Wie ich lernte den Euro zu fürchten

  eine Replik auf

„Linke Wirtschaftsmythen: Die Lohnentwicklung prägt die Inflation und Wachstum“

Einleitung

Auf Deliberation Daily wurde ich aufmerksam durch den Artikel von Stefan Pietsch über linke Wirtschaftsmythen. Es gab einen recht regen Austausch im Blog, da ich dort aber keine Diagramme posten kann, möchte ich in meinem ersten Artikel zu diesem Thema schreiben und die Chance nutzen eine andere Sicht der Dinge darzustellen.

Der Artikel ist sehr lang geworden, außerdem mute ich euch noch zwei Youtube Videos zu. Ihr solltet also etwas Zeit mitbringen.

Es geht bei dem Artikel „Linke Wirtschaftsmythen: Die Lohnentwicklung prägt die Inflation und Wachstum“   um einen Vortrag von Prof. Flassbeck indem er erklärt, warum die Rettung Europas nicht gelingen kann.

Für mich hat das Thema persönlich große Relevanz, weil ich über meine Beschäftigung mit der Krise Europas von einem Euro-Befürworter zu einem Euro-Gegner geworden bin.

Hierbei möchte ich betonen, dass ich ein Befürworter der EU, bzw. eines geeinten Europas bin. Es ist meine Überzeugung, dass ein geeintes Europa mit einem gemeinsamen Wirtschaftsraum große Vorteile bietet, nicht nur wirtschaftlicher Natur. Ich bekomme aber immer mehr Zweifel, ob die Art und Weise wie wir dieses Europa organisieren, geeignet ist ein „geeintes Europa“ zu schaffen oder ob es nicht gar zu einem Zerfall Europas führen könnte.

Kapitel 1: Die Lohnentwicklung prägt die Inflation

Für das Verständnis der Krise in Europa argumentiert Flassbeck mit der unterschiedlichen Lohnentwicklung (in Bezug zur Produktivitätsentwicklung) innerhalb der EuropäischenWährungsUnion (EWU). Wenn ein Staat seine Löhne langsamer wachsen lässt („Gürtel enger schnallen“) als es die Summe aus Zielinflation plus des Produktivitätsfortschritt des jeweiligen Landes vorgibt, verbessert dieses Land seine Wettbewerbssituation gegenüber den Ländern in der EWU, die sich an diese Formel halten oder ihre Löhne noch stärker steigern. In der Folge gewinnt es mehr Marktanteile und verdrängt so die Firmen, die in diesen Ländern produzieren. Dies zwingt nun auch diese Länder ihre Löhne zu senken, um wieder wettbewerbsfähig zu werden. Da die Lohnentwicklung maßgeblich für die Inflation sei, führe die Lohnsenkung aller Länder zwangsläufig zu einer reduzierten Inflation bis hin zu Deflation. Er hat diese These bereits lange vor der Krise, sogar vor dem Start der EWU prognostiziert. Das älteste Dokument, dass ich gefunden habe, ist von 1997. 2005 konkretisierte er dies nochmal.

Kopieren die Partnerländer hingegen die Strategie des Gürtel-enger-Schnallens,

können sie im Preissenkungswettlauf mithalten. Das bedeutet aber zwingend, dass

die Zielinflationsrate in der Währungsunion nicht gehalten werden kann, sondern

eine Abweichung nach unten erfolgt. Bei einer Zielrate von 2 % nähert man sich

dann unversehens der Deflation, deren einmal begonnenem Teufelskreis zu

entkommen nur schwer möglich ist.

Die Inflation betrug nach Einführung der Währungsunion 1999 bis 2007 um die 2%. In 2007 viel sie dann auf unter 1% und war dann bis 2016 immer unter 1,5%, 2013 sogar noch sogar einmal unter 1%.

Diagramm 1: Inflation in der EWU, anhand der Änderung des Bip-Deflators

Nun ist mir klar, dass wir 2008 eine große Wirtschaftskrise hatten, welche tendenziell die Inflation dämpft. Aber die gleiche Krise hat nicht dazu geführt, dass die Inflation in den Folgejahren in UK und USA in gleichem Maße schwächelte. In den USA sank sie 2009 beinahe auf das Niveau der EWU, war aber 2011 schon wieder bei 2%. Im Euroraum blieb sie aber beharrlich deutlich unter 1,5 % zeitweise sogar unter 1%. Ich finde hier kann man wirklich sagen, dass man sich der Deflation genähert hat, wie Flassbeck es vorhergesagt hat. Insofern sollte man Flassbecks These etwas gründlicher prüfen, ehe man sie einfach verwirft.

Berücksichtigen sollte man zudem auch, dass die EZB versuchte der Deflation entgegenzuwirken und ab Mai 2010 begann Staatsanleihen zu kaufen und die Inflation trotzdem nicht nennenswert anzog.

(Bis 2015 sollten diese Programme allerdings die Geldmenge nicht erhöhen , was aber wohl nur zur Hälfte gelang.)

Nachdem Stefan Pietsch behauptet die Rechnung stimme nicht, bzw. er könne sie nicht nachvollziehen, habe ich mir die Daten aus der Ameco Datenbank heruntergeladen.

Die Ameco Datenbank ist eine Datenbank die kostenlos per Internet zugänglich ist und von der Europäischen Kommission zur Verfügung gestellt wird.

Noch vorneweg, ich bin weder Volkswirt noch Betriebswirt und kann hier diesbezüglich keine fundierten Vorträge halten. Meine Vorstellung von diesem Blog ist, dass er zum Erkenntnisgewinn für diejenigen führt, die sich daran beteiligen, mich eingeschlossen.

Um dem Argument „Traue keiner Grafik, die du nicht selbst gefälscht hast“ entgegenzuwirken, werde ich alle Berechnungen in Form von Tabellenkalkulationen über Drobpox zum download anbieten, so dass sie jeder nachvollziehen kann, mich auf Fehler aufmerksam machen kann und Ergänzungen hinzufügen kann.

Konkret behauptet Flassbeck, dass die Änderungen der (volkswirtschaftlichen) Lohnstückkosten mit den Änderungen des Bip-Deflator korrelieren. Im folgenden setze ich die Änderung des BIP-Deflators/Price Deflators mit der Inflation gleich. Die Definition der Lohnstückkosten Gemäß Wikipedia sind die volkswirtchaftlichen Lohnstückkosten definiert als Arbeitnehmerentgelt / BIP.

Als Arbeitnehmerentgelt hat Flassbeck mit den „Compensations“ gerechnet, die die Löhne plus Lohnnebenkosten darstellen. Das ist in meinen Augen sinnvoll, da nicht in allen Ländern, wie bei uns, die Sozialabgaben vom Arbeitgeber mitbezahlt werden. Durch die Verwendung der Compensations“ sind die Länder untereinander besser vergleichbar. In der Ameco Datenbank sind die „Compensations“ wie folgt definiert: Compensation of employees includes wages and salaries (D.11) and employers‘ social contributions (D.12).

Um die Rechnung von Flassbeck nachzuvollziehen, habe ich aus der Ameco Datenbank die Daten der „Compensations of Employes (UWCD)“ durch das „GDP at 2010 price levels (OVGD)“ für das jeweilige Jahr dividiert und anschließend die Änderungsrate pro Jahr in Prozent errechnet. Außerdem habe ich den „Price Deflator Gdp(PVGD)“ herangezogen und ebenfalls die Änderungsrate pro Jahr errechnet. Zum Schluss habe ich die beiden Änderungsraten für jedes Land in einem Diagramm dargestellt.

Ich werde im folgenden bei den Werten, die sich unmittelbar auf die Ameco Datenbank beziehen, bei den original englischen Bezeichnungen bleiben, da es so etwas eindeutiger ist auf was ich mich in den Tabellen beziehe. Dadurch wird der Text leider etwas denglisch.

Bei Deutschland habe ich bis zur Wiedervereinigung mit den Werten der alten BRD gerechnet und ab der Wiedervereinigung mit den Daten des vereinten Deutschlands. Die Datenreihe hat dort einen kleinen Sprung.

Diagramm 2: Änderung Inflation und Änderung Lohnstückkosten für Deutschland

Diagramm 3: Änderung Inflation und Änderung Lohnstückkosten für USA

Diagramm 4: Änderung Inflation und Änderung Lohnstückkosten für Japan

Bei allen untersuchten Ländern (in der Excel Tabelle in der Dropbox sind noch wesentlich mehr Länder) erkenne ich eine gute Korrelation zwischen der jährlichen Änderung des Bip-Deflators und der jährlichen Änderung der Lohnstückkosten. Somit wäre dieser Teil von Flassbecks Behauptung bestätigt.

Nun gilt grundsätzlich, dass eine Korrelation kein Beweis für einen kausalen Zusammenhang darstellt.

Inflation gibt es, wenn für die gleiche Art und Menge an Gütern mehr Geld ausgegeben wird. Wenn die Löhne erhöht werden, steht mehr Geld für Güter zur Verfügung. Wenn die Produktivität steigt, werden bei gleichen Löhnen mehr Güter produziert. Der Quotient von beiden sind die oben genannten Lohnstückkosten. Die Lohnstückkosten sind somit ein Indikator dafür, wieviel Lohn (Nachfrage) für die produzierten Güter (Angebot) zur Verfügung steht. Aus dem Verhältnis von Nachfrage und Angebot ergibt sich der Preis, die Änderung davon ergibt die Inflation. Damit sind die so definierten Lohnstückkosten ursächlich mit der Inflation verknüpft.

Die Inflation wird zweifelsohne noch von weiteren Faktoren beeinflusst, z.B. der Preissteigerung von Importgütern und Änderungen der Sparquote. Zudem reduziert ein Exportüberschuss die im Inland zur Verfügung stehende Menge an Gütern und andersherum. Für etwas längeren Zeiträume finde ich die Argumentation von Flassbeck aber logisch und es sei die Frage erlaubt warum sie denn nichts mit der Inflation zu tun haben sollte?

Auch aus der Sicht eines Unternehmers scheint es mir ebenfalls schlüssig, dass Lohnsteigerungen eine starke Rolle bei Preiserhöhungen spielen. Unternehmen die ihre Preise erhöhen drohen Marktanteile zu verlieren. Den optimalen Preis zu finden ist alles andere als einfach. Zwar gibt es die Theorie zur Preisbildung aber in der praktischen Anwendung weiß man eigentlich nicht wo man sich auf der Kurve gerade befindet. Bei Produkten die im Markt eingeführt sind und ausreichend Profit bringen wird eher ungern an der Preisschraube gedreht. Preiserhöhungen OHNE Kostendruck scheinen so eher selten zu sein, zumindest auf Märkten auf denen Konkurrenz herrscht.

Lieber versucht der Unternehmer vorher die Effizienz zu steigern und irgendwie günstiger zu produzieren, als die Preise zu steigern. Steigen aber die Kosten dennoch, z.B. durch höhere Löhne, kommt man als Unternehmer irgendwann nicht umhin seine Preise zu erhöhen.

Da die Löhne in vielen Branchen der dominierende Kostenfaktor sind müssen sie auch maßgeblich die Inflation triggern, zumal sie rund 50% des BIPs ausmachen.

Ich kann kein Argument finden, warum Löhne die stärker steigen als die Produktivität nicht zu Inflation führen sollen.

Zwischenfazit: Mathematisch ist die Korrelation da und es gibt plausible Argumente warum es dafür einen kausalen Zusammenhang gibt.

Kapitel 2: Auswirkungen innerhalb der EuroRaumes

Betrachten wir das eben gesagte für den Euro Raum. Hier kommt der Umstand hinzu, dass sämtliche externen Effekte wie Wechselkursschwankungen und Änderungen von Importpreisen (von Importen außerhalb des EuroRaumes) IDENTISCH sind, da alle in der gleichen Währung Euro bezahlen! Außerdem gilt der Leitzins für alle Länder des Euroraumes gleichermaßen.

Wie sehen die obigen Diagramme für den Zeitraum ab 1999 der Länder der EWU aus?

Diagramm 5: Änderung v. Inflation und Lohnstückkosten

Verglichen mit den drei Diagrammen zuvor, sieht dies auf den ersten Blick nicht sonderlich übereinstimmend aus. Allerdings ist verglichen mit den drei Diagrammen zuvor der Zeitraum kürzer und so die Korrelation mit dem Auge nicht mehr so gut sichtbar.

Um die Korrelation besser sichtbar zu machen habe ich im folgenden Diagramm die Änderung der kumulierten Lohnstückkosten seit 1999 aufgetragen. Wie bei der Zinseszinsrechnung wird die prozentuale Änderung mit der prozentualen Änderung des Vorjahres multipliziert. Man erkennt somit bei dem betrachten Jahr die gesamte Änderung seit dem Startpunkt (1999).

 

Diagramm 6: Kumulierte Änderung der Lohnstückkosten

Man sieht, dass Deutschland nach Einführung des Euros bis 2007 seine realen Lohnstückkosten sogar senkte. Erst ab ab 2007 nähern sich seine Lohnstückosten wieder langsam an die der anderen Länder an. Ab 2002 stiegen in Deutschland die Exporte merklich an. 2003 wurden auch die Hartz4 Gesetze verabschiedet, sie traten aber erst 2005 in Kraft. Sie dürften mit verantwortlich sein, dass die Lohnstückkosten 2006 gegenüber 1999 sogar ins minus drehten. Hauptsächlich, weil nun jede Arbeit angenommen werden musste und es versäumt wurde zeitgleich einen Mindestlohn einzuführen, sanken die Einkommen der unteren Lohngruppen erheblich. Mir sind Fälle bekannt, wo Menschen für unter 5€ pro Stunde arbeiteten, die Löhne darüber wurden mit nach unten gezogen, so kam es in Deutschland zwischen 2005 und 2010 zu Reallohnsenkungen für 90% der Lohnempfänger!

Wenn man für diese Zeit nun die Inflation ebenfalls kumuliert dazu einträgt, erhält man das folgende Diagramm.

Diagramm 7: Korrelation kumulierte Lohnstückkostenänderung und kumulierte Inflation

Ich habe nur drei Länder eingetragen, weil es ansonsten etwas unübersichtlich wird. Hier nochmal der Hinweis auf die Tabellenkalkulationen in der Dropbox. Mit ihr kann sich jeder selbst weitere Diagramme erstellen.

Spanien hat die höchste Zunahme sowohl der Lohnstückkosten als auch der Inflation. Frankreich liegt bei beiden in der Mitte und Deutschland bildet bei beiden das Schlusslicht. In den Tabellen in der Dropbox kann man erkennen, dass auch bei den anderen Ländern die kumulierte Änderung der Lohnstückkosten mit der kumulierten Änderung der Inflation korreliert. Auch hier bestätigt sich Flassbecks Aussage.

Kapitel 3: Auswirkung auf die Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Euro Raum

Flassbeck stellt außer der Deflationsgefahr noch weitere Aussagen auf, die sich überprüfen lassen. So sagt er salopp gesagt, dass derjenige der unter seinen Verhältnissen lebt (den Gürtel enger schnallt) und Gehaltsverzicht übt, seine Exporte in den gemeinsamen Währungsraum erhöht und gleichzeitig importiere er von dort die Arbeitsplätze. Und zwar die Arbeitsplätze von denjenigen, die nicht den Gürtel enger schnallen.

Die Theorie dahinter ist in meinen Augen banal, da im gemeinsamen Währungsraum Wettbewerb herrscht, werden Unternehmer bevorzugt dort produzieren, wo die Kosten (Löhne in Relation zur Produktivität) am niedrigsten sind und Kunden bevorzugt da kaufen, wo die Preise (bei gleicher Qualität) am günstigsten sind.

Das Deutschland seine Exporte massiv auch in die EWU ausgeweitet hat, setze ich als bekannt voraus. Weiter unten im Text komme ich darauf zurück und habe auch noch ein Diagramm und einen Link dazu.

Die Frage ist, wie wirkt sich das nun auf die Arbeitsplätze aus?

Mit der Arbeitslosenstatistik lässt sich dies nur schwer zeigen, dass ist aber auch nicht weiter verwunderlich. So gehen in dieser Statistik Arbeitsplätze, die im einen Land verloren gehen nicht zwingend 1 zu 1 in das andere Land über. Wenn ein Land seine Arbeit im Vergleich zu einem anderen sehr prekär organisiert, ist es möglich, dass der eine verlorene Arbeitsplatz im nächsten Land von drei Arbeitern erledigt wird, die nur in Teilzeit beschäftigt werden.

Außerdem werden in der Arbeitslosenstatistik Arbeitslose über 58 Jahren nicht gezählt. Man müsste also auch noch unterschiedliche Alterszusammensetzungen der Länder berücksichtigen.

Menschen in Umschulung oder Weiterbildung fallen ebenfalls aus der Arbeitslosenstatistik heraus, da jedes Land in der EWU den Umfang der Fort- und Weiterbildung der Arbeitslosen anders handhabt, verzerrt dies die Anzahl der verlorenen, bzw. hinzu gewonnen Arbeitsplätze unterschiedlich stark.

Ich habe für die Frage ob „Arbeitsplätze importiert oder exportiert“ werden, deswegen die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden aus der Ameco Datenbank herangezogen. Um einen globalen Trend, dem der ganze Wirtschaftsraum EWU unterliegt herauszurechnen, habe ich mit dem Anteil der geleisteten Arbeitsstunden eines Landes an den insgesamt in der EWU geleisteten Arbeitsstunden gerechnet. Anders formuliert, wieviel Prozent trägt ein Land zu den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden in der EWU bei.

Das sieht auf den ersten Blick eher unauffällig aus.

Diagramm 8: Anteil der Arbeitsstunden an den geleisteten Arbeitsstunden (EU12)

Im folgenden habe ich die jährliche Änderung in Prozent ermittelt, zudem habe ich die Änderung noch gewichtet und zwar mit dem durchschnittlichen Anteil des Landes an den insgesamt in der EWU gearbeiteten Stunden.

Diese Wichtung ist nötig, da eine prozentuale Änderung eines Landes mit einem geringen Anteil an den Arbeitststunden in absoluten Arbeitstunden natürlich geringer ist, als die gleiche prozentuale Änderung eines Landes mit vielen Arbeitsstunden, so sind bei einem Land mit 1000 Arbeitsstunden 1% eben nur 10 Stunden und bei 10000 Stunden 100 Stunden. Ich möchte zeigen von wo nach wo Arbeitsstunden gewandert sind, deshalb die Gewichtung, das Ergebnis ist im folgenden Diagramm zu sehen.

Diagramm 9: „Wanderungen“ der Arbeitsstunden

Zusätzlich zu den so ermittelten Änderungen, deren Skala die linke senkrechte Achse ist, habe ich nochmals die insgesamt geleisteten Stunden in der EU12 eingetragen (dunkelgrün gestrichelt), deren Skala die rechte senkrechte Achse ist.

Das Diagramm (linke senkrechte Achse) stellt so etwas ähnliches wie die erste Ableitung der Anteile eines Landes an den insgesamt geleisteten Stunden dar. Ist die Linie eines Landes unter Null hat es Anteile verloren ist sie über Null hat es Anteile hinzugewonnen. In absoluten Zahlen kann ein Verlust an Anteilen dennoch ein Zugewinn sein, und zwar wenn die insgesamt geleisteten Stunden in der EU12 zunehmen, z.B. von 2013 bis 2016.

Mit dem Eintritt in die EWU verliert Deutschland zunächst jedes Jahr Anteile an den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden. Aber die Lohnzurückhaltung Deutschlands, die die Ursache für die Senkung der Lohnstückkosten ist (vgl. Diagramm 6) beginnt sich bereits im Jahr 2003 auszuzahlen. Der Verlust an Anteilen an den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden geht zurück und ist bereits 2006 auf ca. Null gesunken. In Spanien gab es einen Bauboom, besser gesagt einen Blase, die 2006 ihren Höhepunkt hatte und dann ziemlich abrupt kollabierte. Das ist zweifelsohne ein Sonderfaktor, der sowohl das Hoch vor dem platzen der Blase als auch das Tief nach dem Platzen der Blase verstärkt. Dennoch verhält sich der „Austausch“ der Arbeitsstunden so wie von Flassbeck vorhergesagt. Deutschland „importiert“ Arbeitsplätze und Spanien „exportiert“ diese, im Gegenzug importierte es vermehrt Waren von Deutschland.

Bei Portugal und Griechenland finde ich die Effekte die Flassbecks These vorhersagt sehr eindeutig. Beide Länder gewinnen bis 2009 so gut wie nichts an Arbeitsstunden hinzu und verlieren auch nicht nennenswert. Ab 2009 verhalten sich die Kurven beider Länder ziemlich eindeutig antizyklisch zu Deutschland. Deutschland gewinnt Arbeitsstunden hinzu, Portugal und Griechenland verlieren.

Einzig Frankreich ist etwas erklärungsbedürftig. Es scheint wie Deutschland in der Krise Arbeitsstunden hinzu zu gewinnen. Allerdings bei weitem nicht so stark und es rutscht bereits 2013 schon wieder ins Minus. Meine Erklärung ist, das Frankreich eine wesentlich stärkere Gewichtung auf dem Binnenmarkt hat als Deutschland und Spanien. Da der Effekt von Flassbeck aber über die Importe und Exporte erfolgt, dauert es bei Frankreich länger bis der Effekt zum tragen kommt. Im Vergleich zu Portugal und Griechenland ist Frankreichs Volkswirtschaft erheblich größer und reagiert deswegen vermutlich träger. Zudem hat Frankreich in absolut Zahlen keine Arbeitsstunden hinzugewonnen im Zeitraum 2008 bis 2013 schwankt es in absoluten Zahlen zwischen 40.000 MioStunden und 40.500 MioStunden, also gerade mal plusminus 0,6%, es fährt gewissermaßen erst mal träge geradeaus weiter. Die relativen Änderungen zu den anderen Volkswirtschaften kommen somit von den absoluten Änderungen der anderen Volkswirtschaften.

Bei Italien gibt es keine Sondereffekte, ab 2004 verliert es bis auf wenige Ausnahmen jedes Jahr Anteile an den geleisteten Arbeitsstunden. Im Gegensatz zu Spanien senkt Italien seine Lohnstückkosten nicht (vgl. Diagramm 6). Da es bei den Lohnstückkosten keine Wende einläutet, gibt es beim auch beim Verlust an Anteilen der Arbeitsstunden keine Wende. Es verliert ab 2004 eigentlich kontinuierlich (nur zwei kleine Ausnahmen (2006 und 2011). Auch das Ausbleiben der Wende in beiden Diagrammen, also die Synchronizität, belegt Flassbecks These.

Analog zu den von 1999 bis 2003 stagnierenden von 2003 bis 2007 sogar fallenden Lohnstückkosten (vgl. Diagramm 6) baut Deutschland seinen Anteil an den insgesamt in der EWU geleisteten Arbeitsstunden aus. Bis 2008 ist das für die anderen Ländern erst einmal wenig zu spüren, den die Wirtschaft läuft gut, und so nehmen die insgesamt geleisteten Arbeitsstunden in der EWU (EU12) bis 2008 zu. Wenn einer von einem größer werdenden Kuchen etwas mehr abbekommt, fällt dies erst mal nicht so auf, da durch die Zunahme des Kuchens für die anderen genau soviel oder sogar auch ein Zuwachs möglich ist.

Richtig zum tragen kommt der von Flassbeck prognostizierte Effekt in der Krise ab 2008. Zwischen 2008 bis 2013 steckt die EWU in einer Rezession, die Anzahl der insgesamt geleisteten Arbeitsstunden sinkt in diesem Zeitraum in der EWU. Deutschland vergrößert aber dennoch seine Anteile an den geleisteten Arbeitsstunden in diesem Zeitraum weiter, sogar noch deutlich stärker als zuvor. Dies lässt sich vielleicht damit erklären, dass in der Krise preisbewusster eingekauft wird und nun die Kostenvorteile Deutschlands voll zum tragen kommen.

Analyse Zusammenfassung:

  • Für Portugal kommt die Wende bei den Arbeitsstunden 2011 nachdem es die Wende bei den Lohnstückkosten 2010 schaffte, also ein Jahr später.
  • Griechenland schafft die Wende bei den Arbeitsstunden 2011 nachdem es die Wende bei den Lohnstückkosten 2010 schaffte, also ein Jahr später.
  • Spanien schafft die Wende bei den Arbeitsstunden endgültig 2012 nachdem es die Wende bei den Lohnstückkosten 2009 schaffte. Es hatte bei den Arbeitsstunden schon 2010 ein kleines Zwischenhoch, wenn man das glättet hat es die Wende ca. 2011 geschafft, also zwei Jahre später.
  • Deutschlands jährlicher Zugewinn an den Arbeitsstunden sinkt ab 2010 wieder, nachdem es seit 2007 bei den Lohnstückkosten wieder etwas stärker zulegt als die anderen Länder, also drei Jahre später.
  • Zwischen 2008 und 2013 sieht man, wie Deutschland zu Lasten von Portugal, Spanien, Italien und Griechenland seine Anteile an den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden erhöht.
  • Italien hat keine Wende bei den Lohnstückkosten und keine Wende bei den verlorenen Arbeitsstunden.
  • Was nicht so ganz ins Bild passt ist Frankreich.
  • Auch die zeitlichen Abfolge der Ereignisse ist ein Beleg für Flassbecks These. Die Wende beim Zugewinn an Anteilen an den insgesamt geleisteten Arbeitsstunden folgt zeitlich mit ein bis zwei Jahren Verzögerung der Wende bei den Lohnstückkosten. Länder die dort keine Wende einleiten, haben auch keine Wende beim Anteil an den geleisteten Arbeit stunden.

Ich sehe nun alle Prognosen Flassbecks bestätigt.

Wer seine Lohnstückkosten absenkt (Deutschland) gewinnt Marktanteile indem er seine Exporte erhöht, die Länder mit Importüberschuss (Spanien, Portugal und Griechenland) verlieren diese Arbeitsplätze an denjenigen, der seine Lohnstückkosten gesenkt hat (Deutschland). Nun beginnen zwangsläufig auch diese Länder ihre Lohnstückkosten zu senken, was beinahe zu Deflation führt. Auch hier spricht die chronologische Abfolge für Flassbecks These. Ab 2009 leiten Spanien, Portugal und Griechenland die Wende bei den Lohnstückkosten ein. Frankreich und Italien leiten zwar keine Wende ein, aber auch dort flacht die Kurve bei den Lohnstückkosten ab 2009 bzw. 2010 ab (vgl. Diagramm 6). ca. 4 Jahre später hat dann die Inflation mit unter 1% ihr Minimum.

Flassbecks These gilt offenbar nicht sklavisch gemäß einer festen Formel. Es trifft auch nicht alle Länder gleichermaßen, dies hängt mutmaßlich auch damit zusammen auf welchen Märkten die Länder miteinander konkurrieren und wie stark sie Export- oder Binnenwirtschaftlich orientiert sind, außerdem sollte auch noch untersuchen inwieweit die Länder individuell durch Konjunkturprogramme versucht haben dagegen zu steuern.

Außerdem spielen bei den hier stets betrachten VOLKSWIRTSCHAFTLICHEN Lohnstückkosten nicht nur die Produktionskosten eine Rolle sondern auch die Nachfrage durch die Löhne. Senkt Deutschland seine Löhne können Deutsche sich auch weniger Urlaub zum Beispiel in Spanien und Portugal leisten, was dort Arbeitsplatzverluste (geleistete Arbeitsstunden) zur Folge hat. Damit will ich sagen, auch wenn sich zum Beispiel die Lohnstückkosten eines spanischen Autowerkes nicht gegenüber den Lohnstückkosten eines Autowerkes in Deutschland geändert haben, kann der von Flassbeck beschriebene Effekt dennoch eintreten. Zumal es innerhalb einer Volkswirtschaft auch Kopplungseffekte zwischen den einzelnen Branchen gibt, bleiben zum Beispiel Gelder im spanischen Tourismus aus, werden die Spanier die dort weniger verdienen auch weniger oft ein Auto aus heimischer Produktion kaufen.

Ich habe die spanische Tourismuseinnahmen nicht untersucht, ich wollte dies nur als ein Beispiel anführen, dass man die gesamte Volkswirtschaft betrachten muss und nicht nur Lohnstückkosten in einzelnen Branchen betrachten darf.

Kapitel 4: Sichtweise anderer Volkswirte

Flassbeck ist Keynesianer, wie sieht die Erklärung eines neoliberalen Volkswirtes aus? Überraschend ähnlich!

Ich verweise auf ein Interview mit Prof. Sinn, den man – denke ich – ohne Zweifel als neoliberal bezeichnen kann.

Auch Prof. Sinn sieht das Hauptproblem darin, dass Deutschland innerhalb des Euroraumes zu wettbewerbsfähig geworden ist. Konkret sagt er, Deutschland sei gegenüber dem Süden um ca. 1/5 unterbewertet (12:40). Er nennt es „relative Preise“. Die Ursache sieht er darin, dass der Süden eine stärkere Inflation hatte als Deutschland. Auch in diesem Punkt stimmt er also mit Flassbeck überein.

Lediglich die Frage woher die unterschiedliche Inflation kommt beantwortet er anders. Er sagt der Süden hätte durch die billigen Kredite massiv inflationiert (10:50). Die Kredite waren für Deutschland aber genau so billig. Wieso sollte das denn in Deutschland nicht zu Inflation geführt haben? Wieso erhöht das die Preise ausschließlich im Süden? Hier liefert er keine Erklärung.

An anderer Stelle sagt er die unterschiedliche Inflation rühre von den Importpreisen her (31:50) und vom billigen Geld der EZB.

Hier erscheint mir Sinns Ausführung ebenfalls unlogisch. Die Importpreise von Gütern außerhalb des Euroraumes sind für alle Länder im EuroRaum identisch. Somit sind die Importpreise für Waren außerhalb des Euro Raumes keine Erklärung. So bleiben Importpreisänderungen innerhalb des Euroraumes, also z.B. von Deutschland nach Spanien und umgekehrt. Diese Preise können sich aber nur ändern, wenn die Preise in den Ländern sich geändert haben. Diese Erklärung ist somit ein Zirkelschluss, er erklärt die unterschiedliche Inflation der Länder mit unterschiedlichen Importkosten, die wiederum von der unterschiedlichen Inflation der Länder herrühren. Wesentlich einleuchtender scheint mir hier Flassbecks These, dass unterschiedliche Lohnstückkosten in den Ländern zu unterschiedlicher Inflation und somit zu unterschiedlichen Importpreisen führen. Das heißt nichts anderes als, dass Sinns Erklärung mit den unterschiedlichen Importpreisen zu kurz greift und die Ursache für die Importpreisänderungen wieder nur durch die Änderungen der Lohnstückkosten gemäß Flassbecks These zu erklären sind.

Die Geldschwemme der EZB trifft alle Länder des Euro Raumes gleichermaßen, sie kann somit ebenfalls keine Erklärung für Änderungen zwischen den Ländern sein.

Lösungsvorschläge der beiden Ökonomen:

Sowohl Flassbeck als auch Sinn (24:07) konstatieren, dass der Süden seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber Deutschland verbessern muss. Sinn plädiert dafür, dass Deutschland mehr importiert (13:40) und Deutschland müsste gegen den Süden aufwerten, also eine höhere Inflation bekommen als der Süden (22:40 bis 23:45). Dies würde beiden helfen, da Deutschland höhere Reallöhne hätte und der Süden würde mehr Jobs kriegen.

Flassbeck schlägt vor, dass Deutschland seine Löhne stärker erhöht als der Süden. Sinn meint an dem Vorschlag wäre sogar etwas dran (13:40), er schlägt aber vor, dass Deutschland seine Importe steigern solle.

Der Vollständigkeit halber erwähne ich auch noch, dass Sinn „temporäre Austritte“ einzelner Staaten vorschlägt (27:30).

Ich frage mich wie Deutschland dem Vorschlag von Prof. Sinn folgen könnte? Wie will Deutschland seine Importe steigern, ohne dass die Löhne in Deutschland steigen? Etwas plump gefragt: Wie sollen sich Deutsche mehr Urlaub in Spanien leisten können oder spanische Produkte kaufen können, ohne dass sie mehr Geld in der Lohntüte haben? Dies ginge ohne Lohnerhöhung nur, wenn sie andere damit konkurrierende Produkte weniger nachfragen würden. Die spanischen Produkte müssten also billiger werden oder die anderen Produkte teurer. Dies ist aber wieder exakt Flassbecks These von den unterschiedlichen Lohnstückkosten zwischen den Staaten. Auch hier ist Sinns Vorschlag mit Flassbecks Vorschlag in letzter Konsequenz identisch.

Prof. Sinn fordert, dass Deutschland gegenüber dem Süden aufwerten müsste (22:40 bis 23:45), er äußert sogar, dass es besser wäre Deutschland würde eine höhere Inflation haben als der Süden, um diesen das aufholen zu ermöglichen, da sie sonst in die Deflation rutschen würden (Minute 25:30 und 27:10). Wie Deutschland zu einer höheren Inflation kommen könne, sagt er nicht. Es wird aber unterstellt, die EZB würde Deutschland genau in diese höhere Inflation gegenüber dem Süden treiben wollen (25:50).

Da muss ich mich jetzt doch ein bisschen über den großen Prof. Sinn mokieren. Ich habe gegoogelt, aber ich finde partout nicht die Stelle in den EU-Verträgen, die es der EZB erlauben würde für Deutschland andere Leitzinsen zu setzen als für andere Länder? Wie will die böse EZB, dass nur anstellen, mit Zinssätzen die für alle gleich sind?

Meiner Ansicht nach schlagen im Prinzip beide das gleiche als Lösung vor, nur dass Sinn nicht über seinen neoliberalen Schatten springen kann, da höhere Löhne in Deutschland zu fordern, ja nachfrageorientiert wäre. Und so etwas wird in der neoliberalen Kirche – in der der Katechismus festgelegt alles müsse angebotsorientiert sein – offenbar mit Inquisition und Exorzismus bestraft 😉 .

Wenn man Sinns Vorschläge aber zu Ende denkt, ist klar dass es ohne eine stärkere Anhebung der Löhne in Deutschland nicht gehen wird, da sonst der Süden in die Deflation rutscht, was auch Sinn als sehr kritisch sieht, Stichwort „Brüning“ (Sinn 25:30).

Mein Fazit ist, dass Flassbecks These weiter geht als die von Prof. Sinn. Sie bietet eine Erklärung an woher die Inflation herkommt, die sich kausal erklären lässt UND sich empirisch bestätigen lassen. Sinns Erklärungen sind hier entweder wolkig oder bedeuten im Endeffekt ebenfalls, dass sie von den unterschiedlichen Lohnentwicklung herkommt, auch wenn er das nicht explizit sagt.

Noch ein Chart zu den Ausführungen die EZB plane angeblich eine Inflation von 4% und die Bundesbank wäre in der Vergangenheit ein besserer Hüter der Inflation gewesen. Das ist historisch betrachtet Kokolores.

Diagramm 10: Inflation (Änderung BIP-Deflator) in Deutschland

Noch nie seit 1961 war die Inflation über einen so langen Zeitraum so niedrig. Zu behaupten zu DM-Zeiten sei die Währung „härter“ gewesen ist eine nostalgisch verklärte Sicht der Dinge. Der Euro hat uns die niedrigste Inflation gebracht, die wie je hatten, was ebenfalls Flassbecks These bestätigt, da wir diese niedrige Inflation TROTZ QE-Programm und historischen Höchstständen an Staatsschulden im Euroraum haben!

Anmerkung: Die Inflation ist auch bei den anderen Ländern im Euroraum auf historisch einmalig langanhaltenden Tiefstständen.

Kapitel 5: Schlussresümee

Und noch etwas zeigt das Ganze, in der EWU ist kein Platz mehr für verschiedene Wirtschaftsmodelle. Vor der EWU konnte Deutschland sein exportorientiertes Modell und Frankreich sein eher auf Binnenwirtschaft orientiertes Modell nebeneinander her fahren. Gelegentlich fing das an zu knirschen, dann wurde der Franc etwas abgewertet und die Welt war wieder in Ordnung. Damit ist jetzt Schluss, getrieben durch die niedrigen Lohnstückkosten Deutschlands folgt der Rest der EWU nun notgedrungen dem deutschen Modell (vgl. Diagramm 11). Wer nicht mitmacht, dessen Wirtschaft lässt zwangsläufig Federn. Unter dem Anpassungsdruck und der europaweiten Lohnzurückhaltung hat die EU nach deutschem Vorbild ihre Export ab 2011 massiv ausgebaut. Es sind jetzt eben alle ein bisschen Deutschland.

Diagramm 11: Vergleich Netto Exporte Deutschlands mit EU12 ohne Deutschland

Nettoexporte sind Exporte an Waren und Dienstleistungen minus Importe an Waren und Dienstleistungen. Im Diagramm sind von den Nettoexporten der EU12 die Nettoexporte Deutschlands abgezogen worden, die Bezeichnung müßte so eher EU11 heißen 😉

Genau die Länder, die sich immer noch gegen das deutsche Modell sperren haben die Größten Probleme, Italien und Frankreich.

Bereits ab 2003 steigert Deutschland seine Netto-Exporte erheblich. Mit dem Einsetzen der Hartz4 Reform 2005 gibt es noch mal einen Boost. Nachdem so ab 2009/2010 auch viele andere Länder ihre Lohnstückkosten reduziert haben, springt ab 2011 auch der Exportüberschuss der EU rasant an, auch als Folge der Eurokrise als solche, die den Euro abwertet (vgl. Sinn). Dass heißt all das Wachstum und die Zuwächse bei den „Total Hours worked“ ab 2013 (vgl. Diagramm 9, rechte Skala) sind rein dem Export geschuldet, von einem selbst tragenden Aufschwung sind wir meilenweit entfernt.

Und nebenbei, Deutschland hatte bereits 2002 und 2003 seine Nettoexporte (positive Nettoexporte = ExportÜBERschüsse) deutlich gesteigert, die Hartz4 Reformen damit zu begründen, dass Deutschland zu der Zeit nicht wettbewerbsfähig gewesen sei und deshalb Hartz4 notwendig gewesen wäre, ist damit eindeutig widerlegt. Ein Land das so viel mehr exportiert als importiert ist über alle Maßen wettbewerbsfähig! Die Probleme die Deutschland zu der Zeit hatte, waren „nur“ Nachwehen, der Wiedervereinigung.

Die ganze Entwicklung ist nach meiner Einschätzung sehr gefährlich, da wir unsere ganze Wirtschaft auf ein Modell hin bürsten, dass nicht nachhaltig ist (vgl. Prof. Sinn 12:50). Denn neben der EU als ganzes auch haben auch China, Japan und Südkorea Exportüberschüsse, die im wesentlichen alle von den USA und UK absorbiert werden. Das ganze gleicht einem Schneeballprinzip, das nur funktioniert, weil sich die USA zunehmend verschulden. Sowohl in UK als auch in der USA hat dies zur Deindustrialisierung geführt, das wird und kann sich die USA nicht mehr beliebig lange gefallen lassen (vgl. Sinn 10:00). Der Brexit ist für mich bereits eine Folge dieser globalen fehlgeleiteten Wirtschaftspolitik.

Unser ExportÜBERschuss macht mittlerweile 8% des BIP aus. Wenn diese exzessiven Exporte eines Tages aufhören, weil uns die USA die Tür zu hauen, drohen uns in unserer Wirtschaft Verwüstungen ungeahnten Ausmaßes.

Die Schuldenbremse in der BRD sorgt dann noch dafür, dass ausgerechnet die Region in der EWU bei der die Wirtschaft dank des „Gürtel enger schnallens (bei den Löhnen)“ besonders gut läuft zu sparen anfängt (bei den Staatsausgaben), während der Rest in Brüningschen Reformen hängt (vgl. Sinn 25.30) und eigentlich dringend einen Stimulus bräuchte. Das ganze System des EURO ist so dermaßen mit nationalen EGOISMEN gestrickt worden, dass ich mich frage, warum wir dann überhaupt eine GEMEINSAME Währung brauchen.

Eines hat mir die Arbeit bei diesem Artikel auch gezeigt. Die EuroKrise hat ihre Ursache nicht in den Staatsschulden. Die so stark gestiegenen Staatsschulden sind vielmehr eine Folge unseren Exportüberschüssen in den Süden, der Bankenrettung und der Krisenbewältigung nach 2008. Von 2000 bis 2007 sind die Schulden der Südländer das Gegenstück zu unseren Exporten. Die deutsche Volkswirtschaft (ab 2008 unsere Buba) hat den Südländern das Geld geliehen, damit diese unsere ExportÜBERschüsse bezahlen können, die wir durch eine Lohnsenkung in der EWU initiiert haben. Die Staatsschulden, dass zeigt auch die Chronologie in den Daten, entstehen zeitlich erst im Nachgang zu unseren Lohnsenkungen UND synchron zu unseren anschwellenden Exporten in den Süden (vgl. Diagramm 12 und den Link darunter zu den Target 2 Salden)!

Ich überspitze das ganze mal:

Unsere schwarze Null hat der Süden durch Schulden finanziert und wir haben dafür Autos in den Süden geliefert. Um diese Autos so billig zu bauen haben wir Millionen Menschen in prekäre Beschäftigung getrieben und kriegen im Gegenzug wertlose „kalligrafische“ Schuldscheine (vgl. Prof. Sinn 15:20 bis 16:00).

Einen Tusch für den gemeinsamen Währungsraum, viel dümmer geht nümmer!

Diagramm 12: Entwicklung Staatsschulden seit 1999

Nach Einführung des Euros steigen analog zu den bis 2007 sinkenden Lohnstückkosten in Deutschland (vgl. Diagramm 6) und damit anziehenden ExportÜberschüssen die Schulden der anderen langsam an. Die ExportÜBERschüsse steigern sich in den Süden bis ca. 2006/2007 kontinuierlich, dito die Schulden. Mit Beginn der Krise und „unterstützt“ von weiteren ExporÜBERschüssen Deutschlands (in der Tendenz allerdings abnehmend), brechen bei den Staatsschulden ab 2008 die Dämme.

Zu der Entwicklung der Exportüberschüsse, bzw. Importüberschüsse zwischen Deutschland und den einzelnen Ländern der EU sowie Frankreich und den einzelnen Ländern der EU, verweise ich auf den Artikel von Patrick Kaczmarczyk, der hierzu zwei wunderbar animierte Grafiken von Deutschland und Frankreichs Handelsbilanz erstellt hat. (Danke an Makroskop, die den Artikel nochmal kostenfrei online gestellt haben) .

Vergleicht bitte hierzu auch die Target2 Salden im folgenden Link.

Der Anstieg im Target2 System ab 2008 spiegelt die deutschen ExporÜBERschüsse in den Euroraum wieder, da mit Einsetzten der Bankenkrise ab 2008 sich die Banken der verschiedenen EU-Länder keine Kredite mehr gewährten, wurden diese komplett über das Target2 System der EZB abgewickelt.

Der Vergleich mit weiteren Ländern aus Europa, aber außerhalb des Euro-Raumes zeigt, dass dies nicht so sein muss und, dass vor allem der Wechselkurs ein mächtiges Instrument ist, um bei wirtschaftlich auseinander driftenden Volkswirtschaften wieder einen Ausgleich herzustellen, um mit Prof. Sinns Worten zu sprechen, damit die Volkswirtschaften wieder den richtigen Preis (zueinander) finden.

Eine Anpassung über den Wechselkurs nennt man äußere Anpassung. Eine Anpassung über Lohnkürzungen/Lohnzurückhaltung nennt man innere Anpassung.

Die innere Anpassung hat noch den Effekt, dass er die Binnenkonjunktur lähmt, da durch die niedrigeren Löhne auch im Land weniger Kaufkraft ist als vor der Anpassung und so auch inländische Waren weniger gekauft werden. So geschieht es seit einiger Zeit in Griechenland, das in seiner Industrieproduktion auf den Stand der 70er Jahre zurückgefallen ist. Island mit eigener Währung und ebenfalls dramatischen Staatsschulden konnte eine äußere Abwertung machen und steht jetzt um einiges besser da als Griechenland UND konnte seine Staatsschulden im Gegensatz zu Griechenland schon wieder reduzieren!

Diagramm 13: Island; Schulden und Wechselkurs

Diagramm 14: Schweden; Schulden und Wechselkurs

Schweden, ebenfalls in Europa aber außerhalb des Euroraumes hat seine Schulden (Consolidated gross debt [Quelle Ameco]) verglichen mit den Ländern im Euroraum nur geringfügig erhöht und hat durch seine eigene Währung eine Möglichkeit über den Wechselkurs die „relativen Preise“ zum Ausland anzupassen.

Island blieb durch eine starke Abwertung zum Euro eine innere Abwertung erspart. Die Binnenwirtschaft wurde bei weitem nicht so stark in Mitleidenschaft gezogen wie in Griechenland, parallel dazu zogen durch die äußere Abwertung die Exporte an. Die Exporte brachten Geld ins Land mit dem Island seine Schulden (auch im Ausland) begann abzuzahlen.

Epilog

Zum Schluss möchte ich noch den Bogen zum Eingang dieses Artikel zurückschlagen und erklären warum, mich dass zu einem Euro Gegner gemacht hat.

Da wir bis auf Kinkerlitzchen keine Transferunion haben, hat derjenige, der die Lohnkürzung als erster macht auch keine Kompensationszahlungen an die anderen zu leisten. All die Schutzmechanismen, die in der BRD so schwache Länder wie Bremen mit so starken wie Bayern in dem Währungsraum DM zusammengehalten haben, gibt es in der EWU nicht.

Es gibt:

  • keinen EU weiten Flächentarifvertrag,
  • kein einheitliches Steuersystem,
  • keinen wirklichen Länderfinanzausgleich, und
  • keine gemeinsamen Sozialkassen

Das heißt mit dem Euro haben wir ein System etabliert, dass einen hemmungslosen Wettbewerb bei den Löhnen nach unten belohnt UND wenn ein Land anfängt müssen die anderen Länder zwangsläufig nachziehen. Das bedeutet auch prekäre Beschäftigung wird in der ganzen EWU auf dem Vormarsch sein. In Spanien kann man das schon erkennen. Die Lohnsenkung, oder innere Abwertung führt automatisch zu einer aufgehenden Einkommens-Schere zwischen den Lohnempfängern und denjenigen die Einkommen aus Kapital beziehen, denn wer Kapital in Form von Unternehmen besitzt profitiert sogar, wenn dank der gesunkenen Löhne mehr exportiert werden kann. So fördert der Euro auch die Ungleichheit!

Das ganze garnieren wir in der EU mit einem völlig sinnlosen Steuerunterbietungswettbewerb für Konzerne, was die Einkommen der Superreichen und Konzerne nochmals steigert und die Schere zwischen Arm und Reich noch weiter aufgehen lässt und noch größere Löcher in die Staatshaushalte reißt.

Brauchen wir so eine EU/EWU?

Der „Erfolg“ der Konstruktion dieser EWU, ist eine Jugendarbeitslosigkeit die geradezu explodiert ist.

Der Euro ist in meinen Augen ein totales Desaster.

Ich hätte gerne eine EU „for the many not for the few!“

Hier geht es zu den Tabellenkalkulationen:

 

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  • Logos 28. Februar 2018, 08:05

    Respekt vor dem außerordentlich ausführlichen, detaillierten und gut belegten Artikel. Im Gegensatz zu Pietsch sind Ihre Diagramme auch in der Lage, Ihre Erkenntnis zu untermauern. Chapeau!
    Ich sage dennoch null Einsicht bei Pietsch voraus (wozu nicht besonders viel gehört, weil der sich noch nie in wesentlichen Punkten hat eines Besseren belehren lassen > Beratungsresistenz).

    Von meiner Ankündigung, hier nicht mehr zu posten, rücke ich hier ausnahmsweise wegen der Kombination zweier Sachverhalte ab. Weil
    I) der Artikel von Ihnen stammt und nicht von Pietsch (oder Sasse)
    II) Sie einen wichtigen und richtigen Sachverhalt thematisieren und stichhaltig begründen.

    Deswegen sei um der Wahrheit Willen noch Folgendes ergänzt:
    Allein die Pietsche Darstellung „linke Wirtschaftsmythen“ ist aus zweierlei Gründen hanebüchen:

    1) Flassbeck ist kein Linker in dem Schubladensinne, den Pietsch regelmäßig bedient. Tatsächlich ist Flassbecks Erkenntnis unter „echten Linken“ wenig verinnerlicht.

    2) Dass ausgerechnet ein neoliberaler Fundamentalist, dessen Ideologie und Glaubensdogmen ein einziges Konvolut haarsträubender Mythen darstellen, von „Wirtschaftsmythen“ schwadroniert, ist schon ein Treppenwitz und zeugt von ideologischer Verblendung und völlig verzerrter (Selbst-)Wahrnehmung.

    Flassbecks Argumentationskette habe ich mal hier [1] nachvollziehbar auf den Punkt gebracht. Der Kommentar enthält auch noch ein anderes Video mit Flassbecks Vortrag zum Thema:

    [1] http://www.kritisches-netzwerk.de/comment/2067#comment-2067

    PS: Persönlich würde ich Sinn nicht als „Referenz“ anführen, weil dessen Ausführungen infolge einer völlig kaputten und realitätsfernen Ideologie (Neoliberalismus) regelmäßig falsch sind. Deswegen hätte es mich auch sehr gewundert, wenn Sinn Flassbecks Darstellung vollumfänglich teilen würde. Aber gerade in Sinns Pseudobegründung für die Ursachen unterschiedlicher Inflationen tut sich wieder der typische neoliberale Abgrund auf.

    Folgerichtig ist auch Sinns Lösungsvorschlag, Deutschlands Importe zu erhöhen, realitätsfern: Weil sich Deutschland durch neoliberal befeuertes Lohndumping (u.a. auch Hartz IV) einen unzulässigen Wettbewerbsvorteil (siehe [1]) verschafft hat, sind aus deutscher Sicht ausländische Waren zu teuer.
    Mit anderen Worten: so korrekt Sinns Forderung auch theoretisch sein mag, praktisch wird es aufgrund besagter Faktenlage nicht oder nicht ausreichend dazu kommen.
    Flassbecks Vorschlag deutlicher deutscher Lohnsteigerungen wäre der Weg aus der Krise – dessen Umsetzung aber scheitert an einer neoliberal durchseuchten Politik und der kompletten Uneinsichtigkeit, Unbelehrbarkeit und Beratungsresistenz der entsprechenden politischen Entscheidungsträger und neoliberal verblendeten „Wirtschaftsexperten“.

    Ergo: der Euro wird crashen. Das ist, sofern keine grundlegenden Änderungen deutscher Weichenstellungen im vorgenannten Sinne erfolgen, keine Frage des ob, sondern nur des wann.

    • Erwin Gabriel 28. Februar 2018, 11:15

      @ Jens on 27. Februar 2018

      Der Grundthese, dass die Wirtschaftssysteme innerhalb der Euro-Zone zu unterschiedlich für einen Erfolg der Währung sind, teile ich mit Einschränkungen.

      Lediglich die Frage woher die unterschiedliche Inflation kommt beantwortet er [Prof. Hans-WernerSinn] anders. Er sagt der Süden hätte durch die billigen Kredite massiv inflationiert (10:50). Die Kredite waren für Deutschland aber genau so billig.
      Die Einführung des Euro hat unsere Zinskosten nicht verändert. Der Süden kam aber dank Euro deutlich günstiger an Geld als zuvor, und nutzte das, soweit ich es beurteilen kann, auch weidlich aus, um den Konsum auszuweiten.
      Und aktuell haben wir, angeschoben durch die wirtschaftliche Entwicklung, seit Jahren einen Einnahme- bzw. Steuer-Überschuss, und sind dementsprechend weniger auf Kredite angewiesen.

      Und nebenbei, Deutschland hatte bereits 2002 und 2003 seine Nettoexporte (positive Nettoexporte = ExportÜBERschüsse) deutlich gesteigert, die Hartz4 Reformen damit zu begründen, dass Deutschland zu der Zeit nicht wettbewerbsfähig gewesen sei und deshalb Hartz4 notwendig gewesen wäre, ist damit eindeutig widerlegt.
      Im Nachhinein ist jeder klug. 15 Jahre im Nachhinein mag man das so feststellen können. Ich habe aus der damaligen Zeit noch gut in Erinnerung, dass die Sorgen um den EU-Hauptzahler Deutschland („der kranke Mann Europas“) nicht nur im rechten Flügel der SPD diskutiert wurden, sondern durchaus auch in anderen Ländern.

      Die EuroKrise hat ihre Ursache nicht in den Staatsschulden. Die so stark gestiegenen Staatsschulden sind vielmehr eine Folge unseren Exportüberschüssen in den Süden, der Bankenrettung und der Krisenbewältigung nach 2008. Von 2000 bis 2007 sind die Schulden der Südländer das Gegenstück zu unseren Exporten.
      Einen Effekt – ja; aber die Alleinschuld leuchtet mir nicht ein. Zum einen sind Bankenrettung / Krisenbewältigung und Staatsschulden sehr eng miteinander verknüpft. Zum anderen ist es mir zu schlicht, Deutschlands Exportüberschüssen die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben. Dass auch die Italiener lieber einen BMW als einen Fiat fahren, kann ich BMW genauso wenig vorwerfen wie die Tatsache, dass die Griechen überhauptkeinen Autohersteller haben. Was, wenn ich auf Griechenland, Italien, Spanien oder Portugal schaue, wird dort hergestellt, was wir wirklich brauchen (in Mengen, die bei einer Anpassung der Lohnstückkosten ausreichend relevant wäre)?
      Dann kann ich in Zeiten der Globalisierung nicht nur auf Europa schauen. Unsere Exporte in die Eurozone liegen derzeit bei etwa 36,6% (Statista). Wenn wir unsere Lohnstückkosten hochfahren, gleichen wir ja nicht nur die Bilanz in der Eurozone aus, sondern verlieren weltweit. In Anbetracht des Preisdrucks von dort (nicht nur Unterhaltungselektronik; unsere gesamte Solarzellen-Produktion wurde durch den aggressiven Preiskampf der Chinesen geplättet) haben wir meiner Meinung nach nicht den gewünschten Spielraum, ohne gewaltige Abstriche am Lebensstandard zu machen.

      Der Schlussfolgerung, dass der Euro crashen wird, kann ich, da ich Ihrer Eingangsthese ja zustimme, nicht viel entgegensetzen, was aber auch an mangelndem Verständnis meinerseits liegen mag.

      In jedem Falle vielen, vielen Dank. Ich habe wieder etwas gelernt, und Sie haben meine Meinung beeinflusst (wenn auch nicht auf den Kopf gestellt 🙂 ).

      • Logos 28. Februar 2018, 12:30

        @Gabriel:
        “ Im Nachhinein ist jeder klug.“
        NOPE! Neoliberale nicht! Denn ansonsten hätten diese sich doch längst von den allermeisten ihrer liebgewonnenen Dogmen, die im nachhinein durch die harte Wirklichkeit [vielfach] widerlegt wurden, verabschieden und widerrufen müssen.
        Aber typisches Charakeristikum Neoliberaler ist ja gerade, dass sie durch die Realität eben nicht klug werden.

        Zeigen sie doch mal einen Neoliberalen, der sich von fundamentalen neoliberalen Dogmen verabschiedet hat! Das geschieht ja nicht einmal im Kleinen. Weder bei ihnen, noch Pietsch.

        Sie glauben doch heute noch ihren Blödsinn gegen das prinzipielle Konzept der Energiewende, obwohl sie nach Ergießen von Glaubensstatements sofort aus der harten Sachdiskussion geflüchtet sind. Sie sind doch nicht einmal bereit, eine Sachdiskussion aufzunehmen. Wenn Sie das leugnen wollen: schreiben Sie doch mal einen Artikel zur Energiewende und formulieren ihre Kritik! Aber bitte am Prinzip und nicht der verkorksten politischen Umsetzung, die ohne Zweifel höchst kritikwürdig ist. Dazu sind sie weder Willens, noch in der Lage. Während ich zu dem Thema längst ein wiki erstellt habe.

        Ich habe aus der damaligen Zeit noch gut in Erinnerung, dass die Sorgen um den EU-Hauptzahler Deutschland („der kranke Mann Europas“) …
        1)
        Könnte es sein, dass das Geschwafel vom „kranken Mann Europas“ damals genauso Unfug war, wie heute die FUD-Propaganda vom „Fachkräftemangel“?
        2)
        Könnte es sein, dass vorgenanntes Geschwafel nicht etwa wegen Richtigkeit allerorts obenauf zu finden war, sondern weil der neoliberale Wahnsinn schon damals die Meinungshegemonie an sich gerissen hatte?
        3)
        Und könnte es sein, dass Flassbeck schon damals zu den Ergebnissen gekommen ist (also nicht erst im Nachhinein), die er heute immer noch richtigerweise vorträgt? Nur dass er damals von einer Bande Neoliberaler verlacht wurde, die glaubten, im Besitz sakrosankter Erkenntnis zu sein?

        Sind sie in der Lage, auch nur auf eine Frage eine überzeugende Antwort bzw. Widerlegung zu liefern? Wohl kaum.

        Einen Effekt – ja; aber die Alleinschuld leuchtet mir nicht ein.
        Die „Alleinschuld“ sind ihre Worte. Nennen wir es Hauptschuld. Dass z.B. Griechenland durch ein durch und durch korruptes politisches Staatswesen und ein völlig marodes Steuersystem auch elementaren Anteil am Niedergang hat, kann ja nicht ernsthaft bestritten werden. Würden sie dem zustimmen?

        Zum anderen ist es mir zu schlicht, Deutschlands Exportüberschüssen die alleinige Schuld in die Schuhe zu schieben
        Vergessen sie die „Alleinschuld“! Ich nenne es Hauptschuld mit Verweis auf weitere Ursachen wie z.B. die vorgenannten. Nochmals extra für sie:
        Welcher meiner in [1] dargelegten Sachargumente meinen Sie widerlegen zu können? Widerlegung setzt übrigens valide Sachargumente voraus. Neoliberale Unglaube reicht als „Widerlegung“ nicht mal ansatzweise.

        Dass auch die Italiener lieber einen BMW als einen Fiat fahren, kann ich BMW genauso wenig vorwerfen wie die Tatsache, dass die Griechen überhauptkeinen Autohersteller haben.
        Thema verfehlt. Problem nicht begriffen: schade, nicht gelesen. Oder nicht verstanden.
        So wird das nichts mit einer Gegenrede, die ernst genommen werden will.

        Unsere Exporte in die Eurozone liegen derzeit bei etwa 36,6% (Statista). Wenn wir unsere Lohnstückkosten hochfahren, gleichen wir ja nicht nur die Bilanz in der Eurozone aus, sondern verlieren weltweit.
        Warum angeblich (was das Letzte anbetrifft)?
        Ansonsten: Was hilft es denn, weite Teile des europäischen Auslands durch deutsches Lohndumping in den Ruin zu stürzen und damit langfristig sogar die eigene Exportindustrie in den Kollaps zu führen?
        Ergo: viel zu kurz gesprungen! Sie müssen mal lernen, langfristig zu denken. Aber auch das liegt ja Neoliberalen i.A. nicht.

        [1] http://www.kritisches-netzwerk.de/comment/2067#comment-2067

      • Jens 28. Februar 2018, 17:29

        Die Einführung des Euro hat unsere Zinskosten nicht verändert. Der Süden kam aber dank Euro deutlich günstiger an Geld als zuvor, und nutzte das, soweit ich es beurteilen kann, auch weidlich aus, um den Konsum auszuweiten.

        Das ist denke ich richtig. Die Gretchenfrage ist jedoch, warum haben sie soviel Konsum in Deutschland betrieben, also in Deutschland eingekauft, so dass unsere Nettoexporte gestiegen sind.

        Hätten sie mehr im Inland gekauft, hätten einzelne Markteilnehmer sich ebenfalls verschuldet, aber bei inländischen Anbietern. Bei ImportÜBERschüssen verschuldet sich die importierende Marktwirtschaft IMMER beim Exportland.

        Schuld ist Deutschland nicht, dass ist ein Begriff den ich irreführend finde. Schuld haben einzelne Menschen aber ein Staat?? Sollte der Euro kollabieren und Deutschland, seine Schulden nicht mehr eintreiben können, ist dann Spanien schuld?

        Es geht mir nicht um eine Schuldfrage, sondern ist das System mit seinen Regeln sinnvoll. Die Sinnhaftigkeit kann ich beim Euro nicht erkennen.

        Im Nachhinein ist jeder klug. 15 Jahre im Nachhinein mag man das so feststellen können. Ich habe aus der damaligen Zeit noch gut in Erinnerung, dass die Sorgen um den EU-Hauptzahler Deutschland („der kranke Mann Europas“) nicht nur im rechten Flügel der SPD diskutiert wurden, sondern durchaus auch in anderen Ländern.

        Sicherlich, wobei es auch damals schon Stimmen gab, die meinten Hartz4 wäre nicht sinnvoll. Es war damals die vorherschende Meinung und es ist auch noch heute bei den überwiegend neoliberalen Volkwirten die vorherschende Meinung, dass man durch Lohnsenkung Arbeitsplätze schafft. Das stimmt auch, aber nur weil die Exporte steigen. Der Binnenmarkt leidet durch die Lohnzurückhaltung.

        Da die Arbeitsplätze nur durch den ExportÜBERschuss hinzukommen, kann dies aber kaum das Heilmittel für alle Staaten sein. Irgendeiner muss ja Importüberschüsse haben.

        Dann kann ich in Zeiten der Globalisierung nicht nur auf Europa schauen. Unsere Exporte in die Eurozone liegen derzeit bei etwa 36,6% (Statista). Wenn wir unsere Lohnstückkosten hochfahren, gleichen wir ja nicht nur die Bilanz in der Eurozone aus, sondern verlieren weltweit. In Anbetracht des Preisdrucks von dort (nicht nur Unterhaltungselektronik; unsere gesamte Solarzellen-Produktion wurde durch den aggressiven Preiskampf der Chinesen geplättet) haben wir meiner Meinung nach nicht den gewünschten Spielraum, ohne gewaltige Abstriche am Lebensstandard zu machen.

        Unser Exportüberschuss macht 8% vom BIP aus, man könnte die Löhne solange erhöhen bis wir auf 0% sind. So wie Prof. Sinn, dass auch im Video sagt, würden wir Arbeitsplätze im Export verlieren und in der Binnenwirtschaft hinzugewinnen. Das wir dann mit einzelnen Ländern einen Überschuss haben und mit anderen eine Unterschuss ist egal.

        Unser Wohlstand sind letztlich nicht die Gelder die wir verdienen, sondern die Güter und Dienstleistungen, die wir konsumieren. Solange das Geld auf der Bank liegt haben sie sich dafür z.B. kein Auto und keine Thai Massage gekauft. Wenn wir mehr exportieren heißt, dass schlicht, dass wir mehr Güter produzieren als wir konsumieren. Das ist mit unter seinen Verhältnisen leben gemeint.

        Für Güter die mehr exportieren als importieren geben wir (die deutsche Volkswirtschaft) automatisch dem Importland ein Darlehn.

        Wenn in der Summe diese Darlehn zurückgezahlt werden sollen MÜSSEN wir von diesen Ländern mehr Güter importieren als exportieren. Ohne Umkehr von ExportÜBERSCHUSS zu IMPORTüberschuss gibt es auch keine Rückzahlung, zumindest keine sinnvolle.

        Zur Zeit hat die Bundesbank bei der EZB Darlehn im Target2 System in Höhe von über 800 Mrd Euro. Sollten diese Kredite nicht zurückgezahlt werden, was bedeutet das?

        Nun angenommen die Bundesbank hätte die Gelder nicht verliehen sondern wäre dafür in Deutschland shoppen gegangen und hätte dafür Autos in Deutschland eingekauft und danach den deutschen Bürgern geschenkt. So stünde die Buba genau so da wie jetzt, mit 800Mrd Miesen. Aber in Deutschland hätte dann jede Familie (grobe Kelle) ein Auto im Wert von 40.000€. Das ist die Summe, die wir unter unseren Verhältnisen gelebt haben und das ist nur das was wir im Euroraum unter unseren Verhältnissen gelebt haben.

        Wie Prof. Sinn sagt, wir verschleudern unsere Waren. Solange die Nettoexporte NULL sind, sind wir auch ausreichend wettbewerbsfähig.

        • Eugen Schmitz 28. Februar 2018, 22:51

          @ Jens 28. Februar 2018, 17:29

          Die Gretchenfrage ist jedoch, warum haben sie soviel Konsum in Deutschland betrieben, also in Deutschland eingekauft, so dass unsere Nettoexporte gestiegen sind.

          Warum kaufen wir Fernseher und Smartphones nicht im eigenen Land?

          Es geht mir nicht um eine Schuldfrage, sondern ist das System mit seinen Regeln sinnvoll. Die Sinnhaftigkeit kann ich beim Euro nicht erkennen.

          So formuliert, bin ich bei Ihnen. Die Systeme hätten vor dem Wechsel in die Gemeinschaftswährung angeglichen werden müssen. Es gab genug Stimmen, die das damals forderten; war politisch nicht gewollt.

          Sicherlich, wobei es auch damals schon Stimmen gab, die meinten Hartz4 wäre nicht sinnvoll.

          Es ist seit jeher meine Meinung, dass bei Hartz IV die Richtung stimmt, die Ausführung nicht.

          Unser Exportüberschuss macht 8% vom BIP aus, man könnte die Löhne solange erhöhen bis wir auf 0% sind. So wie Prof. Sinn, dass auch im Video sagt, würden wir Arbeitsplätze im Export verlieren und in der Binnenwirtschaft hinzugewinnen.

          Ich bin nicht kompetent genug, um Zustimmung oder Ablehnung mit der erforderlichen Tiefe zu begründen. Ich werde aber immer dann skeptisch, wenn für komplexe Probleme schlichte Lösungen angeboten werden. Soll man alle Löhne erhöhen, oder nur die der Branchen, in denen man exportiert? Soll man nur bei denen die Löhne erhöhen, wo es Produktivitätssteigerungen gibt, nicht aber denen, wo das nicht der Fall ist? Sollen alle mehr Geld kriegen, unabhängig davon, wie sich Exporte, Produktivität, Technologie entwickeln?

          Wie gesagt reicht mein Verständnis nicht, eine klare Antwort zu geben; aber es reicht, um auf eine schlichte Antwort skeptisch zu reagieren. Das ist einer der Gründe, warum ich vom dauerhaften Erfolg des Euro nicht überzeugt bin.

          es grüßt
          E.G.

          • Logos 1. März 2018, 08:43

            Warum kaufen wir Fernseher und Smartphones nicht im eigenen Land?
            Wie Sie das handhaben ist mir unbekannt, aber alle die ich kenne kaufen Fernseher und Smartphones in Deutschland. Sie fahren dafür ins Ausland? Sie importieren? Echt? Nein? Was soll dann ihre Frage?

            So formuliert, bin ich bei Ihnen. Die Systeme hätten vor dem Wechsel in die Gemeinschaftswährung angeglichen werden müssen. Es gab genug Stimmen, die das damals forderten; war politisch nicht gewollt.
            1) Wenn man wirklich Krisen verstehen, diese beenden und zukünftige verhindern will, dann ist doch eine voruteils- und ideologiefreie Analyse der Ursachen erforderlich. Oder wollen sie das bestreiten? Das wird doch auf gewisse Ursachen hinauslaufen. Und die allermeisten Ursachen sind letztlich politisch, also bei Personen, nämlich den Politikern, die gewisse Gesetze verabscheiden und damit Rahmenbedingungen setzen, zu verorten – und eben nicht bei ominösen „Marktkräften“. Und diese Verursacher sind in den entsprechenden neoliberalen Lobbytrompeten (angeblich „Wirtschaftsexperten“) und deren politischen Handlangern zu finden. Oder passt ihnen „Verursacher“ auch nicht, wenn das darauf hinausläuft, das diese Neoliberale und deren politische Steigbügelhalter waren?

            2) Korrekt ist, dass die politischen Entscheidungsträger und ihre Hintermänner eine politische Union wollten, obwohl keine wirtschaftliche vorhanden war. Aber selbst wenn es diese wirtschaftliche Union gegeben hätte, wäre es zu dieser Euro-Krise gekommen, sofern die Möglichkeit unterschiedlicher Lohnentwicklungen gegeben wäre.

            Es ist seit jeher meine Meinung, dass bei Hartz IV die Richtung stimmt, die Ausführung nicht.
            Nun ist es aber immer noch so und wird auch in alle Zukunft so bleiben, dass eine Meinung kein Argument ist, sondern nur ein Statement, mit dem nicht argumentiert werden kann. Um das ruck, zuck zu klären:
            Jemand anders ist der Meinung, dass bei Hartz IV die Richtung grundlegend verkehrt ist. Und jetzt? Meinungen ausgetauscht. Und dann? Wars das? Oder kommen mal Sachargumente?
            Gehe ich recht in der Annahme, dass sie keine stichhaltigen Sachargumente liefern werden?

            Warum sind Sie dieser Meinung und welche Richtung konkret stimmt angeblich?

            Ich werde aber immer dann skeptisch, wenn für komplexe Probleme schlichte Lösungen angeboten werden.
            Wenn dem tatsächlich so wäre, müssten Sie gegenüber nahezu allen neoliberalen Dogmen, Axiomen und Behauptungen, die unterkomplex und schlicht bis zum Abwinken sind, höchst skeptisch werden. Ist dem so? Wie sieht es beispielsweise bei der neoliberalen Lösung zur Bekämpfung von Arbeitslosigkeit, nämlich Lohnsenkungen, aus? Stimmen sie der neoliberalen „Lösung“ zu?

            Soll man alle Löhne erhöhen, oder nur die der Branchen, in denen man exportiert? Soll man nur bei denen die Löhne erhöhen, wo es Produktivitätssteigerungen gibt, nicht aber denen, wo das nicht der Fall ist?
            DAS sind mal gute Fragen! In erster Näherung würde ich sagen: da zuvor auch „Lohnzurückhaltung“ in der Breite der abhängig Beschäftigten (die Spitzenverdiener ausgenommen) unabhängig von ihren Erwägungen durchgesetzt wurden, sollte es jetzt ebenso unabhängig gegenläufig erfolgen.

            aber es reicht, um auf eine schlichte Antwort skeptisch zu reagieren.
            Das bestätigt die Vergangenheit nicht: Aufschreie und Skepsis gegenüber schlichten neoliberalen „Lösungen“? Wo? Wann? Erzählen sie mal!

          • Jens 1. März 2018, 17:07

            Ich bin nicht kompetent genug, um Zustimmung oder Ablehnung mit der erforderlichen Tiefe zu begründen.

            Ich auch nicht, deswegen kann man sich aber trotzdem austauschen.

            Mein Vorschlag ist auch nicht, dass alle Löhne um 8% angehoben werden sollten. Ich wollte nur ausdrücken, dass wir bei den Gehältern sehr viel Luft nach oben haben.

            Eigentlich benötigen wir starke Gewerkschaften, die für die einzelnen Branchen die Löhne versuchen nach oben zu verhandeln.

            Ich sehe das Problem bei Hartz4 auch darin, dass die Gewerkschaften geschwächt wurden. Traditionell (mit sehr wenigen Ausnahmen), haben die Gewerkschaften immer sehr maßvoll verhandelt. Mitte der 90er fing die Lohnzurückhaltung ja schon an.

            http://www.bpb.de/politik/innenpolitik/arbeitsmarktpolitik/187829/lohnentwicklung-in-deutschland-und-europa?type=galerie&show=image&i=220807

            Durch die Leiharbeit OHNE equal pay, wurden die Angestellten aber in zwei Lager geteilt. Das schwächt die Gewerkschaften

            Die Arbeitnehmer mit alten Verträgen wollten nicht abrutschen und Leiharbeiter können kaum sinnvoll streiken. Die Flexibilsierung für den Arbeitgeber durch Leiharbeit begrüße ich, nur hätte man per Gesetz sicherstellen müssen, dass Leiharbeiter mindestens das gleiche oder sogar etwas mehr verdienen müssen. Jetzt sind die Leiharbeiter billiger und jederzeit kündbar.

            Leiharbeit ist wie wenn Cabrios mit austauschabren HardTop billiger sind als normale Autos. Leiharbeit ist jetzt flexibel UND billiger. Kein Wunder, dass die Leiharbeit ständig zunimmt.

            • Logos 2. März 2018, 11:47

              Ich sehe das Problem bei Hartz4 auch darin, dass die Gewerkschaften geschwächt wurden.
              Wir haben also auf der einen Seite ein neoliberal gefordertes staatliches Repressions- und Lohndumpingsystem und auf der anderen Seite die Schwächung der abhängig Beschäftigten.

              Beides ist neoliberal gewollt, wie folgendes Zitat belegt:
              „Viele „haben nie (…) geglaubt, dass man mit Monetarismus die Inflation bekämpfen kann. Allerdings erkannten sie, dass [der Monetarismus] sehr hilfreich dabei sein kann, die Arbeitslosigkeit zu erhöhen. Und die Erhöhung der Arbeitslosigkeit war mehr als wünschenswert, um die Arbeiterklasse insgesamt zu schwächen. […] Hier wurde – in marxistischer Terminologie ausgedrückt – eine Krise des Kapitalismus herbeigeführt, die die industrielle Reservearmee wiederherstellte, und die es den Kapitalisten fortan erlaubte, hohe Profite zu realisieren.“
              – Sir Alan Budd, konservative Notenbanker, Beschreibung der Geldpolitik der Bank of England unter Margret Thatcher

              Damit schließt sich der Kreis.

              Leiharbeit ist wie wenn Cabrios mit austauschabren HardTop billiger sind als normale Autos. Leiharbeit ist jetzt flexibel UND billiger. Kein Wunder, dass die Leiharbeit ständig zunimmt.
              Ein sehr wichtiger Aspekt, den Du da anspricht und der einmal mehr die innere Widersprüchlichkeit neoliberaler Dogmatik aufzeigt:

              – Einerseits strebt die neoliberale Ideologie an, insbesondere sämtliche wirtschaftlichen Aspekte zu „Monetarisieren“. Besondere Leistungen und spezielle Anforderungen müssen auch entsprechend „geldlich abgegolten“ werden.

              – Folgerichtig wüßte Leiharbeit besser entlohnt werden als Festanstellung – und zwar nicht nur aus Sicht der Unternehmen, die Leiharbeit anfordern, sondern insbesondere aus Sicht des Leiharbeiters.

              – De facto aber kann davon keine Rede sein. Auch nicht davon, das Neoliberale das einfordern.

              Was einmal mehr den asozialen Charakter einer Ideologie, Neoliberalismus, aufzeigt, die in ihrem wahren Kern nur der Umverteilung von arm nach reich dient.

    • Jens 28. Februar 2018, 16:12

      Danke für die positive Rückmeldung.

      Ich sehr interessant, dass Prof. Sinn als auch prof. Flassbeck sowohl in der Analyse als auch beim Lösungsvorschlag beide sehr nah beieinander liegen.

  • Rauschi 28. Februar 2018, 08:47

    Nur wegen des Autors schreibe ich nochmal einen Kommentar:
    @Jens
    Sehr schöner, ausführlicher Artikel, vielen Dank für Mühe beim Rechnen.

    Ich prophezeie allerdings, das sich Herr Pietsch davon nicht überzeugen lassen wird, denn schon die sinkende Nachfrage durch sinkende Löhne bestreitet er, die Nachfrage ist immer gegeben. So jedenfalls war bislang seine Argumentation.
    Auch Nachteile durch Exportüberschüsse oder -defizite bestreit er, darüber gab es auch schon eine Artikel.

    Sie haben die Kausalität sehr gut gezeigt, aber was nützt das denn, wenn die „Peitsche des Marktes“ ein Vorgehen wie das deutsche „fordert“?
    Demokratie und Rechtsstaat spielen dann auch keine Rolle mehr, denn für „den Markt “ sind das keine Kriterien, nur für die Politik, die sich ja aus „dem Markt“ heraushalten soll.

    Vergebene Liebesmühe, leider, aber nochmal danke für den sehr verständlichen Artikel.
    Ich teile im übrigen Ihre Einstellung zum Euro. Da sich die Union auch nicht ändern wird, weil Sie es aufgrund der Verträge gar nicht kann (oder zumindest ist es sehr unwahrscheinlich, das sich alle auf Vertragsänderungen einigen), ist leider das EU Projekt zum Scheitern verurteilt. Hier dazu ein guter Vortrag:
    https://www.youtube.com/watch?v=M3ZMGVMDhMk

    Gruss Rauschi

    • Jens 28. Februar 2018, 19:35

      Danke für die positive Rückmeldung.

  • Logos 28. Februar 2018, 09:53

    PS: um Ihre Überspitzung mal so zu verdeutlichen, dass der Wahnsinn „in seiner ganzen Pracht“ offenbar wird:
    Die „wertlosen „kalligrafische“ Schuldscheine“ sind ganz konkret geplatzte Kredite! Das bedeutet: die Waren wurden verschenkt [1]! Gemäß offizieller Angaben beläuft sich die Summe auf über 600 Mrd. €. Milliarden, nicht Millionen! Man stelle sich mal vor, wo wir und die anderen Länder stünden, wenn „die Deutschen“ nicht infolge dummer neoliberaler Dogmatik Waren im Wert von 600 Mrd. € verschenkt, sondern in Lohnerhöhungen deutscher Beschäftigter gesteckt hätten:

    1) Der Masse der deutschen Gesellschaft ginge es besser: die Mittelschicht wäre nicht vom Abstieg bedroht
    2) Der deutschen Binnenwirtschaft ginge es aufgrund erhöhten Konsums wesentlich besser
    3) Die deutsche Expeortgesellschaft hätte sich nicht langfristig den eigenen Ast abgesägt
    4) Hermes-Bürgschaften wären nicht oder weniger geplatzt: dem Staat ginge es besser (weniger Staatsschulden)
    5) Der Staat würde infolge höherer Löhne und aufgrund gestiegenen Konsums mehr Steuern einnehmen
    6) Der Staat und/oder die Kommunen hätten genug Geld, um wichtige Investitionen (Infrastruktur (Straßen, Schulen etc.) vorzunehmen
    7) Die Beschäftigung würde steigen > Schleife zu 5) > höheres Wachstum
    8) Das Ausland wäre nicht in wirtschaftliche Krisen getrieben worden
    9) Die ausländischen Handelsbilanzen wären ausgeglichen, anstatt im Defizit
    10) Den ausländischen Gesellschaften ginge es besser
    11) Der Euro stünde nicht vor dem Kollaps
    Ergo: Fast allen ginge es besser – nur den Profiteuren des o.g. Irrsinns (Geldmächtige und Großkonzerne, deren Kreditvergaben durch Hermes-Bürgschaften abgesichert waren) ginge es kurzfristig schlechter.

    All diesen Wahnsinn (oben) und der Verhinderung besser Zustände (siehe 10 Punkte zuvor) verdanken wir neoliberalen Spinnern bzw. Dogmatikern und willfährigen politischen Handlangern.
    Ein HURRA darauf, „wie gut es uns doch geht“!
    Ein Deutschland, in dem „wir“ [2] gut und gerne leben? [3] WTF?!

    [1] Ein Sachverhalt, der übrigens in der neoliberalen Ideologie gar nicht existiert: gemäß neoliberaler Dogmatik werden Kredite immer mit der größten Selbstverständlichkeit beglichen.

    [2] Wer ist denn von diesem „wir“ de facto includiert? Die nach unten wegbrechende Mittleschicht? Die verarmende Gesellschaft? Oder nur die wenigen Superreichen und deren [politische] Günstlinge und Zuträger?

    [3] Satire, die weh tut: http://meedia.de/2017/09/12/satire-die-weh-tut-das-bitterboese-plakat-der-sonneborn-partei-zur-fluechtlingspolitik-der-cdu/

  • Stefan Pietsch 28. Februar 2018, 12:06

    Ein wirklich schöner und detaillierter Artikel, der sich um Ihr Herzensanliegen kümmert. Ich habe jedoch immer ein Problem, wenn politisch Interessierte das Wirtschaftsgeschehen von einer halben Milliarde Menschen in zwei, drei Kennziffern packen wollen und am Ende frei nach dem legendären englischen Stürmer und Philosophen Gary Lineker steht: Die Deutschen sind schuld.

    Im ersten Teil ist, allerdings angeregt durch meinen Artikel, die zentrale Aussage, die Inflation in einer Volkswirtschaft hänge direkt mit der Lohnentwicklung (Synonym für Compensation) zusammen. Das ist eine starke Scheuklappenbetrachtung. Dabei unterschlagen Sie, dass Flassbeck in seinem Vortrag sehr wohl die zu hohe Lohnentwicklung der Südländer seit der Euroeinführung anprangerte. Folgt man der These, stellen sich zwei Alternativen: die Mittelmeeranrainer „korrigieren“ ihren Fehler durch deutliche Lohnzurückhaltung oder alle anderen Europartner vollziehen den gleichen Fehler nach. Flassbeck ließ Sympathie für die zweite Variante erkennen. Bei genauer Betrachtung zeigt das interessante Implikationen: Während man innerhalb der Eurozone von starken gegenseitigen Abhängigkeiten ausgeht, ignoriert man genau diese an der Peripherie. Denn welche Auswirkungen hätten eine solche Lohnerhöhungspolitik für das Außenverhältnis auf Importe und Exporte? Die negativen Konsequenzen eines einseitigen Eingriffs lassen sich in Großbritannien beobachten, wo die Inflation deutlich steigt, allerdings zum Schaden der einheimischen Bevölkerung, da sich bei der stark importabhängigen Volkswirtschaft allein die Importe von Konsumgütern stark verteuern.

    Zurück zur einseitigen Betrachtung: In Deutschland machen die Exporte knapp 40% des BIPs aus, die Importe 32%. D.h. mindestens ein Drittel der Inflation wären nach dieser Betrachtung von der Lohnentwicklung in der EU und vor allem in Drittländern abhängig. Nun ist das Argument ja, dass die Lohnentwicklung sich dort von der in Deutschland erheblich unterscheidet, schließlich sollen die Germanen ja Lohndumping betrieben haben. Wo sehe ich diesen Einfluss in den Kurven?

    Deutschland importiert wesentliche Konsumgüter, egal ob das Waschmittel, Elektronik oder Kleidung sind. Die Preise in diesen Märkten sind seit sehr langem stagnierend bis rückläufig. Andererseits steigen Löhne und Gehälter global kontinuierlich. Wie passt das zusammen, wo findet das seinen Niederschlag?

    Kennen Sie nennenswerte griechische Unternehmen oder Branchen? Mir fallen da nur Reedereien ein. Die sind aber von der wirtschaftlichen Entwicklung in Hellas nicht betroffen. Auf der anderen Seite produziert Griechenland nennenswert Oliven. Ich sage bewusst Oliven, denn das eigentliche Produkt, Olivenöl, wird importiert, aus der Türkei wie Italien. Über 90% des in der EU gehandelten Olivenöls stammt nicht aus griechischer Produktion. Unglaublich eigentlich.

    Nun beklagen Sie, dass in der EU die Inflation auch nach der Krise 2008 / 2009 auf niedrigem Niveau blieb, während sie in den USA längst wieder anzog. Den zeitweisen Abfall jenseits des Atlantiks begründen Sie gleichzeitig und richtig mit der Rezession. Nur übersehen Sie, dass in der Eurozone nach 2010 noch drei der vier größten Volkswirtschaften im Krisenmodus verharrten und teilweise schrumpften. Soweit Sie bei Ihrem Denken konsequent bleiben, wissen Sie, dass die zurückbleibende Inflation folglich dadurch begründet ist, dass die Wirtschaft im Euroraum wesentlich später ansprang als in den USA.

    Man sieht, dass Deutschland nach Einführung des Euros bis 2007 seine realen Lohnstückkosten sogar senkte.

    Wieso sollte eine Lohnstückkostensteigerung eigentlich sinnvoll sein? Das bedeutet nichts anderes als dass ein Arbeiter mehr für seine Tätigkeit erhält, ohne dass entsprechend Preise steigen oder mehr geleistet wird. Das nennt man andernorts Umverteilung. Es ist naheliegend, dass steigende Lohnstückkosten die eigene Wettbewerbsposition verschlechtern, was häufig einhergeht mit steigender Arbeitslosigkeit. Genau das erlebte Deutschland drei Dekaden lang. Wer also Arbeitslosigkeit abbauen will, muss die Lohnstückkosten senken. Auch das hat Deutschland zweifellos getan nach der längsten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Eine solche Politik war also angezeigt. Wieso aber haben Griechenland und Italien ihre Lohnstückkosten überdurchschnittlich gesteigert und klagen gleichzeitig über hohe Arbeitslosigkeiten?

    Interessant ist auch, dass Griechenland seine Importe vor allem aus Russland und China bezieht. Aus der EU werden vor allem Maschinen, Luxusgüter und Pharmaartikel bezogen, Güter, für die das Land überhaupt keine Industrie hat, die gedumpt werden könnte, die gleichzeitig wenig lohn- und preissensibel sind. Auch das passt nicht zur Theorie.

    Die Theorie dahinter ist in meinen Augen banal, da im gemeinsamen Währungsraum Wettbewerb herrscht, werden Unternehmer bevorzugt dort produzieren, wo die Kosten (Löhne in Relation zur Produktivität) am niedrigsten sind und Kunden bevorzugt da kaufen, wo die Preise (bei gleicher Qualität) am günstigsten sind.

    Nicht in einer globalen Wirtschaft. Das produzierende Gewerbe macht beispielsweise in den USA nur noch 13% aus, EU-weit ist es so nur knapp jeder fünfte Euro. Deutschland hat noch eine lange Tradition, hier ist die Industrie für 28% der Wirtschaftsleistung verantwortlich. Nochmal: dort, wo die Löhne mit am höchsten sind, wird am meisten industriell produziert. Insgesamt entsteht das Gros des BIPs in Branchen, die eben nicht einfach nur auf Löhne schauen, weil die Arbeitsleistungen nicht beliebig verschoben werden können. Dazu gehören Dienstleistungen, der Handel, aber auch das Baugewerbe.

    Sie machen zudem – wie Flassbeck – den Fehler einer rein und dazu noch sehr groben makroökonomischen Betrachtung. Denn tatsächlich sind die Lohneinkommen in der oberen Hälfte ziemlich kontinuierlich gestiegen, eben auch relativ. Wie kann das sein, wenn die Bedingungen für Arbeitnehmer homogen sind? Genau das sind sie eben nicht. Welchen Sinn ergibt dann eine generalisierte Betrachtung?

    Sie betrachten auch nicht wirklich den Import / Export von Arbeitsstunden. So stellen Sie fest, dass in Deutschland nach einem Rückgang Anfang des Jahrtausends diese nach 2007 ansteigen. Was Sie außer Ansatz lassen: die Erwerbstätigkeit nimmt hier deutlich zu. Deutschland mobilisiert dabei vor allem Frauen und ältere Erwerbsfähige, die zuvor in die Frühverrentung gegangen sind. Deutschland konkurriert auf dem Weltmarkt nicht mit Griechenland oder Portugal, sondern den USA, China, Indien und asiatischen Tigerstaaten. Apropos Portugal: das Land hat einen wesentlichen Teil seiner produzierenden Wirtschaft exportiert. Nicht nach Deutschland, sondern nach Osteuropa. Das passt auch nicht zu Ihrer Lohndumping-Theorie.

    enkt Deutschland seine Löhne können Deutsche sich auch weniger Urlaub zum Beispiel in Spanien und Portugal leisten, was dort Arbeitsplatzverluste (geleistete Arbeitsstunden) zur Folge hat.

    Genau das ist ja nicht passiert, Deutsche sind so reisefreudig wie eh und je, wobei gerade die Mittelmeeranrainer vorne in der Beliebtheitsskala stehen. Griechenland verzeichnete 2015 eine Delle, die ihre Begründung in der Eurodebatte des Landes hatte. Zudem steht das Land in Konkurrenz zur Türkei, Bulgarien, Montenegro und Kroatien, wo der Service teilweise als besser empfunden wird. Auch Italien hat in der Touristik ein Imageproblem, viele Gäste empfinden Preise und Service als Abzockerei. Gerade der Reisemarkt reagiert sehr sensibel auf innerpolitische Einflüsse und ist stark segmentiert. Eine makroökonomische Betrachtung ist da nicht hilfreich.

    • Logos 28. Februar 2018, 13:17

      @all:
      ich habe jedoch immer ein Problem,
      Das ist nicht nur völlig irrelevant und insbesondere kein Argument – das muss sogar so sein! Wenn ein neoliberaler Fundamentatlist kein Problem damit haben würde, dann hätte Jens etwas grundlegend falsch gemacht.

      wenn politisch Interessierte das Wirtschaftsgeschehen
      NOPE! Nicht „das Wirtschaftsgeschehen“, sondern die wahre Ursache der Inflation und des deutschen Expoertüberschusses in Verbindung mit dem Euro. Das nur nur ein kleiner Teil und eben nicht „Das Wirtschaftsleben“
      Ergo: Torpfostenverschieberei #1

      von einer halben Milliarde Menschen
      NOPE! Es geht in erster Linie um Deutschland und die durch deutsches Lohndumping in wirtschaftliche Krisen getriebenen.
      Ergo: Torpfostenverschieberei #2

      … und am Ende frei nach dem legendären englischen Stürmer und Philosophen Gary Lineker steht: Die Deutschen sind schuld.
      NOPE! Nicht „die Deutschen“, sondern die Neoliberalen und deren willfährige deutsche Politiker. Und auch nicht gemäß eines Mottos oder Philosophen, sondern aufgrund von Sachargumenten, die zu widerlegen Pietsch nicht ansatzweise in der Lage war.
      Ergo: Torpfostenverschieberei #3

      Ansonsten bemüht Pietsch das typisch substanzlose Politikergewäsch: Dinge in Abrede stellen, die niemand behauptet hat. Damit behält man zwar oberflächlich Recht, hat aber in Wahrheit nichts zur Sache beigetragen.

      Pietschs substanzlose Phrase erhält zusätzlich noch ein übles Geschmäckle, wie dieser doch oftmals am Ende nach der selten dummen Motto „die Linken sind schuld“ agitiert.

      Was ist das bloß für ein peinliches Zeugnis intellektuellen Totalversagens, immer noch das tote Pferd der Torpfostenverscheiberei zu reiten, obwohl das nahezu immer auffliegt? Wer sich so dermaßen erkenntnis- und lernresistent gibt, den kann man doch nicht ernst nehmen.

      Das ist eine starke Scheuklappenbetrachtung. Dabei unterschlagen Sie, dass Flassbeck in seinem Vortrag sehr wohl die zu hohe Lohnentwicklung der Südländer seit der Euroeinführung anprangerte.
      1) FALSCH: Jens unterschlägt nichts, da er ja auf Flassbecks Vortrag verlinkt
      2) FALSCH: Jens unterschlägt auch deswegen nichts, weil es ja darum geht, den neoliberalen Schwachsinn, genannt Monetarismus, gemäß dessen die Geldmenge die Inflation treibt, zu widerlegen und zu zeigen, dass es tatsächlich die Lohnstückkosten sind.
      3) Gemäß Pietsch eigener Pseudoargumentation könnte diesem nun zum Vorwurf gemacht werden, dass er unterschlägt, dass Deutschland weit mehr weit mehr Lohndumping betrieben hat, als die anderen eine zu hohe Lohnentwicklung.

      Folgt man der These, stellen sich zwei Alternativen: die Mittelmeeranrainer „korrigieren“ ihren Fehler durch deutliche Lohnzurückhaltung oder alle anderen Europartner vollziehen den gleichen Fehler nach.
      Das hat eben wenig bis nichts mit „These folgen“ zu tun! Korrekt wäre: Deutschland muss so deutliche Lohnzuwächse realisieren, dass diese geeignet sind, die Versäumnisse der Vergangenheit auszugleichen, während gleichzeitig diejenigen Länder, die in der Vergangenheit zu hohe Lohnzuwächse hatten, entsprechende Zurückhaltung üben müssen.

      Den ersten Teil unterschlägt Pietsch wieder einmal. Warum? Weil das neoliberaler Dogmatik von der „Lohnzurückhaltung zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit“ widerspricht.
      Eben ein „sowohl/als auch“ und KEIN „entweder/oder“. Aber schon an dieser simplen Erkenntnis scheitert die typisch neoliberale Simplifizierung und faktenverzerrende Verkürzung. Ein intellektuelles Trauerspiel.

      Sie machen zudem – wie Flassbeck – den Fehler einer rein und dazu noch sehr groben makroökonomischen Betrachtung.
      Was für ein schlechter Treppenwitz: Am korrekten Verständnis der Makroökonomie scheitern Neoliberale doch regelmäßig. Die tun so, als ließe sich alles aus betriebswirtschaftlicher Sichtweise erklären.

      Wenn tatsächlich sind die Lohneinkommen in der oberen Hälfte ziemlich kontinuierlich gestiegen, eben auch relativ.
      Wenn es noch eines Beweise für die Richtigkeit meiner Einschätzung bedurft hätte, dann wäre der mit diesen zitierten Worten erbracht:
      1)
      Bei der makroökonoschen Betrachtung muss die GESAMTHEIT herangezogen werden und eben nicht nur denjenige Teil, welcher die eigene Ideologie bedient.
      2)
      Kontinuierliches Steigen allein reicht bei weitem nicht! Es muss auch das richtige Maß sein. Ohne Zweifel sind viele Löhne gestiegen, aber eben nicht im erforderlichen Maße! Außer Inflationausgleich ist bei der breiten Masse kaum was angekommen. Mitunter kam es sogar trotz steigender Nominallöhne zu Reallohnverlusten. Auch das hat Pietsch offensichtlich nicht kapiert.
      3)
      Pietsch ergeht sich bzw. „Hälfte“ in einer substanzlosen Behauptung. Ein Nachweis fehlt. Die bittere Erfahrung lehrt, Pietsch kein einziges strittiges Wort zu glauben, welches nicht stichhaltig und belastbar belegt ist.

      Fazit:
      Noch deutlicher hätte Pietsch unser beiden Voraussagen
      – Meine: Ich sage dennoch null Einsicht bei Pietsch voraus
      – Rauschi: Ich prophezeie allerdings, das sich Herr Pietsch davon nicht überzeugen lassen wird
      bestätigen können.
      q.e.d.

      Auf den restlichen neoliberalen Schwachsinn einzugehen lohnt die Mühe nicht – da ja ohnehin kein Lerneffekt zu erwarten ist.

    • Rauschi 28. Februar 2018, 13:53

      Ich habe jedoch immer ein Problem, wenn politisch Interessierte das Wirtschaftsgeschehen von einer halben Milliarde Menschen in zwei, drei Kennziffern packen wollen ..
      Zumindest hat Jens 9 Charts präsentiert, Sie aber meinen, mit Ihren 4 Charts Ihre These belegen zu können, obwohl auch Sie nur anhand von ein paar Kennziffern arbeiten. Und das für die gleiche Anzahl von Menschen.
      What´s the difference?
      Wie war noch mal Ihre Erklärung für die Inflation? Ach ja, da kam gar keine.

      Wieso sollte eine Lohnstückkostensteigerung eigentlich sinnvoll sein?
      Das zu seinen Belegen, das es eine Senkung gab? Bitte?
      Die Frage ist doch nicht, ist das sinnvoll oder nicht, sondern : hat es statt gefunden oder nicht.
      Ich finde es auch nicht sonderlich sinnvoll, das ein paar Hände voll Menschen soviel besitzen wie der ganze Rest der Menschheit, das ändert aber nichts daran, das es so ist.

    • Rauschi 28. Februar 2018, 14:39

      Nachtrag:
      Zurück zur einseitigen Betrachtung: In Deutschland machen die Exporte knapp 40% des BIPs aus, die Importe 32%.
      Seit wann werden denn die Importe dem BIP zugerechnet?
      [Das Bruttoinlandsprodukt gibt den Gesamtwert aller Güter, d. h. Waren und Dienstleistungen, an, die während eines Jahres innerhalb der Landesgrenzen einer Volkswirtschaft als Endprodukte hergestellt wurden, nach Abzug aller Vorleistungen. Somit werden nur alle finalen Güter, also Güter auf Stufe der Endverwendung, als Wirtschaftsleistung erfasst. ]
      https://de.wikipedia.org/wiki/Bruttoinlandsprodukt

      • Stefan Pietsch 28. Februar 2018, 14:51

        Die Importleistungen werden abgezogen, die Exporte zum Nationaleinkommen dazugerechnet, um auf das BIP zu kommen. Im Preisindex wird die Preisentwicklung gemessen, unabhängig davon, ob das Produkt im In- oder Ausland hergestellt wurde. In Deutschland wird ein erheblicher Teil Konsumgüter ausländischer Provenience verkauft. Mein Argument: das muss sich doch auf den Preisindex anders auswirken als wenn sich dort nur Produkte aus heimischer Produktion finden würden.

        • Logos 28. Februar 2018, 17:12

          Die Importleistungen werden abgezogen, die Exporte zum Nationaleinkommen dazugerechnet, um auf das BIP zu kommen
          NOPE! Das geben die offiziellen Definitionen nicht her:
          http://www.bpb.de/nachschlagen/lexika/lexikon-der-wirtschaft/18944/bruttoinlandsprodukt
          Nur ist Pietsch wieder einmal zu charakterschwach, seinen Fehler einzugestehen und saugt sich daher was aus den Fingern, um seine Falschbehauptung zu retten.
          Allerdings lassen sich die Leser weder verblöden, noch an der Nase herumführen.

          Im Preisindex wird …
          Der ist nicht das Thema =>
          Thema verfehlt =>
          Torpfostenverschieberei wieder einmal aufgeflogen.

          Damit hat sich der Rest erledigt: [snip]

          • Jens 28. Februar 2018, 20:19

            Hallo Logos,

            auch wenn ich mich über dein inhaltliches Feedback freue, bitte ich die so adjektive, wie „charakterschwach“ zu unterlassen.

            Das führt von einer sachlichen Diskussion nur zu Gezanke, da hat am Ende keiner was von.

            LG Jens

            • Logos 28. Februar 2018, 21:20

              Hallo Jens,
              unter anderen Umständen würde ich Ihnen völlig zustimmen – wenn auf der Gegenseite jemand wäre, der den Willen zu einer offenen Sachdiskussion aufbringt. Davon aber kann bei Pietsch leider keine Rede sein.
              Sie können hier soviel überzeugende und stichhaltige Argumente und Fakten vorbringen wie Sie wollen: Pietsch ist dafür unerreichbar.

              Es spielt auch keine Rolle, wie höflich Sie sind – Sie werden früher oder später von Pietsch blöd angemacht, sobald Sie einen anderen Standpunkt vertreten als er [1]. Hier wohl eher früher, da Pietsch Sie ja jetzt mit Vorwürfen belegt wie
              – Einseitigkeit
              – Scheuklappen
              – Unterschlagung
              – Ignoranz
              Das sind zwar alles lupenreine Projektionen, die nur von dessen eigenem Versagen zeugen – aber das hat Pietsch noch nie davon abgehalten, selbige zu ergießen.

              [1] Davon kann Rauschi ein Lied singen. Aber auch ich, wo mir zu Beginn, als ich hier kommentierte, auf einen reinen Sachkommentar Demokratie- und Verfassungsferne unterstellt wurde.

              Ohnehin fasse ich Pietschs notorische Torpfostenverschieberei als intellektuelle Beleidigung auf – denn offensichtlich hält er seine Leser für so blöd, das er glaubt, mit seinen Strohmann-Pseudoargumenten täuschen zu können.

              Mit anderen Worten: sie können sich Mühe geben und freundlich sein, soviel Sie wollen: das wird bei Pietsch fruchtlos verhallen. Im allerbesten Fall werden Sie ignoriert – ansonsten wird Pietsch versuchen, Sie für dumm zu verkaufen. Und irgendwie sehe ich nicht ein, warum ich mich ohne offenen Widerstand von Pietsch verarschen lassen sollte. Davon nämlich hätte nur einer was: Pietsch. Wer so austeilt wie Pietsch sollte auch einstecken können. Sollte. Tut er aber nicht.

              Aber versuchen Sie ruhig Ihr Glück und machen Ihre eigenen Erfahrungen.
              LG Logos

    • Jens 28. Februar 2018, 20:14

      Ein wirklich schöner und detaillierter Artikel, der sich um Ihr Herzensanliegen kümmert.
      Danke. Mein Respekt vor den anderen die hier Artikel posten ist enorm gestiegen. Das ist verdammt viel Arbeit. Ich muss mit Sasse nochmal über die Bezahlung reden 😉

      Die Deutschen sind schuld.
      Das finde ich ist falsch. Schuld kann man so nicht sagen. Die Regeln des Euro wurde, meines Wissens, ja einvernehmlich mit allen teilnehmenden Ländern getroffen. Insofern kann man auch sagen, selbst schuld.

      Wie ich schon zuvor geschrieben haben, interessieren mich bei komplexen Systemen die Regeln, denen sie gehorchen. Die Regeln des Euros finde ich nicht sinnvoll.

      Im ersten Teil ist, allerdings angeregt durch meinen Artikel, die zentrale Aussage, die Inflation in einer Volkswirtschaft hänge direkt mit der Lohnentwicklung (Synonym für Compensation) zusammen. Das ist eine starke Scheuklappenbetrachtung.

      Die Frage ist was ist der dominierende Faktor, dass es noch andere gibt ist klar, steht auch im Artikel. Innerhalb des Euroraums ist die Frage noch interessanter, da die externen Faktoren ja identisch sind.

      Ob eine Lohnsenkung ein Fehler ist, kann man nicht pauschal beurteilen. Ich denke außer der Außenhandelsbilanz sollte auch berücksichtigt werden, ob ein Land Schulden im Ausland hat. Um diese abzutragen muss es eigentlich Exportüberschüsse erzielen.

      Da Deutschland mit 8% Exportüberschuss am BIP und einem extrem hohen Auslandsvermögen (häufig Schulden von anderen Volkswirtschaften) beide erfüllt, wäre durchaus Raum für Lohnerhöhungen und einer Stärkung der Binnenwirtschaft. Laut Sinn (Anfang 2017) war Deutschland ja auch etwa 1/5 unterbewertet außerhalb des Euroraumes.

      Das der Süden kaum Lohnsenkungen machen kann ohne in die Deflation zu rutschen, sagen ja (außer mir 😉 ) sowohl Flassbeck als auch Sinn.

      Insofern spricht alles dafür, das Deutschland seine Löhne erhöht hätte und etwas Wettberwerbsfähigkeit gegen eine Stärkung des Binnenmarktes getauscht hätte.

      England und USA sind ein speziall Fall, da sie Jahrelang die Importüberschüsse durch Akkumulation von ausländischen Kapital ausgeglichen haben, also WallStreet und Londoner City.

      Das hat zwar zu einer halbwegs ausgeglichenen Zahlungsbilanz geführt, aber bei beiden zu einer Deindustrialisierung geführt. Die meisten Jobs, die unter Obama entstanden sind ware schlecht bezahlte Jobs als Kellner und Liftboys (etwas überspitzt). Der größte Teil des akkumulierten Geldes an der Börse blieb bei sehr wenigen hängen.

      Zurück zur einseitigen Betrachtung: …
      Ich denke die Inflation ist von den Lohnstückkosten abhängig. In Deutschland hinken die Real Löhne dem Produktivitätsfortschritt schon seit längerem hinterher.

      Außerdem ist der Euro durch die Krise unterbewertet (siehe Sinn), das hilft natürlich vor allem den Export starken Ländern im Euro. Der Wechselkurs wird ja nicht NUR von Angebot und Nachfrage bestimmt sondern auch von Spekulation auf die zukünftige Entwicklung.

      Deutschland importiert wesentliche Konsumgüter, egal ob das Waschmittel, Elektronik oder Kleidung sind. Die Preise in diesen Märkten sind seit sehr langem stagnierend bis rückläufig. Andererseits steigen Löhne und Gehälter global kontinuierlich. Wie passt das zusammen, wo findet das seinen Niederschlag?

      Na ja. Zu DM Zeiten hätten wir schon längst eine Aufwertung verpasst bekommen und diese Importgüter wären noch billiger geworden. Im Gegenzug hätten wir weniger exportiert. Diese „verbilligung“ von Importgütern durch Währungsaufwertung, ist es was (so verstehe ich es zumindest) Sinn mit höheren „Reallöhnen“ meint.

      Durch den Euro sind deutsche Arbeitnehmer doppelt gepiesackt. Früher haben sie für Ihre Lohnzurückhaltung wenigstens noch die Importwaren günstiger bekommen.

      Wettbewerbsfähigkeit und Wechselkurse sind relative Größen die sich tendenziell gegenseitig kompensieren.

      Zu Griechenland: Ja ich sehe das auch so. Für Griechenland ist der Euro ein echtes Problem, siehe Island. Hier stimme ich Sinn zu, man hätte sie aus dem Euro gehen lassen sollen. Man hätte sie aber anfangs unterstützen müssen, da nach allem was ich gelesen habe, sie nach einem Austritt nicht einmal genug Lebensmittel und Medikamente hätten importieren können.

      Griechenland hätte nie in den Euro gedurft, meine Meinung. Mein Artikel zielte auch eher auf Spanien, Frankreich, Italien und Portugal ab.

      Nun beklagen Sie, dass in der EU die Inflation auch nach der Krise 2008 / 2009 auf niedrigem Niveau blieb, während sie in den USA längst wieder anzog. Den zeitweisen Abfall jenseits des Atlantiks begründen Sie gleichzeitig und richtig mit der Rezession. … Soweit Sie bei Ihrem Denken konsequent bleiben, wissen Sie, dass die zurückbleibende Inflation folglich dadurch begründet ist, dass die Wirtschaft im Euroraum wesentlich später ansprang als in den USA.

      Das stimmt schon. Man sollte aber auch erwähnen, dass die USA genau KEINE Austeritätspolitik betrieben haben. Trotzdem muss man Flassbeck zu gute halten, dass auch ohne Krise die Inflation einen historischen Tiefstand hatte nach der Euroeinführung. Und auch die Löhne sind in den USA wieder schneller gestiegen. Im Ausland gibt es sehr viele Ökonomen die über diese Austeritätspolitik mitten in der Krise den Kopf geschüttelt haben.

      Den Rest muss ich morgen beantworten, auch den der anderen Kommentare, sorry.

      • Rauschi 1. März 2018, 10:59

        @Jens
        Sie sind aber auf die massiven Widersprüche in der Argumentation von S.P. gar nicht eingegangen.
        Folgt man der These, stellen sich zwei Alternativen: die Mittelmeeranrainer „korrigieren“ ihren Fehler durch deutliche Lohnzurückhaltung oder alle anderen Europartner vollziehen den gleichen Fehler nach.
        Alle anderen vollziehen welchen Fehler nach? Den der Lohnerhöhung? Sie haben nur von Erhöhung für Deutschland geschrieben, wo liest man da etwas von allen anderen?

        Es ist naheliegend, dass steigende Lohnstückkosten die eigene Wettbewerbsposition verschlechtern, was häufig einhergeht mit steigender Arbeitslosigkeit. Genau das erlebte Deutschland drei Dekaden lang. Wer also Arbeitslosigkeit abbauen will, muss die Lohnstückkosten senken.

        Das der Sinn der Steigerung ja gerade die Verschlechterung der Wettbewerbsposition ist, scheint er nicht verstanden zu haben.
        Drei Dekaden steigende Arbeitslosigkeit wegen zu geringer Wettbewerbsfähigkeit, wie denn das? Seit 1952 war der Aussenhandel immer im Plus, wir haben also mehr exportiert als importiert.
        https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/Aussenhandel/lrahl01.html;jsessionid=9989D5F0334DC5B7502606671B46943F.InternetLive2
        Wie kann das sein, wenn wir doch die Frechheit haben, die Löhne regelmässig anzuheben (Analog der Produktivität und der Inflation war mal das Motto). Solche monokausalen Zusammenhänge, Löhne rauf, Arbeitslosigkeit rauf oder Löhne runter, Arbeitslosigkeit runter existieren offensichtlich nicht. Warum herrscht in Griechenland denn nicht Vollbeschäftigung, obwohl dort die Löhne um 30% gesenkt wurden? Dabei müsste das doch super wirken, oder?
        Aber dieses „einfache Konzept“ zur Senkung der Arbeitslosigkeit wurde von Herrn Gabriel auch nie angegriffen, wegen seiner Schlichtheit und der Komplexität des Problems. Seltsam, Scheuklappen?

        Aber die Widersprüche innerhalb seiner eigenen Aussage sieht er auch nicht:
        Das produzierende Gewerbe macht beispielsweise in den USA nur noch 13% aus, EU-weit ist es so nur knapp jeder fünfte Euro. Deutschland hat noch eine lange Tradition, hier ist die Industrie für 28% der Wirtschaftsleistung verantwortlich. Nochmal: dort, wo die Löhne mit am höchsten sind, wird am meisten industriell produziert.
        Versus:
        Deutschland konkurriert auf dem Weltmarkt nicht mit Griechenland oder Portugal, sondern den USA, China, Indien und asiatischen Tigerstaaten.
        Ach ja, in den USA, China und Indien werden mit die höchsten Löhne gezahlt, seit wann? Oder importieren wir von dort so massenhaft Dienstleistungen?
        Exportrangfolge in Milliarden Euro :
        1 USA 112
        2 Frankreich 105
        3 China 86
        4 Niederlande 86
        5 UK 84
        6 Italien 66
        7 Österreich
        8 Polen 60
        9 Schweiz 54
        10 Belgien 44
        Importrangfolge in Milliarden Euro:
        1 China 100
        2 Niederlande 91
        3 Frankreich 64
        4 USA 61
        5 Italien 56
        6 Polen 51
        7 Tschechische Republik 46
        8 Schweiz 46
        9 Österreich 41
        10 Belgien 41
        Indien kommt da unter den ersten 10 gar nicht vor und andere Tigerstaaten sind auch nicht zu finden.
        Ach ja, noch zum Verhältnis des Exports ins Euro Ausland, viel wichtiger ist, mit welcher Währung die Mehrzahl bezahlt werden, das sind 59% der Waren.
        Alles von https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/GesamtwirtschaftUmwelt/Aussenhandel/Aussenhandel.html
        Haben Sie denn den Eindruck, wenigstens ein Teil Ihrer gut dokumentierten Argumentation ist beim dem gewünschten Empfänger angekommen?

        Gruss Rauschi

        • Jens 5. März 2018, 08:53

          Warum herrscht in Griechenland denn nicht Vollbeschäftigung, obwohl dort die Löhne um 30% gesenkt wurden? Dabei müsste das doch super wirken, oder?
          Aber dieses „einfache Konzept“ zur Senkung der Arbeitslosigkeit wurde von Herrn Gabriel auch nie angegriffen, wegen seiner Schlichtheit und der Komplexität des Problems. Seltsam, Scheuklappen?

          Lohnsenkung per se schafft auch keine Arbeitsplätze, da mit der Lohnsenkung auch immer ein Kaufkraftverlust einhergeht. Da die herrschende Wirtschaftslehre, aber weder die Wertschöpfung noch die Nachfrage berücksichtigt, ist es auch kein Wunder, wenn dann so einfache Rezepte, wie „Löhne runter ist gleich Anzahl Arbeitsplätze rauf“ rauskommt.

          Außerdem muss es uns ja gerade unglaublich schlecht gehen, da wir ja den Mindestlohn eingeführt haben, der so viele Arbeitsplätze gekostet haben soll. War nur ein Scherz.

      • Stefan Pietsch 1. März 2018, 17:38

        Ich muss mit Sasse nochmal über die Bezahlung reden

        Tun Sie das. Mein zweites Haus habe ich mit einer einjährigen Artikelserie bereits finanziert. 🙂

        Die Regeln des Euros finde ich nicht sinnvoll.

        Das waren die Regeln, die politisch durchsetzbar waren. In einer Demokratie zählt das allein.

        Ich denke außer der Außenhandelsbilanz sollte auch berücksichtigt werden, ob ein Land Schulden im Ausland hat. Um diese abzutragen muss es eigentlich Exportüberschüsse erzielen.

        Ich hatte darüber bereits einen Artikel gemacht. Länder wie Deutschland, Japan, Schweiz oder Skandinavien, Niederlande exportieren seit Jahrzehnten und haben unterschiedliche Entwicklungen der Löhne und Arbeitslosenquoten. Staaten wie USA, Australien oder Großbritannien importieren seit ewigen Zeiten, ohne dass deren Verschuldung mit dem Handelsbilanzdefizit korreliert. Was macht denn ein deutsches Unternehmen, dessen Hauptkunden in den USA sitzen? Da die Vergütung in Dollar erfolgt, bauen sich liquide Mittel in der Weltwährung auf. Irgendwann kommen Eigentümer / Geschäftsführung zu dem Entschluss, eine Niederlassung in South Carolina aufzubauen. Das Dollarvermögen verschwindet, ein Teil des Exportvolumens der Company auch.

        Da Deutschland mit 8% Exportüberschuss am BIP und einem extrem hohen Auslandsvermögen (häufig Schulden von anderen Volkswirtschaften) beide erfüllt

        Genau das ist falsch. Italien, Japan und Griechenland sind nicht deswegen so hoch verschuldet, weil sie Importgüter von Deutschland bezogen hätten. Im Gegenteil: gerade die ersten beiden waren lange große Exportnationen, Nippon ist es immer noch.

        Wenn ab dem nächsten Jahrzehnt die Erwerbsbevölkerung in Deutschland zu schrumpfen beginnt und die Zahl der Rentner und Pensionäre steigt, woher soll eigentlich der Wohlstand des Landes kommen?

        Das der Süden kaum Lohnsenkungen machen kann ohne in die Deflation zu rutschen

        Sie stehen im Jahr 2014. Wir schreiben heute das Jahr 2018. Das Problem von Spanien und Griechenland sind nicht mehr Lohnsenkungen.

        Die meisten Jobs, die unter Obama entstanden sind wäre schlecht bezahlte Jobs als Kellner und Liftboys

        Woher wissen Sie das? Mehr Kellner würden ja nur benötigt, wenn die Amerikaner mehr auswärts essen gehen würden. Nur das tun sie ohnehin, in den Diners genauso wie zum Dinner. Das Potential ist da weitgehend ausgeschöpft. Es ist übrigens naheliegend, dass Staaten mit einem hohen Anteil Geringqualifizierter eine ganze Menge schlecht bezahlter Jobs anbieten müssen. Anders funktioniert das nicht. Man kann einen Hauptschulabbrecher nicht zum Schreiben eines Programmcodes vor den Computer setzen. Sondern man kann ihm bestenfalls auf einer Straßenbaustelle ein Schild mit der Aufschrift „Stop“ in die Hand drücken. Ich nenne das immer die Schilderhochhalter. Machen viele Länder, Deutschland nicht.

        Außerdem ist der Euro durch die Krise unterbewertet (siehe Sinn), das hilft natürlich vor allem den Export starken Ländern im Euro. Der Wechselkurs wird ja nicht NUR von Angebot und Nachfrage bestimmt sondern auch von Spekulation auf die zukünftige Entwicklung.

        Hatten Sie hierzu meine Replik vor einer Woche gelesen?

        Wagen Sie ein Experiment und prüfen Sie Ihre Theorien: Sie sagen einerseits, dass Lohnzurückhaltung andere Länder niederkonkurrieren würde. Und Sie behaupten, dass sinkende Arbeitszeit ein Zeichen für den Export von Arbeit sei.

        Vor wenigen Tagen hat die Metall- und Elektroindustrie ihre diesjährige Tarifrunde beendet. Der Abschluss sieht eine gute, aber angesichts der konjunkturellen Lage keine sensationelle Erhöhung der Löhne vor. Im Gegenzug wurden individuelle Arbeitszeitverkürzungen in teils gravierender Höhe vereinbart.

        Preisfrage: welche Auswirkung hätte der Abschluss auf Ihre Statistiken und Theorien?

        • Logos 2. März 2018, 10:36

          Ich hatte darüber bereits einen Artikel gemacht.
          Und Jens hat hier einen „Artikel gemacht“. Einen, der in Sachen Beleglage alles toppt, was Pietsch jemals zuwege gebracht hat. Dennoch nimmt sich Pietsch – wie vorausgesagt – nichts davon an. Wieso aber erwartet Pietsch dennoch, dass seinen [Propaganda-]“Artikeln“ irgendein Wert beigemessen werden sollte?

          Wagen Sie ein Experiment und prüfen Sie Ihre Theorien
          Realitätscheck:
          Hat Pietsch mal das Experiment gewagt und die neoliberale These, dass Arbeitslosigkeit mit Lohndumping bekämpft werden könne, ehrlich und kritisch geprüft?
          NEIN! Denn sonst hätte er doch angesichts der Erfahrungen mit Griechenland schon längst in Sack und Asche widerrufen müssen.

          Ergo: Es wäre ja schon viel gewonnen, wenn diejenigen, die solche Vorschläge ergießen, selber diese beherzigen und umsetzen würden, anstatt heuchlerisch Dritte zu Prüfungen aufzufordern, um die sie selbst einen großen Bogen machen.

    • Jens 5. März 2018, 10:20

      Im ersten Teil ist, allerdings angeregt durch meinen Artikel, die zentrale Aussage, die Inflation in einer Volkswirtschaft hänge direkt mit der Lohnentwicklung (Synonym für Compensation) zusammen. Das ist eine starke Scheuklappenbetrachtung.

      Diese Scheuklappenbetrachtung nennt sich Mathematik. Die Tabellen sind in der Dropbox. Die Korrelation ist einfach da. Und sie ist vor allem auch INNERHALB eines gemeinsamen Währungsraumes da. Trotz identischem Leitzins und trotz identischen Importpreisen von außerhalb des Euroraumes korreliert die Lohnentwicklung mit der Inflation.

      Ich glaube eher Sie machen hier eine Scheuklappenbetrachtung und verweigern sich der Realität. Gretchenfrage; wenn es nicht die Lohnentwicklung ist, die die Inflation prägt, was ist es denn dann?

      Folgt man der These, stellen sich zwei Alternativen: die Mittelmeeranrainer „korrigieren“ ihren Fehler durch deutliche Lohnzurückhaltung oder alle anderen Europartner vollziehen den gleichen Fehler nach.

      Wieso Fehler? Wettbewerbsfähigkeit ist ein relativer Begriff ganz besonders zwischen Volkswirtschaften. Sie denken BWL wir reden hier aber über VWL. Eine Firma kann nie wettbewerbsfähig genug sein. Eine Volkswirtschaft hingegen hat ein Optimum, wenn sie Flassbeck nicht glauben, schauen sie sich das Video von Sinn an. Da die Eurozone als ganzes ExportÜBERschüsse einfährt ist sie offenbar zu billig. Den Preis zahlen die Lohnempfänger, die von den Produktivitätsgewinnen der Volkswirtschaft nichts mehr abbekommen.

      Denn welche Auswirkungen hätten eine solche Lohnerhöhungspolitik für das Außenverhältnis auf Importe und Exporte? Die negativen Konsequenzen eines einseitigen Eingriffs lassen sich in Großbritannien beobachten, wo die Inflation deutlich steigt, allerdings zum Schaden der einheimischen Bevölkerung,..

      Zum einen möchte ich festhalten, dass dies Flassbecks These, dass die Löhne die Inflation prägen ebenfalls bestätigt und zum anderen haben weder Flassbeck noch Sinn noch ich gesagt es wäre gut die Löhne zu erhöhen, wenn man Importüberschüsse hat. Das ist so ziemlich das Gegenteil von Flassbecks Vorschlag und das hat UK – ihrer Aussage nach – gemacht.

      Deutschland hat Exportüberschüsse, deshalb hat es Luft für Lohnerhöhungen. UK hat Importüberschüsse, deswegen müsste es seine Löhne senken oder alternativ die Währung abwerten.

      Zurück zur einseitigen Betrachtung: In Deutschland machen die Exporte knapp 40% des BIPs aus, die Importe 32%. D.h. mindestens ein Drittel der Inflation wären nach dieser Betrachtung von der Lohnentwicklung in der EU und vor allem in Drittländern abhängig.
      Nein! Ganz klar nein. Die Inflation ist von der Lohnentwicklung im eigenen Land abhängig, siehe Charts und Tabellenkalkulation. Über die Exporte und Importe, wird aber der Druck auf die Löhne in den Ländern die höhere Löhne haben übertragen.

      Innerhalb eines Währungsraumes können Importe von außerhalb des Währungsraumes auch keinen Erklärung für eine unterschiedliche Entwicklung der Inflation bieten, da identisch. Die Einflüsse von Importen innerhalb des Währungsraumes resultieren letztlich wieder von den unterschiedlichen Preisen her, siehe Zirkelschluss im Text.

      Deutschland importiert wesentliche Konsumgüter, egal ob das Waschmittel, Elektronik oder Kleidung sind. Die Preise in diesen Märkten sind seit sehr langem stagnierend bis rückläufig. Andererseits steigen Löhne und Gehälter global kontinuierlich. Wie passt das zusammen, wo findet das seinen Niederschlag?

      Sie picken hier ein Mosaiksteinchen heraus. Dieses Mosaiksteinchen wird in der Betrachtung in den Tabellenkalkulationen berücksichtigt, da dort das gesamte BIP und die gesamte Lohnsumme berücksichtigt wird.

      Soweit Sie bei Ihrem Denken konsequent bleiben, wissen Sie, dass die zurückbleibende Inflation folglich dadurch begründet ist, dass die Wirtschaft im Euroraum wesentlich später ansprang als in den USA.

      Wenn die Inflation ausschließlich von der Rezession abhängt, warum war sie dann in Deutschland so schwach, wo doch angeblich laut unseren MSM die deutsche Wirtschaft schon heiß läuft? Ihrer Theorie nach müsste Deutschland spätestens seit 2013 eine fette Inflation haben.

      https://www.querschuesse.de/deutschland-laeuft-heiss-der-faktencheck/

      Wieso sollte eine Lohnstückkostensteigerung eigentlich sinnvoll sein? Das bedeutet nichts anderes als dass ein Arbeiter mehr für seine Tätigkeit erhält, ohne dass entsprechend Preise steigen oder mehr geleistet wird. Das nennt man andernorts Umverteilung.

      Ich bin ja froh, dass sie mir hier endlich mal zustimmen. Wenn eine Lohnsteigerung eine Umverteilung von oben nach unten sein soll, kann ja eine Lohnsenkung auch nur eine Umverteilung sein, allerdings von unten nach oben sein.

      Das ist dass was ich Ihnen schon dutzendmal zu erklären versucht habe, Deutschland verteilt unter dem Strich seit ca. 1995 konsequent von unten nach oben um, da die Reallöhne nicht mehr in nennenswerten Maß an den Produktivitätsfortschritten partizipieren. Das bisschen Gegenumverteilung bei der Einkommensteuer von Oben nach unten, verpufft da einfach.

      https://de.wikipedia.org/wiki/Reallohn#/media/File:Entwicklung_Realohn_Nominallohn_Verbraucherpreisindex_D.svg

      Und nochmal: Eine Lohnstückkostensteigerung ist genau dann sinnvoll, wenn ein Land Exportüberschüsse hat, da es dann zu billig ist vgl. Sinn

      In so einem Fall erhöht die Lohnsteigerung die Binnenkonjunktur.

      Interessant ist auch, dass Griechenland seine Importe vor allem aus Russland und China bezieht. Aus der EU werden vor allem Maschinen, Luxusgüter und Pharmaartikel bezogen, Güter, für die das Land überhaupt keine Industrie hat, die gedumpt werden könnte, die gleichzeitig wenig lohn- und preissensibel sind. Auch das passt nicht zur Theorie.

      Das hat überhaupt nichts mit der Theorie zu tun, abgesehen davon ist Griechenlands Handelsbilanz mit Deutschland nicht erst seit gestern tiefrot, was sehr wohl ins Bild passt. vgl. Link zu Makroskop im Text.

      Eine Volkswirtschaft die eine negative Handelsbilanz hat verschuldet sich im Ausland. Das kann in der Leistungsbilanz kompensiert werden durch Direktinvestitionen, des Auslandes. Das funktioniert aber zur Zeit weder in Griechenland noch den USA noch in UK im ausreichenden Maße.

      https://www.querschuesse.de/usa-leistungsbilanz-q2-2017/
      https://www.querschuesse.de/uk-leistungsbilanz-q1-2016/

      Diese Volkswirtschaften verschulden sich zunehmend, dass muss nicht zwingend der Staat sein, dass können auch die Bürger oder die Firmen sein.
      Aber in der Summe verschuldet sich die Volkswirtschaft, das ist simple Mathematik, ganz ohne Scheuklappen.

      Deutschland und die EU machen ihre Wirtschaft im zunehmenden Maße davon abhängig, dass diese Verschuldungsorgie immer weiter geht.

      Die Ursache dafür, scheint wie hier im Blog zu sein, dass mangelnde Verständnis von Wettbewerbsfähigkeiten zwischen Volkswirtschaften zu sein. Die Wettbewerbsfähigkeit zwischen Volkswirtschaften ist ein rein relativer Wert! Dieses Denken ist die Ursache dafür, dass die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter aufgeht und zwar bei den ExportÜberschüsslern und den Importüberschüsslern. Für die Arbeitnehmer hüben wie drüben ist dies eine loose loose Situation.

      Die eine joben für mickrigen Lohn in der Industrie und die anderen entweder gar nicht oder ebenfalls für mickrigen Lohn in der Gastronomie und als Liftboy.

      Das ist alles keine nachhaltige Entwicklung. Wir wiederholen die Fehler von 1929. Wir haben schon länger einen Währungskrieg, durch die ganzen QE der Fed, EZB, BoJ und SNB etc. sind die Währungen verzerrt und damit auch die relativen Preise. Wie damals folgt dem Währungskrieg nun der Handelskrieg, siehe Trump. Hier muss ich ihn erstmals zustimmen. Dieses extremen Handelsungleichgewichte zu Ungunsten der USA kann die USA nicht länger hinnehmen. Und meine Prognose ist, das wie nach 1929 die anderen Länder dies nicht einsehen werden und nun ebenfalls zu den Handelswaffen (Zöllen) greifen werden. Hoffen wir mal, dass im Anschluss daran nicht noch zu den anderen Waffen gegriffen wird, dass hatte wir dann ja damals auch schon.

      Das gerade übermäßig häufig deutsche Volkswirte die exorbitanten deutschen Handelsüberschüsse verteidigen, zeigt mir dass der Nationalismus auch bei den Intellektuellen, oder denen die sich dafür halten, auf dem Vormarsch ist, wie vor 1939.

      Was die Wirtschafts“weisen“ zu dem Thema absondern ist nur noch lächerlich und schlicht unwissenschaftlich!

      http://norberthaering.de/de/27-german/news/173-wie-die-fuenf-wirtschaftsweisen-tricksen-und-manipulieren-eine-detailansicht-teil-1

      http://www.handelsblatt.com/politik/konjunktur/oekonomie/nachrichten/oekonomen-gremium-heftige-kritik-an-sachverstaendigenrat/11054902.html

  • Jens 28. Februar 2018, 20:16

    Ich muss mich entschuldigen, dass ich so langsam antworte. Ich hatte es irgendwie versäumt die Benachrichtigung per email bei neuen Kommentaren einzustellen. Deswegen bin ich jetzt etwas im Verzug.

    Sorry und Gruß Jens

  • Blechmann 2. März 2018, 21:48

    Flassbeck ist für Lohnsteigerungen in Deutschland, wogegen Sinn für Lohnsenkungen in Südeuropa ist, wenn ich ihn da richtig in Erinnerung habe.

    Wie die Deutschen ohne Lohnsteigerungen im Süden Europas einkaufen sollen? Naja, auf Pump.

    • Jens 5. März 2018, 08:38

      Im verlinkten Video räumt Sinn aber ein, dass dies schwierig wird für den Süden ohne in Deflation und „Brünningsche“ Verhältnisse zu rutschen.

      Eine Lohnsenkung im Süden würde auch die Nachfrageseite treffen und so die kaum vorhandene Binnenkonjunktur noch weiter abwürgen.

      Da die IG-Metall jetzt gerade mal eine Abschluss von 3, 1 oder 3,2 %, (wenn man die Laufzeit und die Zinseszins Rechnung berücksichtigt) abgeschlossen hat, müsste der Süden jetzt komplett auf Lohnsteigerungen verzichten, damit sich da spürbar was bessert.

      Das ist insgesamt ein wenig sinnvolles Szenario, wenn Deutschland gleichzeitig 8% vom BIP ExportÜBERschuss hat.

  • Wolfgang 1. Juni 2018, 06:18

    Deutschland hatte vor der Einführung des Euro deutlich niedrigere Zinsen als die Südstaaten. Auch heute sind Deutschland und die Deutschen im Vergleich zu den Südstaaten vorsichtiger beim Eingehen neuer Schulden. Insofern ist die Argumentation, dass das bessere Kreditangebot maßgeblich zu den Schulden der Südstaaten beigetragen hat, schlüssig.

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