Ostdeutsche Kinder lernen etwas europäische Gräber im neuen AfD-LEGO-Set – Vermischtes 12.07.2021

Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Sie werden mit einem Zitat aus dem Text angeteasert, das ich für meine folgenden Bemerkungen dazu für repräsentativ halte. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist meist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels erforderlich; ich fasse die Quelltexte nicht noch einmal zusammen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten.

1) »Vertiefte Grundskepsis« bei vielen Ostdeutschen gegenüber Politik // Tweet

This is not to discount the deaths of children altogether. Of course, it would have been better if each and every one of the First Nations tykes Christianized by the union of Church and state had lived a long and happy life. But it is absolutely to discount the blame fixed on the Church by vicious opportunists. If anyone is at fault here—and the residential school system, for all the good of its evangelizing purpose, was hardly without flaws—it is, without a doubt, the secular authority. Had the Canadian government, which in word endorsed the Christian mission of the residential schools, upheld that word in deed by providing the funding which Church authorities repeatedly said was necessary for adequate operation, living conditions could have been improved and a great many premature deaths avoided. […] But this failure of the secular authority to sufficiently serve the Church does not in any way indict that Christian mission. And make no mistake, the residential schools were first and foremost Christian. […] Likewise, the certain fact that souls were saved by the missionaries, the enduring belief of Christians that the Gospel is true and must be spread, is paramount; everything else is secondary. […] Whatever good was present at the Ossossané ossuary—where those who had not yet encountered the fullness of Truth honored their dead as best they knew how—is increased a thousandfold in the cemeteries of the residential schools, where baptized Christians were given Christian burials. Whatever natural good was present in the piety and community of the pagan past is an infinitesimal fraction of the grace rendered unto those pagans’ descendants who have been received into the Church of Christ. Whatever sacrifices were exacted in pursuit of that grace—the suffocation of a noble pagan culture; an increase in disease and bodily death due to government negligence; even the sundering of natural families—is worth it. (Declan Leary, The American Conservative)

Ich habe die Enthüllungen über die indianischen Massengräber im vorletzten Vermischten besprochen. Als ich diesen Artikel las, erwischte ich mich permanent dabei, darauf zu hoffen, es möge sich um Satire handeln. Aber das ist keine Satire. Diese fundamentalen Spinner meinen das Ernst. Man steht mit völliger Fassungslosigkeit, wie dieses Gesindel es wagt, die Verantwortung dem „säkularen Staat“ zuzuschreiben, weil der die Kirchen nicht mit allem versorgt habe – die gleichen Kirchen, die sich jede Einmischung in ihre Angelegenheiten verbieten und Verbrechen um Verbrechen decken. Diese Leute sind gefährlich, sie sind abstoßend, sie sind einfach nur böse. Wenn irgendwo Moralisieren angebracht ist, dann wohl hoffentlich hier.

5) The EU Cannot Save Us

The EU leaders and the leaders of Hungary and Poland live in different realities. They are using different languages – metaphorically speaking. It just follows that what the EU can do is not reverse the changes, not even to improve the already lost judicial independence or increase compliance with the rule of law and human rights commitments. Revising procedures, strengthening the protection of the values of the EU, and trying to make them more enforceable are for the future, for autocratic leaders to be. On the other hand, I do not see how these new political and legal mechanisms could help if these autocratic leaders to be do follow the Polish (and Hungarian) example: gradually transforming their systems through (formal and) informal constitutional changes, based on democratic legitimacy won in (initially) fair and competitive and free election(s), abusively invoking national sovereignty arguments (or their constitutional identity) at both political and legal level, maintaining their support with right-wing populistic rhetoric, always being one step ahead of the reactions to their wrongdoings. Political measures coming from the EU would be counterproductive. These would be communicated as attacks from Brussels and would trigger more severe defense using national sovereignty or constitutional identity narratives (as it happened in the EU-Polish „dialogue” on the judicial reform). Legal measures would be ineffective, too: the „value-oriented” EU law infringement procedures will not make these governments rectify their infringements but could result in the same political response: non-compliance and pushing the limits even further. (Tímea Drinóczi, Verfassungsblog)

Ungarn ist mittlerweile, fürchte ich, verloren (man sehe sich nur dieses leider alltägliche Beispiel an, oder die Anti-EU-Hetze des Landes). Die EU hat aber tatsächlich keine Lösung für das von Drinòczi angesprochene Problem: non-compliance. Während noch jedes Investitionsabkommen vor der WTO einklagbar ist, wo drakonische Milliardenstrafen verhängt werden, ist die EU unfähig, auch nur ein Fitzelchen zum Schutz der Demokratie hinzubekommen. Wenn es aber möglich ist, Staaten zu zwingen, Unternehmen Milliarden auszubezahlen, ist nicht einsichtig, warum es nicht gelingen sollte, dieselben Staaten zu verpflichten, die Demokratie nicht zu zerstören. Es ist der fehlende Wille der Beteiligten.

6) Wer profitiert, wer verliert // Tweet

Wahlkampf? Manche Bürger halten dieses politische Großereignis für eine fade Sache. Die etablierten Parteien unterscheiden sich doch kaum, finden sie. Schwer, sich überhaupt für eine zu entscheiden – so die Ansicht. Doch für den Wahlkampf 2021 stimmt das nicht. Das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) hat für die Süddeutsche Zeitung berechnet, was zentrale Vorschläge der Parteien für den Geldbeutel der Bürger bedeuten. Und siehe da: Die Unterschiede sind gewaltig. (Cerstin Gammelin/Alexander Hagelüken, SZ)


Was diese Steuerpläne besonders gut zeigen ist in meinen Augen, dass die ihr vielfach zugesprochene Wirtschaftskompetenz und Seriosität der CDU eine reine Mirage ist. Die CDU will die Steuern für ALLE senken, will keine Ausgaben kürzen, will für den Klimaschutz investieren und keine neue Schulden aufnehmen und alte Schulden abbauen. Das ist reine Fantasie. Es ist komplett unehrlich, und aus mir völlig unerfindlichen Grünen kommen sie mit dem Blödsinn durch.

Davon abgesehen ist es natürlich wieder beeindruckend, wie CDU und FDP Steuergeschenke für die Reichen beschließen. Wenig überraschend natürlich, dass die linken Parteien die Steuern der Reichen erhöhen wollen – nicht, dass das sonderlich sinnvoll wäre, schließlich ist das größte Problem nicht über die Einkommenssteuer greifbar – aber es spielt halt in der Wählerschaft politisch gut. Wie problematisch die Definition von „reich“ ist, haben wir ja in den Kommentaren auch schon besprochen. Solange Vermögen und Kapitalerträge nicht vernünftig miterfasst werden, ist das alles nicht zielführend.

7) BMW und VW müssen 875 Millionen Euro Strafe zahlen

Es waren gewaltige Vorwürfe, die die deutsche Industrie erzittern ließen: Im Juli 2017 wurde bekannt, dass die EU-Kommission ein Kartell der deutschen Autobauer vermutet. Es ging unter anderem um Abgasreinigungsanlagen: Gemeinsam hätten die deutschen Autobauer Volkswagen inklusive der Töchter Audi und Porsche sowie Daimler und BMW Partikelfilter für Benzinmotoren verhindert, aber auch dem Dieselskandal den Weg bereitet. Mitarbeiter der EU durchkämmten in der Folge gewaltige Datenmengen aus den Konzernen auf der Suche nach Indizien und Beweisen. […] BMW müsse deshalb ein Bußgeld in Höhe von 373 Millionen Euro zahlen, der VW-Konzern, der sich als zweiter Kronzeuge selbst angezeigt hatte, bekommt einen Rabatt und zahlt 502 Millionen Euro. Daimler muss nichts zahlen, da der Konzern erster Tippgeber war in dem Verfahren. Die Hersteller verweisen indes darauf, dass die besprochenen Verfahren niemals umgesetzt worden seien – was aber nicht vollständig hilft, weil allein die entsprechende Diskussion als illegale Verabredung gilt. (Max Hägler/Klaus Ott, Süddeutsche Zeitung)

Angesichts dessen, dass VW (!) 2020 einen Reingewinn von 12 Milliarden Euro eingefahren hat, sind diese Zahlungen eher eine Aufforderung, auch künftig kriminelle Geschäfte zu machen. Der einzige Vorteil aus der Affäre ist, dass sich die Unternehmen panisch alle gegenseitig verraten haben und nun nicht mehr vertrauen. Zumindest ist es das, was sie öffentlich sagen. Vielleicht erschwert das die nächste Verbrechenswelle, aber ich würde nicht darauf wetten. Dafür geht es um zu viel Geld.

8) Trump Country Rejects Vaccines Despite Growing Delta Threat

Two Americas have emerged from the growing vaccination gap. In one, dominated by states that Biden won in the November election, most adults got their shots and daily life is rapidly returning to normal, with assurances from health officials that the worst is over. But in the other — overwhelmingly Trump country — fewer adults are vaccinated and health officials fear that the new, more transmissible delta variant, first observed in India, is driving a surge of cases, hospitalizations and deaths. […] A stark partisan divide over the virus has emerged: a Gallup poll last week found that 57% of Republicans say the pandemic is over, compared with 4% of Democrats. […] Davis’s resistance to vaccination isn’t rooted in her politics, but some health officials in the region wonder whether Biden inadvertently hamstrung himself by setting his July 4 target. “There’s a part of me, in thinking through this — are there folks who are still going back to the election results and saying, ‘you know what, the current administration set a goal so we’re going to do our part to make sure they don’t hit their goal?’” said Craig McCoy, a former paramedic who’s president of Mercy Springfield Communities […] (Josh Wingrove, Bloomberg)

Es ist kompletter Irrsinn. Die Republicans in den Red States behindern aktiv (!) die Impfkampagne, was wieder zehntausende von Opfern – durch Tod, schwere Krankheit und/oder langfristige Nebenwirkungen – fordern wird, von der Weiterverbreitung der Pandemie einmal ganz abgesehen. Dank FOX, der republikanischen Prawda, wird diese Botschaft kontinuierlich in die Zuschauenden gehämmert. Diese bewusste Gefährdung von Menschenleben, so sieht Populismus aus. Aber die Republicans verstehen eben, anders als die abgehobenen Küsteneliten, die Sorgen und Nöte der ruralen Bevölkerung ohne Krankenversicherung.

9) Senate Democrats: Go Ahead, Scrap the Filibuster

The ultimate irony, however, and the real pitfall for Democrats lies elsewhere. A padded, filibuster-free Republican Senate majority stemming from their opponents’ potentially looming misstep could, in combination with a Republican House majority and president, be used after 2024 to pass the kinds of sweeping legislation that President Trump agitated for back in 2017 and 2018. Such victories are improbable otherwise: even with a 59 seat Senate majority (one seat short of being filibuster-proof) and control of the House, Democrats struggled to pass the bulk of their agenda during Obama’s first two years in office. Republicans who patiently await public policy triumphs of the sort that have evaded the party time and time again since the dawn of the New Deal should be salivating as they watch Democrats naively edge closer to the grand trap they are setting up for themselves. Like the nomination of George McGovern in 1972, eliminating the filibuster would be little more than a symbolic pyrrhic victory for the hard-left. Television pundits and grassroots activists would cheer on the move and commend moderate Democrats for “growing a spine” only to be left scratching their heads asking what went wrong when election day comes around and Democrats lose their Senate majority after two years of little to no substantive legislative achievements. All the while, Republicans would be wise to reflect upon the old adage attributed to Napoleon Bonaparte: “Never interfere with an enemy in the process of making a mistake.” (Milton Zerman, The American Conservative)

Zerman macht früher im Artikel den Punkt, dass die Democrats auch ohne den Filibuster nicht in der Lage wären, die notwendige 50-Stimmen-Mehrheit für ihre politischen Unternehmungen zusammenzubekommen. Diesen Punkt halte ich für wesentlich relevanter als die obigen, zu denen ich gleich kommen will. Tatsächlich brauchen die Democrats die Stimmen von Siema und Manchin, so oder so. Und die haben sie meistens nicht. Das spricht aber nicht für die Beibehaltung des Filibuster.

Denn erstens erlaubt dieser es gerade, dass Manchin und Siema (als pars pro toto) sich effektiv hinter der undemokratischen Notwendigkeit von Super-Mehrheiten verstecken, und zweitens ist das Argument Kokolores, die Republicans könnten dann 2024 durchregieren, weil die Democrats ihn abgeschafft hätten. Als ob die auch nur eine Sekunde zögern würden, das selbst zu tun! Man hört dieses Argument ständig, als ob die 50-Stimmen-Mehrheit, die die Abschaffung erfordert, nur für die Democrats gälte.

Die GOP kann mit derselben Mehrheit 2024 den Filibuster abschaffen und dann machen was sie will. Und ich weiß genau, wer dann doof aus der Wäsche schauen würde und sich fragen, warum die andere Seite nicht fair spielt. Niemals würden sich Republicans von den „Traditionen“ des Senats an ihrer radikalen Agenda hindern lassen. Was sie bisher abgehalten war, dass sie keine Mehrheiten gebraucht haben, weil sie eine rein destruktive Kraft sind. Aber das kann sich ändern.

10) Tweet


Wie bereits hier in Fundstück 9 angesprochen ist diese Ausrede komplett haltloser Unfug. LEGO macht ein politisches Statement, so oder so. Wenn sie ihre autozentrische Stadtgestaltung unverändert beibehalten, legen sie sich ebenso politisch fest wie wenn sie anfangen, Radwege in ihre Städte zu bauen. Dass es mit LEGO City, das stark auf die „Gangster vs. Polizei“-Dynamik setzt, wenig spannend ist, Fahrräder einzubauen – LEGO verkauft hier gepanzerte Trucks, Sportwagen, Helikopter etc. – ist völlig offensichtlich. Aber das ganze „unpolitisch“ zu nennen ist Heuchelei.

11) Er lässt die AfD nicht mitspielen

Die Gespräche über die Bildung einer Allianz nahmen nach und nach Konturen an. Erste Entwürfe eines Manifests machten die Runde. Bald öffnete sich der exklusive Dreierclub aus ungarischer Fidesz, polnischer PiS und italienischer Lega, weil kleinere Parteien unruhig wurden und ihre Berücksichtigung einforderten, berichtet ein Teilnehmer der Gespräche gegenüber t-online. Hinzustießen der Rassemblement National (RN) die Fratelli d’Italia und die spanische Vox. Wieder nicht dabei: die AfD. […] Dabei ist Meuthen, so scheint es, gar kein Vorwurf zu machen. Im neuen Bündnis reden sie gut über ihn, insbesondere bei der Lega und dem Rassemblement National hat Meuthen Sympathien. […] Doch der AfD-Chef ist auch nicht das Problem, seine Partei ist es. Genauer: jene Teile um den Rechtsaußen Björn Höcke, die sich auf dem AfD-Parteitag im April mehrheitlich für den deutschen EU-Austritt ausgesprochen haben. „Die EU muss sterben, wenn Deutschland leben will“, sagte damals ein Redner. Der Dexit wurde offizielle Parteilinie der AfD – und zum Sargnagel für Meuthens Europapläne.  […]  „Wenn ich die Bismarck-Lobreden von Alexander Gauland höre oder so manche Äußerungen von Björn Höcke, dann bin ich skeptisch, dass die Partei in naher Zukunft so weit ist“, sagt Krasnodebski. Zudem sei das Russland-Bild der Partei aus polnischer Sicht verstörend. „Wir können nicht akzeptieren, dass jemand Putin verehrt.“ (Daniel Mützel, t-online)

Ich finde es immer wieder faszinierend, wie solche Dynamiken gegenläufig sein können. Was der AfD hier half, das rechtsradikale Spektrum hinter sich zu vereinigen, ist ihr in der EU ein Klotz am Bein. Zudem bahnt sich damit ein ähnliches Problem für die AfD an wie für die LINKE: selbst wenn die Partei sich irgendwann zu Demokratie und Rechtsstaat bekennt, wie das die LINKE mittlerweile tut, und ihre Vorstellungen ein wenig modereriert, wäre die Außenpolitik ein unüberwindbares Hindernis für das geliebte Bündnis mit der CDU (oder ein Dreierbündnis mit der FDP, um die R2G-Parallele zu vervollständigen).

Wie schließlich sollten die bürgerlichen Parteien auf Bundesebene ein Bündnis mit einer Partei schließen, die einerseits sämtliche ihrer Verbündeten in der EU antagonisiert und andererseits „Freundschaft“ mit Russland gegen die osteuropäischen Nachbarn und einen Austritt aus der EU fordert? Da mögen sich die Abgeordneten beim Kampf gegen den Genderstern und für die Kürzung des Sozialstaats noch so sehr die Hand reichen können. Ich hoffe daher, dass die AfD sich da richtig schön weiter in die Ecke manövriert und nicht in der Lage ist, diesen „Klotz am Bein“ loszuwerden. Das bewahrt uns dann mittelfristig erstmal vor dem Laden.

{ 86 comments… add one }
  • Nikolai 12. Juli 2021, 08:57

    Zu 6) In den Twitter-Kommentaren wird zurecht gefragt, warum denn bei den Grünen beim Einkommen von 300k netto ca. das Gleiche rauskommt, wie bei einem Einkommen von 120k. Die Antwort ist, dass anscheinend bei bestimmten Einkommen auch von mehr oder weniger großen Vermögen ausgegangen wird, in dem Fall von 5 Mio. D.h. deine abschließende Aussage ist zwar nicht grundsätzlich falsch, aber in diesem Kontext tatsächlich nicht gänzlich korrekt.

  • sol1 12. Juli 2021, 12:44

    11) Das ganze wird noch krasser durch die Rede, die der Vorsitzende Tino Chrupalla gerade inMoskau gehalten hat und die sich gestern Matthias Kamann in der „Welt am Sonntag“ (S. 6) genauer angeschaut hat:

    /// Chrupalla, der mit Fraktionschefin Alice Weidel das AfD-Spitzenduo für die Bundestagswahl bildet, gab Aversionen gegen den Westen kürzlich in Moskau zu erkennen. Bei einer „Sicherheitskonferenz“ mit Russlands Verteidigungsminister Sergej Schoigu rückte Chrupalla die Wiederherstellung der Demokratie in Westdeutschland nach 1945 in die Nähe der Nazi-Propaganda während des Vernichtungskriegs gegen die Sowjetunion. Er sagte wörtlich in Moskau: „In dem Krieg,der hierzulande ‚Großer Vaterländischer Krieg‘ genannt wird, startete die deutsche Seite eine Flugblatt-Propaganda-Kampagne, um Soldaten zur Desertion zu bewegen und die russische Bevölkerung zu demoralisieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg traf die Psychologische Kriegsführung der Alliierten (besonders von Seiten der Amerikaner) dann die Deutschen. Die ‚Reeducation‘ hatte nachhaltige Auswirkungen auf unsere nationale Identität und Kultur.“ Über die Ostsee-Pipeline Nordstream 2, die die USA und viele EU-Partner kritisieren, sagte Chrupalla: „Gezielte Desinformation und Manipulation werden von unseren Partnern genutzt, um ihre eigenen strategischen Interessen durchzusetzen.“ ///

    https://www.welt.de/politik/deutschland/plus232426073/Rede-in-Moskau-Chrupalla-vergleicht-Politik-der-Alliierten-nach-1945-mit-Nazi-Propaganda.html (Paywall)

    Die Schlammschlacht ist auf Twitter bereits im vollen Gang:

    https://twitter.com/Steinhoefel/status/1414292466631651336

    • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 14:51

      Ich wüsste auch nicht, wie man solche Äußerungen „versehentlich“ tätigt. Das sind Rechtsextremisten, die Revisionismus betreiben.

    • Thorsten Haupts 12. Juli 2021, 19:07

      Für Leute, die sich in der ganzen Szene nicht so auskennen, ist Steinhöfel übrigens ein bis heute zuverlässiger Radikalenindikator. Im Sinne von – rechts von ihm sitzen tatsächlich nur noch Rechtsradikale und -extremisten. Wenn der sich so deutlich äussert …

      Gruss,
      Thorsten Haupts

  • Stefan Pietsch 12. Juli 2021, 13:15

    1) »Vertiefte Grundskepsis« bei vielen Ostdeutschen gegenüber Politik

    Frauenmangel. Jede Gesellschaft verroht, wenn das Geschlechterverhältnis stark kippt.
    https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/neue-studie-frauenmangel-fuehrt-zu-fremdenfeindlichkeit-39316025.html
    https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/frauenmangel_aid_114475.html

    In den neuen Bundesländern sucht jeder siebte junge Mann vergeblich nach einer Frau. Auf 100 Männer im Alter von 18 bis 29 Jahren kommen statistisch gesehen nur 86,5 Frauen. Das ergab eine im vergangenen Jahr veröffentlichte Untersuchung der Universität Greifswald.
    „Was da auf uns zukommt, ist wie ein Hurrikan, der auf die Küste zurast“, warnte Bernhard Nauck, Soziologe an der Technischen Universität Chemnitz. In der Tageszeitung „Die Welt“ erklärte der Wissenschaftler „In sechs bis sieben Jahren werden sich im Osten zwei Männer um eine Frau bemühen müssen, das ist sicher.“

    Die Bedeutung von Sex und Geschlechterbeziehungen spielen in Deinen rein über politische Empörung gesteuerten Artikeln keine Rolle. So wirst Du Dich vielen gesellschaftlichen Problemen nicht wirklich nähern können.

    2) Sind Kinder keine Menschen?

    Ist die Kinderfeindlichkeit naturgegeben oder in unserer Kultur verankert? Wieder willst Du den Kern eines Problems nicht sehen: In den Siebzigerjahren beklagte kaum jemand Kinderfeindlichkeit, der Staat hielt zahleiche ad hoc-Geschenke für Familien bereit. Aber wenn Kinder (wie oben Frauen) in einer Gesellschaft praktisch nicht vorkommen, wie sollte man sie mitdenken? Die meisten Spitzenpolitiker, angefangen bei der Kanzlerin über die Minister, sind kinderlos oder längst aus dem Elternsein raus.

    Wer kein hohes Einkommen hat, sieht Steuerbelastungen als vernachlässigbar. Wer keine Kinder hat, denkt nicht an Spielplätze und den Bewegungsdrang von Kindern. So einfach ist das.

    6) Wer profitiert, wer verliert

    Tarik Abou-Chadi ist Politologe. Es ist auch nur bedingt sinnvoll, zum Wahrsager zu gehen, wenn man etwas über seine Karrierechancen wissen will. Die Grünen packen die Kosten ihrer ganzen Wünsch-Dir-was-Programme in einen Fonds, dessen Höhe sich nicht mal näherungsweise benennen wollen oder können (wahrscheinlich beides). An anderer Stelle wollen sie 0,5 Billionen Euro zusätzlich an Schulden aufnehmen, um Investitionen zu finanzieren. Das Ganze ist dann, wie sie in gespielter naiver Offenheit bekennen, abhängig von der Zustimmung aller relevanten Parteien in Deutschland, Opposition inklusive. In der Fußnote (auf die Grüne sonst verzichten) steht dann: seriös finanziert.

    Laschet hat darüber hinaus am Wochenende angemerkt, dass für Steuersenkungen kein Raum wäre. So viel zu den von Linken gerne verbreiteten Fake News.

    11) Er lässt die AfD nicht mitspielen

    (..) selbst wenn die Partei sich irgendwann zu Demokratie und Rechtsstaat bekennt, wie das die LINKE mittlerweile tut, (..).

    Die LINKE hat gerade eine Extremistin zu ihrer Vorsitzenden gewählt und manche haben unwidersprochen von der Parteiführung Gewaltfantasien. Irgendwie sehen für mich Bekenntnisse zu Demokratie und Rechtsstaat anders aus.

    • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 14:56

      1) Wie erklärst du dir dann die Ausschreitungen Anfang der 1990er Jahre? Das hat ja nun schon 30 Jahre Tradition. Wie ich auch schrieb, einem monokausalem Ansatz traue ich nicht. Und btw, Männerüberschuss, wenn. Frauenüberschuss hat bislang noch nie zu Gewalt geführt.

      2) Na, sorry, da geht es nicht nur um finanzielle Zuwendungen. Mir geht es um eine gesamtgesellschaftliche Haltung, und die war schon zu meiner Kindheit so.

      6) Meine Güte, bist du tief im Sumpf der Parteilichkeit versunken. Du nimmst echt jeden Spin begeistert auf. Inklusive Schlagworten wie „Fake News“.

      11) Ich muss zuheben ich beschäftige mich mit der Partei kaum mehr. Das wären ziemlich böse Rückschritte. Bis vor kurzem zumindest galt das noch.

      • Erwin Gabriel 12. Juli 2021, 15:39

        @ Stefan Sasse 12. Juli 2021, 14:56

        Wie ich auch schrieb, einem monokausalem Ansatz traue ich nicht.

        Nur den einen Grund gibt es auch nicht.

        Frauenüberschuss hat bislang noch nie zu Gewalt geführt.

        Ein Beleg für genetische Unterschiede 🙂

        • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 16:01

          Ein Beleg für kulturelle Prägungen.

          • Erwin Gabriel 13. Juli 2021, 12:27

            @ Stefan Sasse 12. Juli 2021, 16:01

            Ein Beleg für kulturelle Prägungen.

            Definitiv nicht nur.

            • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:37

              Nö, sicherlich nicht. Ich wollte dir auch nur zeigen dass das alles ist, aber kein Beleg 😉

              • Erwin Gabriel 14. Juli 2021, 15:18

                @ Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:37

                Nö, sicherlich nicht. Ich wollte dir auch nur zeigen dass das alles ist, aber kein Beleg

                Schau Dich einfach mal bei Mutter Natur um.

      • Stefan Pietsch 12. Juli 2021, 15:45

        1) Erstens war der Brain Drain, insbesondere der von jungen Frauen, damals schon im Gange. Bereits Mitte der Neunzigerjahre war das Geschlechterverhältnis deutlich gekippt, das ist keine neue Erscheinung. Als ich in der Wirtschaftsprüfung anfing, traf ich einige junge Frauen aus Ostdeutschland, die dort keine Zukunft für sich gesehen haben, aber keine jungen Männer aus der Region.

        Zweitens haben die DDR-Bürger Liberalität nicht gelernt. In einer Phase totaler Transformation mit hohen Arbeitslosigkeiten steigt die Zuwanderung von Billigarbeitskräften vom Balkan, aus dem Maghreb und aus Osteuropa. Was erwartest Du da?

        Nehmen wir an, 2015 / 2016 wären nicht 70-80 Prozent junge Männer als Flüchtlinge gekommen, sondern 70-80 Prozent junger Frauen aus Thailand, Südkorea und Russland. Ich bezweifle, dass die AfD dann in Ostdeutschland zur Volkspartei aufgestiegen wäre. Ohne Smiley

        2) Also ist die Kinderfeindlichkeit für Dich in Deutschland naturgegeben? Auch eine Ansicht. Wenn ich es richtig im Kopf habe, bist Du fast 20 Jahre jünger als ich, aber ich kann mich täuschen.

        6) Es ist verständlich zu kritisieren, dass die Union im Wahlkampf kein ausgegorenes Finanzkonzept hat. Zur Erinnerung: In 16 Jahren CDU-Regierung hat Deutschland keine Steuerreform hinbekommen, mit den Kosten von Entlastungen musste man sich ebenso wenig herumschlagen wie die Grünen. Aber die Linken sind immer noch 2 Kategorien unseriöser, wenn es um „durchgerechnete“ Programme geht.

        Stefan, ernsthaft: Eine Partei, die Regierung werden möchte, kann doch nicht wirklich damit planen, dass sich die Opposition auflöst und das alle Parteien losgelöst von Mehrheiten in der Bevölkerung den Minderheitsansichten einer Partei folgen. Ich glaube, an der Stelle hast Du das Konzept der parlamentarischen Demokratie nicht ganz verstanden.

        11) Ich auch nicht. Du kümmerst Dich dafür um die AfD, um die ich mich ebenso wenig kümmere. Bei der LINKEN bin ich eben völlig vom Glauben abgefallen, als sie vor einigen Monaten die erklärte Linksextremistin Janine Wissler zur Nachfolgerin von Katja Kipping machten.

        • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 16:04

          1) Sag ich ja. Du wirst kaum behaupten wollen, dass bis 1992 der ganze Osten bereits traumatisiert von zu wenig Frauen war. Lichtenhagen ging ganz ohne. Das heißt nicht, dass das kein Faktor wäre, aber als Erklärung halte ich ihn für zu schwach. Ich denke, die Transformation und anhaltende Schwäche sind da wesentlich erklärmächtiger.

          2) Nein, nicht naturgegeben, aber seit sehr langer Zeit gesellschaftlich verankert.

          6) Die CDU hat in ihr Programm geschrieben, dass sie Steuern senken wollen. Laschrt hat das nun umgedreht. Das wäre dir bei Baerbock ein Beweis für Führungsschwäche und Untauglichkeit. ^^

          11) Ich hab die eh einfach komplett abgeschrieben. Mit denen ist kein Staat zu machen. Deswegen hab ich ja auch nie R2G als Perspektive für 2021 ernstgenommen.

          • Stefan Pietsch 12. Juli 2021, 16:42

            1) So, junger Mann. Von Dingen reden ohne wirklich Substanz. Ich habe mir von Destatis mal die Bevölkerungszahlen nach Geschlecht und Alter gezogen. In 5-Jahresschritten von 1990 ab habe ich mir die Geschlechterverteilung gerade der interessanten Altersstufen zwischen Ende Teenager und Tweens angesehen.

            Ergebnis:
            Von 1990 bis 1995 ist der Anteil der jungen Frauen in

            Sachsen 49,1% -> 47,0%
            Sachsen-Anhalt 49,0% -> 46,9%
            Brandenburg 48,5% -> 46,4%
            Thüringen 49,2% -> 47,0%
            Mecklenburg-Vorpommern 48,2% -> 46,4%
            https://www-genesis.destatis.de/genesis/online?operation=abruftabelleBearbeiten&levelindex=1&levelid=1626099215259&auswahloperation=abruftabelleAuspraegungAuswaehlen&auswahlverzeichnis=ordnungsstruktur&auswahlziel=werteabruf&code=12411-0013&auswahltext=&werteabruf=Werteabruf#abreadcrumb
            https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Bevoelkerungsstand/_inhalt.html#sprg475598

            gesunken.
            In Berlin hat sich der Anteil der Frauen im attraktiven geschlechtsreifen Alter sogar auf knapp 50% erhöht, in Baden-Württemberg stieg er in den fünf Jahren um 1,5% auf 49,8%. Ich denke, Du siehst, was offensichtlich ist: sehr schnell sind junge, gut ausgebildete junge Frauen aus der Steppe des Ostens gen Westen gezogen, und zwar bereits in den ersten Jahren der Wiedervereinigung. Geht man in die Regionen, dann sieht man zudem, dass dort, wo die Schieflage besonders ausgeprägt ist, die AfD ihre Hochburgen hat.

            Neben den Studien ist das eine schwache Erklärung?! Really?! Ist da irgendetwas mit „hört auf die Wissenschaft“?!

            2) Wodurch?!

            6) Baerbock hat auf dem Nominierungsparteitag das Wahlprogramm der Grünen runtergerasselt. Anders als ihr Co-Vorsitzender hat sie keine eigenen Akzente gesetzt. Das habe ich kritisiert, Stefan. Wie Journalisten ebenso. Keine eigenen Gedanken, nichts. Man erwartet von einem Kanzlerkandidaten nicht vorrangig, dass er das eigene Programm runterrattern kann, sondern zu eigenen Gedanken fähig ist. Laschet steht meistenteils da, wo die CDU seit 16 Jahren steht. Das kann man kritisieren, aber das ist nicht unseriös.

          • Stefan Pietsch 12. Juli 2021, 16:54

            Ach so, noch interessant: Wie viel Frauen fehlten da eigentlich schon 1995 im Osten bei Erhalt der alten Relationen?

            Brandenburg -4.100
            Mecklenburg-Vorpommern -2.600
            Sachsen -7.300
            Sachsen-Anhalt -4.400
            Thüringen -4.300

            22.700 junge Frauen allein im Alter zwischen 18 und 30 waren bereits 1995 weniger im Osten als es nach dem alten Geschlechterverhältnis noch gehabt hätte. Für junge Männer hat das den Konkurrenzdruck ein ganzes Stück erhöht. Und dann kommen noch junge Männer aus irgendwo her, die meistens ja auch an jungen Frauen interessiert sind, da sie oft keine Partnerinnen mitgebracht haben.

    • Thorsten Haupts 12. Juli 2021, 15:02

      Zu 11): Danke Monsieur Pietsch. Die atemberaubende Lässigkeit, mit der mehr als ein Dutzend Diktaturverehrer im Führungspersonal einer demokratischen Partei unter den Teppich gekehrt und die Parte als demokratisch geläutert weissgewaschen wird, irritiert mich auch.

      Allerdings nur begrenzt, ich habe Grundsätze (wenige), viele andere haben Haltung (und davon wieder ganz viel).

      Gruss,
      Thorsten Haupts

      • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 15:19

        Moment, es ist ja schon ein Unterschied, ob die LINKE inzwischen demokratisch ist (weitgehend wahr) oder ob sie es stets war (sicherlich falsch).

        • Thorsten Haupts 12. Juli 2021, 19:10

          Die Diktaturverehrer (Kuba, Venezuela, Russland) beschreibt einen Teil des HEUTIGEN Führungspersonals. Deshalb ja auch mein Ingrimm, diesen Haufen heute grosso modo zu Demokraten zu erklären. Das kann ich mir nur mit – sorry – Machthunger erklären (ohne LINKE keine Perspektive auf eine linke Bundestagsmehrheit). Verständlich, aber nicht prinzipienfest.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 20:57

            Wie gesagt, ich will die aktuelle Linke nicht wirklich an der Regierung sehen.

            • Erwin Gabriel 22. Juli 2021, 13:45

              Immer wieder schade, dass man nur Parteien, aber keine Programme wählen kann.

              • Stefan Sasse 22. Juli 2021, 14:12

                Auf einem abstrakten Level ja, aber anders geht es in der Praxis nicht.

      • Stefan Pietsch 12. Juli 2021, 16:06

        Wie demokratisch geläutert die Partei angeblich ist, sieht man an folgenden Punkten:

        – Wahl des Marx21-Mitglieds Janine Wissler zur Parteivorsitzenden.
        – Unterstützung der linksextremistischen Szene in Leipzig und Berlin, als deren politischer Arm man agiert.
        – Vorschlag der Linksextremistin Barbara Borchardt zur Verfassungsrichterin in Mecklenburg-Vorpommern.
        – Unwidersprochen darf eine Teilnehmerin einer Veranstaltung im Beisein des Parteivorsitzenden Riexinger davon schwafeln, Reiche zu erschießen.
        https://www.tagesspiegel.de/politik/empoerung-ueber-parteichef-riexinger-teilnehmer-von-linken-veranstaltung-spricht-ueber-das-erschiessen-von-reichen/25606280.html

        Wer da ernsthaft an demokratische Häutung glaubt, meint auch Indianer kämen aus Indien.

        Geht mir genauso. Einige wenige Prinzipien, aber daran sollte man sich halten.

    • Ariane 13. Juli 2021, 02:57

      Die meisten Spitzenpolitiker, angefangen bei der Kanzlerin über die Minister, sind kinderlos oder längst aus dem Elternsein raus.

      Btw, sehr schönes Argument pro Baerbock 😉

  • Thorsten Haupts 12. Juli 2021, 14:56

    Zu 1): Völlig korrekt. Ich hatte AFAIR das Thema mit Heinz Eggert mal Anfang der neunziger.

    Zu 2): Ganz so einfach ist es nicht. Die Nichtimpfung von Kindern dient erst einmal dem Kinderschutz?

    Zu 3): Ist vermutlich reine Koinzidenz – aber das wäre meine zusammenfassende Beschreibung des Scheiterns bzw. der enormen zeitlichen Verzögerungen und Kostensteigerungen in milliardenschweren Grossprojekten aus eigener Erfahrung.

    Zu 5). Bestärkt mich einmal mehr in meiner festen Überzeugung seit 2007, dass die schnelle Osterweiterung der EU ein massiver Fehler war. Darüberhinaus hätte man vermutlich mehr glaubhaftes Druckpotential, wären Ungarn und Polen „nur“ Beitrittskandidaten.

    Gruss,
    Thorsten Haupts

  • CitizenK 12. Juli 2021, 17:51

    4) Die Macht der Kirchen ist auch bei uns immer noch viel zu groß. Ich verstehe immer noch nicht, warum die katholische Kirche den massenhaften Missbrauch (also schwerste Straftaten) selbst „aufklären“ darf – und nicht der Staatsanwalt wie nach Recht und Gesetz. Kann mir das jemand erklären?

    Unser Staat ist nicht wirklich säkular. Vom Religionsunterricht über die staatlich besoldeten Theologie-Profs bis zu den Sonderregularien im Arbeitsrecht. Hier hätte die FDP ein dankbares Betätigungsfeld.

    • Stefan Pietsch 12. Juli 2021, 18:55

      4) Anders als Sie es darstellen, unterliegen auch Angehörige der katholischen Kirche der weltlichen Strafgerichtsbarkeit. Und natürlich ermitteln auch die Staatsanwaltschaften bzw. haben ermittelt.

      Zwei Gründe hindern jedoch die Strafverfolgung. Die katholische Kirche hat Missbrauchsfälle zurückgehend bis 1946 untersucht. Es liegt auf der Hand, dass die meisten der aufgedeckten Missbräuche schon deswegen nicht mehr verfolgt werden können, weil die Täter zwischenzeitlich verstorben sind. Und soweit dies nicht der Fall ist, hindern die Verjährungsfristen ein weiteres prozessuales Verfahren.

      Zum anderen ist die Aufklärungsarbeit durch das umfangreiche Zeugnisverweigerungsrecht von Priestern gehindert. Das ist wie bei Anwälten, wo Ermittlungen ebenfalls sehr schwer sind und meist zu keinen Strafverfahren führen.

      Bitte tun Sie also nicht so, als gäbe es ein Sonderstrafrecht für die katholische Kirche.

      Wir bekommen Sie das eigentlich zusammen? Auf der einen Seite befürworten Sie die Einstellung von Islamgelehrten und die Übernahme des Islamunterrichts durch staatlich bestellte (und besoldete) Theologen. Andererseits kritisieren Sie genau dieses Verfahren bei den christlichen Kirchen. Können Sie diesen auf der Hand liegenden Widerspruch erklären?

      Übrigens erkennt der deutsche Staat in bestimmten Fällen die Scharia an. Haben Sie ein Problem damit?

      • CitizenK 13. Juli 2021, 07:16

        Das sagt der Fahnenträger des Rechtsstaates?

        Es gibt auch Missbrauchsfälle in Sportvereinen und Jugendeinrichtungen. Die dürfen nicht selbst „aufklären“ – über Jahre hinweg staatliche Ermittlungen behindern und unliebsame Kommissionsberichte ignorieren.

        P.S. Ich habe mich nie zum Islamunterricht geäußert. Immer diese Unterstellungen. Religion würde ich als Schulfach sofort abschaffen und durch Ethik ersetzen. Da hoffte ich eigentlich auf die FDP, aber die duckt sich weg.

        • Stefan Pietsch 13. Juli 2021, 10:02

          Nun ja, so viel vom Rechtsstaat scheinen Sie nicht zu verstehen.

          Verjährung und Zeugnisverweigerungsrecht sind Kernelemente jeden (!) Rechtsstaats. Bei Missbrauchsfällen in Sportvereinen und Jugendeinrichtungen treffen beide selten zu: Die Fälle sind in der Regel aktuell oder nicht älter als 20 Jahre. Und es gibt keine Instanz, die einer besonderen Verschwiegenheit unterliegt.

          Schade, dass Sie so gar nichts von meinen Kommentaren aufnehmen.

          Ich bin ja ein großer Fan des amerikanischen Schriftstellers und ehemaligen Polizeireporters Michael Connelly („Harry Bosch“). Neben seiner Gallionsfigur ist der „Lincoln Lawyer“ Michael Haller ein weiterer Held, ein Rechtsanwalt. In mehreren Fällen zeigt sich darin, wie schwer in den USA die Ermittlungen bei Anwälten sind, selbst wenn diese selbst Opfer von Gewaltverbrechen geworden sind. Hierzu seien Ihnen die Romane „Angels Flight“ und „The Brass Verdict“ ans Herz gelegt.

          P.S.: Ach, da lachen sich aber Millionen von Migranten tot, wenn sie ihre Kinder dann halt in die Koranschulen schicken. Ich dachte, die Übernahme des Islamunterrichts durch staatliche Stellen soll Radikalisierungen bei Muslimen entgegenwirken. Sie werfen gerade mal 40 Jahre Migrationserfahrung weg.

          Fast die Hälfte der Deutschen sind immer noch konfessionell gebunden. Und gerade Katholiken haben mehr Kinder als der Durchschnitt (= mehr Kundschaft für die Schulen). Es ist ja geradezu ein Witz zu sagen, da bekommt ihr aber keine Grundausbildung in Religion.

          Anders als Sie meinen (wo leben Sie nochmal?) ist Deutschland kein laizistischer Staat wie Frankreich. Wir haben die Trennung von Kirche und Staat, das ist aber etwas anderes. Selbst der Bundeskanzler lässt sich i.d.R. auf Gott vereidigen (Ausnahme: Gerhard Schröder). Und auch die Präambel des Grundgesetzes nimmt auf Gott Bezug:

          Im Bewußtsein seiner Verantwortung vor Gott und den Menschen, von dem Willen beseelt, als gleichberechtigtes Glied in einem vereinten Europa dem Frieden der Welt zu dienen, hat sich das Deutsche Volk kraft seiner verfassungsgebenden Gewalt dieses Grundgesetz gegeben.

          Wie gesagt, wo leben Sie eigentlich?

          • Kning4711 13. Juli 2021, 12:27

            Bitte tun Sie also nicht so, als gäbe es ein Sonderstrafrecht für die katholische Kirche.

            Ein Sonderstrafrecht gibt es nicht, aber zumindest eine Sonderbehandlung.
            Natürlich ist die Ermittlungsarbeit nicht leicht: Viele Fälle sind verjährt, viele Opfer können und wollen nicht darüber sprechen und eventuell fehlen daher ganz konkrete Ansätze für die Staatsanwaltschaften. ABER:
            Nachweislich scheint die Kirche sehr gezielt darum bemüht, die Hoheit darüber behalten zu wollen, welche Akten man teilt und welche eben nicht. Angesichts der Erheblichkeit der begangenen Straftaten, kann aber diese Ermessung doch nicht beim einschlägig überführten Verdächtigen liegen, sondern muss den Strafverfolgungsbehörden obliegen. Und aufgrund der Vielzahl der Anfangsverdachte und zurückliegenden Strafttaten, wäre es ja zuindest das mindeste, dass der entsprechende Aktenbestand der Bistümer behördlich beschlagnahmt und ausgewertet gehört. Ich zitiere hier gerne die Frankfurter Rundschau, die es wunderbar auf dem Punkt gebracht hat:

            Die Juristen enden mit einem markanten Vergleich: „Man stelle sich nur einmal vor, ein Ableger der kalabrischen Mafia ’Ndrangheta hätte einem Wissenschaftler Zugang zu seinen in Deutschland befindlichen Archiven gewährt, der daraufhin auftragsgemäß eine Studie veröffentlicht hätte, worin er zahlreiche, z. B. zwischen 1990 bis 2014 in Deutschland begangene Verbrechen schildert, woraufhin der „Pate“ sich wortreich bei den Opfern entschuldigt, sich allerdings zugleich weigert, die Akten der Polizei zu übergeben oder die Namen der Täter zu benennen. Es würde kein Tag vergehen, bis die Polizei sämtliche Akten in allen auf deutschem Boden befindlichen Mafiaarchiven beschlagnahmt hätte, um die Täter zu ermitteln und anzuklagen. Es gibt keinen einleuchtenden Grund, warum dies im Fall der Katholischen Kirche anders sein sollte.“
            vgl. https://www.fr.de/panorama/kniefall-des-rechtsstaats-90185395.html

            Die deutschen Strafverfolger behandeln die Kirchen anders und diese Sonderbehandlung ist nicht gerechtfertigt. Als aktives und zahlendes Mitglied eben dieser katholischen Kirche, bin ich zutiefst beschämt habe das Vertrauen in die Selbstaufklärung lange verloren. Jetzt müssen die Profis ran und ein weiterer unterstützender politischer Schritt, könnte sein, die Verjährungszeit von sexuellem Missbrauch von Kindern und Jugendlichen deutlich zu erhöhen. Es wäre ein politisches Signal, dass wir als Gesellschaft diese Verbrechen nicht länger tolerieren und an echter Aufklärung interessiert sind.

            • Stefan Pietsch 13. Juli 2021, 12:42

              100% d’accor.

              Beim Vorliegen von Straftaten prüfen Ermittlungsbehörden als erstes Handlung, ob Verjährung noch nicht eingetreten ist. Wenn Straftaten noch nicht verjährt sind, gibt es nicht den geringsten Grund, warum die Staatsanwaltschaften nicht ermitteln, beschlagnahmen und anklagen sollten.

              Wogegen ich nur die Kirche in Schutz nehme, ist, aufgrund eines pauschalen Verdachts in Bistümer zu marschieren und zu beschlagnahmen, was nicht Niet- und nagelfest ist. Und was nicht geht, ist zu behaupten, der Staat habe seine Ermittlungsbefugnisse auf die Kirchen ausgelagert. Beides hat mit der Rechtslage nichts zu tun.

              Wie Sie möglicherweise wissen, wurde die Verjährung für sexuellen Missbrauch vor einigen Jahren bereits deutlich angehoben. Sie belaufen sich heute auf bis zu 55 Jahre. In keinem anderen Rechtsbereich aus Mord gibt es nur annähernd vergleichbare Verjährungsfristen. Mit anderen Worten: wenn ein 30jähriger ein Kleinkind missbraucht, dann kann er dafür noch im Alter von über 80 angeklagt werden. Die Sache ist nur, für alte Vergehen gelten noch die früheren Fristen und so kommt man an viele Täter nicht mehr ran.

              Es gibt mit Sicherheit rechtsstaatliche Gründe, warum Staatsanwaltschaften so zurückhaltend agieren. Als Katholik befriedigt mich das keineswegs, ich bin zutiefst beschämt, was der Klerus da getan hat.

          • CitizenK 13. Juli 2021, 16:55

            Seit Abmelden vom Religionsunterricht (zum Kaffetrinken) nicht mehr geht, bildet der Ethik-Unterricht zumindest ein Gegengewicht gegen die Indoktrination in Koranschulen oder der Familie. Ich hatte immer zahlreiche Muslime in meinen Ethik-Kursen.

            • Stefan Pietsch 13. Juli 2021, 17:50

              Das ist aber eine eindeutige Minderheitenposition. Vorsichtig ausgedrückt. Die Wissenschaft sieht das in ihrer großen Mehrheit anders.

              • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:45

                Die Mehrheit der Wissenschaft ist irrelevant bei Klimawandel und Covid, aber hier nicht? ^^

            • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:45

              Ich finde es auch ein Unding, dass Ethik nicht flächendeckend als Alternative angeboten wurde/wird.

          • CitizenK 14. Juli 2021, 08:12

            Wo ich lebe? In einem Land, in dem ein Arzt nach Scheidung und Wieder-Heirat entlassen werden konnte und erst durch einen langen Klageweg zu seinem Recht kam . In dem eine 18jährige Jüdin kein Praktikum in einem katholischen Kindergarten machen darf (in meinem sozialen Umfeld geschehen).

            Nur zwei vergleichsweise harmlose Beispiele, verglichen mit den massenhaften Verbrechen in den konfessionellen Kinder- und Jugendheimen.

            • Stefan Pietsch 14. Juli 2021, 12:19

              Unternehmen und Organisationen wie NGOs entlassen Mitarbeiter aus den unterschiedlichsten Gründen. Meistens bekommen die entlassenen Arbeitnehmer recht, das ist in unserem System so angelegt. Dann geht’s halt mit Abfindungen. Denken Sie, Sie könnten auf der Geschäftsstelle von Borussia Dortmund ungesühnt eine Kaffeetasse von RB Salzburg aufstellen?

              Wie viel Spaß wird der sich durch die Instanzen geklagte Arzt noch auf seiner Arbeit haben? Wenn jemand so einen Aufwand betreibt, obwohl er als eigentlich an anderer Stelle gefragt sein müsste, wird Gründe haben, die auch nicht nur ehrenvoll sind. Vor allem aber: es trifft, anders als die Öffentlichkeit meint, keinen Armen. Der Arzt hat für die gesamten Jahre der Klage sein Gehalt bekommen. Und das wird neben einem gerüttelten Maß an Rechthaberei der hauptsächliche Grund für die Beharrlichkeit gewesen sein.

              Das ist keine rechtliche Würdigung. Aber es ist das, was hinter solchen Fällen meistens steckt. Ein Arzt, der nicht im Handumdrehen eine neue attraktive Stelle in Deutschland findet?

              Mir ist der Fall von jemanden bekannt, der sich auf eine Stelle beworben hatte, die sich explizit an Frauen richtete. Nicht von der Tätigkeit, aber der Geschäftsführer wollte eine Frau. Bei der auch telefonisch wiederholten Absage nannte er das auch als Begründung.

              Der Mann klagte und verlor vor dem Arbeitsgericht. Er konnte nicht eindeutig nachweisen, dass das Unternehmen diskriminiert habe. Unter anderem fehlte der Nachweis, weil Ton- und Bildaufnahmen in Deutschland vor Gericht nur in Ausnahmefällen zulässig sind. Vor dem Landesarbeitsgericht erging es ihm genauso. Merke: In Deutschland darf wegen des Geschlechts nicht diskriminiert werden. Es sei den, man ist ein Mann.

        • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:33

          Religion ist hier in BaWü durch die Landesverfassung vorgeschrieben, kann nicht abgeschafft werden.

          • CitizenK 14. Juli 2021, 08:24

            Kein säkularer Staat, sag ich ja. Kein Vergleich mit Italien oder Polen, klar. Aber noch weit entfernt von „Trennung von Kirche und Staat“.

            Immerhin: Die Einführung von „Ethik“ als verpflichtende Alternative zum konfessionellen Religionsunterricht war ein großer Fortschritt.

    • Stefan Sasse 12. Juli 2021, 20:55

      Jep.

    • Dennis 12. Juli 2021, 21:55

      Neulich im Bundestag gab es immerhin das:

      https://www.bundestag.de/dokumente/textarchiv/2021/kw18-de-staatsleistungen-836888

      Grünens, FDP und Linkens machen gemeinsame Sache. Is doch was. Hat sich aber nicht groß rumgesprochen und in diesem Punkt sind die „beiden großen Volksparteien“, mit denen das nicht zu machen ist, erstaunlich intakt indem diesbezüglich der Ball stets flach gehalten wird. Ähnliche Vorstösse ab es nach Art des Murmeltiertages schon öfters. Wenn Grünens und/oder FDP allerdings in der Regierung waren, pflegten sie entsprechende Anträge der Linken abzulehnen, jetzt auf einmal nicht mehr, aber nächstens dann wieder. So geht halt Politik. SPD-seitig gibt’s wohl gewisse säkulare Kräfte, die Obrigen wollen dieses Fass aber lieber nicht aufmachen; zu heikel, zu riskant; außerdem hat man z.Zt. andere Sorgen^.

      Die Kirchen können also voraussichtlich noch 200 weitere Jahre die „Abfindung“ wegen Napoléon abkassieren. jährlich z.Zt. ca. 500 Milliönchen. Diverse andere Leckerli kommen hinzu. Dass gleichzeitig die Schäflein zunehmend von der Weide verschwinden, interessiert nicht.

      • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 06:36

        Ich bin inzwischen auf dem Stand, dass die gewaltigen Subventionen des Staates für die Amtskirchen so eine Art Demokratie-Abgabe darstellen. Ich fürchte, wenn wir die „privatisieren“ werden sie sich radikalisieren. Da doch lieber die aufgebläht-harmlosen Amtskirchen…

  • Ariane 13. Juli 2021, 03:28

    1) Btw sehr gute Entscheidung von Merkel, den Ostbeauftragten auszutauschen. Erschien damals etwas „wirr“, war aber gerade im Rückblick wohl richtig. Und ja, die Idee, dass Leute betüddelt werden müssen, wenn sie rechtsradikal werden, hab ich eh noch nie verstanden.

    Klar sind da viele Faktoren am Werk, Stefan hat mit der ungewöhnlichen Bevölkerungsstruktur ja auch nicht unrecht. Aber sowas fällt ja auch nicht vom Himmel, es hat ja einen Grund, warum Leute – oder hier vor allem Frauen – lieber woanders hingehen.

    Ich würde noch sowas wie schlechtes Timing beim Nationbuilding mit hineinnehmen. Könnte man auch für die ganze EU so sehen, wenn man zb Ungarn, Polen auf der einen Seite und Griechenland, Spanien und Portugal auf der anderen Seite sieht, die erst spät zur Demokratie und EU kamen und einen völlig anderen Weg genommen haben.

    Und ich glaube, es hat quasi etwas mit dem wirtschaftlichen Zeitgeist zu tun, sowohl in den 50er/60ern als die Demokratie in der BRD Fuß fasste als auch eben in den 80ern, als es in den Südländern soweit war, hatte das viel mit wirtschaftlichem Aufschwung und verbesserten Lebensverhältnissen zu tun, die haben einen wahnsinnigen Sprung gemacht. Es war auch generell noch eine bessere, europäische Phase. Dieses Demokratiegedöns wurde zb ernster genommen als Maastricht-Kriterien (die es da vllt auch noch gar nicht so gab).

    Der Osten hatte da Pech, das fiel in so eine neoliberale und vor allem technokratische Phase, wo es viel um Abwicklung ging und am Ende nicht mehr viel da war. (wie erwähnt kommen die Wanderungsbewegungen ja nicht von ungefähr, obwohl es die im Süden Europas auch gab). Statt Aufbruch und besseren Lebensverhältnissen gab es eher viel Unsicherheit (sollte man nicht unterschätzen) und Niedergang.

    Und gerade in den Anfangsphasen führt das zu Verknüpfungen. Die BRD war in den 50er/60ern ja auch nicht so demokratisch wie heute, das ist ja auch gewachsen. Insgesamt ging es aber aufwärts und dadurch entsteht eine positive Verbindung (und so schnell waren die Alternativen auch nicht zur Hand), während es im Osten einen Boden der Unzufriedenheit gibt, der dann eben auch aufgefüllt wird.

    Mein persönlicher Eindruck ist sogar, dass die ältere Generation da eher noch dankbarer ist, weil sie die Tücken des DDR-Regimes noch am eigenen Leib erfahren haben, während Leute die etwas älter sind als ich eher nostalgisch an die DDR-Kindheit denken, weil man mit 10 natürlich mehr an Jugendfreizeiten denkt als an Sozialismus. Und unsere Generation sowieso keine Erinnerung mehr an die DDR hat und sich höchstens mal Schauergeschichten anhört, die klingen wie vor 100 Jahren.

    Daraus entstehen dann natürlich eigene Dynamiken, ich glaube nicht, dass sich das kurzfristig irgendwie wieder rauswächst, weil das Umfeld ja ein ganz anderes ist als zb hier in Norddeutschland oder bei den schwäbischen Häuslebauern.

    • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 06:40

      Ein weiterer recht simpler Grund: in Westdeutschland war das Wählen von radikalen Parteien, links wie rechts, immer viel stärker mit einem Tabu belegt als im Osten. Die LINKE war bei denen schon immer da (gefühlt), und letzlich auch die AfD; schließlich gab es in der DDR ganz bewusst eine rechtsradikale Partei, die als Auffangbecken konzipiert war. Das hat nach der Wende erst die NPD und dann die AfD weitergeführt. Das war daher „schon immer da“, das spielt bestimmt auch eine Rolle.

      • Stefan Pietsch 13. Juli 2021, 09:45

        Unsinn. Die SED-PDS gewann auf Anhieb bei der Volkskammerwahl 1990 über 16% und bei der ersten Bundestagswahl im gleichen Jahr ähnlich. Rechtsradikale Parteien fanden nicht statt. Später kamen NPD und DVU auf bis zu knapp zweistellige Ergebnisse, regional sehr unterschiedlich, aber breite Verankerung fanden sie nie. Erst die AfD schaffte es binnen weniger Jahre zur Volkspartei. Dabei gruben sie zum einen das Potential der LINKEN in Teilen ab, grasten aber auch kräftig bei CDU und SPD.

        Also ganz anders als Deine Analyse.

      • cimourdain 13. Juli 2021, 12:03

        Wenn du die NDPD meinst, die ging nach personell und organisatorisch nach der Wende in der FDP auf – die sich prompt in den 90ern ein paar sattte Rechtsschünge leistete.

        • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:35

          Es wuchs zusammen, was zusammen gehörte. Nur die SPD war so blöd, das Angebot vieler PDS-Leute abzulehnen, die PDS zu verlassen und der SPD beizutreten. Wären sie darauf eingegangen, würde Deutschland heute anders aussehen.

          • Hias 13. Juli 2021, 22:14

            Oder es hätte die Ost-SPD zerrissen und wahrscheinlich zu Massenaustritten im Westen geführt. Die Ost-SPD wurde hauptsächlich von Gegner des SED-Regimes gegründet und insbesondere der rechte Flügel ist nach wie vor gegen eine Zusammenarbeit mit der LINKEN zumindest auf Bundesebene.

            • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 22:31

              Ja, aber das war der Fehler. Die CDU und FDP haben die Blockflöten ja auch problemlos integriert.

              • Hias 14. Juli 2021, 22:56

                Die CDU und die FDP integrieren noch mehr problemlos und deren Mitglieder sind auch bereit mehr zu schlucken, solange man den Kanzler stellt. Die CSU kann auch Strauß als Anti-Kommunisten verehren, obwohl er mit seinen Krediten die DDR am Leben hielt.

                Defacto hätte es wohl zum selben Szenario (SPD und LINKE) geführt, wie wir es jetzt haben, also wo wäre da der Fehler gewesen?

      • Dennis 13. Juli 2021, 12:39

        Klar, die NDPD war genial (technisch gesprochen^). Den entsprechenden Leuten wurde ein zart-braunes Kinderzimmer mit pädagogischer Betreuung eingerichtet, wo man sich ’n bissle austoben konnte, aber mäßig und unter Kontrolle. Dieses Alt-Nazi-Problem hat sich natürlich mit den Jahren biologisch entspannt. Gewählt werden konnte die Partei für sich gesehen natürlich eh nicht – nur im Einheitspaket der „Nationalen Front“ mit festem Anteil verpackt; übrigens auch ein interessanter DDR-Begriff.

        Nach der Wende dann von der FDP gewinn-bringend gekapert. Honi soit qui mal y pense. 

        Gleichwohl glaube ich eher nicht, dass diese komische Partei für die Braunfärbung der DDR und/oder post-DDR wirklich maßgebend war. Die Entbräunung im Westen kam ja auch durch das Wirtschaftswunder (TM) und nicht deshalb, weil die Leute das GG so entzückend fanden. Ariane argumentiert ja auch ganz richtig im Großen und Ganzen in diese Richtung. Sein und Bewusstsein und so^.

        Demokratie braucht gute Bedingungen; sprich: richtig satt, volle Regale, soziale Sicherheit mit all ihren Facetten und einen grundsätzlich einigermaßen zuversichtlichen Blick in die Zukunft. Ist natürlich demokratie-theoretisch eher ernüchternd 🙁

        • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:41

          Mein Punkt ist ja der: ein Ventil für braune Stimmungen war im Osten stets da und legitim, im Gegensatz zur BRD, wo es das nicht gab.

          • Ariane 14. Juli 2021, 09:03

            Ich würde das auch gar nicht mal nur an Parteien und Wahlergebnissen festmachen
            ,
            Die Wahlergebnisse zeigen ja eher, wie normal diese Stimmungen, Hasstiraden etc. insgesamt sind. ich denke da zb an die Baseballschlägerjahre. Klar ist das sehr anekdotisch, aber ich fand das – als im friedlichen Norddeutschland Aufgewachsene – schonn erschreckend. Da fehlt so insgesamt Empörungspotenzial, da gilt das einfach als normal.

            • Dennis 14. Juli 2021, 10:43

              Zitat:
              „als im friedlichen Norddeutschland Aufgewachsene “

              Auch das war nicht immer so und ist nicht genetisch bedingt^ . Und ganz nebenbei: Auch MeckPomm gehört zu Norddeutschland.

              Das zum Beispiel:

              https://de.wikipedia.org/wiki/Landvolkbewegung_(Schleswig-Holstein)

              war ja nitt unbedingt Büttenwerder-trantütig und kann im Übrigen schlecht mit „Männerüberschuss“ erklärt werden. Evtl. hat „Männlichkeitsüberschuss“ eine gewisse Nebenrolle gespielt, aber das ist etwas anders, wird aber vom einem oder anderen womöglich verwechselt ^ .

              • Ariane 14. Juli 2021, 13:45

                Auch MeckPomm gehört zu Norddeutschland

                Ich rede natürlich vom echten Norden! (Motto von Schleswig-Holstein)

                Ansonsten hast du natürlich recht. Es war auch wirklich nicht so, dass es bei uns keine Nazis gab, aber zumindest in meiner Erinnerung als sehr isolierte Gruppen.
                Und ich bin auch in einer sehr harmlosen Kleinstadt aufgewachsen. Mein Eindruck ist schon, dass es im Osten durchaus „stilbildenden Charakter“ (sorry, weiß kein anderes Wort dafür) hat.

                Und dadurch verändert sich ja die Form dessen, was wir als Normalität empfinden. Das ist quasi wie das Overton-Fenster, bei dem die Grenzen des Sagbaren verschoben werden – aber im privaten Rahmen.

                Zusätzlich fehlen vielleicht auch die Berührungspunkte. Andersherum sind ausländisch aussehende Menschen im Westen/gerade in größeren Städten eben absolut normal. Nicht dass es hier keinen RAssismus gibt (natürlich), aber man lebt eben schon sehr viel länger mit Leuten, die nicht aussehen wie wir Tür an Tür. Und selbst wenn man niemanden persönlich kennt, gehört das immerhin zum normalen Stadtbild.
                Das ist in ostdeutschen Großstädten heute noch extrem anders, Leuten wie mir, die oft in Bremen unterwegs sind oder auch meiner Schwägerin aus Hamburg fiel das sofort auf.

            • Stefan Sasse 14. Juli 2021, 11:29

              Zustimmung.

    • Stefan Pietsch 13. Juli 2021, 09:41

      Klar sind da viele Faktoren am Werk, Stefan hat mit der ungewöhnlichen Bevölkerungsstruktur ja auch nicht unrecht.

      Das stimmt in diesem Fall nicht, nur kannst Du das als Spätgeborene kaum wissen. 😉

      Bereits 1989 setzte eine massive Abwanderung ein, als die Mauer am 9. November fiel, blieb gleich ein ganzer Schwung im Westen. Frauen waren im Osten tendenziell besser ausgebildet, während man Jungs erfolgreich die handwerklichen Arbeiten näher gebracht hat. Umso mobiler waren Frauen vom Start der Öffnung.

      Die Folgen zeigten sich sofort und haben bis heute Bestand, wie die von mir publizierten Daten zeigen (Fakten, Fakten, Fakten).

      In den Nullerjahren analysierte Paul Krugman in seinem Buch „Nach Bush“, dass die hohe Gewaltkriminalität der Schwarzen in den den Sechzigerjahren auf den hohen Anteil junger Männer zurückzuführen war. Wir können das natürlich auch rassistisch erklären, dass Schwarze nunmal stärker zu Gewalt neigen, das einfach Veranlagung und Zeichen ihrer Kultur ist.

      Ich denke nur, diese Einschätzung würde Dir nicht gefallen und sie ist auch nicht zutreffend. Bei ostdeutschen Männern gefällt Dir aber das rassistische Argument, die sind halt so. Bei der ersten und einzigen freien Volkskammerwahl 1990 spielten rechtsextreme Parteien noch keine Rolle. Das rechteste war der CSU-Ableger DSU. Das blieb auch noch bei der Bundestagswahl im gleichen Jahr so. Der Aufstieg rechtsradikaler und rechtsextremer Parteien vollzog sich erst danach.

      Das lässt sich natürlich auf den Transformationsprozess zurückführen. Aber wie erklärt sich dann, dass die AfD heute, 30 Jahre danach zur Volkspartei in den neuen Bundesländern geworden ist? Wie erklärt sich, dass zum überwiegenden Teil Männer rechtsextrem wählen und in solche Parteien gehen, obwohl Frauen noch stärker von der Transformation betroffen waren? Wie erklärt sich, dass Frauen der ehemaligen DDR weit mobiler waren und sind als ihr männlicher Counterpart? Auch das ist kein Naturgesetz, unter anderen Umständen ist das völlig anders.

      Ihr könnt nichts plausibel und logisch erklären, aber viel Meinung habt ihr. Besser wäre es allerdings umgekehrt. 🙂

      • CitizenK 13. Juli 2021, 21:12

        Fakten? Was ist mit Fremdenfeindlichkeit (Lichtenhagen) , Euro und Flüchtlingen? Als Faktor jedenfalls stärker als der Frauenmangel, den Ariane logisch und plausibel erklärt.

        Und ein „Transformationsprozess“, wie ihn die Ossis bewältigen mussten hätte auch im Westen zu anderen Entwicklungen geführt.

        • Stefan Pietsch 13. Juli 2021, 22:22

          Naturgegeben?

          Fremdenfeindlichkeit speist sich aus dem Frauenmangel und der Konkurrenzsituation. Ist das so schwer vorstellbar? Erinnern sich sich an Ihre Teenagerzeit: Sie fanden es sicher ganz toll, dass um das Mädchen Ihrer Wahl noch 5 andere Jungs gebalzt haben. Sie haben’s sicher sportlich genommen: mal verliert man, mal gewinnen die Anderen.

          Da Sie die Wissenschaft ignorieren, reibe ich es Ihnen gerne noch einmal unter die Nase:

          Frauenmangel führt zu Fremdenfeindlichkeit

          Frauen halten auf dem Land die Gesellschaft zusammen. Wo sie fehlen, frustrieren die Männer und wählen Rechtspopulisten. Ostdeutschland ist laut einer Studie besonders gefährdet.

          Wo Frauen fehlen, machen sich Fremdenfeindlichkeit und Nationalismus breit. Männerüberschuss bewirkt, dass ganze Regionen rechtspopulistische Parteien wählen. Das zeigt eine Studie des Wissenschaftszentrums Berlin für Sozialforschung. Die Forscherin Katja Salomo hat dafür Regionen verglichen und kommt zu dem Schluss: Abwanderung, Alterung und der Wegzug junger Frauen sind die verkannte Gefahr für eine offene Gesellschaft.

          Fremdenfeindliche und demokratiefeindliche Einstellungen sind im ganzen Westen auf dem Vormarsch, sie kommen vermehrt in ländlichen Regionen vor. Besonders anfällig sind Regionen, in denen die Bevölkerung aus dem Gleichgewicht geraten ist. Weltweit gibt es kaum Regionen, in denen diese ungünstigen demografischen Entwicklungen so deutlich ausgeprägt sind wie in den ostdeutschen Bundesländern, schreibt Salomo in ihrer Studie. (..)

          Bisher lautete die gängige Erklärung, dass Menschen, die liberal eingestellt sind, häufiger dem Land den Rücken kehren, um in den Städten ihr Glück zu suchen. Aber das allein ist es nicht, hat Katja Salomo herausgefunden. Es fehlen die Frauen. Wo die Abwanderungsraten hoch sind und die Bevölkerung altert, fehlen die Frauen. Die haben traditionell auf dem Land das öffentliche Leben bestritten. Sie organisieren Feste, dadurch stiften sie Gemeinschaft und Identität. Der Beitrag von Frauen für das Gemeinschaftsleben vor Ort ist nicht einfach zu ersetzen, so Salomo. Wo Frauen fehlen, leidet der soziale Zusammenhalt.

          Suche nach der Frau ungleich erschwert

          Zurück bleibt ein Überhang an Männern im heiratsfähigen Alter. Diesen Überhang an Männern nennen Sozialwissenschaftler demografische Homogenität. Die kann eine Abwärtsspirale in Gang setzen. Wo Männer in jungem oder mittleren Erwachsenenalter in der Überzahl sind, werden demografische Probleme oft verstärkt. Männer, die auf diese Weise zurück bleiben, fühlen sich zurück gelassen – gerade dann, wenn ihre Chancen sinken, eine Partnerin zu finden. Für sie ist die Suche nach einer Frau durch die lokale und regionale demografische Situation ungleich erschwert.
          https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/neue-studie-frauenmangel-fuehrt-zu-fremdenfeindlichkeit-39316025.html

          Aber glauben Sie ruhig weiter, dass die Ostdeutschen einfach von Natur aus fremdenfeindlicher sind und der Ausländerhass vom Himmel gefallen ist. Ignorieren Sie ruhig Studien und Zahlen, lassen Sie sich davon auf keinen Fall davon beunruhigen. Hauptsache, jemand argumentiert schlüssig, dass die Erde eine Scheibe ist. Dann wird es schon so sein.

          Mit Vorurteilen lässt sich schlecht diskutieren.

          • Hias 14. Juli 2021, 23:05

            Fremdenfeindlichkeit speist sich aus dem Frauenmangel und der Konkurrenzsituation.

            Das heißt also, dass ein Frauenüberschuss laut Ihnen der wirksamste Schutz gegen Fremdenfeindlichkeit ist?

            Dann hatte die Weimarer Republik ja die besten Voraussetzungen:
            „Die Gesellschaft der Weimarer Republik startete mit erheblichen, kriegsbedingten Lücken in der männlichen Bevölkerung: 2,4 Millionen gefallene Soldaten und 2,7 Millionen früh sterbende Dauerinvaliden in der Altersgruppe der 20- bis 50-Jährigen bewirkten einen entsprechenden Frauenüberschuss und zugleich stark rückläufige Geburtenraten.“
            https://de.wikipedia.org/wiki/Weimarer_Republik#Bev%C3%B6lkerungsmerkmale

            Na Gottseidank sorgte der Frauenüberschuss in der Weimarer Republik dafür, dass die Fremdenfeindlichkeit keine Chance hatte. Wer weiß, am Ende hätten die noch die NSDAP gewählt.

            • Stefan Pietsch 14. Juli 2021, 23:55

              Eine Analyse ist im Sozialwissenschaftlichen noch längst keine Handlungsempfehlung. Den Fehler hat schon Ariane gemacht.

              Es ist bemerkenswert, wie bei dem Thema die Wissenschaftsverleugnung läuft, wenn Erkenntnisse nicht in das eigene Weltbild passen. Ich habe damit ehrlich gesagt große Schwierigkeiten. Sie sagen, die Forscher sind in internationalen Untersuchungen zu Unsinnsergebnissen gekommen? Z.B. hier:
              https://andrewzammitdotorg.files.wordpress.com/2012/04/0d916-womenandvecvescreport_final28lowres29.pdf

              Wenn Männer keine Partnerin finden, wächst ihre Gewaltbereitschaft. Aggressives Verhalten und Kriminalität nehmen zu und können die Gesellschaft aus dem Gleichgewicht bringen.

              „Das Verhältnis von Frauen und Männern ist in den meisten Gesellschaften bemerkenswert ausgeglichen“, erklärt Therese Hesketh vom University College of London, die die Untersuchung gemeinsam mit ihrem Kollegen Zhu Wie Xing von der Zhejiang Normal University veröffentlichte. In großen Teilen Asiens und Nordafrikas ist diese natürliche Balance gestört. Da Eltern Söhne als Stammhalter bevorzugen, werden mehr weibliche Föten abgetrieben. Hinzu kommt, dass kleine Mädchen schlechter medizinisch versorgt werden als Jungen und deshalb früher sterben.

              Gewaltbereitschaft und Kriminalität

              Die Folgen sind dramatisch: „In den nächsten 20 Jahren wird es in China und Indien einen Überschuss in Höhe von zwölf bis 15 Prozent an jungen Männern geben“, prognostiziert die Forscherin. Viele Männer blieben darum unverheiratet – in Gesellschaften, in denen die Familie noch einen sehr hohen Stellenwert hat, sei dies besonders problematisch. Während Frauen von der Situation profitieren könnten, indem sie in höhere soziale Positionen einheiraten, würden sozial schwache Männer an den Rand der Gesellschaft gedrängt. Der geballte Frust sexuell unerfüllter Energie kann sich gewaltsam entladen: In antisozialem Verhalten und Gewaltbereitschaft, die in organisierte Kriminalität und Terror münden können.
              https://www.focus.de/gesundheit/ratgeber/psychologie/news/frauenmangel_aid_114475.html

              Empfehlungen an die Politik gehen tatsächlich dahin, bei der Migration eben auch auf Geschlechterverhältnisse zu achten. Gerade dieses außer Acht gelassen zu haben, hat das Klima und die Sicherheitslage in Deutschland deutlich verschlechtert. Die islamistischen Attentäter der vergangenen Jahre waren durch die Bank alle alleinstehende junge Männer, zuletzt der Islamist von Würzburg.

              Man kann natürlich sagen, das sind immer nur unglückliche Zufälle. Aber im Sozialwissenschaftlichen macht die Häufung das Muster.

              Übrigens, in Weimar war es eben die hohe Arbeitslosigkeit (die damals noch fast ausschließlich Männer traf), die für den Aufstieg der NSDAP ursächlich war.

              • Hias 16. Juli 2021, 00:39

                Eine Analyse ist im Sozialwissenschaftlichen noch längst keine Handlungsempfehlung. Den Fehler hat schon Ariane gemacht.

                Ich sehe da keine Handlungsempfehlung, ich habe mich nur über Ihren monokausalen Erklärungsansatz lustig gemacht.

                Es ist bemerkenswert, wie bei dem Thema die Wissenschaftsverleugnung läuft, wenn Erkenntnisse nicht in das eigene Weltbild passen. Ich habe damit ehrlich gesagt große Schwierigkeiten. Sie sagen, die Forscher sind in internationalen Untersuchungen zu Unsinnsergebnissen gekommen?

                Nein, das sage ich nicht. Ich hab Ihrer These weder zugestimmt noch widersprochen.

                Übrigens, in Weimar war es eben die hohe Arbeitslosigkeit (die damals noch fast ausschließlich Männer traf), die für den Aufstieg der NSDAP ursächlich war.

                Dieser Satz ist in seiner Einfachheit falsch und richtig zugleich. Daher einfach nur ein kurzes Zitat aus einem abstract:
                Seen from their absolute strength, as well as from growth in voters, the NSDAP had more success in regions where the unemployment rate was lower in relation to the average of the Third Reich and vice versa“

                https://www.jstor.org/stable/23608828

                • Stefan Pietsch 16. Juli 2021, 11:45

                  Btw ist es nicht Aufgabe der Frauen, als Balzmaterial (Alter!) zur Verfügung zu stehen, damit die Jungs nicht aus Frust Rechtsradikal werden.

                  Was ist das sonst als eine angebliche „Handlungsempfehlung“? Die Koinzidenz von Geschlechterungleichgewicht und rechten Tendenzen ist ja schon augenfällig.

                  Bei der Polizei bemüht man sich seit vielen Jahren, junge Menschen mit Migrationshintergrund für die Sicherheitskräfte zu rekrutieren. Argument: Sie verständen bestimmte Milieus besser. Gleichzeitig beklagt man rechtsextreme Einstellungen in den Polizeien wie beim Militär.

                  Anders als Linke seit langem denken, haben Sexualität, Hormone, persönliche Sympathien großen Einfluss auf unser Verhalten. Wir sind weit weniger kopfgesteuert als das in bestimmten Milieus gemeint wird. Es ist geradezu töricht, solche Einflüsse bei Analysen außer acht zu lassen.

                  Viele der männlichen Einzeltäter hatten ein gestörtes Verhältnis zu Frauen. Sei es, dass sie oft Ablehnung erfuhren, sei es, dass es ihnen schlicht an Erfahrung im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht mangelte. Das gilt für den Terroristen von Würzburg wie den Rechtsextremisten von Hanau und den Judenhasser von Halle. Statt das in die Betrachtungen einzubeziehen, reden wir in Foren von „Schnellradikalisierungen“.

                  • Stefan Sasse 16. Juli 2021, 15:18

                    Ich beziehe das massiv ein. „Toxische Maskulinität“, du erinnerst dich. Ich erinnere mich, wie du vehement abgelehnt hast, dass das ein Problem wär…

                    • Stefan Pietsch 16. Juli 2021, 19:20

                      Männern (oder Frauen) generell eine Toxigkeit zu unterstellen, finde ich schon krass. Das unterstellt aktives Handeln. Die wenigsten arbeiten darauf hin, ohne Partner zu bleiben. Wenn demnächst Millionen chinesischer Männer ohne Partnerin bleiben, hat das nicht mit toxischer Maskulinität zu tun. Das hat mit jahrzehntelangem politischem Zwang zu tun.

                      Den Bachelor Babes toxische Weiblichkeit ist da auch total schräg. Das ist einfach Zickengehabe. Wie bei GNTM.

                    • Stefan Sasse 16. Juli 2021, 19:32

                      Niemand unterstellt generell was.

                      Ariane und ich haben dazu einen Artikel geschrieben.

            • Ariane 15. Juli 2021, 11:08

              Das heißt also, dass ein Frauenüberschuss laut Ihnen der wirksamste Schutz gegen Fremdenfeindlichkeit ist?

              Das ist so gesehen natürlich Quatsch und wir sitzen hier in der Korrelation/Kausalitäts-Falle, gerade weil Stefan da plötzlich als Grund auch noch einen Sexmangel diagnostiziert. Wenig verwunderlich stehen mir da die Haare zu Berge.

              Dafür muss man natürlich tiefer in das Problem eintauchen und nicht nur auf Zahlen gucken, die sind nun mal letztlich nur Zahlen, die Frage nach den Gründen ist da interessanter und leider auch sehr viel komplexer. Das Ungleichgewicht trifft ja übrigens nicht nur die Geschlechter, sondern auch Alter und Ausbildungsstand. Dass sich daraus eine Art Gefühl entwickelt, dass man sozusagen zu den zurückgebliebenen Verlierern gehört, könnte genauso bedeutend sein wie der äh Mangel an Sex.

              der Migration eben auch auf Geschlechterverhältnisse zu achten. Gerade dieses außer Acht gelassen zu haben, hat das Klima und die Sicherheitslage in Deutschland deutlich verschlechtert.

              Das ist natürlich ein Witz, weil man dafür erstmal andere Möglichkeiten der Einwanderung bräuchte. Solange das einen teuren und höchst lebensgefährlichen Weg über den halben Kontinent braucht, werden natürlich diejenigen mit den besten Chancen für das Martyrium gewählt und das sind häufig junge Männer und nicht womöglich schwangere Frauen mit Kindern.

              Aber deine Forderung nach einem besseren Familiennachzug unterstütze ich ausdrücklich!

              • Stefan Pietsch 15. Juli 2021, 11:50

                Ich denke Du wirst zukünftig mehr Verständnis für Skeptiker des Klimawandels haben. Und der Spruch „hört auf die Wissenschaft“ ist so auch nicht mehr anwendbar.

                Das einzige, was Du als Plädoyer lesen kannst, ist, bei jungen Russinnen, Thailänderinnen und Kambodschanerinnen für den Zuzug nach Deutschland zu werben. Aber ich habe keinen Zweifel, dass Deine Phantasie grenzenlos ist.

                • Ariane 15. Juli 2021, 11:56

                  Während du hier als großer Analyst der Wissenschaft daraus ganz objektiv eine massive Untervögelung der Männer machst, die sie reihenweise in den Rechtsradikalismus treibt. Und mir danach Wissenschaftsfeindlichkeit unterstellst. Sorry, aber das ist doch Unsinn.

                  • Stefan Pietsch 15. Juli 2021, 12:14

                    Ich habe vor allem wissenschaftliche Studien in ungewöhnlichem Umfange zitiert und dazu noch die Quellen angegeben (ist bei Linken habe ich mir sagen lassen, nicht so üblich). Du kannst es also bequem nachlesen und wenn da etwas steht, was Dir nicht behagt und in Widerspruch zu meiner sonstigen Kommentierung steht – lass es uns doch bitte wissen.

                    Übrigens, soweit ich erkennen kann, hast Du Deine Thesen rein zusammenphilosophiert, ohne Studie, ohne sonstigen Beleg, nichts.

                    Noch was: das Wort von der „Untervögelung“ habe ich nur in Zusammenhang mit Frauen gebracht, die beim RTL-Bachelor teilnehmen. Nicht mit Männern. Sorry, dass ich auf solche Ungenauigkeiten hinweisen muss, aber heutzutage, wo auf Genauigkeit keinen Wert mehr gelegt wird …

      • Ariane 14. Juli 2021, 09:10

        Bei ostdeutschen Männern gefällt Dir aber das rassistische Argument, die sind halt so

        Was soll der Quatsch denn bitte?

        Wie gesagt, ich kann mir vorstellen, dass das eine Rolle spielt. Dabei geht es auch nicht nur um die Geschlechter, die gesamte Bevölkerungsstruktur ist da durcheinander geraten.

        Btw ist es nicht Aufgabe der Frauen, als Balzmaterial (Alter!) zur Verfügung zu stehen, damit die Jungs nicht aus Frust Rechtsradikal werden. Nur mal so als Protipp.
        Obwohl ich übrigens gar nicht glaube, dass das direkt mit Sexualität oder „balzen“ zu tun hat, Frauen haben allgemein eher einen harmonisierenden Einfluss und oft verhalten sich Männer dann automatisch ziviler.

        Wie gesagt, da kommen viele Faktoren zusammen und ich denke, die größte Gefahr ist, dass dadurch Gruppendynamiken kommen, die es schwer machen, das irgendwie aufzuhalten oder umzukehren.

        • Stefan Pietsch 14. Juli 2021, 12:04

          Die von Dir aufgeführten Gründe haben heute weit weniger Gewicht als vor 20 Jahren. Dennoch wird heute mehr rechtsradikal und rechtsextrem gewählt. Die neuen Bundesländer sind heute zeithistorisch dort, wo die Westrepublik Mitte der Siebzigerjahre war. Brandt kein echter Demokrat, darauf muss man erstmal kommen. 😉

          Wie gesagt, ich kann mir vorstellen, dass das eine Rolle spielt.

          Das ist so als würde ich sagen, der Klimawandel (gibt’s den überhaupt) könnte in Teilen auch menschengemacht sein. Du würdest die Wände hochgehen. Tatsächlich gibt es mehrere Studien (ich hatte übrigens neben der von 2019 noch eine von 2015 verlinkt), die genau das besagen. Der enorme Männerüberschuss sorgt für den Rechtsextremismus. Das ist nicht eventuell ein Faktor, das ist der zentrale Faktor. In keiner anderen Region der Welt ist das Verhältnis so eklatant schief. Und das soll keine Auswirkungen auf das Wahlverhalten haben?

          Ich hatte ja eingangs schon gesagt, wären statt 70-80 Prozent männlichen Flüchtlingen 70-80 Prozent Frauen aus Thailand, Kambodscha und Russland gekommen, wäre die AfD eine marginalisierte Partei geblieben.

          Nehme Wahlen und Abstimmungen doch als das, was sie in der Demokratie sein sollen: Wertungen des Bürgers über die Politik.

          Btw ist es nicht Aufgabe der Frauen, als Balzmaterial (Alter!) zur Verfügung zu stehen, damit die Jungs nicht aus Frust Rechtsradikal werden. Nur mal so als Protipp.

          Davon steht nichts in den Kommentaren. Weder von mir noch in den Studien wird personelle Verantwortung zugewiesen, sondern die Ursachen analysiert. Und by the way, vielleicht hat Du eine nicht Voodoo-Erklärung, warum das in Brandenburg und Sachsen-Anhalt so absolut extrem ist. Und noch eins, so als Protipp aus dem Biounterricht: Wenn an einer Stelle besonders wenige Frauen sind, sind an anderer Stelle besonders viele Frauen. Die übrigens dann auch keinen Partner finden. Oder besonders qualifizierten Männern besonders viel Spaß machen, so als Mehrfachgeliebte und so. Ist nur aus dem Biounterricht. Die müssen dann besonders häufig zum Psychiater und beschweren sich über die Schlechtigkeit der Männer.

          Schon mal den Bachelor gesehen? Frauen sollen ja die Sendung lieben. Zickengehabe at it’s best, wenn Frauen unter sexueller Unterforderung leiden. 🙂

          • Stefan Sasse 14. Juli 2021, 13:15

            Wow.

          • Ariane 14. Juli 2021, 13:46

            Ich fürchte, du bist der Experte für TrashTV und Boulevardnews

            • Stefan Pietsch 14. Juli 2021, 13:54

              Nun ja, dafür muss man sich nur die Analysen der Einschaltquoten anschauen. Du glaubst nicht ernsthaft, dass ich mir 2 Stunden abends mit dem Bachelor reinziehe? Aber es scheint eine Reihe von (weiblichen) Wesen zu geben, die das tun.

              Umgekehrt hast Du es ja nicht so mit seriösen Studien, oder?

  • Ariane 13. Juli 2021, 03:51

    zu 4)
    Unfassbar widerlich. Und soll auch keiner denken, das ist ein rein kanadisches oder amerikanisches Phänomen. Hier ist es zwar nicht so extrem, aber ich stimme Citizen absolut zu, dass uns eine wirkliche Säkularisierungsphase fehlt.

    Btw auch ein Grund, der gegen Laschet spricht mit seinem Opus-Dei künftigen Kanzleramtsminister und irgendwelchen religiösen Fundamentalisten in Fernsehräten:
    https://www.queer.de/detail.php?article_id=39438

    Es wäre mir schon lieb, wenn wir das ganze mal mehr auf eine aktuellere, zeitgemäße Plattform heben könnten, bevor das Pendel wieder umschwingt.

  • Kning4711 13. Juli 2021, 12:10

    zu 1)
    Ich bin kein Experte für Ostdeutschland, habe lediglich familiäre Bindungen nach Sachsen Anhalt, aber aus den Erzählungen und persönlichen Erfahrungen hätte ich folgendes Erklärungsmuster.

    Ich glaube die von Dir angesprochene Grundskepsis hat mehrere Ursachen, die miteinander verwoben sind.

    Zunächst ist da erstmal der allgemeine Narrativ – im besten Falle denken die Menschen in Westdeutschland wenn sie Ostdeutschland hören an eigene Familie oder schöne Urlaubsziele. Leider überwiegen aber negative Bilder: Die Menschen seien unflexibel, die Städte von Plattenbauten gezeichnet, Nazis auf den Straßen, hohe Arbeitslosigkeit und überhaupt, wir müssen alles für die bezahlen. Auch wenn es nicht so offen ausgeprochen wird, ich kenne nur allzuviele in der Generation 60+ im Westen bei dem das Bespielen der o.g. Narrative zu zustimmenden Nicken und feixenden Witzchen führt – Trendumkehr kaum erkennbar und ich fürchte auf Dauer macht das etwas mit Menschen, wie Sie das Gefühl haben eben immer ein Stück weit nicht für voll genommen zu werden.

    Zusätzlich gibt es etwas was ich mal vereinfacht einen West-Überlegenheits-Gestus nennen wollte. Kurz gesagt: da die DDR untergegangen ist, war auch alles an Ihr schlecht. Jedoch gab es in der DDR Bereiche in denen durchaus Spitzenleistungen erbracht wurden und diese wurden aber instituinell komplett abgefertigt. Gerade im Bildungsbereich hätten wir vom Osten Dinge übernehmen könnne. Das vielfach international gelobte finnnische Bildungswesen fußt in vielen Bereichen auf dem Bildungssystem der DDR. Vor kurzem sprachen wir auch über besondere Persönlichkeiten der DDR, denen man im Westen keine Anerkennung zollte (wie z.B. Siegmund Jähn). Ohne Identifikationsfiguren fehlen aber auch Anker.

    Fehlende Ostdeutsche in Spitzenpositionen sind ebenfalls ein Thema, dass am Selbstwertgefühl der MEnschen nagt. Unterschwellig wird transportiert: Wir aus dem Westen müssen Euch noch immer zeigen, wo es lang läuft. Ein gutes Beispiel ist die Justiz: Die Zahl Ostdeutscher an den Spitzen von Oberlandes-, Finanz-, Landesarbeits-, Oberverwaltungs-, oder Landessozialgerichten liegt bei 0.

    Das Thema Abwanderung (insb. der Frauen) wurde bereits angesprochen. Es fehlten Perspektiven und große Wirtschaftszentren, jungen Menschen eine Perspektive boten. Schlimmer noch: Die Länder begegneten dem ganzen dann noch mit Verwaltungreformen die dazu führten, dass es ganze Landstriche gibt, bei denen es staatlichen Dienstleistungen fehlt. Schulen wurden geschlossen, Ämter sind weit weg, Gesundheitsversorgung bedeutet erhebliche Fahrwege, etc.
    Vereins- und Jugendarbeit war immer in die sozialistische Parteiorganisation eingebunden. Nach Zusammenbruch des deutschen Sozialismus konnte nicht ausreichend Ersatz geschaffen werden. Aber eben diese Vereine und Jugendarbeit mit ihren partizipativen Elemeneten sind Grundlage für demokratische Strukturen.

    All diese Faktoren schwächen das Vertrauen der Menschen in die Demokratie – in Teilen ist das aber kein Ostdeutsches Problem, sondern ist in sehr ländlich geprägten Regionen Westdeutschlands ebenfalls ein Thema. Es wird lediglich überdeckt, weil es noch keine so starke Wählerflucht zu den extremistischen Parteien gibt.

    • Stefan Sasse 13. Juli 2021, 18:36

      Alles gute Punkte, ja.

    • Ariane 14. Juli 2021, 09:12

      Jep, etliche gute Punkte. Gerade der Zusammenbruch von Freizeitstrukturen ist meiner Meinung nach wichtig.

  • Paddepat 13. Juli 2021, 13:23

    Zu 1) empfehle ich den Zeit-Podcast „das Politikteil“ vom 4.Juni.

  • Ariane 15. Juli 2021, 11:10

    Ich weiß nicht mehr, wo du den Konflikt der Gerichte hattest, deswegen poste ich mal hier:
    Da geht es um den Streit zwischen Polen und dem EUGh, der gerade eskaliert:

    https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-07/polen-eu-recht-justizreform-rechtsprechung-nationales-recht-rechtsstaatlichkeit-polexit/komplettansicht

    und der EUGh feuert zurück:
    https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-07/eugh-verurteilt-disziplinarregeln-fuer-richter-in-polen

    • Thorsten Haupts 15. Juli 2021, 13:18

      Fluch der bösen Tat :-).

      Nachdem das EU-Verfassungsreferendum in gleichmehreren Staaten krachend scheiterte, versuchten die regierungen, ihre Völker zu verarschen und verankerten alle gescheiterten Inhalte in „harmlosen“ Verträgen. Spätestens seitdem ist der Konflikt, wer die Letztentscheidung über verfassungskonforme Regeln in jedem Nationalstaat hat, völlig ungelöst und wird über die Fiktion einer gegenseitiger juristischer Rücksichtnahme (nicht) gelöst.

      Und ich bin trotz der eklatanten Verstösse Polens gegen das Rechtsstaatsprinzip hier klar und eindeutig auf Polens Seite. In einem nicht aufgelösten Nationalstaat kann nur einer die Hoheit über die eigene Verfassung haben – und das kann aus allen demokratietheoretisch denkbaren Überlegungen heraus (von der politischen Praxis mal völlig abgesehen) nur das zuständige oberste Verfassungsgericht der Nation sein.

      Es sei denn, diese Nation hat mit verfassungsändernden parlamentarischen oder Bürgermehrheiten diese Aufgabe auf eine andere Institution übertragen. Genau das haben viele europäische Bürger vor einigen Jahren explizit und unmissverständlich abgelehnt. Case closed.

      Gruss,
      Thorsten Haupts

Leave a Comment

I accept that my given data and my IP address is sent to a server in the USA only for the purpose of spam prevention through the Akismet program.More information on Akismet and GDPR.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.