohlich natürlich nicht. Kuba und Nordkorea funktionierten ja auch unter heftigsten Sanktionen weiter, der Iran genauso. Nein, der Effekt der Sanktionen liegt auf einem anderen, langfristigeren Feld. Der Ostblock unterlag ja auch einem permanenten Sanktionsregime, und dieses Sanktionsregime war es, das seinerzeit maßgeblich mit dazu beigetragen hat, dass der Ostblock so stark auf den neuen technischen Gebieten abgehängt wurde (vor allem Mikrochips). Die immer größer werdende Distanz brachte denn auch langsam, aber sicher das strategische Gleichgewicht aus dem Gefüge, was Reagan mit dem SDI-Programm quasi öffentlich machte. Dazu kommt, dass die Sanktionspolitik ja zu guten Teilen der eigenen strategischen Unabhängigkeit von Russland diente, ein Ziel, das weitgehend erreicht wurde (ein Erfolg dieser Politik, über den in meinen Augen zu wenig geredet wird).
8) Plädoyer für die Sechstagewoche für Schüler
Tatsächlich dürfte die Ganztagsschule vor allem Eltern entlasten, die in Vollzeit arbeiten. Ob die Kinder gut aufgehoben sind, gar gestärkt werden, ist eine andere Frage. Die meisten Grundschulen haben weder Küchen noch Mensen; die Kinder müssen in ihren Klassenzimmern das von Fernküchen gelieferte, abgepackte Essen zu sich nehmen. Auch die Frage, wie der Unterricht sinnvoll auf den Biorhythmus der Kinder abzustimmen wäre, findet angesichts der mangelnden Fachkräfte kaum Berücksichtigung; so kommt es, dass Kinder frühmorgens Kunst machen, aber nach dem Essen, wenn ihre Aufmerksamkeit einen Tiefpunkt erreicht hat, Mathe oder Deutsch. Alle Eltern wissen: die Beispiele ließen sich mehren. Doch – das muss wiederholt werden – es ist nicht die Schuld der Schule, die mit den vorhandenen Kräften haushalten muss. Es ist auch nicht die Schuld der Eltern, die arbeiten; viele mit einem schlechten Gewissen. Früher blieben Schulprobleme nachmittags an den Müttern hängen, die sich kümmerten oder nicht; oder an den Großmüttern. Heute müssen und wollen die meisten Mütter wie die Väter arbeiten, und die Atomisierung der Gesellschaft bringt es mit sich, dass die Großeltern oft, ja meistens nicht dort wohnen, wo die Enkelkinder sind. Im Sinne der Eltern wäre es gut, wenn die Kinder nicht nur ganztags, sondern auch am Samstagfrüh betreut werden könnten, wenn die Eltern die Zeit brauchen, die über die Woche angesammelte Hausarbeit, den Einkauf, Reparaturen und dergleichen zu erledigen – vielleicht die Zeit, gemeinsam in Ruhe den Sonntag und die kommende Woche zu planen. Ich habe „betreut“ geschrieben, nicht „unterrichtet“. Aber auch nicht „aufbewahrt“. Was die Schulpolitiker nicht begreifen: Stellt man das Schulsystem auf Ganztagsbetrieb um, muss sich das System ändern. Das beginnt bei Mensen und Küchen – das Essen sollte frisch und unter Beteiligung der Kinder hergestellt werden. Es geht weiter mit Ruhe- und Rückzugsräumen, wo Schulpsychologinnen und Lesepaten arbeiten, Kinder sich erholen können; und es bedeutet, dass die Erziehung in und an der Schule nicht allein Sache der jetzt schon überforderten Lehrerinnen und „pädagogischen Fachkräfte“ sein darf: „It takes a village to raise a child.“ Das von Hillary Clinton zitierte afrikanische Sprichwort bedeutet in diesem Kontext: Die Schule muss das ganze Dorf – die Zivilgesellschaft der Stadt oder des Stadtteils – für die Erziehung einspannen: Sportvereine und Freiwillige Feuerwehr, Tanzschulen, Museen, Malkurse, die – horribile dictu – Bundeswehr und die örtlichen Ausbildungsbetriebe. (Alan Posener, ZEIT)
Als Metabemerkung: Das Framing der ZEIT ist eine Katastrophe. Der Artikel wird in Überschrift und Teaser als Plädoyer für eine Sechstagewoche in der Schule beworben, was in der Argumentation Posensers aber gar nicht drin ist. Da der Artikel aber hinter einer Paywall steht, sind Fehlinterpretationen Tür und Tor geöffnet. Das ist einfach so Kacke. Ich weigere mich auch, die Schuld dafür bei den Konsument*innen zu suchen (ich war nicht der einzige, der dem Irrtum aufgesessen ist; Alan Posener war zum Glück so offen, sich da einem (wenngleich ziemlich bissigen) Austausch zu stellen. Wer Etikettenschwindel betreibt, muss mit dem Echo leben.
Aber zum eigentlichen Thema: ich denke, dass Posener völlig Recht damit hat wenn er fordert, dass es die Räume für Betreuung von Schüler*innen braucht und dass die vermutlich nur im Schulkontext existieren können. Ich habe das ja auch im Podcast mit Maria Tiede diskutiert. Es ist eine logische Konsequenz der Erwerbstätigkeit beider Elternteile, dass die Verantwortung für die Erziehung und Betreuung der Kinder in mehr Hände gelegt werden muss, und in unserer modernen Welt schließt das eine Institutionalisierung mit ein. Die Schulen haben bereits die entsprechenden Strukturen und Räume, um in Poseners Sinn Angebote „aufzupropfen“. Da wäre wohl sehr viel mehr möglich.
9) „Diese Kostüme verniedlichen Völkermord“ (Interview mit Jürgen Zimmerer)
Gerade beliebte Kostüme wie „Cowboy“ oder „Indianer“ werden auch damit begründet, dass Deutschland ja keine Verbrechen gegenüber indigenen Nordamerikanern begangen habe. Somit könne es auch keinen Rassismus geben. Ist das ein Argument?
Absolut nicht. Das ändert ja nichts an der Tatsache, dass koloniale Unterdrückungsmechanismen bis hin zur ethnischen Säuberung und Völkermord hinter bestimmten Karnevalsverkleidungen stecken. Kostüme wie „Cowboy“ und „Indianer“ verniedlichen Völkermord. Stellen Sie sich vor, Sie hätten drei Gruppen in einem Faschingsumzug: Die einen spielen „Cowboy“ und „Indianer“, die zweiten Juden und SS, die dritten russische Soldaten und ukrainische Zivilisten aus dem aktuellen Krieg. Ich glaube nicht, dass es dann keinen Aufschrei geben würde. Warum also legt man bei „Cowboy“ und „Indianern“ andere Maßstäbe an?
Was glauben Sie?
Menschen sagen, ich finde diese und jene so toll, deswegen verkleide ich mich entsprechend. Der Genozid an indigenen Gruppen in Nordamerika betreffe sie nicht. Aber man reduziert doch Menschen und Kulturen auf diese Kostüme, die häufig zudem noch ein antiquiertes Bild dieser Gruppen reproduzieren. Und überträgt so rassistische Klischees, etwa das des „edlen Wilden“, auf ganze Menschengruppen. So entstehen Zerrbilder. Wir sollten uns stattdessen mit der Lebenswirklichkeit marginalisierter Gruppen in der Gegenwart beschäftigen und nicht an Klischees der Vergangenheit festhalten. […]
Gerade im Brauchtum wie Fasching hängen viele Menschen an über Jahrzehnte liebgewonnenen Traditionen, meist ohne böse Hintergedanken.
Manche Traditionen sind gut, andere sollten kein Teil modernen Lebens sein. Die Geschichtswissenschaft hat in den vergangenen 40 Jahren herausgearbeitet, wie viele vermeintlich jahrhundertealte Traditionen aus der Hochphase des Nationalismus im 19. Jahrhundert stammen und als ein Herrschaftsinstrument verwendet wurden. Wir haben heute eine Tradition des Rassismus, die sollten wir überwinden. (Jan Voss, T-Online)
So sehr ich bei der grundsätzlichen Kritik einig bin, so sehr finde ich, dass Zimmerer hier in meinen Augen deutlich über’s Ziel hinausschießt. Wir legen andere Maßstäbe an, weil es sich um andere Vorgänge handelt (einmal davon abgesehen, dass die Cowboys ja gar nicht die großen „Indianer-Killer“ waren…). Das sollte Zimmerer eigentlich auch wissen, der ja normalerweise wesentlich differenzierter argumentiert, gerade was die Frage der Vergleichbarkeit von Holocaust und Kolonialismus angeht.
Was die Faschingsfrage angeht, so liegt die Lösung in meinen Augen auf der Hand: die Kinderliteratur macht es vor. Dort haben wir ja dasselbe Problem in Grün: veraltete Klischees und Stereotype machen viel traditionelle Kinder- und Jugendliteratur beinahe unbenutzbar (ein Beispiel wäre der Papa von Pippi Langstrumpf), weswegen diese auch immer mehr aus der Zirkulation verschwinden und neuen Geschichten Platz machen. Da wir inzwischen ein besseres Geschichtsverständnis haben, sind neue Geschichten auch meist nicht mehr in irgendwelchen Fantasie-Versionen unserer Historie angesetzt, sondern einfach direkt Fantasy. Die Kids verkleiden sich dann eben als Superhelden oder Fantasyfiguren. Spätere Generationen werden das vielleicht dann aus anderen Gründen mal problematisch finden, aber vielleicht sollte man gelegentlich einfach was Neues ausprobieren.
10) The Real Elitists Are at Fox News
According to documents from Dominion’s legal filing, Fox News hosts repeatedly exchanged private doubts about Republicans’ 2020 election-fraud claims. Hannity, in the weeks after the 2020 election, said that the regular Fox guest and top conspiracy-pusher, former New York City Mayor Rudy Giuliani, was “acting like an insane person.” Ingraham had a similar evaluation: “Such an idiot.” And it’s not like Murdoch didn’t share that sentiment: In one message, he said Giuliani and the Trump lawyer Sidney Powell were pushing “really crazy stuff” and he told Fox News CEO Suzanne Scott that their behavior was “damaging everybody.” (Fox reportedly banned Giuliani in 2021, putting up with him for weeks after January 6 and then shutting him down as the Dominion lawsuit gained momentum.) […] Of course, Carlson wasn’t worried about the truth; he was worried about the profitability of the Fox brand. When the Fox reporter Jacqui Heinrich did a real-time fact-check on Twitter of a Trump tweet about voter fraud, Carlson tried to ruin her career. “Please get her fired,” he wrote in a text chain that included Hannity and Ingraham. He continued: „Seriously…What the fuck? I’m actually shocked…It needs to stop immediately, like tonight. It’s measurably hurting the company. The stock price is down. Not a joke.“ After the election, Carlson warned that angering Trump could have catastrophic consequences: “He could easily destroy us if we play it wrong.” Murdoch, too, said that he did not want to “antagonize Trump further.” […] In other words: Our audience of American citizens wants to be encouraged in its desire to thwart the peaceful transfer of power for the first time in our history as a nation. And Bartiromo answered: Yes, let’s keep doing that. As Vox’s Sean Illing tweeted today, Bartiromo’s thirsty pursuit of ratings is a reminder that “no one has a lower opinion of conservative voters than conservative media.” More important, Fox’s cynical fleecing of its viewers is an expression of titanic elitism, the sort that destroys reality in the minds of ordinary people for the sake of fame and money. Not only does such behavior reveal contempt for Fox’s viewers; it encourages the destruction of our system of government purely for ratings and a limo to and from the Fox mothership in Times Square. (Tom Nichols, The Atlantic)
Ich weiß nicht, ob es irgendetwas besser macht, dass FOX News die Demokratie aus reinem Profitstreben zerstört und nicht, weil die Leute von dem Dreck, den sie von sich geben, überzeugt sind. Das Ergebnis ist so oder so das Gleiche. – Über diese Eliten-Thematik habe ich ja im letzten Vermischten bereits gesprochen. Nur dass es bei Hannity und Carlson noch mehr gestellt ist als bei Murdoch oder Trump. Diese Typen hätten ja gerne beides: tagsüber Volksverhetzer, abends anerkanntes Mitglied der gesellschaftlichen Elite. Doesn’t fly.
Die Vorstellung, dass das Publikum überhaupt akzeptieren würde, dass es angelogen wird, scheint mir dagegen sehr naiv. Darum geht es ja gar nicht. Truthiness ist das Schlagwort dafür. Im schlimmsten Fall erklärt man einfach alles für einen Witz und lacht dann darüber, dass die dummen Libtards einen für voll genommen haben. Lüge und Wahrheit sind ohnehin wesentlich fluidere Konstrukte, als man selbst immer gerne annimmt. Gefühlte Wirklichkeiten dominieren allerorten, und manchmal mögen sie mit der Realität übereinstimmen. Oft genug tun sie es nicht. Aber sie werden effektiv dadurch real, dass sie von so vielen mit Verve gefühlt werden – ein Paradox, das die Philosophie schon seit Jahrhunderten beschäftigt.
Resterampe
b) Toller Thread zur Nukleartechnologie.
c) ChatGPT löst das bayrische Abitur. Zumindest teilweise.
d) Marcel Fratzscher schreibt zum IRA und warnt vor einem deutschen Alleingang.
e) Guter Punkt zum Glühbirnenverbot.
f) Das kann bezüglich der Katastrophe in Ohio eigentlich auch niemanden verwundern.
g) Diese Beispiele sind schon Wahnsinn.
h) Coole Datenanalyse der Unterstützer*innen des Schwarzer-Wagenknecht-Briefs.
i) Spannender Thread von Rudi Bachmann, warum er nicht nach Deutschland zurück will.
j) Langes Interview mit dem Regisseur von RRR, wen das interessiert. Für mich stellt er sich manchmal absichtlich dumm, aber hey.
k) Mal wieder ein aktuelles Beispiel für Canceln von rechts. Es ist und bleibt ein farbenblindes Phänomen.
l) Dieses Onion-Editorial zur Berichterstattung über Transmenschen trifft den Nagel auf den Kopf.
m) Wir hatten das Thema letzthin schon mal, aber: Die Rodung des Amazonas ging unter Lula gegenüber Bolsonaro um 61% zurück.
n) Spannender Thread zum Grund der römischen militärischen Überlegenheit.
o) Super wichtiger Thread zur Erwartungshaltung von Gewaltbereitschaft beim Klimaaktivismus.
p) Kevin Drum beschreibt den „progressive civil war on trans rights„, und oh boy ist mir das alles zu doof. Dieser Radikalismus von Basisaktivist*innen ist einfach nichts für mich. Und leider Gottes haben wir da auch mal wieder ein tolles Beispiel für linke Cancel Culture am Laufen.
q)
(European tank coalition)
Man sollte sich mehr dem Motto „Tue Gutes und rede darüber“ darüber verschreiben.
Aber bitte mit Fokus auf „tue Gutes“. Das ist der wichtige Teil, und den versemmelt die Politik laufend.
Ich bin schon lange der Überzeugung, dass die EU an jedes ihrer Förderprojekte in blaues Schild mit gelben Sternen „Sponsored by EU“ tackern sollte,
Genau das tut sie. Als ich kurz vor der Brexit-Abstimmung zuletzt in Cornwall war, war das halbe Land zugepflastert mit diesen Förderhinweisen. Cornwall hatte übrigens (mit) die höchste Zustimmungsrate zum Brexit.
Bessere EU-Strategie: alle Förderprojekte stoppen und statt dessen unnötige Bürokratie abbauen.
(Wählerwillen)
Die wichtigste Funktion einer demokratischen Wahl ist, dass die Regierung abgewählt werden kann. Diese Debatte um den „Wählerwillen“ ist wirklich albern. Alle wissen, dass das Quatsch ist, vor allem in einem verkorksten Wahlsystem. Und verkorkst sind zwangsläufig alle Wahlsysteme, jedes allerdings auf seine eigene Weise.
(Demokratie in der Wirtschaft)
Es ist ein Dauerthema von mir, dass die Demokratie in der Wirtschaft praktisch keine Rolle spielt.
Interessant, wie unterschiedlich Perspektiven sein können. De fact gibt es in keinem gesellschaftlichen Bereich mehr Mitbestimmung als in der Wirtschaft. Du kannst Dir Deinen Arbeitgeber selbst aussuchen, Du kannst selbst eine Firma gründen, Du kannst Dich mit anderen zu einer Genossenschaft zusammenschließen, Du kannst selbst entscheiden, welchen Joghurt Du kaufst usw. usf.
Was Du unter „Demokratie“ verstehst, bedeutet wahrscheinlich: Du möchtest mitreden, wenn andere eine Entscheidung treffen.
Mir geht es genau umgekehrt: Ich möchte, dass andere weniger über mein Leben entscheiden können. Wenn andere lieber Gruppenmenschen mit eingeschränkten Freiheiten sind, ist das für mich vollkommen O.K. Aber bitte ohne mich.
(7 Sanktionen)
Der Ostblock unterlag ja auch einem permanenten Sanktionsregime, und dieses Sanktionsregime war es, das seinerzeit maßgeblich mit dazu beigetragen hat, dass der Ostblock so stark auf den neuen technischen Gebieten abgehängt wurde (vor allem Mikrochips).
Wäre der Ostblock eine Marktwirtschaft gewesen, wäre er allerdings mit ziemlicher Sicherheit nicht abgehängt worden. Kommandowirtschaften werden von sich aus träge. Die Sanktionen haben nur etwas verstärkt, was im Sozialismus schon von Haus aus eingebaut ist.
Exakt!
e) fehlt der Link und q) ist komplett leer 🙂
Die find ich leider nicht mehr 😀 Ich lass die jetzt so, falls jemand schon am Kommentieren ist.
q)
Das kann man so gar nicht sagen.
1) „Jahrhundertbeben“ in der Türkei: Es wird geforscht, gewarnt und ignoriert
<An solchen Stellen erkennt man immer wieder den Wert von Bürokratie.
🙂
Ich vermute, dass ich verstanden habe, was Du damit sagen willst, aber nein: Das ist so nicht richtig. Denn, wie Du zu Recht schreibst:
… aber wenn man eine korrupte, nicht richtig funktionierende Verwaltung hat, rächt sich das in Krisenzeiten schnell ganz brutal.
Es war durchaus die Bürokratie, die versagt hat – aufgrund von Korruption.
Denn gewarnt werden wir ja auch ständig, nur um dann doch überrascht zu werden.
Du wirst hier im Forum eine Hand voll Leute finden, die nicht ständig überrascht sind, sondern solche Dinge genauso vorhersehen wie unsere Politiker (die nur überrascht tun, um ihr Versagen zu kaschieren).
… und der Elefant im Raum – die Klimakrise – wird uns noch Probleme bereiten, die richtig massiv sind – weil wir jetzt nicht hören wollen.
In meinem Fachbereich, der Bauindustrie, sind in Sachen Klimawandel nicht die Beamten das Problem, sondern lokale Politiker. Welche Anstrengungen da unternommen werden, etwa die Städte gleichermaßen gegen Trockenheit und Starkregenereignisse fit zu machen, ist schon enorm. Aber da das unterhalb der Asphaltdecke geschieht, kriegt es keiner so richtig mit. Kein Bürgermeister steigt gerne in die Kanalisation, um ein rotes Band zu durchschneiden.
Genau. Das meinte ich: die hatten keine gute, und das zeigt, wie wichtig eine gute WÄRE.
Hey, ich warne seit Jahren, dass die Autoindustrie sich in Deutschland völlig ins Abseits stellt. Will auch keiner hören.
True.
2) Das Grüne Elend
4) Schwarz-Grün als Crashkurs für Berlin?
Ich bin echt kein Experte für die Berliner Innenpolitik, aber mein Eindruck ist immer mehr, dass Berlin schon irgendwie der deutsche Failed State ist.
…
Wenn man mal 30 Jahre lang seine Verwaltungsstrukturen ruiniert hat, ist ein Umlenken ziemlich schwierig, und es ist ja nicht eben so als ob CDU und Grüne keine Verwurzelung in diesen Strukturen hätten.
Wenn Politiker wie Klaus Wowereit „arm, aber sexy“ propagieren und sich lieber dafür feiern lassen, schwul statt fleißig zu sein, kriegst Du solche Ergebnisse. Der Rest ist Prinzip Merkel: Sich solange um Unwichtiges kümmern, dass eine Rettung nicht mehr möglich ist.
5) Den Wählerwillen gibt es nicht!
Zustimmung. Die Leute wollen in der Regel ihre Ruhe, und wer das verspricht, kommt durch. Nur, dass die Welt so nicht funktioniert, wie man nun nach 16 Jahren Merkel merkt.
2/4) Ja, an den Spruch musste ich auch denken.
Zitat Erwin Gabriel:
„Wenn Politiker wie Klaus Wowereit „arm, aber sexy“ propagieren und sich lieber dafür feiern lassen, schwul statt fleißig zu sein, kriegst Du solche Ergebnisse.“
Den vordergründigen Boulevard-Quark sollte man IMHO nicht so ernst nehmen. Er hat Sarrazin nach Berlin gelotst (wegen dieser wichtigen Entscheidung wurde Wowi in der linken politischen Klasse Berlins eher weniger gefeiert^) und dadurch wurde finanzpolitisch jede Menge gemacht. Die in der Provinz draußen im Lande womöglich Aufsehen erregende Schwul-Sache interessiert in Berlin schon damals keine Sau. Jedenfalls kann man doch mit dieser damals für Berlin entscheidenden Wowereitschen Personalie aus „liberal-konservativer“ Sicht nicht unzufrieden sein^, war im Übrigen natürlich alles noch VOR Sarrazins späteren publizistischen Hobby in ganz anderen Angelegenheiten. Sarrazin hatte auch mit der damaligen PDS keine größeren Probleme.
Zitate Sarrazin:
“ Solange man ihre Steckenpferde mit Takt und Rücksicht behandelte, trugen sie den Sparkurs mit einer großen inneren Bereitschaft mit.“
Wer war Ihre wichtigste Stütze im Senat?
Neben Wowereit war dies der SPD-Innensenator Ehrhart Körting. Mit ihm konnte man sich die Probleme der Verwaltung in der notwendigen Tiefe anschauen.“
Das ist doch was. Hier das ganze Interview:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/haben-sie-berlin-kaputtgespart-herr-sarrazin-3919249.html
In Berlin ausgeschieden wegen des wesentlich attraktiveren Jobs im Direktorium bei der Bundesbank, wo er praktisch nichts zu tun hatte, was wohl die Idee der sodann „umstrittenen“ Publizistik hat reifen lassen^.
@ Dennis 27. Februar 2023, 22:21
Den vordergründigen Boulevard-Quark sollte man IMHO nicht so ernst nehmen.
Nun ja, wenn beispielsweise ein Markus Söder ein „ich bin hetero, und das ist auch gut so“ herausblasen würde, hätte er einen riesigen Shitstorm an der Backe.
Klaus Wowereit hat maßgeblich dafür gesorgt, dass der Bau des Flughafens Berlin-Brandenburg so eine Katastrophe wurde. Es war letztendlich seine Entscheidung, das Ausschreibungsangebot von Hochtief für das Gesamtprojekt abzulehnen mit der Begründung, dass man das selber für die Hälfte hinbekommt.
Selber. Planen und Überwachen. IN BERLIN. Welche Arroganz und Überheblichkeit. Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich heute noch lachen.
6) Es geht um viel mehr als ein paar Euros
Es ist ein Dauerthema von mir, dass die Demokratie in der Wirtschaft praktisch keine Rolle spielt.
Ja. Das liegt daran, dass Du nicht vom Fach bist. Die Realität sieht anders aus.
Zum einen gibt es nie nur „den Chef“ vs. „die Mitarbeiter“. Du hast stets viele Hierarchie-Ebenen dazwischen. Bei uns (Dienstleistungsunternehmen, etwa 120 Mitarbeiter) hast Du die „normalen“ Kollegen, dann die Team- bzw. Abteilungsleiter, die Mitglieder des Boards (Bereichsleiter) und den Inhaber. Das nur der bestimmt und alle anderen folgen, ist natürlich albern. Zum Teil stößt der Inhaber Themen an, gibt die ins Board, und deren Mitglieder setzen sich mit ihren Untergebenen zusammen. Auf der anderen Seite gibt es immer wieder Kollegen, die an ihre Vorgesetzten oder direkt an den Inhaber Ideen herantragen, die dann entsprechend den Ergebnissen einer Wirtschaftlichkeitsanalyse den Daumen heben oder senken.
Auch wenn Du in große Strukturen (Mercedes, Siemens, Bayer etc. oder in größere mittelständische Betriebe wie in den von Stefan P. gehst, hast Du viele Interaktionen zwischen den Ebenen, die Produktentwicklung und -Methoden, Verkaufsstrategien etc. beeinflussen. Das geht nie nur von oben nach unten.
Aber Du meinst vermutlich den Ansatz der 70er, die klassische Mitbestimmung. Hierzu ein Wort: Demokratie – egal, an welcher Stelle – sorgt nie für die besten Ergebnisse, sondern verhindert nur die schlimmen Auswüchse. Wie soll (Deiner Vorstellung nach) Demokratie im Arbeitsleben denn aussehen? Durch Mitbestimmung der VW-Fließbandarbeiter bei Produktentwicklung, Vertriebsstrategie, Marketing? Oder dass die Mitarbeiter über ihr Gehalt und ihre Arbeitszeit bestimmten?
Mitarbeiter können nur im Rahmen ihrer Kenntnisse und Fähigkeiten sinnvoll mitreden (was sie in der Regel aufgrund ihrer Position bereits tun).
Naja, das Betriebsverfassungsgesetz hat da ja schon die richtige Idee. Dass das in der Praxis nicht gut klappt, aus Gründen die du und Stefan ja schon gut dargestellt haben, diskreditiert nicht die Idee, IMHO.
Kannst Du mal schildern, warum das Betriebsverfassungsgesetz aus Deiner Sicht die richtige Idee hat? Ich frage für einen Freund.
„Die Theorie ist schon klasse, sie wurde nur schlecht umgesetzt. Wie sie besser umgesetzt werden könnte, weiss ich aber auch nicht.“ Gute Gründe für die leise Verachtung reiner Theoretiker in zwei Sätzen …
Gruss,
Thorsten Haupts
8) „Diese Kostüme verniedlichen Völkermord“ (Interview mit Jürgen Zimmerer)
So sehr ich bei der grundsätzlichen Kritik einig bin, so sehr finde ich, dass Zimmerer hier in meinen Augen deutlich über’s Ziel hinausschießt.
Zustimmung !!!
Die Kids verkleiden sich dann eben als Superhelden oder Fantasyfiguren. Spätere Generationen werden das vielleicht dann aus anderen Gründen mal problematisch finden, aber vielleicht sollte man gelegentlich einfach was Neues ausprobieren.
Genau das ist der Punkt: Wenn sich heute ein Kind oder Jugendlicher als „Captain America“ oder „Ironman“ verkleidet, muss sich dann in 20. 30 Jahren dafür zur Rechenschaft ziehen lassen, „toxische Männlichkeit“, „Gewalt“ oder amerikanischen Imperialismus gefeiert zu haben. Und dann stehen da ein paar Grünschnäbel mit voll funktionsfähigem Gehirn und Null Lebenserfahrung und erklären der Welt, was für einen Schaden ein paar Kinder, die nur etwas Spaß haben wollten, anderen Völkern für ein schmerzvolles Leid zufügten. Au weia.
Das ändert ja aber nichts dran, dass die Kritik grundsätzlich zutreffend ist.
Ist sie nicht. Die Indianer wurden nicht von Cowboys ermordet, case closed.
@ Stefan Sasse 27. Februar 2023, 13:11
Das ändert ja aber nichts dran, dass die Kritik grundsätzlich zutreffend ist.
Au weia.
Egal was jemand sagt oder denkt, es wird immer einen geben, der sich dadurch diskriminiert fühlt.
Am Beispiel der native Americans haben die spanischen Eroberer, die in Süd- und Mittelamerika schon umfassende Gemetzel angerichtet haben, über Florida auch Seuchen nach Nordamerika eingeschleppt. Zum Zeitpunkt der ersten Besiedelungsversuche englischer Auswanderer („Mayflower“) waren schon 80 bis 90 Prozent der Ureinwohner an diesen Krankheiten (Schnupfen etc.) gestorben. Das Gros des verbliebenen kleinen Rests wurde vom Militär vertrieben oder umgebracht. In der Blütezeit der Cowboys (ca. 1865 bis 1880) waren die meisten Stämme schon geschlagen.
Wer sich hier empört, hat vielleicht zu wenig Ahnung von Geschichte, um mitreden zu können.
Zumal die „Indianer“ in den letzten Jahrzehnten eher verklärt wurden, siehe die Kalenderspräche der weisen Chiefs („bis der letzte Baum … dass man Geld nicht essen kann“), die sich bei dem Tier entschuldigen, wenn sie es töten.
Die Kriege der Stämme untereinander wurden allerdings auch ausgeblendet – insofern gehen die Kostüme halt dann doch nicht ;-).
Ich meine die Kritik, dass man keine Indianer-Kostüme tragen sollte an Karneval.
@ Stefan Sasse 28. Februar 2023, 12:41
Ich meine die Kritik, dass man keine Indianer-Kostüme tragen sollte an Karneval.
Ich auch. Ist halt ein Problem, dass sich mit der Zeit auch ohne Aufgeregtheiten selbst löst, weil sich die Kinder von heute nicht mehr an Cowboys und Indianer, sondern vielleicht mehr an Superhelden orientieren. Ansonsten würde ich Kostüme wie „Prinzessin“ (=herrschen über andere, große Kluft zwischen arm und reich festschreiben), „Funkenmariechen“ (=militärische Uniform aka Verherrlichung von Gewalt) oder als Löwe etc. (ebenfalls kulturelle Aneignung, halt nur von einem Tieren) für problematischer halten.
Ob man ein Indianerkostüm als Respektlosigkeit oder als Zeichen von Sympathie bewertet, liegt im Auge des Betrachters.
Korrekt, die Kids interessieren sich eh nicht mehr dafür. Sie kennen übrigens auch Winnetou nicht mehr.
b) Toller Thread zur Nukleartechnologie.
Man merkt schon, dass das nicht von neutraler Warte aus betrachtet wurde. Selbst wenn m Thread zu Recht genannt wird, dass die Umweltbewegung höhere Preise für Öl, Gas und Kohle forderte, so waren es nicht die Produzenten primärer Energiequellen, die gegen die Atomkraft auf die Straße gingen.
d) Marcel Fratzscher schreibt zum IRA und warnt vor einem deutschen Alleingang.
Ich stimme ihm ausnahmsweise mal zu. IRA ist sicherlich ein Stück weit protektionistisch, aber Joe Biden fördert nicht die amerikanischen Unternehmen, sondern amerikanische Arbeitsplätze. Wenn VW ein Werk in den USA errichtet, können sie auch profitieren. Und ja, man kann das besser machen für Europa, aber die Ansätze, die ich hier sehe, zielen eben auf die Förderung von Industrie, nicht auf die Förderung von Arbeitsplätzen.
h) Coole Datenanalyse der Unterstützer*innen des Schwarzer-Wagenknecht-Briefs.
Erwartbar, trotzdem spannend.
i) Spannender Thread von Rudi Bachmann, warum er nicht nach Deutschland zurück will.
Kann ich nachvollziehen.
n) Spannender Thread zum Grund der römischen militärischen Überlegenheit.
Wo Du Dich überall herumtreibst … 🙂
Aber ja: Interessant
o) Super wichtiger Thread zur Erwartungshaltung von Gewaltbereitschaft beim Klimaaktivismus.
Kann ich mitgehen
Hey, ich bin an Vielem interessiert 😀
c) Das angeblich bessere (weil Zugriff auf aktuelle Google-Daten) ChatSonic produziert puren Nonsens, wenn es etwas nicht weiß. Nicht mal wie hier „Kann ich nicht beurteilen“ oder „hab keine Daten dazu“.
1) „Jahrhundertbeben“ in der Türkei: Es wird geforscht, gewarnt und ignoriert
Machst Du zu Deinen Thesen auch ab und zu Querchecks? Z.B. hier. An der Spitze des jährlich von Transparency International erstellten Korruptionsindex finden sich an der Spitze Länder wie die Schweiz, Singapur, Irland, Luxemburg, Estland und Australien, die nicht dafür bekannt sind, es mit der Bürokratie zu übertreiben. Eher besteht ein umgekehrter Zusammenhang: Je bürokratischer ein System, desto mehr Möglichkeiten bieten sich für Staatsdiener, gegen Entgelt vermögende Bürger zu begünstigen. An der Stelle lohnt sich zu erwähnen, dass die EU gerade von einem gigantischen Korruptionsskandal erschüttert wird. Und die EU ist ein Moloch an Regeln.
https://www.laenderdaten.de/indizes/cpi.aspx
2) Das Grüne Elend
Vor zwei Jahren hast Du mir noch zum Vorwurf gemacht, wenn ich von Deutschland als einem in Teilen dysfunktionalen Staat gesprochen habe. Da ging es um genau die gleichen Themen, der Staat kommt seinen Grundfunktionen nicht mehr nach. Jetzt verwendest Du selbst den Begriff.
Von unabhängigen Beobachtern wurde der FDP ein guter Wahlkampf und eine gute Organisation in Berlin bescheinigt. Allerdings wurde ihr nach Ansicht von Demoskopen das Zerrbild zum Verhängnis, in Berlin mit den Grünen zu koalieren, in Berlin jedoch das Rot-Grün-Rote Bündnis für das Chaos verantwortlich zu machen. Und eine Woche vor der Wahl klang Strack-Zimmermann wie eine Vertreterin von Links-Grün.
Deine Analyse ist maximal oberflächlich. Das zeigt sich noch an anderer Stelle (bei einem Absatz, hoho!). Die Grünen sind ausgerechnet in der hippen Stadt Berlin unter 20% eingemauert. Die CDU gewann in den Außenbezirken, dort, wo 2021 noch die SPD ihre Stimmen holte. Das zeigte auch die Wahlanalyse, die CDU gewann maßgeblich von der SPD. Also sind sozialdemokratische (Stamm-) Wähler zu Protestwählern mutiert. Is‘ klar.
Die Grünen holten wie zuvor die Innenbezirke, es steht also das innere Berlin gegen das äußere. Und das war schon 2021 der Fall. Und je extremer die Grünen sich gebärden, desto weiter werden die Pole auseinandergetrieben. Aber zu so tieferer Analyse war halt an dieser Stelle keine Zeit (und kein Interesse).
1) Ich sage auch nicht „viel Bürokratie“, sondern „gute Bürokratie“. Einfach mal die Reflexe unterdrücken.
2) Ich rede bei Berlin von einem, nicht bei Deutschland.
Ach was, ein, zwei kurze Absätze sind oberflächlich? Bei einem Thema, bei dem ich direkt damit einstiege zu sagen, dass ich kein Expertise habe? Mach Sachen. Aber zum Glück schreibst du mir eine Paraphrase von dem, was man in jedem FAZ- und Welt-Artikel lesen kann, jetzt fühl ich mich expertig informiert.
1) Also ist wenig Bürokratie gute Bürokratie? Das war allerdings nicht Deine These, sondern ist meine.
Du hast gerade die EU gelobt. Die EU ist es, die der Wirtschaft mit dem Lieferkettengesetz, der Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung, einem vereinbarten Entwaldungsschutzgesetz sowie der Taxonomie gleich vier Richtlinien (dabei 3 aus dem gleichen Haus) mit ähnlicher Stoßrichtung und Berichterstattungspflichten auferlegt. Und hier hat erst CitizenK stellvertretend die 20.000 zusätzlichen Baunormen gelobt, die Deutschland erst von Bangladesch abheben.
Also, ich sehe solche Bekenntnisse zu „kluger“ Bürokratie als ziemlich wohlfeil an.
2) Erstaunlich, wie wenig Du Informationen in Deine Argumentation aufnimmst. Wenn Du das weißt und gelesen hast, wieso lässt Du uns Leser nicht an einer klugen Argumentation teilhaben?
Wenn es eine Stadt in Deutschland gibt, die ich die letzten 30 Jahre intensiv erlebt habe, dann ist es Berlin. Ich habe nicht nur dort immer wieder kurz gelebt, sondern auch einige Zeit gearbeitet. Dazu war ich einige Jahre mit der PE-Industrie dort vernetzt.
Was sagt Dir das? 85 Prozent der Grünen-Wähler fanden die Sperrung der Friedrichstraße richtig, aber nur eine Minderheit der gesamten Wähler? Etwa, dass die Union Partikularinteressen vertritt und die Grünen die große Mehrheit?
Ich sehe an Wahlabenden die Analysen. Klar finden die sich später in den Medien, alles andere wäre auch überraschend. Was ich geschrieben habe, hättest Du schon am Sonntag vor 20 Uhr wissen können. Hatte aber offensichtlich keine Auswirkungen auf Deine Kommentierung.
1) Nein. Gute Bürokratie ist gute Bürokratie. „Wenig“ oder „viel“ sind beschreibende Kategorien, sie haben keinen analytischen Wert. An manchen Stellen gibt es zu viel, an anderen zu wenig, an anderen passt es.
1) Ich habe Dir ein Beispiel genannt, wo 4 Richtlinien die gleiche Stoßrichtung verfolgen. Dann habe ich Dir ein Beispiel genannt, wo sich die Vorschriften verfünffacht haben. Selbst die Stelle hat die nicht zu Bemerkungen verführt „Was für ein Irrsinn!“. Du und CitizenK steht nie auf der Seite der Bürokratieabbaubefürworter, außer es geht darum, Transferempfängern den Geldempfang zu erleichtern und erhöhen. Das ist ein sehr seltsames Verständnis von Bürokratieabbau.
Regeln sind einfach einzuhalten und zu kontrollieren, wenn es weniger sind und sie einem logischen, abgrenzenden Aufbau folgen. So etwas kennen wir praktisch nicht. Das ist aber das Prinzip, um zu kluger Bürokratie zu kommen. Es gibt kein anderes.
Wo bitte gibt es zu wenig Bürokratie in Deutschland?
Bei den Corona-Teststationen gab es zunächst gar keine – massenhafter Betrug war die Folge.
In der Türkei sind auch ohne Erdbeben schon Häuser eingestürzt.
Und die Feststellung „Es gibt einfach zu viele Vorschriften“ ist mir einfach zu viel – Stammtisch.
Ja, das gefällt mir so an Ihnen. Wir bauen erst die Kontrollen auf, bevor wir etwas machen. Das Prinzip befürworteten Sie ja auch bei der staatlichen Zuschussgewährung. Damals diskutierten wir, warum Unternehmen erst komplexe Unterlagen und Dokumentationen beizuschaffen hätten, obwohl der Staat über die Finanzämter bereits über alle Informationen verfügte. Aber dieses Prinzip „Erst Kontrolle, dann Ausschüttung“ gilt für Sie nur gegenüber Unternehmen und vermeintlich Reichen. Vom Grundsatz „vor dem Gesetz sind alle gleich“ haben Sie noch nichts gehört?
Zurück zum Thema: Ja, üblicherweise ist es so, erst wird etwas aufgebaut und dann kontrolliert. Wobei der Staat eigentlich Experte sein müsste, denn sein Geschäft ist die Gewährung von Subventionen, Zuschüssen und Transfers. Wie er aber auch auf dem Feld von Corona maßlos übertreiben konnte, haben wir ausreichend begutachtet.
@ Stefan Sasse 27. Februar 2023, 13:14
1) Ich sage auch nicht „viel Bürokratie“, sondern „gute Bürokratie“.
Meintest Du, sagtest Du aber nicht 🙂
Duck und wech …)
Sorry, aber wer mit solchem bad faith rangeht, der will auch nicht diskutieren.
… sagt einer, der die Arbeitsmarktpolitik seit den 70ern für „neoliberal“ hält. 🙂
Touché. Ich versuche es allerdings zu vermeiden, wo möglich.
„Von unabhängigen Beobachtern wurde der FDP ein guter Wahlkampf und eine gute Organisation in Berlin bescheinigt.“
Nö!
https://twitter.com/Hoellenaufsicht/status/1624839406682050560
Stefan ist ein FDP-Parteigänger.
Können wir das mit Twitter einmal lassen? Twitter ist kein seriöses Medium und ein Ein-Satz-Tweet keine Analyse.
Immerhin habe ich im Gegensatz zu dir eine Quelle angeführt.
Welche? Eine Nicht-Quelle. Wenn ich auf irgendjemanden verlinke, der sagt „sol1 ist doof“, wäre das richtigerweise auch keine Quelle.
„Mareile Ihde arbeitete mehrere Jahre freiberuflich als Moderatorin, Kommunikatorin und Journalistin unter anderem für die Hannoversche Allgemeine Zeitung (HAZ), 11 Freunde und Antenne Niedersachsen. Danach war sie als Kommunikationsreferentin bei der niedersächsischen FDP-Landtagsfraktion tätig.
Seit Oktober 2021 unterstützt sie polisphere als Leiterin Digitale Kommunikation.“
https://www.polisphere.eu/de/team/#mi-kurzbio
Und wo sind nun *deine* Quellen für deine Behauptung „Von unabhängigen Beobachtern wurde der FDP ein guter Wahlkampf und eine gute Organisation in Berlin bescheinigt“?
Haben Sie mich als Experten für Umweltökonomie akzeptiert?
Wo sind deine Quellen?
Robin Alexander. Und meine Frage haben Sie jetzt mit „Ja“ beantwortet?
Und der soll ein „unabhängiger Beobachter“ sein?
*lol*
Lachen Sie über sich? Denn Sie haben mir, stolz wie Bolle, den Tweet einer Journalistin als tiefschürfende Analyse angeboten. Sie können es anscheinend nicht leiden, wenn man mit gleicher Münze zahlt.
Linke eben. 🙂
Ich habe sie als Einzelmeinung, zu der sich jeder ein Bild machen kann, präsentiert und sie nicht zu (man beachte den Plural!) „unabhängigen Beobachtern“ umgelogen.
Hoellenaufsicht als „unabhängige Beobachterin“ zu bezeichnen ist ein echter Coup, chapeau dafür.
Von „unabhängigen Beobachtern“ hat Stefan Pietsch gesprochen, nicht ich.
5) Den Wählerwillen gibt es nicht!
Doch, den Wählerwillen gibt es. Wenn in unserem Wahlsystem eine Partei fast ein Drittel der Wähler abholt, ist das mehr als ein deutlicher Fingerzeig. Schaible beim SPIEGEL hat sich ja total lächerlich gemacht, als er genau dies bezweifelte.
Wenn jemand als Zweitplazierter über 10 Prozentpunkte hinter dem Ersten liegt und nur 53 Stimmen (zwei größere Wohnhäuser) vor dem Drittplatzierten, lässt sich daraus unmöglich ein Führungsanspruch ableiten. 2021 argumentierte die SPD (und die Grünen) genau so: die SPD war mit gerade 2%-Punkten Vorsprung auf niedrigem Niveau als Sieger aus der Bundestagswahl hervorgegangen, weshalb man der Union jeden Anspruch absprach, eine Regierung bilden zu dürfen.
Ja, die Linken missachten die Demokratie.
Jupp, ein Drittel ist ordentlich. Ein Drittel ist auch weniger als 51%. Aus einem Drittel formuliert sich kein Regierungsanspruch. Aber du wirst dieses hehre Prinzip ohnehin schnell vergessen, sobald es dir nicht genehme Parteien betreffen würde, deswegen mache ich mir um den Rest dieses Unsinns keine Gedanken.
„Schaible beim SPIEGEL hat sich ja total lächerlich gemacht, als er genau dies bezweifelte.“
Wo denn?
„Wenn jemand als Zweitplazierter über 10 Prozentpunkte hinter dem Ersten liegt…“
Wie z. B. hier?
https://de.wikipedia.org/wiki/B%C3%BCrgerschaftswahl_in_Hamburg_2001
Ich sag es ja: solche „Prinzipien“ werden IMMER vergessen, wenn es der eigenen Seite dient.
Falls Sie es nicht wissen: Ich habe nie CDU gewählt oder nur sympathisiert.
6) Es geht um viel mehr als ein paar Euros
Es ist ein Dauerthema von mir, dass die Demokratie in der Wirtschaft praktisch keine Rolle spielt.
Finde den Fehler.
Es wurde ja schon einiges dazu kommentiert, allerdings nicht das wirklich Relevante. Demokratie ist ein Prinzip der Entscheidungsfindung. Seit Ende des 2. Weltkrieges wurde es meist dann eingeführt, wenn sich andere Formen der (staatlichen) Entscheidungsfindung wie Diktatur einer Partei oder Person erledigt hatten. Ihr vorrangiger Zweck, und da bist Du im Irrtum, ist nicht die Partizipation. Die wäre auch auf staatlicher Ebene lächerlich, wenn Bürger alle vier Jahre zur Beteiligung aufgerufen werden.
Haben wir auf unternehmerischer Ebene ein Problem mit Entscheidungsfindungen? Das behaupten nicht einmal die Linkesten unter den Linken. Die Entscheidungsstrukturen sind klar, eindeutig und funktionieren. Wer Kapitalanteile besitzt, bestimmt. Und dann wird die Macht hierarchisch nach unten delegiert. Wer mit Entscheidungen nicht einverstanden ist, dem bleibt eine Fülle von Möglichkeiten, angefangen bei der Gestaltung des eigenen Arbeitsvertrages. Dieser schützt auch Minderheiten. Vor allem aber kann man von seinem eigenen Geld Kapitalanteile erwerben.
Die Geschichte zeigt, dass Unternehmenseigener kein Interesse daran haben, ihre Verfügungsmacht mit Leuten zu teilen, die eine Risikoaversion hegen. Wer mitbestimmen will, soll auch das Risiko mittragen und das bedeutet, verarmen zu können. Das Risiko tragen heißt, sich nicht hinter arbeitsrechtlichen Regeln verstecken zu können, sein Leben eben für das Unternehmen zu opfern. Wer nicht bereit ist, das gleiche Opfer zu bringen, soll nicht von „gleichen Rechten“ faseln.
Demokratie hat einige Vorteile. Sie hat aber auch gravierende Nachteile. So den, dass die Entscheidungsprozesse besonders lang dauern. Doch das ist für Unternehmen nicht nur schädlich, sondern tödlich. Wenn Unternehmen nicht schnell auf Marktveränderungen reagieren können, weil die Konsensfindung eben dauert, sind sie tot. Dann hat sich die unternehmerische Demokratie auch erledigt.
In den Siebzigerjahren standen die Arbeitnehmer vor der Alternative: Beteiligung am Kapital oder Mitbestimmung über Vertretungsregelungen. Sie haben sich falsch entschieden. Das sagst Du ja selber, wenn Du die Betriebsräte als schwach bezeichnest. Dem Arbeitnehmer bringt die Mitarbeiterbeteiligung nicht mehr Geld und kaum echten Einfluss. Diesen haben nur die Gewerkschaften. Nicht-Organisierte schauen in die Röhre.
Nur mal so: alle, die bei Microsoft und Google von der ersten Stunde an dabei waren, wurden mindestens zu Millionären. So kann’s auch gehen.
Und wenn wir schon bei Demokratie in Unternehmen sind: wer soll da eigentlich bestimmen? Angesichts der Fluktuation kann die Mitbestimmung nicht bei der Belegschaft stehen bleiben, sie ist willkürlich. Und genauso lässt sich die Beteiligung nicht auf die 34 Millionen Arbeitnehmer beschränken, damit würden wir den Großteil der sonst Wahlberechtigten ausschließen. Also wenn schon, dann konsequent, alle dürfen mitwählen.
Meiner Erinnerung nach gibt es dafür sogar ein Vorbild. Das war aber nicht so erfolgreich. Es nannte sich DDR.
Ich finde den angesprochenen Punkt sehr wichtig: demokratische Unternehmensführung ist nach meiner Erfahrung echtes Gift, denn manchmal wird man unpopuläre Entscheidungen treffen müssen. Die Mehrheitsentscheidung ist dann vielleicht temporär okay, aber mittel- bis langfristig geht das Unternehmen daran kaputt.
Im Schlimmsten Falle verzögert man die richtige, aber unpopuläre Entscheidung und verliert so wertvolle Zeit.
Wer im Unternehmen mitbestimmen will, sollte auch die damit einhergehenden unternehmerischen Risiken tragen.
Gleichwohl ist es in meinen Augen wichtig, dass ein Unternehmen fair und angemessen mit den Mitarbeitenden umgeht. Hier kann ein BR helfen, darüber zu wachen, dass die unternehmerische Freiheit mit den gesetzlich verankerten Schutzvorschriften (Arbeitszeit, Gesundheitsschutz, Arbeitsbedigungen) zusammengebracht werden kann.
Gleichwohl ist es in meinen Augen wichtig, dass ein Unternehmen fair und angemessen mit den Mitarbeitenden umgeht.
Das ist so eine Wohlfühlformulierung, wer kann da schon Nein sagen. Nur, so funktioniert es nicht. Was fair und angemessen ist, entscheiden zwei Faktoren: Die Eigentumsverhältnisse und die Marktverhältnisse. Ich habe sowohl in Unternehmen mit BR als auch ohne gearbeitet. Das Wohlfühlen hat nichts mit der Existenz dieser Institution zu tun.
Steht der BR gut mit der Unternehmensleitung, steht er auch immer im Verdacht, nicht genügend für die Mitarbeiter zu erreichen. Steht er in Opposition, wird es gerade für die Motivierten und Guten erst recht schwierig. Unternehmen mit schwierigen bis cholerischen Eigentümern haben meist keinen BR. Dies weiß man auch zu verhindern. Aktuell arbeite ich auch ohne BR, die Mitarbeiter sind bestens bezahlt, bekommen Sonderboni und haben hohe Freiheitsgrade. Das aber nur, weil die Marktgegebenheiten das erfordern.
Apropos Schutzvorschriften. Jetzt gibt es ja die strengen Regeln zur Arbeitszeit. Viele Mitarbeiter fühlen sich da unwohl. Wir leben eben nicht mehr in Zeiten, wo Arbeit, Leistung und Initiative sich nach der Uhr richten. Ich habe in meinem Leben noch nicht Stunden geschrieben, was soll der Quatsch? Das gibt es vielleicht noch in Lehrerberufen, wo vielleicht die Identifikation mit der Arbeit und dem Objekt der Arbeit nicht so ausgeprägt ist. Aber sonst?
Ob ein Unternehmen eine gute Mentalität oder ein mieses Betriebsklima hat, hat Null mit einem Betriebsrat zu tun. Und warum nicht? Weil Unternehmen Organisationen sind, wo Menschen zusammenkommen. Oder meinen Sie, die Qualität einer Ehe definiert sich danach, wie oft ein Eheberater konsultiert wird?
9) „Diese Kostüme verniedlichen Völkermord“ (Interview mit Jürgen Zimmerer)
Also, Pirat ist dann auch out? Muss Disney halt seine Parks abreißen. Und wieso Geister? Geister gibt es nicht, warum erzählen wir eigentlich noch so einen Quatsch unseren Kindern und ängstigen sie?
Ich sag‘ trotzdem Indianer. Les‘ nach bei der American Indian Movement.
m) Wir hatten das Thema letzthin schon mal, aber: Die Rodung des Amazonas ging unter Lula gegenüber Bolsonaro um 61% zurück.
Man muss es lesen, ob die Useriosität zu begreifen: Ein Ein-Monats-Vergleich wird als Maßstab genommen. Irre!
9) Danke, dass Sie an die Besetzung von Wounded Knee vor 50 Jahren erinnern:
https://www.deutschlandfunk.de/27-02-1973-das-american-indian-movement-besetzt-wounded-knee-dlf-8e7555df-100.html
2 und 4:
Tolle Aufarbeitung der Wahlresultate:
https://interaktiv.tagesspiegel.de/lab/berlin-sieht-schwarz-die-neuen-politischen-grenzen-der-hauptstadt-wahl-wiederholung-abgeordnetenhaus-2023/
Innerhalb des Hundekopfs wird grün gewählt, außerhalb schwarz.
Die Sondierungen zwischen CDU und den Grünen laufen gar nicht mal so schlecht:
https://taz.de/Zweites-Treffen-von-CDU-und-Gruenen/!5914268/
Interessantes Teil, danke. Offenbar macht der S-Bahnring Karriere als neue Mauer. Jetzt fehlt nur noch die Wiedervereinigung:
Zitat:
„Die Sondierungen zwischen CDU und den Grünen laufen gar nicht mal so schlecht“
Schaun mer mal, warum nicht mal wieder was Überraschendes im ewigen Einerlei? Damals in Hessen (ist mittlerweile fast 10 Jahre her) war schwarz/grün auch eher unorthodox. Die Hessen-CDU galt als stramm-rechts (Dregger, Kanther, Koch und so, nicht zu vergessen ein gewisser Gauland). Gleichwohl geht jetzt ab Herbst diese immer noch ungeschiedene Altehe (die ist ihrerseits mittlerweile langweilig) womöglich in die dritte Legislatur. Der Slogan von Al-Wazir in Hessen („weniger der Typ Kreuzberg, mehr der Typ Doppelhaushälfte“) passt bei den Berlin-Grünen natürlich nitt so^; „kulturell“ wahrscheinlich schwieriger.
Jetzt scheint dann doch eine CDU/SPD-Koalition näherzurücken:
https://www.tagesspiegel.de/berlin/spd-und-cdu-nahern-sich-an-wie-giffeys-amtsverzicht-zum-befreiungsschlag-werden-konnte-9422138.html
b) Toller Thread zur Nukleartechnologie.
Was da geschrieben wird, stimmt sicher für die USA. Three Mile Island wurde auch kürzlich ganz abgeschaltet, trotz Betriebserlaubnis bis 2034, weil der Strom einfach mit dem billigen Fracking-Gas und der Kohle in Pennsylvania nicht konkurieren konnte.
In Deutschland wurde der Atomausstieg aber bekanntlich politisch beschlossen, auf Grund der öffentlichen Ablehnung. Ob er konkurenzfähig wäre unter den jetztigen Bedingungen lässt sich schlecht sagen.
Ich habe gerade mal nachgeschaut. Das letzte Kernkraftwerk in der BRD hatte Baubeginn im Jahr 1982 (16 Jahre vor dem offiziellen Ausstieg). Vielleicht waren es doch in der Tat wirtschaftliche Gründe, die für ein nachlassendes Interesse an Atomenergie gesorgt haben.
Natürlich hatte es die! Das ist eine kollektive Illusion. Atomenergie gedeiht nur auf Basis massiver staatlicher Subventionen, genau das, was die Atomkraftfans den Erneuerbaren immer vorwerfen.
@ Stefan Sasse 27. Februar 2023, 14:09
Das ist eine kollektive Illusion. Atomenergie gedeiht nur auf Basis massiver staatlicher Subventionen, genau das, was die Atomkraftfans den Erneuerbaren immer vorwerfen.
Hier gilt also auf einmal nur das Kriterium Preis? Wie sieht es damit bei Erneuerbaren aus?
Deine These war, dass die Atomkraft abgeschaltet wurde, weil sie zu teuer war und gegen Öl, Gas und Kohle nicht bestehen konnten.
Ganz klar: in Deutschland wurden die AKWs abgeschaltet aufgrund einer politischen Entscheidung. Alls andere ist eine Illusion.
„Wo gibt es eine Bereitschaft für neue Anlagen? Wo gibt es private Betreiber? Wo gibt es privates Kapital? Wo gäbe es einen privaten Versicherer, der das Risiko der Kernenergie im Markt versichern würde? Das gelingt nur mit Staatshaftung“, sagte er. „Für einen Marktwirtschaftler ist das bereits ein Anzeichen, dass Kernenergie auch ordnungspolitisch nicht vertretbar ist.
(…) Es muss gelingen, mit Tempo und mit Kreativität innovative, saubere Technologien auf die Straße und in die Praxis zu bekommen. Das ist die Wohlstandsfrage unserer Gesellschaft.“
Wer war’s?
Völlig korrekt, die hätten sie weiterlaufen lassen. Aber halt keine neuen gebaut. Das ist mein Punkt. Und: sie wären ohne staatliche Subventionen nie gebaut worden.
@ Stefan Sasse 28. Februar 2023, 12:42
Aber halt keine neuen gebaut. Das ist mein Punkt.
Dein Punkt war: Die AKWs wurden nicht durch politischen Druck abgeschaltet, sondern aufgrund der Kosten. Diese Aussage ist so falsch.
Dann hab ich mich blöd ausgedrückt, sorry, denn da hast du natürlich Recht.
Zu 1)
Nein, man erkennt daran mitnichten den Wert einer Bürokratie an sich – davon hat die Türkei genug – sondern den Wert einer halbwegs korruptionsarmen Politik und (dieser folgend) Verwaltung.
Zu 3)
Stefan Sasse kann ja gerne Deutschlands Beitrag loben und schlechte Kommunikation geiseln, gemessen an seinen Möglichkeiten und der Herausforderung war die deutsche Hilfe absolut unzureichend. Wie man es besser macht, zeigen die baltischen Staaten nur allzu deutlich.
Zu 6)
In der Wirschaft mangelt es also an Demokratie. Aha … Gehn wir ´s mal durch:
– Arbeitnehmer können Arbeitgeber wählen,
– Löhne und Arbeitszeiten verhandeln, individuell oder kollektiv (per Tarifvertrag)
– Rahmenbedingungen – von Urlaubsmindestanspruch über Weiterbildung bis hin zu Mutterschutz – werden demokratisch bestimmt, mittels Gesetzen und Verordnungen
– Ein aus Arbeitnehmermitte gewählter Betriebsrat hat enorme Mitwirkungsmöglichkeiten
Wann genau ist es genug „Demokratie“ und seit wann genau ist es eigentlich überhaupt Demokratie, über privates Vermögen Nichteigentümer und Nichtbesitzer dieses Vermögens mitentscheiden zu lassen?
Zu 9)
Das genaue Gegenstück zu den verbalen Entgleisungen der Rechtsradikalen bei Corona oder Zuwanderung sind die verbalen Entgleisungen der progressiven Linken bei Karnevalskostümen oder Zweifeln an der freien Geschlechterwahl. Danke für die erneute Demonstration.
Zu b)
Summa summarum korrekt – ich habe ehemaligen Kollegen in meiner aktiven Nuklearzeit immer gesagt, ausserhalb Deutschlands sei der Hauptgrund für die fehlende Nuklearbegeisterung schlicht der Preis (plus das politische Risiko der sehr langfristigen Kapitalbindung), case closed. Auf Deutschland trifft die Analyse allerdings nicht zu, hier hat der Preis nie eine Rolle gespielt, statt dessen regiert (bis heute) die nackte, politisch und publizistisch geförderte, Panik.
Zu g)
Echt furchtbar, wenn die Betroffenen progressiver Diffamierung und progressiven Mobbings Unterstützung bekommen sollen, ich fühle ganz stark mit Stefan S.
Zu o)
Alle, die die gleichen Anliegen unterstützen, in ähnlicher Dringlichkeit warnen, werden dann in Haftung genommen werden, als geistige Brandstifter*innen, Unterstützer*innenmilieu, Mittäter*innen. Die Repression wird nicht nur auf Gewalttäter*innen zielen, sondern eine Idee.
Woher kenne ich das bloss (kopfkratz)? Ach richtig – das waren die beobachtbaren Mechanismen der liberalen Medien bei Zuwanderungsgegnern oder Kritikern bestimmter „feministischer“ Anliegen nach Gewalttaten von Rechtsextremen. Schaible berichtet also von der Berufspraxis seines professionellen Umfeldes, Dank dafür.
Zu p)
Keine Panik, nur ein weiterer „Einzelfall“. Wir alle wiederholen mit dem von Stefan hochgelobten Adrian Daub: „Es gibt keine linke Cancel Culture“!
Gruss,
Thorsten Haupts
Addendum zu p) und einer im lrtztrn Vermischten geführten Diskussion.
Käufer der elektronischen Bücher von Roald Dahl bekamen die Wokie-Fälschungen automatisch in ihre Dateien gespült. Noch jemand mit starken „1984“ Vibes ausser mir :-)?
Gruss,
Thorsten Haupts
Wenn jemand noch nicht die Maßstäbe verrutscht sind, dann nicht.
https://www.thetimes.co.uk/article/roald-dahl-collection-books-changes-text-puffin-uk-2023-rm2622vl0
@ k
I would like to sincerely thank Mr Sassse for providing one of the best examples in a long time as to why Cancel Culture is a decidedly left wing/progressive phenomenon. Of course he hilariously insists it’s a „colorblind“ thing…but let’s see for ourselves, shall we:
So a Christian College cancels the performance of a vocal ensemble becaue it objects to the lifestyle of one of its members. That’s not nice but a) Pensacola Christian College is not a public space, b) they didn’t label the performer of the ensemble as anything nefarious, and c) they didn’t make any statements in general against the ensemble and demand that they should be banned from performing in general or at any other Christian institution. The College simply exercised their right by informing said ensemble that they are not welcome in their (private) space.
That’s of course widly different from a) banning performances in public spaces, b) labelling individuals as racists, mysoginists, fascists or similar, which is of course all too often the tenor of left/wing progressive Cancel Culture and c) trying to ban any and all future performances by those individuals based on the fact that they are what they have been labeled under b) and therefore must be denied any and all opportunity to broadcast their loathsome opinions.
On a side note, it’s instructive to imagine a similar situation, say at the Holy Sword of the Infidel Slayer Muslim College, where an all female ensemble tries to hold a concert (if such a thing is even allowed) while wearing rainbow flag pins. I somehow doubt it would go over as politely as described in this case.
In the end, while this entire episode is certainly somewhat kooky, it seems to have no bearing on the future of the ensemble, its member(s), or their other planned gigs/concerts anywhere else. If this were in fact Cancel Culture we’d certainly have no problem. But we all know it’s not, don’t we?
1) Die Bürokratie wäre dagewesen, wurde aber weiträumig durch Schwarzbauten umgangen. Hier spielt natürlich Korruption eine Rolle und politischer Wille, der sich darin äußert, diese nachträglich zu genehmigen.
2) Ich möchte eine Hypothese aufstellen: In Stadtstaaten ist die Vermengung der kommunalen Politik mit der Landespolitik ein Problem, weil beide Ebenen unterschiedlich funktionieren. Bei der kommunalen Ebene spielen Persönlichkeiten eine wesentlich größere Rolle als die Parteien. Wenn du dir Bremen anschaust, da läuft es auch nicht wirklich prickelnd. Hamburg ist durch seinen Wohlstand und ziemlich stabile Netzwerke zwischen Politik, Wirtschaft und Medien stabiler.
3) Da ich Waffenhandel als „Tue Gutes“ Kategorie ablehne, hier sind Bilder wie Deutschland und EU durchaus zeigen, dass Sie die Hilfeleistenden sind: https://www.aktion-deutschland-hilft.de/de/hilfseinsaetze/
5) Man könnte auch so herum argumentieren: Bei einer 51% Regierungsbildung ist garantiert, dass sich die Mehrheit derjenigen Wähler, die eine (gültige) Stimme abgegeben haben, in einer der Regierungsparteien wiederfindet. Klingt eigentlich nach einem vernünftigen demokratischen Kriterium, oder ?
Trifft nur leider nicht zu. Dank der wasted votes, die in der 5%-Hürde hängenbleiben (ca. 1/8 des Elektorats), müsste eine Regierungsmehrheit, die obiges Kriterium erfüllt, bei über 57% liegen.
6) Ergänzungsvorschlag: Wie wäre es mit einer Demokratisierung der Medien – insbesondere derjenigen, die sich durch Abgaben finanzieren ?
8) Mal von dem Bedarf an hochqualifiziertem Personal abgesehen (siehe die letzten Bohrleute), möchte ich ein anderes – noch unangenehmeres – Framing einbringen: Macht diese Denkweise nicht die Kinder zu ‚Scheidungskindern‘, wo das eigentliche Haupt-Sorgerecht bei der Gesellschaft lieg und die Eltern die Kinder ‚Mal am Wochenende‘ bekommen ?
9) Eine Formulierung von dir macht mir zu schaffen : “[…] machen Kinder- und Jugendliteratur beinahe unbenutzbar […], weswegen diese auch immer mehr aus der Zirkulation verschwinden und neuen Geschichten Platz machen.“ Damit betrachtest du diese Bücher weniger als Kulturgut und mehr als Gebrauchsartikel (wie etwa Hand-, Lehr- oder Schulbücher). Dazu passt auch Thorsten Haupts‘ Beobachtung, dass elektronische Versionen ein automatisches „Update“ erfahren.
c) Sehr wichtig: GPT-X ist bei allen „Zirkustricks“, die es beherrscht, ein Sprachmodell, das überzeugende(!) Texte produziert. Sachinformationen kann und will es nicht bewerten oder erzeugen. Aber durch die starke Kon-text-ualisierung täuscht es diese Kenntnisse gut vor.
g) Ganz ehrlich: Die Hochschullehrervereinigung ist ein privater Verband, der sich aus Mitgliedsbeiträgen finanziert. Wenn das die größten Sorgen von Professoren sind, würde ich auch damit werben. Wobei „Veruntreuung von Geldern“ ein doppelt exquisites Geschmäckle hat, wenn man weiter unten liest, dass sie auch Hilfe beim Eintreiben von Drittmitteln anbieten.
j) Dieses naiv tun (besser als sich dumm stellen) ist für Politikjunkies (wie uns) schwer verständlich, funktioniert aber.
Nimm seine Ausführungen zu Ayn Rand (zu der jeder, der von ihr gehört hat, eine starke Meinung hat). Er sagt „Die ganze Ideologie interessiert mich nicht, ich schaue nur auf Figuren und Geschichten“. Mit dem ‚naiven‘ „Damit kenne ich mich nicht aus“ erspart er sich (fruchtlose) ideologische Diskussionen.
Und auch im Werk funktioniert diese Denkweise: Er beschäftigt sich nicht mit dem historischen ‚Rucksack‘ eines Völkermords, der womöglich mehr Leben gekostet hat als die Untaten Hitlers Stalins und Maos. Stattdessen nimmt er zwei historische Widerstandsfiguren und macht sie zu over-the-top Actionhelden – inklusive Bromance und Tanzeinlage. Die Engländer werden zu „Filmnazis“ degradiert.
q) Du hast den Link vergessen:
https://truthout.org/articles/chomsky-a-stronger-nato-is-the-last-thing-we-need-as-russia-ukraine-war-turns-1/
1) Nehmen wir zwei große Korruptionsfälle: EU und FIFA. Bei diesen großen Skandalbuden trifft keines Ihrer Kriterien zu. Und beide Organisationen sind außerordentlich wohlhabend, was der Korruption keinen Abbruch tut.
Da habe ich mich (vielleicht) missverständlich ausgedrückt. Natürlich ist das nur eine Betrachtung dieses Einzelfalls, wie ’schlechte‘ Bürokratie funktioniert. Es gibt auch andere ‚Modelle‘.
Allerdings bringt das eine interessante Frage auf den Tisch: Gibt es grundlegende Unterschiede was die ‚Funktionsweise‘ von Korruption bei Verwaltungsinstitutionen und politischen Entscheidern betrifft?
1) Klar, aber wenn ich Bürokratie habe, die korrupt ist (weil sie nicht hinschaut) oder unterfinanziert (so dass sie nicht hinschauen kann) taugt sie nichts, das ist ja mein Punkt.
2) Möglich. Keine Erfahrungen da.
5) Decisions are made by those who show up.
6) Gerne.
8) Nein, sehe ich nicht so.
9) 99% aller veröffentlichten Bücher sind Gebrauchsgegenstände. Oder wollen wir ernsthaft die Bastei-Lübbe Liebesromane vom Bahnhofskiosk als Literatur adeln?
c) Ja.
j) Jepp.
q) thx.
1) Gute Kontrollen sind eine Frage der Organisation, nicht der Finanzierung.
Wirtschaftsprüfer benötigen 1-3 Monate um börsennotierte Konzerne zu prüfen. Die Betriebsprüfung benötigt dafür Jahre. Der Unterschied: Eine so lange Prüfung bekämen WP-Gesellschaften weder bezahlt noch wären sie verhältnismäßig. Beim Staat stellt niemand die Frage nach der Verhältnismäßigkeit.
5) Ich rede von Wählern, die aufgetaucht sind und eine gültige Stimme abgegeben haben, deren Nein zu dieser Koalition aber nach o.g. Kriterium nicht berücksichtigt wird.
8) Warum nicht ? Oder anders gefragt: Ab welcher „Staatsquote“ bei der Kindererziehung würdest du den Kipppunkt sehen?
9) i) Selbstverständlich sind sie Literatur und Kultur (weil sie für den Konsumenten nicht auf einen Nutzwert abzielt), nur keine gute , oder als Einzelwerk relevante.
ii) Genau um solche „Trivialliteratur“ geht es ja gar nicht. Diese laufen unter dem Radar. Niemand fragt nach der Repräsentanz gleichgeschlechtlicher Beziehungen im Arztroman oder der Farbe der Aliens in SciFi-Heften. Das, was (mit künstlichem gesellschaftlichen Druck) ‚aus dem Umlauf entfernt werden‘ soll, betrifft die alten Fassungen von Büchern, die in der Erinnerung bleiben, wie Pippi Langstrumpf, Winnetou oder Charlie und die Schokoladenfabrik – sonst gäbe es ja gar keine Diskussion.
5) Ah, my bad. Ja, aber das ist demokratietheoretisch auch ok. Ich meine, im deutschen System geht das ja noch. Schau mal Mehrheitswahlsysteme wie UK oder USA an.
8) Unsere Kinder waren von 1 bis 10 immer von 7 bis 17 Uhr in Betreuung. Sie sind keine „Scheidungskinder“.
9) i) Ich habe „Literatur“ nicht im Sinne von „alle literarischen Werke“, sondern „Hochkultur“ verwendet.
ii) Korrekt. Und es sind übrigens auch alles Werke, die aus dem öffentlichen Bewusstsein zu schwinden drohen. Karl May und Astrid Lindgren etwa haben rapide an Bedeutung verloren.
Jetzt stehen viele als Ignoranten demokratischer Entscheidungen wie Jonas Schaible und andere. Demokratie ist doch mehr als wenn linke Parteien deutlich verlieren, aber die rechnerische Mehrheit behalten.
Die SPD ist in weiten Teilen und vor allem ihrer Spitze eine hochanständige Partei. Sie respektiert nun selbst in Berlin, was in Mehrheit auch ihre Wähler wollen. Dagegen haben sich die Grünen in der Spitze mit Jarasch a los machtpolitisch völlig skrupellos erwiesen.
Das sollten die Bürger nicht vergessen, wenn einige sich 2025 zwischen SPD und Grünen entscheiden wollen.
Ich werd’s dir einfach wieder sagen, wenn die Rollen mal vertauscht sind.
Die Position, man könnte unabhängig von Gewinnen und Verlusten „Lager“ zusammenzählen, wurde von höchsten politischen Repräsentanten als arrogant und ignorant beurteilt.
Daran muss man sich messen lassen. Und ja, ich habe offensichtlich ein ganz anderes demokratisches Verständnis wie Du.
„Lager zusammenzählen“
Wie das das bei Brandt/Scheel 1969?
Wie soll das gewesen sein?
CDU war stärkste Partei. Wie auch 1976, 1980 und 2002, by the way. Tat der Demokratie wenig Abbruch.
Bitte korrigiere mich, aber die SPD hatte 40 und nicht 18 Prozent. Und es gab drei Parteien im Parlament, von denen zwei koalierten und zuvor Koalitionsaussagen schlossen. Dass ich das einem politisch Studierten sagen muss, ist bescheiden.
Und? Das ist genau das, was ich meine. Deine Torpfosten verschieben sich permanent, je nachdem was du brauchst. Muss man jetzt stärkste Partei sein? Braucht man 40%? Was sind denn die belastbaren Regeln, wann was demokratisch ist? Es läuft drauf raus „wenn es Stefan Pietsch gefällt“. Da mag ich mein „wenn eine Koalition auf 51% der Parlamentssitze kommt“ lieber.
Du darfst voraussetzen, dass mir die Arithmetik bekannt ist. Dir ist offensichtlich der Unterschied zwischen legal und legitim nicht bekannt, obwohl Du es dauernd im Munde führst.
Ich kann mich an einen Stefan Sasse erinnern, der Anfang 2020 schäumte, weil ein FDP-Politiker sich dem Anschein nach mit den Stimmen der AfD zum Ministerpräsidenten wählen ließ. Das war absolut legal, Mehrheit ist Mehrheit.
Du verrennst Dich so, dass Du nicht merkst, wie schwach Deine Argumente sind. Du führst zur Unterstützung Deiner Position Wahlen von vor 50 Jahren an. Warum nicht vor 80? Du hast da nicht gelebt und ich kann mich nicht erinnern. Was soll ich zu den Prinzipien aus einer Zeit sagen, wo niemand in dieser Runde beteiligt war?
Du weißt, dass man heute sich nicht als Indianer verkleidet und Neger sagt. Vor 50 Jahren hat niemand etwas dabei gefunden, das war nicht nur legal (ist es heute noch), sondern auch legitim.
Wer mit nicht einmal jeder fünften abgegebenen Stimme eine Mehrheit repräsentieren will, hat den Unterschied zwischen legal und legitim definitiv nicht verstanden. Zu denen gehört Jonas Schaible und offensichtlich auch Du. Zwischen dem ersten, der CDU und dem Zweitplatzierten, der SPD, liegen über 10%-Punkte. Kenner der Demokratie lesen unisono daraus: der Wähler will den Zweitplatzierten nicht, zumal der nur durch eine Laune des Schicksals nicht Dritter geworden ist.
Ehrlich, bei Deiner Argumentation (und dem anschließenden Umsichschlagen) möchte ich von Dir wirklich nichts mehr darüber lesen, was man angeblich nicht tut. Denn da verschiebst Du Torpfosten, das es geradezu peinlich ist.
Selbstverständlich war die Wahl legal. Das habe ich doch nie bezweifelt. Du hast diese Wahl damals verteidigt. Aber das war ja auch dein Team.
Dann lies nochmal meinen Artikel dazu. Ich empfand es lächerlich, dass eine 5%-Partei den Ministerpräsidenten stellen sollte. Du wusstest damals auch noch den Unterschied zwischen Legal und legitim.
Und danach korrigiere Dich hier. Das wäre anständig. Ich bin unabhängig meiner politischen Prioritäten konsequent. Jeder andere Vorwurf ist unlauter.