Bohrleute 66 – Der missverstandene Kandidat – das Phänomen Trump, mit Marcel Schütz

Mit dem Soziologen Marcel Schütz spreche ich über das Phänomen Donald Trump: was treibt die Menschen, ihn immer noch, wieder, neu, zu unterstützen? Warum haben ihm Skandale nichts an? Werden die Gerichte ihn stoppen? Welche Fehler machen Beobachtende, wenn sie auf den US-Wahlkampf blicken?

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Marcel auf Twitter.

Stefan auf Twitter. Stefan auf Bluesky. Stefans Blog.

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Shownotes:

Marcels Thread zum Mugshot und Exhibit A

The Mugshot – And Trump’s Long Hard Battle To Finally Get Arrested

Der Artikel reflektiert über die Serie von schlechten Handlungen, Übertretungen, Verbrechen und Lügen, die zur aktuellen Situation geführt haben. Es wird betont, dass Donald Trump anders als alle bisherigen amerikanischen Präsidenten auf eine Verweigerung der Machtübergabe vorbereitet war. Bereits 2016, als er die erste Wahl verlor, leugnete er die Ergebnisse und behauptete, sie seien manipuliert. Dies setzte sich während seiner gesamten Amtszeit fort, einschließlich seiner Weigerung, eine Niederlage bei der Präsidentschaftswahl 2020 anzuerkennen. Der Artikel weist darauf hin, dass Trump mehrere Versuche unternommen hat, demokratische Prinzipien zu untergraben, einschließlich der Versuche, Wahlen zu beeinflussen und Ergebnisse anzufechten. Trump habe das gängige Verständnis demokratischer Wahlen untergraben, wonach die Ergebnisse das Ende der Geschichte darstellen, und habe den Eindruck erweckt, dass er eine Niederlage nicht akzeptieren würde. Der Artikel weist auf Trumps zahlreiche Verfehlungen hin, darunter Finanz- und Steuerbetrug im Zusammenhang mit der Wahl 2016, seine Versuche, die Wahl 2020 zu beeinflussen, und seine Beteiligung an der versuchten Durchführung eines Staatsstreichs. Der Artikel argumentiert, dass Trump alles daran setzte, die Regeln zu brechen und Straffreiheit zu genießen, um zu diesem Punkt zu gelangen. Er habe keine Gelegenheit ausgelassen, um seine Macht und Einflussnahme auszubauen und zu zeigen, dass er über den Regeln der Republik stehe. Der Artikel betont, dass Trumps Verhalten darauf abzielte, zu demonstrieren, dass er die Amerikanische Republik übertrumpfen könne. Die Schlussfolgerung des Artikels ist, dass die aktuelle Situation das Ergebnis von Trumps jahrelanger Bemühung ist, sich über demokratische Regeln und Prinzipien zu erheben. Seine Weigerung, Niederlagen anzuerkennen, seine Beteiligung an kriminellen Aktivitäten und sein Streben nach Straffreiheit haben zu diesem Punkt geführt, an dem er sich über das Gesetz und die Normen der amerikanischen Republik zu stellen scheint. (Josh Marshall, TPM)

Die Dynamik, die er als Person entwickelt, ist fast nicht zu stoppen: Beobachtungen zum System Donald Trump ein Jahr vor der amerikanischen Wahl

Der Artikel analysiert, warum Donald Trump trotz vieler Skandale und juristischer Auseinandersetzungen weiterhin eine starke politische Figur bleibt. Es werden fünf Aspekte von Trumps Persönlichkeit und Wirken hervorgehoben:

  1. Trump als unverfälschte Persönlichkeit: Er wird als jemand beschrieben, der authentisch wirkt und nicht durch Konventionen eingeschränkt ist. Sein starkes Selbstbewusstsein ermöglicht ihm, aus negativen Situationen Kapital zu schlagen und seine Marke zu stärken.
  2. Trump als starker politischer Gegner: Trotz seiner Kontroversen und des Alters wird Trump als stärkster Gegner von Joe Biden angesehen. Er liegt in Umfragen vorn und hat gute Chancen, die republikanische Kandidatur zu erlangen.
  3. Trump profitiert von Anklagen: Anstatt durch rechtliche Herausforderungen geschwächt zu werden, nutzt Trump diese Situationen, um sich als Opfer einer politischen Verfolgung darzustellen. Dies stärkt seine Position bei seinen Anhängern.
  4. Trump als Symbolfigur: Trump wird als Repräsentant der „vergessenen“ Amerikaner gesehen, insbesondere in den ländlichen und weniger entwickelten Staaten. Seine Politik und Rhetorik spiegeln die Sehnsucht nach dem „amerikanischen Traum“ wider.
  5. Trumps Einfachheit überfordert das System: Trumps direkte, intuitive Herangehensweise und sein Fokus auf Einfachheit stellen einen Kontrast zur komplexen politischen Struktur der USA dar und überfordern diese oft.

Der Artikel schlussfolgert, dass Trumps kontroverse Art und sein unkonventioneller Stil ihm ermöglichen, die politischen Grenzen auszureizen und seine Position trotz zahlreicher Herausforderungen zu festigen. Seine Anziehungskraft als politisches Phänomen bleibt stark, was seine fortgesetzte Präsenz und Einflussnahme in der amerikanischen Politik erklärt. (Marcel Schütz, NZZ; hier als PDF)

A Trump dictatorship is increasingly inevitable. We should stop pretending.

In dem Artikel wird die wachsende Sorge um eine mögliche Entwicklung der Vereinigten Staaten in Richtung Diktatur unter Donald Trump thematisiert. Der Autor argumentiert, dass Trump auf dem Weg zur Nominierung als Präsidentschaftskandidat der Republikaner eine klare Führung hat und seine Konkurrenten in den Umfragen deutlich übertrifft. Die Idee, dass er im allgemeinen Wahlkampf nicht wählbar sei, wird als Unsinn abgetan, da er in den neuesten Umfragen entweder gleichauf oder vor Präsident Biden liegt.

Der Autor beschreibt die bisherige Zeit als eine Phase der Selbsttäuschung, in der viele hofften, dass alternative Kandidaten wie Ron DeSantis oder Nikki Haley Trump besiegen könnten. Doch mit Trumps möglicher Nominierung nähert sich die Zeit des Handelns, und diejenigen, die sich gegen ihn aussprachen, könnten ihre Position überdenken. Der Artikel betont, dass Trump nicht nur die Republikanische Partei dominieren wird, sondern auch im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen wird. Seine mediale Präsenz und die Unterstützung seiner Anhänger werden ihn mächtiger machen.

Der Autor argumentiert weiter, dass Trump, wenn er die Wahl gewinnt, der mächtigste Präsident aller Zeiten werden könnte. Er weist darauf hin, dass traditionelle Einschränkungen, wie die Justiz und die Bürokratie, möglicherweise nicht ausreichen, um Trump zu stoppen. Die Anhänger des ehemaligen Präsidenten könnten sogar eine lebenslange Präsidentschaft unterstützen, wenn Trump dies anstrebt. Der Artikel endet mit der Einschätzung, dass die Chancen für eine Präsidentschaft Trumps in eine Diktatur zu münden, recht hoch sind. Der Autor warnt davor, dass die USA aufgrund der wachsenden Macht von Donald Trump auf dem Weg in eine Diktatur sein könnten. Er beschreibt Trumps möglichen Rachefeldzug nach einem Wahlsieg, bei dem er gegen ehemalige Regierungsbeamte, Mitglieder des FBI und der CIA, sowie politische Gegner vorgehen könnte. Der Artikel skizziert auch, wie Trump möglicherweise eine politische Verfolgung in seinem zweiten Amt anstoßen würde, wobei er Behördeninstrumente nutzt, um Oppositionelle zu überwachen und zu bestrafen.

Der Autor argumentiert, dass die Widerstandsfähigkeit der USA gegenüber einer möglichen Diktatur erheblich geschwächt wurde, da viele Hürden für Trump aus dem Weg geräumt wurden und nur noch wenige verbleiben. Er hebt hervor, dass politische Führer und Wähler in der Vergangenheit Chancen verpasst haben, Trump zu stoppen, und dass die Wahrscheinlichkeit einer Diktatur erheblich gestiegen ist. Der Artikel schließt mit der Frage, ob die Amerikaner angemessen auf die Anzeichen einer politischen Verfolgung reagieren würden und ob sie bereit wären, Maßnahmen zu ergreifen, um dies zu verhindern. (Robert Kagan, Washington Post)

Disqualifying Trump Is Not Antidemocratic

Der Artikel befasst sich mit den Reaktionen und Folgen der Entscheidung des Colorado Supreme Court, Donald Trump aufgrund seiner Beteiligung an einer „Rebellion oder Auflehnung“ gemäß dem 14. Zusatzartikel der US-Verfassung von einer Kandidatur auszuschließen. Der Autor stellt fest, dass diese Entscheidung eine Welle der Empörung bei Republikanern und konservativen Medien ausgelöst hat, die sie als „Angriff auf die Demokratie“ und „pro-tyrannisch“ bezeichnen. Es wird argumentiert, dass Demokratie nicht nur das Recht zu wählen beinhaltet, sondern auch Grenzen setzt, um die Demokratie selbst zu schützen. Es gibt wenig Zweifel daran, dass Trump versucht hat, die Macht durch Betrug und Gewalt zu ergreifen, indem er staatliche und bundesstaatliche Beamte unter Druck setzte, die Wahlergebnisse zu ändern, und dann eine Menschenmenge entsandte, um den Kongress zur Umkehrung der Wahlergebnisse zu zwingen. Die eigentliche Frage ist, ob das Verbot von Kandidaten, die ihren Eid gebrochen haben, die Verfassung zu verteidigen, durch Beteiligung an „Rebellion oder Auflehnung“ durchgesetzt werden sollte. Der Autor argumentiert, dass diejenigen, die fordern, den 14. Zusatzartikel zu ignorieren, im Wesentlichen behaupten, dass bestimmte Teile der Verfassung nur durch ihre Unbeliebtheit aufgehoben werden sollten. Dieser Standard wird in keinem anderen Zusammenhang auf andere Teile der amerikanischen Verfassung angewendet. Es wird eine Reihe von Beispielen angeführt, um zu zeigen, dass die Argumentation, Trump könne nicht disqualifiziert werden, weil es seine Unterstützer verärgern würde, auch auf strafrechtliche Verfolgung und zivile Sanktionen ebenso zutrifft wie auf eine Disqualifikation. Abschließend wird festgestellt, dass die Argumente für die Befolgung der „Trump-Regeln“ viel breiter sind, als sie zunächst erscheinen: Sie argumentieren nicht nur gegen Trumps Disqualifikation, sondern behaupten, dass weder die Verfassung noch das Gesetz auf eine Figur anwendbar sein sollten, die beliebt genug ist, um sie zu ignorieren. Diese Logik entspricht Trump in seiner grundlegendsten und groteskesten Form. (Adam Serwer, The Atlantic)

Trump’s Immunity Defense: The President is a Murderer? No Problem!

Am 9. Januar erschien Donald Trump vor dem E. Barrett Prettyman Bundesgerichtshof, nahe dem Ort des Kapitol-Sturms von 2021. Er unterstützte das Argument seines Anwalts, dass er als Ex-Präsident von Strafverfolgung immun sei. Die Richterinnen Florence Pan, Karen Henderson und J. Michelle Childs, darunter zwei Biden-Ernennungen, hinterfragten kritisch Trumps Immunitätsanspruch. Insbesondere Pan stellte die Frage, ob ein Präsident, der nicht angeklagt und verurteilt wurde, strafrechtlich unbehelligt bliebe, selbst wenn er schwere Verbrechen begehe. Trumps Anwalt Sauer bejahte dies, argumentierte aber, dass eine Strafverfolgung nach einer Amtsenthebung möglich sei. Die Richterinnen zeigten sich von der Argumentation Trumps unbeeindruckt. Henderson wies auf Trumps juristischen Kurswechsel hin: Während seiner zweiten Amtsenthebung argumentierten seine Anwälte, zukünftige Strafverfolgung sei ein Grund für Freispruch. Jetzt behauptet seine Verteidigung, ein freigesprochener Ex-Präsident könne nicht strafrechtlich verfolgt werden. Ein weiteres Thema war der Einwand von American Oversight, dass Berufungsgerichte keine Zuständigkeit für Trumps Immunitätsberufung hätten. Obwohl Childs Interesse zeigte, könnte dies den Fall verkomplizieren. Trumps Anwälte signalisierten, bei einer Niederlage Berufung beim Obersten Gerichtshof einzulegen, was den Prozess weiter verzögern könnte. Richter Srinivasan steht vor der Herausforderung, den Prozess zügig voranzutreiben und dem verfassungsmäßigen Rechtsstaat Geltung zu verschaffen. (Cliff Sloan, Washington Monthly)

One Weird Constitutional Trick Won’t Save Democracy

Der Artikel diskutiert die Herausforderungen, denen sich Demokraten in den USA gegenübersehen, insbesondere im Hinblick auf den rechten Flügel und dessen Bedrohung für die Demokratie. Der Autor hat sich seit dem Fall Bush v. Gore mit diesem Thema auseinandergesetzt und war einer der ersten, der Donald Trumps autoritäre Neigungen als wesentlichen Bestandteil seiner Weltanschauung identifizierte. Experten wie Steven Levitsky und Daniel Ziblatt haben in „How Democracies Die“ festgestellt, dass der wichtigste Faktor für das Überleben einer Demokratie darin besteht, ob die politischen Verbündeten eines potenziellen Autokraten diesem die Unterstützung entziehen oder ihn unterstützen. Leider haben sich die meisten Republikaner für Trump und gegen die Demokratie entschieden. Eine der Herausforderungen ist der Gerichtsantrag, Trump aufgrund des 14. Zusatzartikels zur Verfassung, der Aufrührer disqualifiziert, von der Wahl auszuschließen. Der Autor kritisiert diesen Schritt, da der Fall hohe politische Brisanz hat und absolute Gewissheit erfordert. Während Trumps Verhalten als „Aufstand“ bezeichnet werden kann, besteht nach Ansicht des Autors eine gewisse Ambiguität, ob Trump tatsächlich persönlich einen Aufstand begangen hat. Der Autor stimmt mit Kritikern wie David French und Adam Serwer überein, dass Trumps Verhalten am 6. Januar als Aufstand interpretiert werden kann, betont jedoch, dass eine Gerichtsentscheidung, Trump von der Wahl auszuschließen, viele Republikaner als eskalierend und undemokratisch betrachten könnte. Dies könnte die anti-autoritäre Haltung der Opposition untergraben. Der Autor betont, dass Trump zwar ein offensichtliches Symptom der autoritären Neigung der Republikanischen Partei ist, aber nicht das gesamte Problem darstellt. Selbst wenn es möglich wäre, Trumps Karriere mit einem juristischen Kniff zu beenden, würde die Gefahr, die von der illiberalen Rechten ausgeht, nicht verschwinden. Langfristig könnte das Entfernen Trumps von der Wahl zu diesem späten Zeitpunkt die anti-autoritäre Position der Opposition schwächen. Zusammenfassend argumentiert der Artikel, dass die Bekämpfung des Autoritarismus eine komplexe Herausforderung darstellt und dass radikale Schritte, auch wenn sie rechtlich gerechtfertigt sind, sorgfältig abgewogen werden müssen, um nicht das Gegenteil des angestrebten Ziels zu erreichen. (Jonathan Chait, New York Magazine)

The real problem with the New York Times op-ed page: it’s not honest about US conservatism

Seit James Bennet 2016 die Leitung der Meinungsseite der New York Times übernahm, mehren sich die Kontroversen. Kritisiert wird die Auswahl der Kolumnisten und die thematische Ausrichtung. Beispiele sind die Anstellung von Bari Weiss, die sich auf ein gefälschtes Twitter-Konto berief, oder die kurzzeitige Beschäftigung von Quinn Norton, einer Freundin eines Nazis. Auch die Einstellung von Bret Stephens, einem Klimaleugner, löste Kritik aus. David Uberti von Splinter bietet eine umfassende Kritik und Übersicht über die verschiedenen Streitpunkte.

Die Verteidigung der Zeitung, repräsentiert durch Bennet, Dean Baquet und Liz Spayd, betont das Streben nach Meinungsvielfalt und das Herausfordern der Leserschaft. Diese Position wird jedoch in Frage gestellt, da das Meinungsspektrum der NYT vornehmlich von zentristischen Demokraten bis zu zentristischen Republikanern reicht. Glenn Greenwald kritisiert, dass im Meinungsteam nur drei Frauen vertreten sind und keine arabisch-amerikanischen oder lateinamerikanischen Stimmen zu finden sind.

Das Problem liegt darin, dass der heutige Konservatismus, geprägt durch den Trumpismus, nicht durch gemeinsame Ideale oder Politiken, sondern durch weiße Ressentiments angetrieben wird. Trumps Unterstützung basiert auf kulturellem Rückschlag und dem Wunsch, eine nostalgische Vision von Amerika wiederherzustellen. Dies stellt die NYT vor die Herausforderung, diese Realität abzubilden, ohne ihre journalistischen Standards zu kompromittieren. Es geht darum, authentische konservative Stimmen einzubinden, die die aktuellen politischen Strömungen in den USA widerspiegeln, ohne die Balance von Genauigkeit und Zivilität zu verlieren. (David Roberts, Vox)

Trump Wants Revenge—And So Does His Base

Der Artikel im Atlantic beschreibt die zunehmende Radikalisierung und Rachebereitschaft unter den Anhängern von Donald Trump, insbesondere nach den Ergebnissen der jüngsten Caucus-Wahlen in Iowa, die Trump als wahrscheinlichen republikanischen Präsidentschaftskandidaten bestätigen. Die Basis der Republikaner, so der Artikel, identifiziert sich nicht nur mit Trumps Groll und kleinlichen Verhaltensweisen, sondern unterstützt auch aktiv seinen Rachefeldzug gegen das amerikanische Regierungssystem.

Ein Drittel der Republikaner und 40% der Trump-Unterstützer stimmen der Aussage zu, dass „wahre amerikanische Patrioten möglicherweise zu Gewalt greifen müssen, um unser Land zu retten“. Diese Gewaltbereitschaft richtet sich, in Ermangelung einer fremden Besatzung, gegen ihre eigenen Mitbürger. Dies zeigt sich in der Bedrohung von Wahlhelfern und der Unterstützung für Trumps Aussagen über die Inhaftierung politischer Gegner und die „Beendigung“ von Teilen der Verfassung. (Tom Nichols, The Atlantic)

Trumps Triumph – und Bidens Strategie

Donald Trump hat bei den republikanischen Vorwahlen in Iowa triumphiert, während Präsident Joe Biden seine gewohnte Tagesordnung im Weißen Haus fortsetzt. Trotz Trumps deutlichem Sieg in Iowa, wo er 51% der Stimmen und damit einen großen Vorsprung vor seinen Konkurrenten Ron DeSantis und Nikki Haley erzielte, bleibt im Weißen Haus Ruhe. Biden betont weiterhin seine Verpflichtung zur Demokratie, was in den kommenden Monaten ein zentraler Bestandteil seiner Strategie gegen Trump sein wird.

Die demokratische Strategie wird sich darauf konzentrieren, Trump als Bedrohung für die Demokratie darzustellen, insbesondere im Hinblick auf den Angriff auf das Kapitol am 6. Januar 2021. Trotz Bidens Alter und langsamerer Bewegungen wird erwartet, dass er eine aktive Kampagne führt, um Trumps Herausforderung zu begegnen.

Trump hingegen wird für seine vergangene Präsidentschaft gelobt, insbesondere für seine Steuersenkungen und seine Außenpolitik im Nahen Osten. Allerdings wird seine Fähigkeit, die USA in eine Diktatur zu verwandeln, von einigen, einschließlich der republikanischen Politikerin Liz Cheney, kritisiert.

Biden und sein Team planen, Trump als Gefahr für die amerikanische Demokratie zu präsentieren, um die Wähler zu mobilisieren. Die Wahl wird wahrscheinlich nicht durch die Anzahl der Wahlkampfauftritte entschieden, sondern durch die Wahrnehmung der Wähler, ob Trump als Hoffnungsträger oder als Bedrohung für die Demokratie gesehen wird. (Ansgar Graw, The European)

In Their Quest For Dominance, Republicans Break Government At All Levels

Monate nach seinem überraschenden Einzug in das Amt des Sprechers versucht Mike Johnson (R-LA) die gleiche schwierige Balance zu halten, die seinen Vorgänger Kevin McCarthy (R-CA) zu Fall brachte. Er muss durch das Repräsentantenhaus wichtige Gesetzgebungen bringen, ohne eine Revolte in seiner eigenen Partei auszulösen. Die Dynamik im Kongress bleibt dieselbe: Ein signifikanter Teil der republikanischen Abgeordneten lehnt jede Abweichung von ihren Sparzielen ab, was Johnson zwingt, Vereinbarungen mit den Demokraten zu treffen und sich damit der Gefahr einer Absetzung durch republikanische Kollegen auszusetzen.

Experten wie Seth Masket von der University of Denver und Sam Rosenfeld von der Colgate University sehen diese Situation als Ausdruck einer Partei, die mehr an Machtdemonstration als an grundlegender Regierungsführung interessiert ist. Die Republikanische Partei ist eine Ansammlung verschiedener Fraktionen, die hauptsächlich durch ihre Loyalität zu Donald Trump vereint sind. Die alten Faktionen, die für Einschnitte bei Medicaid und die Privatisierung der Sozialversicherung standen, stehen unbehaglich neben den neuen Anhängern von Trump, die mehr an der Amtsenthebung verschiedener Mitglieder der Biden-Administration interessiert sind, als an politischer Gestaltung.

In diesem Kontext bleibt nur ein ausgeprägter Kampfgeist, der durch das rechtsgerichtete Medienökosystem geschärft und verstärkt wird. Diese Dynamik führt dazu, dass republikanische Abgeordnete routinemäßige Gesetzgebungen blockieren, um den Sprecher zu bestrafen. Selbst routinemäßige Gesetze wie das jährliche Verteidigungsbudget werden zu parteiübergreifenden Kämpfen.

Fast alle von TPM befragten Experten wiesen auf das rechtsgerichtete Medienökosystem, insbesondere Fox News, hin, das die ständige Kampflust fördert und die besten Kämpfer in der Partei belohnt. Dies hat zu einer Partei geführt, die von der Medienpräsenz angetrieben wird, und bei der das Durchsetzen von Gesetzen in den Hintergrund tritt.

Diese Dynamik zeigt sich auch auf staatlicher Ebene, wo es darum geht, Kontrolle zu erlangen, zu halten und jeden Widerspruch zu unterdrücken. Das reicht von der Zensur nationaler Republikaner wegen mangelnder Loyalität zu Trump bis hin zu Aktionen der republikanischen Staatslegislaturen, die in Lame-Duck-Sitzungen versuchen, neu gewählten demokratischen Gouverneuren wichtige Befugnisse zu entziehen.

Für eine Partei, der es an einer kohärenten Weltanschauung fehlt und die sich hauptsächlich durch das Zufügen von Niederlagen und Demütigungen und die Unterwerfung unter Trump leiten lässt, ist grundlegendes Regieren unmöglich geworden. Nichtregieren – Widerstand gegen die „bösen“ Demokraten – passt viel besser zu diesen Anreizen als die Zusammenarbeit mit ihnen. (Kate Riga, Talking Points Memo)

Iowa showed how Trump has redefined conservatism

Die Umfragen von 2023 zeigen, dass Donald Trump bei den republikanischen Wählern, die sich als „sehr konservativ“ einstufen, besser abschneidet als 2016. Bei den Iowa-Caucuses 2024 gewann er signifikant an Zustimmung unter konservativen Republikanern. Seine Unterstützung durch „sehr konservative“ Wähler stieg von 21% in 2016 auf 60% in 2024. Diese Veränderung spiegelt die Verschiebung der Bedeutung von Konservatismus in der US-Politik wider, die maßgeblich durch Trumps Präsidentschaft beeinflusst wurde. Politikwissenschaftler haben festgestellt, dass Trump definiert, was Republikanische Aktivisten und Wähler als konservativ ansehen. Kritiker Trumps werden als weniger konservativ wahrgenommen, während seine Befürworter als zuverlässig konservativ gelten. Diese Entwicklung zeigt sich auch in landesweiten Umfragen, wo Trump als konservativer als zuvor angesehen wird. Konservatismus wird zunehmend mit Trumpismus gleichgesetzt, was zu seinem deutlichen Sieg in Iowa beitrug. (Michael Tester, Good Authority)

Poll: Republicans want revenge, fear Biden will sell out whites

In einer aktuellen Umfrage von CBS/YouGov wurden Republikaner gefragt, ob sie wollen, dass Donald Trump Rache an seinen Feinden nimmt, falls er gewinnt. Fast die Hälfte der Befragten bejahte dies. Andererseits wünschen sich nur 24% der Republikaner, dass Trump Medien schließt, die ihn kritisieren.

Eine weitere Frage zielte auf die tiefsten Ängste der Republikaner ab: Wird Joe Biden weiße Menschen verraten? Überraschenderweise antworteten 61% mit Ja. Diese Befürchtungen sind nicht grundlos entstanden, sondern wurden durch republikanische Führungspersönlichkeiten geschürt, die sich über Diversity, Equity und Inclusion (DEI) in Unternehmen, Affirmative Action an Universitäten und die angebliche Schwächung des US-Militärs durch Toleranz gegenüber Transgender-Personen beschwert haben.

Zum Beispiel wird Claudine Gay, die als „Diversity Hire“ kritisiert wird, als ungeeignet für die Präsidentschaft von Harvard betrachtet. Trans-tolerante Richtlinien sollen die militärische Bereitschaft beeinträchtigen, und Flughafenverzögerungen werden nicht dem Wetter, sondern einer zu vielfältigen, sprich zu schwarzen Belegschaft zugeschrieben.

Der Fortschritt in Rassenfragen in Amerika war nie stetig, und derzeit erleben wir eine Phase des weißen Backlashs. Besonders bedrückend ist, dass diese Phase diesmal so explizit von oben angeführt wird. (Kevin Drum, Jabberwocking)

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  • Ariane 19. Januar 2024, 01:37

    Erstmal: ich habe den Podcast gehört, sehr spannend, vielen Dank^^
    Mehr aber auch noch nicht, muss mich da nochmal genauer einlesen, deswegen erstmal schnell reingeworfen:

    1. Ähnlich wie Stefan als gebranntes Kind, bin ich mit Vorhersagen und „wird schon alles gutgehen“ seit Trumps Sieg und dem Brexit viel vorsichtiger geworden.

    2. Ich würde Trump als Person nicht mal moderat nennen, sondern es ist schon mehr so ein systemsprengender Freigeist durch diese absolute randomness. Ist ja vollkommen egal, ob er gerade was sozialistisches fordert oder den Faschismus geil findet. Er sprengt jedes System, habt ihr ja gut rausgearbeitet, auch das der Republicans und der konservativen Grundmythen.

    Das ist eher ne Art Nihilismus. Und da funktioniert gar nichts gegen – hab ich das Gefühl. Keine Entzauberung, weil er sich der Realität des Regierens stellt, egal ob er da überhaupt an nem Vorwahlkampf teilnimmt oder sogar aus dem Gefängnis heraus regiert. Kein Nachmachen, kein factchecking, kein inhaltliches Stellen, gar nichts.

    Ich fürchte, das ist gefährlich. Die Leute haben das Gefühl, das System wankt, und dann kommt einer, dem das alles scheißegal ist, der völlig außerhalb der Regeln spielt. Und viele Leute finden das gut. Lieber kein System als ein kaputtes quasi.
    Und ich finds furchtbar schwer einzuschätzen, aber gut möglich, dass das in den USA noch deutlich besser zieht als hier, der einsame Kämpfer, der Maverick, der sich nicht an Regeln hält, gegen das Establishement angeht (das ihn natürlich verfolgt), etc. pp. Das ist einfach ein mächtiges Narrativ.

  • derwaechter 19. Januar 2024, 23:47

    Ihr macht m.E., wie so viele, den Fehler ein Trump-narraritiv unkritisch zu übernehmen.
    Gesundheit erwähnt ihr glaube ich nur bei Biden. Dabei ist Trump fast genauso alt und pflegt nicht gerade einen gesunden Lebensstil.

    Laut dem Artikel hier (natürlich spekulativ aber so wissenschaftlich wie es halt mit den zugänglichen Informationen geht), ist die Gesundheitsprognose bzw. Überlebenschance für Trump sogar etwas schlechter.

    https://www.economist.com/science-and-technology/2024/01/09/heart-attacks-strokes-dementia-can-biden-and-trump-beat-the-odds

    • Stefan Sasse 20. Januar 2024, 10:37

      Vorsicht, wir übernehmen das Narrativ nicht. Marcel hat den Satz bewusst so formuliert, dass beide das Problem haben, dass das Alter nur bei Biden thematisiert wird. Es gehört mit zum Phänomen und Kandidaten Trump, dass das keine Rolle spielt. Er wird als wesentlich vitaler wahrgenommen, trotz seiner offensichtlichen körperlichen Defizite und mentalen Degredationserscheinungen. Blame the media.

  • derwaechter 20. Januar 2024, 17:20

    Nein. Hör mal ab etwa 1:00:50 nach. „Die einzige Gefahr die Biden hat, dass ist seine Gesundheit“ “ da kann immer etwas passieren“ „dann werden die Karten ganz neu gemischt“

    Und genau dieses „etwas“ ist bei Trump sogar wahrscheinlicher (laut dem Economist Artikel).
    Da geht es nicht um Wahrnehmung, sondern Wahrscheinlichkeit von schwerer Krankheit bzw. Tod.

    Wenn ich es nicht überhört habe, thematisiert keiner von Euch diese Gefahr bei Trump.

    • Stefan Sasse 20. Januar 2024, 17:32

      Ah, verstehe was du meinst. Nein, das tun wir tatsächlich nicht. Wenn ich das richtig im Kopf habe, war das aber ein Zusatz für die völlig abwegige Idee, die Democrats würden in den Primaries noch den Kandidaten auswechseln; darauf meinte Marcel, dass das das einzige Szenario dafür sei. Das haben wir für Trump erst gar nicht diskutiert, weil wir die Frage, ob er die Vorwahlen gewinnt, ja bereits abgefrühstückt hatten. Ansonsten gilt zu dem Thema mein vorheriger Kommentar. Deine Kritik ist grundsätzlich völlig richtig, in dem Fall aber bei uns an der falschen Adresse. Aber, freu dich: ich nehme nächste Woche noch einen Podcast zum Thema auf, dieses Mal mit einem professionellen Wahlkämpfer, da werden wir so Sachen vermutlich genauer ansprechen. Dieses Mal ging es ja gar nicht um Biden, und den Republicans sind so Sachen wie persönliche Eignung etc. ja egal.

  • derwaechter 20. Januar 2024, 18:11

    „Das haben wir für Trump erst gar nicht diskutiert, weil wir die Frage, ob er die Vorwahlen gewinnt, ja bereits abgefrühstückt hatten.“
    Das ist doch genau der Punkt.
    Ein toter oder schwer kranker Trump, würde doch auch nicht Kandidat.
    Aber nur bei Biden thematisiert ihr das als potentielles Problem.

    • Stefan Sasse 20. Januar 2024, 21:04

      Nein, nur im Kontext der primary challenge als ein „das ist alles, was seine Kandidatur verhindert“. Ich weiß, was du meinst, und ich bin mir der Ungleichbehandlung wohl bewusst.

  • Ralf 20. Januar 2024, 19:43

    Ich widerspreche fundamental, dass irgendwer Donald Trump im Jahre 2024 für “moderat” hält. Begrenzt stimmte das möglicherweise für 2016. Auch damals war er weniger der “Moderate” im Vergleich zu Clinton, sondern eher der “Moderate” im Vergleich zum restlichen republikanischen Bewerberfeld – je nachdem wie man “moderat” definiert. Aber im Jahre 2024 ist Donald Trump für alle und jeden ein extremer – ja, sogar Superlativ – der extremst mögliche Kandidat. Die demokratischen Wähler hassen ihn, weil er extrem ist. Die republikanischen Wähler lieben ihn, weil er extrem ist. Und die verschwindend geringe Zahl an “echten” Independents, die sich – bei einem Wahlgang, der auf Messers Schneide ausgehen wird – noch nicht entschieden haben, wägt ab, ob Steuersenkungen es wert sind die Demokratie abzuschaffen. Die amerikanischen Wähler sind dramatisch polarisiert. Sie sind uneins über Putin, über Gaza, über Covid, über Inflation, über Abtreibung, über Minderheiten, über die Polizei, über die NATO, über Öl, über Waffenrechte, über Steuern, über den Klimawandel – und sie sind uneins über die Wirklichkeit selbst. Das einzige, bei dem sich alle einig sind, ist die Tatsache, dass Donald Trump extrem ist.

    • Stefan Sasse 20. Januar 2024, 21:05

      Sorry, aber es hilft weder, dass unsere Perzeption anders ist, noch dass diese (in meinen Augen) korrekt ist – die US-Wählenden sehen das anders.

      • Ralf 20. Januar 2024, 21:28

        Ich rede nicht von meinem Empfinden, sondern vom Empfinden der amerikanischen Wähler. Die MAGA-Basis liebt Trump nicht, weil sie ihn für moderat hält, sondern weil sie weiß, dass er ein Extremist ist. Die Unterstützer Trumps wollen ein komplett anderes Amerika. Die Unterstützer Trumps wollen, dass das Land vom Kopf auf die Füße gestellt wird. Einen kompletten Austausch aller Eliten. Die totale Entmachtung des gesamten Establishments. Eine 180 Grad-Wende auf fast allen Politikfeldern. Diese Leute wissen ganz genau, dass ein “moderater” Republikaner, das nicht liefern wird, sondern dass es dafür einen Extremisten braucht. Die MAGA-Basis weiß, dass sie in Trump diesen Extremisten gefunden hat.

        • Thorsten Haupts 20. Januar 2024, 22:19

          Heiliges Blechle …

          Nehmen wir doch spasseshalber mal an, Sie haben Recht. Dann haben Sie in einer Demokratie schlicht schlechte Karten – wenn 40%+ der Wähler die Spielregeln fundamental ändern wollen, werden Sie Ihre präferierten Spielregeln nicht mehr halten können. Das ist einer der fundamentalen Zwecke von Demokratie nebenbei – und nicht die Ausfrechterhaltung IHRER spezifischen Vorstellung eines idealen demokratischen Staates. Wenn Sie dabei partout nicht mitgehen wollen, gibt es genau eine (!) Möglichkeit, die Ihnen bleibt – und das ist ein Bürgerkrieg.

          Ich halte Ihre Darstellung, um das ganz offen zu sagen, allerdings auch für blanke Hysterie. Kannte Leute Ihresgleichen z.B. 1986, die sahen auch nur noch die (damals atomare) Apokalypse. Ernsthaft. Mehrfach betitelte, erwachsene, berufstätige, nicht drogenabhängige Akademiker.

          Gruss,
          Thorsten Haupts

          • Ralf 20. Januar 2024, 23:45

            In der Zeit vom Zweiten Weltkrieg bis etwa Anfang der 1990er Jahre kamen die USA ohne Bürgerkrieg aus. Die Gesellschaft war sicher nicht überall einer Meinung, aber die Polarisierung war gering, die beiden großen Parteien zeigten sich moderat, Wechselwähler waren normal und in den großen Fragen und breiten Linien gab es breiten Konsens. Dann radikalisierte sich plötzlich die eine Hälfte der Gesellschaft. Und 2016 zerriss sie – voll umfänglich und unumkehrbar. Da muss doch irgendwas passiert sein. Irgendwas, was dann leicht zeitversetzt im Rest der westlichen Welt auch passiert ist. Denn Rechtsextreme haben seit Anfang der 2000er Jahre in allen westlichen Demokratien dramatisch hinzugewonnen. Es liegt der Schluss nahe, dass dem Wandel systemische Ursachen zugrundeliegen. Der Wandel der Medien (speziell in den USA z.B. das Ende der Fairnessdoktrin 1987 und die Gründung von Fox News 1996) und später die Errichtung des Internets (seit 2001 surften etwa 50% der amerikanischen Bevölkerung) bieten sich an.

            Ich vertrete die These, dass jede Gesellschaft, die diesen Mechanismen ausgesetzt ist, dem amerikanischen Schicksal folgen wird (Prinzip Ursache-Wirkung). Ich vertrete die These, dass diese Art von Medien und diese Art von Internet mit Demokratie fundamental unvereinbar sind und letztere – früher oder später – zersetzen und zerstören werden. Die gegenwärtigen Entwicklungen stehen mit dieser These im Einklang.

            • Thorsten Haupts 21. Januar 2024, 10:37

              Das dürfte in etwa die Haltung der katholischen Kirche zum Buchdruck widerspiegeln.

              • Ralf 21. Januar 2024, 11:19

                Netter Vergleich. Das einzige, was fehlt, ist ein Argument.

                • Thorsten Haupts 21. Januar 2024, 12:30

                  Nicht mein Problem, dass Sie das Argument nicht verstehen wollen 🙂 .

                  • Ralf 21. Januar 2024, 13:27

                    Und hier ist die nächste patzige, argumentfreie Antwort. Du musst schon selber wissen, was Du Dir von dieser Art Beiträge erhoffst.

          • Stefan Sasse 21. Januar 2024, 10:27

            Nun, die atomare Apokalypse war ein durchaus realistisches Szenario 😀

            • Thorsten Haupts 21. Januar 2024, 10:36

              Ein Szenario ja, aber kein realistisches, und schon gar kein unabwendbares.

              • Ralf 21. Januar 2024, 11:09

                Ein Szenario ja, aber kein realistisches

                Genauso könntest Du die gerade gezogenen Lottozahlen anschauen und behaupten, dass es ja total klar war, dass unter den sechs Zahlen keine 21 vorkommen würde. Mit der Glaskugel in die Vergangenheit zu schauen, ist keine große Leistung. Und mathematisch sagt das Ausbleiben eines Ereignisses, das per Definition nur ein einziges Mal stattfinden kann, nichts über dessen Wahrscheinlichkeit aus.

              • Stefan Sasse 21. Januar 2024, 16:54

                Realistisch ja, in dem Sinne, als dass absolut vorstellbar war, dass es passiert. Nur eher als Unfall denn als bewusst ausgelöste Apokalypse. Und ja, definitiv abwendbar. Diese Unausweichlichkeitsidee und damit verbundene Kritik an der Abschreckung finde ich das eigentlich Beknackte.

        • Stefan Pietsch 20. Januar 2024, 22:38

          Trumps Zustimmungswerte lagen die meiste Zeit seiner Präsidentschaft nur knapp über 40 Prozent.
          https://news.gallup.com/poll/203198/presidential-approval-ratings-donald-trump.aspx

          Das das alles Extremisten waren/ sind, darf getrost ausgeschlossen werden.

        • Stefan Sasse 21. Januar 2024, 10:26

          Wir reden ja aber nicht von der Basis. Das sind vielleicht 15-20%, damit gewinnst keine Wahl. Wir reden vom Rest.

          • Ralf 21. Januar 2024, 10:57

            Es gibt kaum einen Rest. In den vergangenen Jahren hat sich das Land dramatisch polarisiert. Entweder du bist zu 120% pro-Trump oder Du bist zu 120% anti-Trump. Die Mitte ist verschwunden.

            • Thorsten Haupts 21. Januar 2024, 12:39

              Das ist auch nach aktuellen Umfragen einfach imaginierter Quatsch. Ein Beispiel:

              https://www.pewresearch.org/politics/2023/12/14/in-gop-contest-trump-supporters-stand-out-for-dislike-of-compromise/

              Nur etwa 50% der registrierten republikanischen Wähler sind harte Trump-Unterstützer.

              Gruss,
              Thorsten Haupts

              • Ralf 21. Januar 2024, 13:42

                Selbst ohne eingerechneten Social Desirability Bias sagt Deine verlinkte Umfrage, dass etwa zwei Drittel der Trump-Unterstützer die kompromisslose Umsetzung ihrer Agenda wünschen – auf Kosten möglicher Zusammenarbeit mit den Demokraten. Das stützt meine Sichtweise.

                Und ja – Trump ist nicht die erste Wahl unter allen GOP-Anhängern. Aber er dominiert in einem Maße, dass es fast ohne Präzedenz ist. Und der Zweitstärkste, Ron DeSantis, ist nicht moderater als Trump, sondern extremer. Sein Hauptargument im Wahlkampf ist, dass Trump seine extremistische Agenda nur in großen Worten angekündigt habe, während seiner Amtszeit aber nicht geliefert habe. DeSantis kündigt an, dass er als Präsident liefern wird. Ein weiterer Kandidat im Rennen, Vivek Ramaswamy, ist hingegen noch extremer als DeSantis.

                Die gemäßigten Kandidaten der Republikaner, Christie (hat bereits aufgegeben) und Haley, sind weit abgeschlagen.

                Zum Abschluss noch ein weiterer Punkt: Einer der Hauptgründe dafür, dass manche GOP-Wähler in Umfragen angeben, Trump sei nicht ihre erste Wahl, ist möglicherweise ein taktisches “Wählbarkeitsargument” im Lichte der zahlreichen laufenden Gerichtsprozesse – und nicht die Ablehnung von Trumps Agenda.

              • Stefan Sasse 21. Januar 2024, 16:56

                Jepp, ich sehe das auch nicht.

            • Stefan Sasse 21. Januar 2024, 16:56

              Jein. Die Mehrheit ist eher Anti-X denn Pro-X.

              • Ralf 21. Januar 2024, 19:18

                Das stimmt nur halb.

                Auf der Seite der Demokraten: Ja! Die Demokraten haben einen uninspirierenden, müden Kandidaten, der gebrechlich und unbelastbar wirkt. Gerade die jungen Menschen können sich nicht mit dem Greis identifizieren. Folglich ist die Hauptmotivation Trump zu verhindern. Viele Beobachter gehen davon aus, dass Biden die schlechten Umfragewerte letztlich nicht die Wahl kosten werden, denn die enttäuschten und verärgerten Wähler werden letztlich ihr Kreuz trotzdem bei ihm machen. Und die Perspektive einer Trump-Präsidentschaft wird die Unterstützer der Demokraten allen Voraussagen nach massiv mobilisieren.

                Auf der anderen Seite wählen die Anhänger der GOP ganz aktiv pro-Trump, nicht anti-Biden. Biden ist als Person keine besondere Hassfigur – also zumindest nicht mehr als jeder andere demokratische Politiker. Biden steht halt für System und Establishment, für die USA, so wie wir sie kennen. Die GOP-Wähler wollen aber ein anderes Land: Ein weißes, der Moderne abgewandtes Land mit den sozialen Werten des späten 19. Jahrhunderts. Trump wird ihnen dieses Land bescheren. Deshalb wählen diese Menschen pro-Trump.

                • Stefan Sasse 22. Januar 2024, 08:25

                  Ich halte das weitgehend für Fehleinschätzungen.
                  1) Diese „Wirkung“ ist aktuell vor allem Beltway-Gerede. Und die junge Parteibasis mag ihre Präsidenten grundsätzlich nicht. Bei der Mobilisierung gehe ich allerdings problemlos mit, der Effekt ist zumindest zu erwarten, vor allem, je präsenter Trump wird. Der Mann ist unbeliebter als Biden, wesentlich sogar. Und er verstärkt seine Schwächen (wie seine Stärken) in der Öffentlicheit massiv, und die Öffentlichkeit sucht er wie eine Motte das Licht.

                  2) Völlig korrekt, was die Mehrheit der GOP angeht. Aber dasselbe gilt auch für die Mehrheit der Democrats: die wollen die links-moderate Politik eines Biden, nicht die links-radikalere eines Sanders.

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