Vom Streben nach Wohlstand

Im 21. Jahrhundert leben auf der Welt immer noch 700 Millionen Menschen von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag, knapp 10% der Bevölkerung dieses Planeten. Auch wenn es vor 40 Jahren noch 44% oder 2 Milliarden waren, so sind Armut und das Streben nach einem besseren Leben Menschheitsthemen. Die Erlangung von Einkommen und Wohlstand sowie der Ausschluss davon entscheiden über Lebenschancen, die Qualität und Dauer unserer Existenz. Das gilt selbst an den reichsten Orten. Dort, in den westlichen Demokratien, dreht sich bis heute der politische Diskurs maßgeblich um die Fragen der Verteilung des Wohlstandes. Der Reichtum der Gesellschaften wird als gegeben vorausgesetzt und erst wer Grenzen überschreitet, sieht, dass das ein Irrtum ist. So wurde die Menschheit von der Antike ab im Mittelalter nicht reicher, sie existierte nur. So wie bis heute große Teile der globalen Familie. Verteilungsfragen bestimmen heute Wahlen und Mehrheiten. Doch wie kommt es zu Wohlstand und was ist dabei gerecht?

Lesedauer: 4 Minuten

Politische Fragen sind oft sehr einfach. Daran hat sich seit dem Alten Rom wenig geändert. Auf die Frage, was die meisten verdienen, antworten das Gros der politischen Zunft mit: zu wenig. Das entspricht dem Ergebnis von allgemeinen Umfragen wie solchen unternehmensinternen Mitarbeiterbefragungen. Zwischen 50 und 60 Prozent fühlen sich nicht angemessen bezahlt, da hat sich zwischen 1982 und 2022 wenig geändert. Der messbare Wohlstand der Gesellschaft wie des einzelnen sind gewachsen, aber das Gefühl, nicht angemessen zu partizipieren, bleibt.

Die Idee zu diesem Artikel kam mir, als Stefan Sasse die Frage ohne passende Antworten aufwarf, wie Menschen, die wenig haben, mehr bekommen könnten. Die allzu einfache Lösung, Geld drauf werfen, die Einkommen und Löhne in den unteren Bereichen um Faktor X anzuheben, löst den heftigen Widerspruch Wirtschaftsliberaler wie Konservativer aus und erscheint dann doch den Linken so trivial, dass Debatten damit begraben werden, man wolle das ja nicht ad extremum treiben. Aber eine echte Lösung habe man nicht.

Der Ursprung von Wohlstand

Nun, zumindest die Wirtschaftsforschung kreist seit Jahrhunderten um kaum etwas anderes. Der Wohlstand von Nationen wächst durch Kapitalakkumulation, immer hochwertigeres und leistungsfähiges Sachkapital (Ausdruck für Maschinen) ermöglicht immer bessere Produkte in immer größerer Zahl, das Finanzkapital finanziert die Sachinvestitionen. Diese Annahme bestimmt bis heute unser Denken wie die wirtschaftspolitische Berichterstattung. Und der Kern der Theorie wird ja durch die Wirklichkeit bestätigt. Die wirtschaftlich und auch sonst stärksten Nationen sind die mit dem größten Kapitalstock, ausgedrückt in Anlagengüter, Finanzanlagen und liquide Mittel. Städte mit Finanzdistrikten wie New York, Shanghai, London, Sao Paulo, Sydney, Frankfurt, San Francisco, Singapur und selbst Darwin (Australien) erheben sich in Lebensqualität und Reichtum über alle anderen Plätze dieser Welt.

Theorien wie die der komparativen Kostenvorteile (David Ricardo), wonach der Wohlstand im bilateralen Handel wächst, wenn beide Nationen sich auf ihre produktivischen Kernkompetenzen konzentrieren, ergänzen die Wachstumskonzepte. Die seit 1990 vorangetriebene Globalisierung folgt diesem Denken – und bestätigte ihre Richtigkeit. Nur, kein Vorteil ohne Nachteil. In den Ländern, die von der Globalisierung durch Einkommens- und Vermögenswachstum sowie Beschäftigung profitierten, nahmen die wirtschaftlichen Ungleichheiten rapide zu. Und damit wuchsen die gesellschaftlichen Konflikte selbst dort, wie die Menschen an einen tiefen Graben zwischen Reichen und Armen gewöhnt sind.

Denn neben den genannten Formen von Kapital ist mit dem Durchmarsch des Kapitalismus ein neuer Aspekt getreten. Intelligenz, Bildung und Wissen, kurz zusammengefasst unter dem Begriff „Humankapital“, haben heute das Sachkapital in seiner Bedeutung verdrängt. Wenn Sie das bezweifeln, schauen mal in die Abschlüsse von Unternehmen außerhalb des produzierenden Bereichs und der Bauwirtschaft. Die jährlichen Ausgaben für Personal übersteigen die Abschreibungen um ein Vielfaches. Die Investitionskosten für Anlagekapital sind oft zu einem Restposten verkommen.

Wissen, die Sprengkapsel der Gesellschaft

Nun unterscheiden sich Menschen in nichts so sehr wie ihren geistigen Fähigkeiten. An biologischen Geschlechtern gibt es nur zwei wissenschaftlich belegte auf dieser Welt, aber die Kombination von Intelligenz und Wissen ist für jeden Menschen nahezu einzigartig. Erstmalig in der Menschheitsgeschichte ist es möglich, ohne Besitz und ohne Führungsverantwortung astronomische Einkommen zu erzielen. Betriebe stehen heute nicht still, wenn der starke Arm des Gewerkschafters es will, sondern Fachexperten nicht verfügbar sind oder Piloten mit fünfstelligem Monatsgehalt den Schaltknüppel nicht bedienen. Eine einstmalige Supermacht wie Russland stürzt ins vorindustrielle Jahrhundert, weil hunderttausende IT-Experten das Riesenreich verlassen und geistiger Nachschub aus dem Ausland fehlt. Es gibt eben Dinge, die kann man nicht kaufen.

Wir erleben eine lehrreiche Dekade, soweit die Bereitschaft besteht zu lernen. So wie der Wohlstand über Jahrzehnte stetig gewachsen ist, so droht er nun zu schwinden. Für Unternehmen haben sich die Bedingungen mit Blick auf Deutschland dramatisch verschlechtert. Die Steuerlast ist traditionell hoch, die gesetzlichen Auflagen haben ein bedenkliches Maß erreicht. Arbeitskräfte werden seit 2010 immer knapper bei gleichzeitiger Verknappung der Arbeitszeit. Unternehmen treffen auf ein extrem innovationsfeindliches Land, das sich inzwischen so langsam von externen Schocks erholt wie ein 35jähriger Fußballprofi von einer Zerrung. Der DAX, das Fieberthermometer für Investoren, verlor binnen Jahresfrist 20% seines Wertes, der amerikanische Dow Jones dagegen nur 16%. Der Treiber jeder modernen Wirtschaft, Energie, ist aufgrund politischer Interventionen – man kann auch sagen eigener Borniertheit – so teuer wie nirgends sonst. Die Politik versucht die Bevölkerung seit 2020 mit Krediten zu betäuben, die bald die Billionengrenze sprengen.

Die Menschen bekommen die Begrenztheit der eigenen Wohlstandsgrenzen zu spüren. Und sie äußern ihr Bauchgefühl in Umfragen. Es ist richtig, dass die Exportnation mit seinen grenzüberschreitenden Verkäufen Wohlstand exportiert. Das gilt jedenfalls dann, wenn im Gegenzug die Kapitalerträge nicht zurückfließen. Und das tun sie nicht. Sie bleiben Nordamerika und Südostasien und mehren dort eben den Reichtum. Zudem leben wir in einer Phase, in der die Terms of Trade verschoben werden. Die rohstoffreichen Länder erheben teils Phantasiepreise, wenn Deutschland kurzfristig Energie nachfragt. Die hier beheimateten Konzerne überdenken ihre Investitionsentscheidungen grundsätzlich. Und die importierte digitale Technologie wird immer teurer. Wenn umgekehrt die Exportpreise nicht angehoben und in den Löhnen weitergegeben werden können, sinkt der Wohlstand.

Die Globalisierung hat Milliarden Menschen aus bitterster Armut geholfen. Und selbst in Europa lebt heute ein Grieche auf Kreta oder ein Sozialhilfeempfänger in Berlin besser als vor vierzig Jahren. Aber die Zahl der Superreichen ist auch um ein Vielfaches gewachsen. Die Zahl der Milliardäre hat sich im globalen Maßstab binnen zweier Dekaden mehr als verfünffacht von 538 im Jahr 2001 auf heute 2755. Milliardäre, das bedeutet für fast jeden einen unfassbaren Reichtum. Zum Vergleich: das weltweite BIP konnte in der Zeit nur um den Faktor Vier zulegen. Die Relationen verschieben sich. Menschen ertragen ungleiche Bezahlungen, wenn die relativen Einkommen gleich bleiben, auch wenn der absolute Abstand wächst. Verändern sich aber die Beziehungen, ist das oft nicht verständlich. Unzufriedenheit bis hin zu Neid und Wut wachsen.

Wenn Ungleichheit zu viel wird

Sehr wahrscheinlich ist ein hohes Maß an Ungleichheit notwendig, um als Ganzes wohlhabend zu werden. Vieles spricht dafür. Und selbst Ricardo ging davon aus, dass das reiche Großbritannien nicht von dem ärmeren Portugal überholt werden könne. Doch es gibt sowohl eine natürliche als auch eine soziale Grenze für solches, auf Ungleichheit basierendes Wachstum. Mathematisch ist die Grenze erreicht, wenn eine kleine Gruppe 99% des gesamten Einkommens erwirtschaftet. Doch so lange wird keine Gesellschaft zusammenhalten. Und hier spricht manches inzwischen dafür, dass die Grenzen der wirtschaftlichen Ungleichheit erreicht sind.

Denn, wie eingangs erwähnt, es geht vor allem um Lebenschancen und das ist für die meisten eine ernste Sache. Wer erträgt es schon dauerhaft, von der Hand in den Mund zu leben und am Ende des Geldes noch viel Monat übrig zu haben? In den USA vollzog sich die Storyline des Science-Fiction-Films „In Time“ vor aller Augen. Wer ihn noch nie gesehen hat, unbedingt anschauen. 2020 predigte US-Präsident Donald Trump seinen Landsleuten, das von ihm so genannte China-Virus sei keine Gefahr. Viele Amerikaner glaubten das hirngewaschene Geschwätz des Immobilien-Tycoons und starben überproportional häufig. Neben der Desinformationskampagne des Milliardärs, der sich rühmt, das Gemeinwesen auszutricksen, war das auf ungleiche Behandlung basierende Gesundheitssystem der USA mit ursächlich für die hohe Sterberate. Und das Sterben betraf vor allem arme Menschen.

Der zeitweise berühmteste Corona-Leugner erkrankte Ende 2020 selbst an Covid. Ein alter, dramatisch übergewichtiger Mann mit ungesundem Lebenswandel – das war der klassische Typus des lebensbedrohlich Erkrankten. Doch zur Überraschung der Weltöffentlichkeit erholte sich Trump fast in Rekordgeschwindigkeit von der Infektion und konnte bald seinen Amtsgeschäften nachgehen. Die schnelle Genesung verdankte der Präsident einer ultramodernen und damit teuren Behandlungsmethode. Sie war den meisten Amerikanern nicht vergönnt, eben weil sie sie sich nicht leisten konnten.

Wie gesagt, Ungleichheit ist eine ernste Sache, weil es die eigenen Chancen auf Gottes Erdboden betrifft. Wohlstand und damit Lebenschancen werden durch Wissen und Innovationsfähigkeit verbessert. Wie erfindungsreich ist ein Land? Dieser Faktor ist einer der Gründe, warum die wirtschaftsnahen Vertreter so voller Sorge auf die Verdummung der Gesellschaft blicken. Während ein Teil sich damit beschäftigt, die Sprache unaussprechlich umzuetikettieren, sie regellos zu machen, versteht ein wachsender Teil der wenigen Kinder ohnehin nur noch Bahnhof. Knapp die Hälfte (!) der Grundschüler erreicht nicht einmal mehr Mindeststandards, binnen nur 10 Jahren sind die Kompetenzen in Lesen, Zuhören, Rechtschreibung und Mathematik um ein Viertel bis ein Drittel gesunken. Jedem, der in diesem Land in irgendeiner Funktion Verantwortung trägt, muss angesichts solcher Werte angst und bange um die Zukunft werden.

Die Basis des Wohlstandes errodiert

Die Bestandsaufnahme ist beängstigend: Deutschland hat seit der Jahrtausendwende den Grundstock seines Wohlstandes auf allen Ebenen massiv beschädigt. Mehr und mehr Forscher fürchten: irreparabel. Denn auch Hochbegabtenförderung wie die Förderung von Risikokapital finden nicht statt. Lieber diskutiert die Politik über noch höhere Steuern für der schrumpfende Teil jener, die überhaupt noch nennenswert Steuern zahlen und Beschränkungen für jene, die mit neuen Technologien und High Tech experimentieren wollen.

Das Ziel ist klar und es ist grundsätzlich legitim. Der Staat will Wohlstand umverteilen, die Erträge der Prosperität sollen nicht nur einigen wenigen zufallen. Allein, alles hat Grenzen, auch die Umverteilung. Kaum ein anderes Land der OECD verteilt so stark die am Markt erzielten Einkommen um. Deutschland reduziert den Gini der primären Einkommensverteilung um fast die Hälfte von ursprünglich 0,51 auf 0,29. Selbst unser auf Gleichheit bedachter Nachbar Frankreich greift nicht so gravierend in das Mein der Bürger ein.

Der zweite Teil beschäftigt sich mit der Suche nach dem gerechten Lohn.

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  • Lemmy Caution 15. November 2022, 06:38

    Das verfügbare Einkommen nach Umverteilung ist in Deutschland nur um 0,02 Gini Punkte niedriger als in Frankreich (D: 0,51 -> 0,29, F: 0,51 -> 0,31). Der Unterschied ist statistisch einfach nicht so relevant. Interessant wären die entsprechenden Daten für skandinavische Länder. Wenn geringere Umverteilung wirklich die Zukunftschancen einer Gesellschaft verbessern würde, hätten die Türkei (0,47 -> 0,41) oder Mexiko (0,51 -> 0,48) eine dolle Zukunft. Hier übrigens eine Weltkarte mit den Einkommens-Ginis: https://de.wikipedia.org/wiki/Einkommensverteilung_in_Deutschland#/media/Datei:World_Bank_Gini_Map.svg .
    In der chilenischen Debatte der letzten Jahre haben die aus dieser Statistik genau umgekehrt einen Schuh gemacht -> die hohe Umverteilung durch Steuern und Sozialabgaben Deutschlands galt als Ausweis des höheren Entwicklungsniveaus. Wurde ziemlich oft von den Progressiven in die Debatte geworfen.
    Das Delta in der Senkung der Aktienindices zwischen Dow Jones und Dax hätte ich höher erwartet. Rechnet man den Wertverlust des Euros gegenüber den Dollar ein, erhöht sich der Abstand um 20%.
    Ich hätte übrigens einen noch deutlicheren Abstand zwischen deutschen und US-amerikanischen Index erwartet. Vor ein paar Wochen war es vermutlich mehr. Vielleicht steht das im Zusammenhang mit den aktuellen Massenentlassungen im US Tech Sektor. -20% zu -16% ist wirklich nicht dramatisch, da die viel autarkeren US-Wirtschaft mit einer nicht geringen Förderung von Energieträgern und mächtigen Landwirtschaft viel weniger von Rußlands hoffentlich mittelfristigen Abschied als Kulturnation betroffen ist als Deutschland.
    Für den Fall eines ernsthaften Konflikts mit China wird sich der Abstand verbreitern, weil viele unserer Dax Unternehmen umsatzmässig dermassen chinesisch sind (40% Umsatz in China für VW und Mercedes).

  • Tim 15. November 2022, 10:43

    Weitgehende Zustimmung. Nur eine kleine Ergänzung:

    „Die Bestandsaufnahme ist beängstigend: Deutschland hat seit der Jahrtausendwende den Grundstock seines Wohlstandes auf allen Ebenen massiv beschädigt.“

    Das begann schon mindestens 10 Jahre früher. Spätestens seit den 90ern wird der geringe Stellenwert des Dreiklangs Forschung-Bildung- Infrastruktur beklagt. Und das betrifft nicht nur zu geringe Investionen, sondern auch bürokratische Hemmnisse.

    Deutschland hatte in den letzten 20 Jahren einfach das wahnsinnige Glück, China zu haben (und davor Osteuropa). Das dürfte nun vorbei sein. Man kann nur hoffen, dass Wahlvolk und Politik das schnell kapieren.

  • Kning4711 15. November 2022, 11:59

    Danke für den pointierten Artikel – einige Spitzen in Richtung vom Autoren nicht geteilter Positionen, mindern zwar etwas die Fokussierung, aber sind auch wiederum erwartbar und machen den Artikel unverkennbar 🙂

    Das Kernproblem ist ja nicht neu – eine Gesellschaft, deren Lebengrundlage Wissen ist, begreift sich nach wie vor als Industriegesellschaft und unterlässt die notwendigen Investitionen in ein gutes Bildungssystem, dass ein lebenslanges Lernen ermöglicht und vernachlässigt systematisch gute Bedingungen zu schaffen den Dienstleistungssektors zu erhalten und auszubauen.

    Die Hoffnung der Politik ist, dass das System vergleichsweiser guter Löhne im Industriesektor bei gleichzeitig relativ geringer notwendiger Bildung beibehalten werden kann. Jedoch droht uns hier ein Strukturwandel der sich gewaschen haben wird und das Land ist alles andere als darauf vorbereitet.

    Hinzu kommt, dass das Wohlstandsversprechen zunehmend Risse bekommt und das liegt gar nicht mal so sehr an den Löhnen. Verfehlte Wohnungsbau-Politik sorgt dafür das bezahlbares Eigentum (Basis für die Existenz) immer schwerer verfügbar ist. Verfehlte Gesundheitspolitik führt zu einer Erosion der Gesundheitsversorgung. Fehlende Pflegepolitik zu einer Kernschmelze bei der Altenversorgung. Hinzu kommt der zunehmende Verfall der Infrastruktur (Brücken, Straßen, Radwege, Internet, Bahnstrecken). Ab 2030 wird es richtig unschön – glücklich ist wer dann noch erbt, um nicht völlig unter die Räder zu geraten…

  • Hanni Hartmann 15. November 2022, 19:20

    Tja; das Leben ist eben nicht nur ein „Honig Kuchen“. Das Leben ist auch oft unfair und ungerecht. Welcome to the Real Life. Hartz4/Buerger Geld Empfänger in Deutschland sind Könige im Vergleich zu etwa 4-5 Milliarden Buergern auf diesem Planet…Die von Laffo seiner Zeit verunglimpften „Sekundär Tugenden “ sind neben und mit BILDUNG der Weg aus der Misere

  • Detlef Schulze 17. November 2022, 09:05

    Ein paar Anmerkungen.

    Dass die deutschen Schüler immer dümmer werden glaube ich nicht so recht.

    Knapp die Hälfte (!) der Grundschüler erreicht nicht einmal mehr Mindeststandards

    In Ihrem Link ist aber von „fast einem Drittel“ (30%) die Rede. Und die Gründe werden genannt; hauptsächlich Corona (Lockdowns) und dann der zunehmende Anteil von Migranten aus dem Ausland. Ist ja logisch, dass Grundschulkinder nicht so gut deutsch lesen und schreiben können, wenn zu hause nicht deutsch gesprochen wird. Das ist aber kein Problem; bis zum Gymnasium/Regelschule gleicht sich das aus. Dafür können diese Kinder dann irgendeine Fremdsprache schon in der Grundschule. Das ist ja in einer globalisierten Welt auch von Vorteil.

    Nochwas. Mich machen Formulierungen immer stutzig, wie
    Im 21. Jahrhundert leben auf der Welt immer noch 700 Millionen Menschen von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag, knapp 10% der Bevölkerung dieses Planeten. Auch wenn es vor 40 Jahren noch 44% oder 2 Milliarden …
    oder
    Die Zahl der Milliardäre hat sich im globalen Maßstab binnen zweier Dekaden mehr als verfünffacht von 538 im Jahr 2001 auf heute 2755 …

    Sind diese Angaben inflationsbereinigt? Wahrscheinlich konnte man von 1,90 USD vor 40 Jahren besser leben als von 3USD heute. Mit Sicherheit kann man mit 2USD in Indien mehr anfangen, als in der Schweiz. Armut ist ja immer relativ. Arm ist, wer Probleme hat sich die notwendigen Dinge zu leisten, also ein beheiztes Dach über dem Kopf und genug zu Essen. Arm ist aber auch, wer am öffentlichen Leben nicht teilnehmen kann, so wie die anderen Menschen in der Gesellschaft, oder wer sich Bildung für die eigenen Kinder nicht leisten kann oder Sicherheit vor Kriminalität.

    Umverteilung hört sich immer so an, als ob man den Reichen Geld nimmt und den Armen gibt. Aber meistens ist es ja so, dass man den Reichen Geld nimmt, so dass der Staat (die Gesellschaft als Ganzes) bestimmte Aufgaben übernimmt um Ungleichheit und Armut gar nicht erst entstehen zu lassen. Damit wird dann die Ausbildung für alle bezahlt oder der Schutz vor Kriminellen, oder der Zugang zu Einrichtungen zur Freizeitgestaltung (Kultur, Sport, …)

    • Stefan Sasse 17. November 2022, 11:09

      Die Schüler*innen werden seit Jahrzehnten immer schlechter. Das ist einfach nur Kulturpessimismus.

      • Hanni Hartmann 17. November 2022, 12:18

        Von wegen „Kultur Pessimismus“: Abiturienten [] wurden gefragt was 20% von 200 ist. Die meisten konnten nicht die richtige Antwort geben. Voila…

      • Hanni Hartmann 17. November 2022, 18:55

        Einer meiner damaligen Klassen Kameraden wurde in seiner „Lehrer“ Karriere sogar Schulrat in Wiesbaden . Er hatte da ueber ein Dutzend Schulen und Gymnasien in seiner Jurisdiktion/Obhut. Er sagte mir seinerzeit: „Wenn er es denn koennte wuerde er die die Hälfte der Studienräte feuern.“ Hier schon liegt die Wurzel der derzeitigen Misere unserer Schueler. Das sind eigentlich die langsam wirkenden Auswüchse und Fehler der 68er Genration

        • Stefan Sasse 18. November 2022, 11:50

          Ach so ein Unfug.

          • Hanni Hartmann 18. November 2022, 12:45

            [] Ich habe lediglich eine Tatsache aus dem realen Schulleben beigestellt.

            • Stefan Sasse 19. November 2022, 09:02

              Sofern man „Tatsache“ und „real“ durch „Vorurteil“ und „Fantasieversion“ ersetzt hast du sogar Recht.

    • Stefan Pietsch 17. November 2022, 11:14

      Ich hatte zitiert:
      Weniger als die Hälfte der Viertklässler (44 Prozent) erreichte hier den „Regelstandard“

      Die Verschlechterung beträgt ein Drittel.

      Und die Gründe werden genannt; hauptsächlich Corona (Lockdowns) und dann der zunehmende Anteil von Migranten aus dem Ausland.

      Natürlich gibt es fast immer Gründe. Auch für den Klimawandel gibt es Gründe. Nur gebt es um den Fakt

      a) Deutsche Schüler saßen von allen OECD-Ländern am längsten im Lockdown, in Summe rund ein halbes Jahr. Dazu muss man wissen: Der Unterrichtsausfall von 3 Monaten wirkt auf Schüler wie ein ganzes Jahr. Dieser pandemiebedingte Rückstand wird kaum noch zu kompensieren sein, schon gar nicht bei der Langsamkeit des deutschen Bildungssystems.

      b) Berlin und Bremen erklären seit 20 Jahren ihre schlechten Bildungsergebnisse mit dem hohen Anteil an Migranten. Man könnte das auch zynisch übersetzen: Migranten sind Dumpfbacken, denn genau das sagt die Politik. Konsequenzen hat das alles erkennbar nicht. Kleinkinder erlernen eine Sprache sehr schnell, nach den ersten drei Jahren sitzt das Wesentliche.

      Nach sechs Jahren sind die Rückstände zu Altersgenossen meist nicht mehr aufholbar. Das heißt, wir lassen eine Generation nach der anderen den Bach runtergehen und rechtfertigen dann die immer schlechteren Bildungsergebnisse mit: geht ja nicht anders.

      Diese Kinder, die heute in den Kernkompetenzen so schlecht abschneiden, werden in 10-14 Jahren in Unternehmen gehen. Und das ist das Trauerspiel.

      Sind diese Angaben inflationsbereinigt?

      Es sind absolute Zahlen. Die Zahl des globalen BIP wächst ja auch absolut. Und es die absolute Armut nach UN-Definition. Vor 40 Jahren lag die absolute Armutsgrenze bei 1 US-Dollar am Tag, heute sind es halt 1,90 US-Dollar.

      Aber meistens ist es ja so, dass man den Reichen Geld nimmt, so dass der Staat (die Gesellschaft als Ganzes) bestimmte Aufgaben übernimmt um Ungleichheit und Armut gar nicht erst entstehen zu lassen.

      Das funktioniert nach allgemeiner Wahrnehmung und den Benchmarks schlecht und immer schlechter. Und obwohl Deutschland so stark umverteilt wie kaum ein anderes Land, obwohl es über relative Gleichheit bei den Einkommen verfügt, finden die Leute, das es sehr ungerecht zugeht. Die staatlichen Ziele werden absolut verfehlt.

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