Teil 1 hier.
Juli Zeh – Corpus Delicti. Ein Prozess (Hörbuch) (Fragen zu Corpus Delicti) (Lektüreschlüssel)
Mehrmals thematisiert sie auch die Rolle von 9/11 und der Terrorgesetzgebung auf ihr Wirken. Es mag mit dem großen zeitlichen Abstand zusammenhängen, aber dieser Einfluss ist in Corpus Delicti nur sehr abgedämpft zu spüren und gerät gegenüber den gesellschaftlichen Themen – vor allem ihrem Kampf gegen Gesundheitspolitik, die sie vehement ablehnt – deutlich ins Hintertreffen. Wenn Zeh erklärt, dass Gesundheit als Thema ihrer Dystopie letztlich ein willkürlich gewählter Gegenstand sei, ist das Kokettieren. Das Thema ist ihr allzu nahe und bestimmt ihre öffentlichen Auftritte seither auch stark, und die Ähnlichkeiten zwischen ihr und ihrer Hauptfigur Mia Holl sind auf diesem Gebiet zu augenscheinlich, um nicht direkt aufzufallen.
Natürlich gibt es auch offizielle Lektüreschlüssel. Ich habe den von Westermann, „EinFach Deutsch: Corpus Delicti…verstehen“ gelesen. Diesen Teil kann ich kurz machen. Knapp die Hälfte des Leitfadens besteht aus einer inhaltlichen Zusammenfassung, die keine Wünsche offen lässt (und, ja, die Lektüre des Buchs weitgehend erspart) und auch zum schnellen Nachblättern des Inhalts sehr gut geeignet ist (wofür sie eigentlich gedacht ist). Dem folgt ein Abschnitt über die Autorin und die Genese des Romans, bevor eine viel zu kurze Analyse der Personen und der Leitmotive folgt, eher ein extrem knapper Überblick über die Rezeption (mit sehr merkwürdigen Schwerpunktsetzungen) folgt, ehe der Band mit zwei Beispielklausuren und Musterlösungen abschließt, wie sie zumindest in Baden-Württemberg vollkommen irrelevant sind. In Kürze: ich kann in diesen Lektüreleitfaden nicht sonderlich empfehlen und würde daher dazu raten, das Glück mit einem anderen, etwa von Klett oder Reclam, zu versuchen. Ich habe allerdings ehrlich gesagt nicht den Nerv, noch einen zu lesen.
Und so viel zu den Begleitwerken. Nun zum eigentlichen Thema: was halte ich von Juli Zehs Werk?
Wie bereits eingangs erwähnt sind meine Gedanken zwiespältig. Einerseits ist die Thematik grundsätzlich eine, die ich feiere: Dystopien sind ein spannendes Genre, das zudem in der deutschen Literatur aus irgendeinem Grund nicht sonderlich beliebt zu sein scheint; es ist eher ein angelsächsisches Phänomen. Die Funktionsweise eines totalitären Systems zu erkunden ist auch immer ein relevanter Gegenstand, weil die Demokratie in beständiger Gefahr ist.
Gleichzeitig allerdings sollte man vorsichtig sein: der Totalitarismus ist weitgehend verschwunden. Die große Gefahr für Demokratien heute ist nicht er, sondern der Autokratismus. Totalitäre Systeme haben jede Anziehungskraft verloren. Die Warnung vor ihnen erscheint daher ein wenig aus der Zeit gefallen, weil nur schwer vorstellbar ist, wie die Gesellschaft sich ihnen unterwirft und sie überhaupt erst attraktiv finden soll. Das gilt für andere antidemokratische und antiliberale Gesellschaftsmodelle in viel geringerem Maße.
Ich glaube, dass einer meiner großen Kritikpunkte an der Rahmenhandlung von Corpus Delicti auch darauf zurückzuführen ist: die Welt ist nicht sonderlich glaubhaft. Nun hat Zeh es, wenn man ihren Aussagen in „Fragen zu Corpus Delicti“ glauben darf (und ich denke, das darf man) es auch nicht darauf angelegt, glaubhaft zu sein und ganz bewusst viele Festlegungen nicht getroffen. Sie wollte generelle Aussagen machen. Allein, das führt dazu, dass zahlreiche relevante Bereiche ausgespart oder in geradezu absurde Konstruktionen ausgelagert werden. So liest die gesamte Gesellschaft eine gedruckte Zeitung namens „Der gesunde Menschenverstand“, in dem ein einzelner Starjournalist den Ton angibt, der deswegen ein Star ist, weil er komplexe philosophische Grundlagentexte mit „überzeugender Argumentationsführung“ schreibt. Damit reüssiert er auch in der Talkshow „Was alle denken“ mit ihrem Moderator Würmer (beide Namen sehr subtil…). Das ist dermaßen entfernt von aller Realität, dass es mich beständig aus der Lektüre reißt. Auch die anderen Personen und ihre Motive bleiben nebulös. Ich kann nicht erkennen, wie das Leben in diesem Staat tatsächlich vor sich geht.
Das liegt sicher an der Genese des Romans. Ursprünglich hatte Zeh ihn als Theaterstück geschrieben, und die Reduktion auf wenige Orte (am besten drinnen) und wenige Personen und keinerlei Schnickschnack kam dieser spröden Setzung natürlich entgegen. Aber für einen Roman ist das nicht ganz unproblematisch. Dasselbe gilt für die Dialoge, die ihre Herkunft von der Bühne kaum verleugnen können: die Personen deklamieren eher Monologe aneinander hin, als dass sie miteinander sprechen.
Zeh gibt dies auch unumwunden zu: die Figuren sind eher Container für Ideen und philosophische Positionen, als dass sie Charaktere wären. Besonders nervig find ich dies bei den Figuren von Moritz und der Idealen Geliebten. Moritz spricht beständig in schwülstigen Erklärungen, in denen sich Satzkonstruktionen aufeinanderstapeln. Seine Dialoge sind im Endeffekt Essays. Ich kann gar nicht zählen, wie oft ich beim Lesen die Augen verdreht habe. Diese Art von Exposition mit dem Zaunpfahl empfinde ich als entmündigend (angesichts der Autorin und dem Gegenstand des Romans ironisch, ich weiß). Die Figur der Idealen Geliebten hat dasselbe Problem, wenngleich glücklicherweise nicht ganz so sehr im Dialog selbst, sondern eher in ihrer Struktur: sie ist erkennbar ein Gedankenkonstrukt, nicht nur aus einer Watsonischen Perspektive, sondern auch aus einer Doylistischen. Es ist eine unglaubliche Künstlichkeit, die den ganzen Roman durchzieht und die selbstverständlich ein bewusstes Stilmittel Zehs ist. Das ist eine Geschmacksfrage; ich kann damit nichts anfangen und bevorzuge es, wenn Themen und Leitmotive implizit thematisiert werden und nicht explizit. Vermutlich ist dies auch ein Grund dafür, dass ich privat so wenig Romane lese.
Soviel zur Struktur des Romans. Ich könnte diese vermutlich viel leichter verzeihen, wenn mich der Inhalt nicht auch so häufig abstoßen würde. In einem gewissen Rahmen ist dies natürlich eine positive Sache, weil emotionale und intellektuelle Reaktionen auf Literatur ja genau das sind, was Literatur erreichen soll und kann, was ihre eigentliche Stärke ist. Angenehm ist es deswegen allerdings noch lange nicht.
Ein Thema, das selbst Leute, denen das Buch besser gefällt als mir als Problem aufgebracht haben, ist das große Potential für Fehlinterpretationen: Zeh argumentiert explizit nicht generell wissenschafts- oder staatsfeindlich, kann aber sehr leicht in diese Richtung gelesen werden. Es erfordert schon eine sehr präzise Lektüre, Zeh hier nicht misszuverstehen, und selbst dann sind ihre späteren Anmerkungen in Interviews, Podcasts und natürlich ihrem Nachgeschobenen Erklärbuch einerseits sehr hilfreich, andererseits aber auch eine Interpretation vorgebend, was die gesamte Problematik mit dieser Art von Äußerungen einmal mehr aufzeigt. Ihr eigener politischer Aktivismus, vor allem während der Corona-Pandemie, hilft da auch nicht eben, das Bild zu klären.
Ein weiterer Punkt, der mir Bauchschmerzen bereitet, ist die Figur von Heinrich Kramer. Literarisch gesehen ist er die Verkörperung und Personifikation des Systems, ist wenn nicht der Erfinder der METHODE so doch zumindest ein zentraler Einfluss. Seine Fähigkeit, überall ein- und auszugehen und alles stets zu wissen und zu beeinflussen ist von Zeh explizit so angelegt. Gleichzeitig allerdings hat sie ihn bewusst als einen Journalisten inszeniert. Nimmt man ihr eigenes bestenfalls ambivalentes Verhältnis zum Journalismus hinzu, entsteht hier ein weiterer problematischer Interpretationskomplex, bei dem das Standbein der Demokratie, die Freie Presse, als elementares Standbein eines totalitären Systems erscheint. Diese Argumentation hat besonders während der Corona-Pandemie neuen Auftrieb bekommen und ist mehr als problematisch.
Zeh macht es sich auch generell wesentlich zu einfach, wo ist und die Gegenseite geht. Die METHODE ist eine solche Übersteigerung jegliche Idee von Körperoptimierung und Gesundheitspolitik, dass sie letztlich ein Strohmann, ein argumentativer Pappkamerad wird, den dann mit großem Getöse einzureißen extrem leicht ist. Zeh verwirft jegliche Vorstellung von Gesundheit als politischer und gesellschaftlicher Zielvorstellung (nicht meine Interpretation, sie sagt das im Begleitbuch explizit), was man natürlich machen kann, was allerdings in sich eine ziemlich radikale Forderung ist. Das darum herum konstruierte totalitäre System lässt dies dann als eher moderat erscheinen. Der Totalitarismus allerdings ist eine Übersteigerung Zehs. Sie sagte in ihrem Begleitbuch explizit, dass das Problem aller Gesundheitspolitik die Entmündigung der Menschen sei, denen es eigentlich zu gut gehe, die quasi in einem ständigen Wellnesshotel lebten. Diese politische Einstellung der Autorin findet sich letztlich 1:1 in der gesamten Anlage des Romans wieder. Für Zeh ist bereits das Rauchverbot in Gaststätten ein Schritt in den Totalitarismus. Kaum überraschend also, dass einer der ersten Schritte Mia Holls zur gedanklichen Freiheit im Roman das Rauchen eine Zigarette ist und dass dies für das Regime einen besonderen Anlass der Provokation darstellt.
Es ist die Absolutheit der Positionen Zehs und Mia Holls, die mich so abstößt. Auf der einen Seite erhebt die METHODE einen Anspruch der Absolutheit, der Letztgültigkeit, der auf geradezu absurde Weise übersteigert ist: in der Person Kramers wird die Unfehlbarkeit und der Status als bestmögliche Variante explizit gemacht. Wenn allerdings ein System für sich Unfehlbarkeit reklamiert, weiß man eigentlich bereits, dass es intellektuell unehrlich, totalitär und grundsätzlich auf der bösen Seite steht. Mia setzt aber ihrerseits ihren eigenen Widerstand ebenfalls absolut: Ist der Radikalismus, der ihren eigenen Widerstand gegen die METHODE auszeichnet, der aber in der Inszenierung des Romans als positiv gewertet wird.
Die Erzählperspektive ist grundsätzlich auktorial; der Erzähler kommentiert immer wieder das Geschehen und ordnet es ein. Deswegen kann mit einer gewissen Sicherheit die Position Mias, so diese nicht in einen interpretierbaren Kontext gestellt wird (was.de facto nicht passiert) als letztgültiges Urteil gesehen werden. Auch hier besteht großes Potential für missverständliche Interpretationen das Werks.
Zuletzt stört mich auch der unpolitische Charakter des Widerstands. Dies ist ein generelles Problem in Deutschland: Widerstand wird grundsätzlich als ein individueller Widerstand die existenziellen Siege und der Verabsolutierung des Individuums gesehen (ich habe darüber an anderer Stelle geschrieben). Mias großes Pamphlet, in dem sie der METHODE unter großzügiger Verwendung der Anapher des Personalpronomens „Ich“ das Vertrauen entzieht, ist einzig und allein ihr persönlicher Text.
Die Demokratie ist für Zeh ein System, dessen einzige Legitimation darin liegt, die maximale Entfaltung des Einzelnen zu ermöglichen. Es gibt, quasi in den Worten Thatchers, keine Gesellschaft. Mia entzieht zwar der METHODE mit großem rhetorischem Getöse das Vertrauen, es gibt aber nichts, dem sie dieses Vertrauen geben würde. Entsprechend hohl bleibt die Systemkrise der METHODE. Zwar gibt es Proteste, die Mia offensichtlich inspiriert hat, doch diese hängen allein von der Glaubwürdigkeit ihrer Person und dem Vertrauen in das System ab, dem es dann mit fadenscheinigen Methoden gelingt, ihre Glaubwürdigkeit zu zerstören, was die Masse der Menschen sofort wieder auf Linie bringt.
Darin ist implizit ein sehr abwertendes Bild der Mehrheitsgesellschaft verwoben, die letztlich wie Schafe bestimmt werden will. Auch dies macht Zeh in ihrem Begleitbuch explizit. Es ist ein elitäres Bild einiger weniger, die wach genug sind, ihre eigene Entmündigung zu begreifen und sich gegen sie zu stellen, allerdings als Individuen und ohne jegliche Organisation oder Vorstellung, was danach Besseres kommen solle. Zeh würde dies vermutlich als aufklärerisch sehen, doch habe ich hier meine Zweifel. Die Aufklärer schließlich hatten als Ziel, die Menschen zur Mündigkeit zu erziehen – ein Anspruch, den Zeh mit Verve ablehnen würde.
Das alles macht die Lektüre von „Corpus Delicti“ für mich zu einer schwierigen Angelegenheit. Ich kann mich natürlich daran reiben und an manchen Stellen Widerspruch leisten, aber das gewählte Sujet erschwert das gleichzeitig: es ist ja gerade der Absolutismus, der dem hier im Weg steht. Für Mia Holl wie für Juli Zeh gibt es nur zwei Positionen, jeglicher Mittelweg, jeglicher Graubereich existiert nicht. Entweder ich unterwerfe mich mit Leib und Seele dem totalitären System der METHODE, oder ich breche mit seinen Zielen und Vorstellungen komplett und gehe in eine radikalindividualistische Richtung, die in letzter Konsequenz aber auch ein gesellschaftliches Extrem darstellt, bin gleich sie hier als positive Alternative dargestellt ist. Letztlich können wir alle froh sein, in einer pluralistischen Demokratie zu leben, in der wir manche Ideen verwerfen, andere in Ansätzen übernehmen und wieder andere weiterentwickeln können. Alles, was es dafür braucht, ist es, andere Ansätze als die eigenen grundsätzlich als legitim aufzufassen.
Danke für die Rezension. Jetzt muss ich das nicht mehr lesen. Ich fand das Thema zwar immer vage interessant, habe aber ein zu zwiegespaltenes Verhältnis zu Zehs Werken, als dass ich mir das Buch spontan einfach so vornähme. Ihr Output ist außergewöhnlich inkonsistent. Das kenne ich bei kaum einem anderen Autor. Deshalb lese ich von ihr nichts mehr ohne ausdrückliche Empfehlung durch vertrauenswürdige Menschen.
Nullzeit und Unterleuten fand ich z.B. super, Leere Herzen und Über Menschen ganz okay. Schilf und Neujahr sind hingegen literarische Vollkatastrophen, vollkommen unglaubwürdig konstruiert und quälend schlecht geschrieben.
Der Person Juli Zeh stehe ich ebenfalls ambivalent gegenüber. Ich fand, dass sie früher durchaus mal den einen oder anderen klugen Gedanken geäußert hat, und auch ihr Überwachungsbuch mit Ilja Trojanow fand ich damals sehr interessant. In jüngerer Vergangenheit gibt sie mir jedoch deutlich zu häufig die Dorfnaziversteherin, wenn sie durch irgendwelche Talkshows tingelt, und ich bin mir sehr unsicher, was davon genuin ist und was reine Pose, um sich interessant zu machen.
Ja, so geht es mir auch (bezüglich der Person; Werke kenne ich nicht).
Das begreifen sie einfach nicht oder wollen es nicht sehen, die Zehs und die Thatcherites: Die „maximale Entfaltung des Einzelnen“ geht fast immer auf Kosten anderer „Einzelner“. Sind diese weniger wert? Wer das Individuum so in den Mittelpunkt stellt, muss sich – intellektuelle Redlichkeit vorausgesetzt – dieser Frage stellen.
Die maximale Entfaltung des einzelnen ist – solange dabei nicht die Entfaltung eines anderen aktiv (!) eingeschränkt wird – Grundlage nahezu aller Verfassungen der westlichen Welt. Einschränkende Gesetze sind nur zulässig, wo diese Entfaltungen notwendig kollidieren und die Kollision geregelt werden muss. Gemeinschaft und Gemeinschaftsgefühl lassen sich weder verordnen noch staatlich in irgendeiner Weise herstellen, die IMHO zwangsläufige Zerstörung aller organisch gewachsenen Gemeinschaften in liberalen Staaten lässt sich ebenso nicht rückgängig machen. Die Verabsolutierung des Individuums, die ich durchaus sehe, war und ist im Kern eine natürliche Folge von genau einer von nahezu allen begrüssten Entwicklung – der wirtschaftlichen Unabhängigkeit jedes erwachsenen Individuums von einer (kleinen, intimen) Gemeinschaft.
Gruss,
Thorsten Haupts
Danke für Deine Rezension. Bis vor einigen Jahren dachte ich, Juli Zeh sei im selben Lager wie ich …
Zeh gibt dies auch unumwunden zu: die Figuren sind eher Container für Ideen und philosophische Positionen, als dass sie Charaktere wären.
Das erinnert mich sehr an „Geschlossene Gesellschaft“ von Jean-Paul Sartre. Unlesbarer Mumpitz, wenn man vorher „Das Sein und das Nichts“ von ihm gelesen hat (das natürlich ebenfalls eine weitgehend belanglose Fantasie ist). Aber wenn Autoren versuchen, philosophisch-politische Inhalte mit der Dampfpresse in eine literarische Form zu gießen, geht das am Ende halt doch oft schief.
Immerhin hat Sartre es beim Theaterstück belassen, d.h. man hat durch Lektüre oder Theaterbesuch nur relativ wenig Lebenszeit verloren.
Witzig, wie manche Sachen doch so anders empfunden werden. Ich kann mit Sartre wenig anfangen, aber „Geschlossene Gesellschaft“ (das ich sogar auf Französisch lesen musste), fand ich durchaus interessant zu lesen.
Auf Französisch?! – Respekt!
Ich möchte eine Lanze für das Buch brechen. In meiner Erfahrung kommen Schüler_innen gut damit zurecht, dass heißt die klaren Namen und das absolute helfen bei der Interpretation. Danach muss man dann den Unterricht auf die Rezeption lenken und das Ganze etwas einfangen, aber wenigstens lesen und verstehen die Leute das ganz gut.
Das auf jeden Fall. Ich unterrichte es in den kommenden Wochen, dann werde ich da eigene Erfahrungen beisteuern können. Ich bin aber sicher, dass es schüler*innenfreundlich ist. Das galt für „Agnes“ auch, das fand ich auch furchtbar 😀
Erst „Tauben im Gras“, jetzt „Agnes“ und „Corpus Delicti“ – Es scheint, als ob Pflichtlektüren nicht nur Schülern den Spaß an Literatur verderben.
Haha, jedes Mal wenn Stefan das hier rezensiert, bin ich heilfroh da raus zu sein! Obwohl Stefan: Romane, die keine Pflichtlektüre für Schulen sind, können deutlich besser sein, da würde ich Zehs Werk vermutlich eher nicht als typischen Vertreter nehmen.
Wenn ich die Freiheit habe lese ich auch bessere Romane.
Nichts Neues, leider. Siehe: https://www.deliberationdaily.de/2019/06/die-gaehnende-langeweile-der-pflichtlektueren/
Oh Mann Agnes. Furchtbar. Da wird dann sogar in der Gegenwartsliteratur der alte Typ in der Midlife-Krise mit einer jungen Frau zusammengebracht.
Es wurde damals zusammen mit Homo Faber besprochen und verglichen; kein Zufall. Die beiden Werke sind sich sehr ähnlich. mich hat bei agnes vor allem das unglaublich konstruierte abgestoßen; das nervt mich auch an juli zeh. ich mag es nicht, wenn man die innereien der literarischen maschine beim lesen so deutlich sehen kann.