Das Leben an einer Schule mit 30 Opfern von Schusswaffen pro Jahr

… und es ist nicht einmal die gewalttätigste Schule der USA. Diese Statistik gibt es nicht. Die beste Radiosendung der Welt „This American Life“ mit einer anderthalbstündigen Reportage über die Harper High School im Süden Chicagos. Drei Reporter besuchten die Schule über fünf Monate und berichten über das absurde und deprimierende Leben von Teenagern.

Wer sich diese Sendung anhört, kann nicht mehr behaupten, dass die Abschaffung von Schusswaffen an der Gewalt nichts ändern würde. Schusswaffen verändern die Qualität von Gewalt und sie verändern das Leben in einer gewalttätigen Umgebung. Billige Waffen in den falschen Händen führen zu mehr legalem (und illegalem) Waffenbesitz. Das (verständliche) Interesse legaler Waffenbesitzer macht die Verschärfung der Waffengesetze schwieriger. Legaler Waffenbesitz steigert die Waffennachfrage von Kriminellen und der Weiterverkauf von legalen Waffen sorgt für ein ausreichendes Angebot. Rinse and repeat.

Deshalb bleibe ich in dieser Frage Pessimist. Stream nach dem Link.

 

 

{ 7 comments… add one }
  • techniknörgler 8. Mai 2013, 16:06

    „Wer sich diese Sendung anhört, _kann nicht mehr behaupten_, dass die Abschaffung von Schusswaffen an der Gewalt nichts ändern würde. “

    Hervorhebung von mir. Bei dieser Formulierung werde ich sehr skeptisch. Meistens folgt danach eine Argumentation, die sich so eben nicht mit der Sicherheit ergibt, wie sie dargestellt wird:

    „Billige Waffen in den falschen Händen führen zu mehr legalem (und illegalem) Waffenbesitz.“
    Wobei die billigen Waffen eben selber nicht legal sein müssen. Und auch nicht die folge legalen Waffenbesitzes.

    „Das (verständliche) Interesse legaler Waffenbesitzer macht die Verschärfung der Waffengesetze schwieriger.“

    Eigentlich nur wegen des dogmatischen Einschiesens einiger auf die Verteufelung eines Gegenstandes, aber auch die Verteufelung ihrer Besitzer und Eigentümer. Dies löst natürlich eine Gegenbewegung aus.

    „Legaler Waffenbesitz steigert die Waffennachfrage von Kriminellen“

    Die Schlussfolgerung halte ich so nicht für zwingend. Das man da nicht wiedersprechen _könne_ ist kein Gegenargument.

    “ und der Weiterverkauf von legalen Waffen sorgt für ein ausreichendes Angebot. Rinse and repeat.“

    Kommt auf die Kontrolle und die Regulierung an. Würde der private Weiterverkauf genauso überwacht werden wie der gewerbliche, dann wäre schon einmal viel getan – selbst wenn dies durch keine weitere Maßnahme begleitet würde. Keine Einschränkung der legalen Waffenbesitze oder -kaufes wäre dazu notwendig.

    Das Einschiesen auf Schusswaffen halte ich für eine absurde, ja auch vom wesntlichen ablenkende Marotte. Dazu hatte ich auch hier etwas geschrieben: http://83273.homepagemodules.de/t6191f27-quot-USA-Tote-durch-Waffengewalt-durch-Terror-Video-quot.html

    Ich beschreibe darin meine These, warum Maßnahmen gegen den Terror – ob man sie nun im Einzelfall für angemessen und zulässig hält oder nicht – verständlicher weise vielen sinnvoller erscheinden, als das Einschiesen auf ein mögliches Tatwerkzeug.

  • Theophil 9. Mai 2013, 12:53

    Ich weiß nicht, wem Du da zu widersprechen meinst. Ich habe insbesondere Waffenbesitzer nicht verteufelt, sondern akzeptiere deren Bedürfnisse ja explizit. Ich halte es auch für legitim, dass der Besitz einer Waffe für US Bürger einen ideellen Wert darstellt.

    Dass die billigen Waffen natürlich nicht legal sind, ist auch klar. Ich behaupte übrigens nicht einmal, dass die Anzahl der Schusswaffen pro Einwohner relevant ist. So einfach ist es natürlich nicht, Europa zeigt das. Dass sich der legale Weiterverkauf regulieren ließe, halte ich für unrealistisch. Jedenfalls ohne die Totalüberwachung legaler Waffenbesitzer. Die kleine Kausalkette sollte eher zeigen, warum ich skeptisch bin, dass es einfache gesetzliche Lösungen für dieses amerikanische Problem gibt, weil ich denke, dass die USA da in einem schlechten Äquilibrium gefangen sind.

    Es scheint mir, Du hast den Radiobeitrag nicht angehört. Es geht um Schulkinder, die in einer schlechten, gewalttätigen Gegend aufwachsen. So weit, so schlecht. Wir sind uns wahrscheinlich einig, das daran Gesetze gegen oder für irgendwas wenig ändern können. Aber die Prävalenz von Schusswaffen ändert mMn die Art der Gewalt und deren Folgen und die Reportage zeigt das auf bedrückende Art und Weise.

    Ohne Schusswaffen kann man nur aus nächster Nähe Gewalt ausüben und/oder aus einer Übermacht heraus. Aus Versehen den Falschen zu treffen, ist relativ schwierig. Das ändert sich alles wenn Schusswaffen im Spiel sind. Die treffen aus der Distanz, sie verändern das Machtverhältnis zugunsten eines einzelnen Schützen und sie treffen die Falschen. Und das verändert das Leben der Kinder.

    An dieser Schule wurde auf jeden schon geschossen. Kinder finden Schusswaffen auf der Straße. 17 jährige brauchen Therapie, weil mehrere ihrer Freunde seit sie 10 Jahre alt sind (!) neben ihnen erschossen wurden. 8 tote Schüler pro Jahr.

    Man kann gleichzeitig sagen, dass dieser Zustand unerträglich ist, dass er wahrscheinlich ohne Schusswaffen nicht ganz so schlimm wäre **und** dass man Verständnis für legalen Waffenbesitz hat.

  • techniknörgler 9. Mai 2013, 18:45

    > Ich weiß nicht, wem Du da zu widersprechen meinst.

    Radikalen Waffengegnern. Die schon damit beginnen, wer ihnen wiederspricht ist am Tod kleiner Kinder schuld. Übertreibe ich? Nein:
    http://scienceblogs.de/geograffitico/2013/01/03/waffen-die-sinnlos-kinder-toten/
    http://scienceblogs.de/geograffitico/2012/12/15/einfach-sinnlos/

    Die Akzeptanz, das Waffenbesitz einen idealen Wert an sich darstellen könnte, würde dort übrigens zu wüsten Beleidigungen und persönlichen Angriffen führen. Schon das Hinterfragen der Darstellung führt dazu. Eigentlich beginnt schon der Blogartikel damit…

    War also gar nicht so sehr gegen jemanden hier gerichtet. Bin halt durch diese Diskussion im verlinkten Blog geprägt, vorher hatte mich das Thema nur am Rande interessiert, seid ich dort wüste Angriffe und Nazivergleiche elebt habe und die gnadenlose Bigotterie dort bin cih etaws skeptisch, was radikale Waffengegner angeht.

  • techniknörgler 9. Mai 2013, 18:46

    Oh, seit wann wird hier moderiert? Kann ja sinnvoll sein, aber ist das inzwischen nötig geworden? Spam?

    • Theophil 9. Mai 2013, 19:00

      Ich glaube das lag an den vielen Links in der Antwort. Mehr als zwei und der Kommentar muss moderiert werden.

      Ansonsten verstehe ich zwar jetzt das Missverständnis, aber ich diskutiere nicht gerne darüber, was andere Leute alles so für unreflektierte Meinungen haben. Das Internet ist voll davon.

  • techniknörgler 9. Mai 2013, 19:00

    „Es scheint mir, Du hast den Radiobeitrag nicht angehört.“

    Stimmt. Habe gerade keine Lautsprecher.

    „Es geht um Schulkinder, die in einer schlechten, gewalttätigen Gegend aufwachsen. So weit, so schlecht. Wir sind uns wahrscheinlich einig, das daran Gesetze gegen oder für irgendwas wenig ändern können.“

    Ja.

    “ Aber die Prävalenz von Schusswaffen ändert mMn die Art der Gewalt und deren Folgen und die Reportage zeigt das auf bedrückende Art und Weise. “

    Die Frage ist, in wie fern das wirklich vom legalen Schusswaffenbesitz abhängt. Drogen sind in den USA auch landesweit illegal.

    Spätestens wenn 3D-Drucker verbreiteter sind und sich immer besser dazu eigenen auch so etwas hier herzustellen:
    http://www.heise.de/newsticker/meldung/The-Liberator-Erste-komplette-Waffe-mit-3D-Drucker-hergestellt-1838891.html

    Müsste man an ein Verbot eben jener 3D-Drucker gehen.

    Jemand hat mal gesagt, den USA viel die Verbreitung von Computern, auch in der allgemeinen Bevölkerung und als Privatbesitz, leichter, da sie ihre Bevölkerung nicht wie die UdssR kontrollieren mussten, sondern eine freie Gesellschaft darstellten. Die USA hatten dadurch Vorteile in der Verbreitung und Weiterentwicklung von Informationstechnologie.

    Selbst China erlaubt ja nur deshalb Internet und Computer, da sie aus wirtschaftlichen Gründen nicht darum herum kommen, nicht weil ihre Filter so toll funktionieren würden, wie sich das die Zensoren erhoffen.

    Wie wird Europa angesichts der Möglichkeit mit Hilfe von 3D-Druckern Schusswaffen daheim herzustellen reagieren?

    In den USA wird es kein ausreichendes Argument für ein Verbot sein, da müssen sich Patentinhaber, die sich um Verletzungen ihrer Rechte sorgen, was anderes einfallen lassen, denn Schusswaffen kann dort jeder geistig gesunde, gesetzestreue Bürger schon längst legal erwerben. Doch wie wird Deutschland damit umgehen?

    Man erkennt, die Panik um Schusswaffen hat durchaus enorme, für unser alle zukünftiges Leben, Freiheit und auch Wohlstand enorme auswirkungen und zwar wegen ihrer potentiellen Auswirkung über den Schuswaffenmarkt hinaus, nicht weil einigen Waffenhändlern Profite entgehen würden.

  • Herr 14. Mai 2013, 23:22

    @techniknörgler: Wieso _müsste_ man an ein Verbot von 3D-Druckern gehen?

    Dass genug Leute auf die Idee kommen werden ist klar. Da es sich bei 3D-Druckern um „Dual use“-Objekte handelt, ist es auch einfach erstmals möglich zu versuchen, das „Schlechte“ zu verbieten. Also: Wer Waffen ausdruckt, oder ausgedruckte Waffen besitzt wird bestraft.

    Nicht, dass ich dies auf der Stelle unterschreiben würde, aber auf ein Verbot von 3D-Druckern wäre ich nicht zuerst gekommen, vor allem weil diese meiner Meinung nach sehr gute Auswirkungen haben und haben könnten.

    MfG Herr

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