Corona-bedingt im Amt versagt

Am kommenden Montag wird das öffentliche Leben in Deutschland zum zweiten Mal binnen sieben Monaten auf Notbetrieb heruntergefahren. Als im März diesen Jahres die Spitzen des Staates beschworen, ein Lockdown wie er als Ad-hoc-Maßnahme zur Corona-Pandemie beschlossen worden war, dürfe sich keinesfalls wiederholen, galt dies quasi als Versprechen. Das ist überholt. Seit August steigen die Infektionen mit Covid-19 wieder rasant und erreichen Ende Oktober mit über 18.000 ein Allzeit-Tageshoch. Auch um Deutschland herum besteht das gleiche Bild von steigenden Infektionszahlen und rabiaten Eingriffen der Regierungen in Mobilitäts- und Freiheitsrechte der Bürger, ein Déjà-vu der unangenehmen Art. Doch die Unterstützung für eine Politik, die nicht voranzukommen scheint, ja, die keine erkennbare Lernkurve zeigt, schmilzt fast ähnlich exponentiell wie sich Corona ausbreitet. Ausgerechnet in dieser dramatischen Situation sind immer mehr Regierten den seit Frühjahr trommelfeuerartig verbreiteten Alarmismus der Regierenden leid, exponierte Personen wie der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der Berliner Virologe Christian Drosten sind wahlweise zu Hass- oder Witzfiguren des einen Lagers verkommen, die anderen schimpfen auf die „Aluhüte“, wenn jemand nur die leiseste Kritik an Grundrechtseingriffe zu Protokoll geben. Mittendrin steht eine Kanzlerin in der Abendsonne ihres Schaffens, die nicht nur überfordert wirkt. Mehr noch zeigt Angela Merkel in diesen Wochen eine Seite, die für viele ihrer Bürger so fremd erscheint. Ihr Handeln ist von Emotionalität geprägt.

Die gute Nachricht zuerst: Die Chancen stehen gut, dass in ein paar Tagen Donald Trump abgewählt wird. Er wird dann nicht daran gescheitert sein, die Werte der zivilen Gesellschaft verächtlich gemacht und mit Füßen getreten zu haben. Über solche Lappalien sieht der moderne Bürger inzwischen hinweg. The Greatest Populist on Earth hat mit Ignoranz vor der größten politischen Heraufforderung seit Jahrzehnten und mit einer Krisenpolitik, die mit „erratisch“ verharmlosend beschrieben ist, sich für eine zweite Amtszeit unmöglich gemacht. In den USA sind inzwischen 228.000 Menschen an dem von Trump als „Chinavirus“ geschmähten Erreger gestorben und die dem Präsidenten nicht zugeneigte Presse ist dergestalt, dass der Tycoon aus New York für jeden einzelnen Toten persönlich verantwortlich zeichnet.

Damit soll jedoch nicht die Richtung dieses Artikels gesetzt sein. Es wird nicht um den Nutzen von AHA – Abstandsregeln, Hygiene, Alltagsmasken – gehen, noch wird die Mortalität von Covid-19 geleugnet. Wer den Text unter dem Aspekt lesen möchte, dem Autor eine Verharmlosung des Risikos wie des Virus selbst zu unterstellen, sollte an dieser Stelle aussteigen. Es lohnt sich für beide Seiten nicht, weil dem ein fundamentales Missverständnis zugrunde liegt, das jedes Verstehen von Argumenten unmöglich macht. Wovor ich Sie jedoch nicht schützen werde, ist einen mehr als kritischen Blick auf eine Politik zu werfen, der die meisten doch in großem Vertrauen gefolgt sind.

Corona macht uns Angst. Angst lähmt und bringt hässliche Seiten in den Menschen hervor. Die Sorge um das eigene Ich und die geliebten Menschen führt zu extremen Verhalten. Wo Angst regiert, ist für Ratio kein Platz. Deswegen steht am Anfang jeder Krisenbewältigung die Frage, wie persönlich betroffen die Entscheider sind. Die Distanziertheit darf nicht mit fehlender Empathie verwechselt werden. Selbst der mächtigste Mann der Welt kann persönlich betroffen und dennoch für das Leid von Menschen gefühlskalt sein.

Wer über Corona und die Politik gegen die Krankheit diskutieren will, steht vor einem weltentiefen Graben. Wir verstehen einander nicht, schlimmer, wir wollen nicht verstehen. Dabei ist dieses Verstehen dringender denn je um zusammen leben zu können. Zumindest dann, wenn unsere Gesellschaft nicht Autokratien gleich aus strengen Anordnungen der Obrigkeit und drakonischer Bestrafung der Missachtung von Regeln bestehen soll. Ansätze dazu gibt es längst. Legen wir das an dieser Stelle beiseite.

Gescheitert an der Führungsaufgabe

Gute Führung zeichnet sich dadurch aus, den Geführten Verantwortung und Aufgaben zu übertragen, die sie bewältigen können. Das unterscheidet Führung von Glaubensgemeinschaften, die das Scheitern der Gläubigen als Teil des Geschäftsmodells einkalkulieren und dafür einen Strafenkatalog bereithalten. Ein guter Anführer braucht sein Team nicht dauernd zu rügen, Regeln nicht beachtet und gestellte Aufgaben ungenügend erfüllt zu haben. Ein guter Anführer kennt auch die unterschiedlichen Motivationen seiner Mitarbeiter, er bindet ein und setzt klare Ziele.

Apropos: Jedes Turnaround-Management beginnt mit der Definition von Zielen und Milestones dahin. Übersetzt ist für jeden Bergsteiger das Gipfelkreuz klar zu erkennen und er kennt den Kurs. Das gemeinsame Ziel sorgt für die Disziplin im Team, nicht die Androhung von Sanktionen. Auch wenn wir den Weg nicht genau kennen noch die Stolpersteine, die herumliegen, die Richtung ist um so klarer wie das Zeitfenster bekannt ist.

Sie merken, wir sind bei der Corona-Politik angekommen. Der Kommunikation wie den Maßnahmen der Bundesregierung, welche die Bekämpfung der Pandemie federführend verantwortet, bietet all das nicht. Seit dem Frühjahr reklamiert die Politik einzelne Kennziffern wie Infektionszahlen und R-Faktoren zur Begründung ihrer Besorgnis wie einzelner Maßnahmen. Das sind aber keine Ziele. Der für den November verhängte Lockdown fügt sich ein in diese Planlosigkeit. Es wird ein Zeithorizont vorgegeben ohne zu bestimmen, was damit eigentlich genau erreicht werden soll. Die Genauigkeit des Ziels erschöpft sich darin, dass die hohen Infektionszahlen „gebrochen“ werden sollen. Nur, was heißt das eigentlich? Wenn die Tagesinfektionen heute bei 18.000 liegen, dann ist eine Halbierung doch ein gutes Ergebnis, oder nicht?

Es gibt viele Legenden über Angela Merkel. Eine davon lautet, sie denke die Sachen vom Ende her. Daran sind erhebliche Zweifel angebracht. Immer wieder zeigt ihre Politik eine Neigung zum Erratum, die dem Trumpismus nicht unähnlich ist. Ein dilettantisch geführter Bundestagswahlkampf 2005 führte dazu, die in der Union vereinbarte Steuer- und Gesundheitspolitik auf den Kopf zu stellen. Ein Tsunami am anderen Ende der Welt veranlasste Merkel zu einem an Radikalität kaum zu überbietenden überstürzten Ausstieg aus der Atomenergie. Immer wieder zeigt sich das gleiche Verhalten: vermeintliche Überzeugungen werden über Nacht gekippt ohne dass danach Probleme angegangen oder gar gelöst wurden. Sämtliche in ihrer Regierungszeit gemanagte Krisen bestehen fort, sind zu einer Never-Ending-Story geworden. Es steht die Befürchtung, dass dies sich mit Corona nicht anders verhält.

Die emotionale Seite von Angela Merkel

Denn tatsächlich verhält sich die angeblich kühle Machtarchitektin in ihrer Amtsführung absolut emotional. Der verfügte Atomausstieg 2011 erfolgte unter dem Schock der Bilder eines zusammenstürzenden Kernkraftwerks. Wie danach die Energiepolitik zu gestalten wäre, dazu bestanden im Kanzleramt davor und danach keine Vorstellungen. Die Politik der offenen Grenzen im Herbst 2015 hatte ihren Ursprung in wirkungsmächtigen Bildern am Bahnhof von Budapest. So die Geschichte. Doch tatsächlich gab es zwei Monate zuvor ein Bürgergespräch der Bundeskanzlerin mit dem libanesischen Flüchtlingsmädchen Reem, in dem Merkel die Rechtslage technokratisch erklärte. Dass Merkel auch nach Beseitigung der akuten Not gegen alle verfassungsrechtlichen Bedenken die Grenzen bis weit in das Folgejahr offen hielt, hat möglicherweise in der Begegnung mit einem Teenager ihren Ursprung.

Wäre es nach der Protestantin gegangen, wäre der im März verfügte Lockdown über Mai hinaus verlängert worden. In den Verhandlungen mit den Ministerpräsidenten schimpfte Merkel mehrfach so über die Lockerungsbewegungen der Länderchefs, dass dieses nicht nur umgehend publik wurde, sondern als Rücktrittsdrohung der langjährigen Regentin aufgefasst wurde. Nicht zuletzt der widersprüchliche Katalog der nun verhängten Maßnahmen steht im Verdacht reiner Symbolpolitik. Der emotionale Aspekt reicht jedoch tiefer, es geht um Lustfeindlichkeit. Es war die Kanzlerin und ihr enges Umfeld, das seit Monaten über vermeintlich Feierwütige in Berlin und andernorts herzieht, Bürger, welche die Zeichen der Zeit nicht erkannt hätten. Angela Merkel wörtlich:

Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist, auf jede Feier, die nicht wirklich zwingend notwendig ist. Bitte bleiben Sie, wenn immer möglich, zu Hause, an Ihrem Wohnort.

Nur: wie will in einer freiheitlichen Gesellschaft jemand anders entscheiden, was notwendig ist und was nicht?

Die Sprache der Kanzlerin ist weit übergriffig. Schon ihr Appell vom Frühjahr fällt in die Kategorie „das tut ein demokratisch gewählter Repräsentant nicht“. Im Gouvernantenton ermahnt sie die souveränen Bürger: „Nehmen Sie die Sache ernst!“ Ihre Verachtung für die Verfassungsinstitutionen wird selten thematisiert, ist aber evident. Die einschneidendsten Entscheidungen ihrer Amtszeit legitimierte sie nicht vor den dafür vorgesehenen Institutionen, mit der Ausnahme Corona nicht einmal vor den Wählern. Anders als ihr Vorgänger Schröder, wahrlich auch kein großes Kommunikationstalent, wenn es um die Erklärung seiner Politik ging, stellte sie sich nicht im Parlament im Rahmen von Regierungserklärungen. Die Abgeordneten erfuhren in ihrer Kanzlerschaft im Plenum immer nur das, was Inhaberin der Regierungsgewalt zuvor schon in die Kameras gesprochen hatte.

Und so verwundert es nicht wirklich, dass Merkel die Richtlinien ihrer Krisenpolitik in einem Gremium festzurrt, dass es verfassungsrechtlich gar nicht gibt, nämlich in der Konferenz mit den Ministerpräsidenten. Seit acht Monaten werden die Parlamentarier nicht gehört, wenn es um Umfang und Dauer elementarer Grundrechtseinschränkungen geht. Es ist ein schlechtes Zeichen für die demokratische Kultur in diesem Land, dass diese das noch goutieren.

Im Gegensatz zur deutschen Wahrnehmung regiert das Chaos, wenn in einer freiheitlichen Gesellschaft einer allein entscheidet. Wir Deutschen scharen uns in Krisen noch weit mehr hinter unserer Regierung als dies anderswo der Fall ist. Die Briten und Amerikaner können schnöde ihre Krisenhelden abwählen, wir können das nicht. Entsprechend gute Noten verteilen wir in Umfragen fürs Management, selbst wenn die Ergebnisse nicht überzeugend sind.

Von Anfang an bestand im Krisenstab des Kanzleramtes Uneinigkeit, worum es sich bei der Pandemie eigentlich handele. Als Front Runner wechselte Merkel mehrfach die Positionen. Zu Beginn vertrat die Berliner Chefin über 83 Millionen Bürger die Ansicht, nur eine rasche Immunisierung durch die Verbreitung des Infektionsgeschehens sei die einzige Möglichkeit, wieder zur Normalität zurückkehren zu können. Entsprechend behauptete Merkel am 10.03.2020, 60 bis 70 Prozent der Deutschen würden sich infizieren, das ist der Wert, der für eine Grundimmunität der Bevölkerung unterstellt wird. Zwei Wochen später wurde der erste Lockdown in der Nachkriegsgeschichte verhängt.

In der Krise und in höchster Not bringt der Mittelweg den Tod, so ein beliebtes Sprichwort. Und es stimmt. Am Beginn jeder Krisenbewältigung steht die Frage nach der Strategie. Eine Strategie ist ein Leitfaden, der nicht bei jeder Abweichung verändert, sondern konsequent verfolgt wird. Bei der Bekämpfung von Covid-19 stand die Politik vor der Alternative, die ökonomischen wie gesundheitlichen Schäden gering zu halten oder sämtliche Neuinfektionen zu verhindern. Doch seit dem Ausbruch der Pandemie laviert die Berliner Politik mit einem verzweifelten „Weiß nicht“.

Nicht die falsche Strategie – keine Strategie

Andere Länder wie Schweden und Griechenland legten sich früh auf eine Strategie fest und verfolgten diese dann konsequent. Deutschland schuf den R0-Faktor, der beschreibt, wie viele Menschen ein Infizierter ansteckt. Im Spätfrühjahr wurde ein sehr niedriger R-Faktor als erstrebenswert bezeichnet, gerne unter 1. Das bedeutet niedrige Neuinfektionsraten bis hin zur Ausrottung.

Doch Corona lässt sich nicht ausrotten. Das zumindest ist seit längerem die Ansicht der meisten Virologen. Der Kampf gegen das Virus lässt sich nur durch eine Grundimmunisierung der Bevölkerungen und Impfungen gewinnen. Das heißt nichts anders als das jeder Erdenbürger über kurz oder lang damit in Kontakt kommen muss. Impfstoffe, so lehrt die Geschichte, können die Ausbreitung oder Krankheitsverläufe dämpfen. Ausrotten können sie Viren typischerweise nicht. Zudem wollen sich nur 55% der Deutschen gegen Covid-19 impfen lassen, die Impfaversion gilt es mitzubedenken.

Mit diesem Wissen ausgestattet ist das Ziel, die Ansteckungsraten sehr niedrig zu halten, fatal, denn es verlängert den Weg zurück zur Normalität. Doch mit Merkels Wissenschaftsneigung verhält es sich ähnlich wie mit der Fridays-for-Future-Bewegung: Gehört werden nur die Wissenschaftler, die empfehlen, wozu man selbst neigt. Und da die Kanzlerin immer ein vorsichtiger, asketischer Mensch war, präferierte sie immer Empfehlungen, die zu Vorsicht und Beschränkung mahnen.

Doch stellen Sie sich die epidemiologische Krise wie einen Tunnel vor. Sie können in den Tunnel nicht hineinsehen und können Hindernisse nur aus kurzer Distanz erkennen. Sie wissen jedoch, wie lang der Tunnel ist (100 Prozent werden am Ende infiziert oder geimpft sein). Sehr kurze und vorsichtige Tippelschritte bringen nicht voran, zu forsches Vorangehen maximiert die Schäden.

Wir Deutschen sind verzagt. Wir starren auf die Neuinfektionen wie das Kaninchen auf die Schlange. Jede Infektion im Umfeld gilt als Versagen, jede nicht-talibanmäßige Auslegung der Regeln als Gefährdung der Gesundheit aller. Doch das sind Denkweisen, die nicht zu einer Gesellschaft passen, welche die Freiheit hochhält. Das sind wir auch nicht, wenn wir unbedenklich und unkritisch über Jahrhunderte erkämpfte bürgerliche Rechte am Kleiderbügel der Regierung abgeben. Wir fragen nicht nach dem Ziel, sondern akzeptieren die Entscheidungen der Obrigkeit. Doch wenn diese nicht so perfekt ist, wie wir erhoffen?

In dieser Welt halten wir die Zahl der Corona-Toten für ein Kursbarometer. Doch das sind nur Snapshots on a moving target. Der Kampf gegen die Pandemie ist ein Marathon, kein Sprint. Wer heute vorne liegt, kann sehr schnell zurückfallen. Viele missverstehen das jedoch und sehen in Maskenmuffeln Gefährder des gemeinsamen Erfolgs. So ist es nicht. Es ist die Trainerin, die durch eine unklare Strategie und Verweigerung von Zielvorgaben das Ding an die Wand fährt.

Management by Chaos

In den vergangenen acht Monaten wurde die Bundesregierung von jeder noch so vorhersehbaren Entwicklung überrascht, während sich ihre Entscheidungen weitgehend als Rohrkrepierer erwiesen. Nachdem man in Berlin zu Beginn die Pandemie nicht kommen sah, betrachtete die Regierung Masken als nicht notwendig und hilfreich. Dass dies taktischen Überlegungen folgte, macht die Sache nicht besser, eher schlimmer. Der verhängte Lockdown enthielt wunderliche Beschränkungen und dauerte zu lange. Danach wusste die Bundesregierung längere Zeit nicht, nach welchen Werten man eigentlich auf Sicht fahren sollte. Wissend, dass man sich einen zweiten Lockdown ökonomisch und verfassungsrechtlich kaum leisten könnte, wurden Vorkehrungen jedoch vermieden. Als die Urlaubssaison begann, überraschte in den Schaltzentralen der Macht der Fakt, dass Bürger, die ausreisen, möglicherweise auch zurückkommen. Der Plan sah das offensichtlich nicht vor. Mit heißer Nadel und in Zoom-Konferenzen wurde im August debattiert, ob Urlaubsrückkehrer getestet oder gleich in Quarantäne geschoben werden sollten.

Irgendwann und mit reichlicher Verspätung konnte das Gesundheitsministerium im Sommer eine Warn-App für Smartphone vorstellen, welche die Nutzer nach dem Kontakt mit einem Infizierten warnt. Die technologische Errungenschaft hat nur einen Nachteil: sie warnt nicht. Der unbeteiligte Bürger gewinnt ob solcher Mängel den Eindruck, als wären die politischen Architekten des neuen Berliner Flughafens flugs in Kanzleramt umgesiedelt. Jedenfalls sind wirtschaftlich tätige Menschen, die Gäste bewirten, Kunden Unterschlupf gewähren bis hin zur Logbuchführenden Prostituierten, gehalten, den Gesundheitsämtern bei der Nachzeichnung von Infektionsketten zu helfen. Unmengen von Daten wurden so über Monate erhoben, Identitäten aufgedeckt, mit dem deprimierenden Resultat, dass der Staat nur bei jeder vierten Infektion eine Ahnung hat, wo diese stattgefunden hat. Danach steckt sich praktisch niemand in engen Bussen und Bahnen an, aber das Gros zuhause in der kleinen Familie. In diesem Sinne kann man dann auf die AHA-Regeln verzichten.

Dafür werden nun im zweiten Lockdown Gaststätten und Restaurantbetriebe, Cartbahnen und Kinos geschlossen. Die Entscheidungen fußen nicht auf nüchterner Analyse des gesammelten Datenmaterials, nicht auf Studienergebnissen, sondern auf Gefühl. Alles, was Spaß macht und keine Lobby besitzt, wird dicht gemacht. Alle anderen haben Glück, nicht von dem Bann der protestantischen Kanzlerin getroffen zu werden. Die Politik weiß, dass ihre Maßnahmen reine Symbolpolitik sind, weshalb sie den Betroffenen finanzielle Placebos verspricht. Doch wie gut oder besser schlecht die Verteilung von Hilfsgeldern unter dem Scholz’schen Regiment funktioniert, davon wissen mittelständische Unternehmen aus dem Frühjahr nur sehr gut zu berichten. Mit etwas Glück werden die zugesagten Milliardenhilfen irgendwann Mitte September 2022 fließen.

Der Verlust des Vertrauens

Die Regierung riskiert das Wichtigste, was eine demokratische Regierung besitzt: das Vertrauen der Bürger. Binnen Wochen hat sich die Zahl derjenigen, welche die Maßnahmen als zu weitgehend empfinden, verdoppelt auf 35%. Das bedeutet diesmal nicht ein Revival der AfD, wohl aber die wachsende Erosion der Akzeptanz der Corona-bedingten Maßnahmen. Im Ergebnis könnten sich weit weniger Bürger an Abstandsregeln und Maskenzwang halten als es angesichts des Infektionsgeschehens angezeigt wäre. „Wir sind das Volk“-Skandierungen inklusive.

Die Krisenpolitik der Exekutive, die einer Bruchpilotin ähnlich sind, haben das Zeug, die Einschränkungen zu verlängern und die Schäden zu vergrößern, zumal Berlin keine Patronen mehr im Lauf hat. Zurück zu unserem Tunnel: Nach der Anzahl der Infektionen haben inzwischen 14 Prozent der Bevölkerung in Israel, 10 Prozent in Belgien und den USA eine Immunität erreicht. Deutschland liegt weit darunter, genaues weiß man aber auch hier nicht. Wenn jetzt in der Herbstwelle die Infektionszahlen anziehen, dann ist dies auch darauf zurückzuführen, dass wir hierzulande noch ganz am Anfang des zu gehenden Tunnels stehen.

Es ist in einer Pandemie kein erfüllbares Ziel, den Tod von Menschen zu verhindern. Der Tod gehört zum Leben dazu und kommt doch häufig überraschend. In Deutschland sterben jährlich 0,58% der Bevölkerung, das sind knapp 500.000 Menschen. Auch in Corona-Zeiten hat sich an der Quote praktisch nichts verändert. Der internationale Vergleich ist wenig überraschend. Die sehr alte deutsche Gesellschaft nimmt mit der Sterberate einen traurigen Spitzenplatz ein, die USA liegen selbst in diesem Jahr mit 0,48% weit darunter, der gleiche Wert, den Schweden vorlegt. Es lässt sich statisch also nicht wirklich behaupten, dass das politische Krisenmanagement geholfen hätte, das Sterben zu vermindern. Es mag zynisch klingen, aber stirbt ein 84jähriger nicht an Covid-19, dann stirbt eine anderer 83jährige wegen einer verschobenen Herz-OP.

Womit ein anderer Aspekt unserer kulturellen Prägung angesprochen ist. In Schweden werden Menschen, die mit über 80 Jahren das Greisenalter erreicht haben, nicht mehr auf intensiv gebracht. In dem Vorbild-Sozialstaat sterben Menschen eben, wenn sie so alt geworden sind und nur mit intensiver medizinischer Betreuung weiterleben könnten. Aber Schweden ist wie die Vereinigten Staaten eine junge Nation, in der man weniger auf die Alten, dafür auf die Jungen schaut.

Jede Gesellschaft und jeder einzelne muss seine eigene Einstellung zum Tod und zu lebensverlängernden Maßnahmen finden. Was jeder Bürger jedoch von seinen politisch gewählten Repräsentanten erwarten kann, ist professionelles Handeln im Rahmen der gesellschaftlich vereinbarten Ziele. Ziele, die erreichbar sind und die Schäden für alle möglichst gering halten. Die Politik der Bundesregierung in der Corona-Krise genügt diesen Ansprüchen keineswegs. Angela Merkel macht Politik aus emotionaler Bindung und Angegriffenheit heraus für eine Gruppe von Bürgern. Sie ist ängstlich, wo Mut notwendig wäre. Sie verliert sich im Kleinen, wo Lösungen angezeigt wären. An den Folgen wird das Land noch lange zu leiden haben.

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  • Erwin Gabriel 30. Oktober 2020, 16:52

    Hallo Stefan,

    auf den Punkt gebracht- da kann ich mich nur anschließen. Wie in jeder anderen nationalen Krisensituation auch wirkt die Kanzlerin überfordert, schaukelt immer wieder zwischen zögerlichem Aussitzen und wilden Aktionismus hin und her. Das Ergebnis ist beiden Fällen meist das Gleiche: es sorgt für Unverständnis und ist nicht zielführend.

    • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 17:35

      Ich weiß nicht, überfordert finde ich wirkt sie nicht. Eher in manchem machtlos. Ich habe das Gefühl, dass sie durchaus wüsste, was sie gerne tun würde, wenn sie könnte. Aber Deutschland ist halt eine föderale Demokratie, und sie kann nicht.

      Was nichts darüber aussagt ob gut wäre, was sie tun würde! Ich denke nur, dass „überfordert“ nicht die richtige Analysekategorie ist.

      • Erwin Gabriel 30. Oktober 2020, 22:26

        @ Stefan Sasse

        Mag ja sein, dass die Kanzlerin weiß, was sie will. Aber oft will sie am nächsten Tag etwas anderes, oft das Gegenteil.

        • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 22:40

          Ja, das ist in der Politik oft so. Und ja, Merkel war noch nie für ihre Standfestigkeit berühmt. Das ist Segen und Fluch bei ihr. Wie gesagt, in der Pandemie bin ich froh, jemanden zu haben, der keine drei Cent für den Schnee von gestern gibt und nicht glaubt, da irgendein Image verteidigen zu müssen, sondern der sich der ändernden Lage anpassen kann. Ich sehe das in dieser (!) Krise als Plus.

          • CitizenK 30. Oktober 2020, 22:56

            Wann wird „Standfestigkeit“ zu Unbeweglichkeit? Unflexibilität? Starrsinn? „Gefahren lauern nur auf jene, die nicht auf das Leben reagieren.“

            Auch die Entscheidung zum Atom-Ausstieg war nicht emotional, sondern rational begründet: Der Physikerin war – durch ein Ereignis – das „Leben“ die Überzeugung abhanden gekommen, dass die Technologie so sicher beherrschbar ist, wie sie früher geglaubt hatte.

            • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 23:07

              Durch einen Tsunami, der selbst 20.000 Tote forderte und ein Kernkraftwerk schwer beschädigte, wodurch – warten Sie – Null Menschen zu Tode kamen? Zeigte das nicht vor allem, dass Tsunamis nicht beherrschbar sind? Und warum drängte sich danach diese Erkenntnis nicht anderen demokratischen Führern auf? Ist das einfach der Genialität der Angela Merkel geschuldet?

              • CitizenK 31. Oktober 2020, 09:44

                „wodurch – warten Sie – Null Menschen zu Tode kamen?“

                Woher wollen Sie das wissen? Warum verschweigen Sie die Folgekrankheiten? Viele Quadratkilometer Boden mussten abgetragen werden, Lebensmittel kontaminiert, Dörfer unbewohnbar. Die psychischen Folgen (die Sie bei Corona so sehr besorgen!), spielen bei radioaktiver Verseuchung keine Rolle?

                • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 15:50

                  Wir sind ist hoffentlich einig, dass die Katastrophe allein durch einen Tsunami verursacht wurde. Eine solche Naturkatastrophe kommt in weiten Teilen der Welt nicht vor. Wir sind uns wahrscheinlich auch einig, dass der Bau eines Kernkraftwerks in einer von Hurrikans betroffenen Region nicht die beste aller Ideen ist. Unbestritten hat die Havarie hohe Kosten verursacht – allerdings nicht nur als Argument für die Gegner der Kernenergie. Nach dem Unglück kam es zu häufigen Stromausfällen im Versorgungsnetz von Tepco. Die Menschen wurden zur Rationierung angehalten. Zeitweise mussten sämtliche AKWs abgeschaltet werden, was die Strompreise drastisch in die Höhe trieb. Auch das sind gesellschaftliche Kosten.

                  Wir leben in einer vernetzten Welt. Wir sind auf Partnerschaften und Vertragsbeziehungen angewiesen. Auch und gerade die Energiepolitik eines EU-Landes muss abgestimmt werden, sonst nehmen die externalisierten Kosten Überhand. Verschiedene Prognosen kommen zu dem Ergebnis, dass in den nächsten Jahren neben Deutschland die meisten EU-Länder zu Stromnettoimporteuren werden. Was für die Handelsbeziehungen gilt, gilt erst Recht für die Energieerzeugung: es kann nicht jeder Importeur sein, es muss auch Exporteure geben. Jedenfalls erfolgte die Energiewende ohne Abstimmung mit den Partnern – wie später die Flüchtlingspolitik. Und in der Eurorettungspolitik setzte Merkel nur deswegen auf internationale Vereinbarungen und Zusammenarbeit, weil ihr die Unionsfraktion offen gedroht hatte, andernfalls von den Fahnen zu gehen.

            • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 23:25

              Genau mein Punkt.

            • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 09:25

              @ CitizenK 30. Oktober 2020, 22:56

              Auch die Entscheidung zum Atom-Ausstieg war nicht emotional, sondern rational begründet: Der Physikerin war – durch ein Ereignis – das „Leben“ die Überzeugung abhanden gekommen, dass die Technologie so sicher beherrschbar ist, wie sie früher geglaubt hatte.

              Die war, mit Verlaub, einen Scheiß auf Rationalität begründet. Das, was in Fukushima schiefging, lief nicht mal durch den Tsunami schief, sondern vorher: Die AKWs dort waren unsicher, sicherheitstechnisch auf dem gleichen Stand wie die Reaktoren in Tschernobyl, KEIN Vergleich mit den Kraftwerken bei uns. Dazu liegt unser Land nicht an der Grenze zweier Kontinentalplatten, so dass Erdbeben und Tsunamis, anders als in Japan, hier nicht zum Standard gehören.

              • CitizenK 31. Oktober 2020, 09:39

                Merkel hat das – mit Verlaub – für mein Verständnis sehr rational begründet: Konnte man bei Tschernobyl ging noch sowjetische Rückständigkeit annehmen, für Japan gewiss nicht. Wenn eine High-Tech-Nation wie Japan das nicht sicherstellen kann, dann ist die Technologie zu risikoreich.

                Wir haben hier keine Tsunamis? Wir haben hier aber auch kein Meer. Dort ging der Großteil des radioaktiven Fallouts auf dem Meer nieder. Übertrag das mal auf Biblis oder Philippsburg. Ohne die deutsche Anti-AKW-Bewegung hätten die Franzosen auch Fessenheim nicht stillgelegt. Auf die belgischen Schrott-Reaktoren haben wir leider keinen Einfluss. Da sind wir aufs Hoffen angewiesen.

                • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 15:23

                  Apokalyptische Ausmaße„, „nach allen wissenschaftlichen Maßstäben für unmöglich gehalten wurde“, das war die direkte Reaktion auf die Katastrophe in Fukushima und die Begründung für das Moratorium, das in den Ausstieg aus der Atomkraft mündete. Ja, das ist eine emotionale Begründung, eine Reaktion wir auf einen Terroranschlag.

                  • CitizenK 31. Oktober 2020, 17:38

                    Der Moment ist emotional. Die daraus folgenden Handlungen durchaus rational.

                    Für mich ein positiv zu bewertendes Verhalten einer Politikerin: Wenn bisher für gesichert gehaltenes Wissen sich als falsch herausstellt, muss man Ziele und/oder Mittel anpassen.

                    Nicht so zu handeln, hat in der Medizingeschichte Hundertausende das Leben gekostet.

                    • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 18:26

                      Es ist der Moment, in dem eine weitreichende Entscheidung getroffen wird. Wie bei der Öffnung der Grenzen im Herbst 2015 konnte und wollte die Kanzlerin nicht mehr hinter dem einmal Verfügten zurück.

                      Es empfiehlt sich immer, vor sehr weitreichenden Entscheidungen ein paar Nächte zu schlafen. Ein Sachverhalt stellte sich alle paar Tage neu dar. So ist es undenkbar, dass eine Fusion oder auch eine Insolvenz in ein paar Stunden entschieden werden. Das ist ein Prozess. Dieser Prozess der Meinungsbildung und dann Entscheidung ist bei Merkel weder erkennbar noch zeitlich abzubilden. Und hier ging es immerhin um Fragen, welche die Versorgungssicherheit des regierten Landes über Jahrzehnte beeinflussen und eine lange Geschichte für beendet erklärt. Schröder hat, nach einem jahrelangen Vorlauf, die Agenda 2010 in mehreren Wochen konzipiert und in einem schwierigen Prozess über mehrere Jahre umgesetzt. Seltsamerweise wird dies für fragwürdiger betrachtet als Ad-hoc-Entscheidungen von Angela Merkel, welche nur zufällig den Grundüberzeugungen von SPD und Grünen nicht erst seit den Ereignissen, sondern bereits Jahrzehntelang entsprachen.

                      Und deswegen ist es für Sie rational, richtig?

                    • TBeermann 31. Oktober 2020, 20:02

                      Es gab keine Grenzöffnung im Jahr 2015. Die Grenze war nie geschlossen.

                      Aber wunder du dich mal weiter, dass du immer wieder mit der AfD in Verbindung gebracht wirst, wo du deren Narrative doch nur am laufenden Band reproduzierst.

                    • Jens Happel 2. November 2020, 20:57

                      Aus meiner Erinnerung heraus kam erst das Moratorium, dann ging die Wahl in BadenWürtemberg so dermaßen verloren, dass die CDU nicht mal mehr in der Regierung war. Die Grünen gewannen sogar viele (für ihre Verhältnise) Direktmandate.

                      Und so wie sie die Wehrpflicht, Mindestlohn und Homoehe in ihrer Partei durchgedrückt hatte, um dem Gegener nun gar keine Angriffsmöglicheit zu bieten, hat sie auch die Atomkraft abgeräumt.

                      So gesehen stimme ich dir zu, es war rational. Aber nicht aus den rationalen Gründen die du nahelegst.

                    • Stefan Sasse 2. November 2020, 22:12

                      Zustimmung. Sie hat schon vieles richtig gemacht aus polittaktischer Sicht.

                • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 15:27

                  @ CitizenK 31. Oktober 2020, 09:39

                  Merkel hat das – mit Verlaub – für mein Verständnis sehr rational begründet: Konnte man bei Tschernobyl ging noch sowjetische Rückständigkeit annehmen, für Japan gewiss nicht.

                  Vom technischen Stand her waren die Fukushima-AKWs nicht besser als Tschernobyl. Dafür hätte es in Deutschland zu keinem Zeitpunkt eine Genehmigung gegeben. Merkel weiß das. Nur Dummsabbelei für das ahnungslose Volk.

                  Versteh mich in einem Punkt bitte nicht falsch: Ich hielt Schröders Weg des Ausstiegs für richtig. Merkel hat mit der Rücknahme und späteren Weiterführung des Atomausstiegs ein ähnliches Ergebnis wie Gerhard Schröder erreicht, nur mit erheblicher Verzögerung, einem milliardenschweren Schaden für große Energiekonzerne, zahlreichen Pleiten bei innovativen und alternativen Unternehmen, und zehntausende Arbeitslose mehr – super!

                  Und keiner der technischen und wissenschaftlichen Parameter, kein Wissen, kein Fakt, der sie angeblich zur Entscheidung des Wiederausstiegsbewegt haben soll, war ihr vorher unbekannt.

                  Die behutsame Nachsicht, mit der man von links die Kanzlerin betrachtet, erstaunt und erschüttert mich immer wieder.

                  • CitizenK 31. Oktober 2020, 17:18

                    Ob die japanischen AKWs technisch so rückständig waren, kann ich nicht beurteilen.
                    Woher weißt Du, dass Merkel das alles wusste?
                    (Sorry für die Beharrlichkeit, aber es geht auch um die Glaubwürdigkeit unserer Regierungschefin in der schwierigen Krise jetzt).

                    P.S. Worin bestand eigentlich mein Eigentor?

                    • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 18:29

                      Es geht nicht um die Glaubwürdigkeit von Angela Merkel. Die hat niemand in Frage gestellt. Die Kanzlerin selbst hat ja nie behauptet, dass sie Entscheidungen rein rational oder emotional getroffen habe. Sie hat – wie die meisten Politiker in Verantwortung – ihre Entscheidungen mit Argumenten begründet. Alles andere ist etwas für das Publikum zum Spekulieren und für die Autobiographien.

                    • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:07

                      @ CitizenK 31. Oktober 2020, 17:18

                      P.S. Worin bestand eigentlich mein Eigentor?

                      Der Reflex.

                      Hier im Form gibt es bestenfalls einen, der einen Anti-Merkel-Reflex hat, und das bin ich, nicht Stefan Pietsch.

                      Aber der scheint bei Dir Reflexe auszulösen 🙂

                      Ob die japanischen AKWs technisch so rückständig waren, kann ich nicht beurteilen.

                      Ich schon. Du auch, wenn Du möchtest. Nach welchem Baumuster die gebaut sind, kann man bei Wikipedia nachlesen (war auch schon vor dem Tsunami nachzulesen).

                      Woher weißt Du, dass Merkel das alles wusste?

                      Wenn ich ehrlich bin, weiß ich das nicht zu 100 Prozent; ich nehme es allerdings zu ihren Gunsten an.

                      Die schwerwiegende und teure Entscheidung, auch hierzulande für die Zukunft auf den Atomstrom zu verzichten, fiel nicht Minuten oder Stunden, sondern Tage nach der Tsumani-Katastrophe.

                      In der Bundesregierung gab es nach Jahrzehnten der AKW-Betriebsamkeit, nach Ausstiegs- und Wiedereinstiegs-Entscheidung, nach all dem Trara mit Castor-Transporten, mit Anti-AKW-Demos etc., durchaus Expertise. Man weiß von jedem AKW auf der Welt, nach welchem Baumuster die gebaut wurden (so viele gibt es da nicht), welches Unternehmen das errichtet hat, wie die Sicherheitsvorkehrungen aussehen, welche Schäden in welchem Schadensfall entstehen könnten etc. Man hat ja auch für Deutschland mit Bedacht und aus Kenntnis sehr strenge Regeln aufgestellt.

                      Daraus folgere ich, dass die Kanzlerin nur kurze Zeit nach dem Bekanntwerden des Unglücks alle relevanten Informationen auf dem Tisch hatte.

                      Es besteht eine kleine Chance, dass diese Informationen seitens des Bundeskanzleramts nicht angefragt oder nicht angeboten wurden, bzw. dass die Kanzlerin sie vor ihrer Entscheidung nicht gelesen hat. Aber eine derartig schludrige, oberflächliche Arbeitsweise mag nicht einmal ich der Kanzelrin unterstellen.

                      (Sorry für die Beharrlichkeit, …

                      … alles gut

                      … aber es geht auch um die Glaubwürdigkeit unserer Regierungschefin in der schwierigen Krise jetzt).

                      Für meinen Teil habe ich mich davon verabschiedet, dass unsere Kanzlerin glaubwürdig ist. Sie mag es immer wieder mal sein, aber sie ist es oft auch eben nicht.

                      Merkels erste Priorität ist Merkel, ihre zweite Priorität ist der Machterhalt der CDU. Danach kommen Staat, Wähler, Bürger, Europa etc.

                      Sie lügt oft; nicht immer, um Wähler zu täuschen, vermute ich, sondern auch, um den politischen Gegner zu manipulieren. „Mit mir wird es keine Maut geben“ möchte ich hier mal eher als Warnschuß an die CSU als an eine bewußte Wähler-Verscheißerung interpretieren.

                      Ich habe ja nicht vergessen, dass Politik bedeutet, Kompromisse zu machen, machen zu müssen. Deswegen kann ich mit nicht eingehaltenen Absichtsbekundungen gut leben. Aber (was sie gerne macht) dem Wähler vor der Wahl etwas zu versprechen, v on dem sie bereitsd im Wahlkampf weiß, dass sie es vermutlich nicht einhalten kann, nehme ich (nicht nur) ihr übel.

                      Und in Sachen Fukushima war alles, was sie sagte und tat, ausgerichtet auf die zeitgleich stattfindende Landtagswahl in Baden-Württemberg, wo der regierende Landsvater Stefan Mappus kurz zuvor hatte eingestehen müssen, mit Landesgeldern gesetzeswidrig am Parlament vorbei sich bzw. das Bundesland bei einem Atomstrom-Produzenten eingekauft zu haben.

                    • Stefan Pietsch 1. November 2020, 12:24

                      Merkels erste Priorität ist Merkel, ihre zweite Priorität ist der Machterhalt der CDU. Danach kommen Staat, Wähler, Bürger, Europa etc.

                      Einspruch! Merkel ist ihre Partei seit längerem herzlich egal. Andererseits stelle ich Merkel ihre staatspolitische Verantwortung nicht in Abrede. Aber heute geht es ihr um das, was man lange bei ihr nicht vermutet hatte, nämlich ihr Bild für die Nachwelt. Deswegen setzt sie so extrem ambitionierte Ziele für die Klimapolitik, welche sie ihre gesamte Amtszeit nicht verfolgte und nicht mehr verantworten muss. Das Gleiche gilt für ihre sehr großzügige europäische Finanzpolitik, die auch nie Kennzeichen ihrer Agenda war.

                      Angela Merkel scheint selbst Angst vor dem Virus zu haben. Persönliche Angst. Sie exerziert die Maßnahmen in einer Intensität wie kein anderer Regierungschef, wechselt zigmal am Tag die Maske, scheut instinktiv vor Begegnungen zurück. Das ist nicht politisch bestimmt, das sind ihre natürlichen Reaktionen. Da erscheint der Mensch Merkel hinter der politischen Rolle.

                    • popper 1. November 2020, 17:27

                      …es geht auch um die Glaubwürdigkeit unserer Regierungschefin…

                      Das einzig Glaubwürdige an Frau Merkel ist ihr Oportunismus, der permanent bestätigt, dass ihre Entscheidungen nur die Summe ihrer Abhängigkeiten widerspiegeln. Ihr Handeln definiert keine klaren Zielsetzungen deren Erreichbarkeit einen Endpunkt bilden, sondern, wie jetzt, difuse Maßnahmen eines autoritären Charakters. Dadurch opfert sie alles einer plan- und endlosen Beliebigkeit und entfernt sich vollständig von den Prinzipien wissenschaftlicher Integrität.

                    • Erwin Gabriel 1. November 2020, 22:04

                      @ Stefan Pietsch 1. November 2020, 12:24

                      Einspruch! Merkel ist ihre Partei seit längerem herzlich egal.

                      Ich sagte ja nicht „CDU“ (da stimme ich Dir zu), sondern „Machterhalt der CDU“. Ist ihr sicherlich nicht ganz unwichtig, damit die Geschichtsschreibung stimmt.

                      Aber heute geht es ihr um das, was man lange bei ihr nicht vermutet hatte, nämlich ihr Bild für die Nachwelt.

                      Letztendlich: Ja (nach meiner persönlichen Einschätzung).

                    • Stefan Sasse 2. November 2020, 07:27

                      Welcher Person des öffentlichen Lebens in so einer Stellung geht es am Ende nicht darum? Aber ich würde Merkel zugestehen, dass es ihr vor allem anderen um das Land geht. Sie muss sich nicht mehr um die Partei kümmern, und dass sie deren Bedürfnisse weitgehend ignoriert, um die aus ihrer Sicht bestmögliche Krisenpolitik durchzuziehen, wurde einem Gerhard Schröder von euch als zentrales, positives Charaktermerkmal attestiert.

                    • Stefan Pietsch 2. November 2020, 11:00

                      Angela Merkel nimmt in der politischen Führung des Landes durch die Coronakrise eine extreme (um nicht zu sagen extremistische) Position ein. Extremismus zeichnet sich dadurch aus, dass andere Ansichten weniger akzeptiert werden bis sie als illegitim angesehen werden.

                      Seit Monaten schimpft sie aus feiersüchtige junge Menschen, jetzt sei nicht die Zeit für Feiern. Das Urlaubsbedürfnis der Bürger war ihr ein Greul. Was unterscheidet solche moralinsauren Reden eigentlich von der damaligen Forderung eines Kurt Beck, ein Arbeitsloser solle sich erstmal die Haare waschen?

                    • Stefan Sasse 2. November 2020, 12:43

                      Das ist so lächerlich.

                    • Erwin Gabriel 2. November 2020, 12:00

                      @ Stefan Sasse 2. November 2020, 07:27

                      Welcher Person des öffentlichen Lebens in so einer Stellung geht es am Ende nicht darum?

                      Jeder Mensch, der so eitel und machtbewusst ist, sich in ein solches Amt zu drängen, schielt auch auf seine Bewertung.

                      Aber selbst bei Gerhard Schröder, der als Kanzler sicherlich noch stärker dem Populismus frönte als seine Vorgänger („Zum Regieren brauche ich BILD, BamS und Glotze“) hatte klare Linien, die er nicht überschritt; bei Merkel kann ich das eben nicht erkennen.

                      Aber ich würde Merkel zugestehen, dass es ihr vor allem anderen um das Land geht.

                      Da kann ich nciht zustimmen, sonst wären Flüchtlingskrise, Kampf gegen Klimawandel und einige andere Sachen anders gelaufen.

                      Ich bin hier schweren Herzens und mit Frustration bei Popper:
                      … ihr Oportunismus, der permanent bestätigt, dass ihre Entscheidungen nur die Summe ihrer Abhängigkeiten widerspiegeln“.

                      .. um die aus ihrer Sicht bestmögliche Krisenpolitik durchzuziehen, wurde einem Gerhard Schröder von euch als zentrales, positives Charaktermerkmal attestiert.

                      Ich halte Angela Merkel im Vergleich zu Gerhard Schröder für eine herausragend bessere Diplomatin, die viel besser als der Mehrheiten und Entscheidungen organisieren kann. Hervorragende Besetzung als Präsidentin der Europäischen Kommision, als Uno-Chefin etc.

                      Sie ist im Vergleich zu ihrem lauten Vorgänger eine deutlich schlechtere Führungspersönlichkeit. Der wusste stets die grobe Richtung, wohin er wollte, wohin das Land sollte, und wohin nicht. Wer kann das über Merkel sagen? Bei ihr erfährt man erst im Nachhinein, was sie (angeblich) schon immer wollte, und muss dann jederzeit damit rechnen, dass sie (überraschend für Feind und Freund) genau die entgegengesetzte Richtung einschlägt.

                    • Stefan Sasse 2. November 2020, 12:51

                      Ich kann bei Merkel nichts erkennen, was sie in dieser Hinsicht von ihren Vorgängern abheben würde.

                      Deiner Gesamteinschätzung am Ende kann ich problemlos zustimmen. Aber letztlich war sie auch wesentlich erfolgreicher als Schröder. Sehr zu meinem Bedauern übrigens. Von mir aus hätte er 2005 sehr gerne Kanzler bleiben dürfen, ich hab ihn seinerzeit gewählt.

                  • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 19:39

                    Das hat nichts mit Nachsicht zu tun. Ich finde Merkels Ausstiegsausstieg zum Kotzen. Ich bin froh, dass sie die Kurve gekriegt hat. Das ist es, was ich mit Plus meine. Mir doch egal, ob das „konsistent“ war, Konsistenz wäre hier offensichtlich bescheuert gewesen. Von daher bin ich dankbar, dass sie eine gnadenlose Opportunistin ist, wenn sie das richtige tut.

                    • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:26

                      @ Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 19:39

                      Ich finde Merkels Ausstiegsausstieg zum Kotzen.

                      Fand ich auch nicht gut.

                      Von daher bin ich dankbar, dass sie eine gnadenlose Opportunistin ist, wenn sie das richtige tut.

                      Das meine ich mit Nachsicht. Sie zerstört eine gute Politik, zieht dann mit einer eigenen Entscheidung nach, verliert Zeit, vernichtet Arbeitsplätze und Unternehmen, richtet einen Milliarden-Schaden an, und Du nennst das „das Richtige tun“.

                      Der Wiedereinstieg war von der Wirkung her katastrophal für hunderte oder tausende kleinerer Unternehmen und Kommunen, die sich auf den Weg in eine dezentrale (bzw. regionale/kommunale) Energieerzeugung gemacht haben; Fernwärme, Brennstoffzellen – da war nach Schröders und Trittins Atomausstieg unendlich viel in Bewegung geraten und auf dem Weg. Alles kapuut, alle umweltfreundlichen Investoren kalt „enteignet“.

                      Dann der Rückzug. Alle großen Stromerzeuger hatten sich gerade wieder auf den AKW-Betrieb eingerichtet (so ein Themenwechsel braucht in derart großen Unternehmen sehr viel Zeit und kostet sehr viel Geld). Nimm einen Stein und schmeiße ihn in einen Teich – so wie die Wellen sich ausbreiten, wird eine Entscheidung wie Schröders Atomausstieg durch ein großesUnternehmen laufen. Merkels Rücknahme war der zweite Stein, ihr Ausstieg dann der dritte. Jetzt gibt es keine ruhigen Wellenbewegungen mehr, jetzt läuft alles chaotisch durcheinander.

                      Versteht sich von selbst, dass sich die vielen Investoren und Betriebe in ökologische Energie nicht wieder zurückholen ließen; dass unsägliche EEG ist eine Folge davon.

                      Wenn Dir jemand ein Pflaster von einer blutenden Wunde reißt, dann auf die Wunde spuckt, bevor Dir die Person das Pflaster wieder aufklebt, dann hat, mein nachsichtiger Freund, diese Person nicht „richtig“ gemacht.

          • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 09:17

            @ Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 22:40

            Und ja, Merkel war noch nie für ihre Standfestigkeit berühmt. Das ist Segen und Fluch bei ihr.

            Ich habe das mit dem Segen noch nicht so mitbekommen.

            Wie gesagt, in der Pandemie bin ich froh, jemanden zu haben, der keine drei Cent für den Schnee von gestern gibt und nicht glaubt, da irgendein Image verteidigen zu müssen, sondern der sich der ändernden Lage anpassen kann. Ich sehe das in dieser (!) Krise als Plus.

            Ich sehe hier auch keine Anpassung. Anpassung wäre zu schauen, wie Länder mit erfolgreichem Corona-Umgang das regeln, und entsprechend zu reagieren. Ich sehe hier keine Flexibilität, sondern nur: gehen die Zahlen hoch, fahre ich alles runter. Dass diese starre Kopplung von 14 Tagen Verzug so ein Verhalten ad absurdum führt, ist ihr noch nicht aufgefallen.

            • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 14:54

              Schau dich mal um. In der Corona-Krise finde ich Flexibilität ziemlich gut.

              • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 15:28

                @ Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 14:54

                Schau dich mal um. In der Corona-Krise finde ich Flexibilität ziemlich gut.

                Ich auch. Ich sehe das nur nicht.

            • sol1 31. Oktober 2020, 19:36

              „Anpassung wäre zu schauen, wie Länder mit erfolgreichem Corona-Umgang das regeln, und entsprechend zu reagieren.“

              Von unseren Nachbarländern ist nur Dänemark ähnlich erfolgreich wie Deutschland.

    • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 19:41

      Ich bin für Hexenverbrennung! Ich hoffe, jetzt bist Du dagegen. 🙂

      Nun ja, 4 1/2 DIN-A 4 Seiten ist nicht genau das, was die meisten unter „auf den Punkt gebracht“ empfinden. 😉 Aber danke!

      • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 11:14

        @ Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 19:41

        Ich bin für Hexenverbrennung! Ich hoffe, jetzt bist Du dagegen.

        Ja, natürlich. Schlecht für die CO2-Bilanz. Typisch Liberaler, so etwas nicht zu berücksichtigen. 🙂

        Nun ja, 4 1/2 DIN-A 4 Seiten ist nicht genau das, was die meisten unter „auf den Punkt gebracht“ empfinden.

        Nun, mein Urteil lautete nicht „kurz und knapp“. Das wäre schon ein gutes Stück kürzer gegangen (doch da bin ich der Falsche, um über ausschweifende Artikel zu schimpfen). Aber ich teile Deine Aussagen.

        Ich habe bei allen Corona-Maßnahmen, ob gesundheitlich oder wirtschaftlich gezielt, inzwischen den verdacht, dass die aktuelle Regierung den Wahltermin auf dem Kalender fest im Blick hat. Bis dahin muss das tragen, und danach hat man vier Jahre Zeit zum Aufräumen.

        Ich finde auch, dass bei den gesundheitlichen Maßnahmen Anfang des Jahres die Regierung gut gearbeitet hat. Ich sehe aber keine Weiterentwicklung, trotz wachsender Kenntnisse scheint man ratlos zu sein.

        es grüßt
        E.G.

        • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 12:53

          Typisch Unstudierter! Es fehlt das Gesamt-Picture. Die Verbrennung von Hexen mag einmalig viel CO2 erzeugen, insgesamt aber ist die Bilanz eindeutig positiv. Bedenke, dass Hexen riesige Abdrücke hinterlassen, wenn wir nur den Zunder ins Kalkül ziehen, die jeder Zaubervorgang erzeugt. Oder meinst Du, der Hokuspokus ginge ohne Verbrennungsprozesse? Und dann die Fliegerei: Besen fliegen auch noch nicht elektro. Wenn wir dann noch mit der Hexenverbrennung die immer wieder vorkommenden unwillkürlichen Eingriffe in unser Leben verhindern können, gewinnen wir alle. Also, bis auf die Hexen.

          Mir scheint eher, die CDU hat vergessen, wann die Wahlen sind. Im Februar 2020 trat die, wie heißt die nochmal mit dem Doppelnamen? – die trat jedenfalls vor über 8 Monaten von ihrem Amt zurück. Ein Jahr später, Februar 2021, wird die wichtigste Regierungspartei und immer noch Favoritin auf den Wahlsieg keinen legitimierten Chef noch einen Bewerber um die Nachfolge Merkels präsentieren können. Meinst Du im Konrad-Adenauer-Haus spekuliert man darauf, dass die Linken das unter sich ausmachen?

          • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 15:34

            Hallo Stefan,

            Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 12:53

            Typisch Unstudierter!

            Frechheit: E-Technik und Informatik, in Offenburg.

            Meinst Du im Konrad-Adenauer-Haus spekuliert man darauf, dass die Linken das unter sich ausmachen?

            Wo wir schon bei Magie sind – das Zauberwort heißt „aussitzen“. Es wird solange hinausgezögert, bis man nur ncoh Merkels Wunsch zustimmen kann. 🙂

            • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 15:53

              Okay, ich wusste nicht, dass Du etwas Vernünftiges gelernt hast. Wer denkt denn an sowas! Übrigens, Deine Replik auf die Hexenverfolgung war perfekt, ich habe beim Friseur so gelacht.

              Es dürfte schwer werden, die Bundestagswahl dergestalt auszusitzen, dass sie verschoben wird. Aber wahrscheinlich würden die meisten gar nicht merken, dass die Wahlen ausgefallen sind.

              • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:29

                @ Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 15:53

                Übrigens, Deine Replik auf die Hexenverfolgung war perfekt, ich habe beim Friseur so gelacht.

                Man sieht an Deinem Foto, dass Du nicht stillgehalten hast. Geschieht Dir recht.

                Es dürfte schwer werden, die Bundestagswahl dergestalt auszusitzen, dass sie verschoben wird.

                Ich bezog mich auf die Wahl zum Parteivorsitzenden. Je später die kommt, um so leichter kann Merkel ihre Vorstellungen umsetzen, um so schwerer wird es Friedrich Merz haben.

                • Stefan Pietsch 1. November 2020, 16:20

                  Man sieht an Deinem Foto, dass Du nicht stillgehalten hast.

                  Das ist Kunst!

                  Merkel will Merz verhindern und Laschet installieren. Die gute Nachricht: Merkel Können in Bezug auf Personaltaktik ist bescheiden ausgeprägt.

                  • Stefan Sasse 1. November 2020, 18:57

                    Merkels Können ist was?! Ihr Weg ist gesäumt mit den Kadavern ihrer politischen Rivalen.

                    • Stefan Pietsch 1. November 2020, 19:09

                      Merkel konnte aus eigener Kraft keinen Bundespräsidenten selbst bestimmen, ihrem Land keine international bedeutsamen Ämter verschaffen. Selbst von der Leyen als Kommissionspräsidentin war die Idee von Macron.

                      Nun hat sie versucht, eine Nachfolgerin aufzubauen, was zu einem totalen Rohrkrepierer wurde. Sie hat dafür einfach kein Händchen.

  • Jan 30. Oktober 2020, 17:09

    Dieser Text ist zwar auf eine unerträgliche Länge geschrieben, aber rum kommt dabei fast gar nix. Das Grundproblem hat der Autor völlig verpasst. Dem Virus ist es völlig egal, ob man auch andere alternative Meinungen (ohne wissenschaftliche Basis) hören soll oder will. Genau wie beim Klima. Dem ist auch völlig egal, ob man zu einem Kompromiss zwischen FFF und Kohleindustrie kommt. Das sind zwei naturwissenschaftliche Phänomene und keine sozialwissenschaftlichen Dinge, die man so oder so betrachten kann. Vor allen Dingen muss darüber auch nicht beide Seiten gehört werden. Dieser Vergleich zu FFF ist dermaßen daneben und schönster AFD- Sprech, dass ich mich wundere, was der auf dieser Seite zu suchen hat. über 99% der Wissenschaftler die in dem Bereich zu tun haben sind sich der Tragweite völlig einig und trotzdem steht in diesem Text, dass FFF sich nur die anhört, die ihre Vorschläge unterstützen. Bei den restlichen Bermerkungen geht das nahtlos weiter und unterstützt diesen inhaltlichen Müll nur noch. Bei meinen SuS hätte ich diesen Text in der Luft zerrissen.

    • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 17:36

      Na, so schlimm ist es nicht. Die Seitenhiebe auf seine ideologischen Gegner sind bei Stefan normal, er kann einfach nicht ohne. Aber es gibt diverse Kritikpunkte, die nicht von der Hand zu weißen sind. Die kann man durchaus ansprechen, auch wenn man den Grundtenor des Textes (wie ich) nicht teilt.

      • CitizenK 30. Oktober 2020, 18:38

        Doch, es ist schlimm. Die Abneigung gegen die Person verzerrt die Wahrnehmung. Den Appell an die Eigenverantwortung der Bürger legt der Autor ihr als Führungsschwäche aus. Gleichzeitig gelten die im Vergleich zu unseren Nachbarn moderaten Maßnahmen aber als diktatorisch. Ist Logik in Beiträgen hier nicht mehr gefragt?

        Überhaupt strotzt der Beitrag von Unterstellungen, z. B. Lustfeindlichkeit als Motiv von Merkel. Die Konzentration auf die Unterhaltungsbranche hat die Kanzlerin sehr wohl begründet: Der einzige Weg sei die Verminderung von Kontakten. Will man Betriebe und Schulen offenhalten, dann bliebe nur dieser Bereich. Diskussionswürdig, aber nicht unbegründet wie behauptet.

        Noch vor wenigen Wochen gab es Bewunderung, „wie gut Deutschland durch die Krise kam“, auch und gerade aus „freiheitsliebenden“ Ländern wie UK und USA. Alles nicht mehr wahr?

        Außerdem sachliche Falschbehauptungen: Viren können ausgerottet werden. Das Pocken-Virus existiert nur noch in einem Hochsicherheitslabor. Das Polio-Virus ist in so gut wie allen Industrieländern unter Kontrolle. Wie? Durch Impfen! Die Zeit bis dahin zu überbrücken ist das Ziel, wie Du richtig schreibst. Wenn der Impfstoff nicht kommt oder nicht wie erwartet wirkt, brauchen wir einen völlig neuen Ansatz.

        Der Autor will – im Schulterschluss mit AfD-Gauland – Menschen über 80 einfach sterben lassen. Weiß er nicht, dass darunter nicht nur geliebte Menschen sind, sondern auch sehr aktive, sozial unverzichtbare Helfer, Unternehmer, Wissenschaftler, Künstler. Gerade diejenigen, die noch aktiv sind, einfach über die Klinge springen lassen. Mir fehlen die Worte. Dietmar Hopp ist gerade mal 80 geworden und noch sehr aktiv. Aber der ist ja kein Kassenpatient.

        • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 18:54

          Ich habe, bis auf den letzten Absatz, die gleiche inhaltliche Kritik wie du ja auch vorgebracht. Ich habe ehrlich gesagt nicht verstanden, ob Stefan einfach den Tod dieser Menschen fordert; ich empfand diesen Teil des Textes als sehr wirr. Und die Diskussion als nicht lohnend.

        • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 20:53

          Gleichzeitig gelten die im Vergleich zu unseren Nachbarn moderaten Maßnahmen aber als diktatorisch.

          So ist das weder formuliert noch gemeint. Ich kritisiere, dass die Bundeskanzlerin die demokratischen Institutionen augenscheinlich gering achtet, wenn sie sie nicht in ihre Entscheidungsfindung einbezieht oder, bei der Einschränkung von Verfassungsrechten, dies dem dafür eigentlich zuständigen Bundestag überlässt.

          Tatsache ist auch, dass Merkel mehrmals in den vergangenen Wochen die Unbeschwertheit, Feierlust und Freizeitgestaltung ihrer Bürger heftig kritisiert hat. Und Fakt ist auch, dass die nun beschlossenen Maßnahmen sich fast ausschließlich gegen Pleasure richten.

          Es ist ein Irrglaube, dass wir durch die Krise wären. Im Gegenteil, einhellig ist die Ansicht, dass die Pandemie mindestens noch das kommende Jahr dauern wird. Mindestens. Wir haben also nicht einmal die Hälfte des zeitlichen Horizonts hinter uns.

          Pocken sind, das hat der Bonner Virologe Streeck nun häufig ausgeführt, der einzige Fall, wo ein Virus praktisch ausgerottet ist. Ein Fall von Tausenden, statistisch ist das nichts. Wenn Sie sich daran hochziehen, ist das eher interessengeleitet.

          Der Autor will – im Schulterschluss mit AfD-Gauland – Menschen über 80 einfach sterben lassen.

          Abgesehen davon, dass ich auf Vergleiche mit einer rechtsextremistischen Gruppierung äußerst allergisch reagiere (wie oben ausgeführt und damit 98 Punkte Abzug auf der Sympathieskala), ist diese Unterstellung das Gegenteil vom Gemeinten und Geschriebenen:
          Jede Gesellschaft und jeder einzelne muss seine eigene Einstellung zum Tod und zu lebensverlängernden Maßnahmen finden.

          Solche diskreditierende Unterstellungen sind kein Einzelfall, weshalb Sie weiter auf der Sympathieskala fallen. Wenn Sie sich wieder etwas hochgearbeitet haben, machen wir weiter.

          • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 22:39

            Ich glaube, das Verhalten der Deutschen in den letzten Wochen zu kritisieren ist grundvernünftig. Und die Kanzlerin hat alles Recht dazu. Denn ohne dieses Verhalten hätten wir jetzt das Problem nicht.

            • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 22:51

              Da liegt ein Missverständnis vor. Ich (respektive die Mehrheit der Wähler) haben Merkel angestellt, sie reportet an mich, nicht in an sie. Wenn sie den Job nicht mehr will, kann sie ihn ja quittieren. Der Unternehmenseigentümer, der sich von seinem Management kritisieren lässt, muss erst noch gefunden werden.

              Wer als Politiker damit kalkuliert, dass sich in einer freiheitlichen Gesellschaft alle Bürger uniform verhalten, hat das Wesen der Gesellschaft, für die er die Res Publica regeln soll, nicht verstanden.

              • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 23:25

                Das Missverständnis liegt hier bei dir. Wenn ein Unternehmenseigentümer ein Managment hat, das klar eine Gefahr für das Unternehmen sieht, dann wäre es geradezu krasses Fehlverhalten, das nicht zu benennen. Auch auf die Gefahr hin, dann gefeuert zu werden. Du hast ein sehr merkwürdiges Verständnis von Führung.

                Und uniformes Verhalten wird nicht verlangt, nur das Einhalten der beschissen einfachen AHA-Regeln. Ansonsten bist du frei wie ein Vogel.

                • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 07:16

                  Nein, Du unterliegst einem fundamentalen Missverständnis über das Verhältnis von Eigentümer und Management und deren Verantwortungsbereichen. Ein reales Beispiel: Bei der Übernahme der operativen Verantwortung für ein Start-up war mir schnell klar und wurde von mir in Strategiepapieren niedergelegt, dass die angestrebte Profitabilität und damit das Überleben des Unternehmens nur sichergestellt werden könnte, wenn das Geschäftsmodell schnell auf andere Bereiche ausgerollt würde. Der Eigentümer sah das anders und erwartete, erst die Profitabilität nachzuweisen, bevor das Modell skaliert würde. Das gelang nicht und war eine der Gründe für das Scheitern. Allerdings hätte ich nie gegen den Willen des Eigentümers handeln können, dies war zum einen faktisch unmöglich, er hätte aber auch jederzeit das Recht gehabt, anzuweisen oder mich meiner Position zu entheben.

                  Willst Du wirklich behaupten, in einer Demokratie sollten Beauftragte weniger weisungsgebunden sein als in Unternehmen? Typischerweise sehen Linke das doch umkehrt und verlangen mehr Demokratisierung in Unternehmen.

                  • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 09:10

                    Du sollst ja auch nicht gegen den Willen des Eigentümers handeln. Du hast deine Pflicht getan und im gesagt, dass du denkst, dass das Geschäftsmodell geändert werden muss. Angela Merkel rennt ja nicht rum und zwingt Leuten die Maske auf, sie sagt: wir müssen vorsichtiger sein. Das ist genau das Gleiche.

                    • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 09:28

                      Nein sie appelliert dauernd. Selbst der geduldigste Eigentümer schmeißt mich irgendwann raus, wenn ich an eine Verhaltensweise oder Strategie appelliere, die er aus seinen Überzeugungen heraus ablehnt. Ich arbeite mit erwachsenen Menschen. Und Angela Merkel spricht auch zu Erwachsenen, nicht Grenzdebilen oder Kindern. Wir sind nicht bei der Sendung mit der Maus.

                    • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 14:56

                      Wir müssen echt unterschiedliche Kanzlerinnen haben.

                    • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 15:16

                      Ja, Deine heißt Angela, meine Merkel. 😉

                    • TBeermann 31. Oktober 2020, 12:11

                      Warum spielst du hier eigentlich mit?

                      Dass Bild, der Bürger wäre der Kanzlerin gegenüber bei Einzelthemen weisungsbefugt, wie ein Unternehmer einem Angestellten, ist nicht nur schief, sondern schon lange von der Wand gefallen.

                    • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 12:42

                      Die Befugnisse des Vorstandes / Geschäftsführers sind zum einen im GmbHG respektive AktG niedergelegt und im Gesellschaftervertrag spezifiziert. In diesem Rahmen kann die Geschäftsleitung autonom agieren, was auch für andere Handlungsbevollmächtigte einer Gesellschaft, wie z.B. Prokuristen, gilt. Nie ist jedoch in Zweifel zu ziehen, dass die Organe einer Gesellschaft im Auftrag des Eigentümers / Souveräns handeln und von diesem abberufen werden können. Es gibt jedoch weder ein Gesetz noch gesellschaftsvertragliche Regelungen, die es zulassen, dass Vorstände / Geschäftsführer den Eigentümern Vorschriften erteilen.

                      Das war übrigens der Vergleich. Muss man nicht zwingend alles wissen, sollte man aber wissen, wenn man dauernd so rummotzt wie Sie und anderen Wissenslücken attestiert, wo der eigene Horizont doch arg begrenzt ist.

                    • TBeermann 31. Oktober 2020, 13:38

                      Also fassen wir zusammen: Nicht alles was hinkt, ist ein Vergleich.

                      Entschuldigung angenommen. Vielleicht gibst du dir zukünftig etwas mehr Mühe.

                    • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 15:42

                      @ TBeermann 31. Oktober 2020, 12:11

                      Dass Bild, der Bürger wäre der Kanzlerin gegenüber bei Einzelthemen weisungsbefugt, wie ein Unternehmer einem Angestellten, ist nicht nur schief, sondern schon lange von der Wand gefallen.

                      Das hat ja keiner behauptet. Ein passenderer Vergleich als der von Stefan Sasse wäre der einer AG mit einem Vorstand und Aktionären gewesen. Der Vorstand (Kanzlerin) wird berufen (gewählt), und bewegt sich in einem vorgegebenen Rahmen (Grundgesetz, Wahlprogramm etc) frei, ist aber den Aktionären (Wählern) gegenüber zur Rechenschaft verpflichtet. Liefert er nicht wie gewünscht, wird sein Vertrag nicht verlängert.

                      Der Vergleich von Pietsch passt, der von Sasse nicht.

                  • sol1 31. Oktober 2020, 19:42

                    Eigentlich sind es doch nur die Reichsbürger, die glauben, daß die BRD eine GmbH ist.

                    SCNR

                • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 15:36

                  @ Stefan Sasse:

                  Ist kein passender Vergleich

        • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 11:18

          @ CitizenK 30. Oktober 2020, 18:38

          Die Abneigung gegen die Person verzerrt die Wahrnehmung.

          Autsch, Eigentor.

          Den Appell an die Eigenverantwortung der Bürger legt der Autor ihr als Führungsschwäche aus.

          Tut er nicht. Das hin und her, die fehlende klare Linie, die praktisch nicht vorhandene Differenzierung, ständiges Hü und Hott wird bemängelt.

          Ist Logik in Beiträgen hier nicht mehr gefragt?

          Ja, das fragt man sich hier immer – bei den anderen 🙂

          es grüßt
          E.G.

          • TBeermann 31. Oktober 2020, 12:09

            Das ständige Hüh und Hott lag aber nicht an Angela Merkel. Ihre Linie war immer ziemlich klar auf der vorsichtigeren Seite.

            Es waren die Landesfürsten, die davon abweichen wollten, gegen Merkels ausdrücklichen Wunsch.

            Und wenn jetzt Leute wie du oder Pietsch, die die Laschets oder Polit-Clowns wie Lindner dafür noch abgefeiert haben, hier jetzt Merkel Führungsschwäche vorwerft, dann ist das schon einigermaßen bizarr.

            • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 15:50

              @ TBeermann 31. Oktober 2020, 12:09

              Das ständige Hüh und Hott lag aber nicht an Angela Merkel. Ihre Linie war immer ziemlich klar auf der vorsichtigeren Seite.

              Ich nehme an, Du beziehst diese Aussage auf Corona.

              Die EU wollte schon im Februar ein Treffen zu Corona durchführen; Merkel hat sich gesperrt (man war noch nicht soweit, bzw. schlecht vorbereitet); sehr vorsichtig. Dann war es erst Regierungspolitik, Masken für nutzlos zu erklären (man hatte halt keine), dann wurden Masken vorgeschrieben. Nur zwei Beispiele, die nichts mit den Landesfürsten zu tun haben.

              Und wenn jetzt Leute wie du oder Pietsch, die die Laschets oder Polit-Clowns wie Lindner dafür noch abgefeiert haben, hier jetzt Merkel Führungsschwäche vorwerft, dann ist das schon einigermaßen bizarr.

              Bizarr ist, wenn überhaupt, Dein Kommentar. Wollte Merkel den Lockdown, und die Fürsten haben ihn verhindert? Nein. Was redest Du also?

              • TBeermann 31. Oktober 2020, 18:48

                Diese „es wurde gesagt: Masken sind nutzlos“ der Rechten wird durch ewige Wiederholung auch nicht spannender.

                Es wurde gesagt, dass Masken den Träger relativ wenig schützen. Das ist auch richtig, auch wenn der aktuelle Stand ist, dass sie wohl etwas mehr Schutz bieten, als ursprünglich angenommen.

                Masken helfen vor allem, wenn infektiöse Personen sie tragen. Als es am Anfang wenige Infizierte gab, hätte eine Maskenpflicht wenig Sinn ergeben (zumal es korrekt ist, dass es anfangs nicht genug Masken dafür gab). Erst, als mehr Menschen (vielleicht auch unerkannt) betroffen waren, war auch die Maskenpflicht sinnvoll.

                Ich weiß nicht, ob man das damals geschickter hätte formulieren können. Ich habe wenig Hoffnung, dass die gleichen Vollidioten, die Toilettenpapier, Nudeln und Hefe aufgekauft haben dann nicht auch die Maskenbestände an sich gerafft hätten (tatsächlich kam es ja dann auch so, Mondpreise eingeschlossen).

                Bei der Sitzung hab ich nicht wirklich eine Idee, was du meinst. Es gab bis Anfang Februar sechs Sitzungen des EU-Ausschusses für Gesundheitsschutz, bei dem das Thema besprochen wurde. Es folgte ein Treffen der EU-Gesundheitsminister am 13.02. Was genau soll Merkel da jetzt also blockiert haben?

                Bizarr ist, wenn überhaupt, Dein Kommentar. Wollte Merkel den Lockdown, und die Fürsten haben ihn verhindert? Nein. Was redest Du also?

                Ist das so eine Art konservative Demenz? Merkel hat sich im Frühjahr konsequent gegen schnelle Lockerungen ausgesprochen. Leute wie Laschet oder Lindner haben ständig neue Lockerungen gefordert und Pietsch und du habt sie dafür abgefeiert oder mindestens in Schutz genommen.

                • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 19:41

                  Guter Hinweis auf 2015-kompatiblen Kommunikationsmuster. Da werden echt Mythen geschaffen.

                  • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:35

                    @ Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 19:41

                    Guter Hinweis auf 2015-kompatiblen Kommunikationsmuster. Da werden echt Mythen geschaffen.

                    Wenn, dann von beiden Seiten.

                    Für mich sind die Versuche, immer wieder Widerlegungen mit feinen semantischen Unterschieden zu begründen, während mal selbst immer wieder und gerne grobe Keile auf vermutete grobe Klötze setzt, ebenfalls ermüdent.

        • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 16:00

          @ CitizenK 30. Oktober 2020, 18:38

          Der Autor will – im Schulterschluss mit AfD-Gauland – Menschen über 80 einfach sterben lassen.

          Ich versuche ja immer, mich in meinen Formulierungen zurückzuhalten, aber das fällt mir hier schwer. Kein Mensch hat gefordert, Menschen über 80 einfach sterben zu lassen.

          Aber der Hinweis, dass (übertrieben formuliert, nur um den Punkt klarzumachen) man einem 112jährigen nicht mehr das dritte Herz verpflanzen muss, um ihn bis 113 zu bringen, ist doch keine Todesforderung. Und der Hinweis, dass einige Länder so agieren, ist auch keine Forderung, alte Sterben zu lassen, erst recht nicht „einfach“.

          Ich muss bei einem 80jährigen,wenn alle anderen Maßnahmen versagt haben, nicht noch auf Zwangskoma und Zwangsbeatmung setzen. OPs, Vollnarkosen und ähnliche Behandlungen sind schon für junge Menschen eine Belastung; für Ältere ist eine Zwangsbeatmung eine fast unerträgliche Zumutung, Erfolg ungewiss.

    • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 19:49

      Sie können mich ruhig namentlich ansprechen, das ist völlig in Ordnung.

      Der Artikel ist, wie sehr früh beschrieben, ein Gesprächsangebot zu einem augenscheinlich sehr schwierigen Thema. Ein Angebot kann man annehmen oder ablehnen. Wann es in diesem Fall abzulehnen ist, habe ich im dritten Absatz genau beschrieben.

      Eins gilt für die Annahme jedoch zwingend und ist nicht verhandelbar: ich reagiere außerordentlich empfindlich, wenn man mich in die Nähe einer rechtsextremistischen Partei rückt. Sehr empfindlich.

      Der Text ist wie zuvor schon gesagt gut 4 DIN-A 4-Seiten lang, ungefähr das Volumen eines handelsüblichen Zeitungsartikels. Ich bin halt nicht für die Häppchenportionierung.

      Genauso habe ich am Anfang doch einigermaßen genau umrissen, dass ich die virologischen Ansichten über Corona und Maßnahmen wie AHA in keinster Weise anzweifle. Worauf ich mich kapriziere, ist, was die Politik daraus macht – oder eben nicht. Nur darüber verlieren Sie kaum Worte. Genauer habe ich gar keins gefunden.

      P.S.: Ich bin nicht so klug und bewandert, mich mit den vielen modernen Abkürzungen auszukennen. Da ich damit nicht in der Einzahl bin, empfiehlt es sich grundsätzlich, vor der Verwendung einmal den Begriff auszuschreiben. Was bitte ist SuS?

      • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 22:33

        SuS = Schülerinnen und Schüler

        Kannst du nicht kennen, das ist fachdidaktischer Sprachgebrauch.

        • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 22:47

          Boah, es gibt Abkürzungen, die sind echt sinnentleert. 😉

          • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 23:22

            „Schülerinnen und Schüler“ zu schreiben in einem Dokument, wo das jeden zweiten Satz vorkommen müsste, ist alles, aber nicht sinnentleert. Ich bin sicher, ihr in der Betriebswirtschaft habt auch eure Abkürzungen, die Außenstehenden eher merkwürdig vorkommen. Aber wenn man den Begriff dauernd braucht, macht das halt ziemlich viel Sinn.

            • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 07:25

              Und genau das macht es für mich aus neutraler Sicht unsinnig. Natürlich, im kaufmännischen Bereich kürzen wir Summen- und Saldenlisten kurz mit SuSa ab, das dient der Prozessergonomie. Ich habe hier auch schon den Begriff „IFRS“ verwandt, was für „International Financial Reporting Standards“ steht, was ungefähr so viel sagt wie die Abkürzung selber.

              Aber SuS für Schülerinnen und Schüler ist doppelt gemoppelt. Schülerinnen fällt unter den Oberbegriff „Schüler“. In Deinem Bereich werden aus genderpolitischen Gründen eben die feminine und die maskuline Form einzeln aufgeführt. Der Grund dahinter, und das ist wichtig, ist ja, dass Mädchen sich nicht durch die männliche Form diskriminiert fühlen. So, und nun zieht man das zur Kurzform „SuS“ zusammen, worin eben die Unterscheidungen wieder verschwinden. Der eigentliche Sinn, aus diskriminierungsfreien Gründen beide Geschlechter anzusprechen, verschwindet damit und man braucht ein Lexikon, damit jeder versteht, was mit SuS gemeint ist.

              So um 5 Ecken denken ist dann nicht so typisch für die Prozessökonomie in Unternehmen.

              • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 09:10

                Du weißt schon wie albern du klingst, oder?

                • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 09:26

                  Ich finde SuS albern, weil es von dem originären Zweck des zugrundeliegenden Begriffs wegführt. Das kenne ich sonst nicht. SuSa und IFRS sind einfach Abkürzungen und die zugrundeliegenden Begriffe sind einfach Beschreibungen. Eine Abkürzung „Sr“ wäre sinnvoller, oder nicht?

                  • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 14:56

                    Nein. Außerdem sieht man SuS direkt an, dass es eine Abkürzung ist, Sr nicht. Aber führe gerne deinen Kulturkrieg weiter ^^

                • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:38

                  @ Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 09:10

                  Du weißt schon wie albern du klingst, oder?

                  Ich muss zugeben, dass die Abkürzung einer Formulierung, die beide Geschlechter betonen soll, aber genau diesen Unterschied verwischt, schon etwas schräg gewählt ist.

                  Aber da hat die Bürokratie schon Schlimmeres verbrochen …

    • Erwin Gabriel 31. Oktober 2020, 11:07

      @ Jan 30. Oktober 2020, 17:09

      Das Grundproblem hat der Autor völlig verpasst.

      Dem Virus ist es völlig egal, ob man auch andere alternative Meinungen (ohne wissenschaftliche Basis) hören soll oder will.

      Da hast Du Recht. Aber welche Schlüsse ziehst Du daraus? Dass es nur einen bestimmten Maßnahmen-Mix geben kann? Wenn ja, welche, und wer legt die fest?

      Die einen bleiben trotz Virus gesund, andere erkranken, andere sterben. Es scheint dem Virus wirklich egal zu sein.

      Die einen möchten lieber das Risiko einer Ansteckung riskieren, bevor sie ihre Existenz und die der Familie riskieren, andere ziehen sich komplett zurück, und gehen nur mit Maske aufs Klo. Wer hat Recht? Und werlegt das fest?

      Natürlich hast Du Recht mit Deinem Satz, genau wie ich Recht habe, wenn ich sage, dass es jetzt regnet – irgendwo regnet es immer. Deine Aussage ist in der Form irrelevant.

      Genau wie beim Klima. Dem ist auch völlig egal, ob man zu einem Kompromiss zwischen FFF und Kohleindustrie kommt.

      Unpassendes Beispiel, dass vorab. Aber auch hier, nur zum Provozieren: Das, was gerade passiert, ist schon häufiger passiert. Unterschied zu sonst: Der Mensch hat seine Finger im Spiel, so dass es deutlich schneller geschieht. Außerdem: Mit zunehmender Erwärmung der Erde gibt es Gewinner und Verlierer (wenige Gewinner, viele Verlierer, zugegeben). Aber mit welchem Recht forderst Du eine bestimmte Maßnahme? Möchtest Du mit dem Recht des Verlierers dem Gewinner seine bessere Zukunft verbieten?

      Das sind zwei naturwissenschaftliche Phänomene und keine sozialwissenschaftlichen Dinge, die man so oder so betrachten kann.

      Abgesehen, dass man das kann – die Krankheit ist ein naturwissenschaftlicher Fakt, die Reaktion darauf ist eine sozialwissenschaftliche Reaktion darauf, und über die reden wir hier.

      Wenn man auf einen Virus reagiert, muss man doch ein oder mehrere Ziele für die Reaktion definieren. Ein Ziel mag sein, möglichst wenige Ansteckungen bzw. Erkrankungen zu bekommen. Ein anderes Ziel könnte sein, möglichst viele Todesfälle zu verhindern. Ein anderes Ziel könnte sein, den Gesamtschaden möglichst klein zu halten, der ja eine nicht nur eine direkte gesundheitliche Bedrohung, sondern auch durch eine indirekte gesundheitliche Bedrohung (von schlechterer Versorgung für Nicht-Corona-Patienten bis hin zu Verletzungen durch steigende häusliche Gewalt) oder durch erhebliche wirtschaftliche Einbußen (von Firmenpleiten – die aktuelle Arbeitslosigkeit liegt bereits über 500.000 über dem Oktober 2019 – bis hin zu psychischen Störungen und Depressionen durch Arbeistlosigkeit) abdeckt.

      Wenn Du der Meinung bist, dass man da nicht drüber diskutieren kann, weil sich das Virus nicht dafür interessiert, dann hast vermutlich Du den Punkt nicht verstanden.

      • CitizenK 31. Oktober 2020, 11:21

        Eine unkontrollierte Ausbreitung ruiniert auch die Wirtschaft. Darauf hat Ariane hier schon vor Monaten hingewiesen.

        • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 12:44

          Sie machen es sich wiederholt zu einfach. Grundkonsens aller Debattenteilnehmer ist, dass eine unkontrollierte Ausbreitung Gesellschaft und Wirtschaft unnötig schädigen. Finden Sie Argumente, die unter Berücksichtigung des Konsenses und ohne Schubladendenken („Will Menschen umbringen“) funktionieren.

  • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 17:33

    Hi Stefan, schön, wieder von dir zu lesen!

    Einige Anmerkungen, wie sie mir auffallen:

    1) Dass Merkel „Sachen vom Ende her denkt“ ist zwar tatsächlich ein gerne kolportiertes Framing, aber keines, das je sonderlich Sinn machte. Sie fuhr schon immer auf Sicht, das hat man ihr ja gerade von linker Seite schon in Mitte der 2000er Jahre in ihrer ersten Regierungszeit vorgeworfen. Das ist ihr Segen und Fluch. Ob sie emotional handelt oder nicht ist schwer zu sagen. Deine Interpretation ist sicher eine mögliche, aber genauso gibt es die Interpretation der kaltherzigen Machtpolitikerin, die sich gerade nicht emotional, sondern von Demoskopie leiten lässt. Was davon stimmt weiß vermutlich nicht mal Merkel selbst. Wir sollten auf jeden Fall vorsichtig sein, mit deiner absoluten Gewissheit ihre Motive feststellen zu wollen, einfach, weil wir diese Gewissheit nicht haben.

    2) Zur Freiheit der Menschen gehört, selbst zu entscheiden, was notwendig ist und was nicht. Als übergriffig empfinden dies wohl eher Diejenigen, die solche Entscheidungen nicht verantwortlich zu treffen in der Lage sind.

    3) Da die BürgerInnen die Sache teilweise nicht ernstgenommen haben, war es ihre verdammte Pflicht, das zu sagen. Du hattest auch nie ein Problem mit Schröders Basta-Ton dazu, was die Deutschen alles an Reformen zu ertragen hätten. Es ist dein übliches Problem: Stimmst du etwas zu, ist es völlig okay, lehnst du es ab, ist es übergriffig. Ein rationales Prinzip steht nicht dahinter, sondern deine Emotion (see what I did there?).

    4) Dass die Regierung ihre Meinung mit dem wachsenden Kenntnisstand änderte, halte ich für ein großes Plus selbiger Regierung. Nur ideologische Vollpfosten verrennen sich in eine gefasste Meinung, wenn sie von den wissenschaftlichen Erkenntnissen überholt werden.

    5) Dass Corona nur durch Impfungen besiegt werden kann, ist meines Wissens nach absoluter Konsens. Die Strategie der Regierung ist es, Zeit bis zu diesen Impfungen zu gewinnen. Ob sie dafür eine gute Strategie wählt oder diese gut umsetzt, kann man gerne diskutieren, aber die Erkenntnis muss man ihr schon zugestehen.

    6) Ich stimme dir völlig zu, was das Chaos vor allem der ersten Monate anbelangt. Ich halte es aber für analytisch wesentlich zu kurz gesprungen, diesem Chaos die Hauptschuld für den Irrsinn zu geben, der mittlerweile etwa 13% der Bevölkerung ergriffen haben (die in den Medien gerne dargestellt werden als seien sie die Mehrheit).

    So viel erst mal. Zu den ganzen Zahlen und Statistiken kann ich mich mangels Fachkenntnis nicht äußern, vertraue aber grundlegend Christian Drosten und Jens Spahn da mehr als dir, muss ich zugeben.

    • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 20:15

      Schön dass Du das sagst. 😉 Ich fand, Lemmy Caution hat sehr nette Worte zu meiner Abwesenheit gefunden, danke von dieser Stelle!

      1) Den Anstoß, dass Merkel doch auffällig emotional handelt, ist kein origineller Gedanke von mir, das Urheberrecht steht anderen zu. Doch einmal mit dem Gedanken befasst, fand ich viel Berechtigung für die Sichtweise. Tatsächlich hatte Merkel den Atomausstieg ebenfalls emotional begründet und auch in der Flüchtlingskrise hat sie viel Gefühl eingebracht (Stichwort freundliches Gesicht). Überliefert ist auch die Geschichte, dass Angela Merkel 2005 nach der legendären Elefantenrunde so stark angefasst war, dass sie sich für längere Zeit alleine zurückgezogen hatte. Einige behaupten, sie hätte damals geweint.

      Bitte versteh‘ mich nicht falsch. Ich habe etwas übrig für Politiker, die keine kalten Machtmaschinen sind. Emotionen machen uns menschlich. Ich habe auch eine Schwäche für Politiker, die einen Schuss Populismus mitbringen, wie z.B. Markus Söder, denn es garantiert, dass diese auch immer einen Blick auf die Stimmungen haben. Schwierig wird es, wenn gravierende politische Entscheidungen unter dem Einfluss der Emotion getroffen werden ohne die Folgen ins Kalkül zu ziehen. Das trifft anscheinend für eine sehr große Zahl der Wendungen der Angela Merkel zu. Übrigens gibt es über George W. Bush auch die Geschichte, er habe den Irakkrieg angezettelt, weil „der meinen Dad umbringen wollte“ (gemeint ist der Attentatsversuch auf Bush senior).

      2) Da bin ich wohl missverstanden worden. Das ist das, was ich meinte. Genau deswegen war der Appell der Kanzlerin deplatziert.

      3) Merkel hat das in der 3. März-Woche gesagt, zwei Wochen, nachdem sie selbst eine Herdenimmunität als Möglichkeit in Betracht gezogen hatte! Geschäfte hatten schon zuvor aus Vorsichtsgründen Selbstbeschränkungen eingeführt. Sorry, im Gegenteil, die Menschen waren schneller vorsichtig als die Politik.

      4) Darum ging es im Artikel nicht. Nur waren andere Länder schneller in der Lage, eine konsequente Strategie auszuarbeiten. Die Beispiele habe ich aufgezählt. Und es ist auffällig, dass enorm viel, was die Politik angefasst hat, nicht klappt oder nach Ansicht von Wissenschaftlern weitgehend wirkungslos ist (oder sich als solche herausgestellt hat). Und genauso muss sich diese Politik den zweiten Lockdown als Versagen anrechnen lassen. Das ist nicht trivial.

      5) Nein, das ist nicht Konsens, da absolute Unsicherheit besteht, wie in welchem Umfang Impfungen wirken werden. Und dann steht da ja noch der Aspekt, dass in vielen Ländern dieser Welt wahrscheinlich nicht „durchgeimpft“ werden kann und im Westen sich viele einer solchen Maßnahme verweigern werden. Hallo, schon mal was von Plan B gehört?

      6) Nein, ich meine explizit nicht das Chaos der ersten Wochen. Ich habe schon damals gesagt, die Regierung hat meine völlige Unterstützung. Doch die Ereignisse und das Versagen der letzten Monate (in Bayern wurden Rückreisende handschriftlich erfasst und die Daten dann nicht weiterverarbeitet; Warn-App, Rückverfolgung des Infektionsgeschehens) sind im Grunde unentschuldbar weil unprofessionell.

      Die Zahlen kommen als dem heutigen Interview der WELT mit dem Epidemiologen Klaus Stöhr, der seinerzeit der WHO geholfen hat, den Vorgänger von Corona zu stoppen. Der Artikel selbst befindet sich hinter einer Paywall. Was die Zahlen über die Sterblichkeit in den verschiedenen Ländern betrifft, stammen diese aus einer Untersuchung der WELT im September. Soweit solltest Du mich kennen, dass ich solche Angaben nicht einfach in Artikel schreibe, sondern mich auf (seriöse) Quellen stütze.

      • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 22:38

        1) Ich habe nie behauptet, dass Merkel keine Emotionen habe. Wer das behauptet, ist ein Idiot ^^ Was ich bezweifle ist, dass sie emotionsgesteuerter wäre als andere, also dass sie das heraushebt. An die emotionalen Kurzschlussreaktionen ihres Vorgängers jedenfalls kommt sie sicherlich nicht heran 😉

        2) Ich verstehe nicht, warum.

        3) Richtig. Ich kann mich auch erinnern, diese Vorsicht – genauso wie Ariane – im März scharf kritisiert zu haben. Und dafür von dir (u.a.) scharf kritisiert worden zu sein. Make up your mind!

        4) Ja, dass Japan und Südkorea uns Lichtjahre voraus sind ist hinreichend bekannt. Aber in Europa war die deutsche Krisentstrategie wahrlich keine, die sich verstecken muss. Nicht geil, aber eben sicherlich auch keine Vollkatastrophe.

        5) Es gibt keinen Plan B. Herdenimmunität ist kein Plan. Wenn wir keine Impfungen kriegen, haben wir ein gigantisches Problem.

        6) Bin völlig bei dir, die Bundesländer haben sich – wie schon im Frühjahr – ihrer Verantwortung zu oft als nicht gewachsen gezeigt.

        • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 23:02

          1) Schröder war ein Spieler. Und es ist nicht unrealistisch, dass Schröder seinerzeit einfach aus dem Amt wollte ohne von seiner Partei verjagt zu werden. Schröder jedenfalls ist in entscheidenden Momenten immer aufs Ganze gegangen und hat sein Amt für seine Überzeugungen riskiert. Wie gesagt, in der Krise und in großer Not bringt der Mittelweg den Tod. Merkel tippelt, sie demonstriert (über-) große Vorsicht, aber sie legt ihr Amt nicht in die Waagschale, wenn die Politik deutlich von ihren (angeblichen) Überzeugungen abweicht.

          2) Siehe Antwort an Floor Acita

          3) Du hast den Lockdown kritisiert? Ja?

          4) Ich rede nicht von Südkorea und Japan. Ich spreche von Schweden, Israel, ja auch den USA. Aber genauer spreche ich von dem Tunnel. Wenn die Israelis 10 Schritte vor uns stehen, dann haben wir noch einiges mehr zu gehen.

          5) Genau das ist das Problem. Ich habe keine Aussage von Virologen gehört, die Pandemie würde mit einem Fingerschnipsen durch das Erscheinen eines Impfstoffs verschwinden. Im Gegenteil. Einige maßgebliche Epidemiologen meinen, wir müssten dauerhaft mit den Gefahren einer Covid-19-Infektion leben. Da lohnt sich schon, Gedanken über Alternativen zu machen.

          6) Der Föderalismus war eher ein Segen, wie der Vergleich in zentralistisch regierte Länder wie Frankreich zeigt.

          • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 23:27

            1) Wie gesagt, das ist eine Interpretation, die du sicher haben kannst, die aber mehr über deine persönlichen Vorlieben sagt als über die realen Geschehnisse.

            3) Nein, die viel zu spät ergriffenen Maßnahmen.

            4) Ich glaube wir reden aneinander vorbei, oder willst du ernsthaft die amerikanische, schwedische oder israelische Krisenpolitik als Vorbild nehmen?

            5) Ich auch nicht. Ich habe Aussagen von Virologen gehört, dass Herdenimmunität eine Illusion ist. Andere Alternativen gibt es schlicht nicht. Du offerierst aber auch keine.

            6) Ohja, aber das Versagen von Regierungen war auf Länderebene, nicht im Bund.

            • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 07:09

              1) Das wüsste ich da schon genauer, inwiefern was nicht mit den realen Geschehnissen übereinstimmen sollte? Die Meinung, dass Schröder einfach die Nerven verloren hätte? Wo hat er sie vor der Ausrufung von Neuwahlen verloren gehabt? Gerade sein Taktieren vor der Nominierung des Kanzlerkandidaten im Frühjahr 1998 wie auch die Verknüpfung des Afghanistan-Einsatzes mit der Vertrauensfrage zeigten, dass Schröder sehr starke Nerven hatte und wusste, was er tat. Oder meinst Du etwas anderes?

              3) Also mehr Vorsicht? Ich habe der Regierung immer da einen Bonus gegeben, dass man in großer Unsicherheit agierte. Acht Monate später ist die große Unsicherheit aber weg, wir wissen heute viel mehr. Umso absurder ist dieser Lockdown.

              Der von mir genannte Epidemiologe Klaus Stöhr sagt in dem Interview:
              Wenn das Ziel allerdings die Minimierung der vermeidbaren schweren Erkrankungen und Todesfälle ist, dann hätte man sagen müssen: Wir dürfen auf keinen Fall die Kitas und Schulen schließen, weil wir bei den Kindern und Jugendlichen die Ansteckungen langfristig nicht verhindern können, wenn im Herbst die unvermeidbare Welle kommt. Denn einen zweiten vollständigen Lockdown kann es jetzt nicht mehr geben, der ist nur einmal möglich. Deshalb haben übrigens die Schweden auch keinen gemacht. (..)

              Der schwedische Weg wird immer noch missverstanden. Eine ungehemmte Durchseuchung kann und darf nicht das Ziel sein. Aber das hatten die Schweden auch nicht vor. Dort hat man nur drei Dinge anders gemacht. Sie beschlossen nur Maßnahmen, die sie aufrechterhalten konnten, womit ein Lockdown ausgeschlossen war. Zweitens sollten alle Maßnahmen wissenschaftlich belegt sein. Händewaschen und Abstand halten zählten dazu, Grenzschließungen nicht. Drittens setzen die Schweden auf deutlich mehr Eigenverantwortung.

              Ein Fehler hat in Schweden zu der hohen Zahl der Todesfälle in den Alten- und Pflegeheimen geführt. Die Schweden haben die Triage, also die Richtlinien für die Einweisung von Schwerkranken in die Krankenhäuser, zu früh angewandt. Das geschah, ohne dass das Gesundheitssystem an seine Grenzen gekommen war. Ohne diesen Fehler würden die Schweden jetzt anders dastehen. Aber abgerechnet wird immer zum Schluss, denn die Schweden, die Israelis und viele andere Länder sind Deutschland weit voraus auf dem Weg durch die Pandemie.

              Und das Ende der Pandemie tritt ein, wenn 100 Prozent der Leute geimpft oder immun sind. In Israel sind es 14 Prozent, die Dunkelziffer eingerechnet sind es zwei- bis dreimal mehr. Das heißt, die Israelis sind fast zur Hälfte durch, und sie haben hochgerechnet weniger Verstorbene als Deutschland.

              5) Eine Herdenimmunität binnen Monaten ist eine Illusion. Aber nur ein Mix aus Immunisierungen und Impfungen werden uns eine Rückkehr zu dem gestatten, was einmal Normalität war. Deswegen war die Strategie der Bundesregierung, die Infektionen gen Null drücken zu wollen, illusorisch und erklärte jeden, der dagegen opponierte, zum Ketzer.

              6) Die Strategie bestimmte die Bundesregierung. Die Nachverfolgung der Infektionsketten durch die Gesundheitsämter und damit deren systematische Überforderung fällt in die Verantwortung der Bundesregierung. Das Scheitern der Warn-App ist der Bundesregierung zuzuschreiben. Die Koordination zu untauglichen Shutdown-Regeln war die Verantwortung der Angela Merkel persönlich.

              • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 09:09

                1) Mein Punkt ist der: erstens hat jedeR KanzlerIn starke Nerven, sonst überleben die den Job keine drei Wochen. Das ist ein bisschen anspruchsvoller als das Führen eines mittelständischen Unternehmens. Du kritisierst Merkel für dasselbe, was du an Schröder bewunderst. Das ist inkonsistent. Wenn Merkel emotionale Momententscheidungen trifft, tut das auch Schröder. Nur im einen Fall sagst du „Toller Hecht, was für eine Spielernatur!“ und im anderen Fall „Eeeeeeeeh, emotionsgesteuerte Hysterikerin!“

                3) Der Lockdown ist nicht absurd. Die Unsicherheit ist wissenschaftlich gesehen weg. Wir wissen, dass Masken schützen. Wir wissen, dass Kontaktreduktion ungemein hilfreich ist. Und, wird es umgesetzt? Nicht in ausreichendem Maße. Also muss nachgeholfen werden. Was ist daran absurd?

                5) Was sind denn „Immunisierungen“?

                • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 09:34

                  1) Weder die Agenda 2010 noch die Steuerreform oder die Nicht-Beteiligung am Irakkrieg waren emotionale Entscheidungen, bei denen die Konsequenzen nicht bedacht wurden. Im Gegenteil, während der „Krisen“ und danach wurde einigermaßen stringent gehandelt. Die Stringenz fehlt in den Merkel-Krisen, was sich darin zeigt, dass auch Jahre später die Folgen nicht bearbeitet werden.

                  3) Wir schließen Kinos, die keiner besucht, lassen aber U-Bahnen und Züge fahren, wo Kontaktbeschränkungen nicht vorhanden sind. Selbst die Beteiligten gestehen zu, dass die Lockdown-Maßnahmen nicht stringent sind, sondern dem Motto folgen „Wir müssen etwas tun“. Für einen Verfassungsstaat ist das eigentlich zu wenig.

                  5) Ich meine Impfungen.

                • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:48

                  @ Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 09:09

                  1) Du kritisierst Merkel für dasselbe, was du an Schröder bewunderst.

                  Die beiden kann man doch nicht vergleichen. Schröder trieb, Merkel lässt sich treiben.

              • sol1 31. Oktober 2020, 20:01

                „Das heißt, die Israelis sind fast zur Hälfte durch, und sie haben hochgerechnet weniger Verstorbene als Deutschland.“

                Kurzes Googeln widerlegt das. In Israel gab es bislang 2500 Tote, auf die Einwohnerzahl umgerechnet ist das mehr als doppelt so viel wie in Deutschland.

                • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 20:38

                  Stöhr rechnet folgendermaßen:
                  Und das Ende der Pandemie tritt ein, wenn 100 Prozent der Leute geimpft oder immun sind. In Israel sind es 14 Prozent, die Dunkelziffer eingerechnet sind es zwei- bis dreimal mehr. Das heißt, die Israelis sind fast zur Hälfte durch, und sie haben hochgerechnet weniger Verstorbene als Deutschland.

                  Das Ziel ist erreicht, wenn alle (100%) immun oder geimpft sind. Nach seiner Rechnung sind das unter Einrechnung der Dunkelziffer (14%*4) 56% der Bevölkerung. Dabei sind 2.514 Menschen gestorben. Dies entspricht einer Quote von 0,05% bezogen auf die immunisierte Bevölkerung. Für Deutschland heißt es:

                  WELT: Und Deutschland?

                  Stöhr: Weit weniger. Wäre das konsequent untersucht worden, wüsste man das genauer. Zu einer guten Bekämpfungsstrategie in der Pandemie gehören Analysen. Man muss wissen, wo man steht. Wie viele Leute haben sich infiziert? Wie viele haben Antikörper? Wie lange bleiben die Antikörper bestehen? Wie immun ist eine Person, die die Infektion durchgemacht hat und keine Antikörper mehr hat? Diese serologischen Studien hat man in Deutschland vernachlässigt.

                  Fest steht: Auf dem langen Weg durch die Pandemie steht Deutschland noch ganz am Anfang. Das ist sicherlich auch der Grund, warum die Herbstwelle bei uns so einschlägt und so schnell zu einem exponentiellen Wachstum führt.

                  Nehmen wir an, bisher wären 4% immunisiert multipliziert mit der Dunkelziffer wären dies gerade 16%. Bisher sind 10391 Menschen an Covid-19 gestorben, was bezogen auf die Zahl der Immunisierten einer Quote von 0,08% entspricht. Das wäre in der Tat weit höher als der Quotient in Israel.

                  • sol1 31. Oktober 2020, 22:41

                    „…die Dunkelziffer eingerechnet…“

                    Es gehört zum Wesen einer Dunkelziffer, das keiner weiß, wie hoch sie ist, und sie deshalb niemand in eine seriöse Rechnung einrechnen kann.

                    Das heißt also, daß dieser „Experte“ sich die Zahlen so zurechtlegt, wie sie am besten in seine vorgefaßte These passen.

                    • Stefan Pietsch 1. November 2020, 11:09

                      Ich denke, Sie verpassen sich mutwillig einen Knieschuss, um einen kleinen Vorteil zu erreichen.

                      Glaubwürdigkeit. Sie treten an gegen einen deutschen Virologen und Epidemiologen, Leiter des Global-Influenza-Programms und SARS-Forschungskoordinator der WHO und bezichtigen ihn der Seriosität und Unwissenschaftlichkeit. Und das als Pseudonym, das nicht einmal seinen Namen zu erkennen geben will. Ich denke, bei dem was Klaus Stöhr sagt, besitzt er ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, zumal er die Pandemiebekämpfung des Vorgängers des Coronavirus federführend begleitet hat.

                      Validität. Erstmalig versuchte die Heinsberg-Studie die Dunkelziffer zu fassen, die zwischen getesteten Personen und möglichen Immunisierten besteht. Auch wenn hierbei noch Fehler zutage traten, die Wissenschaft hat sich weiter mit dem Thema beschäftigt und kommt auf Dunkelziffern, exakt das abbilden, was Klaus Stöhr zugrunde gelegt hat. Höhere Dunkelziffern sind möglich, würden aber in die Richtung gehen, dass Israel längst weiter als Deutschland in der Bekämpfung des Virus ist.

                      Plausibilität. In Deutschland wird sehr intensiv getestet. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass andere Länder höhere Dunkelziffern haben und damit in der Immunisierung der Bevölkerung größere Schritte bei gleichen Werten machen.

                      Das Wesen von Wissenschaftlichkeit ist, wissen zu wollen und sich durch Untersuchungen und zu validierende Annahmen den tatsächlichen Verhältnissen annähern zu wollen. Sie sind den umgekehrten Weg gegangen: kann man nicht wissen, daher nicht zu berücksichtigen. Dass Sie dabei auch gegen hoch angesehene Wissenschaftler treten, stört Sie keineswegs, da sie mit ihren Erkenntnissen ohnehin nicht in Ihr Argumentationsschema passen.

                      Nur, damit beschädigen Sie sich vor allem selbst. Denn ich werde nicht mehr akzeptieren, dass ausgerechnet Sie auf die Wissenschaft verweisen, wenn es mal wieder um andere Themen geht wie z.B. Klima. Sie instrumentalisieren Wissenschaft und das ist nicht Sinn der Sache.

                    • sol1 1. November 2020, 12:14

                      „Ich denke, bei dem was Klaus Stöhr sagt, besitzt er ein hohes Maß an Glaubwürdigkeit, zumal er die Pandemiebekämpfung des Vorgängers des Coronavirus federführend begleitet hat.“

                      Your logical fallacy is…

                      https://yourlogicalfallacyis.com/appeal-to-authority

                    • Erwin Gabriel 1. November 2020, 12:52

                      @ sol1 1. November 2020, 12:14

                      Your logical fallacy is…

                      Abgesehen davon, dass Pietsch sich nicht nur auf den Namen / Titel / Funktion des Experten beruft, sondern auch auf dessen Leistungen – Du begründest Deine Ablehnung mit nichts außer Deinem Intellekt. Das ist (bestenfalls, falls Du ein Experte bist) der gleiche logische Fehler. 🙂

                    • sol1 1. November 2020, 16:41

                      „…Du begründest Deine Ablehnung mit nichts außer Deinem Intellekt.“

                      Habe ich schon immer so gemacht – und das ist ja auch eigentlich Sinn und Zweck von Diskussionen im Internet.

                    • Erwin Gabriel 1. November 2020, 22:12

                      @ sol1 1. November 2020, 16:41

                      [„…Du begründest Deine Ablehnung mit nichts außer Deinem Intellekt.“]

                      Habe ich schon immer so gemacht – und das ist ja auch eigentlich Sinn und Zweck von Diskussionen im Internet.

                      Nun, mein Punkt war, dass Du Dich nur aufgrund Deines Intellekts zu einer Meinung berufen fühlst, während Du Dich über einen anderen, der das Gleiche macht und darüber hinaus eine Quelle für seine Meinungsbildung nennt, lustig machst.

                      Erscheint mir nicht logisch. Ich muss aber auch nicht alles verstehen.

                  • FS 1. November 2020, 11:55

                    Sind Sie sicher, dass die von Hr. Stöhr genannten Zahlen zu Israel stimmen?
                    14% Infizierte in der Bevölkerung, also etwa ein siebtel, wären bei einer Bevölkerung von ca. 8,5 Mio über eine Million Infizierte. Laut meinen, zugegeben soeben zusammengegoogelten, Zahlen hat Israel aktuell etwas über 300.000 gemeldete Infizierte, also etwas über 3,5% prozentual.
                    https://coronavirus.jhu.edu/region/israel
                    ausführlicher, aber mit leicht anderen Zahlen:
                    https://www.corona-in-zahlen.de/weltweit/israel/#
                    Ist es eventuell möglich, dass Herr Stöhr die Dunkelziffer in seine 14% schon mit eingerechnet hat? (3,5%*4=14%)
                    Alternativ kann es natürlich sein, dass er Informationen aus repräsentativen serologischen Studien über die Ansteckung hat, aber dann macht das ganze Gerede über eine Dunkelziffer wenig Sinn, es sei denn es gäbe wiederum Zweifel an der Repräsentativität der Studien.
                    (Sorry, ich habe kein Abo bei der Welt, und werde es zur Überprüfung dieser Frage sicher auch nicht abschließen.)

                    • Stefan Pietsch 1. November 2020, 12:15

                      Ich bin auch über den Punkt gestolpert. Israel hat 9 Millionen Einwohner und 300.000 nachgewiesene Infizierte. Auf der anderen Seite – und Israel ist ja nicht das einzige Land, das er aufführt – sagt er, 14% seien immunisiert. Ich hatte zwar Bio-Leistungskurs, aber in dem Thema fachlich nicht stark. Was ich noch meine zu wissen: nicht jeder muss mit einem Virus infiziert sein, um immun zu sein. Es sind verschiedene Bereiche. Stöhr sagt ja auch, dass wir über Deutschland sehr wenig wissen, so dass wir nicht sagen können, wie viele (außerhalb einer Dunkelziffer) immunisiert sind. Denn die Zahl der Infizierten kennen wir ja.

                      Von daher bleibt mir an der Stelle nicht viel mehr als den Angaben zu vertrauen. Was ich nicht tun würde, wenn es sich nicht um einen angesehenen Wissenschaftler handeln würde.

                  • schejtan 1. November 2020, 17:42

                    Fehlerfortfplanzung bitte nicht vergessen. Bei einer 1/x Abhaengigkeit und einer Ungenauigkeit dx ist der relative Fehler dx/x, bei einer Spanne mit dem Faktor 1-4 also locker ueber 50%; wodurch die Zahlen im Grunde jegliche Aussagekraft verlieren.

                    • Stefan Pietsch 1. November 2020, 18:16

                      Die Annahme ist 3-4. Unsicherheit lässt sich nur durch Forschung reduzieren. Wieder ein Punkt gegen diese Bundesregierung.

        • CitizenK 30. Oktober 2020, 23:22

          Das Ziel der Maßnahmen ist: Möglichst wenig Erkrankungen. Das Mittel: Möglichst wenig Kontakte. Nicht nur wegen der Alten:

          WHO warnt vor Spätfolgen von Covid-19
          Der Chef der Weltgesundheitsorganisation warnt vor „einer Reihe ernsthafter Langzeitfolgen“ bei Corona-Infektionen. Das Konzept der Herdenimmunität nannte er „unzumutbar und undurchführbar“ (Quelle: SPIEGEL Online)

          • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 07:35

            Nein, das war nicht das Ziel. Jede Kommunikation und sämtliche Steuerungskennziffern sind und waren auf die Zahl der Infektionen ausgelegt. Die Zahl der Erkrankungen ist daraus abgeleitet, aber besteht aufgrund der sehr unterschiedlichen Testintensität in keinem linearen Verhältnis zur Zahl der Infektionen. Das ist genauso als wollte ich mit der Kennziffer Mitarbeiterzufriedenheit die Profitabilität eines Unternehmens steigern. Es fehlt der unmittelbare Bezug, weswegen solche Steuerungstaktiken nur bedingt tauglich sind.

            Sie zeigen halt das, was ich im Artikel behaupte: die große Mehrheit steht traditionell sehr positiv und nicht kritisch den Regierenden gegenüber. Sie interpretieren auch statt anhand von Daten und Fakten zu urteilen. Und Fakt ist auch: die Krankheitsverläufe bei Covid-19 sind höchst unterschiedlich. Und auf allen Ebenen begegnen wir Wahrscheinlichkeiten, die nicht und nicht nahe bei 100% liegen: der Kontakt mit einer infizierten Person führt nicht automatisch zu einer eigenen Infektion. Eine Infektion bedeutet bei weitem nicht eine Erkrankung. Eine Erkrankung bedeutet nur mit einer Wahrscheinlichkeit von unter 50% einen schweren Verlauf, beeinflusst von einer Reihe weiterer Faktoren. Das sind Fakten, die in unsere Bewertung einfließen dürfen.

            Deswegen ist es fahrlässig, mutwillig Infektionen herbeizuführen („Corona-Partys“), es ist aber genauso unsinnig, Infektionen um fast jeden Preis zu vermeiden. Steuerung ist das Stichwort in einer Pandemie, nicht Vermeidung.

            • Stefan Sasse 31. Oktober 2020, 09:11

              Genau das ist doch die Strategie…? Eine Infektionsrate von null war nie das Ziel, weil völlig unrealistisch.

              • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 09:22

                Es wurde lange ein R0-Faktor von unter 1 propagiert. Das führt mathematisch bei Extrapolation gegen Null. Ein Faktor von >1 dagegen führt bei Infektionsketten erst dann zu Null Neuinfektionen, wenn alle infiziert waren oder sonst Abwehrstoffe entwickelt haben.

                Ihr redet die Politik der Bundesregierung schön. Hier kehrst Du noch die eigentliche strategische Absicht um.

            • CitizenK 31. Oktober 2020, 09:23

              Alles richtig. (Auch mal schön: „Zustimmung“ schreiben zu können).
              Aber WEIL dies so ist, sehe ich keinen anderen Ausweg als die Reduzierung von Kontakten. Deshalb verdient die Kanzlerin (bekanntlich nicht meine Parteipräferenz) Anerkennung für ihr Engagement – gegen profilierungssüchtige MPs und lernunwillige Politiker (Lindner). Brinkhaus hat das im Bundestag zum Ausdruck gebracht: „Gut, dass wir nicht auf Sie gehört haben“. Leider noch zu viel, die Maßnahmen hätten Wochen früher kommen müssen.
              Israel verdankt die moderate Verbesserung einem viel strikteren Lockdown. Dort war 4 Wochen alles zu: Schulen, Kitas, alles.

              • Erwin Gabriel 2. November 2020, 12:10

                @ CitizenK 31. Oktober 2020, 09:23

                Deshalb verdient die Kanzlerin (bekanntlich nicht meine Parteipräferenz) Anerkennung für ihr Engagement – gegen profilierungssüchtige MPs und lernunwillige Politiker (Lindner).

                Bei mir kommt an Folgendes an:

                „Weil die Kanzlerin macht, was ich gut finde, finde ich die Kanzlerin gut. Abweichende Meinungen von Ministerpräsidenten und „lernunwilligen“ Politikern haben nicht mit unterschiedlichen Situationen und Verantwortlichkeiten zu tun, sondern dienen nur der Profilierung, und sind daher auch in einer Demokratie, die von Meinungsvielfalt lebt, zu verurteilen.“

                • Stefan Sasse 2. November 2020, 12:52

                  Das ist doch die Mechanik, in der sich diese Diskussion die ganze Zeit dreht und worauf ich gebetsmühlenartig hinweise. Es werden ständig Sachen als „gut“ oder „schlecht“ definiert, die man dann bei den KanzlerInnen, die man schätzt, genau andersrum interpretiert.

  • Floor Acita 30. Oktober 2020, 18:31

    Ich habe wie so oft eher Fragen, denn ich finde Ihre Argumentation teils verwirrend bis widersprüchlich…

    Sie zitieren beispielsweise Angela Merkel „Ich bitte Sie: Verzichten Sie auf jede Reise, die nicht wirklich zwingend notwendig ist“, schreiben dann aber „Nur: wie will in einer freiheitlichen Gesellschaft jemand anders entscheiden, was notwendig ist und was nicht?“

    Finden Sie es jetzt gut oder schlecht bzw. richtig oder falsch, dass die Kanzlerin die Entscheidung was notwendig ist dem (freien) Bürger überlässt oder nicht..?

    Desweiteren schreiben Sie erst:

    Wir Deutschen scharen uns in Krisen noch weit mehr hinter unserer Regierung als dies anderswo der Fall ist. Die Briten und Amerikaner können schnöde ihre Krisenhelden abwählen, wir können das nicht. Entsprechend gute Noten verteilen wir in Umfragen fürs Management, selbst wenn die Ergebnisse nicht überzeugend sind.“

    An anderer Stelle dann:
    „Ausgerechnet in dieser dramatischen Situation sind immer mehr Regierten den seit Frühjahr trommelfeuerartig verbreiteten Alarmismus der Regierenden leid, exponierte Personen wie der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach und der Berliner Virologe Christian Drosten sind wahlweise zu Hass- oder Witzfiguren verkommen“

    Simd Sie der Meinung die Deutschend sind alles Schafe die zu allem von oben ja und Amen sagen oder denken Sie die Deitschen werden sich auflehnen und der Regierung „muss klar sein“ dass man Leute vergrault? Diese Widersprüchlichleit zieht sich durch Ihte Argumentation auch zum Flüchtlingsthema.

    Das führt mich zu den Zahlen bzw der Zahl zur Akzeptanz. Die ARD kommt nämlich nicht auf 35, sondern eher auf 15 Prozent Ablehnung, während 32 Prozent härtere Massnahmen wollen?
    https://www.tagesschau.de/inland/deutschlandtrend-2371.html

    Kommen wir nun tatsächlich doch noch zu Kommentaren.
    Ich stimme zu, dass wir wohl dauerhaft mit dem Virus leben müssen, das wir es nicht „brechen“ werden. Und deshalb braucht es auch möglichst grosse Freiheit. Allerdings ist es genau aufgrund der Mutationsgeschwindigkeit unwahrscheinlich Herdenimmunität durch Ansteckungen zu erreichen. Wir brauchen unbedingt Impfstoffe. Dass es eine Impfaversion (allerdings zweifle ich hier auch an der Höhe) gibt ist real und natürlich problematisch, aber wer anderen mangelnde Wissenschaftlichkeit vorwirft sollte von der Wirksamkeit / Unbedenklichkeit von Impfstoffen überzeugt sein. Und dann ist ja eher Aufklärung bzw Überzeugungsarbeit notwendig, kein aussitzen.

    Ich zweifle auch an Ihrer These die Amerikaner haben weniger Angst. Die Zahlen sind aufgrund der erratischen Politik die Sie beschreiben so hoch. Das trifft nicht diejenigen die keine Angst haben, sondern vor allem Menschen im
    Gesundheitssystem oder in prekären Verhältnissen lebende oder vor allem arbeitende, weniger geschützte Menschen. Insbesondere in den USA sind Verkäufe von PCR Testanlagen, teils inklusive der Anstellung von medizinischem Personal massiv angestiegen – wer es sich leisten kann scheint hie wie da Risiko-avers gegenüber einer Ansteckung zu sein und entsprechend zu handeln.

    Kommen wir zu Ihrer Hauptthese…
    Bedenken Sie bitte die sich häufenden Hinweise auf neurologische Schäden und Langzeitfolgen. Das verändert doch einiges. Denn das scheint ja Menschen unabhängig des Alters / Vorerkrankunfen zu treffen. Das kann für eine Gesellschaft fatale Folgen haben. In der spanischen Grippe hatten sich jedenfalls die Infektionsverhinderungsstrategien als langfriszig besser, auch ökonomisch erwiesen. Zum anderen mögen Ihre Zahlen zur Sterblichkeit zwar stimmen, allerdings ist die alternde deutsche Gesellschaft ja so oder so ein Problem in Deutschland, und die Rate ist in den USA dagegen eben dieses Jahr wesentlich höher als in nicht-Pandemie Jahren, das kann für die Gesellschaft nicht gut sein.

    Der Punkt an denen ich Ihnen dagegen voll und ganz zustimme ist die Umgehung der Parlamente. Selbst wenn ich die Argumentation der Regierung 100% annehme, hätte es zwischen Anfang Mai bis Ende Oktober genug Zeit gegeben hier entsprechende Beschlüsse zu organisieren…

    • Stefan Sasse 30. Oktober 2020, 18:53

      Guter Punkt mit den Zustimmungsraten. Ich hatte das in meinem Kommentar ja auch drin, aber es ist echt auffällig, dass konstant unterschlagen wird, wie klein die Ablehnung der Regierungspolitik eigentlich ist! Die Zustimmungsraten sind gigantisch.

    • derwaechter 30. Oktober 2020, 20:08

      „aber wer anderen mangelnde Wissenschaftlichkeit vorwirft sollte von der Wirksamkeit / Unbedenklichkeit von Impfstoffen überzeugt sein“

      Naja. Ich bin kein Imgfgegner aber hier wirklich etwas skeptisch. Der Druck etwas zu entwickeln ist enorm. Der mögliche Gewinn (gesellschaftlich und für die Hersteller) ist auch enorm. Da steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Abkürzungen genommen werden durchaus.

      Und der einzige mit bekannte Fall in dem wirklich ernsthaft Nebenwirkungen aufgetreten sind war bei den Impfungen gegen die Schweinegrippe vor ein paar Jahren. Also durchaus vergleichbar.

    • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 20:41

      Finden Sie es jetzt gut oder schlecht bzw. richtig oder falsch, dass die Kanzlerin die Entscheidung was notwendig ist dem (freien) Bürger überlässt oder nicht..?

      Tut sie ja nicht. Ein Appell ist in der Absicht bereits eine Vorwegnahme einer Entscheidung. Und mal ehrlich: wem würden Sie gestatten, dass er an Sie appelliert und sei es nur an Ihre Vernunft? Die meisten reagieren in solchen Situationen verschnupft: was erdreistet der sich?!

      Sind Sie der Meinung die Deutschen sind alles Schafe die zu allem von oben ja und Amen sagen oder denken Sie die Deutschen werden sich auflehnen und der Regierung „muss klar sein“ dass man Leute vergrault?

      Wir Deutschen sind keine Revolutionäre. Selbst bei den Protesten im Frühjahr 1989 war der wichtigste Slogan der Demonstranten nicht etwa, „Honecker muss weg!“, sondern „Keine Gewalt!“ Ich weiß nicht, ob die Demonstranten in Hongkong vor allem nach Gewaltfreiheit gerufen haben, ich denke eher nicht. Und die Deutschen zeichnen sich durch sehr großes Vertrauen in ihren Staat aus, das war schon bei den Preußen so, hat später sowohl den Nazis als auch den SED-Herrschern geholfen und zieht sich durch bis in die heutige Zeit. Natürlich gelten solche Charakterisierungen nie für alle, sondern für die Mehrheit oder zumindest relevante Teile der Gesellschaft. Damit gibt es immer einen Teil, der sich variabel verhält.

      Ich habe heute die Zustimmungswerte zur politischen Führung in verschiedenen Ländern gesehen. In keinem Land, selbst in Kanada nicht, ist die Zustimmung zur Regierungspolitik so groß wie in Deutschland. Und das war schon vor Corona so. Zwei Alternativen bieten sich als Erklärung an: die Deutschen werden außerordentlich exzellent regiert. Oder die Bürger gewähren hierzulande der Regierung einen außerordentlich hohen Vertrauensvorschuss. Ich tendiere zu letzterem.

      Die Zahlen stammen von Civey vom gestrigen Tag. Allerdings war die Frage, ob umfassende Kontaktbeschränkungen („Lockdown“) zur Bekämpfung der Pandemie notwendig seien. Knapp 33% antworteten danach mit „Eher nein“ oder „Nein, auf keinen Fall“. Sorry für die Ungenauigkeit, ich stelle die Grafik als Bild ein. Dass 55% bereit sind, sich impfen zu lassen, habe ich aus einer anderen Umfrage von gestern oder vorgestern, ich weiß allerdings nicht mehr die Quelle.

      Kommen wir zu Ihrer Hauptthese…
      Bedenken Sie bitte die sich häufenden Hinweise auf neurologische Schäden

      Das ist das, was ich nicht im leisesten in Zweifel ziehe. Im Gegenteil: ich bin dezidiert der Ansicht, dass man die Verbreitung nicht unkontrolliert geschehen lassen kann.

      • Floor Acita 30. Oktober 2020, 21:22

        „Das ist das, was ich nicht im leisesten in Zweifel ziehe. “ OK, gar nicht böse gemeint, aber dann habe ich Sie tatsächlich falsch verstanden, sonst hätte ich auch nicht von der „Hauptthese“ gesprochen. Ich hatte jedenfalls keinerlei sonstige, konkrete Kritik gelesen… Darf ich fragen, wie ich folgendes Zitat konkret verstehen soll: „Es ist in einer Pandemie kein erfüllbares Ziel, den Tod von Menschen zu verhindern.“
        Was denn sonst?

        „Tut sie ja nicht. Ein Appell ist in der Absicht bereits eine Vorwegnahme einer Entscheidung. Und mal ehrlich: wem würden Sie gestatten, dass er an Sie appelliert und sei es nur an Ihre Vernunft?“
        …oder vor allem an meine Vernunft

        Aber im Ernst, ich fliege die Tage nach Spanien … hauptsächlich in Urlaub. Ich habe die konkrete Route/Gemeinden gecheckt, die Zahlen sind konkret bei <1/3 als in meiner Heimat/Arbeitsregion, ich kann zur Not 2 Wochen Quarantäne verkraften, habe aber bereits die Zusage von einem Labor vor Ort eine <48h vor Rückreise alte PCR durchzuführen. Ist die negativ, fällt das auch weg. Arbeiten muss ich gezwungen sowieso "mobil". Ich habe entschieden, dass dies für meine seelische Gesundheit notwendig ist. Da hat mir Merkel nicht reingeredet und auch Polizei / Bundespolizei werden mich nicht aufhalten… Demokratie, auch Eigenverantwortung, funktionieren in DE. Und doch zeigen meine Überlegungen, dass Merkel Recht hat, man MUSS sich halt darüber Gedanken machen / darüber nachdenken… Nach Melilla oder Pamplona zu reisen, hätte wahrscheinlich weniger Sinn gemacht…

        • Stefan Pietsch 30. Oktober 2020, 22:44

          Das ist das, was ich immer an Ihnen schätze: Sie unterstellen nicht schlechte Absichten, sondern wollen wissen.

          Meine Kritik richtet sich gegen das aus meiner Sicht – und die habe ich detailliert begründet – dilettantische Vorgehen der Bundesregierung gepaart mit einer Missachtung der Institutionen. Angefangen bei der Unfähigkeit, ein professionelles Turnaround-Management zu betreiben mit der Definierung von geeigneten Zielen und der Überlassung von Verantwortung ohne mütterliches Rügen der ungezogenen Bürger bis hin zu Maßnahmen, die nicht greifen, nicht zweckdienlich sind und das Vertrauen der Bürger erschöpfen.

          Die Unmittelbare Folge von Krieg ist der Tod von Menschen. Das Sterben steht qua im Zentrum der Kriegsführung. Eine Pandemie ist eine „weltweite starke Ausbreitung einer Infektionskrankheit mit hohen Erkrankungszahlen“ mit dem Ergebnis hoher Todeszahlen. Im Zentrum einer Pandemie steht also, dass viele Menschen sterben. Wenn das Sterben endet, endet die Pandemie. Die Frage muss folglich lauten, wie überwinden wir die Pandemie, nicht, wie sterben bei der Ausbreitung einer Infektionskrankheit keine Menschen. Das erscheint Ihnen vielleicht als Semantik, ist es aber nicht.

          Die Menschen haben unterschiedlich stark ausgeprägte Immunsysteme. Mit dem Alter schwächt sich dieses ab, weshalb Alte empfindlicher auf Viren reagieren als junge Menschen. Wenn wir Viren nicht vernichten können, werden Menschen sterben. Selbst ein Impfstoff wird nicht alle Menschen schützen, da manch Alter mit stark geschwächtem Immunsystem eine simulierte Infektion durch einen Impfstoff nicht vertragen würde.

          Ich habe entschieden, dass dies für meine seelische Gesundheit notwendig ist.

          Wir verstehen uns. 😉 In gut einer Woche fliegen meine Frau und ich in den Urlaub, Abstand nehmen vom Panikmodus. Die griechische Insel Santorin ist dafür ein lohnendes Ziel: nur 15.500 Einwohner auf einem spektakulären Eiland. Danach lässt sich der Winter in Deutschland sicher leichter ertragen. Und die obrigkeitshörigen Mitbürger. 🙂

          • Floor Acita 1. November 2020, 14:08

            „Ein Appell ist in der Absicht bereits eine Vorwegnahme einer Entscheidung.“
            Nein, ist er nicht. Es ist eine Aufforderung Pläne auf den Prüfstand zu stellen, sozusagen eine Revision durchzuführen. Das kann durchaus ergebnisoffen geschehen, wie Sie an meiner Entscheidung sehen.

            Dann verstehe ich Sie jetzt glaube ich insgesamt besser, aber objektiv nehmen Sie doch dann indirekt doch mehr Tote als sonst zumindest billigend in Kauf? Denn welcher Infizierte erkrankt, bei wem die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt, ob / bei wem sich Langzeitfolgen einstellen ist ja nicht beeinflussbar? Ansetzen kann man nur bei den Infektionen?

            Meines Erachtens machen Sie aber vor allem 2 Fehler in Ihrer Argumentation. Erstens die Definition des „Ende des Tunnels“. Sie geben 100% Immunierung als Ziel vor. Das ist aber unrealistisch, damit wäre das Virus de facto besiegt. Aufgrund der Mutationen und vor allem auch des Abbaus von Antikörpern werden wir wahrscheinlich nie 100% erreichen. Ihres an anderer Stelle geäusserte „Gipfelkreuz“ finde ich realistischer. Das Ende der Pandemie ist erreicht wenn wir unser Leben wieder wie zuletzt im November 2019 leben können ohne Einschränkungen und Schäden für die Gesellschaft die auf SARS-CoV-2 oder COVID-19 zurückgehen. Aus AHA wird wieder H, COVID-19 wird de-facto zum grippalen Infekt. Noch nicht mal das ist ganz richtig. Denn im Zweifel müssen wir 1-2 Impfungen im Jahr ertragen. Das Ende kommt aber nicht nur aus Impfungen. Auch mögliche Medikamente und/oder Antikörpertherapien können Bestandteil sein.

            Die Frage ist also, was bis dahin? Und hier komme ich zu Ihrem zweiten Fehler. Sie sehen die momentane Immunisierungsrate als eine Art milestones auf dem Weg zum Ziel. Sind Sie aber nicht! Sie sind eher ein Mass für das vergangene Infektionsgeschehen und damit eine mögliche Gefahr für die Gesellschaft. Denn wie oben erwähnt, stellt Immunisierung eine Momentaufnahme dar (Mutationen/Abbau von Antikörpern). Wir werden ja auch nicht dauerhaft immun gegen eben grippale Infekte (Coronaviren), nur weil wir die schon hatten…

            Nein, die einzige Möglichkeit ist Infektionen zu verhindern. Das verlangt notwendigerweise AHA. Die derzeitigen Massnahmen sind Teil vo A=Abstand. Nur dann und dort notwendig wenn und wo sich offensichtlich nicht überall freiwillig daran gehalten wird – das wiederum zeigt das Infektionsgeschehen, vor allem die Höhe des R-Faktors.

            Griechenland ist dieses Jahr eine gute Wahl! War im September auf Kreta Süd (wie Mallorca Nord, etwas weniger Deutsch), aber Santorin ist noch besser: Viel Spass / Gute Erholung!

            • Stefan Pietsch 1. November 2020, 16:52

              Schon Die Formulierung: „Nehmen Sie doch Vernunft an!“ zeigt die Schwierigkeit mit den Appellen. Mit welchem Recht verlangt die von mir (nicht) gewählte Kanzlerin, dass ich meine Überzeugungen auf den Prüfstand stelle?! Als die FDP sie im Bundestag aufforderte, die Willkürlichkeit ihrer Pandemiebekämpfungspläne auf den Prüfstand zu stellen, blickte sie geflissentlich weg. Ich kann mich nicht erinnern, in den vielen Jahren, in denen ich Menschen führe, je ein einziges Mal Appelle ausgesprochen zu haben.

              Demokratisch gewählte Repräsentanten haben Möglichkeiten ihre Überzeugungen der Führung durchzusetzen. Und ihnen sind Grenzen auferlegt. Und diese Grenzen haben sie gefälligst zu beachten und zu akzeptieren. Die Geschehnisse jenseits dieser Grenzen sind nicht ihr Bier, die haben sie hinzunehmen wie das Wetter. Deswegen sind Appelle etwas für Kinder, denen man heute nicht mehr links und rechts eins hinter die Ohren geben darf*), aber nicht für Erwachsene.

              Dann verstehe ich Sie jetzt glaube ich insgesamt besser, aber objektiv nehmen Sie doch dann indirekt doch mehr Tote als sonst zumindest billigend in Kauf?

              Nein. Ich kritisiere wie Sie, wenn man die Dinge wie in den USA und Großbritannien einfach laufen lässt. Doch wir fahren auch Auto, weil wir ein Restrisiko in Kauf nehmen. Die Regierungen nehmen aktuell ja auch ein Risiko in Kauf, in dem sie nicht den totalen Lockdown anordnen, alle wirtschaftliche Aktivitäten auf Null fahren. Nur kritisiere ich das, was man in einer Demokratie so tut: die Prioritätensetzung. Eine Regierung hat immer eine Vielzahl von sich widerstreitenden Aspekten zu berücksichtigen und dabei den richtigen Weg durch Interessen und Zwänge zu finden.

              Vor einigen Wochen habe ich gelesen, dass das Durchschnittsalter der Corona-Toten in Deutschland 84 Jahre beträgt und damit 2 Jahre über dem Alter normal Gestorbener liegt. Statistisch bewiesen haben wir damit also für das Überleben Infizierter sehr viel getan, überdurchschnittlich viel. Auf der anderen Seite fallen in einem Monat 40.000 – 50.000 Operationen aus. Ich bin überzeugt, dass eine solche Zurückstellung auch Menschenleben gefährdet wenn nicht kostet.

              Denn welcher Infizierte erkrankt, bei wem die Krankheit einen schweren Verlauf nimmt, ob / bei wem sich Langzeitfolgen einstellen ist ja nicht beeinflussbar? Ansetzen kann man nur bei den Infektionen?

              Nein. Das Gesundheitswesen hat in den vergangenen Monaten gezeigt, dass es mit wachsenden Möglichkeiten und Erkenntnissen sehr viel tun kann, Krankheitsverläufe zu mildern und das Sterben von Menschen zu verhindern.

              Sie geben 100% Immunierung als Ziel vor. Das ist aber unrealistisch, damit wäre das Virus de facto besiegt.

              Äh, ja. Das Ziel gebe nicht ich vor, ich habe es von einem Pandemieexperten abgeschrieben. Es gibt zwei mögliche Strategien in einer Pandemie: durch Immunisierungen und Impfungen dafür zu sorgen, dass eine Verbreitung praktisch ausgeschlossen ist. Oder das Virus auszurotten, in dem die Übertragungswege versperrt werden. Ich halte den ersten Pfad für realistischer, während die Bundesregierung lange den zweiten gegangen ist. In einer freien Gesellschaft halte ich es für unmöglich, dass ein Virus dadurch ausgerottet wird, dass sämtliche menschliche Kontakte unterbunden werden.

              Denn im Zweifel müssen wir 1-2 Impfungen im Jahr ertragen.

              Jetzt sind Sie unrealistisch. Erstens: Selbst gegen Corona besteht in Deutschland nur eine Impfbereitschaft von 55:45. Mir ist schleierhaft, wie wir auf 9:1 kommen sollten, was mindestens notwendig wäre. Zweitens haben Sie eine Perspektive reicher, wohlhabender Nationen. Um Covid-19 wirksam zu bekämpfen muss die Welt (oder als Zugeständnis der Großteil davon) immunisiert werden. Nur einige wenige Länder auf dieser Erde können es sich leiten, ihre Bevölkerungen ein, zweimal im Jahr durchzuimpfen. Ein Entwicklungsland, ja auch Schwellenländer werden das mit ihrem Gesundheitswesen nicht leisten können und diese Kosten ihren Bürgern aufbürden müssen. Diese wiederum werden sich die Impfkosten auch kaum leisten können, der Schutz in großen Teilen wird unterbleiben, zumal nur wenige Staaten ihre Bürger so lückenlos erfassen wie wir.

              Bitte korrigieren Sie mich, es ist nicht mein Fachgebiet, aber Covid-19 ist bisher nur in geringem Maße mutiert, oder?

              Griechenland ist immer eine gute Wahl! Wunderbare Menschen, ein angenehmes, mediterranes Klima, eine tolle Geschichte und Kultur. Mir hat während der Eurokrise das Herz geblutet, denn ich mag Land und Leute sehr. Eines der Länder, die ich im meisten bereist habe. Und danke für die Wünsche, die ich gerne zurücksende.

              *) Anmerkung: Bitte manche Formulierungen nicht ernst nehmen.

              • Floor Acita 1. November 2020, 20:25

                „Das Gesundheitswesen hat in den vergangenen Monaten gezeigt, dass es mit wachsenden Möglichkeiten und Erkenntnissen sehr viel tun kann, Krankheitsverläufe zu mildern und das Sterben von Menschen zu verhindern.“

                Vielleicht haben Sie Recht was das sterben angeht, aber eine Erkrankung ist wie bereits erwähnt auch mit möglichen neuronalen Langzeitfolgen verbunden. Das Risiko ist m.E. zu hoch. Und das ist völlig unabhängig von der Geschwindigkeit der Ausbreitung, die Erkrankung selbst stellt das Risiko dar, und damit de-facto die Infektion, da nicht gesteuert werden kann, wer eine Krankheit ausbildet.

                Ich hatte häufige Impfungen ja bereits als Einschränkung meiner Aussage erwähnt, das ist nur ein mögliches Szenario. Wenn eine Impfung im Zweifel nur 1 Jahr oder kürzer immunisiert, stärkt das daher meine Bedenken, denn wieso soll unter diesen Umständen Immunisierung durch Erkrankung nachhaltiger sein..?

                Wir brauchen eines von oder eine Kombination folgender Dinge: eine oder mehrere Impfstoffe, ein oder mehrere anti-virale Medikamente, eine erfolgreiche Antikörper-Therapie (hätte ich bis vor kurzem für unmöglich gehalten, aber Trump wurde so wohl erfolgreich behandelt).

                Wie realistisch das ist, kann ich nicht beurteilen. Aber wenn und solange das alles scheitert, endet eben auch die Pandemie nicht…

                • Stefan Pietsch 2. November 2020, 11:17

                  An dieser Stelle bereits einen großen Dank an Sie (Kompliment finde ich unangemessen 😉 ), dass Sie den Ball es Artikels so aufgenommen und mein Anliegen verstanden haben, den tiefen Graben der Sprachlosigkeit zwischen den Positionen zu überwinden.

                  Das Gesundheitssystem eines Landes hat zwei Funktionen, es muss Präventionsamt und Reparaturbetrieb sein. In einer freien Gesellschaft, wo es den Menschen zusteht, sich selbst zu schädigen, liegt der Schwerpunkt meist darauf, Schäden zu heilen. So hatten vor Jahren in einer hitzigen Debatte die gleichen Leute, die bei Corona für starke Reglementierungen streiten, das Recht des Einzelnen verteidigt, sich durch ungesunde Lebensweise (z.B. mit der Folge Diabetes) selbst zu schädigen.

                  Die Schäden durch die Volkskrankheit Diabetes sind mindestens so schlimm wie durch Corona. Die Langzeitfolgen führen zu einem früheren Tod, das Leben ist dauerhaft stark eingeschränkt. Dennoch akzeptieren wir es als Preis, über unsere Lebensweise selbst bestimmen zu können.

                  Ob ein gesundheitliches Risiko zu hoch oder gerade akzeptabel ist, ist in erster Linie eine Frage, welche das Individuum für sich beantworten muss. Der Staat bestraft Selbstmord nicht, warum sollte er die Inkaufnahme eines gewissen Infektionsrisikos um jeden Preis abwehren?

                  Was Sie beschreiben, ist eine Strategie für 1 Milliarde Menschen. Auf der Erde leben aber annähernd 8 Milliarden. Um eine Rückkehr zum früheren normalen Leben zu ermöglichen, muss die Verbreitung von Covid-19 weltweit zurückgedrängt werden. Und dann ist da noch die Frage wie mit Menschen umgehen, die sich nicht impfen lassen wollen.

  • TBeermann 30. Oktober 2020, 18:57

    Wie jedes Mal schwer, wo man anfangen will…

    Vielleicht das Einfache zuerst: Die Behauptung, in Schweden würden Personen über 80 nicht intensivmedizinisch behandelt, ist seit April widerlegt. Es gab einen Notfallplan, dass im Fall einer Überlastung des Gesundheitssystems Personen über 80 mit Vorerkrankungen nicht mehr auf Intensivstationen verlegt werden sollten, um diese Betten an Menschen mit besseren Überlebenschancen zu vergeben, Das nennt sich Triage und wenn sich die Zahlen bei uns nicht zeitnah ändern, werden wir sehr bald feststellen, was sich dahinter verbirgt.

    Weiter im Text…wie kann es sein, dass wir jetzt in dieser Situation sind?

    Als wir im Frühjahr/Frühsommer kurz davor waren, die Zahlen so weit zu senken, dass eine individuelle Verfolgung der Infektionskette wieder möglich gewesen wäre, brüllten Figuren wie Laschet, Lindner und…ach ja…Du (etwa in „Absturz einer Sonnenkönigin“)…nach Lockerungen. Schon damals wurde ziemlich akkurat vorhergesagt, was uns im Herbst erwarten würde…also von Leuten, mit Ahnung von der Materie.

    Als im Spätsommer das Trommelfeuer von solchen Personen bei genügend Menschen Abwehrhaltung und Misstrauen gegen die Schutzmaßnahmen geschürt hatte und die Zahlen wieder stiegen, wurde nochmals darauf hingewiesen, dass uns das bald in den Arsch beißen würde, wenn das Wetter Aktivitäten im Freien nicht mehr in dem Umfang erlauben würde und dass eine Einhaltung der Vorsichtsmaßnahmen das Einzige ist, was uns vor drastischeren Einschränkungen schützen würde.
    Wer war es da doch gleich, der in einem Artikel…nennen wie ihn „ein Herz für Kontrolleure“…gegen die Gewettert hat, die sich für ein Einhaltung aussprechen und der sich entblödete, sich daran aufzugeilen entsprechende Schutzmaßnahmen in seinem Verantwortungsbereich abgebügelt zu haben? Wer war das nur?

    Also ja: Es sind Leute wie du, denen wir verdanken, dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen. Dazu kommen noch Vollidioten wie die AFDP oder der Springer-Verlag, die noch vor zwei Wochen demonstriert haben, dass Mathematik auf Niveau der elften Klasse zu hoch für sie ist und sie eine einfache Exponentialfunktion nicht nachvollziehen können.

    Bei Leute wie euch können wir uns also bedanken. Sich aber dann noch umzudrehen und zu jammern, Angela Merkel wäre ihren Führungsaufgaben nicht nachgekommen, ist nur noch erbärmlich. Wie öfters erwähnt, bin ich alles andere, als ein Merkel-Fan, aber die Fakten zur Pandemie hat sie immer und immer wieder sehr geduldig erklärt und das selbst für Ahnungslose. Man hätte nur zuhören müssen.

    • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 09:18

      Denken Sie wirklich, Sie erfüllen die Voraussetzung des dritten Absatzes? Eher nicht.

      Die Behauptung, in Schweden würden Personen über 80 nicht intensivmedizinisch behandelt, ist seit April widerlegt.

      Das wurde so im Artikel nicht behauptet. Tatsächlich steht da – und das ist dann die Komplettaussage:
      In Schweden werden Menschen, die mit über 80 Jahren das Greisenalter erreicht haben, nicht mehr auf intensiv gebracht. In dem Vorbild-Sozialstaat sterben Menschen eben, wenn sie so alt geworden sind und nur mit intensiver medizinischer Betreuung weiterleben könnten.

      Auf tagesschau.de wird das weiter erläutert:
      There are quite big differences in what is meant by intensive care in different countries. […] We guess that this means that either also less severely ill patients are treated in intensive care units in Germany or patients which we in Sweden expect to have too small chances to survive to a meaningful life are treated in German intensive care units. […] There may be more ethical discussions and more discussions about futility before a patient is admitted to intensive care in Sweden.

      Es entspricht dem, was ich gemeint habe. Dass ich daraus ein Plädoyer mache, ist Quatsch.

      Als wir im Frühjahr/Frühsommer kurz davor waren, die Zahlen so weit zu senken, dass eine individuelle Verfolgung der Infektionskette wieder möglich gewesen wäre, brüllten Figuren wie Laschet, Lindner und…ach ja…Du (etwa in „Absturz einer Sonnenkönigin“)…nach Lockerungen. Schon damals wurde ziemlich akkurat vorhergesagt, was uns im Herbst erwarten würde…also von Leuten, mit Ahnung von der Materie.

      Fakt 1: Die individuelle Nachverfolgung ist bis heute nicht gelungen, trotz niedriger Infektionszahlen. Es ist und war eine Folge der (Des-) Organisation, nicht der Menge. Fakt 2: Weil es im Winter schneien kann, kaufen wir uns im Mai Pelzmützen und ziehen sie über. Macht Sinn.

      Karl Lauterbach ist eine wandelnde Alarmlampe. Fast alle seine Vorhersagen sind nicht oder nicht so eingetreten, so ein Faktfinderteam.

      Weiterer Fakt: In meinem Verantwortungsbereich gibt es bis heute keine Infektionen.

      • CitizenK 31. Oktober 2020, 11:14

        Ich war schon Kontaktperson. In meinen Volkshochschul-Kurs hatte eine sehr agile Teilnehmerin ihren 80. (!) Geburtstag mit ihrer Familie gefeiert, darunter Kinder aus den USA. Dreizehn (!) Tage später erhielt ich eine Mail vom Gesundheitsamt – mit einem Merkblatt zum Verhalten in der Pandemie.

        Das ist doch der springende Punkt: Nicht die Strategie ist falsch, sondern die Umsetzung. Zu spät, zu dilettantisch, zu inkonsistent (Schüler im Unterricht mit Masken, aber im Schulbus dicht gedrängt).

        Ach, und bevor Sie in den Flieger (mit hoffentlich funktionierender Filteranlage) steigen: Lassen Sie uns doch wissen, wie Sie mit dieser Information umgehen: Die Niederlande (die ja nach Ihren Vorstellungen gehandelt haben) müssen ihre schwer-erkrankten Covid-Patienten in Deutschland behandeln lassen.

        • Stefan Pietsch 31. Oktober 2020, 13:10

          Können Sie mir die Strategie beschreiben? Was ist das Ziel (Ziel-Kennziffer, Zeitrahmen, Kosten)? Fügen sich die gesetzgeberisch beschlossenen Maßnahmen da ein? Welche kurzfristige Kennziffer hat man für das Ende des propagierten Lockdowns angepeilt? Was passiert, wenn das Ziel verfehlt wird? Ist die Zusage der Kanzlerin, Weihnachten könne in aller Normalität gefeiert werden, valide?

          Das sind so die typischen Fragen, denen ich regelmäßig ausgesetzt bin. Und meine Aufgabe besteht nicht nur darin, diese jederzeit (!) kompetent Vorstand / Eigentümern berichten zu können, sondern diese auch für die Mitarbeiter transparent zu machen. Da ist es ja wohl nicht zu viel verlangt, wenn überdurchschnittlich gebildete Bürger die Strategie der eigenen Regierung in einer existenziellen Krise herbeten können.

          Ach ja, Quelle wäre nett wo die Strategie kommuniziert wurde.

          Ich bin, anders als Sie vielleicht meinen, nicht blauäugig. Aber ich bin Ökonom, d.h. ich denke nicht absolut, sondern in Wahrscheinlichkeiten. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Ereignis eintritt? Das Andere fällt unter Restrisiko. Vor einigen Wochen las ich ein Interview mit einem Wissenschaftler, der darstellte, wie wahrscheinlich eine Infektion in einem Flugzeug ist. Ich kürze es ab: in einem vollbesetzten Flieger besteht bei jedem vierten Flug die Wahrscheinlichkeit, dass ein Infizierter mitfliegt. Abhängig von Flugdauer und Nähe steigt damit das eigene Risiko deutlich an.

          Konsequenz: Ich habe Business Class gebucht, vordere Sitze mit Abstand und bevorzugtem Ein- und Ausstieg. Am Urlaubsort haben wir eine große Suite, Frühstück auf dem Balkon. Da wir uns in der Nachsaison befinden (noch dazu in Corona-Zeiten) werden sich höchstens 18.000 – 20.000 Menschen auf der Insel verteilen. Das ist weniger als die Hälfte von der Anzahl, die sich in meiner Region auf etwas mehr Fläche aufhält. Aktuell wurden in meiner und der Nachbargemeinde 23 Infizierte gezählt, mein Ansteckungsrisiko auf Santorin dürfte folglich nicht höher als hier sein. Eine Sache der Wahrscheinlichkeit.

          Wieder so ein Missverständnis: ich habe keine Vorstellungen formuliert. Ich hinterfrage die Vorstellungen meiner Regierung und klopfe sie auf Plausibilität, Verhältnismäßigkeit, Stringenz und Wirksamkeit ab. Okay, mein Urteil ist nicht schmeichelhaft, aber das heißt nicht, dass ich morgen die Regierungsgeschäfte übernehmen will.

  • Marc 31. Oktober 2020, 11:24

    Neoliberale Analysen sind mir ein Quell der Skurrilitäten. Wenn Deregulierung zu erkennbaren Fehlentwicklungen führt, ist die neologische Konsequenz: Noch mehr Deregulierung. Wenn während einer Pandemie Kontaktbeschränkung nicht per Eigenverantwortung, sondern nur als Lockdown funktoniet, ist die neologische Konsequenz: Noch mehr Eigenverantwortung. Wären Neoliberale Ärzte, hätten wir die Pandemie nicht unter Kontrolle, dafür das Problem der Überbevölkerung.

  • sol1 31. Oktober 2020, 20:10

    „Jedes Turnaround-Management beginnt mit der Definition von Zielen und Milestones dahin. Übersetzt ist für jeden Bergsteiger das Gipfelkreuz klar zu erkennen und er kennt den Kurs.“

    Das Gipfelkreuz ist im Nebel, und das ist nicht die Schuld der Expeditionsleiterin.

    Wie ich hier schon vor Monaten geschrieben habe – wir sind auf die Strecke eines Ultramarathons geschickt worden, bei dem wir weder die Länge noch das Profil kennen.

    • Marc 31. Oktober 2020, 23:18

      Und die CovIdioten rennen in die falsche Richtung und schreien: Es wird immer schlimmer!!1!

  • CitizenK 31. Oktober 2020, 22:31

    Ein Blick von außen:
    „Coronavirus provided the ultimate test of leadership. Angela Merkel, after 15 years in office, rose to the challenge. Empathetic, dogged, she told Germans in precise detail the sacrifices they would have to make and the emergency laws her government would have to impose….“
    (John Kampfner*, Why the Germans do it Better“, p. 2)
    *https://de.wikipedia.org/wiki/John_Kampfner

    • Dennis 1. November 2020, 13:50

      Noch schlimmer: Mutti hat nunmehr die Weltherrschaft übernommen.

      Reuters meldet:

      „The measures bring England into alignment with France and Germany by imposing nationwide restrictions almost as severe as the ones that drove the global economy this year into its deepest recession in generations.“

      https://de.reuters.com/article/us-health-coronavirus-britain/stay-at-home-johnson-locks-down-england-as-uk-covid-19-cases-pass-1-million-idUSKBN27G0C7

      Alignment with Mutti (sie ist ja Diktatorin, im Ausgangsbeitrag wird ihr praktisch alles zugeschrieben, was in der hier besprochenen Sache so gemacht wird, etwaige weitere Beteiligte stehen stramm und nicken ab, so heißt es sinngemäß).

      Boah. Der Johnson, Boris also nunmehr, nach dem U-Turn gestern (wieso kam der eigentlich plötzlich auf diese Idee?) , Muttis Pudel; Macron sowieso. Entweder werden alle da draußen von vollständigen Idioten regiert oder unsere Schwarze Witwe liegt doch so ganz falsch nicht. Das FDP/AfD-Milieu müsste das mal genauer erklären.

      Geraunt wurde auch verschiedentlich von der „Entmachtung der Parlamente“

      Dazu mal ganz nüchtern zum mitschreiben:

      Art 80 GG:
      (1) Durch Gesetz können die Bundesregierung, ein Bundesminister oder die Landesregierungen ermächtigt werden, Rechtsverordnungen zu erlassen. Dabei müssen Inhalt, Zweck und Ausmaß der erteilten Ermächtigung im Gesetze bestimmt werden. Die Rechtsgrundlage ist in der Verordnung anzugeben. Ist durch Gesetz vorgesehen, daß eine Ermächtigung weiter übertragen werden kann, so bedarf es zur Übertragung der Ermächtigung einer Rechtsverordnung.“

      Diese Ermächtigung wurde im Infektionsschutzgesetz , vom Parlament beschlossen, erteilt:

      „Die Landesregierungen werden ermächtigt, durch Rechtsverordnungen entsprechende Gebote und Verbote“….etc pp.

      Ferner steht der Rechtsweg immer offen. Die Gerichte haben – insofern angerufen – von Antragstellern beanstandete Gesetze und Verordnungen auf Verfassungskonformität zu überprüfen.

      Auch an dieser Stelle also keine Mutti-Diktatur. Im Übrigen zeugt es von profunder Ahnungslosigkeit, wenn etwa behauptet würde oder wurde, deutsche Parlamente hätten weniger Rechte als vergleichbare im Ausland. Mal beispielsweise nach GB oder nach Frankreich gucken. In GB ist die Regierung TEIL DES PARLAMENTS („Queen in Parliament“, „Queen“ ist mit Regierung zu übersetzen), insoweit nix mit Gewaltenteilung.

  • Erwin Gabriel 1. November 2020, 11:36

    @ TBeermann 31. Oktober 2020, 20:02

    Es gab keine Grenzöffnung im Jahr 2015. Die Grenze war nie geschlossen.

    Das ist nur Semantik. Auf der einen Seite ist jede Grenze „offen“, solange ein Land sich nicht einmauert. Auf der anderen Seite ist jede Grenze aber auch für all diejenigen „geschlossen“, die keine gesetzliche Brechtigung für eine Einreise vorweisen können.

    Deutschland hat „offene“ Grenzen auf Basis und im Rahmen des Schengen-Abkommens. Das bedeutet, dass jeder Bürger eines Mitgliedslandes des Schengen-Abkommens sich innerhalb eines anderen Mitgliedslandes des Schengen-Abkommens so freizügig bewegen kann wie in seinem eigenen Land. Für Bürger eines Nicht-Mitgliedslands ist die Einreise aus einem anderen Schengen-Land ebenfalls gestattet, wenn im Einreiseland alle erforderlichen Reiseformalitäten ordnungsgemäß abgewickelt wurden. Ist das nicht der Fall, ist der Aufenthalt in einem Schengen-Mitgliedsland illegal.

    Für illegal Einreisende, also für Einreisende, die die Voraussetzungen für eine legale Einreise nicht erfüllen, ist unsere Landesgrenze (umgangssprachlich) weiterhin geschlossen.

    Wenn nun die Bundeskanzlerin die illegale Einreise von Hunderttausenden Menschen ohne Kontrolle einer entsprechenden Berechtigung gestattet, wenn sie sogar weiß, dass die Einreise nicht nach unseren gesetzlichen Regeln erfolgt, wenn sie die Behörden anweist, keine Kontrollen durchzuführen und einem Bundesland untersagt, mit eigenen Mitteln Kontrollen durchzuführen, hat sie die Grenze für die illegale EInreise geöffnet.

    Die umgangssprachliche Bedeutung dieser Begriffe sollte selbst einem Linkspopulisten wie Dir klar sein.

    Aber wunder du dich mal weiter, dass du immer wieder mit der AfD in Verbindung gebracht wirst, wo du deren Narrative doch nur am laufenden Band reproduzierst.

    Da ist wieder dieser Thorsten Beermann, der aus einem pawlowschen Reflex heraus mal wieder planlos um sich haut. Wenn Du Stefan Pietsch ständig in der AfD-Ecke verortest, liegt das vielleicht daran, dass Du so weit links stehst, dass Du die Unterschiede hinter der politischen Mitte nicht mehr auseinander halten kannst. Vielleicht liegt es auch daran, dass Du Dich noch nie mit einem AfD-Normalo unterhalten und ernsthaft (= ohne den Schaum vorm Mund) auseinandergesetzt hast.

    Tut mir leid, wenn Du hier weiter dieses Bullshit-Bingo spielst, kann ich Dich nicht ernst nehmen.

    • TBeermann 1. November 2020, 11:49

      Es ist kein semantischer Unterschied. Die Grenze war offen und es gab keine Kontrollen. Es wurde also nicht aktiv etwas an den Zuständen geändert. Der Begriff der „Grenzöffnung“ soll aber genau das transportieren.

      Dass die Rechten seit fünf Jahren versuchen, diese Lesart in der Umgangssprache zu etablieren, ist sicher richtig. Genau wie du mit Vorliebe, ohne Alternativen zum damaligen vorgehen zu nennen.

      []

      • Erwin Gabriel 1. November 2020, 22:38

        @ TBeermann 1. November 2020, 11:49

        Es ist kein semantischer Unterschied.

        Es ist Wortklauberei. Definiere „offen“ und seine Bedeutung.

        Die Grenze war offen und es gab keine Kontrollen. Es wurde also nicht aktiv etwas an den Zuständen geändert.

        Die Grenze ist „offen“ nach Schengen-Bedingungen. Die wurden hier nicht eingehalten.

        Der Begriff der „Grenzöffnung“ soll aber genau das transportieren.

        Ja, genau das. Der Begriff „Grenzöffnung“ soll transportieren, dass die Bundeskanzlerin unsere Behörden angewiesen hat, Leute ohne Kontrolle der Personalien, ohne Überprüfung in unser Land zu lassen, die laut gesetzlicher Vorgaben nicht hätten einreisen dürfen, und dass sie den Behörden, die angeboten haben zu kontrollieren, untersagt hat, das zu tun.

        Dass die Rechten seit fünf Jahren versuchen, diese Lesart in der Umgangssprache zu etablieren, ist sicher richtig. Genau wie du mit Vorliebe, ohne Alternativen zum damaligen vorgehen zu nennen.

        Ich brauche keine Alternativen zu nennen, da es für solche Situationen Regeln gibt, die man hätte zur Anwendung bringen müssen. Und seit Jahren versuchen Linke in der Umgangssprache zu etablieren, dass „alle“, die 2015/2016 kamen, „Flüchtlinge“ waren, dass die „plötzlich“ vor der Tür standen, dass man „nichts anderes“ hätte machen können, dass die ja „irgendwo“ hinmüssen.

        Dass jahrelang im Vorfeld geschlampert wurde, dass man monatelang dem Treck durch den Balkan tatenlos zuschaute, ohne irgendwelche Vorbereitungen zu treffen, dass man bis heute keine sauber funktionierenden Strukturen hat, dass nur durch private Hilfe überhaupt Hilfe möglich war, wird allzu geflissentlich übersehen – „jetzt sind sie halt da“.

        • TBeermann 2. November 2020, 10:58

          Der Standard-Zustand in Deutschland ist, dass nicht kontrolliert wird, da wir von Schengen-Staaten umgeben sind und abgesehen von der Schweiz keine EU-Außengrenze haben.

          Dann hat nicht Angela Merkel beschlossen, dass keine Grenzschließung erfolgen sollte, nach dem die ersten Tage überstanden waren und der Zustrom etwas nachließ, sondern es war das Innenministerium unter de Maizière.
          In einer Besprechung mit den Spitzen der Bundespolizei kam die Frage, was man denn machen wollte, wenn die Flüchtlinge sich von der Grenzschließung nicht beeindrucken lassen. Das Ergebnis war, dass man ungefähr eine Woche lang die Schließung simulieren könnte (das aber auch nur unter großen Behinderungen des „normalen“ Verkehrs zwischen den Ländern, weshalb die Kommunalpolitiker da schon frühzeitig protestierten), aber spätestens wenn die Flüchtlinge auf die grüne Grenze ausweichen würden, keine Chance mehr hätte. (Außerdem hatte Angela Merkel vom Innenministerium einen Entwurf verlangt, der einer gerichtlichen Überprüfung standhalten würde).

          Schließlich entschloss sich de Maizière, die eigentlich beschlossene Schließung abzusagen, um nicht in die Situation zu kommen, dem Bürger Maßnahmen anzukündigen, die man später nicht (lange) durchhalten konnte.

          Ich brauche keine Alternativen zu nennen, da es für solche Situationen Regeln gibt, die man hätte zur Anwendung bringen müssen. Und seit Jahren versuchen Linke in der Umgangssprache zu etablieren, dass „alle“, die 2015/2016 kamen, „Flüchtlinge“ waren, dass die „plötzlich“ vor der Tür standen, dass man „nichts anderes“ hätte machen können, dass die ja „irgendwo“ hinmüssen.

          Dass jahrelang im Vorfeld geschlampert wurde, dass man monatelang dem Treck durch den Balkan tatenlos zuschaute, ohne irgendwelche Vorbereitungen zu treffen, dass man bis heute keine sauber funktionierenden Strukturen hat, dass nur durch private Hilfe überhaupt Hilfe möglich war, wird allzu geflissentlich übersehen – „jetzt sind sie halt da“.

          Im Gegenteil: Das wurde gerade auf linker Seite viel kritisiert, was aber nichts daran geändert hat, dass man dann akut erstmal mit der gegebenen Situation fertig werden musste.

          Aber abgesehen davon, dass man in Deutschland gar nicht die Kapazitäten hatte, die Grenze zu sperren…die bestehenden Regeln waren ja ein Kern des Problems. Wem ist den seit Jahren außer „Dublin“ nichts eingefallen?

          Allerdings wird dann in der Situation gerne vergessen, dass das Orban-Regime (bis dahin noch gern gesehener Ehrengast, besonders bei der CSU) angekündigt hatte, seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können/wollen und sogar begonnen hatte, Flüchtlinge in Bussen in Richtung der österreichischen Grenze zu karren.

          Natürlich hätte Deutschland Österreich in der Situation auch einfach sitzen lassen können. Dann hätte es vielleicht einige Tage länger gedauert, bis die ersten Flüchtlinge in Passau gestanden hätten.

          • Erwin Gabriel 2. November 2020, 12:54

            @ TBeermann 2. November 2020, 10:58

            Der Standard-Zustand in Deutschland ist, dass nicht kontrolliert wird, da wir von Schengen-Staaten umgeben sind und abgesehen von der Schweiz keine EU-Außengrenze haben.

            Da stimme ich zu: Das ist der Standard-Zustand. Ein Zug von Hunderttausenden Menschen quer durch die Türkei und den Balkan bis in unser Land ist allerdings kein Standard-Zustand. Kannst Du da auch zustimmen? Kannst Du zustimmen, dass es ausreichende gesetzliche Handhabe gegeben hätte, den Leuten die Einreise zu verweigern? Kannst Du zustimmen, dass es wie auf vielen Flughäfen auch andere Lösungen (Stichwort exterritorial) gegeben hätte, die man nicht „wollte“.

            Dann hat nicht Angela Merkel beschlossen, dass keine Grenzschließung erfolgen sollte, nach dem die ersten Tage überstanden waren und der Zustrom etwas nachließ, sondern es war das Innenministerium unter de Maizière.

            Die Kanzlerin hat hier die Richtlinien der Politik festgelegt, nicht der Innenminister. Das weiß ich aus einer sehr direkten Quelle (Fraktionsführung der CDU).

            … aber spätestens wenn die Flüchtlinge auf die grüne Grenze ausweichen würden, keine Chance mehr hätte.

            Das hat die bayerische Landesregierung anders beurteilt und sogar angeboten, statt mit staatlichen Kräften mit der Landespolizei die Kontrollen durchzuführen. Das wurde von Berlin aus untersagt.

            Im Gegenteil: Das wurde gerade auf linker Seite viel kritisiert, was aber nichts daran geändert hat, dass man dann akut erstmal mit der gegebenen Situation fertig werden musste.

            Ist mit entgangen. Ich habe immer nur aus der Ecke gehört, dass wir jeden aufnehmen sollen/müssen. „Wir bekommen Menschen geschenkt“ – war das nicht die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt, eine (zumindest aus meiner Wahrnehmung) linke Politikerin?

            Aber abgesehen davon, dass man in Deutschland gar nicht die Kapazitäten hatte, die Grenze zu sperren…

            Allein die Bayerischen Kräfte hätten gereicht. Aber da werden wir vermutlich stets anderer Meinung bleiben.

            … die bestehenden Regeln waren ja ein Kern des Problems. Wem ist den seit Jahren außer „Dublin“ nichts eingefallen?

            Der Bundesregierung (und jedem anderen EU-Land ohne Außengrenze) …

            Ich habe (hier nachzulesen) stets bemängelt, dass man beispielsweise bereits 2010 erkannt hat, dass Griechenland mit dem Problem nicht fertig wird, und sich dennoch jeder Lösung und Vorbereitung entzogen hat.

            Dieses jahrelange Versagen (nicht nur) im Vorfeld der Flüchtlingskrise, dieses Nichtbeachten klar erkennbarer kritischer Situationen, das ständige nachträgliche Herausgerede und Lavieren ist mein Hauptpunkt für meine starke Abneigung gegen die Kanzlerin. Maßgeblich sie hat es speziell bei diesem Thema von vorne bis hinten „verkackt“ (sorry für die drastische Sprache).

            Selbst (was ich bezweifle) wenn diese „Lösung“ der „Situation“ von der groben Richtung her unvermeidlich gewesen sein mag, hat es die Kanzlerin auch in diesem Fall geschafft, diese Lösung unbefriedigend, zu einem Höchstmaß an Kosten und mit enormen, vermeidbaren Kollateralschäden zu bewirken (siehe Energiewende / Atomausstieg).

            Allerdings wird dann in der Situation gerne vergessen, dass das Orban-Regime (bis dahin noch gern gesehener Ehrengast, besonders bei der CSU) angekündigt hatte, seinen Verpflichtungen nicht mehr nachkommen zu können/wollen und sogar begonnen hatte, Flüchtlinge in Bussen in Richtung der österreichischen Grenze zu karren.

            Nicht vergessen, keineswegs. Dass der nicht viel von Recht und Gesetz hält, sollte sich herumgesprochen haben. Die Reaktion der EU darauf war peinlich (=nicht vorhanden).

            Natürlich hätte Deutschland Österreich in der Situation auch einfach sitzen lassen können. Dann hätte es vielleicht einige Tage länger gedauert, bis die ersten Flüchtlinge in Passau gestanden hätten.

            Mich stört an dieser Meinung, dass über all die Jahre zuvor, über all die vielen Kilometer, die langen Monate des Trecks, und auch, als die Flüchtlinge und Migranten „da“ waren, niemand anderes etwas hätte tun können, und nur Deutschland für die Lösung des Problems zuständig sein soll (Griechenland / Italien / Spanien außen vor, die haben lange genug und laut genug geschrien).

            Ob links oder rechts, diese preußische Mentalität, dass „an unserem Wesen die Welt genesen“ soll, ist noch tief verwurzelt.

            Und eh Du Dich wieder über die CSU mokierst: Über dieses Bundesland sind weit über eine Million Menschen eingereist. Bei allem Gemaule Seehofers über die unzumutbare Situation stellte das Land Bayern, stellten die bayerischen BürgerInnen alle erforderlichen Mittel zur Verfügung, um die Ankömmlinge gut aufzunehmen, sie zu versorgen und unterzubringen. KEIN anderes Bundesland hätte das auch nur halbwegs so gut geschafft.

  • CitizenK 1. November 2020, 11:44

    Israel hat die zweite Welle erfolgreich bekämpft. Aber um diesen Preis:

    „Vom 18. September bis zum 18. Oktober durften die Menschen sich maximal tausend Meter vom Wohnsitz entfernen; alle Geschäfte mit Ausnahme von Lebensmittelläden und Apotheken mussten schließen, ebenso wie Gotteshäuser, Schulen, Parks und Cafés; und die meisten Firmen mussten ihre Mitarbeiter vorübergehend nach Hause schicken.“

    https://www.tagesspiegel.de/politik/von-9000-auf-1000-wie-israel-die-infektionsrate-drastisch-senkte/26572386.html

    Kann sich wer das aktuell in Deutschland vorstellen?

    • TBeermann 1. November 2020, 11:48

      Sollten die Zahlen durch die aktuellen Maßnahmen nicht mindestens stagnieren, sind wir in einigen Wochen aus so weit.

    • Stefan Sasse 1. November 2020, 12:13

      Nein, weil hier haben wir eine Kanzlerin die die Bevölkerung daran erinnert, dass nicht blöd zu sein schon gut wäre, und das ist gewissen Herren hier schon zu viel.

      • popper 1. November 2020, 18:11

        []

        • Stefan Pietsch 1. November 2020, 18:18

          Dass Sie dem Artikel leichter zustimmen können als anderen rechtfertigt nicht, verbalartistisch aus der Rolle zu fallen. Bitte in anderen Worten.

          • popper 1. November 2020, 20:08

            Übertreiben Sie mal nicht gleich, Herr Pietsch. Ich wüsste auch nicht, wo ich ihrem Artikel zugestimmt hätte. Aber wenn Sie meinen mich so angehen zu müssen, dann bitte ich Sie, nach 10 Monaten Corona nicht immer noch die Krankheit mit dem Erreger zu verwechseln. SARS-CoV-2 ist der Erreger und COVID-19 die Krankheit. Ein medizinisch-virologisch klar definierter Unterschied. Wir haben auch nicht über 18.000 Infektionen, sondern Testpositive, was diagnostisch ebenfalls einen gravierenden Unterschied darstellt. Ein im Körper des des Getesteten detektierter Genabschnitt des Coronavirus ist zunächst nichts anderes als eine Sequenz von Nukleinsäuren. Denn eine Vergleichssubstanz von eindeutiger Identität liegt damit noch nicht vor, anhand derer das Vorhandensein des Virus festgestellt werden könnte. Nur das wäre dann eine Art «Goldstandard». Aber den gibt es beim PCR-Test auf SARS-CoV-2 bis heute nicht. Kein PCR-Testlabor verfügt über eine solche Vergleichssubstanz, nirgendwo steht im Sicherheitsregal ein Behältnis mit isoliertem, reinem Sars-CoVirus-2.

            Ich nenne das Agieren der der Exekutive und der Kanzlerin schädlich, da sie die Bürger nicht aufklären, sondern mit Panik füttern, obwohl das RKI (nicht ihr Leiter), das in Deutschland die Aktivität akuter Atemwegserkrankungen beobachtet und dazu Informationen aus der Bevölkerung selbst verwendet, berichtet, dass die Rate akuter Atemwegserkrankungen (ARE-Rate) in der 43. KW 2020 im Vergleich zur Vorwoche gesunken ist, dasselbe gilt für die 42 KW. Ihre Reaktion ist völlig überzogen. Auch wenn liegt Ihnen sehr daran liegt, Satisfaktion im Blog zu erfahren.

            • Stefan Sasse 2. November 2020, 07:25

              Ein im Körper des des Getesteten detektierter Genabschnitt des Coronavirus ist zunächst nichts anderes als eine Sequenz von Nukleinsäuren.

              Auf der atomaren Ebene besteht zwischen einem lebenden und toten Körper auch kein Unterschied.

              • popper 2. November 2020, 10:36

                Auf der atomaren Ebene besteht zwischen einem lebenden und toten Körper auch kein Unterschied.

                Woher weißt Du das so genau? Hast Du dabei auch den quantentheoretischen Hintergrund mit bedacht, der gar nicht mehr von der atomaren Struktur spricht, da deren Anschaulichkeit durch die Unschärferelation der Teilchen und Wellen längst obsolet geworden ist. Insoweit klingt dein Einwand, wie das Credo der Transhumanisten Vorstellungen, die uns einreden wollen, mit Algorithmen sei die Einheit der Welt zu verstehen.

                Doch, was hat dein Hinweis mit der Identifikation eines krankmachenden Genoms per RT-PCR-Test zu tun. Mir wird ja immer der Opernsänger als Qualifikationsmerkmal meiner Äußerungen über naturwissenschaftliche oder wie hier im weiteren Sinne mikrobiologischen Zusammenhänge vorgehalten, sozusagen als Argument aus der Person. Was zeigt, das nicht das wissenschaftliche Argument, sondern seine Herkunft beurteilt wird. Medizinisch falsch bleibt, aufgrund des Nukleinsäurenachweises von Infizierten zu sprechen, wie das seit ständig getan wird. Es wird dadurch auch nicht wahr. Denn infiziert ist nur jemand, in dem sich das Virus repliziert und bei dem Zellen des Atemtraktes kaputt gehen, denn nur so ist ein Mensch auch infektiös. Man braucht dafür auch mindestens Schnupfen, schlimmstenfalls eine Pneumonie. Die meisten Virus-positiv Getesteten haben aber keines dieser Symptome. ERGO?

                Man behauptet wider jede medizinische Evidenz, Asymptomatische sind bereits so krank, dass sie in der Lage sind, andere anzustecken (zu infizieren), nur weil Herr Drosten inzwischen vergessen hat, dass Erreger, die über die Nasenschleimhaut huschen, nicht krank machen. Hier ein Auszug aus der Weltwoche 2014: „Unser Körper wird ja ständig von Viren und Bakterien angegriffen. Sie scheitern aber oftmals schon an Barrieren wie der Haut oder den Schleimhäuten in Nase und Rachen. Dort werden sie erfolgreich abwehrt, bevor sie Unheil anrichten können. […] Die Methode [PCR-Test d. Verf.] ist so empfindlich, dass sie ein einzelnes Erbmolekül dieses Virus nachweisen kann. Wenn ein solcher Erreger zum Beispiel bei einer Krankenschwester mal eben einen Tag lang über die Nasenschleimhaut huscht, ohne dass sie erkrankt oder sonst irgend etwas davon bemerkt, dann ist sie plötzlich ein Mers-Fall. Wo zuvor Todkranke gemeldet wurden, sind nun plötzlich milde Fälle und Menschen, die eigentlich kerngesund sind, in der Meldestatistik enthalten. […] Ob symptomlose oder mild infizierte Krankenhausmitarbeiter wirklich Virusträger sind, halte ich für fraglich.“ Ganzes Interview, hier: (https://www.wiwo.de/technologie/forschung/virologe-drosten-im-gespraech-2014-der-koerper-wirdstaendig-von-viren-angegriffen/9903228-all.html)

      • Erwin Gabriel 1. November 2020, 22:41

        @ Stefan Sasse 1. November 2020, 12:13

        Nein, weil hier haben wir eine Kanzlerin die die Bevölkerung daran erinnert, dass nicht blöd zu sein schon gut wäre, und das ist gewissen Herren hier schon zu viel.

        Oh Mann, mach es Dir nur immer schön einfach.

        • Stefan Sasse 2. November 2020, 07:28

          Das war natürlich sehr polemisch, aber ich glaube ich habe meine Ansicht zum Thema wesentlich ausführlicher schon an anderer Stelle deutlich gemacht.

          • CitizenK 2. November 2020, 08:28

            Wer guten Willens ist, kann sehen: Ohne das Drängen der Kanzlerin hätte es auch den aktuellen Soft-Lockdown nicht gegeben.

            Angesichts der Nachrichten aus den Nachbarländern (und inzwischen auch aus dem Saarland und NRW) ist das ein großes Verdienst. Egal, wie man sie sonst sieht. Die Atomausstiegs-Diskussion ist nur für die Geschichtsbücher.

            • Stefan Sasse 2. November 2020, 10:34

              So sehe ich das auch.

            • Stefan Pietsch 2. November 2020, 10:52

              Und das ist der Grund, warum Merkels Rolle oft als fragwürdig angesehen wurde. Bei all ihren großen Wendungen waren ihr Verfassung und internationale Abkommen stets egal. Wer will, kann hierin Parallelen zu Donald Trump sehen. Was Sie so hervorkehren, ist Trumpistes Verhalten mit der Mehrheitsmeinung im Rücken. Der Bund besitzt wenig Kompetenzen bei der Corona-Bekämpfung, schon gar nicht kann er einen Lockdown des öffentlichen Lebens verfügen. Merkel ist dafür nicht in den Bundestag gegangen, sie hat nicht mit verfassungsrechtlich zulässigen Tricks wie der Drohung mit der Vertrauensfrage Abgeordnete auf Linie gebraucht. Sie setzt die Bevölkerung seit Monaten mit einer aufgebauten Drohkulisse unter Druck und erpresst damit die Ministerpräsidenten der Länder, die eine ganz andere Verantwortung haben.

              • popper 2. November 2020, 12:56

                Herrn Söder muss man nicht erpressen, da verhält sich die Gemengelage eher umgekehrt. Frau Merkel kommt der Alarmismus des Herrn sehr zupass. Frau Merkel ist gelernte Physikerin, was von den Medien immer so dargestellt wird, als sei ihr Handeln in der „Pandemie“ wissenschaftsbasiert. Ich habe bereits in den siebziger und achtziger Jahren mit großem Interesse Bücher von Carl Friedrich von Weizsäcker und Karl Popper u.a. gelesen und darin Verständnis für die wissenschaftlichen Zusammenhänge unserer Welt gefunden, das mich bis heute prägt. Aus diesen Erkenntnissen ist mir für die momentane Krise geblieben, dass die Konzentration und Bekämpfung eines einzigen Virus nie zu einer nachhaltigen Lösung führen kann. Der erkenntnistheoretische Ansatz ist eher ein Rückschritt in eine Zeit des reduktionistischen Denkens, wo das Herauslösen einer einzigen Wirkursache noch als zielführend angesehen wurde. Aus dem was wir über RNA-Viren und in den letzten Monaten über SARS-CoV-2 gelernt haben, wissen wir, dass SARS-CoV-2 sich verändert hat, mutiert ist.

                Das mag nicht die Rezeptoren betreffen, die das Andocken an die Zelle erforderlich machen, aber alles andere ist weitgehend Geschichte. Also haben wir es mit einem endemischen Vorgang zu tun, da die Erreger aus der menschlichen Population nicht eliminiert werden können und sich so schnell verändern, dass sie sogar in der Lage sind, immune Personen erneut zu infizieren. COVID-19 war eine Viurspneumonie, an der etwa 1,5 bis 2 von tausend infizierten Menschen und 3–4 von 10.000 Menschen unter 70 Jahren starben. Das Virus weist eine recht hohe Ähnlichkeit mit anderen Coronaviridae auf, weshalb wahrscheinlich nur maximal 20 Prozent der Bevölkerung infiziert wurden. Der Rest hatte vermutlich genug Kreuzimmunität von den anderen endemischen Coronaviridae. Wir haben es also mit SARS-Cov-X zu tun. Es wird zwar weiterhin SARS-CoV-2, und sein Krankheitsbild COVID-19 genannt, aber es sind andere Erreger, und die sind nun endemisch. So geht das mit den Grippeviren schon, seit es Spezies mit Lungenatmung gibt.

                Eine wissenschaftlich denkende und handelnde Kanzlerin, sollte das wissen und ihr Handeln danach ausrichten. Was wir sehen ist eine Regierungschefin, die mit Vokabeln der Angst hantiert, in Hinterzimmern kungelt und sich wissenschaftlich einseitig beraten lässt. Damit stellt sich die Frage, welcher Zweck heiligt hier die Mittel. Lindner hat im Bundestag die richtigen Fragen gestellt und ich fand auch beachtlich, was Herr Gauland zu der Verfahrensweise der Exekutive anzumerken hatte, indem er genau wie Lindner darauf hinwies, dass die Entscheidungen über Maßnahmen nicht weiter einem grundgesetzwidrigen Schattenkabinett von Kanzlerin Ministerpräsidenten und handverlesenen Wissenschaftlern vorbehalten sein kann, sondern zurück ins Parlament muss. Wenn das weiterhin nicht geschieht, stellt sich die berechtigte Frage, warum und mit welcher Zielsetzung. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages bereits heute schon mit rechtlichen Fragen einer Verschiebung der Bundestagswahl 2021 befasst ist.

            • Erwin Gabriel 2. November 2020, 13:16

              @ CitizenK 2. November 2020, 08:28

              Wer guten Willens ist, kann sehen: Ohne das Drängen der Kanzlerin hätte es auch den aktuellen Soft-Lockdown nicht gegeben.

              Mag sein.

              Angesichts der Nachrichten aus den Nachbarländern (und inzwischen auch aus dem Saarland und NRW) ist das ein großes Verdienst.

              Es ist nicht meine Meinung, dass Ihr Verhalten in der Corona-Krise die Verteufelung rechtfertigt, mit der ich gelegentlich über sie herfalle. Sie hat ihre Sicht, sieht ihre Verantwortung, und agiert entsprechend. Sie versucht ausschließlich, (bis zur Bundestags-Wahl) die Zahl der Erkrankten und Toten auf ein Mindestmaß zu reduzieren, was ihr gutes Recht ist. Die aus allzu strikten Maßnahmen sich ableitende wirtschaftliche Schäden werden erst nach ihrem Abgang ein wirklich großes Problem, da muss sie keine Rücksicht darauf nehmen. Alle Rentner, Beamte, Bediensteten der öffentlichen Hand – kurz: alle, die wirtschaftlich „sicher“ sind – werden da im großen und Ganzen folgen können.

              Die Ministerpräsidenten der Länder, die Bürgermeister und Landräte (oder die Vertreter von wirtschaftsfreundlichen Parteien) haben da einen ganz anderen Druck. Sie sind direkt auch mit den wirtschaftlich schädlichen Ergebnissen konfrontiert, werden belagert von Unternehmen, deren Existenz vernichtet zu werden droht, von Eltern, die Job und Kinder unter diesen Bedingungen nicht vereinbaren können etc.

              Diese unterschiedlichen Situationen muss man im Auge haben, wenn man die unterschiedlichen Maßnahmen verstehen will.

              Egal, wie man sie sonst sieht.

              Bei der Finanzkrise 2008/2009 folgte Merkel Steinbrück; dass hat für die Wirtschaft den Kollaps verhindert. In der Corona-Krise folgt Merkel Drosten und Spahn; nicht das Schlechteste, was man tun kann.

              Bei Atomausstieg oder Flüchtlingskrise gab es niemandem, dem sie folgen konnte, und in beiden Fällen hat sie den Schaden angerichtet, und andere haben ihn ausbaden müssen.

              Mag sein, dass Du das nur für die Geschichtsbücher für relevant hältst, aber das gilt dann für ihre Corona-Politik genau so. Wenn Du mit der Corona-Politik der Bundesregierung und der Kanzlerin zufrieden bist, ist das schön für Dich.

              Aber ich erkenne eben auch ein Schema hinter ihrer „Politik“, dass ich grundsätzlich für schlecht halte.

              Die Atomausstiegs-Diskussion ist nur für die Geschichtsbücher.

              • Stefan Sasse 2. November 2020, 13:23

                Sind wir doch froh, wenn sie Leuten folgt, die Ahnung haben. Trump und Johnson geben ja gerade wahrlich genug Beispiele wie scheiße es ist, wenn jemand total unbeirrbar macht, was er für richtig hält.

                • popper 2. November 2020, 14:21

                  []. Die Kanzlerin folgt nicht nur Menschen, die Ahnung haben, sondern auch nur denen, die sie vorher ausgewählt hat. Wobei es nicht um Ahnung geht, sondern um ausgewogene wissenschaftliche Expertise und nicht Gefälligkeiten. Was sie dann auch noch offizielle Quellen nennt. Wobei ich das RKI schon als offizielle Quelle sehe. Die Zahlen, die von den Mitarbeitern dort erarbeitet werden, sind aufschlussreich; sie liefern ja gerade den schlüssigen Beweis, dass das, was uns Politik und Medien einzutrichtern versuchen, nicht haltbar ist.

                  • Stefan Sasse 2. November 2020, 18:19

                    Mir wäre neu, dass RKI und Charitee neuerdings vom Kanzleramt aus besetzt werden. Ich bin jedenfalls froh, dass sie sich von ExpertInnen beraten lässt und nicht nur wie andere Leute ein paar YouTube-Videos schaut und sich dann für eine hält.

              • CitizenK 2. November 2020, 14:02

                Glaubst Du wirklich, die Wirtschaft stünde besser da, wenn man der Pandemie ihren Lauf ließe?
                Einige Branchen leiden, andere gewinnen sogar durch die Pandemie. Der derzeitige Ausgleich ist nicht gegenwärtig richtig, aber nicht nachhaltig. Wir werden als Gesellschaft insgesamt einen Wohlstandsverlust erleiden, da gebe ich sogar mal Dorothea Siems recht. Was ich der Regierung vorwerfe: Es gab keinen Plan für die absehbare Entwicklung im Herbst und Winter und darüber hinaus.
                Man hat auf schnelle Erholung gesetzt. Absehbar, dass es wegen der zweiten Welle dazu nicht kommen wird.
                Deshalb wird auch das Steueraufkommen massiv sinken. Wenn man keine massive Kreditaufnahme (Schulden!) will, braucht es wohl eine Art Lastenausgleich.

    • Dobkeratops 1. November 2020, 14:50

      Ich gehe fest davon aus, dass wir in zwei Wochen Ausgangssperren bekommen, die in vier Wochen bis mindestens in den Januar hinein verlängert werden.

      Selbst im Frühjahr ist R nie unter 0,8 gefallen, mit dem jetzigen Teil-Lockdown wären 0,9 schon ein großer Erfolg. Damit bekommen wir aber nur ein Best-Case-Szenario, in dem wir uns mit jeweils drei Wochen Lockdown ca. eine Woche Lockerungen erkaufen, nach der anschließend wieder alles beim Alten ist. Spätestens nachdem man das zweimal gemacht hat, haben wir hier Zustände wie in Neapel.

      Das Ziel wird deshalb eher sein, bis Januar die Zahlen so weit zu drücken, dass wir uns mit nur langsam steigendem Infektionsgeschehen bis zum März/April schleppen, wo der beginnende Frühling die Zahlen wieder deutlich senken wird.

      • Erwin Gabriel 2. November 2020, 13:19

        @ Dobkeratops 1. November 2020, 14:50

        Ich gehe fest davon aus, dass wir in zwei Wochen Ausgangssperren bekommen, die in vier Wochen bis mindestens in den Januar hinein verlängert werden.

        Das Ziel wird deshalb eher sein, bis Januar die Zahlen so weit zu drücken, dass wir uns mit nur langsam steigendem Infektionsgeschehen bis zum März/April schleppen, wo der beginnende Frühling die Zahlen wieder deutlich senken wird.

        Ich hoffe, dass Du nicht recht behältst, aber meine zuversicht ist kleiner als meine Hoffnung.

  • Stefan Sasse 2. November 2020, 12:42

    Noch ein letzter Punkt zum angeblich spezifisch-schrecklichen Merkel-Appell: Ich habe gerade diesen Aufruf von Ludwig Erhard an die Deutschen gefunden, anlässlich der ersten Wirtschaftskrise mit immerhin 100.000 Arbeitslosen (!):
    “ Wenn das deutsche Volk nicht hören will, dann muss es eben fühlen. Dann wird eben ein Stück Freiheit nach dem anderen verloren gehen.“ Gleiche Rede: „Wir gehen den Weg der Stabilität, auch wenn wir dabei noch einmal durch ein Tal der Nöte für den deutschen Staatsbürger hindurch müssen.“

    Aber das sind natürlich freiheitsliebende Liberale, die NIEMALS einen Appell an das Volk machen würden wie die Kanzlerin. Was erlaube Erhard!

    • Stefan Pietsch 2. November 2020, 12:50

      Wer ist Ludwig Erhard?

      Ich kenne keinen Erhard, nur einen, der vor so 70 Jahren ein maßgeblicher Politiker war. Ich kann dazu also nichts sagen, so wenig, wie ich etwas zu den Beweggründen von Kaiser Augustus (63 v.Ch. bis 14 n.Ch.) sagen kann.

    • popper 2. November 2020, 13:22

      Dein Vergleich hinkt so total, dass man sich Fragen muss, wie Du glauben kannst, das würde etwas zur Debatte beitragen. Im Übrigen ist die Aussage Erhards resignativ und dumm, weil zusammenhanglos. Dass Frau Merkel ein autoritärer Charakter ist, hat sie ja schon 1991 in dem Interview mit Günter Gaus angedeutet bzw. bekannt. Was ich aber besonders schlimm finde ist, dass bei den Schäden, die die Maßnahmen in der Wirtschaft verursachen immer von einer Schuld des Virus gesprochen wird. Geht es um die Frage, warum das Virus sich ausbreitet, sind es die Menschen. Beide Zuschreibungen sind abwegig, weil sie auf falschen Analysen von Wirkursachen beruhen. Letzteres zeigen die Länder, in denen die restriktivsten Maßnahmen eingeführt wurden mit den höchsten Fallzahlen. In Deutschland sind es unter den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg. Was tut man, man verordnet trotz des fundamental positiven Beispiels Schweden immer noch mehr von dieser falschen Medizin und ruiniert die natürlichen Kräfte gegen jede Art von Virulenz gleich mit.

  • Jens Happel 2. November 2020, 18:17

    Moin Stefan!

    1. Ich dachte du machts Urlaub?

    2. Ob Merkel emotional reagiert hat weil im fernen Japan ein Atommeiler einer Bauart, die wir nicht haben, wegen eines Naturereignises, das wir nicht haben zusammengebrochen ist oder weil im nahen BadenWürtemberg eine Mehrheit ihrer Partei zusammengebrochen ist, die sie sicher hatte, lasse ich mal als offene Frage hier stehen.

    3. Guter Artikel

    Es fehlt ein klares Ziel was wir mit den Massnahmen erreichen wollen und ohne Ziel keine Strategie.

    Man kann im Moment nur feststellen, dass das was als irgendwie grober Plan erkennbar war, nämlich durch Zwangsmassnahmen für alle, auch den vulnerablen Risikogruppen ein halbwegs risikoarmes Leben zu ermöglichen kolosal gescheitert ist und zwar in ganz Europa. Mit einer Ausnahme.

    Wir schauen immer hämisch auf die USA und schieben Trump dafür allein die Schuld in die Schuhe, aber in Spanien, Frankreich und UK ist die obengenannte Stratgie noch eindrücklicher gescheitert. Covid19 breitet sich nahezu ungebremst in Europa aus. Überall schnellen die Intensivebettenbelegungen in die Höhe, dito die Zahle der an/mit C19 Verstorbenen.

    Einzig logische Konsequenz: Unsere Strategie trägt nicht. Sieht auch Prof. Schrappe so.

    Ohne den besonderen Schutz der Risikogruppen, die nur einen relativ kleinen Teil der Bevölkerung ausmachen aber ca. die Hälfte der Intensivbetten benötigen, wird es nicht gehen.

    Damit hier nicht der nächste massive Eingriff in die Freiheitsrechte passiert und Risikogruppen wieder entmündigt werden, bräuchten wir Schnelltest vor Altenheimen, bezuschusste Taxifahrten, spezielle Zugabteile im Fernverkehr und Luftfilter in Besucherräumen in Altenheimen, Einkaufsservice etc. Sicher das kostet Geld, aber teurer als 10% BIP Einbruch wird es auch nicht.

    Die Schnelltests gibt es in Südkorea schon seit März. Warum Spahn mit dem Ermächtigungsgesetz ausgestattet, nee das hieß ja Pandemieschutzgesetz, die nicht schon längst bestellt hat ist mir ein Rätsel.

    Mein Blick geht nach Schweden. Das bezogen auf die Bevölkerungsgröße bei den Infiziertenzahlen fast gleichzeitig von der zweiten Welle getroffen wurde und auch die Infiziertenzahl/Einwohner ist fast exakt gleich. Es ist das EINZIGE europäische Land von nennenswerte Größe, dass bei den Infizierten Zahlen eine zweite Welle hat OHNE eine zweite Welle bei den Toten durch C19. Auch die Belegung der Intensivbetten ist viel geringer.

    Hierzu empfehle ich die webseite.

    Wählt bei den Ländern Schweden und Deutschland aus und zieht unten den Schieberegler nach rechts um zu zoomen. Wählt bei den Daten abwechselnd Confirmed Cases und Confirmed Death aus. Oben rechts ist eine Checkbox hier solltet angeklickt sein per Million.

    Die Intensivbettenbelegung für Schweden findet ihr hier.

    Die Intensivbettenbelegung für Deutschland findet hier im aktuellen Tagesreport.

    Ich hoffe, dass der schwedische Weg noch lange trägt, dass würde bedeuten, man könnte vergleichsweise „günstig“ im Sommer Immunität aufbauen ohne, dass Sterberaten und Intensivbettenbelegung durch die Decke gehen. Ein Free Lunch hatte Schweden aber nicht! (There is no free lunch!)

    Schweden hatte über den Sommer eine 2 bis 3 mal höhere Sterberate an C19 Patienten. Das klingt viel, aber in absoluten Zahlen war sie sehr gering

    Schweden 0,15 bis 0,3 pro MILLION Einwohner
    Deutschland 0,05 bis 1.5 pro Million Einwohner.

    Jetzt im Winter hat sich das komplett gedreht aktueller Stand Schweden 0,2 pro Mio., Tendenz konstant Deutschland bei 0,8 pro Mio. Tendenz rasant steigend

    Hierzu müsste man sich aber eingestehen, dass man auf das auf das falsche Pferd gesetzt hat und endlich anfangen ein konkretes Ziel zu formulieren und eine tragfähige, Grundgesetz konforme Strategie zu entwickeln, die wir auch vier Jahre durchhalten.

    Denn wer die Hoffnung auf einen Impfstoff setzt, der wie bei den Masern wirkt, hat auf Treibsand gebaut. Von den Risiken eines solchen im Expressverfahren entwickelten Impfstoffes mal ganz zu schweigen.

    https://www.nachdenkseiten.de/?p=65607

    das RKI hat ja auch eingeräumt, dass selbst mit Impfstoff Maskenpflicht nötig ist.

    Im April nach Aufhebung des Lockdowns habe ich geschrieben, wir sind auf einer Reise nach nirgendwo. Jetzt im zweiten Lockdown fühle ich mich in meiner damaligen Sicht bestätigt.

    Meine neue These ist, wenn wir das wirklich noch vier Jahre durchhalten müssen, brauchen wir keinen Impfstoff mehr, zumindest nicht um aus den Maßnahmen heraus zu kommen. In vier Jahren haben wir so oder so soviel Immunität aufgebaut, dass wir mit Covid19 durch sind.

    • Stefan Pietsch 2. November 2020, 18:28

      1) Und ich dachte, Du wolltest mal etwas in Opposition zu mir schreiben. Urlaub ist in einer Woche. Ich weiß noch nicht, ob ich danach zurückkomme. Meine Frau sagt jedenfalls nein und ich hänge doch durchaus an ihr.

      3) Merci!

      Es fehlt ein klares Ziel was wir mit den Massnahmen erreichen wollen und ohne Ziel keine Strategie.

      Meine Rede. Aber rationale Ökonomen haben keinen guten Ruf.

      Danke für die Unterstützung mit Zahlen.

      • Jens Happel 2. November 2020, 20:48

        1) Du schreibst halt besser als früher 😉

  • cimourdain 2. November 2020, 18:28

    Ich meine, dass Angela Merkels „Lustfeindlichkeit“ nicht persönlichen Präferenzen geschuldet ist, sondern dem Populismus. Zur Erklärung des Reizwortes: Populismus verstehe ich als das Reduzieren eines komplizierten Sachverhaltes mit mehreren Faktoren auf eine einfache Erzählung. Diese Erzählung ist bei Corona: Auf Sünde (Feiern) folgt Strafe (Ausbruch). So gab es im Herbst immer wieder „x-Infektionen bei Feier“ Meldungen (die sich manchmal im Nachhinein leise als falsch herausstellten, wie etwa die „Superspreaderin“ von Garmisch). Verschwiegen wurde, dass von den bekannten Infektionsketten die meisten im Haushalt oder bei der Arbeit stattfanden und die meisten unbekannten höchstwahrscheinlich bei Einkauf und Nahverkehr, wo man eben viele Fremde trifft. Einhalten der Hygieneregeln reduziert zwar das Infektionsrisiko, aber nun mal das nicht auf 0. Aber so hat sich die Deutung „Was Spaß macht, ist gefährlich“ eingeprägt.

    • Stefan Sasse 2. November 2020, 18:33

      „Lustfeindlichkeit“ ist eh so ein weiterer absurder Spin.

  • CitizenK 2. November 2020, 18:43

    Klar, Protestantin, Pfarrerstochter – kann gar nicht anders sein. Was für ein Quatsch.

    Kretschmann vor ein paar Tagen (in einer der TV-Dingens), sinngemäß: Als würden wir nicht gern feiern, uns mit Freunden treffen und in Urlaub fahren.

  • CitizenK 2. November 2020, 22:43

    Wir haben halt auch widersprüchliche Erwartungen an Politiker: Wenn sie entgegen die Mehrheit handeln, sind sie abgehoben oder autoritär. Richten sie sich nach der Mehrheit, gelten sie als populistisch.

  • Stefan Sasse 4. November 2020, 14:33

    Noch was spezielle für Stefan und popper:
    https://twitter.com/kattascha/status/1323741662712090626

  • popper 6. November 2020, 20:48

    „Wir haben“… wer ist wir und was wurde von wem versäumt. Mit dieser Empörungslyrik (ich bin es leid) outet sich Frau Professor als provokativ, arrogant und unwillig, sachlich zu debattieren. Engpässe gibt es jedes Jahr im Winterhalbjahr auf den Intensivstadionen, vor allem beim Personal.

    Niemand redet in anderer Fachgebiete hinein. Dass die Rohdaten angeblicher Neuinfizierter nichts aussagen, weiß mittlerweile jeder, der sich damit eingehender befasst hat. Aus dem Anstieg ergibt sich auch keine Korrelation nit den gesamten Erkrankungen und Sterberraten. Wir haben weltweit bis dato ca. 1,2 Mio. angebliche COVID-Tode, wobei immer vergessen wird, dazuzusagen, dass regelmäßig 70 Mio. Menschen jährlich sterben, was etwa 1 von 100 ausmacht. In Deutschland sterben von 1 Mio. 10.000 Menschen, davon 5.000 an Herz-Kreislauferkrankungen, etwa 3.500 an Krebs und 1.500 an respiratorichen Krankheiten, davon etwa 20-100 an Influenza oder COVID-19. Diese Zahlen sind standadisiert und Insidern bekannt. Eine Gefahr, wie Politiker und Medien sie uns wieder vermehrt einreden, ist weit und breit nicht zu sehen. Das trifft weltweit zu, trotz steigender positiver Testergebnisse. Der Soft-Lockdown ist unter wissensbasierten Aspekten absurd; er zerstört wie im Frühjahr Leben und wirtschaftliche Existenzen.

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