Rezension: J. K. Rowling – Harry Potter 4: Harry Potter and the Goblet of Fire

J. K. Rowling – Harry Potter 4: Harry Potter and the Goblet of Fire (Hörbuch) (Deutsch) (Hörbuch)

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Harry Potter wird in den Sommerferien von einem beunruhigenden und zugleich äußerst real wirkenden Albtraum heimgesucht. Darin sieht er den dunklen Zauberer Lord Voldemort in einer deformierten, kindlich-verkrüppelten Gestalt zusammen mit seiner Riesenschlange Nagini und seinem treuen Diener Peter Pettigrew, auch bekannt als Wurmschwanz. Schauplatz ist ein abgelegenes Anwesen, wo der Gärtner Frank Bryce ein Gespräch der drei heimlich belauscht. Als dieser entdeckt wird, tötet Voldemort ihn kaltblütig mit dem „Avada Kedavra“-Fluch. Als Harry aus dem Traum erwacht, schmerzt seine Narbe – ein ungewöhnliches Zeichen, da dieser Schmerz bisher immer auf Voldemorts unmittelbare Nähe hingedeutet hatte. Beunruhigt schickt er sofort seine Eule Hedwig mit einer Nachricht an seinen Patenonkel Sirius Black, um ihn über den Vorfall zu informieren.

Kurz vor Schulbeginn darf Harry die Weasleys und Hermine Granger zur Quidditch-Weltmeisterschaft begleiten, die zum ersten Mal seit langer Zeit wieder in Großbritannien stattfindet. Die Karten erhält Arthur Weasley über Ludo Bagman, einem hochrangigen Mitarbeiter des Zaubereiministeriums. Während das Spiel spektakulär verläuft, wird der anschließende Aufenthalt auf dem Zeltplatz von einem erschreckenden Zwischenfall überschattet: Vermummte Todesser – einstige Anhänger Voldemorts – attackieren die Lager der Zuschauer, jagen Muggel durch die Luft und verbreiten Angst und Chaos. Inmitten dieser Panik erscheint das Dunkle Mal am Himmel – ein Zeichen, das einst nach den Taten der Todesser über ihren Opfern schwebte und seit Voldemorts Sturz nicht mehr gesehen wurde. Es ist ein unmissverständliches Signal: Voldemorts Unterstützer kehren aus dem Verborgenen zurück.

Zurück in Hogwarts begrüßen die Schüler eine neue Lehrkraft im Fach „Verteidigung gegen die dunklen Künste“: Alastor „Mad-Eye“ Moody, ein legendärer Auror, der für seinen kämpferischen Einsatz gegen dunkle Magie bekannt ist. Moody ist für sein magisches Auge berüchtigt, das durch Wände und Tarnungen hindurchsehen kann. In seinem Unterricht zeigt er den Schülern schon früh die drei „Unverzeihlichen Flüche“, darunter den Todesfluch „Avada Kedavra“, dem Harry als einziger Mensch je entkommen ist. Damit erfährt Harry erstmals detailliert, wie Voldemort einst seine Eltern tötete.

Doch das Schuljahr steht im Zeichen eines weiteren, ungewöhnlichen Ereignisses: Hogwarts ist Gastgeber des Trimagischen Turniers, eines traditionsreichen Wettbewerbs zwischen drei europäischen Zauberschulen – Hogwarts, Beauxbatons aus Frankreich und Durmstrang aus dem Norden. Die Schüler der Gastschulen bleiben das ganze Schuljahr über in Hogwarts. Die Teilnahme am Turnier ist auf volljährige Schüler (ab 17 Jahren) beschränkt. Wer sich beteiligen will, wirft seinen Namen in den sogenannten Feuerkelch, der die Champions auswählt. Die Wahl fällt auf Fleur Delacour (Beauxbatons), Viktor Krum (Durmstrang) und Cedric Diggory (Hogwarts). Unerwartet spuckt der Feuerkelch jedoch noch einen vierten Namen aus: Harry Potter. Das sorgt für Empörung, denn Harry ist erst 14 und behauptet, seinen Namen nicht eingeworfen zu haben. Doch die Regeln besagen, dass der Kelch bindend entscheidet – Harry muss teilnehmen. Selbst Ron zweifelt an Harrys Unschuld, was zu einem ernsthaften Zerwürfnis der Freunde führt, das erst nach der ersten Turnieraufgabe beigelegt wird.

Die erste Prüfung besteht darin, einem Drachen ein goldenes Ei zu entreißen, das Hinweise zur nächsten Aufgabe enthält. Mit viel Mut und Geschick – unterstützt durch den Hinweis von Moody, seinen Flugbesen zu verwenden – gelingt es Harry, das Ei zu erbeuten. Seine Leistung überzeugt nicht nur die Jury, sondern auch Ron, der sich daraufhin mit Harry versöhnt. Das Ei gibt allerdings zunächst keinen verständlichen Hinweis preis.

Die zweite Aufgabe verlangt von den Champions, eine ihnen nahestehende Person aus dem See von Hogwarts zu retten – innerhalb einer Stunde und unter Wasser. Harry erfährt durch Dobby, den Hauselfen, von dieser Aufgabe. Mithilfe von Gillyweed (Diantuskraut), das ihm Dobby besorgt, gelingt es ihm, unter Wasser zu atmen. Trotz Zeitüberschreitung erhält er beinahe die Höchstpunktzahl, weil er nicht nur Ron, sondern auch Fleur Delacours Schwester Gabrielle rettet. Seine Hilfsbereitschaft beeindruckt die Jury. Nach der zweiten Prüfung liegt Harry gleichauf mit Cedric an der Spitze.

In der Folgezeit geschehen erneut merkwürdige Dinge. Bartemius Crouch senior, einer der Richter des Turniers und hochrangiger Mitarbeiter im Ministerium, verschwindet plötzlich. Sein Assistent Percy Weasley behauptet, Crouch sei krank und übernehme dessen Korrespondenz. Kurz vor der dritten Aufgabe treffen Harry und Viktor Krum im Verbotenen Wald auf einen verwirrten und erschöpften Crouch, der dringend mit Dumbledore sprechen will. Doch als Harry mit Hilfe zurückkehrt, ist Crouch verschwunden und Krum bewusstlos.

Die dritte und letzte Aufgabe findet in einem Labyrinth statt, das voller magischer Hindernisse steckt. Ziel ist es, als Erster den Trimagischen Pokal im Zentrum zu erreichen. Harry und Cedric gelangen fast zeitgleich an den Pokal. Aus Solidarität und Fairness beschließen sie, ihn gemeinsam zu berühren. Doch der Pokal erweist sich als ein verzauberter Portschlüssel, der sie auf einen Friedhof transportiert – den Ort, an dem Voldemorts Vater begraben liegt.

Dort erwartet sie Wurmschwanz, der Cedric auf Voldemorts Befehl hin augenblicklich tötet. Danach wird Harry gefesselt und für ein dunkles Ritual verwendet, mit dem Voldemort seine körperliche Gestalt zurückerlangen will. Wurmschwanz opfert eine eigene Hand, nimmt die Knochen Voldemorts Vaters und zwingt Harry, ihm Blut zu geben. In einem schrecklichen Moment erhebt sich Voldemort, nun wieder vollständig körperlich, aus dem Kessel.

Voldemort ruft seine Todesser zusammen, demütigt sie für ihre Untreue und zwingt Harry zu einem Duell. Dabei geschieht jedoch etwas Unerwartetes: Durch die Verbindung ihrer Zauberstäbe entsteht ein Phänomen namens „Priori Incantatem“, das die letzten Opfer Voldemorts aus seinem Zauberstab erscheinen lässt – darunter Harrys Eltern. Diese Schattenfiguren helfen Harry zu entkommen. Er entreißt Voldemort den Portschlüssel, nimmt Cedrics Leichnam mit und kehrt mit ihm nach Hogwarts zurück.

Zurück auf dem Schulgelände wird Harry von Professor Moody in einen Raum gebracht, wo dieser ihn über den Vorfall befragt. Doch seine Fragen werden immer seltsamer – bis klar wird, dass nicht Moody, sondern jemand anderes vor ihm steht. Dumbledore, McGonagall und Snape dringen rechtzeitig in das Zimmer ein und stellen Moody. Durch die Gabe des Wahrheitstranks Veritaserum kommt ans Licht, dass es sich in Wahrheit um Barty Crouch junior handelt, den totgeglaubten Sohn des verschwundenen Ministerialbeamten. Der echte Alastor Moody war das gesamte Jahr über in einem magischen Koffer gefangen. Crouch junior hatte durch den Vielsafttrank seine Gestalt angenommen, Harrys Namen in den Feuerkelch geschmuggelt und das gesamte Turnier manipuliert, um Harry zu Voldemort zu führen. Den Mord an seinem Vater hatte er ebenfalls begangen. Als er dem Zaubereiminister Cornelius Fudge übergeben wird, lässt ein Dementor ihn sofort „küssen“ – ihm wird die Seele entzogen.

Fudge weigert sich trotz aller Beweise, Voldemorts Rückkehr zu glauben. Im Gespräch mit Dumbledore wird klar, dass das Ministerium lieber an einer beruhigenden Illusion festhält. Fudge händigt Harry zwar widerwillig das Preisgeld für das Turnier aus, weigert sich aber, Maßnahmen gegen die drohende Gefahr zu ergreifen. Dumbledore hingegen handelt sofort und beginnt, alte Bündnisse wiederzubeleben. Er spricht mit Sirius Black und kündigt an, dass sich die Zauberergemeinschaft auf dunkle Zeiten einstellen müsse.

Harry wird von Dumbledore in den Krankenflügel gebracht, wo ihn die Familie Weasley in Empfang nimmt. Auf Wunsch des Schulleiters belasten sie ihn nicht mit Fragen. Später trifft Harry Cedrics Eltern, die ihm keine Vorwürfe machen, sondern dankbar sind, dass ihr Sohn nicht allein war. Bei einer Trauerfeier für Cedric spricht Dumbledore offen über die Wahrheit des Geschehenen – ein mutiger Schritt gegen das Leugnen des Ministeriums.

Zum Schluss entscheidet Harry, das Preisgeld nicht für sich zu behalten. Er bietet es Cedrics Familie an, die es jedoch ablehnt. Stattdessen überlässt er es Fred und George Weasley, damit sie ihren langgehegten Traum verwirklichen können: die Eröffnung eines Scherzartikelladens. Damit endet das Schuljahr für Harry in tiefer Erschütterung – aber auch mit einem ersten entschlossenen Schritt gegen den wiedererstarkten Lord Voldemort.

Der vierte Teil der Serie wurde von vielen Lesenden hier ja als einer der besten oder zumindest deutlich abgetrennt von den ersten drei Romanen beschrieben. Nachdem ich mit meiner Lektüre nun endlich hier angekommen bin, kann ich das grundsätzlich bestätigen. Mein Lesevergnügen war bei diesem Roman merklich höher als bei den drei Vorgängern, er ist klar der beste der Serie solang. Das heißt nicht, dass ich ihn für ein großartiges Buch halten würde, aber ich hatte deutlich mehr Lesevergnügen als bei den bisherigen Bänden.

Das liegt sicherlich an der Struktur. Das trimagische Turnier gibt dem Roman einen klareren strukturierenden Fokus, einen erzählerischen Zug, den die episodische Struktur der ersten Romane deutlich vermissen lässt. Das heißt nicht, dass Rowling ihre strukturelle Schwäche gänzlich überwunden hätte; noch immer folgen Plotstränge relativ beliebig aufeinander und besitzen keinerlei thematische Verzahnung untereinander, bleiben oft genug auch einfach ungelöst und geradezu „vergessen“.

Mein Lieblingsbeispiel für diesen Band sind die Hauselfen. Immerhin bereits im vierten Roman scheint Rowling aufgefallen zu sein, dass eine Rasse von versklavten Lebewesen vielleicht nicht gänzlich unproblematisch ist. Ich habe immer noch ein flaues Gefühl in der Magengrube, dass das Thema hauptsächlich als Lachnummer abgearbeitet wird und vor allem dazu dient, Hermione eine Aktivistenpersona zu geben – das ständige Überdrehen von Hermione ist ohnehin ein Topos, der ermüdend ist -, aber mit dem Storystrang passiert auch nichts. Die Hauselfen besitzen nur Plotrelevanz, weil Winky den Bösen dient; Hermiones moralischer Kreuzzug (der absolut gerechtfertigt ist!) wird nie wieder thematisiert, sobald er seine Nützlichkeit für den Plot erfüllt hat.

Das ist ein Grundschema der Harry-Potter-Romane: Rowling hat eine Handlung, und dieser wird alles untergeordnet. Charakterisierungen oder Leitmotive finden darin keinen Platz. Das hat sich auch mit dem vorliegenden vierten Band nicht großartig verändert. Immerhin thematisieren jetzt auch mehr Leute die absurde Gefährlichkeit von Hogwarts, auch wenn das Argument, man müsse gegen das Böse gewappnet sein, angesichts der Dauerproduktionslinie böser Magier durch Slytherin etwas heuchlerisch ausnimmt. Ernsthaft, wie kann jemand Snape unterrichten lassen oder ein Haus wie Slytherin laufen lassen? Völlig unverantwortlich.

Ebenfalls auffällig sind die klaren Grenzen von Rowlings sprachlichen Fähigkeiten. Ihre Prosa ist in Ordnung, und sie hat genug kreative Ideen, um Hogwarts zu einem lebendigen Ort zu machen, aber meine Güte ist ihre Sprache begrenzt. Dumbledore sagt alles mit „twinkling eyes„, jeder zweite Satz von Draco Malfoy ist „drawling„, und so weiter. Die Beschreibungen wiederholen sich permanent. Auch die ungeheuer oberflächlichen Charakterzeichnungen und die Tendenz zu ewig langen Expositionen bleiben ein Ärgernis. Voldemorts Auftreten wird von ihr durchaus kompetent vorbereitet, aber die Spannung und der Schrecken der Szene werden durch einen fünfzehnminütigen (!) Monolog des dunklen Lords, in dem dieser Harry, den er jetzt aber gleich versprochen großes Dunklermagierehrenwort auf ungeheuer grausame Weise töten wird, in ermüdendem Detail den ganzen Plot erklärt.

Die literarische Schwäche Rowlings wird auch dadurch deutlich sichtbar, dass der vorherige Text keinerlei Hinweise enthält. Lese ich „A Storm of Swords“ noch einmal, finden sich Hinweise auf das Red Wedding durch den ganzen Text verteilt. Im „Goblet of Fire“ ist nichts, die Twists kommen völlig unvorhersehbar – was die ermüdenden Expositionsdialoge der Bösewichte in jedem Band ebenso erforderlich macht wie mindestens einen weiteren, sicherlich zwanzigminütigen, Monolog Dumbledores am Schluss, in dem dieser den Plot noch einmal erklärt.

Immerhin ist Hogwarts nun nicht mehr die dysfunktionalste Magierschule; Durmstrang dürfte diesen Preis leicht für sich in Anspruch nehmen. Aber um nicht weiter auf den toten Hund einzuprügeln; was mir deutlich besser gefallen hat war die gestiegene Komplexität für das Ministerium der Magie. Mit Fudge gibt es einen Antagonisten, der zwar offensichtlich dümmer und Dumbledore auf allen Gebieten unterlegen ist (gähn), aber immerhin einmal im guten Team spielt und aus eigenen, grundsätzlich nachvollziehbaren Gründen ein Hindernis darstellt und damit die Welt interessanter gestaltet – und hoffentlich auch künftige Plots.

Ich mache jetzt erst einmal eine kurze Pause vom Hogwarts-Universum – meine Audible-Guthaben sind alle 🙂

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