Es gehört zu den traurigeren Momenten meines Unterrichts, wenn im Politikunterricht achte Klasse die SchülerInnen erfahren, dass es ein Gewaltverbot in der Erziehung gibt und darauf nur mit ungläubigem Lachen reagieren. Obwohl dieser Meilenstein rot-grüner Reformpolitik mittlerweile fast zwanzig Jahre alt ist, sind die Einstellungen zur Gewalt in der Erziehung immer noch erschreckend rückschrittlich (und persistent; wir hatten das gleiche Thema 2018 schon mal). Natürlich sollte man die Zahlen nicht überbewerten; viele Leute mögen die Meinung haben, der Klaps auf den Hintern möge nicht schaden und trotzdem nicht zuschlagen. Aber es dürfte niemand bestreiten, dass die Zahl deutlich größer als Null ist. Und dass das zu viel ist.
Die Kindeserziehung zu ändern ist generell ein langsames Bohren harter Bretter. Wir hatten 2018 auch darüber diskutiert, was eigentlich Gewalt ist. Inzwischen sind wir immerhin so weit, dass körperliche Gewalt als solche erkannt und generell als unerwünscht geächtet wird, wenngleich sie noch nicht überwunden ist. Der nächste Schritt ist anzuerkennen, was alles psychische Gewalt darstellt. Da ist noch viel Handlungsbedarf, übrigens auch in den Schulen. Aus denen ist körperliche Gewalt glücklicherweise schon wesentlich länger verbannt. Vielleicht machen sie auch den Anfang damit, psychische Gewalt abzulegen.
Woher aber kommt der Reflex, die Grünen immer wieder in dieselbe Liturgie einzuspannen? Als in den achtziger Jahren ältere Journalisten die damals tatsächlich noch etwas jungen und chaotischen Grünen halb bekümmert, halb erzieherisch auf die Realität hinwiesen, da konnte man das noch verstehen. Aber wenn heute sogar junge Journalistinnen und Journalisten 50-jährige grüne Hyperrealos einer nie enden wollenden politischen Abiturprüfung unterziehen, so fragt man sich schon: warum, um Himmels willen? Es ist ein Rätsel. Klarer als die Gründe sind hier die Effekte. Denn indem die Mehrheitsgesellschaft und überwiegende Teile der Öffentlichkeit die Grünen mechanisch immer wieder auf ihre Realitätstüchtigkeit hin überprüfen, versichern sie sich selbst Mal um Mal ihres eigenen untrüglichen Realitätssinns; wer Maßstab für den Realismus ist, kann selbst schließlich kaum realitätsfern sein, nicht wahr? Schön wär’s. Die deutsche Mehrheitsgesellschaft und die herrschende Politik sind seit mehr als einem Jahrzehnt nicht in der Lage, heranbrechende Krisen zu sehen, geschweige denn, ihnen vorzubeugen, und auch die Krisenbewältigung wird immer notdürftiger. Ob bei den Finanzen, bei den Flüchtlingen, in der Klimakrise oder bei Corona – es ist doch ganz offensichtlich, dass „die Gesellschaft“ permanent große Teile der Wirklichkeit so lang ausblendet, bis diese Wirklichkeit zum Angriff übergeht. Und eine Methode des Ausblendens besteht anscheinend darin, diejenigen, die auf einige dieser Krisen deutlicher hinweisen als andere, unter den Verdacht zu stellen, unrealistisch, radikal oder kompromisslos zu sein. Das kommt also heraus bei diesem ewigen Anonkeln der Grünen. (Bernd Ulrich, ZEIT)
Ich bin Bernd Ulrich unendlich dankbar für diesen Artikel, denn die Berichterstattung ist teilweise tatsächlich albern. Da meine Ansichten zu dem Thema hinreichend bekannt sind, möchte ich an dieser Stelle eher darauf eingehen, dass solche faulen Narrative ein Grundproblem im Journalismus sind. Dieses Schreiben der immer gleichen Artikel – egal zu welchem Thema! – und Abnudeln von Klischees scheint so etwas wie eine Grundversuchung zu sein, so wie in meinem Beruf der 90minütige Lehrervortrag vorne an der Tafel. Es ist schlicht so verdammt einfach im Vergleich zu dem, was mehr Erkenntnis und halt auch mehr Mühe bringt. Und das erstreckt sich auch auf die Konsumenten, denn die eigenen Vorurteile bestätigt und die gleiche Geschichte immer wieder in derselben Form erzählt zu bekommen ist wesentlich bequemer als sich neue Dinge öffnen zu müssen.
Die Frauenquote ist daher ein Instrument, um Frauen, die sich in ihren Eigenschaften und Werten möglichst wenig von den bereits vorhandenen Männern unterscheiden, in Spitzenpositionen zu bringen. In ihrer Wirkung auf tatsächliche Vielfalt ist sie damit sehr begrenzt. Ähnlich ergeht es Menschen of Colour, wenn sie in vornehmlich weißen Belegschaften beginnen zu arbeiten. Kira Page, eine Expertin für inklusive Organisationsentwicklung, beschreibt in diesem Artikel den typischen Weg einer Frau of Colour nach ihrer Neuanstellung, die nach einer »Honeymoon-Phase«, in der sie sich unter ihren weißen Kolleg*innen wohlfühlt, auf strukturelle Barrieren und rassistische Mikroaggressionen trifft, sie diese Probleme der Unternehmenskultur anspricht und schließlich aus dem Unternehmen herausgedrängt und die Schuld dafür bei ihr gesehen wird. Dieser typische Verlauf, den die Berichte vieler Menschen of Colour stützen, erinnert an das Phänomen der Vorstandsfrauen, von denen viele nach ihrer Berufung eine auffällig kurze Verweildauer in ihrem neuen Posten haben. Sich so sehr verändern, wie es von ihnen verlangt wurde, konnten oder wollten sie nicht. […] Die italienische Philosophinnengruppe Diotima vertritt in ihrer Publikation »Macht und Politik sind nicht dasselbe« daher die Auffassung, dass Institutionen, die es schaffen wollen, die Interessen der Geschlechter gleichberechtigt zu verhandeln, neu geschaffen werden müssen statt von innen verändert: Macht kaputt, was euch nicht annimmt, und baut es neu auf. Für die gegenwärtige Situation ist das natürlich eine unbefriedigende Antwort, da die Absage an ein Engagement in bestehenden Institutionen zunächst keinen Weg aufzeigt, wie die Veränderungen, die zum Beispiel Feminist*innen erreichen wollen, dann realisiert werden können, wenn nicht über einflussreiche Positionen in der Politik oder in der Wirtschaft. (Teresa Bücker, SZ)
Das ist ein sehr interessanter, langer und gedankenvoller Essay, den ich in seiner Gänze empfehlen und hier nur ausschnittsweise besprechen kann. Bückers Kritik an der Quote ist völlig korrekt. Sie ist natürlich kein Allheilmittel, und ihre Einführung kann nicht erwarten lassen, dass danach die Probleme struktureller Diskriminierung gelöst sind; das wurde ja bereits in Fundstück 2 analysiert. Sie kann nur ein erster Schritt sein.
Woran ich allerdings nicht glaube ist das Niederreißen und wieder Aufbauen von Institutionen. Zu viele Revolutionen haben sich zwar als halbwegs kompetent im Niederreißen erwiesen; mit dem wieder Aufbauen haperte es dann allerdings doch allzu oft. Wenn diese Änderungen kommen sollen – und ich bin überzeugt, dass sie das sollen – dann werden sie durch eine inkrementelle Reform der bestehenden Institutionen kommen, nicht durch den großen Wurf.
Die Kammer hält fest, dass es sich bei den arbeitsrechtlichen Kündigungsvorschriften um allgemeine Gesetze i.S.v. Art. 5 Abs. 2 GG handelt, auf die ein Eingriff in die Meinungsfreiheit gestützt werden kann. Sie betont, dass bei einer auf eine Äußerung gestützten Kündigung zunächst der Sinn der Äußerung im Lichte des Art. 5 GG zu ermitteln ist. Ist es möglich, die Aussage in einer Weise zu deuten, die nicht zu einer Verletzung der Rechte Dritter führt, ist diese zugrunde zu legen. Nach Ansicht der Kammer und völlig zu Recht ist die Wertung der Arbeitsgerichte, dass es sich um eine „fundamental herabwürdigende“ Äußerung handele, nicht zu beanstanden. Selbst wenn eine nicht-rassistische Deutung der Aussage theoretisch denkbar wäre, ist eine solche im gegebenen Kontext absolut fernliegend. Eine Schwarze Person mit Affenlauten anzugehen, kann vor dem Hintergrund überkommener rassistischer Entmenschlichung Schwarzer Personen nur als eine rassistische Anfeindung verstanden werden. […] Die Argumente des Beschwerdeführers gehen jedoch ins Leere, weil sie den entscheidenden Kontext völlig ausblenden. Die betroffene Person muss bei der Beurteilung berücksichtigt werden, gerade bei rassistischen Beleidigungen. So erhält eine Äußerung, die auf rassistische Klischees anspielt, ihren menschenverachtenden Inhalt möglicherweise erst dadurch, dass man sie gegenüber einer Person tätigt, die von entsprechenden Klischees betroffen ist. Anders als bei einer „normalen“ Beleidigung wohnt einer rassistischen Äußerung immer eine weitere Dimension inne, die sich erst vor dem Hintergrund der jahrhundertelangen Diskriminierungsgeschichte der Betroffenen ergibt (eindrücklich aufgezeigt zum N-Wort von Nelly Bihegue). (Annika Fischer-Uebler/Felix Thrun, Verfassungsblog)
Es ist gut, dass das Bundesverfassungsgericht klarstellt, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Da sind allerdings in der Debatte um die „Meinungsfreiheit“ der letzten Jahre wirklich alle Maßstäbe entgleist, und inzwischen soll noch der letzte rassistische Dreck mit dem Verweis auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit geadelt werden. Meinungsfreiheit heißt aber nicht Freiheit von Konsequenzen, hat es auch noch nie. Nur, dass der Staat grundsätzlich hohe Hürden bei der Einschränkung derselben zu nehmen hat. Und das geht recht leicht, wo es um die Grund- und Menschenrechte anderer geht.
Es ist aber auch aus einem anderen Grund heraus eine Selbstverständlichkeit, über die hier geurteilt wird, und leider auch eine, die offenkundig erklärt werden muss. Denn bei Kommunikation ist IMMER die andere Seite mitzudenken. Ich finde wenig so erbärmlich wie die Dauerausrede auf allen Kanälen, man habe es ja so nicht gemeint, und die Nicht-Entschuldigung von „Tut mir Leid wenn du dich angegriffen gefühlt hast“. Die Verantwortung für das Gelingen der Kommunikation liegt beim Sender, nicht beim Empfänger. Die Welt wäre ein wesentlich besserer Ort, wenn sich das endlich mal als Erkenntnis durchsetzen würde.
9) Tweet
Es ist absolut erschreckend, wie gering die soziale Mobilität in Deutschland ist. Das auf morbide Art Faszinierende daran ist, dass wir uns den Platz am Ende der Skala mit den USA teilen. Das lässt schwer daraufhin deuten, dass die Antwort kaum in der bei Liberalen so beliebten Dichotomie von Freiheit vs. Sozialstaat bestehen kann, denn die USA sind nicht eben für ihren die Ungleichheit angehenden Sozialstaat bekannt. Wie Tooze richtig feststellt hat Deutschland vergleichsweise gute Ergebnisse bei der Reduzierung von Ungleichheit NACH der ursprünglichen Verteilung. Die USA sind darin bekanntlich legendär schlecht, aber sie sind es eben – ganz entgegen der Folklore vom Amerikanischen Traum und dem Millionär werdenden Tellerwäscher – auch bei der sozialen Mobilität. Viel interessanter ist daher, was Dänemark und das UK tun, um größere Mobilität nach oben zu erreichen.
10) „Viele Schulen sind noch nicht ausreichend ausgestattet“ (Interview mit Ulrike Cress)
ZEIT ONLINE: Lehrerinnen und Lehrer haben sich auch fortgebildet, oder?
Cress: Da geschieht sehr viel in Graswurzelarbeit. Viele Lehrkräfte sind auf sich gestellt, digitale Bildung ist learning by doing für die Lehrer. Das führte dazu, dass – wie Sie es erwähnten – anfangs vor allem Aufgaben per E-Mail verschickt oder irgendwann auf einen Server geladen wurden. Ein großer Fortschritt ist, dass Lehrerinnen und Lehrer nun auch untereinander Unterrichtskonzepte teilen und Materialien weitergeben und auf entsprechende digitale Sammelstellen zugreifen können. Sie brauchen noch viel mehr Ideen und Wissen darüber, welche Mediensettings sie wie für den Unterricht verwenden können. […]
ZEIT ONLINE: Aber es hat in der ersten Corona-Welle, während und nach den Schulschließungen, doch einen großen Schub in Richtung Digitalisierung gegeben.
Cress: Ja, auf jeden Fall. Die Öffentlichkeit unterschätzt, wie groß die Anstrengung war auf allen Ebenen: Schüler, Eltern, Lehrkräfte waren viel flexibler, als ich es erwartet hätte. Lehrer und Lehrerinnen sind ja häufig wenig medienaffin, sie haben den Beruf schließlich oft gerade deshalb gewählt, weil sie den direkten Kontakt zu Menschen wollen. Digitale Bildung kommt jetzt erst langsam in der Lehrerausbildung an. Auch die Eltern waren in Deutschland eher medienkritisch. Viele in der Gesellschaft haben eher die Gefahren der Digitalisierung gesehen als den Gewinn. Lehrer und Eltern haben das computerunterstützte Lernen mit Fernsehen und dem passiven Sitzen vor dem Bildschirm verglichen. Das hat sich zum Glück deutlich geändert.
ZEIT ONLINE: Sie sprechen von den Schulclouds, die die Länder einführen?
Cress: Schulclouds, wie wir sie brauchen, sind viel mehr als Server, auf denen Lernvideos abgelegt werden. Sie sollten über eigene Bereiche für Schülerinnen und Schüler und für Lehrkräfte verfügen. Sie können dort kommunizieren, untereinander Daten austauschen, gemeinsam an Projekten arbeiten. Die sind aber nicht von heute auf morgen einzurichten. Datenrechtsbestimmungen sind sehr komplex und müssen umgesetzt werden. Verschiedene politische Referate müssen involviert werden. Manche Bundesländer waren da im Frühjahr restriktiver und haben – so wie es der Datenschutzgrundverordnung auch entspricht – Lehrkräften etwa den Einsatz von WhatsApp verboten. Andere haben erst mal aus verständlichen Gründen die Augen zugedrückt. Das heißt aber, die einzelnen Lehrer haben die Verantwortung allein übernommen. (Parvin Sadigh, ZEIT)
Die mangelhafte – nein, ungenügende – Ausstattung der Schulen ist in der Tat ein Riesenproblem. Ich habe das unglaubliche Privileg an einer Schule zu arbeiten, in der immerhin theoretisch überall WLAN verfügbar ist, in der die OberstufenschülerInnen Laptops haben, jeder Office365 besitzt und in jedem Klassenzimmer ein Beamer fest installiert ist. Dieses absolute Minimum bringt uns an die Spitze der deutschen Schullandschaft. Auch die Fortbildungen (oder besser: der Mangel an solchen) sind ein Riesenthema. Cress formuliert das hier relativ großzügig, aber die digitalen Kompetenzen der LehrerInnenschaft sind bescheiden. Häufig fehlt es ja schon an Office-Grundkenntnissen. Da wird viel zu wenig gemacht. Auch, dass der Unterricht immer noch zu sehr alten Schemata folgt und der LehrerInnenberuf zu sehr Einzelkämpfermentalitäten befördert, ist und bleibt ein Problem.
Von den Datenschutzbestimmungen brauchen wir erst gar nicht anzufangen, genauso von Urheberrechtsbestimmungen. Das ist ein Dschungel aus völlig unbrauchbaren Regelungen, die unglaublichen Bürokratieaufwand erzeugen und die LehrerInnen und Schulen praktisch in den rechtlichen Graubereich und teilweise die Illegalität zwingen. Auch hier mangelt es massiv an Fortbildungen, und wenn die Abmahnindustrie sich da mal reinbeißt, steht eine Katastrophe an Klagen ins Haus. Und als letzter Punkt: dieses „medienkritische“, was Cress hier anspricht, ist häufig geradezu Neo-Ludditentum. Die ganze Haltung weiter Bevölkerungsteile steht hier der Reform im Weg.
11) Macron is Right: Europe Needs Its Own Collective Defense
Macron’s comment is a refreshing example of realism, but it’s also a minority sentiment within the hidebound transatlantic foreign policy establishment. The prevailing attitude seems to be that the impending exit of the boorish, “isolationist” Trump signals a return to a benign, enlightened status quo ante. It’s a view that assumes the transatlantic relationship was quite healthy before Trump’s presidency, and that robust cooperation will now resume. […] Intense U.S. opposition to any “Europeans only” defense organization, combined with the temporary surge of transatlantic solidarity in response to the terrorist attacks on 9/11, torpedoed the ESDP. But as more recent proposals along similar lines demonstrate, the desire for an independent European defense capability has not gone away. Unfortunately neither has Washington’s hostility to any possible competitor to a U.S.-dominated NATO. European leaders need to demonstrate a more serious commitment to defense sovereignty, and American leaders need to recognize that while U.S. and European security interests overlap, they are no longer even close to being congruent. What happens in the Balkans, for example, may be of considerable importance to European Union members, but should matter little to America. Conversely, what takes place in Mexico or Central America matters to Washington but has little relevance to European countries. Creating a strong European security organization to handle purely European contingencies makes sense for both sides. U.S. leaders should encourage European ambitions for an independent security capability, not blindly sabotage those ambitions. Such a new organization ought to take primary responsibility for the continent’s security affairs and for addressing problems on Europe’s periphery. NATO, if it continues to exist at all, should become a mechanism solely for addressing threats that pose a dire menace both to the United States and Europe. Macron is on the right policy track, as were his predecessors. This time, let’s hope he and other advocates of European defense sovereignty have the fortitude to follow through. (Ted Carpenter, The American Conservative)
Ich stimme dem Artikel völlig zu. Europa braucht seine eigenen Verteidigungskapazitäten, weil die USA nicht (mehr) verlässlich dafür sorgen können und wollen. Frankreich ist derzeit der einzige EU-Staat, der hier mit Nachdruck Forderungen erhebt. Wie Carpenter korrekt feststellt, hat das eine lange Tradition. Was er allerdings nicht sagt ist, dass die französischen Bestrebungen seit Charles de Gaulle auch deswegen keinen großen Erfolg hatten, weil sie für die Europäer effektiv ein Ersetzen des Bündnisses mit den USA, das den Interessen Washingtons gehorcht, durch ein solches mit Paris bedeuten würden. Und nicht nur ich dürfte klare Probleme haben zu sehen, warum eine Unterordnung unter die sicherheitspolitischen Interessen eines wesentlich kleineren und weniger schlagkräftigen Verbündeten eine Verbesserung der Lage sein soll.
Die einzige Chance wäre die Schaffung einer tatsächlich europäischen Sicherheitsarchitektur. Aber dieser stehen so viele politische Probleme entgegen, dass man gar nicht weiß, wo eigentlich anfangen. Allein die Frage, wer eigentlich dazugehören soll und welche Stoßrichtung dieses Bündnis hätte, ist hoch umstritten. Besonders die Linke pflegt ja das Steckenpferd einer Russland einschließenden, gegen die USA positionierten Sicherheitsarchitektur, was ich für völlig hanebüchen halte. Da würde wirklich der Bock zum Gärtner gemacht. Bliebe ein antirussisches Bündnis. Und warum sollte Polen sich ausgerechnet auf Deutschland und Frankreich verlassen, wenn es um die Abwehr russischer Aggression geht? Da sind die USA der wesentlich zuverlässigere Garant, trotz allen pivot to Asia. Die einzige gangbare Alternative sehe ich in regionalen Zweckbündnissen innerhalb von NATO und EU, um etwa begrenzte Missionen im Balkan oder anderswo durchführen zu können.
Zu1) In einer fernen, menschenfreundlicheren Zeit wurde die Frontpartie von PKWs so gestaltet, dass ein Zusammenstoß mit einem Fußgänger oder Radfahrer dieser möglichst wenig verletzt wird. Darauf verschwendet man heute offenbar keinen einzigen Gedanken mehr. Und nicht einmal der von Dir zitierte – ansonsten zutreffende Kommentar – geht darauf nicht ein.
Was sind das für Menschen, die solche Autos bauen – und massenhaft kaufen?
Der Witz ist ja, dass du gar keine Wahl hast. Diese Trends werden ja von allen aufgegriffen.
Natürlich hast du die. Es gibt noch haufenweise „normale“ Autos zu kaufen.
Wenn du dir mal die beliebtesten Neuwagen anschaust, sind die meisten mit einer relativ normalen Frontpartie gebaut.
Wie gesagt, kein Autoexperte 😐
Ich auch nicht. Habe zur Sicherheit gegoogelt bevor ich das geschrieben habe. https://de.motor1.com/features/395198/10-beliebteste-neuwagen-deutschland-2019/
Ich mag die subtile Kritik.
Gern geschehen 🙂
@ Stefan Sasse 27. November 2020, 19:17
Wie gesagt, kein Autoexperte
🙂 Es gibt grundsätzliche Unterschiede zwischen den Wagen, die von Privatleuten neu gekauft werden, und denen, die als Firmenwagen neu angeschaft werden. Die meisten Kleinwagen und Modelle günstiger Marken sehen halbwegs friedlich aus.
Sagt auch was über die Privatwirtschaft aus…und nichts Gutes.
@ Stefan Sasse 30. November 2020, 08:03
Sagt auch was über die Privatwirtschaft aus…und nichts Gutes.
Jein. Die Autos werden halt so angeboten. Ich glaube, diese neue Agressivität ist auf China gemünzt; der Küchenpsychologe glaubt, dass das etwas damit zu tun haben könnte, dass die auf Drachen stehen. 🙂
Aber Deinen Punkt habe ich schon verstanden; man könnte auch einen anderen Wagen bestellen. Der 4er-BMW ist schon ein bisserl die Egomanen-Ausgabe des 3ers.
Ich meine, nen Dienstwagen aussuchen kannst ja erst auf echt hohen Stufen. Und dass die diese wandelnden Kriegserklärungen bevorzugen ist schon…auffällig.
Dienstwagen sind in der Regel ab Abteilungsleiter aufwärts, und für alle, die viel raus müssen (Außendienst / Verkäufer etc). In der Regel schließt der Arbeitgeber einen Rahmenvertrag mit einem Hersteller oder einem Autohaus abgeschlossen, so dass man sich (beispielsweise) auf Audi / VW, Audi / Skoda (bei uns), oder auf Ford oder Opel beschränken muss. Man hat nur sehr selten die freie Wahl.
In der Regel sind Farben und Ausstattung vorgeschrieben. Bei uns etwa schwarz / grau / silber / weiß, vier Türen, Navi, keine Anhängerkupplung, bevorzugt Kombi, definitiv kein Coupe, kein Cabrio; ein 4er BMW wäre, wenn wir BMW hätten, also nicht gestattet.
Dazu gibt es eine dem Status / der Funktion zugeordnete Rate; wird der Wagen teurer als erlaubt, muss der Mitarbeiter zuschießen; des öfteren wird das nicht erlaubt, so dass man zwischen Ausstattung / Leistung etc abwägen muss.
Es ist also nicht ganz so einfach. Die meisten Außendienstler (=alle, die ich kenne) nehmen Audi A4 / Skoda Octavia oder Superb / VW Golf oder Passat, stets als Kombi, weil sie Familie haben. Die „wandelnden Kriegserklärungen“ sehe ich oft bei Sixt & Co oder bei Jüngeren, die dann auch gerne die Leasing-Rate aus eigenen Mitteln aufrunden.
Unser geschäftsführer fährt einen Audi-SUV mit reinem Elektroantrieb. Will er mal etwas weiter fahren, braucht er einen der Pool-Wagen.
Viele der aggressiven autos
So kenne ich das auch. Firmenwagen ist heute nicht selten eine Strafe, denn die Sozialneidigen vergessen, dass man im Gegenzug auf ein Gehalt von 6.000 – 12.000 Euro verzichten muss. Die Summe nennt man gemeinhin Compensation Package. Dafür bekommt man heute meist einen fahrbaren Untersatz, der einem selbst nicht zusagt und Beschränkungen unterliegt. Dazu kann die Steuerlast enorm sein.
Ich selbst habe seit über einem Jahrzehnt keinen Firmenwagen mehr verhandelt, es lohnt sich häufig nicht.
Als „Compensation Package“ bezeichnet man die Gesamtheit der Vergütung, inklusive aller eventuellen Zusatz- und Sachleistungen.
Der Dienstwagen wäre also wenn Teil des „Compensation Package“.
Das meint er doch. „Die Summe“ bezieht sich nicht auf 6-12k, sondern auf die Gesamtsumme der Einkünfte. Ein bisschen good faith wäre gut.
Ist da was abgeshcnitten? Vielen Dank für die Infos auf jeden Fall!
1) Mir war diese neue „Ästhetik“ in letzter Zeit vor allem bei Mercedes unangenehm aufgefallen, aber es ist nur konsequent, dass (nicht nur) BMW da nachzieht. Mein Bauchgefühl sagt, dass du mit deiner Küchenpsychologie nicht ganz falsch liegst, worauf ja auch der anhaltende Trend zu hausgroßen Riesenautos hindeutet. Gerade in den Großstädten legen immer mehr (vor allem junge) Leute immer weniger Wert aufs Auto, aber die, die es tun, wollen es dann wenigstens allen so richtig zeigen.
Vor 20 Jahren haben wir noch über Kalle Grabowskis getunten Benz in Bang Boom Bang gelacht, weil es so eine absurde Idee zu sein schien, heute sehen die Nachfolgemodelle bereits ab Werk aus wie Zuhälterkarren.
1) Gerade diese „ich fress dich gleich-Frontpartien“ sind mir in letzter Zeit auch häufiger aufgefallen. Grundsätzlich werden die Autos immer aufgepumpter, ich fahre einen Fiesta von 2004, die neuen Modelle sind dreimal so groß. Ich saß neulich in so einem neuen Ford Kuga Hybrid und ich habe mit 1,68m genau die weibliche Durchschnittsgröße und musste den Sitz so nach vorn und oben stellen, dass ich am Schluss fast vom Gurt stranguliert wurde. Ist doch albern.
Die Klientel, die ihre Identität stark mit Autos verknüpft haben, sind gleichzeitig die, die „fahrende Kriegserklärungen“ bevorzugen. Was denkt ihr?
Ich glaube, es hat sich etwas aufgeteilt. Bei vielen (gerade Jüngeren/Mittelalten glaub ich) ist das Auto nicht mehr so wichtig, entweder hat man keins, wenn man zb in Bremen wohnt oder irgendne Gurke, um von A nach B zu kommen. Hab ich ja auch.
Bei der etwas wohlhabenderen Klientel geht der Trend aber zum Liebhaberauto und ja, das könnte so ein fescher BMW sein, oder ein Cabrio und/oder ein Oldtimer (ich schrieb ja davon, was für irre Gefährte hier im Lockdown plötzlich in Massen unterwegs waren)
Und 3. das ist auch ein Wettrennen um (gefühlte) Sicherheit, SUV sind zb oft auch bei Frauen beliebt, weil man sich sicherer fühlt, wenn man höher sitzt. Und unsicherer in einem kleinen Wagen, je mehr SUVs unterwegs sind, und je unübersichtlicher der Verkehr ist .
Und 4. könnte man noch die verrückte Idee mit anführen, Schadstoffwerte ans Autogewicht zu koppeln, so dass der Profit bei großen, schweren Autos viel höher ist als bei Kleinwagen (die verschwinden gerade reihenweise aus den Baureihen).
Ich hab auch ein SUV, aber halt weil ich Platz für die Familie brauchte und Schiebetüren hinten wollte.
Ästhetisch ist der Vorläufer dieser Kühlergrills glaube ich die an Raubtieraugen erinnernde Scheinwerferpartie.
Welcher SUV hat den Schiebetüren?
Und was genau spricht bei deinen Bedürfnissen gegen einen Mini-Van oder Hochdach-Kombi (z.B. Berlingo oder Caddy)?
Vielleicht kenn ich mich mit Autos zu wenig aus. Ich fahr das da:
https://www.autobild.de/marken-modelle/ford/grand-c-max/1/
Wenn das kein SUV ist, bin ich erlöst^^
Das nennt sich eher MPV glaube ich.
Glaub das zählt noch als Van^^
SUVs zeichnen sich eher dadurch aus, von außen riesig zu sein, ohne innen mehr Platz zu bieten.
In der Praxis ist das oft so.
Hatte mal einen als Leihwagen bekommen weil wir ein grosses Auto brauchten. Habe nur mit Mühe und Not Kinder und Gepäck reinbekommen.
Beim nächsten mal einen Peugeot Partner bekommen und alles hatte problemlos Platz.
Aber SUV definiert man wohl eigentlich als geländewageninspirierte Autos die nicht im Gelände gefahren werden.
@ Ariane 27. November 2020, 23:30
Glaub das zählt noch als Van^^
Ich denke auch …
SUVs zeichnen sich eher dadurch aus, von außen riesig zu sein, ohne innen mehr Platz zu bieten.
Hast Du bei allen Audi, bei vielen Opel etc., aber nicht (z.B.) bei VW oder Skoda.
Aber viele von denen sind vom Design her echt vergurkt, und bieten ausser 10 cm höherem EInstieg eher weniger Nutzen.
10) Neo-Ludditentum? Hier sollte man doch etwas differenzieren:
„Laut Thompson waren die Ludditen in der Hauptsache nicht Gegner der neuen Technik, sondern Gegner der neuen Wirtschaftsbeziehungen (so Abschaffung der Festpreise), die im Zuge ihrer Einführung durchgesetzt werden sollten.
Die Maschinen seien dabei nicht wahllos als vermeintliche Verursacher dieses Wandels angegriffen worden. Die Zerstörung der Maschinen war demgemäß eine organisierte und gezielte Aktionsform, die sich gegen bestimmte Eigentümer richtete“ https://de.wikipedia.org/wiki/Luddismus
Die Parallele: Wären die „bestimmten Eigentümer“, also die üblichen Verdächtigen unter den Datensammlern, gezähmt, der Widerstand wäre sicher viel geringer. Die paar Nostalgiker könne man ignorieren.
Wenn mal nach Corona wieder mehr Luft ist: Datenschutz ist eine eigene Diskussion wert.
Spannend, den Hintergrund kannte ich nicht. Aber das Wort wird heute ja anders gebraucht als damals.
Stell gerne einen Artikel ein!!
2/7 – Frauenquote
Schwierig, ich bin auch der Meinung, dass es ein großes Problem ist, dass die meisten Machtpositionen (logischerweise) sehr auf das aufgebaut sind, was eben den Männern gefällt/bisher gefallen hat. Und dass dann eher überangepasste Frauen, in diese Rollen kommen, was erst recht einen wirklichen Wandel verhindert. Wüsste aber jetzt auch nicht, wie man da irgendwas einreißen und ganz neu machen soll? Ist ja immer schön dahergesagt, aber so funktioniert Wandel nicht.
Ich bin ja immer noch der Meinung, dass Quoten auf mittleren Ebenen besser wären als ganz oben. Auch eine breitere Umstrukturierung und mehr Problembewusstsein in den Führungen wären gut, das sind ja alles keine Naturgesetze.
Bei einem #metoo in der Sache. Ja, weiß nicht. Wäre vermutlich nicht schlecht, aber hach ja. Eigentlich haben wir das ja in unterschiedlichsten Konstellationen in den letzten Jahren durchexerziert, zweifellos wichtig. Könnte aber sein, dass wir damit so langsam an ein Ende gekommen sind, diejenigen, die zweifellos der Meinung sind, dass Frauen aus gutem Grund nicht in angemessener Zahl in Machtpositionen sind, die werden sich da nicht von abbringen lassen.
Ja, stimme dir völlig zu.
@ Ariane 27. November 2020, 10:49
Schwierig, ich bin auch der Meinung, dass es ein großes Problem ist, dass die meisten Machtpositionen (logischerweise) sehr auf das aufgebaut sind, was eben den Männern gefällt/bisher gefallen hat.
Ich glaube, dass das eine extrem kluge Formulierung für das Problem ist. Es geht – bis auf wirklich wenige Ausnahmen – um „was gefällt“, „was ist man gewohnt“, zu wem hat man Vertrauen“, oder „wo fühlt man sich sicherer“, nicht um Diskriminierung um der Diskriminierung willen.
Das mag ein Grund sein, dass erzwungene Quoten nicht so gut funktionieren. Und ja, man müsste im Mittelbau was angehen, denn da werden die späteren Chefs „erzogen“ bzw. sozialisiert.
Da sind wir alle definitiv einer Meinung!
1) BMW 4er: Die Ästhetik der Angst
Diese Designsprache ist ja nun wirklich längst ein alter Hut und seit 10-15 Jahren dominierend. Ich weiß ja nicht, wo sich da mancher aufgehalten hat, aber wer solche „Trends“ als neu wahrnimmt, hat einen tiefen, festen Schlaf.
Autos als Statussymbol? Lange nicht mehr so gelacht. In einer Zeit, wo der Großteil der automobilen Kisten geleast oder finanziert ist, kann ein Auto kein Statussymbol mehr darstellen. Gott, seid ihr hinter dem Berg! Kurze Lehre in der Theorie der Statussymbole: Als Statussymbol oder Statusobjekt wird ein Objekt bezeichnet, das den gesellschaftlichen Stand oder sozialen Status seines Besitzers oder Trägers zum Ausdruck bringt oder zum Ausdruck bringen soll. (Aus Wikipedia).
Gut, was ist bitte an einem Boliden Status, wenn jeder arbeitslose 18jährige Schulabbrecher mit Migrationshintergrund damit abends ein paar Leute bei einem Rennen zusammenfährt? Geht mal in Hamburg am Abend auf die Straße und versucht in die Karossen zu schauen, wer da in den röhrenden Kisten sitzt.
2) Stöhnt lieber leise in den Pinguin-Etagen
Ja, ja, eine Endfunfzigerin aus Bremen, die in ihrem Leben nie ein Unternehmen außerhalb des Journalismus von innen gesehen hat, weiß, wie es in den Führungsetagen zugeht. Natürlich, die Kerle handeln die Jobs unter sich aus. Schon klar.
Hast Du Dich zur Abwechslung mal damit befasst, warum Frauen in Vorstandsetagen besser entlohnt werden als ihre männlichen Pendants? Ach, natürlich, Leistungsentgelt… Klar. Vielleicht, weil man längst händeringend nach geeigneten Kandidatinnen fahndet, die auch noch willens sind, die Mühen eines Jobs auf sich zu nehmen, der nicht Nine-to-Five geht? Vielleicht sollten solche „Journalistinnen“, die sich ihren Kram aus den Fingern schreiben, zur Abwechslung mal mit Top-Headhuntern sprechen, z.B. mit den Jungs (und Mädels) von Egon Zehnder. Die werden nämlich typischerweise mit der Suche nach Führungskräften beauftragt. Und die zeichnen meist ein anderes Bild als den Unsinn, den man immer noch in deutschen Medien lesen kann.
Gut, was ist bitte an einem Boliden Status, wenn jeder arbeitslose 18jährige Schulabbrecher mit Migrationshintergrund…
Das tut deiner gequälten toitschen Herrenmenschenseele echt weh oder?
Da mischen auch andere Gruppen mit:
Warum können sich 25-Jährige plötzlich Lamborghinis leisten und mit aus dem Fenster hängendem Arm lässig durch die Strassen cruisen, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt? Der Zahnarzt sucht verzweifelt nach möglichen Erklärungen: Papa hat gezahlt. Der Wagen ist nur geliehen. Der Wagen ist geleast. Da hat einer Glück gehabt. Fazit: Was für ein Prolet. Trotzdem bleibt das ungute Gefühl, nicht wirklich zu verstehen, was da vor sich geht.
Ups, falscher Link – der Auszug ist aus diesem Artikel:
https://www.nzz.ch/feuilleton/gebildete-warum-sind-sie-oft-leichte-opfer-fuer-finanzbetrueger-ld.1574573
@ TBeermann 27. November 2020, 11:58
[Gut, was ist bitte an einem Boliden Status, wenn jeder arbeitslose 18jährige Schulabbrecher mit Migrationshintergrund …]
Das tut deiner gequälten toitschen Herrenmenschenseele echt weh oder?
Ich wohne eine halbe Autostunde von Hamburg entfernt, und ich bin da öfter unterwegs, weil meine Töchter dort wohnen. Wenn Du in der Stadt quietschende Reifen hörst, kommen die fast nie vom Bremsen, sondern in der Regel von allzu zackigen Ampelstarts, wüsten Spurts bis 100 km/h oder mehr, gewagten Überholmanövern. Ich tippe da stets auf jugendliche, toxische Maskulinität mit Immigrationshintergrund, und werde (die nächste Ampel ist für alle rot) eigentlich nie enttäuscht.
Das tut Deiner progressiven Multikulti-Seele echt weh, oder?
Vielleicht, weil man längst händeringend nach geeigneten Kandidatinnen fahndet, die auch noch willens sind, die Mühen eines Jobs auf sich zu nehmen, der nicht Nine-to-Five geht?
Vielleicht ist „die wollen halt nicht (unter diesen Bedingungen)“ ja aber auch mal ein Anlass, sich selbst zu hinterfragen. Darum geht es doch.
Das kann ja durchaus andere Gründe haben, als dass Frauen halt nicht leistungsbereit oder whatever genug sind.
Frauen definieren ihre optimale Arbeitszeit mit 32 Stunden im Schnitt, so eine Erhebung vor einiger Zeit. Bei Männern waren es meiner Erinnerung nach 36 oder 38 Stunden. Die Autoren schlussfolgerten daraus, dass das Potential, Frauen in Erwerbsarbeit zu bringen, damit ausgeschöpft ist. Denn derzeit arbeiten weibliche Angestellte im Schnitt 32 Stunden, während die Bundesregierung in einer Prognosebelastung für die Tragfähigkeit der Staatsschulden davon ausgeht, diese auf 35 Stunden heben zu können.
Es ging also um eine andere Fragestellung in der Erhebung. Allerdings ist das Ergebnis auch für unsere Frage aufschlussreich. Denn zusätzlich sind Frauen erwerbsmäßig stärker im HR-Bereich, in der Buchhaltung und im Marketing tätig. Es ist nicht vorstellbar, aus diesen Bereichen es bis an die Spitze zu schaffen.
Mit anderen Worten: Headhunter und Aufsichtsräte fischen aus einem wesentlich kleineren Teich, wenn sie Frauen für Top-Positionen suchen. Darüber ist man sich in diesen Positionen im Klaren. Ausdruck der Knappheit geeigneter Frauen für den Führungsnachwuchs ist eben, dass sie höhere Vorstandsgehälter kassieren. Marktwirtschaft eben.
Ein bisschen mehr Realismus und weniger Ideologie wäre angebracht.
Exakt. Deswegen wäre es auch wichtig darüber nachzudenken, ob man den Status Quo als Ursachenbeschreibung hernimmt, nur weil es einem ideologisch in den Kram passt.
Die Leitung eines Konzerns oder auch nur Bereichs funktioniert nicht im Halbtagsjob. Das bildet man sich im öffentlichen Dienst ein, aber der war noch nie Vorbild für die Privatwirtschaft.
Und es gibt ebenfalls gute Gründe, jemanden aus dem Randbereich des Unternehmens wie HR, oder aus der reinen Dokumentation wie Rechnungswesen nicht zum Leiter eines Unternehmens zu machen. Das hat dann auch etwas mit Charakter zu tun.
Das muss die berühmte Innovationsfähigkeit der Privatwirtschaft sein, die du gerade vorexerzierst.
Linke Feministen kommen auch nicht auf den Gedanken, einen Mann zum Gleichstellungsbeauftragten zu machen. Und ja, Du kannst nicht mit 2 Töpfen 500 PS aus einem Motor holen.
Wäre allerdings in weiblich dominierten Branchen sicherlich eine gute Idee.
@Stefan Sasse 28. November 2020, 14:53
Exakt. Deswegen wäre es auch wichtig darüber nachzudenken, ob man den Status Quo als Ursachenbeschreibung hernimmt, nur weil es einem ideologisch in den Kram passt.
Ist genau so ein guter Grund, wie, den Status Quo abzulehnen, weil er einem ideologisch nicht in den Kram passt. Wer mit dem Status Quo zufrieden ist oder ihn als erfolgreich wahrnimmt, hat wenig Grund, ihn verändern zu wollen.
Völlig richtig. Darauf will ich ja auch raus.
@ Ariane 27. November 2020, 23:35
Vielleicht ist „die wollen halt nicht (unter diesen Bedingungen)“ ja aber auch mal ein Anlass, sich selbst zu hinterfragen. Darum geht es doch.
Das kann ja durchaus andere Gründe haben, als dass Frauen halt nicht leistungsbereit oder whatever genug sind.
In Anlehnung an das, was Du weiter oben geschrieben hast: Diese Jobs orientieren sich vom Anforderungsprofil her an Männern, die (meist spürbar) über das durchschnittliche Maß hinaus Einsatz zeigen, ohne auf Familie Rücksicht zu nehmen bzw. nehmen zu müssen. Das ist der gewohnte Standard.
Wenn, muss man beim Anforderungsprofil mit Veränderungen anfangen, und das wird eine ganze Weile brauchen.
Ja, gerade die Familienproblematik zeigt sich meiner Meinung nach eher im Mittelbau, da gehen sozusagen die ersten Frauen von der Fahne.
Aber eben nicht nur, Stefan hat hier ja einen Durchschnitt aufgezeigt, der muss nicht zwingend für Chefposten oder Vorstandsfrauen gelten, die haben auch die Familienproblematik eher schon gelöst.
Und nein, das ist nicht zwingend bewusst, deswegen nennt man das Problem ja strukturell.^^ Im Artikel wird ja auch auf die etlichen ersten Vorstandsfrauen hingewiesen, die nicht lange durchgehalten haben und hier haben wir eben auch Arbeitsklima und subtile Diskriminierung denke ich. Eine Quote erhöht halt den Druck, weil Schultern zucken und so weitermachen wie bisher nicht mehr geht, marktwirtschaftlich gesprochen löst das nun mal einen Anpassungsprozess aus.
Das Problem geht halt tiefer als eine Quote lösen kann, das sieht man auch bei den Parteien. Bei der Union und FDP hört man ja auch immer wieder, dass eben so wenige Frauen kandidieren und sie (auch) deswegen eine Quote ablehnen, aber die Frage muss ja sein, warum das so ist und ob man da ansetzen kann. So wirkt es halt immer, als möchte man sich gar nicht damit beschäftigen. Was zumindest bei der FDP auch wahltaktisch schlecht ist, weil die enorm wenige Wählerinnen haben. (ich glaube, bei der Union war das noch ausgeglichener, aber die Grünen zb können sich da nicht beklagen)
Zustimmung
Absolut! Deswegen sollte man auch endlich mal damit anfangen.
„Autos als Statussymbol? Lange nicht mehr so gelacht. In einer Zeit, wo der Großteil der automobilen Kisten geleast oder finanziert ist, kann ein Auto kein Statussymbol mehr darstellen. Gott, seid ihr hinter dem Berg! “
Nach der Logik wären schicke Häuser auch keine Statussymbole.
Sich ein dickes Auto kaufen oder leasen zu können ist doch beides Ausdruck von Finanzkraft und damit ein Statussymbol. Das es paar Bubies gibt die mit dem Leihwagen oder Papas Auto einen auf dicke Hose machen ist ja auch kein neues Phänomen. Die machen das eben weil diese Wagen Statussymbole sind.
Umgekehrt gefragt. Sind top Manager neuerdings überwiegend im gebrauchten Golf unterwegs?
Die Company Car Policys der Unternehmen sind in den vergangenen 15 Jahren stark eingedampft worden. Man muss schon das Unternehmen suchen, um dort sein Wunschauto realisieren zu können. Bei mittelgroßen Unternehmen hat oft nicht einmal das Top-Management außer dem Geschäftsführer Anspruch auf einen Firmenwagen. Also, da ist heute wenig Status zu gewinnen. Schon gar finden sich PS-Monster oder SUVs im Angebot.
Solche können sich Selbständige leisten, fraglos. Und sie tun es auch oft. Aber das wäre ein sehr kleiner Kreis, der das Auto noch als Statussymbol annimmt. Was sich zuletzt etwas rausgeschält hatte, war die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten. Immer mehr einfache Verwaltungsleute begehrten das auch. Mit dem Homeoffice als Status ist es jetzt nach Corona allerdings auch vorbei.
Teslas beobachte ich sind als Statussymbol auch en vogue. Der Punkt: die Dinger sind nicht nur wahnsinnig teuer, man dokumentiert gleichzeitig, sich die private Infrastruktur leisten zu können. Elektrofahrräder sind auch im Kommen: teuer und lange Lieferzeiten.
Die Sache mit den Statussymbolen ist eben, sie unterliegen Moden und manchmal wechseln sie sehr schnell. Allerdings sehe ich wenige Gutbürgerliche, die mit PS-Ungetümen herumfahren. Solche Autos verursachen heute breites Kopfschütteln, Bewunderung ist etwas anderes. Die Zeiten, wo man sich erkundigte, wie schnell die Beschleunigung ist, sind vorbei. Erst recht, wenn jeder Tesla einem Porsche im Sprint davonzieht.
In Frankreich fahren Manager tatsächlich Kleinwagen. Was zeigt, Statussymbole sind immer durch die gesellschaftliche Akzeptanz definiert.
Dann ist es doch immer noch für viele ein Statussymbol.
Cayennes, GLAs und wie sie alle heissen verkaufen sich ja recht gut im Hochpreissegment. Aus welchen Gründen werden die denn dann gekauft, wenn nicht als Statussymbole?
Statussymbol hat mit Begehrlichkeit zu tun. Wenn Sie scheel angesehen werden, mindert das den Spaß.
GLA? Das ist eine aufgebockte A-Klasse. Ich kaufe mir auch exklusive Kleidung und fahre 1. Klasse. Genauso gehe ich gerne exquisit essen. Nur hat das nicht automatisch mit dem Label „Statussymbol“ zu tun. Auch nicht, wenn ich einen Flug in der Business Class buche, wenn dahinter Schutz vor Ansteckung steckt.
Vor einigen Jahren hatte ich mir den Ford Kuga zugelegt, als der ein schickes Auto war. Doch nach einigen Jahren bemerkte ich durchaus den qualitativen Unterschied zu einem Premiumwagen. Danach ging ich zu Landrover. Aus Statusgründen? Sehe ich nicht so. Ich habe mir ja keinen Range Rover zugelegt, damit die Leute sagen: ey, toll! Gut, die Reaktionen gab es, aber ehrlich gesagt ist mir das ziemlich egal. Mir geht es um mich, nicht darum, dass andere mich beneiden. Doch das ist gerade das Merkmal von Statussymbolen.
Ihrer Argumentation nach ist alles, was über dem Discount-Preis liegt, Status. So einfach ist es auch nicht.
Oder GLC, so firm bin ich bei den Mercedes Modellen auch nicht.
Das sind Luxusprodukte deren Preis und Ausstattung in aller Regel nicht rational begründbar sind. Vernunftwagen sieht anders aus.. Understatement auch.
Zwischen denen und Discount klafft doch eine erhebliche Lücke.
„Der Mensch ist ja kein rationales Wesen, sondern ein rationalisierendes.“
Das Zitat hat mir sehr gut gefallen. Passt perfekt zu dieser Diskussion 🙂
https://www.t-online.de/auto/recht-und-verkehr/id_82402798/darum-sind-suv-so-erfolgreich-wirtschaftspsychologe-erklaert.html
Oder GLE. 🙂 Mercedes stuft seine Modelle buchstabenmäßig mit A (Kompakt), C (Mittelklasse) und E (obere Mittelklasse) ab. Für die Kategorie der SUVs hat man das in Stuttgart einfach übernommen: GLA, GLC und CLE.
Premium ist messbar und spürbar. Ob ich einen Anzug von Armani oder von BOSS habe, lässt sich schon an Material und Verarbeitung ablesen. Gleichzeitig ist Premium profitabel, keine Frage. Das ist Discount aber auch. Ich lasse das Etikett nicht heraushängen, die Qualität ist nur durch Sehen und Fühlen erkennbar.
Beim Auto ist das sicher nicht so einfach. Aber wie verhält man sich da als Käufer angemessen? Ein Tesla-Käufer ist ja auch nicht gerade dezent, viele wissen, dass diese Produkte einen sechsstelligen Betrag kosten. Und auf der Ebene ist Leasing dann tatsächlich nicht günstig.
Wer viel verdient, sollte dieses Geld auch irgendwo und irgendwie ausgeben können. Neben der Entwicklung kann sich Deutschland weitgehend nur industrielle Arbeitsplätze leisten, die für das Premiumsegment arbeiten. Die Idee, dass hochpreisige Produkte ja gar nicht notwendig seien, ist unter industriestrategischen Gründen nicht besonders überlegt. Wenn wir nicht wollen, dass immer Mehr produziert wird, dann entsteht Wachstum unter anderem, dass Güter immer hochwertiger und damit teurer werden. Überspitzt, ein Tesla 3 ersetzt einen Polo.
3) Grüne wollen an die Macht – dieses Mal wirklich
Gleich zwei Artikel, die ganz nett zu den Grünen sind. Das wünscht man sich von einer kritischen Öffentlichkeit. In ihrem neuen Grundsatzprogramm haben die Grünen gerade erleichterten Zugang für Asylsuchende beschlossen. Flüchtlinge sollen weder an den Binnen- noch Außengrenzen zurückgewiesen werden. Aber auch eine Zusammenarbeit mit Regimen wie der Türkei und Libyen zur Aufrechterhaltung eines wirksamen Grenzschutzes sind nicht erwünscht. Abgeschoben werden sollte keiner, denn, hey, kein Mensch ist illegal.
Wählen soll jeder, der sich hier länger legal aufhält, immerhin. Da dies dem Grundgesetz widerspricht („Alle Macht geht vom Volke aus“, dem deutschen wohlgemerkt) müsste man halt das Grundgesetz entsprechend ändern. Dann kann man die „vielfältige“ Gesellschaft gleich noch im Grundgesetz mitverankern. Voila!
Obwohl Deutschland innerhalb der EU bereits das liberalste Staatsbürgerschaftsrecht besitzt, liberaler geht aus Sicht der Grünen immer. So soll zukünftig jemand bereits Deutscher werden, wenn ein Elternteil sich regelmäßig legal in Deutschland aufhält. Das gälte dann auch für jeden Flüchtling. Was eine praktische Seite hätte: wer als Asylbewerber im Laufe des Verfahrens ein Kind zur Welt bringt, kann im Rahmen der Familienzusammenführung nicht mehr abgeschoben werden. Das gesamte Verfahren wäre weitgehend überflüssig.
Die Grünen wollen ein „Einwanderungsgesetz, das faire und diskriminierungsfreie Kriterien für Einwanderung definiert“. Was das wohl sein könnte, denn schließlich bedeutet die Auswahl nach Bedarfen, nach Qualifikationen und nach Herkunft, dass es eben nicht fair und diskriminierungsfrei zugeht. Zumindest, wenn man die Dinge aus Sicht eines Grünen betrachtet.
Die gegenwärtige Bundesregierung hat in den vergangenen Jahren sämtliche Kriterien erfüllt, welche die Grünen in ihrem Gesetzentwurf 1998 für ein neues Einwanderungsgesetz in den Bundestag eingebracht hatten. Als da wären die Beseitigung der Vorrangprüfung gegenüber EU-Ausländern, Aufhebung der Begrenzung auf Berufe mit Fachkräftemangel sowie die erlaubte Einreise zur Ausbildungsplatzsuche für unter 25-Jährige mit Abitur-ähnlicher Schulbildung. Doch die Grünen sind wie die Fundis der LINKEN – es ist ihnen nie genug, dann legen sie noch eine Schippe drauf.
Nein, das ist weder eine mittige, noch eine liberale Partei. Vorne werden gefällige Personen hingestellt, hinten tobt der Radikalismus. Die Frage ist durchaus erlaubt: wie regierungsfähig sind eigentlich die Grünen, die sich zum willfähigen Büttel radikaler Gruppierungen wie „Ende Gelände“ und Extinction Rebellion machen. Das Testlabor dazu ist Berlin, aber das hören die Grünen-Fans nicht so gerne. Denn hier können grüne Fundis schalten und walten, dass des den geerdeten Sozialdemokraten langsam zu bunt wird.
Schade, dass man dazu so selten etwas liest…
Du begehst den Grundfehler der NachDenkSeiten, „kritisch“ als „dagegen“ zu lesen. Und ich würde diese Problemfelder immer gerne diskutieren. Nur beim Thema „Grüne“ schaltest du immer auf den Hetzmodus um…
Deine Heititeiti-Artikel zu den Grünen sind nervig. Ich würde mich das in Bezug auf die FDP nicht trauen. So habe ich im Februar einen Verriss geschrieben. Auf Deine kritische Betrachtung der Grünen muss ich wohl noch ein bisschen warten.
Zudem zeigt unser Dissens, wie fern sich FDP und Grüne stehen. Wir haben sehr unterschiedliche Vorstellungen. Dazu trägt übrigens nicht bei, dass die Grünen immer wieder versuchen, den ureigenen Begriff des Liberalismus zu kapern. Mach‘ ich ja auch nicht mit dem Kernanliegen der Grünen.
Sollte ich mal machen, ja. Ich hab immer wieder einzelne Punkte kritisiert, aber nie einen eigenen Artikel zum Thema. Hab ich aber auch für die meisten anderen Parteien nicht.
Ihnen vorzuwerfen, effektiven Wahlkampf zu betreiben, ist nur minder hilfreich^^
Effektiver Wahlkampf? Sie nehmen die Methode Merkel: bloß nicht diskutieren!
Sag ich ja.
🙂
Vieles, was einstmals als „grüne Spinnerei“ galt, ist heute Mainstream. Und allein regieren werden die Grünen sicher nicht. Warum also die Aufregung?
Was soll der Allgemeinplatz?
Die migrationspolitischen Vorstellungen der Grünen sind ganz gewiss nicht Mainstream, wenn Sie das behaupten wollen. Sie sind extremistisch, sowohl für internationale, europäische als auch deutsche Verhältnisse. Die Grünen fordern im Prinzip, jede Sicherung der europäischen Außengrenzen aufzugeben.
Stefan hat sich in diesem Thread beschwert, warum ausgerechnet die Grünen immer noch ihre Regierungsfähigkeit nachweisen müssten. Vielleicht, weil sie in Berlin ein Chaos angerichtet haben – wo sie übrigens auch nicht allein regieren?
Bei den Jamaika-Verhandlungen gab es zwei Knackpunkte mit den Grünen. Das eine war die Sicherung der europäischen Außengrenzen und der Familiennachzug. Das andere war die schnelle Abschaltung der Kohlemeiler. Sowohl CDU/ CSU als auch FDP wiesen die Forderungen als weltfremd zurück. Aus Unionskreisen hieß es nach dem Scheitern, die Grünen hätten beim Familiennachzug nachgegeben, was bei Anne Will von Claudia Roth als auch Jürgen Trittin bestritten wurde. Bei der Abschaltung der Kohlekraftwerke zeigte die Union mehr Entgegenkommen als die FDP für vertretbar hielt.
Damals, im Herbst 2017, waren die Grünen der kleinste Mitspieler mit 8%. Wenn sie mit 18 oder 20 Prozent abschneiden sollten, werden sie nicht bescheidener auftreten. Die Grünen sind die typische Wählertäuschung. Rechts blinken, links abbiegen. Gefällige, harmlos erscheinende Personen an der Spitze, die bisher nicht durch übermäßige Sachkompetenz aufgefallen wären, aber darunter eine radikaler Funktionärskorps und Mitgliederschaft.
Ich denke, darüber ist zu reden. Und nicht über rosa Wolken und Allgemeinplätze.
Ich finde die Kritik an sich fair, aber warum muss die FDP ihre Regierungsfähigkeit nicht beweisen? Nach dem Desaster vom letzten Mal wäre das angemessen.
Tut sie doch. Die FDP ist derzeit an 3 Landesregierungen beteiligt, die geräuschlos arbeiten – ungefähr das, was sich seriöse Bürger von ihren Politikern erwarten.
Die Grünen sind dagegen die, die für die Stimmungsmache zuständig sind: punktuell in Schleswig-Holstein, gerade in Hessen (Ausbau der A49) und die gesamte Regierungszeit in Berlin. Würde die FDP in ihr Programm die Forderung schreiben, die Einkommensteuer generell auf 20% zu senken, würdest Du auch die Frage nach der Regierungsfähigkeit stellen. Nur, bei der FDP tut es für Dich auch einige 100° darunter: allein, dass Christian Lindner an die Bedingungen für Grundrechtseinschränkungen erinnert, macht ihn in Deinen Augen zu einem Radikalen. Deine Maßstäbe sind sehr unterschiedlich.
Ja, NRW regiert gerade total geräuschlos vor sich hin. Vor allem die Bildungsministerin tut sich da hervor.
Die Grünen sind allerdings auch an mehreren Landesregierungen beteiligt oder führen sie sogar wie in BaWü, übrigens sind sie auch in SH beteiligt.
Wie auch immer, ich sehe hier eigentlich zwischen FDP und den Grünen wenig Unterschiede, was Regierungsfähigkeit oder die Notwendigkeit, diese zu beweisen, angeht.
Die Grünen scheinen mir hier allerdings etwas klarer, auch was die Koalitionen angeht, während mir diese Frage bei der FDP weiterhin recht ungeklärt scheint (außer die CDU tritt vielleicht mit Merz an).
Die Grünen sind da irgendwie mehr in die Rolle der CDU geschlüpft, sie können aktuell eigentlich mit allen koalieren, ohne dass es ein großes Problem gehen würde.
Die Grünen regieren dreimal R2G, mehrmals in wechselnden Konstellationen mit der CDU, zweimal Jamaika. Ja, völlig klar, wofür die Grünen stehen.
Wofür steht denn die FDP unter Berücksichtigung der Tatsache, dass die in zwei Ländern gemeinsam mit den Grünen regieren? Wenn es nach en Wünschen der FDP ginge, wären es mehr, aber dafür sind die zu mickerig.
Die Parteien vermitteln natürlich für das Fussvolk gewisse Images. Die gelten „oben“ aber nur sehr eingeschränkt. Der Nihilismus von Bambi und insbesondere seines Kieler Winkeladvokaten (früher in der FDP auch schon mal „Quartalsirrer“ genannt) ist zu allem fähig.
In 2012 um Beispiel, also in schwarz-gelben Zeiten, ging das so:
Zitat aus n-tv:
„Für die Zeit nach der Bundestagswahl 2013 verlangte Kubicki die Öffnung für eine sozialliberale Koalition oder ein Ampelbündnis, er selbst erwägt einen Wechsel nach Berlin.“
Der Kieler ist natürlich als Advokat nicht doof und hat damals genau erkannt, dass Seehofer-Merkel die FDP zu killen trachteten, während der sozial-liberale Hafen Rettung versprach. Das hat bundesrepublikanisch eine gewisse Tradition. Die FDP würde es ohne den Rettungsanker SPD nicht mehr geben.
Okay, heute sind andere Zeiten und die FDP wendet sich mal wieder. Diesmal (das kann allerdings morgen schon wieder anders sein) scheint stramm-rechts die Rettung zu versprechen. Schaun mer mal. Man muss nur aufpassen, dass man sich nicht zu Tode taktiert – aber das gilt für alle Parteien.
Damals hat man es mal kurz mit dem „mitfühlenden Liberalismus“ (Lindner) versucht, nachdem einem die „spätrömische Dekadenz“ auf die Füße gefallen war.
Es ist aber auch damals sehr schnell klar geworden, dass niemand der FDP den Wandel abgenommen hat (zumal das Stichwort ja auch nie mit konkreteren Vorschlägen unterfüttert wurde) und nicht lange danach fing Lindner an, regelmäßig auch in braunen Tümpeln zu fischen. (Auch da war man nicht sehr erfolgreich. Eine unsoziale rechtsextremistische Partei hatte man ja gerade gegründet.)
Genau deswegen halte ich 2017 auch für einen solchen Fehler.
Ich weiß nicht. Ich möchte mir eigentlich nicht vorstellen, dass gerade jetzt neben den Querulanten unten der Ministerpräsidenten auch noch Lindner und Co als Regierungsmitglieder erhöhte Aufmerksamkeit genießen würden.
Da hat die FDP dem Land wohl tatsächlich mal einen Gefallen getan.
Anlass war die Behauptung von Stefan, die Grünen ständen im Gegensatz zur FDP für Klarheit. Das kann man eben auch anders sehen. Der Bürger weiß bei den Grünen am wenigsten, was er bekommt: eine bürgerliche Koalition mit der CDU, wie dies in Baden-Württemberg und Hessen fast vorbildlich gelebt wird, oder sehr linksgewendete Bündnisse bis hin zu Chaosveranstaltungen wie in Bremen, Thüringen und Berlin.
Man erreicht nicht 20% in Umfragen als demonstrativ radikale Partei. Wenn sich nur 44-48 Prozent der Menschen für Politik intensiver interessieren, werden viele in Umfragen „Grün“ sagen, weil sie sich vom Image der Umwelt- und Klimaschutzpartei angesprochen fühlen. Wer denkt da an eine Partei, die als Ziel ein bedingungsloses Grundeinkommen ausgibt, die jedem Asylsuchenden und vermeintlichen Flüchtling ein Dach über dem Kopf geben will nebst Andienung der Staatsbürgerschaft, eine Partei, die Wohnen rationieren will? Doch nicht bei so netten Leuten wie Robert Habeck und Annalena Baerbock an der Spitze!
Es ist immerhin die Partei, die es schaffte, einen der beliebtesten Politiker wie Cem Özdemir auf dem Höhepunkt seiner Popularität schlicht abzusägen. Das schafft sonst bestenfalls noch die LINKE. Wenn das nicht radikal ist…
Die Kompetenz der Länder erschöpft sich auf die Bildung, die innere Sicherheit und die Sicherstellung der Verwaltungsabläufe. Das ist zwar politisch weitgehend langweilig, aber notwendig. Daher erwarten die Bürger in großer Mehrheit, dass die Politik gerade in diesen Bereichen geräuschlos arbeitet und nicht regelmäßig mit Gesellschaftsexperimenten überrascht. Deswegen wurden SPD und Grüne häufig abgestraft, wenn die Bildung zu Menschenexperimenten genutzt wurde.
Es gibt also kaum Schlimmeres als über eine Landesregierung sagen zu müssen, sie arbeite nicht geräuschlos und verursache Verwaltungschaos. In Berlin hat es die Pannenkoalition geschafft, zu verhindern, dass ein Museum in Gedenken an den Linksextremismus mit dem Symbol der LH „Landshut“ errichtet wird. Eine weitere peinliche Note in der an Peinlichkeiten reichhaltigen jüngeren Berliner Landesgeschichte.
Die FDP hat sich nach 2013 nicht nach Sozial-liberal gewendet. Richtig ist, dass Teile der Partei wie der Funktionäre sehr befremdet über das Verhalten von Unionisten waren und sind, welche die Liberalen nicht mehr als natürlichen Koalitionspartner, sondern vor allem als politischen Gegner sehen. Tatsächlich aber steht die FDP sowohl in vergrößerter Distanz zur CDU wie zu einer SPD, die von Enteignungen und linksradikalen Phantasien begeistert ist.
P.S.: Es wäre angemessener Sie würden seriöse Politiker nicht mit herabsetzenden Begriffen umschreiben. Das hat etwas von fehlendem Niveau.
Ich hab überhaupt nicht behauptet, die Grünen ständen für Klarheit?! Wie kommst du den da drauf?
Ziat Stefan Pietsch:
„Es wäre angemessener Sie würden seriöse Politiker nicht mit herabsetzenden Begriffen umschreiben. Das hat etwas von fehlendem Niveau.“
Ach herrjemine; ich nehme zu Kenntnis, dass Begriffe mit FDP-Genese ein niedriges Niveau repräsentieren. „Bambi“ stammt von einem gewissen Jürgen Möllemann. „Quartalsirrer“ war FDP-Sprech, als der Gemeinte noch Provinznummer war.
Mal hier gucken, nur als Beispiel:
https://www.morgenweb.de/mannheimer-morgen_artikel,-politik-die-breitseite-des-quartalsirren-_arid,372567.html
Ich weiß, woher der Spitzname kommt. Allerdings wird er seit Jahren nicht mehr benutzt. Möllemann ist seit rund 15 Jahren tot, Lindner längst kein Endzwanziger, sondern ein Anfang Vierzigjähriger. Das ist schon von der Namensgebung dann unangemessen. Schließlich wird niemand mit 60 noch „junger Mann“ genannt.
Den Bundestagsvizepräsidenten mit „Winkeladvokat“ zu titulieren, ist schlicht schäbig. Warum tun Sie das? Sie wollen einzelne Personen, die Sie ob ihrer Parteizugehörigkeit nicht mögen, persönlich herabsetzen. Das ist wohl kaum Basis für eine gehaltvolle Debatte. Und nun machen Sie noch einen langen Aufschnitt daraus, statt einfach zu sagen: Verstanden.
Du hast die Tage geschrieben, die FDP sei nur begrenzt regierungsfähig, die Grünen wären viel klarer. Das ist seit langem Deine Tonlage: die Liberalen sind fürs Regieren nur „bedingt“ fähig.
@ Herrn Pietsch, der immer strengstens auf Etikette achtet (falls es passt).
Okay, einverstanden; Winkeladvokat kommt weg, es bleibt dann nur noch Quartalsirrer. Das ist Original-FDP und stammt nicht vom mir.
Die Grünen sind in ELF LANDESREGIERUNGEN beteiligt. Du nennst eine und sagst, das beweist Regierungsunfähigkeit. Sorry, das ist einfach völlig hanebüchen.
Erstens, ich habe den Grünen nicht die Regierungsfähigkeit abgesprochen. Zweitens gibt es in 3 Landesregierungen (davon in zweien nur punktuell) Kopfschütteln über ihre Regierungspolitik. Bei der FDP ist es Null. Drittens sprichst Du der FDP Regierungsfähigkeit ab, weil sie die Jamaika-Sondierungen hat seinerzeit platzen lassen. Auf Personal und Programm schaust Du da nicht. Dann darf ich wohl anführen, dass die Grünen in Personal und Programmatik manch extremistische Tendenzen zeigen. Darüber sollte man schreiben statt es zu verschweigen.
1992-1994 hatten wir eine ähnliche Situation. Alle mochten die Grünen, sie galten mit ihrem Vormann Joschka Fischer als hipp. Dann spielten sie 1998 wieder mal verrückt mit ihrem 5-DM-Beschluss.
Was bekomme ich, wenn ich Grün wähle? Schwarz-Grün? Oder im Grunde das Gegenteil, Grün-Rot-Rot? Das macht einen erheblichen Unterschied. Was die Grünen wirklich wollen, schreiben sie in ihrem Programm. Da ist viel weichgewaschen, um so mehr lohnt es sich auf einzelne Punkte und das Handeln zu schauen, wenn sie können wie sie wollen. Das ist in Berlin der Fall und in Hessen eben nicht. Außerdem galten Hessen und Baden-Württemberg schon immer als Ausnahmen von den Radikalinskis. Doch Stuttgart ist nicht überall.
Ich spreche der FDP die Regierungsfähigkeit gar nicht ab, ich sage, ich KÖNNTE es tun, aber ich tue es nicht. Würde ich, verwiese ich aber wesentlich mehr auf 2009-2013 als auch 2017. Das Platzen der Verhandlungen sagt wenig über Regierungsfähigkeit; ich betrachte das eher als verantwortungslos (auch wenn wir da deutlichen Dissens haben, den wir hier nicht relitigieren müssen).
Der 5-Mark-Beschluss ist etwas, das jede Partei macht. Ein Ding als Massage für die Basis mit 0% Umsetzungswahrscheinlichkeit. Es ist im Endeffekt Kommunikation über die gewünschte Richtung. Oder hat jemand ernsthaft geglaubt, die Bierdeckelsteuer kommt? Es ist letztlich ein Signal, was man grundsätzlich gerne hätte.
Ich stimme dir völlig zu, dass unklar ist, was für eine Koalition man mit den Grünen kriegt. Aber das gilt auch für andere Parteien. Schwarz-Rot oder Schwarz Grün? Jaimaika oder Schwarz-Gelb? Weiß ich auch nicht. Vielleicht sogar Kenia-Koalition? Wer hatte das schon auf dem Schirm? Das ist halt Demokratie. Und entweder bist du bereit, beide Alternativen akzeptabel zu finden, oder du wählst halt den Wunschkoalitionspartner. Das ist ja das geringste Problem, und wurde in der bundesdeutschen Geschichte schon oft so gemacht.
Deine Position ist seit langem, die FDP sei nur begrenzt regierungsfähig. Aktueller Anlass dazu ist für Dich die Haltung zu den Corona-bedingten Beschränkungen der Exekutive. Ich finde es jedoch schwierig, wenn man einer Partei die Regierungsfähigkeit in Teilen abspricht, weil sie ihre Aufgabe Opposition zu betreiben, ernst nimmt und Einschränkungen des Staates, die dieser den Bürgern auferlegt, sehr streng nach rechtsstaatlichen und verfassungsrechtlichen Grundsätzen prüft und kritisch bewertet. Das würde ich doch eigentlich von allen in Ämtern handelnden Personen erwarten, oder nicht? Wenn mehrere Maßnahmen dann unisono von Verfassungsgerichten gekippt werden, dann ist das doch Beleg, dass dieser Sorgfalt nicht genügend Rechnung getragen wurde und die Oppositionspartei einen Punkt hatte. Stattdessen ist es für Dich Anlass, über die Regierungsfähigkeit zu sinnieren.
Ein Ding als Massage für die Basis mit 0% Umsetzungswahrscheinlichkeit.
Nein, definitiv falsch. Übrigens: „Massage“ oder „Message“? In diesem Fall macht es sicher keinen Unterschied.
Der 5-DM-Beschluss markierte nochmals deutlich den Willen der Parteibasis, Ökosteuern einzuführen, und zwar wirksame. Die Holzhammer-Methode zeigte, wie man es von den Grünen wünschte (heute ist das unterhalb der offiziellen Verlautbarungen nicht anders). Obwohl die Grünen dann mit einem sehr enttäuschenden Ergebnis in die ersten bundesweite Koalition mit der SPD schlitterten, konnten sie ihr Ökosteuervorhaben umsetzen. Dies gegen einen Kanzler und eine Öffentlichkeit, welche die Maßnahme fast rundherum ablehnten. Und sie war so ausgelegt, wie linke Umweltschützer Ökosteuern bis heute begreifen: als Abzockmaßnahme, Wirkung ist zweitrangig.
Die Union beabsichtigte 2005 tatsächlich, das Zeitfenster für eine grundsätzliche Reform der Einkommensteuer zu nutzen. Dieses Zeitfenster stand zwischen 1995 und 2005 offen. Wäre es nicht erst vier Jahre später zu einer schwarz-gelben Koalition gekommen, hätte es unter Merkel I deutliche Neujustierungen gegeben.
Die SPD hatte das Interesse verloren, einmal große Steuerreform in ihrer Regierungszeit reichte. Die Sozialdemokraten haben nie an dem Prinzip gerüttelt, dass eine leistungsgerechte Besteuerung nur in höchst unterschiedlichen Steuersätzen mit Anpassungen bei der Individualbesteuerung bestehen kann. Dieses Prinzip stellt auch Schröder nicht in Frage. Große Teile des bürgerlichen Spektrums sahen das damals nicht so uneingeschränkt.
Also, solche Maßnahme haben breite Wirkungen und die Grünen signalisieren, worum sie tatsächlich in einer Neuauflage von Jamaika oder gar in einer schwarz-grünen Koalition kämpfen würden. Neben Klimaschutz wird die Migrationspolitik das Feld sein, wo man Veränderungen durchsetzen will und mit Sicherheit wird. Das sollte auch jenen weniger Politikinteressierten klar sein, die erwägen, Grün zu wählen.
Keine andere Partei bietet eine solche Spannweite bei den Koalitionsoptionen wie die Grünen. Sie suggerieren, Unvereinbares miteinander zu vereinbaren. Doch Bremen hat gezeigt, wie dies zu sehen ist. Es gab keine Anzeichen, dass die dortigen Ökos nicht dem sehr bürgerlichen und mittigen CDU-Bewerber ihre Unterstützung geben würden. Und es ist auch danach nicht klar und transparent geworden, warum sie so schnell zu einem Bündnis mit den doch sehr radikalen LINKEN in Bremen umgeschwenkt sind, was sie dort durchsetzen konnten, was mit der CDU nicht gegangen wäre.
Wer heute irgendwo im Kosmos zwischen gesittetem bürgerlichen Lager mit Sympathie für Konservatives, aber Weltoffenheit für neue soziale Entwicklungen pendelt und zwischen CDU, FDP und Grüne schwankt, sollte keinesfalls die Umweltpartei wählen. Denn er droht, mit einer sehr linken grün-rot-roten Bundesregierung aufzuwachen.
Viele haben 2005 Westerwelle gedrängt, rot-grün zu stützen. Doch der damalige FDP-Chef wusste, dass er mit einer solchen Koalition sich bei der Mehrheit seiner gerade gewonnenen Wähler unmöglich machen würde. Die FDP war (und ist) als klar wirtschaftsliberale Partei positioniert. 2017 keimten im Vorfeld der Wahl Überlegungen auf, angesichts der schlechten Erfahrungen mit der Union durchaus einem Kanzler Schulz den Vorzug zu geben. Der Außenpolitiker Lambsdorff tat dies z.B. bei „Hart aber fair“. Lindner beendet kurz danach solche Überlegungen, wohl wissend, dass auch 2017 galt, was 2005 unumstößlich war.
Die Grünen, da gebe ich Dir recht, sind da inzwischen deutlich flexibler. Aber jede Partei hat eine Seele, einen Kern. Politik gegen diesen Kern ist auf Dauer nicht möglich. Deswegen sollte man sich nicht auf die Roßtäuscherei der Grünen hereinfallen. Es gibt Gründe, meinetwegen auch gute Gründe, die Partei Habecks zu wählen. Aber diese Gründe reichen nicht für 20%.
Mein Vorwurf ist, dass sie genau diese Aufgabe nicht ernst nehmen. Die AfD ist auch gegen alles, was die Regierung macht; das macht noch lange keine gute Oppositionsarbeit.
Ich wollte tatsächlich Massage schreiben, also Zuckerli für die Basis, sozusagen. Und sorry, deine Argumentation läuft darauf raus, dass es okay ist wenn du die Positionen unterstützt und nicht, wenn du das nicht tust.
Wenn Du Lindner im Bundestag und in Interviews mal zuhören würdest, würdest vielleicht merken, dass rechtsstaatlich sehr differenziert wird und er im Grunde die Rechtsposition und Einschätzung von (Ex-) Verfassungsrichtern wiedergibt.
Dir ist anscheinend entfallen, dass ich meine Diplomarbeit über Ökosteuern (CO2-Abgabe) geschrieben habe. Und das sicher nicht, weil ich eine kritische oder ablehnende Haltung dazu habe oder hatte. Aber die Wirksamkeit im ökologischen Sinne ist von einer Reihe von Faktoren abhängig. Wenn diese nicht beachtet werden, wirken sie nicht und richten schlimmstenfalls Schaden an.
In meiner Arbeit habe ich dies genau ausgeführt und dass diese Gefahr im politischen Prozess sehr hoch ist. Es liest sich wie eine Blaupause zu dem, was 6 Jahre später in den Koalitionsverhandlungen von Rot-Grün verbrochen wurde. Alles falsch. Wenn Du möchtest und ich Zeit finde, kann ich Dir den entsprechenden Scan schicken. Irgendwie war ich Hellseher…
Der Unterschied zur Steuerreform: Die Ökosteuer wurde umgesetzt, während die Bierdeckelreform im Planungsstadium stecken blieb. Daher ist es auch anders zu bewerten.
Vielleicht betrachtest Du meine Herangehensweise zur Abwechslung mal anders: als das ehrliche Bemühen, einen Sachverhalt aus wissenschaftlicher Perspektive zu analysieren.
Ich zweifle nicht an der Rechtsstaatlichkeit von Christian Lindner.
Dass du in den 1990ern sehr interessiert am Klimawandel warst habe ich nie vergessen, deswegen mache ich dir auch keine Vorwürfe à la Klimawandelleugner oder so was. Ich teile deine Lösungsvorschläge nicht zur Gänze, aber unser Dissens ist nicht so tief wie du ihn darstellst.
Klar können wir das wegen der Folgen anders bewerten, aber wäre die Bierdeckelsteuer gekommen, dann hätte die Steuererklärung immer noch nicht auf einen Bierdeckel gepasst, genausowenig wie die Ökosteuer auch nur das geringste mit „5DM pro Liter“ zu tun hatte, außer dass der Benzinpreis ein bisschen hoch ging. Mal ganz davon abgesehen, dass das eine fundamental sinnvolle Politikrichtung ist.
Lindner kopiert für seine Kritik die Position von Verfassungsrechtlern. Daher ist seine Kritik fundiert und differenziert.
Die Vergangenheitsform kannst Du getrost weglassen. Meine Wertung hat sich nicht geändert.
Der Punkt ist ja, dass der 5-Mark-Beschluss aus umweltökonomischer Sicht absolut sinnvoll und richtig war, da Benzin ein Gut mit starrer Preiselastizität ist. Nur haben die Linken das völlig falsch angepackt: Denn zur Vollständigkeit gehört, den Preis nicht in einer Einmal-Aktion, sondern stufenweise so anzuheben, dass der Umweltnutzer ausweichen und Alternativen entwickeln können. Sonst entfaltet eine solche Steuer die gleichen hohen Opportunitätskosten wie ein Verbot – plus Liquiditätsentzug bei den Haushalten. Kann für die Umwelt Vorteile bringen, ist in jedem Fall aber maximal teuer und daher ökonomisch nicht vernünftig.
Genauso ist eine Vereinfachung der Steuerermittlung und Steuererhebung aus ökonomischer Sicht richtig. Die Argumente sind gleich, Stefan. Von daher geht es um andere Fragen:
Wie kann Politik adäquat die wissenschaftlichen Lösungsansätze spiegeln?
Wie wird die politische Kommunikation effektiv adressiert?
Die Grünen waren erstens maximal konfrontativ und konstruierten die Ökosteuer maximal falsch. Die Konstruktion war politisch um andere Triebe der Parteifunktionäre zu befriedigen.
Du formulierst, als ob die 5DM umgesetzt worden wären.
– Die Wiederspiegelung wissenschaftlicher Ansätze ist aus vielen Gründen problematisch, unter anderem, weil bei vielen Themen verschiedene Wissenschaftsmeinungen bestehen. Denk mal nur an Wirtschaftspolitik. Jede Partei hat ihre eigenen WissenschaftlerInnen, deren Meinungen deutlich abweichen. Auf Wissenschaft berufen kann sich jede Partei leicht. Was wäre deine Zielsetzung?
– Wie wird politische Kommunikation effektiv adressiert? Sehr gute Frage. Daran scheitern letztlich viele. Ich glaube, eine pauschale Antwort ist schwierig.
Oder beziehst du beides spezifisch auf den Benzinpreis?
Du formulierst, als ob die 5DM umgesetzt worden wären.
Sind sie. Ja, nicht ganz in der Betragshöhe, das ist dem politischen Kompromiss zum Opfer gefallen, aber die Intension bestand und fand Eingang in die Regierungspolitik, siehe oben.
Die Wiederspiegelung wissenschaftlicher Ansätze ist aus vielen Gründen problematisch
Merk‘ Dir das demnächst mal für den Klimaschutz und für die Bekämpfung der Corona-Pandemie. Man gewinnt den Eindruck, als gäbe es über Analyse wie geeignete Maßnahmen nur einen Weg und wer den nicht gehen will, ist ein Spinner, Leugner, Ungläubiger, nicht ernst zu nehmen.
Auf Wissenschaft berufen kann sich jede Partei leicht. Was wäre deine Zielsetzung?
Politik bedeutet, wissenschaftliche Erkenntnisse in Maßnahmen umzusetzen. Der Weg ist und muss immer das sein, was umstritten ist. Denn nur im Streit und Wettbewerb finden sich die besten Lösungen.
Oder beziehst du beides spezifisch auf den Benzinpreis?
Nein. Der Benzinpreis war zumindest der Butterpreis früherer Jahre. Ausgerechnet an eine solch sensible Währung höchst unsensibel rangehen, die dann auch noch extrem volatil ist und der Endpreis gar nicht von der Politik bestimmt werden kann, ist vorsichtig ausgedrückt sehr unklug.
Die Menschen erwarten von der Politik, dass sie Sicherheit vermittelt. Nicht Unsicherheit.
Der Benzinpreis beträgt heute keine 1,50€. Das entspräche einem Kaufkraftniveau von etwa 2,50DM, maximal. Zügle mal deine Übertreibungen.
Ich hab das durchaus im Kopf. Aber letztlich gibst du mir hier auch nur eine Plattitüde. Welche wissenschaftliche Erkenntnis setzen wir denn um? Und wie? Dass der Klimawandel eine menschengemachte Gefahr ist, ist wissenschaftlicher Konsens. Welche Politik daraus folgen soll dagegen bei weitem nicht. Wie also setzen wir das hier um? Streit und Wettbewerb brauchen wir unbedingt. Aber die haben wir nicht. Das beklage ich.
Normalerweise setzt du dich hier mit riesiger Verve dafür ein, dass die Politik Unsicherheit schafft und Sicherheit beseitigt. Jetzt geht es um deine Interessen, da ist sie plötzlich für Sicherheit da. Es ist halt immer alles vom persönlichen Standpunkt aus.
Deine politische Behauptung war, so ein 5-DM-Beschluss sei ja nur nach innen gerichtet – so als Replik auf meine Darlegungen zu den migrationspolitischen Vorstellungen der Grünen. Dies würde ja nie in reale Politik umgesetzt.
Tatsächlich stimmt das für keine der diskutierten Maßnahmen. Der Benzinpreis wurde von 1999 bis 2002 kontinuierlich um 6 Pfennig pro Liter angehoben und die zusätzlichen Einnahmen in die Rentenkasse umgeleitet – genau so, wie es das Wahlprogramm der Grünen vorsah. Nur das man 30 Pfennig wollte statt 6 Pfennig. Für Durchschnittsverdiener war das damals nicht unerheblich, nur sorgte der Preisschock in den folgenden 10 Jahren dafür, dass die Ökosteuer vergessen wurde. Die Grünen haben sich alldieweil auf mehr Verbote verlegt und wollen den Verbrennungsmotor der Einfachheit halber verbieten.
2017 zofften sich die Grünen in den Jamaika-Verhandlungen wegen dem Familiennachzug – als kleinste Partei. Du kannst nicht ernsthaft glauben, dass sie in einer Neuauflage nicht ein ganzes Stück ihrer migrationspolitischen Vorstellungen umzusetzen versuchen. Also müssen wir uns damit beschäftigen. Und wenn Du es für Spinnereien hältst, sagt das ja auch viel, was die Grünen in reale Politik gießen wollen.
Dass der Klimawandel eine menschengemachte Gefahr ist, ist wissenschaftlicher Konsens. Welche Politik daraus folgen soll dagegen bei weitem nicht. Wie also setzen wir das hier um?
Kyoto und Paris sind weitgehende Folgen daraus. Die Verpflichtung, Emissionszertifikate zu kaufen wie Verbrenner innerhalb relativ kurzer Zeit abzuschaffen und Kohlekraftwerke abzuschalten greifen sehr weit in nationale Souveränitäten und Preisgestaltungen von Unternehmen ein.
Normalerweise setzt du dich hier mit riesiger Verve dafür ein, dass die Politik Unsicherheit schafft und Sicherheit beseitigt.
Ich musste erst eine Weile überlegen, worauf Du damit anspielen willst, denn so ist das Blödsinn. Menschen streben nach Sicherheit und Politik sollte die naturgegebene Unsicherheit nicht vergrößern. Doch Du beziehst Dich auf meine arbeitsmarktrechtlichen Vorstellungen. Ja, tatsächlich, kann der Staat dem Bürger nicht vor Unsicherheiten bewahren, nicht in einer freien Gesellschaft. Wenn sich Bedürfnisse verändern, Branchen schrumpfen und andere wachsen, wenn neue Technologien entstehen, die andere verdrängen, dann sind das Veränderungen, mit denen wir leben und umgehen müssen. Zu versuchen, die Welt von heute zu konservieren, ist keine vernünftige Strategie.
Nur, ob die Politik Treiber oder Begleiter ist, macht einen erheblichen Unterschied.
Du missverstehst mein Argument: Selbstverständlich dient die Forderung dazu, die Richtung zukünftiger Politik anzuzeigen. Grün wählen 1998 heißt: Benzin wird teurer. Aber dass es nicht die 5DM werden, war damals bereits klar.
Ok, aber das ist ja nichts, was jetzt wissenschaftlich eine bestimmte Politik nach sich zöge.
Wenn die Politik bestehende Sicherheiten abschafft, ist sie der Treiber. Nur im einen Bereich bist du dafür, im anderen dagegen. That’s it.
Du missverstehst die Intension der Grünen: Ich habe mir das Wahlprogramm von 1998 gezogen. Dort geht es vorrangig um das Endziel (5 DM – zuvor war ein kürzeres Ziel erwogen worden), nicht so sehr um den Punkt, Benzin in den kommenden vier Jahren (1999 – 2002) schrittweise zu verteuern. Deswegen flog ihnen der Beschluss so um die Ohren. Sie selbst hatten das klar ins Schaufenster gestellt.
Ökosteuern haben ein wissenschaftliches Fundament, was bis auf Pigou zurückreicht. Die Idee, der Staat solle die vermeintlichen externen Kosten der Umweltschädigung internalisieren, besitzt Charme, ist aber immer eine Anmaßung. Dennoch lieben Linke bis heute Ökosteuern genau deshalb: der Staat gibt vor, was der „richtige“ Preis ist.
Das zeigt sich in der Kommunikation: linke Umweltschützer betonen mehr, dass Schädiger dafür „zahlen“ sollen, als dass es darum ginge, die Inanspruchnahme der Umwelt für unseren Wohlstand (mengenmäßig) zu begrenzen. Denn genau das können Ökosteuern nicht zielgenau leisten.
Wenn die Politik bestehende Sicherheiten abschafft, ist sie der Treiber. Nur im einen Bereich bist du dafür, im anderen dagegen. That’s it.
Nein. Es geht mir in meinen Argumentationen immer um Berechenbarkeit. Der Staat kann in unserer Gesellschaft Kündigungen nicht verhindern. Das ist eine trügerische Sicherheit, die er mit dem Kündigungsschutzgesetz vermittelt. Es erfüllt nicht den Zweck, den es suggeriert.
Vor den Arbeitsgerichten wird jeden Tag hundertfach verhandelt, was denn der Preis für den Verlust des Arbeitsplatzes ist. Die mit guten Anwälten und Nerven bekommen eine höhere Abfindung, jene mit schlechter juristischer Beratung und dem Schuss an Naivität schlechtere Abfindungen (oder keine).
Das ist das, was Du anscheinend unter „Sicherheit“ verstehst. Die Cleveren gewinnen, die Dummen verlieren. Sag nicht, dass es nicht so ist. Es ist das immer gleiche Spiel, das Linke entweder nicht durchschauen, oder, schlimmer zynisch anheizen. Ich war vor 25 zu der Ansicht gekommen, dass es Zweiteres ist.
Ich bin dafür, Abfindungsregelungen im Falle von Kündigungen gesetzlich zu definieren. Das ist Berechenbarkeit.
@ Stefan Pietsch 28. November 2020, 19:07
Was bekomme ich, wenn ich Grün wähle? Schwarz-Grün? Oder im Grunde das Gegenteil, Grün-Rot-Rot?
Die gleiche Frage stelle ich mir auch, ohne Antwort in Sicht. Und ich bin mir fast sicher, dass es die Grünen auch nicht wissen.
Ist doch aber bei den anderen Parteien auch nicht anders. Und das ist doch wenn eher eine Stärke des deutschen Systems, im Gegensatz zu anderen Ländern, in dem sich zwei Blöcke gegenüber stehen und jede Zusammenarbeit verweigern.
Woher auch? Sicher wissen was am Wahlabend rauskommt kann keiner. Oder wussten FDP-WählerInnen 2017, dass die FDP Jamaika erst machen wollte und dann platzen ließ? Kaum vorhersehbar.
Nee, wer FDP gewählt hat, hat erwartet, bzw. gehofft, dass es für schwarz-gelb reichen könnte. Aber das ist tw. in der schwachen Position der FDP im Parteiensystem begründet. Die Grünen haben es geschafft, strategisch in mehrere Richtungen anschlussfähig zu sein. Das kann man cool finden, aber auch beliebig. Im Kontext einer ausdifferenzierten politischen Landschaft mitsamt Verhältniswahlrecht ist da Bescheidenheit angesagt: Wenn ich grün wähle, hoffe ich auf eine irgendwie geartete Regierungsbeteiligung der Grünen.
Ja, ich denke das ist ja auch fair.
Das habe ich in den letzten Tagen in zahlreichen Kommentaren versucht darzustellen: Die Grünen sind in ihrem Kern eine radikale Partei, die sich gemäßigt gibt. Dazu tragen einige Politiker aus den Landesverbänden Hessen und Baden-Württemberg bei. Für ihre zentralen Politikansätze in den wichtigsten Feldern Klima und Migration haben sie nicht einmal 20 Prozent der öffentlichen Meinung hinter sich, aber können in Umfragen jeden Fünften für sich begeistern. Das ist bei näherer Betrachtung nicht plausibel und hat mit dieser verdeckten Radikalität zu tun.
Westerwelle hat 2005 darauf beharrt, dass eine Stimme für die Liberalen keine Stimme war zur Verlängerung von Rot-Grün. 2017 erteilte Christian Lindner aufkeimenden Überlegungen für sozialliberale Bündnisse eine klare Absage. Der Wähler sollte wissen, was er bekommt, wenn er für die FDP stimmt.
Es ist also keineswegs so, dass es alle Parteien so handhaben wie die Grünen. Was den meisten bürgerlichen Anhängern der Partei wahrscheinlich nicht bekannt ist: wenn es irgendwie geht, werden sie im Herbst nächsten Jahres nicht mit der erhofften Konstellation Schwarz-Grün, sondern einem Radikalenbündnis der linksgewendeten SPD und der LINKEN unter Führung der Marktwirtschaft-Verächterin Janine Wissler aufwachen.
Ich finde das unehrlich.
Die FDP ist wesentlich radikaler als die Grünen, wenn wir deine Metrik hernehmen.
Dann nenn‘ doch Beispiele statt Behauptungen.
@ Stefan Pietsch 30. November 2020, 15:52
Die Grünen sind in ihrem Kern eine radikale Partei, die sich gemäßigt gibt.
Ich verstehe Deinen Punkt und dsehe durchaus Belege für die Radikalität, aber ich bin mir nicht sicher, wie das weitergeht. Erinnert mich ein wenig an die AfD 2015, bevor der harte Schlag ins Extreme kam.
Bei den grünen glaube ich nicht, dass der Schlag in Richtung extrem führt; ein großer Teil der Partei will in die Regierung, und ist bereit, dafür Kreide nicht nur zu schlucken, sondern sie auch zu verdauen. Ich denke, dass z.B. mit einem Robert Habeck als Außenminister die Grünen ähnlich anpassungsfähig werden wie unter Gerhard Schröder (Joschka Fischer ist ja in vielerlei Hinsicht nicht wiederzuerkennen).
Es wird immer diesen radikalen Flügel geben, der wird immer laut toben. Aber obder Hund nur bellt oder auch beisst, lässt sich meiner Meinung nach noch nicht absehen. Denn dort, wo die Grünen außerhalb Berlins Wahlen gewinnen, waren sie eher moderat.
Es bleibt trotzdem, dass ich nicht weiß, wie es ausgeht, und dass ich die „Default“-Stellung der Grünen nicht abschätzen kann.
Als Ergänzung vielleicht: ich erwarte eine Radikalisierung der CDU. Aber ich erwarte nicht, dass diese soweit geht, dass es demokratiegefährdend wird oder so was.
Was sollte das sein? Außer, die Annahme, weil Friedrich Merz eher konservativere Kreise bedient, die CDU versucht sein könnte, sich der AfD (einer rechtsextremistischen Partei, die wenig konservatives in ihrem Programm und Auftreten hat) anzunähern? Gibt es aus Äußerungen führender Köpfe, Programmpapieren oder Gesetzesabsichten irgendetwas, was Deine Äußerung rechtfertigt oder konkretisiert? Oder geht es einfach darum, einzelne Protagonisten oder Parteien nicht zu mögen?
Ich gebe Dir mal einen objektiven Maßstab für Radikalität. Du kannst gerne Deinen Eigenen vorstellen, nur bisher hast Du jede Konkretisierung vermieden.
Radikal ist, für politische Forderungen einzutreten, die nicht mal von 20 Prozent, vielleicht sogar 10 Prozent einer Gesellschaft geteilt werden. Radikal ist, deutlich über bestehende Gesetze, internationale Verträge und Abkommen oder sonstige Rechtsgrundlagen hinauszugehen. Radikal ist, Änderungen zu fordern, die (weit) über das hinausgehen, was in Organisationen wie der OECD oder der EU gelebt wird.
Diese Kriterien sind natürlich summarisch zu werten, nicht optional. Nach diesen Kriterien sind einige Positionen der AfD radikal bis extremistisch, einige der LINKEN, weswegen beide Parteien vom Mainstream sehr kritisch betrachtet oder gar geächtet werden. Keine Position der CDU fällt jedoch hierunter, keine der FDP. Und keine mir bekannte der SPD. Wenn die SPD eine gemeinsame Arbeitslosenversicherung für die gesamte EU fordert, so ist das in Deutschland fraglos eine Minderheitenposition. Es würde auch gegen geltendes europäisches Recht verstoßen. Doch es gibt zahlreiche EU-Länder, die da mitgehen.
Nach diesen Kriterien sind jedoch einzelne Positionen der Grünen radikal, wenn nicht extremistisch.
Jetzt bist Du dran.
Ich verstehe Deinen Punkt und dsehe durchaus Belege für die Radikalität, aber ich bin mir nicht sicher, wie das weitergeht. Erinnert mich ein wenig an die AfD 2015, bevor der harte Schlag ins Extreme kam.
Die Grünen werden wie die AfD von ihrem radikalen Flügel getrieben. Werden Fälle von Steuerbetrug bekannt – Hinterziehungsfälle, Panama-Papers, Cum-ex-Skandal – erwartet man weder von Unionsvertretern noch FDP-Angehörigen, dass sie sich davon distanzieren. Man weiß allgemein, dass solches in diesen Parteien nicht toleriert wird. Wenig verwunderlich geben Parteivertreter immer klar zu Protokoll, dass es sich um kriminelles Verhalten handelt, das entsprechend zu ahnden ist.
Grünen-Vertreter bis in die Spitze sind da wesentlich toleranter. Sypathiebekundungen mit Linksextremisten in Leipzig, keine Verurteilung von Blockaden, sei es gegen Castor-Transporte oder aktuell im Rahmen von Black Friday. Keine Anteilnahme, wenn dabei Menschen zu Schaden kommen, wie neulich bei der Autobahnblockade geschehen. Beteiligungen bei gesetzeswidrigen Blockaden wie dem Hambacher Forst.
Ich könnte ewig so weitermachen. Kalkulierte Verfassungsbrüche wie mit dem Mietstoppgesetz in Berlin. Verfassungswidrige Wahlgesetze in Brandenburg und Thüringen. Das sind alles keine Versehen, wo die Justiz halt korrigierend eingreifen muss. Das ist berechnet und wird zum Zeichen des „Kampfes“ in Kauf genommen.
2013 machten die Grünen in einer Abstimmung zu ihrem Wahlprogramm deutlich, welche Themen ihnen am Herzen liegen. Steuern und Finanzen zählen nicht zu den 9 wichtigsten Kernanliegen der Mitgliederschaft. Auch 2017 konnte man in den Jamaika-Verhandlungen die Prioritäten ablesen: Klima und Migration.
Folglich sollte jeder genau hinschauen, was die Partei in diesen Punkten fordert. Und ob man dies genauso sieht. Denn die Verhandler werden eher bei allen möglichen anderen Punkten Konzessionen machen, aber wenig in ihren Kernanliegen. Und die sind in einzelnen Punkten sehr wohl sehr radikal bis extremistisch.
@ Stefan Sasse 1. Dezember 2020, 14:49
Als Ergänzung vielleicht: ich erwarte eine Radikalisierung der CDU. Aber ich erwarte nicht, dass diese soweit geht, dass es demokratiegefährdend wird oder so was.
Kann ich mir nicht vorstellen. Es wird ein, zwei konservative symbolpolitsche Ausschläge geben, zwei drei Politiker werden wieder etwas kerniger reden – das wird’s dann auch gewesen sein.
Wahlen werden in der Mitte gewonnen, und die hält aktuell die CDU besetzt. Warum soll sie diesen angenehmen Plöatz ohne Not den Grünen räumen?
Die CDU wird sich sicherlich nach rechts bewegen. Wie weit werden wir sehen. Ich erwarte keine krassen Verschiebungen, aber eine Radikalisierung in relativen Begriffen sicherlich.
5) gewaltfreie Erziehung
Ich muss sagen, ich hab mich über die Zahlen wirklich erschreckt. Andererseits sind 20 Jahre halt auch nicht soooo lang, man muss wohl sogar sagen, dass der Wandel hier eher schnell geht. In der Schweiz ist es zb immer mal wieder Thema, da ist es noch nicht im Gesetz und ich meine in Schottland erst seit Kurzem – auch gegen erhebliche Widerstände. „Hat mir auch nicht geschadet“- eh einer der schlimmsten Sätze überhaupt, krieg ich immer die Krise, wenn ich das irgendwo höre oder lese.
Und ja, psychische Gewalt ist das nächste große Thema. Es kommt ja langsam aber sicher auf die Tagesordnung. Wie gesagt, eventuell könnte zumindest DAS ein bisschen positiv an der aktuellen Lage sein, weil es mehr Thema wird (auch bei Erwachsenen).
3) Die Grünen
Eigentlich finde ich solche Veranstaltungen ja ziemlich öde, und ja, viele Artikel sind irgendwie altbekannt. Was ich ganz spannend finde: ich denke, bei den Grünen hat sich seit 2017 am meisten getan. Die Union ist ziemlich durcheinander, die FDP weiß immer noch nicht, ob, warum und mit wem sie regieren wollen würde, die SPD werkelt wie immer vor sich hin (obwohl ich eine weitere GroKo 2020 eher ausschließen würde), die LINKE auch.
Und nebenbei haben sie sich personell noch ziemlich erneuert, spontan weiß ich nur, dass Trittin und Roth 2017 bei den Verhandlungen dabei waren, ich glaub Habeck und Baerbock waren da eher noch kleine Lichter?
Und auch zu 6) denke ich, dass das gerade eher positiv für die Grünen ist. Ja, einige tun immer noch so als wären das weltfremde TräumerInnen mit realitätsfernen Ideen, während die Grünen andererseits schon sehr sehr mainstreamig geworden sind. Die Probleme mit FFF oder anderen Aktivisten sehe ich auch jetzt noch nicht als so problematisch, andere Alternativen wenn einem v.a. die Umwelt am Herzen liegt, gibts eh nicht oder sollen die die FDP wählen?^^ Aktuell machen sie es gut, eine Mischung aus erfrischend anders und wenig angsteinflößend (oder lächerlich) darzustellen. Was – man kann es nicht oft genug sagen – ein Spagat ist, an dem so ziemlich alle anderen Parteien gerade scheitern, looking at you SPD & LINKE.
5) Ich bin skeptisch.
3)/6) Spannende Dynamik auf jeden Fall.
Hätte nie gedacht, dass ich mich mal zu Autodesigns äussern würde. Letztlich sind alle Designs kommende und gehende Trends. Wenn das Familienauto zum Panzer wird, wird der Sportwagen eben ein Rammbock.
„Autos werden mehr und mehr von Werkzeugen und Transportmitteln, die jeder einfach per se besitzen muss, zu Statussymbolen. “
Falsch. Autos, das alles dominierende Statussymbol der aufstrebenden Mittelstandsgesellschaft in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, werden immer mehr zu reinen Transportmitteln. Das ist die grosse Bedrohung der Automobilindustrie. Immer mehr jüngere Menschen träumen nicht vom 3er BMW, und wenn sie dann doch ein Auto kaufen, muss es zweckmässig sein. Sobald automatisch fahrende Autos nicht mehr Eigentum des Nutzers sind, sondern per App gegen Flatrate oder Nutzungsgebühr bei Bedarf gerufen werden, ist Auto für die grosse Mehrheit der Fahrer nur noch eine andere Form von Verkehrsmittel.
Die dominierenden Statussymole der Jetztzeit sind Urlaube, Events, ein gesunder Körper, gesunde Ernährung und Privatheit.
Geh mal auf Instagram und rufe Profile von Prominenten und Influencern auf. Wieviele Autos siehst Du im Vergleich zu Essen, gestählten Körpern, Urlaubsorten und Ereignissen?
Würde dazu auch noch ergänzen, dass es eine Frage der finanziellen Mittel ist. Die meisten sind erst in reiferem Alter in der Lage, sich so einen BMW zu kaufen bzw zu finanzieren. Oder haben Jobs mit höherwertigen Dienstwagen. Klar machen die gerne auf jugendlich, weil jugendlich = superduper, aber die Zielgruppe ist mE nach deutlich älter als 18-25.
Die Frage ist bei einem Statussymbol nicht, ob man es sich leisten kann, sondern ob man es haben will bzw anerkennt, dass andere es haben. Alle Studien die ich bei uns im Unternehmen in den letzten 10 Jahren gesehen habe, zeigen, dass dies bzgl Autos in ALLEN Altersgruppen deutlich zurückgeht.
Ich finde auch das Argument mit dem Leasing völlig daneben. Als ob ich kein Statussymbol leasen wollte.
Meinst Du, jemand mit großem Portemonnaie und Statusbewusstsein will mit 19jährigen Pickelgesichtern in Verbindung gebracht werden, die 500 PS-Schleudern fahren? Auch hier stört mich die nationale Brille, die Ignoranz widerspiegelt. Weder BMW noch Porsche oder Mercedes fabrizieren diese (und andere) Autos für den deutschen Markt. Dazu ist dieser zu klein und besitzt null Wachstumspotential.
Deine nationale Nabelschau geht bei dem Punkt also völlig fehl.
2019:
Für Mercedes ist Deutschland nach China der zweitgrösste Markt, knapp vor den USA. Deutschland wuchs, USA stagnierte.
Für BMW ist Deutschland der drittgrösste Markt, nach China und knapp hinter den USA.
Bei Porsche liegen China und die USA tatsächlich deutlich vor Deutschland, aber der Heimatmarkt ist auch bei denen nicht unbedeutend und ist fast doppelt so schnell gewachsen wie China und USA.
Sasse haut hier ja auch manchmal was raus ohne vorher zu recherchieren. Aber ihre Kombination von Arroganz und Ahnunglosigkeit ist wirklich eine ganz andere Liga.
So, schauen wir uns an, was Sie mir vorwerfen, weil ich Unsinniges behauptet hätte:
Deutschland sei nach wie vor mit der bedeutendste Markt für deutsche Hersteller und besitze Wachstumspotential.
Was habe ich tatsächlich behauptet:
Weder BMW noch Porsche oder Mercedes fabrizieren diese (und andere) Autos für den deutschen Markt.
Mit „fabrizieren“ meinte ich entwickeln und produzieren.
Schauen wir uns die Zahlen an. Der weltweite Automobilabsatz beläuft sich rund 80 Millionen PKWs, derzeit etwas weniger. In Deutschland werden davon 3,6 Millionen PKWs zugelassen, das sind nicht einmal 5% des globalen Marktes. Das ist die erste Überlegung, die ich beschrieben hatte: der deutsche Markt allein ist zu klein um für einzelne Hersteller attraktiv zu sein. Die Entwicklung eines Automobils kostet einen höheren dreistelligen Millionenbertrag, wer macht so etwas für nicht einmal 5% des weltweiten Potentials?
Laut Geschäftsbericht der Daimler Benz AG verkaufte der Konzern im vergangenen Jahr rund 2,4 Millionen PKWs. Gerade einmal 335.000 Einheiten wurden davon in Deutschland vertickert, in der gesamten EU waren es immerhin rund 1,0 Millionen Fahrzeuge.
https://www.daimler.com/investoren/kennzahlen/fact-sheets/
Nochmal an dieser Stelle die Frage: Meinen Sie ein wirtschaftlich orientierter Konzern wird für einen Markt, der gerade für 14% des jährlichen Absatzvolumens steht, seine Modellpolitik ausrichten? Meine Behauptung war zur Erinnerung das Gegenteil.
2012 verkaufte Mercedes übrigens 40% weniger Fahrzeuge weltweit, 1,452 Millionen Einheiten um genau zu sein. Binnen 7 Jahren legte man also ein Wachstum von 65% hin. Wo kam das her? In Deutschland betrug das Volumenwachstum gerade 15% von 289.000 Einheiten in 2019. In gesamt Westeuropa betrug das Wachstum dagegen 58%.
Sie wollen jetzt also erzählen, dass ein Unternehmen seine Modellpolitik danach ausrichtet, wo das Marktwachstum über mehrere Jahre sehr gering ausfällt und die Bedürfnisse anderer, schnell wachsender Märkte in der Modellplanung unberücksichtigt lässt. Ist das Ihre Behauptung?
Denn nur so lässt sich Ihre Zusammenfassung rechtfertigen:
Aber ihre Kombination von Arroganz und Ahnungslosigkeit ist wirklich eine ganz andere Liga.
Richtig ist, ich schreibe des Öfteren aus dem Kopf ohne zu googeln. Aber, wie auch hier, liege ich normalerweise nicht nennenswert neben den auf die Nachkommastelle genauen Fakten. In diesem Fall sind die globalen Trends nicht neu, dazu braucht man kein Automobilexperte zu sein. Und ich habe keinen international tätigen Konzern kennengelernt, der seine Markt- und Produktstrategie noch nach dem wenig Wachstum bietenden deutschen Markt ausrichtet. Das wäre auch ziemlicher ökonomischer Quatsch. Aber Quatsch, den immer noch sehr viele in Deutschland bei ihrer Nabelschau glauben.
Sie anscheinend auch.
Schnell mal ein paar Strohmänner aufbauen und beherzt niederreissen. Wems Spaß macht…
Das sie ernsthaft meinten diese Hersteller würden extra für den Deutschen Markt produzieren ist doch totaler Blödsinn. Wer behauptet dennn sowas?
Deutschland ist für all diese Hersteller einer der wichtigsten Märkte. Der Trend zum SUV (ähnlichen) Fahrzeug ist international, also weder auf Deutschland beschränkt noch an Deutschland vorbeigegangen.
“ Richtig ist, ich schreibe des Öfteren aus dem Kopf ohne zu googeln. Aber, wie auch hier, liege ich normalerweise nicht nennenswert neben den auf die Nachkommastelle genauen Fakten.“
Ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Daher sage ich meist gar nichts mehr. Hätte ich mal beibehalten sollen
http://www.deliberationdaily.de/2020/08/der-sinn-der-quote/#comment-159894
Das sie ernsthaft meinten diese Hersteller würden extra für den Deutschen Markt produzieren ist doch totaler Blödsinn. Wer behauptet denn sowas?
Warum machen Sie dann so ein Fass auf? Genau und exakt darum ging es mir.
Die Entwicklung des SUV ist aus den USA gekommen. Auch das ist keine deutsche Erfindung, sondern deutsche Kunden haben sich an den internationalen Trend angehängt. Es wäre also – auch aus klimapolitischen Gründen – sinnvoll, internationale Entwicklungen zu kritisieren und sich mit ihnen auseinanderzusetzen, statt permanent den Eindruck zu erwecken, die Deutschen wären das Übel der Welt.
Ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Daher sage ich meist gar nichts mehr. Hätte ich mal beibehalten sollen
Das liegt in der Natur der Sache. Mir nicht Wohlgesonnene werten jede Abweichung als Fehler, auch wenn sie nicht signifikant ist.
Ich bedauere Ihre Haltung. Ich diskutiere prinzipiell gerne mit Ihnen. Was ich nicht mag, was niemand mag, aus dem Off angepampt zu und als Vollidiot dargestellt zu werden. Da kann man nicht auf Sympathiepunkte zählen. Aber ich habe Ihnen oft genug geschmeichelt, Sie müssen selbst wissen, wer es Ihnen wert ist zu debattieren.
Den Link gelesen?
„permanent den Eindruck zu erwecken, die Deutschen wären das Übel der Welt.“
Wieder so ein Strohmann. Ich weiss echt nicht was das soll.
Ich kann mich ehrlich gesagt in dieses Mindset überhaupt nicht reindenken, mir geben die Dinger nix. Daher danke für den Kontext, auch bezüglich des internationalen Markts.
@ Stefan Pietsch 28. November 2020, 09:29
Weder BMW noch Porsche oder Mercedes fabrizieren diese (und andere) Autos für den deutschen Markt. Dazu ist dieser zu klein und besitzt null Wachstumspotential.
Zustimmung. Das ständig aggressiver werdende Design rechne ich auch der steigenden Bedeutung Chinas als Absatzmmarkt zu.
Die Frage ist bei einem Statussymbol nicht, ob man es sich leisten kann
Auf jeden FAll, stimme dir da auch zu, dass zb das richtige Handy oder der Urlaub da in den letzten Jahren dem Auto den Rang abgelaufen haben.
Sehe das aber ähnlich wie Beermann, für bestimmte Gruppen ist es nach wie vor wichtig. (würde auch nicht ausschließen, dass uns das heutzutage mehr auffällt, weil es da eben eine Änderung gab).
Ich würde sagen, beide Aussagen sind richtig, nur für verschiedene Schichten.
Gerade weil das dicke Auto durch Designänderungen und Kredite jetzt auch in wirtschaftlich schwächeren Segmenten verbreitet ist, ist es für die Oberschicht (in teilweise obere Mittelschicht) weniger interessant geworden.
Die dicken Autos sind zwar noch da, werden aber nicht mehr so in den Vordergrund gestellt.
Nein. Wer Geld hat, kann sich immer gegenüber dem differenzieren, der weniger hat. Aber die Marktforschung zeigt eindeutig, dass das Statusdenken in den westlichen Ländern von bestimmten materiellen Gütern auf Gesundheit und Erlebnis übergegangen ist.
Aber doch nicht annähernd komplett. Oder kauft in der westlichen Welt niemand mehr materielle Statussymbole?
Wie gesagt: Den Trend an sich bezweifele ich nicht.
Das gab es ja auch schon eine ganze Weile, dass aus teuer essen im Laufe der Zeit gesund (und teuer) essen wurde. Oder eben das Thema Sport, wobei da die Ausprägungen eben auch recht unterschiedlich sind. Während (zumindest der Großteil der) Promis eher extrem dünn ist und neben Ausdauersportarten eher zu Yoga etc. tendiert, ist es in den Fitnessstudios der günstigeren Kategorie heute teilweise schwer männliche Mitglieder zu finden, die keine chemischen Helfer konsumieren.
Dazu kommt, dass jeder Trend seinen Weg durch die Schichten geht. Die wirtschaftliche Mittelschicht hat sich die neuen Moden bereits angeeignet, die wirtschaftliche Unterschicht kann sich jetzt dank laxer Vergabekriterien bei Krediten und Billig-Modellen bei SUVs etc. eben erst das dicke Auto leisten.
Allgemein geht der Trend wohl wirklich weg vom Auto als Statussymbol für alle.
Aber wie bei so vielen kulturellen Phänomenen ist das auch vielschichtiger. Das Auto als Statussymbol ist definitiv nicht in allen Bereichen verschwunden. Im Hip Hop, der dominierenden Jugendkultur, z.B. ist das durchaus noch sehr verbreitet, wenn auch nicht in allen Subgenres.
Man denke nur an GZUZ mit CL 500 oder an dieses, äh, Meisterwerk https://www.youtube.com/watch?v=ehY8S1ODlGc
Interessant ist auch die Strategie bei Tesla oder vorher beim Prius. Plötzlich wird ein Auto zum Statussymbol bei Zielgruppen, die mit einem dicken BMW oder Benz nichts anfangen konnten.
Darauf wollte ich raus. Für viele wird es unwichtiger, aber für manche wird es erst jetzt richtig zu einem.
5) Schläge »bei erschreckendem Teil der deutschen Bevölkerung« verbreitet
Tja, Kinder werden heute bevorzugt seelisch misshandelt, mit Liebesentzug, mit Helicopter-Gehabe und anderen Instrumenten der kindlichen Folter. Ob da nicht der berühmte Klaps auf den Po das kleinere Übel darstellt?
Ich habe meine Tochter einmal geschlagen. Als sie mir an einem Sonntag am Mittagstisch dauernd nach dem Gesicht schlug und nicht aufhören wollte, packte ich ihre kleinen Hände und versetzte ihnen einen schmerzhaften Hieb. Nie wieder wurde sie körperlich übergriffig.
Als sie in einem Disneystore zeterte und anfing rumzuschreien, zerrte meine Frau sie nach einer kurzen Warnung gewaltsam aus dem Spielzeugladen für Kinder. An diese Lektion erinnert sie sich bis heute und bekennt, sie auch damals verstanden zu haben.
Ein Großteil der heutigen Eltern lässt jede Konsequenz in der Erziehung vermissen und gebiert dafür verhaltensauffällige Nachwachsende, die Schwierigkeiten mit Grenzen haben. Wer mit wachem Blick durch die Welt geht und nicht einfach grün verschleiert, kann nicht bestreiten, dass andere Länder besser erzogene Kinder hervorbringen.
8) Die Meinungsfreiheit ist kein Freifahrtschein
Die Verantwortung für das Gelingen der Kommunikation liegt beim Sender, nicht beim Empfänger.
Das ist schon sinnbildlich falsch. Nur wer seine Antennen akkurat (!) auf Empfang gestellt hat, versteht auch die gegebene Information. Eine Nuance falsch eingestellt, und der Sender sendet vorbei am Empfänger. Es gehört zu den wichtigsten Erfahrungen der Kommunikation, dass die meisten Informationen mehrmals gegeben werden müssen, damit sie bei den Empfängern so ankommen, wie sie gemeint sind. Ein Blogbetreiber sollte das wissen… Je mehr Menschen an einem Projekt beteiligt sind, desto mehr muss kommuniziert werden. Wenn der eine sagt „hoch“, versteht der andere „etwas anheben“ und ein Dritter „richtig hochhieven“.
9) Tweet
Deutschland hat eine der breitesten Mittelschichten in der OECD. Und in Deutschland siedeln in der Unterschicht weit überdurchschnittlich Menschen mit Migrationshintergrund. Menschen, aus bestimmten Regionen. Entweder hat Deutschland die Falschen aufgenommen, konnte nicht richtig integrieren oder hat Leute aufgenommen, die sich nicht integrieren ließen. Aber das sind weit zu komplexe Fragen, als dass man eine linke Community damit behelligen möchte…
5) Stimme dir zu, was die Konsequenz angeht. Aber viel zu viele Leute verwechseln Gewalt mit Konsequenz.
8) Du missverstehst worauf ich raus will. Selbstverständlich kann man missverstanden werden, weil die Antennen nicht fein genug eingestellt sind. Worum es mir geht ist die Verantwortung. Die muss der Sender übernehmen. Das setzt natürlich good faith auf beiden Seiten voraus; wenn der Empfänger falsch versthene WILL kannst nichts machen.
9) Du bist ja in keiner. Zieh dir den Kopf aus dem Popo und mach deinen Punkt.
5) Selbstverständlich bin ich gegen eine gewaltsame Erziehung. Nur denken wir typischerweise Entwicklungen nicht mit. Heute erziehen Eltern ihre Kinder bedauerlicherweise häufig zu Ersatzpartnern und Kleinkinder sollen schon Entscheidungen treffen, wann sie essen wollen. Darin dokumentiert sich einerseits Hilflosigkeit, andererseits verweigern solche Erziehungsberechtigte ihre eigentliche Aufgabe. Bestraft wird mit seelischer Erpressung: Da ist Mama traurig. Das, Stefan, ist für Kinder besonders schlimm und dann ziehe ich den Klapps vor. Leider habt Ihr keine Vorschläge im Portfolio, solche erzieherischen Maßnahmen ebenfalls unter Strafe zu stellen.
8) Wir beide haben zur Genüge erlebt, dass Mitleser unsere Artikel völlig anders aufgenommen und kritisiert haben, als sie gemeint waren. Meine Serie über marktwirtschaftliche Möglichkeiten der Bekämpfung der Klimakrise führten dazu, mich als Klimaleugner zu brandmarken. Wie schützt man sich dagegen? Nein, gerade heute lesen Mehrheiten oft nur noch das, was sie lesen und verstehen wollen.
9) Woher weißt Du das? Und warum wehrst Du Dich gegen Fakten?
Wie schützt man sich dagegen?
Indem man sich klar ausdrückt und beim Thema bleibt.
Ihre Artikel zu jedwedem Thema handeln meist zu 2/3 von Ihrer Verachtung all jenen gegenüber, die Ihnen unähnlich sind (Linke, Grüne, Frauen, Migranten, Geringverdiener, etc.), im restlichen Drittel paraphrasieren Sie irgendetwas, das Sie kurz vorher in der Welt gelesen haben.
Was Ihr eigentliches Anliegen ist, lässt sich deshalb oft nur schwer erraten.
Passt nicht. Stefan Sasse wird ebenso missverstanden, Sie haben jedoch nur Gründe angeführt, die in meinem Stil begründet wären. Stefan Sasse hat jedoch einen ganz anderen Stil.
Entweder hätten Sie darlegen müssen, dass Stefan nie missverstanden wird – was nicht den Tatsachen entspricht – oder Sie hätten eine allgemeine Begründung anführen müssen. So haben Sie gerade getan, was Sie mir vorwerfen: Sie sind völlig unsachlich.
Ich denke, völlig unsachlich ist es auch wieder nicht. Denn deine Invektiven helfen deiner Argumentation wirklich nicht, darauf habe ich dich auch schon öfter hingewiesen – und wurde beim Merz-Artikel deswegen auch zu recht abgewatscht.
Wie eben geschrieben: Ich schätze es auch nicht, aus dem Off ständig angemacht zu werden.
Ändert ja nichts am Problem.
Ich werfe Ihnen gar nichts vor. Ich habe auch keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhoben, sondern konkret Ihnen auf Ihre Frage geantwortet.
Jeder wird einmal mißverstanden, aus dem einen oder anderen Grund. Bei Ihnen ist der Grund zu 99% Ihr Stil.
Sie lieben es halt, Ihre Texte mit Provokationen und Polemiken zu spicken, oft in einem Ausmaß, das das eigentliche Thema dahinter verschwinden lässt. Das können Sie selbstverständlich gern so machen, wenn es Ihnen Freude bereitet, müssen im Gegenzug dann aber akzeptieren, dass Ihre Kommunikation an Klarheit verliert und damit die Wahrscheinlichkeit steigt, dass sie beim Rezipienten nicht in der gewünschten Weise ankommt.
Jepp. Deine Texte sind unterhaltsamer und häufig stilistisch besser als meine. Aber das gibt’s halt nicht umsonst.
5) Ich wollte dir das auch gar nicht vorwerfen, mehr als generelle Problemstellung aufwerfen.
8) Ja, das ist ein Problem, keine Frage.
9) Weil Deliberation Daily kein linkes Forum ist, das ist einfach hanebüchen.
5) Habe ich auch keine Sekunde so verstanden. Mir geht es um die generelle Behandlung von Kindern.
9) Ich glaube, wir schreiben gerade über Unterschiedliches. Das Problem, wenn Du Dich so kurz fasst. Ich gehöre zur Mittelschicht. Die deutsche Mittelschicht ist in Deutschland immer noch ziemlich breit.
5) Ja, ich verteidige sicher nicht die Helikoptereltern. Ich will nur emphatisch deutlich machen, dass ich Gewalt NOCH schlimmer finde.
9) Ah sorry. Jetzt ist mir das Problem klar, mea culpa. Ich bezog mich nur auf deinen letzten Satz ^^ Hätte ich besser mal zitiert. Aber auch mal wieder: Dein Punkt wäre wesentlich stärker ohne die Invektive am Schluss, weil man das damit gleich vermeidet. Aber ich will die Verantwortung gar nicht abschieben, ich hab’s doof geschrieben.
5) Und ich behaupte mal aus eigener Anschauung, dass das nicht automatisch so ist.
9) Mein Argument seit sehr langer Zeit ist, wir machen es uns bei der Analyse der Integrationsschwierigkeiten bestimmter Gruppen zu einfach. Wir haben Kontrollgruppen, woran sich ermessen lässt, ob mangelnde Integration an den Systemen, an Vorbehalten und / oder an gruppenspezifischen Eigenschaften liegen könnte.
5) Anekdotische Evidenz täuscht.
9) Ja, daran zweifle ich nicht. Ich denke ein großes Problem der Debatte ist es, dass zu viel Sauerstoff von den Extremen gezogen wird und PopulistInnen diesen Sauerstoff für sich nutzten und das Thema damit vergifteten.
Das war nicht anekdotisch gemeint.
„Aus eigener Anschauung“ ist immer anekdotisch.
4) Die Partei ist gruselig. Die hat auch ein Sexismus-Problem, dass sie natürlich ganz Serdar Somuncu angeht. Wenn es eine DudeBro-Partei gibt, die das Ethos von South Park in Deutschland vertritt, dann diese Vögel. Dann lieber VOLT als Kleinstpartei oder die Urbane oder so was.
5) In meinen Klassen habe ich auch schon leidenschaftliche Gespräche über Gewalt gegen Kinder gehabt, und die Situation, dass ein S offensiv für Prügel eintritt und ein S dann wegen eigener Gewalterfahrungen weinend zusammenbricht. Ein Scheißthema.
10) Meine Schule ist ähnlich ausgestattet, mit einer 16Mbit-Leitung für 2000 Schülys und die digitale Architektur. Wenn mehrere Klassen gleichzeitig online gehen, wird es schlimm. Aber: voraussichtlich Sommer 2018 kriegen wir Glasfaser! Ganz davon ab, wie das bei manchen Schülys zuhause aussieht.
Da muss auch viel umgedacht werden: denn digitale Schule bedeutet auch, für Lernen zu Hause digital arbeiten zu können.
Ich arbeite jetzt mit Office (trotz Datenschutz, weil es funktioniert) und mit manchen Klassen über Discord (weil es funktioniert), wenn OneNote/Teams für die zu heftig ist (Berufseinstiegsklassen). Und bin an unserer Schule der totale Digitalheld.
4) Guter Punkt.
5) Ja! Das einzige Mal, dass einE SchülerIn bei mir im Unterricht geweint hat war beim Thema Erziehung.
10) Kenn ich…
4)
Die hat auch ein Sexismus-Problem, dass sie natürlich ganz Serdar Somuncu angeht. Wenn es eine DudeBro-Partei gibt, die das Ethos von South Park in Deutschland vertritt, dann diese Vögel.
Stimmt. Ist bei mir glaub ich ein weiterer Punkt, warum mich die PARTEI so nervt. Sehe das ähnlich wie Stefan, aber es ist auch dieses breitbeinig, bissl vernerdigte Machotum.
5) Das tut mir schon in der Seele weh, das zu lesen. Ist sowas denn im Lehrplan richtig enthalten? Kann mich nicht dran erinnern, dass das bei uns in der Schule thematisiert wurde und (gut vllt bisschen naiv), aber bin schon erstaunt, dass die SuS über die Gesetzeslage nicht Bescheid wissen.
5) Doch klar deswegen thematisiere ich es ja im Unterricht.
1)Psychologisch sehr interessant, dass die Frontpartie eines Autos selbstverständlich als Gesicht interpretiert werden und dass dieser ‚Gesichtsausdruck‘ Teil des Produktimages ist ( Nimm den böse schauenden Kleinwagen Audi A1). Man stelle sich vor, alle Fahrer dieser Autos würden einen Mund-Nasenschutz mit aufgedruckten gefletschten Zähnen und demokratiefeindlichen Schnauzbart tragen.
2) und 7) Schau bitte genau hin, welches Organ einer AG der ‚Kopf‘ ist. Ich möchte da auf den Aufsichtsrat schauen. Er bestellt den Vorstand (§ 84 AktG) und er kontrolliert den Vorstand (§ 111 AktG). Jetzt sind Firmen aber seit 2016 auf eine Frauenquote im Aufsichtsrat von 30% verpflichtet. Wenn jetzt geeignete Frauen aus Vorständen ferngehalten oder weggebissen werden, ist es die Pflicht dieser Ausichtsrätinnen (von denen ich mal ausgehe, dass es keine reinen abnickenden Quotenfrauen sind) , dagegen vorzugehen und als letzte Konsequenz ein solches geschäftsschädigendes Verhalten publik zu machen. Gibt es von dieser Seite irgendwelche Credentials ? Das wäre stichhaltiger als die Meinung einer Spiegel-Kolumnistin oder die Wünsche von Politikerinnen, die ich im Verdacht habe, vor allen ihren persönlichen Amakudari (ein noch schöneres Wort als Pantouflage) vorzubereiten.
3) Auch für die deutschen Grünen 2020 gilt halt die Wahlkampfhymne der österreichischen Grünen 2013 von Christoph& Lollo:
https://www.youtube.com/watch?v=ZdtpLXetDrk
4) Du verwechselst hier Ursache und Wirkung: Komiker, die populistisch in die Politik gehen, sind nicht auf die PARTEI beschränkt: Jon Gnarr, Grillo, Selensky, … da stellt sich die Frage, warum sich diese so gut in das System der Politikdarstellung einfügen. So gesehen ist Sonneborn nur ein Symptom (Trotzreaktion) für die tief empfundene Ohnmacht vieler Bürger im repräsentativen System. Auf der Metaebene kann man das damit sogar als exakt funktionierende Satire betrachten, weil es gnadenlos einer Fehlentwicklung der Politik(darstellung) die Maske herunterreißt.
9) „Die einzige gangbare Alternative sehe ich in regionalen Zweckbündnissen innerhalb von NATO und EU, um etwa begrenzte Missionen im Balkan oder anderswo durchführen zu können.“ Nachdem eine ‚Koalition der Willigen‘ KEINE ausreichende Bündnisverpflichtung für out-of-Area Militäreinsätze darstellt (Grundsatzurteil des BVerfG von 2005 zum Irakkrieg), ist das, was dir vorschwebt, nicht verfassungskonform. [Ist außerdem völkerrechtswidrig, ignoriert die bestehende OSZE-Sicherheitsarchitektur für Europa, und kann böswillig als neokolonialistisch gesehen werden, …]
2/7: Jepp, da liegt der Hase im Pfeffer.
4) Klar ist der nur ein Symptom, aber das ist heftiger Husten auch. Trotzdem macht der Husten die Lage nicht besser.
9) Danke!
@ Stefan Sasse 27. November 2020, 14:33
4) Klar ist der nur ein Symptom, aber das ist heftiger Husten auch. Trotzdem macht der Husten die Lage nicht besser.
Den merke ich mir. Kann man immer mal gebrauchen 🙂
Du verwechselst hier Ursache und Wirkung: Komiker, die populistisch in die Politik gehen, sind nicht auf die PARTEI beschränkt: Jon Gnarr, Grillo, Selensky, … da stellt sich die Frage, warum sich diese so gut in das System der Politikdarstellung einfügen.
Ja, finde ich auch spannend. Ich meine, es ist ja beides auch irgendwie in hohem Maße ein „iwas mit Medien-„-Beruf. Die Häufung finde ich schon extrem auffällig, da ist die PARTEI hier ja ein kleines Lichtlein. Insgesamt bin ich aber auch keine Freundin davon, sich aus Politikverachtung genau für diesen Job zur Verfügung zu stellen.
Ich würde das auch mal andersherum betrachten, wir haben ja nicht nur neue Satireparteien im Parlament, sondern eben mit Johnson und Trump Leute, die das in echten Parteien abziehen. Insofern würde ich in Teilen da sogar von einer Art Fusion sprechen.
Ist ja an sich nichts Neues und man denke nur an das Polit-Theater, was Bund und Länder diese Woche aufgeführt haben, aber die Unterhaltung ist da zur handwerklichen Politikarbeit schon mE aus dem Gleichgewicht geraten.
Gerade bei Trump und Johnson hat man ja immer wieder auch dieses „wenigstens sind sie unterhaltsam“ gehört.
cimourdin :
„….dass die Frontpartie eines Autos selbstverständlich als Gesicht interpretiert werden…“
Streng wissenschaftlich wird das so analysiert:
https://lh3.googleusercontent.com/proxy/7DFda608hYS_OH0HWyeXNuijDqxDbevatGXipdw-Wtd1woo6OdmM_7aO0nhSJMOLm-Sy9PrvuMeETyl2k4sB3vUu9lA2MxVvKGQaNAUdAgP7BjQls8BkP1X_wJx5
Unerachtet dessen kommt es aber wesentlich immer auf die Fahrerin an.
https://www.i24news.tv/en/news/international/europe/79394-150723-licence-to-kill-licenceless-queen-elizabeth-almost-runs-over-couple
Ob die Ästhetik des Autos nu auf die Fahrerin abfärbt oder umgekehrt oder ob sich das in einer Art rekursiven Prozess aufschaukelt muss – neben weiteren Fragen – noch geklärt werden.
Über den alten Sinnspruch je oller desto doller könnte man auch noch nachdenken.
https://www.sueddeutsche.de/image/sz.1.1730442/704×396?v=1521948744
Aber die da oben dürfen das ja.
LOL, wo findest du sowas immer nur 😀 Und wieso hat die keinen Führerschein, sie ist doch KFZ-Mechanikerin?
Und der erste Link geht leider nicht. :/
Das Phänomen gibts ja auch umgekehrt (man nennt es bei Sportwagen ja auch Überholprestige), ich hab das gemerkt, als ich noch den kleinen Ka hatte. Das war für einige schon die rollende Provokation.
Natürlich könnte man auch küchenpsychologisch spekulieren, ob da eventuell etwas kompensiert werden muss, diese Überhöhung von Autos und Freier Fahrt für freie Bürger (und zwar bitte 200!) ist ja auch ein Quell immerwährender Faszination.
Ariane:
„Natürlich könnte man auch küchenpsychologisch spekulieren, ob da eventuell etwas kompensiert werden muss,“
Ja, das ist die Frage. Im Jaguar wird womöglich auch Omma Queen gefährlich zu einem solchen:
https://static.independent.co.uk/s3fs-public/thumbnails/image/2015/07/20/10/Queen-Elizabeth-driving.jpg?width=1200
https://www.telegraph.co.uk/content/dam/cars/2016/04/21/queen-jaguar-x-typ_3433872k_trans_NvBQzQNjv4BqqVzuuqpFlyLIwiB6NTmJwfSVWeZ_vEN7c6bHu2jJnT8.jpg
nochmal gut gegangen, cool
Und Kompensation, klar. Wer so was und Ähnliches ständig ertragen muss, will auch mal die Sau raus lassen:
https://image.gala.de/22078984/t/-o/v4/w960/r1.5/-/donald-trump-staatsbesuch-london-2019-bankett-queen.jpg
Der erste Link zu den anthropogenen Autogesichtern (das eigentliche Thema) sollte so gehen:
http://www.autofahrer.ch/wp-content/uploads/2010/11/autogesichter.jpg
1) Aktuelle Nachricht zu den Stadtpanzern:
https://www.sueddeutsche.de/muenchen/muenchen-polizei-unfall-reichenbachbruecke-tram-1.5122708
Passend zur 9 wurden gerade einige Reformvorschläge für die NATO vorgelegt, ebenfalls in Richtung Einstimmigkeit aufheben und eventuell eine Koalition der Willigen zuzulassen:
https://www.spiegel.de/politik/deutschland/nato-reformvorschlaege-wie-weiter-nach-macrons-hirntod-diagnose-a-a653971d-4f50-4736-bb7e-067f9e219978
Ich denke, es wäre theoretisch vermutlich immerhin einfacher in der EU eine dritte Ebene einzubauen als die NATO an sich zu reformieren. Ohne die USA wird es aber nicht gehen, die ja auch noch den Vorteil haben, da etwas distanzierter draufzuschauen, während in der EU die Außen/Sicherheitsinteressen extrem auseinander gehen. Und gerade Frankreich hat da ja etliche exklusive Baustellen. (Irrigerweise wäre Deutschland da eigentlich eher geeignet, eine Führungsrolle zu übernehmen, weil man da weniger verstrickt ist und eher für „mehr Diplomatie“ bekannt ist).
Ja, aber gleichzeitig ist man extrem unwillig, Führung und Verantwortung zu übernehmen.
Schnell mal ein paar Strohmänner aufbauen und beherzt niederreissen. Wems Spaß macht…
Das sie ernsthaft meinten diese Hersteller würden extra für den Deutschen Markt produzieren ist doch totaler Blödsinn. Wer behauptet dennn sowas?
Deutschland ist für all diese Hersteller einer der wichtigsten Märkte. Der Trend zum SUV (ähnlichen) Fahrzeug ist international, also weder auf Deutschland beschränkt noch an Deutschland vorbeigegangen.
“ Richtig ist, ich schreibe des Öfteren aus dem Kopf ohne zu googeln. Aber, wie auch hier, liege ich normalerweise nicht nennenswert neben den auf die Nachkommastelle genauen Fakten.“
Ich habe da andere Erfahrungen gemacht. Daher sage ich meist gar nichts mehr. Hätte ich mal beibehalten sollen
http://www.deliberationdaily.de/2020/08/der-sinn-der-quote/#comment-159894
@ Stefan Sasse on 27. November 2020
zu 1) BMW 4er: Die Ästhetik der Angst
Die Klientel, die ihre Identität stark mit Autos verknüpft haben, sind gleichzeitig die, die „fahrende Kriegserklärungen“ bevorzugen. Was denkt ihr?
Ebenfalls Küchenpsychologie: Ein Aspekt mag sein, dass Deutschland oder Europa schon lange nicht mehr der bestimmende Markt sind; das ist in erster Linie China. Dort verkauft BMW etwa drei- bis viermal so viele Autos als in Deutschland. Das Design der Fahrzeuge richtet sich an erster Linie nach dem größten und wichtigsten Markt aus. Und das Gros der chinesischen Kunden ist mit hoher Wahrscheinlichkeit neureich, und wurde vermutlich von vier Großeltern und zwei arbeitenden Eltern als Einzelkind erzogen, und wächst mit einem überbordenden Nationalstolz auf, den wir nicht nachvollziehen können (im Vergleich dazu wirken die „God’s own country“-Amis fast harmlos).
Ja, Ich-Bezogenheit und Egoismen sind gute Erklärungen, wenn auch nicht sooo sehr für hier. Wer hier ein Ego-Problem hat (ob zu klein oder zu groß), fährt vermutlich eher einen PS-starken SUV.
Zu 4) Bis einer lacht
Ich will Politik ernst nehmen, ich will als Wähler ernst genommen werden, und ich habe Ansprüche an meine PolitikerInnen. Es ist kein race to the bottom, aber diese Narren machen es ständig zu einem.
Fette Zustimmung!
Zu 5) Schläge »bei erschreckendem Teil der deutschen Bevölkerung« verbreitet
Natürlich sollte man die Zahlen nicht überbewerten; viele Leute mögen die Meinung haben, der Klaps auf den Hintern möge nicht schaden und trotzdem nicht zuschlagen. Aber es dürfte niemand bestreiten, dass die Zahl deutlich größer als Null ist. Und dass das zu viel ist.
Ich bin da wirklich hin- und hergerissen. Die Unterschiede zwischen dem, was meine Eltern bis zum zerbrochenen Besenstil gelegentlich mit uns anstellten, und dem, was meine Kinder durch mich auszuhalten hatten – besagten Klaps auf den Po der Ältesten (damals drei Jahre alt), als sie erst den Frühstückstisch verwüstete und dann, nach einer Schimpfkanonade, wutentbrannt meiner Frau vors Schienenbein trat; eine Ohrfeige für die Jüngste, damals ein Teenager, für die Beschimpfung meiner Frau als „Hure“ und „Schlampe“, weil sie ihr Zimmer endlich aufräumen sollte. Dennoch heißt beides „Gewalt“.
Die schlimmste „Gewalt“-Anwendung gegen ein Kind erlebte ich durch antiautoritäre Eltern, die in ewig gleichen, monoton-gelangweiltem Ton an ihrem Sohn herummaulten, egal was er tat „Du weißt doch, dass Du das nicht darfst“. Mit 14 kam der Bengel in ein Heim, weil er wirklich alles angestellt hat, um seinen Eltern eine emotionale Reaktion zu entlocken. Er ist in allem gescheitert, unfähig, in irgendeiner Hinsicht für sich selbst zu sorgen oder für irgendwas eine Verantwortung zu übernehmen.
Zu 6) Man möchte ein Fläschchen Globuli exen!
… dass solche faulen Narrative ein Grundproblem im Journalismus sind. Dieses Schreiben der immer gleichen Artikel – egal zu welchem Thema! – und Abnudeln von Klischees scheint so etwas wie eine Grundversuchung zu sein, so wie in meinem Beruf der 90minütige Lehrervortrag vorne an der Tafel.
Nun ja, ich verstehe den grundsätzlichen Punkt sehr gut, und teile die Kritik auch.
In Sachen Grüne brauche ich allerdings keine Artikel, um meine Meinung zu bilden. Unreife und Realitätsferne würde ich ihnen zwar nicht mehr attestieren. Aber bereits aus dem, was Robert Habeck mal der Industrie, mal den Klima-Aktivisten sagt, ist absehbar, dass sich diese Bandbreite nicht umsetzen lassen wird. Und wie immer, wenn sich die Flügel-Versprechen nicht realisieren lassen, fällt man auf den eigentlichen Kern zurück. Bei CDU und SPD habe ich da früher immer ein klares Gefühl gehabt, wo es dann langgeht; bei den heutigen Grünen habe ich das nicht.
Zu 7) Ist es radikal, auf Macht zu verzichten?
Woran ich allerdings nicht glaube ist das Niederreißen und wieder Aufbauen von Institutionen. Zu viele Revolutionen haben sich zwar als halbwegs kompetent im Niederreißen erwiesen; mit dem wieder Aufbauen haperte es dann allerdings doch allzu oft. Wenn diese Änderungen kommen sollen – und ich bin überzeugt, dass sie das sollen – dann werden sie durch eine inkrementelle Reform der bestehenden Institutionen kommen, nicht durch den großen Wurf.
Da stimme ich zu.
Ansonsten ist ein Punkt, der mir bei der ganzen Debatte fehlt, der Punkt „Vertrauen“. Vertraue ich als Unternehmensbesitzer oder Aufsichtsrat jemandem/jemander dahingehend, dass der/die in meinem Sinne tickt? Ist bei meinen Einstellungen immer ein wichtiges und, wie ich finde, legitimes Kriterium gewesen, dass mein Stellvertreter, wenn ich in Urlaub bin, nicht alles auf den Kopf stellt, um irgendetwas zu beweisen. Ich vermute mal, dass die Grenzen dessen zur Diskriminierung fließend und alles andere als scharf sind, aber das ist ein entscheidendes Thema, über das die „Gender-Theoretiker“ nie sprechen.
Zu 8) Die Meinungsfreiheit ist kein Freifahrtschein
Da sind allerdings in der Debatte um die „Meinungsfreiheit“ der letzten Jahre wirklich alle Maßstäbe entgleist, und inzwischen soll noch der letzte rassistische Dreck mit dem Verweis auf das Grundrecht der Meinungsfreiheit geadelt werden. Meinungsfreiheit heißt aber nicht Freiheit von Konsequenzen, hat es auch noch nie.
Grundsätzlich einverstanden. Das sollte m.M. nach aber nicht nur bei rassistischen Äußerungen, sondern auch bei Missbrauch des Vorwurfs oder bei Beleidigungen wie „Covidioten“ gelten.
Die Verantwortung für das Gelingen der Kommunikation liegt beim Sender, nicht beim Empfänger. Die Welt wäre ein wesentlich besserer Ort, wenn sich das endlich mal als Erkenntnis durchsetzen würde.
Yee-haw – das ist mal eine stramme Ansage, die ich so nicht gelten lassen mag. Jeder Depp kann sich nun die Finger in die Ohren stecken und dem Diskussionsgegner vorwerfen, dass es an ihm liegt.
Zu 11) Macron is Right: Europe Needs Its Own Collective Defense
Ich stimme dem Artikel völlig zu. Europa braucht seine eigenen Verteidigungskapazitäten, weil die USA nicht (mehr) verlässlich dafür sorgen können und wollen. Frankreich ist derzeit der einzige EU-Staat, der hier mit Nachdruck Forderungen erhebt.
Ich stimme dem Artikel und Macron auch zu. Es wird im Vergleich zu Merkel einmal mehr überdeutlich, wo die Unterschiede zwischen Gestaltungswillen und Verwaltungswillen liegen
1) Interessanter Aspekt, danke.
4) Danke.
6) Klar, aber Flügelforderungen lassen sich ja praktisch nie umsetzen. Das ist zum Teil ja auch deren Funktion. Letztlich markieren sie so was wie Leitplanken. Die Grünen formulieren tatsächlich keine präzise Zukunftsvision und bleiben bewusst unklar. Das ist Strategie, keine Frage.
7) Ich verstehe nicht ganz, worauf du raus willst?
8) Fair enough. – Wie bereits an anderer Stelle erwidert gilt meine Aussage nur dafür, dass beide KommunikationspartnerInnen grundsätzlich „in good faith“ reden. Wer nicht verstehen WILL, dem ist natürlich nicht zu helfen.
11) Oh ja…
@ Stefan Sasse 30. November 2020, 08:02
Zu 7) Ist es radikal, auf Macht zu verzichten?
Ich verstehe nicht ganz, worauf du raus willst?
Es liest sich bei Dir immer ein wenig so, als werden Frauen bewusst / absichtlich aus höheren Führungspositionen herausdiskriminiert. Ich denke nicht, dass das der Fall ist.
Aber Ariane hat meine Einwände klüger formuliert: Es geht in erster Linie um das, was man gewohnt ist, was man kennt. Man(n) hat ein eigentlich funktionierendes Schema, will und muss was ändern, und sucht nun Frauen, die in das Schema passen. Schwierig.
Ich halte es für sinnvoller, über den Mittelbau anzufangen, um die anderen Herangehensweisen, Denkuster, Problemlösungsansätze von Frauen in Unternehmen einzuführen. Man muss vorher / zuerst den Horizont erweitern (was für niemanden eine leichte Sache ist), die Sicht darauf, was Führung auch sein kann; der Rest folgt zwangsläufig.
Ich bin da bei Ariane, Du ja auch, also keinen Disput hier.
Allerdings schaut der Mittelbau zum Top Management auf, wenn es um das Leben der Unternehmenswerte und -kultur geht. Änderungen werden eher von top-down durchgesetzt (oder zumindest Versuche unternommen) als umgekehrt, vermute ich, weil diese dann eher über in die volle Breite eines Unternehmens wirken können. Wobei aber auch nicht ausgeschlossen ist, dass das Top Managment Impulse von unten aufnimmt.
@ Sebastian 30. November 2020, 14:29
Allerdings schaut der Mittelbau zum Top Management auf, wenn es um das Leben der Unternehmenswerte und -kultur geht.
Das ist sicherlich richtig.
Änderungen werden eher von top-down durchgesetzt (oder zumindest Versuche unternommen) als umgekehrt, vermute ich, weil diese dann eher über in die volle Breite eines Unternehmens wirken können.
Man hat früher in den unteren Etagen junge Leute mit 20 Jahren Erfahrung gesucht. Heute sind wir in einer Zeit des Umbruchs, die Digitalisierung formt jedes Unternehmen um. heute sucht man händeringend nach jungen Menschen, die Impulse in die Unternehmen geben können, weil das das in der Regel über gewachsene Strukturen verfügt, die 20 Jahre oder älter sind. Die höheren Etagen wissen, dass sie was tun müssen, kennen das Ziel, aber nicht den Weg. Moderne Management-Methoden wie Kanban oder Scrum sind in vielen Bereichen effizienter als hierarchisch aufgebaute Modelle, aber die meisten vorhandenen Führungskräfte sind anders sozialisiert, und tun sich mit der Einschätzung, wo der Einsatz solcher Methoden angebracht ist, schwer; noch schlimmer wird es bei der Umsetzung. Wer das kann, ist hochgefragt, und Gender / Rasse etc. spielen keine Rolle.
Da passiert gerade viel, und das wird zwangsläufig zu Veränderungen von Unternehmenskulturen führen müssen.
Nein, das ist strukturell, nicht absichtlich. Im Endeffekt argumentiere ich das auch schon immer und habe es wohl nicht so eindeutig formuliert wie ich das gerne gehabt hätte.
Die 5 Mark waren als Fernziel angelegt, der Beschluss als Einstieg in eine notwendige schrittweise Veränderung. Die Reaktion geprägt von Unverständnis und taktischem Nicht-verstehen-Wollen. Wie dann später beim Veggie Day.
Der ökologische Fortschritt ist eine Schnecke – wie der soziale auch.
Exakt. Aber bewusst missverstehen wollen hat sowohl 1998 als auch 2013 exzellent funktioniert. Und dann sich darüber beklagen, dass die Grünen nichts mehr konkretes sagen…
Ja, eine Art double-bind in der politischen Kommunikation.
Man muss die Menschen (Wähler) nehmen wie sie sind – es gibt keine anderen, wie Adenauer einst so treffend formulierte. Manchmal muss man der „List der Vernunft“ wohl etwas nachhelfen. Wenn das zu direkt geschieht, ist das Geschrei auf der anderen Seite groß: Die wollen uns erziehen! Wir wollen als Bürger ernst genommen werden! Verbotspartei!
Ich kann das Geschrei langsam nicht mehr ernst nehmen. Wer ständig auf Eigenverantwortung pocht, sollte sie halt auch mal übernehmen. Im Augenblick klingt das nach nem Siebenjährigen, der eigenverantwortlich entscheiden will, wie viele Süßigkeiten es gibt und wann Bettgehzeit ist.
Muss man aber, leider. Nimm nur kindisch-trotzige Reaktion des Kanzlerkandidaten-Favoriten zu Weihnachten.
Was ist denn das für ein schiefer Vergleich! Eigenverantwortung bedeutet auch und gerade, dass ein Ergebnis herauskommt, das Dir nicht passt. Respekt vor den Entscheidungen anderer sieht jedenfalls anders aus.
Um in Deinem Vergleich zu bleiben sind Erwachsene nur dann eigenverantwortlich, wenn sie auf Süßigkeiten vollständig verzichten. Ich bin in diesem Sinne nicht eigenverantwortlich, aber ich kann die Leute nicht verstehen, die ihr Bierchen brauchen oder mit ihrem Mountainbike durch die Landschaft brettern. Alles völlig unverantwortlich! Eigentlich können wir den Menschen überhaupt nix überlassen, die machen, was sie wollen.
Gähn.
Unhöflich.
Dazu wäre die Frage, ob eine kleinschrittige Entwicklung überhaupt lenkend wirkt und nicht eher zu einem Gewöhnungseffekt führt, statt zu einer Verhaltensänderung.
Wenn wir uns das Beispiel Tabaksteuer anschauen, die bewusst in kleinen Schritten angehoben wird, um die Leute eben nicht vom Konsum abzuhalten, dann hätte ich da meine Zweifel.
Wir haben ja nun seit 20 Jahren die Ökosteuer und sie wurde in kleinen Schritten erhöht…und das Ergebnis ist, dass die Leute, die wenig Geld haben, natürlich weiter die alten Kisten kaufen und die Leute, die Geld haben immer größere Autos gekauft haben.
Das liegt aber auch daran, dass der Unterschied im Verbrauch zwischen den Großen und den Kleinen kleiner wurde durch technische Kniffe. Wer sich einen Porsche leisten kann, wird sich keine großen Gedanken um die Benzinkosten machen. Baum Kauf einer Familienkutsche wird man eher auf die Gebrauchszeit-Kosten-Tabellen des ADAC schauen und das mit den niedrigeren Betriebskosten nehmen, oder?
Das 3-Liter-Auto von VW wurde auch von den „Leuten mit wenig Geld“ nicht gekauft.
Dass sich der Verbrauch angenähert hat, liegt aber auch an den Entscheidungen der Konstrukteure. Auch die Kleinwagen könnten weniger verbrauchen, wenn man nicht dazu übergegangen wäre, kleine Motoren immer mehr zu überzüchten, um mehr Leistung aus weniger Hubraum zu generieren.
Klar, das liegt auch daran, dass die Kunden im Zweifelsfall eher das Modell mit 10 PS mehr nehmen. Aber auch das ist ja ein Zeichen, dass die Ökosteuer offenbar wenig Lenkwirkung hatte.
Herr Pietsch, was Sie über die Problematik einer Lenkungssteuer schreiben, kann ich nachvollziehen. Aber hier ging es um etwas anderes.
Mit dem 5-Mark-Beschluss haben die Grünen gemacht, was Sie immer fordern, nämlich VOR der Wahl gesagt: Wenn ihr uns wählt – und wir an die Regierung kommen – wird Benzin teurer. Stufenweise, damit ihr euch anpassen könnt. Also wenn ein neues Auto ansteht, halt ein sparsameres kaufen oder weniger Auto fahren – oder an anderer Stelle Geld einsparen, wenn euch das Heilixblechle so viel wert ist.
Sie dafür auch heute noch zu kritisieren ist einfach unfair.
Und dass „der Markt das gerichtet hat“ ist eher den Zufällen der Weltläufte zu verdanken als politischer Planung. Zählt in diesem Zusammenhang folglich nicht als Argument.
Mit dem 5-Mark-Beschluss haben die Grünen gemacht, was Sie immer fordern, nämlich VOR der Wahl gesagt: Wenn ihr uns wählt – und wir an die Regierung kommen – wird Benzin teurer.
Nein, das haben sie ja nicht. Sie haben in ihr Wahlprogramm von 1998 geschrieben, im Jahr 2008 möchten wir einen Benzinpreis von 5 DM haben. Nur bewarben sie sich mit dem Programm für den Regierungszeitraum 1998 bis 2002. Da kann man schon verwirrt sein und sie durften sich nicht beschweren, wenn politische Gegner ihnen das um die Ohren hauten. Denn der Sinn von Wahlprogrammen ist nicht zu beschreiben, was man alles in 10 oder 15 Jahren bewirken will, sondern was man in den kommenden vier Regierungsjahren umsetzen möchte.
Ich habe eingangs geschrieben, dass ich das Konzept der Ökosteuer nicht für unvernünftig halte. Dazu hat mich die damalige Erfahrung gelehrt, dass die Marktkräfte im Zweifel immer stärker sind. Der Rohölpreis stieg darauffolgend stark, weil die weltweite Nachfrage ob des Wirtschaftswachstums regelrecht explodierte. Das betraf nicht nur Rohöl – ich arbeitete unter anderem für eine Firma, die vom Kupferpreis erheblich profitierte -, aber auch. Der politische Wille zur Verteuerung eines Gutes kann durch den Markt konterkariert werden, wenn der Preis sehr volatil ist und aufgrund von Knappheiten steigt oder bei Überfluss fällt. Politik mit ihrem starren Instrumentenkasten und langsamen Entscheidungsprozessen fehlen die Möglichkeiten passend zu steuern. Deswegen bin ich seit langem ein großer Fan eines solchen Mengeninstruments wie Cap & Trade, um Umweltziele zu erreichen.
Ich wüsste nicht, wer heute noch die Grünen für Beschlüsse von vor über 20 Jahren kritisiert. Auslöser waren das gerade beschlossene Grundsatzprogramm, das die migrationspolitischen Vorstellungen konkretisiert. Stefan hat dies beiseite gewischt mit dem Argument, so etwas habe für die reale Politik keine Bedeutung. Ich halte das für eine absolute Verharmlosung.
@ Stefan Pietsch 30. November 2020, 12:47
[Mit dem 5-Mark-Beschluss haben die Grünen gemacht, was Sie immer fordern, nämlich VOR der Wahl gesagt: Wenn ihr uns wählt – und wir an die Regierung kommen – wird Benzin teurer.]
Das war von Citizen Kane ein gutes Argument
Nein, das haben sie ja nicht. Sie haben in ihr Wahlprogramm von 1998 geschrieben, im Jahr 2008 möchten wir einen Benzinpreis von 5 DM haben. Nur bewarben sie sich mit dem Programm für den Regierungszeitraum 1998 bis 2002. Da kann man schon verwirrt sein.
Da bin ich – bei vielen Gemeinsamkeiten in der Einschätzung der Grünen – nicht Deiner Meinung. Langfristige Ziele auszugeben und anzustreben (als ein weiteres Beispiel sei die Beschränkung der Erderwärmung auf 1,5° Celsius genannt), ist legitim, und wenn man noch – wie die Grünen – einen akkuraten Zeitplan hinterlegt, ist das eher ein Zeichen von Transparenz als von angestrebter Wählerverwirrung. Das war mutig.
Der politische Wille zur Verteuerung eines Gutes kann durch den Markt konterkariert werden, wenn der Preis sehr volatil ist und aufgrund von Knappheiten steigt oder bei Überfluss fällt. Politik mit ihrem starren Instrumentenkasten und langsamen Entscheidungsprozessen fehlen die Möglichkeiten passend zu steuern. Deswegen bin ich seit langem ein großer Fan eines solchen Mengeninstruments wie Cap & Trade, um Umweltziele zu erreichen.
Nachvollziehbar, da kann ich folgen.
Ich wüsste nicht, wer heute noch die Grünen für Beschlüsse von vor über 20 Jahren kritisiert. Auslöser waren das gerade beschlossene Grundsatzprogramm, das die migrationspolitischen Vorstellungen konkretisiert. Stefan hat dies beiseite gewischt mit dem Argument, so etwas habe für die reale Politik keine Bedeutung. Ich halte das für eine absolute Verharmlosung.
Langfristige Ziele sind an den Konsens in einer Gesellschaft gebunden. Die gibt es, aber das gilt keineswegs für Ökosteuern und schon gar nicht für deren Präzisierung in 20 Jahren.
Die Grünen haben einen Entwurf bis 2008 vorgelegt. Tatsächlich endete ihre Regierungsphase jedoch bereits 2005. Ich habe mit der Politik Trumps ein Problem, weil sie ohne gesellschaftlichen Konsens einem unilateralen Ansatz folgt. Und erst recht habe ich ein Problem, wenn ein Präsident in seinen letzten Amtstagen Umweltschutzgebiete für die wirtschaftliche Ausbeutung freigibt.
Doch solche Haltungen sind von mir nicht einseitig, sonst wären sie die wertbasiert.
Nach der Logik müssten auch alle Gesetze zum Ende der Legislaturperiode auslaufen.
Jede Partei oder Regierung hat Projekte, die über ihr tatsächliches Bestehen hinaus wirken. Um im Gegenteil ist eine (berechtigte) Kritik, dass auch Politik zu oft mit einem zu kurzen Zeithorizont arbeitet und gerade keine langfristigen Konzepte entwickelt und gestaltet.
Das ist es doch unter anderem, was du Angela Merkel immer wieder vorwirfst.
Gesetze können mit den einfachen Mehrheiten geändert werden, mit denen sie beschlossen wurden. In einem Wahlprogramm zu schreiben, man möchte in 10 Jahren eine bestimmte Steuerhöhe, ist Quatsch oder schlimmer Hybris. Man scheint nämlich wie selbstverständlich davon auszugehen, gleich mehrmals wiedergewählt zu werden, obwohl man nicht mal für jeden zehnten Wähler stand. Macht sonst keine Partei.
Andere sagen, sie wollen in den kommenden Jahren das und das bewirken, Steuergesetze (oder andere) in dem und dem Sinne ändern und reformieren. Mir fällt jedoch kein Beispiel ein, wo Union, FDP, ja selbst nicht die SPD dargelegt hätten, welche gesetzgeberische Maßnahme man nach zwei Legislaturperioden umsetzen möchte.
Und am Ende ist man weinerlich, weil die anderen die gute Absicht missverstehen und unterstellen, man wolle sofort, was man doch erst nach 3 Wahlerfolgen anpeilt.
Warum ist eine bestimmte Steuerhöhe in 10 Jahren Hybris, wenn eine bestimmte Steuerhöhe in 10 Jahren der Höhepunkt sinnvoller Politik ist, wenn es in deine präferierte Richtung geht (nach unten)?
Sorry, das ist doch Unsinn. Für was sollen denn Parteiprogramme sonst gut sein, wenn nicht um Vorstellungen über zukünftige Politik zu skizzieren?
Abgesehen davon wollten die Grünen nicht nach 10 Jahren die Okösteuer einführen, sondern ÜBER zehn Jahre. Sie sollte bei Einführung 50 Pfennig betragen und dann jährlich um 30 Pfennig steigen. Auf diese Weise hätte man nach zehn Jahren einen Benzinpreis in Höhe von 5 Mark erreicht.
Und natürlich hätten nachfolgende Regierungen dieses Gesetz auch rückgängig machen können. Das Programm von 1998 enthielt ja sogar explizit den folgenden Absatz: „Wir wissen, daß die von uns angestrebte ökologische Umorientierung über einen Zeitraum von 10 Jahren sich wiederholt der Wahlentscheidung der Bürgerinnen und Bürger stellen muß. Nur
mit deren dauerhafter Zustimmung sind die langfristigen Ziele zu erreichen. Deshalb sagen wir schon jetzt klar, wohin die Reise gehen soll. In der vor uns liegenden Legislaturperiode muß dafür der
wirksame Einstieg erkämpft werden.
Wenn du doch das Programm gelesen hast, sollte dir das eigentlich aufgefallen sein. Immerhin nimmt das Thema ja nur etwa
zweieinhalb von 157 Seiten ein. Das sollte man eigentlich in einem Rutsch schaffen.
Keine Ahnung, wie man daraus noch krampfhaft einen Vorwurf gegen die Grünen konstruieren will.
Ach, Stefan, ich hatte doch geschrieben:
In einem Wahlprogramm zu schreiben, man möchte in 10 Jahren eine bestimmte Steuerhöhe, ist Quatsch oder schlimmer Hybris.
Ja eben.
Es war das Wahlprogramm. Wahlprogramme geben darüber Auskunft, was eine Partei / Kandidat bezwecken will, wenn er gewählt wird. Da ist es schon ein Stück verwunderlich, wenn da jemand sagt: „4 Jahre? Wir reden von 10 Jahren!“ Das hat in der Form Trump-Charakter.
Das langfristige Wollen und die gemeinsamen Vorstellungen werden in Grundsatzprogrammen niedergeschrieben. Und jetzt sagen Sie: Grundsatzprogramm, Wahlprogramm – ist doch alles das Gleiche! Andere Parteien achten dann doch mehr auf diese feinen Unterschiede.
Es ging aber um etwas anderes:
1) Stefan behauptete, solche Forderungen wie damals der 5-DM-Beschluss und aktuell die neuen, extrem freizügigen Vorstellungen zur Migration und Staatsbürgerschaftsrecht seien doch gar nicht ernst zu nehmen, sondern nach innen gerichtet.
2) Die Grünen würden unfair angegriffen, da ihre konkreten Absichten nicht richtig dargestellt würden.
Der erste Punkt ist klar widerlegt. Das Konzept, wie es sich im Wahlprogramm 1998 fand, wurde so Grundlage für die Koalitionsverhandlungen mit der SPD. Parteien zeigen sehr wohl, was sich durchsetzen wollen, umso ernster sind die ziemlich extremistischen Vorstellungen zur zukünftigen Migration zu nehmen.
Wer in ein Wahlprogramm schreibt, was er angeblich ja gar nicht oder nicht so oder erst bei tollem Sonnenschein umsetzen will, hat den Sinn von diesem Instrument nicht verstanden.
Wer schreibt
Öffentliche Kantinen sollen Vorreiterfunktionen übernehmen. Angebote von vegetarischen und veganen Gerichten und ein „Veggie Day“ sollen zum Standard werden.
und sich hernach beschwert, der auf „Freiwilligkeit“ beruhende Vorschlag eines Standards sei missverstanden worden, sollte als erstes an seiner Kommunikation arbeiten, statt von allen ein Taschentuch zu verlangen.
Das ist die Melodie von Populisten: missverstanden, alles nicht so gemeint.
Die Ökosteuer gibt es so nicht. Sie ist eine politische Abgrenzung zur Mineralölsteuer. Das Mineralölsteuergesetz schreibt einen bestimmten Steuerbetrag pro Liter vor. In Gesetzen werden solche selten im Vorgriff festgeschrieben. Die Grünen haben also in ihr Wahlprogramm 1998 geschrieben, wie sie denn im Jahr 2008 den Mineralölsteuersatz gestalten wollen. Sehr erhellend. Und dann beschweren sie sich, dass man das missverstehen könnte und sie vielleicht doch das Jahr 2002 gemeint haben könnten.
Was soll das mit Trump zu tun haben? Man hätte das Gesetz von Anfang an so gestalten können, dass der Steuersatz zehn Jahre lange ansteigt. Es steht nirgendwo, dass die Grünen davon ausgehen, dass sie zwei Wahlen später noch an der Regierung sein würden, sondern in dem von mir zitierten Absatz sogar im Gegenteil, dass sie sich bewußt sind, dass der Weg auch rückgängig gemacht werden könnte.
Ich habe auch nirgendwo geschrieben, dass Grundsatz- und Wahlprogramm das Gleiche wären. Ich sehe nur das Problem einfach nicht.
Wir hatten ja auch schon das Thema Tabaksteuer. Auch da wurden mehrstufige Erhöhungen über mehrere Jahre beschlossen. Es ist also nicht so, dass die Idee der Grünen 1998 vollkommen aus der Luft gegriffen war.
Ansonsten hat Stefan Sasse ja durchaus Recht, dass solche Beschlüsse erstmal nach innen gerichtet sind. Es ist ja erstmal nur die Formulierung einer Position, die dann im Fall von Koalitionsverhandlungen das Anfangsangebot darstellt. Auch im Fall der Ökosteuer ist es ja eben nicht nicht exakt so gekommen, wie im Wahlprogramm angedacht.
Zum Veggiday schreibe ich nicht mehr viel. Wer sich da wirklich von der BLÖD-Zeitung (im zweiten Anlauf) aufstacheln lässt, wegen drei Zeilen, die so oder ähnlich schon seit Jahren in verschiedenen Wahlprogrammen standen, dem ist nicht mehr zu helfen.
Und nein, sie haben nicht geschrieben, wie sie 2008 den Steuersatz gestalten wollen, sondern wo er in zehn Jahren liegen sollte.
Trump war noch nicht wiedergewählt, da sprach er davon die nächsten 8 Jahre zu regieren.
Sie erwecken den Eindruck, nicht den Unterschied zwischen Grundsatzprogramm und Wahlprogramm zu kennen:
Für was sollen denn Parteiprogramme sonst gut sein, wenn nicht um Vorstellungen über zukünftige Politik zu skizzieren?
Und:
Man hätte das Gesetz von Anfang an so gestalten können, dass der Steuersatz zehn Jahre lange ansteigt.
Kann man, macht man aber nicht und hat man nicht gemacht.
Es steht nirgendwo, dass die Grünen davon ausgehen, dass sie zwei Wahlen später noch an der Regierung sein würden
Ohne sich um gesellschaftlichen Konsens auch nur zu bemühen zu plakatieren, was man als 8%-Partei in 10 Jahren haben will – das scheint es an der Einordnung der eigenen Größe ein ganzes Stück zu hapern.
Auch da wurden mehrstufige Erhöhungen über mehrere Jahre beschlossen.
Ja, typischerweise innerhalb einer Legislatur. Sie merken immer noch nicht den Unterschied?
Die Grünen haben zum Veggie Day in der Öffentlichkeit Behauptungen gestreut, die sich so nicht aus dem Beschluss („Standard“) ableiten lassen. Da wollte man wieder einfangen, was man mal so rausgehauen hatte.
Und nein, sie haben nicht geschrieben, wie sie 2008 den Steuersatz gestalten wollen, sondern wo er in zehn Jahren liegen sollte.
Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Nach Rechtslage hätte es dazu eines Änderungsgesetzes im Jahr 2007 gebraucht, um das Ziel der Grünen umzusetzen. Ich finde es erheiternd, wenn wir Politiker sagen, welches Gesetz sie in der übernächsten Legislaturperiode einzubringen gedenken.
Auch, wenn es sich anfühlt, als rede man mit einem kranken Pferd: Ein letzter Versuch…
Kann man, macht man aber nicht und hat man nicht gemacht.
[…]
Ja, typischerweise innerhalb einer Legislatur. Sie merken immer noch nicht den Unterschied?
Der von dir geschätzte Olaf Scholz plant gerade eine stufenweise Erhöhung der Tabaksteuer über die nächsten fünf Jahre.
Irgendwas war da im kommenden Herbst. Es klingt so ähnlich wie ein sehr großes fischähnliches Säugetier…ich komme nicht drauf.
Ist das wirklich so schwer zu verstehen? Nach Rechtslage hätte es dazu eines Änderungsgesetzes im Jahr 2007 gebraucht, um das Ziel der Grünen umzusetzen. Ich finde es erheiternd, wenn wir Politiker sagen, welches Gesetz sie in der übernächsten Legislaturperiode einzubringen gedenken.
Also nein, hätte es nicht. Man hätte eine neue Steuer beschließen können, die stufenweise bis 2007 angestiegen wäre. Hat man nicht, das ist richtig. Man hat nur ein Gesetz eingebracht, dass die Veränderungen bis 2003 festgelegt hat (Gesetz zur Fortführung der ökologischen Steuerreform vom 16.12.1999).
Die Grünen haben zum Veggie Day in der Öffentlichkeit Behauptungen gestreut, die sich so nicht aus dem Beschluss („Standard“) ableiten lassen. Da wollte man wieder einfangen, was man mal so rausgehauen hatte.
Die Interpretation, die von den Springer-Schmierfinken verbreitet wurde, war aber auch schon die böswilligste Mögliche-
Aber wenn es um das Schnitzel oder die Rostlaube geht, versteht der deutsche Michel halt keinen Spaß.
Sehe ich auch so.
@ TBeermann 30. November 2020, 08:40
Wir haben ja nun seit 20 Jahren die Ökosteuer und sie wurde in kleinen Schritten erhöht…und das Ergebnis ist, dass die Leute, die wenig Geld haben, natürlich weiter die alten Kisten kaufen und die Leute, die Geld haben immer größere Autos gekauft haben.
„Immer größere Autos gekauft“ schrammt in dieser Pauschalisierung an der Grenze zur Falschaussage. Und auch die „alten“ Kisten werden immer moderner und verbrauchen immer weniger. Das nur nebenbei.
Zur Öko-Steuer: Eine Steuer, die diesesn namen verdient, müsste sich knallhart nach dem ökolgischen Fußabdruck richten. Die CO2-Belastung durch 1 l Benzin ist die CO2-Belastung durch 1 l Benzin – wer verbraucht, muss zahlen.
Setzt Du die Steuer zu hoch an, fahren nur noch „Reiche“; die anderen können sich dann das Autofahren nicht mehr leisten.
„Immer größere Autos gekauft“ schrammt in dieser Pauschalisierung an der Grenze zur Falschaussage
Eigentlich ist sie im doppelten Sinn richtig. Zum einen sind Autos der gleichen Klasse in den letzten Jahrzehnten deutlich gewachsen (exemplarisch muss man nur mal einen Golf I neben ein aktuelles Modell stellen) und der Markt hat sich zu größeren/wuchtigeren Klassen verschoben.
Die Idee des 5-Mark-Ansatzes war übrigens genau das. Die Ökosteuer auf Benzin sollte durch den Wegfall der (damals noch komplett hubraumabhängigen) KFZ-Steuer ausgeglichen werden, so dass tatsächlich das sparsame Auto deutlich billiger sein sollte.
Die soziale Komponente ist ein Problem, ja. Und die Gutbetuchten werden sich immer mehr Komfort leisten können. Meiner Beobachtung nach ist es aber in den letzten Jahrzehnten eher extrem geworden, dass selbst kürzeste Strecken mit dem Auto gefahren werden (teilweise an Schulen gut zu sehen) usw. An der Stelle würde ich schon sagen: Sprit ist zu günstig.
Natürlich, die Grünen sind immer das missverstandene Opfer – heul! 1990 schmiss der Wähler die Partei auch nur aus lauter Böswilligkeit und Missverstehen über die eigentlichen internationalistischen Intensionen aus dem Bundestag. Keine andere Partei ist so weinerlich, wenn sie Misserfolge hat.
Richtig ist, dass der 5-DM-Beschluss ein verheerendes mediales Echo nach sich zog. Richtig ist aber auch, dass gerade die SPD den kommunikativen Dilettantismus der Grünen auszuschlachten verstand. Als Jahre später der ehrenwerte Paul Kirchhof ebenso ob einer naiven Kommunikation in die Mangel genommen wurde, geschah ihm das natürlich nur recht. Bei den Grünen ist das immer etwas anderes.
Im Konzept verbanden die Grünen die Einführung einer Lenkungssteuer (Ökosteuer) mit dem langfristigen Finanzierungserfordernis des Staates. Eine solche Verbindung geht nie gut, die Tabaksteuer hat es vorexerziert. Nie wurde sie so radikal angehoben, dass den Rauchern das Rauchen verleidet wurde. Eine ideale Lenkungssteuer wirkt so, dass sich in der ersten Phase das Steueraufkommen schnell erhöht. Das macht gerade Linke immer besonders sinnlich, was man mit dem Geld doch alles anstellen könnte! Nur, ist sie richtig konzipiert und erfüllt ihren Zweck, sinkt in der zweiten Phase das Aufkommen allmählich. Wer dann eine solche Steuer mit dem Bedürfnis nach stabilen Einnahmen verknüpft hat, bekommt ein Problem: hohe Einnahmeausfälle, die kompensiert werden müssen. Kein Finanzminister hat an einem solchen Szenario ein ernsthaftes Interesse.
Sowohl in der Staffelung als auch im Konzept bildete die rot-grüne Ökosteuer die Vorstellungen der Grünen vom Göttinger Parteitag ab. Also genau das, was Stefan eingangs bestritten hat. Dem politischen Kompromiss zum Opfer fiel jedoch die Höhe der Erhöhungsbeträge, die deutlich reduziert wurden – 6 Pfennig Erhöhung statt 30 Pfennig pro Jahr.
Es ist allerdings höchst fragwürdig, wenn eine Partei 10-Jahreskonzepte für ihre Politik vorlegt, wo sie doch immer nur für 4 Jahre legitimiert wird. Solche langfristigen Politiken erfordern einen breiten gesellschaftlichen Konsens, also das, was die Grünen seit ihrer Gründung nicht herstellen können.
Die Partei lebt von der Radikalität. Sie braucht diese, um ihre aktive Basis zu befriedigen. Die anderen Parteien, und da liegt der Fehler in Ihren Behauptungen, beschäftigen sich auch mit politischen Konzepten. Nur benötigen sie nicht die Radikalität der Grünen, weil ihre Wähler das eben nicht goutieren. Ein FDP-Parteigänger weiß, dass es in Deutschland keine Flat Tax geben wird, das ist fern allem Umsetzbaren. Kein Liberaler will, dass seine präferierte Partei Wolkenkuckucksheime in die Welt setzt. Das ist bei den Grünen anders, wo die neuen Klimaschutzbewegungen damit drohen, sich eine andere Partei zu suchen, wenn die Alternativen nicht ihre radikalen Forderungen stützen.
Übrigens stieg von 1999 bis 2008 der Rohölpreis von unter 10€ auf 145€. Der Markt bewirkte, was die Politik nicht schaffte.
Auch der Ölpreis hat nichts bewirkt. Die Zahl der zugelassenen Fahrzeuge hat sich seit 1998 um gut 21 % erhöht. Bei den Treibstoffen kam es zwischen 1998 und 2017 vor allem zu einer deutlichen Verschiebung von Benzin zu Diesel.
Die verbrauchte Energie in kWh hat sich insgesamt leicht erhöht, die Emissionen sind konstant geblieben.
1999 wurden 3,8 Millionen PKW in Deutschland zugelassen, 2008 waren es 3,1 Millionen Fahrzeuge. Obwohl die Bevölkerungszahl in den vergangenen 20 Jahren erheblich zugenommen hat, erreichten die Neuzulassungen nur noch 2009 das frühere Niveau.
Allerdings hat sich eine Verschiebung ergeben. Wie in einer Diskussion vor einigen Tagen dargestellt, konnten die Premiumanbieter BMW, Mercedes, Audi und Porsche ihre Absatzzahlen zum Teil deutlich ausweiten. Dies ging zulasten mittelklassiger Anbieter wie Ford und Opel. Die Menschen kaufen weniger, dafür besser.
Wenn die Menschen in Uganda 1998 kaum Autos besaßen, können Sie es ihnen nicht vorwerfen, wenn sie das Verlangen nach besserer Mobilität haben. Nur hat das mit der deutschen Umweltpolitik gar nichts zu tun.
Ich wüsste auch nicht, was Uganda mit den Zahlen aus Deutschland zu tun haben sollte. Und um nichts anderes ging es hier.
1999 ist allerdings auch kein wirklich repräsentativer Anfangspunkt für ein „früheres Niveau“. 1998-2000 war die Zahl der Neuzulassungen deutlich höher, als in all den Jahren davor. Ab 2001 hatte man weitgehend das gleiche Niveau wie Mitte der 90er Jahre. Die Spitze im Jahr 2009 ist das Ergebnis der Abwrackprämie, wird aber dann in den Folgejahren auch wieder ausgeglichen, weil viele Käufe einfach nur vorgezogen wurden.
Die Zahlen der zugelassenen Fahrzeuge hatte ich auf Welt bezogen. Ich habe es nicht mit den Werten für Deutschland abgeglichen. Denn unbestreitbar hat die Automobilität weltweit zugenommen.
1999 war das erste Jahr, in der eine rot-grüne Bundesregierung Verantwortung trug und sich das Ziel gesetzt hatte, den Verbrauch durch das Auto zu senken. Wenn die Bevölkerung wächst, die jährlichen Verkäufe aber stagnieren oder sich gar rückläufig entwickeln, dann halten die Menschen länger ihr Fahrzeug. Wenig verwunderlich versucht die Industrie daher, die Politik zu immer neuen Verkaufsförderungen zu überreden. Das aber geht an den Bedürfnissen der Leute vorbei. Sie wollen kein Elektroauto, selbst wenn diese in Höhe mehrerer Monatseinkommen gefördert wird.
Zum Thema Autodesign:
https://twitter.com/Iam_Canadian/status/1332878942345207808
@ Stefan Sasse 30. November 2020, 09:44
Zum Thema Autodesign:
https://twitter.com/Iam_Canadian/status/1332878942345207808
🙂 So geil, das Bild.
Make our cars great again …
Ich würde mich sogar für den alten entscheiden. Der macht bestimmt mehr Spaß beim Fahren.
Ich vermisse meinen Opel Cadet Baujahr 1984 so sehr 😀
So gesehen ist jedes Parteiprogramm Hybris. Setzt es doch voraus, dass man genügend Stimmen bekommt – und den richtigen Koalitionspartner. Unter diesen Bedingungen dürften weder die Linkspartei noch die FDP überhaupt ein Programm aufstellen. Was nach dem Parteiengesetz die verfassungsgemäße Aufgabe der Parteien ist.
Ich finde das auch weird.
Die Grünen haben es geschafft, strategisch in mehrere Richtungen anschlussfähig zu sein. Das kann man cool finden, aber auch beliebig.
Ich fang mal hier neu an, weil die Diskussion oben etwas unübersichtlich geworden ist:
1. Im Grunde genommen ist jede Partei so gesehen im Kern radikal. Wie Citizen auch sagt. Die Parteiprogramme sind darauf ausgelegt, 100 Jahre mit absoluter Mehrheit zu regieren. Das sind ja parteitaktische Idealversionen. Natürlich passiert das nicht und das wissen auch alle. Die PolitikerInnen und die WählerInnen.
2. Was am Ende herauskommt ist immer unvorhersehbar, die Grünen haben sich da sehr offen präsentiert, während man bei der FDP oder der LINKEn nicht weiß, ob sie überhaupt Interesse an einer Regierungsbeteiligung haben. Gerade nach 2017 lief ja gar nichts so, wie das irgendwer dachte. Das gehört ja nun auch zum politischen Geschäft.
3. Wie Sebastian auch sagte. Normalerweise (wenn man keine Protestwahl macht) wählt man eine Partei, in der Hoffnung, sie ist an der nächsten Regierung beteiligt und entscheidet dies halt nach dem, was einem am besten gefällt. Kein Mensch liest doch sämtliche Wahlprogramme und kA, berechnet dann die größten Schnittmengen oder so, das ist viel komplexer (und übrigens auch irrationaler). Die Grünen sind da halt gebrannte Kinder, weil es so einen hysterischen Aufschrei beim Veggie-Day (oder auch dem Benzin) gab. Das hat sich aber ein bisschen abgenutzt, auf der einen Seite geben sie sich betont harmlos, auf der anderen Seite gibt es aber so oder so einen Aufschrei (dann eben beim Tempolimit oder ähnlichem).
8) „Die Verantwortung für das Gelingen der Kommunikation liegt beim Sender, nicht beim Empfänger.“
Da bin und war ich schon immer diametral anderer Meinung. Die Welt wäre ein besserer Ort würden wir für beides und insbesondere den Empfang die Verantwortung übernehmen. Fangen wir mit Deinem Beispiel an. Jemand sendet eine nicht so intendierte, dennoch rassistische Äusserung, da ihm das tatsächlich nicht bewusst ist, das ist das eine. Und der Sender kann ja bei Milliarden von Individuen auch gar nicht im Detail wissen wer auf was wie reagiert. Es sei denn … er verfügt über entsprechende Informationen die von irgendjemand anderem gesendet wurden. Kann natürlich sein, dass in Jahrhunderten der Auseinandersetzung um Rassismus sämtliche nicht-Weissen und deren Unterstützer falsche, ungenaue, unverständliche Informationen gesendet haben … oder aber das Problem liegt beim Empfänger.
Es gibt zig Kurse die Bewerbern erklären wie sie sich kleiden, wie sie auftreten, wie sie Selbstvertrauen rüberbringen(!) etc. Aber ganz ehrlich, entweder der Personaler will tatsächlich jemand der diesen Anforderungen entspricht, was sein kann, dann ist alles in Ordnung. Aber wenn er den kompetentesten oder auch nur tatsächlich selbstbewusstesten, nich gefakten, Mitarbeiter sucht, wird er gut daran tun, den Empfang zu justieren … und das wird er in der Praxis auch tun.
Die komplizierteste Frage ist die von Medien. Natürlich kann ich die message eines Films bspw kritisieren und die Schaffenden darauf hinweisen wie er verstanden wird, welche message er auch unbewusst und unintendiert sendet. Aber ganz ehrlich, die Welt wäre eine bessere wenn wir nicht optische Impulse gegenüber dem tatsächlich gesprochenen priorisieren würden, nicht Kamerawinkel über Gesichtszüge etc. Wenn wir unseren Empfang justieren würden, schon allein um uns un-manipulierbar zu machen.
Trumps Verhalten ist eine Sache, aber die Reaktion darauf, von Medien, von Wählern etc anhand bestens beschriebener „Dynamiken“ ist eine andere. Das überwinden solcher Dynamiken liegt in meinem Interesse als Empfänger von Informationen, bricht die Kette / den Kreis, macht mich vom Lemming zum freien Mensch. Das Festhalten daran nützt mir nichts…
Ich hätte das glaube ich konkreter formulieren sollen, mir ging es um genuine Missverständnisse. Wenn natürlich eine Seite wegen Vorurteilen oder absichtlichem bad faith den anderen missversteht gilt das nicht.