Das Ding mit der europäischen Identität

Anlässlich der anstehenden Europa-Wahlen kann man die Frage stellen, ob es passend zum Europäischen Parlament denn so etwas wie einen europäischen Bürger mit einer europäischen Identität gibt. Während die rechtlichen Rahmenbedingungen dafür längst existieren – haben wir doch mit der deutschen zugleich auch eine europäische Staatsbürgerschaft, mit allen Vorteilen, die uns das bringt – hängt die Mentalität hinter den Idealen weit hinterher. Warum aber begreifen sich die Einwohner Europas weiter vornehmlich als Deutsche, Franzosen oder Griechen und betrachten die EU selbst als Ort, wo die eigenen Pfründe gegen die jeweiligen Nachbarn verteidigt werden müssen?

Zu einem gewissen Teil hat dies sicher mit der politischen Praxis zu tun, unpopuläre innenpolitische Maßnahmen mit europapolitischen Zwängen zu begründen. Sehr gerne werden etwa Rettungspakete und ähnlich teure Einrichtungen in Richtung EU abgeschoben, als einen Zwang, dem man sich beugen muss. Dazu kommt der Einfluss von zahlreichen Detailregelungen, die im Alltag spürbar sind – von der Glühbirne über den berühmt-berüchtigten Gurkenkrümmungsgrad. Nationale Politik ist häufig nicht so direkt spürbar wie die der EU, und bei allem Streit um den Nutzen solcher Maßnahmen bringen sie häufig eine Veränderung mit sich, die der Bürger instinktiv ablehnt. Wen interessiert, wie sinnvoll die neuen Glühbirnen sind? Ich will meine alten behalten! Fuck the EU.

Diese Instinkte werden von der Politik gerne befeuert oder zumindest toleriert, denn in der EU findet sich ein stets vorhandener Sündenbock, der sich nicht wehren kann und auf den man den Ärger abladen kann. Auch medientechnische Aspekte spielen eine Rolle – der vorgeschriebene Gurkenkrümmungsgrad ist eine tolle, schnell greifbare Geschichte mit Aufregerpotenzial. Ihr Hintergrund in den Lobbyinteressen der Agrarindustrie, die radikal auf zweifelhafte Gemüse-Ästhetik-Ideale abzielt und damit der Lebensmittelverschwendung Vorschub leistet, ist dagegen wesentlich komplizierter und unspannender, genauso die ungeheure Machtstellung dieser Lobbyverbände.

Auch bietet das politische System der EU keinerlei echtes Identifikationspotenzial. Die Europaparlaments-Wahlen finden immer noch national statt. Die europäischen Parteien konstitutieren sich erst nach den jeweiligen nationalen Wahlen aus den nationalen Wahlsiegern und -verlieren und sind praktisch unbekannt.

Aber allein in diesem Negativ-Bild kann der Grund kaum verborgen liegen. Seit 2004 wird zumindest in Deutschland versucht, eine Art europäischen Patriotismus in den Schulen zu verorten, wie man seit den 1950er Jahren eine Begeisterung für die Demokratie (im gesellschaftswissenschaftlichen Unterricht) in den Lehrplänen verankert hat. Dieser Versuch ist jedoch in seinem Ausmaß sehr beschränkt (im Gymnasium Baden-Württemberg etwa die zehnte Klasse im Geschichtsunterricht) und in seiner Holzhammer-Methodik wie dazu geschaffen, Abwehrreaktionen auszulösen. Vermutlich liegt die mögliche Zukunft einer europäischen Identität aber zumindest zu großen Teilen tatsächlich in den Schulen, will man sie denn tatsächlich schaffen.

Was der EU insgesamt aber ebenfalls ganz massiv fehlt, ist eine Art Zivilreligion. Ich denke, dass dieses Fehlen ein wichtiger Grund ist, warum es keine gefühlte Loyalität zur EU gibt, die stattdessen als ein rein technisches, bürokratisches Ding verstanden wird. Es gibt keinen zelebrierten europäischen Feiertag, keine „allegiance to the flag„, kein Beschwören und Berufen auf einen gemeinsamen Gründungsmythos, kein von Anfang an vermitteltes Gefühl der Größe Europas, kein Zusammenhang zwischen Freiheit und EU. Die USA haben eine solche Zivilreligion von Anfang an betrieben, gerade um die (anfangs) großen kulturellen Unterschiede zwischen ihren Bundesstaaten durch einen gemeinsamen Mythos auszugleichen. Ob Texaner oder New Yorker, alle sind sie Amerikaner. Wir sind Deutsche und Griechen.

Dies ist nicht zwingend ein Plädoyer für die Schaffung einer solchen Zivilreligion. Das Projekt einer europäischen Identität ist nicht gerade unumstritten, um es milde zu sagen. Auch hat eine Zivilreligion nicht nur Vorteile, wie jeder mit einem Blick über den Großen Teich erkennen kann. Die EU hat ohnehin eine Tendenz zur Detailregelung und der Kompetenzansammlung; mit einer entsprechenden Identität als zusätzliche Legitimation im Rücken stünde einem Dammbruch in diese Richtung fast nichts mehr im Weg.

Ich tendiere trotzdem dazu, eine solche Identität zu befürworten, schon allein, weil sie auch ein machtvolles Vehikel auf dem Weg zu mehr Demokratie innerhalb der EU sein kann. Die EU selbst bleibt außerdem eines der wichtigsten, wenn nicht das wichtigste, politische Projekt in Europa. Dies kann aber so oder so nur ein Langzeitprojekt sein, dem auch Taten folgen müssen.

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  • In Dubio 16. April 2014, 07:49

    Nach meiner Einschätzung geht dieser Versuch, eine europäische Idee zu umreißen, fehl. Es fehlt die historische und psychologische Tiefe. Dabei ist der Beginn der Analyse ja nicht falsch, nationale Politik begründet unpopuläre Maßnahmen mit den Restriktionen einer gemeinsamen Union und macht die EU damit zum Sündenbock. Aber wo ist sonst das Beobachtende?

    Die Zustimmung zur Europäischen Union ist dort am höchsten, wo der direkte (materielle Nutzen) am Unmittelbarsten spürbar ist. Die Skepsis gegenüber Europa wächst nicht in Spanien, Italien oder Griechenland, sondern in Deutschland, Frankreich, den Niederlanden und Skandinavien. Dänen und Briten waren ohnehin nie Fans eines gemeinsamen Bundes mit so heterogenen Völkern. Und gerade in der gegenwärtigen Krise mit der Ukraine und Russland zeigen sich Risse im gemeinsamen Verständnis von Freiheit, Demokratie und Sicherheit. Während Russlands direkte Anrainer auf Härte gegenüber Moskau drängen, blicken die Deutschen wenn nicht liebevoll, so doch zumindest weit verständnisvoll auf die autokratische Politik Putin. Und den Südländern ist die ganze Krise weitgehend egal, sie interessiert deutlich mehr, was in ihrem Hinterhof, den arabischen Mittelmeerländern, passiert.

    Die Parallelen zum wiedervereinten Deutschland sind offensichtlich: die Zustimmung zu Demokratie und Marktwirtschaft waren im Osten (aber auch im Westen) so lange hoch, wie man sich materielle Vorteile vom gemeinsamen Staat versprach. Doch die Popularität bröckelt seit vielen Jahren, seit klar wurde, dass es gleiche Lebensverhältnisse in einem Land mit 80 Millionen Einwohnern nicht geben kann.

    Amerikaner haben einen Kit, den überschäumenden Patriotismus, ansonsten sind die USA so heterogen, wie es ein Staat nur sein kann. Dieses Land bringt es seit Jahren fertig, sich von Minderheiten führen zu lassen. Weder der Republikaner George W. Bush (2000) noch der Demokrat Barack Obama, der sein Amt vor allem auf den Zuspruch von Minderheiten stützt, konnten sich einer breiten Mehrheit sicher sein. Das ist in Europa durchaus anders, hängt aber mit den deutlich homogeneren Gesellschaftsstrukturen zusammen. Wo diese erodieren, schwindet die Mehrheitsfähigkeit von Parteien und Politikern.

    Was bedeutet das alles für Europa? Die angeblich so geknechteten Spanier erhoffen sich ausgerechnet von Brüssel und Berlin Erlösung von ihren korrupten Politikern und die Rettung ihres überbordenden und ineffizienten Wohlfahrtsstaates. Wenig anders sieht es in Portugal und Italien aus. Die Zustimmung zu einem Staat, der enorme Gelder verteilt, ist ebenso enorm groß. Mit der Zahlungsbereitschaft in Form von Steuern und Abgaben verhält es sich diametral umgekehrt, weshalb die Schwarzarbeit traditionell in diesen Ländern blüht.

    Ein Gemeinschaftsgefühl, das auf Käuflichkeit beruht, ist hohl. Das Kernproblem Westeuropas beruht darin, dass wir Identitäten auf Solidargemeinschaften gründen. Doch der Solidargedanke ist nicht beliebig dehnbar. Während er in Familien, Freundeskreis, Vereinen und Unternehmen noch hervorragend funktioniert, geht das schon auf nationaler Ebene so leidlich. Untersuchungen stützen den Befund: Gesellschaften sind umso solidarischer und bereit zu höheren Steuerzahlungen, je homogener sie sind (siehe Skandinavien). Dagegen ist der Gemeinschaftsgedanke in heterogenen Gesellschaften wie den USA selbst bei jenen tendenziell unpopulär, die von der Umverteilungsmaschinerie des Sozialstaates profitieren.

    Ein Europa der Solidargesellschaften kann daher nur funktionieren als ein Bund nationaler Staaten. Wir müssten die Grundpfeiler unserer Gesellschaften auflösen, um eine tatsächliche Gemeinschaft von Helsinki bis Lissabon zu bilden. Das ist die Wahrheit, die den meisten Europaenthusiasten – zu denen ich mich zähle – schwerfällt anzuerkennen.

    • Stefan Sasse 16. April 2014, 10:12

      Die genauere Analyse, wie diese Identität aussehen könnte (historisch und politisch) kommt morgen; wollte nur die Artikel etwas lesbarer halten und nicht ein Monster-Ding schreiben.

      Wie sollte eine solche Staatengemeinschaft aussehen? De Gaulles „Europa der Vaterländer“?

      • In Dubio 16. April 2014, 12:04

        Die Antwort hatte ich ja gegeben: ein Europa der Vaterländer / Nationenbund (oder wie auch immer man es bezeichnet) wird die EU so lange bleiben, wie der Kern unseres nationalen Zusammenhalts der Solidaritätsgedanke ist. Es fällt uns als Hessen oder Schwaben schon schwer, solidarisch mit Mecklenburgern zu sein und zu deren Gunsten auf beitragsfreie Kindergärten zu verzichten. Völlig undenkbar wird es, diesen Solidaritätsansatz auf Europa zu übertragen. Hierfür sind auch die Mentalitäten zu unterschiedlich.

        In Deutschland schaffen wir es nicht, uns solidarisch mit türkisch-stämmigen Migranten zu empfinden – und vor allem umgekehrt. So entscheidet sich mindestens die Hälfte der hier geborenen und aufgewachsenen Fußballer mit türkischem Hintergrund für den Halbmond.

        Wir reisen gern, wir arbeiten jeden Tag mit EU- und Nicht-EU-Ausländern zusammen, frönen gemeinsamen Hobbys und häufig auch ähnlichen Ansichten. Wenn es jedoch um den Kern des Glaubensbekenntnisses geht – familiäre Einstellungen, politische Überzeugungen, Religiosität – werden immer noch große Unterschiede sichtbar. Wir haben nichts, wo wir zusammengießen wollen.

        Das ist bei Amerikanern nicht anders, sie haben aber nie versucht, ihre Identität eben auf diesen Parametern aufzubauen.

  • Wirtschaftswurm 16. April 2014, 14:10

    Vielleicht fängt das Problem aber schon damit an, erwachsenen Männern und Frauen eine neue Identität verpassen zu wollen.
    So eine gemeinsame Identität entwickelt sich, wenn sie sich denn entwickelt, nur über Generationen.

    • Stefan Sasse 16. April 2014, 21:34

      Davon gehe ich auch aus – ich meine tatsächlich den langfristigen Aufbau ab der nächsten Generation; der Rest sollte halt zumindest mitgehen können, wenn er denn will.

  • Am_Rande 16. April 2014, 16:37

    „Das Werk von Metternich ist zu Nichts zerfallen; das Werk von Talleyrand, von Richelieu, von Bismarck. Und das von unzähligen anderen.
    Aber nicht das Werk Bachs, Shakespeares, Homers, Rembrandts oder Dantes. Und nicht das Werk vieler anderer, deren Namen zu derselben glanzvollen Gemeinschaft gehören.
    Zeigt nicht diese Tatsache allein, welche Seite des Lebens wir geringachten und welcher Seite wir uns mit Hingabe zuwenden sollten?“
    – Albert Jay Nock, Klassischer Liberaler

    Herr Sasse begeht den Fehler, den man als Linksintellellektueller wohl machen muss:
    Er setzt die EU und Europa gleich.

    Natürlich gibt es eine europäische Identität und es gibt sie schon lange.
    Und wer will, kann an ihr teilhaben.

    Europa ist eine gemeinsame Tradition von Geist, Kultur, Handel und Zivilisation.

    Die EU aber ist nur ein politisches Gebilde.

    Und was hätte Politik mit Geist, Kultur und Zivilisation zu tun?

    • Stefan Sasse 16. April 2014, 21:35

      Wenn wir von europäischer Identität reden, meinen wir Identifikation mit der EU, so sehr wie zur deutschen Identität mittlerweile eben das Bekenntnis zur BRD gehört.

      • Am_Rande 17. April 2014, 14:52

        Und was ist mit Bürgern aus diesen Staaten:
        Albanien, Monaco, Schweiz, Andorra, Montenegro, Serbien, Bosnien-Herzegowina, Norwegen, Ukraine, Liechtenstein, Russland, Weißrussland, Moldawien, San Marino, Island und dem Vatikan?

        Die dürfen sich also nicht als Europäer fühlen?

  • Schrotti 16. April 2014, 19:32

    Obwohl ich den Artikel nun dreimal gelesen habe, verstehe ich immer noch nicht, worauf Sie hinaus möchten.

    Einerseits stellen Sie fest, dass von der Etablierung einer Identität Risiken für die Demokratie innerhalb der EU ausgehen, da „[d]ie EU ohnehin eine Tendenz zur Detailregelung und der Kompetenzansammlung [hat]; mit einer entsprechenden Identität als zusätzliche Legitimation im Rücken stünde einem Dammbruch in diese Richtung fast nichts mehr im Weg.“ Und direkt im nächsten Satz befürworten Sie eine „europäische Identität“, „[…] weil sie auch ein machtvolles Vehikel auf dem Weg zu mehr Demokratie innerhalb der EU sein kann.“ Ich bin durchaus ein Freund ambivalenter Sichtweisen, aber das ist selbst für mich grenzwertig.

    Ich könnte jetzt noch näher auf ein paar Aspekte eingehen, die mir aufgefallen sind, wie etwa die Tatsache, dass Sie bisher vollkommen die Rolle der unterschiedlichen Sprachen ausgeblendet haben. Oder die große Anzahl der verschiedenen politischen Ebenen, in die jeder europäische Bürger eingebettet ist: Stadt, Gemeinde, Bundesland, Land, EU.

    Das möchte ich allerdings nicht, weil ich denke, dass es in Bezug auf die EU wichtigere Probleme zu diskutieren gibt als diesen soziologischen Wischiwaschibegriff „Identität“, der so schwer zu greifen ist wie ein Stück herunterfallender Kernseife.

    Ich fände es nämlich wesentlich interessanter, wenn wir uns Gedanken darüber machen würden, welche Kompetenzen und Aufgaben wir der EU eigentlich übertragen möchten und welche nicht. Das wäre tatsächlich eine Diskussion, an der ich mich ernsthaft beteiligen würde.

    • Stefan Sasse 16. April 2014, 21:37

      In dem Fall wirst du dem Artikel tatsächlich nichts abgewinnen können, denn darum geht es mir schlicht gerade nicht. Mir geht es einzig um die Frage, ob wir uns als civis europaeis empfinden können oder nicht und wie ein solches Empfinden aussehen könnte. Ein reines Gedankenspiel, daher auch die Ambivalenz. Völlig unmöglich zu sagen wie das ausgeht.

  • Ariane 17. April 2014, 00:01

    Schöner Artikel. Ich bin auf jeden Fall ein starker Befürworter einer europäischen Identität, oder zumindest einem starken gemeinsamen Narrativ.
    Ich glaube, Europa an sich hat teilweise auch so eine gemeinsame (lose) Identität, nur die EU wird damit nicht zwangsläufig in Verbindung gebracht, sondern stellt in vielen Fällen so ein eigenes Technokraten-Vakuum dar, das nicht mehr ganz soviel mit europäischen Idealen zu tun hat.
    Meiner Meinung geht das Problem in die Anfänge der EU zurück. Es gibt ja keinen wirklichen Gründungsmythos. Das ganze hat in einer kleinen, bescheidenen Wirtschaftszusammenarbeit angefangen. Wenig glorreich und eher etwas unsexy. Politische Zusammenarbeit und Ideale wurden ja erst allmählich und nachträglich rangepflanzt. Jahrzehnte später, nach Gurken- und Glühbirnenregelungen kommst nun du (stellvertretend für die EU sozusagen) und fragst nach gemeisamer Identität. Nach meinem Gefühl ist die „historisch natürliche“ Reihenfolge also verdreht. Die USA haben ja zb auch erstmal gemeinsam ihre Unterdrücker bekämpft und die Fahne erfunden, dann die Verfassung und die Bill of Rights geschrieben und damit den Gründungsmythos in Gang gesetzt. Danach erst wurde der Kleinkram mit Kompetenzen und wirtschaftlicher Zusammenarbeit geregelt und bei Glühbirnen und Gurken ist man heute noch nicht angekommen.

    Das ist für mich ein gewichtiger Grund, warum die EU nur lose mit einer gesamteuropäischen Idee in Verbindung gebracht wird. Man hat dann zwar Frieden und Wohlstand als Ideale mit reingenommen. Nur für den Frieden braucht man solche Detailversessenheit nicht. Wohlstand hat lange gut funktioniert, das Versprechen ist aber spätestens mit der Eurokrise in sich zusammengeklappt. Demokratie kam noch später und wurde imo nie wirklich eingelöst, dafür ist die EU an sich zu undemokratisch und Mitgliedsländer wie zb Ungarn untergraben die Glaubwürdigkeit noch mehr. Wie gesagt, ich halte eine gemeinsame europäische Identität eigentlich für enorm wichtig, aber ich weiß nicht, ob das in einer Krise und nachträglich erfunden werden kann. Ich glaube eigentlich eher, dass die EU sich dafür auch radikal umwandeln müsste. So, wie es jetzt läuft, schafft man eher mehr Trennendes als Verbindendes und das finde ich enorm schade.

    • Stefan Sasse 17. April 2014, 10:07

      Ich denke, das geht mit vergleichsweise wenig Änderungen (vor allem in Bezug auf Wahlrecht und Kompetenzen des EP).

  • Gregor Keuschnig 17. April 2014, 07:15

    Es ist immer unfair, einen Satz herauszustellen und dann darüber herzuziehen. Ich mach’s trotzdem mal. Da steht in Bezug auf eine europäische Identität: „Ich tendiere trotzdem dazu, eine solche Identität zu befürworten…“ Ich weiss, was gemeint ist, aber der Satz zeigt m. E. ungewollt das Dilemma: Eine solche Identität kann man nicht „befürworten“ bzw. ihr Implementieren lehren, wie dies geschildert wird. Auch die Vergleiche in den Kommentaren mit den USA greifen ins Leere, weil die kulturellen Eigenheiten von 28 Nationen (es beginnt mit der Sprache) einfach grösser sind als die der vergleichsweise jungen Einwanderungsrepublik USA.

    Ich behaupte, eine europäische Identität ist in den zur Zeit vorfindbaren Strukturen der EU für eine breite Bevölkerung unmöglich zu „empfinden“ (ich nehme bewusst diesen weichen Begriff der Empfindung, des Gefühls). Die EU bietet keine oder nur sehr abstrakte Identifikationsmöglichkeiten. Diese sind aber notwendig, um ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen. Das Gebilde, welches identitätsstiftend wirken soll, ist einfach zu gross, zu heterogen. Die Flucht der EU in ein „Europa der Regionen“ soll die Nation zu Gunsten der kleineren Einheit der Region ersetzen. Das erzeugt aber zuweilen Sezessionsbewegungen innerhalb der Nationalstaaten, die eben nicht überwunden sind. Der Nationalstaat erlebt ja seit 1990 eine Renaissance. Die Gegenbewegung, die die EU versucht hat, ist gescheitert, weil sie es versäumt hat, sich institutionell zu stabilisieren. Stattdessen hat man es überhastet erweitert. So wird die Selbstbezeichnung „Ich bin ein Europäer“ noch für lange nur eine geographische Tatsache bleiben. Es sei denn, man verzichtet auf die Nivellierung und betont ein Europa der Vielheit, der Differenz. Wie das aussehen könnte – keine Ahnung.

    • Stefan Sasse 17. April 2014, 10:08

      Ich sehe das Problem ebenfalls, keine Frage. Ich wollte nur untersuchen, wir ein solches europäisches Narrativ – vielleicht besserer Begriff als Identität – aussehen könnte.

  • Janosch 17. April 2014, 08:39

    Wenn ich fragen darf: Von welchen Untersuchungen ist denn im vorletzten Abschnitt die Rede ?

    Warum soll Skandinavien hoomogener sein als z.B. Polen ?

  • Ralf Leonhardt 18. April 2014, 02:55

    @ Stefan Sasse

    Warum aber begreifen sich die Einwohner Europas weiter vornehmlich als Deutsche, Franzosen oder Griechen und betrachten die EU selbst als Ort, wo die eigenen Pfründe gegen die jeweiligen Nachbarn verteidigt werden müssen?

    Du nennst zum Thema mehrere Punkte, die zwar alle irgendwo richtig, aber aus meiner Sicht nicht wirklich entscheidend sind. Das faellt gerade bei einem Vergleich zwischen den USA und Deutschland auf der einen Seite und der EU auf der anderen Seite auf:

    (1) Geldtransfers zwischen den europaeischen Staaten, wie etwa die „Rettungspakete“

    Richtig ist, dass Umverteilung bei den Gebern nie populaer ist. Dennoch stellt niemand in Bayern den deutschen Staat in Frage nur wegen des Laenderfinanzausgleichs. Und auch der Solidaritaetszuschlag hat nie wirklich die Einheit zwischen Ost- und Westdeutschland bedroht. In den USA ist es sogar umgekehrt. Die republikanisch regierten Nehmerstaaten im Sueden liegen mit der Zentralregierung in Washington regelmaessig im Clinch, waehrend der umverteilende Zentralstaat gerade bei den demokratisch dominierten Geberstaaten an den beiden Kuesten vergleichsweise populaer ist. Unwahrscheinlich also dass Geldtransfers eine fundamentale Bedrohung fuer eine potentielle europaeische Identitaet darstellen.    

    (2) Die „Gurkenrichtlinie“

    Richtig ist, dass diese Gesetzgebung zu Kopfschuetteln gefuehrt hat. Aber dies war doch eher ein nebensaechliches Medienspektakel. Und unsinnige staatliche Regulierung gibt es ueberall. Wird die deutsche Identitaet etwa in Frage gestellt wegen des Tanzverbots am Karfreitag? Und nirgendwo fuehlen sich die Menschen von staatlicher Regulierung so betroffen wie in den USA, wenngleich das auch eher ein Phantomschmerz ist. Dennoch stellt niemand seine amerikanische Nationalitaet in Frage, auch wenn das Department of Motor Vehicles mit seinen Bergen von Formularen nicht sonderlich beliebt ist. Dass wir wegen der Gesetzeslage bezueglich der Form von Gurken keine europaeische Identitaet haben, ist extrem unwahrscheinlich.

    (3) Europa als Suendenbock

    Dass die nationalen Politiker die EU gerne als Suendenbock missbrauchen ist bekannt. Und sicherlich traegt das resultierende negative Image dazu bei, dass die EU Schwierigkeiten hat Identitaet zu stiften. Aber im stramm republikanischen Sueden der USA hat die US-Regierung auch ein Katastrophenimage. Dennoch kann man den Republikanern dort zwar vieles vorwerfen, aber eines nicht: Dass sie zu wenig patriotisch seien. Analog dazu sollte bei geeigneten Rahmenbedingungen auch in Europa eine „EU-Identitaet“ moeglich sein, selbst dann wenn Bruessel haeufig zum Suendenbock abgestempelt wird.

    (4) Defizite im politischen System

    Das ist ein wichtiger Punkt. Aber eine nationale Identitaet gruendet sich meist nicht auf ein konkretes politisches System. In den USA gehen etwa selbst bei Praesidentschaftswahlen nur zwischen 50-60% der Wahlberechtigten waehlen. Daraus wuerde ich nicht schliessen, die verbleibenden 40-50% haetten keine amerikanische Identitaet. Nationalstolz hat mit Politik wenig zu tun. In Ceausescus Rumaenien etwa war das kommunistische Regime verhasst. Das Volk hat sich trotzdem stark mit dem Land identifiziert. Die Abwesenheit eines vertrauenschaffenden politischen Systems hilft sicherlich der europaeischen Sache nicht. Aber sie ist nicht der Grund fuer das Fehlen einer europaeischen Identitaet.

    (5) Fehlen eines Gruendungsmythos bzw. einer „Zivilreligion“

    Also viel Gruendungsmythos hat die BRD auch nicht. Deutschland ist nicht wie die USA aus einer erfolgreichen Revolution, einem gloreichen Sieg, hervorgegangen, sondern lag als Verlierer eines Weltkriegs in Schutt und Asche. Die Ostgebiete waren weg, dann wurde Deutschland auch noch langfristig geteilt und wir waren jahrzehntelang besatzt. Viel Glorie kann ich da nicht erkennen. Und auch in den USA ist der Gruendungsmythos eigentlich nur fuer eine Minderheit relevant, da nur eine kleine Zahl von Staaten an der Ostkueste wirklich zu den Gruendungsmitgliedern der Union gehoerten. Die gesamte Westkueste etwa kam erst spaet dazu, Kalifornien in 1850, Oregon in 1859 und Washington in 1889. Arizona war erst ab 1912 dabei, mehr als hundert Jahre nach der Gruendung der USA und Alaska und Hawaii kamen dann 1959 dazu. Ein Strassenfeger in Phoenix hat keinerlei Grund sich mit Paul Revere zu identifizieren. Der Gruendungsmythos der Revolution ist fuer einen Fremdenfuehrer in Honolulu irrelevant. Die Mehrheit der Amerikaner ist auch nicht gerade fuer ihre ausgepraegten Geschichtskenntnisse beruehmt und in einer Umfrage kuerzlich konnte nur eine Minderheit das Land nennen, aus dessen Joch die amerikanische Revolution die USA befreite. Trotzdem muss man etwa in Arizona nicht lange nach einer amerikanischen Identitaet suchen. Man findet diese Identitaet sogar bei Einwanderern, die gerade mal 15 oder 20 Jahre in den USA leben. Eine europaeische Identitaet sollte also auch ohne Gruendungsmythos moeglich sein.

    Der Hauptpunkt aus meiner Sicht, den Du ueberhaupt nicht nennst, ist die Sprachenvielfalt in Europa. Wie sollen wir eine gemeinsame Identitaet entwickeln, wenn wir uns noch nicht einmal verstehen? In Griechenland gibt es darueber hinaus dann sogar ein anderes Alphabet. Gemeinsamkeit entsteht durch Austausch, durch Miteinander, durch Kommunikation. Sprachbarrieren stehen all dem entgegen. Der Amerikaner aus New York fuehlt sich auch in Seattle zuhause, denn er ist dort kein Fremder. Der Deutsche hingegen, der in Paris aus dem Flieger steigt, versteht zunaechst mal kein Wort und verbringt die Haelfte seiner Zeit damit im Woerterbuch nach Uebersetzungen zu suchen. In den USA ist es normal, dass man Arbeit dort findet, wo sie angeboten wird. Ein Umzug von Indiana nach New Mexico, von Kalifornien nach Vermont ist nichts besonderes und vergleichbar einem Umzug von Hamburg nach Muenchen. Arbeitsmigration in Europa hingegen ist nur sehr eingeschraenkt moeglich. Jemand aus Spanien oder Italien, der nur gebrochen (oder garnicht) deutsch spricht, kann in Deutschland in Teamsitzungen nichts beitragen, kann nicht mit Kunden kommunizieren oder Vertraege aushandeln, versteht moeglicherweise noch nicht einmal Anweisungen in einfachen Berufen. Welcher deutsche Patient moechte von einem portugiesischen Arzt behandelt werden, bei dem er den Eindruck hat, der Doktor versteht ihn nicht? Welcher Projektleiter moechte einen finnischen Ingenieur einstellen, bei dem er das Gefuehl hat, dass er ihm das Projekt nicht ausreichend klar machen kann? Welches Unternehmen stellt einen Verkaufsberater ein, dem regelmaessig die Worte fehlen? Welche Kirche will einen griechischen Pastor, der in Trappatoni-Deutsch predigt? Welches Restaurant stellt einen polnischen Kellner ein, der aufgrund von Verstaendigungsproblemen die Bestellungen der Gaeste nicht entgegennehmen kann? Umgekehrt wuerde die Mehrheit der Deutschen in Thessaloniki, Bukarest oder Prag ebenfalls ein Totalausfall sein. 

    Kein Staat und keine Union kann auf Dauer bestehen, wenn man sich nicht auf EINE offizielle Sprache einigt. Das Best Case-Szenario ist andernfalls eine Situation wie in Belgien, also Dauerlaehmung und permanenter friedlicher Zerfall. Das Worst Case-Szenario ist ein Buergerkrieg, wie etwa zwischen Kurden und Tuerken in der Tuerkei. Eine gemeinsame Identitaet wird sich nur einstellen, wenn wir uns gegenseitig verstaendigen koennen; wenn wir wie selbstverstaendlich nach Athen oder Marseille oder Warschau ziehen koennen und problemlos dort arbeiten koennen ohne Fremder zu sein. Wenn wir uns in Lissabon, in Pisa oder in Kopenhagen genauso zuhause fuehlen wie in Frankfurt oder Heidelberg. Der Schluessel dazu waere Englisch bereits im Kindergarten zu lehren. Die Kosten dafuer waeren immens. Schulen muessten komplett englisch werden. Viel Spass dabei das den Buergern (Waehlern) zu verkaufen, gerade in Laendern wie Frankreich. Universitaeten waeren wahrscheinlich noch am einfachsten umzustellen. Das Fernsehen muesste englisch werden. Englischkurse muessten ueberall kostenguenstig oder gar umsonst angeboten werden, was nur bei massiver staatlicher Subventionierung moeglich waere. Die offizielle Einfuehrung der englischen Sprache muesste langfristig angelegt sein, sich ueber zwei oder mehr Generationen strecken und koordiniert in ganz Europa ablaufen. Wenn man bedenkt, dass unsere Politiker sogar eine einfache Rechtschreibreform versemmelt haben, kann man ahnen, was auf uns zukaeme. Die Kosten insgesamt waeren unvorstellbar, die Huerden hoch, die Widerstaende enorm. Am Ende stuende die Einheit Europas als Staat (oder sein terminales Ende, falls die Buerger nicht mitmachen). Aber nur mit einer wirklichen Staatsunion wird sich der Europaeer langfristig identifizieren. Zu einer lose zusammenhaengenden Freihandelszone, dem „Europa der Vaterlaender“, das In Dubio vorschwebt, wird kein Mensch je eine Loyalitaet aufbauen. Wozu auch? Da ist man nur solange Teil, wie es fuer einen guenstig ist. Und wenn von aussen einer kommt und Europa in ein „Neues Europa“ und ein „Altes Europa“ teilt und dem „Neuen Europa“ Zuckerli gibt und dem „Alten Europa“ die kalte Schulter zeigt, werden wir wieder zerfallen und uns moeglicherweise irgendwann auch wieder gegenseitig bekriegen, so wie das jahrhunderte lang auf unserem Kontinent normal war. 

  • Stefan Sasse 18. April 2014, 10:51

    1-4: Selbstverständlich ist das nicht der einzige Grund, es erklärt vielmehr, warum das Ding bislang einen so schlechten Ruf hat. Deine treffenden Vergleiche mit den USA stützen ja gerade mein Argument – da macht das alles nichts aus, WEIL man eben eine Identität hat, die das alles überwölbt. Haben wir in Europa nicht.

    5: Klar haben wir einen Gründungsmythos – das Wirtschaftswunder.

    Ich weiß nicht ob die Sprache tatsächlich so ein ernsthaftes Problem ist. Englisch als überall verständliche Zweitsprache könnte da schon reichen.

  • Ariane 18. April 2014, 15:18

    @Stefan
    Wie sieht eigentlich diese schulische Verortung des europäischen Patriotismus aus? Was wird da angeführt an Beispielen und Argumenten?

    Ich halte die Sprache nicht für ein so großes Problem, mit Englisch k0mmt man doch fast überall zurecht und langfristig wird das noch mehr werden. Ich glaube auch generell nicht daran, dass erst alles total homogen sein muss, bevor man sich zusammenschließt. Das wäre ja schrecklich. Diese Vielfalt, die Europa mit seinen unterschiedlichen Ländern hat, kann auch ein enormer Vorteil sein. Es sagt doch niemand, dass man nicht gleichzeitig Europäer und Deutscher oder Engländer sein kann. Ich kann ja auch gleichzeitig Norddeutsche und Deutsche sein, obwohl ich mit Bayern nicht soviel gemeinsam habe und die Sprache auch nicht auf Anhieb verstehe. Das sind aber alles Sachen, die Zeit brauchen und lange dauern, man darf nicht vergessen, dass es quasi erst gestern war, dass wir uns alle gegenseitig abgeschlachtet haben. 1870 war es für Norddeutsche und Bayern auch nicht selbstverständlich zusammen in einem Staat zu leben.

    • Stefan Sasse 18. April 2014, 18:08

      Ich zitiere mal aus dem Bildungsplan Geschichte:
      3. VIELFALT UND EINHEIT EUROPAS
      Formen der Identitätsbildung
      Die Schülerinnen und Schüler können
      am Beispiel von Sagen, Mythen und Religion
      verschiedene Formen der Identitätsbildung in der
      Geschichte beschreiben und deren Funktion dar-
      stellen;
      erkennen, dass die europäische Identität auf eine
      lange zurückreichende Geschichte zurückgreifen
      kann.
      Antike Wurzeln Europas
      Die Schülerinnen und Schüler können
      die Bedeutung der antiken Philosophie, Kunst
      und Wissenschaft für die Entwicklung der euro-
      päischen Kultur beschreiben;
      Entstehungsbedingungen und Wesensmerkmale
      der gesellschaftlichen und politischen Ordnung
      Athens im 5. Jahrhundert erläutern und die
      Spannung zwischen demokratischem Anspruch
      und politischer Wirklichkeit erkennen.
      Daten und Begriffe
      Reformen Solons; Isonomie
      Elemente des Rechts und der Staatstheorie im
      Römischen Reich sowie deren Rezeptionen in
      Mittelalter und Neuzeit beschreiben und deren
      Bedeutung als Grundlage der europäischen
      Rechts- und Gesellschaftsordnungen darstellen.
      Daten und Begriffe
      Corpus Juris Civilis; Gemeines Recht; BGB

      Formierung Europas im Mittelalter
      Die Schülerinnen und Schüler können
      die kulturellen Aktivitäten der Klöster und deren
      Bedeutung für den zivilisatorischen Fortschritt
      erläutern sowie den Einfluss von christlicher
      Kirche und Mönchtum auf die Schaffung gemein-
      samer Wertvorstellungen in Europa beurteilen;
      Daten und Begriffe
      Benediktinerregel
      Ursachen und Folgen der Kreuzzüge beschreiben
      und deren Bedeutung für die Formierung Euro-
      pas beurteilen;
      Daten und Begriffe
      1095 Aufruf Papst Urbans zum Kreuzzug
      die zeitlichen, geographischen, gesellschaftlichen
      und politischen Dimensionen des fränkischen
      Reichs beschreiben und beurteilen, inwiefern das
      karolingische Imperium ein Bezugspunkt des
      Europa-Gedankens sein kann;
      Kennzeichen und Veränderungen des Ver-
      hältnisses von Kirche und Staat erläutern und
      beurteilen;
      die wirtschaftliche, gesellschaftliche und politi-
      sche Bedeutung der Stadt benennen und in der
      Herausbildung von städtischer Autonomie und
      Stadtbürgertum eine Abgrenzung zu feudaler
      Gesellschaft und feudalen Lebensformen in
      Europa sowie die Ansätze für den Aufstieg des
      Bürgertums erkennen.
      Daten und Begriffe
      Stadtregiment, Zunftkämpfe
      Aufbruch Europas in die Moderne
      Die Schülerinnen und Schüler können
      die Rezeption der Antike in Renaissance und
      Humanismus beschreiben und darin eine wichtige
      Voraussetzung für die Herausbildung eines
      neuen Welt- und Menschenbildes und für die
      Entstehung der abendländischen Rationalität in
      ihrer Bedeutung für die Entwicklung des
      modernen Europa erkennen;
      die Europäisierung der Erde als Folge der über-
      seeischen Expansion der Europäer erkennen und
      deren Rückwirkungen auf Europa beurteilen;
      wesentliche wirtschaftliche und soziale Verände-
      rungen in der frühen Neuzeit beschreiben und
      deren Bedeutung für die Entwicklung von Markt-
      wirtschaft und Globalisierung erörtern;
      Daten und Begriffe
      Verlagssystem, Frühkapitalismus
      die Bewegung der Aufklärung als umfassenden
      geistigen Aufbruch in Europa darstellen und
      erkennen, dass deren Ideen Grundlage moderner
      Staats- und Gesellschaftsvorstellungen sind;
      Daten und Begriffe
      volonté générale; Naturrecht; Volkssouveränität;
      Gewaltenteilung
      die Frage der europäischen Identität problem-
      orientiert erläutern sowie Vielfalt und Einheit
      Europas bilanzierend darstellen.

      • Ralf Leonhardt 18. April 2014, 22:59

        Hmmm … das ist ja alles gut gemeint. Aber ich bezweifele stark, dass man einen echten europaeischen Patriotismus ueber bessere Geschichtsbildung aktivieren kann. Wuerde man fahnenschwenkende, schwarz-rot-gold gekleidete Fussballfans im Stadion nach den Wurzeln deutscher Kultur in der Antike und im Mittelalter befragen, wuerde man wohl eher wenig Erhellendes erfahren. Der Deutschlandfan ist nicht Deutschlandfan wegen der Rolle der Benediktiner oder der alten Griechen fuer die Entwicklung unserer Werte und unseres Staates. Patriotismus in der breiten Bevoelkerung hat kaum etwas direkt mit Geschichte zu tun. Es sind mehr die Eliten, die sich mit solchen Problemen beschaeftigen. Fuer den „kleinen Mann“ ist die deutsche Identitaet verbunden mit deutscher Sprache, Liedgut, Currywurst und Fussballnationalmannschaft. Wenn wir eine europaeische Identitaet wollen, dann muessen wir den Europaeern auch etwas fuer das Herz anbieten, Austausch und Kommunkation ermoeglichen und unsere Kulturen durchmischen. In einer Umfrage in den Neunzigern in Deutschland erinnere ich mich, wurden etwa Doener Kebab und Gyros als die beliebtesten typisch deutschen Gerichte gewaehlt. So sieht Durchmischung von Kulturen aus. Patriotismus laesst sich nicht auf intellektueller Ebene mit Blick auf die Historie beleben. Das weiss man wahrscheinlich gerade als Lehrer. „Begeisterung“ und „Mitfiebern“ ist im Unterricht schwer bei Schuelern zu erzeugen. Zumindest war das so als ich zur Schule ging …

        • Ariane 18. April 2014, 23:58

          Ich finde aber, dass gerade Fußball (oder Sport allgemein) eigentlich eine Ebene ist, auf der europäischer Gemeinsinn oder besser gesagt Austausch großartigst funktioniert, in kulturellen Bereichen sicherlich auch, Geschäftswelt wie von Dubio angesprochen auch.
          Ich habe zb am Mittwoch mit einigen Leuten auf einem österreichischem Fernsehsender das spanische Pokalfinale gesehen und einem Waliser zugejubelt, weil er ein großartiges Tor geschossen hat. Das ist doch eine sehr gesamteuropäische Angelegenheit. Die fähnchenschwenkenden Fußballfans liefern dir vielleicht keinen Vortrag über die Antike, können dafür aber vielleicht einen Tipp abgeben, wer in England Meister wird oder fachsimpeln darüber, ob der katalanische Spanier Guardiola oder doch Portugiese Mourinho der bessere Trainerfuchs ist. Genau dort ist die kulturelle Durchmischung doch in vollem Gange, da tun auch Frotzeleien zwischen englischen und deutschen Boulevardblättern nicht mehr weh, sondern sind Teil der Folklore geworden.
          So gesehen wäre eine Doppelstunde Fußball in europäischen Ländern vielleicht wirklich hilfreicher, als bis in die Antike hinabzusteigen 😉

          • Ralf Leonhardt 19. April 2014, 01:10

            Ja, da stimme ich Dir zu. Was den Fussball angeht, entwickelt sich Europa tatsaechlich hin zu mehr Gemeinsamkeit. Das findet auch gerade in der Champions League seinen Ausdruck, die immer mehr an Bedeutung gewinnt. War Fussball frueher fast ausschliesslich eine nationale Sache, haben internationale Wettbewerbe auf Europaebene heutzutage aufgeschlossen. Moeglicherweise werden sie in Zukunft sogar die nationalen Ligen in den Schatten stellen. Fuer Europa ist das sicher gut. Man rueckt zusammen. Leider besteht eine nationale Identitaet aber nicht ausschliesslich aus Fussball. An anderen Stellen werden wir deutlich mehr Schwierigkeiten haben.

          • Ariane 19. April 2014, 13:36

            Ja klar, in der Politik gibts ja auch viel mehr Reibungspunkte und außerdem machts nicht soviel Spaß wie gemeinsam singen oder bolzen^^
            Grundsätzlich finde ich den Ansatz über den Geschichtsunterricht zu gehen auch gut. Aber ich glaube, das müsste genereller passieren, indem man das ganze etwas mehr entnationalisiert und mehr europäisiert. Stefans Auflistung ist ja korrekt, aber zum einen sehr sehr weit gefasst und zum zweiten scheint das mit Aufkommen des Nationalismus dann wie abgeschnitten. Liest sich ein bisschen nach dem Motto: „Von der Antike bis zur Aufklärung lief in Europa alles zusammen ab, die Europäer haben gemeinsam die Welt erobert, irgendwann war aber Schluss damit und sie haben sich lieber gegenseitig umgebracht“
            Aber ich glaube schon, dass Ansätze der Gemeinsamkeit über Fußball, Kultur, Fernsehen usw. am wirksamsten sind, um im Laufe der Jahre eine Gemeinschaft zu werden. Das geht nur über Dinge, die begeistern und Spaß machen.

          • Ralf Leonhardt 19. April 2014, 20:27

            “Von der Antike bis zur Aufklärung lief in Europa alles zusammen ab, die Europäer haben gemeinsam die Welt erobert, irgendwann war aber Schluss damit und sie haben sich lieber gegenseitig umgebracht”

            Wenn das das Motto ist, dann waere es auch noch ein falsches, zumindest grotesk verzerrtes Motto. In der Antike lief ueberhaupt nichts in Europa zusammen. Zur Zeit der Alten Griechen war im heutigen Deutschland, England, Polen etc. kaum ein Hauch von Zivilisation zu spueren. Die Unterschiede in Europa haetten kaum groesser sein koennen. Selbst zur Zeit der maximalen Ausdehnung des roemischen Reiches endete die Zivilisation an Rhein und Donau und spaltete Europa in zwei voellig ungleiche Teile mit voellig unterschiedlicher Geschichte: Hochkultur hier, primitive Stammeskultur dort. Auch nach den Roemern ging in Europa relativ wenig „zusammen“. Englaender und Franzosen bekriegten sich etwa im Hundertjaehrigen Krieg, und das war nur einer der zahlreichen Konflikte dieser beiden europaeischen Kernmaechte bis hin in die Neuzeit. Der Suedosten Europas einschliesslich Griechenland, Bulgarien, die ehemaligen jugoslawischen Staaten und Teile Rumaeniens, kam unter den Einfluss des Osmanischen Reiches, wiederum eine voellig andere Kultur und entwickelten sich ganz anders als West- und Nordeuropa. Die Reformation zerriss den europaeischen Kontinent weiter. Und und und. Von gemeinsamer Entwicklung kann ich da kaum etwas entdecken.

            Und der Grund, weshalb wir heute ein gemeinsames Europa und eine starke EU brauchen, liegt auch nicht in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Es geht nicht darum eine „natuerliche Entwicklung seit der Antike“ abzuschliessen (das waere wirklich kein ueberzeugender Grund!), sondern darum sich fuer die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts aufzustellen. Die Geschichte des Kontinents der letzten dreitausend Jahre ist dafuer eigentlich voellig irrelevant …

          • Stefan Sasse 22. April 2014, 11:46

            Die Idee ist da ja auch eher gemeinsame Wurzeln zu entdecken – Demokratie, Rechtssystem, etc.

  • In Dubio 18. April 2014, 16:45

    @Ralf Leonhardt

    Also, Sie sind wirklich höchst ambivalent und widersprüchlich. Die Grundthese Ihres Kommentars ist, dass keineswegs eine europäische Identität an den Umverteilungsorgien der Mitgliedsstaaten scheitern muss, sondern eher an den Sprachbarrieren. Zur Beweisführung nutzen Sie gerade zwei Staaten – die USA und Deutschland – und gehen historisch soweit blind vor, wie es Ihrer Absicht nutzt.

    Der deutsche Staat ist nicht durch eine Katastrophe entstanden, sondern ein Jahrhundert vorher. Nach der Dominanz des napoleonischen Reiches entwickelte sich eine breite Bewegung und Sehnsucht nach einer gemeinsamen deutschen Identität. Aus den Fürstentümern in Europa waren bereits Nationalstaaten erwachsen. An der Wiege Deutschlands fand ein Festakt 1848 statt. Wo sind Sie in Geschichte gewesen?

    Falls Sie, was möglich ist, nie in Bayern waren: Bayern sind als erstes Bayern, noch zweimal Bayern, dann Deutsche, lange nichts und irgendwann auch Europäer. In den 1980er/1990er Jahren gab es Gedankenspiele in der Staatskanzlei, unter welchen Bedingungen Bayern aus der Bundesrepublik austreten könne.

    Haben Sie schon mal von Südtirol gehört? Der Lega Nord? Haben Sie vom Front National etwas mitbekommen, haben Sie nicht die Zersplitterung Europas beobachtet, können Sie etwas mit den Unabhängigkeitsbestrebungen in Schottland und den spanischen Regionen anfangen? All diesen Parteien und Regionen ist gemeinsam, dass sie eine gesellschaftliche Identität jenseits einer starken Zentrale suchen. Und meist spielt der Widerwille gegen Umverteilungsbestrebungen eben jener Zentrale eine elementare Rolle.

    Stattdessen machen Sie die USA zu einem riesigen Umverteilungsstaat. Wo um Gottes Willen haben Sie denn das her? Die amerikanischen Bundesstaaten haben weitgehend finanzwirtschaftliche und gesetzgeberische Autonomie, das ist das glatte Gegenteil von dem, was Sie behaupten.

    Gerade der Widerwille gegen die Umverteilung von Wohlstand auf der einen Seite und das Verlangen nach mehr Transfers auf der anderen Seite ist es doch, was Europa die letzten Jahre auseinandertreibt. Die Südländer wollen – ähnlich wie sie es schon in ihren Regionen praktizieren – mehr Geld aus der EU-Kasse, die Nordländer stellen sich gegen jeden Ansatz zur Vergemeinschaftung von Steuern und Haftung. Allen gemein ist, dass sie von ihrer heutigen Autonomie nichts abgeben wollen.

    Die Gurkenrichtlinie: Sie wissen scheinbar nicht, wie es dazu gekommen ist. Sie ist einzig ein protektionistisches Mittel der europäischen Agrarpolitik. Ein Europa, dass sich als Protektionsmacht einerseits und als Speerspitze von Staatsbürokratie andererseits versteht, wird niemals gelingen. Brüssel beschäftigt wahrscheinlich den größten (und bestbezahltesten) Beamtenapparat, den die Welt je gesehen hat. Eine Clique, die sich weitgehend unabhängig von demokratischen Prozessen gemacht hat.

    Zu Ihrem hanebüchenen Unsinn mit den Sprachen. Das ist wirklich so widersprüchlich, dass ich beim Lesen nur den Kopf schütteln konnte. Gerade haben Sie uns noch in Bezug auf die Ukraine erklärt, dass gerade der Verzicht auf Zweisprachigkeit das Land auseinandertreiben würde. Und Sie scheinen nicht zu wissen, dass die USA als Schmelztiegel unterschiedlichster Herkünfte und Sprachen entstanden ist, ein Gemisch, das teilweise bis heute fortbesteht und so seit zwei Jahrzehnten mit dem Zustrom lateinamerikanischer Einwanderer erneuert wird. Weder in Kanada, noch in den Vereinigten Staaten, der Schweiz oder in Spanien scheitert die nationale Identität am Fehlen einer gemeinsamen Sprache.

    Jemand aus Spanien oder Italien, der nur gebrochen (oder gar nicht) deutsch spricht, kann in Deutschland in Teamsitzungen nichts beitragen, kann nicht mit Kunden kommunizieren oder Verträge aushandeln, versteht möglicherweise noch nicht einmal Anweisungen in einfachen Berufen.

    Mein Kopfschütteln wurde an dieser Stelle ganz besonders heftig. Ich habe mich gefragt: Was tut dieser Mann eigentlich beruflich? Vom Arbeitsleben der letzten 20 Jahre können Sie kaum etwas mitbekommen haben und Unternehmensnachrichten haben Sie offensichtlich auch nicht gelesen. Zunehmend werden nicht nur die führenden deutschen Unternehmen, sondern auch Mittelständler von Ausländern geleitet. Der Bekannteste ist übrigens der Inder Anshu Jain bei der Deutschen Bank. Deutschland ist bei dieser Entwicklung Nachzügler. Junge Start-up-Unternehmen – also die Unternehmen, die in 10, 20 Jahren beherrschend sein werden, sind in der Belegschaft breit gemischt, Firmensprache ist zumeist Englisch. Ich selbst habe in vielen westeuropäischen Ländern (und Lettland) gearbeitet. Glauben Sie mir: Sprache ist das geringste Problem und zunehmend kein Kriterium bei der Einstellung.

    Ein Großteil der Europäer hat kein Problem mit Englisch, in Skandinavien und den Niederlanden ist es wie eine zweite Muttersprache, auch Deutsche und Osteuropäer sprechen inzwischen teilweise hervorragend. Spanier haben noch große Probleme, das liegt jedoch an der hohen Analphabetenrate als Spätfolge der Franco-Diktatur und dem regionalen Kästchendenken. Und auch Franzosen haben längst aufgeholt.

    Zum Schluss zu Ihrem schrägen Vergleich mit dem Tanzverbot am Karfreitag. Wissen Sie, warum wir heute einen Feiertag, mehr, einen Gedenktag begehen? Offensichtlich nicht. Dem christlichen Glauben nach, dem immer noch die Mehrheit der Bevölkerung, religionsgebunden oder nicht, anhängt, besagt, dass an diesem Tag der Messias der Religion gestorben ist. Die Bürger hierzulande wie in den meisten westlichen Ländern haben an diesem Tag frei, das öffentliche Leben ruht. Sie müssen diesen Tag nicht feiern, aber Sie sollten den Grund respektieren. Denn wenn Sie es nicht tun, muss ich Sie fragen, warum Sie heute eigentlich nicht arbeiten. Versuchen Sie, in Italien oder Polen am Karfreitag eine Lizenz zum Betreiben einer Diskothek zu bekommen. Oder versuchen Sie, in Austin (Texas) oder auch in Berlin am Nationalfeiertag eine Demo für eine nationale Minderheit (Russen, Türken, Japaner) zu veranstalten. Sie werden scheitern. Und auf so einen unsinnigen Gedanken kommen auch nur wenige. Wenn Sie am Karfreitag tanzen gehen wollen, dann gehen Sie auch arbeiten, denn dann ist es ein ganz gewöhnlicher Wochentag für Sie. Ihnen fehlt der Respekt, Sie gehören möglicherweise auch zu jenen, die im Fußballstadion während der Gedenkminute dazwischenrufen, weil der Anlass Sie nichts angeht. Oder der Nationalhymnen niederpfeift, weil es nicht die seine ist.

    Falls Sie das anders sehen sollten: gibt es ernsthaft eine breite Bewegung, am Karfreitag die Läden zu öffnen oder schlicht Party zu machen? Nicht ernsthaft, oder?

    • Ralf Leonhardt 18. April 2014, 21:39

      @ In Dubio

      Die Grundthese Ihres Kommentars ist, dass keineswegs eine europäische Identität an den Umverteilungsorgien der Mitgliedsstaaten scheitern muss, sondern eher an den Sprachbarrieren. Zur Beweisführung nutzen Sie gerade zwei Staaten – die USA und Deutschland – und gehen historisch soweit blind vor, wie es Ihrer Absicht nutzt.

      Nun, Deutschland und die USA sind beides foederale Bundesstaaten und bieten damit gute Analogien zur EU. Wenn Sie bessere Analogien kennen, nennen Sie sie bitte.

      Der deutsche Staat ist nicht durch eine Katastrophe entstanden, sondern ein Jahrhundert vorher. Nach der Dominanz des napoleonischen Reiches entwickelte sich eine breite Bewegung und Sehnsucht nach einer gemeinsamen deutschen Identität. Aus den Fürstentümern in Europa waren bereits Nationalstaaten erwachsen. An der Wiege Deutschlands fand ein Festakt 1848 statt. Wo sind Sie in Geschichte gewesen?

      Es kommt eben darauf an, was man mit dem „deutschen Staat“ meint. Ich hatte mich auf die Bundesrepublik Deutschland bezogen und die existiert erst seit 1949. Stefan Sasse bezog sich wohl ebenfalls auf die BRD, wenn er als den „Gruendungsmythos“ Deutschlands das Wirtschaftswunder vorschlaegt. Aber wir koennen fuer diese Argumentation auch gerne den deutschen Staat in 1848 beginnen lassen. Verglichen mit dem amerikanischen Gruendungsmythos, einer siegreichen Revolution, die zur Staatsgruendung der USA fuehrte, sieht die deutsche Situation nach wie vor bitter aus. Die deutsche Revolution in 1848 scheiterte naemlich klaeglich, wurde letztlich niedergeschlagen und endete eben nicht mit der Gruendung eines deutschen Staates. Diese Gruendung kam erst eine Generation spaeter, nach 23 Jahren in 1871, und war im wesentlichen eine Top-Down Entscheidung.

      Falls Sie, was möglich ist, nie in Bayern waren: Bayern sind als erstes Bayern, noch zweimal Bayern, dann Deutsche, lange nichts und irgendwann auch Europäer. In den 1980er/1990er Jahren gab es Gedankenspiele in der Staatskanzlei, unter welchen Bedingungen Bayern aus der Bundesrepublik austreten könne.

      Doch, ich bin in Bayern gewesen. Trotzdem habe ich nie jemanden getroffen, der ernsthaft die Abspaltung des Bundeslandes von der BRD gefordert haette. Die bayrische Identitaet ist im wesentlichen Folklore-Kitsch, so wie die „Koelner Identitaet“ meiner Heimatstadt. Das hat nicht ernsthaft etwas mit „Nationalgefuehl“ zu tun und steht vor allem nicht im Wettbewerb mit der Loyalitaet zum deutschen Zentralstaat.

      Haben Sie schon mal von Südtirol gehört? Der Lega Nord? Haben Sie vom Front National etwas mitbekommen, haben Sie nicht die Zersplitterung Europas beobachtet, können Sie etwas mit den Unabhängigkeitsbestrebungen in Schottland und den spanischen Regionen anfangen? All diesen Parteien und Regionen ist gemeinsam, dass sie eine gesellschaftliche Identität jenseits einer starken Zentrale suchen. Und meist spielt der Widerwille gegen Umverteilungsbestrebungen eben jener Zentrale eine elementare Rolle.

      Das bestreite ich garnicht. Ich habe lediglich dargelegt, dass eine erfolgreiche Union auch trotz hoher Transferzahlungen moeglich ist, wenn eine gemeinsame europaeische Identitaet existiert. Dann ist eine Unterstuetzung der Griechen und der Spanier naemlich Aufbauhilfe fuer UNSEREN Staat und nicht fuer DEREN Laender. Dass Rechtspopulisten das Fehlen einer gemeinsamen Identitaet fuer sich ausnutzen, ist aber erwartbar. Und je unfaehiger und buerokratischer die EU wird, desto staerker werden diese Zentrifugalkraefte werden. Trotzdem sehe ich relativ wenig zukunftsfaehige Loesungen fuer ein besseres Europa aus der Ecke Front National, Lega Nord etc. …

      Stattdessen machen Sie die USA zu einem riesigen Umverteilungsstaat. Wo um Gottes Willen haben Sie denn das her? Die amerikanischen Bundesstaaten haben weitgehend finanzwirtschaftliche und gesetzgeberische Autonomie, das ist das glatte Gegenteil von dem, was Sie behaupten.

      Im amerikanischen Bundeststaat gibt es Finanztransfer in die aermeren Regionen genauso wie in Deutschland und in Europa. Und die Melkkuehe dieser Transfers sind die demokratisch regierten Staaten (Blue States) insbesondere an den beiden Kuesten. Die Empfaenger der Transfers sind die republikanischen Staaten (Red States), die diese Zahlungen ironischerweise regelmaessig anprangern. Hier z.B. etwas Information zum Thema:

      http://economistsview.typepad.com/economistsview/2010/03/red-states-blue-states-and-the-distribution-of-federal-spending.html

      Gerade der Widerwille gegen die Umverteilung von Wohlstand auf der einen Seite und das Verlangen nach mehr Transfers auf der anderen Seite ist es doch, was Europa die letzten Jahre auseinandertreibt.

      Das sehe ich anders. Die Umverteilung an sich ist nicht das Problem. Das Problem ist, dass diejenigen, die dafuer zahlen, nicht das Gefuehl haben, dass das Geld in einen „gemeinsamen Staat“ gesteckt wird. Wir haben nicht das Gefuehl, dass wir am Ende von diesen Transfers als Europaeer insgesamt profitieren werden. Stattdessen erzaehlen uns die Medien, dass wir dieses Geld den „faulen Griechen“, den „verschwenderischen Italienern“, den „siesta-feiernden Spaniern“ hinterher werfen und es damit in einem schwarzes Loch auf Nimmerwiedersehen verschwindet. Daraus resultiert letztlich die Ablehnung der EU bei der Bevoelkerung.

      Die Gurkenrichtlinie: Sie wissen scheinbar nicht, wie es dazu gekommen ist. Sie ist einzig ein protektionistisches Mittel der europäischen Agrarpolitik.

      Mir ist nicht klar, wie diese Feststellung der Debatte hilft.

      Brüssel beschäftigt wahrscheinlich den größten (und bestbezahltesten) Beamtenapparat, den die Welt je gesehen hat.

      So what? Die EU beherbergt mehr als 500 Millionen Menschen, erstreckt sich ueber mehr als 4 Millionen Quadratkilometer, beinhaltet 28 Staaten, 24 Sprachen und hat ein Bruttoinlandsprodukt von mehr als 18 Billionen Dollar. Ist doch ueberhaupt nicht erstaunlich, dass ein riesiger Beamtenapparat noetig ist, um ein solches Monstrum zu verwalten.

      Zu Ihrem hanebüchenen Unsinn mit den Sprachen. Das ist wirklich so widersprüchlich, dass ich beim Lesen nur den Kopf schütteln konnte. Gerade haben Sie uns noch in Bezug auf die Ukraine erklärt, dass gerade der Verzicht auf Zweisprachigkeit das Land auseinandertreiben würde.

      Die Situation mit dem neuen Sprachengesetz in der Ukraine ist eine voellig andere. Dieses Sprachengesetz haette abrupt Millionen Menschen zu Analphabeten gemacht. Dies waere einer Situation vergleichbar, wenn Deutschland von heute auf morgen die englische Sprache als einzige Amtssprache einfuehren wuerde. Niemand hat so etwas verlangt. Ich habe vorgeschlagen ueber zwei oder mehr Generationen hinweg langsam und behutsam Englisch als zweite Sprache in der EU aufzubauen, beginnend damit, dass in Kindergaerten bereits Englisch gelehrt wird.

      Und Sie scheinen nicht zu wissen, dass die USA als Schmelztiegel unterschiedlichster Herkünfte und Sprachen entstanden ist, ein Gemisch, das teilweise bis heute fortbesteht und so seit zwei Jahrzehnten mit dem Zustrom lateinamerikanischer Einwanderer erneuert wird. Weder in Kanada, noch in den Vereinigten Staaten, der Schweiz oder in Spanien scheitert die nationale Identität am Fehlen einer gemeinsamen Sprache.

      Also in den USA gibt es EINE gemeinsame Sprache und die ist Englisch. Wer zuwandert, muss in der Regel Englisch lernen. Ohne Englischkenntnisse ist eine vernuenftige Karriere in den USA nicht moeglich. Richtig ist, dass in den vergangenen Dekaden immer mehr spanischsprachige Zuwanderer hinzugekommen sind und dass sich deshalb im Sueden nun lokal langsam eine Community aufbaut, in der teilweise Englisch nicht mehr oder nicht ausreichend gesprochen wird. Mangelhafte Integration fuehrt dann wenig ueberraschend zu Konflikten. Diese aeussern sich etwa im „Show me your papers-Law“ in Arizona.

      Mein Kopfschütteln wurde an dieser Stelle ganz besonders heftig. Ich habe mich gefragt: Was tut dieser Mann eigentlich beruflich? Vom Arbeitsleben der letzten 20 Jahre können Sie kaum etwas mitbekommen haben und Unternehmensnachrichten haben Sie offensichtlich auch nicht gelesen. Zunehmend werden nicht nur die führenden deutschen Unternehmen, sondern auch Mittelständler von Ausländern geleitet. Der Bekannteste ist übrigens der Inder Anshu Jain bei der Deutschen Bank. Deutschland ist bei dieser Entwicklung Nachzügler. Junge Start-up-Unternehmen – also die Unternehmen, die in 10, 20 Jahren beherrschend sein werden, sind in der Belegschaft breit gemischt, Firmensprache ist zumeist Englisch.

      Dass Anshu Jain gut Englisch spricht, ist wirklich extrem erstaunlich. Der Mann ist in Indien geboren, hat unter anderem an der UMass Amherst in den USA studiert und lebt seit Jahren in London. Ein bloederes Beispiel ist Ihnen wohl nicht eingefallen … 😉

      Ansonsten ist mir, was Englisch-Kenntnisse angeht, nicht aufgefallen, dass die sich in Deutschland merklich gebessert haetten. Aber da ich nicht in Deutschland lebe, fehlt mir moeglicherweise auch ausreichend Bezug dazu. Da Sie aber vom „Arbeitsleben der letzten 20 Jahre“ sprechen, kann ich nur meine Verwunderung ausdruecken. Ich habe in den 90er Jahren in kleineren Unternehmen gejobbt, teilweise auch fuer groessere Unternehmen wie etwa Bayer gearbeitet. Von Englischkenntnissen konnte ich da rein garnichts feststellen. Der normale deutsche Buerger spricht zwar etwas Englisch, kann sich im Restaurant auf Englisch ein Bier bestellen oder am Bahnhof nach dem naechsten Anschlusszug fragen. Aber von diesem „Touristenenglisch“ hin zu der Faehigkeit juristisch-bindende Vertraege auf Englisch auszuhandeln, mit Kunden Fachgespraeche zu fuehren etc. ist das meilenweit entfernt. Das scheinen auch Stefan Sasse und Ariane falsch verstanden zu haben. Die „Eliten“ haben auch heute meist ausreichende Englischkenntnisse. Der Normalbuerger (Postbote, Supermarktangestellter, Buchhalter, Bauarbeiter) hat mitnichten Sprachkenntnisse, die es ihm ermoeglichen wuerden beruflich in Genua, Lissabon oder Birmingham zu ueberleben. Von Problemen ohne ausreichende Sprachkenntnisse ein soziales Umfeld mit Lebenspartner, Freunden und Bekannten zu finden mal ganz zu schweigen.

      Ich selbst habe in vielen westeuropäischen Ländern (und Lettland) gearbeitet. Glauben Sie mir: Sprache ist das geringste Problem und zunehmend kein Kriterium bei der Einstellung.

      Das haengt wohl sehr von der Branche ab.

      Ein Großteil der Europäer hat kein Problem mit Englisch, in Skandinavien und den Niederlanden ist es wie eine zweite Muttersprache, auch Deutsche und Osteuropäer sprechen inzwischen teilweise hervorragend.

      siehe oben ^^

      Zum Schluss zu Ihrem schrägen Vergleich mit dem Tanzverbot am Karfreitag. Wissen Sie, warum wir heute einen Feiertag, mehr, einen Gedenktag begehen? Offensichtlich nicht. Dem christlichen Glauben nach, dem immer noch die Mehrheit der Bevölkerung, religionsgebunden oder nicht, anhängt, besagt, dass an diesem Tag der Messias der Religion gestorben ist. Die Bürger hierzulande wie in den meisten westlichen Ländern haben an diesem Tag frei, das öffentliche Leben ruht. Sie müssen diesen Tag nicht feiern, aber Sie sollten den Grund respektieren.

      Den Grund respektiere ich absolut. Weshalb ich nicht tanzen darf, erklaert das aber trotzdem nicht. Und dass ein rigides, staatlich reguliertes, religioes motiviertes Tanzverbot gerade bei einem Liberalen wie Ihnen so gut ankommt, ist schon merkwuerdig. Der christliche Glaube wird in den USA uebrigens erheblich staerker ausgelebt als in Deutschland. Trotzdem wuerden Sie dort ausgelacht, wenn Sie ein staatliches Tanzverbot fordern wuerden. So etwas passt einfach nicht zum Gedanken der Freiheit. Schade dass ich das einem Liberalen erklaeren muss … 😉

      Denn wenn Sie es nicht tun, muss ich Sie fragen, warum Sie heute eigentlich nicht arbeiten.

      Ich frage mich woher Sie wissen, dass ich heute nicht arbeite. Karfreitag ist fuer mich ein ganz normaler Arbeitstag.

      Versuchen Sie, in Italien oder Polen am Karfreitag eine Lizenz zum Betreiben einer Diskothek zu bekommen.

      Was soll ich mit einer Diskotheken-Lizenz in Polen?

      Sie gehören möglicherweise auch zu jenen, die im Fußballstadion während der Gedenkminute dazwischenrufen, weil der Anlass Sie nichts angeht. Oder der Nationalhymnen niederpfeift, weil es nicht die seine ist.

      Ich kann Sie beruhigen. Ich habe noch nie in eine Gedenkminute hineingerufen oder eine Nationalhymne niedergepfiffen. Wie Sie aufgrund meiner Aussagen zu solchen Vermutungen kommen wollen, ist mir schleierhaft. Ich sehe auch relativ wenig Bezug zum Thema.

  • In Dubio 22. April 2014, 10:20

    Der Ansatz des Artikels ist, wie eine europäische Identität entstehen kann. Um dies zu ergründen, müsste man auf historische Beispiele zurückgreifen. Was ist die Grundlage von Nationalität, doch nichts Naturgegebenes? Dann müssen wir logischerweise in der Analyse nicht bei der Gründung der Bundesrepublik, sondern der Entwicklung eines deutschen Nationalempfindens ansetzen. Allein der Verweis auf ein rechtliches Konstrukt wie die Bundesrepublik ist da – nicht hilfreich. Schließlich waren wir schon vorher Deutsche.

    Sie wollen nicht ernsthaft sagen, dass es allein nur zwei Beispiele gäbe? Wie sieht es mit Italien aus, mit Spanien, Großbritannien? Kanada, Australien? Was können wir von der Schweiz lernen? Dort werden übrigens vier Landessprachen gesprochen. Nur mal so erwähnt.

    Ich habe lediglich dargelegt, dass eine erfolgreiche Union auch trotz hoher Transferzahlungen möglich ist, wenn eine gemeinsame europäische Identität existiert.

    Sie behaupten ernsthaft, die Akzeptanz von Transfers hinge von der Nationalität (und sei es eine europäische) ab? Warum haben wir eine permanente Debatte über Sozialtransfers und das Umlageverfahren, warum streiten wir über den Länderfinanzausgleich, warum müssen sich Landeschefs hinstellen und behaupten, jetzt seien auch mal westliche Bundesländer dran? Warum ist die Akzeptanz im Norden Italiens gegenüber den Zahlungen an den Mezzogiorno so gering? Warum bleibt der Sozialstaat in den USA so umstritten bis hinein in die Demokratische Partei?

    Die Basis des finanziellen Ausgleichs innerhalb einer Gruppe ist Solidarität. Doch der Solidargedanke ist, allen Ausweitungsversuchen der Linken zum Trotz, an ein enges Beziehungsverhältnis geknüpft. Deswegen funktioniert er gut in so kleinen Staaten wie Skandinavien oder den Niederlanden und stößt schon in Deutschland mit seinen 80 Millionen Einwohnern an Grenzen. Das können Sie kaum übersehen. Noch weniger können Sie übersehen, dass Spanier und Italiener ganz andere Interessen haben als Balten oder Deutsche: wirtschafts- und industriepolitisch, geldpolitisch, sozialpolitisch. So haben wir Deutsche einen Konsens der Geldstabilität aufgrund historischer Erfahrungen gefunden. Aus den gleichen Gründen lehnen die Mittelmeerländer genau diesen Gedanken ab. Hier geht es nicht darum, wer hat recht, was wäre vernünftig. Hier geht es wie generell darum, dass Mentalitäten eben auch über die Politik und die zu treffenden Maßnahmen entscheiden.

    Wer zahlt, will, dass damit etwas ganz Bestimmtes mit einem ganz bestimmten Ziel getan wird und das die Zahlung zeitlich und im Umfang begrenzt ist. Genau das ist selten gewährleistet und je größer die Empfängergruppe und je entfernter gelegen sie sitzt, desto mehr löst sich der Solidargedanke auf. Schauen Sie doch an, wie wir in Deutschland reden: „Millionäre besteuern“ plakatiert gerade eine Partei, so, als würden Millionäre keine Steuern zahlen. Und auf der anderen Seite rechnen wir genau, welche Zahlungen ein Hartz-IV-Empfänger erhalten muss und was er dafür tun muss. Allein, die Zahl der Hartz-IV-Empfänger schrumpft nicht und längst zahlen wir genauso viel für die Verwaltung der Problemfälle wie an Transfers an sich. Erfolgreich ist etwas anderes.

    In den Niederlanden kann jeder Taxifahrer und jede Blumenverkäuferin besser Englisch als französische Manager. Aber in Deutschland hat sich viel getan. Klar, gibt es noch die Beschäftigte in Branchen, die keinen Auslandsbezug haben und mir begegnen immer noch junge Leute, die ernsthaft glauben, ohne sehr gute Englisch-Kenntnisse Karriere machen zu können. Da ist nicht zu helfen. Aber für viele gilt das eben nicht mehr. Folglich verbreiten sich englische Literatur und Kultur wie Filme rasant. In jeder größeren Ladenkette ist inzwischen eine englische Abteilung zu finden und Zeitungsläden führen längst internationale Presse. Das würden sie nicht, wenn es keine Nachfrage gäbe. Ich jedenfalls habe in den vergangenen beiden Jahrzehnten größtenteils in Unternehmen gearbeitet, die international geführt werden konnten und geführt wurden. Die Regel gilt, sobald ein Nicht-Deutscher am Tisch sitzt, ist die Firmensprache Englisch. Also im wesentlichen Teil der Fälle. Verträge werden ohnehin von Anwälten (häufig in Englisch) aufgesetzt, denn die wenigsten Unternehmen sind nur noch in einem Land aktiv.

    Im amerikanischen Bundesstaat gibt es Finanztransfer in die ärmeren Regionen genauso wie in Deutschland und in Europa.

    Den Eindruck, den Sie hier vermitteln wollen, ist unredlich. Die Umverteilung in Deutschland besteht im wesentlichen in dem Rollback von Steuereinnahmen der einzelnen Bundesländer und in Ausnahmen Unterstützungszahlungen des Bundes. Hierdurch werden jedoch die wirtschaftlichen Ergebnisse verfälscht. Auf europäischer Ebene werden über verschiedene Fonds direkte Zahlungen an die Agraindustrie sowie Regionen gegeben.

    In den USA gibt es so etwas wie einen Finanzausgleich nicht. Übrigens auch nicht im Geldsystem. Wovon Ihr Link als Kommentar (keine guten Quellen!) spricht, sind Subventionen („subsidies“) an Industriesektoren wie den Agrasektor, aber auch militärische Bereiche. Bis auf die Farmen ist das aber mitnichten mit Europa oder Deutschland vergleichbar.

    Wenn Sie am Karfreitag arbeiten (im Ausland), dann können Sie natürlich auch tanzen gehen. Für 98% der Deutschen gilt das nicht. Wie heißt ein Sprichwort: „Wer feiert, kann auch arbeiten.“

    Ich bezeichne mich als liberal-konservativ, früher als liberal-sozial. Die Betonung liegt zwar immer auf dem „Liberal“, der Zusatz beschreibt jedoch eine weitere Grundströmung. Konservativ im Sinne von weitgehend christlichen Werten argumentiere ich manchmal bei gesellschaftspolitischen Fragen. Das ist dann nicht unbedingt liberal, aber auch nicht zwingend das Gegenteil.

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