Bayrische Eltern fordern von kupfernen Lkw-Fahrern mehr Sex im Außenministerium – Vermischtes 16.02.2022

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) Völkerball? Nichts hat mich so gedemütigt!

Vergangenen Freitag habe ich unsere Klassenlehrerstunde in der Turnhalle verbracht. Gleichzeitig tobte auf Social Media mal wieder ein Sturm der Entrüstung über schulischen Sportunterricht (klick) – ausgelöst von jemandem, den ich ansonsten sehr schätze. Schnell landet man bei „systematischem Mobbing“ und – natürlich – dem Verweis auf Völkerball. […] Ich glaube, dass jeder Unterricht ganz maßgeblich von seiner Kultur geprägt wird. Darf man Fehler machen? Darf man sich gegenseitig unterstützen? Haben wir als Klasse ein gemeinsames Ziel? Das sind die entscheidenden Dinge. Und dann kann ich auch Völkerball spielen. Oder Kinder an der Tafel falsch rechnen lassen. Oder schiefe Aufsätze präsentieren. Das ist Schule, an die ich mich erinnere. Und es ist Schule, wie ich sie zu gestalten versuche. (Jan-Martin Klinge)

Ich stimme Klinges Kritik vollkommen zu. Gerade der Sportunterricht als eine Art rituelle Demütigung, ständige Vorführung der eigenen Unzulänglichkeit, ist mir noch allzugut im Gedächtnis. Das änderte sich mit einem Schlag mit einem neuen Sportlehrer in der 12. Klasse. Anstatt permanent gezeigt zu bekommen, wie schlecht ich in Sport war, vertrat er die Ansicht, dass das Wichtigste war, dass wir uns bewegten. Der Unterricht machte plötzlich richtig Spaß, und ich hatte so gute Sportnoten wie noch nie zuvor. Er hat übrigens ein Instagram-Profil, Grüße gehen raus.

Gleichzeitig ist die Fehlerkultur ein Ideal, dem ich mich auch verpflichtet sehe, das aber im ständigen Klausurenzwang einerseits und den Realitäten des Unterrichts andererseits nur schwer umsetzbar ist, ein Faktor, den auch die Kritik von Philippe Wampfler zum Artikel anspricht. Aber Kollaboration und aus Fehlern zu lernen wäre wesentlich sinnvoller als die ständige in Nummern gegossene Bescheinigung dessen, was man alles noch nicht kann.

2) Ist es radikal, ein Recht auf Erholung zu fordern?

Ich denke nicht, diese Notbremse einer längeren Pause vom Job zu ziehen, wäre ein Ausdruck von Schwäche, im Gegenteil: Eine Situation zu beenden, die der körperlichen oder seelischen Gesundheit schadet, in der Kinder oder andere liebe Menschen viel zu kurz kommen oder der Stress in keinem Verhältnis mehr zu dem steht, was man zurückbekommt, kann Ausdruck von Vernunft und Stärke sein. Da sich Kinder oder zu pflegende Angehörige nicht für ein paar Wochen abgeben lassen, bleibt nur die Wahl, die Erwerbsarbeit zu kürzen oder sich für mehrere Wochen krank schreiben zu lassen. Auch das hörte ich ab und an von Müttern. Diese eher drastischen Maßnahmen zeigen aber vor allem eines: Die Alltagsaufgaben lassen nicht genug Platz, um sich zu erholen und gesund zu bleiben. Wer hat unser Leben auf diese Weise designt? […] Eine Pressekonferenz zur Belastung von Familien, die ein vergleichbares mediales Interesse ausgelöst hat wie der Abtritt eines Sportdirektors, hat es in den vergangenen zwei Jahren nicht gegeben. In den regelmäßigen Pressekonferenzen des damaligen Bundesgesundheitsministers Jens Spahn wurden die gestiegenen gesundheitlichen Belastungen von Care-Verantwortlichen weder thematisiert noch von Journalist*innen abgefragt. Dieses Desinteresse an der Public-Health-Dimension von Elternschaft und Angehörigen-Pflege sowie psychischer Gesundheit allgemein hat sich auch mit dem neuen Gesundheitsminister Karl Lauterbach und der neuen Familienministerin Anne Spiegel bislang nicht verändert. (Theresa Bücker, SZ)

Um die Frage aus der Überschrift zu beantworten: leider ist das radikal, ja. Ich habe an dieser Stelle schon öfter festgestellt, dass neben kleinen Selbstständigen wohl nur Familien während der Pandemie so mies von der Politik behandelt wurden. Ich kann Bückers Kritik so nachfühlen, denn als Eltern von Grundschulkindern empfinden wir, empfinde ich, auch diese Belastung, diese völlige Aushöhlung und Erschöpfung durch den Spagat aus den gestiegenen Anforderungen an die Care-Arbeit und die gestiegenen Anforderungen an Erwerbsarbeit und Alltag, die durch die Pandemie seit zwei Jahren auf uns niederdrücken – ein Druck, der von der Politik noch nicht einmal anerkannt wird, geschweige denn, dass etwas dagegen getan wird. Das Einzige, was wir bekommen, sind gebetsmühlenartige Beteuerungen, dass die Schulen offen bleiben. Das aber ist nur eine notwendige, aber keine hinreichende Bedingung für ein Zurechtkommen mit diesem mittlerweile chronischen Ausnahmezustand.

3) Gegenwind aus Bayern – Deutschland muss sich auf einen neuen Markus Söder einstellen

Deutschland, mach‘ Dich gefasst! Auf einen neuen Markus Söder. Einen, der mit dem bisherigen Söder nur noch die Ruppigkeit und das Grinsen gemeinsam hat. Der Kurswechsel bei der Impfpflicht ist nur der Anfang. Der bayerische Ministerpräsident wird auf vielen weiteren Politikfeldern ins konservative Lager umschwenken oder zumindest rechts blinken. Asylpolitik, Genderfragen, Wirtschaft, Umwelt, Außenpolitik – Söder wird immer häufiger zum Maverick werden, wie die Amerikaner einen politischen Außenseiter und Einzelkämpfer nennen. […] Söder ist jetzt Opposition. Schluss mit der staatstragenden Zusammenarbeit in Berlin. Der Ministerpräsident des mächtigsten Bundeslandes in Deutschland nimmt ab sofort keine Rücksicht mehr auf bundespolitische Belange. Was in Berlin schiefläuft, nutzt ihm in Bayern. Söder hat sein bayerisches Kabinett und die Landesgruppe angewiesen, die Ampel bei jeder sich bietenden Gelegenheit zu kritisieren. Auch, wenn das eine Umkehr bisheriger Politik bedeutet. […] Nächstes Jahr wählt Bayern eine neue Staatsregierung. Wenn Markus Söder bei der bayerischen Landtagswahl ein ebenso klägliches Wahlergebnis erzielt wie bei der Bundestagswahl, dürfte er die längste Zeit CSU-Chef gewesen sein. (Michael Watzke, Deutschlandfunk)

Mich überrascht diese Wendung des besten Kanzlers, den Deutschland nie hatte (wenn man einigen konservativ-liberalen Kritiker*innen glauben darf) nicht sonderlich. Söder hat schon vorher ein großes Talent dafür gezeigt, seine Fahne nach dem Wind zu hängen; seine Schwäche liegt eher darin, dass er kein besonders guter Meteorologe ist. Bisher hat er mit seinem Opportunismus eine 50:50-Trefferquote: während er sich mit seinem Rechtsruck 2018 völlig vergaloppierte, war seine Wendung zum Vernunftkonservativen zumindest in den Umfragen erfolgreicher; ob er das auch in einen Wahlsieg münzen kann, bleibt abzuwarten. Ich würde jedenfalls nicht auf Söder bauen, bei irgendwas. Der Mann ist nicht der zuverlässigste Kantonist. Das linksradikale Hetzblatt Spiegel sieht das Ganze übrigens wesentlich positiver.

4) Steven Soderbergh on Superhero Movies’ Stunning Lack of Sex and What ‘Contagion’ Got Wrong

These universes are pretty conspicuously sexless.

The fantasy-spectacle universe, as far as I can tell, typically doesn’t involve a lot of fucking, and also things like—who’s paying these people? Who do they work for? How does this job come to be?

Right, and avoiding those practical things is part and parcel of stories that aren’t rooted in real life.

If people want to go experience that universe, that’s fine. As a filmmaker, I just don’t know where to start. […]

Kimi isn’t your first film to deal with a pandemic—that would be 2011’s Contagion. Were you surprised that, during the early days of COVID-19, so many people revisited it? And have you?

I didn’t really need to go back to it, because it was really obvious that what we thought would be a niche voice, or a single note within a chord—the Jude Law character—we had no idea that that would become the dominant chord. That that sort of attitude, and skepticism, would really turn into the primary issue. We stupidly didn’t imagine that people, when given the opportunity to not get sick, wouldn’t take it. It just didn’t occur to us, on a mass scale. I think we always assumed there’d be a small percentage of people that would take that position, but that generally people would be happy to be immune. Yeah… we missed that by a wide margin. (Nick Schager, The Daily Beast)

Die Sexlosigkeit des Disney-Konzerns, besonders bei Marvel, aber auch in anderen Formaten, ist auch ein Punkt, auf den mein Podcast-Kollege Sean T. Collins immer wieder zurückkommt. Es ist merkwürdig, wie Filme aus den 1970er und 1980er Jahren wesentlich „sexier“ (im Sinne von: Sex darstellend) waren als heutige Filme. Das ist natürlich eine amerikanische Marotte, die wegen der kulturellen Dominanz Hollywoods weltweit durchschlägt, aber auch deutsche Medien sind wesentlich zurückhaltender, als das früher der Fall war. Da wird ein kompletter Lebensbereich zunehmend aus der Kunst hinausgedrängt.

Gleiches gilt für die Frage von Geld. Mich nerven ehrlich gesagt Geschichten, in denen Geld keine Rolle spielt, obwohl es eine spielen sollte (wenn beispielsweise Cops in ihrer Freizeit irgendwelche Fälle lösen und dabei Spesen anhäufen, die jedem VW-Manager zur Schande gereichen würden). Nicht, weil es „unrealistisch“ ist, sondern auch hier, weil es Lebensrealitäten ausblendet und mich als Zuschauer für dumm verkauft.

Und zuletzt noch der Gedanke zu Contagion: ich habe den Film im Lockdown 2020 erneut angesehen, und mir fiel damals auch massiv auf, wie Jude Laws Charakter sich geändert hat. Als ich ihn 2011 das erste Mal sah, nervte er mich (wie übrigens viele Rezensenten damals) massiv, schien ein Fremdkörper. Heutzutage müssen wir eher sagen, dass er deutlich unterschätzt wurde. Das gilt aber für Vieles, was in Contagion passiert: wir waren viel zu optimistisch.

5) Das steckt hinter Baerbocks Personalien

[Jennifer Morgans] Berufung sorgt in der Opposition für mächtig Zündstoff. Vor allem die Union wirft Baerbock vor, zwischen Staatspolitik und Lobbyismus nicht zu unterscheiden. Dabei erscheint die Berufung Morgans als logisches Puzzleteil in einer Strategie, mit der die Grünen in die Bundesregierung gegangen sind: Der Kampf gegen die Klimakrise zieht sich als Leitmotiv durch alle grünen Ministerien – das findet sich nun umso stärker im Auswärtigen Amt wieder. Mit der Berufung Morgans macht Baerbock klar, dass das Problem der Erderwärmung nur international gelöst werden kann. Außerdem sendet die Personalie auch ein Signal an die Klimaaktivisten, die der Partei zu dem Erfolg bei der Bundestagswahl verhalfen. Die personelle Zusammensetzung des Auswärtigen Amtes unter Baerbock spiegelt die grünen Schwerpunkte in der Außenpolitik. Es geht um internationale Klimapolitik, eine enge Abstimmung der deutschen Politik mit den europäischen und transatlantischen Partnern und um Friedenspolitik. Baerbock hat sich dafür in all diesen Punkten ein kompetentes Team von Politikern zusammengestellt, die nicht unbedingt in die erste Reihe der Grünen drängen. […] Die Kompetenz des promovierten Sicherheitsexperten [Tobias Lindner] wird über Parteigrenzen geschätzt. […] Lührmann bringt viel Erfahrung in der internationalen Zusammenarbeit und in der Demokratieforschung mit. Die deutsch-französische Zusammenarbeit ist das Fundament der Europäischen Union – Lührmann soll hier Weichen für die Zukunft stellen. […] Neben den Staatsministern besetzte Baerbock auch die Posten der Staatssekretäre mit sehr erfahrenen Diplomatinnen und Diplomaten. (Patrick Dieckmann, T-Online)

Als ich den Entwurf für diesen Artikel geschrieben habe, hatte ich noch als Notiz, dass sich niemand mit Habecks Personalien, oder denen von Lindner, beschäftigt. Aber Lindner hat jetzt Lars Feld als Berater ernannt, und damit werden seine Personalien auch diskutiert (und meiner Meinung nach reichlich überbewertet, genauso wie die von Baerbock). Bleibt der Fall Habeck. Für den Buhai, der zur Wahl um ihn gemacht wurde – analog zu Söder in Fundstück 3 der beste Grünen-Kanzlerkandidat, den die Partei nie hatte – ist es sehr ruhig um ihn geworden. Das muss nicht zwingend etwas Schlechtes sein, aber auffällig ist das nach der allgemeinen Habeck-Begeisterung schon. Beinahe, als wäre er nur eine Projektionsfläche für die Unzufriedenheit mit Baerbock gewesen, und jetzt ist allen wieder aufgefallen, dass sie eigentlich gar keine Grünen mögen.

Überhaupt, Baerbock. Sie ist für mich eine der positiven Überraschungen des Kabinetts, wenngleich das angesichts der extrem niedrigen Erwartungen nicht unbedingt viel heißt. Aber in letzter Zeit beweist sie echtes politisches Talent, das ich ihr nach dem miserablen Wahlkampf nicht mehr zugetraut hatte. Man sieht, warum sie Vorsitzende der Grünen werden konnte und welches Potenzial in ihr gesehen werden konnte. Dumm nur für die Grünen, dass sie das nach der Wahl macht. – Aber ernsthaft, ihre Inszenierung kann sich mit der von Karl Guttenberg messen, der der letzte Politiker der Bundesrepublik war, der wirklich gute Bilder produziert hat, und das war 2010! Und ihre Personalauswahl beweist, dass sie a) ein Verständnis dafür hat, wie sie ihre (sehr beschränkte) Macht nutzen kann und b) eine klare Linie verfolgt. Ob daraus auch was wird bleibt abzuwarten, aber alleine diese zarten Anfänge hätte ich ihr nicht zugetraut.

6) The Great Climate Backslide: How Governments Are Regressing Worldwide

From the U.S. to China, in Europe, India and Japan, fossil fuels are staging a comeback, clean energy stocks are taking a hammering, and the prospects for speeding the transition to renewable sources of power are looking grim. That’s even as renewable energy costs have fallen rapidly and investment in clean technologies is soaring, while voters across the world demand stronger action. […] In Washington, President Joe Biden is struggling to get his signature “Build Back Better” bill and its core climate measures through the Senate. An initial proposal, which would have devoted some $555 billion to climate and clean energy, has collapsed amid objections from all of the chamber’s Republicans and a key Democrat, Joe Manchin of coal- and gas-rich West Virginia. […] Japan’s new prime minister, Fumio Kishida, is feeling similar pressure. Last month, in an effort to keep a lid on prices, his government announced subsidies for oil refiners worth some 3 U.S. cents per liter of gasoline produced. This week, it said it was considering going further to mitigate the impact of rising oil prices amid reports it may triple the subsidy rate. […] “Cutting emissions is not aimed at curbing productivity or at no emissions at all,” Xi said, stressing that economic development and the green transition should be mutually reinforcing. To illustrate his point, this week China offered its vast steel industry an additional five years to rein in its carbon emissions. […] The energy crunch has without doubt cast a shadow on the European Union’s debate about how to implement its Green Deal, an unprecedented economic overhaul to reach climate neutrality by 2050. Many governments are concerned that the spike in prices may undermine public support for the reforms. (Akshat Rathi/Will Wade/Sergio Chapa/Eric Roston/Ben Westcott, Bloomberg)

Schlechte Nachrichten stapeln sich derzeit auf schlechte Nachrichten. Ich bin mittlerweile nur noch pessimistisch, was die Chance angeht, dass wir den Klimawandel auch nur ausreichend mitigieren (aufhalten ist ja eh nur noch ein Traum). Wir haben ja in der Pandemie gesehen, wie unglaublich dämlich der ganze Diskurs schnell wird, wie Bedenkenträger alles blockieren und wie man halt laufen lässt, in der Hoffnung, es werde so schlimm schon nicht werden. Ich gehe davon aus, dass drastische Maßnahmen ergriffen werden, sobald echte Katastrophen passieren. Dann wird es zu spät sein, und die Maßnahmen werden viel drastischer sein als nötig, aber wir wollen es offensichtlich nicht anders. Siehe dazu auch Fundstück 9.

7) Raus aus dem Schloss!

Starke Worte, die aber doch keine Wucht entfaltet haben, keine großen, gesellschaftlichen Debatten anstießen. Dazu waren sie nicht mutig, nicht inspirierend genug. Manchmal, so wirkt es, kommt der einstige Parteisoldat, loyale Amtsträger und fleißige Technokrat bis heute nicht aus seiner politischen Haut heraus. Manchmal wirkt die Würde dieses Amtes auf ihn noch allzu hemmend. […] In der zweiten Amtszeit muss er die Rolle, die er sich selbst gegeben hat, als Brückenbauer, innen- wie außenpolitisch, als Wahrer der gefährdeten Demokratie und, natürlich, als steter Mahner endlich erfüllen. Es muss nicht die große Rede sein, mit der das gelingen kann. Die Zeiten, in denen das Wort des Staatsoberhaupts die Nation aufrüttelte, sie sind vermutlich ohnehin vorbei. Wer notiert sich schon die jährliche Weihnachtsansprache in seinem Kalender? […] Meint er es aber ernst mit dem Vorhaben, nach dem Kitt suchen zu wollen, der die Gesellschaft zusammenhält, und den Stellen, an denen dieser Zusammenhalt gefährdet ist, muss Steinmeier, sobald es wieder geht, raus aus seinem Schloss. Er muss die Orte aufsuchen, an denen die Brüche spürbar sind, in und außerhalb von Deutschland. Er muss vor allem zeitgemäße Formen und Worte finden, um auf diese Brüche aufmerksam zu machen und er muss Ideen entwickeln, diese Brüche zu heilen. Der Brückenbauer muss sich ein wenig neu erfinden. (Martin Knobbe, SpiegelOnline)

Solche Artikel kann ich leiden wie Fußpilz. Es ist eine einzige Kollektion von Bundespräsidentenklischees. Die Macht der Rede! Als wäre das je etwas gewesen, mit dem Bundespräsidenten reüssiert hätten. Wir kennen genau zwei große Reden, die „8. Mai“ von Weizsäcker und die „Ruck“-Rede von Herzog, und da auch jeweils nur ein Zitat („Der 8. Mai war auch für uns ein Tag der Befreiung“ und „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen“), die weiteren Inhalte der Reden sind völlig unbekannt. Die anderen Bundespräsidenten sind überhaupt nicht für irgendwelche Reden bekannt, sondern allenfalls durch Aussprüche („Ein Stück Machtwechsel“, Heinemann, und „Der Islam gehört zu Deutschland“, Wulff). Gauck gilt als guter Präsident, was er vor allem seiner hervorstechendste Eigenschaft, nicht Köhler oder Wulff zu sein, zu verdanken hat; an Rau erinnert sich praktisch niemand, keine Sau kennt Karl Carstens; Scheel kennt man von einem Schallplattenhit und Theodor Heuss als „den ersten“ und zumindest hier im Ländle Namensgeber mindestens einer Straße pro Stadt.

Gleiches gilt für das beknackte Klischee vom „raus ins Land gehen und mit Menschen reden“. Diese Überbewertung von direkten Gesprächen – mit wie vielen Menschen kann denn ein einzelner Bundespräsident schon realistisch reden? – habe ich bereits in meinem Artikel zu Annika Brockschmidt thematisiert, und sie wird auch nicht besser, wenn man sie auf die Bundespräsidentenebene zieht. Karl Carstens verbrachte seine ganzen fünf Jahre damit, durch Deutschland zu wandern. Niemand sprach so viel und so ungescriptet mit Bürger*innen. Der Effekt: null. Auch Steinmeier wird keine „Brücken bauen“, weil die Leute, für die Knobbe und andere so gerne Brücken gebaut sehen würden, diese Brücken sprengen. Die WOLLEN keine Brücken, da kannst so viele bauen, wie du willst. Die Vorstellung, dass ein Bundespräsident, noch dazu ein Steinmeier, irgendwie „heilen“ könnte, ist völlig überzogen. Ich plädiere für einen realistischen Blick auf das Staatsoberhaupt, statt ständig diese rituellen Erwartungen aufzubauen und dann enttäuscht zu sehen.

8) Sei am besten ätscheil wie Götterspeise – Überlebensstrategien für Untergebene

Dann gehen wir über zum Dauerbrenner Agilität. Alles sei irgendwie Ätscheil: „Ursprünglich als Vorgabe an die Softwareentwicklung gestartet, um dynamische Programme zu ersinnen, hat sich das eigentlich so biegsame ‚agile‘ inzwischen erstaunlich zäh im Arbeitsleben eingenistet. In Teams soll ‚agile‘ gedacht, gearbeitet und geführt werden. Fragen nach dem Sinn eines Projektes? Behäbig. Pläne? Zu starr und blockierend. So agile wie Götterspeise soll das Team also die Brücke erst überqueren, wenn sie daherkommt und bis dahin sich selbst dynamisieren. Die Führungskraft darf da, wo alles fließt, nur noch ’supporten‘, bloß nicht führen: Denn bei so viel Elastizität zieht jeder an jedem und in jede Richtung. Dabei würde der Blick auf ein weiteres Fachgebiet lohnen, das sich der Wendigkeit verschrieben hat. Im ‚Agility‘ Hundesport kriechen Beagles oder Bordercollies durch Tunnel und hetzen über Hürden, während das Herrchen den Weg durch den Parcours weist. Entscheidend für den Erfolg ist dabei nur eine Kleinigkeit: das Leckerli.“ Blöd nur, dass das agile Management zentralistisch verordnet wird. Das Ganze bekommt einen agilen Anstrich und die Führungskräfte machen so weiter, wie in der Vergangenheit. Gleiches gilt für flache Hierarchien, dezentrale Einheiten oder Kulturwandel. Häufig nur Camouflage. Die leeren Plattitüden überdecken nur die Realität einer bürokratischen Mikroherrschaft.

Ich finde den Hinweis darauf wichtig, dass Führungskräfte sich in einer Art Dilemma befinden: auf der einen Seite wäre es gut, wenn sie ihren Untergebenen mehr Freiheiten lassen – flache Hierarchien etc. – aber auf der anderen Seite werden sie nach dem Show-Effekt bewertet, den sie selbst mitbringen. Das beißt sich, und dazu kommt oft genug der Kontrollwahn der Führungskräfte, die nicht loslassen können, glauben, alles besser machen zu können und sich im Micromanagent verlieren. Da auf der Lösung dieser Probleme keine Anreize liegen, werden sie auch nicht gelöst, sondern allenfalls mit Manager-Sprech zugekleistert.

9) AK-Studie: Nachhaltiger Konsum scheitert noch zu oft an ausräumbaren Hürden

Details aus der Studie: 65 Prozent der Befragten kaufen gezielt regionale Lebensmittel. „Haushalte mit geringeren Haushaltseinkommen kaufen weniger Bio- oder Fairtrade-Lebensmittel ein“, sagte Johanna Bürger. „Gleichzeitig achten diese Haushalte aber auch mehr auf Nachhaltigkeit bei Haushaltsgroßgeräten, verwenden eher Zug als Flugzeug und schmeißen weniger genießbare Lebensmittel weg.“[…] Das finden viele Menschen in Österreich gut: Verbot von Plastiksackerln (84 Prozent), eine Verpflichtung, abgelaufene, genießbare Lebensmittel günstiger oder gratis abzugeben (91 Prozent), Pestizidverbot (89 Prozent) sowie Mehrweg-Pfandsysteme (85 Prozent). 73 Prozent wünschen mehr Auswahl im Bio-Sortiment, nur 15 Prozent eine Vergrößerung des Produktsortiments generell. Wer nicht in den Urlaub fährt, nennt als häufigsten Grund die Finanzen (fast 70 Prozent). Der Zug wird eher von armutsgefährdeten Personen gewählt, das Auto von Personen mit mittlerem bis hohem Einkommen und das Flugzeug besonders häufig von Personen mit hohem Einkommen. Ein Drittel versicherte, das Reiseverhalten durch die Klimadebatte bereits verändert zu haben: durch Verzicht auf Flugreisen, Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder näher gelegene Destinationen. (APA, Der Standard)

Wie bereits in Fundstück 6 angesprochen finde ich solche Nachrichten wenig erbaulich. Alles, was in diesem Artikel angesprochen wird, ist unglaublich niedrigschwellig. Plastiktüten verbieten, ok, klar, gerne, aber wer glaubt denn, dass das viel bringt? Lebensmittel günstiger machen? Okay, her damit, aber das ändert praktisch nichts. Dito für ein größeres Biosortiment. Das mit dem Urlaub ist ein Scherz; alles, was die Leute da sagen, ist, dass sie das Mittel nehmen, das sie sich leisten können. Solche Maßnahmen mögen zu einem Feelgood-Erlebnis führen, aber sie ändern nichts Wahrnehmbares am CO2-Ausstoß. Und selbst hier gibt es riesige Kulturkämpfe um diesen Kram. Es ist zum Haareraufen.

10) Today’s brass balls award goes to . . .

Bottom line: over the course of the past three decades, Republicans have cut the IRS workforce by nearly 40,000. Even when you add back the small numbers that Democrats have won, the IRS workforce is still down by over a third since 1992. But that’s not all. It would be simple for the IRS to simply calculate your taxes for you if you have a simple return. This would save tens of millions of taxpayers a huge amount of grief and would take a lot of pressure off of IRS help lines. So why not do it? Roughly speaking, the answer is that Intuit, the maker of TurboTax, has lobbied relentlessly to prevent it. And who supports Intuit? Mostly Republicans. If they supported free IRS tax prep, the vast majority of Democrats would join them. In other words, Republicans have spent the past three decades committed to the very things that hamstring the IRS most effectively: stripping it of workers and refusing to let it adopt an obvious labor-saving reform. There are two reasons for this:They want people to tear their hair out during tax season. It helps make taxes unpopular. They want to gut the IRS of the resources to audit rich people—and they have. I assume this needs no explanation. (Kevin Drum, Jabberwocky)

Ich hatte erst letzthin beschrieben, dass es das Ziel der Republicans ist, den Staat (zumindest auf vielen Gebieten; Ausnahmen sind Polizei und Militär) zu sabotieren. Nirgendwo ist das so ersichtlich wie beim Finanzamt, dessen Kapazität, die Steuererklärungen der Reichen zu prüfen systematisch zerstört wurde. Deswegen fällt es der GOP auch wesentlich leichter, ihre Ziele zu verfolgen. Sie braucht keine Mehrheiten im Kongress dafür. – In wesentlich geringerem Ausmaß fand das ja zum Beispiel hier in Deutschland beim hessischen Finanzamtskandal auch statt, wobei hier die Gründe anders gelagert waren.

11) When protests aren’t progressive

The progressive left likes to tell itself a story about political life. Yes, there can be legitimate alternation between parties and governing ideologies. But over the longer term, history moves in the progressive direction, toward ever greater freedom, justice, and equality — as the left defines them. Sometimes such progress slows or is halted for a while. At other times it unfolds gradually. And at still others, popular protest demands it accelerate. Those are the options, and they show both that the movement of history tends toward the goals progressives favor and that popular protest is a kind of fuel powering that salutary change. […] The progressive left thinks this is how progress happens — when the powerless, the oppressed, and their allies demand in the streets that the arc of history be bent toward justice, refusing to accept the efforts of the powerful, the rich, and other established powers to resist change. […] But this isn’t at all the way progressives have responded to the trucker protests in Canada and elsewhere. From elected officials to commentators in the media, the tone of the reaction has been closer to outright contempt. And the reason why is obvious: The truckers aren’t pursuing progressive aims. They’re taking a stand against public health regulations and restrictions imposed by progressive governments, and that has angered the powers that be. This has led some conservatives to hurl their favorite accusation at the left: Progressives are hypocrites! They claim to support protests, but only when people marching are on their side! The charge is valid, as far as it goes. But it misses what’s most illuminating in the left’s hostile reaction to the trucker protests. Progressives aren’t just displaying ideological double standards. They’re lashing out against the fact that some of their most fundamental social and political assumptions are no longer valid — or at least much less valid than they once were. Those toward the bottom of the sociopolitical hierarchy railing against systemic injustices don’t necessarily favor progressive aims and may actually prefer policies and goals normally associated with the right. (Damon Linker, The Week)

Ein wichtiger Artikel in meinen Augen, denn allzuviele Progressive geben sich einer idealisierten Sicht hin, dass alle Proteste naturgemäß von unterdrückten Menschen kommen, die ihre eigenen Prioritäten teilen. Dabei muss ich gar nicht in der Gegenwart verbleiben; die Geschichte kennt genügend Beispiele von Protesten, die keinen progressiven Zielen folgten. Man identifiziert sich gerne mit dem Underdog, aber nur weil jemand Underdog ist, ist der noch lange nicht der Gute (Gut und Böse variieren natürlich nach Sicht des Betrachtenden). Das ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit, und ohne die vorherige Selbsterhöhung, sämtlichen Protest für die eigene Seite vereinnahmen zu wollen, wäre das dann auch kein Problem. So aber muss man entweder heuchelnd die eigenen Maßstäbe brechen oder aber irgendwelche dummen Theorien erfinden, warum die Leute, wenn sie denn nur nicht von irgendwelchen übelmeinenden Mächten manipuliert würden, IN WAHRHEIT natürlich links wären…alles solche intellektuellen Torheiten, die zu nichts führen.

Nachträge:

Ich probiere mal eine neue Kategorie aus, in der ich Nachträge zu vergangenen Vermischten verlinke:

– Zum Thema „Einfluss Chinas“ (Fundstück 1) hier Zensur durch TikTok, das das deutsche Wort „Umerziehungslager“ zensiert, was TikTok mit der Begründung entschuldigt, dass der Algorithmus das für ein total anderes englisches Wort gehalten habe. 10/10 Poschardts dafür, zumindest

– Ein Video, das Intersektionalität sehr gut erklärt, die im letzten Vermischten (Fundstück 6) Thema war.

Nicht nur Boris Johnson (Fundstück 2) beweist eine unglaubliche Ignoranz gegenüber den Dingen, über die spricht und entscheidet, sondern auch Elon Musk. Der ist eh einer dieser super-gefährlichen Milliardäre. Extremistische Ideen, wenig Ahnung, aber völlige Hybris und keinerlei Inhibitionen, diktatorisch seinen Willen durchzusetzen. Echt gruselig.

Meine Kritik an der politischen Umsetzbarkeit einer CO2-Steuer findet täglich neue Bestätigung.

Dieser Twitterthread ist eine gute Ergänzung zu meinem Corona-Seelenstriptease.

– Interessante Informationen zu „Meritokratie als Selbstbetrug„, die zu der Diskussion über CEOs aus dem letzten Vermischten (Fundstück 3) passt.

Aktuelles Beispiel zu Hierarchien in Bürgertum und Liberalismus, wie im letzten Vermischten in den Kommentaren diskutiert.

– Ich plane gerade eine Unterrichtseinheit zur Statuenkontroverse im englischsprachigen Unterricht und habe dazu einige Rechercheaufträge zur Geschichte des Bürgerkriegs gegeben. Ich fragte meine angelsächsischen Freunde ob sie kurz drüberschauen können, und interessanterweise wunderten sie sich sowohl über das Fehlen von Triggerwarnungen als auch über die politische Gefahr eines solchen Auftrags – beides Sorgen, die ich mir noch nie gemacht habe. Wir scheinen im Unterricht in Deutschland schon wesentlich freier zu sein als in den USA.

{ 137 comments… add one }
  • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 09:31

    2) Ist es radikal, ein Recht auf Erholung zu fordern?

    Der Vergleich ist total schräg. Max Eberl hat als Manager von Borussia Mönchengladbach keine 9 oder 12-Arbeitsstundentag gehabt und vor allem über 13 Jahre praktisch keinen Urlaub. Als er sich 4 Wochen freigenommen hat (als Bedingung für eine Vertragsverlängerung!), war das ein Politikum. Am Ende mussten auch diese 4 Wochen Auszeit vorzeitig abgebrochen werden.

    Eberl ist seit seiner Demission unverzüglich freigestellt – ohne fortlaufende Bezüge. Es ist seine eigene Entscheidung, für die er alleine bezahlt. Das ist heute im Berufsleben auch möglich – aber bitte auf eigene Rechnung.

    3) Gegenwind aus Bayern – Deutschland muss sich auf einen neuen Markus Söder einstellen

    Ich sagte bereits vor langer Zeit, was mir an Söder gefällt ist, dass er starke populistische Elemente hat. Und ich schrieb, er würde der Erste sein, der für Freigabe plädiert, wenn sich der Wind in der Bevölkerung dreht. Ich bin nicht enttäuscht worden. Es ist gut und wichtig, dass es solche Politiker gibt, die für die Schwingungen in der Gesellschaft nicht unempfindlich sind. Das ist selten geworden, auf der linken Seite des politischen Spektrums kommt dieser Typus praktisch nicht mehr vor.

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:07

      3) Merkel war sehr empfindlich, und der hast du es stets vorgeworfen.

      • Erwin Gabriel 16. Februar 2022, 18:38

        @ Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:07

        3) Merkel war sehr empfindlich, und der hast du es stets vorgeworfen.

        In der Tat, wenn es gegen ihre Person ging, konnte sie sehr nachtragend sein.

        Aber um das, was andere denken, hat sie sich nicht viel geschert.

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:40

          Hast du mir da ein Beispiel? Ist mir nie aufgefallen.

          Aber was ich meinte: empfindlich gegenüber den Stimmungen des Volkes. So sehr nach Demoskopie regiert hat vorher noch niemand.

          • Erwin Gabriel 17. Februar 2022, 12:31

            @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:40

            Hast du mir da ein Beispiel? Ist mir nie aufgefallen.

            🙂 Echt jetzt?

            Helmut Kohl, Wolfgang Schäuble, Laurenz Mayer, Friedrich Merz, Norbert Röttgen, Roland Koch, Christian Wulff, Günther Öttinger – ich habe bestimmt wen vergessen.

            Kaltgestellt, weggelobt, weggedrängt – es sind nicht alle tot liegengeblieben, aber sie hat es bei jedem versucht.

            Aber was ich meinte: empfindlich gegenüber den Stimmungen des Volkes. So sehr nach Demoskopie regiert hat vorher noch niemand.

            Das habe ich schon verstanden, aber das sehe ich etwas anders. – Die Bevölkerung war bereits gegen die Atomkraft, als Merkel sie wieder eingeführt hat. Sie hat sie unter dem Vorwand ‚Fukushima‘ vom Netz genommen, als die Wahl in Baden-Württemberg auf der Kippe stand.
            – Die Bevölkerungsmehrheit hatte zwar nichts gegen die Aufnahme der paar Tausend Budapester Flüchtlinge, aber gegen die im darauffolgenden Jahr nachrückenden zwei Millionen schon.
            – Das Volk hat auch nicht mit fliegenden Fahnen die ‚Ehe für alle‘ gefordert; Merkel hat ein Gespräch mit zwei lesbischen Pflegerinnen als Anlass genommen, den Grünen (und eingeschränkt der SPD) ein Wahlkampfthema wegzunehmen, mit dem diese ihr Wahlvolk hätten kräftig motivieren können.
            – Bei der Griechenland-‚Rettung‘ (und allgemein bei der Euro-Politik) hat Merkel sich um die Meinung der Bevölkerung keinen Deut geschert.

            Ich habe noch keinen Kanzler zuvor gesehen, der sich so wenig darum gekümmert hat, was die Bevölkerung will, und der in den Fällen, wo es gegen die Stimmung der Bevölkerung ging, so wenig kommuniziert hat, sich so wenig bemüht hat, die Bevölkerung mitzunehmen – Brandt nicht, Schmidt nicht, Kohl nicht, Schröder nicht. Zumindest aber haben die etwas getan und vorangetrieben; Ostpolitik, Nachrüstung, Terrorbekämpfung, deutsche Einheit, Agenda 2010.

            Merkel nicht. Sie hat das Wahlvolk absichtsvoll sediert, aber die einzigen wichtigen Themen, die bei ihr hängenbleiben, sind Themen des Versagens.

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:34

              Klar, aber die waren Konkurrenten um die Macht. Da sehe ich weniger ein Eingeschnapptsein wegen Kritik, das spezifisch Merkelig wäre.

              Ich bin absolut kein Merkelfan, aber sie hat nie, wenn ein Thema ernsthaft diskutiert wurde und eine Mehrheitsstimmung vorhanden war, gegen diese regiert. Sie hat vieles gemacht, das Leute nicht gut fanden – aber das trifft auf jede*n Politiker*in zu. Aber wann immer Druck kam, gab sie nach. Ein „Basta“ wie von Schröder kennt man von ihr nicht.

              • Erwin Gabriel 18. Februar 2022, 11:27

                @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:34

                Klar, aber die waren Konkurrenten um die Macht.

                Alle? Echt jetzt?

                Da sehe ich weniger ein Eingeschnapptsein wegen Kritik, das spezifisch Merkelig wäre.

                Helmut Kohl war auch empfindlich, aber er hat stets versucht, auch Kritiker und Konkurrenten wie Rita Süssmuth, Kurt Biedenkopf oder Richard von Weizäcker einzubinden. Merkel als vorauseilende Abräumerin ist schon eine krasse Liga für sich.

                Ich bin absolut kein Merkelfan, aber sie hat nie, wenn ein Thema ernsthaft diskutiert wurde und eine Mehrheitsstimmung vorhanden war, gegen diese regiert.

                Wiedereinführung der Atomkraft, Griechenland-Rettung – nicht?

                • Stefan Sasse 18. Februar 2022, 11:41

                  Wie gesagt: sobald es eine echte Priorität gibt, also sobald es tatäschlich wichtig wird, ist sie immer sofort eingeknickt. Das ist ja gerade mein Punkt. Merkel wusste immer sehr genau, wo sie ihr Ding machen kann und wo sie ihre Position räumen muss.

                  • Erwin Gabriel 20. Februar 2022, 05:59

                    @ Stefan Sasse 18. Februar 2022, 11:41

                    Wie gesagt: sobald es eine echte Priorität gibt, also sobald es tatsächlich wichtig wird, ist sie immer sofort eingeknickt.

                    Ich kann da zumindest teilweise zustimmen, selbst wenn mich die Formulierung „wirklich wichtig“ stört; das Thema „Atomkraft“ war „wirklich wichtig“ schon bei der Wiedereinführung, z.B. Klimawandel war auch wichtig, der Druck von der Straße, denke ich, deutlich spürbar. Passiert ist trotzdem nichts.

                    Und Merkel (mein größter Vorwurf an sie – nicht, dass es sie wirklich interessieren würde) ist, dass sie im Großen und Ganzen nichts tat, bis nur noch ein Ergebnis möglich war; „alternativlos“ war Vieles erst durch Merkels aussitzen.

                    Aber dass sie ihr Fähnchen nach dem Wind dreht, habe ich ihr oft genug selbst vorgeworfen. Mag also sein, dass unsere Differenzen hier nur semantischer Natur sind.

                    Das ist ja gerade mein Punkt. Merkel wusste immer sehr genau, wo sie ihr Ding machen kann und wo sie ihre Position räumen muss.

                    • Stefan Sasse 20. Februar 2022, 16:53

                      Ah jetzt versteh ich unseren Dissens: mit „wichtig“ meine ich: wichtig für die Wählenden, in dem Sinne, dass es ihre Wahlentscheidung beeinflusst.

                    • ErwinGabriel 22. Februar 2022, 13:27

                      @ Stefan Sasse 20. Februar 2022, 16:53

                      Ah jetzt versteh ich unseren Dissens: mit „wichtig“ meine ich: wichtig für die Wählenden, in dem Sinne, dass es ihre Wahlentscheidung beeinflusst.

                      Ah, OK. Mit „wichtig“ meinte ich „wichtig“ 🙂

                    • Stefan Sasse 22. Februar 2022, 14:28

                      Ja, das deckt sich leider selten mit dem, was die Wählendenschaft im Ganzen als wichtig nimmt 🙁

                • Stefan Pietsch 18. Februar 2022, 13:18

                  Nur der junge Kohl hat Talente gefördert. Nach 1990 war der Pfälzer äußerst misstrauisch (was er mit Merkel immer gemeinsam hatte) und verlangte von seiner Entourage Demutsgesten.

                  Merkel hat ja selbst die von ihr auserkorene Annegret Kramp-Karrenbauer abgeräumt. Das zeigte eher ihren Charakter als Schwarze Witwe.

      • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 19:16

        Merkel war seit 2015 nur noch stur, die öffentliche Meinung interessierte sie abseits ihrer Popularitätswerte nicht mehr.

        Ich sagte es auch: ich mag Politiker mit populistischen Elementen, aber ich verachte Populisten. Merkel zählte für mich zu letzterem. So hast Du das ja selbst beschrieben.

  • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 09:48

    4) Steven Soderbergh on Superhero Movies’ Stunning Lack of Sex and What ‘Contagion’ Got Wrong

    Wer will bitte authentische Filme sehen?! Sind z.B. sexuelle Darstellungen wichtig, um die Handlung voranzutreiben? Selten. Und wenn beides zusammentrifft – authenisch und wichtig für die Story – sind sie nicht selten in der Intensität unerträglich. So bei dem Oscar-prämierten Werk „Angeklagt“ mit Jodie Foster. Kelly McGillis konnte die Rolle emotional nicht spielen und viele Frauen den Film nicht sehen.

    Wieder Kelly McGillis spielte in „Top Gun“ zu den Klängen von „Take My Breath Away“eine der intensivsten und romantischsten Sexszenen der Filmgeschichte, in einer Form, in der sie die meisten nicht einmal in der ersten Nacht erleben.

    Schon die Gestaltung jedes Film, ausnahmslosen jeden, hat nichts mit Authenzität zu tun. Jeder Clip wird heute flach gefilmt und von Leuten in der Post Production, die selbst nie am Set waren, farblich im Color Grading bearbeitet. Farbintensität bis hin zur Landschaftsgestaltung haben nichts mit den wahren Verhältnissen zu tun.

    Die Menschen gehen nicht ins Kino, um „echte“ Geschichten zu sehen und sie greifen nicht zu Romanen, um „echte“ Kriminalfälle zu erleben. Wir suchen nach Zerstreuung, angenehmer Zerstreuung. „Pretty Woman“ hätte nie ein Welterfolg werden können, wenn die Produzenten sich ans Orginaldrehbuch gehalten hätten. Selbiges lässt sich auch über den Klassiker „Frühstück bei Tiffany“ sagen.

    Am Wochenende haben wir uns die hochgelobte Serie „Der Pass“ vorgenommen. Nach zwei Folgen war’s genug. Es mag für Kritiker authentisch wirken, wenn alle Akteure Dialekt sprechen. Für das Verständnis einer Geschichte ist es nicht hilfreich. Und die ständige Düsternis geht irgendwann auch aufs Gemüt. Dazu sind Serienmorde, die wie eine Schnitzeljagd gelegt werden, alles andere, nur nicht wirklichkeitsgetreu.

    Dann lieber Märchen.

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:08

      Das meinte ich auch. Marvels Filme sind sexlos in dem Sinne, als dass Sex auch als Idee nicht existiert. Top Guns romantisches Ideal kommt auch nicht vor. Du hast da lauter unglaublich schöne Menschen in diesen Filmen, aber es gibt keinerlei Erotik. Darum geht es.

      „Der Pass“ sagt mir leider gar nichts.

      • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 19:14

        Ist das wirklich wichtig? Ich finde sowieso, Superhelden und erotische Eskapaden, das passt nicht zusammen. Daneben halte ich Top Gun für einen deutlich unterschätzten Film.

        Der Pass ist eine deutsche Serie auf Sky, der in den Alpen spielt. Die Kritik wusste sich nicht einzukriegen vor Begeisterung.

        • Ariane 16. Februar 2022, 23:48

          Daneben halte ich Top Gun für einen deutlich unterschätzten Film.

          Top Gun ist großartig, der Soundtrack auch. Gucke aber immer nur, bis derjenige welche stirbt 😀

          • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 00:39

            Eine Woche nachdem meine spätere Frau und ich uns auf einem Schulball verliebt hatten, war Top Gun unser allererster Film. Von daher habe ich natürlich eine emotionale Beziehung zu dem Movie. Überheblich wie ich in jungen Jahren war, fand ich ihn im Einklang mit medialen Kritikern flach. Tatsächlich ist es nicht nur einer der beeindruckensten Actionfilme der Geschichte, sondern hat eine intensive und kluge Romanze.

            Und der Soundtrack ist ohnehin bombastisch. Schön, dass wir da für das Gleiche schwärmen. 🙂

            Warum ist der Tod von Goose für Dich so ein Wendepunkt?

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:49

              Top Gun ist ein Klassiker. Klingt vielleicht weird, aber zusammen mit Starship Troopers glaube ich das beste Beispiel für Propaganda-Filme als Popcornkino. Große Kunst.

              • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 11:43

                Ich werde jedenfalls ganz sicher demnächst das Color Grading für einen meiner Filme klauen.

              • Ariane 18. Februar 2022, 07:20

                Stimmt, starship Troopers ist auch großartig 🙂

              • Thorsten Haupts 19. Februar 2022, 00:14

                Um Starship Troopers als Film grossartig zu finden, darf man Heinleins als Roman verkleideten philosophischen Essay vorher nicht gelesen haben :-).

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Stefan Sasse 19. Februar 2022, 13:52

                  Ich hab den Roman gelesen, aber vor über 20 Jahren. Ich fand ihn nicht so toll.

                  Verhoevens Film ist keine 1:1 Adaption. Aber der Film ist großartig in dem, was er tut.

            • Ariane 18. Februar 2022, 07:21

              Boah, erstmal Spoiler.^^

              Also es ist natürlich sehr traurig, wenn Goose stirbt und ich finde, der Film ist dann auch ein bisschen vorbei (also wenn man ihn schon sehr oft gesehen hat^^)

          • Thorsten Haupts 17. Februar 2022, 01:06

            Top Gun ist der beste Werbefilm, den die Luftwaffe der US-Navy je gedreht hat :-). Und ich mochte ihn natürlich – das ist inzwischen praktisch Standard bei Filmen, die von der deutschen Kritik verrissen werden. Die Kritiker hassen den Normalo-Zuschauer innig.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:50

              Das ist kein deutsches Phänomen, und es ist etwas komplizierter. Kritiker*innen schauen unglaublich viel mehr Filme, Serien, Bücher etc. als Normal-Konsument*innen, deswegen fallen ihnen die Wiederholungen bei den „Standardsachen“ mehr auf und sie werden demgegenüber immer negativer. Ich hab mit Sean öfter über diese Dynamik gesprochen, part of the job.

              • Tim 17. Februar 2022, 08:45

                Und sie schreiben natürlich vor allem für andere Kritiker und wollen vor diesem Spezialpublikum als urban und kultiviert dastehen. Gilt insbesondere auch für Musikkritiker und hier speziell Jazz-Kritiker. 🙂

                • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 11:01

                  Jein, das ist es nicht mal zwingend. Ich glaube der Hauptgrund ist echt die Überfütterung. Das ist wie Theaterkritik: die wollen auch ungewöhnliche Inszenierungen sehen, weil sie „Faust“ schon sechzehnmal so gesehen haben.

                  • Tim 17. Februar 2022, 13:29

                    Hm, schwer zu sagen. Auf jeden Fall stehen natürlich alle, die kulturelle Texte verfassen, unter einem ziemlichen Rechtfertigungszwang. „Dieses berühmte Jazztrio klingt letztlich wie alle anderen Jazztrios auch“, „Diese gefeierte bunte Plastikskulptur hab ich in ähnlicher Form schon tausendmal gesehen“ usw. – sowas kann man natürlich nicht bringen. Also rotzt man im typischen Kulturjargon Texte raus, die nach was aussehen. Mit der Rezeptionswirklichkeit des normalen Publikums hat das dann natürlich nicht das geringste zu tun.

                    • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:36

                      Klar, aber muss es das? Ich meine, wenn ich die Meinung des normalen Publikums will muss ich auf IMDB in die Kommentare, oder den Rotten Tomato Score anschauen. Kritiker*innen lese ich ja, weil ich eine KRITIK will. Da will ich intellektuelle Stimulirung, der muss ich ja nicht zustimmen.

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:43

          Was heißt „wichtig“? Natürlich ist es nicht „wichtig“, es ist einfach nur etwas, das mich interessiert.

          • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 12:08

            Da habe ich eine deprimierende Nachricht für Dich: Es gibt keine Superhelden. Von daher gibt es auch keine Superhelden die Sex haben.

  • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 10:02

    5) Das steckt hinter Baerbocks Personalien

    Die Grünen beweisen vor allem, was sie längst nicht mehr beweisen müssen: Sie haben George Orwells Farm der Tiere zutiefst verinnerlicht. Was hätten sie gesagt, hätte Verkehrsminister Wissing die VDA-Chefin zur Staatssekretärin gemacht, um die Verkehrswende zu organisieren? Da braucht’s keine Phantasie, um das zu wissen.

    Morgan hat ihr Leben damit zugebracht, das Recht zu brechen und Fake Storys zu erzählen. Das ist das Geschäft von Greenpeace. Sie ist eine Aktivistin, der die Ideologie häufiger über Menschenleben ging. Und das ist der springende Punkt: Mit Morgan halten die Klimaaktivisten Einzug in die Regierung. Nur geht es im Außenministerium um Diplomatie, nicht (Klima-) Aktivismus. Und wenn die deutsche Klimapolitik in einem Feld wirklich keinen Nachholbedarf hat, dann darin, anderen Ländern Ratschläge zu geben. Da waren wir nämlich in der Vergangenheit schon gut.

    Die Grünen und Baerbock zeigen, dass sie immer noch nicht aus dem Wahlkampfmodus herausgekommen sind. Als Teil der Regierung sollen sie Politik für das ganze Volk machen. Eine amerikanische Vollblutaktivistin als Vertreterin der Regierung trifft diese Jobbeschreibung am wenigsten.

    Man kann das alles machen. Nur gilt es dafür Maßstäbe zu definieren. Die Grünen setzen sie stets nach eigenem Gutdünken, was sie bei anderen nie durchgehen ließen. Der Vergleich mit Lars Feld ist dabei ehrabschneidend, nur darauf zielend, das eigene Tun reinzuwaschen. Lars Feld ist Wissenschaftler wie z.B. Christian Drosten. Er war jahrelang in der Politikberatung und dabei im höchsten Gremium der Bundesregierung. Außerdem tritt er nicht in den Dienst der Bundesregierung, sondern bleibt unabhängig. Anders als Morgan kann er nicht für den Finanzminister oder gar den Bundeskanzler sprechen. Beides zu vergleichen, legt die Absicht offen.

    • Tim 16. Februar 2022, 13:10

      Mit Greenpeace verlor der Umweltschutzgedanke seine Unschuld. Viele Greenpeace-Freunde behaupten ja frech, dass Greenpeace den Umweltschutz quasi erfunden hat. Dabei gab es Vorläufer durchaus schon im 16. Jahrhundert, mit politischer Wirkung dann bereits im 19. Jahrhundert (Beispiel NABU).

      Greenpeace hat Umweltschutz dann zu einem coolen Marketingthema mit großem Spendenpotenzial gemacht, das zentrale Tool dafür war und ist das „Campaigning“. Wer heute einen großen ökologischen Fußabdruck hat, kann sich mit eine Greenpeace-Mitgliedschaft prima freikaufen. Wirksamer systematischer Umweltschutz genießt bei der Truppe keinen besonders hohen Stellenwert.

      Ähnliches gilt für die Grünen, die sich ja in den 70ern sozusagen als politischer Arm der Umweltbewegung gegründet haben. Ich würde sagen, die Wissenschaftsaversion ist bei den Grünen im Durchschnitt sogar noch größer als bei Greenpeace.

      Mit zielführend bepreistem Naturverbrauch wären wir im Umweltschutz heute schon viel weiter. Aber diesen Ansatz haben Grüne und Greenpeace immer massiv bekämpft. Böses neoliberales Gedankengut!

      • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:19

        Ja, ich erinnere mich daran, wie sehr die CDU und FDP in den 70er und 80er Jahren unbedingt das Klima schützen wollten, aber die fiesen Greenpeace und Grünen haben sie davon abgehalten. So war das damals. Ein einziges Unterdrückungsregime.

        • Erwin Gabriel 16. Februar 2022, 18:42

          @ Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:19

          Ja, ich erinnere mich daran, wie sehr die CDU und FDP in den 70er und 80er Jahren unbedingt das Klima schützen wollten, aber die fiesen Greenpeace und Grünen haben sie davon abgehalten.

          Ich hoffe, Dir ist klar, dass dies als Antwort auf den zugrunde liegenden Kommentar alberner Quatsch ist.

          • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:41

            Nein, da muss ich dann wohl etwas overboard gegangen sein. 🙂

        • Tim 17. Februar 2022, 09:26

          Ich glaube, Du solltest Dich mal mit der Geschichte des Umweltschutzes beschäftigen. Lohnt sich.

          Umweltschutz war gewiss nie der Markenkern der CDU, doch die „TA Luft“ als erstes großes Umweltschutzgesetz der Bundesrepublik wurde in den 60er Jahren erlassen. Viele wird auch überraschen, wer denn (noch weit vor Thatcher) das erste Umweltministerium Europas eingerichtet hat: die CSU in Bayern.

          Grüne & Greenpeace sind eine Folge zunehmenden Umweltbewusstseins, nicht ihre Ursache. Das vergessen dort manche nur zu gerne.

          • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 11:14

            Das ist mir tatsächlich bekannt 🙂 Und ja, du hast völlig Recht.

          • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 12:18

            Die Grünen kamen mit dem Klimaschutz nach der Union. Die hatte längst Kyoto umgesetzt, als der Klimawandel 2002 erstmalig im Wahlprogramm der Grünen auftauchte. Vorher hatten die was mit sozialistischen Experimenten gemacht.

            • Tim 17. Februar 2022, 14:12

              Ja, die Energiewende begann definitiv in den 90ern. Natürlich war sie auch damals schon weit weg von einem ziel- und marktorientierten Ansatz (sowas kann man von der CDU ja auch nicht erwarten), aber immerhin. Was die Grünen dann aber 2002 mit dem EEG anstrebten, war keinesfalls CO2-Reduktion, sondern eine Ablösung der Atomkraft – logisch, denn das war ja auch ihr Gründungsgedanke.

              Entsprechend haben wir heute in Deutschland extrem hohe CO2-Vermeidungskosten, d.h. dank des EEGs haben wir besonders wenig an CO2-Emissionen eingespart. Der teuerste Flop der Umweltschutzgeschichte. Schuld sind aber nicht ausschließlich die Grünen, sondern alle Parteien, die seit 2002 an einer Bundestagsmehrheit beteiligt waren.

              Politisch genial war am EEG allerdings, dass die Grünen dem Häuslebauer auf dem Land in Form der Photovoltaik-Subventionen ein clever verpacktes Geschenk machten. Geld verdienen und auch noch gut dabei sein – wer kann dazu schon nein sagen! Strategische Wählerumgarnung auf Kosten der Allgemeinheit. Genau das, was die moralischen Grünen gern so manch anderer Partei vorwerfen. 🙂

              • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:39

                Ist ein gut gehütetes Geheimnis, aber wirkungsvolle Politik bindet Leute ein. Bei der EEG haben die Grünen das verstanden. Warum sie das nachher wieder verlernt haben ist mir unklar.

                • Tim 17. Februar 2022, 18:58

                  Ah, wenn man der eigenen Zielgruppe Geld des Steuerzahlers rüberkippt, „bindet man Leute ein“. Wieder was gelernt. 🙂

                  • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 22:00

                    Effektiv ja. Das machen alle Parteien immer. Schau dir mal Kohl oder Adenauer an, die waren darin auch Experten. Damit gewinnst du Mehrheiten und Wahlen.

                    • Tim 18. Februar 2022, 10:10

                      Schon klar, ich fand bloß den Euphemismus „Wählereinbindung“ drollig.

              • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 17:20

                Das ist nicht richtig. Ich habe darüber meine Diplomarbeit geschrieben – 1992. Der Vorschlag aus dem Umweltministerium von Klaus Töpfer sah eine branchenbezogene CO2-Abgabe vor. Dann wurde unter Federführung der EU-Kommission in Brüssel das Kyoto-Protokoll erarbeitet. Mit all dem hatten die Grünen nichts zu tun, selbst der BDI (sic!) war damals viel fixer.

                Die EEG-Umlage hat die Kosten der Energiewende irrwitzig teuer gestaltet, aber die Wählergruppen der Grünen gemästet. Zufall?

                • Tim 18. Februar 2022, 10:40

                  Danke für den Hinweis, Klaus Töpfer hatte ich tatsächlich nicht mehr auf dem Schirm. Ich habe ihn allerdings in gewisser Weise als Fremdkörper in der CDU in Erinnerung; eine etwas randständige Figur, ein bisschen wie Ludwig Erhard. Von daher würde ich bei meiner Einschätzung bleiben, dass die CDU als Partei sich in den 90ern keinesfalls für eine systematische CO2-Bepreisung eingesetzt hat. Dafür war das Thema damals auch einfach noch viel zu unbekannt. Und 1993 hatten wir ja auch die große Industriekrise – in dieser Zeit hätte die CDU niemals für wirksame CO2-Preise gekämpft, vor allem nicht unter Kohl.

                  • Erwin Gabriel 18. Februar 2022, 11:30

                    @ Tim 18. Februar 2022, 10:40

                    Ich habe ihn allerdings in gewisser Weise als Fremdkörper in der CDU in Erinnerung; eine etwas randständige Figur, ein bisschen wie Ludwig Erhard.

                    Ja, der war immer ein bisschen erstaunt

                    Von daher würde ich bei meiner Einschätzung bleiben, dass die CDU als Partei sich in den 90ern keinesfalls für eine systematische CO2-Bepreisung eingesetzt hat.

                    Ich erinnere mich an Plakate zum Waldsterben:
                    „Der Zimmermann im Haus erspart die Axt“ 🙂

                  • Stefan Pietsch 18. Februar 2022, 12:02

                    Klaus Töpfer war zu einer Zeit Umweltminister (nach Walter Wallmann, der 1987 Ministerpräsident in Hessen wurde), als das beherrschende Thema die Wiedervereinigung und die Einführung des Euro war. Das war historisches Pech.

                    Anfang der Neunzigerjahre gab es noch etwas Kompetenzgerangel mit Brüssel. Schnell war aber klar, dass die EU-Kommission beim Thema Klimaschutz die Federführung hatte. Darüber hinaus war Deutschland, anders als unser Selbstbildnis, nie Treiber und Vorbild für Umwelt- und Klimaschutz. Nicht unter Kohl, nicht unter Rot-Grün, nicht unter Merkel. Und auch unter der Ampel mit einer starken grünen Partei werden wir nicht Treiber, sondern eher der Besserwisser von der Bank sein. Das sollte spätestens mit der Berufung der Greenpeace-Aktivistin Morgan ins Außenministerium klargeworden sein.

                    • Tim 18. Februar 2022, 13:56

                      Ja, die deutsche Besserwisserei in Umweltthemen – bei oft gleichzeitiger Abwesenheit jeglicher Kenntnisse – ist schwer erträglich. Eine Schweizer Freundin sagte mir neulich, deutsche Kollegen seien oft erstaunt, dass es in der Schweiz schon Mülltrennung gäbe. Da kann man sich nur fremdschämen. Und fast alle umweltbewegten Gesprächspartner von mir sind der Meinung, Deutschlands EEG sei ein Vorbild für die Welt – nichts könnte weiter von der Wirklichkeit entfernt sein.

                    • Erwin Gabriel 23. Februar 2022, 11:54

                      @ Stefan Pietsch 18. Februar 2022, 12:02

                      Darüber hinaus war Deutschland, anders als unser Selbstbildnis, nie Treiber und Vorbild für Umwelt- und Klimaschutz. … Und auch unter der Ampel mit einer starken grünen Partei werden wir nicht Treiber, sondern eher der Besserwisser von der Bank sein.

                      Soooo richtig.

                      Hatten wir ja schon oft: Man muss über den Tellerrand bzw. aus dem Ausland schauen, um sich über unseren Ist-Zustand klarzuwerden.

  • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 10:11

    8) Sei am besten ätscheil wie Götterspeise – Überlebensstrategien für Untergebene

    Der Quatsch häuft sich an der Stelle. Moderne Personalführung muss sich in öffentlichen Debatten immer noch solcher irrwitzigen Klischees erwehren. Deutsche Arbeitnehmer agieren in ihrem Job so unabhängig wie sonst höchsten noch in Skandinavien. Der Team Leader ist heute häufig nur der Primus inter pares.

    Tatsächlich leiden allerdings immer noch Teile der Deutschen unter einer regelrechten Angst vor Vorgesetzten. Da schlottern die Knie, wenn man zum CEO will / soll. In Mitarbeiter Meetings zeigen sich oft klare Über-/ Unterordnungsverhältnisse, weil die Sachbearbeiter vor Ehrfurcht erstarren. Und so werden dann die eigenen Vorurteile / Ängste auf die politischen Einstellungen projiziert.

    Vor einiger Zeit sagte mir eine Headhunterin, ihre Kolleginnen hätten regelrecht Angst, solche Leute wie mich zu kontaktieren. Ich fand das höchst albern. Ich sagte ihr, auch in den höheren Etagen lachen die Menschen über Witze und unterhalten sich normal.

  • R.A. 16. Februar 2022, 11:00

    4.) Das ist nicht nur Disney (die hatten es nie mit Sex), sondern das ist halt die neue Prüderie als Folgeerscheinung eines falsch verstandenen Feminismus.
    Nicht nur in Filmen, sondern auch in Medien und Werbung ist die Abbildung von Nacktheit fast schon tabu und kommt nur noch relativ selten vor. Es fehlt nicht mehr viel und wir haben wieder Zustände wie in den 50ern.
    Wenn man mal Zeitungen oder Filme aus den 70ern und 80ern anschaut – sehr viel davon würde heute zu hysterischen Protesten führen.

    5.) „Überhaupt, Baerbock. Sie ist für mich eine der positiven Überraschungen des Kabinetts, …“
    Kannst Du das auch an konkreten Erfolgen belegen oder folgst Du nur den hymnischen Lobpreisungen der Baerbock-Fans in den deutschen Redaktionen?

    6.) „Ich bin mittlerweile nur noch pessimistisch, was die Chance angeht, dass wir den Klimawandel auch nur ausreichend mitigieren (aufhalten ist ja eh nur noch ein Traum).“
    Richtig. Und der wesentlichen Knackpunkt für Deutschland ist: Da sich die Politik so sehr darauf versteift, den Klimawandel aufzuhalten (auch wenn das völlig unrealistisch ist), kümmert sie sich fast nicht um mitigierende Maßnahmen. D.h. wir verschwenden nicht nur die meisten Ressourcen für vergebliche Verhinderungsmaßnahmen, sondern werden auch wegen mangelnder Vorbereitung am meisten Schäden haben.

    Schuld an der Vergeblichkeit der Maßnahmen sind aber weniger blockierende Bedenkenträger, sondern schlicht die weltweite Weigerung sich am deutschen Vorbild zu orientieren. Plus die Neigung grün geprägter Politik, Maßnahmen am Symbolcharakter zu messen und nicht an der praktischen Wirksamkeit.

    7.) Im wesentlichen Zustimmung.
    Wobei ich bei den guten Präsidenten (Heuß, Heinemann, Scheel, Weizsäcker, Herzog, Gauck) schon immer das Gefühl hatte, daß sie positiv wirken. Wie genau, das ist mir auch nicht klar.

    8.) Da ist halt immer noch die Auftragstaktik der preußischen/deutschen Armeen (interessanterweise gehört die israelische Armee zu den wenigen, die das übernommen haben): Die Führung gibt Ziele vor, läßt aber den unteren Ebenen weitgehende Freiheit bei der Umsetzung.
    „Agile“ kann man machen, aber erfolgreich eben nur, wenn die Ziele klar definiert sind. Und dazu gehört natürlich auch, daß der Sinn der Ziele verstanden wird.
    Wo „agile“ schief geht liegt es nach meinen Erfahrungen weitgehend daran, daß die Ziele völlig unklar sind bzw. sich dauernd ändern. Und dann versucht oft die Führung ihre vagen Vorstellungen per Mikromanagement durchzudrücken, weil sie nicht in der Lage war die klar zu kommunizieren.

    9.) Nur noch mal fürs Protokoll: „Bio“-Lebensmittel schaden Umwelt und Klima. Es ist also gut, wenn nur wenige Leute die kaufen.

    11.) „denn allzuviele Progressive geben sich einer idealisierten Sicht hin, dass alle Proteste naturgemäß von unterdrückten Menschen kommen“
    Exakt.
    Eines der besten Beispiele ist für mich der „Wasserkrieg von Cochabamba“, der in linken Kreisen als vorbildlicher Protest von Unterdrückten gilt, weil er sich gegen die Privatisierung der kommunalen Wasserversorgung richtete.
    Jetzt mal unabhängig davon, ob man nun private oder staatliche Infrastruktur bevorzugt: Der Hintergrund war ein völlig anderer.
    Nur ein Teil der Stadt war (und ist) an die Wasserversorgung angeschlossen (nämlich die Viertel der Mittel- und Oberschicht). Diese Wasserversorgung war defizitär und wurde staatlich subventioniert.
    Die Mehrheit der Bevölkerung wird mit LKWs (privater Unternehmer) versorgt, die Wasser kanisterweise in den schlichten Wohnvierteln verkaufen (deutlich teurer als das Leitungswasser).

    Die Privatisierung sollte in erster Linie Mittel beschaffen, um die komplette Stadt ans Wassernetz anzuschließen. Und dann kostendeckend zu arbeiten.
    Also höhere Wassergebühren für die Privilegierten und niedrigere für die Armen.

    Der Protest wurde naturgemäß also getragen von den Besitzern der Wasser-LKWs und den Bewohnern der Mittelschichtviertel (der Oberschicht waren steigende Wasserpreise egal, die Unterschicht war zu unorganisiert um Gegendemos zu machen).
    Der Protest hat sich durchgesetzt (Riesenjubel bei den Linken in der Welt), die Privatisierung zurückgedreht, die Verhältnisse sind wieder wie früher: Billiges Wasser nur für die besseren Wohnviertel.

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:16

      4) Ganz wichtig, dass man immer alles ideologisch auf das eigene Feindbild bezieht. Diese Prüderie ist Disney und war schon immer Disney, noch bevor es den Feminismus überhaupt gab. Der Laden war schon in den 1950er Jahren prüde.

      5) Ah, stimmt, die linksgrünversifften Medien haben mich manipuliert. – Meine Argumente stehen direkt unter dem Fundstück.

      6) Klaro, das Feindbild muss stimmen.

      7) Ich glaube, die Wirkung des BuPrä ist immer extrem marginal. Marginal gut oder marginal schlecht, aber vor allem: marginal.

      8) Jepp, wobei die „Auftragstaktik“ gerne etwas überhöht wird; das war dann bei aller Liebe doch keine so einzigartige deutsche Erfindung.

      9) Aha.

      11) Kann ich nicht beurteilen, fehlt mir der Hintergrund.

      • R.A. 16. Februar 2022, 18:27

        4) „Diese Prüderie ist Disney und war schon immer Disney, noch bevor es den Feminismus überhaupt gab.“
        Schreib‘ ich doch. Disney war schon immer prüde. Aber daß die übrigen Medien das inzwischen wieder sind, das ist Vulgär-Feminismus.
        Siehe auch das Bravo-Beispiel von Ariane. Was vor 40 Jahren normal war, gäbe heute einen Skandal.

        5) „– Meine Argumente stehen direkt unter dem Fundstück.“
        OK, wenn Du die positive Überraschung nur an ihren PR-Erfolgen mißt.
        Nur kannst Du dann nicht unterscheiden, ob die tolle Berichterstattung an ihrem PR-Geschick oder an der Einstellung der Berichterstatter liegt.

        8) „das war dann bei aller Liebe doch keine so einzigartige deutsche Erfindung.“
        Sondern wo noch?

        • Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 18:54

          4) Sorry, ich finde diese Debatte über Sex-Darstellungen in Big Budget Produktionen hochgradig albern. Es gibt, wie oben bereits angeführt, wenige Darstellungen, die die Balance halten, nicht sexuell anregend bis hin zu ordinär (dafür gibt es Pornos), aber auch nicht peinlich zu sein, sondern einfach hoch romantisch.

          Ich sehe heute noch gern die alten Doris Day Screwball Komödien. Das ist die Schauspielerinnen-Ikone, der Alfred Hitchcock bescheinigte, über keinen Sex-Appeal zu verfügen. Ich sehe auch keinen Verlust drin, nicht die hochgeknöpfte Blondine mit dem homosexuellen Kollegen Rock Hudson in einer Kissenschlacht zu sehen und dafür auf die Gesangseinlagen verzichten zu müssen.

          Im Gegenstück, dem von Billy Wilder inszenierten Film „Avanti, Avanti“ spielen sexuelle Einstellungen eben die zentrale Rolle, doch während Nacktheit dargestellt wird, gibt es nicht einmal andeutungsweise eine Sexszene zwischen dem damals bereits 47jährigen Jack Lemmon und der 31jährigen Juliet Mills. Auch so kann ein spritziger Film über Sex funktionieren.

          • Erwin Gabriel 17. Februar 2022, 12:39

            @ Stefan Pietsch 16. Februar 2022, 18:54

            Ich sehe heute noch gern die alten Doris Day Screwball Komödien.

            Doris Day ich auch immer wieder gerne. In den Filmen mit Rock Hudson knistert es auch ohne blanken Busen; Sophia Loren nicht zu vergessen …

            • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 13:30

              Ja, Sophia Loren war damals ’ne Bombe. Solche Frauen waren schon in meinen Kindheitstagen eher mein Fall als der Typ Audrey Hepburn.

              Andererseits habe ich Filmen ein Faible für den Typ Girl next Door, zu denen in ihrer jeweiligen Generation Doris Day, Meg Ryan und Reese Witherspoon zählten.

              • Erwin Gabriel 18. Februar 2022, 11:31

                Passt 🙂

        • Ariane 16. Februar 2022, 23:57

          Aber daß die übrigen Medien das inzwischen wieder sind, das ist Vulgär-Feminismus.
          Siehe auch das Bravo-Beispiel von Ariane. Was vor 40 Jahren normal war, gäbe heute einen Skandal.

          Ganz interessante Frage eigentlich. @Sassestefan, hat Sean T. Collins eine Theorie, ohne dass ich alles nachhören muss?^^

          Das kann natürlich eine Rolle spielen, obwohl das ja auch Produktionen betrifft, die nun echt nicht mit irgendeinem Feminismus auffallen. Ich kann mir vorstellen, dass Trends aus Amerika schneller aufgenommen werden und die sind da halt schon immer deutlich zurückhaltender und „sauberer“, hochglanziger. Also im Vergleich zu britischen Filmen/Serien/Musik (ich mag dieses Dreckige ja^^).

          Und dazu kommt die Veränderung in der Szene, Sexszenen sind halt nix Besonderes mehr oder verärgern die Leute auch noch, das ist alles sehr sehr auf Massengeschmack getrimmt. Ist ja kein Zufall, dass mir bei Bridgerton selbst beim Nebenbeigucken aufgefallen ist, dass da viele und dazu noch gute Sexszenen (oder erotische Szenen) vorkommen. Also Menners: angucken, auch wenns typischer Frauenkram ist 😛

          • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:47

            Ich hab ihn gerade gefragt ob wir eine Folge drüber machen, mich reizt das jetzt 🙂

            • Ariane 18. Februar 2022, 07:25

              Spannend, link mir dann mal bitte direkt. Ich höre das immer irgendwann im Block und hänge ewig hinterher 🙂

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:32

          4) Erneut, abgesehen vom Ressentiment fehlt mir jede Begründung, warum das der Feminismus sein soll. Ich meine, vielleicht hast du ein gutes Argument, aber ich hab’s noch nicht gelesen 🙂

          5) Sie ist jetzt was, drei Monate im Amt? Und es ist nicht nur PR. Es ist auch Personalmanagment und die Neuausrichtung der Prioritäten. Ob das Früchte bringt, wird sich noch zeigen müssen, aber bereits in diese Phase von „gute Anlagen“ sind die letzten Außenminister nie rausgekommen.

          8) Die anderen Länder hatten das auch.

          • Skythe 17. Februar 2022, 09:13

            4) Das ist ein Scherz, oder? Du kannst unmöglich alle feministischen Kampagnen und Shitstorms der letzten 2o Jahre verpasst haben, wenn es um nackte oder auch nur erotisch dargestellte Frauen in Film, Werbung, Computerspiel oder Musikvideo ging.

            Es gibt viele, viele feministische Organisationen und Kampagnen, wie alleine zu dem Zweck ins Leben gerufen wurden, Medien von freizügigen Darstellungen zu befreien (https://pinkstinks.de/werbung-ohne-diskriminierung/). Das weißt du sicher auch. Also was soll das Herumgedruckse?

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 11:14

              Ich weiß halt dass es auch genügend feministische Strömungen gibt, die sehr FÜR Freizügigkeit und so weiter sind. Das ist ja kein monolithischer Block.

              • Ariane 18. Februar 2022, 07:26

                Feministische Pornos sind ja auch ein Thema.

              • Thorsten Haupts 19. Februar 2022, 00:23

                … genügend feministische Strömungen gibt, die sehr FÜR Freizügigkeit …

                Nope, das ist eine Fehlwahrnehmung. Sie sind abstrakt für weibliche Selbstbestimmung und sehr für Bilder blutender Vaginas auf Kaffeetassen, aber ansonsten stimmt präzise, was Skythe sagt. Die Freizügigkeit ist abstrakt, die Bilderfeindlichkeit gegen ansehnliche nackte und halbnackte Frauen in Spielen (darüber habe ich es mitbekommen), Werbung oder Filmen real. Wird mit „Abwertung der Frau“ gerechtfertigt – als seien Bilder von schönen Brüsten abwerten.

                Gruss,
                Thorsten Haupts

                • Stefan Sasse 19. Februar 2022, 13:52

                  Wie gesagt: es gibt mehrere Strömungen. Sowohl die, die ihr beschreibt, als auch solche, die da nicht dahinterstehen.

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:43

              Ich habe letztlich zwei Punkte zu dieser Thematik.
              1) Die Vorstellung, eine radikale feministische Splittergruppe könnte Hollywood gegen deren eigene finanzielle Interessen (Bedienung der breitestmöglichen Kund*innebasis) eine Agenda aufzwingen ist absurd.
              2) Es ist eine Projektion der eigenen Feindbilder. R.A. sagt, es sind die bösen Feminstinnen, weil er die eh nicht leiden kann. Mit dem gleichen Recht könnte ich sagen, es sind die evangelikalen Rechten, die kann ich nicht leiden. Und die sind auch super prüde und führen schon länger Kreuzzug um Kreuzzug gegen Sexdarstellungen, und ihr politischer Aufstieg korreliert auch. Ich halte das für keine gute Erklärung, aber sie hat genauso viel, wenn nicht mehr, Überzeugungskraft als das hingerotzte „die Feministinnen sind Schuld“, weil man die eh nicht leiden kann.

      • Thorsten Haupts 17. Februar 2022, 01:10

        Zu 8) Jepp, wobei die „Auftragstaktik“ gerne etwas überhöht wird; das war dann bei aller Liebe doch keine so einzigartige deutsche Erfindung.

        Pruuust. Neben dem preussischen Generalstab die weitreichendste originäre preussische Militärinnovation. Aber Sie sind ja als Historiker sicher in der Lage, das mit seriösen Quellen (hier zählen nur Militärhistoriker) zu widerlegen?

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:51

          Ja, das war eine Rieseninnovation, und die Deutschen waren die besten drin. Aber es war nicht so als wären sie die einzigen gewesen, die so was ausprobiert haben, sie waren „nur“ die Besten drin. Ich warne nur vor Überhöhung.

          • Thorsten Haupts 19. Februar 2022, 00:33

            Sorry, Sir, Sie reden jetzt über etwas, von dem Sie nichts verstehen. Bis in den Zweiten Weltkrieg hinein war die deutsche Armee (unter grösseren Mächten) die einzige, die Auftragstaktik wirklich praktizierte.

            Und der Grund dafür lag im wesentlichen darin, dass die Unterführer (Unteroffizierdienstgrade, insbesondere Feldwebel) der deutschen Armee sich aus einem Potential rekrutierten, das keinem anderen Land der Erde zur Verfügung stand – den ausgebildeten Facharbeitern als Teamführern in der Industrie. Bei allen anderen Armeen endete Auftragstaktik (so sie überhaupt versucht wurde) bei Offizieren. Und das reicht auf dem Gefechtsfeld nicht.

            Gruss,
            Thorsten Haupts

            • Stefan Sasse 19. Februar 2022, 13:54

              Wie gesagt: die Deutschen waren definitiv vorne dran, was das anging. Aber sie waren nicht die einzigen, die die Idee hatten.
              Hier beispielsweise werden Fälle von Auftragstatik im US-Militär bis zurück zum Bürgerkrieg verfolgt: https://www.armyupress.army.mil/Portals/7/Primer-on-Urban-Operation/Documents/Sixteen-Cases-of-Mission-Command.pdf

              Oder hier (https://acoup.blog/2021/09/24/collections-no-mans-land-part-ii-breaking-the-stalemate/):

              First, it is necessary to note that while infiltration tactics were perhaps most fully developed by the Germans, they were not unique to them. The French were experimenting with many of the same ideas at the same time. For instance, basic principles of infiltration were being published by the French General Headquarters as early as April, 1915. André Laffargue, a French infantry captain, actually published a pamphlet, which was fairly widely distributed in both the French and British armies by the end of 1915 and in the American army in 1916, on exactly this sort of method. In many cases, like at the Second Battle of Artois, these French tactics bore significant fruit with big advances, but ran into the problem that the gains were almost invariably lost in the face of German counter-attacks. The Russians, particularly under Aleksei Brusilov, also started using some of these techniques, although Brusilov was as much making a virtue of necessity as the Russians just didn’t have that much artillery or shells and had to make due with less and Russian commanders (including Brusilov!) seem to have only unevenly taken the lessons of his successes.

              • R.A. 19. Februar 2022, 17:05

                „Fälle von Auftragstatik“
                Nun ja.
                Die älteren Beispiele in den ersten beiden Abschnitte betreffen die oberen Kommandolevel. Und daß ein hoher Offizier auch mal selbständig agieren können muß war in allen Armeen schon immer nötig.

                Bei den Beispielen im dritten Abschnitt geht es dann um die eigentliche Auftragstaktik. Und zwar erst einmal mit deutschen Vorbildern!
                Und dann mit modernen US-Versuchen, das nachzumachen.

                Die sind aber immer noch die Ausnahme. Die Amis würden gerne die Vorteile mitnehmen, die die deutschen Armeen durch ihre Führungsstruktur entwickelt haben – aber sie sind nicht bereit, ihr Gesamtsystem umzustellen.
                Gilt für die übrigen Armeen ähnlich.
                M. W. haben nur die Schweizer und die Israelis das wirklich übernommen.

                • Stefan Sasse 19. Februar 2022, 19:11

                  Da kenn ich mich zu wenig aus. Und wie gesagt, ich bezweifle nicht, dass die Deutschen allen anderen weit voran waren; was ich bezweifle ist a) dass es eine totale Ausnahmestellung war und b) dass es so entscheidend war wie gerne getan wird. Deveraux zerlegt letzteres ja auch schön.

                  • R.A. 20. Februar 2022, 10:40

                    a) In jeder Armee gibt es einen gewissen Freiraum für individuelle Entscheidungen, wie das Ziel umzusetzen ist. Aber es ist in der Tat eine totale Ausnahmestellung, diesen Freiraum schon recht weit unten zuzulassen und zentral als Basis für die ganze Führungsstruktur zu nehmen.
                    Ich habe die Beispiele genannt: Es gibt nur zwei Armeen die dem deutschen Vorbild wirklich folgen, die übrigen versuchen nur einige Details zu kopieren, behalten aber ihre Grundphilosophie bei.
                    b) Ich weiß nicht, wie gerne getan wird 😉
                    Wenn die Auftragstaktik alleine entscheidend wäre hätten wir die letzten beiden Kriege nicht verloren. Ist also nur ein Faktor von mehreren.
                    Und es setzt eben sehr gute Ausbildung voraus – die meisten Armeen könnten das also gar nicht versuchen.

                    Wir kamen ja von „agile“. Und auch da funktioniert es halt nur, wenn man entsprechend gut ausgebildete Leute hat und dann den Knackpunkt „klar formulierte und verständliche Ziele“ beachtet.

  • CitizenK 16. Februar 2022, 11:25

    5) Wenn man der Ansicht ist (wie ich und die meisten hier und auch Stefan Pietsch immer wieder), dass die Klimakrise nur durch eine internationale Kooperation und nicht durch das kleine Deutschland allein zu bewältigen ist, dann könnte man der Ernennung auch etwas Positives abgewinnen. Rechtsbrüche sind von ihr eher nicht zu erwarten, schließlich gilt für deutsche Staatssekretäre deutsches Recht. Die Interessen der Politikerin und der „Aktivistin“ sind konform, was man bei dem (schiefen) Vergleich mit der Verkehrswende nicht sagen kann.

  • Tim 16. Februar 2022, 13:02

    (Brückenbauer Bundespräsident)

    Die Vorstellung, dass ein Bundespräsident, noch dazu ein Steinmeier, irgendwie „heilen“ könnte, ist völlig überzogen.

    Ich finde inzwischen schon die Tatsache peinlich, dass es das Amt des Bundespräsidenten überhaupt gibt. Ein Nachklang vergangener Zeiten, als das Volk noch seine Wünsche auf einen Monarchen projizierte. Wenn Steinmeier aber die Forderungen ernst nimmt und wirklich Brücken baut, würde ich das unterstützen. Wir haben riesige Infrastrukturdefizite in Deutschland, auf den Baustellen wird jeder Arbeiter gebraucht. Wenn nicht: bitte so schnell wie möglich weg mit dem Amt und dem ganzen albernen Habitus.

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:18

      Ist doch praktisch, jemand protokollarisch Hochstehendes zu haben, damit sich die Regierung auf wichtige Dinge konzentrieren kann.

      • Tim 17. Februar 2022, 09:27

        Zum Beispiel Digitalisierung, Bildung, Energiewende. Verstehe. 🙂

        • Erwin Gabriel 17. Februar 2022, 12:34

          @ Tim 17. Februar 2022, 09:27

          😀 😀
          sooo gut

  • Ariane 16. Februar 2022, 15:57

    1) Sportunterricht

    Bei mir wars nicht Völkerball, sondern Geräteturnen. Und ich habs auch gehasst wie die Pest und hatte nicht mal nen tollen Lehrer in der Oberstufe 🙁
    Ich persönlich finde (bzw fand, keine Ahnung, wie es heute ist) auch total albern, dass man diese Klüngelfächer Sport, Musik, Kunst nicht zumindest in der Oberstufe abwählen kann. Als (Fast-)Erwachsene kann man dann schon selbst entscheiden, ob man das machen möchte oder nicht und damals zählten die Noten irgendwie auch nur so halb. Bei Kunst und Musik hats mich immerhin schon etwas gerettet, dass ich mit Opern und Kunstgeschichte mehr anfangen konnte als mit Singen und Malen. (Kunst ist nicht so auffällig aber ja ähnlich, da hat mich auch immer nur meine beste Freundin gerettet^^)

    4) Sex in Filmen

    Naja, ist halt Disney bzw Amerika. Aber ja es geht oft heutzutage deutlich prüder zu als früher, hatte neulich auch so einen alten Stapel Bravo aus den 80ern in der Hand, da ists mir aufgefallen. Auf einem Bild (Cher?) hat man sogar den Ansatz der Schambehaarung gesehen! Und irgendwer meinte mal, dass zb diese frühere Bravo-Serie, in denen immer ganz normale Jugendliche nackt waren, auch nicht mehr da ist.

    Vielleicht ist das aber auch mehr zu Serien abgewandert? Als Gegenbeispiel fiel mir nämlich Bridgerton ein (für die Männerrunde hier, das kennt ihr bestimmt gar nicht^^), die tatsächlich richtig gute Sexszenen haben.

    5) Baerbock

    Aber in letzter Zeit beweist sie echtes politisches Talent, das ich ihr nach dem miserablen Wahlkampf nicht mehr zugetraut hatte.

    Hatte ich auf Twitter ja auch angesprochen. Absolute Zustimmung übrigens. Aber das ist schon auffällig, wie gut auch die Bildsprache und die Inszenierung ist, das war im Wahlkampf ja so gar nicht. Da muss es ja irgendwo einen Personalwechsel gegeben haben.

    11)
    denn allzuviele Progressive geben sich einer idealisierten Sicht hin, dass alle Proteste naturgemäß von unterdrückten Menschen kommen, die ihre eigenen Prioritäten teilen.

    Ach so ein Quatsch, das erinnert mich an den taz-Artikel mit der Frage, ob Linke denn überhaupt rassistisch sein können. Ja, no shit sherlock!
    Das sind aber oft Definitionsprobleme oder krasses Schwarz-Weiß-Denken nach dem Motto Links stehen die Guten und rechts die Bösen und dazwischen gibt es nichts. (das sind vermutlich auch die, die bei Russland in so ein Dilemma geraten)

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:22

      1) Ich hab nicht so ein großes Problem damit; Bewegung ist eh zu wenig und ein wenig künsterlische Abfärbung schadet nicht. Blöd ist vielmehr, dass diese Fächer versuchen, statt einfach nur das „Sportbad“ beziehungsweise „Kunstbad“ zu machen, da irgendwelche unlustigen Dinge wie Geräteturnen oder Notenlernen drin sind.

      4) Sag’s ja, Disney 🙂

      5) Echt weird.

      11) Exakt.

      • Ariane 16. Februar 2022, 23:59

        Naja, ich finde schon, ab Oberstufe ist man alt genug zu entscheiden, ob man sich mit dem Kram schulisch beschäftigen möchte. Aber ja, wenn müsste das ganz umgebaut werden und aus dem normalen Schulbetrieb mit Noten und Lehrplan rausgenommen werden.

    • Dennis 17. Februar 2022, 10:42

      Zitat Ariane:
      „hatte neulich auch so einen alten Stapel Bravo aus den 80ern in der Hand,“

      Da könnte ich noch mit „konkret“ und der damaligen Schülerzeitschrift „underground“ Ende 60er/Anfang 70er punkten^^. Die von Stefan Sasse schon häufiger besprochene Noten-Problematik war vor mehr als 50 Jahren übrigens auch schon Gegenstand von Überlegungen, wie manfrau hier sehen kann:

      http://www.wirtschaftswundermuseum.de/mediapool/82/820701/resources/32689112.jpg

      Die „Aktion saubere Leinwand“, gegründet 1964, interessanterweise in Schweinfurt, und allenthalben belächelt ist schon wenige Jahre später im Erotiksumpf sang- und klanglos ersoffen.

      Die leicht erkennbar auf die sich damals fortschrittlich dünkende Jungmännerszene ausgerichteten Marketingkonzepte von „konkret“ und „underground“ waren natürlich noch nicht von Women’s lib behelligt, das kam erst später. Seitdem tobt der Streit, ob Alice Schwarzer et al. späte Verbündete des seligen Herrn Süsterhenn seien.

      https://www.spiegel.de/politik/glocken-gelaeutet-a-443546be-0002-0001-0000-000046272687?context=issue

  • Dennis 16. Februar 2022, 16:33

    Zitat Stefan Sasse zum BuPrä: 
    „Die Vorstellung, dass ein Bundespräsident, noch dazu ein Steinmeier, irgendwie „heilen“ könnte, ist völlig überzogen. Ich plädiere für einen realistischen Blick auf das Staatsoberhaupt, “

    Okay, einverstanden. Um mal die ultimativ realistische Frage zu stellen: Wozu brauchen wir den Quatsch dann überhaupt ?

    Heussens Spruch „nun siegt mal schön“ im Angesicht der damals ersten Bundeswehrsoldaten sei zu deiner Sprüchesammlung noch nachgetragen. „Meine Damen und Herren, liebe Neger“ beim Lübke gibt’s auch noch, aber ist wohl erfunden.

    Egal. Früher war jedenfalls mehr Lametta, sprich: Die BuPräs der frühen Jahre waren weiland durchaus politischer als heute. Lübke wollte Schröder (beim BK Erhard) nicht zum Außenminister ernennen , es gab einen größeren Bohei bis er sich doch dazu überreden ließ.

    https://www.zeit.de/1965/42/darf-heinrich-luebke-minister-schroeder-ablehnen/komplettansicht

    Eine „Ministerkrise“ gab es auch beim Heuss (bezüglich dessen Intimfeind, also Parteifreund, Dehler). Damals war Heuss gegenüber Adenauer in dieser Sache erfolgreich.

    Lübke hat sich ferner deutlich für die Groko ausgesprochen und „konnte“ gut mit Brandt. Die SPD hat es ihm anno 64 mit der Wiederwahl gedankt, indes es in der Union durchaus Vorbehalte gab.

    Heinemann ragt heraus, weil er der bisher einzige BuPrä war, dessen Wahl nicht schon vorher abgesichert war.

    Heutzutage wirkt ja alles rundgelutscht 🙁 , namentlich Steini.

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:22

      Naja, Köhler war jezt auch nicht eben unpolitisch, weswegen er ja dann auch zurücktrat. Und Gauck hat sich auch ziemlich parteiisch und politisch verstanden.

    • R.A. 16. Februar 2022, 18:30

      „Die BuPräs der frühen Jahre waren weiland durchaus politischer als heute.“
      Richtig.
      Insbesondere ist der BuPrä auch gar nicht so machtlos, wie man das bei der inzwischen gewohnten Performance meinen könnte. Aber wenn da halt ein Partei-Apparatschik sitzt, der nur alles abnickt, dann wirkt der Posten überflüssig.

      • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:32

        Ich bin nicht sicher, ob ich einen BuPrä will, der die Möglichkeiten des Amts voll ausschöpft, ehrlich gesagt.

    • Erwin Gabriel 16. Februar 2022, 18:50

      @ Dennis 16. Februar 2022, 16:33

      Okay, einverstanden. Um mal die ultimativ realistische Frage zu stellen: Wozu brauchen wir den Quatsch dann überhaupt ?

      Im Zweifelsfall, um mal ein Gesetz nicht zu unterschreiben?

      „Meine Damen und Herren, liebe Neger“ beim Lübke gibt’s auch noch, aber ist wohl erfunden.

      Echt ist sein Toast „upon the women“ 🙂

    • Ariane 17. Februar 2022, 00:02

      Okay, einverstanden. Um mal die ultimativ realistische Frage zu stellen: Wozu brauchen wir den Quatsch dann überhaupt ?

      Damit irgendjemand die eher unwichtigen Staatsgäste in einem Schloss begrüßt natürlich. Und für die Weihnachtsansprache. Die Regierung soll in der Zeit regieren.

      Steini selbst hält übrigens eigentlich ganz gute Reden, die hört halt nur niemand. Bzw sind die weder rechts genug, um von Springer bejubelt zu werden, noch kontrovers genug, sie zu verurteilen. (was ja eigentlich richtig ist).

      Grundsätzlich halte ich das Gedöns rund ums Präsidentenamt aber für ein bisschen albern, da wird immer Wunder was erwartet. Die sollen ihre vier oder acht Jahre skandalfrei machen und gefälligst nicht zurücktreten oder anderweitig Chaos verursachen und gut ist. Und als nächstes Claudia Roth wählen!

  • cimourdain 16. Februar 2022, 16:37

    3) O armes Restdeutschland, wenn ihr nur zwei Aspekte des facettenreichen politischen Wirkens von Markus dem Vielgesichtigen kennengelernt habt. Da hatten wir Bienen-Söder, Kreuz-Söder, Weltraum-Söder, und so weiter (ganz zu schweigen von ungezählten Corona-Söders). Wahrhaft, selten wurde ein Politiker so gut durch ein Hobby gekennzeichnet wie Markus Söder durch seine unzähligen elaborierten Masken in Veitshöchheim.

    4) a) Es kommt doch darauf an, welche Geschichte erzählt werden soll. Da John McClane genauso in einer Fantasy-Welt lebt wie Gandalf, ist seine Spesenabrechnung ebenso irrelevant.
    b) Du verkürzt ‚Sexy‘ sträflich auf ‚Sex darstellend‘. Besser wäre ‚Erotik hineinbringend‘. Willkürliches Beispiel: In ‚Die Maske des Zorro‘(1998) ist mehr ‚sexiness‘ in einer einzelnen Duellsituation als in (ebenso willkürlich) dem gesamten Film ‚50 Shades of Grey‘. [Lustige Anekdote: Letzterer ist in Frankreich bereits ab 12 freigegeben.]

    5) Der wesentlichere Grund für die Berufung Jennifer Morgans dürfte sein, dass dadurch Greenpeace nicht die Regierungsgrünen von ‚noch grüner‘ her kritisiert. So wie die Gewerkschafter in Vorstandsposition wesentlich zurückhaltender bei Arbeitskämpfen sind.

    7) Was Reden betrifft, legst du die Messlatte sehr hoch. Damit eine Rede dauerhaft in Erinnerung bleibt (und noch dazu über mehr als ein knackiges Zitat hinaus), müssen ja sowohl Presse als auch Bevölkerung diese annehmen und mit Interesse diskutieren. So hat Steinmeier zum 80. Jahrestag von Stalingrad eine (in meinen Augen) höchst respektable Rede gehalten, aber weil sie nicht in den Zeitgeist passt, hat sich keiner interessiert.

    11) Die Crux ist doch die, dass es ein urprogressives Anliegen sein sollte, dass jeder Gehör findet, auch wenn diese*r alt, weiss, männlich ist oder gar andere Ansichten (sogar dummes Zeug) vertritt. Wer das nicht berücksichtigt, verspielt das Recht, sich darüber aufzuregen, wenn z.B. die Republikaner es noch viel ärger (Sasse berichtete) treiben.

    Nachträge: Idee gefällt mir. Vor allem wenn die ganzen Twitter-Fetzen dort landen.

    • Stefan Sasse 16. Februar 2022, 18:25

      3) lol

      4) a) Bei ihm kommt aber auch nichts vor, wo Geld relevant wäre. Um mal ein Gegenbeispiel zu geben: die Serie Sherlock. Nicht nur leisten die sich ohne Beruf ein Top-Flat in London, sondern fahren permanent Taxi. Oder Dexter.
      b) Das meinte ich, drückte mich unklar aus.

      5) Guter Punkt. Umarmungsstrategie.

      7) Genau das meine ich. Und auch die „bekannten“ Reden kennt ja kaum jemand.

      11) Ja.

      NachträgE: Danke für’s Feedback.

      • derwaechter 16. Februar 2022, 23:12

        Sherlock kriegt doch Geld für Fälle die er löst und kommt glaube ich auch aus einer einigermaßen reichen Familie. Zumindest erinnere ich das so aus den Büchern.
        Inwieweit das in der Serie mit Cumberbatch erwähnt wird erinnere ich allerdings nicht.

        • Ariane 17. Februar 2022, 00:24

          Ist schon richtig, dass Geld als Thema einfach untern Tisch fällt. Cumberbatch-Sherlock ist einfach so reich, teilt sich aber zum Geldsparen ne Wohnung mit Watson. Mentalist würde mir auch noch einfallen, der Mentalist macht sich nichts aus Geld, hat aber immer genug, weil er zur Not halt pokert oder so. Außerdem sind das ja diese typischen „Genie“-Serien, die brauchen sich doch um so ein Geld-Gedöns nicht kümmern, die lösen das durch ihr Genie-Dasein! Und ihren Sidekick!

          • cimourdain 17. Februar 2022, 08:22

            Das ist gut beobachtet. Gerade Sherlock Holmes (das Original) ist geradezu der Begründer dieses Topos. Und die von Stefan erwähnten Taxis sind nur die 1:1 Übersetzung der Droschken im viktorianischen London.

          • derwaechter 17. Februar 2022, 10:35

            Habe gerade mal geggoglt und in der Serie wird wohl thematisiert, dass er reich geerbt hat.

            In den Büchern arbeitet er nicht nur pro-bono sondern wird bezahlt. Von reichen Kunden nimmt er mehr, bei anderen weniger oder nichts.

            Ich kann mich, obwohl ich die meisten gelesen habe, nicht an Details erinnern, aber das wird z.B. hier auch so erwähnt: In various stories, if the clients don’t have much, Sherlock only asks for the expenses that come up while solving the case, but when wealthy clients are involved, he charges more.

            https://screenrant.com/sherlock-holmes-rich-money-detective-salary-paid-how/

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:47

          Hab die Bücher nie gelesen. In der Serie arbeitet er pro bono.

          • derwaechter 17. Februar 2022, 09:59

            Die Bücher bzw. Geschichten sind wirklich Klasse finde ich.

            Für speziell interessierte ist es auch sehr unterhaltsam sich die ganz alten Verfilmungen mit Basil Rathbone anzuschauen. Gibt es in voller Länge bei Youtube.

            Obwohl die Filme aus den 30/40gern sind halten einige ihn für den besten Sherlock aller Zeiten.

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 11:49

              Glaub ich, ich bin nur generell nicht so der Krimi-Fan. Aber danke!

              • derwaechter 17. Februar 2022, 13:20

                Wird Zeit deinen Horizont zu erweitern 🙂

    • Ariane 17. Februar 2022, 00:12

      7)So hat Steinmeier zum 80. Jahrestag von Stalingrad eine (in meinen Augen) höchst respektable Rede gehalten, aber weil sie nicht in den Zeitgeist passt, hat sich keiner interessiert.

      Ja, sagte ich eben auch schon. Er hat auch in Israel und nach Hanau ganz tolle Reden gehalten. Dummerweise hab wohl nur ich die gehört. Aber die Kritik bei Steini ist eigentlich echt ein Witz, er hält gute Reden, lebt skandalfrei vor sich hin, außenpolitisch versiert. Der absolut ideale Bundespräsident. Die Leute spielen da immer nur „wünsch dir was“

      4) (ebenso willkürlich) dem gesamten Film ‚50 Shades of Grey‘. [Lustige Anekdote: Letzterer ist in Frankreich bereits ab 12 freigegeben.]

      Boah schrecklicher Film, wollte mal gucken ob ich was verpasse wegen Hype und das ist wie ne Challenge, „wie drehe ich den albernsten, unerotischen Sexfilm?“ Oo

      Vielleicht hat das aber auch etwas mit meinem Alter, bzw der Infantilisierung der Filmbranche zu tun? Bei 50 Shades kam ich mir mind. 15 Jahre zu alt dafür vor und Superhelden gucken zwar viele Erwachsene, aber sie sind ja schon für Kinder/Jugendliche gemacht. Da gibts ja viele Beispiele (teils mag ich das auch, bei Hunger Games zb) Aber das ist auch so ziemlich die erwachsenste Story der letzten Jahre/Jahrzehnte.^^

      Aso Nachträge:
      Gefällt mir auch gut! Und nachdem du mich heute nach einem absolut ungooglebaren Video gefragt hast, kann das eventuell auch gut als Chronik gehen.

      • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:48

        7) Exakt das.

        4) Der Witz ist ja, wie unsexy 50 Shades war 😀

  • Erwin Gabriel 16. Februar 2022, 18:33

    2) Ist es radikal, ein Recht auf Erholung zu fordern?
    … als Eltern von Grundschulkindern empfinden wir, empfinde ich, auch diese Belastung, diese völlige Aushöhlung und Erschöpfung durch den Spagat aus den gestiegenen Anforderungen an die Care-Arbeit und die gestiegenen Anforderungen an Erwerbsarbeit und Alltag, die durch die Pandemie seit zwei Jahren auf uns niederdrücken – ein Druck, der von der Politik noch nicht einmal anerkannt wird, geschweige denn, dass etwas dagegen getan wird.

    Zustimmung. Wird sich auch so schnell nicht ändern, weil einfach die entsprechenden Strukturen zur Entlastung nicht gegeben sind. Unsere Gesellschaft tut sich leichter damit, wenn man blutet; dann kann man ein Pflaster aufkleben oder einen Verband legen, fertig. Ans Innenleben traut sich keiner ran.

    4) Steven Soderbergh on Superhero Movies’ Stunning Lack of Sex and What ‘Contagion’ Got Wrong
    Es ist merkwürdig, wie Filme aus den 1970er und 1980er Jahren wesentlich „sexier“ (im Sinne von: Sex darstellend) waren als heutige Filme.

    Nun ja, „Sex darstellend“ hieß in den allermeisten Filmen der Zeit, dass junge Damen zwischen 20 und 25 ihren Busen blanklegten, bevor sie sich zu Herren zwischen 40 und 50 ins Bett legten. Eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Thema „Sex“ als Element in einer ernsthaften Beziehung ist damals wie heute wohl eher die Ausnahme.

    Gleiches gilt für die Frage von Geld. Mich nerven ehrlich gesagt Geschichten, in denen Geld keine Rolle spielt, obwohl es eine spielen sollte (wenn beispielsweise Cops in ihrer Freizeit irgendwelche Fälle lösen und dabei Spesen anhäufen, die jedem VW-Manager zur Schande gereichen würden).

    Ja, voll albern.

    5) Das steckt hinter Baerbocks Personalien
    Überhaupt, Baerbock. Sie ist für mich eine der positiven Überraschungen des Kabinetts, wenngleich das angesichts der extrem niedrigen Erwartungen nicht unbedingt viel heißt. Aber in letzter Zeit beweist sie echtes politisches Talent, das ich ihr nach dem miserablen Wahlkampf nicht mehr zugetraut hatte. Man sieht, warum sie Vorsitzende der Grünen werden konnte und welches Potenzial in ihr gesehen werden konnte. Dumm nur für die Grünen, dass sie das nach der Wahl macht. – Aber ernsthaft, ihre Inszenierung kann sich mit der von Karl Guttenberg messen, der der letzte Politiker der Bundesrepublik war, der wirklich gute Bilder produziert hat, und das war 2010! Und ihre Personalauswahl beweist, dass sie a) ein Verständnis dafür hat, wie sie ihre (sehr beschränkte) Macht nutzen kann und b) eine klare Linie verfolgt. Ob daraus auch was wird bleibt abzuwarten, aber alleine diese zarten Anfänge hätte ich ihr nicht zugetraut.

    Ich bin da voll bei Dir. Da ist zwar noch nicht Genscher- oder Fischer-Niveau erreicht, aber die waren nach der kurzen Zeit auch nicht so weit.

    Immerhin wird das Maas’sche Niveau derart weit und deutlich übertroffen, dass ich nicht mehr mit dem Gefühl unendlicher Scham und verachtung zur Fernbedienung greifen muss, wenn die deutsche Außenministerin ins Bild kommt.

    6) The Great Climate Backslide: How Governments Are Regressing Worldwide
    Ich bin mittlerweile nur noch pessimistisch, was die Chance angeht, dass wir den Klimawandel auch nur ausreichend mitigieren (aufhalten ist ja eh nur noch ein Traum).

    Hoffnung vs. Lebenserfahrung – habe ich doch schon immer gesagt.

    7) Raus aus dem Schloss!
    Wir kennen genau zwei große Reden, die „8. Mai“ von Weizsäcker und die „Ruck“-Rede von Herzog, und da auch jeweils nur ein Zitat („Der 8. Mai war auch für uns ein Tag der Befreiung“ und „Es muss ein Ruck durch Deutschland gehen“), die weiteren Inhalte der Reden sind völlig unbekannt.

    Ich hab‘ mich geprüft – stimmt. Viel mehr weiß ich auch nicht.

    Gauck gilt als guter Präsident, was er vor allem seiner hervorstechendsten Eigenschaft, nicht Köhler oder Wulff zu sein, zu verdanken hat; …

    Damit tut man Gauck zu viel und Wulff zu wenig der Ehre an. Wulffs Rede vor den Nobelpreisträgern in Davos ist mir deutlich besser in Erinnerung als jede andere Rede jedes anderen Bundespräsidenten.

    8) Sei am besten ätscheil wie Götterspeise – Überlebensstrategien für Untergebene
    Ich finde den Hinweis darauf wichtig, dass Führungskräfte sich in einer Art Dilemma befinden: auf der einen Seite wäre es gut, wenn sie ihren Untergebenen mehr Freiheiten lassen – flache Hierarchien etc. – aber auf der anderen Seite werden sie nach dem Show-Effekt bewertet, den sie selbst mitbringen.

    Du hast keine Erfahrung mit guten Führungskräften, und das prägt Deine Meinung (nicht, dass es sie richtig macht). Das Dilemma siehst Du zu Recht, aber Du analysierst zu schwarz-weiß.

    Ich hatte einst einen Mitarbeiter, der gegen eine Anweisung von mir verstieß: Ich wollte sofort informiert werden, wenn eine Kundenbeschwerde aufschlägt. Nun wies eine Kundin meinen Mitarbeiter, einen Ingenieur, auf einen vermeintlichen Fehler hin. Statt mich direkt zu informieren, versuchte mein Mitarbeiter, immerhin ein Dipl.-Ing., die Kundin mit Floskeln abzuwimmeln. Klappte nicht, da sie auch Ingenieurin war.

    Nach wochenlangem Hin und Her rauschte sie bei uns herein, um den Mann zur Rede zu stellen. Der sich nicht weiter zu helfen, als mich aus einer (zugegeben belanglosen) Besprechung zu holen. So standen wir zu dritt in meinem Vorzimmer, und ich hatte ein Problem an der Backe, dass ich nicht kannte, und zu dem mein Mitarbeiter seit Wochen vergeblich einen Ausweg suchte. Seine Erwartungshaltung an mich war, dass ich jetzt etwas sage und ihn damit aus der Bredouille hole. Immerhin konnte ich in zwei Minuten die Wege ablaufen, für die er Wochen gebraucht hatte, aber es blieb dabei: Die Kundin hatte recht, und bekam Recht.

    Sie war dennoch nicht glücklich, weil sie fast zwei Monate auf eine Entscheidung warten musste, die so auch innerhalb von 30 Minuten nach der ersten Mail hätte kommen können. Mein Mitarbeiter war unzufrieden, weil ich nicht mehr hinbekommen habe als er. Er fing sich allerdings einen Riesen-Einlauf von mir; nicht wegen des Fehlers (kann immer mal passieren), sondern für die Vertuschungsversuche; meine Anweisung war auch zu seinem Schutz erfolgt, nicht, um ihn möglichst früh rundzumachen.

    Diese Anspruchshaltung – geh mir von der Hacke, aber wenn ich ein Problem habe, musst Du es ohne mein Know-how, ohne meine Kenntnisse des Vorgangs in Sekundenschnelle lösen, sonst bist Du als Chef unfähig und ahnungslos – ist umso stärker ausgeprägt, je mehr Freiheiten Du gewährst. Ziehst Du die Daumenschrauben an, kommen die Leute dagegen auch mit dem Scheiß, den sie selbst gut und einfach lösen können.
    Und das ist nur ein kleiner teil der Schnittstelle nach unten; Zoff der Mitarbeiter untereinander, Konkurrenzverhalten von Kollegen auf gleicher Hierarchiestufe und Anforderungen ‚von oben‘ werden von Mitarbeitern nicht als Problem des Vorgesetzen wahrgenommen.

    Das Niveau ist häufig so: Regen ist grundsätzlich für alle Scheiße, weil ich dabei nass werde – viel mehr Nachdenken ist da in der Regel nicht drin.

    Das beißt sich, und dazu kommt oft genug der Kontrollwahn der Führungskräfte, die nicht loslassen können, glauben, alles besser machen zu können und sich im Micromanagent verlieren. Da auf der Lösung dieser Probleme keine Anreize liegen, werden sie auch nicht gelöst, sondern allenfalls mit Manager-Sprech zugekleistert.

    Und solche Aussagen sind dann das Ergebnis, wenn man nur die Mitarbeiter anhört. Die machen nie etwas falsch, und im Zweifel hat der Chef zu viel, zu wenig oder falsch kontrolliert.

    Nicht, dass alle Vorgesetzten taugen – aber von dem Thema, von den Erwartungshaltungen und Anforderungen an Vorgesetzte verstehst Du offensichtlich zu wenig, um Dich kompetent zu äußern.

    11) When protests aren’t progressive
    … denn allzu viele Progressive geben sich einer idealisierten Sicht hin, dass alle Proteste naturgemäß von unterdrückten Menschen kommen, die ihre eigenen Prioritäten teilen.

    Wohl wahr …

    • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:39

      2) Gute Metapher.

      4) Stimmt natürlich, aber auf so was war es ja auch nicht gemünzt. Ich glaube, ich muss da mal was eigenes dazu schreiben.

      5) Exakt. Ich hoffe, R.A. und Stefan sehen dich jetzt nicht als Überläufer ins Lager der Grünen-Fanatiker 😛

      6) Ich würde gerne auflachen, aber dafür ist es zu deprimierend.

      7) Ich bin ein großer Wulff-Fan. Sein Rücktritt ist einer der Schandflecken deutscher Politik- und Mediengeschichte der letzten zehn Jahre. Aber hängengeblieben ist er nicht.

      8) Doch, meine aktuellen Führungskräfte sind große Klasse. Aber ich habe halt sehr viele schlechte und nur sehr wenige gute erlebt. Das färbt natürlich meine Sicht der Dinge, und fairerweise muss ich mir den Vorwurf gefallen lassen, da persönliche Erfahrung zu verabsolutieren. Aber das Abfeiern der ganzen Riege als creme de la creme der Gesellschaft, wie es Stefan hier gerne betreibt, ist halt auch Quatsch.

      • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 12:15

        8) Aber das Abfeiern der ganzen Riege als creme de la creme der Gesellschaft, wie es Stefan hier gerne betreibt, ist halt auch Quatsch.

        Tut keiner. Aber zu den Fakten: Für die Leitung großer Konzerne kommt nur eine sehr kleine, überschaubare Schicht von Managern in Frage. Diese Leute sind begehrt und schwer zu bekommen. Das ist die Expertise von denjenigen, die davon leben, diese Positionen zu besetzen: den Headhuntern.

        Es gibt in Deutschland knapp 4 Millionen Führungskräfte auf 34 Millionen abhängig Beschäftigte. 8,8 Millionen Deutsche zählen sich zur Führungsspitze ihrer Unternehmen. Mit anderen Worten: Vorgesetzter und Führungskräfte sind ein Massenphänomen, es ist der Nachbar, den Du kennst und der ist nicht creme de la creme. Wenn Du also über Führungskräfte motzt, so motzt Du über Dich und Deine Unzulänglichkeiten. 😉
        https://www.brandeins.de/magazine/brand-eins-wirtschaftsmagazin/2015/fuehrung/fuehrung-in-zahlen#:~:text=Anteil%20der%20deutschen%20F%C3%BChrungskr%C3%A4fte%2C%20die%20auch%20im%20Rentenalter,zur%20F%C3%BChrungsspitze%20ihres%20Betriebs%20z%C3%A4hlen%2C%20in%20Millionen.%208%2C8.

        Fakten, Stefan. Einfach sich mal mit denen beschäftigen.

        • Thorsten Haupts 17. Februar 2022, 15:10

          8,8 Millionen Deutsche zählen sich zur Führungsspitze ihrer Unternehmen.

          Aha. Und geschätzt die doppelte Anzahl hält sich für Projektmanager. Und der Teufel ist ein Eichhörnchen. Und ich halte mich jetzt für Napoleon und bestehe daruf, mit „Sire“ angeredet zu werden!

          Gruss,
          Thorsten Haupts

      • Erwin Gabriel 17. Februar 2022, 13:37

        @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 06:39

        4) Stimmt natürlich, aber auf so was war es ja auch nicht gemünzt.
        Dann hatte ich Dich missverstanden.

        5) Ich hoffe, R.A. und Stefan sehen dich jetzt nicht als Überläufer ins Lager der Grünen-Fanatiker
        Ich weiß nicht, ob die so ticken; bin ja auch kein Fanatiker …
        Ich sehe halt auch die Scheinheiligkeiten der Grünen und sehe, dass ein großer Teil ihrer Politik Symbol- und Klientelpolitik ist, der die Gesellschaft den Umwelt- und Klimazielen nicht näherbringt; dass die in den Städten sitzen und Politik machen wollen, die den Menschen auf dem Land schadet, hat sich ja auch nicht geändert.
        Ich halte Özdemir dennoch für einen guten Politiker, mag die Art von Robert Habeck sehr (Ergebnisse habe ich aber noch nicht gesehen), und muss gestehen, dass ich von Baerbocks Auftreten positiv überrascht bin. Ob das nun daran liegt, dass ich dem Vorgänger nur noch tiefe Verachtung entgegenbringe und mir über sein hilfloses Agieren nur ein überaus abfälliges Urteil abringen kann, sei mal dahingestellt – der Unterschied im Auftritt ist schon erheblich.
        Ich fand Steinmeier und Westerwelle nicht schlecht, Gabriel schon nicht mehr so, und über Maas ist halt stets das Beste gesagt, wenn man die Zähne zusammenbeißt und fest die Klappe hält.

        6) Ich würde gerne auflachen, aber dafür ist es zu deprimierend.
        In der Tat. Das ich es vorher wusste, ist nur ein schwacher, aber mein einziger Trost.

        7) Ich bin ein großer Wulff-Fan. Sein Rücktritt ist einer der Schandflecken deutscher Politik- und Mediengeschichte der letzten zehn Jahre.
        Zustimmung. Hab mich oft gefragt, warum, aber von ihm habe ich mich durchaus vertreten gefühlt, aber nie von Köhler, Gauck, Steinmeier o.a. Keine Ahnung, warum das so ist.
        Was mir gefiel; er hat sich damals hinter verschlossen Türen viel Zeit für einzelne Familien genommen, deren Angehörige bei dem gewollten Flugzeug-Absturz in den Alpen gestorben waren. Gauck nahm sich nur ein paar Minuten, und stellte sicher, dass die Kameras ihn dabei im Bild hatten. Fand ich widerlich.

        Aber hängengeblieben ist er nicht.
        Bei mir ist die Lindauer Rede hängen geblieben, die er nach dem 2009er Crash hielt. Fand ich eindringlich.

        8) Doch, meine aktuellen Führungskräfte sind große Klasse.
        Kommt irgendwo nicht so rüber 🙂

        Aber das Abfeiern der ganzen Riege als creme de la creme der Gesellschaft, wie es Stefan hier gerne betreibt, ist halt auch Quatsch.

        Allen Ernstes – ich denke, dass ihr da aneinander vorbeiredet. Du hast vermutlich eher ab Teamleiter aufwärts im Kopf – Leute, die ohne Führungsschulungen befördert wurden, weil gerade kein anderer zur Hand war, die vielleicht aus einer Abteilung an deren Spitze befördert wurden und den ganzen kollegialen Stress mitnehmen, die jede sachliche Kritik erst mal als persönlichen Angriff empfinden, die eigentlich kaum Verantwortung tragen und wenig Konsequenzen erleiden müssen, wenn mal was schiefgeht. etc. Da gibt es viele von, und das sind keine Führungskräfte, sondern Vorgesetzte.
        Stefan Pietsch ist im Mittelstand unterwegs, nicht in Großunternehmen, nicht in Staatsnahmen oder beamtenähnlichen Konstellationen. Hier prägen Unternehmer das Bild, sind viele „an der Macht“, die den laden aufgebaut haben, die Entscheidungen treffen können und wollen, und die – anders als die oben genannten ‚Vorgesetzten‘ – Konsequenzen spüren, wenn sie Fehlentscheidungen treffen. Dann hast Du noch die Klasse der Projekt- oder Produktverantwortlichen, etwa Bauleiter, Werksleiter etc. Das sind Leute, die Dinge am Laufen halten müssen, die im Wind stehen. Die bestehen nur, wenn sie den Job beherrschen und dann weiterwissen und handeln, wenn alle anderen nichts mehr auf der Hand oder im Kopf haben – das wird von einem von 12 Teamleitern in der Personalabteilung von Siemens (oder so) nicht erwartet.
        Da bist Du dann in einer ganz anderen Liga. Und ja, die sind auch meiner Einschätzung nach die Crème de la Crème unserer Gesellschaft. Die übernehmen Verantwortung nicht nur mit dem Mund, sondern durch Handeln, tragen unsere Gesellschaft, und treiben sie an.
        Du wirst Dir nie ein Bild von der Bedeutung solcher Positionen machen können, wenn Du nur auf die Mitarbeiter hörst und schaust. Unser Laden wurde vor ein paar Jahren von einem Unternehmer übernommen. Als eine der ersten Maßnahmen hat er die Betriebsrente gekillt, weil die entsprechenden Rücklagen fast die Hälfte des Ertrags auffraßen; Mordsgeschrei allerorten. Er hat aber auch alle betrieblichen Zahlen offengelegt und mit dem Betriebsrat diskutiert. Wir sind durch seine Modernisierungs- und Sparmaßnahmen so gut durch Corona gekommen, dass wir für letztes Jahr eine Gewinnausschüttung an die Belegschaft haben werden – das erste Mal überhaupt.

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:38

          5) Baerbock sieht halt deswegen so gut aus, weil die Erwartungen nach dem Wahlkampf gleich null waren UND ihr Vorgänger so unterirdisch war.
          Westerwelle – was mir missfiel war gleich anfangs das „Hier wird Deutsch gesprochen!“ und dann die Enthaltung in Libyen.

          7) Wulff wurde Opfer einer Medienhetzkampagne, das kannst gar nicht anders sagen.

          8) Ich versuche generell, nicht von meiner eigenen Arbeitsstelle zu berichten. Das finde ich ungehörig.

          Und ja, gut möglich dass wir da aneinander vorbeireden. 🙂

          • Erwin Gabriel 17. Februar 2022, 17:33

            @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 14:38

            Westerwelle – … und dann die Enthaltung in Libyen.

            Hatten wir ja schon mal, mit Sarkozy und so. Ich bin kein Fan von Despoten, aber Libyen hätte nur Sinn gemacht, wenn man von Anfang an gewollt hätte, einen halbwegs unzivilen, halbwegs brutalen, halbwegs berechenbaren Despoten gegen drei absolut mörderische, tief korrupte islamistische Mörder und Gewalttäter zu ersetzen.

            Westerwelle hatte damals Recht

            • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 21:59

              Er war ja auch nicht dagegen! Meine Kritik ist die Enthaltung. Das ist genau die Art von mieser deutscher Außenpolitik, die wir auch von Maas kennen.

              • Erwin Gabriel 18. Februar 2022, 11:38

                @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 21:59

                Meine Kritik ist die Enthaltung. Das ist genau die Art von mieser deutscher Außenpolitik, die wir auch von Maas kennen.

                Nein. Er hat allen erklärt, warum er dagegen war, und dann keine Entscheidung gegen Verbündete getroffen. Ein Heiko Maas stimmt im Sicherheitsrat für jede Sanktion gegen Israel, und schaute den Ministerpräsidenten mit dem Arsch nicht an. Von so einer kleinen Leuchte ist Westerwelle weit entfernt gewesen; ganz anderes Kaliber, ganz andere Persönlichkeit.

                Wäre der nicht bei der FDP, sondern bei den Grünen gewesen, hättest Du ihn als Außenminister toll gefunden.

        • Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 17:29

          Stefan Pietsch ist im Mittelstand unterwegs, nicht in Großunternehmen, nicht in Staatsnahmen oder beamtenähnlichen Konstellationen. Hier prägen Unternehmer das Bild, sind viele „an der Macht“, die den Laden aufgebaut haben, die Entscheidungen treffen können und wollen, und die – anders als die oben genannten ‚Vorgesetzten‘ – Konsequenzen spüren, wenn sie Fehlentscheidungen treffen.

          Der zweite Teil ist nicht zutreffend. Ich habe in den letzten 20 Jahren vorrangig für von Private Equity (PE) erworbenen Unternehmen und Start-up Strukturierte gearbeitet. Eigentümergeführte Unternehmen sind in meinem Bereich nicht unproblematisch, da die Gründer oft eine starke emotionale Komponente reinbringen.

          PE hat im Mittelstand inzwischen eine sehr dominante Stellung. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, dort arbeiten nüchterne Profis, die schnell im Denken und entscheidungsfreudig sind. Für mich das absolut Beste – ohne die Emotionalität von Eigentümer-Geschäftsführern, strategisch ausgerichtet ohne von Quartalsergebnissen getrieben zu werden.

          • Erwin Gabriel 18. Februar 2022, 11:45

            @ Stefan Pietsch 17. Februar 2022, 17:29


            PE hat im Mittelstand inzwischen eine sehr dominante Stellung. Ich habe nur gute Erfahrungen gemacht, dort arbeiten nüchterne Profis, die schnell im Denken und entscheidungsfreudig sind. Für mich das absolut Beste – ohne die Emotionalität von Eigentümer-Geschäftsführern, strategisch ausgerichtet ohne von Quartalsergebnissen getrieben zu werden.

            Ich kenne PE aus einem Unternehmen, dass 16 % Gewinn erwirtschaftete, und der GF ständig auf die Fresse bekam, weil es keine 25 % waren. jedes Jahr zu Weihnachten musste der Leute feuern, die dann wg. einbrechender Umsätze in der ersten Hälfte des folgenden Jahres wieder eingestellt wurden. Der Ertrag sank von Jahr zu Jahr.

            • Stefan Pietsch 18. Februar 2022, 13:14

              Ja, es sind solche Geschichten, die das Image prägen. Nur habe ich das umkehrt auch erlebt, ein Eigentümer-Geschäftsführer, der sein Unternehmen ausgebeutet hat, den Mitarbeitern Urlaubs- und Weihnachtsgeld strich, während die Firma in der schönsten Corona-Hausse so viel Geld wie noch nie scheffelte und mit dem ich um jeden Cent Bonus für die extrem schlecht bezahlten Mitarbeiter feilschen musste. Als ich seiner Ansicht nach die Regeln (für die Mitarbeiter!) zu großzügig gehandhabt hatte, kam es zum Bruch.

              Das Vorgehen von PE war in der Vergangenheit, in 3-5 Jahren von der Übernahme eine Exit-Strategie zu entwickeln. Dazu wurden Unternehmen mit Reserven und guter Marktpositionierung gekauft, die Bilanz betriebswirtschaftlich getrimmt (Reduzierung von Working Capital) und eine Story der Prosperität gestrickt. Schlecht bezahlte Mitarbeiter machen sich da nicht besonders, kann aber dazukommen. Vor allem heute allerdings ist die Bindung von qualifiziertem Personal ein äußerst kritischer Punkt, der in jedem Risikobericht Erwähnung findet.

              Inzwischen bemerke ich einen Strategiewechsel. Beteiligungen werden tendenziell länger gehalten und die potentielle Wertsteigerung wird nicht mehr (allein) durch Merger angestrebt. Ist aber nur ein Ausschnitt, den ich sehe. Generell bin ich mit sehr vielen PEs zusammengekommen und sei es, dass man sich nur unterhalten hat.

          • Thorsten Haupts 18. Februar 2022, 13:55

            Wie Erwin Gabriel völlig richtig anmerkt – PE gibt´s in durchaus verschiedenen Geschmacksrichtungen …

            Gruss,
            Thorsten Haupts

  • Skythe 17. Februar 2022, 08:57

    Bei 11 würde ich in zwei zentralen Punkten widersprechen:

    1. Ich würde bezweifeln, dass sich Linke über die Trucker in Kanada oder Querdenker auf berliner Straßen aufregen, weil die sich als konservativ sehen. Ist mir doch völlig egal, ob die gegen Trudeau gestimmt haben. Ich rege mich über Nazis und Idioten auf, weil sie aus meiner Sicht für falsche oder gefährliche Dinge auf die Straße gehen.

    Woher kamen denn die Leute, die als SA Aufmärsche veranstaltet haben? Nicht aus der Oberschicht.

    2. Du hälst seine (alte) Idee, gutinformierte Arme würden tatsächlich mitunter Republikaner, CDU und FDP wählen, für sinnvoll? Das halte ich auch 2022 immer noch für äußerst gewagt. Warum sollten sie das tun, wenn deren Wahlprogramme und Track Records auf Reiche ausgerichtet sind? Kannst du das irgendwie begründen?

    • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 11:03

      1) Ja, aber das heißt doch letzten Endes nur: ich rege mich über Protest auf, dessen Ziele ich nicht teile. Was völlig normal ist.
      2) Klaro, in einem Wort. Identitätspolitik. Diese linke Idee, dass die Leute nur „rational“ nach Einkommen wählen, ist einfach Quatsch. Dann müsste ich CDU oder FDP wählen. Tue ich offensichtlich aber nicht.

      • Thorsten Haupts 17. Februar 2022, 15:18

        Zu 2)
        Selbst das halte ich für eine Deforamtion professionelle :-). Was ich schon an Begründungen gehört habe, warum man eine Partei wählt (oder nicht), lässt einen wirklich am Prinzip der Demokratie zweifeln. Frei nach Churchill … Weshalb ich ja auch nur noch a la Popper für Demokratie bin – es ist halt die einzige bekannte Regierungsform, die einen friedlichen Herrschaftswechsel auf Wunsch einer Bevölkerungsmehrheit ermöglicht.

        Gruss,
        Thorsten Haupts

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 21:54

          Klar. Deswegen wäre ich vorsichtig, da immer die große „die Bevölkerung wird verdummt!“-Keule rauszuholen. Die Leute können eigenständig wählen, und dass sie das oft aus aus unserer Sicht dummen Gründen tun ändert ja daran nichts. ^^

      • Erwin Gabriel 17. Februar 2022, 17:27

        @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 11:03

        Dann müsste ich CDU oder FDP wählen. Tue ich offensichtlich aber nicht.

        Ja, müsstest Du …
        Was stimmt nicht mit Dir 🙂

        • Stefan Sasse 17. Februar 2022, 21:56

          Ich bin einfach ein zu guter Mensch.

          • ErwinGabriel 22. Februar 2022, 13:33

            @ Stefan Sasse 17. Februar 2022, 21:56

            Ich bin einfach ein zu guter Mensch.

            Das rief nach einem naheliegenden Wortspiel 🙂

            gut gemeinte Grüße
            E.G.

  • Johnson 17. Februar 2022, 17:32

    „It would be simple for the IRS to simply calculate your taxes for you if you have a simple return.“

    That’s a lot of use of the word ’simple‘ in a simple sentence. You almost get the impression that the author is a simpleton…and to keep with the theme set here, it’s just as simple for me to calculate my own taxes if I have a simple return (which I usually do) as it is for the IRS. And simply to be clear, I don’t want the IRS to „calculate“ my taxes for me, for the simple reason that after they are done with that and send me my assessment/return I would still have to calculate my return and check they did it a) correctly, and b) in the manner most advantageous for me (maximizing my return or minimizing my amount owed). So this simply doesn’t save me any time (or money – I pay my accountant to do my taxes) and complicates the process if I need to dispute my return calculated by the IRS after I have run my own calculations. It also doesn’t save the IRS any resources or make their process simpler as their help lines will be just as tied up, only now with angry or confused tax payers inquiring about their tax returns calculated by the IRS.

    In regard to the other claims made by the author – my hair is very much intact, tax season or no (you simply either spend $45 on the current version of TurboTax or H&R Block software etc. and run it yourself in an hour or two; or $150 to $200 on the accountant you trust).

    And this author must really be a simpleton if he actually believes that the IRS employees that process your simple personal tax return are the same ones that „investigate rich people“.

    • Thorsten Haupts 17. Februar 2022, 21:59

      Simplify your life, Sir. Start every and any comment with the opening line „Stefan Sasse is always wrong regading the USA“. Simple as that :-).

      Regards,
      Thorsten Haupts

      • Johnson 17. Februar 2022, 23:10

        That would be a simple solution to the issue. 🙂 I have been considering doing just that, but I felt it might be a tad rude.

        How about though: Mr. Sasse is simply wrong about the USA most of the time?

  • cimourdain 18. Februar 2022, 10:18

    Nachdem das hier zum Filmforum avanciert, hier ein kleiner Tip an Interessierte:
    ‚Don’t look up‘ hat mir sehr gut gefallen. Es ist eine (bitterböse) schwarze Politsatire a la ‚Dr. Strangelove‘ oder ‚Wag the Dog‘ mit Starbesetzung.

    • Stefan Sasse 18. Februar 2022, 10:40

      Ich fand ihn okay, aber voll begeistert hat er mich nicht.

      • Dobkeratops 18. Februar 2022, 12:28

        Ging mir ähnlich. Ich fand die Satire etwas zu holzhammermäßig und man hätte den Film deutlich straffen können und sollen, was aber ein Problem ist, das tendenziell viele jüngere Filme haben. Letztlich hat mich die außergewöhnlich hochkarätige Besetzung bei der Stange gehalten. Ohne die hätte ich den Film wahrscheinlich nach der Hälfte ausgeschaltet.

        • Stefan Sasse 19. Februar 2022, 13:49

          Ja. Er fand auch seinen Ton nicht. Sollte das Satire sein oder Drama? Beides zusammen geht echt schlecht.

    • Stefan Pietsch 18. Februar 2022, 11:55

      Nein, keineswegs. Erstens merkt der Zuschauer dauernd, dass der Film eigentlich zu einer anderen Zeit entstanden ist, als nämlich Donald Trump US-Präsident war. Zweitens ist die Kernbotschaft zwar schnell plaziert, danach dreht sich die Geschichte aber um Albernheiten und weiß nicht so recht, was er werden will. Damit ist er dann drittens viel zu lang geraten, eine halbe bis dreiviertel Stunde hätten problemlos gekürzt werden können. Der Spannungsbogen bricht mittendrin ab. Und viertens ist das Ende Kindergarten, so dass ich mich gefreut habe, endlich abschalten zu können.

Leave a Comment

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.