Die Serie „Vermischtes“ stellt eine Ansammlung von Fundstücken aus dem Netz dar, die ich subjektiv für interessant befunden habe. Die „Fundstücke“ werden mit einem Abschnitt des Textes, der paraphrasiert wurde, angeteasert. Um meine Kommentare nachvollziehen zu können, ist die vorherige Lektüre des verlinkten Artikels empfohlen; ich übernehme keine Garantie für die Richtigkeit oder Vollständigkeit der Zusammenfassungen. Für den Bezug in den Kommentaren sind die einzelnen Teile durchnummeriert; bitte zwecks der Übersichtlichkeit daran halten. Dazu gibt es die „Resterampe“, in der ich nur kurz auf etwas verweise, das ich zwar bemerkenswert fand, aber zu dem ich keinen größeren Kommentar abgeben kann oder will. Auch diese ist geordnet (mit Buchstaben), so dass man sie gegebenenfalls in den Kommentaren referieren kann. Alle Beiträge sind üblicherweise in der Reihenfolge aufgenommen, in der ich auf sie aufmerksam wurde.
Fundstücke
1) Die Kettensäge braucht es nicht
Der Artikel analysiert die Kritik an Deutschlands Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) und den Wunsch führender Politiker, es in seiner aktuellen Form abzuschaffen. Bundesminister wie Robert Habeck und Marco Buschmann beklagen die bürokratischen Lasten des Gesetzes und plädieren für weniger Berichts- und Dokumentationspflichten. Trotz dieser Bedenken wird jedoch darauf hingewiesen, dass eine vollständige Abschaffung kaum möglich und kontraproduktiv wäre, da das LkSG als Grundlage für den Menschenrechtsschutz in Lieferketten dient und in naher Zukunft durch EU-Richtlinien ersetzt wird, die noch umfassendere Berichte verlangen. Der Artikel schlägt drei Reformansätze vor: Erstens soll ein stärker risikobasierter Ansatz Unternehmen dazu verpflichten, sich auf die gravierendsten Risiken zu konzentrieren. Zweitens sollten allgemeine Fragebögen an Zulieferer gezielt und angepasst werden, um die tatsächlichen Risiken besser zu erfassen. Drittens fordert der Artikel, dass Unternehmen ihre Sorgfaltspflichten aktiv und kooperativ erfüllen, anstatt diese auf Zulieferer abzuwälzen. Abschließend wird darauf hingewiesen, dass eine bürokratieärmere Umsetzung möglich ist, ohne das Gesetz abzuschaffen, und dass Unternehmen selbst zur effizienteren Einhaltung beitragen können. (Bastian Brunk, LTO)
Das ist das, was ich immer sage: das Problem sind nicht Regulierungen per se, sondern schlechte Regulierungen. Regulierungen sind ein Werkzeug. Weil jemand darin versagt, einen Nagel einzuhämmern, oder versucht, mittels eines Nagels ein Elektrogerät zu reparieren, heißt das ja noch lange nicht, dass der Hammer grundsätzlich ein ungeeignetes Werkzeug wäre. Im Umkehrschluss heißt das allerdings eben auch nicht, dass zu viel Regulierungen und Bürokratie kein Problem wären, dass nicht manches weg könnte oder dass die Antwort auf jedes Problem mehr Regulierung wäre. Es bräuchte aber einen weniger ideologischeren Blick auf das Ganze. Faszinierend finde ich in dem Zusammenhang übrigens, dass die Unternehmen die Bürokratie, die sie beklagen, teilweise selbst schaffen.
2) Why Are Liberals Infuriated with the Media?
Der Artikel beschreibt die wachsende Unzufriedenheit liberaler Journalistinnen und Leserinnen mit der politischen Berichterstattung führender US-Medien wie der New York Times und der Washington Post. Kritiker*innen beklagen insbesondere die „Bothsidesing“-Mentalität, also die Tendenz zur neutralen Berichterstattung trotz asymmetrischer politischer Bedrohungen, sowie die Vernachlässigung kontextbezogener Berichterstattung zu Trumps potenziell autoritären Tendenzen. Diese Kritiken spannen ein breites Spektrum: Von der Normalisierung radikaler Positionen („Sanewashing“) bis hin zur Betonung von Wahlanalysen statt politischer Inhalte („Horse-race coverage“). Die Frustration führt zu Abo-Kündigungen und schwindendem Vertrauen, während Medienhäuser wie die New York Times offenbar ihre Neutralität gegenüber rechten Stimmen betonen. Die Sorge: Eine zu vorsichtige Berichterstattung könnte den medialen Einfluss und das Vertrauen untergraben, insbesondere wenn Redaktionen zurückschrecken, drängende Themen wie den Aufstieg des Autoritarismus offen anzusprechen. (Jeff Jarvis, CJR)
Ich schreibe schon seit einer Weile über dieses Thema, und ich beobachte gerade dasselbe Phänomen wie Jarvis. Die Ränder haben sich ohnehin schon längst aus dem gemeinsamen Medienraum verabschiedet, wenn sie denn je drin waren. Das Misstrauen in die Leitmedien und das Bedürfnis nach einer „Gegenöffentlichkeit“ kenne ich ja noch aus meiner eigenen Zeit bei und mit den NachDenkSeiten. In den USA ist seit gut 20 Jahren dank FOX News und der lokalen Sender die gesamte Rechte in eine Parallelwelt abgewandert. Die breite Mitte der Leitmedien wie CNN und Co wurde dadurch quasi automatisch nach links gerückt – wer selbst nach rechts wandert, für den sind alle anderen automatisch links, auch wenn die sich selbst nicht geändert haben. Die gegenläufige Bewegung nimmt auf der Linken langsam, aber sicher, auch immer mehr Fahrt auf. Das ist alles nicht gerade gesund, aber das Versagen der Leitmedien ist leider auch nicht wegzudiskutieren. Dieselbe Entwicklung sehen wir in wesentlich abgeschwächterer Form und mit Verzögerung auch in Deutschland.
3) Democrats fixed many of the problems of the early 2020s
In den letzten vier Jahren hat die Biden-Regierung durch zielgerichtete Politik substanzielle Fortschritte in wichtigen Bereichen erzielt, insbesondere in Bezug auf Arbeitslosigkeit, Inflation, Kriminalität und die Stärkung der heimischen Produktion. Trotz einer unauffälligen Kommunikation der Erfolge konnte Biden wirtschaftliche Stabilität herstellen und die Beschäftigung auf hohem Niveau sichern. Dank umfangreicher staatlicher Ausgaben zur Krisenbewältigung und der schnellen Anhebung der Zinssätze durch die Federal Reserve sank die Inflation sogar schneller als in anderen Ländern. Ein bemerkenswerter Erfolg der Regierung war die Reduzierung der Kriminalität nach den turbulenten Jahren 2020 und 2021. Biden setzte sich früh gegen Forderungen zur Polizeifinanzkürzung ein und unterstützte durch Fördergelder eine stärkere Polizeipräsenz. Auch das Thema Migration wurde schließlich mit einer Verschärfung der Grenzpolitik angegangen, was zu einem deutlichen Rückgang der Grenzübertritte führte. In der Industriepolitik legte Biden durch Gesetze wie den CHIPS Act den Grundstein für eine Wiederbelebung der US-Fertigung, besonders im Halbleiterbereich. Dies hebt ihn von bisherigen Präsidenten ab, die zwar die heimische Produktion ankurbelten, aber selten nachhaltige Erfolge erzielten. In der Zukunft bleiben Herausforderungen wie das Haushaltsdefizit, das Wohnungsproblem und der Ausbau der Rüstungsindustrie bestehen. Bidens Nachfolgerin Kamala Harris zeigt Interesse am Wohnungsbau, während ihre Strategie zum Abbau der Staatsschulden und der militärischen Produktion noch offen ist. (Noah Smith, Noahpinion)
Zum zweiten Mal nach Obama, der die Trümmer der Bush-Regierung wegräumen musste, haben die Democrats im Endeffekt den Schweinestall aufräumen dürfen, den die republikanische Vorgängerregierung hinterlassen hat. Jedes Mal gab es wirtschaftliche Flurschäden (Subprimekrise hier, Covid-Politik da), zerstörtes Vertrauen (Irak/Katrina, Covid) und institutionelle Verheerungen (in beiden Fällen Sabotage der Behörden). Bemerkenswert ist der wesentlich größere Erfolg der Regierung Biden, die die Lektionen von Obamas viel zu zögerlicher Reaktion verinnerlicht und die USA mit klugen Maßnahmen schnell zurück auf Wachstumskurs gebracht haben, die zudem ein strategisches Konzept (wenngleich kein überragend brillantes) beinhalteten. Nicht, dass Obama die Mehrheiten für eine andere Politik gehabt hätte; aber er hat es auch gar nicht versucht und gewollt. Ich finde es immer wieder faszinierend, dass es gerade die Biden-Regierung ist, die die Politik macht, von der Trump behauptet, dass er sie macht (während seine reale Politik völlig kontraproduktiv ist): eine Belebung des produzierenden Gewerbes und eine Reduzierung von internationalen Abhängigkeiten.
4) Genosse Maschmeyer, bitte übernehmen!
In einem aktuellen Kommentar wird der Zustand der SPD kritisch beleuchtet. Die Partei, einst Verfechterin der Arbeiterinteressen, scheint den Bezug zu ihrer traditionellen Wählerschaft verloren zu haben und sich mehr auf den Kampf gegen Reichtum zu konzentrieren. Juso-Chef Philipp Türmer äußert beispielsweise seine Ablehnung gegenüber Milliardären, was eine ideologische Linie in der SPD unterstreicht. Die Autorin ironisiert, dass ausgerechnet Carsten Maschmeyer, ein Versicherungs-Milliardär mit Arbeitsklassen-Rhetorik auf LinkedIn, eine erfrischende Stimme für Arbeiterinteressen darstellen könnte. Maschmeyer, der sich selbst als Fürsprecher der „hart arbeitenden Menschen“ positioniert, spricht Themen wie die Notwendigkeit von Handwerkern und die Belastung durch überbordende Bürokratie an. Er kritisiert die SPD dafür, sich in akademischer Identitätspolitik zu verlieren und den arbeitenden Teil der Bevölkerung zu vernachlässigen. Der Artikel illustriert, wie die sozialdemokratischen Prinzipien der Partei zunehmend durch populistische Anti-Reichtums-Ansätze ersetzt werden und konstatiert, dass dies den Niedergang der SPD in den Umfragen erklären könnte. (Franziska Zimmerer, Welt)
Tatsächlich ist es bemerkenswert, dass jemand wie Maschmeyer sich sozialdemokratischer gebärdet als es die SPD oft tut. Die deutsche Linke ist sehr handzahm, was ökonomische Themen angeht. Zimmerers Framing ist natürlich typisch für die Welt, indem sie sich gleich auf die Bürokratielastigkeit und Identitätspolitik (ausgerechnet bei der SPD…) kapriziert, aber das ändert wenig an der zugrundeliegenden Richtigkeit. Die SPD hat völlig verlernt, eine kämpferische Sprache zu sprechen. Ich will nicht gleich das Wort vom „Klassenkampf“ in den Mund nehmen, aber etwas in die Richtung fehlt letzten Endes im demokratischen Spektrum, weswegen das Feld ja auch den Bauernfängern von BSW und AfD überlassen wird. Die übrigens auch mit identitätspolitischen Themen agieren statt sich um die Substanz zu kümmern, aber das unterscheidet sie nicht von den anderen.
5) Warum das 1,5-Grad-Ziel eine Schnapsidee war
Die anstehende UNO-Klimakonferenz in Baku wird laut Experten wie Mojib Latif voraussichtlich wieder kaum Fortschritte bringen, insbesondere in Bezug auf das 1,5-Grad-Ziel, das als längst unrealistisch gilt. Latif kritisiert offen, dass die Politik an einem „überholten“ Ziel festhalte, das bereits „gerissen“ sei, und fordert mehr Ehrlichkeit und Pragmatismus. Ullrich Fichtner, der als SPIEGEL-Reporter ebenfalls skeptisch auf die Klimaziele blickt, erinnert daran, dass das 1,5-Grad-Ziel ursprünglich eine ambitionierte, aber nicht wissenschaftlich fundierte Zahl war – hinzugefügt in einer Art Euphorie auf der Pariser Klimakonferenz 2015. Fichtner fordert, dass die Konferenz in Baku ein Zeichen für mehr Realismus setzt und die zwei Grad als realistischeres Ziel betont. Ein klares Eingeständnis der bisherigen Überschätzung würde nicht nur Glaubwürdigkeit schaffen, sondern auch eine Neuausrichtung ermöglichen. Er plädiert dafür, dass die Klimapolitik sich nicht auf starre Temperaturziele versteifen, sondern flexibel auf die bestmögliche Kühlung des Klimas setzen sollte. (Ulrich Fichtner, Spiegel)
Es mag ja sein, dass die konkrete Zielmarke nicht übermäßig realistisch war, aber ich halte Fichtners Kritik insofern für verfehlt, als dass es eine Zielmarke braucht. Man kann ja schlecht irgendwie internationale Klimaabkommen schließen, die einfach nur wohlige Absichtserklärungen beinhalten. Das haben wir in den 1990er Jahren ja schon durchexerziert, und letztlich auch in den Abkommen vor Paris. Ideal ist das natürlich nicht, aber ich sehe auch keine viel bessere Alternative. Auch halte ich es für reichlich verfehlt anzunehmen, dass wenn man eine andere Zahl ausgegeben hätte, dies die Skeptiker*innen und Kritiker*innen abgehalten hätte, das ganze Unternehmen Klimaschutz in Bausch und Bogen zu verdammen.
Resterampe
a) Milliardäre und…ach ihr wisst schon. Siehe auch hier.
b) How Netflix’s Remarkable Life of Ibelin pulled off its World of Warcraft scenes without Blizzard’s knowledge. Heartwarming.
c) Warum gibt es in Städten mehr Abiturienten als auf dem Land? Ziemlich dramatisch.
d) Zur wirtschaftlichen Lage. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer. Und noch einer.
e) Richtig zum Thema Wagenknecht.
f) Richtig zum Thema Merkel. Siehe auch hier.
g) Venezuela ist echt krass. Dass ich das mal verteidigt habe…brrrrr.
h) Guter Punkt zu Söder und den Grünen.
i) Autsch.
j) Juli Zeh ist so eine Dampfplauderin.
k) Ja.
l) Auch ja.
q) Das Unwissen der Migranten ist erschreckend. Korrekt. Genau deswegen taugen ja auch diese Strafreformen wie Bürgergeldkürzung oder Bezahlkarte nichts.
r) Bürokratieabbau wäre schon was Feines.
s) Bei den offenen Lügen von FOX News besteht zu Deutschland echt keine Äquivalenz.
t) Is fluoridated water safe? Auch dieser Blödsinn…
u) Corona: Virologe Streeck kritisiert »Ausgrenzung« von Ungeimpften mit Juden. Was für ein Idiot.
v) The right lessons from Trump 1.0. Interessante Thesen.
Fertiggestellt am 04.11.2024
zu 1) Das Thema hat eine Menge Verästelungen.
Tatsächlich gibt es auch in größeren Unternehmen das Phänomen überschüssiger Manager, die unnötige Regeln überwachen. https://www.theatlantic.com/ideas/archive/2021/09/manager-work-life-changes/620096/
Staatlich sind aber Kosten nach meinen anekdotischen schon geringer im Fokus. Konkret findet man in der Privatwirtschaft mit 80:20 Argumenten (*) meist Gehör. In vielen staatlichen Projekten gilst Du aufgrund solcher Argumente schnell als schlampert. Das führt dann zu schwelenden Konflikten, weil ich solche Leute sehr schnell in den „Dumm wie Brot“-Topf platziere.
Wenn ein Fehler 2 bis 3 mal im Jahr im Log aufschlägt, ohne dass sich jemand beschwert, notiert man das privatwirtschaftlich als known bug, im Staatssektor wird geforscht, wie das eigentlich sein kann. Verteilte Anwendungen mit konkurrierenden Zugriffen dürfen schließlich nirgendwo kleinere Fehlfunktionen haben (Ironie).
Regulatoren verlieren sich auch oft in Details gemäss ihren subjektiven Vorstellungen von Gerechtigkeit.
Ein Beispiel: Ich durfte an der Entwicklung einer staatlichen Anwendung teilnehmen, über die stundenweise Aufträge an externe Experten vergeben werden. Die Vorgaben für die Vergabekriterien waren mega-komplex, vor allem der Teil, der dafür sorgt, dass Leute nicht zu oft drankommen. Natürlich ist die Intention gut, aber bestimmte Details der Spezifikation führte dazu, dass wir wochenlang da dran entwickelt haben.
Das Team gewann dann im Projekt an Selbstbewußtsein und Wertschätzung der Projektleitung. Als noch mal so ein Klopper kam, besprachen wir dann gemeinsam mit den Beamten eine Lösung, die ähnlich gut aber wesentlich einfacher zu entwickeln war.
Regulationen sind nicht die spannendste Lektüre, es sei denn Du hast ein konkretes Interesse, etwa als Lobbyist. Übertriebene Regulierungen und bürokratische Wasserköpfe zahlt der Steuerzahler. Ich sehe auch die Möglichkeiten von Regulierungen, die ohne Berücksichtigung der Kosten durchaus Sinn ergeben, aber nach Kosten dann eben nicht mehr.
(*) der Feinschliff, d.h. 20% der Arbeit erzeugen 80% der Kosten
Ja, bin ich völlig bei dir. Auch das Kostensparen als Prämisse staatlicher Vorgaben führt oft genug zum gegenteiligen Effekt, weil effiziente Lösungen halt auf dem kurzen Dienstweg passieren und nicht durch hunderte Seiten Vorgaben.
Kostensparen als Präisse oder – wie in Unternehmen durchaus praktiziert – als Zielvorgabe für den Einkauf verursachte in meiner beruflichen Vergangenheit mehr als kursorisch erhebliche Mehrkosten im Projektverlauf. Der billigste Anbieter ist seltenst der beste für die Auftragserledigung – und sowohl Verzögerungen wie qualitativ minderwertige Arbeit kosten in allen Projekten ein Schweinegeld.
Gruss,
Thorsten Haupts
Richtig. Deswegen sind so pauschale Festsetzungen auch so bekloppt.
So die Richtung.
Die verbringen ihre Arbeitstage in Meetings. Am Ende kommt dann eine Regulierung raus. Weil sie so lange diskutiert und „alle“ Seiten angehört haben, glauben sie etwas großes, wahres und wichtiges geschaffen zu haben.
Aber sobald andere es dann in der Realität umsetzen, erweist es sich als Marschbefehl in einen zunehmend matschigeren Sumpf.
Hier hat einer letztens Evaluierung nach einer gewissen Zeit der Umsetzung genannt. Das wäre aber nur ein erster Schritt.
Schaffen wir 2, 3, 4, viele Evaluierungsschleifen.
Ich finde es ehrlich gesagt etwas eigenartig, dass Du hier immer noch so viel content von The Other App 🙂 teilst.
Insbesondere dann, wenn es den gleichen Post auch bei Bluesky gibt.
r) https://bsky.app/profile/egghat.bsky.social/post/3l7y2vfkqah27
„The US presidential election campaign served only to underline what we have considered for a long time: that X is a toxic media platform and that its owner, Elon Musk, has been able to use its influence to shape political discourse.“ ( The Guardian)
Ich benutze immer noch vorrangig The Other App, daher kommt das.
The Other App is so Oktober 2024
😀
g) Der Bolibananismus
Sehr viele Verhaftungen und weiße Folter ja, aber Morde sind eher die Ausnahme.
Sagen wir mal so, Stefan. In Venezuela generieren deine Lehrer-Kollegen im Monat ca. 13 Dollar Einkommen. IM MONAT. 6 Dollar gibts als Lohn und 7 Dollar zusätzlich als großzügiger Regierungs-Bonus gegen den Imperialismus der amerikanischen Wirtschaftssanktionen. Das reicht nicht, um sich zu ernähren. Wenn sich unter den Eltern der Schüler keine Personen gibt, die der Lehrkraft Geld oder Sachleistungen zukommen lassen, fällt der Untericht aus. Das ist seit Jahren so. Gleichzeitig entstanden in Caracas superteure Geschäfte und Ferari-Stores. Irgendwo müssen die oberen 3% ja ihr Geld lassen.
Wie konnte es soweit kommen? Der Chavismo konnte fast nix, aber eine Sache sehr gut: Manipulation.
Konfliktlinien in der Opposition oder der Gesellschaft vertiefen und schwächen.
Die Führungsclique selbst übt starke zentrifugale Kräfte aus. Am Ende blieben die radikalsten. Heute agieren sie wie eine Psychosekte. Du kannst dein Produkt besser durchsetzen, wenn Du dran glaubst, auch wenn es dafür keine objektiven Gründe.
Leider wird dieses Thema Europa in den nächsten 30 Jahren mehr beschäftigen als Overton Fenster.
Seufz. Danke!
1) Interessant in diesem Zusammenhang ist Absatz 6 des Artikels: Ausnahmsweise hat mal eine Regierung weitergedacht und bei einem Gesetz eine nachträgliche Evaluierung vorgesehen. Statt diese durchzuführen, praktiziert die Nachfolgeregierung ‚rechtspopulistischen‘ Stimmenfang.
4) Maschmeyer ist von Auftreten her das nächste, was man zu Gerhard Schröder finden kann. Er hat ebenso wie dieser einen glaubwürdigen Arbeiterklassenhintergrund. Beide haben gemeinschaftlich die SPD an die Finanz- und Versicherungswirtschaft verkauft. Und daher soll die Rettung kommen? Wie wäre es, wenn diese Partei glaubhafte und(!) anständige Leute findet?
5) Ulrich Fichtner zwei Wochen früher:
https://www.spiegel.de/geschichte/politische-ziele-habt-endlich-wieder-mut-gross-zu-denken-a-bc3642a5-b543-4d25-95b5-08dcc58184f2
b) Der Zyniker in mir übersetzt die Überschrift mit „How Blizzard got a feature-length commercial for free“
g) Dein „dass ich die Mal verteidigt habe“ kann ich gut nachvollziehen, auf Arte kam vor kurzem eine gute Doku zum Thema:
https://www.arte.tv/de/videos/122639-000-A/jagd-auf-oppositionelle-in-venezuela/
zu g) Der anti-imp Journalist Tobias Lambert hat im Herbst ein aktuelles Buch zum Post-Wahl Venezuela geschrieben. „Gescheiterte Utopie?“. Ca 200 Seiten. Manches in dem Buch ist echt Quatsch, z.B. Framing von Maria Corina Machado als „extrem rechts“. Auch die Verteidigung des pre-Maduro Chavismus als hätte-ein-ergebnisoffener-Prozess-sein-können geht bei mir mit einer ordentlichen Portion an Sarkasmus noch als Humor durch. Es ist aber das aktuellste, was es gibt. Er war für seine Recherche auch vor Ort. Aber nicht alles, was da steht für bare Münze halten.
Hier ein Radio-Interview mit dem Autor „https://rdl.de/suednordfunk-126-gescheiterte-utopie-chavez-venezuela“
Hier etwas von der chilenisch-konservativen Seite zum Thema in Englisch.
1,5 Stunden Interview mit Axel Kaiser über Venezuela (und mehr).
https://www.youtube.com/watch?v=ae8vVURajNE
Er wirft ein Licht auf den Komplex der Internationalen Zusammenhänge. Moskowien, Iran, die Bolibananischen, die lateinamerikanische organisierte Kriminalität, Fluchthelfer. Die arbeiten alle sehr „gut“ zusammen, um uns Probleme zu schaffen.
Zu Axel Kaiser ist der wikipedia Eintrag recht hilfreich -> https://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Kaiser
Axel Kaiser vertritt für meinen Geschmack einen deutlich zu scharfen Drei-Akkorde-Neoliberalismus (TM) und positioniert sich militant anti-Lateinamerikanische Linke, ohne dabei wirklich unappetitlich zu werden. Er turnt seit etwa 10 Jahren durch chilenische Polit-Debatten. Seit längerem ist er Vorsitzender des traditionsreichen Think Tanks Fundación para el Progreso. Das ist liberal-konservativ, aber schon demokratisch.
Seine Verdächtigungen der brasilianischen Regierung als Helfer von Maduro nach der schlimmsten Wahlfälschung Lateinamerikas seit den 50er Jahren erschien mir zur Zeit des Interviews vor 2 Monaten als Möglichkeit, allerdings hat Lula da Silva in der Zwischenzeit mit dem Narco-terroristischen Regime gebrochen.
1) Da bin ich auch gleich drüber gestolpert, das ist echt die Härte!
4) Mein Punkt: dass er so auffällt damit zeigt was.
b) 😀
g) Ja 🙁
1) Mich lässt diese Stellungnahme aus der LTO etwas ratlos zurück, denn offensichtlich hat der Autor nicht verstanden was das Problem ist.
Grundsätzlich ist ja ein Fokus auf Risikobereiche sinnvoll, nur solange Unternehmen keine Klarheit haben, was als Risikobereich gilt, sind sie quasi gezwungen, alle Lieferanten abzudecken, denn wenn irgendwo ein Problem an unerwarteter Stelle auftritt, haben im Nachhinein Medien und Behörden natürlich schon immer gewusst, dass das ein Risikoereich war.
Es ist mir auch nicht erklärlich warum der Autor individualisierte Fragebögen als Mittel zu Bürokratiereduktion sieht. Standardisierte Fragebögen sind doch genau deshalb da, weil andernfalls der Arbeitsaufwand erst recht nicht mehr zu stemmen ist.
Gleiches gilt für aktive Mithilfe der Besteller. Auch das erhöht wieder den Kostenaufwand. Nur eben nicht beim Lieferanten sondern beim Kunden, aber der Aufwand bleibt.
Unfreiwillig komisch ist auch der Verweis auf die kommende EU Regulierung, die ohnehin noch mehr Auflagen enthalte. Meint der Verfasser ernsthaft, dass die eher hingenommen wird oder droht nicht vielmehr ein Desaster wie bei der Abholzungsregulierung?
Ich bin ja kein genereller Regulierungsgegner, aber ich arbeite seit zwei Jahren mit diesem Thema und muss sagen, da haben Grüne und Aktivisten sich schon selbst den Strick um den Hals gelegt und brauchen sich nicht wundern, dass niemand mehr Regulierung von grüner Seite sehen will. Der zitierte Artikel und deine Anmerkung zeigen vor allem, dass das Problem in diesen Kreisen nicht im Ansatz verstanden wird.
Danke für den Kontext. Mangels Sachwissen kann ich dazu nicht mehr sagen.
1) Es bräuchte aber einen weniger ideologischeren Blick auf das Ganze. Faszinierend finde ich in dem Zusammenhang übrigens, dass die Unternehmen die Bürokratie, die sie beklagen, teilweise selbst schaffen.
Ich halte das insgesamt für einen allgemeinen Trend, der sich eben nicht nur auf den Staat bezieht. Unternehmen regeln ihre Geschäfte auch nicht per Handschlag.
Wenn ich aus meinem Privatunternehmen mit einem anderen Privatunternehmen etwas telefonisch kläre, legen danach zwei Leute ein Telefonprotokoll an und schicken mind. eine E-Mail, damit man etwas Schriftliches hat. Wie auch bei staatlicher Bürokratie übrigens aus gutem Grund – ein großer davon rechtliche Absicherung.
Außerdem hat vieles auch mit Lobbyismus zu tun – das ist ähnlich wie mit Subventionen. Jeder möchte, dass seine spezielle Situation bitte berücksichtigt wird. Beim Heizungsgesetz gehts auch nicht nur darum, was für eine Heizung da ist, sondern es gibt eigene Regeln für Einfamilienhäuser, Doppelhaushälften, Mehrfamilienhäuser mit und ohne WEG und ein eigenes Regelwerk für Etagenheizungen.
Dieselben Lobbygruppen, die 10 Zusatzregeln durchgesetzt haben, sind ja nicht selten dieselben, die sich anschließend über überbordende Regulierung beschweren. Nicht selten entstehen dadurch Gesetzeslücken, die dann wieder geschlossen werden.
Das Lieferkettengesetz ist ja auch deswegen entworfen wurden, weil sich Großkonzerne gerne darauf zurückgezogen haben, dass sie für ihr Subsubsubsubunternehmen nicht mehr verantwortlich sind.
Das ist nun mal ein Wechselspiel, jeder will seine Extrawurst und wenn der Staat ihnen entgegenkommt, sind sie sauer, weil so ein Gesetz mit 100 Extrawürsten so kompliziert ist.
4) Natürlich wäre die WELT hellauf begeistert, sollte Maschmeyer morgen den SPD-Vorsitz übernehmen und für eine Erhöhung des Mindestlohns kämpfen. Die Unterstützung wäre sicher!
Trotzdem stimmt es natürlich. Es liegt aber imo nicht nur am handzahmen Klassenkampf, sondern auch der Mutlosigkeit die eigenen Themen in den Vordergrund zu rücken. Man reagiert lieber auf Dinge, die andere ansprechen und die reden gar nicht so gerne über das schlechte Gehalt des Kochs. Sondern lieber über den faulen Bürgergeldler oder jemanden, der tatsächlich soviel verdient, dass er noch den Soli bezahlt. Oder Winnetou.
Das letzte Mal, dass die SPD über Klempner gesprochen hat, war als Olaf Scholz als Klempner statt Architekt bezeichnet wurde. Man darf halt nicht nur reagieren.
Es liegt aber imo nicht nur am handzahmen Klassenkampf, sondern auch der Mutlosigkeit die eigenen Themen in den Vordergrund zu rücken.
Na ja. In ausgebauten Sozialstaaten wird es für Sozialdemokraten politisch halt schwer. Weitere Sozialleistungen gehen nur mit Steuererhöhungen – und inzwischen hat die Bevölkerung in der Breite verstanden, dass diese niemals nur Multimillionäre und Milliardäre trifft. Das Dilemma ist strukturell und IMHO gar nicht aufzulösen.
Gruss,
Thorsten Haupts
Hallo Stefan, könntest du vielleicht vor den Links in der Resterampe die zu X gehen ein ‚x‘ setzen? Ich bin nicht bei X und kann deshalb die Threads nicht lesen, und so muss ich immer erst da rein klicken…
Danke!
Ich versuch dran zu denken. Bitte dran denken dass die Vermischten des November schon fertig sind, ich mach das dann bei neuen Sachen.
Es reicht wenn man die Maus über den Link schiebt (ohne auf den Link zu drücken). Dann sieht man im Browser links unten den aufgeschlüsselten Link.
Von mir aber eine andere Bitte an Stefan: bei der Resterampe schreibst Du manchmal einen kurzen Text, öfter aber nur Nichtssagendes wie „Ja“ oder „Autsch“. Dadurch weiß ich nie, worum es geht und ob mich dieses Thema interessiert. Könntest Du da vielleicht etwas sehr Kurzes dazu schreiben, dass zumindest das Thema vorstellt?
Ich versuch es.
d) zur wirtschaftlichen Lage.
Da kommt was auf uns zu.
– Ein Entwickler-Freiberufler-Kollege findet seit 2 Monaten ernsthafter Suche kein Projekt. Die Marktlage ist sehr schlecht. Die Stundensätze sind um 25% runter. Beratungsgesellschaften entlassen Leute. Persönlich finde ich das nicht lustig, aber ich hab inzwischen gute Ersparnisse und ein halbes Jahr Studium täte mir eigentlich ganz gut.
– in den Babbel Französisch Kursen gibt es einen dramatischen Teilnehmerschwund. Da sind viele Deutsche und vielleicht canceln die sowas als erstes, wenn kein konkreter beruflicher Grund vorliegt. Die meisten lernen da Französisch „pour le plaisir“.
– Sparquote in Deutschland ist im ersten Halbjahr von 10 auf 11% gestiegen. Bin mal gespannt wie dieser Wert für Halbjahr II 2024 und Halbjahr I 2025 aussieht.
Da kommt was auf uns zu.
Yup. Ich rate übermütigen jungen Kolleginnen bereits seit mehr als einem Jahr zu etwas mehr Zurückhaltung – die gute Zeit für Arbeitnehmer geht zu Ende, trotz Demographie. Wird meinen Bereich (Grossanlagen- und Infrastrukturbau) zwar später als andere treffen, aber verschont bleiben wird auch der Bereich nicht. Deutschland steuert in eine länger anhaltende (ich schätze mindestens 5 Jahre) Rezension.
Gruss,
Thorsten Haupts